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Black, gay Rocky

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DAS 97. DOT.

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Fotograf Elegance Bratton legt mit The Inspection sives Spielfilmregiedebüt vor. Er hat mit seinem „Black, gay Rocky“, wie er ihn selber nennt, einen sehr persönli chen Film gestaltet (wie auch schon mit seinem Doku

Die liebste Routine von Border Terrier Reggie ist das Spiel mit seinem Herrchen Doug (Will Forte, Nebraska), das er „Fang und Fuck“ nennt: Sein Herrchen fährt mit ihm irgendwohin, wirft den Ball, und Reggie muss versuchen, den Weg nach Hause zu finden. Wenn er mit dem Tennisball im Maul vor seinem Herrchen erscheint, murmelt dieses: „Fuck!“ – „Dann weiß ich, ich hab gewonnen!“, freut sich Reggie. Es wird etwas dauern, bis Reggie realisiert, dass sein liebes Herrchen ihn nur loswerden will. Es braucht zu dieser Einsicht die Weisheit von Streunern wie dem Boston Terrier Bug, auf die Reggie trifft, als er mal wieder ausgesetzt wird und erstmals nicht nach Hause findet und traurig durch die Straßen trottet. Bug und seine Freunde werden Reggie fortan zur Seite stehen. Vor allem bei Racheplänen.

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Die nicht ganz jugendfreie Komödie, die sich über den stimmgewaltigen Einsatz von Will Ferrell, Jamie Foxx, Isla Fisher und Josh Gad freuen kann, ist eine bissige Parodie auf all die Hundefilme, die ihre Zuschauer zu Tränen rühren. Auch hier wäre der Hund eigentlich der beste Freund des Menschen – wenn der Mensch nur nicht ein so großer Widerling wäre … www.doggystyle-film.de von obdachlosen queeren und Transgender-Teenagern in New York erzählte, der von seinen Erfahrungen inspiriert ist). Erzählt wird von einem jungen Mann, Ellis French (dargestellt von Jeremy Pope, der dafür u.a. für den Golden Globe nominiert wurde), der lange auf der Straße gelebt hat und jetzt den Marines beitreten möchte. Dafür braucht er aber seine Geburtsurkunde und trifft so auf seine Mutter, bei der das Dokument zu finden ist. Keine leichte Begegnung: Er hat die streng religiöse Frau lange nicht gesehen – sie ging auf Distanz, erst recht, als er sich ihr gegenüber als schwul outete. The Inspection erzählt dann von den Erfahrungen im Ausbildungscamp, die hart sind, aber auch ein Zugehörigkeitsgefühl in ihm wecken. Auch Brattons Leben verlief in etwa so. Beim U.S. Marine Corps lernte er, wie man Filme macht, später studierte er an der Columbia University und an der NYU … #theinspection

Elementare Fragen

Das Lüftchen, das uns begleitet, ist manchmal lau, manchmal rau. Ähnlich verhält es sich mit Wasser: Mal tritt es als Tsunami auf, dann präsentiert es sich als spiegelglatte Oberfläche – die Stimmungen des kühlen Nass können so unterschiedlich – und so unterschiedlich gefährlich – sein. Die Elemente wirken aufeinander ein und beeinflussen sich in ihrer … Tagesverfassung. Peter Sohn (Arlo & Spot, Teilweise wolkig) hat dies sehr wörtlich umgesetzt:

Bei ihm haben auch die Elemente Gefühle; sie leben als Personen in einer Stadt miteinander. Feuer-, Wasser-, Erd- und Luftbewohner bilden Element City. Sohn stellt Ember ins Zentrum des Geschehens, eine toughe, schnelle, feurige junge Frau, die auf Wade trifft – einen witzig-lockeren Typen, der zwar aus Wasser besteht, aber sehr viel Substanz hat. Die Begegnung der beiden bewirkt, dass Ember alles hinterfragen muss, was sie über die Welt, in der sie leben, dachte – und was für eine Person sie sein will.

SPANNENDES MITEINANDER

Sohn und sein Team durften Element City erdenken – einen Ort mit Bewohnern, deren Gemüt wolkig sein kann – die förmlich durch den Alltag schweben. Sind Erdbewohner gut gelaunt, sprießen schon mal Blumen auf ihren Köpfen. Oder auch nur, wenn sie neben einem niesenden Wasserbewohner in der U-Bahn

KIDS

& sitzen und eine Fontäne den Haar-, äh, Graswachstum auf ihrem Kopf begünstigt. Wasser muss aufpassen – es wird schnell mal in was reingezogen, zum Beispiel in Schwämme. Feuer kann nicht nur wütend lodern, sondern auch gelassen züngelnd brennen.

Das Zusammenspiel ist hinreißend gestaltet – manchmal auch schmerzhaft: Als Wasserbewohner Wade Embers Kopfhörer vom Boden der U-Bahn aufheben und ihr zurückgeben möchte, landet ein Wassertropfen auf dem feurigen Mädchen. Es zuckt vor Schmerz zurück. Das ist aber nicht die letzte ihrer Begegnungen … Denn: Gegensätze ziehen sich auch in Sohns Welt an, obwohl als große Regel in der Koexistenz in Element City gilt: Elemente vermischen sich nicht.

Inspiration Kindheit

Die ausufernd fantasievolle Liebesgeschichte ist von Sohns Kindheit in New York inspiriert: „Meine

Eltern sind Anfang der 1970erJahre aus Korea ausgewandert und haben in der Bronx einen belebten Lebensmittelladen aufgebaut“, so der Regisseur. „Wir waren eine von vielen Familien, die sich mit Hoffnungen und Träumen in ein neues Land wagten – wir alle vermischten uns zu einer großen Salatschüssel aus Kulturen, Sprachen und wunderschönen kleinen Vierteln. Das ist es, was mich zu Elemental geführt hat.“

Sohn ist mit einer Amerikanerin mit italienischen Wurzeln verheiratet. „Zu Beginn verheimlichte ich unsere Beziehung vor meinen Eltern, weil diese von mir erwarteten, dass ich eine Koreanerin heirate. Die letzten Worte meiner sterbenden Großmutter waren tatsächlich: ‚Marry Korean!‘“

Noch ein weiterer Aspekt von Elemental wurde durch Sohns Familie befeuert: „Es geht darum, die eigenen Eltern als Menschen zu verstehen. Von diesem Verständnis kommt auch die Würdigung dessen, was sie für ihre Kinder geopfert haben.“

GLÜCKLICH VERDAMPFEN

„Mein Vater würde dich lebendig verdampfen!“, gibt Ember zu bedenken, als Wade ihr Avancen macht. Der aber schreckt vor so was nicht zurück (und wird sogar sein kochend heißes Essen verdrücken), sondern fragt: „Warum darf dir jemand vorschreiben, was du mit deinem Leben anfängst?“ Sie lernen sich kennen und stürzen sich gemeinsam in die Abenteuer, die Element City bereithält. – Und all den Spaß. Das ist neu für Ember, die bisher nur Verachtung für die City übrig hatte; Wade wird ihr helfen, sich in all die Aspekte, die die Stadt zu bieten hat, zu verlieben.

Sohn ist eine Komödie mit sehr viel Herz geglückt – und voller liebenswürdiger Hingucker. Es geht um Feuer und Wasser, um Eltern und Kinder, um uns und unsere Nachbarn. Elemental ist ein Coming-of-Age-Abenteuer mit Witz und Culture-ClashAnleihen: ein Film fürs Auge und fürs Herz.

#elemental

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