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INNERE STÄRKE Ein Besuch im PGA Catalunya
Autor_Gisbert L. Brunner
Seit 44 Jahren gibt es die «Arceau» von La Montre Hermès. Während dieser Zeitspanne hat sich diese Uhr zu einem echten Klassiker entwickelt.
WER
Wer eine Uhr am Handgelenk trägt, möchte natürlich wissen, was es gerade geschlagen hat. Genau zu diesem Zweck ist sie schliesslich erschaffen. Aber je luxuriöser die zeitbewahrenden und -anzeigenden Objekte ausfallen, desto wichtiger ist auch der schmückende Charakter. Darüber hinaus achten Menschen, welche das Besondere zum Mass ihrer hohen Ansprüche machen, auf den Wiedererkennungswert. Insider sprechen gerne vom sogenannten Zehn-Meter-Effekt. Wenn man eine Armbanduhr aus dieser Entfernung identifizieren und der damit verknüpften Marke eindeutig zuordnen kann, haben die Produktgestalter hervorragende Arbeit geleistet. Genau das trifft zu auf die «Arceau» von La Montre Hermès. Ihre Geschichte reicht zurück bis 1978. In diesem Jahr gründete das renommierte französische Luxusunternehmen in der Schweizer Stadt Biel seine eigene Uhrenmarke. Gleichzeitig ging auch die von Henry d’Origny gestaltete Armbanduhr an den Start. Von Anbeginn stand die 44 Jahre junge «Arceau» im Zeichen hohen Wiedererkennungswerts. An einen Steigbügel und damit auch an den ersten Grosskunden des 1837 von Thierry Hermès gegründeten Unternehmens erinnert der markante obere Bandanstoss des ansonsten klassisch runden Gehäuses. Als der gelernte Sattler in Paris seine erste Werkstatt für Pferde-Zaumzeug einrichtete, dachte er keine Sekunde an Uhren. Und daran änderte sich auch nichts bis 1912. Da nutzte die einschlägig erfahrene Leder-Manufaktur ihre Kompetenz für ein Armband mit Kapsel, in der zum Beispiel Reiterinnen ihre kleine Taschenuhr sicher verstauen konnten. Ab etwa 1927 waren bei Hermès auch Armbanduhren im üblichen Sinn erhältlich. Zugeliefert jedoch von renommierten Schweizer Fabrikanten. Um sich allmählich vom Ruf einer reinen Zifferblattmarke zu befreien, kreierte Hermès in den 1930er Jahren eigenständige Zeitmesser für Handgelenk, Tasche oder Gürtel. Beredtes Beispiel ist die «Montre ceintures» für den Golfsport. Ein immens wichtiger Schritt in die chronometrische Zukunft erfolgte 1978. Der bemerkenswerte Erfolg von La Montre Hermès und unter anderem ihrer «Arceau» verlangte beinahe zwingend nach einer grösseren, architektonisch anspruchsvollen Fabrikationsstätte. 1999 ging deren Einweihung in Brügg nahe Biel über die Bühne. Mit Blick auf die zunehmende Bedeutung exklusiver Mechanik erwarb La Montre Hermès im Jahr 2006 einen 25-prozentigen Anteil an der renommierten Werkemanufaktur Vaucher.
«ARCEAU» IM HIMMEL
Von Vaucher stammt selbstverständlich auch das 38,3 Millimeter hohe Automatikkaliber H1837 mit Kugellager-Zentralrotor, rund 50Stunden Gangautonomie und vier Hertz Unruhfrequenz, welches die brandneue «Arceau Les folies du ciel» beseelt. Ihr augenfälliges Zifferblatt vereint Malerei, Gravierkunst und Animation auf einer optisch ungemein beeindruckenden Fläche, vor der zwei Zeiger für Stunden und Minuten drehen. Als Inspiration diente das 1984 von Loïc Dubigeon zu Ehren der Luftschifffahrt kreierte Motiv «Les folies du ciel». Es erfasst die ersten Momente zwischen Himmel und Erde, zwischen Traum und Realität, als sich Menschen fliegend in die Lüfte begaben. Das kunstvoll Abgebildete führt menschlichen Forschungsdrang auf diesem Gebiet bis zum frühen 20.Jahrhundert vor Augen. Dann aber setzten sich sukzessive die Flugzeuge als leistungsfähigere Transportmittel durch. Auf dem PerlmuttZifferblatt, dessen Struktur durch die aus zwei Kaminen aufsteigenden Rauchschwaden hindurchscheint, entdecken aufmerksame Betrachter Heissluftballons aus Neoralith. Beim Brennen der farbigen Hülle im Ofen entsteht ein Relief. Selbiges erweckt den Eindruck, das Duo würde sich mit warmer Luft füllen, um dann in den
Himmel zu steigen. Alle Oberflächen lässt La Montre Hermès ausnahmslos von Hand polieren. Manuell bemalt ist der aus Weissgold gefertigte Korb in Gestalt eines Vogels. Des Weiteren schwebt bei «12» ein beweglicher, wiederum handbemalter und applizierter Ballon. Ähnlich einer Geheimsignatur können nur jene 24 Reisenden die Reliefprägung «Hermès Paris» entdecken, welche irgendwann ein Exemplar der limitierten Weissgold-Edition besitzen werden.
MIT «ARCEAU» RUND UM DIE WELT
Nicht limitiert empfiehlt sich die Hermès «Arceau Le temps voyageur» modernen Kosmopoliten beiderlei Geschlechts. Vielfliegern und Weltreisenden möchte diese Armbanduhr den Umgang mit der sich nach jeweils circa 15 Längengraden um eine Stunde verändernden Zeit erleichtern. Und damit auch das Leben unterwegs. Zu diesem Zweck trägt das bereits erwähnte Automatikkaliber H1837, welches übrigens aus 193 Komponenten besteht, vorderseitig ein ausgeklügeltes Modul. Hierfür benötigen die Uhrmacher weitere 122 Bauteile. Die Entwicklung des unter dem speziell gestalteten Zifferblatt angeordneten Zeitzonen-Dispositivs erfolgte durch den anerkannten Spezialisten Jean-François Mojon exklusiv für La Montre Hermès. Auf den ersten Blick lassen sich insgesamt 24 Weltstädte erkennen. Sie repräsentieren die 24 Standard-Zeitzonen rund um den Globus. Beim Studium des dunklen Rings fallen verschiedene Buchstaben neben manchen Städtenamen auf. Es signalisiert die Umstellung auf Sommerzeit. Spricht man vor Ort spanisch, ist ein «V» zu lesen, das Verano meint. Neben Athen steht hingegen «K». Dieser Buchstabe ist ein Kürzel für das griechische Wort Kalokaíri. Etwas kryptisch mutet daneben auch «24 FBG» an. Insider und Freunde des Hauses Hermès wissen, dass hiermit die 24 Rue du Faubourg Saint-Honoré in Paris gemeint ist. Dort befindet sich der Stammsitz des französischen Traditionsunternehmens. Denkbar einfach ist der Umgang mit dieser
Joel Von Allmen ©