Express | 1. Jahrgang | Edition 1996

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1. JAHRGANG - EDITION 1996

jährlich erscheinende zeitung für freunde und ehemalige schüler des gymnasiums emmendingen

Sie sind eine Gruppe von Eler in loser Folge eigene Vertern, Lehrern und Ehemaligen, anstaltungen. Dazu zählen und wenn sie nicht so bekannt Vorträge zu pädagogischen sind, dann weil sie lieber im Themen ebenso wie DichterHintergrund arbeiten: Der lesungen und Konzerte. »Verein der Freunde und ehe1968 markierte einen Wenmaligen Schüler des Gymnadepunkt in der Vereinsgesiums Emmendingen« hat es schichte. In den Jahren davor sich zum Ziel gemacht, die hatte das Interesse nachgeFörderer der Schule zu samlassen, die Vereinsarbeit war meln und den Kontakt zu allen weitgehend eingeschlafen. Erst an ihm interessierten Kreisen eine Neukonstituierung sorgzu pflegen. Eine zweite Aufte für die Wiederbelebung gabe besteht darin, die Verdes Vereins, der fortan von bindung der Ehemaligen zu Walter Heiberger geführt ihrem Gymnasium aufrecht zu wurde. Damit verbunden war erhalten. Last not least unterauch die Änderung des Verstützt der Verein durch Speneinsnamens. Er lautet bis heute: den Unterricht und Aktivitä»Verein der Freunde und eheten der Schule. maligen Schüler des GymnaUnd das nicht erst seit gesiums Emmendingen«. Um stern: Im vergangenen Jahr feidie Verbindung der ehemaliDer Vorstand des Vereins. Unser Bild zeigt v.l.n.r. Friedrich Kupsch, Heinz-Michael Röll, Annegret Steinberg, Ilse-Roswitha Ott, erte der Verein sein 40jähri- Gert Greitemeyer und Gunter Lieberknecht. gen Schüler zu ihrem Gymges Bestehen. Doch bescheinasium aufrecht zu erhalten, den, wie seine Mitglieder nun wurden später die sogenanneinmal sind, haben sie auf ten »Gruftie-Feten« ins Leben großes Tamtam verzichtet. Begerufen, die auf sehr positive gründung: Zweck des Vereins Resonanz stießen. Im Jubisei es nicht, sich selbst zu feiläumsjahr hat sich der Verein ern. Es gehe vielmehr darum, außerdem entschlossen, die Seit 40 Jahren gibt es den Verein der Freunde und ehemaligen Schüler des die Schule zu unterstützen. Zeitung »ExPress« herauszuGymnasiums Emmendingen und kaum einer weiss es. Dabei leisten Begonnen hat alles 1955. Am geben und an Mitglieder sowie die Mitglieder unschätzbare Arbeit für die Schule und ihre Schüler. 4. Juli gründeten Eltern und möglichst viele Ehemalige zu Lehrer des Gymnasiums Emmendingen den daVereinsarbeit. Computer, Stellwände, Mikroskoverschicken. Die bisher gesammelten 2000 Adresmals so bezeichneten »Verein der Freunde«. Zum pe, Musikinstrumente, Sportgeräte – auf Hunderten sen will der Verein künftig zentral verwalten und ersten Vorsitzenden wählten sie den Emmendinger von Lehrmitteln findet sich ein Aufkleber mit der somit als Anlaufstelle für Ehemalige dienen, die Rechtsanwalt Otto Günther, Stellvertreter wurde Aufschrift: »Leihgabe des Vereins«. Einzelne, somit ihren Mitschülern in Kontakt treten wollen. Albert Sonntag. Daß es Bedarf für einen solchen zial schwächer gestellte Schüler erhielten immer Mit dem Umzug des Gymnasiums in den NeuFörderverein gab, belegt das Protokoll der Grünwieder Zuschüsse für Klassenfahrten und Landbau an der Neubronnstraße 1974 schlug der Verdungsversammlung. Darin heißt es: »Gerade anschulheimaufenthalte, Arbeitskreise und Interesein unter der Leitung von Heinz Henning ein gesichts der beginnenden Schulgeldfreiheit fand sengruppen wurden mit Spenden gefördert. neues Kapitel seiner Geschichte auf. Als Einzugsdie Idee ein lebhaftes Echo«. Von den im ersten Daneben ist dem Verein aber auch die ideelle geschenk schrieb er einen Malwettbewerb unter Jahr eingegangenen Spenden kaufte der Verein Unterstützung der Schule und ihrer Schüler ein den Schülern aus. Die Aufgabe lautete: Gestaleinen Plexiglasglobus sowie einen Diaprojektor, Anliegen. So übernimmt er Trägerschaften und tung der hinteren Foyerwand. Den mit 500 Mark und stellte beide der Schule zur Verfügung. Versicherungen bei außerschulischen Veranstaldotierten ersten Preis gewann Martin Schöchlin, Bis heute prägt die finanzielle und materielle tungen und fördert den Informationsaustausch Fortsetzung auf Seite 2 Unterstützung der Schule und ihrer Schüler die zwischen Eltern und Schule. Seit 1957 organisiert

Die Hintermannschaft sorgt für Rückendeckung

Wo das Lästern endet, fängt der Ernst des Lebens an Vor 300 Jahren ist das Emmendinger Gymnasium neu gegründet worden. Streiflichter der Schulgeschichte. (Seite 3)

Verba docent, exempla trahunt: Geschichten aus dem Leben Wenn sich frühere Schulkameraden verabreden, will jeder vom anderen wissen, was aus ihm geworden ist. (Seite 5)

Bernd Kellner: »Meine Schule und ich«

Bei Anruf Adresse: Spurensuche per Telefon

Einer, der das Emmendinger Gymnasium als Schüler und als Lehrer »genossen« hat, erinnert sich. (Seite 6)

Bei der Suche nach rund 2000 Adressen führten mitunter kleinste Hinweise auf völlig neue Fährten. (Seite 9)


Fortsetzung von Seite 1

E D I T O R I A L Geschafft! Die erste Ausgabe von »ExPress« ist fertig, die neue Zeitung für die Ehemaligen des Emmendinger Gymnasiums liegt vor Ihnen. 12 Seiten sind es geworden, und sie sind vollgepackt mit Geschichten, die Schule machen. »Für jeden etwas« – das war der Anspruch, mit dem die Redaktion ans Werk gegangen ist, und sie hat sich bemüht, ihm so gut gerecht zu werden, wie es rund 2000 Leserinnen und Leser zwischen 18 bis 80 Jahren eben zulassen. Daß dabei aus manchem abendlichen Treffen am Ende eine nächtliche Sitzung wurde, ist eine andere Geschichte... Eine Zeitung für alle Ehemaligen – den Traum gab es schon eine Weile. Aber keinen, der ihn wahrmachen wollte. Bis Bernd Kellner im Sommer 1995 dem »Verein der Freunde und Ehemaligen des Emmendinger Gymnasiums« das Zeitungsprojekt vorschlug und auf offene Ohren stieß. Seither hat eine kleine Gruppe Ehemaliger Themen gesucht und Autoren gefunden, ein Layout entworfen und eine Adreßkartei recherchiert. Letzteres war übrigens eine weitaus schwierigere Aufgabe, als dem Kind einen Namen zu geben. Die »Presse« für die »Ex«-Gymnasiasten hat bei der redaktionsinternen Abstimmung gleich eine Mehrheit gefunden. Trotzdem war es insgesamt ein ziemlich hoher Berg, den es zu erklimmen galt. Und hätte nicht der Verein dem Projekt mit 6000 Mark den Rücken frei gehalten, wir wären vermutlich nie bis zur Spitze gelangt. So aber haben wir dort oben schließlich unserer Gipfelstürmer-Fähnchen einschlagen können. Es soll übrigens nicht das einzige bleiben: Einmal im Jahr, als nächstes zum Jahresanfang 1997, soll »ExPress« in die Briefkästen der Ehemaligen flattern und so auf lange Sicht zu einem Forum werden, das allen – vom Jahrgang 1948 bis zu den jeweils Jüngsten – offensteht. Wenn dem so ist, werden Sie nun sagen, dann fehlt in dieser Ausgabe aber noch manches. Und sie haben Recht. Doch, Sie wissen selbst, daß es nie gelingen kann, alle Wünsche gleichzeitig zu erfüllen. Zudem kann eine Erstausgabe im Grunde auch nicht viel mehr sein als ein »Anreißer«. Wie sich »ExPress« inhaltlich entwickelt, sollen schließlich die Leser entscheiden. Darum ist jeder aufgerufen, die Zeitung mitzugestalten. Die Redaktion garantiert dafür: Auch unverlangt eingesandte Manuskripte sollen veröffentlicht werden. Dieses Mal konnten wir Ihnen »ExPress« noch gratis zusenden. Aber ob wir langfristig dabei bleiben können, muß sich erst zeigen. Mehrere Faktoren spielen dabei eine Rolle: Zum Beispiel, die Antwort auf die Frage, was Sie von »ExPress« halten. Oder: Inwieweit sich die neue Adreßkartei bewährt und ob sie auch in Zukunft auf einem Stand gehalten werden kann, der den sicheren Versand der Zeitungen gewährleistet. Und dann, wir sagen’s ungern, spielt natürlich auch das liebe Geld eine Rolle. Doch davon später. Jetzt wünschen wir Ihnen zunächst einmal viel Spaß beim Lesen und viele schöne Erinnerungen! Und wenn Sie am Ende finden, daß es sich gelohnt hat, würden wir uns freuen, wenn Sie uns das wissen ließen.

Ihr ExPress-Team

dessen Werk über viele Jahre hinweg die Eingangshalle schmückte. Weitere gute Arbeiten wurden ausgezeichnet, allen Teilnehmern stiftete der Verein Trostpreise. Außerdem übernahm der Verein die Kosten für die Ausfertigung des prämierten Werks. Wer heute in die Schule zurückkehrt, wird Schöchlins Bild allerdings nicht mehr vorfinden. Bei Umbauten im Foyer, mußte es entfernt werden. Gut verpackt, so versichert jedoch die Schulleitung, wartet es im Keller des Gymnasiums auf einen neuen Platz. 1977 wurde Anneliese Wagner zur ersten Vorsitzenden gewählt. Im gleichen Jahr organisierte der Verein erstmals einen Informationsaustausch zwischen den Eltern der Sextaner und der Schule – eine Veranstaltung, die inzwischen zur Tradition geworden ist. Sigrid Eck steuerte von 1981 an das Vereinsschiff, auf dem gerade 30 Mitglieder segelten – zu wenige, wie der Vorstand seinerzeit befand. Sein einstimmiger Beschluß setzte wenig später eine intensive Mitgliederwerbung in Gang, die dazu führte, daß dem Verein bis 1985 rund 100 Interessierte beitraten. Längst sind es noch mehr geworden. Die derzeitige Vereinsvorsitzende Annegret Steinberg

Liebe Freunde des Goethe-Gymnasiums, liebe Ehemalige, was kann Ihnen der Schulleiter mitteilen? Was ist für Sie interessant? Ich denke, es sind Veränderungen an der Schule! Zunächst ein Vergleich: Von 64 Lehrern, die 1977 an unserer Schule unterrichteten, sind im Schuljahr 1995/96 noch 33 (52%) bei uns; von 84 Lehrern, die 1984 an der Schule waren, sind noch 55 (65%) da. Im Schuljahr 1995/96 haben wir 86 Lehrerinnen und Lehrer mit einem Durschnittsalter von 51 Jahren. Sie unterrichten in 26 Klassen und 100 Oberstufenkursen 840 Schüler. Seit dem Schuljahr 1994/95 gibt es an unserer Schule samstags generell keinen Unterricht mehr. Schüler des Goethe-Gymnasiums haben in den vergangenen Jahren immer wieder Umbaumaßnahmen miterlebt. Das hat sich keineswegs geändert. Die Heizungsanlage wurde umgebaut, neue Klassenzimmer, ein Elternsprechzimmer und ein dritter Biologiesaal wurden geschaffen. Weitere Veränderungen sind notwendig: die Erweiterung des Sekretariats, ein zweiter Computerraum und eventuell weitere Klassenzimmer für den zu erwartenden Anstieg der Schülerzahlen um die Jahrtausendwende. Diese zusätzlichen Räume können nur durch einen Erweiterungsbau geschaffen werden, da im Schulgebäude alle Erweiterungsmöglichkeiten erschöpft sind. Durch geeignete Maßnahmen ging der Energieverbrauch des Schulgebäudes in den vergangenen Jahren fast auf die Hälfte zurück! Gleichzeitig wurden immer wieder Klagen über gesundheitliche Beeinträchtigungen laut. Dabei waren einige Eltern und Kollegen der Meinung,

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kann heute sogar 180 Mitglieder vorweisen. Doch zufrieden gibt sie sich damit nicht. »Um effektiv arbeiten zu können, brauchen wir noch mehr Leute, die uns unterstützen«, sagt sie. Auch aus diesem Grund hat der Verein das Jahr seines 40jährigen Bestehens der Erhöhung seines Bekanntheitsgrads gewidmet. Neben eigenen Veranstaltungen, gab es Auftritte bei Einschulungstagen und Elternabenden. Ein neuer Infostand und eine Image-Broschüre wurden entworfen, um den Verein und seine Arbeit mehr ins Bewußtsein von Eltern, Schülern und Ehemaligen zu rücken. Mitglied werden ist übrigens nicht teuer: Schon mit 15 Mark im Jahr kann man den Verein tatkräftig unterstützen, für Schüler und Studenten ist die Mitgliedschaft kostenlos. Daß alle Beiträge und Spenden auch dahin kommen, wo sie gebraucht werden, versteht sich von selbst. Von jeher nämlich engagierten sich die »heimlichen Helfer« ehrenamtlich für die Schule und ihre Schüler. Und es sind nicht wenige dabei, die es um der guten alten Schulzeit willen tun. Wer mehr über den Verein und seine Arbeit wissen will, wendet sich an Annegret Steinberg, Christian-Kiefer-Weg 13, 79312 Emmendingen, Telefon: 07641/7672 daß dies auf bestimmte Baumaterialien in der Schule zurückzuführen sei. Deshalb wurde bereits im Sommer 1994 damit begonnen, unkaschierte Mineralfaserdämmatten aus den Decken zu entfernen. Im Frühjahr 1995 gaben die Kollegen ein Gutachten in Auftrag, dessen Ergebnis wie eine Bombe einschlug: Giftstoffe überall! Die Aufregung war groß, es gab Eltern, die aus Sorge und Vorsicht ihre Kinder zu Hause behielten. Ein zweites Gutachten von einem anderen Gutachter, auf den sich Elternvertreter, Lehrervertreter, Stadtverwaltung und Schulleitung geeinigt hatten, bescheinigte eine hohe Staubbelastung in der Schule, bezüglich der Giftstoffe konnte aber Entwarnung gegeben werden. Ein neues Verfahren bei der Bodenreinigung, das schrittweise Ersetzen des Teppichbodens durch andere Bodenbeläge und der Austausch der Blechwände werden hoffentlich dazu führen, daß Schüler und Kollegen in unserer Schule frei atmen können. Es wurde auch über Veränderungen in der Struktur unserer Schule nachgedacht. Diskussionen über ein eigenes Schulprofil, Organisationsentwicklung, schulinterne Fortbildung, Lehrer-Eltern-Schülergesprächskreise, Lernförderung haben die Schüler, Eltern und Lehrer in letzter Zeit beschäftigt. Manches davon ist schon umgesetzt worden, manches davon wird wieder in der Versenkung verschwinden. Ich persönlich hoffe, daß eine Auseinandersetzung mit diesen Themen unsere Schule voranbringen wird. Eine ausgezeichnete Einrichtung, die unsere Schule nach besten Kräften fördert, ist der »Verein der Freunde und ehemaligen Schüler«. Deshalb bitte ich Sie: Unterstützen Sie diesen Verein, der die Verbindung zu Ihrer Schule aufrechterhalten will. Es lohnt sich!

Ihr Heinz-Michael Röll


Wo das Lästern endet, fängt der Ernst des Lebens an Vor 300 Jahren ist das Emmendinger Gymnasium neu gegründet worden. Streiflichter der Schulgeschichte, zusammengestellt aus den Aufzeichnungen von Heinz Maager, ehemaliger Direktor des Gymnasiums Emmendingen Eigentlich beginnt alles 1667: Damals ordnet Markgraf Friedrich IV von Baden an, »eine lateinische Schuel zue Emmendingen« einzurichten, »unseren geist – auch weltlichen bedienten, wie der gesambten landtschaft unserer Markgravschaft zum besten«. Doch schon nach einem Jahr stirbt der 28jährige »Praeceptor Scholae Latinae«, und weil das Land wenig später auch noch vom Krieg überzogen wird, muß mit Johann Jacob Schneider auch die junge Schule zu Grabe getragen werden. 30 Jahre dauert es, bis sie 1695 neugegründet wird. Sie steht »fürstlichen Bedienten«, »umliegenden Pfarrern« aber auch »hiesigen Bürgern und Unterthanen auf dem Lande« offen. Als Entgelt für seine Lehrtätigkeit erhält der »Diaconus und Praeceptor latinus« Johann Heinrich Fels 52 Gulden, 6 Malter Weizen, 6 Malter Roggen und 1 Fuder Wein. Ferner eine freie Wohnung mit Krautgärtlein, zur »eckherits zeit zwei schwein dehmfrei«, 1 Juchert Matten sowie das Schulgeld. Unterrichtet wird in lateinischer Sprache. Bis 1788 ist der Diakon zugleich der einzige Lehrer. Wer in die Lateinschule eintreten will, muß eine Prüfung in Lesen und Schreiben ablegen. Zudem müssen neue Schüler versprechen, »gottesfürchtig und fromm zu sein, den Eltern und Lehrern gehorsam, sich des Fluchens, Schwörens und Lästerns zu enthalten, mit gekämmtem Haar, gewaschenem Gesicht und Händen und sauberen Kleidern in die Schule zu kommen,die Mitschüler nicht zu schlagen und zu schmähen und nichts an Tischen und Fenstern zu verderben«. Fast 200 Jahre hat die »Lateinschule« im alten Diakonatshaus an der Ecke Lammstraße/Westend ihr Domizil, wo aus Raumnot in Gruppen unterrichtet werden muß. Erst 1864 bezieht die inzwischen »Höhere Bürgerschule« genannte Bildungseinrichtung das Stucksche Haus an der Hebelstraße. Mädchen ist der Zutritt damals noch versagt. Sie dürfen »mit Genehmigung des Großherzoglichen Oberschulrats« jedoch von 1882 aufgenommen werden. Nach der Ablösung des Diakonats 1891 übernimmt die Stadt die Schulträgerschaft. Das 200. Jubiläum der Schulneugründung steht am 24. Mai 1895 ins Haus. Ein Ausschuß soll dafür sorgen, daß der Tag würdig begangen wird. Unter anderem begründet er eine Stiftung für arme Schüler der oberen Klassen. Die freiwillige Sammlung erbringt 2700 Mark. Nur wenig später vereinbaren Großherzogliches Oberschulamt und Gemein-

Die Lateinschule an der Ecke von Lammstraße und Westend

Das ehemalige Stucksche Haus an der Hebelstraße

Die Karl-Friedrich-Schule beherbergte die Volks- und Realschule

Das Goethe-Gymnasium an der Neubronnstraße

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derat, die bisher vierklassige Höhere Bürgerschule in eine sechsklassige Realschule mit wahlfreiem Lateinunterricht umzuwandeln. Die Schulchronik schließt in jenem Jahr mit der Bemerkung: »Bedauerlich bleibt nur, daß es uns künftig nicht mehr gestattet ist, gemeinsam mit den Knaben die Mädchen zu unterrichten«. 1899 beschließt der Bürgerausschuß einen gemeinsamen Neubau für Real- und Volksschule. Die Karl-Friedrich-Schule nimmt 1901 die Arbeit auf. Erst 73 Jahre später kann das Gymnasium einen eigenen Neubau an der Neubronnstraße beziehen. Die Volksschule dagegen zieht 1914 zusammen mit der Gewerbe- und Handelsschule in die neue Markgrafenschule um. 1926 erhält die Karl-Friedrich-Schule erstmals eine 7. Klasse. Es ist der erste Schritt der stufenweisen Umwandlung der bisher siebenklassigen Realschule in ein Realprogymnasium. Diese gipfelt in der Genehmigung »zum Ausbau der Schule zur Vollanstalt« (1939/40) und der ersten Abitursprüfung (1941). Über die Kriegs- und Nachkriegszeit schreibt Heinz Maager in seinem 1974 zusammengestellten Rückblick auf die Schulgeschichte nur wenig. Aber soviel: »Aus dem Chaos und der Hoffnungslosigkeit der ersten Nachkriegsjahre entstand eine Schule, die nur sehr wenig mit den Vorgängerinnen gemein hatte«. Im Dezember 1967 jährt sich die Anordnung von Markgraf Friedrich zum 300. Mal. Begangen wird das Jubiläum mit einem dreitägigen Fest, mit Ausstellungen, Diavorträgen und Festreden. Zur Wiedersehensfeier erscheinen Generationen von Ehemaligen. Der sprunghafte Anstieg der Schülerzahlen zwingt zwischen 1967 und 1974 erstmals zu »Auslagerungen«. Vier Klassen ziehen in die Pavillons der Meerweinschule, drei in die Metzger-GutjahrStiftung. Außerdem werden nach und nach Fach- und Kellerräume zu Klassenzimmern umgestaltet, der Schichtunterricht hält Einzug. Ein Ende der Raumnot verspricht der Neubau an der Neubronnstraße, der 1974 bezogen wird. Doch auch dort sind, wie sich in den 80er Jahren zeigen wird, die Möglichkeiten nicht unbegrenzt. Mit dem Umzug erhält die Schule zumindest einen neuen Namen: GoetheGymnasium. »Der Name ist begrüßenswerterweise weder geographisch noch historisch, weder neutral noch rückwärtsgewendet«, schreibt Bernd Kellner in der Festschrift zur Einweihung des Neubaus 1974, »er nennt einen Menschen«.


Wer nicht wirbt, der stirbt: Ein Verein sucht neue Freunde Eine kleine Gruppe ehemaliger Schüler um Bernd Kellner greift dem »Verein der Freunde und Ehemaligen Schüler des Gymnasiums Emmendingen« Bei der Öffentlichkeitsarbeit unter die Arme

Lothar Schwarzwälder Bauingenieur in Karlsruhe abi 1948 Express: Sie leben auf einem Schloß im Elsaß. Sind Sie ein richtiger Schloßherr mit Schloßhund und so? Schwarzwälder: Absoluter Blödsinn. Die Franzosen sagen: »Plus de ruines qu’un chateau – Mehr Ruinen als ein Schloß«. Auf der Landkarte steht zwar »Chateau St. Paul«. Aber es war immer eine Fortifikation des Klosters Weißenburg. Sprechen Sie also bloß nicht von Schloß. Das wäre nackte Angeberei. Express: Sie sind Bauingenieur. Wollten Sie das schon immer werden? Schwarzwälder: Nee. Ich habe gleich nach 1945 im zerbombten Spital von Kenzingen als Handlanger gearbeitet. Während des Abiturs kam die Währungsreform und das Geld war nichts mehr wert. Also habe ich wieder auf dem Bau geschafft. Später habe ich zuerst Chemie studiert. Weil es in Freiburg aber keinen Laborplatz gab, habe ich eine Lehre gemacht, um mein Studium in Karlsruhe zu finanzieren. Express: Da haben Sie noch heute ein eigenes Büro. Zieht es Sie manchmal noch nach Emmendingen? Schwarzwälder: Überhaupt nicht. Oft denke ich, ich könnte ohne Schwarzwald nicht leben. Aber die Verstädterung der kleinen Plätze ist so ungeheuer vorangeschritten. Wenn ich heute da, wo ich als Kind auf Feldwegen lief, breite Straßen und Feriensiedlungen sehe, finde ich das zum Kotzen. Emmendingen ist auch sehr verstädtert, in einer kleinkarierten Weise dazu. Express: Aber an die Schule denken Sie noch? Schwarzwälder: Mit Vergnügen. Bei Dr. Köhler hatten wir nicht nur Französisch, sondern auch Latein, Deutsch, Literatur- und Kunstgeschichte, Soziologie. Er hat in einem Satz so viel sagen können. Am meisten habe ich seine Zivilcourage und seinen Antimilitarismus geschätzt. Und ich denke an Professor Zimmermann, der absolut mißverstanden wurde von den Schülern. Überhaupt hatte ich Glück mit den Lehrern. Ich gehöre nicht zu denen, die sagen: »Der hat mir den Goethe verdorben« oder »Schule ist Scheiße«. Express: Die Zeiten waren sicher nicht gerade leicht, damals? Schwarzwälder: Das ist richtig. Es war eine Zeit des Aufbruchs nach dieser verdammten Nazi-Zeit, an die ich auch oft denke. Vor allem daran, wie die Lehrer uns damals verhetzt haben. Es ist dummes Zeug, wenn heute alle sagen: »Ich habe nichts gewußt«. Versagt hat das Bürgertum und damit die Lehrer. Express: An der Schule kannten Sie alle als »Lottl«. Ist das noch Ihr Spitzname? Schwarzwälder: Die Schulkameraden nennen mich noch so. Aber Bekannte sagen »Schwarzwälder« zu mir. Gerade für Norddeutsche ist der Name wohl faszinierend. Für die alemannische Zunge klingt »Lothar« sehr pathetisch.

Manchmal kann eine einfache Zugfahrt von A nach B den Dingen eine völlig neue Richtung geben. Karl-Heinz Grimm (Abi 1980) weiß das, seit er im Sommer 1995 im Regionalexpress von Emmendingen nach Freiburg überraschend »(Un)Ruheständler« Bernd Kellner traf. Dabei fragte der frühere Kunstlehrer am GGE den DiplomGrafiker, ob er nicht Lust habe, dem »Verein der Freunde und Ehemaligen des Emmendinger Gymnasiums« ehrenamtlich bei der Werbung unter die Arme zu greifen. Viel sei es nicht, meinte Kellner. Der Entwurf eines Prospekts und vielleicht noch ein paar Anregungen dazu, wie der Verein seinen Bekanntheitsgrad erhöhen könne. Grimm sagte zu. Schon um der guten alten Schulzeit willen. Dem Vorgespräch im Zug folgten weitere Treffen und schon bald ist aus dem ZweierTeam die »Werbegruppe« entstanden. Ihr gehören neben Bernd Kellner und Karl-Heinz Grimm inzwischen auch Ulrich Sillmann (Abi 1980) und Maikka Kost (Abi 1981) an – weil es eben doch ein wenig mehr geworden ist. Den Bekanntheitsgrad zu erhöhen und dadurch mehr Mitglieder zu finden – dieses Ziel hat sich der »Verein der Freunde und Ehemaligen Schüler des Emmendinger Gymnasiums« im Jahr seines 40jährigen Bestehens als besondere Aufgabe gestellt. Denn, wie in jedem Verein, ist auch beim »Verein der Freunde und Ehemaligen« eine konsequente Arbeit nur dann garantiert, wenn sie von möglichst vielen Mitgliedern getragen wird. In der Vergangenheit hatte sich der Verein mit einfachen Mitteln beholfen. Ein Prospekt datierte aus den frühen achtziger Jahren, auf gezielte Mitgliederwerbung per Mailing oder Plakatanschlag

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war weitgehend verzichtet worden. Mund-zuMund-Propaganda mußte genügen, um den Nachwuchs im Verein zu rekrutieren. Die »Werbegruppe« machte sich zunächst daran, neue Ziele zu definieren und Schwerpunkte zu bilden. Ein konkretes Datum hatte sie dabei vor Augen: Zum Schuljahresbeginn 1995/96 stand wieder die Sextaner-Beratung an, bei der sich der Verein traditionell den Schülern und Eltern vorstellt. Dieses Mal sollte ein neuer Info-Stand den Verein und seine Arbeit ins rechte Licht rücken. Die Werbegruppe entwarf großflächige Plakate (siehe Abbildung) mit den Daten und Fakten zum Verein. Am Info-Stand ausgelegt wurde auch ein neuer Imageprospekt. Er erläutert die Ziele und Aufgaben des Vereins und nennt die Ansprechpartner. Beide Werbemittel sind seither mehrfach zum Einsatz gekommen und haben stets für Aufmerksamkeit gesorgt. Neben der Mitgliederwerbung vor Ort, bildet der Kontakt zu den Ehemaligen den zweiten Schwerpunkt der Aktivitäten. Von der Werbegruppe stammt daher die Idee, eine Ehemaligen-Zeitung herauszugeben. Der Anfang ist gemacht. Jetzt kommt es darauf an, »ExPress« mit Leben zu erfüllen und jeder ist dazu aufgerufen, mitzuhelfen, daß das Projekt nicht stirbt. Die Mitgliedschaft im Verein (schon für 15 Mark im Jahr zu haben!) ist eine Möglichkeit. Für die Zukunft hat die Gruppe weitere Pläne. Dem Verein will sie als nächstes einen neuen »Auftritt« verschaffen. Dazu gehört die Überarbeitung des Logos ebenso wie die Neugestaltung der Briefköpfe. Die Richtung der ursprünglichen Zugfahrt stimmt dabei hoffentlich noch ein Weilchen.


»Verba docent, exempla trahunt« Geschichten, die das Leben schreibt

und die große Zahl von sechs Pädagogen. Lieder vom Lebenstraume Das damals so gewehen spielend dahin. nannte »Gymnasium EmVieles ist untergegangen, mendingen«, an dem wir seit wir zuerst sie sangen, das Abitur gemacht Gedanken zu Klassentreffen im Allgemeinen und zur haben, ist letztlich aus der zärtliche Melodien. Wiedersehensfeier des Abi-Jahrgangs 1955 im Besonderen, sowie drei Lebensläufe. 1667 gegründeten Emvon Johann-Georg Ehret mendinger Lateinschule Diese Verse von Hermann hervorgegangen. Was Hesse spiegeln die Grundwar das doch für eine stimmung wieder, die prächtige Schule! In der herrscht, wenn sich AbiErinnerung kommt es turienten zum 40jährigen mir manchmal so vor, als Gedenken an ihr Abitur ob sämtliche Originale an treffen. Wir waren damals Lehrern hier versammelt 17 Kandidaten, die 1955 gewesen wären, die man am Gymnasium Emmenin Baden finden konnte. dingen zum Abitur zugeMan kann nur wehmütig lassen wurden. Welch feststellen, daß die heuwohltuende Zahl im Vertige Zeit mit ihrem eingleich zu den heutigen Verdeutigen Trend zur Konhältnissen! Von diesen 17 formität keinen günstigen Kandidaten (acht Damen Nährboden für die Entund neun Herren) ist ein wicklung solcher Chaheute namhafter Landesraktere mehr bietet. historiker beim ersten VerIm Vergleich zu heute such durchgefallen und war unsere Schulzeit ein weiterer Mitschüler in durch ein Weniger an mader Zwischenzeit verstorteriellen Dingen geben. Von den verbleibenkennzeichnet! Weiterhin den 15 Veteranen sind am Einjähriges 1952: 17 von der Klasse machten 1955 ihr Abitur. stand sie noch unter dem 13. Mai 1995 zwölf in Em- Gruppenbild mit den Lehrern Kölsch, Haas, Schmidt, Direktor Wolff, Herion (v.l.n.r.) unmittelbaren Eindruck mendingen erschienen. Wahrhaft Anlaß genug Mädchen, das damals in der Blüte seines judes verlorenen Krieges. Man muß daher Verzum Gedenken und Feiern. gendlichen Charmes stand, diesen behalten? Ist ständnis dafür aufbringen, daß in der Lateinstunde Es war nicht das erste Mal, daß sich der Abitursaus jenem Jungen, der damals für alle Missetamanchmal mehr vom Endkampf um die Festung jahrgang 1955 in Emmendingen zu einer Wieten zu begeistern war, in der Zwischenzeit ein Breslau als von Caesar gesprochen wurde. Dendersehensfeier in Emmendingen getroffen hat. gesetzter Herr geworden? noch war unsere Schulzeit nicht zuletzt deshalb Seit 1976 haben wir uns teilweise mit, teilweise Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß wesentlich unbeschwerter, weil der oft Frustraohne die Mitschüler des Klassenverbandes, die von den gesamten Abiturienten des Jahrgangs tion erzeugende Leistungsdruck fehlte, der heute vor dem Abitur abgegangen sind, immer wieder 1955 heute nur noch eine Mitschülerin in Emdurch den Numerus Clausus diktiert wird. Es war (insgesamt 8 Veranstaltungen) getroffen. Die Ermendingen wohnt. Es leben aber immerhin neun eine lange Zeit vom 30. April 46 bis zum 15. März fahrung hat gezeigt, daß dies nur funktioniert, mit ihren Familien in Baden-Württemberg, während 55. Auf diesem Weg haben uns manche Lehrer wenn einer die Dinge in die Hand nimmt. Neben sechs in anderen Bundesländern und im Ausland begleitet, von denen heute nur noch ganz weErinnerungen an die Vergangenheit der Schulzu finden sind. Acht haben ein Hochschulstudinige leben. Was sie uns an fachlichem Wissen zeit ist die Neugierde ein nicht zu übersehendes um an einer Universität und fünf ein Studium an und menschlichem Vorbild gegeben oder auch Motiv für derartige Klassentreffen. Man will einer Pädagogischen Hochschule oder an einer nicht gegeben haben, hat uns das Leben in der sehen, was aus dem Vordermann, dem HinterFachhochschule absolviert. Neben drei NaturZwischenzeit deutlich genug vor Augen geführt: mann und der Nebenfrau geworden ist. Hat jenes wissenschaftlern gibt es unter uns drei Juristen Verba docent, exempla trahunt! Blätter wehen vom Baume,

Manfred Würfel wollte Landmaschinenbau studieren, doch dann kam ihm die Bundeswehr zuvor. Als er 1956 eingezogen wurde, sagte sich der begeisterte Segelflieger »au sol on vol« und landete bei der Luftwaffe. Er wurde Adjutant des Inspekteurs, ging später als Referent ins Verteidigungsministerium und danach zur NATO, wo er an der Entwicklung von militärischen Satellitensystemen beteiligt war. 10 Jahre lang oblag ihm die Organisation der Streitkräfte, bevor er – inzwischen Generalmajor – 1990 Wehrbereichsbefehlshaber in Nordrhein-Westfalen wurde. Bereut hat er es nicht. Wenngleich weder aus dem Landmaschinenbau noch aus dem PilotenTraum je etwas geworden ist, sagt er heute doch: »Ich habe viel erlebt und mit Soldatenglück eine tolle Karriere geschafft«.

Der Chemie hat sich Wolfhard Frey verschrieben. Er studierte in Freiburg, Göttingen und München. Mit dem Diplom in der Tasche trat er 1961 seine erste Stelle bei Siemens an – Abteilung Forschung und Entwicklung. Nach 10 Jahren im Labor wechselte er Anfang der 70er Jahre in die Chefetage, von wo aus er mit Siemens-Partnern in aller Welt zusamenarbeitete. Heute trägt er in München die Verantwortung für 35000 Mitarbeiter. Den Kontakt zu seinen Mitschülern hat Wolfhard Frey immer aufrechterhalten, obwohl er sich gar nicht als Emmendinger fühlt. »Ich war nur das letzte Schuljahr an der Schule, um das Abi zu machen. Aus dem Rotteck-Gymnasium in Freiburg war ich rausgeflogen und das Kepler-Gymnasium lehnte dankend ab, als ich eintreten wollte«, erinnert er sich.

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Für ihre Mitschüler wird Helga Le Bourdon wohl immer Helga Wehrle bleiben. »Mein französischer Ehename prägt sich hier nicht mehr ein«, sagt die gebürtige Emmendingerin und lacht. Dabei trägt sie ihn schon 32 Jahre. Mit ihrem Mann siedelte sie nach ihrer Dolmetscher-Ausbildung nach Frankreich über, wo sie – von Unterbrechungen abgesehen – noch heute lebt. Den Beruf hat Helga Le Bourdon aufgegeben. Dafür hat sie viele andere Jobs gemacht: Mal arbeitete sie als Hosteß, mal im Export, mal als Lehrerin. Ihrem Mann folgte sie einmal für drei Jahre nach Mauritius. Ein Jahr lang lebte die Familie in Düsseldorf. Nach Emmendingen kommt sie nicht mehr oft. Aber wenn sie in der Stadt ist, fühlt sie sich sehr wohl. »Da kann man sich wieder so geben, wie man früher war.«


Wenn Brombeeren zu B zu Erdbeeren un Tilde Heiland

Es gibt nicht viele, die beide Seiten kennen: Bernd Kellner ist einer von ihnen. Von 1970 bis zu seiner Pensionierung 1994 unterrichtete er Seine ganz persönliche Sicht der Dinge hat er für »ExPress

geb. Keck, Ärztin abi 1956 Express: Guten Abend, was macht Tilde Heiland gerade? Heiland: Ich lese Zeitung. Und, Sie werden lachen, auch hier in Norddeutschland immer noch die Süddeutsche. Eine Reminiszenz an die alte Heimat. Express: Was hat Sie denn nach Osnabrück verschlagen? Heiland: Mein Mann ist Physiker, und er hat vor 15 Jahren einen Ruf an die Uni Osnabrück erhalten. Ich selbst bin ja Ärztin geworden und habe dann hier beim Gesundheitsamt als Schulärztin angefangen. Das mache ich bis heute. Express: Ihr Mann und Sie sind ja eine echte Schülerliebe... Heiland: Das stimmt. Ich bin in der Obersekunda von Kenzingen in die Emmendinger Schule gewechselt, weil man damals in Kenzingen kein Abitur machen konnte. Da bin ich in die Klasse von meinem Mann gekommen und habe als ersten Eindruck meinen Eltern erzählt, daß es da so witzige Namen in der Klasse gibt. Einer hieß Sonntag, einer Heiland. Mein Mann ist dann in der Unterprima nach Freiburg gezogen, und wir haben uns dort getroffen. Später haben wir geheiratet. Das ist jetzt 34 Jahre her. Eine Kuriosität ist übrigens, daß auch meine älteste Tochter einen Schulfreund geheiratet hat. Und sie ist wie ich Ärztin geworden. Außerdem ist ihr Mann wie meiner auch Physiker. Express: Was fällt Ihnen beim Stichwort »Emmendinger in Boston« ein? Heiland: Ach Gott, das ist lange her, das war in den siebziger Jahren. Ich war mit meinem Mann auf einer Physikertagung in Boston und wir hatten die Adresse von einem Mitschüler und ehemaligen Nachbarn aus Endingen, Hans-Jürgen Lösch. Er ist mit einer Emmendingerin verheiratet und lebte damals in Boston. Auf der Tagung war dann noch ein weiterer ehemaliger Emmendinger Mitschüler, auch ein Physiker. Also trafen wir drei Emmendinger Paare uns bei Hans-Jürgen Lösch zum Abendessen. Das war zur Hälfte Zufall, zur Hälfte geplant. Express: Haben Sie darüber hinaus noch Kontakt zu Emmendingern und nach Emmendingen? Heiland: Oh ja. Ich komme immer mal wieder in die Stadt. Außerdem bin ich recht gut mit Helga Knopf befreundet. Zu ein paar anderen Mitschülern habe ich noch Kontakt. Express: Denken Sie auch manchmal an Ihre Schulzeit zurück? Heiland: Also ich muß ganz ehrlich gestehen: Ich war zwar eine ganz gute Schülerin, aber geliebt habe ich die Schule nie. Ich war sehr befreit, als ich das Abitur hatte. Ich habe der Schule nie nachgetrauert.

Wer von uns alten Pennälern erinnert sich nicht an den charakteristischen, durchdringend-dünnen Ton der Doppelglocke, die an der Karl-Friedrich-Schule die Stunden schlug und noch immer schlägt? Oder an die schmiedeeisernen Geländer und an das schwarzgestrichene Garderobengitter mit dem Rosen-Dekor im obersten Stock? Oder an den typischen Geruch der geölten Holzböden in den Zimmern mit den hohen grünen Holzlamperien? Durch die prächtigen Portale der Vorderseite durften nur die Lehrer gehen. Wir Schüler betraten das Haus durch die hinteren Türen. In der Gegenrichtung benutzt, führten diese zu der berüchtigten, grünen Holzarchitektur im Hof,die nach »Abtritt« und Teer roch und Myriaden von buntschillernden Fliegen anlockte. Mich, den gebürtigen Karlsruher, brachte der Krieg 1942 nach Emmendingen ins großelterliche Haus. Die Bierbrauerei war 1936 zur OpelWerkstatt und Tankstelle »Steinle« geworden. Aber noch gab es den »Schaffhauser« mit seiner allabendlich grollenden Kegelbahn und dem schönen Kastaniengarten. Hier war die Stelle, wo die breite Straße der Emmendinger Vorstadt sich verengte und das Bächle den Schlenker machte, bevor es unter der Dohle an der Mundingerstraße verschwand. Barfuß, wie wir damals zur Schule gingen, stauten wir mit unseren kleinen Füßen das Wasser im halbrunden Rinnen-Profil zu Flutwellen und rannten schnell weiter, um diese aufzufangen und von Neuem – und größer – aufzustauen. Der gegenseitige Zuruf »Ahhalde – renne lo!« klingt heute noch im Ohr. Schlimm war der Tag, als die Füße einfach zu groß geworden waren und selbst diagonal nicht mehr taugten zum Kinderspiel. Da erkannte ich zum ersten Mal, was »älter werden« heißt – nämlich, daß so manches unumkehrbar anders wird. Das war die Zeit, als die Volksschule, wie die Grundschule früher hieß, links und die Oberschule rechts im Haus untergebracht waren. Der Wechsel von links nach rechts kam für mich 1943. Jetzt hießen die Lehrer »Schiffer«, und die Großmutter wunderte sich, daß Freunde von der anderen Konfession ins Haus kamen. Damals gab es noch deutlichere Unterschiede, auch zwischen Unter- und Oberstadt! Und es kostete Schulgeld, zuletzt 240 Mark im Jahr! In der Sexta waren wir eine Klasse von 45 Rangen, zum Teil wegen der Bombenangriffe kinderlandverschickt aus dem Rhein- und Ruhrgebiet. Die Tertianer, das war so Mode, stellten uns in der großen Pause nach und »salbten« die

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Neuankömmlinge mit einer ordentlichen Tracht Prügel. Konkret hieß das: in den »Schwitzkasten nehmen« und dann ordentlich »Rieberleskopf« geben. Voraus ging eine wilde Verfolgungsjagd über die »Stangen«, über die wir auch in jeder großen Pause unser eigenes »Fängis« veranstalteten. Die soliden Eisenkonstruktionen an der Südseite des Festplatzes dienten dem Viehmarkt zum Anbinden der Tiere, hatten die gute Höhe von etwa 70 Zentimetern und luden förmlich ein zur sportlichen Betätigung. Ein anderer Sport war, dabei zu sein, wenn die Stadtarbeiter die Bretterbuden für den Völkermarkt aufschlugen. Dann sprangen wir mit Getöse über die lockeren Tischdillen und machten uns erst davon, wenn die Treibjagd auf uns begann. Im Unterricht umwehte uns sofort ein Hauch von Geistigkeit, den wir zuvor höchstens bei Frl. Dumas erlebt hatten. Der Lehrer Oberle, der oft genug Unterricht in SA-Uniform erteilte, hatte uns ganz anders unter Kontrolle gehabt: mit dem spanischen Rohr über die Fingerknöchel oder knapp unterhalb der kurzen Hosen. Jetzt betrat der Professor Schill den Raum, und mit einem Mal war es, als ob einen der Hauch aller Geistes- und sonstigen Wissenschaft berührte. Bei anderen konnten wir Kleinen uns auch schon wehren: Unserem etwas arroganten Mathematiklehrer


Boden fallen, werden sie nd Brom wird frei

Von 1943 bis 1952 hat er das Emmendinger Gymnasium als Schüler »genossen«. am gleichen Er Generationen von Schülern im Fach Kunst. s« zu Papier gebracht. Sein Thema: »Meine Schule und ich«.

Gretlies Haungs geb. Stahl abi 1963

Stiasny schauten wir einmal alle so lange auf die Hose, bis er nach draußen ging, um nachzuschauen, ob das »Ställchen« offenstand. Durch den Krieg wurde der Unterricht langsam zur schönsten Nebensache, denn in der warmen Jahreszeit wurde hauptsächlich gesammelt, vor allem Heilkräuter, aber auch Kartoffelkäfer und ihre roten Maden. Zum Kräutersammeln ging es in den Allmendwald, wo Mitschüler im Vorteil waren, die sich dort auskannten. Ich denke an die Rutsche-Bube, Fritz und Hans. Je dichter der Spankorb gefüllt war mit Maiglöckchen-, Brombeerblättern oder »Katzewedel«, desto besser. Dann kam der Krieg hörbar näher. Die Großen kamen zum Flak-Einsatz und mußten »schanzen«, d.h. Schützen- und Panzergräben ausheben, im Elsaß und im Badischen. Unheimlich wurde uns, als der Mitschüler Karl-Günther Stehle beim Flak-Einsatz »für Groß-Deutschland gefallen« war. Bis vor kurzem hatte er noch, auf dem Heimweg, mit der Schultasche auf der Hüfte, an der Ecke beim »Schaffhauser« gestanden und hatte sich mit einem Schulkameraden unterhalten. Von anderen, die nach dem Abitur als Soldaten an der Front gefallen waren, wie z. B. Heinz Frank in Finnland, wußten wir nichts. Zum Schluß hatten wir um uns selbst Angst, wenn die beiden Jagdbomber »Max und Moritz« auftauchten, die auf alles schossen, was sich regte. Der Unterricht war, auch wegen Kohlemangels im Winter, schon längst ausgefallen. Nach dem Einmarsch der Franzosen begann mit etlicher Verzögerung die Schule wieder, mit den Professoren Schill, genannt

»Zwacks«, und Schmidt, genannt »Sproß«, mit »Papa Beck«, Herrn Spinner und dem würdig daherschreitenden Direktor Brommer. Frau Dr. Hauser, Herr Dr. Eidel und später Frau Dr. Sanders als jüngere Lehrkräfte kamen dazu. Frl. Schinzinger (»Wenn die Glocke acht Uhr schlägt, kommt die Schinzkuh angefegt…«) war, wie schon eh und je, für das Musikalische zuständig. Religion für die Evangelischen gab es durch Frau Pfarrer Häfele, die als Persönlichkeit wohl unvergessen bleibt. Ihre Definition von Reue und Buße, bei welcher der dritte Teil der wichtigste war, lautete: »Halt«, »Kehrt«, »Marsch«. Sie hat in der unterrichtslosen Zeit des Kriegsendes vielen jungen Leuten mit ihren »Nachhilfestunden« geholfen. Unsere Lehrer mühten sich redlich um uns. Die Gedichte, die wir im Deutschunterricht bei Frau Dr. Hauser lernten (»Wind und Sonne machten Wette…«), sitzen heute noch. Später hatten wir in diesem Fach den Herren Fehrenbach und Dr. Frank viel zu verdanken. Dann war da noch der Sproß, den viele Eltern mit »Herr Professor Sproß« anredeten, was er lächelnd duldete (früher war sein Spitzname »Floda« oder »Flohda« gewesen). Seine Version der Bromgewinnung: »Wenn Brombeeren auf den Boden fallen, gibt es Erdbeeren, und Brom wird frei.« In einer Klasse mußte ihm montags der Schüler Günther Becker, selbst Aktiver, erst einmal von den Fußballergebnissen berichten, bevor es Unterricht gab. Der Sproß, der in der schlechten Zeit immerzu Bucheckern aus der Rocktasche holte und zerkaute, hatte u.a. einen Spruch, der da hieß: »Das wissen nur wir zwei, der liebe Gott und ich!« Bei Herrn Dr. Eidel, der sich hervorragend in der heimischen Flora auskannte, machten wir die schönsten Unterrichtsspaziergänge. Natürlich lernten wir auch den Dreisatz und die binomische Formel – und wie man ein Heft führt. Es wurden Vokabeln gepaukt, in Französisch mit den Erlebnissen der Familie Dupont aus dem berühmten, weil reich bebilderten »Louis Marchand«. Bei Papa Beck scheiterten wir oft mit unseren Streichen. Einmal zündeten wir unter dem Pult eine Schwefelschnitte an, wie man sie zum Faß-Ausbrennen benützte. Als er merkte, was los war – und das stach ganz schön stark in die Nase– stellte er sich in die abgelegenste Ecke und sagte: »Und die Fenster bleiben geschlossen.« Einmal drehten wir im Vorbeigehen nach der großen Pause den von außen

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Express: Guten Abend. Was macht Gretlies Haungs gerade? Haungs: Sie haben mich auf dem Sofa ertappt, ein Buch lesend. Und meine Tochter hat gerade gesagt, ich solle ihr endlich das Abendessen machen, aber inzwischen hat sie resigniert und macht es selber. Express: Was hat Sie nach Trier verschlagen? Haungs: Mein Job. Ich bin hier seit 1974 Leiterin des Akademischen Auslandsamtes an der Universität. Dabei gehöre ich gewissermaßen zu den Grufties. Die Uni ist 25 Jahre alt, mein Amt ist 22. Express: Zuvor haben Sie studiert? Haungs: Ja, in Heidelberg. Spanisch und Französisch. Express: Also haben Sie Emmendingen ziemlich bald nach dem Abi verlassen? Haungs: Stante pede. Das war ein Grund für meine Berufswahl. Es sollte irgendetwas sein, wofür ich weggehen mußte aus Emmendingen. Ich war am Dolmetscher-Institut in Heidelberg, und Dolmetscher-Institute gibt es ja nur drei in der BRD. Alles andere hätte ich ja auch in Freiburg studieren können. Express: Dann sind sie seither auch nie nach Emmendingen zurückgekehrt? Haungs: Doch, natürlich. Im Grunde stehe ich sogar schon wieder mit halb gepacktem Koffer da. Meine Mutter lebt noch in Emmendingen, und ich bin häufig da. Express: Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Mitschülern? Haungs: In loser Form, nur im Moment wieder intensiver, weil wir gerade ein Klassentreffen vorbereiten. Daher habe ich in letzter Zeit viel rumtelefoniert. Express: Denken Sie manchmal an Ihre Schulzeit zurück? Haungs: Ja, oft und gerne. Vor allem, seit ich selbst zwei Kinder im Gymnasium habe. Da bieten sich viele Vergleichsmöglichkeiten. Express: Gibt es Ereignisse aus Ihrer Schulzeit, die Ihnen besonders präsent ist? Haungs: Was mir immer wieder einfällt, sind die Klassenabende und Schulbälle. Es gab damals ja keine Discos wie heute. Wenn man sich irgendwie vergnügen wollte, machte man einen Klassenabend. Da haben wir Rock’n Roll getanzt, mit Stöckelabsätzen, und hinterher hatten wir entsetzliche Blessuren auf den Fußrücken. Express: Und negative Eindrücke? Haungs: Doch. Mein Physik-Abitur. Da war ich mündlich glatt sechs. Es war nicht schrecklich, weil ich moralisch darauf eingestellt war. Aber ich glaube, es war schlimm für meinen Physiklehrer, Herrn Oehring, der die Schmach durchstehen mußte.


Helmut Grässle Hoteldirektor abi 1976 Express: Du bist schwer zu erreichen. Immer im Stress und viel unterwegs? Gräßle: Mein Job ist schon etwas stressig. Sehr unregelmäßige Arbeitszeiten, und wenn ich mal im Hotel bin, wird es meist ein langer Tag. Aber dafür gibt es dann auch immer wieder Zeiten, in denen man mal ein paar Tage am Stück freimachen kann. Express: Was hält den Direktor eines Hotels denn so auf Trab? Gräßle: Man ist letztlich für das betriebswirtschaftliche Ergebnis verantwortlich. Da gilt es, die entsprechenden Umsätze zu aquirieren. Übernachtungen, Tagungen, Geschäftsreisen. Dazu müssen Verträge mit Firmen geschlossen und Veranstaltungen organisiert werden. Express: Wolltest Du eigentlich schon immer ins Hotelfach? Gräßle: In der Abi-Klasse waren wir zwei, drei Leute, die sich ihr Geld mit Kellnern verdient haben. Bei der Gelegenheit konnte man sich auch gleich über die Branche informieren. Man hat gesehen, daß man im Hotelfach etwas erreichen kann. Natürlich war da auch die Überlegung zu studieren, aber ich bin eben dabei geblieben. Express: Heute bist Du Chef des Dorint-Hotels in Krefeld. Und Emmendingen liegt in weiter Ferne? Gräßle: Nein. Zwei, drei Mal im Jahr komme ich zurück in die Gegend und mache Kurzurlaub im Schwarzwald. Das ist immer ein guter Ausgleich. Express: Und wie findest Du die Stadt inzwischen? Gräßle: Sie hat sich sehr verändert, ist sehr voll geworden. Besonders im Bürkle-BleicheGebiet, wo meine Eltern wohnen, gibt es kaum noch einen grünen Fleck. Das finde ich sehr schade. Außerdem ist es relativ teuer geworden. Aber ich fühle mich hier immer wieder wohl. Express: Denkst Du auch manchmal an die Schulzeit? Gräßle: Wenn ich mit Verwandten und Bekannten zu tun habe, die schulpflichtige Kinder haben, denke ich öfters dran. Und wenn man dann hört, was heute in den Schulen alles so läuft und welche Probleme es da gibt, fällt einem auch wieder ein, was für eine tolle Zeit wir hatten und wie liberal damals alles war. Das, was wir erlebt haben, ist heute wohl undenkbar. Für mich war die Schulzeit eine sehr positive Zeit, in der man zu den Lehrern ein Super-Verhältnis hatte. Da spielte eben nicht nur der Schulstoff eine Rolle, sondern vieles reichte auch in den privaten Bereich hinein. Ich denke da zum Beispiel auch an die AntiKernkraft-Bewegung. Da war einfach ein bißchen mehr da als nur Schule. Und das ist heutzutage sicher nicht mehr in dem Maß der Fall.

Sportskanonen: Die Teilnehmer des Triathlons 1995

Über Stock und über Stein und dann noch in den See Seit acht Jahren messen Ehemalige und Lehrer beim Triathlon ihre Kräfte. Das nächste Mal am 7. September 1996. Ein Bericht von Bertolt Wagner Zu den festen außerschulischen Veranstaltungen gehört seit acht Jahren auch der GGE-Ehemaligen-Triathlon. Gestartet vom Abi-Jahrgang 1988 und von Lehrer Günther Braun fand er bisher ohne Unterbrechung einmal im Jahr statt. Die Distanzen sind für jeden Hobby-Sportler zu bewältigen: 700 Meter Schwimmen im Nimburger Baggersee, 36 Kilometer Radfahren auf einem 12 Kilometer langen Rundkurs von Nimburg über Bottingen und Neuershausen zurück nach Nimburg und 10 Kilometer Laufen durch die Teninger Allmend zum TBE-Sportplatz an der Elz. Auch 1996 messen die Triathleten wieder ihre Kräfte. Am 7. September, dem letzten Samstag in den großen Ferien, fällt der Startschuß für das Sportereignis, das sich in den vergangenen acht

Der Fleiß hat einen Preis Mit dem Abiturienten-Preis belohnt der »Verein der Freunde und ehemaligen Schüler« am Ende jedes Schuljahrs besonderes Engagement für die Belange der Schule. 1995 wurde Nils Cordell ausgezeichnet, der in der SMV, in Arbeitsgruppen sowie der Schülerzeitung mitarbeitete. Im Jahr davor erhielten Anselm Berg und Dominik Jopp die Auszeichnung. Die Auswahl der Preisträger trifft der Vorstand in Absprache mit Schulleitung und Lehrerkollegium. Prämiiert werden Aktivitäten, die die Interessen der Schüler fördern oder zur Verbesserung der Schulsituation beitragen. Auch die Organisation von sportlichen und geselligen Zusammenkünften oder der Aufruf zu politischen Veranstaltungen, die die Einhaltung der Menschenrechte zum Ziel haben, können laut Satzung »preisverdächtig« sein.

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Jahren fast schon zu einer Kultveranstaltung gemausert hat. Mitmachen können alle Ehemalige des GGE sowie die Mitglieder des Lehrerkollegiums. Wer Interesse hat, neben Günter Braun anzutreten, der bisher noch keinen Start versäumt hat und noch in jedem Jahr souveräner Gewinner der »Veteranen-Klasse« wurde, oder wer einfach nur als Betreuer der Aktiven zum Gelingen Triathlons beitragen möchte, sollte sich bei Bertolt Wagner, Tel: 0761/4098165, melden. Im Vordergrund stehen der Spaß und die Freude am Wiedersehen. Wer sich verausgaben will, kann das sicherlich tun. Ein Höhepunkt ist aber auch der abendliche Umtrunk, bei dem die Betreuer und die Aktiven zusammen sitzen und die »Highlights« der guten alten Schulzeit aufwärmen.

Gesucht wird: der Wiederholungstäter Auch mal eine Ehrenrunde gedreht? Das kann nun wirklich jedem passiert sein. Aber selbst dann hätte man die Schulzeit – von der ersten Grundschulklasse bis zum Abitur – in 14 Jahren spielend absolviert. Kaum wird dagegen die Leistung jener Leute gewürdigt, die sogar 15, 16 oder noch mehr Jahre die Schulbank drückten. Sei es, daß sie sich nicht trennen konnten oder sie das Gefühl hatten, daß doppelt oder dreifach einfach besser hält. Gesucht wird der Rekordhalter, der absolute Dauerbrenner, der König (oder die Königin) der Wiederholer. Angebote an: Redaktion ExPress, c/o Bernd Kellner, Schlosserstraße 20, 79312 Emmendingen.


Bei Anruf: Adresse Auf suche nach 2000 Adressen führte der kleinste Hinweis auf neue Spuren. Ein Ahnenforschungskrimi von Bernd Kellner Die Suche nach den 2000 Adressaten dieser Zeitung hat natürlich längst vergessene Erinnerungen wach gerufen. Sie ließ zurückliegende Gemeinsamkeiten wieder aufleben und die Zusammengehörigkeit mit Freunden, ja Verwandten, aber auch nur weniger gut Bekannten und sogar Fremden neu entdecken. Sie entpuppte sich allmählich zum Ahnenforschungskrimi und verlief zum Glück hauptsächlich noch nach den alten Telefongebühren. Helga Knopf und ich haben 1995 die Spur der Ehemaligen aufgenom-

Bitte melde Dich Das Adreß-Team hat sich alle erdenkliche Mühe gegeben: 2000 Anschriften von mehr als 50 Abi-Jahrgängen galt es, zusammenzutragen, auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen und auf Computer zu übertragen (Danke, Sandra!). Daß sich angesichts der Masse ein paar Fehler eingeschlichen haben, ist wohl verzeihlich. Aber: Es wäre nicht gut, wenn wir’s nie erführen. Darum unsere Bitte: Wenn sich Eure Adresse geändert hat, schickt uns eine Postkarte: Redaktion »ExPress«, c/o Bernd Kellner, Schlosserstraße 20, 79312 Emmendingen.

men. Und wir mußten dabei schnell erkennen, daß es eine langwierige Suche werden würde. Besonders dankbar sind wir all jenen Angesprochenen, die ihre Adressenlisten auf den neuesten, oder jedenfalls relativ neuesten Stand bringen konnten, sodaß wir dies – zum Beispiel die neuen Postleitzahlen heraussuchen – nicht selbst tun mußten. Begriffsstutzigkeit oder Desinteresse waren selten, einmal war der Datenschutz zeitweilig hinderlich; oft lähmte der Anrufbeantworter die Nachfrageaktion. Wenn aber erst einmal »de Bunde us em Loch« war, freuten sich die meisten über den unerwarteten Überfall durch die »Mafia vom Gymnasium« – wie wir uns öfter mal vorstellten. Es gab da ganze Ketten von Weiterverweisen. Hier einige Notizen von der Anrufaktion vom 22. November 1995: »wird ausgerichtet, wieder nachfragen«, »er oder ich melden«, »mit seiner Frau gesprochen, will sich drum kümmern«, »ist auf Madagaskar«, »weiß Bescheid, besorgt die Liste«, »nochmal vor Weihnachten versuchen«, »Telefon tut nicht, später noch mal«, »Liste versprochen, kommt bestimmt«, »Glück gehabt, morgen nach Teneriffa«, etc. Und last not least: »will bald das Datum für die eventuelle Feier wissen, hat schon viele Termine« (Dr. Alex Motsch, Abi-Jahrgang 1951). Sozusagen als Nebenprodukt gab es viele Einzelinformationen, wozu ich nur sagen kann: Es ist höchste Zeit, daß das in Emmendingen traditionell der Rufschädigung ausgelieferte Gymnasium auspackt und zeigt, daß es nicht nur mit seinen Abiturergebnissen seit Jahren deutlich über dem Landesdurchschnitt liegt, sondern daß aus seiner ehemaligen Schülerschaft höchst interessante Spezialisten und Spitzenkräfte hervorgegangen sind. Möge »ExPress« dieses Feld erfolgreich beackern!

Damit aus flachen Gräben keine tiefen Schluchten werden Über Funktion und tatsächliche Arbeit der Schülermitverwaltung. Von Eric Mössner (KLasse 11) und Thomas Köhler (KLasse 13). Die SMV muß in ihrer Funktion, die sie erfüllen sollte, und in ihren Tätigkeiten, die sie letztlich ausübt, grundsätzlich unterschieden werden. Die eigentliche Aufgabe der SMV sollte darin bestehen, die Interessen der Schüler zu vertreten und einen Konsens zwischen Schülern und Lehrer herzustellen. Doch hat die Erfahrung gezeigt, daß dies immer seltener der Fall ist. Anscheinend wird erst gar nicht versucht, die Interessen der Schüler, die in vielen Fällen die Hauptbetroffenen bei schulinternen Entscheidungen sind, zu berücksichtigen. Erinnert sei hierbei an die Diskussionen über das Schulprofil oder das Raumluftproblem am GGE. Mehr Mitsprache wäre nicht nur erwünscht, sondern ist sogar unbedingt erforderlich, da sich sonst der Graben zwischen Schülern und Lehrern zu einer unüberwindlichen Schlucht ausweiten würde. Was hat sich in der SMV geändert? Es ist grundsätzlich festzustellen, daß in der SMV schulpolitische Themen fast nicht mehr diskutiert wer-

den. Allerdings hat sich seit diesem Schuljahr aufgrund der Gespräche über den neuen Jugendgemeinderat bei manchen Schülern ein spürbares Interesse für solche Themen entwickelt. Eine Neuerung, die seit dem vergangenen Schuljahr an unserer Schule gilt, ist der sogenannte »Schülerpfennig«. Das bedeutet, daß jedes Schuljahr von jedem Schüler zwei Mark eingesammelt werden. Die Abgabe des »Schülerpfennigs« ist freiwillig. Dieser Schritt wurde nötig, weil die SMV sonst ihre laufenden Kosten nicht decken kann. In der SMV bemüht man sich seit längerem, mehr Verständnis füreinander zu entwickeln. Dies gilt insbesondere für das Problem des großen Altersunterschieds. Aus diesem Grund gibt es an unserer Schule inzwischen sogenannte »Patenschaften«. Schüler aus den 10. Klassen übernehmen dabei in einer 5. Klasse eine Patenschaft. Mit ihren jeweiligen Patenklassen sprechen die älteren Schüler über alle Probleme, die diese beschäftigen, und die im trägen Schulalltag womöglich untergehen würden.

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Tina-Katja Kost Entwicklungshelferin in Kamerun abi 1983 ExPress: Hallo Tina, was machst Du gerade? Kost: Ich sitze in meinem Büro und bereite zusammen mit einer Kollegin ein Seminar für eine Frauengruppe vor. Wir sind ziemlich im Stress, denn unser Chef hat gerade zu einem »staff-meeting« gerufen. Da wird wieder der ganze Nachmittag draufgehen, aber bei Inades, einer sogenannten Non-Governmental Organisation (NGO), werden Überstunden als normal angesehen. Hier nennt sich das NGO-spirit. ExPress: Das heißt, Du sitzt immer nur im Büro? Kost: Nein, ganz und gar nicht. Das Seminar werden wir in Wikudum, einem Dorf 60 Kilometer von meinem Wohnort Bamenda entfernt, halten. Dort gibt es eine Frauengruppe, die Cassava anbaut und vertreibt. Inades unterstützt die Gruppe. Während der Trockenzeit, wenn die Straßen hier passierbar sind, bin ich ziemlich viel in den Dörfern unterwegs und spreche mit den Bauern. Das ist zwar ganz schön anstrengend, aber macht auch viel Spaß. ExPress: Was hat Dich nach Afrika verschlagen? Erzähl` mal. Kost: Ich wollte schon immer ins Ausland. Afrika hat sich während des Studiums ergeben. Ich habe Landwirtschaft in Hohenheim gemacht. Für meine Diplomarbeit war ich mit einer Freundin eine Weile in Ghana, wo wir eine Studie mit Frauen in einem Dorf machten. Nach dem Studium habe ich mich beim Deutschen Entwicklungsdienst beworben. Daß ich nach Kamerun kam, war Zufall. Aber ich bin total froh darüber, es ist ein vielseitiges Land. ExPress: Hast Du machmal Heimweh? Kost: Natürlich fehlen mir meine Familie und meine Freunde. Aber meine wichtigsten Kontakte zuhause bestehen noch immer. Und ich habe auch hier in Kamerun viele Freunde. ExPress: Denkst Du manchmal an die Schulzeit zurück? Kost: Na klar. Ich denke da oft an meine Rolle als Jüngste in der Klasse. Das hat mir sicher viele Vorteile beschert. Die 9. und 10. Klasse waren besonders toll. Da hatten wir eine ziemlich starke Klassengemeinschaft. Dann denke ich natürlich auch an die Lehrer, die mir das Leben wegen Kaugummikauens, für das ich bekannt war, schwer zu machen versuchten. Einmal ließ uns einer einen Brief über unser schlechtes Benehmen schreiben. Den mußten wir zuhause unterschreiben lassen. Das sind Dinge, die man nie vergißt. Aber wenn mir dann, wie gerade dieser Tage geschehen, einer meiner Lehrer über meine Eltern einen Gruß übermittelt, freut mich das besonders.


Ein Treffen für alle – jetzt! »Ein Fest für alle Ehemalige – das wäre eine gute Idee«. In Gesprächen mit früheren Schülerinnen und Schülern des Emmendinger Gymnasiums wird dieser Wunsch immer wieder geäußert. Ein Anfang ist schon gemacht. Zwei sogenannte »Gruftie-Feten« hat es bereits gegeben, und die Resonanz war sehr gut. Allerdings waren bei diesen Treffen hauptsächlich die jüngeren Jahrgänge vertreten, sprich: Ehemalige, die vor mehr als 10, 15 Jahren das Abi gemacht haben, waren kaum anzutreffen. Und die Besucher jenseits der Vierzig konnte man an einer Hand abzählen. Alle Altersklassen unter einen Hut zu bringen, dieses Wagnis hat bisher noch keiner unternommen – auch deswegen nicht, weil es bisher gar nicht möglich war, alle Ehemaligen einzuladen. Jetzt, da eine aktuelle Adressenkartei existiert, rückt das Vorhaben wieder in Nähe des Machbaren. Die Frage ist nur: Wer macht’s und wie macht man’s? Wer gute Ideen hat oder bei der Planung mitmachen würde, ist herzlich eingeladen. Als möglichen Termin für das große Treffen könnte

Personalien

Personalien

Im Alter von 72 Jahren starb im Februar 1995 Karl Robert Fromm. Der promovierte Pädagoge hatte das Goethe-Gymnasium von 1974 bis 1985 als Schulleiter geführt. Nach einer von den Schrecken des Krieges geprägten Jugend und Schulzeit, die er später in seinem Buch »Bitteres Brot« Revue passieren ließ, hatte Fromm klassische Sprachen und Geschichte studiert. Während seiner Jahre als Lehrer gehörte seine Liebe besonders der lateinischen Sprache. Aber auch die Philosophie war eines seiner bevorzugten Fachgebiete. In seiner Emmendinger Zeit bot er Eltern und Schülern mehrfach Seminare über Platons philosophisches Vermächtnis an. Am Beispiel des »Höhlengleichnisses« versuchte er dabei, die Teilnehmer in das Denken des Philosophen einzuführen. Für ihn selbst bestimmend war die Idee, »daß Philosophie bis zu dem Punkt vordringt, der nicht mehr hinterfragt werden kann«. Sechs Jahre lang war er Lehrer an der Deutschen Schule in Barcelona; Spanien betrachtete er seither als seine zweite Heimat. Karl Robert Fromm kam in einer schwierigen Zeit nach Emmendingen. Kurz vor seiner Ernennung zum Oberstudiendirektor war das Gymnasium von der Unterstadt in den Neubau an der Neubronnstraße umgezogen. Hohe Schülerzahlen, die mit 1300 deutlich über den heutigen lagen, zwangen jedoch schon bald zur Gründung einer »Dependance« in der Meerwein-Grundschule. »Unsere Schule verliert mit Karl Robert Fromm einen scharfsinnigen, vom humanistischen Bildungsideal geprägten ehemaligen Lehrer und Kollegen«, schrieb Oberstudiendirektor Heinz-Michael Röll in seinem Nachruf auf den Vorvorgänger. Und: »In Erinnerung bleiben seine Appelle an Schüler und Lehrer, den notwendigen Pflichten nachzukommen und dabei freundlich miteinander umzugehen«.

Herbstball 1976

man das kommende Jahr ins Auge fassen. Denkbar wäre zum Beispiel ein Sommerfest. Also, alle mutigen Mitstreiter an die Front oder besser: an

Personalien

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Im August 1989 hatte er dem GGE-Kollegium noch geschrieben, er kämpfe hoffnungsvoll gegen seine schwere Krankheit und freue sich auf eine baldige Rückkehr an die Schule. Nur rund zwei Monate, nachdem die Ärzte sie diagnostiziert hatten, hat die unheilbare Krankheit Oskar Zimpfer besiegt. Der Oberstudiendirektor starb im September 1989 im Alter von 54 Jahren. Vier Jahre lang hatte er als Nachfolger von Karl Robert Fromm das Goethe-Gymnasium geleitet und dabei »mit einem ungewöhnlichen Vertrauensverhältnis, mit Offenheit und Kollegialität zu den Lehrern und den Schülern gewirkt«, wie sein Stellvertreter Peter Albrecht formulierte. Am GGE hatte Zimpfer freilich viel länger gewirkt: 25 Jahre lang unterrichte er an der Schule, an die er 1964 als 29jähriger Studienassessor gekommen war, Mathematik und Physik. Über die Beförderung zum Studienrat (1968) und Oberstudienrat (1971) stieg er schon 1972 zum Studiendirektor auf, nachdem ihn das Kultusministerium zum stellvertretenden Schulleiter ernannt hatte. Von der Beförderung Oskar Zimpfers zum Schulleiter erfuhr die Öffentlichkeit 1985 beim »Ball der Stadt«, an dem auch der damalige Kultusminister Gerhard Mayer-Vorfelder teilnahm. Über seinen Beruf hinaus hat sich Zimpfer im Partnerschaftsverein Emmendingen engagiert, wo er über Jahre hinweg als Vorstandsmitglied wirkte. Außerdem war er Mitglied der Schulkonferenz des GGE und des Schulbeirates der Stadt Emmendingen. Im »Verein der Freunde und ehemaligen Schüler« arbeitete er engagiert mit. Das Oberschulamt würdigte die Verdienste Oskar Zimpfers mit den Worten: » Er war eine Persönlichkeit, die sich nie in den Vordergrund drängte und stets bestrebt war, mit bestem Erfolg alles zu tun, was der Bildung und der Erziehung diente«.

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die Strippe. Ernstgemeinte Angebote nimmt Bernd Kellner, Schlosserstraße 30, 79312 Emmendingen, Telefon 07641/41107 entgegen.

Personalien

Dieses Bild hat sich Generationen von Schülern eingeprägt: Eberhard Großmann, schon weißhaarig, hager, leicht vornübergebeugt, steht inmitten einer Schülergruppe in der Sporthalle und wirkt mit großer Geste und eindringlichen Worten auf seine jugendlichen Zuhörer ein. Bis zu seiner Pensionierung im Juli 1989 unterrichtete der engagierte Pädagoge am Emmendinger Gymnasium, Sport, Mathematik und Geographie. Mehr als 30 Jahre lang war er der Schule treu verbunden. Im Sommer 1994 ist Eberhard Großmann nach langer Krankheit gestorben. »Seine Begeisterung für die Arbeit mit Jugendlichen und die Zuneigung zu ihnen waren beispielhaft«, schrieb Karl-Heinz Korsten in seinem Nachruf auf Eberhard Großmann im Jahrbuch des Gymnasiums 1993/95, »in Lehrerkonferenzen pflegte er kein Blatt vor den Mund zu nehmen und scherte sich dabei wenig um den Zeitgeist oder die Direktion.«

Völlig unerwartet starb am 13. April 1995 Marianne Hirling im Alter von 56 Jahren. Die Pädagogin unterrichtete seit 1979 am Goethe-Gymnasium Französisch und Geographie. Nach dem Studium in Berlin und Freiburg hatte sie ihr Weg als Lehrerin über Freiburg und Offenburg nach Emmendingen geführt. »Menschen, die sich wie Marianne Hirling mitmenschlich öffnen, sind angreifbar und verwundbar. So gab es ohne Frage in ihren 24 Berufsjahren als Lehrerin Situationen, in denen die Schüler ihre Offenheit und Herzlichkeit mißbrauchten, weil sie noch zu jung und unerfahren waren, um ihr Wesen besser zu verstehen«, schrieb Hans-Jürgen Günther in einem Nachruf auf die Kollegin. »Frau Hirling aber behielt ihr Herz für die Jugend und ließ sich nie entmutigen«.

Pers


Ihre Meinung, bitte!

Ohne Moos ist nichts los

Im Zeitungsgeschäft gibt es eine einfache Faustregel: Die besten Geschichten sind nichts wert, wenn sie den Leser nicht erreichen. Darum ist ist es Redakteuren auch besonders wichtig, zu wissen, was ihre Leser denken. Der »ExPress«-Redaktion geht es da nicht anders. Nachdem wir uns fast ein Jahr lang Gedanken über eine EhemaligenZeitung gemacht haben, möchten wir nun auch wissen, was die Ehemaligen davon halten. Darum: Schreiben Sie uns Ihre Meinung. Sagen Sie uns, was Sie gut finden oder was Ihnen gefehlt hat. Vielleicht möchten Sie für eine der nächsten Ausgaben sogar selbst einen Artikel beisteuern. Oder Sie planen ein Klassentreffen und möchten dazu einladen. Dann also her mit den Texten! Schließlich wollen wir eine Zeitung gestalten, in der sich möglichst viele Leserinnen und Leser wiederfinden. Ohne Ihre Mitarbeit müßten wir weiter im eigenen Saft schmoren. Und nichts liegt uns ferner. Deshalb: Greifen Sie zu Stift und Papier, und ab die Post an die Redaktion »ExPress«, c/o Bernd Kellner, Schlosserstraße 30, 79312 Emmendingen.

Von wegen »Geld ist nicht wichtig«. Vielmehr gilt: Ohne Moos ist (fast) nichts los. Schon gar keine Zeitung. Obwohl sich die Mitarbeiter dieser Ausgabe ehrenamtlich engagierten, fielen Kosten an. Dabei machten Papier, Satz und Druck zwar den geringeren Teil aus – auch deswegen, weil sich die Druckerei Hofmann sehr kulant zeigte. Dafür herzlichen Dank. Aber das Porto schlug ganz schön zu Buche. Umso größer war die Freude, als die Sparkasse, die Volksbank, die Deutsche Bank und das Wehrle-Werk insgesamt 900 Mark spendeten. Dafür sei ihnen herzlich gedankt. Daß »ExPress« ohne den »Verein der Freunde und Ehemaligen« gar nicht erschienen wäre, versteht sich. 6000 Mark machte er für das Projekt locker und wir geben 1000 Dank zurück.Trotzdem müssen wir gestehen: Wenn’s weitergehen soll, brauchen wir auch künftig Hilfe und Spenden! Einzahlungen nehmen die Volksbank Emmendingen (BLZ 68092000), Konto 437018, und die Sparkasse Nördlicher Breisgau (BLZ 680 520 25), Konto 5157 entgegen, Stichwort »ExPress«.

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Personalien

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Seine Ernennung zum Oberstudienrat kann Markus Dold im Mai 1995 feiern. Dold unterrichtet seit 1981 am Goethe-Gymnasium Mathematik, Physik und Informatik. Daneben engagiert er sich als Verbindungslehrer und bei außerschulischen Veranstaltungen, wie beim Austausch mit Israel, bei Projekttagen und bei Schulfesten. Außerdem arbeitet er in der Jahrbuch-Redaktion der Schule mit und kümmert sich um die Stundenplanerstellung. Bei dieser Aufgabe steht er auch anderen Schulen mit Rat und Tat zu Seite.

Zum Ende des Schuljahrs 1994/95 verläßt Oberstudienrat Dr. Karl-Heinz Korsten das Gymnasium, um für vorerst fünf Jahre an der Deutschen Schule in Barcelona zu unterrichten. In Emmendingen arbeitete er als Fachlehrer für Biologie und Sport. Für den Chemieunterricht qualifizierte er sich später nach. Korsten war 1976 als Studienassessor ans Goethe-Gymnasium gekommen und der Schule seither treu geblieben. Kollegen und Schüler schätzten ihn als einen vielseitig interessierten Pädagogen, der sich auch über den Stundenplan hinaus für die Belange der Schule engagierte.

Griseldis Leipoldt wird im Juni 1994 in den Ruhestand verabschiedet. Die Oberstudienrätin unterrichtete am Goethe-Gymnasium Englisch und Latein. Nach dem Studium in Bonn, Göttingen und Freiburg war sie 1960 in Krefeld in den Schuldienst getreten. Über Offenburg kam sie 1980 nach Emmendingen. »Sie schaffte es, bei festgefahrenen oder emotionsgeladenen Diskussionen im Lehrerzimmer mit Mutterwitz und Schlagfertigkeit das Gespräch immer wieder in geord-

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nete Bahnen zu lenken, gab sich andererseits aber nie mit oberflächlicher Information zu einem heiklen Thema zufrieden, sondern hakte so lange nach, bis eine komplizierte Sachlage wirklich klar verständlich war», heißt es in einer Laudatio auf Griseldis Leipoldt im Jahrbuch des Gymnasiums.

Nach 23 Jahren verabschiedet sich Dr. Bernhard Müller zum Ende des Schuljahres 1994 in den Ruhestand. Der promovierte Pädagoge aus Hecklingen unterrichtete Geschichte, Deutsch und Englisch. 1968 war er wieder an die Universität zurückgekehrt, ehe er 1971 als Akademischer Oberrat in den Schuldienst übernommen wurde. Nur ein Jahr später wurde er Gymnasialprofessor für Geschichte und war für Lehrplankommissionen, Telekolleg und Unterrichtsbesuche zuständig. Seit 1978 bildete Bernhard Müller in Freiburg auch Referendare aus, seit 1979 war er für das Seminar für Erziehung und Didaktik an der Schule zuständig. »Müllers verführerische Kraft der Argumentation, ihr Licht, ihre Schatten, Magie und Logik, Spruch und Widerspruch, also verzaubern und entzaubern, ein bißchen Dialektik der Aufklärung, also listenreiche Vernunft, die sich ihr Ziel selbst sucht, mag manchen Schüler beunruhigt haben«, sagt Lehrerkollege Stefan Hopfener bei der Verabschiedung von Müller. »Aber beunruhigen im Sinn von fragen, kritisieren, anregen, begeistern, ermutigen, das war das Trainingsziel«.

Im April 1995 verläßt Oberstudienrat Harald Hattig das Goethe-Gymnasium. Er wird stellvertretender Schulleiter in Ettenheim. Hattig unterrichtete Mathematik, Physik, Informatik und darstellende Geometrie vor allem in der Oberstufe. Daneben engagierte er sich als Vorsitzender des Personalrats, als Verbindungslehrer, als Mitglied der Schulkonferenz, als Sicherheitsbeauftragter und Beauftragter für Verkehrsssicherheit.

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Frank Schmidt Weltmeister der Magie abi 1995 ExPress: Hallo Frank, was machst Du gerade? Schmidt: Ich bin bei meinen Eltern zu Besuch und telefoniere rum, weil ich in München, wo ich jetzt wohne, allerhand vergessen habe. Ich bin eben noch immer so zerfleddert wie früher. Nachher werde ich mich mit Stefan Teske aus meiner Abi-Klasse treffen. ExPress: Du bist der jüngste Zauberweltmeister aller Zeiten. Wie wird man das? Schmidt: Mit viel Glück. Man erarbeitet sich eine Nummer. Damit tritt man bei Vorentscheidungen an. Wenn man gut ist, kommt man zur Deutschen Meisterschaft und von da zur Weltmeisterschaft. Dort geht es zu wie beim Eiskunstlauf. Zehn Juroren halten Tafeln hoch und wer die meisten Punkte hat, ist Weltmeister. ExPress: Wolltest Du eigentlich schon immer Zauberer werden? Schmidt: Gar nicht. Meine Eltern haben sich anfangs ziemlich dagegen gesträubt, und ich wollte es eigentlich auch nicht wirklich. Es ist einfach passiert. Dabei habe ich nie gesagt: So jetzt bin ich Zauberkünstler. Es hat mit einem Zauberkasten angefangen, den ich geschenkt bekam. Später habe ich einen zweiten gekauft und einen dritten und irgendwann hatte ich fünf. Als meine Eltern dann sagten: Nun ist es aber gut mit den Zauberkästen, bin ich auf Bücher umgestiegen. Und als ich davon auch einen Stapel hatte, habe ich meine erste eigene Nummer gemacht. Das war vor vier Jahren. ExPress: Hast Du Vorbilder? Schmidt: Es gibt viele Zauberer, die man klasse findet. Aber ich habe nicht nur Vorbilder beim Zaubern. Ich finde zum Beispiel Dick Tracy ziemlich gut. Deshalb wird meine neue Nummer auch in Richtung Comic gehen. Trotzdem sollte man immer versuchen, seinen eigenen Brei zu machen. ExPress: Inzwischen bist Du sogar im Fernsehen zu sehen? Schmidt: Ja. Seit November 1994 moderiere ich bei RTL die Sendung »Team Disney«. Aber ich bin auch hinter den Kulissen tätig. Ich entwickle Ideen und schreibe Konzepte. ExPress: Deine Erinnerungen an die Schulzeit sind sicher noch ganz frisch.Was fällt Dir ein, wenn Du daran denkst? Schmidt: Herr Möllinger, mein Vertrauenslehrer. Wenn ich zu ihm kam und sagte: Ich müßte mal ein paar Tage weg, antwortete er: »Ha, gehn se halt. Das einzige was der Mölli Ihnen nicht beibringen kann ist Lebenserfahrung.« Aber auch andere Lehrer und meine Mitschüler sind mir entgegen gekommen. Ungern denke ich an Mathe zurück. Ich bin kein Mensch, der kontinuierlich arbeitet. In Mathe ist das tödlich.


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steckenden Schlüssel des Direktorzimmers herum: Der Chef und der bei ihm weilende Hausmeister Scheibel, genannt »Babbedeggl«, mußten telefonisch Hilfe herbeiholen. Unser bester Streich: Ein

daß einige Schüler in seinem Unterricht Schach spielten oder Kreuzworträtsel lösten. In den Sprachen probte Frau Dr. Hauser alle Ernst- und anderen Fälle mit uns. Sie pflegte in englisch-aufrechter Haltung durch das Städtle zu radeln, behandschuht – wie später auch am Steuer ihres

Der Abi-Jahrgang 1946 mit seinen Lehrern v.l.n.r. »Papa« Dr. Beck, Prof. Dr. Köhler, Direktor Prof. Brommer, Prof. Schmidt (»Sproß«) und Zimmermann (»Macbeth«)

Fadenende war, per Reißnagel und von einem Heizkörper versteckt, an der hölzernen Wandverkleidung befestigt. Das andere Ende zogen wir von der ersten Reihe aus an, je nachdem, wie »günstig« der Lehrer stand, und strichen dann mit einem Stück Kollophonium am gespannten Faden hin und her. Dieser Ton, der einmal wie Sphärenklang, dann wieder brummend, im Raum stand und kaum zu orten war, machte unsere Lehrer für geraume Zeit ganz schön verrückt. Mit der zentralen Prüfung nach der 10. Klasse packte uns der Ernst des Lebens. Unser munteres Völkchen war danach auf etwa ein Drittel geschrumpft. Einige Neue kamen wieder dazu. Aber die Nestwärme der Klasse, die zum Teil zehn Jahre zunehmender Lebenserfahrung, darunter den Krieg, geteilt hatte, war dahin. Stattdessen wurden die Horizonte weiter, wofür schon die Geschichtslehrer, Dr. Thoma und Weißenrieder, beide mit ausgeprägtem Sinn für das historische Detail, sorgten. Letzterer sorgte auch für das Entsetzen einiger Schüler, die sich, mehr oder weniger ahnungslos, auf den Soziussitz seiner BMW gewagt hatten – vor allem in den Kurven. Den Clou lieferte der ehemalige Kradmelder, der von einer Kriegsverletzung her ein steifes Bein hatte, wenn er im »Café Landeck« anläßlich von Klassenabenden zu vorgerückter Stunde eine schnelle Runde drehte. In den Naturwissenschaften waren es die Herren Haas, Stock und Herion und später Herr Direktor Wolf, die unserem Unwissen, mit mehr oder weniger Erfolg, entgegenarbeiteten. Ein Gastspiel gab Fräulein Dr. Simon, die uns durch ihre besonders straff sitzenden Röcke beeindruckte. Die Bemühungen der Deutschlehrer Dr. Buisson und Dr. Müller, genannt Böhli, erreichten nur einen Teil der Klasse. Ich erinnere mich an das fassungslose Gesicht des letzteren, als er entdeckte,

Wagens – und hinter sich, auf dem Gepäckträger, den Dackel im Korb. Ihre sarkastisch-treffsicheren Bemerkungen, die oft genug die erlaubten Grenzen touchierten, zumal bei den Mädchen, waren gefürchtet. Herr Köhler war für uns der vornehmste Lehrer, bei aller Freundlichkeit und allem Humor, den er bewies, so höflich und korrekt, daß wir in ihm die ideale Ausgabe eines Pädagogen sahen – und ihn dementsprechend verehrten. Beide brachten uns, jeder auf seine Art, zum Lernen. Übrigens, die Noten erhielten wir damals in Punkten zugeteilt, auch eine Folge der französischen Verwaltung, wobei die Traumnote 20 höchst selten erschien. An Sportunterricht kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Vielleicht wurde manchmal gekickt; der ausrangierte Güterwagen war die Umkleidekabine auf dem Stoppelacker, der damals als Sportplatz gedient hat – und ausgebildete Sportlehrer gab es kaum. Kunst hatten wir bei Herrn Kölsch. Wenn er ins Erzählen kam, versank die Schule um uns. Vor unserem inneren Auge erstanden die Wunder aus Kunst und Ländern. Der Radius einer Stunde war unbegrenzt, und die Klingel am Ende des Unterrichts wirkte zerstörend. Wir kamen dennoch zum Praktischen. Am besten war das Arbeiten im Freien, wo er uns aquarellieren ließ. Und das Drachentier aus Pappmaché treibt heute noch sein Unwesen in meinen gesammelten Werken. Ja, und das Frl. Schinzinger. Als ich sie zum ersten Mal sah, versuchte sie gerade, einen älteren Schüler zu ohrfeigen. Dies konnte aber nicht gelingen, da er viel zu groß war und sich außerdem zurückbeugte. Als sie dann auch noch das Gleichgewicht verlor, tat sie mir fast leid. Sie schlug den Takt immer zu langsam hintendrein, anstatt voraus, und das forderte wohl unsere Aggressionen und Rache heraus. Wir verhielten uns bei

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ihr in Musik jedenfalls unmöglich. Ein besonderes Kapitel waren die Schulfeiern zum Abschluß des Schuljahres, der während meiner Schulzeit übrigens mindestens fünf oder sechs mal von Ostern auf den Sommer und zurück verlegt wurde. Da kam alles, was die Schule an besonderen Begabungen zu bieten hatte, zum Vorschein, musikalisch, rhetorisch und mit der Preisverleihung. Wir warteten immer schon auf die Ansprache des Vertreters der Stadt und hörten es alljährlich mit Vergnügen: »Liebe Abiturenten und Abiturentinnen«. Das »i« hinter dem r verschluckte er einfach. Schulfeste waren zu unserer Zeit in der schönen, alten Aula aus statischen Gründen nicht mehr möglich, weswegen wir für unsere Fastnachtsfeste in den Saal der Lederwerke Sexauer umzogen. Die Feier- und Festregie lag stets in den Händen von »Papa« Kölsch. In der Oberstufe gab es zaghafte Versuche von außerschulischen Unternehmungen, zum Teil kombiniert mit anderen Klassen. Es gab Hüttenübernachtungen auf dem Schauinsland und in Schönwald. Der Höhepunkt war zweifellos eine Rheinfahrt für die oberen Klassen. Mit dem »Sambaexpress« ging es nach Rüdesheim zur Einkehr in der Drosselgasse, dann die Fahrt per Schiff zur Lorelei, und zurück ging es im letzten Wagen mit einer aufregenden Mischung aus Ruckeln und Tanz. 1951 wurde die Schülerselbstverwaltung (SSV) eingeführt. Aufgrund von Unterlagen, die unsere Emmendinger Austauschschüler/innen von ihren Schulen in den USA herüberschickten, entwarfen wir eine Satzung, die aller damaligen Kritik standhielt. Als Ergebnis der ersten Schülerratswahlen hatten wir unsere ersten »Schulsprecher«: Bernd Kellner, Hans Lippolt, Dieter Schröder-Wildberg. Dies bedeutete die unglaubliche Chance, uns für die Schule mitverantwortlich zu fühlen und einzusetzen. Die SSV wurde später umgewandelt in die Schülermitverwaltung (SMV), was an dieser Chance nichts geändert hat. Beim Abitur im März 1952 waren es von 45 im Jahr 1943 eingeschulten Sextanern gerade noch vier, die das Fähnlein der Aufrechten bildeten. Herausgeber: Verein der Freunde und ehemaligen Schüler des Gymnasiums Emmendingen Neubronnnstraße 20, 79312 Emmendingen Vorsitzende: Annegret Steinberg Christian-Kiefer-Weg 13, 79312 Emmendingen Telefon: 07641/7672 Redaktion Express: Bernd Kellner, Telefon: 07641/41107 Karl-Heinz Grimm, Fax: 07641/572488 Maikka Kost, Ulrich Sillmann, Fax: 0761/51310 Anschrift der Redaktion: c/o Bernd Kellner Schlosserstraße 30, 79312 Emmendingen Mitarbeiter dieser Ausgabe: Johann G. Ehret, Wolfgang Hetz, Helga Knopf, Thomas Köhler, Eric Mössner, Ulrich Muschelknautz, Heinz-Michael Röll, Sandra Vogt, Bertold Wagner Druck: Helmut Hoffmann, Buch- und Offset-Druckerei, Schwarzwaldstraße 2, 79312 Emmendingen


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