Schwerpunkt
Quartierkurier 1/2021
Michele Cordasco
Ein Künstlerherz fürs Quartier
Michele Cordasco in seinem Atelier an der Weidengasse. «Ich liebe es, Portraits zu machen.» Fotos: Michael Kunz
Max Pusterla. Es ist wohl so sicher wie das Amen in der Kirche, dass Quartierbewohner, die wie Michele Cordasco an der Schwelle zum Rentenalter stehen, ihn schon irgendwo und irgendwann in der Breite oder der Lehenmatt angetroffen haben. Obwohl er künstlerisch und soziokulturell auch in andern Quartieren unserer Stadt seine Spuren hinterlassen hat. Michele hatte keine leichte Jugend. Er wuchs in einem Tagesheim im Gundeli auf und absolvierte Primar- und Sekundarschule im Gundeldingerschulhaus. Abends und am Wochenende wohnte er bei seiner Mutter an der Lehenmattstrasse mit Blick auf das Gärtnerhaus im Schwarzpark, das ihn bis heute und wohl auch noch in Zukunft beschäftigt. Nach seiner Lehre zum Steinbildhauer war er auf der Suche nach einem Atelier, wollte er sich doch schon früh selbstständig machen. Der Schopf neben dem Gärtnerhaus im Schwarzpark schien ihm dazu geeignet. Also sprach er in der Villa bei Frau Schwarz von Spreckelsen vor, der damaligen Besitzerin des Schwarzparks. Er durfte sein Anliegen vorbringen, doch dabei blieb es. Sein erstes Atelier richtete er schliesslich im Luftschutzkeller der Wohnsiedlung an der Lehenmattstrasse 230 ein. Sozialplastische Projekte Wie es so geht im Leben, auf vielen Umwegen kommt man schliesslich doch zum Ziel. In einem vierköpfigen Team, zusammen mit seiner Tochter Anna — sie ist Schneiderin und Textilgestalterin — betreut Michele Cordasco seit rund fünf Jahren die sogenannte Kinderwerkstatt in seinem ehemaligen Atelier-Traum. Die Kinderwerkstatt wird vom
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gleichnamigen Verein betrieben, von der GGG, der Christoph Merian Stiftung und von der Stadtgärtnerei unterstützt. Sie ist eines der vielen «Sozialplastischen Projekte», die Michele Cordasco initiierte und zusammen mit Gleichgesinnten durchführt. Dazu gehören beispielsweise auch Bau und Unterhalt der Cécile Ines Loos-Anlage zwischen dem Breite-Zentrum und dem St. Alban-Rheinweg. Ausserdem hat er die Grünraumgruppe Breite ins Leben gerufen. Auch die Kompostieranlagen im Breite-Quartier sind auf seine Initiative hin entstanden. Die Schreibstube an der Lehenmattstrasse/Ecke Hechtweg, die seit dem Tod von Sylvia Frey-Werlen leider verwaist ist, geht auf Umwegen ebenfalls auf eine Initiative von Michele zurück. Als Legastheniker weiss er, dass nicht wenige Menschen auf Schreibhilfen angewiesen sind.
Stillleben mit Werkzeug eines Multitalents.