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Stadtbibliothek: Das bunte Lesevergnügen

STADTBIBLIOTHEK BRUNECK

Das bunte Lesevergnügen

Das neue Jahr bringt jede Menge Lesevergnügen mit sich. Ebenso gibt es passende Veranstaltungen dazu. Gleich zwei Südtiroler Autoren beehren uns mit ihren neuen Büchern. Am 19. Jänner präsentiert Julian Messner aus Rasen seinen ersten Lyrikband „ausnahmsweise ohne titel“, am 16. Februar der Meraner Christoph Flarers seinen zweiten Roman „Albwachen“, den er am darauffolgenden Morgen in der Schulbibliothek KiWi der Handelsoberschule präsentiert. Beginnzeit für die Lesungen in der Stadtbibliothek Bruneck ist jeweils 19.00 Uhr.

KATHRIN SCHROCKE: BUNTE FISCHE ÜBERALL

Mixtvision 2021, 191 Seiten

Zum 13. Geburtstag bekommt Barnie nicht ihr heißersehntes iPad geschenkt, sondern ein „doofes“ Notizbuch. Trotzdem fängt sie an Tagebuch zu schreiben und erzählt von ihrem chaotischen Leben und vor allem vom neuen Baby-Projekt in der Schule. Barnie lebt in Berlin mit ihren zwei Vätern. Ihre Leihmutter wohnt mit ihrem Hund um die Ecke und auch mit ihren Großeltern ist sie regelmäßig in Kontakt. Barnie fühlt für sich ein ganz normales Familienleben in einer so genannten Regenbogenfamilie. Beim Baby-Projekt kümmert sich die Schülerin - zufällig zusammen mit ihrem Schwarm Sergej - um die gemeinsame, computergesteuerte Baby-Puppe namens Herbie. Rund um die Uhr müssen beide wie echte Eltern für Herbie sorgen. Während des Projektes wird Barnie immer mehr konfrontiert mit neugieri-

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gen bis fassungslosen Reaktionen gegenüber ihrer Regenbogenfamilie, die sie teilweise sehr verletzen. Das Mädchen aber weiß, was für sie das Richtige ist. Leider verletzt auch der coole Sergej Barnie sehr. Ein besonderes Jugendbuch, das einerseits witzig und unterhaltsam ist und andererseits sehr zum Nachdenken anregt. Leider gibt es noch immer viele festsitzende Vorurteile in unserer Gesellschaft, aber gerade die Vielfalt macht das gemeinsame Leben spannender und bereichert es!

(Empfohlen von Valerie Vanas)

IRVIN D. YALOM UND MARILYN YALOM:

UNZERTRENNLICH ÜBER DEN TOD UND DAS LEBEN

Btb 2021. 313 Seiten

Irvin Yalom, der große amerikanische Psychotherapeut hat hier ein ganz persönliches Buch geschrieben. Als klar wurde, dass seine Frau Marilyn an einer unheilbaren Krankheit leidet und nicht mehr lange zu leben haben würde, beschließen die beiden, ihre Gedanken, Erinnerungen und Emotionen festzuhalten. Abwechselnd erzählen Irvin und Marilyn aus der eigenen Perspektive von der schwierigen Zeit zu Beginn der Krankheit, als sich Zeiten der Mutlosigkeit mit Zeiten der Hoffnung abwechseln. Das Paar beschreibt eindrucksvoll, wie jeder von ihnen unterschiedlich mit Marilyns Schmerzen umgeht und wie letztendlich beide auf ihre Weise die Aussicht auf Heilung aufgeben müssen. Das Sterben, der Abschied und die lange Trauer um die geliebte Frau sind für Yalom eine riesengroße Herausforderung, bei der er, der so vielen Menschen in der Therapie geholfen hat, selber oft an seine Grenzen kommt. Die Frage, die er sich immer wieder stellt ist: wie kann man nach einem so großen Verlust weiterleben - gut weiterleben - und in diesem Weiterleben auch einen Sinn finden? Die Nächstenliebe im Sinn des Apostels Paulus ist die zentrale Botschaft dieses Buches. Das im Buch enthaltene Zitat von Henry James formuliert es so: Drei Dinge sind im Leben eines Menschen wichtig. Erstens: Menschlichkeit. Zweitens: Menschlichkeit. Drittens Menschlichkeit. Mein Fazit: dieses Buch ist zutiefst menschlich, es kommt von Herzen und spricht zum Herzen. Eine großartige, sehr berührende Liebeserklärung.

IMMER NOCH WACH

Haymon Verlag 2021, 298 Seiten

Der Wunsch des 30-jährigen Alex geht in Erfüllung: Er eröffnet mit seinem besten Freund Bene und seiner Frau Lisa ein Café. Doch dann verschlechtert sich Alex‘ Gesundheitszustand rapide. Die Ärzte diagnostizieren Magenkrebs und geben ihm noch sechs Monate Lebenszeit. Bereits Alex‘ Vater ist an dieser Krankheit verstorben, als Alex gerade sieben Jahre alt war. Der 30jährige hat das Bild seines kranken Vaters noch genau im Kopf und beschließt, dass er Bene und Lisa diesen Anblick ersparen will. Er entschließt sich gegen eine Therapie, denn er möchte seine letzten Monate mit seinen „Lieblingsmenschen“ verbringen und anschließend in ein Hospiz gehen. Seine Idee stößt auf Unverständnis in seinem Freundeskreis, doch er lässt sich nicht beirren. Im Hospiz macht er Erfahrungen, die er nie mehr vergessen wird, und dort passiert ihm der nächste Schicksalsschlag: Sein Tumor wird bei einer Routinedurchsuchung als gutartig diagnostiziert. Was wird Alex mit der neu gewonnenen Zeit tun?

Eine spannende und mitreißende Geschichte über das Leben, das sich durch ein Ereignis schlagartig verändern kann. Der Autor schafft es in seinem Roman, eine Harmonie aus Leben und Tod, Humor und Trauer zu erschaffen, die einen nicht mehr loslässt.

(Empfohlen von Chiara Taferner, Praktikantin)

CHRISTOPH WORTBERG:

TRAUMA – KEIN ENTKOMMEN

DTV Premium 2021, 350 Seiten

Zwei Tote, der eine ertrunken in einem See, der andere erstickt in einem Kühlschrank. Ist es nur ein Zufall oder hängen die beiden Fälle zusammen? Je tiefer die Mordkommission gräbt desto frappierender sind die Parallelen zwischen den Fällen: Hier wie dort stirbt ein schwer traumatisierter Mann unter Umständen, die an jenes Erlebnis erinnern, das die Traumatisierung ausgelöst hat. Handelt es sich wirklich um Suizide, wie es die Obduktion nahelegt und der Psychoanalytiker Dr. Hanning bestätigt? Genau das bezweifelt die Münchner Mordermittlerin Katja Sand. Doch je tiefer Katja gräbt, desto mehr wird sie von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt. Auftakt zur Thriller-Trilogie um die Kommissarin Katja Sand. (Empfohlen von Sonja Brunner)

BILDUNG IM DORF DER BILDUNGSAUSSCHUSS

MIGRATION - EINE MAUER IST KEINE LÖSUNG

„Sie wissen, wie Mauern enden: Alle Mauern fallen. Heute, morgen oder in hundert Jahren. Aber sie fallen. Eine

Mauer ist keine Lösung.“ (Papst Franziskus auf die Frage nach Grenzzäunen für Flüchtlinge)

Migrationsbewegungen gibt es seit Menschengedenken. Heute ist das Thema Migration eine der größten Herausforderungen weltweit. Zuwanderung leistet ihren Beitrag für Wohlstand und ökonomische Entwicklung. Dennoch sorgt sie gleichzeitig für politische Spannungen und menschliche Tragödien. Das Migrationsgeschehen auf der Erde ist komplex. Migranten sind nicht nur Flüchtlinge. Menschen mit ganz unterschiedlichen Biografien verlassen aus ganz unterschiedlichen Beweggründen ihre Heimatländer: Das Abwandern von Forscherinnen, Programmierern, Ingenieuren und Ärztinnen in die Länder des reichen Nordens bringt die andere Seite der Erdhalbkugel um ihre besten Köpfe. Die Nachfrage hierzulande nach Fürsorgeleistungen in privaten Haushalten und in der Pflege führt vor allem zur Emigration von Frauen. Wie viele „badanti“ arbeiten in Südtirol und verlassen dafür ihre Heimatländer in Osteuropa! Das hier verdiente Geld wird den Kindern und Familien nach Hause geschickt. Die getätigten Geldtransfers stützen wiederum die Volkswirtschaften der Herkunftsländer. Migrantinnen suchen bei uns Perspektiven. Sie sind als Saisonarbeiterinnen in der Gastronomie und in der Landwirtschaft beschäftigt. Viele Betriebe in Südtirol fragen sich mittlerweile, was sie ohne ihre Mitarbeiter mit Migrationshintergrund tun sollten. Staaten haben ein Interesse daran, Zuwanderung zu steuern. Wer aber Migration oder den Zugang von Migranten zum Arbeitsmarkt massiv begrenzt, fügt sich nicht nur wirtschaftlichen Schaden zu. Er befördert illegale Migration mit all ihren tragischen Konsequenzen. Migranten wie „Figuren auf dem Schachbrett der Menschheit“ (Papst Franziskus) zu behandeln, ist unverantwortlich und schadet letztlich allen.

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