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Luis und Luis

Luis und Luis – ganz jung und schon im Theater Basel

Beide Luis wurden vom Theater Basel für grössere Rollen in der MatthäusPassion von J. S. Bach ausgesucht. Luis Kocsis ist 14 Jahre alt und wohnt in den Schoren. Er ist schon ein erfahrener Akteur. Luis Kaviani wohnt zwar nicht direkt bei uns, ist aber oft sein Bühnenpartner. Er ist 11-jährig. Zeitweise stehen rund 50 Kinder auf der Bühne, auch aus dem Hirzbrunnen, alle aus der Mädchen- oder Knabenkantorei und alle zwischen 10 und 15 Jahre alt.

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Welche Rollen sie auf der Bühne spielen oder singen – vor oft mehr als 1000 Theaterbesuchern – erzählen sie hier. Das braucht Mut und auch eine lange, sorgfältige Ausbildung – Stimmtechnik, Stimmkraft – wie sie die Kantoreien bieten. auch schon oft auf der Bühne.»

Aufgeregt vor den Auftritten und ist es anstrengend? «Am Anfang schon, aber das legt sich.» Und Ko weiter: «Ich kann da für uns beide reden. Wir sind fast die ganze Zeit auf der Bühne und müssen uns auf viele Details konzentrieren. Alles muss stimmen: richtiger Standort, richtige Haltung, richtige Kleidung. Das ist schon anstrengend. Wir sind am Ende ziemlich müde und ‚aufgekratzt‘, aber schön ist es trotzdem.»

Die Kinder

Luis Kocsis (Ko) erklärt, warum er (und einige andere Kinder) so viele Auftritte in der Passion haben: «Ich habe schon als einer ‚der drei Knaben‘ in der Zauberflöte von Mozart Solo gesungen, und ich habe Freude an diesen Auftritten. Man hat mich im Theater also schon gekannt.» Luis Kaviani (Ka) ergänzt: «Bei mir ist es ähnlich. Ich habe in der Zauberflöte auch solo gesungen. Ich habe noch weniger Erfahrung, aber inzwischen stand ich Ko: «Die Aufführung endet meist erst etwa um 22 Uhr. Wir kommen gegen 23 Uhr heim. Ich kann dann nicht sofort schlafen. Ich esse etwas und lege mich gegen Mitternacht schlafen. Am nächsten Morgen muss ich um 8 Uhr wieder in die Schule.» Ka: «Bei mir ist es einfacher. Ich bin nach der Vorstellung so müde, dass ich sofort ins Bett falle und schnell einschlafen kann.» Die beiden werden von ihren Eltern abgeholt und dann kann es vorkommen, dass sie manchmal im Tram singen, das helfe lockern.

Die Proben

Diese begannen schon nach den Sommerferien 2021 und fanden in den Herbstferien fast täglich statt. Nach Auskunft des Theaterdirektors/ Regisseurs Benedikt von Peter waren es mehr als 30 Proben. Haben die beiden noch genug Freizeit? Ko: «Ja ja, ich spiele noch Klavier, spiele Tennis.» Und Ka ergänzt: «Ich spiele auch Klavier, mache Judo und tanze gerne.»

Quart konnte in einer Probe sehen, wie detailversessen von Peter geprobt hat. Jede Stellung und jede Haltung wurde geübt, aber es lohnte sich. Mehr als 170 Personen sind in irgendeiner Form an der Matthäuspassion beteiligt, noch ohne das Orchester. Es war ein Wagnis, dieses Stück auf die Bühne zu bringen. Die Geschichte von Jesu Tod ist für viele Menschen mit Glauben und Gefühlen verbunden. Auch für die Kinder muss sie erlebbar sein und darf sie nicht ungebührlich belasten, weder zeitlich noch seelisch. Benedikt von Peter ist das geglückt! Er übte zuerst mit den Kindern, dann kamen nach und nach Chöre, Solisten und schliesslich das Basler Sinfonieorchester dazu.

Man staunt, mit welcher Hingabe und mit wieviel Herz die Kinder spielen. Eine eindrückliche Leistung, ganz besonders von den ‚Hauptdarstellern‘ wie unseren beiden Luis. Von Peter dazu: «Es ist für die Kinder unfassbar anspruchsvoll, immer die Spannung zu halten und diszipliniert zu sein.»

Die Vorstellungen

Ko: «Wir treffen uns zur Einstimmung 1¼ Stunden vor Vorstellungsbeginn. Wir wechseln ja auch noch die Kleider. Ich gehe meistens noch früher und übe mit Herrn Herter von der KKB nochmals mein Solo.» Ka: «Wir spielen verschiedene Rollen. Letztesmal spielte ich zuerst Jesus, dann einen Priester, dann Petrus und zum Schluss einen der Mörder, die neben dem Kreuz knien, alles am gleichen Abend.» Ko: «Ich kniete auf der anderen Seite, war also auch ein Mörder, aber auch ich war vorher noch Jesus und ein Jünger. Zudem machen wir ja auch noch im ‚Volk‘ mit.» Zu den Rollenwechseln meinen sie: «Das geht schon, nach so vielen Proben kennen wir fast jede Bewegung. Und wenn ein Kind ausfällt, kann die Aufführung trotzdem stattfinden.»

Die Passion ist ja eine tragische Geschichte. Habt ihr sie vorher schon gekannt? «Ja, unsere Eltern haben uns davon erzählt, und dann kamen ja erst noch die Proben dazu. Die Geschichte berührt schon.» Auf die Frage, ob sie Reaktionen auf ihre Tätigkeit haben sagt Ko: «Mein bester Freund, mein Tennistrainer und meine Cousine waren in Vorstellungen und fanden es toll. Mir unbekannte Erwachsene haben mir gesagt, dass sie mich auf der Bühne gesehen haben und es ihnen gut gefallen hat.» Und Ka ergänzt: «Ich bekomme auch Echos. Ich muss in der Schule ja manchmal früher gehen und meine Schulkameraden verstehen das. Und Gutes höre ich auch von Freunden, Verwandten usw.» Ob sie nach so vielen Proben und Aufführungen immer noch gerne dabei seien, sagt Ka: «Ja, ich mache das sehr gerne. Es ist nie langweilig. Der Humor des Regisseurs ist genial.» Das letzte Wort hat Ko: «Für mich könnte es immer so weitergehen. Ich werde sehr traurig sein, wenn es vorbei ist.»

Die Matthäus-Passion ist noch am 13. und 26. Juni zu sehen. Dass Kinder aus unserem Quartier dabei sind, freut uns sehr.

Danke Luis Kocsis und Luis Kaviani. Und Danke an den Theaterdirektor, aber auch an Frau Kocsis, der Mutter des einen Luis. Sie betreut die Kinder manchmal auch während der Aufführung und den Pausen. Q

Peter Meier

Natürlich hätten wir auch gerne ein Mädchen dabeigehabt und haben entsprechend nachgefragt, doch von Lavinia haben wir erst spät gehört. Lavinia ist 11 Jahre alt. In der Passion spielt sie beim «Volk» mit, ist, wie sie selber sagt, «Bäuerin». Sie ist weniger als die Buben auf der Bühne, aber immer noch zu etwa zwei Dritteln der Zeit. Das macht ihre Auftritte auch nicht einfacher: Auf Abruf muss sie sofort konzentriert sein, aber Lavinia sagt: «Ich mache das nicht nur gerne, sondern sehr gerne!»

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