VAN LOOK Lichthorizont
1. Auflage zur Eröffnung der 7. Kunstausstellung im Max-Planck-Haus am Hofgarten in München.
Impressum
Herausgeber: Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., München © 2002 Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. Hans-Günther Van Look Projektmanagement: Claudia Rönn-Kollmann Redaktion und Gestaltung: quad.rat Corporate Communications GmbH, Freiburg Fotografen: Hartmut Schmidt und Bernhard Strauss, Freiburg Lithografie: Scanstudio Jäkle, Freiburg Druck: Burger Druck e.K., Waldkirch-Kollnau Printed in Germany
Abbildung Titel: Ausschnitt aus »Großer Horizont – Pylon I, 97-L-01«, Seite 47
Inhalt
6
»Die scheinbar bevorzugte Rolle des sichtbaren Lichts«,
Prof. Dr. Werner Hofmann
Auszug aus dem Manuskript S. 54/55 »Astronomie bei höchsten Quantenenergien« 9
Dr. Barbara Bludau
11
Prof. Dr. Dieter Ronte
26
Dipl.-Psych. Claudia Rönn-Kollmann
27
Hans-Günther Van Look
Vorwort Von der visuellen Erkenntnis Kunst und Wissenschaft im Dialog
»Die ultramarine Handschrift Cézannes«ans-Günther Van Look,
Auszug aus dem unveröffentlichten Buchmanuskript »Die ultramarine Handschrift CézanAuszug aus dem unveröffentlichten Buchmanuskript
28
»Bei alledem meint Licht«
Prof. Dr. Joachim E. Trümper
Auszug aus dem Manuskript S.37 »Licht — « 29
»Für die andere Tochter der Minerva«
Prof. Dr. Fritz Aldinger
Auszug aus dem Manuskript S.53 »Die Kinder Minervas« 31
Die Spannung zwischen Horizontalität und Vertikalität,
Prof. Dr. Hans H. Hofstätter Pylon und Landschaft
36
Prof. Dr. h.c. Horst Linde
37
Prof. Dr. Joachim E. Trümper
50
Hans-Günther Van Look
Die Betrachtung künstlerischen Schaffens Licht —
»Die ultramarine Handschrift Cézannes«ans-Günther Van Look,
Auszug aus dem unveröffentlichten Buchmanuskript 53
Prof. Dr. Fritz Aldinger
54
Prof. Dr. Werner Hofmann
58
Dr. Miloˇs Vec
60
Hans-Günther Van Look
66
Prof. Dr. Dr. Florian Holsboer
68
Hans-Günther Van Look
Reflexionen
70
Hans-Günther Van Look
Leben, Ausstellungen, Projekte
78
Dr. Joachim Rheinstein
79
Priv.-Doz. Dr. Ilme Schlichting
80
Prof. Dr. Jürgen Troe
81
Dr. Fritz Keilmann
81
Prof. Dr. Winfried Denk
82
Dr. Werner Jahn
Die Kinder Minervas Astronomie bei höchsten Quantenenergien
Fortschritt ohne Schattenseiten Der ästhetische Widerstand »Licht ist der wichtigste äußere Stimulus«
Licht Gedicht »Licht«
»Spektroskopie und photochemische Kinetik«
»Ohne Licht bleibt es in unserem Mikroskop dunkel« »Lichtmikroskopie«
»Licht als Bildelement und das Problem der Wahrnehmung
abstrakter Malerei« 86
Van Look
Literaturdokumentation
6 7
»Die scheinbar bevorzugte Rolle des sichtbaren Lichts hängt primär damit zusammen, dass die Erdatmosphäre
nur in relativ wenigen Energiefenstern transparent ist; Prof. Werner Hofmann, Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg
in den meisten Bereichen erreicht die Strahlung den Erdboden nicht und die Evolution der Sinne hatte daher nie eine Notwendigkeit, sich darauf einzustellen.«
Lichthorizont, 02-P-01
テ僕, Bテシtten
136 x 88 cm
2002
Lichthorizont – Lichtung, 02-P-02
Öl, Papier
80 x 60 cm
2002
8
9
Max Planck, der Namensgeber unserer
zu sechzehn ausgewählten Themen ihrer
Gesellschaft, überlegte als junger Mann intensiv,
aktuellen Arbeiten aus Physik, Chemie, Biologie,
ob er Musik, Altphilologie oder Physik studieren
Recht, Geschichte – nicht davon, dass zumindest
sollte. Hätte er Musik gewählt, wäre er Pianist,
Wissenschaftler keine Scheu haben, zwischen
Cellist oder Komponist geworden – vielleicht
den vermeintlich getrennten Welten zu wandern?
trüge eine Musikgesellschaft oder ein großes Festival heute seinen Namen. Für ihn, den
Ein Gedankenaustausch mit Hans-Günther
außergewöhnlichen Physiker, gab es keine
Van Look im Frühjahr 2002 über die Bedeutung
zwei miteinander unvereinbare, doppelte Staats-
von Licht in seiner und für seine Malerei
bürgerschaften nahezu ausschließende Welten:
erinnerten mich an Gespräche mit Wissenschaft-
Wissenschaft hier und Kunst dort.
lern, für die dasselbe Phänomen »Licht« von entscheidender Bedeutung ist.
Auch für Albert Einstein, Mitglied der KaiserWilhelms-Gesellschaft, gehörten Kunst und
Was geschieht z. B., wenn Künstler und
Wissenschaft ganz selbstverständlich zusammen:
Wissenschaftler einander erkennen, den Blick
»Wo die Welt aufhört, Schauplatz des persön-
des anderen auf das ihnen so vertraute
lichen Hoffens, Wünschens und Wollens zu sein,
Element hinnehmen?
wo wir uns ihr als freie Geschöpfe bewundernd,
wenn Künstler und Wisse
fragend, schauend gegenüberstellen, da treten
Die Max-Planck-Gesellschaft ist eine Forschungs
wir ins Reich der Kunst und Wissenschaft ein.
gesellschaft mit dem Schwerpunkt im Grenzbereich
Wird das Geschaute und Erlebte in der Sprache der
zum Unbekannten, Noch-nicht-Entdeckten, Noch-
Logik nachgebildet, so betreiben wir
nicht-Verstandenen, Noch-nicht-Erinnerten, ein Ort
Wissenschaft, wird es durch Formen vermittelt,
für mutige Versuche, für Neugier, für Annäherun
deren Zusammenhänge dem bewussten Denken
gen, für intelligentes Irren, für Durchbrüche, für das
unzugänglich, doch intuitiv als sinnvoll erkannt sind,
Entstehen neuer Qualitäten –
so betreiben wir Kunst.«
vielleicht auch ein belastbarer Brückenkopf zu anderen Künsten.
Zeugt das Abschiedsgeschenk der wissenschaftlichen Mitglieder der Max-Planck-Gesellschaft an ihren scheidenden Präsidenten Hubert Markl im Juni 2002 – eine musikalische Komposition Dr. Barbara Bludau, Generalsekretärin der Max-Planck-Gesellschaft, München
Was geschieht z. B.,
Großer Lichthorizont, Cadaqués
Öl, Leinwand
240 x 170 cm
1988/3
10
11
Von der visuellen Erkenntnis
Künstler streben nach Horizonten. Malerei ohne
Van Look kommt diesen freiheitlichen Über
Horizont ist dem Mittelalter verantwortet. Mit
legungen entgegen. Seine Kunst ist eine
der Renaissance ergeben sich andere Visionen. Der
Projektion, die aus dem Inneren heraus agiert.
Künstler versucht das darzustellen, was
Ebenso integriert sie das Erfahrene aus seinen
über die alltägliche Wirklichkeit hinausgeht.
Wirklichkeiten um ihn herum. Deshalb sind die
Der Künstler als Alter Deus.
Lichtprojektionen in der fünfstufigen Anordnung – fünf als abendländische Zahlensymbolik, im
Seit dieser Zeit agierte er nicht mehr in den
Farbenrhythmus ihres Entstehens – in der Max-
Gilden der Handwerker. Er fühlt sich frei. Er
Planck-Gesellschaft München als Prozess abzule-
sucht die Akademien und gründet sie. Er wird
sen, der wie eine Metapher wissenschaftlichem
der Universalist als Künstler und Wissenschaftler:
Denken entspricht.
der Allrounder, der Humanist und Generalist. Mitarbeit bedeutet für ihn mehr und mehr
Der Maler erforscht. Er negiert jeden Auftrag.
Unterordnung, Zuordnung und Nachordnung
Er verweist auf sich selbst zurück. Die Bilder
des zu Erbringenden.
sind nur durch sich selbst erkennbar. Darüber hinaus aber eröffnen sich die Horizonte, deren
Mit dem Beginn der Neuzeit sind Künstler
Entdeckung Pionierarbeit bedeutet. Van Look
anders organisiert, besonders die bildenden. Auf
lässt Wissen, Erfahrung, Technik und Fantasie
dieser neuen Grundlage ergibt sich die Trennung
in großen Tableaus explodieren, die sich als
der Künste von den Universitäten. Deshalb
nicht architekturimmanent, aber doch als
hat Picasso, das große, vielleicht größte Genie
architekturbestimmend verifizieren lassen.
des letzten Jahrhunderts, nie einen Nobelpreis bekommen.
Die Bilder sind nicht für den Ort geschaffen. Sie ruhen in sich, sie sind als visuelle Lösung
Doch zugleich haben die Künstler sich selbst gefor-
autonom. Das schließt nicht aus, dass sie
dert, um im visuellen Bereich das
als offene Kunstwerke, als opera aperta, wie es
systematisch zu betreiben, was wir Grundlagen
Umberto Eco formuliert hat, den unterschied-
forschung nennen können. Sie haben es seit
lichsten Gedankengängen als Option dieses
der Renaissance noch in angewandten Bereichen
Handelns entsprechen.
getan, also im bezahlten Auftrag von; seit der
>>
französischen Revolution mehr und mehr im eigenen Auftrag – also aus sich selbst heraus. Damit haben sie sich jeglicher Funktionalisierung entzogen. Dieses nicht funktionalisiert Werden (Gallilei!), ist zugleich auch eine bedeutende Vor aussetzung für die theoretischen Wissenschaften – Prof. Dieter Ronte, Kunstmuseum Bonn
sonst bleiben Erkenntnisse nur spärlich.
Hier liegt eine weitere Bindung an Wissenschaft
12 13
verankert. Van Look kommt den Gedanken Max Plancks nahe, der ohne künstlerische Inspiration nicht nachdenken konnte oder wollte. Logik ist ohne Fantasie nicht denkbar. Wissenschaft ist ohne Fantasie traurig. Ohne Zufall können Wissenschaft und daraus abgeleitete Logik nicht agieren. Neugier ist ein bestimmender Faktor von Kunst. Ohne Neugier ist Wissenschaft nicht möglich. Ohne die Möglichkeit des Irrtums sind weder Wissenschaft noch Kunst möglich. Fantasie garantiert Kunst. Beide suchen das Experiment. Der Begründer des Museum of Modern Art in New York, Mr. Barr jun., hat es wie folgend formuliert: »Das Museum ist das Labor, die Besucher sind eingeladen, an den Experimenten teilzunehmen.« Dieser experimentelle Charakter ist wissenschaftlich und künstlerisch bedeutsam, wenn die Politiker die Gesellschaft noch ernst nehmen sollen. Denn ohne den Gedanken des Experiments, der Scheitern einschließt, sind Vorausschauung und Visionen nicht möglich. Dann würden sich alle Weltbilder immer mehr der Farbe entziehen, immer grauer werden, den Horizont vernachlässigen, weil sie nur noch um sich selbst kreisen; denn es fehlt ihnen die Kraft zu neuen Ufern. Die Lichthorizonte tragen deshalb einen Auf forderungscharakter in sich, der nur schwer zu negieren ist. In visionsarmen Zeiten bedarf es dazu einer äußersten Ehrlichkeit, die im Betrachter ebenso liegt, wie in dem Produzenten dieser Bilder.
Lichthorizont, 93-L-21
テ僕, Leinwand
240 x 170 cm
1993
Meditation Lichthorizont I, Hommage à Cézanne, 02-L-01
Öl, Leinwand
310 x 200 cm
2002
Meditation Lichthorizont II, Hommage à Cézanne, 02-L-02
Öl, Leinwand
310 x 200 cm
2002
Meditation Lichthorizont III, Hommage à Cézanne, 02-L-03
Öl, Leinwand
310 x 200 cm
2002
Lichthorizontwand I
Maggia-Granit
23 x 68 x 3,5 cm
1998
Lichthorizontwand II
Maggia-Granit
19 x 66,5 x 4,5 cm
1998
Lichthorizontwand III
Maggia-Granit
32 x 70,5 x 5,6 cm
1998
26
27
Kunst und Wissenschaft im Dialog
Van Look erkennt, dass er nur Ausschnitte aus Unendlichem formulieren kann – den ikono graphischen Lichthorizont. Die Erkenntnis, nur im Fragmentarischen der Vollendung nahe zu kommen, verursacht fortwährenden Zweifel und ein stets suchendes Fragen. Was ist da nahe liegender, als dass der Künstler seinen inneren Dialog öffnet, um im direkten Dialog mit den Wissenschaften Antworten zu finden. War es nicht das gleiche Denken, dass Werner Heisenberg zur folgenden Feststellung brachte? »Wissenschaft wird von Menschen gemacht. Dieser an sich selbstverständliche Sachverhalt gerät leicht in Vergessenheit, und es mag zur Verringerung der oft beklagten Kluft zwischen den beiden Kulturen, der geisteswissenschaftlichkünstlerischen und der technisch-naturwissenschaftlichen, beitragen, wenn man ihn wieder Dipl.-Psych. Claudia Rönn-Kollmann, Freiburg
ins Gedächtnis zurückruft.«
»Um das unsichtbar Vorhandene ins Sichtbare zu stellen, wenden wir uns dem Mysterium des Lichtes zu
und erfahren in der Hellung seines Erscheinens die Gegenwärtigkeit endlicher Welt,
in der die Künste ein entschiedenes Gleichgewicht
gegen die Belastbarkeit der Zeit bewirken.
Diese andere Existenz des Lichtes und seine Immaterialität werden es sein,
die durch Zeugnisse der Kunst letzten Endes das wirklich Bedeutsame hervorheben. Die abendländische Geschichte der Malerei wird das Mysterium des Lichtes,
seine phänomenologische Erscheinungsweise, als höchste Wahrnehmungsform unserer erfahrbaren Welt neu beschreiben müssen –
radikaler!«
Hans-Günther Van Look, »Die ultramarine Handschrift Cézannes« Auszug aus dem unveröffentlichten Buchmanuskript
28 29
Bei alledem meint »Licht« heute nicht nur das
traditionelle sichtbare Licht, sondern auch Radio-, Infrarot-, Ultraviolett-, Röntgen- und Gammastrahlung. Dies bedeutet eine Erweiterung des
Lichthorizonts ganz besonderer Art: Der astronomisch genutzte Bereich des elektromagnetischen Wellen-Spektrums Prof. Joachim E. Trümper Max-Planck-Institiut für Extraterrestrische Physik, Garching
ist von einer auf über 60 Oktaven angewachsen!
Für die andere Tochter der Minerva, die Wissenschaft,
ist Licht auch in erster Linie Medium beim Entdecken von Vorhandenem,
beim Erkennen von Wahrheiten und beim Entschlüsseln von Gesetzmäßigem. Prof. Fritz Aldinger, Max-Planck-Institut für Metallforschung, Stuttgart
Für die Wissenschaft ist Licht aber mehr.
Lichthorizont-Lichtung, 02-P-03
テ僕, Papier
80 x 60 cm
Endfassung 2002
30
31
Die Spannung zwischen Horizontalität und Vertikalität, Pylon und Landschaft
Die Ausstellung 1997 in der Deutschen Bank
Alle diese Komponenten: Malerei, Umgang
Freiburg zeigte eine Schnittstelle in der
mit Lichtgestaltung an gebauten Wänden,
Entwicklung von Van Looks Schaffen, eine neue
Raumvisionen durch bildnerische Faltungen von
Formfindung, die auf die bisherigen Bilder als
Aluminiumfolien, vereinigen sich nun in den
Grundlage zurückgreift, jetzt aber neue Aspekte –
sogenannten Pylon-Bildern. Angeregt wurden
formal wie inhaltlich – aufweist. Neu ist auch
sie durch Reisen nach Ägypten, zuletzt im
schon rein äußerlich der Titel seiner jüngsten
Dezember 1996, wobei die extremen Licht
Arbeiten: Nicht mehr nur »Lichthorizont«, sondern
kontraste des durch die Zwischenräume der
»Horizont-Pylon«.
Pfeiler aufglühenden Lichts, diese als schwarze Masse erscheinen ließen. In Gedanken zu
Was heißt und bedeutet »Horizont-Pylon«?
seiner Malerei äußerte Van Look einmal, dass in seinen Bildern »Schwarz keine Farbe der
Es bedeutet – und das ist aus dem Titel zunächst
Dunkelheit, sondern die Farbe des dunkelsten
nicht ablesbar – dass sich in diesen Bildern
Lichtes« sei. In den sogenannten Pylon-Bildern,
einige Komponenten zusammenschließen, die
die an den Pfeilersaal im Taltempel des Chephren
wir im Werk Van Looks bisher getrennt beobachtet
in Gise aus der Zeit um 2 500 v. Chr. erinnern,
haben. Wir kennen ihn vorab als Maler der
ist nicht nur der überwältigende Eindruck jener
Lichthorizonte. Man kennt ihn auch als Gestalter
Architektur reflektiert, sondern zugleich das
von Glasfenstern, besser Glasbildern, die einen
Schwarz relativiert: es ist nicht ein Schwarz gegen
architektonischen Rahmen voraussetzen, eine
ein Weiß, sondern eine vom Licht überstrahlte
Wand mit Öffnungen, durch die das Licht ein-
Materie, die sich unserem rationalen Erkennen
dringt, das durch seine Fenster Gestalt annimmt,
zwar entzieht, aber nicht weniger präsent bleibt.
zur Lichtgestalt wird. Van Look ist außerdem Bildhauer, aber in einem besonderen Sinne.
Van Look gebraucht den Begriff »Pylon« dabei
Denn bei seinen bildhauerischen Arbeiten geht
nicht als archäologischen Terminus, sondern
es nicht so sehr um plastische Körper, sondern
er verwendet ihn irrational als eine vom Fremd
um Raumgestaltung.
klang des Wortes inspirierte Metapher für ein subjektives Vor-Ort-Erlebnis: Dieses ereignete
Prof. Hans H. Hofstätter, Freiburg
Ein Rezensent sprach einmal anlässlich einer
sich in Stunden extremer Lichtbrechungen,
Ausstellung dieser Arbeiten zutreffend von »einer
bei denen das statische Gemäuer geradezu
originären Raumsensibilität«, die heute selten
entmaterialisiert erschien und eine transzendente
geworden ist.
Dimension erhielt. Das materiell Gebaute steht da nicht mehr im Gegensatz zum immateriellen Licht, sondern es vermählt sich mit ihm zur Zeugung einer immateriellen Architektur, die Van Look in seinen Bildern darstellt. >>
32 33
Durch diese neue Form in den Bildern wird ein
sondern Landschaft als komplexes Symbol des
Dualismus bewusst, der die Malerei Van Looks
Austauschs von oben und unten, des Ineinander
schon immer mitbestimmt hat, den ich bisher
wirkens der irdischen und überirdischen Kräfte,
aber immer nur am Rande angesprochen hatte:
mit denen der Mensch konfrontiert ist, die sich
Die Spannung zwischen Horizontalität und
aber nicht vor ihm, sondern in ihm abspielen.
Vertikalität. Nicht dass Van Look bewusst auf diese pytha Van Look geht von der Horizontalen aus, von
goräische Weltsicht zurückgegriffen hätte,
der alles aufersteht, vor allem der Mensch. Die
vielmehr teilen sich uns durch den Künstler Ein
Horizontale im Allgemeinen ist Grundform
sichten mit, die zum grundlegenden Erbe
der Landschaft, die in der Tradition der Land
menschlicher Erfahrung gehören und im Unbe
schaftsmalerei aus Vordergrund, Mittelg rund
wusstsein weiter gegeben werden. Das will
und Hintergrund komponiert ist. Van Look setzt
ich hier nicht vertiefen, sondern auf ein anderes
diese Komponenten des Landschaftlichen,
Phänomen verweisen:
ähnlich wie in der frühen abendländischen Buchmalerei, in Streifen um, fügte aber – und
Das Bild besteht seinem Wesen nach aus Farbe,
das ist entscheidend – zur bisher üblichen
und das schon früh in den Horizontbildern
Dreiteiligkeit zwei weitere Streifen hinzu: Über
angelegte Leitmotiv ist ein blaues Licht, das,
Vorder-, Mittel- und Hintergrund je einen Streifen
vom hellsten Weiß überhöht, modulierend über die
für Firmament und Kosmos. Und jeder dieser
Horizonte bis ins tiefste Schwarz hinüberschwingt.
Streifen zeigte ein eigenes Landschaftsbild,
Dieses Blau ist zu einem Synonym
bestimmt von einem alle Sphären durchdringen-
für Van Looks Bilder geworden, das der Künstler
den Lichthorizont.
auf die Erfahrung der Landschaft um Cadaqués, seinem zweiten Wohnsitz, zurückführt. Aber
Diesem Aufbau in fünf Stufen begegnet man in
Van Look ist am Oberrhein aufgewachsen, wo
der Zahlensymbolik des Abendlandes häufig. Zum
die Berge und Vorberge des Schwarzwaldes
ersten Mal finden wir sie so exemplarisch in
durch wetterabhängige Lichterscheinungen in
der Anschauung der Pythagoräer, für welche die
tiefem, strahlendem Blau erscheinen. Solche
Fünf Symbolzahl der sogenannten pythagoräischen
Phänomene, deren Lichterscheinungen aus dem
Hochzeit oder der pythagoräischen Verbindung,
Wasserhaushalt des Rheingrabens resultieren,
Verschmelzung ist. Diese Vereinigung setzt sich
kann man so nur in dieser Landschaft erleben,
aus der geraden Zahl Zwei, welche die Pytha-
und sie haben schon die Vorfahren im Mark
goräer als weiblich betrachteten und der unge-
gräflerland dazu bewegt, ihren Hausberg bei
raden Zahl Drei, die sie als männlich sahen,
Müllheim den »Blauen« zu nennen.
zusammen. Zwei plus Drei, wie auf den Bildern Van Looks. Man könnte aus diesem Zahlenspiel fol-
Dieses Blau wird in den Bildern Van Looks
gern, dass die männliche Gruppe, mit drei
zu einer Synthese der Landschaften, die ihn
Elementen, höher bewertet wird als die weibliche
beeindrucken und für ihn zu einem Erlebnis
Gruppe, was zutrifft. Andererseits aber ist die
verschmelzen: das Land am Oberrhein und
Dreizahl, dem irdischen Bereich – Vorder-,
die Costa Brava Spaniens. Am Oberrhein auf-
Mittel- und Hintergrund – zugeordnet; die weib-
gewachsen, hat er hier seine Blauerlebnisse
liche hingegen dem transzendenten kosmischen
gespeichert, ohne sich dessen bewusst gewesen
Bereich.
zu sein, und er glaubte, dieses Blau im Himmel und im Meer von Cadaqués neu zu entdecken,
Die Dreizahl hat hier ihren Ort in der irdischen
aber es war ein Wiedererkennen dessen, was er
Verhaftung. Die Zweierzahl zieht uns in den
schon längst erfahren hatte.
überirdischen Bereich. Und im Vorgang des Malens vollzieht Van Look zugleich die tatsächliche
Vielschichtig ist der Deutungsspielraum dieser
komplexe Verflechtung, indem er dieser Dynamik
Farbe, die Johann Wolfgang Goethe in seiner
von unten nach oben entgegenwirkt. Er beginnt
Farbenlehre interpretiert als die Farbe, die
den Akt des Malens von oben und malt nach
Sehnsucht weckt und in die Ferne zieht. Oswald
unten, beginnt also im weiblichen kosmischen
Spengler deutet Blau als faustische Farbe,
Bereich, und die meisten Bilder lassen erkennen,
die Unruhe signalisiert und zum Grübeln, Suchen
dass oben die stärkste Bewegtheit stattfindet,
und Forschen führt. Wassily Kandinsky erkannte,
dass dort der größte formale Ausdruck mit dem
je tiefer das Blau, desto mehr ziehe es den
größten inhaltlichen Ausdruck verschmilzt. Von
Menschen ins Unendliche und wecke in ihm die
hier aus dringt er mit der Malerei in die unteren
Sehnsucht nach Übersinnlichem. Der blaue
Bereiche. Die Möglichkeit des heftigen mitein-
Himmel eines Sommertages erfüllt uns aber
ander Ringens als heftiges sich Durchdringen
auch mit Ruhe, festlicher Heiterkeit sogar. So hat
wird in der Gesamterscheinung der Bilder sichtbar,
Romano Guardini einmal auf einem Trödelmarkt
wobei dieses kosmische dynamische Geschehen
eine einfache blaue Schale gekauft, die ihm einen
immer von der obersten Zone ausbricht und in
Eintrag in sein Tagebuch wert war, der wie ein
die unteren Bereiche hineinspielt. Dabei wird die
japanisches Heiku-Gedicht klingt: »Ich habe mir
neue Dimension des Landschaftlichen deutlich
eine blaue Schale gekauft und war fröhlich damit«.
erkennbar: Landschaft nicht mit dem Blick aus dem
>>
Fenster oder auf der Wanderung erlebt, Bedeutsam ist neben der Farbe in den Bildern
Lichthorizont, 02-L-04
テ僕, Leinwand
240 x 170 cm
2002
34 35
Van Looks aber auch deren formale Struktur.
Bereich auf den Lichthorizont im oberen Teil
Auffallend ist ja, dass Van Looks Landschaften
des Bildes hin, dem Minor des Goldenen Schnitts.
keine breitformatigen Bilder sind, wie in der
Hier ist die Tektonik überwunden, unauslotbare
Landschaftsmalerei sonst überwiegend üblich,
Tiefe öffnet sich, ein Bild im Bild, das jenen Ein
sondern Hochformate, vertikale Bilder. Die Vertikale
druck geistiger Freiheit und Phantasie vermittelt,
aber ist keine Dimension der Landschaft, sondern,
der im unteren Teil bewusst versagt worden war.
wie schon oben gesagt, die des Menschen. Und wir finden seine Spuren in diesen Bildern – nicht
Die Auseinandersetzung mit dem neuen Thema
nur in den Pinselspuren, weil
war bereits in einer Lithoserie von 1996 vorbereitet
ein Mensch sie gemalt hat, sondern in den Pro
worden, in der das Lichtphänomen in
portionen. Wie der aufrecht stehende menschliche
seiner Hell-Dunkelwertigkeit, das Durchbrechen der
Körper mit seinen symmetrischen Fixpunkten,
tektonischen Zwischenräume durch gleissendes
die sich durch waagrechte Linien verbinden
Licht, in konzentrierter, aber auch verein-
lassen, sind die Horizonte nach dem Proportions
fachter Form dargestellt wurde. Die daran
gesetz des Goldenen Schnittes aufgebaut, ein
thematisch anschließenden Bilder zeigen dann
Gesetz, das auch die Griechen vom Körper
die konsequente Durcharbeitung im großen
des Menschen – und das heißt aus der Selbst
Format, in dem sich die Grundgedanken –
erfahrung – auf ihre Tempelarchitektur übertragen
gegenüber der reinen Schwarzweißgraphik –
haben. Wie in der menschlichen Gestalt gibt es
noch viel einsichtiger der Anschauung stellen.
auch in den Bildern geringfügige Abweichungen vom strengen Proportionskanon, aber gerade
Ein weitere Thematik erwächst aus dem
diese verschaffen der Gestalt wie den Bildern
Ägyptenerlebnis Van Looks und schließt doch
ihre Individualität und Lebendigkeit.
zugleich an ein altes Grundthema seiner Malerei an, so
Und das Aufwachsen durch die fünf Horizonte
dass auch hier die Themenbereiche nahe
der Landschaft versinnbildlicht zugleich das
zusammenrücken. Es ist das Thema des Berges
geistige Streben: aus der größten Nähe – dem
als Königsg rab, im Alten Reich als Pyramide
Vordergründigen – zur letzten erreichbaren Sphäre
dargestellt. Diese Anlage reicht mit ihren Wurzeln
zu gelangen: dem Kosmos, der Vereinigung
in die Vorgeschichte zurück. Das oberägyptische
des Endlichen mit dem Unendlichen.
Häuptlingsgrab bestand wahrscheinlich aus einem gewaltigen Sandhügel, der aus der Ebene aufragte
Hier liegt auch die Affinität zum Ägyptenerlebnis.
und den toten Herrscher bedeckte. Die in Stein
Grundfragen der altägyptischen Religion sind
umgewandelte und zu mathematischer Klarheit
die Schaffung und Erhaltung des Lebens sowie
abstrahierte Form des Hügelgrabes ergab die
seine Fortdauer über den Tod hinaus, und zwar
Pyramide. Der mythologische Hintergrund war
im Kosmos wie auch auf der Erde. Diese Zentral
der aus dem Urwasser emporragende Urhügel,
idee wird nicht nur in ägyptischen Bildern aus
aus dem nach der ägyptischen Weltentstehungs
gedrückt, sondern auch in der Architektur. Das
lehre der Sonnengott herausgekommen war.
Königsgrab war Wohnstätte für die Ewigkeit, ein
Ebenso erhofft sich der König nach seinem Tode
vorgelagerter Tempel diente der Versorgung des
aus diesem himmelwärts aufragenden Grabmal
Verstorbenen. Auf dieser Vorstellung von gebauter
den Aufstieg zu den Göttern (nach Westendorf).
Architektur im Diesseits mit der Perspektive auf den Kosmos sind die neuesten Bilder Van Looks
In den Bildern Van Looks werden viele dieser
entstanden.
Gedanken thematisiert. Das Heraufwachsen der Pyramide durch die Zeitschichten der Prähistorie
In dem »Horizont-Pylon« ist dies programmatisch
ebenso wie der Aufstieg durch die Horizonte
Bild geworden. Im unteren Teil, dessen Höhe dem
der Geschichte über das Firmament zum Kosmos:
major, dem größeren Teilbereich des Goldenen
Der »Königsweg« der Pharaonen zur geistigen
Schnitts entspricht, stehen wir der symbolischen
Vollendung. Die Verkleinerung des Pyramidenbaus
Tektonik jener Pfeiler aus dem Chephren-Tempel
in seiner Spiegelung mit der Spitze nach unten,
zu Gise gegenüber, die sich dunkel gegen das
durch die unteren Horizontschichten, erinnert an
einstrahlende Licht behaupten. Ihr Dunkel ist nicht
ihren Aufstieg aus dem Urgewässer.
Abwesenheit von Form und Gestalt, sondern im Gegenteil belebt von Sichtbarkeit, von vertikalen
Damit wird der Horizontgedanken der Bilder
dünnen weißen Linien, die das Tektonische der
Van Looks erweitert: Er wächst nicht nur vom
schwarzen Pfeiler nochmals betonen. Und das
Vordergrund auf, sondern kommt aus der Tiefe,
einstrahlende Licht ist nicht einfaches Leinwand
aus Urgründen, auch des Bewusstseins. Und
weiß, denn dann wäre es nur Zwischenraum
so verbindet er sich folgerichtig mit einem
zwischen den Pfeilern, sondern das Weiß ist durch
anderen Leitmotiv der Bilder Van Looks, dem
strukturierte Farbe verlebendigt, es kommt buch-
des Berges, dem abstrahierten blauen Berg,
stäblich auf uns zu.
der in der Tiefe gründet, im Firmament seinen Gipfel erreicht, dem der Kosmos sich neigt.
Im unteren Teil der Pfeiler, ganz in den irdischen Bereich eingebunden, sanft aufglühende blaue Farbe, das Blau, das in die Ferne zieht. Dieses Blau klingt hier an und weist schon im dunklen
Lichthorizont-Aqua, 02-L-05
テ僕, Leinwand
116 x 81 cm
2002
36 37
Die Betrachtung künstlerischen Schaffens – hier bezogen auf die Künste der Malerei und Bildhauerei – unterliegt unterschiedlichen, meist subjektiven Sichtweisen.
So betrachten wir als Architekten über vielfältige
viele seiner Glasfenster durch Zeichnung,
enge Beziehung den Künstler als unseren Partner
Leuchtkraft und Transparenz eine Überhöhung
auf dem Weg des Erschaffens. Aus dem unmittel-
räumlicher Atmosphäre.
baren Dialog der Auseinandersetzung um ein Werk und dem gemeinsamen Erlebnis des Schaffens
Der Maler Van Look webt mit seiner Bildsprache,
prozesses, entsteht tieferer Einblick in die höchst
wechselnd zwischen spannungsvoller Farb
sensible, subjektive Gedankenwelt eines Künstlers.
komposition und differenzierenden, meditativen
Solches modifiziert Maßstäbe zur Beurteilung von
Kompositionen und Farben. Im Zwischenfeld
Kunst.
entstehen Bilder, die der Maler Lichthorizont nennt, kräftig gefügt und gebaut – wie eine musikalische
Der zumeist analytisch-akademisch betrachtende
Fuge. Die Eigenart der Werke Van Looks beruht in
Kunstwissenschaftler sieht das Ergebnis künst
der raumbildenden Kraft seiner Malerei, in einem
lerischen Schaffens eher aus der Distanz und über
ausgeprägt ästhetischen Sinn und
theoretische Kategorien. Aus solcher Erfahrung sind
seinem nuancierten Umgang mit Komposition
unterschiedliche und subjektive Betrachtungen und
und Farbe.
Bewertungen wohl begründet und daher legitim. Aus dieser Sicht beruht meine Beziehung zum Künstler und Menschen Van Look auf ganz persönlicher Erfahrung mit der reichen Welt seines künstlerischen Schaffens. Dabei beobachte ich staunend, wie jedes seiner Werke aus einem tiefen ästhetischen Grundbedürfnis erwächst und durch geistigen Anspruch Inhalt und Gestalt gewinnt. In den zahlreichen Glasfenstern kommt die Fähigkeit Van Looks zum Ausdruck, das Material Glas durch straffe Strukturen, Kompositionen und Farbwerte dem Inhalt und der Idee einer
Prof. Horst Linde,
Aufgabe dienstbar zu machen und aus der
Freiburg
materiellen Bindung zu befreien. So erreichen
Licht – Lichthorizonts ganz besonderer Art: Der astronodas ist die Grundlage des Lebens auf der Erde
misch genutzte Bereich des elektromagnetischen
und Wegbereiter für die biologische Evolution
Wellen-Spektrums ist von einer auf über
bis hin zum Menschen unserer Tage. Eine
60 Oktaven angewachsen! Dabei wird, um ein
ganz wesentliche Rolle hat dabei in den letzten
Wort Ernst von Khuons zu gebrauchen, »das
tausenden von Jahren die Astronomie gespielt,
Unsichtbare sichtbar gemacht.« Dieser Vorstoss in
die das Licht der Gestirne einfängt, um darin
das Unbekannte hat uns viele Entdeckungen und
Antworten auf die uralten Fragen nach dem Beginn
Erkenntnisse in allen Bereichen beschert – von
und Aufbau des Kosmos und der Stellung des
den sonnennahen Kometen bis zu den fernsten
Menschen zu finden. Die Astronomie als älteste
Quasaren, von den wahrhaft winzigen Neutronen
Naturwissenschaft hat nicht nur die Entstehung der
sternen bis zu den gewaltigen Galaxienhaufen
Physik, deren Teil sie heute ist, angestossen und
als den grössten physikalischen Gebilden im
ihre Entwicklung nachhaltig beeinflusst. Unser gan-
Universum.
zes naturwissenschaftliches Weltbild ist in besonderem Maße von den Erkenntnissen der Astronomie
Nicht zuletzt erzeugen die modernen Teleskope,
geprägt, und diese haben auch ihre Spuren in
gleich welcher Colour, phantastische Bilder-
Philosophie und Religion hinterlassen.
Gemälde der Natur -, die an Aussagekraft und
Im Laufe der Geschichte sind die »Lichthorizonte«
schaftler wie Laien immer wieder in ihren Bann
immer weiter nach draußen verschoben worden.
ziehen. Sie sind in ihrer Art und Entstehungsweise
Im frühen 17. Jahrhundert waren es die epochalen
komplementär zu den herrlichen Lichthorizonten
Entdeckungen in unserem Planetensystem mit
Van Looks, die auf ihre Weise das Verhältnis von
dem gerade erfundenen Fernrohr – Sonnenflecken,
Mensch, Natur und Kosmos thematisieren.
Schönheit ihresgleichen suchen und Wissen
Jupitermonde, Phasen der Venus, die den Beginn der naturwissenschaftlichen Revolution markieren. Dabei waren die Entfernungen Lichtminuten bis -stunden. Heute beobachten wir mit den modernen Grossteleskopen Quasare mit supermassiven Schwarzen Löchern als Energiequellen, von denen das Licht bis zu uns mehr als zwölf Milliarden Jahre unterwegs gewesen ist. Und die Mikrowellenstrahlung als Relikt des Urknalls ist noch älter, fast so alt wie der Kosmos selbst mit seinen etwa 15 Milliarden Jahren. Bei alledem meint »Licht« heute nicht nur das traditionelle sichtbare Licht, sondern auch Radio-, Infrarot-, Ultraviolett-, Röntgen- und Gamma strahlung. Dies bedeutet eine Erweiterung des
Prof. Joachim E. Trümper Max-Planck-Institiut für Extraterrestrische Physik, Garching
Großer Horizont – Pylon, 99-L-02
Öl, Leinwand
240 x 170 cm
1999
Großer Horizont – Pylon, 99-L-03
Öl, Leinwand
240 x 170 cm
1999
Großer Horizont – Pylon, 99-L-01
Öl, Leinwand
240 x 170 cm
1999
Horizont – Aqua I, 96-L-01
Öl, Leinwand
240 x 170 cm
1996
Großer Horizont – Pylon I, 97-L-01
Öl, Leinwand
240 x 170 cm
1997
»Entwurf für eine Kirche« plastico piazza ambiente a volta scena 4, modell platzgestaltung raumwölbung szena 4, Akademie Villa Massimo, Rom 26. 02. 1977
50
51
Durch das Hervorkommen des Lichtes in den Dingen schließt sich das Werk auf
Licht in der ersten Weise und seinem einzigen
Wir stellen fest, dass die Bewegungen der
Selbst geht in seinem Erscheinen aus dem
Dimensionen unterschiedlicher Vorstellungen ins
Vorhandensein schlechthin hervor, um sich in die
Fragende verweisen, dass Raumdimensionen mit-
Welt einzulassen. Von dort aus durchhellt es die
telbar nicht konstant bleiben, somit ständigen
Verborgenheit der Dinge, von deren Grund aus
Verformungen ausgesetzt sind. Doch wenn
Bildwerden in die Fraglichkeit des Anfangs fällt. In
tatsächlich neue Benennungen aus im Augenblick
der Labilität dieses Anfangs führen uns Zeugnisse
unbekannten, verborgenen Systemen verfügbar
visueller Wahrnehmung zum Vorverständnis des
wären, dann wäre dies ein ganz entschiedener
Ursprungs von Kunst und ihres Bildverstehens.
Hinweis über alle lokalen Theorien hinaus, der uns
Durch das Hervorkommen des Lichtes in den
auf einen neuen Beweggrund hinführen könnte.
Dingen schließt das Werk sich auf. Und im
In dieser anderen aufkommenden Verfügbarkeit zur
Geschehen und Bewahren erschließt sich die
Fragestellung des Raumbegriffs stoßen wir auf die
Hervorhebung des Werkes, führt uns so auf die
Lichthaftigkeit schlechthin, den innersten
Wirklichkeit zu, die der realen Gegenwart. Ihr
Bedeutungsfaktor aller im Raum befindlichen
zeigt sich die Fähigkeit des Besonderen nun in
Bewegungen und Vergehungen und werden
Hervorbringung des Unerwarteten, um dem
dadurch vehement zur Frage der Anfangs
geringen Einfachen durch Verfügbarkeit der Form
singularität zurückgeführt, die uns wiederum auf
zu folgen.
die Lichthaftigkeit verweist, in der sich jetzt das Universum als das schlechthin innige Vorhanden
Grundlegendes Wissen über Licht wird mehr und
sein ausweist und hervorhebt.
mehr von der Frage bestimmt: Was ist das dem
Hans-Günther Van Look, »Die ultramarine Handschrift Cézannes« Auszug aus dem unveröffentlichten Buchmanuskript
Raum zugrundeliegende Wirkliche? Und erweitert
Dieses Vorhandensein ist es, über das es kein
wird gefragt: Wie ist der Raum in den unter
Davor und kein Danach als Fragestellung mehr
schiedlichen Verhältnissen seiner Ausdehnung zu
gibt. Es zeigt sich einzig und allein in der
beobachten und zu bewerten? Entwickelt sich
Lichthaftigkeit selbst. Und sie ermöglicht die
Raum, dehnt er sich also aus oder ist Raum seiner
Wahrnehmung punktueller Teilanblicke der Natur,
empirischen Begrifflichkeit entsprechend als
die in ihrem verborgenen Vorhandensein aus
Vorhandensein schlechthin zu sehen? Wie ist
verhüllendem Sichtbaren hervorgeht und für
ferner die Frage nach dem inneren Grund aller
Cézanne Anlass und Wille genug war, das Sehen
empirischen Maßverhältnisse und Vorgänge im
der »réalisation« zu erkennen und zu verwirklichen.
Raum zu klären? Verliert sich Kontinuität des
Jetzt zeigt sich auch, dass es keine Krisis der
Raumes im unendlich Großen wie auch unendlich
Kunst geben kann – weder in der zeitlichen noch
Kleinen, um als eine Andersheit wieder daraus her-
in der veräußerlichten Malerei, sondern dass
vorzugehen? Was ist diese Andersheit
die vermeintliche Krisis der Kunst allein im phäno-
wiederum? Können wir sie beobachten und
menalen Wesen des Grundes der Wahrnehmung
beschreiben?
liegen muss.
Aus dieser Wahrnehmung heraus sehen wir in der
Und hier zeigt es sich, dass Malerei als Trägerin der
Poetik der »taches« eine greifbare Form der
Lichthaftigkeit einer hervorragenden
Ewigkeit, die uns zur ursprünglichen Lichthaftigkeit
Herausforderung entsprechen kann, die sich ihrer
zurückführt. Und wir müssen die Lichthaftigkeit
Wertschätzung nach entsprechend auf die
jetzt als das ansehen, was die Hervorhebung des
Kulturereignisse der Zukunft auszurichten hat.
Sichtbaren in ihr, in der Raum-Zeit-Materie, verursacht. Damit findet Malerei ihren jeweiligen
Das bedeutet, dass Malerei die Setzung ihres
jetztzeitlichen Weg zur autarken Selbstheit, aus
Anfangs als den ihrer aufscheinenden Helligkeit
der heraus sie das begründete Gleichgewicht her-
wie den ihrer aufscheinenden Dunkelheit zur
vorhebt. Vor diesem Erkenntnishintergrund kann
Anschauung bringen muss, um der neuzeitlichen
bloße Abbildlichkeit des Körperlichtes auf die verur
Moderne die wichtigen Sehdaten unabweisbar
sachende Körperlichkeit in klassischer wie auch
zuzuführen. Die scheinbar entrückte Bildwelt
neuzeitlicher Malerei des Hell-Dunkel allein nicht
wird nun umgekehrt in das volle Licht des Über
mehr genügen. Weiterführende Überlegungen zur
natürlichen hineingestellt und einem ontologischen
Herkunft der phänomenalen Lichthaftigkeit werden
Sehprozess unterworfen sein. Alles Aufgehende
sich anschließen und neu erörtert werden müssen,
in der Welt und auf der Erde wird so das Offen
um der Malerei ihre eigentliche Authentizität zu
barende erfahren, das in der Stofflichkeit als
geben. Durchscheinende, durchfließende Systeme
Lichtmaterie ins Erscheinen tritt. Ihr Eindringen in
des Lichtes müssen dem Abstraktionsgrad neuzeit-
die Erde wird der Erschließung der Lichthaftigkeit
lichen Naturverstehens
gleichkommen, wie sie andererseits auch ein
folgen und scheinbar gegengerichtete Emergenz
Unerschließbares bedeuten wird – bedingt durch
muss auf die Lichthaftigkeit reflektieren. Alle
die Unerklärlichkeit und Unauffindbarkeit des
Voraussetzungen des Denkens müssen schweigen,
eigentlichen Logosortes des Lichtes. Alle
um der Erhaltung phänomenalen Seins dienen
Entgegensetzungen des sich Offenbarenden
zu können, damit es keine Verfälschung erfährt.
werden der Begehrlichkeit des Lichtes vehement ausgesetzt sein, von dort aus gesichtet und
Die Verfasstheit der Welt ist somit der Lichthaftig
wahrgenommen, um schließlich wieder genichtet
keit neu anzugleichen. Systeme aus ihr müssen
zu werden.
der Unbestimmtheit des Anfangs der Kosmos entwicklung neue Daten zum Verstehen des Universums zusichern. So muss dem organisierenden Prinzip der Natur entsprochen und nach gegangen und die Begrenzung des empirischen Relativitätsverständnisses aufgehoben werden.
Lichthorizont – Lichtung
Öl, Papier
80 x 60 cm
2001
52
53
Die Kinder Minervas
Kunst und Wissenschaft: ursprünglich eins, das
Licht aber mehr. Licht sind sichtbare Quanten, elek-
vom Menschen Hervorgebrachte, durch die
tromagnetische Schwingungen, die ihren Ursprung
Aufklärung getrennt. Eineiige Zwillinge, die
in atomaren Zustandsänderungen
in unterschiedlichen Umfeldern aufgewachsen
haben. Licht weist also nicht nur Phänomene der
und daher heute im Wesen verschieden sind.
klassischen Optik wie Durchlässigkeit, Reflexion,
Verschiedener als Schwestern sein können.
Brechung, Streuung, Dispersion und Beugung auf,
Und dennoch – beide erstrahlen gleichermaßen
sondern ist in erster Linie Energie, paketierte
im Licht und beide lassen Erkenntnisse zugänglich
Energie, körperliche Teilchen, die ihr Wesen nur
werden, die sich ohne Licht nicht offenbaren
haben, solange sie in Bewegung sind und mit
würden.
deren Hilfe sich so Grundlegendes wie Emission und Absorption des Lichts und viele andere
Für die eine, die bildende Kunst im engeren
Erscheinungen in der Natur und nicht zuletzt in
Sinne, ist Licht in erster Linie Medium. Medium
ihrem belebten Teil deuten lassen. Ganz im
im doppelten Sinne. Licht wird in der Malerei
Lessing’schen Sinne, dass der Endzweck der
durch die Wahl der Farben und ihrer Komposition
Wissenschaft Wahrheit ist und der der Künste
auf die Leinwand gebannt. Oder eine Skulptur
Vergnügen.
überträgt durch das verwendete Material und seiner Modellierung eine bestimmte Empfindung
Licht verbindet also und eröffnet in der Kunst und
von Licht. Gleichzeitig spielt Licht eine entschei-
in der Wissenschaft immer wieder neue Horizonte.
dende Rolle bei der Betrachtung eines Kunstwerks.
Horizonte, die Fiktionen sind, die nie erreichbar
Licht verändert, ist Medium beim Schaffen von
und schon gar nicht überwindbar sind, Fiktionen
Neuem und macht Dargestelltes erst für den
des Grenzenlosen, weil Sinnliches keine Grenzen
Betrachter erkennbar. Licht, um Geistiges zu
kennt, und auch für das Wissen aus heutiger
vermitteln, Philosophisches zu erleben und
Sicht keine Grenzen denkbar sind.
sinnliches Vergnügen zu erzeugen. Ohne Licht kein Kunsterlebnis. Für die andere Tochter der Minerva, die Wissen schaft, ist Licht auch in erster Linie Medium beim Entdecken von Vorhandenem, beim Prof. Fritz Aldinger, Max-Planck-Institut für Metallforschung, Stuttgart
Erkennen von Wahrheiten und beim Entschlüsseln von Gesetzmäßigem. Für die Wissenschaft ist
54 55
Astronomie bei höchsten Quantenenergien
Licht: für den Physiker ist dies primär eine elektro magnetische Strahlung, deren Quanten einen relativ kleinen Energiebereich von etwa einer Oktave abdecken; die typische Energie eines Licht quants liegt im Bereich einiger Elektronenvolt (eV). Durch das Sehen von Licht nehmen wir unsere Umwelt wahr; es ist einer von mehreren Sinnen. Für die Erforschung unserer kosmischen Umgebung, der Sterne, der Galaxien und Strukturen im Universum ist Licht – oder allgemein elektromagnetische Strahlung – von diesen Objekten bisher nahezu die einzige Informationsquelle. Nun erreicht uns elektromagnetische Strahlung aus dem Kosmos in einem sehr viel weiteren Energie- oder Frequenzbereich als nur dem des sichtbaren Lichts; das Spektrum einfallender Strahlung deckt mindestens 70 Oktaven ab! »Die scheinbar bevorzugte Rolle des sichtbaren Lichts hängt primär damit zusammen, dass die Erdatmosphäre nur in relativ wenigen Energiefenstern transparent ist; in den meisten Bereichen erreicht die Strahlung den Erdboden nicht und die Evolution der Sinne hatte daher nie eine Notwendigkeit, sich darauf einzustellen.« Mit modernen Messtechniken, und speziell mit satellitengetragenen Instrumenten oberhalb der Atmosphäre wurden viele Bereiche des Spektrum in den letzten Jahrzehnten der Astro nomie und Astrophysik zugänglich gemacht, und die Erfahrung hat gezeigt, dass nahezu jeder neu erschlossene Bereich des Spektrum neue Prof. Werner Hofmann, Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg
Aspekte und Phänomene aufzeigt, und dass nur in der Kombination der Beobachtungen aus vielen Spektralbereichen ein wirkliches Verständnis der faszinierenden und fundamentalen Prozesse in kosmischen Objekten erreicht werden kann. In diesem kleinen Essay soll eine der Techniken vorgestellt werden, die es in den letzte Jahren ermöglicht hat, den Bereich sehr hoher Quantenenergien – den VHE (Very High Energy) der
Beobachtung zu erschließen. Ein einzelnes Quant
mehreren Kilometern Länge ähnelt, welche auf
elektromagnetischer Strahlung im VHE-Bereich trägt so viel Energie wie 1012 »normale« Licht-
die Quelle des primären Strahlungsquants zeigt,
quanten. Ein spezieller Reiz dieses Energiebereichs
Energie des Primärteilchens ist.
und deren Leuchtstärke ein Maß für die genaue
liegt darin begründet, dass die Strahlung nicht mehr thermischen Ursprungs sein kann. Unter
In der Praxis ist es allerdings nicht so einfach,
»thermischer Strahlung« versteht man Strahlung,
da die Intensität des Cherenkovlichts sehr
die von heißen Körpern ausgesandt wird; die
schwach ist; statt eines menschlichen Beobachters
Energie der Strahlung ist dabei mit der Tempe-ratur
braucht man große Spiegelteleskope mit Licht
des Körpers korreliert – je heißer der Körper, desto
sammelflächen von bis zu einigen hundert
energiereicher die Strahlungsquanten. Es kann aber
Quadratmetern, welche das blaue Cherenkovlicht
aus sehr grundlegenden Überlegungen keine
auf hochempfindliche Detektoranordnungen
Objekte geben, die so heiß sind, dass sie Strahlung
fokussieren, und welche wir im wesentlichen in
im VHE-Energiebereich aussenden.
mondlosen Nächten beobachten, da bereits das
Statt dessen müssen neue Erzeugungsmechanis
Streulicht des Mondes reicht, die empfindlichen
men gefunden werden; als eine Möglichkeit
Instrumente zu sättigen.
werden die in Sternexplosionen – Supernovae – erzeugten gigantischen Schockwellen diskutiert.
Die Max-Planck-Institute für Kernphysik in Heidel
In der Tat ist der Krebsnebel das erste kosmische Objekt, von dem Strahlung im 1012 eV-Bereich
berg und für Physik in München haben, im
nachgewiesen wurde, der Überrest einer
großem Erfolg die HEGRA-Cherenkovteleskope
Supernova-Explosion im Jahr 1054.
auf der kanarischen Insel La Palma betrieben
Rahmen einer internationalen Kollaboration, mit
und die VHE-Emission von Supernovae wie von Der Fluss solch hochenergetischer Lichtquanten –
Galaxien mit aktiven Kernen studiert. Im Aufbau
etwa ein Quant pro Quadratmeter und Jahr –
sind derzeit Instrumente der nächsten Gene-
ist viel zu klein, um mit der beschränkten Fläche
ration: das High Energy Stereoscopic System
eines Satelliteninstruments nachgewiesen zu
(H.E.S.S. unter Leitung des MPI für Kernphysik),
werden. Man bedient sich daher eines Tricks
welches von Namibia aus den Südhimmel
und nutzt die Erdatmosphäre als »Nachweisinstru
erforschen soll, und MAGIC, ein Teleskop des
ment«. Ein hochenergetisches Lichtquant kollidiert
MPI für Physik auf La Palma, das sich weiter auf
mit Atomkernen der Lufthülle und löst dabei eine
die nördliche Hemisphäre konzentrieren wird.
Kaskade von Sekundärteilchen aus, einen so
Von diesen Instrumenten verspricht man sich
genannten Luftschauer. Diese Kaskade ist eng
eine Verzehnfachung der Zahl »sichtbarer« kos
um die Richtung des primären Quants kollimiert
mischer Objekte und einen Quantensprung in
und erstreckt sich über mehrere Kilometer in
diesem noch recht jungen Zweig der Astronomie.
der Atmosphäre. Die Sekundärteilchen wiederum erzeugen in der Luft sogenannte CherenkovStrahlung – ein relativ eng kollimiertes Bündel blauen Lichts, das auf dem Erdboden einen Kreis von etwa 250 m Durchmesser ausleuchtet. Ein Beobachter, der sich irgendwo auf dieser Fläche befindet, sieht über sich eine Lichterscheinung, die einer gigantischen Leuchtstoffröhre von
horízein – Pylon II, 97-P-03
Öl, Bütten
123 x 87 cm
1997
horízein – Pylon III, 97-P-04
Öl, Bütten
130 x 89 cm
1997
58 59
Fortschritt ohne Schattenseiten Die Elektrifizierung der Stadtbeleuchtung um 1900
Am Ende des 19. Jahrhunderts erfüllte sich eine
wie man sich anfangs erhofft hatte. Zudem war
alte Sehnsucht der Menschheit: Man konnte
es gefährlich und flackerte. Auch deswegen blieb
die Nacht zum Tage machen. So sahen es zumin
Gaslicht der Inbegriff des Unheimlichen.
dest die Zeitgenossen, und sie feierten euphorisch die Fortschritte, die die öffentliche Beleuchtung
Anders der elektrische Strom, dessen Funktions-
dem städtischen Leben beschert hatte. An erster
weise zwar rätselhaft erschien, den jedoch niemals
Stelle standen dabei die Gaslampen und das elek
eine wirklich zwielichtige Aura umgab. Er war
trische Licht, die einen neuen künstlichen Schein
ungiftig, geruchlos und konnte nicht explodieren.
über kommunale Straßen und Plätze verbreiteten.
Sein Lichtschein war angenehm, weil nicht so fahl
Keine bekannte Lichtquelle, ob natürlich oder
wie das Licht der Gaslaternen. Die elektrische
künstlich, die ihnen glich. Sonne und Mond warfen
Kohlefadenglühlampe erzeugte kaum Wärme
wie seit jeher ihren tageszeitlich bedingten Schein
und war die ideale massenhafte Lichtquelle für
auf die Erde, doch ihr Lauf war der Inbegriff des
öffentliche Orte wie Opern- und Schauspielhäuser.
Unveränderlichen. Mit ihrem Untergang am West-
Zwischen diesen beiden Stationen der kollektiven
horizont und dem Verdämmern des Lichts wuch-
Erleuchtung der Moderne jedoch lag die kurze
sen schon immer menschliche Urängste, von
und vergessene Karriere einer Lichtquelle, die so
denen auch die vormodernen Rechtssprichworte
phantastisch war, dass sie die Zeitgenossen zu
zeugen: »Die Nacht ist keines Menschen Freund«.
heute abenteuerlich anmutenden Visionen ansta-
Die Stadttore wurden geschlossen, und in man-
chelte: die Bogenlampe. Kein Licht, das ihre
chen Orten waren die Bürger sogar rechtlich
Intensität erreicht hätte.
verpflichtet, ihre Häuser abzuschließen und den
Kein Platz, der zu groß gewesen wäre, um ihn
Schlüssel der Obrigkeit zu übergeben. Ein technik-
nicht zu illuminieren. Im Gegenteil: Der Lichtschein
historisches Relikt dieser Sitte ist bis heute der
der Bogenlampe war so gleißend, dass man ihn
Berliner Zwangs- oder Durchsteckschlüssel geblie-
von den Objekten entfernen musste, damit er
ben.
für das menschliche Auge erträglich wurde. Die Städteplaner besannen sich auf die Errichtung
Dr. Miloˇs Vec, Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte, Frankfurt/Main
Immerhin hatte man im 19. Jahrhundert in der
von Stahlrohrmasten, die hoch über der Straße
Abfolge künstlicher Lichtquellen einige technische
thronten. Sie entwarfen Visionen von taghell
Fortschritte seit der Domestizierung des offenen
erleuchteten Vierteln, über denen gewaltige Bogen
Feuers erzielt. Wachskerzen, Talglichter, Öllampen
lampen schwebten, eine Inszenierung von Macht
und Fackeln unterlagen kleinen, aber steten
und Wohlstand. Alle antiurbane Polemik gegen
Verbesserungen. Doch erst die Erfindung des
die moderne Großstadt, die auf Bilder einer
Gaslichts und seine kommunale Einführung in der
im Dunkeln wuchernden Kriminalität setzte, sollte
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts schien eine
damit hinfällig werden. Die Ingenieure hofften, wie-
beständige Lösung zu sein. In der Praxis stellten
der einmal ein soziales Problem mit einer
sich jedoch durchaus Nachteile heraus. Das Gas
technischen Lösung erledigt zu haben.
verbrannte bei offener Flamme und verbrauchte viel Sauerstoff, es erzeugte unangenehm viel
Doch das Licht der Bogenlampe war auch mit
Wärme und war schließlich keineswegs so sauber,
diesen Modifikationen zu intensiv, um auf
die dauerhafte Gegenliebe der Stadtbürger zu
Strom und Gas von der Stadt zu empfangen. Eine
stoßen. Sie warf einen Lichtschein, der in seiner
Autarkie der Haushalte wie in der Vormoderne
ins Bläuliche spielenden Weißheit und Reinheit
durfte es von nun an nicht mehr geben. Die
blendete. Als unheimlich wurde in diesem Fall
Industrialisierung erreichte die Wohnviertel und
einmal nicht das sonst zu schummrige Zwielicht
sie bildete ein neues Kunstwort, das die wechsel
künstlicher Straßenbeleuchtung empfunden,
seitige Verbundenheit ausdrückte: Infrastruktur.
sondern gerade die Helligkeit der Lichtquelle. Teuer
Dies alles war Teil einer weiträumigen Standardi-
und störanfällig war die Technik ohnehin.
sierung der Lebensverhältnisse in der Moderne, die
Nur zu Demonstrationszwecken taugte der Schein
sich durch Normierungsprozesse und das Recht
der Bogenlampe oder man entfesselte ihn auf
der werdenden Industriegesellschaft vollzog.
dem Schlachtfeld und ließ ihn unvermittelt gleißen, um den verblüfften Gegner ins tödliche
Der Lichthorizont, den die Lampen elektrisch
Visier zu nehmen. Die Planungen von enormen
beleuchteten, reichte pro einzelner Glühbirne nur
Lichtsäulen blieben Visionen und scheinen uns
einige Meter weit. Doch in einer sich industri-
heute in ihrer Gigantomanie idealer Beleg für
alisierenden Massengesellschaft potenzierte sich
jene maßlos gewordene Technikeuphorie in der
der Schein. Viele Lichtquellen summierten ihre
Zweiten Industriellen Revolution. Die Bildrhetorik
Helligkeit. Die Städte warfen einen leuchtenden
des Fortschritts hatte sich in ihr Gegenteil verkehrt.
Widerschein an den nächtlichen Himmel. Auch nachdem die kosmischen Lichtquellen vom
Das elektrische Licht war daher nicht nur öko
Firmament abgetreten waren, wurde es nie mehr
nomisch vernünftiger, es entsprach auch in seiner
stockfinstere Nacht. Die Verlustgeschichte der
ästhetischen Wirkung den Bedürfnissen des
natürlichen Dämmerung war besiegelt, zumindest
Publikums. Es hielt schnell Einzug in Haushalte und
für jene Augen, die im urbanen Schein standen.
Gewerbebetriebe wie auch der Strom zu
Die Industrialisierung der nächtlichen Stadt hatte
einer neuen Insignie bis dato unvorstellbarer
einen neuen Lichthorizont erschaffen.
Fortschritte wurde. Die Städte wurden verkabelt und verdrahtet, und alles stellte sich auf eine neue Energiequelle um. Den Stadtobrigkeiten wurde das Verlegen der Leitungen für Strom, Telefon und Telegraf bald zur politischen und juristischen Pflicht. Unter dem Banner der Begriffe »Daseinsvorsorge« und »Leistungsverwaltung« wurde die Bereitsellung netzgebundener Energie träger zunehmend als Pflicht jeder guten Obrigkeit verstanden. Umgekehrt war dies auch für die Bürger ein Angebot, das sie nicht ausschlagen konnten: Als »Anschluss- und Benutzungszwang« normierten die lokalen Gesetze die Pflicht der Anrainer, lebensnotwendige Güter wie Wasser,
Schwarzer Lichthorizont, 02-L-06
テ僕, Leinwand 240 x 170 cm
2002
60
61
Der ästhetische Widerstand Die Verwendung der Symbole in der Kunst
Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir bitte,
mehr an dem, was vor ihnen liegt, sondern an
mein Thema »Anwendung der Symbole in der
dem, was sie glauben, verloren zu haben.
Kunst« heute zu erweitern, um diesem Thema
Und so gehen sie vorwärts und haben doch den
von einer anderen Seite her näherzukommen, von
Blick nach rückwärts gewandt auf der Suche
der noch viel zu wenig bekannt ist und über die
nach der verlorenen Zeit. Diese Suche nach der
nachzudenken mir noch sehr wichtig erscheint.
verlorenen Zeit glauben sie, rückwärts blickend
Heute schon müssen wir frühzeitig in diese Diskus
erkennen zu können. Dabei vergessen sie den
sion eintreten, da sie unmittelbar unser Leben
Standort ihres »Jetzt«, dem sie kaum noch Impulse
selbst angeht. So erlauben Sie mir bitte, folgende
geben, um Zukünftiges bewältigen zu können.
Überlegungen anzuschließen.
Der Westen huldigte vornehmlich seit dem 19. Jahrhundert einer mythischen Überhöhung
In unserer Umwelt heute werden ununterbrochen
seiner Vergangenheit. Und diese rückwärts
ästhetische Werte zerstört. In diesem allgemeinen
gewandte bürgerliche Utopie verschmolz sich
Zerstörungsprozess wird langsam visuelle Sensibi
mit unartikulierten Sehnsüchten und unerfüllbaren
lität betäubt, und dieser Prozess entzieht unserem
Träumen. Aggressive Melancholie vereinte sich
kreativen Leben immer mehr Lebensraum. Kaum
mit hermetischer Eingeschlossenheit jener Zeit.
sind wir noch fähig, dem Zauberwort Ökonomie
Aber die Gebundenheit jenes hermetischen
und Technokratie andere Lebenswerte gegenüber-
ästhetischen Ausdrucks ist noch heute eine
zustellen. Wir besitzen kaum eine andere Magie
unausgeschöpfte Anfrage an unsere Zeit. Zumin
mehr.
dest habe ich selber bis heute noch keine gültige Antwort auf diese Anfrage gefunden.
Auf diesem Hintergrund möchte ich versuchen, Ihren Blick in eine Richtung zu lenken, in der
Eugene Ionesco hat dieses aus dem 19. Jahr
die »Anwendung der Symbole in der Kunst« sich
hundert zu uns herüberreichende ästhetische
mehr denn je zu einem Ȋsthetischen Wider-
Unbehagen in seiner aufsehenerregenden Rede,
stand« formieren könnte. Vielleicht könnte dieser
die er in Salzburg zur Eröffnung der Salzburger
»ästhetische Widerstand« unser Leben entschei-
Festspiele 1972 gehalten hat, überdeutlich
dend beeinflussen und lebensgerechter werden
artikuliert; ich zitiere:
lassen. »Wir wissen seit langem, dass die totalitären
Hans-Günther Van Look, Stadterhaltung, Landschaftsschutz aus sozial-kultureller Sicht, 1. Europäische Begegnung im Hause des Europarates, Strasbourg 1975
Die Träume nach vorn aber sind selten geworden.
Gesellschaften nur die strengsten bürgerlichen
Der Glaube an eine bessere Zukunft ist erschüttert.
Bürokratien der Welt errichtet haben. Und gerade
In der Resignation des Alltags gehen letzte humane
in diese Richtung wenden sich die bürgerlichen
Positionen verloren. Die Menschen verhärten sich
Antibürgerlichen, wissentlich oder unwissentlich, ob
im Status quo: ihr Blick vom Glück formt sich nicht
sie es zugeben wollen oder nicht. Vielleicht,
>>
62
63
weil das westliche Bürgertum weich geworden
Hang der Mitbürger zu totaler Vergesellschaftung,
ist, ziehen sie eine strenge Bourgeoisie mit Funk
denaturierender Entfremdung, zur Politik und eben-
tionären, Polizei und unnachgiebigen Vätern vor.
so gegen den leer gewordenen Anspruch der
Es ist kein Widerspruch, wenn ich sage, dass die
Wissenschaften und der Revolution als schnelle
Jugend orientierungslos zwischen dem Wunsch
und gründliche Erlösung.
nach freier Entfaltung aller Begierden und dem Wunsch nach Unterwerfung unter eine unverrück
Kann sich Europa in seiner geistig-geschichtlichen
bare Ordnung hin- und herschwankt. Wir wissen
Form als Kulturzusammenhang noch behaupten
nicht, was wir wollen.
und sich im Ganzen seines Wesens verstehen? Oder soll man mit den Worten Immanuel Kants
Wir verstehen nicht, was uns lenkt. Die irrationalen
sprechen, der Europa nur noch als den »großen
Kräfte übersteigen unsere Vernunft. Es ist wahr-
Kirchhof der Menschengattung« sieht, nachdem
scheinlich, dass wir gleichzeitig mehrere Dinge
ihm der Zusammenhang zwischen Wirtschaft und
wollen, selbst wenn diese Dinge einander wider-
Krieg klargeworden ist? Sollen wir also verzweifeln?
sprechen.« Oder was wäre zu tun, wohin sollen wir den Blick Ionesco schärft uns den Blick, gleichgültig, wie
richten? Wo ist ein Ausblick? Werfen wir zuerst
deprimierend sein Ausblick auch sein mag. Er
einen Blick auf die ästhetischen Verfehlungen
gibt uns kaum Gelegenheit, Gegenpositionen auf-
unserer jüngsten deutschen Vergangenheit.
zubauen, zu umfassend ist seine Signalisierung.
Im Frühsommer 1945 war die künstlerische Produktivität erstaunlich. Das Stigma des erlittenen
Faszinierend an diesem infernalen Ausblick
Grauens machte produktiv. Die Maler und
Ionescos ist sein sicherer Instinkt, mit dem er
Bildhauer in Deutschland erreichten bald den
Gegenwart analysiert, seine Intervalle in ihr
Anschluss an die Moderne. Die Bildhauer gaben
seismographisch bloßlegt. Indem er den Lebens
den Ton an. Aber auch für die Architektur schien
nerv des Sittlichen in der Gemeinschaft entschei-
jetzt die große Stunde gekommen zu sein. Leer
dend trifft und die Auflösung der Erfahrenswerte
gefegtes Terrain lag überall vor. Wie hat sie ihre
signalisiert, trifft er im selben Augenblick auch
Chance genutzt? Sie hat die Chance vertan! Dem
die Handlungsweise unseres Tuns, und zwar wie-
Zwang zur Wohn- und Arbeitsbeschaffung fielen
derum ganz entscheidend. Gekonnt lässt er
hervorragende Pläne für eine Stadterneuerung
die Sichthorizonte in uns immer mehr erblinden,
schon frühzeitig zum Opfer. Die großartigen
denn zum Schluss seines Vortrages sagt er mit aller
Gedanken Max Tauts zum Wiederaufbau Berlins
Überdeutlichkeit, ich zitiere:
als einer Weltstadt in ungewöhnlich schöner landschaftlicher Lage, mit Trennung von
»Offensichtlich ist die Sehnsucht nach Freiheit
Geschäftszentren und Wohnoasen, wurden einfach
in Wirklichkeit nur mehr der Wunsch nach Unter
fallen gelassen. Hans Scharoun, der von der sowje-
werfung. Der Mensch darf nicht mehr Mensch,
tischen Kommandantur als Leiter der Abteilung
Mitbürger sein, sondern er muss total und absolut
Bau- und Wohnwesen von Groß-Berlin ernannt
vergesellschaftlicht werden. Sich selbst entfremdet,
wurde, legte 1946 resigniert sein Amt nieder, als
denaturiert, dass sowohl Seele als auch Person
er sehen musste, dass die Ausstellung »Berlin
undefinierbar geworden sind. Wenn das Leben
plant – erster Bericht« kaum Beachtung bei den
schlecht ist, wenn sich die Menschen hassen,
Verantwortlichen fand. In Westdeutschland war
wenn man weder sich selbst noch den Nächsten
der architektonische Schwung mit ein paar guten
liebt, wenn alles unerträglich ist und die Wissen
Bauten von Egon Eiermann, Bernhard Pfau und
schaften und die Kulturen auf die wichtigsten
Hans und Wasiliy Luckhardt schnell erschöpft. Man
Fragen keine Antwort mehr wissen, wenn sie nichts
resignierte überall. Warum? Der Westen opferte
mehr verbessern können und uns an den Rand
sofort eine ästhetisch befriedigende humane
des Abgrundes gleiten lassen, dann wird
Architektur dem magischen Zauberwort Ökonomie,
der Mensch in der Politik Antwort auf seine Fragen
der Osten dem magischen Zauberwort Ideologie.
suchen. Wir haben festgestellt, dass die Politik kaum die wesentlichen Bedürfnisse des Menschen
Hier, meine Damen und Herren, hätte sofort ver-
befriedigen und eine übertriebene Politisierung
stärkter »ästhetischer Widerstand« einsetzen müs-
eher zu noch größeren Übeln führen kann, als wir
sen. Hier hat es an moralischer Kraft gefehlt, Denn
sie erleiden oder je erlitten haben. Bald werden
jetzt breitete sich die Verödung der Städte schnell
es zweihundert Jahre sein, dass man Revolution
aus, gute Architektur wurde im Keim erstickt. Nur
macht. Revolutionen werden auch weiterhin
wenige Architekten hatten schnell genug erkannt,
gemacht, der Mythos der Revolution als Regene
wie wichtig schon damals unser Lebensraum
rator wird sich noch weiterhin vergrößern, der
gewesen ist, sie wurden frühzeitig totgeschwiegen,
Großteil der Menschheit wird seine Beute sein,
und selbst heute werden sie kaum gehört.
obwohl uns Niederlage und Bankrott der Revo lutionen eines anderen belehrt haben.«
Kann denn aber die Architektur heute noch humanisierende Symbole setzen? Oder ist der Zwang
Aber gerade die Richtigkeit seiner Analyse zwingt
des Rechtecks so stark, so dominierend, dass
uns zu produktiver Reaktion, eben zum Aufbau
widerspruchslos alles der ökonomischen Funktion
ästhetischen Widerstands gegen den signalisierten
geopfert wird? Könnte Ronchamps ein Symbol von
Verfall, gegen den von Ionesco durchschauten
Architektur sein, oder das Rathaus von Bensberg
von Gottfried Böhm, oder vielleicht die Oper
die Frage der Gestaltung unseres Lebens selbst
von Sidney? Kann die Architektur heute neben
ist. Weil aber diese Mitverantwortung nicht
ihrer technischen und baukünstlerischen Aufgabe
ernst genommen wurde, wurde die materielle
Zeichen einsetzen, also Symbole, die der klare
Umweltverschmutzung auch zur visuellen Umwelt
Ausdruck unserer Zeit sind? Oder begreift sich
verschmutzung. Visuelle Umweltverschmutzung
die Architektur nur noch als Vollstreckerin öko-
ist zugleich materieller Umweltschmutz. Diese
nomischer Forderung nach Funktionalität? Wird
Verbindung muss ins Allgemeinbewusstsein ein-
unser kostbarer Lebensraum von der Architektur
dringen und von ihm mittels des Ȋsthetischen
nicht ad absurdum geführt? Unsere gesichtslose
Widerstands« mitgetragen werden.
Zeit muss diese anstehenden Fragen der Umwelt gestaltung, die Fragen der Raumordnung endlich
Kann der Künstler heute genug »ästhetischen
als die wichtigste aller Fragen erkennen und klare
Widerstand« aufbringen? Sind seine Symbole stark
Formulierungen finden.
genug? Ich behaupte: ja! Wenn sich Architektur, Bildhauerei, Malerei integrieren, könnte ein
Tatsächlich ist dem Raum ein seelischer Wert
großes visuelles Gleichgewicht entstehen, das,
von allerhöchstem Rang zuzusprechen, weil wir,
getragen durch seine »ästhetische Formulierung«,
mit Heidegger, den Raum als »einräumenden
einen sicheren Ausgleich zur Ökonomie und
Raum«, als »raumgebenden Raum« begreifen,
Technokratie hin bedeuten würde.
der dem Menschen sein In-der-Welt-Sei einräumt. Und diesen unseren Raum müssen wir mit
Doch brauchen die Künstler Hilfe von außen,
aller Kraft gegen die Priorität der zerstörerischen
in hohem Maße von den Politikern, von der Gesell
Funktion verteidigen.
schaft. Sie muss spüren, dass es zu ihrer vornehmsten Aufgabe gehören sollte, ihre Umwelt anschau-
Unsere Erde steht im Zeichen der Wachstums
ungswürdig zu gestalten. Und die Gesellschaft
ideologie. Die Lebensbereiche des Menschen
braucht den Künstler um so mehr, weil er durch
verdichten sich fortwährend. Wer von den Alpen
seine gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit
ans Mittelmeer hinunterfliegt, hat die Verknöche
Harmonien erspürt und erschafft, die er selbst
rung, Verknorpelung, Verschmutzung der Land
wieder in die Gesellschaft zurückfließen lässt.
schaft exemplarisch vor Augen. Das Mittelmeer ist
Diese gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit im
zu einem Kadaver geworden, dessen Eingeweide
Sehen, Fühlen, Hören verleiht unschätzbaren Wert,
über die zerstörten Ufer hängen. Und wie dort –
weil sie gegen tausend Hässlichkeiten in unserem
so überall. Die Zerstörung des Lebensraumes
Leben ankämpft.
dringt vom Landesinneren fort. Wir können unseren Raum nicht mehr beliebig vermehren, wenn
Deshalb muss die Form des Ȋsthetischen
er verbaut und verbraucht ist. Wohl wissen wir das
Widerstands« jetzt auch die Umweltpolitik Europas
alles, doch Konsequenzen ziehen die wenigsten
mit beeinflussen. Die Umweltgestaltung muss zu
von uns. Appelle werden kaum wahrgenommen,
einem Politikum ersten Ranges werden.
die sich für eine vorausschauende Umweltpolitik einsetzen, und schon wieder taucht Angst und
Wir wissen aber alle auch, dass bis jetzt die
Pessimismus auf, und Beklemmung verdunkelt
Regierungen und ihre politischen Organe die Frage
unsere Zukunftsperspektiven. Kaum haben wir
nach dem visuellen Umweltschutz, die Frage
Anlass zur Hoffnung, da Ahnungslosigkeit und
nach der Umweltgestaltung kaum ernsthaft dis
Gleichgültigkeit zu unseren liebsten Gewohnheiten
kutiert haben. Deswegen stelle ich in Strasbourg
werden.
die Frage nach möglichen Formen des visuellen
Es wundert auch nicht, dass Ionescos Ausblicke
gestaltung und die Frage eines Ȋsthetischen
voll Dunkelheit und negativer Symbole sind.
Widerstandes«, besonders zur Diskussion.
Umweltschutzes, die Frage nach der Umwelt
Die Bereiche des Visuellen zeichnet er mit aller Hässlichkeit. Übersetzen wir es auf die maßlose
Wir haben bisher von »ästhetischem Widerstandes«
Veränderung von Landschaft und Städten, erken-
gesprochen, wir haben von seiner Notwendigkeit
nen wir die Schnelligkeit, mit der sich alles vollzieht
geredet, nun ist es an der Zeit, unsere Forderung
und immer neue Hässlichkeiten nach sich zieht.
konkret vorzutragen:
Es scheint fast so, dass Hässlichkeit zum Schicksal unserer Zukunft wird.
1. Ich definiere »ästhetischen Widerstand« als
Wir müssen den Mangel an Gestaltung, an
die künstlerische Bändigung, Ordnung des
Gliederung, an Räumlichkeit, an Proportionierung
zutage liegenden Chaos. Die früheren Jahrhunderte
wieder lernen auszugleichen. Wir müssen wieder
sahen den Künstler im Ringen mit
Beziehung und Zusammenhang erkennen. Die
dem naturgegebene Chaos. Der Künstler des
Diktatur der ökonomischen und funktionellen
20. Jahrhunderts hat nunmehr die Aufgabe, das
Maßstäbe darf nicht unserer ästhetischen Formu
aus der Überwindung der Natur produzierte techni-
lierung mit Missachtung und Geringschätzung
sche Chaos zu bändigen. Das Beiseiteräumen des
begegnen. Die Technokratie sollte endlich wissen,
technischen Schutts, ja, schon das »Ins-Bewusst
dass die Formen, die Symbole zu allererst über das
sein-Rufen« des Schutts der Technik ist
Auge erfahren und erkannt werden, und sie muss
ein Akt künstlerischer Ordnung. Die scheinbare
wissen, dass die Fragen der Gestaltung
>>
Reduktion der künstlerischen Form ist in Wahrheit
horízein – Pylon, 97-P-06
Öl, Bütten 123 x 87 cm
1997
64
die übermenschliche Anstrengung, dem unaufhörli-
im Gesamtzusammenhang sehen könnte.
chen Anfall technischer Schuttberge standzuhalten und dagegen in der eigenen Schöpfung aufzu
Zum Schluss meiner Ausführungen möchte ich
begehren. Dadurch gerät der Künstler heute mehr
sie noch auf die tragischen Menschenbilder
als in allen früheren Jahrhunderten in die Stellung
des englischen Malers Francis Bacon hinweisen,
eines religiösen Schöpfers. Wo früher Gott das
dessen verborgene Schönheiten mich an einen
Chaos bändigte, führt heute der Künstler seinen
Vortrag von Carl Friedrich von Weizäcker über
sisyphosartigen Kampf gegen die Erde als einer
»Die geheime Wirklichkeit des Schönen« denken
Erde des Mülls. Würde die Öffentlichkeit diesen
lässt, in der er über die Schönheit Folgendes
Sisyphoskampf begreifen, so hätte der Künstler
ausführt, ich zitiere: »Die Schönheit ist eine
jene überragende Position für die öffentliche
Form der Wahrheit… (ist) eine Erscheinungsweise
Entscheidung gewonnen, nach der er bis heute
des Guten in direkter Mitwahrnehmung.«
vergebens verlangt hat. Ich fordere also die Gesell schaft auf, den Künstler als moralischen und
Auch würden wir dann in den staubzarten Skulp
religiösen Werkmeister begreifen zu lernen,
turen des Schweizer Bildhauers Alberto Giacometti
wobei ich unter Religion das verstehe, was uns alle
jene Menschenwürde erkennen, von der wir
zutiefst angeht.
nicht wissen, woher sie kommt, noch wissen, wohin sie geht, von der wir nur wissen, dass sie
2.
aus immanenten Räumen auf uns zu schreitet,
Durch diese Einsicht in die Rolle des Künstlers,
und uns zwingt, stehen zu bleiben, um unseren
der dem geistigen Organismus der Gesellschaft
geschichtlichen Ort zu suchen.
den notwendigen Sauerstoff produziert, durch brechen wir die hermetisch rückwärts gewandten Anfragen des 19. Jahrhunderts. Wir brauchen mit Wagner keinen germanischen Kultus mehr, sondern wir schaffen als Künstler den Kultus des nackten Überlebens der gesamten Menschheit. 3. Aus Position 1 und 2 ergibt sich die Forderung nach dem Grundsatz des Ästhetischen über den ästhetischen Geschmack jedweder Demokratie. Demokratische Abstimmung kann den Rang des Ästhetischen niemals bestimmen. Der Grund satz des Ästhetischen muss also institutionalisiert werden. Daraus folgt als 4. Forderung für die Bundesrepublik Deutschland, entsprechend für alle anderen Länder: dem Bundestag und dem Bundesrat ist ein im Ästhe tischen mit Vollmachten ausgestattetes Künstler organ zur Seite zu stellen und ebenso eine Umbesetzung und Erweiterung der technischen Rathäuser und der Kultusministerien zu verlangen. Denn ein Jurist oder Technokrat ist kein Garant für die Durchsetzung ästhetischer Forderungen und ästhetischer Produktionen. Aus dem folgt 5. Dass die ideologisierte Definition des Nutzens für die Nation durch eine ästhetische Definition des Überlebens der Nation durch ästhetische Produktion abzulösen ist. Nicht die ökonomische oder die politische Revolution ist das Gebot der Stunde, sondern die ästhetische Revolution, denn dort wo sich die ästhetische Revolution verwirklicht, sind die beiden erstgenannten schon immer mitvollzogen. Sie würde dann auch auf die vitalen Lebensinteressen der Nation einwirken und würde dann auf den Grundsatz einer neuen sittlichen Wertordnung hinführen, die einen Beitrag zur staatsbürgerlichen Mitverantwortung von jedem Einzelnen von uns bedeuten könnte. Aus dieser neuen Qualität würde sich eine zukünftige euro päische Lebensform entwickeln, die Europa wieder
65
66
67
»Licht ist der wichtigste äußere Stimulus, um unsere innere biologische Uhr zu justieren. Prof. Florian Holsboer, Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München
Einige pychische Leiden gehen mit gestörten
Rhythmen der Nervenzellenfunktion einher,
sie werden oft mit Lichttherapie behandelt.«
horízein – Pylon, 97-P-05
Öl, Bütten 131 x 81 cm
1997
reflexionen hans-günther van look van look – der maler, im denken über heidegger – den philosophen, hin zu schroeter – dem fotografen
ich spreche von der lichthaftigkeit der lichtung, deren sehdaten uns neue sehschichten ermöglichen, im zuspruch eines sich entbergenden neuen lichthorizontes. in diesem zuspruch liegt das aufgelichtete sehrelief eines neuen sehbegehrens, dessen strukturiertheit die tastbarkeit des raumes hervorhebt, herkommend aus der lichtung selbst. so führt uns in der lichtung die wahrnehmung des ästhetischen materials zur eigentlichkeit neuer bildtektonik und formfindung, die uns wiederum auf das raum-zeit-bewusstsein zurückdenken lässt. es zeigt sich jetzt in der lichtung, wie der lichttransfer als faktum der zeit begriffen werden muss, um in seiner codierung dem phänomenalen bewusstsein von sein und zeit zu entsprechen. in dieser neuen zeitwende wird das licht erfahrung und identität unseres eigenen ortes ausmachen, von dem aus wir auf die lichtung zurücksehen werden, ihrer lichthaftigkeit zugewandt. lichtung und verbergung werden somit inbegriff unseres eigenen lebens selbst sein, uns auf die besinnung und suche unseres eigenen phänomenalen ortes hinweisen.
Lichthorizont, 02-L-07
テ僕, Leinwand
240 x 170 cm
2002
70
71
Van Look
1939 geboren in Freiburg im Breisgau, lebt und arbeitet in Freiburg, Siegburg und Cadaqués 1958-63 Studium an der Kunstakademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Georg Meistermann, Architekturvorlesungen an der TH Karlsruhe bei Prof. Egon Eiermann 1970 Gründungs- und Vorstandsmitglied der Reinhold SchneiderGesellschaft e. V. 1981- 87 1. Vorsitzender der Gemeinschaft christlicher Künstler der Erzdiözese Freiburg 1990 - 01 2. Vorsitzender E-Werk, Hallen für Kunst Freiburg seit 1995 Mitglied des Deutschen Werkbundes Hans-Günther Van Look Leben, Ausstellungen, Projekte
Nordrhein-Westfalen e. V. und Baden-Württemberg e. V. 1998 Gründungsmitglied der Freiburger Dialoge 1998 Gründungsmitglied des Birkenmeier Steinguss-Symposiums
Preise und Stipendien
Einzelausstellungen
1969 Stipendium des Kulturkreises
1965 Novalis Buchhandlung,
im BDI e. V.
Freiburg
1972/73 Arbeitsstipendium des
1966 Galeria La Paolina, Rom
Kulturkreises im BDI e. V. bei Henkel & Cie. GmbH Düsseldorf
1968 Landesmuseum Oldenburg
1977 Stipendium der Deutschen
1968 Musée des Beaux-Arts, Nancy
Akademie, Villa Massimo, Rom 1969 Kunstverein Freiburg 1987 Regio-Kulturpreis der Europäischen Fördergemeinschaft
1971 Kulturabteilung Bayer AG,
der Wirtschaft, Basel
Leverkusen
1992 Iduna Nova Preis, Freiburg
1972 Galerie Hinrichs, Lohmar/Donrath 1976 Galerie pro domo, Mannheim 1976 Haus der deutschen Industrie (BDI), Köln 1977 dp gallery, Heidelberg 1982 Galeria Cadaqués, Cadaqués, Spanien
Dokumentationen 1983 Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, Bonn 1973 Fernsehdokumentation, WDR Köln
1983 Kath. Akademie, Freiburg
1977 Hörfunkreport,
1985 Galeria Cadaqués,
SWF Baden-Baden
Cadaqués, Spanien
1978 Hörfunkreport, WDR 2 Köln
1986 Galerie Regio, March-Hugstetten/Freiburg
1985 Fernsehdokumentation, 1986 Stadtturmgalerie Innsbruck, 1985 TV 3 Katalonien, Spanien
Österreich
1986 Fernsehdokumentation,
1987 Galeria Cadaqués,
WDR Köln, Landesstudio Dortmund
Cadaqués, Spanien
1987 Hörfunkinterview, Radio Cap
1987 Galerie Regio,
de Creus de Cadaqués, Spanien
March-Hugstetten/Freiburg
2002 Fernsehfilm Freiburger Münster,
1989 Galerie Protée, Toulouse
ULF, SWR 2002 1990 Galerie Protée, Paris 1990/91 Dresdner Bank AG, Freiburg 1990/91 Galerie Regio, March-Hugstetten/Freiburg 1991 Stadtmuseum Siegburg
72 73
1982 Glasfenster-Ausstellung, 1991 Galerie Springmann, Freiburg
Firma Dr. H. Oidtmann, Linnich
1993 Galerie Michael Rasche,
1983 Glasfenster-Wanderausstellung,
Freiburg
Augustinermuseum Freiburg
1993 Kunstverein Kirchzarten
1983 Llibreria Galeria La Sirena, Cadaqués, Spanien
1995 Großherzögliches Palais, Badenweiler
1984 Kunst am Bau in Landwasser, Freiburg
1996 Martinskirche, Müllheim/Baden Kunstverein Schopfheim
1984 Primera Trobada International d‘ Artistes, Galeria Cadaqués,
1997 Deutsche Bank AG, Freiburg
Cadaqués, Spanien
1999 E-Werk, Hallen für Kunst,
1985 Galerie Handwerk, Koblenz
Freiburg 1985 Le Vitrail contemporain en 1999 Städtische Galerie,
Allemagne, Musée Centre du Vitrail,
Donaueschingen
Chartres
2002 Max-Planck-Gesellschaft,
1985 Hessisches Landesmuseum,
München
Darmstadt
2003 In Vorbereitung
1985 Llibreria Galeria La Sirena,
Akademie BVR, Schloss Montabaur
Cadaqués, Spanien
2003 In Vorbereitung
1985 100 Jahre Stühlinger,
Karolinum, Universität Prag,
Galerie Schwarzes Kloster, Freiburg
»art & fenomen« 1985 Arco, Galeria Cadaqués, Madrid 1985 Image du vitrail allemand, Musée Suisse du Vitrail, Romont Gruppenausstellungen
1985 Galeria arte unito, Barcelona 1985 Segonda Trobada International d‘ Artistes, Galeria Cadaqués,
1966 BBK Südbaden
Cadaqués, Spanien
1967 13 Freiburger Künstler,
1986 Landesgartenschau Freiburg
Kunstverein Freiburg 1986 Royal Institute of British 1967 Stadtforum, Innsbruck,
Architects, London
Österreich 1986 Consumenta Art 86, 1973 ars viva, 14 deutsche Bildhauer,
Kunstmarkt Nürnberg
Hannover, Leverkusen, Nürnberg 1986 Arco, Galeria Cadaqués, Madrid 1975 6 Bildhauer, Innenstadt Freiburg 1986 Llibreria Galeria La Sirena, 1976 Holz = Kunst-Stoff,
Cadaqués, Spanien
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden 1986 Hommage à Josef Pla, 1977 Stipendiaten der Deutschen
Galeria Cadaqués, Cadaqués, Spanien
Akademie, Villa Massimo, Goethe Institut, Rom
1986 Fiac, Galeria Cadaqués, Paris
1978 Kunstmesse Düsseldorf
1987 Fiac, Galeria Cadaqués mit Tom Carr und Philippe Borderieux,
1979 Bundesgartenschau Bonn
Paris
1982 Galerie Deutsche Gesellschaft
1987 Galerie Bodenschatz, Basel
für christliche Kunst, München 1987 Le portrait en Catalogne,
Château Royal de Collioure 1971 Open air painting, 1988 Galerie an der Finkenstraße
Albert-Schweizer-Schule, Freiburg
der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst, München
1973 Glasfenster, Haus MahnertLueg, Essen-Bredeney
1989 Galeria Fòrum, Girona, Spanien 1973 Metallrelief, Neue Heimat, 1989 Landeskunstwochen
Staufen
Donaueschingen 1974 Wandinstallation, 1990 Galeries du Grand Palais,
Firma Dr. Starck & Co, Siegburg
Paris 1975 Edelstahlrelief, 1991 Galeria Guillen & Tressera,
Dresdner Bank AG, Mannheim
Barcelona 1976 Altar, Ambo, Kath. Kirche, 1991 E-Werk Freiburg, Hallen für
Bad Bellingen/Baden
Kunst 1976 Glasfenster, Kapelle Josefs1997 25 artists, Galeria Cadaqués,
krankenhaus, Freiburg
Cadaqués, Spanien 1976 Platz- und Foyergestaltung, 1998 Acht – Staechelin – Stoll –
Postamt, Achern
Van Look, Kunsthandlung Springmann, Freiburg
1977 Lichthorizont, Fresko, Kath. Kirche, Häusern/Schwarzwald
1999 Skulpturen Kabinett, Freiburg 1977 Altar, Chorraum, 2002 Art Contemporani Internacional,
Kath. Kirche, Forchheim/Baden
Marges-U Galeria Cadaqués, Spanien 1977 Glasfenster, Kath. Kirche, Müllheim/Baden 1977 Bühnenbild für »Salomé« (Strauss), Theater Regensburg Arbeiten im öffentlichem Raum 1978 Altar, Chorraum, Kath. Kirche St. Cyriak, Freiburg 1965 Altarfresko, Kath. Kirche,
1978 Edelstahlwand
Silvaplana, Schweiz
»Große Meditation«, Freiburg Landwasser
1965 Glasbetonfenster, Kath. Akademie, Insel Reichenau (zerstört)
1979 Platz- und Foyergestaltung, Post Oberkirch, Offenburg
1966 Glasbetonfenster, Deutsch-Französische Schule, Lahr
1979 Glasfenster, Universitätskirche, Bochum-Querenberg
1966 Glasfenster, Christophorus Kirche, Wolfsburg
1980 Altar, Ambo, Kath. Kirche, Niederwinden/Baden
1966 Glasfenster, Alban-Stolz Haus, Freiburg
1980 Glasfenster, St. Petri-Kirche, Badenweiler
1967 Glasfenster, Kath. Kirche Altschweier, Brühl
1980 Glasfenster, Gemeindehaus, Kath.Kirche, Brühl/Baden
1967 Bronzeskulptur, Post Weil am Rhein
1980 Glasfenster, Augustinermuseum Freiburg
1968 Glasfenster, Seminar für
1981 Altar,
Seelsorge und Sozialhilfe
Kath. Kirche, Riedböhringen/Baden
Bischofslinde, Freiburg 1968/70 Marmorskulpturen, Albert-Schweizer-Schule, Freiburg
74
75
1981 Altar, Ambo,
1989 Glasfenster,
Kath. Kirche, Schenkenzell/Baden
Universitätsklinik, Freiburg
1981 Glasfenster, Zahnärztekammer
1990 Glasfenster,
Südbaden, Freiburg
Rathaus, Freiburg-Gundelfingen
1981 Glasfenster, Atelier Cadaqués,
1990 Chorraumgestaltung, Altar,
Cadaqués, Spanien
Ambo, Boden, Kath. Kirche, Freiburg Zähringen
1981 Platz- und Foyergestaltung, Post Oberkirch, Offenburg/Baden
1992 Glasfenster, Basilika St. Martinus, Bingen
1981/86 Glasfenster, Kath. Kirche, Eichsel/Rheinfelden
1993 Glasfenster, Heilig Geist Kirche, Berlin-Charlottenburg
1982 Glasfenster, Barockkirche von Cadaqués, Spanien
1994 Edelstahlplastik, Zen-Garten,
Kath. Kirche, Cadaqués, Spanien
Sparkasse, Müllheim/Baden
1982 Marmor-Bronze-Altar,
1995 Zen-Garten, Firma Unmüssig
Waldshut/Baden 1996 Glasfenster, 1982 Glasfenster,
Sparkasse, Grenzach-Wyhlen
Friedhofskapelle, Bollschweil/Baden 1996 Glasfenster, Einsegnungshalle, 1983 Stahlrelief »Raumwölbung
Müllheim-Niederweiler/Baden
Lichthorizont«, Glasfenster, Bundesverband und
1996/99 Glasfenster,
Raiffeisenbanken, Bonn
Thermalbad, Bad Krozingen
1985 Glasfenster, St. Urbanus Kirche,
2001 Edith Stein – Glasfenster im
Gelsenkirchen-Buer
Freiburger Münster, ULF
1987 Bronzeskulptur »Große Meditation-Blüte«, Bayerwerk, Leverkusen
Glasfensterkollektionen
Bonn, Cadaqués, Freiburg, Heide, Linnich, Taunusstein-Wehen, Wiesbaden
Sammlungen
Augustinermuseum Freiburg Badische Beamtenbank Karlsruhe Bayer AG Leverkusen Bundesrepublik Deutschland Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, Bonn Deutsche Bank Freiburg Dresdner Bank Mannheim Kultusministerium Stuttgart Landesbibliothek Karlsruhe Landesmuseum Oldenburg Landeszentralbank Freiburg Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Museum von Cadaqués, Spanien Museum für Neue Kunst Freiburg Regierungspräsidium Freiburg Sparkasse Freiburg Stadt Innsbruck Volksbank Freiburg
78
79
Licht –
in unserer technisierten Welt nehmen wir seine Bedeutung oftmals nicht mehr wahr. Es ist quasi eine Selbstverständlichkeit geworden, gedanken-los werden Lampen eingeschaltet, wenn die natürliche Lichtquelle nicht oder nur ungenügend verfügbar ist. Wie verschieden empfinden wir Licht, wenn wir keine Kontrolle darüber haben. Wir werden abhängige Sklaven des – nun ungewohnten – Tagesrhythmus, Gefangene der Nacht. Jeder, der einmal mit dem Zelt in freier Natur unterwegs war, weiß, was es bedeutet, wenn die Sonne unter dem Horizont verschwindet und noch kein geeigneter Zeltplatz gefunden ist. Wie frei uns Licht macht, erlebt jeder oben genannte Wanderer in Regionen und Jahreszeiten ohne Dunkelheit – den Polar- und Subpolar regionen. Das hier herrschende Dämmerlicht während der »Nacht« übt deshalb eine besondere Faszination aus, auch nicht zuletzt durch ein Farbenspiel, das die Landschaft im wahrsten Sinne des Wortes in immer neuem Licht erscheinen lässt. In diesen Momenten kann man sich auf Dr. Joachim Rheinstein, Max-Planck-Institut für Molekulare Physiologie, Dortmund
einzigartige Weise »frei« fühlen – im Licht.
»Licht, gebrochen in den nächtlichen Tautropfen am Gras, funkelnd,
durch die Löcher in der Wolkenwand lugend, Scheinwerfern gleich,
diffus und Sehnsucht verbreitend am nordischen Himmel, nach Freiheit und Weite,
Dr. Ilme Schlichting, Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung, Heidelberg
Farben.«
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81
Für eine Abteilung »Spektroskopie und photochemische Kinetik« des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie ist das Licht natürlich von ganz entscheidender Bedeutung. Spektroskopie heißt ja, dass das Licht und seine Wechselwirkung mit der Materie uns sehen lässt, bis in das feinste Detail der einzelnen Moleküle hinein. Andererseits ist das Licht das Werkzeug der Photochemie, es greift in die Moleküle ein, regt sie zu dynamischen Vorgängen, Änderungen ihrer Gestalt an und macht sie bereit zu chemischen Umsetzungen. Kurzum: ohne Licht geht in dieser Abteilung gar nichts. Prof. Jürgen Troe, Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie, Göttingen
»Ohne Licht bleibt es in unserem Mikroskop dunkel und wir sehen gar nichts. Mit Licht aber erkennen wir an winzigen Goldkörnchen
ein helles Leuchten:
und sogar zwischen Körnchen einsperren!«
Licht lässt sich dort verdichten, Dr. Fritz Keilmann, Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried
»In der Wissenschaft hat Licht eine
immer unvergleichliche Bedeutung gehabt. Licht ist einzigartig in seiner Fähigkeit aus der Distanz
feine Strukturen zu erkennen.
Die Lichtmikroskopie, seit van Leeuwenhoek
im 17. Jahrhundert ein zentrales Instrument der
Biologie, ist auch heute noch von unverzichtbar,
da sie zerstörungsfrei arbeiten kann und es
uns erlaubt unter Aufrechterhaltung
Prof. Winfried Denk, Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung, Heidelberg
lebensfreundlicher Bedingungen von außerhalb
feinste Strukturen und Prozesse im Inneren
eines Organismus zu beobachten.
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83
Licht als Bildelement und das Problem der Wahrnehmung abstrakter Malerei
Licht ist das Medium, das uns die Wahrnehmung
Ein abstraktes Bild ist (wie jedes andere Bild auch)
eines Bildes durch unser Auge ermöglicht.
zunächst rein formal in Bezug auf seine
Dieser Vorgang ist so elementar und für uns
Komposition zu beurteilen. Dies ist einigermaßen
selbstverständlich, dass wir gar nicht daran denken,
objektiv möglich und in der Regel auch für den
wenn wir über Licht im Zusammenhang mit
engagierten Betrachter nachvollziehbar. Schwieriger
Malerei sprechen. Wir denken eher an Bilder von
ist die inhaltliche Beurteilung. Bei einem
Rembrandt, in denen Licht als gestalterisches
Porträtzeichner, der auf der Straße seine Dienste
Mittel eine besondere Rolle spielt, oder vielleicht
anbietet, sieht jeder, auch wenn er völlig uninteres-
an Impressionisten, die sich mit ihrer Staffelei in
siert an Kunst ist, ob ihm ein Porträt gelungen ist
die Landschaft begaben, um besondere Licht
oder nicht. Wie erkennen wir aber z.B. an einem
effekte in ihren Bildern festzuhalten. In der Malerei,
Bild von Jackson Pollock, ob es von inhaltlicher
die sich im weitesten Sinne mit der Abbildung von
Bedeutung ist oder ob es nur aus einer gefälligen
sichtbarer Wirklichkeit beschäftigt, erscheint das
Anordnung mehr oder weniger zufälliger Elemente
Verständnis des Umgangs der Künstler mit dem
besteht? Wenn wir uns nicht einfach dem Urteil
Ausdrucksmittel »Licht« unproblematisch. Ganz
der Kunstkritik unterwerfen wollen, bleibt nur die
anders ist die Situation in Bezug auf die
Möglichkeit, ein Bild meditativ zu betrachten und
Verwendung des Gestaltungselements »Licht« in
den eigenen Emotionen und Assoziationen nach-
der abstrakten Malerei. Wenn wir unter abstrakter
zuspüren. Abstrakte Bilder
Malerei die Malweise verstehen, die grundsätzlich
werden von unterschiedlichen Betrachtern unter-
auf eine figürliche Darstellung verzichtet und nur
schiedlich erlebt, denn selbstverständlich bestim-
mit Farbeffekten oder geometrischen Formen
men unsere individuellen Sehgewohnheiten und
arbeitet, ist es bei dieser Form der künstlerischen
Farbempfindungen auch die Wahrnehmung nicht-
Darstellung zumindest nicht eindeutig, ob wir
gegenständlicher Darstellungen. Auch ein abstrak-
bestimmte Aufhellungen als »Licht«
tes Bild hat ein »Oben« und »Unten«. Weißpigmente werden wir eher als »Licht« empfin-
Dr. Werner Jahn, Max-Planck-Institut für
empfinden oder nur eine erhöhte Konzentration
den, wenn sie sich im oberen Bereich einer
von Weißpigmenten wahrnehmen. Dies berührt
Bildfläche befinden, weil wir einen Lichteinfall von
das Problem der Wahrnehmung von abstrakter
oben erwarten. Eindeutige Assoziationen sind mit
Malerei überhaupt. Als sich in den fünfziger Jahren
abstrakten Darstellungen sicher nur schwer zu
des vergangenen Jahrhunderts die abstrakte Kunst
erzeugen. Das führt zu der Frage, ob zusätzliche
ganz allgemein durchsetzen konnte und sogar
Informationen für das Wahrnehmen von abstrakten
die realistisch-figürliche Darstellungsweise in der
Bildinhalten notwendig sind. Es steht außer
Malerei völlig zu verdrängen schien, wurde häufig
Zweifel, dass ein Bild als solches wirken muss. Was
die Meinung geäußert, man könne nur von einem
ein Bild nicht ausdrückt, kann nicht durch eine ver-
Maler, der bewiesen hat, dass er die figürliche
bale Mitteilung »nachgeliefert« werden.
Darstellungsweise beherrscht, abstrakte Bilder
Ebensowenig können wir in ein Bild etwas »hinein-
akzeptieren. Diese Auffassung offenbarte die
sehen«, was nicht in ihm enthalten ist, auch wenn
Schwierigkeit, ein abstraktes Bild zu beurteilen,
ein kluger Interpret (oder der Künstler selbst) uns
und enthielt vielleicht auch noch die Vorstellung,
entsprechende Erklärungen gibt. Doch ähnlich wie
eine eindeutige Beurteilung der Qualität eines
ein Pantomime nicht völlig ohne Worte auskommt
abstrakten Bildes sei gar nicht möglich und man
und wenigstens das Thema seiner Darstellung
könne nur dann dem Künstler gleichsam vertrau-
angeben muss, um ohne Rätselraten verständlich
en, wenn er seine Kunstfertigkeit schon in anderer
zu sein, ist es legitim, wenn zu abstrakten Bildern
Form unter Beweis gestellt hat. In der heutigen
Erklärungen gegeben werden, die mindestens den
Zeit scheint dieses Vertrauen in die Kompetenz
Rahmen angeben, in dem sich die Intentionen des
des Kunstkritikers verlagert worden zu sein, weil
Künstlers bewegen. Wenn wir außerdem etwas
der Bildbetrachter sich häufig weiterhin über sein
über die Person des Künstlers erfahren, sind wir
eigenes Urteil sehr unsicher ist.
eher bereit, uns von seiner gestalterischen Konzeption inspirieren zu lassen, und können
Medizinische Forschung,
dann auch an den Stellen zwanglos »Licht« empfin-
Heidelberg
den, wo wir eigentlich nur Weiß sehen. Doch letztlich entscheidet nur die Intensität der spontanen Empfindungen, die ein Bild bei einem Betrachter auslösen kann, über seine Qualität. Die Alternative wäre das Bewundern von des Kaisers neuen Kleidern.
Großer Lichthorizont
1986 Öl auf Leinwand 240 x 170 cm
Besonderer Dank gilt »genzyme«, deren großzügige Unterstützung dazu beigetragen hat, diesen Katalog zu erstellen.
86
87
Van Look - Literaturdokumentation
Adelmann von Adelmannsfelden, J. A. (Hrsg.),
München/Zürich 1981,
Begleitheft zur Ausstellung Fenster,
Katalog Kunstverein Diözese
Titelbild, S. 111–120
Bilder, Glasmalerei 1926 – 1982,
Rottenburg-Stuttgart 1984 – 85, 22. Jg., S. 238 Aluskop Kapal, Kaiser-Preussag Aluminium, Nr. 2, Düsseldorf 1973, S. 6 Auditorium, Jg. XVI, Nr. 6-7, Rom 1967, S. 16 – 16a, Abb. Aus unserem Schaffen, Heft 7, München/Zürich 1970, Abb. S. 47
Das Münster, 37. Jg., Heft 2, München/Zürich 1984, Abb. S. 125 ff.
München/Zürich 1986,
der Ausstellung in der Galerie Regio,
Titelbild, S. 1, 10, 38 – 39
March-Hugstetten,
Das Münster, 45. Jg., Heft 2, München/Zürich 1992, Titelbild Deutsche Gesellschaft für
München/Zürich 1973, Abb. S. 44
München 1982, Abb. o. S.
Aus unserem Schaffen, Heft 9,
Deutsche Gesellschaft für
München/Zürich 1976, S. 52
christliche Kunst, 3. Jg., Nr. 5,
Aus unserem Schaffen, Heft 10, München/Zürich 1979, Abb. o. S.
Van Look – Lichthorizonte, Malerei 1982 – 1986, erschienen anlässlich
christliche Kunst, 2. Jg., Nr. 3,
München/Zürich 1979, Abb. S. 32
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Aus unserem Schaffen, Heft 8,
Aus unserem Schaffen, Heft 4,
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Promo Verlag GmbH,
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Gustav Stein, Volker Neuhaus,
Promo Verlag GmbH,
Stuttgart 1977, Abb. o. S.
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Kat. Aachen, Licht, Glas, Farbe,
Freiburger Almanach 2002,
Hrsg. Heinrich Oidtmann,
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Gemeinde Gundelfingen,
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Landesverein Badische Heimat e. V.,
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Hrsg. Hans H. Hofstätter,
G.Braun E. Media Services GmbH,
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Gundelfingen 1990.
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Gemeinde Gundelfingen,
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Stuttgart 1971
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Skulpturen, Gemälde und Graphik
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Wilhelm-Lehmbruck-Museum
des 20. Jahrhunderts aus dem
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der Stadt Duisburg
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betrieben,
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Internationale Glasausstellung,
Kulturkreis im Bundesverband
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Katholische Kirchengemeinde
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Arco 1986
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Kat. Ausst. München,
Katholische Kirchengemeinde
Kat. Ausst. Freiburg,
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Katholische Kirchengemeinde
Kat. Ausst. München,
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Brühl 1980
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der Deutschen Industrie e. V.,
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Hans-Günther Van Look
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