Om,Oida! 2 – Yoga lehren ohne Maskerade

Page 1

Eva Karel Yoga lehren ohne Maskerade




Inhalt Küss die Hand! 12 Nomal bleiben

20

Ein illustrer Fundus an Geschöpfen

32

Pippi-Langstrumpfigkeit, Authentizität und Herzlichkeit

32

Schreiben für Yogalehrende

32

Inputresistenz

32

Schichtweises Abtragen emotionaler Patina

32

Emotionale Achterbahnen sind dem Wesenskern powidl

32

Yogalehrende bereiten einen Raum

32

Inspiriert bleiben

32

Sukzessive zur Leitkuh werden

32

Bereit zum Kettensägenmassaker?

32

Unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Yogapraxis

32

Ein Wort an die Zartbesaiteten: Sensibilität und Kreativität

32

Esoterik ist auch nicht die Lösung

32

Die machtvolle Rolle von Yogalehrenden

32

Zur Tat schreiten

20

Hineinwachsen

32

Ein imperfektes Idealszenario

32

Panther ziehen auch nicht den Bauch ein

32

Zwischen Argusaugen und Laissez-faire

32

Eigenverantwortung anzetteln

32


Und wenn sich jemand wehtut?

32

Humor ist Balsam

32

Klare Sprache

32

Rituale zwecks Umswitchen auf Yogamodus

32

Asana-Abfolgen zusammenwürfeln

32

Eine Handvoll Unterrichtsabläufe

32

Hühnersupperl für strauchelnde Yogalehrende

20

Wenn deine Knie schlottern

32

Inspirationsmanko dank Selbstüberforderung

32

Zerrupft und gebeutelt?

32

An hohen Idealen scheitern

32

Paranoiavermeidung dank Pit-Crew

32

Hilfe, ich habe eine miserable Ausbildung absolviert!

32

Gier, Größenwahn und andere Triebkräfte

32

Erste Gehversuche in die Selbständigkeit

20

Anschnallen, es geht los

32

Grundhaltung: Mutig, aber nicht deppert

32

Pünktlichkeit, Freundlichkeit & gute Arbeit

32

Paranoiavermeidung dank Steuerberatung

32

Buchhaltung, Steuern & Co

32

Werbung, Flaschenpost & Mundpropaganda

32

Wiederschaun! Und alles Liebe!

32

Die Autorin Danke! Glossar

32 32 32


Om, Oida! 2

KĂźss die Hand!

8


Küss die Hand!

H

ereinspaziert, hereinspaziert, liebe Leute. Ihr haltet mutmachende Hühnersuppe in Buchform in Händen, also Zuspruch für Zeiten, in denen wir uns als Yogalehren-

de unsicher fühlen. Wir flößen sie uns ein, um Selbstzweifel zu durchwaten, um Unklarheiten sukzessive zu klären, um in unserer Rolle gefestigter zu werden. Denn: Nun gibt es überall Ausbildungen, ebenso wie stapel-

weise Bücher für Yogalehrende, die sich mit Anatomie, Stundenkonzepten oder Philosophie beschäftigen. Vieles davon rangiert in einer imposanten Bandbreite zwischen wunderbarst und schrecklich. Egal, welchen Lehrenden du dich zuwendest, es werden Fragen übrigbleiben und es kann auf diesem edlen Weg zuweilen auch beachtlich holpern. Yoga zu unterrichten ist so schön, kann aber durchaus auch ins exakte Gegenteil umschlagen. Ich hätte dieses Buch gebraucht, deshalb habe ich es irgendwann selbst geschrieben. Möge es als Souffleuse fungieren, wenn hinter der glänzenden Kulisse eventuell zwischenzeitlich Fragezeichen, Missmut und/oder Überforderung ihr Unwesen treiben sollten.

9


Om, Oida! 2

Wie sollen wir Yogalehrenden mit uns selbst umgehen? Wir sind doch schließlich nicht Kraft unseres Ausbildungszertifikats plötzlich vor Selbstzweifeln, Grant und Existenzängsten gefeit. Oder was, wenn du tatsächlich nicht gut ausgebildet bist, weil du in eine der Schnellsiedeausbildungen gerutscht bist? Reden wir hier also auch über hatscherte Aspekte und vom Improvisieren. Masterplan zu Glück und Erfolg habe ich keinen feilzubieten – glücklicherweise ist das aber auch nicht schlimm: Es ist gerade das Durchwurschteln, das Hineinentspannen in unsere Menschlichkeit, das alles besser macht. Vermutlich ist das des Pudels Kern und die zentrale Botschaft dieses Buches: Bitte verbeiß dich nicht. Nichts von dem, was ich hier aufgeschrieben habe, ist als Dogma gedacht. Vielmehr erzähle ich aus dem Nähkästchen meiner bald 20-jährigen Yoga- und 18-jährigen Unterrichtspraxis, biete euch meine Erfahrung an, damit ihr euch gewisse Umwege sparen könnt. Seht meine Inputs als Ideen, die ihr dann nach eigenem Gutdünken für euer Leben maßschneidert. Weil ich seit vielen Jahren an der Universität Wien akademisches Schreiben lehre und schreibendes Nachdenken zu meinen hilfreichsten Tools zählt, habe ich immer wieder Schreibideen für euch ausgebrütet. Hier wird also nicht nur gelesen, hier werdet ihr auch zum Tun angestiftet! Findet (schreibend) heraus, wer ihr als Yogalehrende sein möchtet, denkt schreibend darüber nach, was ihr tun und was ihr lassen werdet, schreibt euch zuweilen in Lösungen hinein oder steht euch schreibend in miserablen Zeiten selbst zur Seite. Möge euch das Schreiben ein guter Freund werden. Legt euch ein schirches Notizbuch zu - das ist mein völliger

10


Küss die Hand!

Ernst! Keine ledergebundenen, bedeutungsschwangeren Wälzer, die dann leer bleiben, weil ihr ihnen niemals eure unausgegorenen Nachdenk-Texte zumuten würdet. Nehmt ein Heft, vor dem ihr keine Skrupel habt, in dem ihr ungeniert herumschmieren könnt. Vielleicht sogar einen Collegeblock, aus dem ihr alles herausreißen könnt, das ihr verschwinden lassen möchtet. Die Übungen sind so gegliedert, dass sie zunächst meist einen Schreibteil umfassen, den ihr in ebenjenem Notizheft landen lässt. Im Anschluss findet ihr dann ein bisschen Platz für Notizen direkt im Buch. Die Idee dahinter lautet, dass ihr Aspekte aus euren Texten, die ihr als hilfreich erachtet, extrahiert und im Buch landen lässt. So kann letztlich eine kleine Schatzkiste entstehen – ein mit euren eigenen Erkenntnissen gespicktes Buch. (Oh, und falls ihr bei den Wörtchen Grant und schirch kapituliert habt: Im Anhang findet ihr ein Glossar, das euch sämtliche Austriazismen ausdeuscht!) Die Übungen sollen euch helfen, im Buch besprochene Themen für euch selbst durchzudenken. Immerhin sollt ihr nicht einfach meine Ansichten übernehmen, sondern drehen und wenden, was all das für euch und eure ganz individuellen Situationen bedeuten kann. Die Übungen könnt ihr machen, aber natürlich steht euch frei, einfach nur das Buch zu lesen und euch bei sämtlichen Schreibideen freundlich zu denken: „Geh, rutsch mir den Buckel runter!“ Lasst euch aber eins gesagt sein: Schreiben können müsst ihr bestimmt nicht. Völlige Talentfreiheit möglich. Nichts von dem, was ihr hier aufschreibt, ist zum Herzeigen gedacht, vielmehr graben wir damit in uns selbst herum, als würden wir Gemüsebeete umackern, Unkraut zupfen und dann die Jungpflanzen setzen, weil wir uns Zeit ge-

11


Om, Oida! 2

nommen haben, in unsere Aufgaben hineinzuwachsen. Für frischgebackene Yogalehrende, an die sich dieses Buch hauptsächlich richtet, kann dieses Buch als Starthilfe fungieren. Für Leute, die mit der Idee spielen, eine Ausbildung zu absolvieren, bietet es einen kleinen Blick hinter die Kulissen. Es soll ja Menschen geben, die recht firm in sich zu ruhen pflegen, die dieses verflixte Menschsein und die Welt ganz pragmatisch angehen. Zu dieser Fraktion gehöre ich nicht. Ähnlich flatterhaften Geschöpfen verordne ich hiermit sogleich das Kapitel „Normal bleiben“. Sobald dieses Fundament gelegt wurde, schreiten wir zur Tat – im gleichnamigen Kapitel. Dort überlegen wir uns, wie ein runder Stundenablauf aussehen kann, ob und welchen Sinn Rituale haben können, wie das so ist mit dem Bereiten eines Raumes für eine Gruppe. Weil es uns trotz aller Planung dann hin und wieder doch frontal gegen die Wand prackt, folgt darauf das Kapitel „Hühnersupperl für strauchelnde Yogalehrende“, das mit einer Portion Zuspruch für härtere Zeiten aufzuwarten hat. Zu guter Letzt will das ganze Werkl ja auch administriert, konzipiert und beworben werden. Dem widmen wir uns im Kapitel „Erste Gehversuche in die Selbständigkeit“ und damit der gar nicht so nebensächlichen Ambition, unser Dasein als Yogalehrende auf legale Füße zu stellen. Aber beginnen wir am Anfang – es geht los!

12


Küss die Hand!

Auch ich zünde zuweilen Kerzerl an, wenn ich nicht mehr weiter weiß und schaue meine Shivastatue treuherzig an.

13


Normal bleiben

14


15


Om, Oida! 2

Ein illustrer Fundus an Geschรถpfen

16


Normal bleiben

I

n meinem engsten Freundeskreis treibt sich ein ganzer Fundus an Yogalehrenden herum – viele von der langgedienten Sorte – und keines der Bandenmitglieder ist ein einziger Born der

Gelassenheit, geschweige denn erleuchtet. Gott sei’s ewiglich gedankt verschwendet auch keine von uns ihre Mühe dafür, zu tun, als wiesen wir derlei Attribute auf. Wir sind rund bis bohnenstangig, nervös bis phlegmatisch, belesen bis intuitionsbegabt, von der herzlichen oder eher der kühleren Fraktion und leiten Gruppengrößen von winzig bis mittelgroß. Manche sind selbständig, andere bei Volkshochschulen angestellt. Wir haben unsere Beziehungskrisen, zuweilen Pickel auf den Schultern, manche Venen sind nimmer das, was sie einmal waren, unsere Haustiere schwächeln hin und wieder und der eine oder andere Hängehintern macht sich bemerkbar. Einige verdienen gut, andere keineswegs. Viele stecken bis zum Hals in der Mutterschaft, andere nicht und ausnahmslos alle fragen wir uns zuweilen, ob wir die richtigen Grundsatzentscheidungen getroffen haben. Manche haben ein Faible für teure Schuhe, während andere eher von der Bio-Wollwalk-Fraktion sind. Die Leute haben ja teils irrwitzige Vorstellungen, wie gediegen Yogalehrende ihren Alltag verbringen und ich bin der An-

17


Om, Oida! 2

sicht, mit diesen Mythen sollte tunlichst aufgeräumt werden. Ich persönlich wittere hinter allzu glatt wirkenden Existenzen, hinter allzu durchkomponiertem Jargon tendenziell die Inszenierung. An den Yogalehrenden rund um mich, die ich zutiefst schätze, beobachte ich stattdessen ein enormes Spektrum an Lebenswegen und kein einziger davon ist (zum Glück) reif für eine Reportage in einem pastelligen Hochglanzmagazin. Raw and dirty, sister. Roh, dafür ehrlich. Tanja hat aufgehört, sich allabendlich eine Handvoll Weinflaschen einzuflößen, war aber all die Jahre davor durchgehend als Yogatante im Einsatz. Patricia hatte immer so ein latentes Thema mit dem Essen und das wird sich vermutlich in diesem Leben nicht mehr gänzlich ändern, ist aber ansonsten ein sehr inspirierendes Täubchen vor dem Herrn und außerdem sehr lustig – und ich finde, das reicht völlig aus. Während der allermeisten Jahre der vergangenen beiden Jahrzehnte war ich Nichtraucherin, unterbrochen von Jahren heftigster Raucherei, als meine Familie zerbrach. Dass ich mir täglich eine Packung Zigaretten in die Lungen pumpte, tat meinem Yogalehrerinnendasein jedoch keinerlei Abbruch, abgesehen von grausigen Gewissensbissen. Rückblickend hätte ich mir das schlechte Gewissen ruhig sparen können. Ich meine, weshalb sollte davon ausgegangen werden können, mein Leben würde ein steter Fluss sein? Weil ich Yoga unterrichte? Ich BITTE dich! Weder konnte ich meine Familie zusammenhalten, noch bin ich ein durchwegs ausgeglichenes Geschöpf. An meiner Wut laboriere ich nach wie vor, wenn auch bedeutsam pfleglicher, wie folgende Geschichten zeigen: Meine Hündin winselt mich zum dritten Mal pro Nacht aus dem Schlaf,

18


Normal bleiben

weil sie aufs Häusl muss – depperter Reizdarm. Ich spüre, wie siedend heißer Zorn, befeuert vom exorbitanten Schlafmangel, in mir hochsteigt. Heiß wabert er von innen nach außen und ich verwünsche das gottverdammte Vieh dermaßen über den Jordan. Aber! Ich ärgere mich zwar und ich tue mir auch sehr leid. Doch ich bin kein Arschloch ihr gegenüber. Sie ist nur ein geriatrisches, überzüchtetes Geschöpf mit dem nervösesten Verdauungstrakt in ganz Hernals und sie wird sich vermutlich nicht absichtlich aktiv dazu entschlossen haben, sich Durchfall zuzulegen, um mir den letzten Nerv zu ziehen. Dass ich das mittlerweile trennen kann und nicht einfach von meinen Emotionen weggeschwappt und mitgerissen werde, schiebe ich tatsächlich unter anderem meiner Yogapraxis in die Schuhe. Abgesehen von diesen Triumphen im Hinblick auf Selbstbeherrschung bin ich von den körperlichen Effekten entzückt. Damit meine ich keineswegs das formschöne Verschränken meiner Haxen am Hinterkopf, vielmehr bin ich sehr erfreut, wenn ich mir zwar das Kreuz verreiße beim Versuch, besagte bandscheibengeplagte über-30-Kilo-Hündin die Stiegen hinunterzutragen, mein Rücken aber nur zwei Tage braucht, um sich wieder ins Lot zu bringen, weil er genug Kraft, genug inneren Spielraum und Instinkte hat. Auch das schiebe ich meiner Yogapraxis in die Schuhe. Meine Kinder tanzen Bamboleo und turnen am Badewannenrand, während ihnen die Zahnpasta aufgrund der schief aus den Mundwinkeln baumelnden Zahnbürsten auf ihre ehemals blitzsauberen Pyjamas tropft. Glaubst du wirklich, ich käme dann mit

19


Om, Oida! 2

einer Runde Om-Chanting oder einer gewaltfreien Kommunikationsnummer daher und würde ihnen mittels Ich-Botschaft freundlich, aber bestimmt kundtun, weswegen und inwiefern mich ihr Verhalten anzipft2? Willst du mich pflanzen? Natürlich brüll ich hin und wieder. Ich habe schließlich auch Gefühle. Ich bin aber auch schnell wieder versöhnt und gewillt, mir einen Grinser entlocken zu lassen. Ich bin auch geneigt, mich zu entschuldigen und zu erklären, warum ich gerade grantig war und ob es wirklich etwas mit ihnen zu tun hatte, oder nicht. Aber ich brauche doch bitte keineswegs jegliche menschliche Regung niederzuhalten, als wäre sie zu minder. Wir sollten Menschlichkeit trotz sämtlicher spiritueller Bestrebungen weiterhin aushalten können, deshalb ist das normal bleiben so wichtig. Stell dir vor, du willst nur mehr rein und gut und edel sein und irgend so ein spiritueller (Instagram-) Star erklärt dir, zu diesem Zweck solltest du dich von Menschen mit „negativer Energie“ fernhalten. Denken wir das doch mal probeweise zu Ende: Das würde doch einen Rückzug in eine überschaubare soziale Blase bedeuten, innerhalb derer man davon ausgeht, zu den Eingeweihten zu gehören. Die anderen rundherum hingegen nicht, von denen grenzen wir uns schön ab. Ehe du dich versiehst, empfindest du all deine Anverwandten als Zumutung. Beziehungsdurststrecken werden flugs als „zu viel negative Energie“ abgekanzelt und im Namen der Freiheit beendet. Fürs Lebensglück ist es schon wichtig, nicht alles als Zumu2 anzipfen: Nervig. Wenn mich etwas anzipft, bin ich nicht erfreut. Wird durch völlig unterschiedliche Dinge ausgelöst - beispielsweise kann das leidige Tagwerk anzipfen, kreischende Kinder oder allzu salbungsvoll hauchende Yogalehrende.

20


Normal bleiben

tung zu empfinden und persönlich zu nehmen. Ich meine: Nichts gegen gehörige Einsiedelei hin und wieder, aber doch nicht dogmenhaft als Lebenskonzept. Die Ursprungsambitionen des Yoga zielten auf die Nivellierung des Egos und die Hinwendung zum (göttlichen) Wesenskern ab. Und das hat mit einem Sich-Erheben, einem Sich-Überhöhen und einem Sich-Abgrenzen nun mal NÜSSE2 zu tun. Wir dürfen uns keineswegs daran gewöhnen, dass die aktuell medial stark präsenten Yogalehrenden wahlweise an Models erinnern, an Fitnessspezialist*innen oder Halberleuchtete. Davon dürfen wir uns nicht ablenken und schon gar nicht frustrieren lassen. Wir müssen keines dieser Kriterien erfüllen, dürfen aus sämtlichen Normen fallen und können Yoga so unterrichten, wie es uns beliebt. Genau so, wie wir sind. Nüsse: Steigerungsform von „nichts“. „Ich kenn mich Nüsse aus!“ bzw. „Ich kenn mich Stana (Steine) aus!“ betont, wie sehr etwas für null und nichtig erachtet wird. 2

21


90


Zur Tat schreiten

91


Om, Oida! 2

Hineinwachsen

92


Zur Tat schreiten

A

ngenommen, es läuft gerade alles rund, dein Unterricht ist gut besucht, von Lampenfieber keine Spur, weil du Erfahrungen gesammelt, dich selbst kompetent erlebt

und obendrein gute Rückmeldungen bekommen hast. Dieses Gefühl, durch und durch Sinnstiftendes zu treiben, sucht dich heim, während sämtliche Existenzängste das Weite gesucht haben. Schampus. Du gibst das weiter, von dem du selbst begeistert bist und verdienst auch noch dein Geld damit – da möchte man flugs beinah implodieren vor Glückseligkeit. Damit das so bleibt oder erstmal realistisch wird, gilt es einiges zu beachten. Viele werden ja Yogalehrende, weil sie aus irgendwelchen Hamsterrädern ausbrechen möchten. Quasi: Ich schmeiße meinen Bürojob hin und mache jetzt nur noch das. Stopp! Stürzt du dich Hals über Kopf ins Unterrichten, versuchst du, deinen Lebensunterhalt hau ruck mit Yoga zu bestreiten, dann Obacht! Natürlich kann das funktionieren. Vielleicht. Irgendwann. Aber eher nicht von heute auf morgen – insbesondere, wenn

93


Om, Oida! 2

du psychisch halbwegs intakt bleiben oder gar deine eigene Begeisterung am Lodern halten möchtest. Dann nämlich solltest du eher mit Babyschritten starten und sukzessive sicherer werden. Wenn du langfristig gern unterrichten möchtest, bist du aufgefordert, bescheiden zu bleiben, begeistert und auch ein bisschen inputresistent. Geduld, ich sage dir gleich, wie ich das meine. Im Hinblick auf Bescheidenheit würde ich dir ans Herz legen, zunächst mal mit ein bis zwei Kursen pro Woche loszulegen. Beobachte dich selbst: Wie viel tut mir gut? Wie viele Kurse kann ich tatsächlich verlässlich in dieser Regelmäßigkeit halten? Du willst ja vermutlich eher nicht mit elf wöchentlichen Stunden starten und nach einem Jahr vor lauter Überforderung beschließen, dieses Yoga sei doch bitte eine Schnapsidee deluxe. Oh, und weil es sich gerade so anbietet: Hier gleich die nächste Schreibübung.

Schreib! Wenn du eine Stunde gehalten hast, nimm dir im Anschluss 10 Minuten Zeit und reflektiere schreibend: Hand aufs Herz: • Was war wirklich schön? • Wo hat es geholpert und was könnten Gründe dafür gewesen sein? • Was möchte ich nächstes Mal anders machen? Manchmal schleicht sich nämlich eine Gewohnheit ein, die weder dir selbst, noch deinen Schäfchen gut tut. Wenn du schreibend merkst, wo der Hund begraben ist, kannst du leichter umschwenken und es nächstes Mal bewusst anders machen. Und wenn du das bald tust, statt herumzuprokrastinieren, tust du dir einen zusätzlichen Gefallen. Wenn du deine 10 Minuten drauflos geschrieben hast, kannst du im Anschluss die Knackpunkte hier in dieser Liste landen lassen:

94


Zur Tat schreiten

gut gelungen

ausbaufähig

95


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.