Policy "Kohle" von Raiffeisen Capital Management

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PolicyKohle

Unterlage erstellt von:

Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H. Mooslackengasse 12, 1190 Wien

Stand: 11.2024

Raiffeisen Capital Management steht für die Raiffeisen Kapitalanlage GmbH oder kurz Raiffeisen KAG.

Inhalt

1. Zielsetzung der Policy

Ausstieg aus Finanzierung der Kohleindustrie mit einem ersten Etappenziel bis 2025.

Die Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft m.b.H. (im Folgenden kurz Raiffeisen KAG) strebt den Ausstieg aus der Finanzierung der Kohleindustrie an. Die Kohle-Policy der Raiffeisen KAG umfasst alle investierbaren Unternehmen, die im Bereich Kohleexploration, Kohleabbau, Kohleförderung, Kohlevertrieb und Kohleveredelung tätig sind. Das gesetzte Ausstiegsziel der Raiffeisen KAG steht in engem Zusammenhang mit den internationalen Zielsetzungen des Pariser Klimaschutzabkommens, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen 1

2. Geltungsumfang

Von dieser Verpflichtung betroffen sind alle von der Raiffeisen KAG verwalteten Publikumsfonds und Portfolios. Bei der Auswahl von Investmentfonds, die von anderen Kapitalanlagegesellschaften verwaltet werden, wird dies bestmöglich eingehalten. Bei der Verwaltung von Spezialfonds durch die Raiffeisen KAG wird dieser Verpflichtung unter Berücksichtigung allfälliger mit dem Anleger bzw. der Anlegerin abgeschlossener Vereinbarungen nach Möglichkeit Folge geleistet.

3. Kohleindustrie im Überblick

3.1. Kohle im Überblick

Aufgrund des prognostizierten Anstiegs der Energienachfrage greifen viele Staaten auch heute noch auf die Energiegewinnung aus Kohle zurück, obwohl es sich dabei um die CO2intensivste Art der fossilen Brennstoffe handelt. Hieraus resultiert auch, dass ein Drittel der globalen Energie immer noch über die Verbrennung von Kohle bereitgestellt wird. Eine Vielzahl an Ländern ist zwar schon mit der Loslösung von dieser Energiequelle befasst, doch der Anteil der Kohle im Energiemix wird in naher bis mittlerer Zukunft noch weiterhin ein großer sein. Weltweit gibt es, nach Schätzungen aus dem Jahr 2022, 1,161 Billionen Tonnen an nachgewiesenen Kohlereserven. Dabei sind 75 % dieser Reserven auf nur fünf Länder

1 | Quelle: United Nations Treaty Collections, https://treaties.un.org/Pages/ViewDetails.aspx?src=IND&mtdsg_no=XXVII-7-d&chapter=27&clang=_en

aufgeteilt. Unter diesen können die größten Vorkommnisse in den USA (22 %) gefunden werden, gefolgt von Russland (15 %), Australien (14 %), China (14 %) und Indien (11 %).

Grafik 1: Weltweiter Kohleverbrauch 2000-2025 in Mt

Quelle: IEA. Licence: CC BY 4.0

Der globale Kohlemarkt hatte, trotz seines ursprünglich stabilen Wachstums, in den letzten Jahren einige Schocks. Zu den bedeutendsten zählte etwa der starke Abfall der Nachfrage zu Zeiten der Covid-19-Pandemie. Im Anschluss an diese globale Krise konnte jedoch ein rasanter Anstieg der Nutzung von Kohle verzeichnet werden. Dieser Effekt wurde auch weiter von dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen verstärkt und führt in Summe zu Rekordwerten des Kohlebedarfs im Jahr 2022 von insgesamt 8,42 Milliarden Tonnen. Die Prognosen bis 2026 versprechen jedoch eine Rückläufigkeit des weltweiten Verbrauchs.

Wenn es um den Verbrauch von Kohle in absoluten und relativen Werten geht, hat China in einem globalen Vergleich mit Abstand die höchsten Verbrauchszahlen. Dem Staat können mehr als 50 % des weltweiten Verbrauchs zugeschrieben werden. Im Jahr 2022 stieg dieser Wert um weitere 4,6 % auf 4.520 Mt an Erst weit dahinter mit rund 14 % des globalen Bedarfs befindet sich Indien mit einem Kohleverbrauch von insgesamt 1.162 Mt. Von diesem Land wurde jedoch eine Wachstumsrate von ganzen neun Prozent aufgezeichnet. Für die

positivsten Entwicklungen zum Thema Kohle sind Prognosen nach auch im Jahr 2023 die Europäische Union und die Vereinigten Staaten verantwortlich, welche sich mit Rückgängen um 23 % und 21 % klar von dem Geschäftszweig wegbewegen.

3.2. Auswirkungen auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz

Die Förderung und Nutzung von Kohle gefährden die Gesundheit von allen Lebewesen auf direkte und indirekte Weise. Insgesamt 53 Schadstoffe weist das Europäische Schadstoffregister aus, mit denen Kohlekraftwerke Luft, Wasser und Boden vergiften. Steinkohle setzt bei der Verbrennung mehr Schadstoffe frei als Braunkohle. Allerdings ist dreimal mehr Braunkohle nötig, um die gleiche Menge an Energie zu erzeugen. Darum gilt sie als die schmutzigere Kohle.

Im Jahr 2019 wurde die Luftverschmutzung und der Klimawandel selbst durch die WHO als eines der zehn schwerwiegendsten Risiken für die Gesundheit der Weltbevölkerung deklariert. Laut dieser sterben jährlich rund sieben Millionen Menschen frühzeitig an den Folgen dieser Problematik.

Die Schätzungen zu der globalen Zahl der durch die Kohlekraft verstorbenen Personen schwanken stark von Quelle zu Quelle. Allein in der EU sollen es jährlich rund 23.000 Menschen sein, welche an den Folgen der Nutzung von Kohle sterben. In China sind es sogar fast 16-mal so viele, mit Schätzungen um die 366.000 frühzeitige Tote pro Jahr. Hinzu kommt, dass die Kosten aus den Effekten der Luftverschmutzung sich im Zeitraum von 2012 bis 2021 allein in der EU auf insgesamt 2,7 bis 4,3 Billionen Euro belaufen sollen.

Besonders Kinder sind durch die emittierten Schwermetalle gefährdet. Werden ihre Lungen in jungen Jahren geschädigt, kann es zu einer Vielzahl an möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen. Sind Kinder im Mutterleib erhöhten Konzentrationen an Blei oder Quecksilber ausgesetzt, so steigt ihr Risiko, später eine kognitive Störung zu entwickeln, also an Denkleistung einzubüßen. Zudem können sie irreversible Organschäden davontragen.

Nicht nur die Verbrennung, auch die Förderung von Kohle birgt gesundheitliche Risiken. So sind die Anwohner:innen von Braunkohletagebauten einer erheblichen Belastung durch Feinstaubemissionen ausgesetzt, die zu Atemwegserkrankungen oder Allergien führen können. In den Abraumhalden der Minen sammeln sich Schwermetalle und andere giftige Stoffe, die ins Grundwasser und in die Luft gelangen. Ein weiteres Problem stellt Radioaktivität dar, denn Braunkohle enthält natürlicherweise Uran, Thorium und Kalium-40. Nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) befinden sich allein in den jährlich 460 Millionen Tonnen Abraum, welche für die Förderung von 100 Millionen Tonnen Braunkohle bewegt werden, rund 388 Tonnen Uran. Die radioaktiven Substanzen reichern sich im Feinstaub an und gelangen so in den menschlichen Körper – mit unkalkulierbaren Folgen für die Gesundheit.

Grafik 2: Wann werden die Länder aus der Kohlekraft aussteigen?

Quelle: Our World in Data. Licence: CC BY

Neben den zahlreichen negativen gesundheitlichen Aspekten der Kohleverwendung spielt besonders die erhebliche Auswirkung auf den Klimawandel eine besondere Rolle. Eine Verbildlichung der Schwierigkeiten bei dem Ausstieg aus dem Sektor Kohle kann Grafik 2 entnommen werden. Diese stellt die globalen Ausstiegspläne, sofern vorhanden, auf Länderebene näher dar. Nach dem aktuellen Stand müssten bis 2030 ungefähr 75 % der Emissionen durch Kohle, ausgehend vom Basisjahr 2020, reduziert werden. Dieser Umstand wird erheblich erschwert, wenn man sich die Zahlen für das Jahr 2022 näher ansieht. In diesem wurde laut Berichten sogar noch mehr Energie durch Kohle erzeugt als im Jahr 2020, nämlich 10.440 TWh. Dies führt zu der Notwendigkeit eines noch drastischeren Einschnittes in den Ausbau und die Erhaltung der Kohleindustrie, wenn diese eine Rückläufigkeit aufweisen soll. Um diese Kehrtwende zu unterstützen, hat die Raiffeisen KAG im Folgenden die Maßnahmen angeführt.

4. Ausstiegspfad – Richtlinien der Klima-Policy im Kohle-Sektor

Die Raiffeisen KAG strebt einen Kohle-Ausstieg an und definiert ein Etappenziel bis 2025. Das vorherige Kapitel verdeutlicht die Wichtigkeit und Dringlichkeit des Kohleausstiegs. Finanzinstitutionen kommt dabei eine wichtige Rolle im Bereich der Finanzierung und auch Kapitalisierung zu.

Die Kohle-Policy der Raiffeisen KAG stützt sich auf zwei Hauptaspekte, um die genannten Ziele zu erreichen. Einerseits absolute quantitative Ausschlusskriterien (Umsatzanteil) und andererseits qualitative Kriterien, die zusammen den Kohleausstiegspfad bilden. Beispielsweise werden die investierten Unternehmen danach analysiert, welcher Anteil ihres Umsatzes der Kohle zugeschrieben werden kann. Für die Einteilung der maximalen Umsatzanteile ist es notwendig, Definitionen für die verschiedenen Akteure der Kohleindustrie zu finden, um im Anschluss in Abhängigkeit von deren Position in der Wertschöpfungskette Rückschlüsse ziehen zu können (siehe dazu 4.1. Definitionen).

4.1. Definitionen

Die Kohle-Policy der Raiffeisen KAG bezieht sich auf die im Folgenden definierten Segmente:

Direkt in die Produkte involvierte Unternehmen:

Kohleexploration

Kohleabbau

Kohleförderung

In nachgelagerten Bereichen involvierte Unternehmen:

Kohlevertrieb

Kohleveredelung

4.2. Kohleausstiegspfad der Raiffeisen KAG

Der Umsatzanteil von investierten Unternehmen aufgrund von Kohleaktivitäten stellt einen guten und geeigneten Indikator dar, um sukzessive kohlefördernde Unternehmen auszuschließen.

Die folgende Tabelle veranschaulicht den Ausstiegspfad der Raiffeisen KAG bezüglich Kohleinvestitionen bis 2025.

Der Ausstiegspfad definiert zwei Stufen.

Unternehmen

Stand aktuell nächste Stufe 2025*

Förderung und Abbau 0 % 0 %

Exploration, Vertrieb und Veredelung 5/20 %2 1 %3

Staaten

Berücksichtigung im Indikatorenmodell

Quelle: Raiffeisen KAG, eigene Konzepte

*Einhergehend mit der Implementierung der „Leitlinien zu Fondsnamen, die ESG- oder nachhaltigkeitsbezogene Begriffe verwenden“ (vom 21 08 2024, ESMA34-1592494965-65) und der damit verbundenen Einführung der sogenannten PAB-Kriterien (Paris-abgestimmte EU-Referenzwerte, siehe Art. 12 Z1 der del. Verordnung (EU) 2020/1818 der Kommission vom 17. Juli 2020) im Laufe des ersten Halbjahres 2025

Innovativer Ansatz: Raiffeisen-ESG-Sovereign Indikator zur Ermittlung des KohleExposures von Nationalstaaten

Ein innovativer Ansatz der Kohle-Policy der Raiffeisen KAG im Rahmen des nachhaltigen Investmentprozesses besteht darin, dass auch für Investitionen bei Nationalstaaten Mindestkriterien eingeführt werden (Beispielprodukt: Staatsanleihen). Da man hierfür keinen Umsatzanteil heranziehen kann, wurde eine andere Möglichkeit der Integration gefunden: Das Kohle-Exposure der Nationalstaaten wird über diverse ökologische Faktoren, die in einem eigenen Indikator der Raiffeisen KAG (Raiffeisen-ESG-Sovereign Indikator) zusammengefasst werden, in den Investmentprozess integriert.

5. Fazit

Mit ihrer aktualisierten Kohle-Policy bestätigt die Raiffeisen KAG ihre Zielsetzung für einen Ausstieg aus der Finanzierung des Kohlesektors. Die Policy beinhaltet nicht nur die Bereiche Kohleexploration, Kohleabbau und Kohleförderung, sondern auch Kohlevertrieb und Kohleveredelung. Darüber hinaus werden auch für Staaten Kriterien angewendet, um dem Trend der anhaltenden Kohleverstromung entgegenzuwirken. Durch die Policy werden signifikante positive Effekte auf den CO2-Fußabdruck der Produkte der Raiffeisen KAG erreicht.

2 | aktuell Unterscheidung nach Fondskategorie

3 | Auf Basis der Kriterien der sogenannten „Paris-abgestimmte EU-Referenzwerte“ (EU Paris-aligned Benchmarks) gemäß Art. 12 Abs. 1 lit a bis g DelVO (EU) 2020/1818

Zusätzlich trat die Raiffeisen KAG im Jahr 2022 der Net Zero Asset Managers Initiative (NZAM) bei, einer Vereinigung von Asset-Managern, die das Ziel verfolgt, Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen. Die sich daraus ergebenden Commitments für die Raiffeisen KAG beinhalten neben der Erreichung von Netto-Null-THG-Emissionen in 2050 für 100 % der Assets under Management (AuM) unter anderem die Formulierung von Zwischenzielen, die regelmäßige Revision dieser Zwischenziele und der Assets-in-Scope im Abstand von fünf Jahren sowie die Einbettung der Klimaziele in die Mitwirkungspolitik. Weiters ist die Veröffentlichung eines jährlichen Klimaberichts gemäß den TCFD-Empfehlungen im Rahmen der NZAM-Berichterstattung vorgesehen. Diese findet im Zuge des PRI-Reportings statt.

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