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Interview mit Walter Lederhilger

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Auszeichnungen

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Nachhaltigkeit ist in unserer DNA verankert

Marion Pammer BA - DW 29141

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Er ist Landwirt aus Leidenschaft und Funktionär aus Überzeugung. Am 18. Juni 2021 wurde ÖR Walter Lederhilger zum Genossenschaftsanwalt des Raiffeisenverbandes OÖ. gewählt. Wir haben mit ihm über seine neue Funktion, seine Vorhaben und die Zukunft des Genossenschaftswesens gesprochen.

Im Zuge der Neuwahlen des Raiffeisenverbandes OÖ. wurden Sie zum neuen Genossenschaftsanwalt gewählt. Was verbinden Sie mit dieser Funktion?

Allen voran ist es für mich ein Privileg, an dieser Stelle für eine Idee einzu- stehen, von der ich zu 100 % überzeugt bin. Die Tätigkeit als Genossenschaftsanwalt ist mit einer sehr hohen Verantwortung verbunden, weil man die Interessen aller Mitgliedsgenossenschaften zu vertreten hat. Das Genossenschaftswesen in Oberösterreich ist sehr breit aufgestellt und bedient sehr viele unterschiedliche Geschäftsfelder. Ich begegne meiner neuen Aufgabe daher mit dem gebotenen Respekt, vertraue aber gleichzeitig auf die Kompetenz und die erfolgreiche Zusammenarbeit im gesamten Funktionärsgremium, das in seiner Zusammensetzung die Vielfalt des Genossenschaftswesens gut abbildet.

Was für ein Mensch ist der neue Genossenschaftsanwalt privat?

Aufgewachsen bin ich in Kremsmünster am elterlichen Hof als mittlerer von drei Söhnen. Bereits sehr früh habe ich erkannt, dass die Landwirtschaft ein wichtiger Teil in meinem Leben ist. Im Zuge der landwirtschaftlichen Ausbildung habe ich mich schließlich entschlossen, den Betrieb meiner Eltern zu übernehmen und so meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Meine Frau Brigitte unterstützt mich dabei, gemeinsam haben wir eine Tochter und zwei Söhne, wobei der Jüngste ebenfalls am Betrieb mitarbeitet und ihn später übernehmen wird. Meine Freizeit verbringe ich am liebsten in der Natur mit Spaziergängen oder Wanderungen.

Sie sind in der Genossenschaftsfamilie kein Unbekannter. Welche Erfahrungen bringen Sie für Ihre künftige Tätigkeit mit?

Meine Funktionärslaufbahn startete ich vor knapp dreißig Jahren als Aufsichtsratsmitglied der Raiffeisenbank Kremsmünster. Mittlerweile stehe ich der Raiffeisenbank Region Kirchdorf als Aufsichtsratsvorsitzender vor. Daneben arbeite ich schon viele Jahre im Aufsichtsrat der Raiffeisenlandesbank OÖ mit und bringe mich in den Sektorgremien ein. In der bäuerlichen Interessensvertretung bin ich ebenfalls tätig und verfüge über ein gutes Netzwerk. Beim Raiffeisenverband OÖ. engagiere ich mich seit 25 Jahren im Aufsichtsrat, zuletzt als Vorsitzender, wobei ich intensive und wertvolle Einblicke in die genossenschaftliche Arbeit gewonnen habe.

Wo sehen Sie Ihre wichtigste Aufgabe als Genossenschaftsanwalt? Was steht ganz oben auf Ihrer Agenda?

Als meine wichtigste Aufgabe sehe ich das Treffen von strategischen Entscheidungen, die für eine erfolgreiche und zukunftsfähige Weiterentwicklung des Genossenschaftswesens nötig sind. Zusätzlich möchte ich mich für die weitere Stärkung des genossenschaftlichen Verbundes einsetzen. Mein ganzes Leben schon habe ich auf Zusammenarbeit gesetzt und in unserem Verbund liegt so viel Stärke, die es zu nutzen gilt. Darüber hinaus möchte ich mich ganz besonders für den Bereich der Jugend engagieren. Es muss uns gelingen, die Jugend noch mehr für die genossenschaftlichen Werte zu begeistern. Wenn wir in die Jugendarbeit investieren, werden wir künftig bessere Chancen für einen adäquaten Nachwuchs haben – sei es im Mitarbeiter- oder im Funktionärsbereich. Hier die

nötigen Netzwerke zu schaffen ist ein zentrales Zukunftsthema.

Wo sehen Sie Chancen für die künftige Entwicklung im Genossenschaftswesen?

Genossenschaften haben ein Wertegerüst, das populärer ist als je zuvor. Wir müssen diese Chance nützen und Werte wie Regionalität oder Nachhaltigkeit noch mehr nach außen tragen. Vor allem die Corona-Krise hat uns gezeigt, wie wichtig regionale Kreisläufe für die Stabilität eines Landes sind. Genossenschaften sind in der Region verankert, wodurch die gesamte Wertschöpfung in der Region bleibt. Auch das Thema Nachhaltigkeit ist derzeit in aller Munde. Während sich manche Unternehmen mit fragwürdigen Nachhaltigkeitsinitiativen schmücken, können unsere Genossenschaften mit Fug und Recht behaupten: „Nachhaltigkeit ist seit jeher in unserer DNA verankert". Große Chancen für Genossenschaften sehe ich auch bei der Erschließung von neuen Geschäftsfeldern, wie sie sich aktuell etwa im Energiebereich ergeben. Wir brauchen eine Energiewende und ich bin überzeugt davon, dass dieser Weg über genossenschaftliche Einrichtungen der bessere und nachhaltigere ist. Generell glaube ich, dass Genossenschaften gute und vor allem einfache Lösungen für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen bieten können. So gesehen ist da viel Potential für die Zukunft.

Wo gibt es Herausforderungen?

Eine besondere Herausforderung wird es sein, trotz der notwendigen und auch sinnvollen Fusionen und den damit einhergehenden wachsenden Genossenschaften die Nähe zu den Menschen aufrechterhalten zu können. Unabhängig von der Größe der Genossenschaft muss es uns gelingen, die Genossenschaft attraktiv und präsent zu halten, um die regionale Verbundenheit und den Kontakt zu den Menschen zu bewahren. Da ist die Rolle der Eigentümervertreter für mich eine ganz Wichtige.

„Das Besondere am Genossenschaftsmodell ist, dass der Kunde zugleich auch Eigentümer des Unternehmens ist. Das ist einzigartig in der Wirtschaft und gelebte Nach- haltigkeit.“

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass sich unsere Mitgliedsgenossenschaften weiter so gut entwickeln. Der Raiffeisenverband OÖ. spielt dabei eine wichtige Rolle als Problemlöser und Aufzeiger von Chancen. Genossenschaften haben so viele Potenziale, die es bestmöglich zu nutzen gilt. Es ist mein großer Wunsch, dass sich unsere Genossenschaftsfamilie vergrößert und noch mehr an Vielfalt gewinnt. Ich freue mich, wenn ich künftig gemeinsam mit einem kompetenten Team an meiner Seite einen wertvollen Beitrag zur gesamthaften positiven Entwicklung des oö. Genossenschaftswesens leisten kann.

WALTER LEDERHILGER IM WORDRAP

Ehrenamt:

Ohne Ehrenamt würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren.

Genossenschaft:

Kooperatives Wirtschaften

F.W. Raiffeisen:

Ein Mann, der mit seiner Idee den ganzen Globus erfasste.

Herzenswunsch:

Gesundheit. Für die Menschen, aber auch gesunde Genossenschaften.

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