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IM BLICKPUNKT Domaines Vinsmoselle

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Rulänner Grevenmacher Fels

Jubiläumscuvée

100. Geburtstag der Genossenschaftskellerei Grevenmacher

Anlässlich des Jubiläums blickt Paul Funck, Präsident der Caves coopératives de Grevenmacher, auf die spannende Historie des Luxemburger Weinbaus zurück. Auch wenn covidbedingt die große Feier auf nächstes Jahr verschoben werden musste, kann schon jetzt mit einer besonderen Geburtstags-Cuvée angestoßen werden.

Herr Funck, der 4. September 1921 kann als Geburtsstunde der Weinbaugenossenschaft Grevenmacher bezeichnet werden. Wie kam es damals eigentlich zu deren Gründung?

Bis zum 1. Weltkrieg war Luxemburg in der Zollunion mit Deutschland. Für die Winzer bedeutete das steuerliche Vorteile auf den Verkauf von Wein ins Ausland. Nach dem 1. Weltkrieg war der Export in dieser Form nicht mehr möglich, der Luxemburger Weinbau geriet in eine Krise. Daraufhin haben sich 25 Winzer aus Grevenmacher, unter der Leitung von Paul Faber, zusammengeschlossen und eine Winzergenossenschaft gegründet. So konnten die Weinberge gemeinsam ausgebaut und Synergien geschaffen werden. Die ersten Weine der Genossenschaft wurden an verschiedenen Plätzen in Grevenmacher gelagert. Das heutige Kellereigebäude „auf Kopgewan“ ist erst 1928 gebaut worden.

Wie sind schließlich die Domaines Vinsmoselle entstanden?

Bis in die 60er Jahre haben sich 6 Genossenschaftskellereien an der Mosel gebildet, die sich dann aber z.B. auf dem belgischen Markt etwas „in die Quere“ gekommen sind. Dadurch kam ab 1964 die Idee auf, eine Gesamtgenossenschaft an der Mosel zu gründen. Auf einer Versammlung der Bauerenzentral fiel in einer Abstimmung eine knappe Entscheidung für die Gründung der Domaines Vinsmoselle. So ist die Kellerei Grevenmacher dann, zusammen mit zunächst 4 anderen Kellereien, Mitglied der Domaines Vinsmoselle geworden.

Welche Besonderheiten hat die Genossenschaftskellerei Grevenmacher?

Bezogen auf die Fläche sind wir die größte Kellerei der Domaines Vinsmoselle, wir bewirtschaften über 220 ha und haben ein relativ großes Einzugsgebiet. Durch den Zusammenschluss der einzelnen Winzer konnten wir eine gemeinsame Verkaufsstruktur schaffen, das Gebäude vergrößern und Innovationen fördern. Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre hatten wir hier in Grevenmacher zum Beispiel die modernste Kelteranlage Europas! Es kamen sogar ausländische Winzer zu uns nach Grevenmacher, um sich unsere Anlage anzuschauen. Seit den 90er Jahren ist mittlerweile die Kellerei Wellenstein die zentrale Abfüllanlage der Domaines Vinsmoselle.

Wir sind stolz auf unsere Kellermeisterin

Zur Person

Paul Funck ist seit 2019 Präsident der Genossenschaftskellerei Grevenmacher, in deren Comité er bereits seit 2001 Mitglied ist. Zuvor war der gelernte Weinbauingenieur circa 25 Jahre bei den Jongwënzer aktiv, davon 17 Jahre als deren Präsident. Der hauptberufliche Winzer, der den elterlichen Weinbaubetrieb übernommen hat, erfüllt die Rolle des ehrenamtlichen Präsidenten mit Leidenschaft und Engagement.

Wie sieht Ihr Team vor Ort in der Kellerei heute aus?

Hier in Grevenmacher sind wir gut aufgestellt, bei uns arbeiten deutsche Kellermeister und unsere französische Kellermeisterin Charlène Muller, so dass wir hier verschiedene Kenntnisse und Einflüsse zusammenbringen, was sehr gut funktioniert. Wir sind die erste Kellerei Luxemburgs mit einer weiblichen Kellermeisterin und sind stolz auf sie! Charlène stammt aus einer Winzerfamilie aus der Champagne und ist in den letzten Jahren dreimal in Folge mit dem Coup de cœur du Guide Hachette des Vins ausgezeichnet worden! Vorher hatten wir übrigens als eine der wenigen Kellereien weltweit einen Kellermeister aus den Niederlanden. Wir waren in dieser Hinsicht also immer schon Pionier (lacht).

Sie selbst stammen ebenfalls aus einer Winzerfamilie und haben den Beruf von der Pike auf gelernt.

Richtig, ich bin studierter Weinbauingenieur (Önologe). Eigentlich hatte ich damals vor, nach der Schule direkt als Winzer zu arbeiten, aber mein Vater hat mir erklärt, dass auch das nötige Hintergrundwissen dazugehört. Heute sehe ich selbst, wie wichtig ist, dass beides zusammenkommt: dass man die Arbeit im Weinberg erlernt hat und über das entsprechende Wissen verfügt, z.B. was die Gesetzgebungen betrifft. Mein Vater war damals übrigens Präsident der Genossenschaftskellerei, als die 75-Jahr-Feier im Jahr 1996 begangen wurde. Das ist schön, dass wir beide ein Jubiläum als Präsident miterleben dürfen.

So wie damals zur 75-Jahr-Feier gibt es auch zum 100. Geburtstag einen JubiläumsWein. Was erwartet uns bei dieser Geburtstags-Cuvée?

Wir haben die Geburstags-Cuvée „Rulänner ‚Edition spéciale 100 ans Caves Coopératives des Vignerons Grevenmacher“ getauft. Die alte luxemburgische Bezeichnung „Rulänner“ für Pinot Gris haben wir ganz bewusst gewählt, um den historischen Aspekt zu betonen. Das zeigt sich auch am Etikett, das wir auf Basis eines damaligen Etiketts gestaltet haben. Die neue Cuvée hat eine wunderschöne Flasche, aber sie ist natürlich auch von innen wunderschön: Ein Pinot Gris Grand Permier Cru Grevenmacher Fels. Dieser Pinot Gris ist typisch für unsere Region, hat eine prägnante gelbe Farbe, rauchige Aromen sowie einen Hauch von Mineralität.

1921

25 Winzer gründen am 4. September die erste Winzergenossenschaft Grevenmacher, 1. Präsident ist Paul Faber (bis zu seinem Tod 1954) 1929

Gründung der Kellereigenossenschaften Greiveldange

1949

Umbenennung der Kellerei Grevenmacher in „Caves coopératives des Vignerons de Grevenmacher“ und Gründung der Kellereigenossenschaft Remerschen 1991

Mit dem Crémant Poll-Fabaire beginnt die Erfolgsgeschichte des Luxemburger Crémant der Domaines Vinsmoselle

Chronologie 1927 1930 1966

Geburtsstunde der heutigen Domaines Vinsmoselle als Zusammenschluss der 5 Kellereigenossenschaften (bis 1988 zunächst noch ohne Wormeldange), 1. Präsident wird Will Streng (1966-1990)

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