rara DAS MAGAZIN VON PROSPECIERARA AUSGABE 1/2014
FAST VERSCHWUNDENE DELIKATESSEN Seite 5
DAS NEUE PROSPECIERARAGEMÜSELEXIKON Seite 10
AUF DEN BURGER, FERTIG, LOS ! Seite 13
KARTOFFELN IM GESCHMACKSTEST Seite 16
Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren 1
Bild: Markus Zuber, Küttigen
ProSpecieRara erhält derzeit 404 Beerensorten: Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, Cassis und Stachelbeeren.
JAHRESBERICHT Erfahren Sie, was im vergangenen Geschäftsjahr bei ProSpecieRara gelaufen ist. Neu finden Sie unseren detaillierten Jahresbericht ab Ende Mai auf: www.prospecierara.ch/de/jahresberichte
DANKESCHÖN ! Ihre Unterstützung bringt unsere Arbeit voran: GönnerPlus ab CHF 120.–/Jahr Paargönnerschaft ab CHF 90.–/Jahr Gönnerin ab CHF 70.–/Jahr Juniorgönner (bis 25 Jahre) ab CHF 35.–/Jahr Die Organisation ProSpecieRara Tier-Patenschaft CHF 150.– bis CHF 450.–/Jahr ist seit 1997 ZEWO-zertifiziert. Baum-Patenschaft CHF 250.–/Jahr
Für Spenden: PC 90-1480-3 IBAN CH29 0900 0000 9000 1480 3 BIC POFICHBEXXX
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Editorial
Anna Kornicker, Bereichsleiterin Kommunikation
Der Name unseres Magazins bringt es auf den Punkt : Dem Seltenen, dem nur noch vereinzelt Vorkommenden geben wir hier eine Stimme. « rara » informiert – im neuen Gewand – vier Mal pro Jahr über unsere Arbeit zur Erhaltung der fragilen Sorten- und Rassenvielfalt. Das lebendig gestaltete Heft im handlichen Format soll Ihnen Freude bereiten. In neuen Elementen wie den kleinen Boxen finden Sie Tipps, Veranstaltungen und Mitmach-Möglichkeiten. Die Kolumne lässt Gastautoren wie Dimitri zu Wort kommen und längere Artikel ermöglichen die Auseinandersetzung mit spezifischen Themen. Tauchen Sie ein in die Welt der seltenen Beeren, lassen Sie sich vom Geschmacksreichtum alter Kartoffelsorten verzaubern oder finden Sie heraus, was ein Evolèner-Burger mit Erhaltungs arbeit zu tun hat. Und nun ist es an Ihnen, das neue « rara » zu erkunden ! Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen. 3
Martin Frei, Leiter der Nationalen Beerensammlung, l채sst die F체hrungsteilnehmerinnen an seinem Wissen teilhaben. 4
Fokus
Fast verschwundene Delikatessen Gertrud Burger, Bereichsleiterin Pflanzen
’Madame Moutôt’, ’Rose de Champagne’ oder auch ’Matterhorn’, diese Beerensorten sind wahre Delikatessen. Delikatessen, die ohne den Einsatz von ProSpecieRara längst verschwunden wären. Seit 17 Jahren spürt die Stiftung alte Beerensorten auf, beschreibt sie und macht sie wieder öffentlich zugänglich. Bei den Beeren macht sich die industrielle Verarbeitung besonders stark bemerkbar. Im Erwerbsanbau ist nur noch gefragt, was einige Tage lang transportier- und lagerbar ist und danach noch immer optisch ansprechend im Laden präsentiert werden kann. Sorten, die «nur» gut schmecken, bleiben auf der Strecke. Die Pflanzenproduktion für Hausgärten ist mit den alten Sorten zu wenig lukrativ, weil sie nicht ganz so vermehrungsfreudig sind wie die neueren. Aber gerade in Hausgärten käme die unglaub liche Geschmacksvielfalt erst so richtig zum Zug … Vielleicht bald auch in Ihrem Garten ? Ende der 1990er-Jahre bemerkte ProSpecieRara, dass es um die Erhaltung der traditionellen Beerensorten schlecht 5
estellt ist. Ausser einzelnen engagierten b Privatpersonen machte sich niemand um deren Erhaltung verdient. Keiner war in Sicht, welcher diese Privatinitiativen ver netzte, geschweige denn über das notwen dige Fachwissen zu den Beerensorten verfügte. Damit die vielfältigen Beeren sorten nicht komplett verschwinden, star tete ProSpecieRara eine Rettungsaktion. Durch Aufrufe in den Medien und per sönliche Kontakte erfuhren wir von enga gierten Gärtnerinnen und ihren Sorten. Abkömmlinge davon wurden gesammelt und ins Erhaltungsprojekt von ProSpecieRara aufgenommen.
«Sobald ein Strauch
regelmässig Früchte
trägt, beginne ich mit den wissenschaftlichen Beschreibungen und vergleiche die Beeren mit bekannten Sorten, um sie richtig einordnen zu können. Vom Eingang der Sorte bis zum Abschluss der Sortenbeschreibung vergehen meist mehrere Jahre. Martin Frei 6
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WARTEN, PFLEGEN, BESCHREIBEN, VERGLEICHEN Auf einem zur Verfügung gestellten Privatgrundstück in Riehen/BS konnte ab 1998 die Nationale Beerensammlung aufgebaut werden. Sie ist das Zentrum der Beeren sortenerhaltung von ProSpecieRara. Bekommt der Beerenexperte Martin Frei von einer interessanten Sorte Pflanzmaterial, vermehrt er dieses und pflanzt es in Riehen aus. «Sobald ein Strauch regelmässig Früchte trägt, beginne ich mit den wissenschaftlichen Beschreibungen und vergleiche die Beeren mit bekannten Sorten, um sie richtig einordnen zu können. Vom Eingang der Sorte bis zum Abschluss der Sortenbeschreibung vergehen meist mehrere Jahre», so Martin.
WER BIST DU ? Das Bestimmen einer Sorte gleicht oftmals wahrer Detektivarbeit. Ab und zu werden Beeren mit einer klaren Sortenbezeichnung eingeschickt, die sich aber im Nachhinein als falsch erweist. Weitaus häufiger noch werden namenlose Beerenpflanzen eingeschickt. So hegte Martin schon länger den Verdacht, dass es sich bei der Sorte, welche in der Datenbank bis anhin als ’BE-86 Rote Johannisbeere von Müllheim’ (sie wurde von Frau Ackermann aus Müllheim einge-
HERKÜNFTE UND SORTEN 1000 800 600 400 200
Bild: Markus Zuber, Küttigen
Herkünfte in der Datenbank
Herkünfte in Erhaltungsgärten
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2012
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Sorten in Erhaltungsgärten
Alle gemeldeten Beeren werden in einer Datenbank als Herkünfte erfasst. Aber nur die Seltenen oder Unbe kannten werden ins Erhaltungsprojekt aufgenommen. Als «Herkunft» wird der Ort bezeichnet, von wo das Pflanz material eingeschickt wurde. Jede Herkunft wird im Laufe der oft langjährigen Beobachtung einer Sorte zugewiesen. Eine Sorte kann demnach mehrere Herkünfte vereinen. Die bei ProSpecieRara in Erhaltungsgärten abgesicherten 664 Herkünfte entsprechen derzeit 404 Sorten. 7
schickt) geführt wurde, um die verschollen geglaubte ’Göggingers Birnenförmige’ handelt. «Anfang dieses Jahres habe ich ein altes tschechisches Beerenbuch erhalten. Darin fand ich den eindeutigen Beweis, dass es sich um die seltene Sorte handelt. Solche Momente sind grossartig», schwärmt Martin. Durch diese und ähnliche Erlebnisse konnte sich ProSpecieRara über all die Jahre ein einzigartiges Sortenwissen aufbauen.
BEERENGÄRTEN VON BAD RAGAZ BIS ZUFIKON Mit der Nationalen Beerensammlung konnte ProSpecieRara noch im letzten Jahrtausend
’Bekay’ ist eine der gut 60 Stachelbeersorten, welche ProSpecieRara in den Jahren 1999 und 2000 vom verstorbenen Züchter und Pomologen Peter Hauenstein aus Rafz übernahm. Aktuell hat ProSpecieRara 159 Stachelbeerherkünfte in der Erhaltung. Einige darunter müssen noch näher beschrieben und auf Duplikate hin untersucht werden. 8
den Grundstein für die Erhaltung der seltenen Beerensorten legen. In den frühen 2000er-Jahren folgten dann vier Sammlungen im NAP-PGREL*. Als weiterer Höhepunkt entstanden ab den 2010er-Jahren private Beerenerhaltungsgärten – heute sind es bereits mehr als 30 in der ganzen Schweiz ! In ihnen ist es möglich, die Vielfalt dezentral abzusichern und Erfahrungen über den Anbau an verschiedenen Standorten und Höhenlagen zu gewinnen. Ein weiteres Ziel ist es, auch professionelle Baumschulen von den alten Beerensorten zu überzeugen. Nur so gelangen diese wieder im grösseren Stil in Privatgärten. Dieser Aufbau ist
langwierig und muss von ProSpecieRara finanziert werden. Deshalb sind wir gerade in diesem Bereich auf Ihre Spende ange wiesen.
GESUCHT BEERENRARITÄTEN
ZUSÄTZLICHER SCHWUNG Das Beerenprojekt ist nun bald volljährig und hat sich zu einem vielfältigen Bereich mit grossem Entwicklungspotenzial gemausert. Die Aufgabenbereiche von ProSpecieRara wachsen ständig: Die mehrjährigen Sortenstudien sind noch längst nicht abgeschlossen, alte und interessante Sorten treffen noch immer bei uns ein, Kontakte mit ausländischen Experten bringen fundiertes Wissen, das professionelle Beeren angebot in Gärtnereien wird weiter aus gebaut, Landwirte pflanzen seltene Beerensorten für die Direktvermarktung usw. All dies hat ProSpecieRara dazu bewogen, in Ergänzung zum Beerenexperten Martin Frei, eine neue Stelle für die Leitung des Beerenprojektes zu schaffen. Mit dem Biologen Claudio Niggli haben wir die ideale Besetzung dafür gefunden. Er hat seine Stelle am 1. April angetreten. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung als aktiver Sortenerhalter oder grosszügige Spenderin. Auf dass die «Osterfeen», «Schönemänner» und weitere Beerenrari täten den Weg zurück in die Gärten finden ! Die Baumschulen, welche bereits einige ProSpecieRara-Beerensorten anbieten, finden Sie auf: www.prospecierara.ch/de/news/beeren-pflanzen
* Diese Sammlungen werden im Rahmen des Nationalen Aktionsplans zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen (NAP-PGREL) durch das Bundesamt für Landwirtschaft unterstützt, sie sind Teil der Nationalen Genbank der Schweiz.
Noch immer sind viele Beerensorten nicht wieder aufgetaucht. Vielleicht wachsen sie ja in Ihrem Garten ! ? Wenn Sie Sorten haben, die Sie schon mehr als 30 Jahre lang pflegen oder mindestens so lange zurückverfolgen können, sind wir sehr daran interessiert. Schicken Sie uns die Infos dazu, bei Bedarf fragen wir Sie um Pflanzmaterial an. Claudio Niggli, Projektleiter Beeren claudio.niggli@prospecierara.ch Telefon 061 545 99 17 www.prospecierara.ch/de/seltene-beeren-gefunden
SELTENE BEEREN KEN EC NASCHEND ENTD
Die Nationale Beerensammlung in Riehen öffnet vom 24. Mai bis 12. Juli jeden Samstag von 9 – 12 Uhr ihre Türen. Der Beerenexperte Martin Frei führt durch die Sammlung und Sie können sich direkt ab Strauch von den Vorzügen der alten Beerensorten überzeugen. Seien Sie gewarnt: Sie werden danach nie mehr richtig glücklich mit einer gekauften Erdbeere … Ecke Mohrhaldenstrasse/Dinkelbergstrasse 4125 Riehen/BS www.prospecierara.ch/de/ nationale-beerensammlung-riehen
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Interview
Sortenvielfalt zwischen zwei Buchdeckeln Infos und Bilder zu 800 Gemüsesorten und 66 verschiedenen Arten vereint zwischen zwei Buchdeckeln – diese Riesenarbeit haben Marianna Serena, Leiterin des Garten-, Acker- und Zierpflanzenbereichs bei ProSpecieRara, und ihre Co-Autoren in den letzten drei Jahren vollbracht. Jetzt ist das Werk erschienen. (Interview: Nicole Egloff)
Marianna Serena (lacht): Es ist absolut einzigartig ! Wer sich für die Vielfalt unserer Gemüsesorten interessiert oder auch einfach gerne im Garten experimentiert, kommt um dieses Buch nicht herum. Neben Porträts der Gemüsesorten und -arten stellen wir auch 18 Personen vor, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit den traditionellen Sorten beschäftigen. Und nicht zu vergessen: die tollen Fotos !
WAS IST DAS ZIEL DES «LEXIKON DER ALTEN GEMÜSESORTEN» ? Nur was die Leute kennen, bauen sie auch an. Wollen wir unsere Sorten lebendig erhalten, müssen wir auch das Wissen über sie fördern. Zu vielen unserer Sorten waren nur wenig Infos bekannt. Für dieses Buch habe ich viel recherchiert und so das Bild unserer Sorten vervollständigt.
SIND NUR SCHWEIZER SORTEN IM BUCH VERTRETEN ? Nein, denn Sorten machen vor Landes grenzen nicht Halt. Zuchtsorten wurden früher meistens in ganz Mitteleuropa gehandelt. Deshalb macht es auch Sinn, dass wir 10
das Buch zusammen mit Arche Noah (Österreich), Hortus (Lichtenstein) und ProSpecieRara Deutschland geschrieben haben.
DER AUFWAND WAR ENORM … Definitiv. Allein schon für die Fotos … Alle 800 Sorten zum optimalen Zeitpunkt zu fotografieren war ein Mordsaufwand. Mit Franca Pedrazzetti und Beat Brechbühl hatte ich tolle Profi-Fotografen an der Seite, die mit mir regelmässig in die verschiedenen Gärten gereist sind und dort die Sorten in Szene gesetzt haben. In drei Sommer haben wir rund 40 Tage mit Fotografieren verbracht. Dabei habe ich wiederum eine Menge zu den Sorten gelernt. Während Franca oder Beat ihr Setting aufgebaut haben, hatte ich Zeit, die Sorten ganz genau zu studieren. Diese Zeit habe ich mir vorher kaum je nehmen können.
WELCHE ERKENNTNISSE ZIEHST DU PERSÖNLICH AUS DIESER ARBEIT ? Je länger ich mich mit den Sorten und ihren Züchtern beschäftigt habe, umso stärker wurde mir bewusst, wie viele Personen an einer einzigen Sorte gearbeitet haben. Seit 10 000 Jahren, seit die Menschen begonnen haben, Wildpflanzen zu kultivieren,
Bild: Eva Körbiz, Verein HORTUS
NICOLE EGLOFF : MACH UNS DAS BUCH SCHMACKHAFT !
Franca Pedrazzetti und Marianna Serena bei Fotoarbeiten im Schaugarten des Landw. Zentrum Salez.
Seite 1 ut 1 21.11.13 09:04
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Marianna Serena Michael Suanjak Franca Pedrazzetti Beat Brechbühl
urden immer aus bestehenden Sorten w weitere, bessere und ertragreichere Sorten gezüchtet. Mit dem Verlust von zigtausend Sorten verlieren wir heute ein wertvolles Kulturgut – und damit die harte Arbeit von unzähligen Menschengenerationen vor uns. Viele Leute gehen heute sehr unbeschwert mit diesem Verlust um. Das stimmt mich nachdenklich.
UND WELCHES IST NUN DIE BESTE SORTE ? Puh … Also nach stundenlangen Fotoarbeiten in brütender Hitze gibt’s nichts Tolleres als ein saftig-süsser Schnitz einer frisch geernteten Zuckermelone ’Boule d’or’.
ALT EN Das Lexikon der alten DAS LEX IKO N DER Gemüsesorten: GEMÜSESORTEN 800 Sorten – Geschichte, 800 Sorten – Geschichten, Merkmale, Anbau und Verwendung in der Küche Merkmale, Anbau und Verwendung
A T V ERLAG
Herausgeber: ProSpecieRara & Arche Noah 656 Seiten AT Verlag CHF 78.– (zzgl. Porto und Verpackung) ProSpecieRara-Gönner/-innen profitieren von 20 % Rabatt bei Bestellung bis August 2014. Bestellung: www.prospecierara.ch/de/shop Telefon 061 545 99 11
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EIN PROJEKT FÜR DIE RARSTEN KÜHE Mit einem Bestand von etwas mehr als 400 Kühen sind die Evolèner die am stärksten gefährdete Rinderrasse der Schweiz ! ProSpecieRara startete zusammen mit den beiden Rassevereinen ein neues Förderprojekt für die fast verschwundene Walliser Rasse. Mit Unterstützung des Bundesamtes für Landwirtschaft wird die Aufzucht von dringend benötigten Jungstieren gefördert und die Züchter werden ermutigt, Stiere im Natursprung einzusetzen. Weitere Ziele sind die Gewinnung neuer Evolèner-Betriebe und die Förderung der seltenen Rasse über die Vermarktung ihres hervorragenden Fleisches. www.prospecierara.ch/de/projekte/ evolener
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Evolèner-Projekt
Auf den Burger, fertig, los ! Philippe Ammann, Bereichsleiter Tiere
Wie kann man die gefährdeten Evolèner Rinder erhalten ? Zum Beispiel indem man Burger aus ihnen macht. Tönt schräg, ist aber so. Bobby Bähler und sein Team vom Restaurant Kung Fu Burger in Bern erklären genau diese Tatsache immer wieder ihren Gästen – und servieren ihnen delikate Burger aus Evolèner-Fleisch.
Bild: Maya Jörg
Nur weil der Mensch einst Wildtiere für seinen Fleischbedarf domestizierte und sie weiterzüchtete, sind Nutztierrassen entstanden. Will man deren Vielfalt erhalten, müssen wir sie weiter nutzen. «Es ist gar nicht immer einfach, das unseren Kunden zu erklären», sagt Bobby Bähler vom Kung Fu Burger. Es ist ihm wichtig, dass seine Gäste verstehen, dass gerade auch bei einer gefährdeten Rasse wie den Evolènern der Absatz wichtig ist, weil er für die Bauern Anreiz schafft, mehr Tiere zu halten.
Kung Fu und Burger, wie passt das zusammen ? «Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiges Ziel. Da ein asiatisches Restaurant frei wurde, haben wir beschlossen, dieses nicht umzubauen, sondern den Steilpass aufzunehmen und weiter zu spielen», so Bobby. Der sorgsame Umgang mit Umwelt und Ressourcen kommt aber nicht nur bei der Einrichtung des Restaurants zum Tragen. Die Rohstoffe stammen aus regio naler Produktion und vom Eistee über die Beilagen bis zum Burger ist alles haus
Evolènerfleisch mit Ziegenkäse kombiniert im Spezialburger G. O. A.T. 13 13
gemacht. Beim Einkauf wird Wert auf höchste Qualität gelegt. Dass die Burger selber hergestellt werden, ist Ehrensache. «Wir beziehen das Fleisch frisch. So können wir es optimal lagern und in der für unsere Burger perfekten Körnung hacken», erklärt Bobby.
ES MUSS NICHT IMMER FILET SEIN Für das Evolèner-Erhaltungsprojekt ist die Partnerschaft mit Kung Fu Burger ein Glücksfall. Denn Bobby und sein Team setzen es sich zum Ziel, hochwertige Burger zu servieren und nicht Entrecôtes und F ilets. So entsteht für einmal ein Absatz für genau das Fleisch, das in bisherigen Vermarktungsprojekten neben den gefragten Edelstücken übrig blieb. Jetzt können zusammen mit parallel dazu laufenden Vermarktungsaktivitäten (siehe Box) alle Fleischpartien sinnvoll verwertet werden, was das Projekt noch nachhaltiger macht.
Kombiniert mit ungewöhnlich vielen, sorg fältig ausgewählten Zutaten wurden die Burger bereits im ersten Jahr des Bestehens von Kung Fu Burger zum Insidertipp. Wenn Sie also das nächste Mal in Bern sind und Hunger verspüren, können Sie bei Kung Fu Burger einer gefährdeten Rinder rasse geniessend Gutes tun. Kung Fu Burger, Speichergasse 27, 3011 Bern www.kungfu-burger.com
Jasmina Serag und Bobby Bähler setzen für ihre Burgerkreationen auf Evolènerfleisch.
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FÜR IHRE KÜCHE Sie sind grad nicht in Bern, wollen aber trotzdem Evolènerfleisch geniessen ? Bestellen Sie sich die rare Spezialität per Postversand für Ihre eigene Küche. Ihre Fleisch-Bestellung trägt direkt zur Förderung der seltenen Evolèner bei. www.prospecierara.ch/de/news/evolener-fleisch
Agenda
PROSPECIERARA- SETZLINGSMARKT
Auch die Ostschweiz hat ihren ProSpecieRara-Setzlingsmarkt. In der Gär tnerei der Psychiat ehrere rischen Klinik bieten m eRarapeci ProS ihr ien Gärtnere und an ent Setzlingssortim sorgen so für Vielfalt in Ihrem Gar ten. Auch fürs leibliche
PROSPECIERARAZIERPFLANZENMARKT
Der Zierpflanzenmarkt in der Berner Elfenau lädt ein, die Welt der raren Schönheiten zu entdecken – im Schau garten unter fachkundiger Führung und an den Marktständen für den eigenen Garten. Auch Gemüse, Kräuter und Heilpflanzen bieten die verschiedenen Gär tnereien an. Eine Festwirtschaft und Spaziergänge mit Walliser ziegen runden den Anlass ab.
Wohl ist gesorgt. 10. Mai 2014, 9 – 17 Uhr Gärtnerei der Psychiatrischen Klinik Zürcherstrasse 30 9500 Wil/SG
WEITERE ANLÄSSE
ion.ch Illustration: www.killustrat
GUTSCHEINE
rten An allen hier aufgefüh n die ne Setzlingsmärkten kön ine Stadt-Tomaten-Gutsche n. rde we t eingelös www.stadt-tomaten.ch
In Wildegg , Riehen, Bern, Basel, Meggen und Zürich wachsen in ProSpecieRaraSchaugärten seltene Zierpflanzen- und Gemüsesorten. Die meisten Gär ten können jederzeit selber erkundet werden, regelmässig finden aber auch Führungen statt. Tauchen Sie mit unseren Exper tinnen in die Welt der Raritäten ein ! Alle Daten finden Sie auf: www.prospecierara.ch/de/ veranstaltungen
KUPFERHALS- UND WALLISERZIEGEN-TREFFEN 27. April 2014, 10 – 16 Uhr 5076 Bözen/AG SETZLINGSMARKT AUF SCHLOSS WILDEGG 3. und 4. Mai 2014, 9 – 17 Uhr Schloss Wildegg 5103 Wildegg/AG CAPRA GRIGIA-TREFFEN 11. Mai 2014, 10 – 16 Uhr 5722 Gränichen/AG OFFENE BEERENSAMMLUNG 24. Mai – 12. Juli 2014 jew. Samstags, 9 – 12 Uhr 4125 Riehen/BS TAG DER KARTOFFELVIELFALT 9. August 2014, 11 – 20.45 Uhr 7050 Arosa/GR Mehr Infos zu diesen und weiteren Veranstaltungen finden Sie auf: www.prospecierara.ch/de/ veranstaltungen
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© iStock.com/sorendls
FÜHRUNGEN IN SCHAUGÄRTEN
18. Mai 2014, 9 – 17 Uhr Stadtgrün Bern Elfenauweg 94d (Extrahaltestelle «Zierpflanzenm arkt») 3006 Bern
TOMATENSETZLINGSMARKT 25. April 2014, 14 – 19 Uhr 26. April 2014, 9 – 13 Uhr 8047 Zürich
Forschung
Geschmackliches Neuland für den Kartoffelexperten Philipp Holzherr, Bereichsleiter Vermarktung
Kartoffeln schmecken nach … Kartoffeln. Ein Bisschen differenzierter sehe ich das natürlich schon länger. Dass einige ein wenig nach Marroni schmecken, ist mir sehr wohl bewusst. Aber an Kohl, an grüne Nuss, an Erbse oder gar Zitrone hätte ich beim Genuss von Geschwellten bisher nicht gedacht. Zum Glück wurden meine Geschmacksknospen sensibilisiert.
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den fünf Aromatesterinnen meine Nase und Geschmacksknospen. Die Wissenschaft lerin hält uns verhüllte Duftmuster unter die Nase. Wir sollen herausfinden, wonach sie riechen. Was für die geübten Testerinnen ein Leichtes ist, sorgt bei mir für Staunen. So riecht also eine grüne Nuss ? Und das ist Erbse ? Und oh, Dosenmais ! ?
«Und dann schlägt
die Bombe ein.
Nein, anders ; die Welt ist schlagartig so viel reicher ! In einer wahren Offenbarung erkenne ich all die Aromanoten. Philipp Holzherr
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Bild: Eugenia Klauser
Ich verspüre leichte Nervosität beim Betreten des Sensoriklabors der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil (ZHAW). Wird heute die mir bekannte Kartoffelwelt komplett auf den Kopf gestellt ? Freundlich empfängt mich die Wissenschaftlerin Eugenia Klauser. In ihrer Masterarbeit befasste sie sich mit Geschmack und Geruch alter Kartoffelsorten. Dabei entwickelte sie gemeinsam mit geübten Aromatesterinnen der ZHAW ein Vokabular für Kartoffelaromen. Gelesen habe ich also schon vom kohlartigen Geschmack oder vom Erbsen- oder gar Zitronenaroma, das gewisse Kartoffeln aufweisen sollen. Aber nachvollziehen konnte ich dies bisher nicht. Selbst die Kartoffelbranche hat solche Qualitäten noch nie beschrieben. Grund genug für mich, weitere ProSpecie Rara-Kartoffelsorten auf diese ungewöhn lichen gustatorischen Eigenschaften hin untersuchen zu lassen, um sie noch besser beschreiben, einordnen und letztlich auch den Konsumenten schmackhaft machen zu können. Es kann losgehen ! Unter Anleitung von Eugenia Klauser eiche ich zusammen mit
Mit geeichter Nase begeben wir uns in unsere Kabäuschen, jeder für sich – gegen etwas Laborratten-Feeling kann ich mich kaum wehren … Die «Futterluke» öffnet sich, eine gedämpfte Kartoffel wird mir vorgesetzt. Das mitgelieferte Formular zeigt alle die eben besprochenen Begriffe. Mal sehen, ob ich etwas davon in der Kartoffel ent decke. Emsig mache ich mich an die Knolle. Schälen, teilen, riechen, kosten, im Mund zergehen lassen, beissen … Und dann schlägt die Bombe ein. Nein, anders; die Welt ist schlagartig so viel reicher ! In einer wahren Offenbarung erkenne ich all die Aromanoten. Kohlartig, ja klar. Grüne Nuss nur leicht, aber definitiv vorhanden. Und maisartig, intensiv wie eine Dose Mais. Im Laufe des Morgens wird mir einmal mehr bewusst, wofür ich mich nun schon seit acht Jahren einsetze: Es sind nicht nur alte Kartoffelsorten, mal ein bisschen mehr oder weniger festkochend, die wir erhalten. Es sind einzigartige Aromen, intensive Sinneseindrücke und wahre Geschmackswelten, die ProSpecieRara zugänglich macht. Glücklich wie ein Kind verlasse ich
am Mittag das Labor. Bald schon würde ich diese neuen Aromen in unsere Sortenbeschreibungen aufnehmen. Denn jetzt kann ich sie benennen. Diese neuen Informationen dienen Gärtnerinnen, Bauern, astronominnen und allen anderen Kartoffel G liebhabern von nun an als weitere Inspira tionsquelle bei der Wahl ihrer Sorten.
KARTOFFELTAG
Entdecken Sie den Kartoffelgeschmack in Maran. 9. August 2014, 11 – 20.45 Uhr, 7050 Arosa/GR Führungen im Kartoffelschaugarten Maran, Geschmacksseminar und Rezepttipps von Genussexperten, 5-Gänge-Kartoffeldiner im Golf- und Sporthotel Hof Maran. Information und Anmeldung: www.prospecierara.ch/de/veranstaltungen Telefon 061 545 99 11
Unter anderem zeigten die Sorten ’Parli’, ’Roosevelt’ und ’Blaue Schweden’ charakteristische Aromanoten. Während sich der ’Parli’ als stark nussig mit leichtem Marroni-Aroma entpuppte, dominiert beim ’Blauen Schweden’ und dem ’Roosevelt’ die Maisnote. 17
Shop
Kolumne
Die ClownBeere Erzeugen Sie Fragezeichen mit diesem T-Shirt im satten ProSpecieRara-Grün. Die Brust zieren drei Sortennamen in deutsch, französisch und italienisch (Bild: Kindervariante), das farbige Logo auf dem Ärmel verrät den Absender. Alle T-Shirts sind aus 100 % Biobaumwolle und wurden unter Fairtrade-Bedingungen hergestellt. Kinder: 110/116, 122/128, 134/140 Damen (leicht tailliert): XS bis XXL Herren: S bis XL Preis: CHF 25.– (zzgl. Porto und Verpackung) Information und Bestellung: www.prospecierara.ch/de/shop Telefon 061 545 99 11
NEUE PUBLIKATION «Saatgut – bedrohte Vielfalt im Spannungsfeld der Interessen» – die neue Publikation, welche ProSpecieRara zusammen mit der Erklärung von Bern herausgegeben hat, zeigt auf, wo Gefahren drohen und wie wir uns für die Vielfalt einsetzen. Preis: CHF 6.– (inkl. Porto und Verpackung) Information und Bestellung: www.prospecierara.ch/de/shop Telefon 061 545 99 11
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Dimitri, Clown Die alten Sorten und Rassen haben durchaus eine Gemeinsamkeit mit der Clownerie. Beide scheinen auf den ersten Blick verzichtbar zu sein für die Gesellschaft. Wer jedoch eintaucht in die Vielfalt der Farben und Nuancen, spürt die Lebensqualität, die aus ihr entspringt. Die Palette an Geschmäckern, Formen und Fähigkeiten der Tiere und Pflanzen bereichert und berührt uns ebenso wie die Kunst eines Clowns. Ich bewundere ProSpecieRara. Die Idee, in der heutigen, traurigen Welt die Raritäten wiederzubeleben, ist grossartig. So wie die Stiftung versucht, die Sorten und Rassen auf natürlichem Weg ohne Gentechnik und Chemie voranzubringen, so versuchen wir mit unserer Hochschule für Bewegungstheater, die Clownerie in die neue Zeit zu retten. Denn auch die klassischen Clowns sind eine rare Spezies. Sie arbeiten ohne technische Hilfsmittel und Show-Effekte und sind auf ihr Handwerk und ihr komisches Talent angewiesen, um ihr Publikum zu unterhalten. Die Scuola Teatro Dimitri vermittelt und entwickelt die klassischen Disziplinen wie Tanz, Akrobatik, Pantomime und Clownerie – auf einem feinen, natürlichen Weg, ganz nach ProSpecieRara-Art. Und ab und zu entdecken auch wir eine seltene Beere … Während die meisten «Clown-Beeren» (Clown-Nasen) rot sind, zeichnet sich z. B. meine Kollegin Gardi Hutter durch eine braune aus.
IMPRESSUM Das Magazin «rara» für Gönner und Spenderinnen von ProSpecieRara erscheint prache. viermal jährlich in deutscher, französischer und italienischer S Herausgeberin: Stiftung ProSpecieRara, Basel, Schweiz Texte: Anna Kornicker, Gertrud Burger, Nicole Egloff, Philippe Ammann, Philipp Holzherr Fotos: ProSpecieRara Gestaltung: Reaktor AG, Kommunikationsagentur ASW, Aarau Druck: SuterKeller Druck AG, Oberentfelden Papier: Cocoon 100 % Recycling 90 g /m2 Auflage: 37’000 Ex. deutsch, 6’400 Ex. französisch, 1’600 Ex. italienisch Weiblein und Männlein: Um die Lesbarkeit zu vereinfachen, verwenden wir jeweils entweder die weibliche oder die männliche Form, selbstverständlich sind immer beide Geschlechter gemeint.
REDAKTION Anna Kornicker, Bereichsleiterin Kommuni kation, und Nicole Egloff, Chefredakteurin des «rara», posieren nicht nur mit Appenzeller Barthühnern sondern stehen auch hinter dem neuen Auftritt des ProSpecieRara-Bulletins. Feedbacks, Kritik und Anregungen gerne an: nicole.egloff@prospecierara.ch
STIFTUNG PROSPECIERARA Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren. ProSpecieRara Hauptsitz Unter Brüglingen 6 4052 Basel Schweiz Telefon +41 61 545 99 11 Fax +41 61 545 99 12 info@prospecierara.ch www.prospecierara.ch
ProSpecieRara Suisse romande c/o Conservatoire et Jardin botanique de Genève Case postale 60 1292 Chambésy Suisse Téléphone +41 22 418 52 25 Fax +41 22 418 51 01 romandie@prospecierara.ch www.prospecierara.ch
ProSpecieRara Svizzera italiana Via al Ticino 6592 S. Antonino Svizzera Telefono +41 91 858 03 58 Fax +41 91 858 03 03 vocedelsud@prospecierara.ch www.prospecierara.ch
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