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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur

Deutschland Juli & August 2020/8 Euro

Zwischen Himmel und Meer Der Fotograf Romain Laprade entdeckt die sieben Gärten des Jardin du Rayol

Nicht von dieser Erde

Die vergnügten Galaxien des Miniatur-Künstlers Ron Nagle

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Sonderheft Immobilien

Sehnsüchtig Auf der Suche nach einer schöneren Welt in Marfa, Marrakesch, Kapstadt und auf den Kykladen



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Inhalt Juli / August 36 Minotti 38 Thema

40

Porträt Farbe und Fantasie im Quadrat: ein Gespräch in 75 000 Nuancen mit Hermès’ directrice de la pale e Bali Barret. 46 Homo Faber

48

Garten Wie Louis de Funès und eine griechische Gö in in Romain Laprades Fotoserie über den Jardin du Rayol kamen. 54 Porsche

56

Kunst Ein Mann für alle Tonarten: der Komponist und Keramikpionier Ron Nagle. 60 Bücher

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Architektur & Reise Gemeinsam mit Holzrausch macht der Münchner Unternehmer Alexander Springer Urlaubsträume wahr.

40 70 Lexxu us

Bali Barret 13 Editorial 14 Impressum 18 Agenda 21 AD stellt vor

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Sommerfreuden

Fotos: Gien; Iittala (2); Oliver Jaist; Porträt: Matthieu Salvaing

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Stil 22

Neuheiten Joseph Smolenic feiert das Runde, Bodo Sperlein die Wiener Moderne und Patricia Urquiola mit Cassina die Kontemplation. 24 Adam Goodrum 26 Gien 28 Cassina 30 Bodo Sperlein 32 Sahco 34 Iittala

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Urlaubsarchitektur



Inhalt Juli / August ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur

Deutschland Juli & August 2020/8 Euro

Zwischen Himmel und Meer Der Fotograf Romain Laprade entdeckt die sieben Gärten des Jardin du Rayol

Nicht von dieser Erde Die vergnügten Galaxien des Miniatur-Künstlers Ron Nagle

+ Sonderheft Immobilien

Sehnsüchtig Auf der Suche nach einer schöneren Welt in Marfa, Marrakesch, Kapstadt und auf den Kykladen

Auf dem Cover: Weit abgelegen, doch der Sonne ganz nah ist das Retreat des französischen Architekten Stéphane Ghestem auf Folegandros.

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Leben 76

Die Schönheit des Nirgendwo Interior-Fotograf Douglas Friedman hat sich bei Marfa eine magic box mi en in die texanische Wüste gestellt. 86

Jenseits der Wolken Mit Salbeigrün und Mi elmeerblau schenkt Designer Andrea Castrignano in Portofino seinem Haus ein Upgrade.

118 94

Tage der Sonne Akropolis, adieu! Auf einer einsamen Kykladen-Insel verwirklicht der Architekt Stéphane Ghestem seinen Traum in Weiß.

Primärfarben in Marrakesch 100

Bauhaus der Träume 76

Cover: Vincent Thibert; Fotos: Nicolas Mathéus; Douglas Friedman

Tief in Texas

Als Laureen Rossouw am Rande Kapstadts ein Gebäude im Bauhaus-Look entdeckte, war ihr klar: Das oder keins! 110

Dünenbild Schon die Römer siedelten auf Tróia, einem portugiesischen Archipel. Doch wer hier bauen will, muss erfinderisch sein! 118

Ode an die Bäume Nahe Marrakesch erschuf Filmproduzent Bruno Levy seine persönliche Oase. 126 Summaries 128 Apropos 130 Genie & Spleen



AD Editorial

„Im Grunde ist es doch der Tisch, an dem in besonderem Maße das Herz aller Sehnsuchtsorte schlägt.“

Foto: Nicolas Mathéus/Basset Images; Porträt: René Fietzek

W

as haben Sie eigentlich für ein Verhältnis zu Ihrem Esstisch? Ich habe die vergangenen drei Monate von morgens bis abends mit meinem Notebook komplett an meinem langen Esstisch im Wohnzimmer verbracht, wie so viele in dieser Zeit. Man könnte meinen, ich hätte nun genug von diesem Tisch. Doch das Gegenteil ist der Fall, und ich habe darüber nachgedacht, warum. Dazu vorweg eine Erinnerung, die mich geprägt hat: In meinem Elternhaus haben gemeinsame Mahlzeiten immer eine wichtige Rolle gespielt; zumindest einmal am Tag zusammen um unseren großen Tisch versammelt zu sein gehörte zum Familienritual. Ich habe das unheimlich geliebt, das oft wilde Durcheinander des Gesprächs noch viel mehr sogar als das gemeinsame Essen, das dabei auch doppelt so gut schmeckte. Gut, die Fragen nach der letzten Mathearbeit waren lästig. Aber sonst war es herrlich. Alle blieben nach dem Essen ewig sitzen, wir konnten Stunden weiter reden, trinken, irgendwas spielen. Nur mein Vater schaute – und tut es bis heute – nach einer halben Stunde alle ungläubig an und fragte, warum wir von

diesen ungemütlichen Stühlen nicht auf das Sofa umziehen. Jedes Mal fragt er das. Und seit gut 40 Jahren bekommt er vom Rest der Familie dieselbe Antwort: Wir wollen sitzen bleiben, weil für uns der Tisch der schönste und geselligste Ort der Welt ist. Für mich ist ein Tisch drinnen wie draußen das wichtigste Möbelstück eines Hauses. Egal ob allein, als Paar, mit Freunden oder mit Familie, zu Hause oder auf Reisen. Es zieht mich immer an den Tisch. Dieser Sommer 2020 ist natürlich anders als alle Sommer, die wir sonst erleben. Wenn Sie die Geschichten aufmerksam studieren, die wir für diesen Ausnahmesommer zusammengestellt haben, an dem der Reiseradius kleiner sein dürfte als sonst, achten Sie einmal auf die Tische, draußen und drinnen, in Marrakesch (wie oben), in der texanischen Wüste, in Kapstadt, in Ligurien oder auf den Kykladen (wie auf dem Cover). Die Bewohner all dieser wundervollen Häuser erwähnen, meist beiläufig, dass der Tisch der Platz ist, um den sie sich am liebsten versammeln. Das scheint so selbstverständlich – ist es wohl das Möbelstück, an dem der Mensch sich am ehesten als soziales Wesen erlebt. Vielleicht schlägt genau dort das Herz all der Sehnsuchtsorte, an die wir Sie Monat für Monat in Gedanken mitnehmen. Oder um es mit dem großen Loriot zu sagen: „Ich will hier einfach nur sitzen.“ ‹

O liver Jahn

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Tür auf für Ergonomie und Sicherheit.

ARCHITECTURAL DIGEST. STIL, DESIGN, KUNST & ARCHITEKTUR erscheint in der Condé Nast Germany GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 mail@condenast.de, www.condenast.de ad@admagazin.de, www.admagazin.de

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Chefredakteur Oliver Jahn

Stv. Chefredakteur & Style Director Art Director Textchef & Kunst Managing Editor Interior/Küche/Bad Textredaktion Stil Bildredaktion Art Department Assistenz der Chefredaktion Mitarbeiter dieser Ausgabe Autoren dieser Ausgabe Fotografen dieser Ausgabe

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Büro Mailand Büro New York Schlussredaktion/Dokumentation Syndication Redaktion admagazin.de

Redaktion Dr. Simone Herrmann Inka Baron Barbara Gärtner Eike Schrimm Karin Jaeger Andreas Kühnlein, Dr. Uta Seeburg, Florian Siebeck Sally Fuls (Ltg.), Mona Bergers, Lilian Ingenkamp, Friederike Weißbach Thomas Skroch (Ltg.), Isa Lim, Samantha Taruvinga Viviana Tapia (Stv. Art Director), Selina Lang Johanna Hänsch Dr. Antje Korsmeier, Reinhard Krause, Sophia Lierl, Iain Reynolds, Christof Rostert Robyn Alexander, Ulrich Clewing, Mayer Rus Giorgio Baroni, Greg Cox, Douglas Friedman, Gabriela Herman, Oliver Jaist, Romain Laprade, Nicolas Mathéus, Eugeni Pons, Vincent Thibert Emiliano Ponzi

Anna Riva, Paola Dörpinghaus Tel. +39 02 29000718, p.dorpinghaus@condenast.it Christina Schuhbeck Tel. +1 212 2866856, christina_schuhbeck@condenast.com Lektornet syndication@condenast.de Andreas Kühnlein (Ltg.), Valerie Präkelt (Feature & Social Media Ltg.), Clara Westhoff (Trainee)

Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt Oliver Jahn

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Anzeigen/Vermarktung Christina Linder, Head of Sales christina.linder@condenast.de, Tel. -430 Andrea Latten, Brand Director Vogue & AD andrea.latten@condenast.de, Tel. -276 (verantwortlich für Anzeigen) Angela Reipschläger, Head of Marketing angela.reipschlaeger@condenast.de, Tel. -793 Ingrid Hedley, Marketing Director ingrid.hedley@condenast.de, Tel. -142 Kathrin Ölscher, Marketing Director kathrin.oelscher@condenast.de, Tel. -746 Susanne Jungbluth, Executive Director susanne.jungbluth@condenast.de Katharina Schumm, Head of Revenue Management, Ad & Marketing Service katharina.schumm@condenast.de, Tel. -135 Vertrieb Alima Longatti, Head of Direct Marketing & CRM alima.longatti@condenast.de, Tel. -301 MZV GmbH & Co. KG, Karsten Reißner (Bereichsleitung) Herstellung Lars Reinecke, Director Production Mohn Media, Mohndruck GmbH Carl-Bertelsmann-Straße 161 m, 33311 Gütersloh Unternehmenskommunikation/PR Dr. Judith Pöverlein, PR-Manager presse@condenast.de, Tel. -842 Finanzen Roland Riedesser, Finanzdirektor

Geschäftsführerin und Herausgeberin Jessica Peppel-Schulz

Düsseldor f w w w.goldschmiede-schubar t.de

Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 24 vom 1. 1. 2020. Alle Rechte vorbehalten. Die Zeitschrift und alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwil­ ligung des Verlags strafar. Für unverlangt eingesandtes Text­ und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. ISSN­Nr. 1433­1764



AD Agenda

Wer, wie, was? Redaktion: Johanna Hänsch und Karin Jaeger

Drei Fragen an Gabriele Mackert Der „Block Beuys“ im Hessischen Landesmuseum Darmstadt wird 50 – wie feiern Sie dieses Jubiläum? Mit der Sonderaus-

stellung „Kraftwerk Block Beuys“. Sie zeigt, wie viele der 290 Werke des „Block Beuys“ mit seinen aufsehenerregenden Aktionen zu tun haben. Was ist das Besondere am „Block Beuys“?

Dieses Künstlermuseum erstreckt sich über sieben Räume und wurde von Joseph Beuys selbst eingerichtet. Damit ist es bis heute eine weltweit einzigartige Einrichtung.

Beides! Den 20. Geburtstag feiert das Neue Museum Nürnberg mit einem Experiment: In der Schau „Mixed Zone. Dialoge zwischen Kunst und Design“ ziehen Kunstwerke und Designobjekte in gemeinsame Räume. Bis Ende 2020. nmn.de

Raritäten der Buchkunst: Auktion bei Ketterer

1900 reiste Emil Orlik als einer der ersten westlichen Künstler nach Japan, um die dort tradierten Drucktechniken zu studieren. Nach seiner Rückkehr entstand seine Mappe „Aus Japan“ (1904, o. re.). Ketterer Kunst versteigert nun eines der nur 50 Exemplare. Ein weiteres Highlight der Auktion „Wertvolle Bücher“ ist Friedrich Bertuchs Enzyklopädie „Bilderbuch für Kinder“ (1798–1830, oben li.), illustriert mit über 1000 kolorierten Kupfertafeln. 6.7. kettererkunst.de

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Über den Beuys’schen Kunstbegriff wird viel geredet, welches Objekt veranschaulicht ihn besonders gut? Beuys gab Fett

als chaotisch zerstreutem Material eine Form. Auf dem „Stuhl mit Fett“ hat er es dort geschichtet, wo Verdauung und emotionale Kräfte des Sitzenden sich versammeln. Dr. Gabriele Mackert (o.) kuratiert „Kraftwerk Block Beuys“ im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. U. „Stuhl mit Fett“, 1963. Bis 20.9. hlmd.de

Fotos: Annette Kradisch, © Neues Museum; © Hessisches Landesmuseum Darmstadt; Ketterer Kunst (2); Porträt: Wolfgang Fuhrmannek

Kunst oder Design?



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Frankfurt am Main . Baden Baden . 00 49 69 28 41 41 . friedrich.eu

Wir sind 24/7 online fĂźr Sie da und freuen uns auf Sie.


AD stellt vor

Romain Laprade findet Schönheit in der Stille. Der Pariser Fotograf, der für uns den Jardin du Rayol an der Côte d’Azur bei Anbruch des Tages fotografierte, ist ein feinsinniger, in sich gekehrter Beobachter, dessen sorgsam komponierte Bilder regelmäßig die Seiten von Magazinen wie „Holiday“ oder der französischen „Vogue“ schmücken – hier begann Romain Laprade einst seine Karriere als Grafiker. Gerade ist die Neuauflage seines Bands „Distances“ bei Yvon Lambert erschienen. S. 48

Lilian Ingenkamp feiert – Chapeau! – in diesem Jahr ihr zehnjähriges Condé Nast-Jubiläum. 2010 begann sie als Moderedakteurin bei vogue.de, dann wechselte sie ins Stilressort von AD. „Mittlerweile ist die Redaktion wie eine zweite Familie.“ Als Lilli 2018 mit Sohn Moritz in Elternzeit ging, fing sie nebenbei ein Grafikdesignstudium an. Frisch zurück, hat sie nun ihre Seite über sommerliche Neuheiten mit leichter Hand selbst gestaltet. Den unverkennbaren Blick für das Besondere hatte sie schließlich schon immer. S. 38

Fotos: Romain Laprade; Svea Kemper; Eugeni Pons; Bawden Photography

Eugeni Pons musste sich sputen. Sonst nimmt sich der spanische Fotograf mindestens anderthalb Tage Zeit, um ein Haus zu fotografieren. Aber weil die Besitzer des Sommerhauses in Tróia früher zurückkamen als geplant, blieben nur Stunden. „Sie können sich vorstellen, wie ich mich fühlte.“ Das Licht war auf Pons’ Seite, und nach der „wohl schnellsten Produktion“ seiner Karriere hängte er noch zwei Urlaubstage dran. S. 110

Iain Reynolds findet immer den Kern einer Geschichte. Seit zwölf Jahren bringt er unsere Artikel in seinen Summaries prägnant auf den Punkt und unterstützt AD mit stilsicheren Übersetzungen – zuletzt für unseren weltumspannenden Prachtband „Architectural Digest. The Most Beautiful Rooms in the World“, der am 8. September bei Rizzoli erscheint. Sein schönster Zufluchtsort ist übrigens ein nordenglischer Kleingarten. Der ist ihm in diesen Zeiten der Reisebeschränkungen noch kostbarer geworden. S. 126

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Stil Neuheiten

Stil

Neuheiten, Thema, Porträt und Interview

S Z, N : S D L IE EN R N O ER H M E E H TR S ET TC M E K H O N E AR ÜC S S G M FR E O D E B E N E V G SI CH Z E S IS N E R E R F D P & N E EX -T L I T S E I D

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Ganz schön rund gemacht: Für den Sessel „AA I“ (Preise aller „United Objects“ auf Anfrage) wird Sperrholz so elegant gedehnt und gebogen, satiniert und lackiert – dass es genauso gut auch Mahagoni sein könnte. Der rote Sockel unterm Möbel ist dagegen tatsächlich aus Marmor.


C D SA EN DE R T UN R

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Gemeinsam in der Kurve liegen Was für ein Start! Joseph Smolenicky gewinnt mit rasanten Möbeldesigns. Text: Sally Fuls

Porträt: Jessie Goldsmith; Fotos: Andreas Graber

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oseph Smolenicky verhält sich zum Möbeldesign wie Lewis Hamilton zur Formel 1. Sein Output ist schnittig, rasant geradezu! Bislang gestaltete der Schweizer Architekt vor allem selbstbewusste Zweckbauten wie Hotels, Thermen oder Golfclubs, nun ist seine erste Möbelkollektion dazugekommen: „United Objects“ nennt Smolenicky die Reihe, bei der satiniertes und hochglanzlackiertes Sperrholz zu quasi stromlinienförmigen Kombimöbeln gebogen wird. Wobei die Betonung auf „Kombi“ liegt,

denn dem Designer geht es vor allem: um Gemeinsamkeiten. Keine Solitäre wollte er schaffen, sondern Teamplayer. Objekte, die einen Dialog im Raum starten, kommunizieren und eine „skulpturale funktionale Einheit“ miteinander bilden. Bei „United Object III“ (rechts) integrierte der Designer eine aufladbare Leuchte und eine Ablage ins Sitzpodest, wohingegen Tisch und Sessel „IV“ (o.) als Stecksystem ineinandergeschoben werden können. Rennsport und Möbeldesign gehören also spätestens ab jetzt zur Kategorie: Gruppensport. Alle Möbel werden in limitierter Auflage und nur auf Anfrage in der Schweiz von Baltensperger Raumgestaltung produziert. united-objects.com


Stil Neuheiten

Moderne Märchen aus Down Under Wer aus Stroh Gold machen kann, den sollte man an sich binden – das wusste schon der König in Grimms „Rumpelstilz­ chen“. Fast wie im Märchen fand auch das Duo A & A zusammen. So erkannte der Designer Adam Goodrum das Wunder­ bare in Arthur Seigneurs Marketerien, als der Pariser 2015 mutterseelenallein nach Sydney kam. Gemeinsam arbeiten sie seit­ dem an funktionalen Kunststücken: Mö­ belunikaten, deren farbsprühend­grafische Strohintarsien den expressiven Silhouet­ ten Op Art­Tiefe geben. Ob im Luftschloss oder Kuriositätenkabinett, die „Exquisite Corpses“ liefern: Stoff für Legenden. Text: Friederike Weißbach

Fotos: Andrew Curtis; Porträt: Jcmf Photography

Die Kommode „Talleo“ (oben), Kredenz „Longbow“ (u. li.) und Konsole „Archant“ (u.) werden über Tolarno Galleries vertrieben. tolarnogalleries.com

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Ein schwebender Widerspruch.

„Kann man das Beste aus allen Welten haben?”, fragten sich die Designer von Jehs + Laub und entwarfen Mell Lounge, ein Sofa, das Gegensätze aufs Schönste vereint: einerseits klare Außenkanten und tiefe Sitzflächen – andererseits sanft gerundete Innenformen, kuschelige Kissen und zierliche Kufen, die das Sofa fast schweben lassen. Über das gelungene Resultat gibt es wohl keine widersprüchlichen Meinungen.

COR.DE /MELLLOUNGE


Stil Neuheiten

Persien, Porzellan und das Paradies Mund auf, Augen zu? Nicht wenn Gien Himmlisches auf den Tisch bringt. Text: Sally Fuls

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b Gott in Frankreich isst, sei mal dahingestellt. Dass er (im Fall der Fälle) von französischem Porzellan speist, ist aber äußerst wahrscheinlich. Zumindest seit die Faïencerie de Gien ihre neuste Kollektion lanciert hat: einen mystischen Garten Eden, wilde Tiere in friedvollem Einklang miteinander, die Szenerie in breitem, farbsattem

Pinselstrich gemalt. Die Motive fand die Porzellanmanufaktur bei den Musterprofis von Pierre Frey, die Anfang des Jahres die eklektische Tapeten- und Stoffkollektion „Le Jardin du Palais“ entwarfen. Inspiriert von den Paradiesgärten der Safawiden, sprießen die üppigen Palmen, Sträucher und Blüten nun auch auf einem umfangreichen Tischservice, das neben (siehe oben) Dinner-, Speise- und Desserttellern (29, 36 beziehungsweise 37 Euro) auch Acryltabletts, Vide-Poches und Papierservietten umfasst. Anbetungswürdig appetitlich. Die ganze Kollektion unter gien.com

Fotos: Gien

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D N E EN R T ED N E RT



Stil Neuheiten

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Cassinas neues Sofa ist eine Ode an die Kontemplation. Text: Lilian Ingenkamp

n Japan nennt man feierliche Zeremon nien, bei denen altehrwürdig Heiligt er in einen neu errichteten Shinto-Sc ein überführt werden, Sengu. Cassina nas gleichnamiges neues Sofa von Art Direktorin Patricia Urquiola ist ebendiees: eine Symbiose aus Alt und Neu. Diee Holzbasis aus CanalettoNussbau oder schwarz gebeizter Eiche erinnert an die japanischen Entwürfe von Desi n-Ikone Charlotte Perriand, die Cassina na bis heute als Reeditionen auflegt. Das Polster aber besteht aus 100 Prozent reccycelten Fasern Ergebni eine gemeinsamen Studie mit dem Polytechnik kum Mailand. Und was heißt das fürss Heute? Auf „Sengu“ ist außen und innen n eins. Zen.

Foto: Cassina; Porträt: Massimiliano Sticca

Viel Raum zum Nachdenk nken – und Entspannen: Patricia Urquiolas (recchts) großzügiges neues Sofa „Sengu“ (u., Preis auf Anfrage) für cassina.com m

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Stil Neuheiten

D RM N E E N TR IE W

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Alter Glanz & junger Schwung Mit „Vienna Vibes“ zeigt Bodo Sperlein Neuheiten im Geist der Wiener Moderne.

Fotos: Jon Day (3); Fabian Frinzel

Text: Lilian Ingenkamp

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s gibt nur wenige Orte auf der Welt, wo ich kreativ so aus dem Vollen schöpfen kann wie in Wien“, sagt Bodo Sperlein. Und so machte sich der Designer (li. S.), der seit 20 Jahren ein Studio in London betreibt, auf Schatzsuche durch die bes­ ten Manufakturen Wiens: Für die Silber­ schmiede Jarosinski & Vaugoin ersann er Centerpieces aus Silber und geboge­ nem Glas (o. li.), für die Lustermanufak­ tur Lobmeyr die Messing­Leuchtenserie „Script“ mit satinierten Glaskuppeln (o.). Alles so beschwingt, man möchte Wal­ zer tanzen! Zeit, um sich auszuruhen? Hat Sperlein wenig. Aber den passenden Ort dafür schon kreiert: Für die hanse­ atische Traditionsmarke Richard Behr entwarf er vier Betten mit markantem Kopfteil (links „Rondo“ in Kobaltblau). So wird der Traum wahr: Alle Produkte sind über Neue Werkstätten München erhältlich. neue-werkstaetten.de

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Stil Neuheiten

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In Stoffen durch Raum und Zeit: Vincent Van Duysen lässt Sahco glänzen! „Ich erinnere mich noch genau an die minimalistischen Stoffe, die ich als junger Architekt für mein erstes Interior-Projekt wählte. Es war tief mit Farbe getränkte Wolle von Sahco.“ Mit seiner „Echoes“-Kollektion wandelt Vincent Van Duysen, seit zwei Jahren Art Director der Kvadrat-Tochter Sahco, nun auf seinen eigenen Spuren. Glossy oder strukturiert? Hauptsache, monochrom – sogar der Jacquard. Doch für Van Duysen ist es nicht nur eine Zeitreise, zu der seine Stoffe laden. Mit Samt „Avalon“ in Aquablau (Sofa oben), Bouclé „Zero“ in Kristallweiß (hinten M.) oder Baumwolle „Glaze“ in Karamell (h. oben) verstofflicht er seine Impressionen aus Japan, Marokko, Peru und Italien. Und wir reisen mit. Text: Mona Bergers Haptische Dreifaltigkeit: Baumwolle „Glaze“, Bouclé „Zero“ und Samt „Avalon“ (auch Sofa und Kissen). sahco.com

Fotos: Sahco; Beth Evans, Styling: Sania Pell

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Photo: Gregor Titze

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Stil Neuheiten

S D AU EN SS R T PA S

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Frische Früchtchen aus dem Norden

Text: Friederike Weißbach Ein Jahr nach dem Tod des Designers Oiva Toikka (re.) legt Iittala zwei seiner Glas-Kollektionen neu auf. Oben: die „Fruits & Vegetables“, je 250 Euro. iittala.com

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Fotos: Timo Junttila; Porträt: Iittala

Beeren und Pilze. Die findet man in Finnlands Wäldern. Am Klima seiner Heimat hat sich Designer Oiva Toikka aber offensichtlich nicht orientiert, als er Ende der 80er-Jahre Obst und Gemüse aus Glas entwarf. Memphis ließ grüßen, und auch Toikka war Zeit seines Lebens für eine spielerische Herangehensweise an den Werkstoff bekannt: „Ich suche nicht nach Perfektion. Ich will, dass es Spaß macht“, soll er gesagt haben. Auf seine farbfrohen Trauben und Äpfel, den Kürbis, die Zucchini und die Aubergine trifft das allemal zu. Grund genug für die Glasmanufaktur Ii ala, die Früchte nun wieder frisch aufzulegen. Von wegen Verfallsdatum! So einfach geht finnische Agrarrevolution.



Stil Neuheiten

D LN E E K R C T I W

Polster für die Seele Einfach liegen bleiben? Klar! Denn Mino i baut seine Design-Innovationen weiter aus. Text: Mona Bergers

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on der Rolle (oben) aufs Sofa (u. re.) kam Nendo. Das japanische Designstudio ließ sich von Klebeband zur jüngst erweiterten „Tape Cord“-Kollektion für Minotti inspirieren. Hierbei scheinen die grazilen Beine nur mit einem metallenen Streifen an den feinen Rahmen der Möbel – vom Sessel über die Chaiselongue bis zum Beistelltisch – geheftet zu sein. Die Serie von 2018 wurde zunächst für die Outdoor-Linie überarbeitet und kommt nun in zusätzlichen Farbausführungen, etwa mit einem Gestell in „Rust Red“ oder „Warm Gray“ und geschnürtem Rücken in Lakritz. Haften bleibt der Blick auch an der Liegewiese „Quadrado“ (u. li.). Statt Schnurgeflecht geben bei dem Daybed (und der neuen Sitzbank der Linie mit Modulen à 87 × 87 Zentimeter) maritime Teakholzgitter Halt. Daran bleibt jeder Blick kleben!

Fotos: Nendo Design for Minotti

Rein in die Comfort Zone: Daybed „Quadrado“ (li.) und Sofa „Tape Cord Outdoor“ (u., Skizze o.) gibt’s nun in neuen Größen und Finishes. minotti.com

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eit. Oder vielmehr: sich für Dinge Zeit nehmen. Dieser Anspruch steht im Zentrum der japanischen Lehre der Takumi. 60.000 Stunden – sprich 30 Jahre mit je 250 Achtstundentagen – sind nötig, um die Fertigkeiten eines japanischen Takumi-Meisters zu erlernen und zu verfeinern. „Es dauert ein ganzes Leben, um an die Spitze zu kommen und als Takumi den Gipfel zu erreichen“, erklärt Shigeo Kiuchi. Der 68-jährige Schreinermeister ist ein Paradebeispiel für handwerkliche Hingabe – er begann als Teenager im Tempelbau-Unternehmen Kongō Gumi und hat nicht vor, in den Ruhestand zu gehen. „Ich betrachte mich als Hüter dieser Handwerkskunst“, erklärt Kiuchi. „Ich habe sie von meinem Vater erlernt, der vor mir hier arbeitete, und jetzt gebe ich meine Fähigkeiten an zukünftige Generationen weiter.“ Perfektion und Exzellenz – mit ihrer Erfahrung liefern Takumi wesentliche Ansätze, um Produktionsprozesse zu optimieren.

Mit allen Sinnen Hingabe und ein intensives Training – um in den Status des japanischen Meisters Takumi erhoben zu werden, benötigt es 60.000 Arbeitsstunden.

Bei uns im Westen nur wenigen bekannt, hat Takumi in Japan eine jahrhundertealte Tradition. Die anspruchsvollen Lehrjahre erfordern eine akribische Liebe zum Detail und ein klares Bekenntnis zur Perfektion. Die Faszination dieser intensiven Ausbildung geht von der außergewöhnlichen Schärfung der Sinne aus. Im Falle der Automobilfertigung bei LEXUS liegt der Fokus auf dem Tast-, Seh- und Hörsinn, der die Takumi-Meister schon kleinste Unregelmäßigkeiten an Fahrzeug und Motor aufspüren lässt. Diese einzigartige Handwerkskunst und das detaillierte Wissen werden von Generation zu Generation weitergegeben. Takumi-Meister begleiten den Produktionsprozess mit größter Sorgfalt und bringen ihn zu perfekter Vollendung. lexus.de/handwerkskunst


Stil Thema

Raus in den Sonnenschein! Wenn die Sonne wie eine Goldorange am Himmel hängt, lassen diese Siebensachen Tisch und Terrasse glänzen.

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4 1 Keramikschale „Nymeria“ (28 Euro/2er-Set), Besteck „Envy“ (24 Teile, 129 Euro), Keramikteller „Lyanna“ (33 Euro/2er-Set) nvgallery.com 2 Handbemalter Brotteller „Kalos“ aus Porzellan, 85 Euro hermes.com 3 Salz- und Pfeffermühle aus Kunstharz und vernickeltem Stahl von Muller Van Severen, 94 Euro valerieobjects.com 4 Porzellanteller „Unkai“, 66 Euro jahoko.com 5 Trinkhalme „Sip“ aus Borosilikatglas, sechs Stück ab 22 Euro hay.com 6 Out- und Indoor-Sessel „Desert Lounge Chair“, in vier Farben, 255 Euro fermliving.de 7 Trink- und Dessertpokale „Miranda“ von Heikki Orvola, Reedition je 40 Euro iittala.com

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Fotos: NV Gallery; Studio des Fleurs; Valerie Objects; Jahoko; Hay; Ferm Living; Iittala

Redaktion: Lilian Ingenkamp


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Farbe und Fantasie im Quadrat Sie gibt bei Hermès den Ton an: ein Gespräch in 75 000 Nuancen mit Kreativchefin Bali Barret. Text: Simone Herrmann / Porträt: Matthieu Salvaing 40

Fotos: Studio des fleurs

Stil Porträt


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lau!“, sagt Bali Barret, Artistic Director für das „weibliche Universum“ und, ja, so poetisch kann eine Berufsbezeichnung sein: directrice de la palette von Hermès. „Ich trage ein blaues Seidenshirt, ein Kaschmirtuch, alles in Blau – voyez?“ Aber mit dem Sehen und Interviews in Paris ist das gerade so eine Sache … Zoom und Skype sind ihr zu unpersönlich. Dann schon lieber Telefon und Kopfkino. „Blau, das ist Grenzenlosigkeit! Der Himmel und das Meer, eine Farbe, die sich über alle Einschränkungen hinwegsetzt.“ Und schon sieht man es vor sich, dieses leuchtende Blau. Ein Gefühl. Und sie selbst „sieht“ man auch: hinreißend lebendig, mit diesem Chic, der so viel mit Paris, aber noch mehr mit Weltläufigkeit und geistiger Freiheit zu tun hat. Ihren exotischen Vornamen verdankt Bali Barret zwar ihrer kleinen Schwester, die „Marie-Amélie“ nicht aussprechen konnte, aber in Tokio oder New York inhaliert sie „das, was in der Luft liegt“, ebenso wie in Paris. „Ich liebe Metropolen, das Gefühl, in diesen Sog aus Menschen, Bildern, Eindrücken, Inspirationen einzutauchen.“ So pariserisch und polyglott, sprühend vor Kultur, sind auch ihre Farben. Man erkennt Matisse, Barragán,

Wow! Mit dem Carré double face hat sich Bali Barret (unten) einen Wunsch erfüllt: ein Tuch, zwei Farbseiten! Der Zeichner und Animationskünstler Ugo Bienvenu hat die Abenteuer einer Amazone im Seidenquadrat (li. Seite in Multicolor, oben die Gegenseite in Pink) inszeniert – ein rasanter Ritt durch ganz Paris.

Rothko, Josef Albers, David Hockney, Afrika darin. „Aber auch Anni Albers!“, Barret holt Luft. „Junge afrikanische Künstler, die ‚Ocean Park‘-Serie von Richard Diebenkorn, Ellsworth Kelly, Katrien De Blauwer, eine Fotografin, die mit Ausrissen von Magazinseiten und Farbpapieren arbeitet …“ Farben wie Gedankenspeicher. 75 000 lagern im hauseigenen Farbarchiv in Lyon, wo ein Team von zwölf Experten, einige davon noch sehr jung, artisans und Absolventen von Kunstschulen, mit ihr an den Rezepturen arbeitet. „Und jede Saison kommen an die hundert neue Farben dazu!“ Dabei begann alles erst 1937, als Robert Dumas die Carrés erfand. Die quadratischen Seidentücher sollten Feminität und Farbe in die Hermès-Welt aus Leder und Sport bringen. Zuvor gaben Sättel, Trensen, Taschen den Ton an. Und der war eben schwarz, braun, dann kam das „Rouge H“. Ein leuchtendes Rot, das den Taschen Dynamik gab. Eine große Neuheit damals. Gewagt. Wie „L’Orange Boîte“, das ikonische Schachtelorange des Hauses, das seit den 40er-Jahren durch alle métiers, durch alle Kollektionen spaziert. Übrigens gebe es nun sogar einen Lippenstift in diesem Orange, sagt sie. Eine der 24 Farben, die sie mit Pierre Hardy und Jérôme Touron für die gerade lancierte Linie „Hermès Beauté“ entwickelt hat. In Matt und Seidig. Überhaupt, Seide! „Wenn eine Farbe bereits auf Papier schön ist und man bringt sie auf Sei-

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Stil Porträt

Fotos: Studio des fleurs

„Rot bringt Dynamik, Blau sprengt alle Grenzen, Rosa macht glücklich und Orange? Ist unsere Schachtelfarbe.“ Bali Barret

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Das Pferd ist das Wappentier der einstigen Sattler-Manufaktur. Aus einem Rautendekor schaut es in „Patchwork Horse“ (li. Seite) in die jeansblaue Welt. Wie Farben die Atmosphäre verändern, zeigt das 140 x 140 cm große Tuch „H passant“ (li. in drei Farbvarianten) aus Seide und Kaschmir. Sie treten je nach Intensität vor oder hinter das H, bringen 3D-Effekte ins Quadrat. hermes.com

de, ist es wie Zauberei – sie bekommt Tiefe, Licht, Intensität! Und diese délicatesse der Töne.“ Seide – das ist die Königsdisziplin. Ob sie sich vorstellen könne, eine Kollektion Carrés zu entwerfen, fragt Pierre-Alexis Dumas, CEO und Kreativchef von Hermès. Warum nicht! Sagt sie, die 2003 noch ihr eigenes Modelabel führt, und bekommt ein bisschen Muffensausen vor der eigenen Courage. Denn Hermès – voyez, das sei nun mal … eine Institution. „Gerade für mich, als Pariserin. Eine meiner frühesten Erinnerungen ist, wie ich bei Familienfeiern die Hermès-Krawatte irgendeines Onkels zwischen die Finger bekomme. Ich habe sie dann umgedreht und gefragt, wie das Seidige gemacht wird und wie die kleinen Tiere und Muster da draufgekommen sind.“ „Du kannst alles machen“, habe Dumas sie bei ihrem Debüt ermutigt, „es muss nur Hermès sein.“ Und Hermès, das ist zweierlei: die protestantische Strenge der Form – der Gründer Thierry Hermès kam aus einer Krefelder Hugenottenfamilie, und sein Verständnis für pure Form, schnörkellos, impeccable, für erstklassige Materialien und Verarbeitung liegt seit 1837 allen Nachkommen des noch immer familiengeführten Hauses am Herzen. Aber auch die Fantasie. Die Farbe. Eine Mischung, die etwas sehr Poetisches hat: Strenge und Grenzenlosigkeit. Diese beiden Pole machten Hermès aus, meint Barret. Eine Tradition, mit der sie spielt, unkonventionell, mit Verve. „Anfangs habe ich mich noch auf wenige Töne beschränkt, aber dann hat mich die Magie der Farbe gepackt, als ob sich ein Teil meines Gehirns geöffnet hätte.“ Ein Carré, das sei etwas sehr Persönliches, Kostbares, „so viele Gefühle hängen daran, dennoch bleibt es ein Accessoire, leicht, diskret, man muss sich nicht ausziehen dafür – auch finanziell nicht“, lächelt sie. „Es ist mein Experimentierfeld geworden, das Terrain, auf dem wir uns immer wieder neu erfinden.“ Und das strahle auf alle anderen métiers aus – bis hin zu den Lippenstiften: „Farbe ist unser Innovations-Elixir“, sagt Barret. „Natürlich wird es bei den Taschen immer einen Goldton, ein hübsches Braun, ein Rot geben, aber gerade haben wir ein fast surreales, leuchtendes Rosa lanciert: ‚Rose Mexique‘.“ Warum? „Weil es glücklich und das Herz weit macht in dieser Zeit.“ Es sei ein Unterschied, „ob eine Tasche in Camel oder in diesem Rosa kommt, man glaubt wirklich, zwei verschiedene Objekte vor sich zu haben. Farbe hat die Macht, Dinge zu verwandeln. Josef Albers“, erklärt sie, „ist ein großes Idol für Pierre-Alexis Dumas und mich. Wenn Sie eine Farbe zur anderen setzen, ändert sich alles, und etwas Neues beginnt. Farbquadrate. Albers hat 20 Jahre damit verbracht, dieser Interaktion in seinen Serigrafien nachzuspüren.“ Bali Barret nimmt sich sechs Monate Zeit. Für jede Kollektion. Seit 17 Jahren. Gerade in diesem Jahr ist Hermès mit den Carrés double face ein Coup gelungen. Zwei unterschiedliche Farbseiten auf einem Tuch? Dazu hatten die Textilingenieure immer den Kopf geschüttelt: unmöglich! Die Farbdrucke würden den Stoff von beiden Seiten durchdringen. Dann hieß es: „vielleicht“, jetzt, nach fünf Jahren, ist es gelungen. „Fragen Sie mich nicht, wie“, Barret strahlt durchs Telefon, „Firmengeheimnis. Es war eine ganz andere Art,

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„Erst die Beziehungen der Farben untereinander geben der Zeichnung ihren Charakter. Durch Farbe kann man jede Geschichte neu erzählen.“ Bali Barret

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Fotos: Studio des fleurs; Filmstills: Alexandre Nicolas

Stil Porträt


Farbe zu denken, als bisher, zwei Farbseiten, die sich begegnen, zweistimmig wie ein Duett. Und dann“, lacht sie, „haben wir noch ein rundes Carré entworfen. Warum auch nicht? Unsere einzige Barriere ist die Qualität, wenn wir die überspringen – und die Latte liegt hoch –, dann ist alles möglich.“ Die Seide wird in Lyon gewebt, die Rohstoffe kommen aus Brasilien, „dort gibt es die beste Seide“ – und die Designs und Farben aus ihrem Kopf. „Wenn man mir eine Zeichnung in Schwarz-Weiß zeigt, dann schließe ich die Augen und sehe, welches Spektrum, welche Harmonien es braucht, um das Dessin lebendig zu machen.“ Das sei ein Sport, den sie beherrsche. „Eine Art des abstrakten Denkens, das ich mir bei Hermès angeeignet habe.“ Dabei arbeite sie mit ihren Designern weniger mit Worten als mit den Händen – nimm das, nein, das! –, ein dauerndes Auswählen, Verwerfen, Suchen und schließlich Finden. Für jede Atmosphäre, für jeden Gedanken gibt es eine Farbe. Gestaltung, auch das habe sie von Pierre-Alexis Dumas gelernt, sei letztendlich nichts anderes als Begegnung. Zwei Menschen, zwei Sensibilitäten, die sich durchdringen, ohne dass man diese Alchemie völlig erklären kann, etwas zutiefst Persönliches. Interaktion, Diskussion, Dialog. Lachen. Der Künstler Nigel Peake etwa, erzählt Barret, habe sich beim ersten Treffen im Pariser Stammsitz verlaufen, „beim zweiten Gespräch wieder, dann ein drittes Mal … Schließlich hat er mit dem Plan unseres Hauses, er ist ja auch Architekt, sein Carré gestaltet: ‚Promenade au Faubourg‘. Wir nannten es damals: ‚Lost in the Faubourg!‘“ Oder der Pariser Ornamentkünstler Pierre Marie, der in seinen Carrés die Säle und Gärten von Versailles öffnet, der Millefleurs wie Blütenschnee wirbeln und Musik aufbrausen lässt. Wie auf „Point d'Orgue“, Orgelklänge, die in jeder Farbstellung eine andere Melodie spielen: vom kühlen Perlen der Töne, hellblau und wassergrün, zum festlich-purpurnen Klang einer Bach-Toccata. „Ich liebe seine Zeichnungen, er hat sofort kapiert, worauf es beim Hermès-Carré ankommt. Denn es ist weder eine Illustration noch Textildesign noch Malerei, es darf nicht langweilen, nicht cucu, keine Postkarte sein.“ Aber was dann? Eine Challenge. Jedenfalls war es das für den jungen Animationskünstler Ugo Bienvenu, der das Dessin des ersten Carré double face zeichnete. Eine Superhel-

din jagt auf dem Surfbrett, mit Rollerblades und Jetski durch Paris, so atemlos, dass man als Betrachter bei diesem Parforceritt ganz außer Puste gerät. „Und schon sind Sie drin!“ Bali Barret lacht. Das Carré sei die Kunst, eine Erzählung so zu komponieren, dass sich eine andere Welt auftut, viel mehr als nur ein Comicstrip. „Das große ,Wow!‘ der Farben, eine leuchtende Intensität, die uns in die Geschichte hineinzieht.“ Dorthin, wo das Kopfkino beginnt. ‹

Welches Orange passt zu Pink? Das war auch beim ikonischen Carré „Tigre Royal“ (o. re.) die Frage. Bali Barrets Hände (re. und u.) sind ständig in Bewegung. Und sie selbst immer im kreativen Austausch mit Künstlern wie Ugo Bienvenu oder Pierre Marie, der das Carré „Point d’Orgue“ (linke Seite) entworfen hat. Je nach Farbstellung spielt es eine andere Melodie auf der Gefühlsklaviatur.

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Quelle der SchĂśnheit Homo Faber wird verschoben. Alberto Cavalli, Impresario der grandiosen Schau, feiert das Kunsthandwerk trotzdem.

Interview: Valerie Präkelt


Stil Interview

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in Balkon im Herzen von Mailand. Der Jasmin blüht, der Zitronenbaum auch. Fast schon Sommer. Hier erreichen wir Alberto Cavalli, Direktor der Michelangelo Foundation und Chefkurator der Kunsthandwerksschau Homo Faber, die eigentlich im September auf der venezianischen Insel San Giorgio Maggiore hätte stattfinden sollen. Dann kam Corona; die Ausstellung wurde auf 2021 verlegt. Demotiviert hat das Cavalli nicht. Ganz im Gegenteil. Herr Cavalli, wie erging es Ihnen in der Quarantäne?

Ich habe die amerikanische Dichterin Emily Dickinson immer zutiefst bewundert, die in einem bestimmten Moment ihres Lebens entschied, sich von der Welt ins Haus ihres Vaters zurückzuziehen, und sich dort in ihrem Zimmer und im Garten verschanzte. Ich glaube, in mir wohnt auch eine kleine Emily Dickinson. Deshalb hat mich die Isolation nicht wirklich verändert. Was sich geändert hat, ist mein Bewusstsein, für das Gute dankbar zu sein: Wie oft sind wir dankbar für das, was wir haben, was wir sind, was wir erreichen können? Und habe ich mich eigentlich bei allen Beteiligten für den Erfolg der ersten Homo Faber-Schau 2018 bedankt? Für was waren Sie zuletzt besonders dankbar?

Als ich auf einem staatlichen Fernsehsender Verdis „La traviata“ sah, vergaß ich, dass ich zu Hause saß. Die Leidenschaft dieser Oper katapultierte mich direkt in das kleine Theater in Busseto, Verdis Heimatstadt. Als Violetta „Amami, Alfredo“ sang, musste ich weinen. Dieser Moment hat mir erneut gezeigt, welche Kraft Schönheit hat. Wie sie uns selbst unter den merkwürdigsten Bedingungen berührt.

um ihre Existenz und fühlen sich verloren. Das macht mich traurig. Aber ich habe das Gefühl, Licht am Ende des Tunnels zu sehen: Italien ist ein sehr widerstandsfähiges Land. Wir lieben es, schöne Objekte herzustellen. Ja, wir können gar nicht anders, das liegt in uns. Ich vertraue darauf, dass es immer ein Begehren, eine Nachfrage nach Objekten geben wird, die mit Sorgfalt und Liebe hergestellt sind. Trotzdem müssen wir Kunsthandwerkern mehr Sichtbarkeit schenken: Der Verlust ihres Know-hows wäre eine unerträgliche Wunde für unsere Kultur und unsere Identität. Sie würden also auch jetzt in Collectible Design und in handgearbeitete Einzelstücke investieren?

In Krisenzeiten verspüren wir doch alle das Bedürfnis nach Dingen, die nicht vergänglich sind. Ein Objekt, das zeigt, wie einzigartig menschliches Talent ist, bringt Freude, Inspiration in unser Leben. Brauchen wir einen neuen Tisch, einen neuen Stuhl, eine neue Vase? Nein. Wir brauchen überhaupt nichts. Aber wir müssen träumen, um glücklich sein zu können. Kunst und Kunsthandwerk verwandeln Dinge, machen sie zur Quelle von Sinn und Schönheit. Sie sagen, dass wir Kunsthandwerk bewahren müssen. Auch Homo Faber verfolgt diese Mission. Warum ist das so wichtig?

Es ist jetzt mehr denn je entscheidend, die Kunst des Handwerks zu bewahren, weil sie den Wert und die Kraft des Unterschieds offenbart. Den Unterschied, den die Persönlichkeit, die Einzigartigkeit und Originalität eines jeden artigiano ausmacht. Die Erhaltung dieses wertvollen Wissens ist eine Form des Widerstandes: Wir müssen uns gegen die Entwertung von Handwerk, gegen den

„Schönheit, Leidenschaft, Kompetenz und Kreativität können im Kunsthandwerk zu einer universellen Sprache werden. Sie muss nur authentisch sein, dann berührt sie das Herz.“

Die Michelangelo-Stiftung entschloss sich im März, Homo Faber zu verschieben. Wie blicken Sie jetzt, einige Wochen später, darauf zurück?

Die Entscheidung war unvermeidlich. An Homo Faber sind Hunderte und Aberhunderte von Menschen beteiligt, wir müssen ihre Gesundheit schützen. In einem solchen Moment der Ungewissheit können wir nicht unbekümmert die handwerkliche maestria feiern. Deshalb haben wir Homo Faber auf 2021 verlegt. Leicht war das nicht, weil es bedeutet, noch mehr Leidenschaft zu investieren, um sicherzustellen, dass Homo Fabers Strahlkraft nicht verblasst.

Homo Faber bekannte sich 2018 deutlich als eine Schau, die an ein vereintes Europa glaubt. Jetzt mussten wir geschlossene Grenzen erleben. Wie kann uns das Handwerk in dieser

Werden Sie das Programm für 2021 denn anpassen müssen?

Situation vereinen – und sei es nur in unseren Köpfen?

Nicht direkt. Aber die Welt hat sich verändert, wir müssen aufmerksamer und respektvoller sein. Damit meine ich auch, dass wir gewisse Abstandsregeln für Besucher brauchen. Die bisher ausgewählten Kunsthandwerker und auch unsere Kuratoren wie Sebastian Herkner oder Judith Clark bleiben aber natürlich dabei.

Homo Faber ist ein außergewöhnliches Beispiel für internationale Zusammenarbeit. Talent und Leidenschaft überwinden jede Grenze. Wie hart uns eine Krise auch treffen mag: Die Hoffnung, die wir in uns tragen, ist widerstandsfähiger und mächtiger als jede Schwierigkeit. Als Jack Lang, der französische Ex-Kulturminister, Homo Faber besuchte und die Ausstellung „Best of Europe“ sah, rief er: „Das vereinte Europa, Sie haben es hier!“ Seine Worte haben mich damals zutiefst bewegt, denn sie zeigen: Schönheit, Leidenschaft, Kompetenz und Kreativität können zu einer Sprache werden, die das Herz eines jeden Menschen berührt, sie muss nur authentisch sein. ‹

Wie haben Sie die Situation der Kunsthandwerker in den Porträt: Susanna Pozzoli

Entzug der Schönheit wehren. In unseren Ländern haben wir genug zu essen. Aber es gibt auch einen anderen Hunger: den nach Schönheit. Wir können nicht ohne Schönheit leben, so wie wir nicht ohne Nahrung, Wasser oder Luft leben können. Aber je mehr das Handwerk an den Rand gedrängt wird, desto zerbrechlicher wird dieses Ökosystem der sinnstiftenden Schönheit.

vergangenen Wochen wahrgenommen?

Sie war – und ist – dramatisch. Ich bin ein sehr optimistischer Mensch, auch weil ich katholisch bin und Verzweiflung eine Sünde gegen den Heiligen Geist ist. Aber: Ich spreche jeden Tag mit Kunsthandwerkern und Künstlern am Telefon. Sie haben Angst

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Ein Morgen am Meer Oder wie Louis de Funès und eine griechische GÜttin in Romain Laprades Fotoserie des Jardin du Rayol kamen.


Architektur Garten

Der Riss? Scheint noch aus der Antike zu stammen. Jedenfalls wirkt auch die windzerzauste Sukkulente so ewig wie das Blau der Küste vor Hyères. „Als ich in der Domaine du Rayol ankam“, erzählt der Fotograf Romain Laprade, „begann der Tag“, aber selbst der Traktor (linke Seite) konnte die traumverlorene Natur nicht aufwecken. Text: Simone Herrmann / Fotos: Romain Laprade

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Architektur Garten

„Der Jardin du Rayol ist wie eine kleine Welt für sich. Als wäre er eine Insel zwischen Himmel und Meer, eine Arche Noah der Pflanzen.“ Romain Laprade

Im Erdbeerbaum (o.) mit seinen weißen Blütenglöckchen und orangeroten Stachelfrüchten scheinen die Farben des „Hôtel de la Mer“ von Rayol (g. oben) und das silbrige Grün des Gartens auf. Von der Bucht (li.) gelangt man zum Unterwassergarten – eintauchen erlaubt!


Wie Cheerleader strecken Yuccapalmen ihre Blattpuschel und Bl체tenkandelaber in den Himmel. An den kalifornischen H채ngen von Rayol wachsen Kakteen, Gamander und Agaven, w채hrend sich die anderen Gartenbereiche der Mittelmeer-Flora, aber auch jener von Mexiko, S체dafrika, Neuseeland, Chile und China widmen.

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Blick zurück: Das verwaschene Blau der Tür, sagt Romain Laprade, habe ihn an die Farbe alter Autos erinnert, wie er sie aus seiner Kindheit kannte. Im Bullaugenfenster spiegelt sich der pinienbeschirmte Ausblick auf das Meer und die Îles d’Or, die in der glitzernden Morgensonne wie dunkles Silber wirken.


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Architektur Garten

Jean-Michel Battin nennt. Naturbelassen, wild und majestätisch. Über steinige Ziegenpfade gelangt man nach Mexiko – ganz oben am Hang, wo Säulenkakteen, Palmlilien und gezähnte Agaven wachsen. Gleich neben Mexiko, über der 93 Meter langen Freitrepos mit den Rosenfingern“, so beschrieb Homer die Göttin der Mor- pe, die den Klippengarten wie einen Aztekentempel teilt, kommt genröte und meinte zugleich jene Stimmung, die auch das Mittel- Südafrika. Dort recken Strelitzien ihre Kranichköpfe über Proteen meer am frühen Morgen umfangen hält. Diese traumverlorenen und wilden Freesien. Auf dem Gelände treffen Yuccapalmen aus Farben, ein schläfriges Blau, Safran, weiche Perlmutttöne, rosa Mittelamerika, kanarische Drachenbäume, neuseeländische Baumüberhaucht. Farben, die mit den schroffen Felslinien des Mauren- farne, Südseemyrten und Chinaspieren zusammen. massivs bei Hyères in einem Glissando zur Meereslinie schwingen. Eine Weltreise von zwei, drei Stunden, die auch Romain La„Der Ort hat etwas Magisches“, sagt Romain Laprade und meint prade mit seiner Kamera gemacht hat. Und doch wurde seine Fodamit den Jardin du Rayol und den Blick hinüber zu den Îles d'Or tosession vor allem eine Reise in die Vergangenheit. „Nein, nicht mit ihren Glimmerschieferfelsen. Porquerolles, Port-Cros, L'Île in die Antike“, sagt er, „bis zu Homer reicht es bei mir nicht, aber du Levant. Die Klassik des Mittelmeers wehe einen an. Die Luft, zurück zu Louis de Funès.“ Laprade lacht, als sei damit alles gesagt. dieses sanfte Umgebensein, das die „Wie jeder kleine französische Junge Schläfen streichelt, der Rhythmus der bin ich mit diesen Filmen aufgewachsen.“ Mit seinen Eltern ist er in den Brandung, Zikadengezirp, die harzigen Gerüche der Macchia, das alles Ferien oft an die Côte, nach Saint-Trospürt man in den Bildern des jungen pez gefahren, „aber schon damals hatte ich auch dort nur die verblichenen Pariser Fotografen. „Ich war sehr früh in Rayol“, erzählt Laprade, „gerade Cinemascope-Farben der 60er im fuhren die Gärtner hinaus ins GelänKopf.“ Es sind seine Farben. Laprade de.“ Aber selbst die Motorengeräuist auf dem Land aufgewachsen, im sche des Traktors konnten diesem Limousin. La France profonde. Kühe Hauch von Ewigkeit nichts anhaben. und alte Autos. „Das war das Erste, Le Jardin des Méditerranées, Garwas ich fotografierte.“ Alte Citroëns ten der Mittelmeerländer, wird der oder Peugeots, die dort vor den Höfen Park im Naturschutzgebiet an der oder an einem Acker herumstanden Felsenküste genannt. Fünf Hektar, die und auf die die lohfarbenen Kühe der Gegend so groß und still schauten. In der Unternehmer Alfred Théodore Courmes und seine Frau Thérèse Türkis oder Vanille, auch mal ein 2CV 1910 in eine Sommerresidenz mit in Salbeigrün oder ein Alfa Romeo im milden Orange von DosenpfirsiPark und Villa im Belle Époque-Stil verwandeln ließen. Zum imposanten chen. Laprade ist Grafiker, hat bei der „Hôtel de la Mer“ kamen im Lauf der französischen „Vogue“ gearbeitet, beJahre ein Gutshaus, die Art déco-Villa vor er mit seinen Fotos Preise geLe Rayolet und eine mächtige Säulenwann und Kampagnen für Aesop oder Pergola. Ein Tempel – eigens für diefür das Avantgarde-Magazin „Holiday“ se Aussicht auf das große Blau gefotografierte. Eine Serie von Eingänbaut. 1940 kaufte der französische gen etwa. Keine prächtigen Entrees, „Das war wie ein kleines Naturschauspiel“, sagt Flugzeugbauer Henry Potez den Besondern die von Mietshäusern aus der Fotograf über die Blüten des Eucalyptus caesia den 70er-Jahren. Ein Gummibaum, sitz und holte die weite Pflanzenwelt – im Garten von Rayol, deren rosa Pollenquasten aus einer Kapsel platzen. Auch die Bienen schwärmen. der sich über ein Treppengeländer Eukalyptus und Mimosen aus Ausbeugt, Briefkästen, Marmorfliesen, tralien, chilenische Ananasgewächse die noblen Linien eines alten Fahrund Artischocken-Schillerbäume aus Südafrika – in den Park; nach seinem Tod verfiel die Sommerresi- stuhls. Stille Bilder, in denen die Zeit verrinnt. Verborgene Schöndenz, und die Natur spann ihre Dickichte über die Terrassen. Jahr- heiten, immer ein wenig eingestaubt, so als schliefen sie. Laprade zehntelang im Fadenkreuz von Immobilienspekulanten, gelangte schenkt ihnen Beachtung. Wie dem merkwürdigen Ästchen in das Gelände 1989 in den Besitz der Küsten- und Naturschutzbe- Rayol, das sich dann als Gottesanbeterin entpuppte, oder den Euhörde, die noch im selben Jahr den Botaniker Gilles Clément be- kalyptusblüten, rosa Troddeln, die aus einer Kapsel platzten. auftragte, einen Garten der Mittelmeer-Flora anzulegen. Es wurFrüh am Morgen, wenn die Dinge ihre Geheimnisse preisgeben, den sieben Gärten. Denn im Park von Rayol-Canadel-sur-Mer noch bevor die Farben zu lärmen beginnen und eine große glitwachsen nicht nur die Pflanzen der Côte d'Azur und der Mittel- zernde Welle die Netzhaut überflutet, hat er den Garten fotogrameergebiete, sondern auch solche aus ähnlichen überseeischen fiert. Das Grün und dieses traumverlorene Blau. Und wie das Meer Klimazonen, aus Kalifornien, Chile, Südafrika, Australien, Neusee- an den Felsen entlangtanzt. Genau wie im Chanson von Charles land und China. Hinter Aleppo-Kiefern, Pinien und Oleanderhe- Trenet. „La Mer“. Dann die kleine Bucht, die zum Unterwassergarcken öffnet sich ein „planetarischer Garten“, wie ihn Chefgärtner ten führt. Und da hat er sie gesehen, Homers rosenfingrige Eos. ‹

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Panorama Mobil

Zurück in die Zukunft Zwischen gestern und morgen: Mit der Sonderversion des neuen Targa feiert Porsche die eigene Geschichte.

Steve McQueen lässt grüßen: Weiße Folierungen wie in den 50ern und 60ern zieren den 911 Targa 4S Heritage Design Edition (o.). Den passenden Chronographen von Porsche Design (links) können Käufer des Fahrzeugs exklusiv dazuerwerben, 10 950 Euro.

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ostalgie im Futurismus. Gerade präsentierte Porsche den neuen 911 Targa, eines der Derivate der mittlerweile achten Generation des legendären Sportwagens. Die halb offene, in den 60er-Jahren lancierte Fahrzeugvariante hat sich ihren grandiosen Retro-Charme erhalten – und bot sich genau deshalb als erstes Modell für die neue „Heritage Design“-Strategie des Konzerns an. Das Konzept, eine Idee der hauseigenen Designabteilung, sieht vor, in den nächsten Jahren vier Sondermodelle in Kleinserie auf den Markt

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zu bringen, die die Geschichte des Stuttgarter Autobauers feiern – von den 50ern bis in die 80er. Gespickt mit historischen Details, wie dem für die Sitze verwendeten Kordsamt, dem historischen Porsche-Logo und Schriftzügen in Gold, soll der auf 992 Stück limitierte 911 Targa 4S Heritage Design Edition jedoch kein Nostalgiefahrzeug sein. „Es geht darum, die Historie von Porsche neu zu interpretieren – in einem modernen Fahrzeug. Vergleichbar mit einem zeitgenössischen Gebäude, das mit Midcentury ModernMöbeln eingerichtet ist. Wir wollen diese spannenden Gegensätze!“, sagt Ivo van Hulten, Leiter Interieur Design bei Style Porsche. Dabei arbeitete das Designstudio eng mit der Porsche Exclusive Manufaktur Fahrzeuge zusammen, Veredelungsort und intern ver-

Fotos: Porsche AG (4); Porsche Design

Text: Friederike Weißbach


antwortlich für die Umsetzung von Kundensonderwünschen. Für deren Leiter, Boris Apenbrink, ist die Zielgruppe der „Heritage Design“-Edition klar definiert: „Diese Kleinserien sind Sammlerstücke. Für Kunden, die besonderen Wert auf Details legen und Freude an historischen Zitaten haben.“ Aber in Zeiten, in denen Elektromobilität bei Porsche immer wichtiger wird, gehe es eben auch um die Betonung klassischer Werte: Emotion, hochwertige Materialien, handwerkliche Liebe zum Detail. Damit der neue alte Look nicht nur in den Garagen der Sammler verschwindet, gibt es neben der Sonderedition auch ein „Heri-

„Elektromobilität ist der Beginn einer neuen Ära. Aber unsere Werte bleiben relevant.“ Boris Apenbrink tage“-Ausstattungspaket, das jedoch nur Interieur-Details umfasst. Die Sonderfarbe „Cherrymetallic“ etwa bleibt den Käufern der Edition vorbehalten. Genauso wie der exklusive Chronograph von Porsche Design, dessen Zifferblatt den Drehzahlmesser zitiert, die letzte verbliebene mechanische Anzeige im Fahrzeug. Eine Smartwatch kam für Gerhard Novak, General Manager von Porsche Design Timepieces, aber nicht infrage: „Wir zitieren ja Historie. Außerdem ist eine mechanische Uhr gerade beim Zukunftsthema Emissionsfreiheit hochaktuell.“ Ideen von gestern für morgen. ‹

Die Felgen des Targa 4S (g. o.) finden sich auch als Rotor im Automatikwerk der Uhr wieder; das Zifferblatt ist der Drehzahlanzeige im Cockpit des Wagens nachempfunden. O.: Materialien im Interieur nach historischem Vorbild – Kordsamt mit Leder in Beige und Bordeaux.


Panorama Kunst

Der Wellenreiter

Text: Barbara Gärtner / Porträt: William Pruyn

Keramik ist das Medium der Stunde, Zeit also für ein Gespräch mit dem Künstler Ron Nagle, der mit seinen aberwitzigen Miniaturen immer schon die ganz große Linie im Blick hatte. 56


Ron Nagle trifft den Ton in allen Deutungen des Wortes. Auch als Musiker gilt er vielen als Inspiration, sein Soloalbum „Bad Rice“ von 1970 wird heute noch unter Kritikern gefeiert, er schrieb Songs für Barbra Streisand und komponierte Soundeffekte für „Der Exorzist“. Sein Talent für Tonalitäten, Timing und Wortwitze zeigt sich auch an den Titeln seiner Kunstwerke, li. S.: „Lotta Wattage“ von 2012.

Foto: © Ron Nagle, Courtesy Matthew Marks Gallery

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nderdog? Ron Nagle gluckst. Dann schließt er die Augen, und seine kantig-ketchuprote Brille steht da wie eine leere Bühne. „Keramik ist groß wie nie! Jeder macht es jetzt. Alle großen Galerien zeigen nun Keramikausstellungen. Vor 20 Jahren hätten sie uns rausgeschmissen.“ Seine Stimme wird eine Oktave ironischer: „Who do you think you are? Get out of here!“ Sogar über Zoom, dieses gesprächsverzerrende, intimitätsverleidende Videoformat, ist eine Unterhaltung mit Ron Nagle wie Kunstgeschichte als Stand-up-Comedy, jeder dritte Satz eine Pointe, hoffentlich gibt ihm bald irgendein Museum eine Samstagabendshow oder wenigstens einen Podcast. Als Themen der ersten Folgen bieten sich an: japanische Teeeier, Morandi, Melancholie und das Dasein als Außenseiter. Denn jahrzehntelang war für den Schöpfer teetassengroßer Tonskulpturen, prall glänzend und fremd, wie Setzkastenfiguren aus

einer anderen, vergnügteren Galaxie, das lege in L. A., dann 1959 an der UC Berkeley Kunstmachen ein „Wir“ gegen „die ande- den Keramikstudiengang gegründet, junge ren“ – und Underdog ein Wort, mit dem er Kerle um sich geschart, er hat Ton nicht sich in Interviews selbst oft beschrieb. den „straight potters“, den KunsthandwerDie anderen, das sind in den späten kern und Hobbytöpfern, überlassen, die Fünfzigern die Ostküstler, New Yorker, bieder die Töpferscheibe drehten, sondern Maler, Leute, die auf die Westküste runter- zu Skulpturen getürmt, groß, expressiv, schauen wie auf den vulgären Cousin. An archaisch-rau, manche stolz vernarbt wie der West Coast, genauer: im „hobby center“ Cowboy-Seelen. „Er war wie ein Filmstar“, der Westküste, in San Francisco, wurde schwärmt Nagle, „er hatte diese Energie, er Ron Nagle 1939 geboren, hier ist er aufge- hatte Style, Charisma.“ wachsen (seine Mutter hatte einen Pottery Den Furor von damals, man kann ihn Club im Keller), und hier sitzt er nun in auf den Schwarz-Weiß-Fotos noch sehen. seinem Studio und erinnert sich: „Die nor- Wilde Burschen waren das, Surfer wie Ken malen Kunst-Leute haben uns gehasst, weil Price, Musiker wie Ron Nagle; Augenringe, wir mit Ton gearbeitet haben, diesem ‚min- Paartagebart, Kippenglimmen, Riesenpranderwertigen‘ Material. Damals galt: Can- ken. Nachts sind sie durch die Fenster ins vas is king. Und die Keramik-Leute hassten Studio eingestiegen, haben bis zum Moruns, weil wir mit diesem traditionellen gengrauen, bis die Studenten kamen, geMaterial ganz andere Dinge angestellt ha- schuftet. Heute gilt die Zeit sachlich ausben. Und ja, vieles, was mit Ton gemacht genüchtert als: California Clay Movement. wurde, war wirklich mies, es gab nur drei, Wer Ton als Material wählt, der hat es vier Leute, die auf dem Niveau waren wie nicht leicht: „Bist du Keramiker? Töpfer? die Maler, Bildhauer, Konzeptkünstler. Und Kunsthandwerker?“ Ron Nagle hat die Fraalle waren in Berkeley.“ In Berkeley war gen, die wie Vorwürfe klingen, oft gehört. Peter Voulkos. Er hatte erst am Otis Col- „Zu sagen, ich sei ein Künstler, kam mir frü-

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Panorama Kunst her anmaßend vor. Ich habe mich immer schwärmt von der Schönheit, die auch in irgendwie schuldig gefühlt.“ Aber er dach- solch winzigen Alltäglichkeiten wie Teete wie ein Künstler, noch bevor er sein Ma- eiern kultiviert wird. Die selbstherrliche terial fand. „Ken Price meinte mal: Ein Machogeste ist ihm eher zuwider. „Klar, Handwerker weiß, was er tun wird, bevor wenn man ein Kerl ist, ist man irgendwie er beginnt. Ein Künstler nicht.“ Nagle sucht dazu verpflichtet, riesige Skulpturen zu auf dem Blatt nach einer Form, seine Zeich- machen. Irgendwas, das Geschlechtsvernungen sind schwebend leicht, er selbst kehr mit einen Baum hat. I am not into that sagt dazu „funky“. Er zeichnet nebenbei, shit. Ich mag es gerne klein.“ Als Kind, gleich nach dem Krieg, bastelbeim Fernsehen, Musikhören (R ’n’ B, Motown, aber auch James Blake, Frank Ocean te er Modellflugzeuge aus Orangenkisten. und Aimee Mann), dann vergrößert er die Schmirgeln, ausbessern, schmirgeln – „das Skizze am Kopierer. „Es geht um die Linie, war meine erste Epiphanie. Aus nichts etden Umriss, ich kundschafte die Details was zu machen.“ Auch der Vater machte aus, bevor ich ins Dreidimensionale gehe.“ Miniaturflugzeuge. „Ein schwieriger Typ, Vielleicht ist es die Digitalisierung, diese Kontrollfreak, aber ich hab mich ihm nie so unsichtbare Macht der Algorithmen, die nah gefühlt wie in den Stunden, als wir nun junge Künstler lieber zu kernigen Ma- dasaßen und gebaut haben. Er sagte imterialien greifen und alte Handwerkstechni- mer: Mach niemals etwas auf der halben ken lernen lässt – und die Keramikpioniere Arschbacke. Was soll ich sagen? Es ist hänvon einst zu den Helden von heute macht. gen geblieben.“ Der 2012 verstorbene Ken Price ist die groWie frisch aufgetragene Farbe, köstlich ße Überfigur, und Ron Nagle wird schon und giftig zugleich, dann wieder porös wie mal „last man standing“ genannt, zuletzt Felsen wirken die Oberflächen seiner Kerahatte er Ausstellungen in Kassel am Fride- miklandschaften, die er am liebsten nur ricianum und der Secession in Wien, das von vorne zeigt. Für ihn sind es dreidimenBerkeley Art Museum and Pacific Film Ar- sionale Gemälde. Auf diesen sieht man seichive zeigt gerade Arbeiten aus den letzten ne Begeisterung für japanische Lackarbei30 Jahren, im Herbst eröffnet in London ten genauso wie für die großen Europäer. eine Galerieshow. Es war wohl die Vene- „Viele, die mit Keramik angefangen haben, dig-Biennale 2013, die ihm den allseitigen sind große Fans von Morandi, sie wünApplaus und die Aufmerksamkeit brachte. schen sich, einmal ein Gefäß zu schaffen, „Dann hat mich Matthew Marks in sein Ga- das solch eine Seele hat, wie die auf Molerieprogramm aufgenommen. And here randis Zeichnungen und Stillleben. Ich arbeite noch dran.“ we are now.“ Underdog, das ist vorbei. Zwei Momente machen seine SkulptuMan kann aber auch viel Kalifornien ren so grandios: Zum einen sind das die entdecken in dieser Kunst, die den erdimakellosen Oberflächen, zum anderen ihre gen Ton mit Künstlichkeit pimpt, Sprühgeringe Größe. Als „Bonsais“ hat die Kriti- farbe und Fiberglas, Car Culture und Surkerin Roberta Smith seine Objekte einmal fer Style. „Die Leute denken immer, ich beschrieben, weil sie in eine Männerhand- wäre ein Surfer, aber mir graut es vor Wasfläche passen. Nagle kann damit gut le- ser, das ist genau wie bei Brian Wilson.“ ben, er verehrt alles, was aus Japan kommt, Ron Nagle gluckst. ‹ Köstlich, aber giftig? Ron Nagles Skulpturen sind delikat und diabolisch – vielleicht auch weil sie gerade mal in eine große Männerhand passen. „Handsome Drifter“ (2015, g. oben) misst nur 10 mal 10 mal 8 Zentimeter. Auch nicht viel größer sind die ganz neuen Arbeiten „Early Bird Special“ (2018) in der Mitte und „Waffle House Hero“ (2019) o. Bei „Ice Breaker“ (2016) links und „Last Temptation of Ming“ (2015) g. li. kombiniert er wie bei fast allen Plastiken zum Ton farbiges Porzellan aber auch Epoxidharz und Bronze. Er wird vertreten von der New Yorker Galerie Matthew Marks. matthewmarks.com

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Ron Nagle verbindet kalifornische Car und Surf Culture mit Japan und Europa. „Mutha Fakir“ (2015) ganz li. wirkt etwa wie eine frivole japanische Lackarbeit. „Ich liebe es, mit Worten rumzuspielen. Es wird ja immer gesagt, dass puns, Wortspiele, die niedrigste Form des Humors sind – finde ich überhaupt nicht. Es ist die höchste!“ Nagles Lieblingsbeschäftigung ist es, „mit Leuten abzuhängen und dumme Scherze zu machen“. Seine Titel, wie li. „Turkish Hairlines“ (2016), sind deshalb auch keine Interpretationen, eher gute Gags, die er dem Betrachter erzählt und ihn zum Komplizen von Kunst und Künstler machen. Unten „Penniman“ von 2016.

Fotos: © Ron Nagle, Courtesy Matthew Marks Gallery

„Alle denken immer, ich sei ein Surfer. Aber ich habe fürchterliche Angst vor Wasser. Das ist wie bei Brian Wilson von den Beach Boys.“ Ron Nagle

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Cover- und Innenabbildungen: Wootton/fluid, Courtesy The Warburg Institute, London; Hatje Cantz Verlag; Porträt: The Warburg Institute

Panorama Bücher

Leseprobe Redaktion: Oliver Jahn und Uta Seeburg

Er gilt als ein Mythos der modernen Kulturwissenschaft: der „Bilderatlas Mnemosyne“, den Aby Warburg in den 1920er-Jahren entwickelte. Auf 63 schwarzen Tafeln wagte der Hamburger Kunsthistoriker einen kühnen Spaziergang durch nahezu drei Jahrtausende Bildgeschichte, der eine völlig neue Sicht auf Vergangenheit und Gegenwart eröffnete. Indem er Fotografien von Werken aus allen Epochen zusammen auf die Tafeln brachte – und dabei mit der großen vergleichenden Geste etwa Motive aus Antike, Renaissance und der Werbung kombinierte –, bewies er, dass es wiederkehrende visuelle Muster gibt, die den Blick des Menschen seit jeher prägen. Ein revolutionärer Akt, der nun erstmals komplett rekonstruiert wurde: In einer groß angelegten Suche haben die Kuratoren Roberto Ohrt und Axel Heil fast alle 971 Abbildungen des originalen Bilderatlas ausfindig gemacht und die Tafeln so wiederhergestellt, wie Warburg sie einst angeordnet hatte. Im Herbst werden sie in Berlin zu sehen sein. Hatje Cantz veröffentlicht die Tafeln nun erstmalig als Augen öffnenden Folioband. Aby Warburg: Bilderatlas Mnemosyne, Hatje Cantz, 184 Seiten, 200 Euro.

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Die Neuerfindung der Sehnsucht Zusammen mit Holzrausch macht ein Unternehmer aus München Urlaubsträume ohne Wenn und Aber wahr. Text: Andreas Kühnlein und Uta Seeburg / Fotos: Oliver Jaist

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uchtgefahr!“, sagt Alexander Springer und lacht. Was er meint, ist zweierlei: einzigartige Orte nicht bloß zu entdecken, sondern selbst zu schaffen, Stein für Stein, Idee für Idee. Für den Münchner Unternehmer ist das weit mehr als bloß ein Geschäft. Und dann die Zusammenarbeit mit seinem partner in crime, dem Holzrausch-Mitgründer

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und großartigen Schreiner Schrägstrich Interiorplaner Tobias Petri und dessen Team. „Wenn man sich mit denen einmal eingelassen hat, ist es schwer, wieder loszukommen“, meint Springer. Gemeinsam haben die beiden gerade ihr zweites Ferienhaus fertiggestellt, wobei „Ferienhaus“ eigentlich stark untertrieben und nur eine Facette ihrer langjährigen Zusammenarbeit ist, die einst mit einem Haus in Kitzbühel begann. Was Springer und Petri seither gemeinsam schaffen, sind hochkarätige Hide-

aways für sich selbst und andere Alltagsmüde; Orte, die jegliche Störfaktoren, allen Lärm und Stress verbannen und einen Augenblick – oder auch mehrere – des vollkommenen Bei-sich-Seins erlauben. Dass Alexander Springer dabei ausgerechnet die klassischsten deutschen Sehnsuchtsorte überhaupt – bis jetzt stehen auf seiner Liste die Toskana und Mallorca, weitere hat er schon im Auge – neu besetzt, mag Zufall sein, vielleicht aber auch ein Beweis, dass keine Geschichte je ganz zu


Architektur Reise

Neben seinem Selbstverständnis als umsichtiger Gastgeber bringt Alexander Springer einen ausgeprägten Sinn für gute Architektur und Gestaltung auf höchstem Niveau mit. Was seine anspruchsvollen Gäste mögen, weiß der Unternehmer auch deshalb so genau, weil er selbst einer davon ist.

Porträt: Julian Baumann

Außen Toskana, innen Loft: „Casa Morelli“ Inmitten der Weinhügel des Chianti Classico (o.) steht ein landestypisches toskanisches Steinhaus, das innen licht und weit wirkt. In Stahl gefasste Panoramafenster, anthrazitfarbene Cotto-Böden, dazu viel massives Holz (re. Sitzgruppe von Klaus Lichtenegger): ein Sommerhaus, das auf dunkle Töne setzt. Und den Vielklang handwerklicher Details.

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Ende erzählt ist, wenn man ein wenig Fantasie mitbringt. Weshalb es ihm um den Bau und all das Entwickeln und Ausprobieren von Ideen vorab nicht weniger geht als um das fertige Ergebnis selbst.

Stein, Holz und Wein: die „Casa Morelli“ Es sind, so könnte man denken, eben die klassischen Elemente eines Italien-Urlaubs: die weiten Hügel des Chianti Classico, kleine pittoreske Ortschaften, erhaben schöne Städte wie Florenz oder Siena nur eine kurze Autofahrt entfernt. Das Licht flirrt zwischen alten Olivenbäumen und Steineichen. Hoch oben auf einem der unzähligen Hügelchen führt eine Staubstraße zu einer Ansammlung von Steinhäusern, toskanischen Bauernhäusern, die sich mimetisch in die Landschaft betten. Doch ein

„Der hohe handwerkliche Anspruch, die Materialität waren uns wichtig. Das ist hier schön gelungen.“ Tobias Petri


Architektur Reise

Die Manufaktur Manetti entwickelte Cotto-Fliesen in einem Anthrazit, das die Böden und den Küchenblock (ganz oben) warm schimmern lässt. Auch die Holzrausch-Einbauten aus Mooreiche (oben Küchenzeile, linke Seite oben modularer Schlaf- und Arbeitsraum) setzen dem Sonnenlicht Schatten entgegen. Sitzgruppe auf der umlaufenden Terrasse (linke Seite unten) von Klaus Lichtenegger.

Haus in diesem kleinen Borgo, genannt „Morelli“, ist anders. Es blickt durch große Fensteraugen hinaus in die Weite, während es innen, warm und dunkel, einen Mikrokosmos vielstimmiger Details entfaltet. Die „Casa Morelli“, um von vorn anzufangen, lag jahrelang als Rohbau in den Hügeln. Sie gehörte der Familie von Tobias Petri. Als das halb fertige Haus in den Besitz von Alexander Springer überging, half Holzrausch federführend, das Gemäuer aus seinem Schlummer zu wecken. Ein Schlafhaus, dessen Grundmauern auf das

15. Jahrhundert zurückgehen, daneben ein neuerer Bau, in dem sich die Wohnräume befinden; die beiden Teile begegnen einander durch einen luftigen Verbindungsbau. Die Außenhülle gleicht sich den umliegenden Steinhäusern an, doch die Überraschung ist groß, wenn man, der Tradition folgend, die Casa durch die Küche betritt und sich in einem loftartigen Raum wiederfindet. Dieser Raum empfängt den Eintretenden, auf den eben noch die Sonne niederbrannte, mit Dunkelheit: anthrazitfarbene Cotto-Böden, Einbauten aus Moor-

eiche und der gekörnte Putz an den Wänden begegnen dem verschwenderischen Sonnenlicht wie wohltuender Schatten. „Das typische Sommerhaus ist ja in der Regel sehr hell gehalten“, erklärt Petri, „doch aufgrund der großen Fensterausschnitte konnten wir uns trauen, das Interior eher dunkel zu gestalten, es strahlt dadurch eine besondere Wärme aus.“ Tatsächlich sind diese Ausschnitte teilweise so groß, dass Innen und Außen keine relevanten Kategorien mehr sind, alles verschmilzt. Die Fenster wurden in Rahmen aus schwarzem Stahl gefasst, das Wohnhaus öffnet sich durch ein Panoramafenster auf die weite Landschaft, das „in der Art eines Scheunentors auf die Fassade gesetzt wurde“. Komplett hochgefahren, stört kein Fensterflügel mehr den grandiosen Ausblick. Diese Nahtlosigkeit wurde zum Grundprinzip der gesamten Gestaltung. So entwickelte Holzrausch gemeinsam mit der hier ansässigen Manufaktur Manetti für die Cotto-Fliesen jenes rauchig wirkende Anthrazit, in dem „14 000 kleine Ziegelchen“ von Hand gefertigt wurden. Sie bedecken jetzt die Böden, den Kamin, die Bäder, die Innen- und die Outdoorküche – so fließt alles ineinander. Inmitten dieser fluiden Oberfläche ruht als Insel eine monolithische Möbelgruppe, ein runder Tisch mit sechs Stühlen, alles aus massiver Eiche, die Sitzflächen aus Leder; wuchtig, aber von geometrischer Klarheit. „Die Stühle sind richtige Monster, man kann sie kaum bewegen“, lacht Tobias Petri. „Aber sie sind halt echte Statements.“ Sie wurden vom österreichischen Designer Klaus Lichtenegger entworfen und gebaut; alle maßgefertigten Möbel im Haus stammen von ihm: „Klaus ist ein Freund von uns und lebte selbst lange hier in der Gegend. Wir dachten uns, dass es schön wäre, wenn er die lose Möblierung für uns entwerfen würde.“ Und das ist es. Diese feine Orchestrierung der Tonalitäten, alles in Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Spezialisten, schloss jedes noch so kleine Detail ein: „Jedes Fenster, jede Leuchte, jeder Türgriff wurde eigens angefertigt und hier eingebaut, von Manufakturen aus der Gegend oder auch befreundeten Handwerkern aus München“, erklärt Petri. Und welches Detail erforderte den größten Aufwand? „Die Wände! Wir hatten eine sehr genaue Vorstellung, wie

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Architektur Reise

Viel Platz für Leib und Seele: „Finca Sonrisa“ Auch wenn die Hülle des Hauses am Rand der Serra de Tramuntana nicht ganz so altehrwürdig ist wie jene des toskanischen Schwesterbaus: Innen überrascht die „Finca Sonrisa“ mit Weitläufigkeit. Die zeigt sich im großzügigen Wohnraum mit frei schwebender Bar. Ein zehn Meter langer Küchenblock durchbricht die beeindruckende raumhohe SkyFrame-Fensterfront (re. Seite u.) nach draußen. Hier wie im Entree darüber überließ Holzrausch den großen Auftritt ganz der Umgebung. Leuchten von PSLab.

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Villa mit Bergblick: die „Finca Sonrisa“ Ortswechsel. Von den sanften Hügeln der Toskana geht es ins grüne Hinterland Mallorcas, der Lieblingsinsel der Deutschen. Die trotzdem ein Geheimtipp sein kann, man muss nur wissen, wo. Das Besondere hier, sagt Tobias Petri, sei der Blick. Der reicht weit über die Tiefebene um Palma, im Rücken erhebt sich still und majestätisch die Serra de Tramuntana. In die Hauptstadt ist es von hier keine halbe Stunde, und doch könnte man kaum weiter weg sein von der trubeligen Urlaubermetropole. Der Bau, den Alexander Springer vom Rennrad aus und buchstäblich im Vorbeifahren entdeckte, war ein typisches Ferienhaus im Finca-Stil, innen dunkel und verbaut, dafür umgeben von einem atemberaubenden Anwesen und purer, unverstellter Weite. Einer dieser Orte, an denen die Zeit stillsteht, einer, „an dem ich im Geist gleich mich selbst sah“, sagt er. Springer und Petri ließen die „Finca Sonrisa“ weitgehend entkernen und räumten auf, ersetzten Fliesenböden durch hellen, fugenlosen Mikrozement mit seidenmatter Oberfläche. Helle Naturfarben und viel Weiß schaffen ein fließendes Raumkontinuum, im Eingangsbereich und Treppenaufgang gesellen sich tiefes Blau, das vom nahen Mittelmeer kündet, und unverputzter Stein hinzu. Den Rest besorgen Einbauten, wie sie nur Holzrausch zuwege

sie verputzt sein sollten. Wir haben unzählige Versuche gebraucht, bis wir die richtige Farbe, Körnung und Struktur hatten.“ Die Handwerker bauten ein spezielles Sieb, erstellten immer wieder neue Muster. Als der rechte Putz gefunden war, wurde dieser kompromisslos überall aufgebracht, auch im Schlafhaus, dessen Wände eigentlich schon fertig waren. Die aufwändigen Oberflächen, jenes kreative Ringen um den Wandputz, das auffahrbare Panoramafenster und nicht zuletzt ein kleines Wasserspiel, ein lang gezogenes Becken, das als spiegelnde „Infinity-Kante“ Licht und Blick über die Terrasse verlängert, haben so manchen Handwerker staunen lassen. „Aber jeder einzelne war sehr engagiert“, sagt Petri. „Sonst saniert man hier eher etwas klassischer, da war unser Projekt eine Abwechslung.“

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Architektur Reise ist von den Planern der Designmanufaktur PSLab aus Beirut/Stuttgart, und auf frei stehenden Betonsockeln ruht seit Kurzem eine High-End-Soundanlage von Burmester. „Ein absolutes und durch nichts getrübtes Erlebnis für sämtliche Sinne“, sagt Springer. Und eine Liga für sich. Aber genau darum geht es ihm mit seinen Häusern auch: einzigartige Erfahrungen, bei denen jedes Detail stimmt, vom Eingangstor bis zur Möblierung, die Interiordesignerin Nora Witzigmann und Hausherrin Lissy Hartl gemeinsam zusammenstellten. Das buchstäblich größte Highlight in diesem an visuellen Höhepunkten nicht eben armen Haus aber ist die Küche: ein zehn Meter langer Block aus massivem Eichenholz mit gegossener Betonauflage, der drinnen beginnt und sich nach draußen scheinbar nahtlos auf die überdachte Terrasse fortsetzt. Die kaum sichtbare Grenze zwischen innen und außen bilden deckenhohe, rahmenlose Schiebefenster – links davon kocht man drinnen, rechts davon an der frischen Luft –, die Holzrausch bei dem Schweizer Hersteller Sky-Frame fertigen ließ und die den Küchenblock etwa in der Hälfte glatt durchtrennen. Die Küche stellt den größten baulichen Eingriff dar, den Springer und Petri vornehmen ließen. Einfach weil es hier gar so naheliegt, die grandiose Naturkulisse auch zum Teil des Innenlebens zu machen. Bleibt abzuwarten, wohin es die beiden Münchner wohl als Nächstes verschlägt – Ideen für Orte, die es neu zu erfinden gälte, haben sie jedenfalls genug. ‹ Probewohnen im Holzrausch-Haus: Buchen kann man die „Casa Morelli“ in Radda im Chianti Classico und die „Finca Sonrisa“ in Randa, im Herzen von Mallorca, samt individuellem Komplettservice vor Ort (sämtliche Preise auf Anfrage) online über theplacetobe.world und urlaubsarchitektur.de

bringt: eine Paneelwand aus amerikanischem Nussbaum und Bastgeflecht bildet den Hintergrund des riesigen Wohnraums, eine Art Rückgrat und reizvoller Materialkontrast zum schlichten Weiß des hallenartigen Raums. In dessen Zentrum platzierten die Gestalter zwischen zwei tragenden Säulen eine maßgefertigte schwebende Bar aus demselben Holz unter einer Marmorauflage aus „Emperador Dark“, vor der Fronten aus brüniertem Messing schimmern. Auch technisch hält das Anwesen ein Niveau, das für derartige Ferienarchitektur einzigartig ist: Das gesamte Lichtkonzept

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Ruheort in Rufweite der Hauptstadt: Nach Palma sind es knapp 30 Minuten, doch dazwischen liegen Welten. Die „Finca Sonrisa“ (rechts) bietet allen Sinnen Raum zur freien Entfaltung – vom Infinity Pool bis in den Treppenaufgang (o.).



Zwei Tage schenkten Mentoren wie links Möbeldesignerin Bethan Gray den Nachwuchsdesignern ihre Aufmerksamkeit. OMA-Partner Shohei Shigematsu diskutierte etwa mit Aqsa Ajmal (unten), die für Sehbehinderte die Nähmaschine u. links entworfen hat. Die vorgestellten Ideen reichen von „Open Source Architecture“ (rechts) bis zur intelligenten Schwimmweste „Flash Pak“ (darunter).

Text: Andreas Kühnlein / Fotos: Gabriela Herman

Das Morgen gestalten Mit Ideen für eine bessere Welt haben sich junge Designer um den Lexus Design Award beworben. Auf Einladung der Automarke trafen sich nun sechs Finalisten mit Gestaltergrößen zum Austausch. Wir waren dabei.

Auch Materialstudien gehören zu den Entwürfen der Finalisten: „Bio.Scales“ (o. und re.), ein 3D-gedrucktes CO2-Filtersystem, daneben Möbeldesigner Philippe Malouin mit dem robotergefertigten Filzwerkstoff „Feltscape“, der vor allem zur Schalldämmung in Innenräumen dienen soll.

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Panorama Vision

E

igentlich sollten die Gewinner des Lexus Design Awards zum Salone del Mobile präsentiert werden, nun wurde die Prämierung auf Herbst verschoben. Wir waren vor dem Lockdown bei den Mentorenworkshops in New York und sprachen mit den Profis über die Arbeit mit dem Nachwuchs und „Design for a Better Tomorrow“. Wie sehen Sie Ihre Rolle als Mentor für die jungen Designer? Bethan Gray: Design-Awards sind eine wunderbare Sache, mich

„Lick“ (g. o.) von Irina Samoi­ lova (darunter) ist Katzen­ zungen nachempfunden und als Reinigungsgerät für bett­ lägerige Patienten gedacht. U.: „Feltscape“ lässt sich auch zu größeren Strukturen im Raum verarbeiten. G. u.: Yaokun Wu diskutiert mit Mentor und Produktdesi­ gner Joe Doucet „Flash Pak“.

selbst hat das sehr weitergebracht. Die Arbeit mit den Mentoren, aber auch die Plattform an sich. Die Entwürfe hier sind längst nicht alle aus meinem Fachgebiet, aber ich habe einige Erfahrung darin, ein Narrativ zu entwickeln – das möchte ich hier vermitteln. Denn nur dadurch baut man eine Verbindung zu Menschen auf. Philippe Malouin: Ich glaube, das Wichtigste ist die Neugier. Das Internet zeigt dir absolut alles, es gibt nichts Regionales mehr, keine Nischen. Informiert euch also und seht euch an, wie andere an Gestaltungsprobleme herangegangen sind. Schaut euch die Arbeit von Dieter Rams an, die Arbeit der Meister. Warum ist ein Ding besser als ein anderes? Das lernt man nur durch ernsthaftes Beobachten, und das werden wir hier gemeinsam praktizieren. Herr Shigematsu, als Architekt bringen Sie eine besondere Perspektive in das Mentorenprogramm ein … Shohei Shigematsu: An der Universität gehen wir oft ganz ähn-

lich vor: Wir setzen uns ein vages Forschungsziel und tauchen dann völlig darin ein. Auf diese Weise ist zunächst keiner wirklich Spezialist, aber am Ende gehen wir alle als Experten aus dem Projekt. Kein klassisches Lehrer-Schüler-Verhältnis also: Früher ging es um Wissen, heute geht es mehr darum, gemeinsam zu lernen, wie man auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagiert. „Design for a Better Tomorrow“ ist eine große Aufgabe, oder? Joe Doucet: Ich bin echt beeindruckt von der Vielfalt der Pro-

blemstellungen, an die diese jungen Designer herangehen. In meiner Ausbildung wollten alle immer nur Stühle machen. Aber die Welt hat größere Probleme als die nächste Sitzgelegenheit. Dass sich eine junge Generation da heranwagt, erfüllt mich mit Hoffnung. Und wenn ich ihnen auf dem Weg vom Konzept zum fertigen Entwurf helfen kann, dann ist das eine wunderbare Aufgabe. Aber erwartet man dabei nicht zu viel vom Design?

Renderings: Lexus Design Award

JD: Ich denke, man kann die Erwartungen gar nicht hoch genug

ansetzen! Zumindest müssen Designer verstehen, dass mit ihrer Arbeit Verantwortung einhergeht. Jedes menschengemachte Ding in unserer Welt ist designt, nur die allerwenigsten aber von Leuten, die dazu ausgebildet sind. Trotzdem wird jeder Designer im Laufe seiner Karriere Hunderte, vielleicht Tausende von Dingen in die Welt setzen. Damit trägt man bei zum Konsum, zur Verschmutzung, zu unserem globalen Fußabdruck. Also muss man sich fragen: Ist die Bilanz der Dinge, die ich mache, positiv oder negativ? PM: Die Frage, wie wir den Plastikmüll loswerden, können wir hier nicht beantworten. Aber eine komplett recycelbare Zahnbürs-

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Panorama Vision

te, die wäre vielleicht drin. Und auch das könnte schon revolutionär sein. Und ansonsten: Designt weniger Zeug, repariert die Dinge lieber. Darauf sollte sich die Designausbildung fokussieren: auf intelligente Hacks. Die Ressourcen schwinden, und ein Tisch aus Ozeanplastik ist nicht die Lösung. Design muss nicht immer ein neues Produkt sein, es könnte auch eine Reparaturanleitung sein. SS: Das nachhaltigste Design ist natürlich gar kein Design. Ich leugne keineswegs, dass Nachhaltigkeit essenziell ist. Aber so zu tun, als sei das einfach ein Ausgangspunkt für cooles Design, greift zu kurz, das macht Gestalter beinahe zu Parasiten, die von Problemen leben. Das ist eine komische Richtung: Wir wollen was entwerfen, also lasst uns ein passendes Problem suchen. Eigentlich sollte es umgekehrt sein. Die Tech-Companys suggerieren, dass es einfach nur auf den genialen Wurf eines Einzelnen ankommt, der im Handstreich die Welt verändert. Das ist in meinen Augen nicht die richtige Botschaft. So funktionieren Investments, aber nicht Kreativität. Die Wirklichkeit ist komplexer – und viel langsamer.

„Das Schwierigste ist, eine echte Idee zu haben. Ein schönes Ding zu designen kommt viel später.“ Philippe Malouin 72

Starke Vorbilder: Designer Joe Doucet, Möbeldesignerin Bethan Gray, Architekt Shohei Shigematsu und Möbeldesigner Philippe Malouin (o., von links) sind echte Größen ihrer Branchen. Sie betreuen die sechs von einer ebenso hochkarätigen Jury ausgewählten Finalisten bis zur Präsentation der Entwürfe im Herbst und helfen den jungen Gestaltern bei der Ausformulierung ihrer Entwürfe – und beim Weglassen von allem, was unnötig ist.

Was ist also Ihr Rat an die sechs Finalisten? JD: Als Mentor versuche ich, ihnen dabei zu helfen, zur besten

Version dessen zu gelangen, was ihre Idee im Kern ausmacht. Und alles andere zu vergessen. Man braucht nicht immer ein Schweizer Taschenmesser, wenn man etwas schneiden will. Designer tendieren häufig dazu, immer neue Aspekte hinzuzufügen, und das geht fast immer auf Kosten des eigentlichen Kerns. Komplexität kann auch die beste Idee vernichten. SS: Findet eine gute Prämisse für eure Arbeit, brecht große Ziele auf spezifischere Probleme herunter. Verabschiedet euch von der Idee, Design würde die Welt im Handstreich retten. Und erlaubt euch den Schritt zurück – gutes Design ist nie ein linearer Prozess, sondern ein beständiges Hin und Her. Wie gehen die Protegés damit um? JD: Ein guter Designer macht das täglich, das gehört dazu, und

man muss es lernen. Schaut eure Arbeit an, als wäre sie nicht von euch, das ist mein Rat. Dieser objektive Blick ist wirklich eine extrem hilfreiche Fähigkeit. Man sollte sich nie zu sehr in eine Kurve oder eine Kante verlieben – wenn man sich davon befreien kann, dann hat man das Zeug zu einem guten Designer. ‹


VIRGINIA, INTERIOR-DESIGNERIN

SHOP.VOGUE.DE



Leben

Foto: Greg Cox/Bureaux

in Marfa, Portofino, auf den Kykladen, in Kapstadt, auf Trรณia und in Marrakesch

Zebra trifft Gropius: Als die Innenarchitektin Laureen Rossouw in Kapstadt ein Anwesen im Bauhaus-Stil entdeckte, glaubte sie, ihren Augen nicht zu trauen. Bis sie mit Osvaldo Borsanis Sesseln und dem Streifenfell einziehen konnte, musste sie aber erst alle Register ihres Kรถnnens ziehen.

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Marfa

Die Schönheit des Nirgendwo Sein Heimweg ist lang, aber er lohnt sich: Der weltweit gefragte Interior-Fotograf Douglas Friedman hat sich eine magic box mitten in die texanische Wüste gestellt.

Text: Mayer Rus / Produktion: Michael Reynolds / Fotos: Douglas Friedman

Die Wüste lebt: Douglas Friedman (li. S.) baute sein Anwesen weit weg vom nächsten Städtchen. Der Pavillon o. spendet Schatten, wenn die Sonne brennt. Textilien von Garza Marfa, Skulptur von Brett Douglas Hunter.

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Im Entree grüßen zwei Masken von Don Tomas Nájera und Carla Fernández. Sie stehen auf einem Granit-Tisch aus Lex Potts „Fragments“Serie, den Stuhl entwarf local hero Donald Judd. Im Hintergrund Friedmans Palmen- und Sukkulenten-Sammlung in Betongefäßen von Adam Sirak.


„Die Wüste will eigentlich nicht, dass man hier lebt. Es ist ein ständiger Kampf – gegen Wind, Regen, Staub und sengende Hitze.“ Douglas Friedman Das Haus u. ließ Friedman aus Fertigteilen bauen. Die Zwischenwände reichen nur bis zum umlaufenden Obergaden, so fließt das Licht durch alle Räume. Skulptur von Wendy Vanderbilt Lehman. Re.: Das Becken im Bad stammt aus dem Besitz von Donald Judd. Fliesen von Cement Tile Shop.

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„Anfangs dachte ich, ich könnte total minimalistisch leben. Aber das bin nicht ich! Ein bisschen Spaß musste ich mir erlauben.“ Douglas Friedman


Dschungel in der Wüste: Die Gästezimmer klei­ dete Friedman mit hand­ bemalten Tapeten von de Gournay aus. Den Kuhfellteppich entwarf er selbst für Kyle Bun­ ting; das Bett von The Beautiful Bed Company schmückt ein Überwurf mit Neofolkloremotiven von Klaus Haapaniemi.

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Ob die Wüste will, dass man hier schwimmt? Bei allem Respekt vor der Landschaft mochte Friedman nicht auf einen Pool (o.) verzichten; er wurde von Modpools aus einem Schiffscontainer gefertigt. Die modulare schwarze Küche (re. Seite) stammt von Vipp, der Ofen von Gaggenau.

Im Wohnbereich (li.) umringen Vintage-Sessel und ein Sofa von Restoration Hardware den breiten Marmortisch, den der Hausherr mit Designerin Brigette Romanek entwarf. Der Patchwork-Teppich aus Kuhfell stammt aus seiner eigenen Kollektion für Kyle Bunting.

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D

ie Hochwüste im tiefen Westen von Texas ist ein ziemlich ungemütliches Terrain – Douglas Friedman kann ein Lied davon singen. Der Fotograf und Globetrotter, in der Interior-Welt berühmt für sein feines Auge und seine joviale Art (und natürlich seine Markenzeichen Schnurrbart und Tattoos), erlag vor neun Jahren der Magie von Marfa, Wahlheimat von Donald Judd und 2000 Einwohner kleines Kunstmekka, das John Waters liebevoll das „Jonestown des Minimalismus“ nannte. „Die Wüste will eigentlich nicht, dass man hier lebt“, sagt Friedman. „Es ist ein ständiger Kampf gegen Wind, Regen, Staub und sengende Hitze.“ Und so entspannt modernistisch sein Anwesen auch wirkt, die Bauarbeiten waren herausfordernd: „Zunächst habe ich das Haus ohne Schutznetze geplant; ich wollte, dass es sich möglichst offen anfühlt. Doch dann wurde mir schnell klar: Ohne NetzScreens rundum geht es nicht – es sei denn, man hat nichts gegen einen Skorpion im Schuh, eine Klapperschlange unterm Bett oder eine Tarantel im Spülbecken.“ Klingt nicht gerade verlockend. Doch für Friedman haben selbst die krabbelig-gruseligen Wüstenbewohner Anteil am spröden Zauber, der der Landschaft innewohnt. „Wenn man sich in Marfa verliebt, dann ganz“, unterstreicht er. „Ich bin als braver jüdischer Junge in New York City aufgewachsen. Für mich war die Vorstellung ungeheuer verlockend, in der freien Natur zu leben. Es sind zwar zwei Flüge und dann noch drei Stunden Autofahrt, bis die Schotterstraße im Nirgendwo endet – aber dafür sind hier weit und breit keine Nachbarn in Sicht. Man hat endlose Ausblicke auf diese unglaublich schöne, seelenvolle Landschaft!“ Als es darum ging, ein passendes Haus für seine vier Hektar Himmel auf Erden zu entwerfen, folgte der Fotograf dem Prinzip von Ockhams Rasiermesser: „Es sollte auf jeden Fall schlicht werden – klösterlich, aber attraktiv; das Einfachste und Ökonomischste, was ich bauen konnte“, erzählt er. „Das Problem dabei ist: Nichts ist wirklich einfach, wenn man hier draußen bauen möchte. Schon gar nicht, wenn man Stromund Wasserversorgung regeln und einen Brunnen bohren muss. Außerdem habe ich gelernt, dass Einfachheit in der Architek-

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Die Außendusche (von True Value Hardware) dekorierte Douglas Friedman mit der Kopie einer antiken Büste. Sichtschutz war nicht notwendig – in der texanischen Hochwüste gibt es zwar Skorpione und Klapperschlangen, aber weit und breit keine Nachbarn.

tur – mit einem Minimum an Anmut – ganz schön schwierig sein kann. Meine Idee vom bescheidenen Wüstenleben wurde jedenfalls immer komplexer.“ Nachdem er eine breite Palette an Fertigbau-Lösungen erwogen und verworfen hatte, entschied sich Friedman schließlich für ein modulares System aus Brettschichtholz, Stahlprofilen und Sandwichpaneelen. Das Ganze wurde nach Marfa geliefert und vor Ort unter Aufsicht des Bauunternehmers Billy Marginot zusammengesetzt. Entstanden ist so eine straff modernistische Box mit anspruchsvollem Raster; ein 60 Zentimeter hoher Obergaden verläuft um die gesamte Struktur und erweckt bei nächtlicher Beleuchtung den Eindruck, das Dach schwebe auf einem Lichtkissen. Um die Integrität des Entwurfs zu wahren, verlaufen alle Kabel und Drähte durch das Betonfundament. Auch der Pool ist vorgefertigt: Er besteht aus einem gekappten


Frachtcontainer. „Er kam auf einem Tieflader aus Kanada, und wir haben ihn einfach per Kran in ein vorher gegrabenes Loch gesetzt“, erzählt Friedman. „Ich habe die Anschlüsse gelegt, und am nächsten Tag konnte ich schon schwimmen.“ Zu den Outdoor-Annehmlichkeiten seiner Ranch gehören ferner eine Schatten spendende Pergola mit Pop-up-Bildschirmen für das Unterhaltungsprogramm al fresco und ein zweites schlichtes Schattendach am Pool. Bei der Einrichtung des Ganzen konnte der weit gereiste Hausherr auf eine beeindruckende Riege von Beratern zurückgreifen. „Ich habe das Glück, mit einigen der besten Designer der Welt gearbeitet und mich mit ihnen angefreundet zu haben, also habe ich sie natürlich um Rat gebeten“, erzählt er. Zu dem illustren Kreis gehören Steven Gambrel, der die eleganten Tischleuchten im Wohnzimmer entwarf; Nicole Hollis, die mit Beistelltischen aus ihrer

Kollektion für McGuire vertreten ist; Bri- „Und der Donald Judd-Stuhl im Entree, der gette Romanek, die bei Design und Herstel- musste einfach sein.“ lung des Coffeetable aus grünem und rosa Auch ein paar Exzentrizitäten haben Marmor half, der das Wohnzimmer ankert; ihren Platz gefunden: Auf die großen und Ken Fulk, der ein Barwägelchen aus Schwenkarmlampen, die den Esstisch beMessing beisteuerte, zu dem ihn ein italie- leuchten, hat Friedman Maurizio Cattelans nisches Modell aus den 60er-Jahren inspi- ausgestopfte Tauben gesetzt, und die Gäsrierte. Douglas Friedmans eigener Beitrag tezimmer überraschen mit opulenten zu diesem Medley sind die vielfarbigen Dschungelszenerien auf Tapeten von de Kuhfellteppiche aus einer Kollektion, die er Gournay. „Anfangs habe ich mir eingebilfür Kyle Bunting entworfen hat. det, ich könnte total minimalistisch leben – Im Eingangsbereich steht ein monumen- aber das bin einfach nicht ich. Ich musste taler Steintisch des niederländischen Desi- mir ein bisschen Spaß erlauben“, lacht gners Lex Pott, flankiert von einer Serie Friedman – der den britischen Blütentapemassiger Pflanzgefäße aus Beton mit Bron- ten zum Trotz darauf besteht, er sei ein zedetails von Landschaftsgestalter Adam echter Texaner. „Hier ist jetzt mein ZuhauSirak. „Ich habe die Töpfe benutzt, um ei- se, ich kann es beweisen“, sagt er und zeigt nen Innengarten mit vielerlei Palmen und stolz seinen texanischen Führerschein. Sukkulenten anzulegen. Wenn man herein- „Wenn ich am Haus oder am Pool arbeite kommt, kann man hier erst mal einen Mo- und dabei auf die Berge in der Ferne blicke, ment durchatmen, bevor man ins große fühle ich mich dem Land aufrichtig verWohn-Esszimmer tritt“, sagt Friedman. bunden, Taranteln hin oder her.“ ‹

Maurizio Cattelan mischte so die Biennale in Venedig auf – Douglas Friedman immerhin sein Esszimmer: Über dem Tisch von RH tummeln sich ausgestopfte Tauben. Die Stühle bedecken isländische Schaffelle, am Boden ein weiterer Teppich von Kyle Bunting.


Jenseits der Wolken Wo man von den Klippen ins Meer springen kann: Hier haben Andrea Castrignano und Federico Torzo ihr Sommerhaus gestaltet. Mit SalbeigrĂźn und Mittelmeerblau.

Text: Ulrich Clewing / Fotos: Giorgio Baroni


Portofino

Schroffe Felsen, liebliche Buchten: Porto­ fino diente einigen Filmen als Kulisse (linke Seite). Auch das Äffchen („Monkey Lamp“ von Seletti) genießt die Aussicht im großen Wohnzimmer im ersten Stock. Der wenden Eero Saarinens Tulip Chairs allerdings den Rücken zu. Den schweren, reich inkrustierten Coffeetable brachten die Hausherren aus Marokko mit.

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Das Bett im Gästezimmer o. stammt von Barzaghi Salotti, die Kissen sind aus der Collection Andrea Castrignano für Brochier. Foto: Fabiano Parisis „Americana Series 11“. Li.: Andrea Castri­ gnano und Federico Torzo auf einem Sofa von Living Divani vor einer Arbeit von Sergi Barnils. U.: Küche von Castagna Cucine.

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Auch den Garten legten die Hausherren selbst an. Dabei achteten sie darauf, vor allem Pflanzen aus der Region zu verwenden. Typisch für die Riviera ist etwa die Pinie. Die Möbel sind von Roda, die Leuchte „The Great JJ“ kommt von Leucos in einer Sonderanfertigung in Grün.

„Wir gehen jeden Morgen nach dem Aufwachen immer zuerst in den Garten.“ Federico Torzo


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Das Giebeldach der Villa li. ist typischer für Meran als für Ligurien. O.: Fresken im pompejanischen Stil aus der Zeit um 1900. Li. Seite: Im zweiten Gästezimmer steht ein Bett von Bolzan Letti, Leinen von fazzinihome.com , Leuchte: Enzo Panzeri, Wandfarbe „Petrol“ von covemavernici.com

Nicht nur die Farben lassen an den Norden denken, auch Toby, die Norwegische Waldkatze (re.). Er hat zwei Sessel im Blick, die Andrea Castrignano neu beziehen ließ. Neben der Essecke, Saarinens Tulip-Ensemble, thront die Stehleuchte „Nut“, die der Hausherr entworfen hat.


D

ie Verabredung war um drei, 14.58 Uhr kommt eine Nachricht von Federico Torzo, dass sie jetzt dann so weit wären. So viel zum Klischee, dass Italiener immer unpünktlich sind. Andrea Castrigna­ no ist Interiordesigner mit einer eigenen TV­Show, die seit zehn Jahren auf La5 läuft. Federico Torzo, sein Ehemann, arbeitet als Rechtsanwalt und führt nebenher die Geschäfte in Andreas Firma. Die beiden leben in Mailand und Ligurien, und das Gespräch soll­ te vor Ort stattfinden. Dann kam Covid­19, also wurde geskypt. Der entspannten Stimmung tat dies keinen Abbruch. Der Blick, den Sie hier haben, der ist ja grandios. Wie ist das, aufzuwachen und nur das Meer vor sich zu haben? Gewöhnt man sich daran irgendwann? Federico Torzo: Fantastisch, nicht? Das ist einer der Gründe, wes­

halb wir dieses Haus so mögen … Andrea Castrignano: Wenn Sie Ligurien kennen, dann wissen Sie, dass an der Küste zwischen dem Meer und den Bergen nur sehr wenig Platz ist. In dieser Gegend eine Villa direkt am Wasser zu finden war nicht leicht. FT: Wir gehen jeden Morgen als Erstes in den Garten. Außerdem haben wir Zugang zu einem kleinen privaten Park, den wir uns mit den Besitzern der umliegenden Häuser teilen. Da können wir von den Klippen direkt ins Meer springen. Und dann von dort aus die Berge hochzuschauen, das ist einfach toll. Was haben Sie am Haus verändert? FT: Vor ein paar Jahren haben wir es komplett umgebaut.

AC: Wir haben damals zum Beispiel das dritte Stockwerk etwas

niedriger setzen lassen, damit wir das Mansardengeschoss ein­ richten konnten. FT: Das war ziemlich aufwändig. Aber so richtig neu gestaltet ha­ ben wir es erst letzten Herbst, Andrea wollte es so. Ich bin ja in Venedig aufgewachsen. Vielleicht fällt es mir deswegen leichter zu sagen, komm, wir lassen es, wie es ist. Aber Andrea hat eine un­ bändige kreative Energie, er muss immer alles verändern. Wissen Sie, in welchem Jahr das Haus erbaut wurde? AC: Es ist von 1870, und der Stil sicher nicht typisch für Ligurien. FT: Es erinnert uns etwas an alpine Architektur. Man findet solche

Häuser normalerweise eher in Südtirol oder an den Seen nördlich von Mailand, aber nicht hier am Meer. AC: Die Geschichte ist auch sonst ganz interessant. Das Haus be­ fand sich Jahrzehnte im Besitz derselben Familie, und zuletzt hat­ te sie es an einen Mann vermietet, der dort ein Tonstudio einrich­ tete. Die Spice Girls waren mal da und viele andere Popstars auch, angeblich sogar auch Sting. Sie haben gesagt, dass der erste Umbau sehr umfangreich war. Die Fresken im pompejanischen Stil am Eingang und die Böden kommen mir aber original vor. AC: Das sind sie auch, beides wollten wir auf jeden Fall erhalten,

weil es dem Haus Charakter gibt. FT: Die Türen sind auch alle alt. Und im Garten stand eine mäch­ tige mediterrane Pinie, die nadelte zwar fürchterlich, aber sie steht natürlich auch immer noch an ihrem Platz. Wie lange hat der große Umbau gedauert? FT: Drei Jahre. Danach waren wir ein bisschen erschöpft (lacht).

Deswegen haben wir uns bei den Möbeln erst einmal mit denen beholfen, die wir hatten. Ein paar davon sind immer noch hier. AC: Aber inzwischen sind die meisten neu, ich wollte eine Mi­ schung aus Designklassikern und eigenen Entwürfen. FT: Vieles brachten wir von unseren Reisen mit, den Tisch im großen Wohnzimmer etwa, den hatten wir einmal in Marrakesch gekauft und im Container nach Italien schiffen lassen. Für die Wände in den Zimmern haben Sie viele Grüntöne verwendet. Zuletzt habe ich diese Farben in Helsinki gesehen. Wirken sie daher so nordisch auf mich? FT: Sie haben recht, die Farben haben was Skandinavisches, und

in Kopenhagen und Stockholm waren wir schon öfter, zufällig erst vor zwei Jahren wieder, kurz vor der jüngsten Umgestaltung. AC: Für mich sind das eher die Farbtöne aus unserem Garten. Das fahle Grün, das ist wie der Salbei, der bei uns wächst. FT: Damals arbeitete Andrea gerade mit einem Stoffhersteller an einer neuen Farbpalette, da kam das eine schnell zum anderen. Und es fällt vielleicht nicht auf Anhieb auf, aber wir haben hier eine Menge unterschiedlicher Grüntöne im Haus. Haben Sie den Garten auch selbst gestaltet? FT: Das waren auch wir, richtig. Bei uns läuft das so ab, dass wir

erst viel diskutieren und dann machen, was Andrea will (lacht). AC: Aber wirklich streiten, das tun wir selten. Und ich würde nie auf etwas bestehen, das Federico absolut nicht gefällt. ‹ Im Erker des Salons auf der ersten Etage perlt eine Leuchte aus Muranoglas von De Majo (demajoilluminazione.com) . Den großen Pouf „Double 033“ designte Rodolfo Dordoni für Roda, auch der Bezugsstoff „3D Net“ in der Farbe „Olive“ kommt von Roda. Die Kissen entwarf Andrea Castrignano für Brochier.

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Das Haus hat mit dem Souterrain, in dem sich eine Bediensteten­ wohnung und ein Dampfbad befin­ den, insgesamt fünf Stockwerke mit zehn Zimmern, drei Küchen und vier Bädern. Der Pool und mehrere Terrassen schaffen eine Landschaft in der Landschaft.


Kykladen

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Vögel, die in den Süden fliegen, machen oft Rast auf der kleinen Insel Folegandros in der südlichen Ägäis. Der französische Architekt Stéphane Ghestem hat hier seinen Ort zum Verweilen gefunden. In den Sommermonaten weht der Wind vom griechischen Festland auf die Insel herüber und streift dabei die Terrasse, die nach Norden und Süden offen ist. Schatten spendet eine hölzerne Pergola. Die Möbel auf der Terrasse u. rechts sind von Marni.

Tage der Sonne

Paris, Athen, auf Wiedersehen! Am Rande einer einsamen Insel verwirklicht der Architekt Stéphane Ghestem seinen Traum in Weiß. Text: Florian Siebeck / Styling: Sylvie Thébaud / Fotos: Vincent Thibert

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Schönwetter-Galerie: Wie ein Mosaik ziehen sich kleine Fenster durch Masterbedroom (li.) und Wohnzimmer (o., mit Pouf von George Trezos, Athen). Die Küche (unten) öffnet sich, wie fast alle Räume, zu einer Terrasse hin. Im Sommer bietet sich auch das Dach (u. li.) als Schlafplatz an.

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Sonnenplatz: Mit Säulen aus lokalem Naturstein fügt sich die Terrasse auf der Südost­ seite in die Landschaft ein. Sie wird von einer Pergola aus Bambus geschützt: „Umso län­ ger man an einem Ort bleibt, desto organischer und weicher sollte der Schatten sein“, findet Stéphane Ghestem.

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A

ter große Haus, das der Topografie des Grundstücks folgt, wie einen fließenden Raum wirken lässt: das Wohnzimmer, das in einer Linie mit der Küche liegt, drei Schlaf- und zwei Badezimmer. Die kleinen Aussparungen in den Wänden schützen nicht nur us weiter Ferne ist das Haus von Stéphane Ghestem nichts als ein vor heißen Sommern und feuchtkalten Wintern (und dem manchkleiner weißer Punkt in der Landschaft. Obwohl es nur eine halbe mal stürmenden Wind im August), sie bilden auch einen Rahmen Stunde mit dem Schnellboot von Santorin bis nach Folegandros für spektakuläre Aussichten, deretwegen Stéphane Ghestem das braucht, ist die Insel dünn besiedelt. „Vorher habe ich in Südfrank- Grundstück einst kaufte. „Wir arbeiten wie beim Film mit Sequenreich gelebt“, sagt der Architekt, der Büros in Paris und Athen lei- zen: mit dem, was man sieht, und dem, was man nicht sieht. Mit tet. Heute wohnt er am fast menschenleeren Ende im Nordwesten dem, was man durch Bewegung entdeckt, und dem, was verborgen dieser nackten Insel, deren Hänge von der Sonne in warmes, gol- bleibt. Wir schaffen so Bilder für jede Tageszeit.“ denes Licht getaucht werden, bevor sie schroff in die Ägäis fallen. Der Innenraum übt sich in monochromer Einfachheit. Nicht Freunde hatten ihm die Region empfohlen, als er auf der Suche nur Wände und Böden wurden mit „Cimentokonia“ – einem tradinach einem ruhigen Stück Land in Griechenland war. Ein Geheim- tionellen Kalkputz – gestrichen, sondern auch ein großer Teil des tipp, sagten sie, eine Verheißung: die mittelalterliche Hauptstadt Mobiliars wie Nachttische, Betten und Bänke. „Das ist dasselbe Chora, ein Juwel der Ägäis. Stéphane Material wie Tadelakt“, sagt Ghestem. Ghestem entdeckte die Annonce für „Seine Oberfläche kann glatt sein oder unregelmäßig, um Licht und ein abgelegenes Stück Land, wurde von „einer wilden Engländerin mit Schatten zu brechen.“ Das strahlende einem Dutzend Katzen“ am Boot abWeiß kontrastiert zugleich mit den geholt und zum Grundstück geführt. Decken aus rauem Schalungsbeton, Es war wie ein Erweckungserlebnis. die Ghestem als spielerische Hom„Mykonos, Santorin, Milos“, sagt er, mage an die Architektur der Postmoderne verstanden wissen will. „da wollte ich nie hin.“ Hier fand er gebührenden Abstand zum SchauNeben einer roten Skulptur von spiel der feierwütigen Nachbarn. Roland Zobel mit dem passenden NaDie Menschen auf Folegandros men „Die Kykladen“, die schon in Ghestems Haus in Südfrankreich sind sehr auf ihre Tradition bedacht. „Sie haben das Unglück der Nachbarn stand, sind Textilien aus Griechenmit eigenen Augen gesehen“, sagt land (darunter maßgefertigte Kissen von Natural Greek Fabrics) die einziGhestem. Die Insel ist größtenteils Naturschutzgebiet, Rastplatz für gen Farbtupfer im Haus. Dazwischen Vögel auf dem Weg in den Süden. brechen Flohmarktfunde wie ein hölzernes Sideboard von Florence Die Vorgaben waren entsprechend streng: kein Pool, keine Decken höher Knoll und ein Sessel von Wim Rietveld die aparte Nüchternheit. „Möbel als viereinhalb, keine Flächen länger leiden unter der winterlichen Feuchals zehn Meter. Und: keine großen te, weshalb auch die Küche zum BeiFenster wie etwa auf Mykonos. „Es spiel keine Schränke hat. Teller und ist ein enger Rahmen, in dem wir uns Der Inselarchitekt: Stéphane Ghestem hier bewegen – aber es ist ein guter.“ Schüsseln sind exponiert, entspreleitet Büros in Paris, Athen – und betreut auch Denn Stéphane Ghestem fühlt chend schön müssen sie aussehen.“ auf Folegandros einige Bauprojekte. sich der traditionellen Architektur An fast jeden Raum schließen von der Kykladen sehr verbunden. Er hat, Pergolen überdachte Außenterrassen wie er sagt, „eine Art Bibel“ geschriean, die getrennt voneinander angeben zu architektonischen Formen, dem Genius Loci, der Wirkung ordnet sind, um verschiedene Ausblicke auf die Umgebung zu forvon Licht, Wind, Topografie, Volumen und Oberflächen. „Ich brau- men. Sie eignen sich nicht nur für ein ausgedehntes Frühstück che kein Haus, das meinem Ego schmeichelt, aber meine Arbeit oder das Nickerchen am Mittag, sondern sind auch Logenplätze für soll auch kein Pastiche der klassisch kykladischen Architektur Sonnenuntergang und Tanz bis in den frühen Morgen. Auf der Dachterrasse, von der sich der Blick auf das Buschland, sein“, sagt der Franzose. Deshalb versucht er, die Formensprache der Moderne mit dem traditionell ornamentlosen Kubismus der die Trockenmauern und das beispiellose Panorama des Ägäischen Kykladen zu verweben. Auf einen Garten verzichtete er aus gutem Meers mit den Inseln Milos und Kimolos verliert, gibt es für laue Grund: „Der wäre hier ohnehin nach zwei Jahren verwuchert.“ Sommernächte sogar ein Bett. Der ideale Ort, um beim nächtSchon seit Beginn seiner Karriere hat sich Stéphane Ghestem lichen Gesang der Zikaden den klaren Sternenhimmel zu beobmit den Vorzügen traditioneller japanischer Architektur beschäf- achten. Doch nicht nur im Sommer hat die Insel ihren Reiz, sagt tigt: Wie man sich von der Eingangstür bis ins Herz eines Hauses Stéphane Ghestem. „Wenn der unerbittliche Wind im Winter weht vortastet, dabei jede Empfindung zulässt, völlig zwanglos, voll- und die Wolken sich an die Berggipfel klammern“, sagt er, „fühle kommen frei. Er entwarf also einen Weg, der das 180 Quadratme- ich mich hier wie in einem Ingmar Bergman-Film.“ ‹

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„Ich brauche kein Haus, das meinem Ego schmeichelt.“ Stéphane Ghestem

Filmreifer Auftritt: Ghes­ tem komponierte sein Haus nach Blickachsen, Fenster rahmen spektaku­ läre Landschaftsbilder. Ringsherum platzierte der Architekt Vintage­Möbel: im Schlafzimmer Wim Rietvelds „Oase“­Stuhl und ein Sideboard von Flo­ rence Knoll, auf dem eine antike Chimäre thront.

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Kunterbuntes Leben: Laureen Rossouw ist Magazinredakteurin, Stylistin, Interiorde­ signerin und Sammle­ rin – etwa von Vintage­ Postern, die nun im Familien­ und Arbeits­ zimmer (rechte Seite) hängen. Ihr Haus in Kapstadt bestach mit Bauhaus­Komponen­ ten, musste aber kom­ plett umgebaut und modernisiert werden.

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Fotos: Greg Cox/Bureaux

Kapstadt


Bauhaus der Träume

Als Laureen Rossouw das Bild eines verfallenen Hauses mit originalen Bauhaus-Elementen in der Zeitung sah, war ihr klar: Das oder keins!

Text: Robyn Alexander / Fotos: Greg Cox

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„Jeder Raum musste ganz neu betrachtet werden, bevor wir ihn gestalten konnten.“ Laureen Rossouw

Transzendenz durch Transparenz: Im ganzen Haus wurden Fenster vergrößert und gläserne Türen eingesetzt, damit das Licht alles durchströmen kann. Das Esszimmer ist so auch optisch direkt mit dem prachtvollen Garten verbunden. Der Vintage-Kronleuchter stammt von Gaetano Sciolari, die Stühle entdeckte die Hausherrin bei The New Modernist.


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Die Linien im Bauhaus-Stil (oben) sind schlagend. „Doch innen sah es ziemlich chaotisch aus“, erinnert sich die Architektin Renée Rossouw. Das Ergebnis der Mühen: ein Farbfeuerwerk (u.).

Das Masterbad (oben, Marmor von Womag) mit seinem weiten Blick ins Grüne ist ein Highlight des Hauses. Der Kronleuchter fand sich bei The New Modernist.

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Hoch hinaus: Laureen Rossouw und ihre Tochter Renée ließen einen Teil der Küchendecke entfernen, um noch mehr Licht und Raum zu schaffen. Nicht weniger effektvoll prallen die originalen Wandkacheln auf die ornamentalen Bodenfliesen von Moroccan Warehouse. Für einen kleinen Snack in der Küche stehen Eero Saarinens Tulip Table und Eames Chairs parat.

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„Man kann es heute kaum glauben, aber die Räume waren unglaublich dunkel.“ Laureen Rossouw

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Der Midcentury-Bau lebt von seiner rhythmischen Geometrie, so nimmt das Wohnzimmer eine elegant geschwungene Kurve. Ein kongeniales Design bietet da die kurvige Vintage-Couch von Vladimir Kagan, die mit grĂźnem Samt von Bbellamy & Bbellamy neu gepolstert wurde. Das Sesselpaar von Osvaldo Borsani versteht sich gut mit dem Paravent von RenĂŠe Rossouw.


F

Vorher lebte das Paar in einem ikonischen Art déco-Gebäude mitten im Zentrum Kapstadts. Laureen Rossouw hatte das Apartment einige Jahre zuvor spektakulär renoviert. In ihrem neuen Haus gab es „großartige Linien, aber der Grundriss war unpraktisch. Er ünf Jahre ist es jetzt her, dass die in Kapstadt lebende Redakteurin, musste auf durchdachte Weise an die Anforderungen des 21. JahrStylistin und Innenarchitektin Laureen Rossouw eine folgen- hunderts angepasst werden.“ Und so begann ein langwieriger Plaschwere Entdeckung in der Zeitung machte. Sie und ihr Ehemann nungs- und Bauprozess, den Laureen Rossouw gemeinsam mit Koos waren gerade im Begriff, aus ihrem Apartment in City Bowl ihrer Tochter Renée konzipierte. Renée Rossouw ist ausgebildete auszuziehen, als sie beim Blättern auf das Bild eines verfallenen Architektin und eine erfolgreiche Designerin; 2019 gehörte sie zu Hauses im klassischen Bauhaus-Stil stieß. „Ich dachte mir, dass jener Gruppe von zehn jungen afrikanischen Kreativen, die die das ein schlechtes Foto oder einfach Wunschdenken sein musste“, urbane „Överallt“-Kollektion des Möbelgiganten Ikea gestalteten. erzählt sie; trotzdem fuhr sie sofort in den Vorort Oranjezicht, wo Sobald man das Haus betritt, kann man sich dem visuellen Feudas Haus am Rande eines der reizvollsten Parks Kapstadts liegt. erwerk aus Möbelklassikern des 20. Jahrhunderts, originalen DeDas charaktervolle Midcentury-Gebäude, das definitiv über signobjekten und außergewöhnlichen Kunstwerken kaum entzieBauhaus-Elemente verfügte, versetzte sie in Begeisterung. „Ich rief hen. Doch was Laureen Rossouws sorgfältig kuratierte Sammlung sofort Koos an und sagte ihm, dass ich mein Traumhaus gefunden wirklich zum Strahlen bringt, ist die Art und Weise, wie sie sich hätte. Er fand es genauso wunderbar wie ich – konnte aber ange- in den Kontext der umgestalteten Räume einfügt. „Das Äußere“, sichts der umfangreichen Arbeiten, die anfallen würden, auch sei- erläutert Tochter Renée, „hatte die wunderbaren Features eines ne Skepsis nicht verbergen.“ Sie musste, wie sie sagt, viel Überzeu- Midcentury-Hauses, gepaart mit einem Art déco-Touch, doch ingungsarbeit leisten. Mit Erfolg: „Noch am selben Tag reichten wir nen sah es ziemlich chaotisch aus. Wir haben die Räume fast vollunser Angebot ein.“ Laureen Rossouw schwingt mit großer Geste ständig neu gestaltet, da sie kein harmonisches Ganzes ergaben die Arme in die Luft, das tut sie oft. „Wir kaufen immer alles in- und vor allem nicht genug Licht hatten.“ Das Duo verwandelte die nerhalb weniger Stunden und kümmern uns erst später um die zum Garten und Park ausgerichtete Küche in einen atemberaubenKonsequenzen. Bei diesem Haus war diese Vorgehensweise aller- den Bereich von doppelter Höhe und fügte überall mehr Fensterflächen hinzu, darunter ein großes Bullauge im Essbereich, dazu dings eine echte Herausforderung.“

Die riesigen Fensterflächen in stählernen Rahmen von Jambmax (u.) betonen die neu gewonnene Höhe der Küche, die sich zur Terrasse hin in eine Art Wintergarten öffnet.

Detailverliebt: Im Masterbedroom (o.) versammeln sich einige cremefarbene Fifties-Vasen zum Tablescape auf einem Tischchen aus dem Art déco.

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Edler Eklektizismus: Ein weiterer Art déco-Tisch ziert das Schlafzimmer (unten). Dazu ein Drehstuhl aus den Sixties und eine Kaiser-Lampe, ein Bauhaus-Klassiker.

Auf der Terrasse (oben) mit ihrem Mix aus Vintage-Stücken und eigenen Designs wie Renée Rossouws Bank aus Stahl und Korbgeflecht sitzt die Familie besonders gern beisammen.

Obergadenfenster und überall in den Innenräumen transparente Dieses Haus aber habe gerade nach einer Überwindung des forTüren aus Stahl und Glas. „Uns war es wichtig, zusätzliche größe- melhaften Ansatzes verlangt. „Jeder Bereich musste zu seinen eire Fenster und großzügigere Räume zu schaffen, die zur Natur genen Bedingungen betrachtet und gestaltet – und dann eingerichüberleiten“, erklärt Renée Rossouw. Schließlich wollten sie das tet werden“, erläutert sie. Das Resultat ist mehr als überzeugend: Gebäude wieder mit seinem schönen Garten verbinden (der eben- Designstücke aus dem 20. Jahrhundert, darunter Stühle von Le falls signifikant umgestaltet wurde und jetzt ein üppiges Meister- Corbusier und eine Bruno Mathsson-Liege, teilen sich den Raum werk ist) und auch mit der grünen Parklandschaft dahinter. Insge- mit den von Renée Rossouw eigens entworfenen Bodenbelägen samt gibt es im Inneren nun sehr viel Tageslicht, zudem spielt das und Wandpaneelen. Die Farbgebung ist lebhaft, aber in jedem Anwesen auf visuell ansprechende Weise mit der Geometrie. Es Raum heben sich die Töne perfekt voneinander ab. Und den Abillustriert den Umstand, dass es bei „geometrischer Symmetrie“ schluss bilden Laureen Rossouws Sammlungen klassischer Poster, nicht immer um gerade Linien geht; vielmehr bietet dieses Haus lokaler Kunstwerke und Ausstellungsstücke. Zu den bestrickendsten Ecken des Hauses gehören der Arbeitseine sehr reizvolle Kombination aus Formen, die auf Rechtecke bereich im Zwischengeschoss, den Renée Rossouw als „Familienund Kreise zurückgehen. „Meine Mutter und ich arbeiten oft zusammen“, sagt Renée Ros- zimmer in den Primärfarben, die meine Mutter und ich am meissouw. „Wir wechseln uns ab, jede ist mal für die Gestaltung und ten lieben“, beschreibt, und Laureen Rossouws Badezimmer, in mal für die Ausführung zuständig, je nachdem, wessen Projekt es dessen Mitte eine spektakuläre marmorverkleidete Badewanne ist. Wir haben einen ähnlichen Sinn für Farbe und Stil: Ich bin steht und herrliche Blicke auf die großen Bäume im Garten gedabei etwas minimalistischer und zurückgenommener, während währt. Ein weiterer charmanter Ort ist der Garten mit Feuerstelsie energischer und expressiver ist.“ Bei diesem Projekt, fügt sie le und einer Kombination aus speziell angefertigten Möbeln und hinzu, „war meine Mutter die treibende Kraft. Ich habe hauptsäch- Vintage-Stücken. Dies, erzählt Renée Rossouw, ist der Ort, an dem lich als Resonanzboden fungiert und aus Sicht der Architektur „wir gern als Familie zusammenkommen. Er fühlt sich wirklich Ideen zu Licht, Volumen und Raum beigesteuert. Als es an die besonders an.“ Kapstadt ist, im Großen und Ganzen gesehen, architektonisch Innenräume ging, habe ich einige der Oberflächen entworfen, etwa Böden, ein Wandbild und einige Möbelstücke. Sie hat den nicht sonderlich reizvoll. Hier und da birgt es aber doch so manRaum dann nach ihren Ideen und Wünschen eingerichtet.“ ches unverhoffte Juwel – viele davon sind private Wohnhäuser. Laureen Rossouw wiederum erläutert, dass Innenarchitektur Nach seiner Renovierung ist dieses konsequent modernisierte vielfach auf Formeln beruht, wie Räume funktionieren sollten. Bauhaus-Gebäude nun definitiv eines davon. ‹

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Tróia

Am Rande der Kiefernwälder von Tróia fällt das Haus von PMC Arquitectos kaum auf: Seine ergrauten Eichen­ lamellen sind nicht nur nachhaltiger, sondern greifen auch die Farbe des Bodens auf. Das Wohnzimmer liegt zwischen Masterbedroom (links) und den Schlafzimmern der drei Kinder.


Dünenbild

Auf der Halbinsel Tróia in Portugal ließen sich schon die Römer nieder. Auch heute zieht die Natur hier alle Blicke auf sich. Doch wer bauen will, muss erfinderisch sein.

Text: Florian Siebeck / Fotos: Eugeni Pons


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Von der Sonne gebleicht: Die Küche (u., Beton von Concrete LCDA) ist nach Osten ausgerichtet, das Wohnzimmer und die Terrasse (li.) gegenüber zeigen nach Westen. Viele der Möbel hat Interiordesignerin Bárbara Bliebernicht selbst gestaltet, die Teppiche haben Carmo Amaro und Nuno Benito gefertigt.

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„Zwei Jahre haben wir am Haus gearbeitet. Erstaunlich, wie rein, echt und einfach alles ist.“ Bárbara Bliebernicht

Wo innen und außen verschmelzen: Auf der Terrasse des Hauses (li. S.) wirft eine Pergola aus Beton und Eiche ihre grafischen Schatten. Holzbohlen führen zum Strand (oben). Entlang des Weges hat Bárbara Bliebernicht ein Plateau auf dem Scheitel der Düne errichten lassen – für Momente des Meeresrauschens.

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Bad im Wald: Die Dusche mit bodentiefen Fenstern aus Iroko (li.) bietet beste Ausblicke auf die Düne, die Waschtische sind maßgefertigt, damit das Wasser schneller abfließt. Die Zimmer der erwachsenen Kinder (u.) sind unterschiedlich gestaltet, um ihre jeweiligen Interessen widerzuspiegeln.


D

ie Düne muss weg. So viel steht für den Investor fest, als er Miguel Passos de Almeidas Architekturbüro PMC damit betraut, auf der Landzunge Tróia eine Siedlung zu planen. Mit ihren langen, naturbelassenen weißgoldenen Stränden ist die Halbinsel unweit von Lissabon ein traumhafter Flecken Erde. Vom Ufer aus blickt das Auge über den Atlantik, der hier ganz ruhig liegt, mit etwas Glück sieht man sogar Delfine – wenn eben kein Sandberg den Blick versperrt. „Aber wer wird denn da gleich die Düne abtragen?“, fragt der Architekt. Das sieht der Käufer des Grundstücks, ein in Portugal bekannter Unternehmer, glücklicherweise genauso. Er will sich hier ein Sommerhaus einrichten, für sich und seine Frau und ihre Kinder und Enkelkinder. „Ein Haus ganz nach unserer Fasson: naturbelassen, offen und hell.“ Almeida und sein Kollege Gorka Goitia kommen auf die zündende Idee: Sie heben das nun 300 Quadratmeter große Haus auf die Düne – und schaffen so eine besondere Bühne. Das Erdgeschoss besteht nur aus einer Garage und einem kleinen Eingangsbereich, von dem aus eine Treppe hinauf ins großzügige Wohnzimmer führt, das allerlei unterschiedliche Sitzplätze bietet. „Ich will meine Kinder um mich herum haben“, sagt der Eigentümer, „ich will ihre Geschichten hören!“ Ein breites Fensterband – dreieinhalb Meter hoch, zehn Meter breit – öffnet den Raum zum Atlantik hin. „Als wäre unser Wohnzimmer direkt auf der Düne!“ Doch nicht nur Wohnzimmer und Masterbedroom ist dieser unverfälschte Ausblick vergönnt, auch die Schlafzimmer der drei erwachsenen Kinder sind Garten und Meer zugewandt. Das zurückhaltende Interieur greift die Farbgebung der umgebenden Wildblumen auf. „Ein Sommerhaus darf nicht zu vollgestellt sein“, findet Bárbara Bliebernicht. „Sonst verliert es seine Leichtigkeit.“ Die Designerin nahm die Eigentümer mit nach Paris auf die Maison & Objet: „Ich wähle zwar die Möbel aus, aber ich wähle sie aus ihrem Blickwinkel.“ Es gehe darum, den Geschmack des Kunden zu treffen. „Als würde ich einen Kuchen für sie backen. Nur die Kirsche obendrauf, die hätte ich gern selbst.“ In diesem Fall war es die Küche aus Beton, die sie gegen anfängliche Zweifel der Bauherren durchsetzte. „Dafür haben sie jetzt eine Küche, die niemand hat.“ Küche und Wohnzimmer sind diametral von Ost nach West ausgerichtet, damit die Sonne weiß, wo sie zum Frühstück und Abendbrot vorbeizuschauen hat. Das Dinner gibt es dabei gern mal im Pool, der eigens in einen Bereich zum Schwimmen und einen zum Essen aufgeteilt wurde. Auf einem 20 Zentimeter flachen Plateau haben Tisch und Stühle Platz. Wie ein kleiner Strand auf der Düne, sagt der Hausherr. „Wir nennen es: The Beach.“ ‹

Der Korridor, der die Zimmer rückwärtig verbindet (o. re.), ist bewusst spärlich eingerichtet, um „Raum zum Atmen“ zu lassen, sagt Bárbara Bliebernicht. Die Sträucher sammelte sie in der Umgebung. Der Esstisch von SDA Decoration in der Küche re. ist aus einem einzelnen Stück Holz gefertigt. Stühle: Manufactori.

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Marrakesch

die Bäume Bruno Levy ist einer der profiliertesten Produzenten anspruchsvoller Kinofilme in Frankreich. In der Nähe von Marrakesch hat er seine persönliche Oase erschaffen. Text: Ulrich Clewing / Produktion: Laurence Dougier / Fotos: Nicolas Mathéus

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Fotos: Nicolas Mathéus/Basset Images; Produktion: Laurence Dougier/Basset Images

Ode an


Im gleißenden Licht Marokkos glühen auch die Primärfarben im Living, wo Sessel von Giancarlo Piretti beieinanderstehen. Das Sofa stammt von Corinne Bensimon, von ihr erwarb der Hausherr auch das von René Roche inspirierte Gemälde. Die Teppiche kommen aus der Galerie Soufiane Zarib, die Coffeetables sind anonymes Design. Auf der linken Seite der 20-Meter-Pool im Garten.


„Entweder man liebt diese Stadt oder man hasst sie. Ich liebe sie. Sobald ich den Flughafen verlasse, bin ich in einer anderen, ganz und gar zauberhaften Welt.“ Bruno Levy


Von der niederländischen De Stijl-Bewegung angeregt ist Quentin Wilbaux’ grafische Gestaltung des Masterbathrooms rechts. Auf dem Gästebett (linke Seite) liegt ein Überwurf von Soufiane Zarib. Den dänischen Tisch kaufte Levy auf dem Flohmarkt von Saint-Ouen in Paris.

Den Teppich oben fand Bruno Levy in der Boutique Anitan in Marrakesch, den Tisch auf dem Flohmarkt. In der Küche (links) stehen Perriands Stühle aus dem Skiresort Les Arcs um einen Tisch, den der Hausherr bei Corinne Bensimon entdeckte. Der Teppich ist ebenfalls von Anitan.

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Von jeder Seite reinspringen erlaubt: Der Pool re. ist 20 Meter lang, sein Aushub lieferte genug Lehm für den Bau des Haupthauses. Der Stuhl in Levys Homeoffice (u.) kommt aus dem Souk el Khemis, der Tisch von Bensimon. Donald Judd inspirierte Levy zu dem kantigen Regal. Re. Seite: Halb offene, halb geschlossene Räume wie diese Terrasse sind typisch für die nordafrikanische Architektur. Die Wandfarbe wählte der Eigentümer aus, Bänke und Tische steuerte Corinne Bensimon bei.

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ur etwas mehr als drei Stunden dauert normalerweise der Flug vom Flughafen Charles de Gaulle nach Marrakesch. „Und dann“, sagt Bruno Levy, „bin ich in einer anderen Welt.“ Als der Filmproduzent („Gauguin“, „Der Wein und der Wind“) beschloss, seinen Zweitwohnsitz dorthin zu verlegen, kannte er die Stadt schon länger. Deswegen wusste er, dass sie zu den Orten gehört, die einen herausfordern: Entweder man liebt oder man hasst sie. „Und ich liebe diese Stadt. Auf mich wirkt Marrakesch immer wieder aufregend und mysteriös, die Gerüche, die einen anwehen, die Gefühle, die man mit ihnen verbindet – das alles empfinde ich als absolut zauberhaft.“ Und für ihn, den gebürtigen Pariser aus dem 2. Arrondissement, hat die Stadt noch einen weiteren Vorteil: „Jeder hier spricht Französisch.“ Weil er vorhatte, ein Haus neu zu bauen, wählte Levy ein Grundstück etwas außerhalb des Zentrums – und versicherte sich dafür der Unterstützung eines

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Man versteht auf Anhieb, weshalb die Riad-Häuser nach dem arabischen Begriff für Garten benannt sind. Die Olivenbäume o. standen hier schon, als das Haus noch nicht gebaut war. Polsterstoffe: Kvadrat.

ausgewiesenen Experten. Der Belgier Quentin Wilbaux kam in den Achtzigerjahren als junger Mann hierher, um die Architektur der Altstadt – der Medina – zu studieren. Wilbaux blieb länger als gedacht, inzwischen sind es mehr als 30 Jahre. Und er entwickelte sich in dieser Zeit nach und nach zu einem intimen Kenner jener ganz eigenen, traditionellen marokkanischen Art, Gebäude um einen oder mehrere Innenhöfe herum zu errichten. „Es klingt vielleicht ein bisschen merkwürdig oder sogar verrückt“, sagt Bruno Levy, „aber wir haben den Bau mit dem Pool begonnen. Der Lehm, den wir dafür aus dem Boden hoben, lieferte uns das Baumaterial für das komplette Haupthaus. So schufen wir mit den beiden Höfen und dem zentralen hohen Raum, in dem ich das Wohnzimmer eingerichtet habe, eine natürliche Klimaanlage, die uns nun sehr effektiv vor der sommerlichen Hitze schützt.“ Quentin Wilbaux kennt noch andere Geheimnisse der marokkanischen Architektur. Sowohl die Terrassen als auch der Hauptraum haben hohe Decken, im Living beträgt die Raumhöhe gut fünf Meter. Trotzdem hat man nirgends den Eindruck, die Dimensionen seien aus dem Lot geraten. Die nordafrikanische Baukunst orientiert sich seit jeher so konsequent wie kaum eine andere am menschlichen Maß. Monumentalismus wie in Europa, in Teilen von Asien oder auf dem amerikanischen Kontinent ist ihr fremd. Auch Bruno Levys Villa bildet eine außerordentlich harmonische Einheit. Dabei ist dieses Riad-Haus – Riad bedeutet auf Arabisch nichts anderes als Garten – nicht gerade klein geraten. Insgesamt beträgt die Wohnfläche rund 500 Quadratmeter und umfasst fünf Schlafzimmer, das Wohnzimmer, eine geräumige Kü-


che und einen Hammam, ein großes orientalisches Badehaus. Die Inneneinrichtung besorgte der Bauherr selbst. Seit seinem 21. Lebensjahr ist Bruno Levy im Filmbusiness; in der großen KinoNation Frankreich zählt er zu den profiliertesten Produzenten künstlerisch wertvoller Filme, das schult den ästhetischen Blick. Er legte also nicht nur das Farbschema für sein Haus fest, sondern wählte zudem noch sämtliche Möbel aus. Auch da bot ihm seine zweite Heimat enorm viele Anregungen. Seit Prominente des Jetset wie Yves Saint Laurent und Pierre Bergé die Stadt in den Sechzigerjahren für sich entdeckten, erlebte Marrakesch einen bei Tastemakern und Designliebhabern aus dem Westen bis dahin nicht da gewesenen Boom. „Damals wurden hier viele Häuser gebaut, ausgestattet und dann Jahrzehnte später wieder aufgelöst“, sagt Levy. „Deshalb findet man noch heute viele tolle Stücke in den Läden. Es ist unglaublich, was es dort alles gibt.“ Für den Garten am 20-Meter-Pool wählte Bruno Levy ein Set von ganz reizend verspielten Outdoor-Sesseln von Mathieu Matégot aus den Fifties mit dem dazu gehörigen Tisch. Bei der auf Teppiche und Vintage-Möbel spezialisierten Galerie Soufiane Zarib erwarb der Hausherr noch mehr Sitzgelegenheiten: einfache Stühle im Look der Sixties und einen sehr eleganten, grafisch geometrisierten, niedrigen Coffeetable mit handgeschlagenen schwarzen, weißen, roten und hellblauen Fliesen auf der Tischplatte, deren Muster ein wenig an Gemälde des Pioniers der abstrakten Kunst, des Niederländers Piet Mondrian, erinnern (und die man ähnlich auch im großen Bad des Hauses sehen kann, das wiederum Quentin Wilbaux entwarf). Bruno Levy brachte auch

Der Tisch und die Stühle o. li. stammen aus der Galerie Soufiane Zarib – wie auch der Teppich oben re. Das Wandregal designte Mathieu Matégot, den blauen Hocker fertigte ein lokaler Handwerker.

lieb gewonnene Dinge aus Paris mit, etwa Tulip Chairs von Eero Saarinen, die famosen Küchenstühle der Édition Les Arcs aus dem Spätwerk Charlotte Perriands oder mit starkfarbigen Unistoffen von Kvadrat bezogene Kissen. Das meiste aber stammt aus Marrakesch, von Designläden im Souk el Khemis oder der in der Nähe ansässigen Interiordesignerin Corinne Bensimon. Auf eines ist der 40-jährige Filmproduzent allerdings besonders stolz. „Als ich das Grundstück erwarb, standen hier nur Olivenbäume. Sie stehen noch immer.“ Es waren die Bäume, sagt Levy, die ihm und seinem Architekten sagten, wie sie das Haus zu bauen hätten. „Wir haben keinen einzigen von ihnen gefällt.“ ‹

„In Marrakesch wurden seit den 70er-Jahren viele Häuser eingerichtet, deshalb findet man hier auch heute noch exquisites Vintage-Design.“ Bruno Levy 125


AD Summaries Marfa (p. 76)

Cyclades (p. 94)

Tróia (p. 110)

Douglas Friedman finds sanctuary in the soulful wilds of Far West Texas.

Stéphane Ghestem builds himself a dream island hideaway in white.

PMC Arquitectos create a coastal retreat that embraces its sandy surrounds.

Wedded to its traditions, Folegandros is determined not to go the way of its more touristy neighbors Mykonos and Santorini. When architect Stéphane Ghestem decided to build himself a home on the island's northwest coast, he thus faced strict constraints: roofs were to be no higher than four-and-a-half meters, surfaces no longer than ten, and neither pools nor large windows were allowed. That was fine by Ghestem, who wasn't interested in erecting a monument to his ego. Instead, the Frenchman took his cue from the plain cuboid forms of Cycladic architecture, tempering them with a dash of modernist design. It's an approach evident in the interiors too. Here, white lime walls and floors contrast with concrete ceilings and vintage finds (a Florence Knoll sideboard, for instance, or a red Wim Rietveld chair). Diverse small openings offer occupants snapshots of the surroundings, while covered patios and a rooftop terrace provide panoramic vistas of sea and land.

For one Portuguese businessman, a pinefringed plot on the idyllic Tróia peninsula seemed the perfect place for a summer house – were it not for the dune blocking the ocean views. Happily, architects Miguel Passos de Almeida and Gorka Goitia had a simple solution: raise the 300 sq m house up onto the dune. The result: fine views of beach and sea throughout the upper floor, where both the bedrooms and the glasswalled living room are located (the downstairs contains the entrance and garage). Devised by Bárbara Bliebernicht, the restrained decors were inspired by the colors of local wildflowers and feature a dining table hewn from a single block of wood, a unique concrete kitchen, and pieces by the designer herself. Outside, timber decking, shaded by a concrete and oak canopy, extends the living space outwards, as does the newly created plateau on the brow of the dune, a space for the owner and his family to sit, eat, and enjoy the sound of the waves.

It’s “a constant battle against wind, rain, dust, and, in summer, blistering heat,” photographer Douglas Friedman says of life in the Texan desert. But, he adds, when you fall in love with Marfa, you fall in love with it all. Duly smitten, Friedman acquired his own four-hectare parcel of heaven and began planning a home. Wanting to keep things simple, he used a system of modular components, fashioning them into a taut modernist box topped with a wraparound clerestory that, when illuminated, makes the roof seem as though it were floating. Inside, pieces by those he has worked with, from chic Steven Gambrel lamps to a brass bar cart by Ken Fulk, mingle with Friedman’s cowhide rugs for Kyle Bunting, while jungle wallpaper by de Gournay and taxidermy pigeons perched on swing-arm lamps add extra eccentricity. “I had this idea I could live in a totally minimalist way, but I’m just not that person,” he admits. “I couldn’t resist having a little fun.”

Portofino (p. 86) Sage green meets sea blue: an Italian

Cape Town (p. 100)

couple revamp a historic seafront abode.

A mother-and-daughter team inject new life into a neglected mid-century villa.

With space between Liguria’s coast and hills at a premium, Andrea Castrignano A run-down house with Bauhaus lines and and Federico Torzo know how lucky they a prime parkside location – at first, it were to find a property right by the sea. seemed too good to be true. All the same, Dating back to 1870, their gable-fronted Laureen Rossouw went to take a look – and house is, however, far from a typical Riv- before the day was out she and her husband iera home, being more reminiscent of had made an offer. There was much to do South Tyrol. Including basement and attic, though: the layout was unpractical, says the it boasts five floors of accommodation editor, stylist, and interior designer, needand, despite a major renovation, still has ing a thoughtful update to adapt it for conits original flooring and Pompeian-style temporary living. Working with daughter Renée, a trained frescoes. “We were determined to keep them because they give the house charac- architect, she set about brightening the inter,” says Castrignano, an interior designer teriors and reconnecting them with their with his own TV show. surroundings. The garden-facing kitchen Exhausted by that three-year overhaul, was thus transformed into a breathtaking the pair initially made do with what fur- double-height space, and new glazing was nishings they had, but these, too, have added throughout, including a circular since been updated – courtesy of own- porthole in the dining area, clerestory windesign pieces, classics such as an Eero dows, and glass-and-metal internal doors. Saarinen “Tulip" set, and finds from foreign The decors layer bespoke flooring and vitravels, among them a heavy coffee table brant color with classics such as Le Corbusdiscovered in Morocco. Color-wise, vari- ier chairs and a Bruno Mathsson chaise, on ous soft green tones echo the revamped top of which Rossouw’s many posters, artgarden, while also lending the spaces an works, and collectibles provide an exuberant finishing touch. almost Nordic feel.

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By Iain Reynolds

Marrakech (p. 118) A French movie producer establishes his own elegant oasis in Morocco.

“It may sound a bit strange, but we started with the pool,” says Bruno Levy of the construction process for his second home. The excavated clay, he explains, provided the material for the entire main house. Designed by Marrakech-based Belgian architect Quentin Wilbaux, an expert in Moroccan building traditions, this expansive retreat was planned around a pair of courtyards that provide natural cooling and positioned so that the existing olive trees could all be retained. In addition to the pool and hammam, the five-bedroom riad house boasts highceilinged patios and a similarly lofty living room, and has interiors by Levy himself. Accented with primary colors, they combine possessions shipped over from Paris (such as Charlotte Perriand chairs and cushions in Kvadrat fabrics) with pieces sourced from local boutiques. Among the latter are bold rugs, sixtiesstyle chairs, and a coffee table topped with Mondrian-esque tiles, a theme echoed by the Wilbaux-designed bathroom, where color blocks and graphic lines create a distinctly De Stijl feel. ‹


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S. 118: Mathieu Matégot, Gartenstühle S. 121: Charlotte Perriand, Stühle S. 125: Mathieu Matégot, Wandregal © Judd Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2020 S. 78: Donald Judd, Stuhl

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Renderings: © Darcstudio für Euroboden

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Einst Gericht, prägt der Säulenbau oben heute das neue Andreas Quartier in Düsseldorfs Altstadt. Ganz li.: Im Herzen der Hauptstadt lebt man in 14 Domizilen am Schinkelplatz. Li.: Stadtvillen ergänzen ein mächtiges Baudenkmal an den Sophienterrassen in Hamburg.

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Fotos: Ansgar Maria van Treeck; Frankonia; Herbert Ohge

Style in the Cities


Dieses Detail bietet Luxus pur. Und Raum auf Vorrat. Ein Blickfang für Ihre Küche? Die Kühlschränke der neuen Supreme Line bieten Qualität, die man sieht und spürt: Hochwertige Materialien für luxuriöses Design und überdimensional viel Platz für Ihre Vorräte. Details machen den Unterschied. Mehr unter vzug.com


Immobilien—2020

Wie von Mies + Egon Sie hatten bei van der Rohe und Eiermann gelernt und gearbeitet, 1963 entwarfen die Brüder Lippert den markanten Bungalow mit Hanggeschoss. Die Stilmeisterschaft der Nachkriegsmodernisten überzeugt bis heute, speziell das auskragende Dach und die Panoramaschiebefenster mit Blick auf die Rheinebene sind unübertroffen.

Weinheim D eutschland

V illa Wohnfläche 1 8 4 m 2 1 , 3 9 Mio. Euro heimburger-immobilien.de

Hideaway am Hang Der erste und selbst im Winter der wärmste Ort entlang der Côte d'Azur – in Menton birgt eine alte Villa drei zauberhafte, kongenial sanierte Studios mit rassig geäderten Marmorböden und grandiosem Meerblick. Perfekt geeignet als luxuriöse Riviera-WG für Ferien mit Freunden oder der ganzen Familie.

M enton Frankreich

Apar tments Wohnfläche 1 8 0 m 2 1 , 8 Mio. Euro fantas tic frank.com

Im Ensemble „Hoch der Isar“ vereinen sich 13 Gebäude verschiedener Architekten zu einer individuell-eleganten Raumkomposition. Den Häusern 7 und 8 verleihen klar gegliederte Fassaden Profil und Tiefe. Fein nuanciert sind die Töne der Fronten aus Sichtbeton oder Besenstrichputz. Große Loggien öffnen die Apartments zum Reger-Park.

München D eutschland

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Wohnungen Wohnfläche 49 –25 7 m 2 Kaufpreise auf Anfrage muenchen -ho chderisar.de

Fotos: Gregor Zoyzoyla; Vito Corvasce; Becken Development (2)

Stilsinfonie


Immobilien—2020

Grandezza & Giardino

Fotos: Knight Frank

Vene dig Italien

Piano nobile Wohnfläche 74 0 m2 1 2 , 5 Mio. Euro knight frank.co.uk

Hinter der gerade restaurierten Fassade eines 500 Jahre alten Palazzo im begehrten Universitätsviertel Dorsoduro erstreckt sich diese Wohnsinfonie für Maximalisten. Neoklassizistische Säulen, Fresken, Stuck und warmtonige Terrazzoböden bilden ein raffiniertes Colorama in der Enfilade der eleganten Salons zum Kanal, verbunden durch üppige Supraporten. Eine luxuriöse Küche, sechs Schlaf- und Badezimmer, dazu die hauseigene Dachterrasse mit Panoramablick, der Garten und ein Bootsliegeplatz komplettieren das außergewöhnliche Domizil.

Ein stiller Garten dient der Erholung al fresco – in der Lagunenstadt eine echte Rarität. Grandios erhalten sind die repräsentativen Räume (g. rechts und o.) mit ihren das Licht über dem Kanal spiegelnden Terrazzoböden.

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Immobilien—2020

Brutal genial Wuchtig erhebt sich der graubraune Monolith aus dem sanft gewellten Grün. 1979 entstand diese brutalistische Wohnskulptur ein wenig außerhalb des malerischen Kur­ orts im Tal der Bléone. Ihre schroffe Schönheit ähnelt jener der Voralpen am Horizont, die man durch decken­ hohe Fenstertüren bewundern kann. Die inneren Werte: Eine 120 Quadratmeter große Split­Level­Halle mit gewal­ tigem Kamin vereint Essen und Entspannen, bietet Zu­ gänge zu mehreren Terrassen und dem Pool. Vier kleinere Schlafzimmer und die Mastersuite profitieren auch von der luziden Raumplanung und perfekt platzierten Schau­Fenstern. Das Grundstück umspannt 1,7 Hektar.

Digne -le s- Bains Frankreich

V illa Wohnfläche 23 0 m 2 5 8 8 0 0 0 Euro e space s-at ypique s.com

Industrial Style Bonjour brillance: Bis zu 6,50 Meter ragt der riesige Raum empor, seine vollständig verglaste Fassade feiert das Licht. Lediglich für das Bad und einen kleinen Büroraum mit rundem Einstieg wurde ein Bereich abgetrennt. Über der fulminanten Küche liegt die halb offene Schlafebene, per Wendeltreppe geht's hinauf.

Paris Frankreich

Lof t Wohnfläche 2 0 5 m 2 1 , 3 Mio. Euro e space s-at ypique s.com

Wertvolle Materialien, feine Proportio­ nen und Stildetails erschaffen eine klassische Schönheit: die „Maison No 4“ an den Maximiliansanlagen, deren Natursteinfassade die Formensprache der Umgebung aufnimmt. Es entstehen bis zu sieben elegante Stadtwohnun­ gen mit herrschaftlichen Grundrissen.

München D eutschland

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Wohnungen Wohnfläche ab 23 0 m 2 Kaufpreise auf Anfrage hwn - group.de

Fotos: Thomas Bay Espaces Atypiques Marseille (3); HWN-Group

Gründerzeit reloaded


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Neues Wahrzeichen zwischen Bockenheim und Westend AUSSERGEWÖHNLICHER LIFESTYLE: WOHNEN AB 84 METERN ÜBER EINEM HOTEL MIT EXTRA-SERVICE.

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eben dem T-Rex Dinosaurier des Naturkunde Museums an der Frankfurter Senckenberganlage glitzert der bronzefarbene Bauzaun eines neuen Wahrzeichens. Zwischen Bockenheim und Westend entsteht ein Hochhaus, welches Apartments und ein Hotel auf 140 Metern in der Vertikalen verbindet. Gelegen im Frankfurter Senckenberg-Quartier inmitten von Kunst, Kultur und urbanem Lifestyle: ONE FORTY WEST heißt das architektonische Meisterwerk.

ÜBER DEN DÄCHERN FRANKFURTS: SPEKTAKULÄRER BLICK BIS IN DEN TAUNUS. Der 140 Meter hohe Wolkenkratzer hat 41 Obergeschosse, auf den ersten 23 Etagen befindet sich ein 4-Sterne-Plus-Hotel der Marke Meliá, die oberen 17 Geschosse – ab 84 Metern Höhe – sind für insgesamt 187 Wohnungen vorgesehen. Alle haben einen grandiosen Fernblick über den Taunus und die Skyline. ONE FORTY WEST präsentiert eine neue Dimension von Eigentums- und Mietapartments für Menschen, welche die Lebendigkeit der Stadt lieben und gleichzeitig einen einzigartigen privaten Rückzugsort zu schätzen wissen. Das Besondere am ONE FORTY WEST ist neben einer hochwertigen, sehr stilvollen Design-Ausstattung vor allem das ServiceAngebot. Hierzu zählen verschiedene Hotelleistungen, die separat gebucht werden können und eine eigene Lobby mit 24/7-Conciergeservices, alles komfortabel unter einem Dach. Zwei Restaurants im Haus, eines mit einer Skybar auf der 15. Etage, deklinieren die kulinarische Vielfalt internationaler Küchen. Im Weinkeller im Untergeschoss können die Bewohner ihre kostbaren Tropfen fachgerecht einlagern. Eine große Tiefgarage bietet knapp 300 Stellplätze.

Ihr Kontakt zu ONE FORTY WEST: Engel & Völkers Frankfurt Marc Berresheim Telefon: 069 2475 71 830 onefortywest@engelvoelkers.com Mehr News: ONEFORTYWEST.DE

Ganz oben: Anspruchvolles Design, szenige Urbanität und persönlicher Komfort zeichnen das ONE FORTY WEST aus. Oben: ONE FORTY WEST – Mitten im Geschehen in Ruhe wohnen, exklusiven Service genießen. Unten: Neue Apartments und Mini-Penthäuser ab 50 Quadratmeter inmitten von urbanem Leben, Hochkultur und Szene.


Immobilien—2020

Seeresidenzen Auf einem der raren Seegrundstücke am Ende des Kurfürstendamms entsteht eine klassizistische Stadtvilla. Zum Wohnquintett mit Wasserzugang gehören auch zwei weitläufige Duplexapartments mit eigenen Gärten und ein XL-Penthouse – ein nobles Unikat in Citylage.

B erlin D eutschland

Wohnungen Wohnfläche 1 8 7–3 5 9 m 2 Kaufpreise auf Anfrage ralf schmitz.com

Alpenglück Zwei Chalets umfasst das Projekt „Dual“ in Traumlage von Aschau bei Kirchberg, sie bestechen durch ihre einzigartige Hanglage. Jedes der erstklassig ausgestatteten Anwesen verfügt neben den je fünf Schlafzimmern über großzügige Terrassen und Balkone – herrliche Freisitze für den ungetrübten Naturgenuss.

K itzbühel Ö s terreich

Chalets Wohnfläche 2 8 7 / 3 93 m 2 Kaufpreise auf Anfrage f ir s tkitzbuehel.com

Perfektion in Park Slope: Das Brownstone in Bestlage glänzt mit liebevoll aufpolierten Elementen – Säulen, Bleiverglasungen, Mahagonitäfelung und Onyxkamin. Restauriert von Oscargewinnerin Jennifer Connelly!

New York USA

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Townhouse Wohnfläche 6 5 0 m 2 1 2 , 9 Mio. D ollar elliman.com

Fotos: First Kitzbühel; Travis Mark (2); Rendering: Ralf Schmitz – Sebastian Treese Architekten

To w n t r a u m


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Alter Wall Hamburg. Fine Shopping. Fine Arts. Fine Dining AB HERBST 2020 STARTEN NEUE GASTRONOMIEMARKEN

Credit: Art-Invest

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as haben das Bucerius Kunst Forum, Olafur tektur und modernem Großstadt-Lifestyle. Der Alte Eliasson und eine kleine, neue Fleetbrücke in Wall schafft in Hamburg neue Wegebeziehungen und Hamburg gemeinsam? Den Alten Wall 2-32. ist als Boulevard gleichzeitig die kürzeste und attrakHamburg hat neben dem Michel, der Elbphilharmonie tivste fußläufige Verbindung vom Rathausmarkt zur ein neues Wahrzeichen bekommen, das mitten in der In- Elphi und HafenCity. Alter Wall Hamburg gehört zum nenstadt liegt: das Projekt „Alter Wall Hamburg“ stammt Business Improvement Districts (BID) Nikolai-Quartier. mit fünf zusammenhängenden Gebäuden aus der Zeit Ein spannender, hochkarätiger Mieter-Mix aus Retail, um 1900 und erstreckt sich auf ganze 150 Meter Länge. Gastronomie und Büros - mit Marken internationaler Der Projektentwickler Art-Invest Real Estate entwi- Strahlkraft bildet einen neuen, weiteren Anziehungsckelt in der besten 1 A Lage direkt am Rathausplatz punkt zwischen Elbphilharmonie, Rathaus und Jungferneinen neuen Hot Spot für Shopping, Kunst und span- stieg. Ab Herbst 2020 starten hier neue Gastronomiemarnende Gastronomiekonzepte. Das ikonische Gebäude- ken, die beide ihre Premiere in Hamburg feiern werden. Ensemble mit seinen zum Teil denkmalgeschützten Renommierte Büromieter nutzen Fassaden begleitet den typisch hanseatischen Flanier- eine der besten Adressen der Stadt Boulevard mit inspirierenden Kunstobjekten von Ola- – die Alster, Fleete und das Rathaus fur Eliasson und lebendiger Außengastronomie als immer im Blick. Mehr Informatiodie perfekte Symbiose zwischen historischer Archi- nen: Alter-wall-hamburg.de


Immobilien—2020

Welt weit

Hüt te Wohnfläche 7 o der 1 2 m 2 Kaufpreise auf Anfrage livit.no

Schmuck für Eremiten und Nomaden: Die größere „Birdbox“ birgt hinter dem Doppelbett zusätzlich eine Kitchenette. Vor Ankauf kann man das Hüttenfeeling testen – am Fjord in Westnorwegen.

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Frei wie ein Vogel: Der norwegische Designer Torstein Aa entwarf die „Birdbox“ als hochmobile Rückzugshütte. Mittels Hubschrauber, Kran oder Laster kann der rabenschwarze Prefab-Unterschlupf quasi überall landen, ob nun auf Stelzen oder mit Bodenvollkontakt. Er entstand nach Bootsbautechniken und hält Sonne ebenso stand wie Schnee, denn er ist innen aufwändig mit wollbespannten Paneelen isoliert. Das riesige Bullauge und die schwungvollen Seitenfenster rahmen jedwede Landschaft spektakulär ein. Ein WC-Block ist separat bestellbar.

Renderings: livit.no

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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur


Immobilien—2020

Ein smartes Te a m Hübsche Helfer öffnen Türen, stoppen Pollen und verhindern Wasserschäden. Tex t Karin Jaeger

1 Bluetooth statt Schlüssel: „Schüco BlueCon“ öffnet die Haustür per App (für Android oder iOS) schueco.de 2 Wer möchte noch Klinken drücken, wenn es Schiebetürmuscheln gibt? Rund oder kantig, der Griff dient teils zugleich als Riegel. Ab Ende 2020 fsb.de

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Pfiffige Lichtquellen

Luft de luxe

1 Licht aus der Dose: „Plug &

1 Doppelmission: „Astro“ von

Light featured by Jung“ basiert auf einer Steckdose, an die ein LED-Strahler (o.) oder -Fluter andocken kann jung.de 2 Klassiker mit Mehrwert: Die Drehknebel der schlichten Berker-Schalter umgibt nun eine LED-Aura berker.com

Luca Nichetto heizt und befreit das Raumklima von Pollen, Bakterien und üblen Gerüchen. In vier Farben tubesradiatori.com 2 Auch der breite Deckenventilator „Ariachiara“ (aus Holz, Carbon und Edelstahl) reinigt nebenbei die Luft ceadesign.it

Fotos: Schüco; FSB; Jung; Hager; Federico Marin; Cea Design

Innovative Türöffner


Immobilien—2020

Sonnenschutz plus

Beste Bodenkontrolle

Schicke Schaltflächen

Fotos: Markilux (2); © Kvadrat; Warema; Little Greene; Dyson; Grohe; Basalte; Busch-Jaeger (3); Gira

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1 Mit Metallfinishes veredelt „Selection MX“ Blende, Gehäuse und Markisentuch (oben eine von zehn Kombinationen) marki lux.com 2 Das metallisierte Gewebe von „Shade“ isoliert und spart Energie kvadrat.dk 3 Dezent: Kassettenmarkise „Terrea K50“ mit LED-Band warema.de

1 Verträgt einiges: „Intelligent

1 Lichtsteuerung im Goldenen

Floor Paint“ auf Wasserbasis littlegreene.de 2 Extragründlich saugt der Roboter „360 Heurist“; per App kann man ihm bei der Arbeit zusehen dyson.com 3 Die Waschmaschine leckt? Der mobile Sensor „Sense“ schlägt digital Alarm grohe.com

Schnitt: „Fibonacci“ (hier in gebürstetem Messing), ab Ende 2020 basalte.de 2 Farbglas, Beton oder Schiefer rahmt die Schalter „Busch-axcent“ buschjaeger.de 3 Der „Tastsensor 4“ für KNX-Systeme (hier in Glas) wird individuell graviert gira.de

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Immobilien—2020

Tex t Florian Sieb e ck

Fotos Chris toph Musiol


Immobilien—2020

Ein neues Stück Berlin Der Showroom des Quartiers „Am Tacheles“ ist so geheimnisvoll wie seine Geschichte.

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Lücken in Berlin-Mitte schließen soll, steht man plötzlich fast im Dunkeln. Um ein Architekturmodell des Viertels herum sind fünf Bühnen mit geschlossenen Vorhängen platziert, nur unterm as Schauspiel beginnt hinter einer un- Saum leuchtet etwas Licht hervor. scheinbaren Holztür in der OranienburFrüher war hier der Theaterraum des ger Straße. Eine lange Treppe führt in Tacheles untergebracht, davor ein Ausdie Ruine des Kunsthauses Tacheles, in stellungsraum der AEG, und noch davor einen großen Raum, unter dessen frag- der Hutsaal eines Warenhauses. „Es war mentierter Spiegeldecke die Schichten eine wunderbare Herausforderung, mit der Zeit sukzessive zutage treten. Eine diesem Ort zu arbeiten, dessen NutPanoramatapete, aufgenommen an Ort zungsgeschichte unterschiedliche Inszeund Stelle, verortet den Besucher un- nierungen beinhaltete – ihn sozusagen missverständlich im Herzen Berlins: wiederentdecken zu dürfen“, sagt der Kanzleramt, Spree, Brandenburger Tor. Architekt Tim Heide, dessen Büro Heide Doch betritt man nach diesem Interlu- & von Beckerath den Showroom entdium das Herz des Showrooms vom worfen hat. Das Gebäude, das als Kunstkünftigen Stadtquartier „Am Tacheles“, haus Tacheles vom Mauerfall bis zur das bis 2023 eine der letzten großen Räumung 2012 Heimat vieler Künstler

war und zu einer Berlin-Legende wurde, gehörte ursprünglich zur mondänen Friedrichstraßenpassage, quasi einer deutschen Galleria Vittorio Emanuele II. Der Glanz dieser Zeiten soll unter der künstlerischen Ägide von Herzog & de Meuron (für das Vorhaben überwanden die Schweizer sogar ihre hinlänglich bekannte Antipathie gegenüber Berliner Behörden) bald zurückkehren. Der Showroom zeigt das eindrücklich: Er funktioniere „wie ein begehbares Theaterstück“, sagt dessen Leiter Dominic von Vlahovits. Zum Konzept gehört, dass Interessenten nie alle Bühnen zu Gesicht bekommen – sondern nur jene, die ihren Wünschen entsprechen. Denn die Wohnhäuser des Quartiers werden grundverschieden. Drei haben die Basler Architekten entworfen: das

Auf einer Reise von der Vergangenheit in die Zukunft: Im neuen Showroom des Areals „Am Tacheles“ (rechts) sind die Spuren der Zeit ablesbar. Fünf neue Häuser zum Wohnen werden hier auf Bühnen präsentiert: vom „Oro“ (g. re.) bis zum „Joux“ (linke Seite, mit „La Isla“ von Sancal).

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Immobilien—2020


Immobilien—2020

„Oro“, dessen repräsentative Rundbögen die Formen des Kunsthauses aufgreifen; das „Vert“ mit einer gewellten Fassade, die Stadthäuser der Gründerzeit zitiert; und das der klassischen Moderne entlehnte „Frame“, ein Loftgebäude mit 3,60 Meter hohen Sichtbetonwänden. Von den Berliner Architekten Brandlhuber + Muck Petzet stammt das „Joux“, ein Bau mit viel roséfarbenem Naturstein, dessen kleine Apartments und Maisonettewohnungen direkt mit dem Aufzug erreichbar sein werden; das „Form3“ mit großzügigen Loggien und Terrassen ist von Grüntuch Ernst. „Wir haben Wert darauf gelegt, den Genius Loci aufzugreifen, wir wollten öffentliche Räume mit hoher Qualität schaffen, die eine Durchwegung des Stadtquartiers ‚Am Tacheles‘ zum besonderen Erlebnis machen und sich nahtlos ins Stadtgewebe einfügen“, sagt Amir Rothkegel vom Projektentwickler PWR. So entstand ein homogenes Ensemble eigenständiger architektonischer Typologien, deren Charakter auf den von den Deutschen Werkstätten Hellerau ausgebauten Bühnen interpretiert und gewürdigt wird – mal als Boudoir, mal als Atelier, als Wohnküche oder Salon. Bemerkenswert ist, dass die Architekten der Gebäude nicht in die Planung des Showrooms involviert waren. Denn das macht aus einem ostentativen Verkaufs- einen persönlichen Erlebnisraum, der die Häuser als Orte der Stadt begreifbar macht. „Es hat den Zauber des Besonderen“, sagt Rothkegel. „Und das macht auch die Wohnungen aus.“ —

Vorhang auf: In der Lobby (li. Seite) wird ein fotografisches Panorama gezeigt, dahinter liegt der Showroom rechts. Dessen Bühnen bleiben zunächst geschlossen – in der Regel sehen Käufer nur eine, etwa die Bühne des „Form3“ (o. re.) von Grüntuch Ernst Architekten.

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Immobilien—2020

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Chief Executive Officer Roger Lynch Chief Operating Officer & President, International Wolfgang Blau Global Chief Revenue Officer & President, U.S. Revenue Pamela Drucker Mann U.S. Artistic Director and Global Content Advisor Anna Wintour Chief Financial Officer Mike Goss Chief Marketing Officer Deirdre Findlay Chief People Officer Stan Duncan Chief of Staff Samantha Morgan Chief Data Officer Karthic Bala Chief Client Officer Jamie Jouning CONDÉ NAST ENTERTAINMENT President Oren Katzeff Executive Vice President– General Manager of Operations Kathryn Friedrich CHAIRMAN OF THE BOARD Jonathan Newhouse

Thomas Mann nannte den Herzogpark einen „Zaubergarten“. Ganz in der Nähe steht, im Formenkleid eines zeitlosen Klassikers, dieser Neubau von 2012. Ein Superlativ in jeder Hinsicht: Die Luxusküche prägt tiefblauer brasilianischer Marmor; der rund 120 Quadratmeter große Wohnbereich umfasst die Salons mit Kamin, das Esszimmer, ein Home-Office und den großen Wintergarten mit Glasdach. Nach Südwesten, zum weiten und uneinsehbaren Garten hin, zieht sich über die gesamte Hausbreite eine Terrasse. Finishes wie Stucco Lustro plus Tapeten und Wandbespannungen von de Gournay und Donghia rahmen die Räumlichkeiten. In den oberen zwei Etagen befinden sich sechs Schlafzimmer, die meisten mit Ankleiden und En suite-Bädern mit elegantem Bisazzamosaik. Ein Spa mit Dampfbad und eine Weinlounge, ausgestattet mit gläsernen Klimavitrinen, bietet das unterste Geschoss; dazu ein Personalapartment. Das Leben in XL verbindet ein Lift.

München D eutschland

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Luxus und Leidenschaft am Park

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