Eine starke Gemeinschaft: Die „Golden Fifties“ 1946 fand in der Karl-Friedrich-Schule das erste Abitur nach dem Krieg statt. 50 Jahre später trafen sich die Klassenkameraden wieder. (Seite 4)
Man muß sich kennen, um sich zu mögen Von Storrs bis Sandomierz, und von Six-Fours auf keinen Fall zu schweigen. Die Schulpartnerschaften im Portrait. (Seite 5)
Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten… Freude, Wehmut, Erinnerungen. Unterschiedlichste Reaktionen hat die erste Ausgabe von ExPress hervorgerufen. (Seite 6)
2. Jahrgang * Edition 1997
jährlich erscheinende zeitung für freunde und ehemalige schüler des gymnasiums emmendingen Bernd Kellner: »Meine Schule und ich« Einer, der das Emmendinger Gymnasium als Schüler und als Lehrer »genossen« hat, erinnert sich. (Seite 8)
Goethe goes Internet: Die Schule erobert den Cyberspace
der Verfügbarkeit von Ob man will oder nicht: wirtschafts- und sozialDie Bedeutung von Instatistischen Tatbestänternet und World Wide den vermitteln. Und es Web (WWW) als Inforbesteht die Möglichkeit, mationsquellen wird Die Meinungen sind Geteilt: In hymnische Euphorie verfallen die einen, sich über Fragen, die weiter wachsen. Desmilde Skepsis äussern die anderen. Und nicht wenige bringen bei der Datensuche halb müssen die heutidem Internet totale Ablehnung entgegen. auftraten, mit Schülern gen Schüler, die in ihrer Hanne Rattinger erklärt, wie die Schule damit umgeht. und Lehrern anderer weiteren Ausbildung Schulen im In- und und an künftigen ArAusland auszutauschen beitsplätzen damit arund deren Anregungen beiten werden, darauf im hiesigen Unterricht so gut wie möglich vorzu verwenden. bereitet sein. Das ist Zweitens unterhält nicht einfach. Seinen das GGE mehrere Nutzern präsentiert das Schulpartnerschaften, Netz nämlich (mindedarunter seit rund 20 stens) zwei Probleme. Jahren mit der E.O. Das erste ist die ÜberSmith High School in fülle der verfügbaren Storrs, Connecticut, Informationen, in der USA. Deren Schüler man ohne Übung, Relehaben schon seit länvanzkriterien, effektive gerem Internet-Zugang Such- und Auswahlverund haben auch eigefahren und ohne kritine WWW-Seiten ins sche Distanz leicht den Netz gestellt. Daher Überblick verliert. Das bietet sich für unsere zweite ist die VersuSchüler, die am Auschung, das Netz als ein tausch mit Storrs beteigigantisches Videospiel ligt oder interessiert ziellos zu durchstreifen. sind, die Möglichkeit, Hier hat die Schule eine durch e-Mail den Konzentrale Aufgabe: zum takt mit der amerikanischen Partnerschule und vernünftigen und zielgerichteten Umgang mit hat, liegt daran, daß zunächst einige Hinderden Austauschpartnern zu intensivieren. Sie dem Netz anleiten. Schüler müssen frühzeitig nisse zu überwinden waren, ehe die Anbinmüssen nicht mehr zwei Wochen auf die lernen, mit Datenbanken verantwortungsbedung erfolgen konnte. Vor allem hat das nötiBeantwortung ihrer teuren Luftpostbriefe warwußt umzugehen. Sie müssen die Fähigkeit ge – und natürlich nicht vorhandene – Geld ten, sondern treten oft schon am gleichen Tag entwickeln, gezielt die Informationen im Netz das Tempo diktiert. mit ihren Korrespondenzpartnern in Kontakt. zu finden und zu strukturieren. Weiter müsAm Anfang stand die Frage: Wie kann Im günstigsten Fall ist sogar ein direkter sen sie lernen, beschaffte Materialien adäquat unsere Schule das neue Instrument sinnvoll Gedankenaustausch über hin- und hergeaufzubereiten und ihre Ergebnisse selbst im nutzen? Nur zwei denkbare Richtungen solhende e-Mails innerhalb von wenigen MinuInternet zu veröffentlichen. Schließlich sollen len hier aufgezeigt werden: Erstens bietet das ten möglich. Weiterhin können Materialien zu die Schüler das Netz als schnelles und preisNetz für den Fachunterricht viele MöglichkeiPolitik, Gesellschaft, Geschichte, Geographie, wertes Kommunikationsmedium (e-Mail) kenten. Die Schüler erhalten mehr Raum für Schulsystem des Partnerlandes gezielt im Netz nen und nutzen lernen. Eigeninitiative, und die fächerübergreifende gesucht werden – und vieles mehr. Auch am Goethe-Gymnasium surfen die Zusammenarbeit bietet sich an. Will man z.B. Wie hat sich das GGE Zugang zum InterSchülerinnen und Schüler heute im Internet. in der Mathematik bei der Behandlung von net verschafft? Im April 1996 wurde vom BunDamit ist die Schule keineswegs besonders linearem und exponentiellem Wachstum mit desministerium für Bildung, Wissenschaft, Forfortschrittlich. Andere Schulen, insbesondere aktuellen statistischen Daten aus den Internet im Ausland sind schon viel länger „online“ als arbeiten, kann man den Schülern nebenbei Fortsetzung auf Seite 2 wir. Daß es am GGE etwas länger gedauert einen Überblick über Bandbreite, Periodizität
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schung und Technologie und der Deutschen Telekom eine „Initiative Schulen ans Netz“ angekündigt. Diese Initiative sollte Mittel zur adäquaten PC-Ausstattung und zur Anbindung von Schulen an das Internet bewilligen. Das anfangs beschriebene Gesamtfördervolumen klang vielversprechend. Und das GGE beschloß, an dem Programm teilzunehmen. Wir hatten jedoch ein Problem: Unser veralteter PC-Pool war zum Umbau in einen InternetRaum nicht geeignet. Da uns die Finanzierung eines neuen PC-Pools mit mindestens acht PCs und die kostenlose Anbindung ans Internet durch „Schulen ans Netz“ nicht sehr aussichtsreich erschienen, baten wir parallel zu unserem Antrag an die Initiative um Spenden. Unterstützung fanden wir beim SPD-Bundestagsabgeordneten Peter Dreßen, mit dem wir mehr als 60 Firmen und Privatpersonen anschrieben. Die lokale Presse berichtete über unser Vorhaben und wies auf das Spendenkonto hin. Auch im Elternbrief des GGE wurde auf das Projekt hingewiesen. Trotzdem war das Resultat eher mager. Gerade 1350 Mark kamen zusammen. Internet war und ist offenbar immer noch ein umstrittenes Thema. Auch herrscht wohl die Meinung vor, für solche Anschaffungen sei allein der Schulträger, also die Stadt Emmendingen, verantwortlich. Mitte Juli teilten wir das Ergebnis des Spendenaufrufs der Initiative „Schule ans Netz“ mit. Deren Ablehnung war nach Bekanntwerden der maximalen Fördersumme (6000 Mark pro Schule; im Juni hatte es noch 65000 Mark geheißen) vorhersehbar. Anfang September konnten wir dann die Liste der zum Zug gekommenen Schulen im Internet bewundern – leider ohne das GGE. Nachträglich muß man angesichts dieser geringen Höchstfördersumme leider den Verdacht aus-
Das Internet ist ein weltweiter Verbund von Computern, die über Datenleitungen – oft normale Telefonleitungen – Informationen austauschen. Der Vorläufer stammt aus den 60er Jahren. Während des Kalten Krieges wurden Verbindungen zwischen den Großrechnern der US-Streitkräfte geschaffen, um im Ernstfall Informationen auszutauschen. In den 70er und 80er Jahren wurde dieses Netz mit Hilfe der Computerfirma IBM ausgeweitet, Universitäten und Forschungseinrichtungen wurden eröffnet. Andere Länder installierten eigene Netze. Die Nutzung solcher Dienste von privaten PCs aus ist mit Modems seit den 80er Jahren möglich. Heute gibt es Millionen von Computern mit eigener Netzadresse.
sprechen, daß schon bei der Gründung der Initiative „Schulen ans Netz“ mehr Interesse an deren Medienwirksamkeit bestand als an der tatsächlichen Einführung moderner Technologie an den Schulen. Ministerium und Telekom wollten wohl sagen: „Seht her. Wir tun etwas.“ Wo kein moderner PC-Pool vorhanden ist – und so glücklich sind nicht viele Gymnasien – kann selbst mit 6000 Mark realistischerweise nur ein einziger Rechner mit Anbindung ans Netz finanziert werden. Und das ist völlig unzureichend. Für das GGE sah es also trübe aus. Dennoch hat die Schule weiter ihr Ziel verfolgt und zusätzliche Anträge auf Finanzierung eines Internet-Raumes an Oberschulamt und Kultusministerium gerichtet. Aufgrund dieser Aktivitäten erhielten wir Ende 1996 die Zusage, über den im Rechenzentrum der Univer-
Liebe Freunde des Gymnasiums, liebe Ehemalige, etwas später als geplant, aber doch im Ein-Jahres-Rhythmus, erhalten Sie die zweite Ausgabe unserer Zeitung „ExPress“. Viel Arbeit steckt wieder dahinter, aber auch viel Motivation. Wir sind freudig überrascht worden von der durchweg positiven Resonanz vieler Ehemaliger. Eine Menge Zuschriften erreichte uns aus nächster Umgebung, aber auch aus Europa und sogar aus Übersee. Daß bei vielen Zuschriften auch eine Beitrittserklärung mit im Umschlag steckte, hat dafür gesorgt, daß die Zahl der Mitglieder im „Verein der Freunde und ehemaligen Schüler des Gymnasiums Emmendingen“ nach der ersten Nummer von „ExPress“ von bisher 190 auf 245 gestiegen ist. Alle, die neu dazu gekommen sind, darf ich auf diesem Wege ganz herzlich in unserem Verein begrüßen: Sie sind mit gutem Beispiel vorangegangen, und wir sind sicher, daß es Ihnen nach der nächsten Ausgabe noch viele gleichtun werden. Dank gebührt aber auch jenen, die uns im vergangenen Jahr einmal mehr die Treue gehalten haben. Und jenen, die sich dieses Mal zwar noch nicht für eine Mitgliedschaft entscheiden konnten, uns aber durch eine Spende ihre Sympathie bekundeten. Immerhin 500 Mark hat der Verein nach der ersten Ausgabe von „ExPress“ von Leserinnen und Lesern erhalten, die das Zeitungsprojekt auch in Zukunft erhalten möchten. Auch das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Leider – und nun kommt der Wermutstropfen – reichen die Einnahmen trotzdem nicht aus, um eine regelmäßige Ausgabe der Zeitung zu gewährleisten. Und das, obwohl wir mittlerweile sehr genau
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sität Freiburg eingerichteten Schulserver kostenlos Zugang zum Internet zu erhalten. Im Gegensatz zu kommerziellen Netzanbietern wie T-Online und AOL entfallen dabei die Gebühreneinheiten für die Verbindung vom GGE zum Rechenzentrum. Zwar gilt hier der Ortstarif, doch nach der Gebührenreform der Telekom bedeuten einige Stunden Arbeit im Internet pro Tag Telefongebühren von einigen Tausend Mark im Jahr. Der Stadt Emmendingen ist es zu verdanken, daß im Juni 1997 die Einrichtung des neuen PC-Raumes in greifbare Nähe rückte. Rund 45.000 Mark stellte sie dafür zur Verfügung. Den Betrag hatte der Gemeinderat bereits Ende 1996 prinzipiell genehmigt, die Ausgabe aber mit einem Sperrvermerk versehen. Ende Mai stimmte das Gremium der Ausgabe endgültig zu. Seit Beginn des Schuljahres steht der Raum mit derzeit 12 PCs endlich zur Verfügung. Seit einigen Wochen ist das GGE am Internet angeschlossen und unter der Adresse »http//www.gge.fr.bw.schule.de« erreichbar. Die Homepage wurde im Rahmen der Projekttage erstellt und anschließend von einer Arbeitsgruppe vervollständigt (siehe Titelbild). Nach wie vor freuen wir uns über jede weitere Spende. Denn nicht nur müssen die Telefongebühren bezahlt werden. Auch die Anschaffung weiterer PCs und Peripheriegeräte ist – im Interesse der Schüler – wünschenswert. Wer sich also beteiligen möchte – Spenden können auf eines der Konten des Vereins der Freunde und ehemaligen Schüler unter Angabe des Verwendungszwecks „Internet“ überwiesen werden: 5157 bei der Sparkasse Nördlicher Breisgau in Emmendingen, BLZ 680 520 25, oder 437018 bei der Volksbank Emmendingen, BLZ 680 920 00. Allen bisherigen und künftigen Spendern danken wir auf diesem Wege ganz herzlich. Sie werden auf der Homepage im WWW gewürdigt.
alle Straßen von Emmendingen und den umliegenden Gemeinden kennengelernt haben, um die Portokosten niedrig zu halten. Der Verein hat sich deshalb im laufenden Jahr mit seinen Aktivitäten ausnahmsweise etwas zurückgehalten. Immerhin aber konnte im Frühjahr endlich die Freiluft-Tischtennis-Platte aufgestellt werden, die wir bereits vor einiger Zeit für die Schule gekauft hatten. Es war etwas schwierig, einen geeigneten Platz dafür zu finden. Nun aber steht die Platte fest verankert vor dem Schulhaus, und insbesondere die jüngeren Schüler nehmen sie begeistert an. Daneben unterstützte der Verein wieder einige Auslandsausenthalte und Musikaufführungen. Und er vergab – wie schon in den Jahren zuvor – einen Abiturpreis. Dieses Jahr erhielten ihn mit Miriam Liedvogel und Robert Fischer zwei Schüler, die unter erschwerten Bedingungen das Abitur abgelegt haben. Etwas Sorge bereitet uns, daß unter den jetzigen Lehrern und unter den Eltern des Goethe-Gymnasiums nur wenige bereit sind, den Verein als Mitglieder zu unterstützen und/oder aktiv mitzuarbeiten. Sehr bedauert haben wir auch, daß das Projekt „Verein der Freunde und Ehemaligen des GGE – das unbekannte Wesen“, das Rosmarie und Bernd Kellner anläßlich der Projekttage vor den großen Ferien anboten, mangels Masse abgeblasen werden mußte. Immerhin zustande gekommen ist eine Umfrage zum gleichen Thema, an der sich etliche Schüler beteiligten. Sie wird zur Zeit ausgewertet. Wir hoffen sehr, daß unsere Öffentlichkeitsarbeit – und dazu gehört auch „ExPress“ – die Arbeit des Vereins bekannter macht. Alle, die uns dabei helfen wollen, sind eingeladen, als aktive oder passive Mitglieder mitzumachen und mitzugestalten.In der Hoffnung, Ihnen auch nächsten Jahr einen „ExPress“ vorstellen zu können, grüße ich Sie herzlich.
Ihre Annegret Steinberg
Im neu eingeführten Fach Naturphänomene können die Schüler der Klassen 5 und 6 verstärkt eigene Versuche machen.
Das Klassenziel heißt „selbständige Schüler“ Seit einiger Zeit arbeiten Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam an der Idee, die Struktur des Goethe-Gymnasiums zu verbessern. Die vielen Aktivitäten sollen verbunden werden. Ein Bericht von Heinz-Michael Röll Als wichtiger Bestandteil der Modernisierung sind die neuen Profilzüge anzusehen: Die verschiedenen schulischen Gremien des GoetheGymnasiums haben sich nach langer Diskussionsphase entschieden, vom Schuljahr 1996/97 an einen naturwissenschaftlichen, einen sprachlichen und einen musikalischen Profilzug an der Schule einzuführen. Durch diese Entscheidung hat sich einiges geändert: ● Die starke Reduzierung der Naturwissenschaften, die im Zuge der Stundenkürzungen vor einigen Jahren vorgenommen wurden, ist zum Teil rückgängig gemacht worden. ● Die Schüler werden je nach ihren Interessen oder Neigungen entweder in Musik oder in den Naturwissenschaften oder in einer dritten Fremdsprache zusätzlich gefördert. ● Der praktische Anteil des Unterrichts wird vergrößert: In den Klassen 5 und 6 wird das Fach Naturphänomene neu eingeführt; hier können die Schüler verstärkt eigene Versuche machen. Im Musikprofil wird mehr musiziert (z.B. Ensemblespiel), im naturwissenschaftlichen Profil kommen Praktika in Chemie, Physik und Biologie dazu, im sprachlichen Profil kann man ab Klasse 9 Spanisch als dritte Fremdsprache erlernen. ● Eine in Klasse 5 getroffene Entscheidung kann vor der Klasse 9 revidiert werden. Für alle Schüler gibt es in der Oberstufe keine Einschränkungen bei der Leistungskurswahl. ● Die Erhöhung des Angebots bedeutet wieder etwas mehr Unterrichtsstunden. Damit diese Erhöhung nicht zu massiv ausfällt, werden die Fächer Deutsch und Mathematik in Klasse 9 und 10 mit 3 bzw. 4 Wochenstunden unterrichtet. Ab Klasse 8 kann deswegen etwas mehr Nachmittagsunterricht stattfinden. ● Das naturwissenschaftliche Profil ist vergleichbar mit dem mathematisch-naturwis-
senschaftlichen Gymnasium, das von diesem Profil abgelöst wird. Hinzugekommen sind das Fach Naturphänomene in den Klassen 5 und 6 und das Praktikum in den Klassen 9 bis 11. Die Schüler und Eltern der Eingangsklassen, der Klassen 6 und 8 erhalten in Informationsveranstaltungen und gegebenenfalls in individuellen Beratungen die entsprechenden Entscheidungshilfen. Wichtig für das Profil des Goethe-Gymnasiums ist auch das Konzept zur Studienund Berufsorientierung. Hier wird die Arbeit des Oberstufenberaters, des Arbeitsamtes und der Beratungslehrer um wichtige Elemente ergänzt. Neu sind z.B. eine einwöchige Berufserkundung (Klasse 10), ein die Kurswahl vorbereitendes Blockseminar (Klasse 11), sowie bei der Jahrgangsstufe 12 Kurzpraktika und zwei Studientage zur Vor- und Nachbereitung des „Tages der offenen Tür“ der Hochschulen. Unser Ziel ist es, die Schüler einerseits zum Nachdenken über die eigenen Wünschen und Fähigkeiten anzuregen, andererseits geeignete Informationen über die Berufswelt und Berufsfindung zu vermitteln. Dieser Anstoß soll über mehrere Jahre hinweg zu einer selbständigen und verantwortungsvollen Studien- bzw. Berufsentscheidung führen. Wir beginnen diesen Weg in der Klasse 9 mit dem Verfassen von Lebenslauf und Bewerbung. Bei der Berufserkundung sucht sich jeder Schüler seine Stelle selbst – bei Bedarf helfen Eltern oder Schule. Die Erkundung wird in den Fächern Gemeinschaftskunde, Ethik und Deutsch ausführlich begleitet. Zum Abschluß verfaßt jeder Schüler eine Facharbeit über seine Erfahrungen. Im vergangenen Jahr fand die erste Berufserkundung im GGE mit Schülern der Klassen 10 statt. Bewußt
wurde der Termin auf die Woche vor den Herbstferien gelegt, so daß die Teilnehmer das Angebot bei Bedarf noch ein paar Tage länger wahrnehmen konnten. Die Schüler der Klasse 11 erhalten durch Informationsveranstaltungen und ein Seminar Unterstützung bei der Auswahl der geeigneten Kurse für die Jahrgangsstufe 12; dort gibt es dann die Möglichkeit, ein weiteres Schnupperpraktikum zu absolvieren und die Hochschulen am „Tag der offenen Tür“ zu besuchen – ausführliche Vor- und Nachbereitung eingeschlossen. In der Klasse 13 können die Hochschulen bei Bedarf noch einmal gezielt besucht werden. Auch bezüglich der modernen Kommunikation steht das GGE nicht abseits und hat sich entschlossen, am Programm „Schulen ans Netz“ teilzunehmen (siehe Titelgeschichte). Weitere Neuerungen, die inzwischen schon fast zum gewohnten Angebot gehören, sind Freiarbeit und Lernförderung. Bei der Freiarbeit, die in den Klassen 5 und 6 angeboten wird, haben die Schüler in einem Teil ihres Kernfach-Unterrichts die Möglichkeit, selbständig zu lernen; die Lehrer fungieren dabei quasi als „Begleiter“. In langer Vorabeit haben Kolleginnen und Kollegen eigens hierzu neuartige Unterrichtsmaterialien erstellt, Lernspiele und Puzzles sorgen dafür, daß die Schüler mit großem Spaß bei der Sache sind. In der Arbeitsgemeinschaft Lernförderung erfahren die Schüler unter kundiger Leitung, wie richtig gelernt wird. Informationen über Zeiteinteilung, Arbeitsplatzgestaltung, Lernhilfen, Entspannungsübungen und Vorbereitungstraining auf Klassenarbeiten sollen den Schülern helfen, effektiv zu lernen und ihre Arbeitszeit so zu planen, daß noch genügend Zeit für Hobbys übrig bleibt. Das GoetheGymnasium präsentiert sich so als eine moderne und leistungsfähige Schule; das Durchschnittsalter des Kollegiums mit knapp über 50 Jahren ist dabei absolut kein Hindernis.
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Günther Hahn Promovierter Chemiker abi 1950 ExPress: Hallo, hier spricht ExPress. Darf man fragen, was Günther Hahn gerade macht? Hahn: Sie werden es nicht glauben, etwas ähnliches wie Sie. Ich ordne die Vergangenheit. Das tue ich, indem ich Papier wegräume. Vor allemZeitungsartikel, die ich aufheben will, kommen da zum Vorschein. ExPress: Nach dem Abi haben Sie Chemie studiert. War das schon immer Ihr Lieblingsfach? Hahn: Ich muß sagen, in der Schule ist mir manches leicht gefallen. Ich habe zum Beispiel Latein freiwillig gemacht. Und das wiederum hat mir geholfen bei Französisch. Aber die Chemie war mein Steckenpferd. Ich habe in meiner Geburtsstadt Darmstadt studiert. Übrigens mit Schützenhilfe aus Emmendingen. Weil unser damaliger Direktor am Gymnasium, Herr Eidel, ein Studienkollege des Rektors der TH Darmstadt war, hat er mir einen lieben Brief mitgegeben. Das hatte für mich zur Konsequenz, daß ich den Arbeitsplatz im Labor vom ersten Semester an hatte. Solche Dinge waren mit Vetterliswirtschaft immer erheblich leichter als ohne. ExPress: Und wie ging es dann weiter? Hahn: Ich blieb bis 1960 in Darmstadt. Dann habe ich promoviert und bin direkt zu Bayer. Zunächst in die Forschung. Dann Schritt für Schritt in die Produktion. Das führte ganz automatisch zum langsamen Übergang vom Chemiker zum Verwaltungsbeamten. So daß ich am Ende kaum mehr Gelegenheit hatte, ein Reagenzglas in die Hand zu nehmen. ExPress: Inzwischen sind sie pensioniert… Hahn: Ja, seit 1989. Wir haben bei Bayer eine charmante Regelung. Wer seinen Stall in Ordnung gebracht hat, kann mit 58 gehen. ExPress: …und leben mit Ihrer Frau wieder in Emmendingen. Was hat die Stadt, daß man nach so vielen Jahren wieder zurückkehrt? Hahn: Meine Frau Gisela, geborene Kaiser und auch eine Klassenkameradin, und ich hatten immer vor, wieder zurückzukommen. In 30 Jahren ist uns Emmendingen nie fremd geworden. Das lag auch daran, daß wir in der Klasse Leute hatten, die im Fünf-JahresRhythmus Schülertreffen organisierten. ExPress: Dann schwelgen Sie sicher auch häufig in Erinnerungen an die Schulzeit. Welche sind Ihnen besonders präsent? Hahn: Ich erinnere mich noch gut an 1949. Damals starb mein Vater. Und ich weiß noch, wie meine Klassenkameraden und Lehrer versuchten, das aufzufangen. Das war schon ermutigend. Eine sehr erfreuliche Erinnerung ist, daß der Herr Eidel, mit dem auszukommen, nie ganz leicht war, wohl gedacht hat: Aus dem Hahn muß ein Chemiker werden. Darum hat er mir relativ früh die Möglichkeit gegeben, Experimente vorzuführen. Das pinselt natürlich den Stolz eines Jungen im Alter von 18 oder 19 Jahren. Und funktioniert hat sein Plan, wie wir wissen, auch.
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Noch etwas reifer und nicht minder aktiv: Die Goldenen Reifeprüflinge des Jahrgangs 1946 beim Jubiläumstreffen in Emmendingen. Nicht abgebildet ist Walter Grimm - Einer mußte den Auslöser drücken.
Eine starke Gemeinschaft: die »Golden Fifties« Ein Jahr nach Kriegsende fand in der Karl-Friedrich-Schule erstmals wieder ein Abitur statt. 15 Schüler haben damals die Reifeprüfung bestanden. 50 Jahre danach feierten sie ihr Goldenes Abitur. Ein Bericht von Hans Götter. Im September 1996 fand in Emmendingen ein Klassentreffen des Jahrgangs 1946 statt. Zwei Gründe sprachen dafür: Zum einen galt es, das Jubiläum zu feiern. Zum anderen macht sich das fortgeschrittene Alter der Klassenkameraden langsam bemerkbar. Schließlich sind mittlerweile alle um die 70 Jahre alt. Schon 1983 und 1987 waren deshalb die Kontakte bei zwei Klassentreffen gepflegt worden. Das Besondere an dieser Hans Schülergemeinschaft ist, daß von Götter Beginn an alle Mitschülerinnen und Mitschüler, die längere Zeit der Klasse angehörten, in die Gemeinschaft eingebunden wurden. Unabhängig davon, ob sie tatsächlich bis zum Abitur dabeigeblieben sind oder schon früher die Schule verlassen hatten. Hierzu ein paar statistische Angaben: Zur ursprünglichen Schülergemeinschaft gehörten insgesamt 39 „Ehemalige“. Zwei davon sind im Krieg gefallen, sechs weitere sind inzwischen verstorben; drei sind unbekannt verzogen, so daß noch 28 Ehemalige zum 50. eingeladen werden konnten. Von ihnen sind dann schließlich 19 zur Feier gekommen. Die Vorbereitungen des Jubiläumstreffens
hatten die in Emmendingen Ansässigen übernommen. Das örtliche Schülerkomitee hat hierfür die Anschriften ergänzt, neue ermittelt und die Einladungen vorbereitet. Einer Voranfrage zum Jahresanfang war im Sommer die Einladung zum Wiedersehen gefolgt. Am 21. September 1996 fanden sich die „Goldenen Abiturienten“ schließlich um 16 Uhr bei „Guth’s Tortenkutsche“, dem früheren „Café Lotalla“, in der Stadtmitte ein. Nach der Begrüßung und einem Imbiß unternahm die Festgemeinde einen Stadtbummel, wobei sich die Auswärtigen von den Veränderungen in Emmendingen ein Bild machen konnten. Bei einer Rundfahrt mit den Autos besuchte die Gruppe außerdem die Außenbezirke. Abends war im Gasthaus „Löwen“ in Buchholz alles für ein gemeinsames Essen und einen gemütlichen Abend vorbereitet, in dessen Verlauf viele Erinnerungen ausgetauscht wurden. Beim Abschied – gegen Mitternacht – äußerten die Teilnehmer den Wunsch, sich möglichst bald wieder zu treffen – und nicht erst, wenn alle 75 sind.
Ein Fete für alle Viele haben die Idee begrüßt, aber noch viel zu wenige wollen bei der Organisation mithelfen. Trotzdem soll sie steigen, die Fete für alle. Als Datum ist Freitag, der 17. Juli 1998, ins Auge gefaßt. Veranstaltungsort soll das Goethe-Gymnasium in Emmendingen sein. Wenn sich jetzt noch einige Mitplaner
finden, kann eigentlich fast nichts mehr schiefgehen. Freiwillige melden sich umgehend bei Bernd Kellner, Schlosserstraße 30 in Emmendingen. Wer nur als Besucher kommen will, hat noch etwas Zeit, sollte sich aber bis spätestens 1. Juli 1998 ebenfalls angemeldet haben.
Man muß sich kennen,um sich zu mögen Von Storrs bis Sandomierz, und von Six-Fours-les-Plages auf keinen Fall zu schweigen: Gert Greitemeyer stellt die Schulpartnerschaften des Goethe-Gymnasiums Emmendingen vor. Es gibt einige Kritiker, die nicht müde wermungsvoll erlebten. Natürlich erwiderten die zwei weitere Schulpartnerschaften mit Frankden in ihrer Behauptung, das Goethe-GymGGEler den Besuch in den Sommermonaten. reich. So stellte Marlies Arnds regelmäßige nasium sei zuviel auf Reisen, wenn sie sehen, Wer aber meint, die Schüler hätten nur das Kontakte zum „Lycée Notre Dame du Granddaß Schülerinnen und Schüler ihre Koffer und Mittelmeer mit Avignon, Arles, Saint-Tropez champ“ in Versailles her, und bereits viermal Reisetaschen packen, um für einige Zeit die und Le Castellet kennengelernt, vergißt, daß besuchten sich Schüler beider Schulen im eigenen Schulbänke mit jenen in Storrs, SixFrankreich seine Schüler vor- und nachmitAbstand von ein bzw. zwei Jahren. Gregor Fours, Courbevoie, Versailles und Sandomierz tags unterrichtet – und mancher EmmendinSchmitt-Bohn wollte auch die Schülerinnen zu vertauschen. Lernstoff, und Schüler der unteren heißt es, würde versäumt, Klassen in den Austausch und der Verdacht, wenn einbeziehen und reiste auch nicht offen ausgemit einem Chor aus ihren sprochen, geht um, die Reihen regelmäßig an Schüler befänden sich das „Collège Alfred de wieder einmal auf „SightVigny“ in Courbevoie, Seeing-Tour“ oder nähwobei am 20. Mai 1995 men an der Côte d’Azur in unserer Aula die beiSonnenbäder. Nun sind den Schulleiter offiziell unsere Schüler keine die PartnerschaftsurkunAnhänger Epikurs. Oder den austauschten. Daß sie sind es in dem Maß, das Goethe-Gymnasium in dem es unsere Gesellauch die Aussöhnung mit schaft ist. unseren östlichen NachWelche andere Sicht barn als sehr wichtig der Schulpartnerschaften erachtet, unterstreicht die bietet sich stattdessen an? Schulverbindung, die es In Storrs verweilen die mit dem 1. Lyzeum OgólGGE-Schüler vier Wonokosztalcace in Sandochen, leben während diemierz eingegangen ist. ser Zeit in ihren ameriDie offizielle Schulpartkanischen Gastfamilien nerschaftsbegründung erund besuchen gleichzeifolgte am 24. April 1994, tig den Unterricht der wobei das Gymnasium in Amerika-Fahrer: Alle zwei Jahre reisen Goethe-Gymnasiasten nach Storrs. Mit der dortigen E.O. Smith High School pflegt dortigen E.O. Smith enger Anlehnung an die das GGE seit 20 Jahren eine lebendige Partnerschaft. Den Anstoß dazu hat 1977 Birke Koerner (Abi 1981) gegeben, die als High-School. Natürlich politische Gemeinde hanSchülerin ein Jahr lang die E.O. Smith High School besuchte. Im Bild die jüngste Reisegruppe mit ihren Begleitern. wird immer ein Abstedelte, die 1986 die Vercher nach New York gemacht, und da auch ger Schüler erduldete schon stöhnend diesen schwisterung mit der polnischen Stadt unweit dort Englisch gesprochen wird, haben sich Härtetest. Die Lehrer, die den Austausch mit von Krakau besiegelt hatte. die Sprachkenntnisse der Teilnehmer nach Six-Fours organisierten – Frank Springer, Durch regelmäßige Besuche in Sandoder Reise meist beträchtlich erweitert. Almut Quaas, Karl-Heinz Korsten, Rose Wittmierz können GGE-Schüler seither ihren Alle zwei Jahre fliegt eine Emmendinger nebel und Gert Greitemeyer – haben zudem Geschichts- und Kulturkreis nach Osten hin Schülergruppe über den Atlantik, wobei sich immer auf die strenge Schuldisziplin in Frankerweitern. Fahrten nach Auschwitz führten seit Bestehen der Schulpartnerschaft um eine reichs Schulen hingewiesen. So konnte es sie an die Stätten des Holocausts, wo ihnen dauerhafte Beziehung vor allem Günther geschehen, daß nicht wenige Austauschdeutlich wurde, welche besondere VerKlein, Hans-Joachim Franzek und in jüngster schüler nach diesem interkulturellen Vergleich pflichtung uns Deutschen auferlegt ist im Zeit Ortwin Vollmer besonders verdient zwischen deutschen und französischen SchuKampf um eine menschenwürdige demokragemacht haben. Noch längeren Lebens erfreut len begannen, ihre Schule mit anderen Augen tische Gesellschaft und friedliche Welt. Die sich die „Amitié franco-allemande“ zwischen zu sehen und gern ins „Goethe“ zurückkehrpolnischen Schüler, unter ihnen einmal die Six-Fours-les-Plages und Emmendingen, denn ten. gesamte Schulklasse eines Gymnasiums von der erste Schüleraustausch folgte 1978 der „Die Jugend ist aufgerufen, eine entAuschwitz, sowie ihre Lehrerinnen und LehVerschwisterung der beiden Städte, unterscheidende Rolle in der Vertiefung der rer erfreuen sich in Emmendingen der besonzeichnet durch die damaligen Bürgermeister deutsch-französischen Beziehung zu spielen“, ders liebevollen Zuwendung von Ulrike ZiegAntoine Baptiste und Karl Faller, auf den Verheißt es im Deutsch-Französischen Freundler, die von Anfang an für den deutsch-polsen. Jahr für Jahr reisten bald Schüler des schaftsvertrag von 1963, und man könnte nischen Austausch verantwortlich war. Ein „Collège Font de Fillol“ in das „Tor zum meinen, daß diese wichtigen Worte in Satz von Montesquieu beschreibt treffend den Schwarzwald“ und erkoren sich meist die VorEmmendingen auf besonders fruchtbaren Wert und die Bedeutung der Schulpartnerweihnachtszeit für ihren Besuch in DeutschBoden gefallen sind. Denn Lehrerinnen und schaften: „Il faut connaître pour aimer et land aus, weil sie diese als besonders stimLehrer des Goethe-Gymnasiums beschlossen aimer pour mieux connaître.“
Ständige »Sammlung Geyer zur Lauf« seit 8. November 1997 in den Räumen der früheren Brauerei-Wirtschaft »Hodel« in der Karl-Friedrich-Straße 49 in Emmendingen. Parken im Hof. Geöffnet: Mittwoch 15-19 Uhr, Samstag/Sonntag 11-14 Uhr und nach Vereinbarung. Mappen, Bildkarten, Poster, Prospektmatrial und Auskünfte bei: Bernd Kellner, Schlosserstraße 30, 79312 Emmendingen, Telefon (07641) 41107. Werden Sie Fördermitglied bei GzL !
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Vielen Dank für die Zusendung des “ExPress”. Die Anrufe bei Ehemaligen finde ich eine tolle Idee. Und erstaunlicherweise befällt einen sogar Trauer bei verstorbenen Lehrern, mit denen man gar nichts anfangen konnte. Reiner Adler, Erlangen, Abi 1981
Mit Eurer Zeitung für Ehemalige, habt Ihr mir eine große Freude gemacht. Von der Lektüre weg tauchte ich kurz, aber intensiv in Erinnerungen ein, die ich recht ungern und ziemlich wehmütig wieder verließ, weil ja die Gegenwart ihren Tribut fordert. Aus purer Neugier (das seht Ihr ganz richtig!) würde ich gern mal wieder nach Emmendingen kommen. Deshalb finde ich die Idee eines großen Treffens hervorragend und möchte sie ausdrücklich unterstützen. Hannelore Geiger, geb, Rudiger, Konstanz, Abi 1960
Mit großer Freude habe ich Ihre Zeitschrift erhalten und gelesen. Vielen Dank, daß Sie meine Adresse ausfindig gemacht und mich in meine Emmendinger Zeit zurückversetzt haben. Jörg Schill, Athen, Abi 1954
Vielen Dank für den ExPress, hat mir sehr gut gefallen und einige Erinnerungen geweckt. Matthias Köhler, Bonn, Abi 1966
Ich möchte Sie herzlich zur Herausgabe dieser neuen Zeitschrift beglückwünschen. Es hat mich gefreut, wieder was vom alten „Gymmi“ zu lesen – obwohl ich gestehen muß, daß ich früher nie besonders gerne hingegangen bin und immer dachte, die Schule könne mir gestohlen bleiben, wenn ich sie nur erst verlassen hätte! Da werden beim Durchblättern viele alte Erinnerun-
gen wach, ein paar Namen, die man noch kennt, fangen plötzlich wieder an sich mit Leben zu füllen... Die Schulzeit prägt doch mehr, als man glaubt. Ich habe das gemerkt, als wir im Juni unser 10-jähriges gefeiert haben. Viele Leute, die man jahrelang nicht gesehen hat, sind vertraut wie eh und je. Johanna Krause-Fischer, Kißlegg/Allgäu, Abi 1986
Herzlichsten Dank für das tolle »ExPress«. Ich finde es super, daß Ihr Euch soviel Mühe gemacht habt. Es hat sich gelohnt! Mir wurde richtig wehmütig mit all den Erinnerungen. Deine Aufzeichnung, lieber Bernd, über die Vor- und Nachkriegszeit im “Gymie” war interessant. Übrigens warst Du für mich immer die Hauptmotivation, um Kunstgeschichte und Malerei zu studieren! Obwohl ich jetzt hauptsächlich Englisch und Deutsch unterrichte, hab’ ich’s nie bereut… P.S.: Gute Idee mit den Interviews! Ellen Nerbonne, geb. Uhlmann, Groningen, Niederlande, Abi 1976
Danke für den „ExPress“, den ich mit Interesse gelesen habe. Es ist schön etwas von den Ehemaligen zu erfahren. Die Namen der Lehrer wecken Erinnerungen. Spinner (Mathe) hatte schon zwei, drei Schülerinnen/Schülern eine Fünf verpaßt, bis er von der Tür beim Pult ankam. Niemand konnte so schnell aufstehen und gleich eine Antwort geben, wie es der Spinner wollte. (Vielleicht hat er auch nur so getan und gar keine Noten in sein schwarzes Büchlein eingetragen). Helga Neunzig-Kießling, Ettenheim, Abi 1954
Die ganze Familie, selbst Freunde, stürzten sich auf „ExPress”. Mich interessierte vor allem Bernd Kellners Artikel, da ich die Namen Köhler, Hauser, Schinzinger immer wieder von meiner älteren Schwester Ruthild, geb. Gluß, gehört hatte. Herzlichen Glückwunsch zu dem gelungenen Blatt und vielen Dank. Heidi Rial y Costas, geb. Gluß, Emmendingen
Lieber Bernd, Mit Deinem Jugendbild im „ExPress“ und mit Deinen Erinnerungen hast Du ganze Zeit-Abgründe überbrückt. Ich habe Deinen Artikel, zumal die Worte über meine Mutter mit Freude und einer gewissen Rührung gelesen. Auch über frühere Klassen- bzw. Studienkameraden (Müller, Fromm) hat „ExPress“ mir Nachrichten gebracht. Dr. Ute Schillinger, geb. Häfele, Konstanz, Abi 1950
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Liebes ExPr Vielen Dank für „ExPress“. Ich habe mich gefreut, etwas von der alten „Penne“ zu hören ... Die Idee des großen Schultreffens ist gut, da ich mehrere Klassen durchgemacht habe (oder die Klassen mich, wie man es nimmt!) Übrigens, mit zwei „Ehrenrunden“ melde ich schon mal Ansprüche auf den Titel an. Hans Mösle, Königswinter, Abi 1978
Mein großes Kompliment zu der hochinteressanten, gut aufgemachten ersten Ausgabe von „ExPress“, die ich sofort verschlungen habe. Alles ist wunderbar geschrieben, und die Bilder sind sehr gut ausgewählt. Mein großes Kompliment auch zu Ihrer Detektivarbeit mit den vielen Adressen. Dr. med. Hans Roll, Tuttlingen, Abi 1963
Herzlichen Dank für die Zusendung von ExPress – einfach lesenswert. Mathias Maurer, Gerlingen, Abi 1979
Ich möchte mich ganz herzlich für die Zusendung Ihrer “Schulzeitung” bedanken. Das war eine recht gelungene Überraschung zumal ich das Kapitel “Schule” mit allen positiven und negativen Erinnerungen eigentlich schon ad acta gelegt habe. Allerdings hat mich die Schule doch nicht ganz losgelassen, unterrichte
ress-Team! ich nun doch selbst seit einigen Jahren mit Vorliebe Kunsterziehung, was auch mein großes Hobby ist. Marina Wollenmann-Joos, Aesch, Schweiz, Abi 1975
Herzlichen Dank für Idee und Umsetzung der ersten ExPress-Ausgabe. Die Ausgabe ist wirklich gelungen! Vor mehr als 27 Jahren habe ich „mein Abi“ absolviert. Gerne denke ich an die „wilden“ 60er zurück. Seinerzeit war ich leidenschaftlicher Schülerfunktionär (PAO-Chef, Schulsprecher und Schülerredakteur). P.S. Existiert Das schwarze Brett noch? Herbert Kluthmann, Kornwestheim, Abi 1969
Über Eure Post habe ich mich sehr gefreut, und in der Zeitung habe ich einiges Altbekanntes entdeckt. Dr. Renate Happle, geb. Roll, Wallerfangen, Abi 1960
Bravo! Weiter so! Ute Hildebrand, Berlin, Abi 1981
Gestern haben wir Euer Zeitungsprojekt erhalten. Ich bin die Mutter einer ehemaligen Schülerin. Möchte Euch mitteilen, daß es besser nicht ankommen konnte. Habe jede Zeile mit wachen Sinnen in mich aufgenommen. Man kann so manches daraus und auch zwischen den Zeilen le-
sen. Vor allem, daß die Menschen keine Maschinen sind, die man austauscht. Sondern daß in der Erinnerung noch ein Platz für sie ist, und daß Alte und Junge einander brauchen. Danke für die Mühe.
Danke für die Zeitung. Habe sie mit viel Interesse gelesen und in Jugenderinnerungen geschwelgt. Ich grüße als Oma von Schulsprecher Eric Mößner. Lore Kolb
Else Grafmüller, Emmendingen-Wasser
Mit besonderer Freude und ein klein wenig Wehmut habe ich den Bericht von Bernd Kellner gelesen, in dem er sich auch an meinen „Papa Beck“ erinnert. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude und Erfolg bei Ihrer Arbeit. Franz Beck, Frankfurt, Abi 1954
Ich habe mich sehr über die erste Ausgabe des „ExPress“ gefreut und bin schon auf das neue Heft gespannt. Vielen Dank an alle Beteiligten für Ihr Engagement. Heike Frick, Sexau, Abi 1978
Das Ehemaligen-Blatt habe ich erhalten. Zu der Seite des Jahrgangs 1955 habe ich drei Bemerkungen: 1. Da auf dem Bild drei Brillenträger sind, ich davon zwei zu kennen glaube, sollte ich wohl der Dritte sein. 2. Irgendwer muß mir mal erklären, wieso der Autor sich Johann Georg Ehret nennt. 3. Nach meinem Geschmack wurde bei Frey gerade das nicht erwähnt, was wesentlich ist. Nämlich das Wunder, daß er, der ja eine bewegte Schullaufbahn hatte, es doch noch schaffte, in geordnete Bahnen zu kommen. Die Schilderung der Schulstreiche von B. Kellner ist recht zurückhaltend. Ich meine mich zu erinnern, daß Eitel für den Chemie-Unterricht nach dem Krieg Korken sammelte, so sagte er. Realiter waren die aber für die Saftflaschen seiner Frau. Eine Klasse schickte ihm darauf Korkmehl nach Hause. Wolfgang Trost, Eppelheim, Abi 1955
„Iucunda est memoria malorum praeteritorum“: Dieser Wahrspruch klang mir in den Ohren, als ich den wohlgelungenen „ExPress“-Erstling in Händen hielt. Die zitierte Binsenweisheit wollte mir einerseits nicht aus dem Kopfe, weil sie anno 1963 das Motto unserer Abiturszeitung geliefert hat. Andererseits blieb sie haften, weil gerade die „jucunda memoria“ den besonderen Reiz vieler Beiträge ausmacht. Lassen Sie sich gratulieren zur professionell gestalteten Start-Edition und verstehen Sie meinen Wunsch „ad multos annos“ als Bitte an die Redaktion. Barbara Kutschera, A-Hallwang, Abi 1963
Herzlichen Dank für die Zusendung der gelungenen Zeitung. Wir sind beide AbiJahrgang 1980 und seit 1993 glücklich verheiratet. Die Grundlage für diese Verbindung wurde übrigens bei unserem 10jährigen Abitreffen gelegt. Und dann brauchte es noch ein knappes Jahr, bis die Liebe so richtig zum Brennen kam. Wir freuen und auf weitere „ExPress“Hefte und ein Ehemaligen-Fest. Gabi, geb. Maier, und Jörg Hennicke, Stegen, Abi 1980
Mit Freude und einiger Wehmut habe ich Ihre Zeitung studiert: „Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten, die früh sich schon dem trüben Blick gezeigt“. Die Beschreibung des Fräulein Schinzinger, Prof. Schmidt, genannt Sproß, Frau Dr. Erika Hauser, Herr Kölsch und all die anderen – sie haben in mir Erinnerungen geweckt. Manches scheußliche Erlebnis in Mathematik oder Physik ist tief in der eigenen Traumwelt eingebettet. Anderes bleibt ewig positiv in einem haften. Mein Vater war ab 1953 Direktor des Gymnasiums. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, als Sohn des „Rex“ dieses Gymnasium besuchen zu dürfen. Weder Vater noch Sohn konnten viel Freude dabei empfinden. Hans Sigrist, Berlin
Bernd Kellners Bericht über die Lehrer öffnete die Tür zu vielen Erinnerungen. Ich sehe Hauser immer noch im engen Kostümrock, Rollkragenpullover, Skistiefeln, Nylons und Übersocken vor der Klasse stehen und dabei so ungemein elegant aussehend. Oder Herion, der Physik und Chemie unterrichtete und jeden Versuch damit endete: „Nehmen wir an, dieser Versuch wäre gelungen, dann würden Sie folgende Resultate erhalten“. Das ist noch heute in meinem Labor ein geflügeltes Wort. Gleich hinter der Feststellung: „What did you expect? After all it’s a biological system?“ Inge Nayes, geb. Stahl, Galena, USA, Abi 1954
Musisch ist, wenn in der Luft der Wiedehopf mal „Kuckuck“ ruft Es gibt nicht viele, die beide Seiten kennen: Bernd Kellner ist einer von ihnen. Von 1943 bis 1952 hat er das Emmendinger Gymnasium als Schüler „genossen“. Von 1970 bis zu seiner Pensionierung 1992 unterrichtete er am gleichen Gymnasium Generationen von Schülern im Fach Kunst. Seine ganz persönliche Sicht der Dinge hat er für „ExPress“ zu Papier gebracht. Mein Lehrerleben in Emmendingen begann dort, wo es 18 Jahre zuvor als Schüler aufgehört hatte: an der Karl-Friedrich-Schule oder einfach am Gymnasium. Dieselbe Glocke, dasselbe Treppengeländer, dieselbe Aula. Nur daß es jetzt, mit den anderen Bodenbelägen, anders roch. Kunst wurde in den Klassenzimmern unterrichtet, oft ohne Waschbecken, meist ohne Möglichkeit zu verdunkeln. Die gemütlichsten lagen im Dachgeschoß. Material mußte über Gänge und Etagen geschleppt werden, zu einigen Klassen sogar über Hof und Straßen in die Pavillons der MeerweinSchule und in die Metzger-Gutjahr-Stiftung. Und das bei jedem Wetter. Aber wenigstens gab’s einen Raum für Vorbereitungs- und Archivzwecke, in dessen Deckengebälk, wie sich später herausstellte, eine noch scharfe Sprenggranate aus dem 2. Weltkrieg steckte. Da für alles und jedes ein Bestellzettel auf der Direktion begründet und abgeholt werden mußte, bestand meine erste Aufgabe darin, beim Direktor einen Etat für das Fach Kunst durchzusetzen und von den anfänglichen 700 Mark allmählich auf die notwendigen, vierstelligen Zahlen zu bringen. Dabei kam mir mein bisheriger Werdegang zugute. Ich gehörte in unserem 50köpfigen Kollegium zu den fünf Lehrkräften im Angestelltenverhältnis, hatte also keine Referendarzeit, dafür zwei Jahre Assistententätigkeit in Lehre und Verwaltung am „Lehrstuhl für Freies Zeichnen und Plastik“ bei den Architekten der TH Darmstadt hinter mir. Wichtige Erfahrungen konnte ich auch in der künstlerischen Jugendarbeit der Pfadfinderschaft Deutschlands machen, und zwar durch die inhaltlichen und methodischen Auseinandersetzungen mit den 68ern, die so hart wie humorlos waren. Dazu kamen Jahre am Goethe-Gymnasium Freiburg, sowie in Waldkirch und Donaueschingen, bis ich 1970 das Lehrerzimmer des Emmendinger Gymnasiums betrat. Dies war der Raum, in dem ich als Viertklässler schon große Tafelbilder mit bunter Kreide gemalt, aber auch Tatzen und Hosenspannis eingefangen hatte. Hier begann für mich sozusagen ein Heimspiel, zumal mich Frau Dr. Hauser, meine ehemalige Lehrerin, gleich mit Handschlag begrüßte. Meine Aufbruchstimmung wurde aus mehreren Quellen gespeist: Da war die Beschäftigung mit den neuen Lehrplänen, die im entstehen waren und in Arbeitskreisen erörtert und entwickelt wurden. Da war der Neubau des Gymnasiums, der für mein Fach endlich geeignete, ja günstige Umstände brachte, der zwischen den Schülern und mir ein Wir-Gefühl in Gang setzte, in dieser neuen Schule etwas mitzugestalten. Da waren die demokratischen Ansätze durch die SMV, als die Oberstufe im April 1970 nach einer Urabstimmung sich dem Streik gegen den NC an
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den Universitäten anschloß oder z.B. 1971 nach mehrheitlicher Abstimmung die Abschlußfeier in der Form, wie sie damals bestand, abschaffte. Anfang der 70er Jahre war auch die Zeit, als ich im Stadtjugendring miterlebte, wie sich erstmals Vertreter der Stadt und der Jugend zu Gesprächen über Jugendprobleme in unserer Stadt trafen, wie in der Folge davon das alte Spritzenhaus als Jugendzentrum eingerichtet und letztlich mit der Einstellung eines Stadtjugendpflegers die ganze nichtorganisierte Jugendarbeit auf neue Geleise kam. Bei all dem waren auch Schüler unseres Gymnasiums beteiligt und betroffen. 1972, vor 25 Jahren, gründete C.W. Mayer, unser Musikpädagoge, die Deutsche Kodály-Gesellschaft, die bereits in der Festschrift 1974 wieder totgeschwiegen wird. 1973 wird das Technische Gymnasium eingeweiht, was vielen unserer Schüler neue Perspektiven eröffnete. Im gleichen Jahr wird Emmendingen Große Kreisstadt, der sich Kollmarsreute, Maleck, Windenreute, Mundingen und Wasser anschlossen. Das Zusammenwirken dieser Ereignisse konnte einem jungen Kunstlehrer, der sich als Erzieher und Emmendinger empfand, ein Motor sein, der mehr Kraft einspeiste, als für einen routinemäßigen Unterricht notwendig war. Ich war Teil meiner Schule und sie ein Teil von mir. Da in den Erziehungszielen unserer Verfassung ein anderer Wind weht als auf der Verordnungsebene, waren erstere, wenn es Zweifel gab, mein vorrangiger Maßstab. Die notwendige Bewegungsfreiheit verschaffte mir einmal meine Eigenschaft, als Angestellter nicht von Aufstiegserwartungen abzuhängen, und zweitens meine vielfältige Mitarbeit am Schulleben. Letztere entstand aus Interesse und Lust am Erzieherischen (ich hatte ja noch genügend andere, außerschulische Verpflichtungen). Was mir dabei wichtig war, zeigte „Das Goldene Beißzängle“, ein Preis von unten, den ich einige Jahre wegen „besonders verdienten, unabhängigen und kritischen Einsatzes für die Schülerschaft“ an Schüler verleihen konnte. Das Feld, auf dem ich mich bewegte, war die Bilden-
de Kunst. Dieses Unterrichtsfach ermöglicht es, wenn man will, die Aufgaben so zu stellen, daß der Schüler genügend eigene Entscheidungsfreiheit behält, um das Ergebnis am Ende als sein eigenes zu betrachten. Deshalb zeichnete ich z.B. grundsätzlich einem Schüler nicht in sein Bild hinein, sondern hielt für Verbesserungsvorschläge die Rolle mit Skizzierpapier bereit (für die Schüler das „Butterbrotpapier“). Je mehr Achtung ich auf diese und andere Weise entgegenbrachte, desto mehr davon kam zurück. Eine solche Annäherung setzt die Bereitschaft voraus, anzunehmen, gelten zu lassen und Abweichungen auszuhalten, allerdings auch zu hinterfragen. Der Unterricht zeigte, daß es so besser gelingt, selbst verstanden zu werden und zu überzeugen. Auch fielen mir die Versuche leichter, die Empfindungsfähigkeit, wichtigster Regler aller Betrachtung und Gestaltung, zu fördern. Oft genug gab es Störungen, wie schlechte Tagesform, starker Leistungsdruck aus vorangegangenem oder folgendem Unterricht oder die stets irgendwie tätigen Rabauken, die Einzigen, deren Einfallsreichtum unerschöpflich war. Eine weitere Schwierigkeit, die es häufig aufzufangen galt, war das ungleiche Arbeitstempo der Schüler. Gerade hier aber lernen sie sich selbst kennen und mit sich umzugehen. Auch, was die Sache mit dem „Schummeln“ betrifft. Die Arbeit muß eben sinnvoll sein für den Einzelnen, nur so konnte ich der
Unlust begegnen. Das hieß, immer wieder Aufgaben mit einer intellektuellen Herausforderung anbieten, wie die „in den Rahmen gedrückten Figuren“ à la Picasso, die „falsche Perspektivekonstruktion“ à la Escher, auch die „sechs Quadrate“, jedes mit jedem nach bestimmten Regeln verbunden, die „punktsymmetrisch geteilte Fläche“ oder die „vier jahreszeitlichen Quadrate“ à la Itten, als Einstieg in die abstrakte Farbenwelt. Eine für die Person des Schülers wichtige Übung waren die Versuche zu aquarellieren: etwas herauszufinden über Nässe, Feuchtigkeit und Trocknung, über Pigmentverhalten und Farbtheorie. Oder, durch die Beschäftigung mit Schrift, die Wechselwirkung von „Positiv-“ und „Negativ-Gestalt“ zu untersuchen, wie überhaupt der Umgang mit starken Gegensätzlichkeiten Auge und Denken schult, Maßstäbe deutlicher hervortreten läßt, besser zu fragen und zu bewerten hilft. Dann die langwierigeren Aufgaben: die „scheinbare Beule“ à la Vasarély, mit den vielen Farbabstufungen, oder das „Flechtbild“, in dem sich das Blatt mit dem Bildzeichen und das Blatt mit dem entsprechenden Wort durchdringen, das „zweifarbige Poster“, auf dem der Gegenstand durch ein darübergelegtes Muster zerteilt und versteckt wird, eine Aufgabe, die unter Verwendung von Tageslichtprojektoren bewerkstelligt wurde, und natürlich die bildnerische „Verfremdung“ von Standardwerken der Malerei. Im Sommer holten wir mit Vorliebe die Klapphocker aus dem Schrank und gingen hinaus in die Natur, wo wir die Berglandschaft des Kandelmassivs, die wachstümlichen Formen der Bäume am Brettenbach, die Strukturen von fließendem Wasser oder von Baumschlag festhielten mit Stift und Feder. Die Fluchtpunktperspektive suchten und versuchten wir am „Goethe“ selbst, am Zuckschwerdt’schen Doppelhaus, bevor es abgerissen wurde oder an der abgebrannten und wiederaufgebauten Scheune an der alten Malecker Straße. Diese war besonders beliebt nach den großen Ferien, bei mir wegen der gebotenen Draufsicht, bei den Schülern
Die Schule ist ein hart’ Kabuff. Verpaßt den Schwachen einen Knuff. Die Schüler geh’n. Die Lehrer bleiben und lassen neue Schüler alte Sachen schreiben Der Chef ist des Ministers Arm und auch empfindlich gegen Harm. Wo bleibt denn da der Mut der Helden? Ich sah ihn unter Lehrern selten. Die Schule bleibt ein hart’ Kabuff. Was Frisches schluckt der alte Muff. Die Schüler geh’n. Die Lehrer bleiben und seh’n die Welt durch immer trüb’re Scheiben. Was hält mich dann an einem solchen Ort? Eins, Gott sei Dank, das gibt es dort: den hellen Glanz in jungen Augen, die noch zum Seh’n und zu Visionen taugen. Francois Villon (frei übersetzt von Bernd Kellner)
wegen der prächtigen Brombeeren, die dort, wo wir zeichneten, über den Zaun wuchsen. In den 70er Jahren nahm die Zahl meiner „Märchenstunden“ zu, in denen Dia-Serien über Kunstgeschichte, auch Form- und Farblehre kommentiert und manchmal auch Filme gezeigt wurden. Einen Film über Dadaismus mußte ich absetzen, weil die Klasse den Klang- und Wortgestaltungen nicht gewachsen war – ein Erfolgserlebnis für den Lehrer! Bald folgten erste Tests und Klausuren, die Reform machte sich bemerkbar. Werkanalyse und Bildbetrachtung wurden mit den Mitteln der Informations- und Kommunikationstheorie betrieben und machten das Fach auf ganz neue Weise interessant, nicht zuletzt, weil auch plötzlich die Sprachgewandtheit an Bedeutung gewann. Es war die Zeit, als der Kunstunterricht in die Welle der „visuellen Kommunikation“ tauchte, als um die „ästhetische Praxis“ und deren „soziologische Begründung“ gekämpft wurde. Das kannte ich bereits von Fachausschuß-Sitzungen eines um neue Formen bemühten Jugendverbandes her und blieb ruhigen Gewissens beim Grundsatz, die Schüler möglichst ihre eigenen Antworten zur Sache finden und begründen zu lassen. Sie dafür gut vorzubereiten, sah ich als Aufgabe an; die Theorie blieb mit der Pra-
Unziemliche Be-Merkungen Über die Bezeichnung „Kunsterzieher“ habe ich schon viel Lästern und Belächeln eingesteckt, mich im Gegensatz zu aller Kritik aber von Anfang an als solcher empfunden. Auch alle anderen Fachlehrer erziehen, in dem Maß und auf die Art, wie sie als Personen die zwischenmenschlichen Beziehungen zu ihren Schülern gestalten. Mit oft unterschiedlichen Ergebnissen, wie die Erfahrung zeigt. Stammt doch daher einiges Unbehagen an der Schule. Mir wurde im Lauf der Jahre allerdings klar, daß zwar häufig genug der Schüler der Schwächere bleibt, daß aber der Lehrer ebenso zerbrechlich ist. Er soll die Heranwachsenden zu verantwortlichen Bürgern erziehen und ihnen die freiheitlich-demokratischen Wert- und Ordnungsvorstellungen unseres Staates vermitteln. Er ist jedoch seinerseits einem dienstrangbezogenen, obrigkeitlichen Machtgefüge zu Gehorsam verpflichtet. Und Gehorsam muß er auch verlangen. Die Forderung nach Gehorsam ist heute aber anders zu bewerten als vor 100 Jahren. Das nimmt den Lehrern oft die Kraft, sprich: die Lust. Erziehung zum divergenten Denken, zum originellen Verhalten, zur Kreativität gilt als „in“. Sie scheitert aber weitgehend an normierenden Sachzwängen oder an Interessen- und Zeitmangel und somit auch daran, daß geeignete Vorbilder fehlen.
xis verbunden. Der Erfahrungszuwachs schien mir wichtiger als langatmige Erörterungen. Hierher gehören auch die Fahrten nach Karlsruhe, Stuttgart, München und Basel zu Ausstellungen und Museen, um Originale zu sehen und das Theoretische mit Leben zu erfüllen. Als es anläßlich der neuen Lehrpläne um die Ausnutzung unseres Werkraumes ging, sagte mir der damalige Direktor, daß diese Schule der Ort für Arbeit mit dem Kopf sei, Werken gehöre auf die Realschule, wer das wollte, müsse dorthin. Einige Jahre später war auch das Fach „Textiles Werken“ aus den Stundentafeln des Gymnasiums gestrichen. Besonders geschätzt waren von jeher die Projektaufgaben in der Oberstufe, z.B. zum Thema „Spiel-Formen“, „Drachen“, „ich binde mein eigenes Skizzenbuch“, oder „Brücken“, „Mühlen“, „Fachwerk“ und sonstige Themen, die mittels „Brainstorming“ gefunden und beschlossen wurden. Einmal entwickelten wir ein Stück „Das verschwundene Klassenbuch“, das auf einer schiefen Ebene aufgeführt werden sollte. Ein anderes Stück, nach heutiger Lesart eine „Performance“, kam 1974 an unserem Tag der Offenen Tür zur Aufführung: „Gewalt“, dargestellt mit den Mitteln der Körperbewegung und des Geräuschklanges, vom Punkt Null an von zwei 12er-Klassen entworfen, gegliedert und ausgeführt. Dann das Projekt „Die Säule“, aus Holzscheiben eines gefällten Kastanienbaumes von der alten Allee, oder die mannshohe Schneeschnecke „Hommage für Luki“ als winterliche Skulptur auf dem Rondell; wieder anders der RiesenLinoldruck mit einem Spruch von Wallraff im doppelten A0-Format oder die gestalteten Texte von Camus und Handke, letzterer gedacht als künstlerischer Anhang zum Jahrbuch 1978, das dann leider nicht erschien. Ein Projekt der damaligen 12e galt dem Geheimrat von Goethe für ein Theaterstück. Seine hochaufgerichtete Gestalt sackte unter dem Gewicht von nassem Pappmaché über Nacht zusammen und sah nun, nach Proportion und Weiter auf Seite 12
Diese häßlich Zwangslage in meist zu großen Klassen überfordert Lehrer und Schüler. Sie müssen aber, jeder auf seine Art, damit fertig werden und das bei allen unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Anforderungen, die der Schulalltag mit sich bringt. Die Folge: Auflehnung, Flucht oder Anpassung. Lesen Sie hierzu obenstehendes Gedicht, das ich von Francois Villon kürzlich per Fax erhielt und übersetzte. Er übertreibt natürlich, aber so ähnlich habe ich meine Schule auch schon erlebt. Allerdings, Gott sei Dank, auch schon anders. Spätestens mit dem Computer ist die Magie der persönlichen Belehrungs-Methode im Umbruch. In einer zeitgemäßen Lern-Kultur müßte der Lehrer viel mehr der Helfer und Berater sein und da einspringen, wo der Schüler ihn braucht. Dazu müßte heutzutage langsam und entwicklungsgemäß dessen eigener Unternehmungsgeist vorausgesetzt werden, wenn es um die Aneignung von Lernstoff im Sinne von Pauken geht. Das fordert ein völliges Umdenken. Unser Schulwesen hinkt, vom Alter gezeichnet. Es nach heutigen Erkenntnissen und Möglichkeiten wieder instand zu setzen und geistig flott zu machen, wäre meines Erachtens eine Sache – nicht nur, aber auch – der Fürsorgepflicht seiner „Oberen“ im Kultus- und Finanzministerium.
Bernd Kellner
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20 Jahre Schülerjahrbücher: Mehr als nur ein Bilderbogen Eine Festschrift, die zur Einweihung des Goethe-Gymnasiums im Jahr 1974 erschien, hat den Anstoss gegeben: Drei Jahre später entstand das erste Schülerjahrbuch, das die Schule seither achtmal herausgegeben hat.
Armin E. Möller Journalist in Köln abi 1963 ExPress: Sie Sind Journalist. Wollten Sie das schon immer werden? Möller: Ja, schon als ich zur Schule ging. Dort habe ich die Schülerzeitung gemacht, das „Schwarze Brett“. Über sie kam ich in Kontakt mit den richtigen Zeitungen am Ort, wo ich später der Experte für alle Kleintierzucht- und Karnevalsvereine wurde. ExPress: Aus der Zeit stammt auch die Bilderserie „Emmendingen vor 30 Jahren“, die jüngst wieder in der Badischen Zeitung zu bewundern war. Wenn Sie die Stadt heute betrachten, was fällt Ihnen auf ? Möller: Viele Ecken erkenne ich nicht wieder. Andere erkenne ich erschreckend wieder. ExPress: Denken Sie manchmal an die Schule? Möller: Na ja. Selten. Und wenn, dann natürlich nicht an das heutige Gymnasium, sondern an die Karl-Friedrich-Schule. ExPress: Gibt es besondere Erinnerungen? Möller: Ich habe mal Karzer bekommen, weil ich durchs Fenster eingestiegen bin. ExPress: Jetzt müssen Sie allen, die Karzer nicht kennen, aber erklären, was das war… Möller: Eine verschärfte Form des Arrests. Da wurde man unterm Dach eingesperrt. In besagtem Fall war ich gleichzeitig mit einem Kollegen namens Gutting eingesperrt. Der saß gegenüber im anderen Karzer. Beide mußten wir Mathe-Aufgaben lösen. Aber Gutting war in Mathe keine Leuchte. Also kam er mit einem Plakat ans Fenster, auf dem stand: Wie heißt die Lösung? Ich schrieb sie ihm auf. Als der Lehrer kam, fragte er mich, wie ich die Aufgabe gerechnet hätte. Er sagte: Richtig. Aber nicht so gut wie Gutting. Der hat alles im Kopf gelöst. ExPress: Wenn Sie an die Lehrer denken, was fällt Ihnen ein? Möller: Sproß, der Mathe-Lehrer, war gut. Ich habe negative Erinnerungen an die Pfarrer. Wir hatten einen, der hieß Hörner. Der andere hieß Ochs. Meine Frau meint immer, das müsse eine meiner Erfindungen sein. ExPress: Waren Sie froh, als Sie mit dem Abi in der Tasche die Schule verlassen konnten? Möller: Im Prinzip nein. Weil ich gerne in der Gegend geblieben wäre. Aber das ging nicht, mit dem was ich machen wollte. ExPress: Sie haben dem Verein der Freunde und Ehemaligen eine Glocke aus der KarlFriedrich-Schule geschenkt. Erzählen Sie mal, wie sie da dran kamen? Möller: Ich hatte noch einen gut beim Hausmeister. Der hieß Mandausch und hätte es verhindern können, daß ich Karzer kriegte. Als die Glocken ausgebaut wurden, habe ich zu ihm gesagt: Ich will so eine. Ich hatte sie lange bei mir zuhause aufgehängt und habe sie klingeln lassen, wenn Anrufe kamen. Meine Tochter hat das nervlich nicht durchgehalten. Da dachte ich, ich schenke sie Euch. ExPress: Schönen Dank auch. Wir werden im GGE sicher einen würdigen Platz dafür finden.
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In den Jahren zwischen 1975 und 1987 lag Kapitel „Schulforum“, in dem auch kritische die Gestaltung des Jahrbuchs in Händen der Beiträge zum Unbehagen an der Schule aufSMV, die sich zum Ziel gesetzt hatte, das tauchten. Diese waren als DiskussionsBuch als Arbeit von Schülern, gemacht für grundlage gedacht und führten letzten Endes Schüler, herauszubringen. Wie schwierig dies zur SMV-AG „Aggressionsabbau“. In der war, zeigten die Ergebnisse: einmal gab es Schülerredaktion saßen Stephan Herberg, ein Heft mit fünf Kapiteln und einem Anhang, Christoph Mozer, Diana Schindler und Jens dann aber reichte es zweimal gerade noch Höhne aus den Klassen 11 und 12. zu einem Bilderverzeichnis. Ein geplantes Die Redaktion zum dritten Jahrbuch, „aus Jahrbuch, zu dem Peter Kramm und seine Termin- und Finanzgründen abgespeckt auf Mannschaft die Klassenbilder bereits gedruckt Heftstärke als Schüler-Album“, bestand hatten, kam nicht zustande. bezeichnenderweise aus sechs Acht- und 1977 also erschien das Jahrbuch No. 2. zwei Neuntklässlern, und war eine SMV-AG: Auf dem Deckblatt hatten viele Schüler- und Marion Eiche, Susi Frischmuth, Katja Heller, Schülerinnenhände den Namen unserer SchuJörg Jessen, Ute Pauer, Gunnar Rosch, Annle geschrieben. Es war, bis auf die Kliabelle Einert und Vera Link. Das Heft schees der Bilder und den Druck hatte einen orangefarbenen UmDieser Tage der Einzelaufnahmen, vollstänschlag und erschien im Sommer erscheint das neue dig in eigener Regie herge1982. Ein Schüler-Album war Jahrbuch mit vielen interessanten Texten und Bildern aus stellt. Stephan Herberg war es, weil das Kollegium sich dem Schulalltag. Wer ein Exemder Fotograph der Schülerdamals nicht fotografieren plar der Ausgabe 1997 bestellen bilder. Peter Fuchs und seilassen wollte, dabei war der ne Riege druckten die Seiten möchte, kann sich an das Goethe- Fotograph doch ein EhemaliGymnasium (Stichwort: „Jahrauf der kleinen, alten Offsetger: Gunther Blattmann! buch-Redaktion“) Maschine, die uns die Firma Allen guten Vorsätzen zum wenden. Upat großzügig überlassen hatte. Trotz erschien das dritte und vorDas war eine Riesenleistung, wenn man erst letzte von Schülern gemachte Jahrbedenkt, was eine Druckproduktion an Ordbuch im Schuljahr 1985/86, diesmal ein Quernung, Genauigkeit und Sauberkeit verlangt – format mit schwarzem Umschlag, wieder ganz abgesehen von der Redaktionsarbeit. ohne richtigen Text-Teil. Die verantwortlichen Ohne die Mithilfe durch Rat und Tat der HerRedakteure waren Sandra Vogt, Vivian Russ ren Mehlin und Wiehler (beide Drucker und und Markus Götz, alle aus der 10. Klasse. Sie Schülerinnen-Väter), hätte das Jahrbuch wohl schreiben im Vorwort: „…Wir hätten uns sehr nicht mehr rechtzeitig herauskommen köngefreut, wenn dieses Jahrbuch umfangreicher nen, zumal noch ein Sommerfest und die geworden wäre, z.B. durch Berichte vom „Cornelia-Festwoche“ dazwischen fielen. Schulgeschehen und Fotos von Feten und Trotz einiger schiefer Matrizen und angeanderen Veranstaltungen. Leider wurden keischwärzter Blätter, trotz fehlender Korrektur ne Berichte bei uns abgeliefert…“ Die Bilder und Seitenzahlen und mancher Lege-Fehler, hatte wiederum unser unvergessener, leider die noch am Podium in der Aula passierten, viel zu früh von uns gegangene Gunther hielten die Schüler zuletzt ihr erstes eigenes Blattmann gemacht. Dieses Mal waren auch Jahrbuch in Händen. Natürlich kamen überdie Lehrer wieder dabei. Seit dem Schuljahr wiegend die besonderen Tage zur Darstel1988/89 gibt es in regelmäßigen Abständen lung, aber hinter dieJahrbücher, die von sem Bilderbogen einer Lehrerredakstand und steht ja tion gestaltet werstets der schulische den. Dies ist eine Alltag als Hinterdankenswerte und grund. Jetzt ist das verdienstvolle BeBuch gut, um nachmühung und ein zuschlagen, dieses wichtiges Stück oder jenes Gesicht Schulgemeinschaft. wieder aufzusuchen Außerdem gibt es und die gemeinsakeine bessere Quelmen Erlebnisse aufle, um sich in zufrischen, die im Zukunft mit der Laufe der Zeit verVergangenheit der blaßt sein mögen. Schule zu beschäfDas Jahrbuch enthielt tigen und, mehr neben Grußworten, noch, zu zeigen, Berichten, Statistik was das Gymna(diese, wie in allen sium an guter ArSchülerjahrbüchern, beit für die Stadtgemit den Geburtstameinschaft leistet. Das „Ur-Jahrbuch“: die Festschrift von 1974. gen!) und Bildteil das Bernd Kellner
„Der erste Offizier geht von Bord“, so würdigte Studiendirektor Gert Christoph die Verdienste Peter Albrechts. Der stellvertretende Schulleiter des Goethe-Gymnasiums hat sich im Sommer 1997 in den Ruhestand verabschiedet. Bei einer Abschiedsfeier sagte Christoph weiter: Albrecht habe gezeigt, welche Qualitäten in ihm steckten, als er „nach einer schweren Havarie die Führung des Schulschiffes Goethe“ übernommen und es sicher in den Heimathafen zurückgebracht habe. Nach dem Tod von Oberstudiendirektor Oskar Zimpfer im Jahr 1989 hatte Albrecht die damals mehr als 1000 Schüler zählende Schule kommissarisch geleitet, bis mit Heinz-Michael Röll ein neuer „Chef“ ans GGE kam. 1934 in Danzig geboren und von 1947 an in Rastatt aufgewachsen, hatte Peter Albrecht Mathematik, Physik und Chemie studiert und zunächst in Müllheim, Bad Säckingen unterrichtet. Bevor er 1986 ans Goethe-Gymnasium kam, war er als stellvertretender Schulleiter in Grenzach-
Schulkonferenz an, fünf Jahre lang dem Personalrat. Geärgert habe ihn mitunter nur das negative Image des Goethe-Gymnasiums in der Stadt. Dabei warte die Schule insbesondere auf den Gebieten Musik, Sport und bei kulturellen Veranstaltungen stets mit überdurchschnittlichen Leistungen auf. Günther Braun ist übrigens auch der Motor des alljährlichen GGE-Ehemaligen-Triathlon, über den „ExPress“ in seiner ersten Ausgabe berichtete. Seit der Gründung des Sportereignisses 1988 hatte Braun keinen Start versäumt und zudem jedes Mal die „Veteranen-Klasse“ gewonnen. Der diesjährige Lauf am letzten Samstag in den großen Ferien war ganz dem scheidenden Sportsmann gewidmet. Nach 45 Dienstjahren und 42jähriger Betriebszugehörigkeit bei der Sparkasse Nördlicher Breisgau hat sich Gunther Lieberknecht im vergangenen Jahr in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Dem Verein der Freunde und ehemaligen Schüler bleibt Lieberknecht jedoch auch weiterhin erhalten. Seit Jahren führt der geborene „Banker“ erfolgreich die Kasse des Vereins. Seine Tätigkeit bei der Sparkasse half ihm dabei, ein waches Auge auf den Kassenbestand zu haben. Nach seinem Abschied
Personalien Wyhlen im Einsatz gewesen. Einen Monat vor seiner Pensionierung hatte GGE-Schulleiter HeinzMichael Röll seinem 63jährigen Stellvertreter zur Vollendung seines 40. Dienstjahres gratuliert.
aus dem Berufsleben hat Martina Pregler die Brückenfunktion übernommen. Wie Lieberknecht ist auch sie nicht nur Mitglied im Verein der Freunde, sondern auch Mitarbeiterin der Sparkasse.
Noch einmal etwas Neues anfangen – das hat sich Frank Springer vorgenommen. Mit Beginn des neuen Schuljahres wechselte er an das Faust-Gymnasium nach Staufen. 20 Jahre hatte Springer am „Goethe“ unterrichtet, Generationen von Schülern haben bei ihm Französisch oder Englisch gelernt. Daneben hat Frank Springer auch die Schulpartnerschaft mit Six-Fours begründet. Viele Jahre lang war er Vorsitzender des Partnerschaftsvereins der Stadt, über den er Emmendingen weiterhin verbunden bleiben will. An der Schule war er für das Sprachlabor zuständig sowie als Fachberater für Englisch und Französisch tätig, wobei er „hervorragende Arbeit für Schüler und Kollegen“ geleistet habe, wie ihm bei der Abschiedsfeier attestiert wurde.
Zwei weitere Pädagogen kehrten dem GGE auf eigenen Wunsch hin den Rücken: Peter Heuchert wechselte ans Erasmus-Gymnasium nach Denzlingen. Brigitte von Peinen-Kempf zog es nach 20 Jahren am Goethe-Gymnasium ans Marie-CurieGymnasium in Kirchzarten.
Fort von Emmendingen und vom GGE – dafür hat sich auch Günther Braun entscheiden. Zum Beginn des Schuljahres wechselte er an eine europäische Schule im holländischen Bergen, wo er seither Geschichte und Erdkunde in deutscher Sprache unterrichtet. Die Herausforderung habe er gerne angenommen, sagte Günther Braun, der in Bergen mit Kollegen aus neun Ländern Kinder aus zwölf Ländern unterrichtet. Gleichwohl verließ er eigenem Bekunden nach das GGE „nur ungern“. Insgesamt 18 Jahre war er hier tätig. Sechs Jahre davon amtierte er als Verbindungslehrer, vier Jahre lang gehörte er der
Nur einen Platz hinter seiner Mitschülerin landete Robert Vollmert: Vom Bundeswettbewerb Mathematik 1996 kam er mit dem dritten Preis nach Hause. Der damals 17jährige hatte vier Aufgaben zu lösen und mußte sich – wie alle Teilnehmer – verpflichten, daß er fremde Hilfe nicht in Anspruch nehmen werde. Die Aufgaben meisterte der junge Goethe-Gymnasiast eigenem Bekunden zufolge mit „relativ wenig Arbeit“. Kein Wunder: „In Mathematik hatte ich immer eine Eins“. Sein Abitur wird Robert Vollmert im kommenden Jahr ablegen. Danach will auch er seine Mathe-Bücher nicht endgültig zuklappen.
In Mathematik macht Christina Diehl so schnell keiner etwas vor: 1996 belegte die Goethe-Gymnasiastin, damals noch Jahrgangsstufe 12, beim Bundeswettbewerb Mathematik den hervorragenden zweiten Platz. Daß dieser Erfolg Seltenheitswert hat, bestätigte auch Christinas Mathematik-Lehrerin Brigitte Grenacher. Sie erlebte zum ersten Mal, daß eine Schülerin beim Bundeswettbewerb auf den vorderen Plätzen landete. Christina Diehl, die neben Mathematik auch Physik als Leistungskurs belegt hatte, hat im vergangenen Sommer ihr Abitur abgelegt und studiert nun – na was wohl? – Mathematik.
Victoria Marini(s) Fremdsprachenkorrespondentin abi 1980 Express: Hallo Vicky, was machst Du gerade? Marini: Ehrlich gesagt, Du hast mich beim Mittagsschlaf erwischt. Aber keine Sorge. Ich hätte sowieso gleich aufstehen müssen. Hör mal! (Vicky hält den Hörer in den Raum – Babygeschrei!) Express: Ach so ist das. Was ist es denn, Junge oder Mädchen? Marini: Es sind zwei Jungen. Ilias und Konstantin sind gerade zehn Wochen alt. Express: Gratulation! Und nun ist auch klar, warum Du mittags ein Schläfchen brauchst… Marini: Na ja. Bei mir geht es zur Zeit natürlich stressig her. Die Zwerge wollen alle vier Stunden gefüttert und versorgt werden. Zum Glück habe ich Unterstützung. Morgens hilft mein Mann. Mittags kommt meine Mutter. Abends ist Florian wieder dran. Express: Aber viel Zeit für anderes bleibt nicht. Marini: Die Kinder stehen natürlich im Mittelpunkt. Dazu kommt der Haushalt. Aber so schlimm, wie es sich anhört, ist es nicht. Ich kann noch mit Freunden telefonieren. Außerdem bin ich mit den Kindern oft draußen und treffe Leute. Ich bin also weder genervt, noch habe ich Ränder unter den Augen. Express: Du lebst in Freiburg. Hat Dich Baden nie losgelassen. Oder wolltest Du nie weg? Marini: Ich war mehrfach weg und bin immer wieder zurückgekehrt. Direkt nach dem Abi war ich ein Jahr in Amerika. Danach kam ich nach Freiburg, um Romanistik und Anglistik zu studieren. Während des Studiums war ich ein halbes Jahr in Frankreich, eh ich in Freiburg meinen Magister machte. Im Rahmen einer Umschulung bin ich Fremdsprachenkorrespondentin geworden und arbeitete als solche vier Jahre lang in Konstanz. Dann beschloß ich, zu promovieren. In dem Zusammenhang war ich nicht nur in Kanada. Ich bin auch wieder nach Freiburg gekommen. An der Uni hatte ich drei Jahre lang eine Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin. Als die auslief, wollte ich eine Ausbildung in klinischer Linguistik machen. Wegen der Schwangerschaft ist nichts daraus geworden. Express: Denkst Du manchmal an die Schule? Marini: Ja und gerne dazu. Ich muß nämlich sagen, ich bin immer gern in die Schule gegangen. Wahrscheinlich lag das auch an den Leuten. Einige treffe ich heute noch. Express: Und die Lehrer? Was fällt Dir zu Ihnen ein? Marini: Na ja. Es gab welche, die waren nicht so toll, aber es gab gute, an die man sich gern erinnert. Express: Emmendingen liegt vor Deiner Haustür. Kommst Du manchmal in die Stadt? Marini: Gelegentlich. Wenn ich da bin, denke ich: Oh Gott, ist das vollgebaut! Und: Hier hat es aber viele Bäume! Und ich bin erstaunt, wieviel Leute von früher immer noch dort wohnen.
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zu guter letzt „Euer Vereinsname und Eure Anschrift füllen einen Briefumschlag selbst nach eigenmächtiger Verkürzung“, teilte uns Christian Schrenk, Abi 1975, mit und fügte gleich noch eine Frage hintenan: „Wie wär’s mit etwas Kurzem, Knackigem?“ Ja, wie wär’s damit? Gut natürlich. Auch Marlene Huber, Abi 1949, fragte höflich an: „Ist es möglich, einen kürzeren Absender zu nennen als den des Herausgebers?“ Unsere Antwort: Klar, das ist möglich. Aber ehrlich gesagt, mit einem bloßen Änderungswunsch ist es halt noch nicht getan. Wenn schon, dann müssen auch kürzere und/oder knackige Alternativen her. Die „ExPress“-Redaktion – wir geben’s ungern zu – sieht sich damit etwas überfordert. Auch wenn wir uns allesamt schon das Hirn zermartert haben. Bei der Jahreshauptversammlung des Vereins (über die wir deshalb nicht berichten können, weil sie erst kurz vor Drucklegung über die Bühne ging) stand der Punkt ganz obenan. Dabei haben die Anwesenden den Namen „Freunde des GoetheGymnasiums Emmendingen“ vorgeschlagen. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung soll endgültig über die Namensänderung entschieden werden. Zeit und Ort stehen bereits fest: 4. Februar 1998, 19.30 Uhr, im Goethe-Gymnasium Emmendingen. Alle Mitglieder sind hiermit herzlich eingeladen. Wem etwas Tolles einfällt, kann sich gerne auch schon vorher melden, Postkarte genügt. Einmal muß der alte Name dann allerdings noch herhalten: Verein der Freunde und ehemaligen Schüler des Gymnasiums Emmendingen, Redaktion „ExPress“, Neubronnstraße 20, 79312 Emmendingen. Bei einem besonders pfiffigen Vorschlag lassen wir vielleicht sogar eine kleine Belohnung springen. Ein Arbeitswochenende mit dem ExPressTeam, zum Beispiel.
Es grüßt, die Redaktion
Emmendingen hat endlich eine Galerie. Seit November 1996 werden regelmäßig in den renovierten Räumen des historischen Stadttores Wechselausstellungen gezeigt. Eine Arbeitsgruppe des Kulturkreises Emmendingen e.V. versteht sich als Impulsgeber. Sie will zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern ein Forum bieten. Neben fundierten Einführungen in die Ausstellungen werden auch Künstlergespräche angeboten.
Galerie im Tor Lammstraße 30 79312 Emmendingen Tel. 07641/44823
Öffnungszeiten: Do. 17-20 Uhr, Sa. 11-14 Uhr, So. 11-17 Uhr
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Preise über Preise für den Abiturjahrgang 1997. Das Bild zeigt Andreas Adolf (Schulorchester), Christina Diehl (1,o-Abi, Mathematik), Volker Dippmann (Schnabel-Medaille, Geschichte), Andreas Eisenmann (Biologie, Schulchor), Robert Fischer (Verein der Freunde), Anna Hartung (1,o-Abi), Eva-Maria Hug (1,o-Abi, Biologie), Miriam Liedvogel (Verein der Freunde), Michael Meißner (Schulorchester), Miriam Schiewe (1,o-Abi, Scheffelpreis, Schulorchester), Thomas Viereck (1,o-Abi, Physik). Ein Dankeschön ging auch an die Bibliothekshelferinnen Meike Oehlert und Gila Schwab.
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Haltung, plötzlich aus wie unser damaliges Stadtoberhaupt. Wir hatten ungewollt eine surrealistische Personalunion erzeugt. Das wenige, was hier genannt werden kann, steht für vieles Ungenannte mit. Auf dem Gebiet der Fotografie versuchten wir anfänglich einige Male die Herstellung eines Trickfilms, was sich aber als Unternehmung verselbständigte und zur Sache einiger weniger Hartnäckiger wurde. Im Werkraum trieben wir aus Kupferblech Schalen und Armreifen, schnitzten Figuren aus Ytong-Stein, stellten Schachfiguren her aus Ton und auch Lindenholz. Tolle Ergebnisse gab es bei den „Transmissions-Modellen“ mit Triebriemen aus Gummiband und beim „Denk’ mal!“-Denkmal. Die Zinkbleche für unsere Radierungen schnitten wir mit dem Hebelschneider vom großen Blech und richteten sie erst einmal zu. Als freie Unterrichtsprojekte nicht mehr möglich waren, gab ich wenigstens den Schülern der 10. Klassen vier Kanthölzer in die Hand, um damit einen Spannrahmen für die nächste Aufgabe (Malen auf Leinwand) anzufertigen, d.h. auf Gehrung zu sägen; bei nicht wenigen war der Rahmen sehr viel kleiner geworden, bis er endlich gepaßt und geleimt war. Die Ehrfurcht vor dem Handwerk, so meine Hoffnung, war wohl entsprechend größer geworden. Zur Notengebung. Sie erfolgte anfänglich oft im Beisein der Klasse, indem ich mir die Mappen mit den Arbeiten des Halbjahres vorlegen ließ und bei Einsprüchen gleich wußte, wie sie zu behandeln waren. Später ging ich dazu über, die in einer Aufgabenstellung genannten Teilanforderungen einzeln zu benoten, den Durchschnitt auszurechnen und alles auf die Rückseite des Blattes zu schreiben, für jeden jederzeit nachprüfbar. Die Ergebnisse blieben etwa gleich. Und gleich blieb auch, daß die überwiegende Mehrzahl bei mir nicht für die gute Note arbeitete, um die manche Ehrgeizige nachträglich feilschen wollten, sondern für „ihre“ eigene, bestmög-
lich gelöste Gestaltung. Nur in den Grundkursen ging es dann z.T. recht offen um die Punkte. Aber gerade dort war ihre Verteilung, mit seltenen Ausnahmen, am klarsten nachzuweisen. Im Unterricht versuchte ich, den Schülern Mut zu machen zu eigenem Tun, ihre mitgebrachte Begabung zu entfalten, ihnen neue Fenster zur Welt und auf meine Weise wenigstens etwas Freiheit zu öffnen. Diesem Ziel diente auch jede meiner, nach bestem Wissen und Gewissen, erteilten Noten. Welchen Stellenwert die außerunterrichtliche Mitarbeit an der Schule für mich hatte und welcher Art sie stattfand, soll Inhalt meines dritten und letzten Beitrags „Meine Schule und ich“ in der nächsten Ausgabe sein.
Herausgeber: Verein der Freunde und ehemaligen Schüler des Gymnasiums Emmendingen Neubronnnstraße 20, 79312 Emmendingen Vorsitzende: Annegret Steinberg Christian-Kiefer-Weg 13, 79312 Emmendingen Telefon: 07641/7672 Redaktion Express: Bernd Kellner, Telefon: 07641/41107 e-mail: K.-H.Grimm@t-online.de Maikka Kost, Ulrich Sillmann, Fax: 0761/51310 Anschrift der Redaktion: c/o Bernd Kellner Schlosserstraße 30, 79312 Emmendingen Mitarbeiter dieser Ausgabe: Helga Knopf, Hanne Rattinger, Hans Götter, Gert Greitemeyer, Wolfgang Hetz, Heinz-Michael Röll, Walter Grimm, Ulrich Muschelknautz (Fotos).