Vom Teilstück zum Solitär

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Vom Teilstück zum Solitär Interaktion zwischen Industriearchitektur des Nationalsozialismus am Beispiel des Bökerbaus und zukunftsbezogener Umstrukturierung und Erweiterung des Raumangebotes sowie stadtbezogener Einbindung in den Kontext Der Bökerbau - Industriedenkmal des dritten Reiches in der Chronologie der Bergischen Stahl Industrie, Remscheid

schriftlicher Teil der Masterarbeit Rebecca Tritscher


Schriftlicher Teil der Masterarbeit M3„Bökerbau“ mit dem Titel vom Teilstück zum Solitär Interaktion zwischen Industriearchitektur des Nationalsozialismus am Beispiel des Bökerbaus und zukunftsbezogener Umstrukturierung und Erweiterung des Raumangebotes sowie stadtbezogener Einbindung in den Kontext Der Bökerbau - Industriedenkmal des dritten Reiches in der Chronologie der Bergischen Stahl Industrie, Remscheid Wintersemester 2013/2014 Rebecca Tritscher RWTH Aachen Fakultät 2/ Architektur Lehrstuhl für Denkmalpflege - Prof. C. Raabe Lehrstuhl für Konstruktives Entwerfen Prof. P. Vondenhof-Anderhalten Druck Unicopy Januar 2014


Vom Teilst체ck zum Solit채r


„Alle müssen erkennen, daß die Industrie mit ihren gewaltigen Bauten nicht mehr ein störendes Glied in unserem Stadtbild und in der Landschaft ist, sondern ein Symbol der Arbeit, ein Denkmal der Stadt, das jeder Bürger mit wenigstens ebenso großem, wenn nicht größerem Stolz dem Fremden zeigen soll, als seine öffentlichen Gebäude“ Fritz Schupp, Martin Kremmer, 1934*1

*1 zitiert in Walter Buschmann: Zeche Zollverein in Essen in: Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007


1 EINFÜHRUNG................................................................................................. Seite 6 1.1 Einleitung............................................................................................... .... Seite 6 1.2 Der Bökerbau in der Chronik.................................................................... Seite 10 1.3 Die Firma BSI............................................................................................. Seite 12 2 ARCHITEKTUR............................................................................................... Seite 24 2.1 Industriearchitektur in Deutschland........................................................ Seite 24 2.2 Industriearchitektur im Nationalsozialismus........................................... Seite 34 2.2.1 Architektur des Nationalsozialismus und die Strömungen der Moderne................................................................................................. Seite 36 2.3 Industriearchitektur Bökerbau 1939........................................................ Seite 46 2.3.1 Bauplanung und Entwurf................................................................ Seite 48 2.3.2 Repräsentation................................................................................. Seite 52 2.3.2.1.Die architektonische Form des Bökerbaus unter dem Aspekt der Repräsentation....................................................................... Seite 54 2.3.2.2 Die dekorativen Elemente des Bökerbaus und das Material..... Seite 60 2.3.2.3 Der Städtebau unter dem Aspekt der Repräsentation............... Seite 62 3 ZUGÄNGLICHKEIT......................................................................................... Seite 66 3.1 Anlieferung und Lage von Industriegebäuden....................................... Seite 66 3.2 Erschließung und Zugänglichkeit zum Industriegebäude...................... Seite 68 3.3 Der Eingang zum Bökerbau...................................................................... Seite 70 4 RESÜMEE....................................................................................................... Seite 74 4.1 Fehlstellen.................................................................................................. Seite 74 4.2 Potentiale und Defizite............................................................................. Seite 78 5 AUFGABENSTELLUNG................................................................................... Seite 80 5.1 Der Bökerbau als Industriebrache............................................................ Seite 81 5.2 Raumprogramm Neue Nutzung............................................................... Seite 82 5.2.1 Firma Flott............................................................................................... Seite 84 5.2.2 FGW..................................................................................................... ... Seite 88 Plananhang Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis


1 Einführung 1.1 Einleitung Es sollen Bergische Sicheln, Sensen und Messer angepriesen werden, damit„[...]der arm gewordene Schleifer aus dem Tal wieder zu Atem komme und die Sorgen des Hungers verlerne“ Moritz Böker um 1880*2

*2 Rinne, Will: Moritz Böker - ein bergischer Wirtschaftsführer, Schmidt, Berlin 1940

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Die folgende Arbeit handelt von dem Gebäude und der Umgebung der Weststraße 42- Bökerbau genannt- am Hauptbahnhof Remscheid, Teil des Gewerbegebietes Papenberg und Osterbusch. Der Bau ist ein Teil der Firma BSI, deren Firmengeschichte mit den Gebrüder Böker begann und daher seinen Namen erhielt. Die Arbeit ist vorbereitender und begleitender Teil des Entwurfs. In den Kapiteln werden Merkmale des 1941 entstandenen Bökerbaus, die zunächst allgemein gehalten sind und dann auf das Gebäude angewandt werden. Merkmale sind die Industriearchitektur, die Planungs- und Bauzeit unter der nationalsozialistischen Diktatur, Strömungen der Moderne, die Repräsentation angewandt auf die Form, das Material und den Städtebau, die Anlieferung und Erschließung und die Fehlstellen als Teilresümee der Arbeit. Die Arbeit ist unterteilt in Einführung, Architektur, Zugänglichkeit und Resümee. Unter Architektur und Zugänglichkeit sind die Merkmale gegliedert, Einführung und Resümee bilden eine Klammer: Der Bökerbau wird vorgestellt und im Resümee, nach dem Input durch die Untersuchung der Merkmale, wieder abgeholt. Eine Baubeschreibung, die dem Entwurf dienen soll und durchaus im Hauptteil ausschweift, um über den Tellerrand des Standortes zu schauen. Es geht um einen chronologischen, typologischen, zeitgeschichtlichen und aktuellen Überblick, um das untersuchte Gebäude verständlich einzuordnen. Es geht darum, die weitere Arbeit des Entwurfes mit Wissen zu untermauern, welches über die Analyse des Bestandes hinausgeht und Spielraum zur Interpretation sowie Ansätze zum Umgang mit dem Bestand bietet. Es handelt sich bei den großen Themen, wie der Industriearchitektur, um eine komprimierte Darstellung im Hinblick auf den Gegenstand der Arbeit, die sicherlich unvollständig ist, aber einen groben Überblick geben soll. Die Arbeit ist überschrieben mit dem Titel „Der Bökerbau Industriedenkmal des dritten Reiches in der Chronologie der Bergischen Stahl Industrie, Remscheid - Vom Teilstück zum repräsentativen Solitär - Interaktion zwischen Industriearchitektur des Nationalsozialismus am Beispiel des Bökerbaus und zukunftsbezogener Umstrukturierung

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und Erweiterung des Raumangebotes sowie stadtbezogener Einbindung in den Kontext“. Damit wird Absicht, den Bökerbau als eigenständiges Element zu sehen verdeutlicht und die Einbettung in die lokale Chronologie der Firma der Bergischen Stahlindustrie [BSI] zurückgestellt. Der Fokus liegt auf der geplanten Interaktion, die mit dem Entwurf umgesetzt werden soll. Zum einen ist die wechselseitige Beziehung zwischen dem Bestand und der geplanten Eingriffe gemeint, zum anderen soll sich der Bökerbau in seiner Umstrukturierung als Stadtbaustein besser positionieren und erfahrbar sein. Im besten Fall wird der Bau mit den Eingriffen konkretisiert und scheint möglicherweise in seiner überarbeiteten Struktur erst der wahren Bestimmung zugeführt. Die Formulierung „Vom Teilstück zum Solitär“ ist die Aufgabe, die ich mir mit der Arbeit stelle. Diese wird im Entwurfsteil bearbeitet und in diesem schriftlichen Teil vorbereitet. Der Aufgabe liegt die These zugrunde, dass der Bökerbau nicht als Solitär funktioniert, da er als solcher nicht geplant wurde. Diese These fußt auf der Recherche, die - sowohl in dem Modell als auch in den Bauplänen von 1939 - einen Gebäudeteil zeigt, der an der westlichen Stirnseite architektonisch abgesetzt gebaut werde sollte. Der Bökerbau wurde als zweiteilige Anlage geplant, bestehend aus der L-förmigen, gestaffelten Produktionshalle und einem Anbau für Büros, Sozialamt und Betriebskasse. 1941 werden nur die Produktionshallen baulich umgesetzt. Der Bökerbau ist auf die umliegende Firmen-Bebauung angewiesen, so gibt es unterirdische Gänge zur Nachbarhalle, in der die Umkleiden untergebracht sind. Die Büroräume finden weiterhin Platz in dem Verwaltungsbau an der Papenberger Straße. Mit dem Wegfall des Büro-Anbaus fehlt dem Bökerbau die repräsentative Erschließungssituation, die nun in der Entwicklung zum alleinstehenden Repräsentant der Geschichte des Ortes wieder wichtig werden soll. Die Frage der Repräsentation wird damit aufgeworfen und ist Teil der Arbeit. Ihr gegenüber steht die Frage der Nutzung und damit verbundenen Eingriffen in die Gebäudestruktur, vom Brandschutz bis hin zu Einbauten, die rein funktional gebraucht werden. Um dieser Problemstellung gut gerüstet gegenüber zu treten,

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Definition Interaktion aufeinander bezogenes Handeln zweier oder mehrerer Personen; Wechselbeziehung zwischen Handlungspartnern (http://www.duden.de/ rechtschreibung/Interaktion) in der Arbeit übertragen auf den Bökerbau als einen Teil der Interaktionsteile.

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bediene ich mich der Herangehensweise das Gebäude thematisch zu umkreisen. Wie zuvor beschrieben, gibt es Merkmale, die behandelt werden um das Gebäude fassen zu können. Angefangen bei der Industriearchitektur, einem weit gefassten Begriff, bis hin zu Potentialen wird der Bökerbau näher untersucht werden. Zunächst soll als weiterreichende Einleitung kurz die Firmengeschichte dargestellt werden, die weniger die Architektur, als vielmehr die zeitliche Einordnung und den Charakter der den Bökerbau umgebenen und ausfüllenden Industrie darstellen soll.

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Abb.2-4 Zeichnungen zur Firmengeschichte

Bergischer Hammer

Alte Wendung

BĂśkerbau

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1.2 Der Bökerbau in der Chronik „[...]Im besten Fall hat man den Eindruck, ein Gebäude findet im Moment der Umnutzung überhaupt erst seine wahre Bestimmung[...]“ Frank Jäger *3

*3 Jäger, Frank Peter: Alt

& Neu – Entwurfshandbuch Bauen im Bestand, Birkhäuser GmbH, Basel 2010, S.130

1 Schmidt, Günther: Thyssenkrupp Schmiede Remscheid – Die geschichtliche Entwicklung der DEW, Rheinstahl, Thyssen, ThyssenKrupp-Gesenkschmiede im 19. Und 20. Jahrhundert, Buchhandlung R. Schmitz, Remscheid-Lennep, 2003 2 Neuser, Kerstin: In den Bökerbau zieht neues Leben ein, in: rga online, 02.07.2013, http://www. rga-online.de/index. php?&kat=100&artikel =110353519&red=2&ausgabe= 3 http://www.nachhaltige-gewerbegebiete. de/index.php?option=com_content&view=article&id=14&Itemid=43

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Die „Bökersche Fabrik“ entsteht baulich aus einem bergischen Hammer (um 1600) in Remscheid-Vieringhausen, wächst über das Werk in der „Alten Wendung“ in Remscheid, das 1854 errichtet wurde, bis hin zu einem Gebäudekomplex aus mehreren Hallen, einem Verwaltungsgebäude und immer weiteren Anbauten und Umbauten auf den drei Grundstücks-Arealen Papenberg, Stachelhausen und Weststraße, am Remscheider Hauptbahnhof. 1939 wird der Bökerbau als Produktionsstätte mit einem Büro-Anbau geplant und 1941 ohne die Büros umgesetzt. Produktionstechnisch passt man sich über die Jahrhunderte an und ist offen für den Fortschritt, sodass die Sichel- und Messerschmiede zum Walz und Hammerwerk ausgebaut wurden. Ab 1895 sind Werkzeugstahl und später Rohrverbindungen („Fittings“) die Hauptprodukte - und unter der Führung mit Moritz Böker (1853-1933) wächst die wirtschaftliche und technologische Entwicklung zur Jahrhundertwende sprunghaft an. Mit dem Freiformschmieden und der mechanischen Bearbeitung beginnt die Herstellung von Kurbelwellen. Dies ist die „Grundsteinlegung für die DEW“1 , die Deutsche Edelstahlwerke AG Werk Remscheid, in die die BSI eingegliedert wurde. Eine weitere Ausbau-Welle des Werkes beginnt ab 1930 mit der aufkommenden Rüstungsproduktion. Die Metall verarbeitende Firma erzeugt eine Vielzahl an hochwertigen Stücken, die im Aufbau des Deutschen Reiches unter Hitler, im Sinne der Aufrüstung, wertgeschätzt wurde. Chronologisch aufgeführt werden nun die Besitzverhältnisse ab 1945. In der Besatzungszeit geht das Werk an ThyssenKrupp, dem Hauptaktionär der DEW. 1996 veräußert ThyssenKrupp das Werk Remscheid an SAB WABCO. 2004 übernimmt Faiveley SAB WABCO und den Standort Remscheid. Nach Faiveley, und deren Umzug nach Witten2 2008, liegt das Gelände der ehemaligen – und unter eben diesem Namen bekannte – BSI brach. Das lückenlose Aufeinanderfolgen von Firmen des Maschinen- und Stahlbaugewerbes wird unterbrochen von Fünf Jahren Leerstand. Die zentrale Positionierung in der Stadt und das Potential der Bestands-Architektur brachten Initiativen der Stadt hervor. Der Bökerbau wird zum Beispiel innerhalb der

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„nachhaltige Gewerbegebietsentwicklung NRW“3 behandelt, oder als potentieller Standort fürs Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung vorgeschlagen. Die Lage, etwa 350 Meter vom Stadtzentrum entfernt [Fußweg bis zum Markt], macht das Areal interessant und wichtig für die Stadtentwicklung. An Interessenten mangelte es laut Aussage der Stadt nicht, allerdings sei die Umnutzung schwierig im Bestand des Bökerbaus. Meist scheiterten Ideen am Brandschutz, oder der Nutzfläche von insgesamt 7.987 Quadratmeter. Das Gebiet teilt sich einerseits in den Bereich unterhalb der Bahngleise und andererseits in den Teil mit dem Bökerbau oberhalb der Bahngleise. Zum einen, da die Firma Paal erstgenannten Teil kauft und zum anderen, da 2010 das LVR nach der Arbeit der unteren Denkmalbehörde der Stadt Remscheid, den Bökerbau unter Denkmalschutz stellt. Bemerkenswert ist, dass das ehemalige Areal der BSI in Remscheid – oder auch Gewerbegebiet Papenberger Straße – nicht im Ensemble unter Denkmalschutz gestellt wird, wie es Herr apl. Prof. Dr.-Ing. Walter Buschmann vorschlägt , sondern in genannten Teilen, die von den Bahngleisen getrennt werden.4 Die Bestandsbauten der BSI seien in ihrer Struktur und dem Zustand nicht besonders schützenswert, erklärt Frau Dr. Koch von der unteren Denkmalbehörde in Remscheid. Das Verwaltungsgebäude beispielsweise sei völlig überformt.5 Für den unter Denkmalschutz stehenden Teil „Bökerbau“ findet sich im Juli 2013 die Firma Flott und die F. & A. Carlon Clemente GmbH, die als Eigentümergemeinschaft den Bökerbau als Fertigungs- und Montagesäle nutzen. Das Thema der Tradition und des Maschinenbaus bleibt dem Bau immanent.

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4 Treffen mit apl. Prof. Dr.Ing. Walter Buschmann, LVR- Amt für Denkmalpflege im Rheinland 5 Treffen mit Frau Dr. Koch, untere Denkmalbehörde der Stadt Remscheid 17.10.2013

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1.3 Die Firma BSI

Um den Bökerbau als Architektur zu begreifen, benötige ich mehr als die Firmengeschichte. Im weiteren Verlauf werde ich von einem größeren Betrachtungswinkel starten und mich immer weiter dem Bau mittels Merkmalen nähern.

6 Zitat Alfred Krupp nach Klapheck in: Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007, S 91 7 Dein Weg in die BSI [die Tradition des Werkes und ihrer Begründer] [o.V.] [Remscheid][o.J.], etwa 1950, Heft von der BSI herausgegeben 8 a.a.O. S.18/19 9 Bürgerverein Gemarke Bökerhöhe e.V. , Remscheid: 60 Jahre Bökerhöhe – Remscheids erste Stadtrandsiedlung einst und jetzt, Hrsg. Stadt Remscheid, 1982 10 a.a.O S.19 11 Schmidt, Günther: ThyssenKrupp, Schmiede Remscheid, die geschichtliche Entwicklung der DEW, Rheinstahl, Thyssen, ThyssenKrupp-Gesenkschmiede im 19. und 20. Jahrhundert, Schmitz, Remscheid-Lennep, 2003 12 Roth, Hans-Jürgen: Geschichte unserer Stadt, Remscheid mit Lennep und Lüttringhausen, rga. buchverlag, 1.Auflage 2008, Remscheid

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Die Bergische Stahlindustrie unter der Leitung der Familie Böker, entschied ebenso nach dem Prinzip, wie Alfred Krupp: „Lieber ein paar hundert Menschen weniger aufnehmen, als sie beengen oder ihnen den Komfort oder die Annehmlichkeiten nicht bieten, welche man ihnen bieten kann und wodurch man sie fesselt.“6 und wurde so mit guten Worten bedacht, wie beispielsweise in der Heftreihe der Jubiläen der Bökerhöhe – Remscheids erste Stadtrandsiedlung einst und jetzt, einer Siedlung, die von der BSI finanziell bezuschusst, und die durch den 1887 gegründeten gemeinnützigen Bauverein getragen wurde. Ab 1879 gab es eine freiwillige Krankenkasse, 1896 führte die Firma die Arbeiterpension- und Waisenunterstützungskasse ein. Außerdem gab es Lohn-Urlaub, eine werkseigene Krankenversorgung [1901 wurde die erste Krankenschwester zur Betreuung der Werksangehörigen eingestellt], ab 1908 die Mütterberatung und Säuglingspflege.7 Diese Informationen entstammen dem Werbeheft „dein Weg in die BSI“, in dem pathetisch von den „fruchtbarsten Auswirkungen“8 von der Firmenpolitik auf die gesamte Stadt geschrieben wird. So entstehen neue Architekturen: Von den Wohnhäusern der Bökerhöhe [Planung: Ludwig Lemmer,19229 ]bis zur Remscheider Talsperre [Planung Professor Dr. Ing. Otto Intze, 1889-1891 gebaut] wird geschrieben, denn Letztere sei eine der Auswirkungen auf die Gemeindepolitik „[…],die beispielsweise der Stadt Remscheid zur ersten Trinkwassertalsperre in Deutschland verhalfen und deren Wasserversorgung sehr frühzeitig auf eine moderne Grundlage stellten.“ 10 Moritz Böker ist engagiert, die Stadt mit Modernisierungsmaßnahmen zu verbessern. Die zweite Straßenbahn Deutschlands wird gebaut. Die meisten Bauteile stammen aus dem Werk der BSI in Remscheid (die erste Straßenbahn fährt in Bremen und bezog ebenfalls viele Bauteile von der BSI).11 Moritz Böker ist seit 1887 Mitglied der Bergischen Industrie und Handelskammer, in der er 1919 bis 1923 das Präsidentenamt ausführt. 1909 bis 1925 ist er Mitglied des Stadtrates und wird bei seinem Ausscheiden zum Ehrenbürger ernannt.12 Die Firma Bergische Stahlindustrie ist daher stark mit der Stadtgeschichte verwoben.

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1862

1862 - 1875 Bökersche Fabrik in der „Alten Wendung“ [Dampfschleiferei]

1871

Aufbau Gussstahlfabrik Stachelhausen* [Anlass: Kesselexplosion in der „Alten Wendung“]

1875 Eintragung der BSI ins Handelsregister 1881

1875 - 1927 Bergische Stahlindustrie, genannt BSI

1873 bereits Umformung zur Aktiengesellschaft [>Gründerjahre] „Bergische Stahl-Industrie-Gesellschaft“ 1881 Neues Hammer-/ Walzwerk in Osterbusch* begründet Aufgabe der Fabrik in der „Alten Wendung“

Herstellung von Rädern[Berg- und Hüttenwesen] / Bauteile für den Maschinenbau / mittels Tempergussproduktion: Fittings [Rohrverbindungen] 1893 Abeitung für Wagenbau (Kurbelwellen) mit Unterabteilung für Unterwagen von Straßen- und Grubenwagen [R.Böker initiiert den Straßenbahnbau in Remscheid 1991] 1927

Bau „Bökerbau“

zusammen mit Krefelder Stahlwerke AG / Teile des Werkes Stahlindustrie des Bochunmer Vereins / Magnetfabrik der Dortmunder Union / Stahlwerke Brüninghaus AG, Werdohl / Stahlwerke Richard Lindenberg, Remscheid / Felix Bischoff GmbH, Duisburg / Vereinigte Leichtmetall- Werke, Hannover / Metallwerk MEHA, Hannover

1941 1957

August-Thyssen Hütte AG übernimmt Aktienmehrheit der DEW BSI bleibt bis 1996 Teil der Thyssen Guss AG

1974

1996 2004

LVR stellt den Bökerbau [Teil des BSI Geländes, Gebiet Stachelhausen] unter Denkmalschutz

2010

1927-1974 Deutsche Edelstahlwerke genannt DEW Eingliederung der BSI in den Werkbund

2008 2013

Herstellung von Panzerungen für Panzer / Geschütze / Granaten / Metall-Helme Nach 1945 Umstrukurierung auf Friedensproduktion, von einer Demontage durch die Alliierten wird nach Gesprächen abgesehen.

1996-2004 ThyssenKrupp verkauft ehem. BSI an SAB WABCO 2004-2008 SAB WABCO wird von d. Faiveley-Gruppe übernommen 2008-2013 Leerstand

2013 Bökerbau: Firma Flott zusammen mit F. & A. Carlon Clemente GmbH [Eigt. J.P. Arnz, F.J. u. A.Carlon Clemente] Herstellung von Standbohrmaschinen

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* Gewerbegebiet am Hauptbahnhof Remscheid unterteilt in Gebiet Osterbusch, Papenberg und Stachelhausen

Hammer in Remscheid-Vieringhausen [Herstellung von Schneidwaren]


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Abb.5 Lageplan

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Abb.6 Ansicht Weststraße


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EinfĂźhrung Abb.7 Westfassade an der Stachelhauser StraĂ&#x;e


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Abb.8 Ansicht Innenhof von Osten


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Einführung Abb.9 Ansicht Weststraße Ostfassade


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„Die Theorie an und für sich ist nichts nütze, als insofern sie uns den Zusammenhang der Erscheinungen glauben macht.“ Johann Wolfgang von Goethe, Werke - Hamburger Ausgabe Bd. 8, Romane und Novellen III, Wilhelm Meisters Wanderjahre


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Industriearchitektur Abb.10 Hauptverwaltungsgeb채ude Firma Krupp im Abriss 1976


2 Industriearchitektur 2.1 Industriearchitektur in Deutschland „Die Fabrik ist durch die Zeiteinteilung, durch ihren Arbeitsrhytmus, durch die Einbeziehung jedes Einzelnen in eine große gemeinsame Verantwortlichkeit zur richtigen Bildungsstätte, zur Hochschule des neuen sozialen Menschen geworden.“ El Lissitzki, Architektur für eine Weltrevolution *4

Die Industriearchitektur sei definiert durch ihre hauptsächliche Nutzung zur Fabrikation von Gegenständen, in Form von Hallen, Verwaltungsbauten oder Fabrikgebäuden. Vor der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich lokal unterschiedliche Typen dieser Art, die der Einspeisung lokaler Energien entsprachen, wie beispielsweise ein mit Wasser angetriebener Hammer zur Herstellung von Eisenwaren. Mit dem Siegeszug der Dampfmaschine, der Handhabung von Rohstoffen, und schließlich der Elektrizität wurden die lokalen Faktoren bzw. die Ressourcen der Umgebung unwichtiger. Bis heute orientiert sich der Standort deutschlandweit nach den gleichen Regeln, die sich zwar nach dem jeweiligen Industriezweig unterscheiden, jedoch übergreifend dieselben Bedingungen erfüllen sollen: günstige Verkehrsanbindung für den Transport, Verkauf oder die Weiterverarbeitung, Fläche zur Expansion und wirtschaftlich gute Standortfaktoren. Die Entwicklungen der Industrialisierung führten somit von einer lokal geprägten funktionalen Architektur hin zu einer landesweiten, funktional-repräsentativen. Die Wertschätzung der Industriearchitektur hinkt dem Denkmalschutz im Allgemeinen hinterher. Immer schon werden zum Beispiel Geburtshäusern berühmter Menschen besondere Werte beigemessen, die zum Erhalt beitragen.13 Nach dem ersten Weltkrieg formierten sich die modernen Bestimmungen zum Denkmalschutz in mehreren Schritten. Die Industriearchitektur blieb vorerst von dem Grundsatz „ Denkmäler sind Sachen, Mehrheiten von Sachen oder Teile von Sachen, an deren Erhaltung und Nutzung ein öffentliches Interesse besteht.“14 im allgemeinen unbeachtet. Erst mit den Plänen zum Abriss der Hauptverwaltung der Firma Krupp in Essen, im Mai

*4 Lissitzki, El: Architektur für eine Weltrevolution (1930), Berlin, Frankfurt, Wien, 1965 (= Bauwelt Fundamente, 14, S.39) in : Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, S.20 13 Jäger, Frank Peter: Alt & Neu – Entwurfshandbuch Bauen im Bestand, Birkhäuser GmbH, Basel 2010 14 Vorlesung Raabe, Prof. Christian: Denkmalpflege, Lehr-und Forschungsgebiet Denkmalpflege RWTH Aachen, Aachen, 5.05.2010, 15 Seitlicher Informationstext, Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, S. 8

Die kruppsche Hauptverwaltung war unter Schmohl, dem Leiter des Baubüros der Firma Krupp, 1908-1911 in Essen errichtet worden. „Krupp ist an den historischen Kern der 1811 gegründeten Gussstahlfabrik Friedr. Krupp zurückgekehrt“ und wurde anlässlich der 100-Jahr-Feier in Anwesenheit des Kaisers und des Reichskanzlers von Deutschland 1912 eingeweiht. Der fünfgeschossige 15

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Ziegelbau in monumentaler Formsprache war somit Repräsentationsobjekt der Firma, vorbildhaft in seiner Architektur für viele weitere Industrie- und Verwaltungsgebäude seiner Zeit. Die Idee, dass die Architektur die Firma weiterreichend repräsentiert, als aufgebrachte Werbeschrift, war nicht neu und doch verbarg sich der Fortschrittsgedanke dahinter, der die Weiterentwicklung der Technik in der Architektur sichtbar machen sollte. Die Architektur als Träger der Produktion im Inneren, bzw. als Idealistische Aussage der Firmenprinzipien.

16, Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007, Seite 8 17 Gropius, zitiert nach Müller in: Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos S. 44 18 Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007 19 Vorlesung Kunstgeschichte, RWTH Aachen, von Prof. Markschies im SS2012 20 Wilhelm, Karin: Die Musterfabrik Büro und Fabrikgebäude von Walter Gropius, in: Sturm, Herrmann:Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit, S.54 21 Treffen mit Walter Buschmann, LVR- Amt für Denkmalpflege im Rheinland

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1976, wurden aufgrund von öffentlich gemachten Reaktionen zum Abriss, Debatten in den Medien geführt, die den Denkmalschutz und -wert von Industriearchitekturen der Region thematisierten .16 Die Wertschätzung der Industriearchitektur ist, wie bei jeder anderen Architektur, von Fall zu Fall unterschiedlich und gründet auf verschiedensten Faktoren. Einer dieser Faktoren ist die Einheit von Kunst und Technik, von der Gropius 1926 im 2. Bauhausmanifest spricht .17 Diese Verbindung war bereits bei der Gegenüberstellung der Galerie des Machines (Weltausstellung 1889) mit dem Bild „Tänzerin“ von Edgar Degas (1878) hergestellt worden.18 /19 Gropius ergänzt und verdeutlicht, die Funktionalität solle mit der Kunst einhergehen und so entstünden Arbeitsplätze, die einer neuen Ästhetik entsprächen und gleichzeitig eine repräsentative Rolle übernähmen.20 Zudem sorgte der Trend der „daylight-factory“ um 1900 für große Tageslichteinträge durch die zunehmende Minimierung der massiven Bauteile zwischen den Fenstern21 , bis hin zur Vorhangfassade. Ein bekanntes Beispiel ist die „berühmte durchsichtige Ecke“22 aus vorgehängtem Glas-Eisenrahmen der Faguswerke in Alfeld, die durch Gropius und Adolf Meyer 19111913 konzipiert sowie baulich begonnen und bis in die Zwanziger Jahre hinein gebaut und umgebaut wurden.23 Horizontale, dunkel gemauerte Linien im Mauerwerk und horizontal laufende Bänder in der, mit liegenden rechteckigen Glasscheiben gegliederten Vorhangfassade zeigen deutlich den Trend des „Horizontalismus in den Zwanzigern“ 24. Um das Bild nicht zu verzerren, muss die Gegenthese zu der Aufwertung der Industriearchitektur mittels der Verknüpfung von Technik und Kunst kurz dargestellt werden, so zitiert Herrmann Sturm Adolf Behne, der in seinem Aufsatz „Fabrikbau als Reklame“ 1920 über Behrens und die AEG Bauten schreibt: „mit den ,zyklopischen Tempeln der Arbeit` nur die ,große Gebärde`, die ´Schauseite` entwickelt zu haben, als ob sie auch nur das Geringste an der Lohnsklaverei geändert hätte“. Er räumt aber ein: Es habe wohl nicht in der Hand des Baukünstlers gelegen, dieses zu leisten. Aber es lag in der Hand, zu vermeiden, daß Stätten des Schweißes und der herdenweisen Arbeit

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„Die Aufmerksamkeit des Publikums wird sicherlich durch Schönheit und künstlerische Originalität des Fabrikgebäudes intensiver gefesselt, als durch aufgehängte Reklame- und Firmenschilder, die in aufdringlicher Überhäufung das gelangweilte Auge nur noch mehr abstumpfen müssen“ Gropius*5

um das liebe Brot ein Gesicht bekamen, als seien sie Stätten der Erhebung. Was an tiefer Erfassung der heutigen Arbeit in diesen Schauseiten liegen sollte, sind ja nur steinerne Redensarten, dem Größenwahn des Unternehmers zu schmeicheln. Auch hier ist das scheinbar Weihevolle in Wahrheit das Entweihende“.25 Nach dem zweiten Weltkrieg setzte sich mit dem Wiederaufbau eine neue Idee zunehmend durch, die schon früh als Vorfertigungstechnik bezeichnet werden kann. Manche Literaturen schreiben von Nachkriegsmoderne und der späteren Postmoderne in den 50er/60er Jahren. Nach meinem Verständnis ging der Faktor „Kunst“ weitestgehend verloren, da man sich bemühte schnell und zweckmäßig die zerstörten Firmen aufzubauen. Die Industriearchitektur war wegen der Gleichschaltung nahezu ausschließlich auf Rüstung umgestellt worden und daher als Angriffsziel noch stärker, als die ohnehin starke Zerstörung der Städte durch Fliegerbomben, getroffen worden. Man verwendete leichte Materialien anstelle von dem zuvor charakteristischen Ziegelstein. So wurden Hallen errichtet, die den heutigen im Grunde entsprechen: Leichte Konstruktionen, die daher eine große Fläche überspannen können und kostengünstig herzustellen sind. Stahltrapezblech an Stahlträgern auf betoniertem Untergrund wird zum bewährten Standard. Bis heute hat sich das Prinzip der Vorfertigung erhalten: Sandwichelemente, meist aus Aluminium mit Wärmedämmung werden auf ein Ständersystem aufgebracht. Zunehmend ist eine Individualisierung in der Hallen-Architektur zu beobachten, die über den Schriftzug oder farbige Anstriche hinausgeht. [Beispiele sind die Halle von Services Industries Nyon – 2007 fertiggestellt – des Architekturbüros Galletti Matter, die Werkhalle Schüpfen – 2012 gebaut – und die Werkhalle Regensdorf – 2007/2008 entstanden – von Graser Architekten, oder die effekthaften Tragwerkssysteme der 90er Jahre wie bei der von Grimshaw entworfenen Igus-Fabrik in Köln, 1994]

*5 Gropius, Walter in: Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos

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22 Nerdinger, Winfried: Walter Gropius, Katalog der Ausstellung a.a.O. S.10 in: Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007 S. 51 23 Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007 24 Treffen mit Walter Buschmann, LVR- Amt für Denkmalpflege im Rheinland 25 Zitat nach Karin Willhelm, Walter Gropius Industriearchitekt, a.a.O., S 19 zitiert in: Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007 S. 51


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Industriearchitektur


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Abb.11, 12 Dreigelenkbinder Galerie des Machines vs. Edgar Degas „Tänzerin“, 1887


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Industriearchitektur Abb.13, 14 Alfred Fischer Kohlenwäsche der Zeche Köpnigsborn in Unna 1926 vs. Förderturm der Zeche Königsborn 1929


horizontal und vertikal

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Definition Industrie Industria: lat. Tätigkeit, Betriebsamkeit, Regsamkeit, Fleiß 26 Herstellung und Weiterverarbeitung von Waren, im Gegensatz zum Handwerk, in mechanisierter und automatisierter Weise 27. Ein Wirtschaftsteil, der im Zusammenhang mit dem technischen Fortschritt um die Jahrhundertwende an Bedeutung gewann, dieser Gewinn ist unter dem Begriff Industrialisierung bekannt.

26 Petschenig, Dr.Michaael: Der kleine Stowasser, Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch, B.Frentag Verlag, München 1970 27 http://de.wikipedia. org/wiki/Industrie

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Abb. 17 Igus Fabrik

Abb. 16 Graser Architekten, Werkhalle Regensdorf Abb.15 Galletti Matter, services industries


2.2 Industriearchitektur im Nationalsozialismus „Alle müssen erkennen, daß die Industrie mit ihren gewaltigen Bauten nicht mehr ein störendes Glied in unserem Stadtbild und in der Landschaft ist, sondern ein Symbol der Arbeit, ein Denkmal der Stadt, das jeder Bürger mit wenigstens ebenso großem, wenn nicht größerem Stolz dem Fremden zeigen soll, als seine öffentlichen Gebäude.“ Fritz Schupp/ Martin Kremmer, 1934 *6

32 Anna Teut in: Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, S. 152ff

Die Architektur, die unter der nationalsozialistischen Herrschaft entstand besteht aus mehreren Ansätzen der Architekturgeschichte und kann in drei Strömungen aufgeteilt werden. 1) Moderne der 20er Jahre aufgreifend und gleichzeitig distanzierend, 2) der Monumentalismus mit dem neoklassizistischen Stil und 3) die „Blut-und-Boden-Ideologie“, die sich an den jeweiligen Stil der Region anlehnte, bei der lokale Materialien genutzt wurden und man dem Heimatschutzstil nacheiferte.28 Im weiteren Verlauf wird der erste Punkt genauer behandelt, da sich besonders in der Industriearchitektur eben diese „Moderne“ in der repräsentativen Firmenarchitektur durchsetzt. Berühmte Beispiele von Vertretern der Bauhaus-Lehre, wie die Heinkel-Flugzeugwerke (1938), die Stahlwerkshalle Salzgitter (1940), die Schachtanlage Haverlohwiese (1940), die Maschinenfabrik Hagenuk (1940) und viele mehr können genannt werden.29 Um sich jedoch gegen die modernen und damit verstandenen „sozialistischen“ Strömungen der 1920er Jahre in der Industriearchitektur abzugrenzen - und mit der Rückbesinnung auf den Klassizismus - wurden mit der Machtergreifung Hitlers zunehmend vertikal orientierte Architekturen geplant und umgesetzt. Neu war die ausnahmslose Ausrichtung aller Handlungen, ob direkt oder indirekt, auf einen Sieg der Deutschen über alle anderen Völker, wie er bereits in Julius Langbehns Publikation umrissen wurde. Deshalb muss die Befassung mit der Industriearchitektur im Dritten Reich in den Zusammenhang mit dem Konzept der faschistischen Bündelung von Absichten und Zielsetzungen bezüglich der Rüstungsproduktion gestellt werden.30 Die Versorgung der für die Industrie wirksamen Städte stand an oberster Stelle der übergreifenden Neuplanung des Regimes. Autobahnen wurden 1933 festgelegt, im Autobahngrundnetz 1938 geplant, gebaut und propagandiert.31 Ähnlich oktroyierend ging man in der Architektur vor. Reichsminister Josef Goebbels propagandierte die Idee des „Kunst am Bau“32 , indem er festlegte, dass „Bei allen Hochbauten (Neu-, Um-und Erweiterungsbauten) des Reiches, der Länder, der Gemeinden, der Körperschaften, bei denen Reich, Länder und Gemeinden die Aktienmehrheit oder die Mehrheit der

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*6 Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007 28 Treffen mit Walter Buschmann, LVR- Amt für Denkmalpflege im Rheinland; auf die Frage, was mit Blut-und-Boden-Ideologie gemeint sei

29 Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993

30 Nerdinger, Winfried: Bauen im Nationalsozialismus, Bayern1933-1945. München 1993, S.9-15 31 a.a.O S. 63- 65


Geschäftsanteile besitzen, grundsätzlich einen angemessenen Prozentsatz der Bausumme für die Erteilung von Aufträgen an bildende Künstler und Kunsthandwerker aufgewendet wird.“ Die Bausumme beinhaltete nicht den Erwerb und die Erschließung des Grundstücks.33 „Kunst am Bau“34 (Eine Initiative des Reichswirtschaftsverbandes bildender Künstler, die sich auf auf Artikel 142 der Weimarer Reichsverfassung (1919) beziehen: „Kunst, Wissenschaft und Lehre sind frei. Der Staat gewährt ihnen Schutz und nimmt an ihrer Pflege teil.“ Im Mai 1934 nimmt die Nationalsozialistische Regierung diesen Gedanken auf und führt auf gesamtstaatlicher Ebene die Beteiligung bildender Künstler und Handwerker an öffentlichen Bauten ein. 1950 bleibt diese Vorgabe nach mehrheitlichem Beschluss durch den Bundestag bestehen. Aktuell hat sich der Bund als Bauherr 2006 bei Bundesbauten zu einem festen Anteil von je nach Baukostenklasse 0,5 bis 1,5 % der Baukosten verpflichtet.)

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33 Goebbels zitiert in :Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007, S. 152 34 http://www.bbr.bund. de/BBR/DE/Bauprojekte/ KunstAmBau/kunstambau_node.html

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2.2.1 Architektur des Nationalsozialismus und die Strömungen der Moderne

„Zugespitzt könnte man vielleicht sagen, politisch ging er jeden, formal jedoch –im Gegensatz zu Hans Scharoun, Sep Ruf oder Egon Eiermann – keinen Kompromiss ein „ Nerdinger über Mies van der Rohe *7

*7 Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993, S.163 35 Schalch, Susanne: Der Einfluss der englischen Arts and Cratfs Bewegung auf die Werke des Architekten Frank Lloyd Wright, Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Amerikanistik, google ebook, Abschn. 3, S.8 36 Vorlesung Avantgarde: Prof. Axel Sowa, Lehrstuhl für Architekturtheorie, WS 2011/2012 37 Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993, S.9 38 Vgl. Gutachten zum Denkmalwert zu Remscheid, Weststraße 42, Werkstättengebäude der Firma Bergische Stahlindustrie (BSI), Prof. Dr. Walter Buschmann, LVRAmt für Denkmalpflege im Rheinland, Puhlheim 13.07.2010

Die Moderne, im Zusammenhang mit den modernen Bewegungen innerhalb der Architektur, bezeichnet eine Haltung zur bestehenden Architekturpraxis, die den Anspruch der Verbesserung mit sich trägt. Diese Haltung zeigt sich augenscheinlich in der Form und versteckt sich im Detail. Zeitlosigkeit spielt eine Rolle, auch wenn der zeitliche Kontext von großer Bedeutung ist, vor dem sich die Ideen aufspannen. So werden diese Ideen eingeordnet, indem sie an die Zeit gebunden werden: Der Manierismus [Ende 18. Jahrhundert] als Grundgedanke der weiteren Ansätze zum modernistischen Denken, der Neoklassizismus [um 1800] und besonders die modernen Ansätze der Arts and Craft-Bewegung, die durch Morris und Webb verbreitet [etwa 1880] wurden. Letztere formulierten den Grundsatz, dass mit der „ästhetisch gestalteten Umgebung, durch ansehnliche Gebäude und Möbelstücke, Wandteppiche und Keramik“35 die Gesellschaft zu verbessern sei. Des Weiteren sind der Jugendstil zur Jahrhundertwende aufzuführen, der auf die Arts and Craft Ansätze aufbaute, sowie die Avantgarde [russische Avantgarde 1905-192036 ] und die klassische Moderne [Anfang des 20. Jahrhunderts], welche in weitere Strömungen, wie die Bauhaus-Moderne37 und den internationalen Stil, unterteilt werden kann. Mit der Postmoderne ist chronologisch die Gegenwart erreicht. Die Kernthese der „Moderne“ bleibt über die Jahre bestehen, auch wenn sich die Umstände ändern, die sie kritisiert: Mit der Architektur die Gesellschaft zu verbessern und die bestehenden Restriktionen, meist politischerseits, aufzubrechen.

40 Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993, S.163

Mit der gegebenen Definition ist eine Moderne im Nationalsozialismus schwer vorstellbar. Dennoch wird der Bökerbau als modernistischer Bau eingeordnet.38 Beispiele wie die Deklarierung der modernen Kunst zur „Entarteten Kunst“ und die Verfolgung derer, die nicht der Ideologie folgten, sind bekannt. Dennoch gibt Winfried Nerdinger unter dem Titel „Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung“ Beispiele von der Integrierung der modernen Formensprache in die nationalsozialistische Architektur. Trotz der Schließung des Bauhauses 1933 durch die Diktatur der NS, war die Herkunft als Architekt des Bauhauses kein Ausschluss-

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39 http://de.wikipedia. org/wiki/Herbert_Rimpl


41 Zitat Richard Pommer kriterium weiterhin tätig zu sein. Gropius war ohne Probleme „Mies van der Rohe and in die Reichskulturkammer aufgenommen worden und Mies the Political Ideology oft van der Rohe lud man zum Wettbewerb des Deutschen Pavilthe Modern Movement“ in: Nerdinger, Winfried: lons auf der Weltausstellung Brüssel 1935. Auch die MitarbeiBauhaus-Moderne im ter aus den Büros der beiden Bauhaus-Direktoren „liefen zu Nationalsozialismus-Zwiden Nationalsozialisten über“, wie Nerdinger schreibt: Ernst schen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag Neufert wurde Speers Beauftragter für Normungsfragen, Hanns München, 1993, S.163 Dustmann Reichsarchitekt der Hitlerjugend, Otto Meyer-Ottens zum Oberbauleiter von Rimpl [1937–1945 war Rimpl in Salzgit42 http://www.welt. de/kultur/history/articter und Linz für die Hermann-Göring-Werke als Chefarchitekt le13558791/Ein-Hautätig. 1944 wurde er in den Stab von Albert Speer berufen39 ], fen-Scheisse-in-SeidenstWalter Tralau wurde Geschäftsführer für Städtebau im Salzgitruempfen.html tergebiet und Leiter der Reichswerke Hermann Göring. Sergius Ruegenberg und Erst Walther gestalteten die Ehrenhalle und Schauräume zur Ausstellung „Deutsches Volk-Deutsche Arbeit“, 1934, Eduard Ludwig gestaltete ebenfalls Stände und wurde später mit Karl Otto Luftschutzexperte des Göring-Ministeriums. Um kein falsches Bild zu erzeugen, muss darauf hingewiesen werden, dass es sich bei allen um einzelne Fälle handelt. Manche „Bauhäusler“ erhielten ein Berufsverbot, wie Ferdinand Kramer, manche unterlagen Restriktionen, wie Carl Fieger. Jeder Charakter hatte seine eigenen Gründe und meist eine ambivalente Haltung zum politischen System. Am Beispiel Mies van der Rohes zeigt sich dies in besonderer Weise, da er „Innerhalb weniger Jahre […] ein Denkmal für die Kommunisten, den Pavillion der Weimarer Republik in Barcelona und einen Propagandabau der Nazis[…]“40 entwarf. Nerdinger erklärt des Weiteren es sei insofern falsch, Mies als „Talleyrand der Architektur“41 Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord: Französischer Staatsmann und Diplomat während der Französischen Revolution, der Napoleonischen Kriege und beim Wiener Kongress. Er diente sechs französischen Regimes und gilt als Meister des Opportunismus 42

zu nennen, da „sich Mies einerseits wohl wirklich nichts aus Parteipolitik machte und andererseits seinen künstlerischen

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Adler und Schlange im Widerstreit miteinander stehen für die Dualität, die Gegensatzpaare und für die himmlischen und chthonischen Kräfte im Kampf miteinander. Häufig ist der Adler mit der Schlange in den Klauen dargestellt oder der Hirsch, wie er sie niedertrampelt, was beides den Sieg des Guten über das Böse, des Lichtes über die Finsternis, der himmlischen über die irdischen und der geistlichen über die weltlichen Mächte versinnbildlicht. ] 49

43/44 Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993, S.163 45 Zitat Waldemar Alder, Brief an seinen Lehrer Hannes Meyer 16.Juni 1947 in: Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993, S.154 46 Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993, S.19 47 Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993, S.170 48 Zitat Albert Speer, Spandauer Tagebücher, in: Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993, S.170 49 http://www.sgipt. org/galerie/tier/schlang/ schl_kult.htm

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Prinzipien bei allen Aufträgen treu blieb. Das Problematische liegt eher darin, daß für Mies die moderne Form auf jeden Inhalt übertragbar war, daß es für ihn letztlich nur um einen Formenkanon an sich ging.“43 Zugespitzt könnte man vielleicht sagen, politisch ging er jeden, formal jedoch –im Gegensatz zu Hans Scharoun, Sep Ruf oder Egon Eiermann – keinen Kompromiss ein“ Nerdinger über Mies van der Rohe 44 Auch Gropius hoffte, wie viele andere Vertreter der Moderne [Häring, Mächler, Elsässer, Hillebrecht, etc.], dass die Architektur, für die sie einstanden, nach italienischem Vorbild im Faschismus, als „deutsche“ Kunst etabliert werden könnte. Waldemar Alder fasst zynisch zusammen „Wäre an Stelle von Hitler Mussolini am Ruder gewesen, so wäre alles wunderbar in Ordnung gewesen.“45 Die moderne Bauweise setzte sich jedoch dort durch, wo es „den Nazis nützte, nämlich Industriebau, Rationalisierung, Propaganda“.46 Im Industriebau ging es weniger, aber nicht ohne Repräsentationsanspruch, im Vergleich zu öffentlichen Gebäuden. So beschimpft Hitler zum einen den Entwurf von Adolf Abels für das neue Münchner Kunstausstellungsgebäude als „>>Markthalle<<, >>Bahnhof<< oder >>sächsische Zwirnfabrik<<“, da dieser nicht „seinen Vorstellungen von der >>angemessenen<< architektonischen Repräsentationsform für Kunst entsprach“47 , zum anderen sagt er über die Hermann-Göring-Werke [vgl. s.o.] „sehen Sie sich diese Front von 300 Metern an. Wie schön sind diese Proportionen! Hier liegen eben andere Voraussetzungen vor als bei einem Parteiforum. Dort ist unser dorischer Stil Ausdruck der neuen Ordnung, hier dagegen ist die technische Lösung das Angemessene.“48 Die Moderne ist somit stilprägend bei vielen Industriebauten. Die Bauhaus-Kultur konnte angepasst im nationalsozialistischen System arbeiten. Die folgenden Beispiele zeigen Architekturen von ehemaligen Bauhaus-Anhängern. Die Formensprache ist klar, wie es der Moderne entspricht, jedoch bestimmt nicht die Horizontale, sondern die Vertikale das Bild

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Abb.18 Eingang der Heinkel-Flugzeugwerke Oranienburg, um 1938, Baub端ro Rimpl

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50 Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993, S.172 51 http://de.wikipedia. org/wiki/Heinkel-Werke_Oranienburg 52 Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993, S.170

*Haverlahwiese

in der Architektur selbst. Weitere Anpassungen sind die Reichsadler und Hakenkreuzfahnen, die man billigend in Kauf nahm. Das Baubüro Rimpl , gegründet im Juli 1937, wurde „Das größte Sammelbecken der in Deutschland verbliebenen modernen Architekten“.50 Mit dem Rüstungsbetrieb Heinkel-Flugzeugwerke, 1936-1938 gebaut, 1946 abgetragen51, entstand ein Bau, der die angepasste Moderne gut verbildlicht: kubische Formen, abstrahierte Säulen, vertikale Linien in einem horizontalen – da langem und flachem –Gebäudekomplex, bekrönt mit dem Adler, der die Schlange in seinen Klauen niederdrückt. Ein weiteres Beispiel ist die Stahlwerkshalle Salzgitter, des Architekten Bormann, die auf dem Foto einen ähnlichen Effekt erzielt, wie die Hermann-Göring-Werke, von denen Hitler sprach: Eine lange Fassade [s.o. „Front“] ohne Dekoration [s.o. „technische Lösung“]. Die Planungen von Pius Pahl im Büro Rimpl, zur Schachtanlage Haverlohwiese*, Salzgitter tragen eindeutig die Handschrift der Moderne und sind für 1940 bemerkenswert. Ernst Neufert baute mit seinem Berliner Büro, in dem die „Bauhäusler Kurt Debus und Gustav Hassenpflug“52 angestellt waren, die Maschinenfabrik Hagenuk in Berlin. Neufert führte den Begriff „Industriearchitekt“ im Briefkopf. Man könnte dies als Spezialisierung interpretieren, wobei es doch eher eine Reduzierung bedeutete. Letztlich ist die Formensprache der sogenannten Moderne, wobei der Schwerpunkt auf der Bauhaus-Moderne liegt, im Dritten Reich präsent. Dies ist möglich mit der Anpassungsfähigkeit durch Einbringen von vertikalen Elementen und ausreichendem, aber zurückhaltendem Dekor, sowie der Gunst Hitlers und dessen Auffassung des Technikkultes als Reduktion. Sie ist somit fast ausschließlich in der Industriearchitektur zu finden und wie schon im vorangehenden Punkt „Industriearchitektur im Nationalsozialismus“, als ein Ansatz der drei Architekturansätze [modernistisch, monumentalistisch, Blut-und Boden] erwähnt. Allerdings hat diese NS-Moderne keinen theoretischen Hintergrund. Aus einer Bewegung, die die Gesellschaft verbessern wollte [Arts and Craft] ist eine reine Formenlehre geworden, die sich gegen die übrigen beiden Strömungen behaupten will.

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Es schreibt Ernst Göhl als Antwort auf die Bitte von Gropius um Zusendung von Arbeiten der letzten Jahre, zu Zwecken einer Bauhaus-Publikation 1935: Ich will ehrlich sein. – Als ich Ihr Schreiben bekam, musste ich unwillkürlich an einen Märchenprinzen und einen stillen Märchengarten aus alter vergangener Zeit denken. – Wir leben im Jahre 1935, es hat sich einiges geändert, wir (ich spreche von den mir bekannten Bauhäuslern) stehen mitten im Existenzkampf und haben höchstens ein Restchen alter Ideale in gang, ganz persönliche Gebiete retten können…aber nie werden Sie erfahren was die Bauhäusler in Prag, Paris, Berlin wirklich tun und das gerade wäre interessant zu wissen, vielleicht aber nicht schön anzuhören…53

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53 Zitat Erst Göhl an Gropius am 23.07.1935 in: Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993, S.153

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Abb.19 Stahlwerkshalle Salzgitter um 1940, Heinrich S.Bormann

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Abb.20 Planungen Schachtanlage Haverlahwiese um 1940, Pius Pahl

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Abb.21 Maschinenfabrik Hagenuk Berlin 1940, Erst Neufert

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Abb.22 H端ttenwerk in Linz, Pius Paal 1941/42

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2.3 Industriearchitektur Bökerbau 1939 Die Konstruktion wird eingehüllt durch eine Backsteinfassade, die zugleich mit Eckrustika und den schweren Fensterlaibungen Elemente traditioneller Architekturauffassung zeigt, aber [...]durchaus auf Gedankengut der moderne zurückgreift. Das Bauwerk ist insofern auch ein Beispiel für das Nebeneinander verschiedener Bauauffassungen der NS-Zeit Dr. Walter Buschmann*8

*8 Dr. Walter Buschmann im Gutachten zum Bökerbau

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Vor dem Hintergrund der vorangegangenen Punkte ist zum einen die Firma Bergische Stahl Industrie als ebenso repräsentativ in der Entwicklung der Industriearchitektur anzusehen, wie die der genannten Firmen, beispielsweise Krupp. Zum anderen ist der Bökerbau in seiner Form als modernistischer Entwurf seiner Zeit einzuordnen. Im Stadtarchiv ließ sich ein Entwurf zum Bökerbau finden, der eindeutig der Moderne, wie dem Bauhaus entspricht. Der Entwurf sah dieselbe Zweiteiligkeit vor, wie im späteren Bauantrag: Die gestaffelten Hallen und der östliche Bürotrakt. Jedoch waren beide Teile als eine Einheit gefasst, innerhalb einer Kubatur. Durch die unterschiedlichen Fenstergrößen lässt sich die Nutzungstrennung in Halle und Verwaltung erkennen. Der überarbeitete und angepasste Entwurf, der abgesehen von dem Bürotrakt geplant und ebenso umgesetzt wurde, enthält deutliche Anpassungen aus der Feder der nationalsozialistischen Ideologie. Die Büros wurden in einen deutlich abgesetzten und repräsentativen Turmbau geplant und die repräsentativen Elemente des öffentlichen Gebäudes auf die Hallen in reduzierter Weise übertragen. Im Weiteren wird es bei dem Begriff der „Planungen“ und dem „Büroturm“ um eben diesen letzten angepassten Entwurf gehen.

Bökerbau


Bรถkerbau

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Abb.23-25 Vorentwurf zum Bรถkerbau


2.3.1 Bauplanung und Entwurf

54 Schmidt, Günther: Thyssenkrupp Schmiede Remscheid – Die geschichtliche Entwicklung der DEW, Rheinstahl, Thyssen, ThyssenKrupp-Gesenkschmiede im 19. Und 20. Jahrhundert, Buchhandlung R. Schmitz, Remscheid-Lennep, 2003 55 Akte Weststraße 42, Bauarchiv Stadt Remscheid 56 Goebbels zitiert in :Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007, S. 152

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Da Remscheid mit der eisenverarbeitenden Industrie wichtig für die Rüstung wurde, wuchs der Standort der BSI am Hauptbahnhof mit der steigenden Anzahl der Aufträge (um 1900 und ab 1930).54 Kleinere Anbauten entstanden an den Hallen des Gewerbegebietes Osterbusch und Papenberg. Am 31.Juni 1939 erhält die Bauabteilung der BSI die Genehmigung zu „Abbrucharbeiten der Gebäulichkeiten und des grossen Gaskessels an der Weststrasse (städt. Gasanstalt), Flur 3 Parzelle loo25/616[…].“55 Mit dem neuen Gebäude setzte sich die BSI ein Denkmal für den Aufschwung. Architektonisch, wie geographisch entsteht ein Bau, der sich von den übrigen Gebäuden und Hallen des Firmenareals absetzt. So wird ein mehrgeschossiger Bau geplant, der als einziger auf der nördlichen Seite der Schienenstränge der Eisenbahn positioniert wird. Der winkelförmige Grundriss definiert eine harte Raumkante. Das Gelände wird so nach Nord-Westen hin gefasst und bietet eine klare Ansicht für das Areal. Städtebaulich eignet sich so der geplante Bürotrakt optimal als repräsentatives und leicht zugängliches Element der Firma. In dem Jahr des Angriffes auf Polen und damit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1.09.1939 ist die Euphorie groß, die Architektur schnellstmöglich zu realisieren. Die baupolizeiliche Abnahme erfolgt im Juni 1941. Bei der Umsetzung wird auf den Bürotrakt verzichtet. Im Sinne der Rüstung ist er obsolet. Die Architektur entspricht der Zeit und wird durch die Repräsentationsarchitektur im Zusammenspiel mit dem rationalen, technischen Ingenieurbau bestimmt: Das Tragwerk im inneren besteht aus Gusseisen, welches freischwingend die Frequenzen der metallbearbeitenden Hammer aufnimmt. Um das Innere herum zieht sich die Ziegelfassade mit großen Fensterflächen, Kunststein und Eckrustika, als selbsttragendes „Gesicht“ des Industriegebäudes. Möglicherweise lassen sich die Elemente der Kunst, wie die Bearbeitung des Kunststeins und die Eckrustika mit der Auflage von Goebbels erklären, wie sie zuvor dargestellt wurde. Allerdings müsste damit der Staat „die Aktienmehrheit oder die Mehrheit der Geschäftsanteile“56 an der DEW, (zuvor BSI) besitzen. Dies kann der Fall gewesen sein, da man nach der Auslieferung des geflohenen Aufsichts-

Bökerbau


ratsvorsitzenden der Vereinigte Stahlwerke AG, Fritz Thyssen57 , dessen Besitz – und damit auch die Mehrheit der Anteile der DEW – dem deutschen Staat übertragen ließ. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die allgemeine Haltung – ein Bauwerk müsse auch repräsentative, werbewirksame Interessen verfolgen – ausschlaggebend für die dekorativen Komponenten am Bökerbau ist.

57 http://www.thyssenkrupp.com/de/konzern/ geschichte_chronik_ t1939.html, 10.11.2013

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Bรถkerbau


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Abb.26 Modellfoto, Abb. 27 Schnitt durch Bürotrakt, Abb. 28 Ansicht Bürotrakt, Abb. 29 Grundriss


2.3.2 Repräsentation

58 Mackensen, Lutz: Das moderne Fremdwörter Lexikon – über 32.000 Stickwörter, Bedeutung, Wortverbindungen, Herkunft, Aussprache, Bedeutung, Südwest Verlag München, 2. Überarbeitete und erweiterte Auflage, 1975 S. 370 59 Renz, Kerstin: Industriearchitektur im frühen 20. Jahrhundert, Das Büro von Philipp Jakob Manz, Deutsche Verlags-Anstalt GmbH, München, 2005

Die Repräsentation der Firma durch die Architekturen ist beschrieben und am Beispiel der Hauptverwaltung der Firma Krupp deutlich gemacht worden [vgl. Industriearchitektur in Deutschland]. Der Bökerbau ist als repräsentatives Element der Firmenarchitektur zu verstehen. Dies soll im Folgenden begründet werden: Unter Punkt eins, mit der Form des Gebäudes, den Proportionen der Gebäudeteile und ihrer Anordnung, unter Punkt zwei, mit den bereits erwähnten Details in Form von Eckrustia und Fensterlaibungen aus Kunststein etc. und dem Material, sowie zuletzt, unter Punkt drei, mit der städtebaulichen Positionierung.

Repräsentation bedeutet Aufwand; Stellvertretung; Vorstellung; Vertretung; repräsentativ: charakteristisch; würdig; ansehnlich; beauftragt;58 Die Repräsentation im Industriebau als Zusammenspiel von hintergründigem zur Schau stellen der Produktivität, ohne sich exponieren zu wollen, funktional und solide gebaut.59

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Bökerbau


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Abb. 30 Schrägaufnahme


2.3.2.1. Die architektonische Form des Bökerbaus unter dem Aspekt der Repräsentation

60 Vgl. Gutachten zum Denkmalwert zu Remscheid, Weststraße 42, Werkstättengebäude der Firma Bergische Stahlindustrie (BSI), Prof. Dr. Walter Buschmann, LVRAmt für Denkmalpflege im Rheinland, Puhlheim 13.07.2010 61 A.a.O. 62 Neufert,Bauentwurfslehre, S.501

Der Bökerbau definiert sich architektonisch über seinen winkelförmigen Grundriss auf einem spitz zulaufenden, dreieckigen Grundstück. Der Bau soll gedanklich in zwei große Teile, ähnlich der Schenkel beim mathematischen Winkel, zerlegt werden. Ein Teil beschreibt den langen, dreistöckigen Riegel der sich an der Weststraße entlang positioniert. [im Weiteren genannt Hauptbau ], der andere Teil den zweistöckigen Würfel, der an der Stachelhauser Straße zu sehen ist [im Weiteren genannt Nebenbau].60 Auf den ersten Blick fällt die Höhe des Hauptbaus auf. Neben den umgebenen, etwa 7 Meter hohen Hallen wirkt der Bökerbau als dominierendes Gebäude des Industriegebietes Stachelhausen/Osterbusch/Papenberg. Laut Kataster sind es etwa 25 Meter bis zur Traufe/ 28 Meter bis zum First des flachen Walmdaches, das hinter den kräftig vorkragenden und weiß abgesetzten Traufbändern nahezu verschwindet. Als gestaffelte Architektur ist der Baukörper im näheren Umfeld deutlich positioniert. Zur städtebaulich wirksamen Schauseite verliert er jedoch an Höhe durch die umgebene Topographie, die zum Stadtkern hin stark ansteigt. Gegenteilig verhält sich der Bökerbau zum übrigen Gewerbegebiet, welches topographisch abfallend unter dem Niveau des Kolosses liegt und ihn somit weiter erhöht. Neben der imposanten Erscheinung in der Vertikale, ist die Horizontale des 81 Meter langen Hauptbaus [12:3 Achsen]61

Vor und Nachteile des Geschossbaus sind die„kompakte, flächensparende aber teure Bauweise, begrenzte Deckenlasten, kurze (Installations-) Wege durch senkrechte Verbindungsmöglichkeiten, günstige Betriebskosten, einfache Lüftung, gutes Seitenlicht.“62 raumbildendes Merkmal. Die Ausrichtung in Ost-West-Richtung entspricht der optimalen Orientierung der Fenster der Langseite nach Norden und Süden. Im Sommer kann leicht die Sonne über Markisen abgehalten werden, da sie aufgrund des Einfallswinkels wenig in die Räume scheint. Im Winter sind die Hallen durchsonnt. Die Länge wird mit vertikalen, großflächi-

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gen Fenstern strukturiert. Um auf die Definition von „repräsentativ“ zurückzukommen, entspricht diese langgestreckte Form den aufgeführten Adjektiven: „Charakteristisch“, wegen der linear angeordneten Arbeitsprozesse, die mit der linearen Kranführung zusammenhängen; „würdig“ aufgrund der Proportion von Höhe zu Länge im Straßenbild und damit als Eckstein der Firmenarchitektur; „ansehnlich“ durch die Fassadenaufteilung mit den großzügigen Fensterflächen; „beauftragt“ als raumgebendes Element der Industrie. Die Tektonik des Gebäudes repräsentiert zum einen das eisenverarbeitende Gewerbe, indem funktional und zweckmäßig ein Stahltragwerk mit freistehenden, sichtbaren Stützen in einer Backsteinhülle, zur Primärstruktur gewählt wurde, die zum anderen von der genannten Backsteinschicht umgeben ihren technischen Kern verhüllt und damit – wenn man so möchte – dekoriert. So steht das Innere für die Arbeit und das Äußere für die Kunst, bzw. die repräsentative Fassade. Geplant wurde der Bau in Ziegel, jedoch musste im Bau auf Backstein zurückgegriffen werden.63 Die Ausführung des inneren Tragwerks ist den Frequenzen der Hämmer geschuldet. Die Stahlkonstruktion aus I-Profilen nimmt die Schwingung auf. Decken, Böden und vertikale Tragelemente sind losgelöst vom Mauerwerk. Die zusammengesetzten Stützen stehen im Raum und bieten zusätzlich Halterungspunkte für die Krananlagen, die auf Schienen parallel zu der Längsachse verlaufen. Zudem spannt sich so ein stützenfreier Raum im Erdgeschoss mit einer lichten Höhe von UK zu OK Geschossdecke von etwa 11 Metern auf, der mit Vollwandträgern von etwa 1,9 Metern Flanschhöhe eine Breite von 20 Metern überspannt. Die weiteren Geschosse haben in der Längsachse eine Stützenreihe. Krananlagen sind in jedem Geschoss vorzufinden. Die Kranbahnen sind an den Vollwandträgern, bzw. an dem Fachwerkträger des zweiten Obergeschosses montiert. Zwischen den Etagen vermittelt ein Lastenaufzug und Bodenklappen in den Geschossdecken, die geöffnet zum Transport von größeren Stücken, innerhalb des Gebäudes, benutzt werden können. Die Vertikale wird somit mittels der Krananlagen, dem Lastenaufzug und dem Treppenhaus überwunden. Die

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63 Notiz im Gespräch mit Frau Dr. Koch, untere Denkmalbehörde der Stadt Remscheid 17.10.2013

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Der Ziegel ist das älteste vorgefertigte Bauelement, er wird aus tonhaltigem Lehm geformt und in Öfen gebrannt. Die Bezeichnung Ziegelstein ist weit verbreitet, aber insofern laienhaft, als „Stein“ das Naturprodukt (Naturstein) bezeichnet, während Ziegel ein „von Menschenhand geschaffenes Baumaterial“ ist. Im übertragenen Sinn wird der Begriff Ziegel für sonstige quaderförmige Gegenstände wie Lehmziegel und Adobe benutzt, aber auch für gebrannte Steine in anderer Form wie Dachziegel. Backstein Der Begriff „Backstein“ steht bevorzugt für die mittelalterlichen Bauten und wird hauptsächlich im süddeutschen und Schweizer Raum gebraucht. Einfache Backsteine aus Lehm können bei nur 900 °C in Ziegeleien gebrannt („gebacken“) werden. Sie sind mechanisch nicht sehr stabil und offenporig, weshalb sie relativ viel Wasser aufnehmen können. Deshalb werden sie üblicherweise verputzt, um die Wetterfestigkeit zu verbessern. Der aus Ton (statt Wiesenlehm) bei höheren Temperaturen gebrannte, auch Tonziegel genannte Ziegel ist härter und gilt als beständiger. Klinker Klinker sind Produkte aus „blauem“ Ton, die reicher an Alumosilikaten sind. Auf Grund des höheren Silikatgehaltes werden sie bei 1200 °C gebrannt. Durch die starke Versinterung nehmen sie weniger Wasser auf, sind frost- und insgesamt wetterbeständiger. Sie werden deshalb meist unverputzt oder auch als Pflaster-Klinker eingesetzt, abhängig vom Eisengehalt verleihen sie daher einem Bau das typische Aussehen von gelben über rote bis braune Nuancen. Die mögliche Brenntemperatur ist vom Ausgangsmaterial abhängig, da der Rohling zwar sintern, aber nicht formverändernd weich werden darf. 64 64 http://de.wikipedia. org/wiki/Mauerziegel

gestaffelten Hallen definieren den Charakter der Produktion und machen ihn nach außen hin sichtbar. Die horizontale Einheit einer Halle führt gestaffelt zu einem vertikalen Ablauf der Produktion. Schwere und große Maschinen finden ihren Platz unten [Eisenverarbeitung], genauso wie die Anlieferung von Rohwaren. Mit zunehmender Höhe werden die Produktionsschritte kleinteiliger und in der Masse leichter. Dies ist zum einen an den von unten nach oben abnehmenden Raumhöhen im Inneren und von Außen zu sehen, als auch an der Staffelung der Fenster ablesbar. Der Begriff der Proportionen soll eingeführt werden. Zum einen also innerhalb der Produktion, zum anderen an die daran geknüpfte Architektur. Das Zusammenspiel der Proportionen von vertikal und horizontal, zieht sich vom Baukörper bis hin zum Detail der Fenster-

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Abb. 31 Proportionsstudie der Fassade

scheibe. Immer wieder lassen sich Verhältnisse von 1:1, 1:2 und 2:3 feststellen. So ist der Nebenbau ein Würfel, dessen Kantenlänge dreimal die Länge des Hauptbaus beträgt und so ansetzt, dass sich der Winkel in der Ansicht in die Proportion 1:2 teilt. Die Fenster sind, ähnlich der Supraposition der Säulenordnung von unten [Erdgeschoss] nach oben hin [2. Obergeschoss] gestaffelt und folgen eins aus dem anderen. Die einzelne Scheibe, mit dem Seitenverhältnis von etwa 1:3 bleibt dabei stets das kleinste Element mit vertikaler Ausrichtung. Eine Scheibe ist etwa 180 cm hoch und 60 cm breit. Drei der Fensterscheiben nebeneinander ergeben die nächst-größere Einheit – mit dem Verhältnis 1:1. Ein Fenster des Erdgeschosses besteht aus sechs dieser Einheiten, die, je zwei nebeneinander und drei übereinander, in der Proportion 2:3 angeordnet sind [insgesamt 18 einzelne Fensterscheiben]. Darüber, im ersten Obergeschoss, folgt die Proportion von 1:1 mit je zwei mal zwei Fenstereinheiten, bzw. 12 einzelnen Fensterscheiben. An oberster Position, im zweiten Obergeschoss des Hauptbaus, sind es zwei Fenstereinheiten übereinander, mit insgesamt 6 Einzelfensterscheiben.

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Abb. 32 Nordfassade


2.3.2.2 Die dekorativen Elemente des Bökerbaus und das Material

65 Vgl. Gutachten zum Denkmalwert zu Remscheid, Weststraße 42, Werkstättengebäude der Firma Bergische Stahlindustrie (BSI), Prof. Dr. Walter Buschmann, LVRAmt für Denkmalpflege im Rheinland, Puhlheim 13.07.2010

66 Ceynowa, Tatjana: Das Wandsbeker Herrenhaus des Heinrich Rantzau: zur Geschichte eines Adligen Gutes in Holstein, Kieler Kunsthistorische Studien N.F. Band 7, Verlag Ludwig, Kiel, 2004 67 Vgl. Gutachten zum Denkmalwert zu Remscheid, Weststraße 42, Werkstättengebäude der Firma Bergische Stahlindustrie (BSI), Prof. Dr. Walter Buschmann, LVRAmt für Denkmalpflege im Rheinland, Puhlheim 13.07.2010

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Mit der Fenstergröße nimmt auch die Masse der plastisch vorspringenden und hell gestrichenen Fensterlaibungen aus Kunststein65 ab. Im Erdgeschoss umrahmen diese das gesamte Fenster, im Obergeschoss betonen sie noch den Sturz und die Fensterbank, im zweiten Obergeschoss gibt es keine zusätzliche Ausgestaltung mit Kunststein. Am Nebenbau weicht diese Regel des Hauptbaus ab, indem jedes Fenster komplett gerahmt ist. Der Kunststein ist handwerklich gearbeitet und zeugt daher von einer Wichtigkeit des Baus, mit der Aufwertung desselben durch ästhetisch ansprechende Komponenten. Zudem ist die Eckrustika hervorzuheben: Jede konvexe Ecke des Haupt- und Nebenbaus ist mit einer solchen betont, ausgenommen die abgerundete süd-westliche Ecke am Hauptbau. Das klassizistische Gliederungselement66 fasst den Bau in seiner klaren Formensprache. Die Ecke wird zum Leitthema. [vgl. Städtebau] Das Material der Eckrustika und der Fensterlaibungen wertet den Backsteinbau auf. Die Eckrustika ist ein Werkstein aus Naturstein67, die Fensterlaibungen, wie beschrieben aus Kunststein. Im Sockelbereich der Nord- und Westfassade ist ebenfalls der Werkstein der Eckrustika verwendet. In den Bauplänen von 1941 ist der Sockel rings um das Gebäude laufend, auch an der Südseite eingetragen, doch entschied man sich wohl auch hier für eine Rationalisierung in Anbetracht des Zweiten Weltkrieges, sodass nur die straßenseitig liegenden Fassaden „geschmückt“ wurden. Von der Fensterlaibung, über die Eck- und Sockelgestaltung, bis hin zur Traufe handelt es sich um rahmende Komponenten, die die Linien der Architektur unterstützen. Der Bökerbau bekommt im Zusammenspiel von Sockelsteinen, Eckrustika und hervorspringender Traufe eine architektonische Fassung, auf die man jedoch hofseitig an der Südfassade - in der Umsetzung - verzichtete. Materialtechnisch werten die genannten Elemente den Backstein der Fassade auf. Der einfache, seriell hergestellte Stein geht mit dem handwerklich behauenen Werkstein eine Verbindung ein. Das Thema der Verbindung von Technik und Kunst, wie das innere Technische und das äußere Verblendende, des Bökerbaus spiegelt sich somit auch in der Fassade selbst wieder.

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Abb. 33 Nordfassade mit Eckrustika [und neuen Elementen]

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2.3.2.3 Der Städtebau unter dem Aspekt der Repräsentation

68 Notiz im Gespräch mit Frau Dr. Koch, untere Denkmalbehörde der Stadt Remscheid 17.10.2013

Die Fassade definiert den Straßenraum. Die Form fasst das Gebiet nach Nord-Westen; ähnlich einer Klammer. Das Gebäude formt eine definierte Ecke im Stadtbild. Sich nähernd vom Stadtkern, fährt man auf diese zu. Die gerade verlaufende Fassade entlang der Weststraße und der Stachelhauser Straße leitet den Verkehr, wobei die Hauptachse des Hauptbaus die Hauptrichtung entlang der Weststraße betont. Ist man noch bis vor kurzem dieser Hauptrichtung gefolgt, gelangte der orientierungslose Besucher zum Verwaltungsgebäude des Gewerbegebietes. Dieses 1893 errichtete Gebäude fällt, ebenso wie der Bökerbau aus der flacheren Bebauung der Hallen heraus und fiel durch den üppigen Fassadenschmuck und später durch den Orangeton auf. Seit August 2013 steht der Bau nicht mehr, da Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen zu aufwändig gewesen seien68 und der Denkmalschutz, aus Gründen der starken Überformungen der ursprünglichen Struktur, kein Interesse am Bestand hegte. Heute weist der Bökerbau somit auf die Brachflächen des BSI-Areals; Wie eine große Werbewand, die nun nicht mehr Teil des Gewerbegebietes ist, auf das sie weist. Die andere Richtung, entlang der Papenberger Straße, ist zum einen wegen der fehlenden Länge und zum anderen wegen des minimalen Vorsprungs des Nebenbaus aus der Flucht wenig richtungsweisend. Der Bökerbau- als letztes großes Gebäude des Firmenkomplexes gebaut – liegt städtebaulich klar abgegrenzt von den übrigen Hallen. Dies ist zum einen deutlich mit der Barriere der Eisenbahngleise zu belegen: Der Bökerbau ist der einzige Bau, der nördlich der Gleise steht. Zum anderen liegt er damit zudem erhöht am Remscheider Stadtkegel. Diese Höhe von etwa 3 Metern, zuzüglich der weiter fallenden Topographie, ist dem Unterbau der Bahnschienen geschuldet, der das Niveau der Bahntrasse auf Bahnhofshöhe bringt und damit beispielsweise an der Stachelhauser Straße geschätzte 3,5 Meter Höhendifferenz ausgleicht. Die Raumkante, die bereits beschrieben als Klammer für das Areal fungiert, begrenzt klar den Straßenraum. Im weiteren nord-westlichen Umfeld wird diese klare Kante von den Wohn-

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häusern gebildet. Im direkten Umfeld schwämmt von Westen ein kleinteiliges Durcheinander von baulich gewachsenen Strukturen heran, wie beispielsweise einem garagenartigen kleinen Club, einer Kneipe oder einer Autowerkstatt [Folierungen]. Die schmale Straße „Stachelhausen“ ist sehr beengt zwischen den kleinen Strukturen und der beeindruckenden Größe des Bökerbaus. Die Anlieferung, die einmal an der Westseite war, ist aufgrund der Steigung, dem geringen Wendekreis und der niedrigen Eisenbahnbrücke unterhalb des Gebäudes mit modernen Lastkraftwagen nicht mehr praktikabel. Es ist an der Ecke, um wieder auf „die besagte Ecke“ [s.o.] zurückzukommen, städtebaulich zu eng für die Anlieferung. Der untersuchte Bau wirkt wie eine Mauer gegen die heranwachsende Stadt von Westen. Nördlich ist im aktuellen Stadtbild eine große Grube. Wohnhäuser werden abgerissen und das Gefälle begradigt. Es liegen Planungen zu einer Moschee der DITIB- Gemeinde vor, die nach den Plänen neben dem Gebetsraum viele weitere Funktionen aufnehmen wird und von daher eine entsprechende Größe, von etwa 40 Meter entlang der Weststraße, aufweisen soll. Die Moschee ist vom Straßenraum zurückversetzt, damit wird der Bökerbau die Weststraße weiterhin bestimmen. Die Platzfläche vor der Moschee wirkt gar so, als weiche man vom Industriekoloss zurück. Der Grund liegt allerdings in der Parkplatzsituation. Die übrigen Grundstücke neben der Moschee, entlang der Weststraße, gehören zur Parzelle des Industriebaus und sind zusammengenommen ein langgestrecktes Band Abstandsfläche, die aktuell als Parkfläche genutzt werden und aufgrund der fehlenden Tiefe in dieser Nutzung gut funktionieren. Etwa zwei Reihen von 60 Grad-Parkplätzen finden mit einer mittigen Fahrbahn Platz. Nach Süden und Osten öffnet sich der Bökerbau und überblickt die Hallen. Die Flächen der ehemaligen BSI werden als Gewerbefläche bestehen bleiben und damit auch die Maßstäblichkeit der Bauten. Alles in allem hat jedoch der Bökerbau nicht viel mit seinem Umfeld zu tun. Mitten in einem heterogenen, städtischen Umfeld sitzt er auf dem Plateau der Eisenbahntrasse und verschließt sich mit seiner imposanten Fassade dem öffentlichen

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Raum. Die Verbindung zu dem übrigen Firmengelände ist durch Aufteilung und Verkauf der Gründstücke nicht gewünscht und praktikabel. Das Leitsystem der Ecke funktioniert nicht mehr. Der Verbindungsgang unter den Schienen zum Nachbargebäude ist zugemauert. Der Bau steht nun, mehr denn je, für sich. Obschon immer die Architektur und die Position einen Solitär formten, wurde er nie als solcher gebraucht. Es war ein Teil des Ganzen: Ein Werbeschild für die BSI, zweckmäßig und repräsentativ.

Abb. 34 Schwarzplan

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Abb. 35 Schrägansicht, Verwaltungsgebäude [orange] links in der Flucht des Bökerbaus zu erkennen

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3 Zugänglichkeit 3.1 Anlieferung und Lage von Industriegebäuden

69 Beispiele sind das Gewerbegebiet UPA1 und das Industriegebiet auf der Industriestraße in Wermelskirchen, sowie das Gewerbegebiet Bergisch Born in Remscheid 70 12% Binnenschifffahrt, 3% Rohrfernleitungen; Quelle: http:// de.wikipedia.org/wiki/ Schieneng%C3%BCterverkehr 71 Statistisches Bundesamt: Verkehr – Verkehr im Überblick 2010. Fachserie 8, Reihe 1.2, Wiesbaden Nov. 2011

Bei der Recherche zu Industrieanlagen und Gebäuden der Industrie fällt die Zugänglichkeit als ein wichtiges Thema. Neue Industriegebiete werden möglichst verkehrsgünstig erschlossen. Günstige Positionen ergeben sich heute meist entlang der Autobahnen, stadtnah, aber dezentral. Die Topographie spielt eine untergeordnete Rolle.69 Industrieflächen aus der Industrialisierung um die Jahrhundertwende wurden ebenso angelegt, wobei der Transport nicht über die Straße abgewickelt wurde, sondern vielmehr über Schienen. Autobahnen waren nicht gebaut, das Auto hatte den Status eines absoluten Luxusgutes. Die Eisenbahn galt als sicheres Transportmittel, verglichen mit den meist unbefestigten Straßen. Mit dem Siegeszug des Automobils und dem zunehmenden Ausbau des Straßennetzes, hat sich bis heute der Transport zunehmend auf die Straßen verlagert. Stückgut-, Expressgut- und Eilgutverkehr sind typische Straßentransporte.70 Der Individualisierung und den logistischen Konzepten kann das Schienennetz mit Blick auf die Ökonomie nicht gerecht werden. 22% des gesamten Güterverkehrs in Deutschland wird über die Schienen abgedeckt, 63% des Güterverkehrs läuft über die Straße.71 Ein Eisenbahnanschluss ist spätestens seit den Sechzigerjahren in der Industrie nicht mehr wichtig. [Eine Ausnahme ist beispielsweise die Automobilindustrie] Besonders wenn es sich um eine Firma handelt, die innerhalb Deutschlands operiert. Die Anlieferung befindet sich meist gebündelt an einer Seite der Industriearchitektur, besonders, wenn ein linearer Produktionsablauf vorliegt. Große Wendeflächen werden versucht zu vermeiden. Asphalt dominiert die direkte Umgebung der Industriegebäude; verkehrsgünstig und funktional. Im Unterschied zu den neuen Industriearealen [etwa ab den Achtzigerjahren], sind Gewerbegebiete, je älter, desto wahrscheinlicher, von der Stadt umwachsen worden. Die Anlieferung ist oft schwierig, zum einen durch den umgebenen Stadtverkehr, zum anderen möglicherweise durch die fehlende Anbindung an Hauptverkehrswege die zur Bauzeit nicht relevant waren oder überbaut wurden.

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Abb. 36 Ansicht Innenhof Anlieferung

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3.2 Erschließung und Zugänglichkeit zum Industriegebäude

72 Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Messeakademie der denkmal 2002 in leipzig: Still gestanden?, Konzepte zur Umnutzung von Industriearchitektur in Mitteldeutschland, Druckerei Plump oHG, Bonn, 2004

73 Graser Architekten; Bauherr: Gebrüder Meier Architekten, Schüpfen, 2012

Die Schwäche der städtebaulich eingewachsenen Gewerbegebiete seitens der Anlieferung ist eine Stärke auf der Seite der Erreichbarkeit für Kunden. In einer Pilotstudie des Denkmalschutzamtes Hamburg und dem Immobilienunternehmen Jones Lang Wootton GmbH, stellte sich bei einer Befragung von denkmalgeschützten Immobilien heraus, dass die historische Architektur in entwickelten und verkehrsgünstigen Lagen viele Vorzüge gegenüber konkurrierenden Neubauten habe, da es das „Corporate Design und Corporate Identity der Unternehmen fördere und damit ein wichtiges Standortkriterium erfülle“72 Im Zusammenhang mit der Repräsentation vor dem Kunden ist der Zugang deutlich hervorzuheben. Im Bereich der Industriearchitektur werden viele Schilder verwendet, dennoch sollte der Zugang auch ohne Wegweiser intuitiv gefunden werden können. Neubauten richten sich fast ausschließlich entlang des Hauptweges aus, der Eingang ist leicht auffindbar an der Struktur der Halle, die entweder durch Höhenversprünge in der Architektur [niedriger Bürotrakt, hoher Hallenraum] und / oder über die Fensterflächen [viele Fenster weisen auf den öffentlich zugänglichen Teil hin] dem Besucher eine Orientierung bietet. Am Beispiel der Werkhalle Schüpfen73 ist durch den zurückgesetzten, vollverglasten unteren Teil der Fassade ein klares Eingangszeichen architektonisch gesetzt worden. Vordächer und dekorative Blumenkübel sind bekannte Symbole der Zugänglichkeit. Bestehende Industrieanlagen entstammen jedoch einer Zeit, in der der Kundenkontakt und die Produktionsstätte deutlicher getrennt wurden, als durch einen architektonischen Höhenversprung oder die Fensterflächen: Verwaltungsgebäude standen für sich, oder, wie am Beispiel der Planungen des Bürotraktes am Bökerbau 1939, durch eine Fuge mittels architektonisch zurückliegenden Bindeglieds, an die Halle angelehnt. Die Industriearchitektur war aufgeteilt in die funktionale Halle und die repräsentative Verwaltung. Das funktionale Element [die Halle] musste keine besondere Zugänglichkeit aufweisen, da nur eingewiesene Personen überhaupt Zugang erhielten. Die reprä-

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sentativen Gebäude hingegen war deutlich, meist mit geraden zweiläufigen Treppen mit Zwischenpodest und dem erhöhten, mittigen Eingang, als einladender Baukörper ersichtlich. Corporate Design: visuelles Erscheinungsbild eines Unternehmens im Rahmen und zur Unterstützung der von der Corporate Identity vorgegebenen Ziele. Das Corporate Design soll das Unternehmen nach innen und außen als Einheit erscheinen lassen, bes. durch formale Gestaltungskonstanten, z.B. Firmenzeichen (Logo), Typografie, Hausfarbe etc. In Gestaltungsrichtlinien („Design-Bibeln“) wird festgelegt, wie diese Gestaltungskonstanten in unterschiedlichen Anwendungsbereichen einzusetzen sind, z.B. Briefbögen, Innenarchitektur, Produkt- und Verpackungsgestaltung und Anzeigen.74

74 Springer Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Corporate Design, online im Internet: http://wirtschaftslexikon. gabler.de/Archiv/81823/ corporate-design-v6.html

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3.3 Der Eingang zum Bökerbau

Eine Besonderheit ist damit der Bökerbau, der als „Werbeschild“, im Sinne eines repräsentablen städtebaulichen Volumens, funktioniert. Die Besonderheit liegt in der zugrunde liegenden Planung von 1939, die den Hallenbau im Zusammenspiel mit dem Büroturm auf der Spitze des Grundstücks als eine Einheit betrachtet. Ich stelle die These in den Raum, dass der Bökerbau nur daher in seiner Gestaltung bemerkenswert imposant und repräsentativ ausgeführt wurde, da sich der Hallenkörper nach der Gestaltungsidee des Turmbaus richtete und dieser, als Baustein der Firma mit öffentlichen Einrichtungen, „etwas hermachen sollte“. Die Umsetzung der Planungen ist nicht vollständig und die Planung wurde in der Umsetzung nicht angepasst, sodass ein repräsentativer Körper ohne äquivalenten Zugang entstand. Denn da der Bürotrakt nicht umgesetzt wurde, änderte sich die Eingangssituation dahingehend, dass sie auf den hofseitigen Erschließungsturm reduziert wurde. Nach heutigen Brandschutzvorschriften eine Unvorstellbarkeit, dass dieser Wegfall keine Anpassungen in den Planungen mit sich brachte. Die Idee, den Büroturm als vertikales Element vorzuschlagen ist nicht die Grundidee des Baukörpers gewesen, wie ein Vorentwurf zeigt. Der Turm hätte jedoch einen Akzent gesetzt, da der Horizontalen des Hallenbaus die Vertikale des Turmes entgegen gesetzt worden wäre. Die Haupteingangsfrage stellte sich somit nie an den Hallenbau. Übergeordnet ist der repräsentative Eingang zur Firma das Verwaltungsgebäude an der Papenbergerstraße. Über dieses erschloss sich die Firma. Zweckmäßig erhielt der Bökerbau einen Eingang über die Südfassade [im Weiteren genannt Hof], mittels angestelltem Erschließungsturm, der in der Ecke des Übergangs von Haupt- zu Nebenbau geplant wurde. Der Zugang durch eine Doppeltür ist etwa zwei Meter hoch und nur 1,5 Meter breit. Dies entspricht in keiner Weise einem repräsentativen Zugang, sondern einem klassischen Hintereingang. Befugte gelangen schnell von Außen über den Treppenraum direkt in die Hallen. Brandschutztechnisch ist diese punktuelle Erschließung günstig, jedoch für die Länge dem Gebäude nach

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neuen Auflagen nicht ausreichend. Eine weitere Treppenanlage, als Stahlgittergerüst, wurde am östlichen Ende des Hauptbaus über die gesamte Breite angelegt. Dieses Gerüst fand vermutlich erst nach dem Bombenangriff auf Remscheid seinen Platz, als ein Bombentreffer die Ostfassade des Hauptbaus gänzlich zerstörte. Der Treppenraum befindet sich zwischen einer neu eingezogenen Wand, die in den Innenraum des Bökerbaus eingezogen wurde und der provisorischen Wetterhaut aus Trapezblech anstelle der ehemaligen Fassade. Das Treppengerüst ist nur etwa 1,6 Meter breit und nicht natürlich belichtet. Durch das vorgestellte Walzblech handelt es sich um einen Übergangsraum ohne Aufenthaltsqualität, ein Fluchttreppenhaus. Neben dem Laufweg befindet sich nachträglich eingebaute Raumtechnik, hauptsächlich die Lüftung. Der Austritt ins Freie ist mittig an der Kopfseite positioniert. Aktuell handelt es sich dabei um eine rostige, blaugestrichene Tür im Standardmaß von gerundet zwei Metern Höhe und einem Meter Breite. Ein Mauseloch, verglichen mit der Fläche des Walzbleches. Wie genau die Stelle des geplanten und nicht umgesetzten Büroturmes an der Spitze des Grundstücks vor dem nächtlichen Luftangriff auf Remscheid am 31.Juli 194275 aussah, konnte ich nicht herausfinden. Die Zugänge zum Gebäude sind somit zweckmäßig nach der industriellen Nutzung unter Berücksichtigung der Bauzeit 1941 dimensioniert. Die Treppenanlage Ost, so sagt Herr Carlon76 , habe die Nutzung und damit den Kauf des Objekts erst möglich gemacht, da das geforderte Brandschutzgutachten ohne diese zweite Treppenanlage kein positives Ergebnis erwarten ließe. Die Zugänge funktionieren, wenn der Besucher eingewiesen ist. Weitere direkte Zugänge, wie die großen, hofseitigen Tore, die an die Lieferung mit Bahnwaggons angepasst sind, sind deutliche Eingangselemente. Der Besucher kann erkennen, welchen Räumen die Tore zugeordnet sind: Der Hauptbau oder der Nebenbau. Die Tore befinden sich zur rechten [Hauptbau] und zur linken [Nebenbau] des Erschließungsturmes am Hof. Beobachtungen zeigen, dass niemand den Personenzugang benutzt, wenn das Tor zum Hauptbau offen steht. Um in die Obergeschosse zu gelangen, wird dann von der Halle im Erd-

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75 Roth, Hans-Jürgen: Geschichte unserer Stadt, Remscheid mit Lennep und Lüttringhausen, rga. buchverlag, 1.Auflage 2008, Remscheid 76 Nutzer des Bökerbaus, im Gespräch während dem Rundgang durch das Gebäude,25.07.2013

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geschoss das Treppenhaus von innen her erschlossen. Der Weg ist umständlicher, dennoch scheint die Abfolge vom Zutritt in das Gebäude in einen Raum, den man von außen wahrnehmen kann, dem Menschen vertrauter, als ein Zutritt durch eine Türe, die nicht mehr als Dunkelheit verspricht. Das Tor an der Stachelhauser Straße ist mit Mauerwerk verschlossen. Die Lage dieser Zulieferung ist deutlich exponierter und gut aufzufinden [vgl. Leitthema der Ecke]. Geplant als straßenseitige Anlieferung für Lastkraftwagen, im Unterschied zur hofseitigen Anlieferung für die Bahn, ist mit den heutigen Maßen der LKWs nicht genügend Platz zum Wenden und Halten. Die Anlieferung müsste in der Halle stattfinden. ThyssenKrupp passte den Bökerbau den veränderten Anlieferungsbedingungen an. Die Bahnschienen auf dem Hof wurden asphaltiert. Von den Schienen, die Anschluss an die vorbeiführende Bahntrasse hatten und zur Anlieferung genutzt wurden, ist lediglich ein Teil im Hauptbau sichtbar. Im Hof befand sich ein Drehkreuz für die Waggons, um diese in die jeweilige Halle rangieren zu können. Ein Podest zum Ent- und Beladen mit Überdachung fügte man dem Nebenbau hinzu, ebenso wie einen Lastenaufzug zum Erreichen des Kellers. Mit diesen Veränderungen zentriert sich jeder Zugang auf den Hof. Es gibt keine räumliche Trennung von Eingang, Hintereingang, Anlieferung und Abholung. Der Hof ist die Drehscheibe des Geschehens. Die Zugänglichkeit zu dem Hof ist über eine Zufahrt über die östliche Spitze des Grundstückes geregelt. Diese Zufahrt ist trotz Beschilderung schwer zu finden, da – im Kapitel „Der Städtebau unter dem Aspekt der Repräsentation“ beschrieben – der unwissende Besucher am Grundstück vorbeigeleitet wird. Die Rasenfläche mit Bäumen und die neutrale Walzblechfassade „verstecken“ den Zugang zusätzlich: Es wird eine Nachlässigkeit suggeriert, die wenig mit einer Zufahrt zur Industrie gemein hat. Insbesondere, da dieser Industriekörper sonst so imposant erscheint. Die Spitze des Grundstücks ist im Grunde die Rückseite des Bökerbaus. Die Zufahrt hat den Charakter eines informellen Hintereingangs. Damit fehlt dem Industriekoloss die Adresse.

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Abb. 37 Eingangssituation

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4 Resümee 4.1 Fehlstellen „Das Netz erlebt am Anfang seiner Aktivierung eine Initialzündung; man könnte auch sagen es wird durch eine gestalterische Intervention geknüpft und generiert. Von ihr aus beginnt es zu wachsen und weist deshalb eine generative Richtung auf. Für das Rhizom trifft das allerdings laut Deleuze und Guattari nicht zu. Es ist ungerichtet, dient keiner Macht und übt auch selber keine aus.“ Gerd de Bruyn *9

*9 de Bruyn, Gerd und Reuter, Wolf: Das Wissen der Architektur, vom geschlossenen Kreis zum offenen Netz,transcript Verlag Bielefeld, 2011

Im städtebaulichen Kontext fehlt die Adresse. Um eine klare Position im Stadtbild zu entwickeln stellen sich mir folgende Fragen: 1) Nach welchen Elementen der direkten Umgebung richtet sich der Baukörper? 2) gibt es eine Gerichtetheit? 3) welchen Charakter soll die Adresse haben? 4) wo sind Fehlstellen, wo lenkt etwas ab? 5)Was ist Angemessen? Mehrfach genannt ist die Weststraße, nach der sich der Hauptbau ausrichtet. Mit dem Begriff des „Leitthema Ecke“, ist untergeordnet auch die Stachelhauser Straße als stadträumliche Raumkante dem Bökerbau zugeordnet. Der Baukörper schmiegt sich an die nahezu rechtwinklig verlaufenden Straßen und nutzt durch seine Form das dreieckige Grundstück optimal. Im Zusammenhang mit der These, der Bau sei ein Wegweiser in seiner Position als Eckgebäude, ist die Weststraße als Hauptrichtung genannt. Ein Element, zur Beantwortung der ersten Frage, ist damit klar die Weststraße. Sie erschließt den Bau primär und verläuft zwischen den Grundstücken die zum Bökerbau gehören. Südlich steht der Bau, nördlich sind die Flächen als Parkplatz genutzt. Mittelfristig wird es bei dieser Nutzung bleiben. Langfristig könnte man die nördlichen Grundstücke als Erweiterungsfläche sehen. Des Weiteren ist die Ausrichtung auf die Gewerbegebiete Papenberg und Stachelhausen festgestellt worden, die mit der Topographie und der Architektur [die an eine Klammer erinnert] begründet ist. Diese Ausrichtung ist jedoch weniger von Bedeutung und muss möglicherweise mit dem folgenden Entwurf richtig gestellt werden, da die Zugehörigkeit zu den Gewerbebauten unterhalb der Bahngleise nicht mehr existiert. Die zweite Frage ist Teil der ersten, fokussiert auf das Gebäude. Der Bökerbau besteht aus sechs Fassadenteilen: Der

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Nord-und Westfassade, den „Enden“ des Winkels, sowie den inneren Schenkeln des Winkels, jeweils im Süden und im Osten. Projiziert bleiben vier Ansichten. Alle Fassaden sind nahezu gleichwertig und unterscheiden sich nur im Detail. Die einzige Ausnahme ist die vom Krieg zerstörte Ostseite, die wie eine weiße, leere Seite den Eindruck der übrigen Fassaden nicht verändert. Jede Seite des dreieckigen Grundstücks wird von einem Verkehrsweg passiert. Im Norden die Weststraße, im Westen die Stachelhauser Straße und im Süden die Bahntrasse. Im Prinzip ist der Bökerbau ungerichtet. Er ist wie ein Rhizom, das keiner Macht dient und keine ausübt.77 Zitat: Das Netz erlebt am Anfang seiner Aktivierung eine Initialzündung; man könnte auch sagen es wird durch eine gestalterische Intervention geknüpft und generiert. Von ihr aus beginnt es zu wachsen und weist deshalb eine generative Richtung auf. Für das Rhizom trifft das allerdings […] nicht zu. Es ist ungerichtet, dient keiner Macht und übt auch selber keine aus.78

77 de Bruyn, Gerd und Reuter, Wolf: Das Wissen der Architektur, vom geschlossenen Kreis zum offenen Netz,transcript Verlag Bielefeld, 2011 78 a.a.O. S.73

Die dritte Frage richtet sich an die geplante [Um-] Nutzung. Der Charakter der Adresse kann aufdringlich oder introvertiert sein. Es soll jedoch erkennbar eine Adresse geben, die sich an der Hauptrichtung [Weststraße] orientiert und wegweisend, dem Zweck entsprechend, den Nutzer leitet. Zum vierten Punkt ist neben der fehlenden Adresse der nicht umgesetzte Büroturm eine Fehlstelle, die zum einen die Architektur geschärft und zum anderen ein breiteres Raumangebot geschaffen hätte. Der Turmbau gab dem Bökerbau architektonisches Gewicht an der speziellen Grundstücksspitze. Die Ungerichtetheit des Gebäudes schwächt die Aussagekraft der Architektur. Der Bau scheint passiv im heterogenen Umfeld zu stehen; erhaben, aber nicht dynamisch. Ebenso statisch ist das Raumangebot. Es gibt keine Räume, die den großen Hallen vorgeschaltet sind; es gibt keine Variabilität außerhalb der großen Hallen. Im Grunde besteht der Bökerbau allein aus drei übereinander gestaffelten Hallen. Einbauten innerhalb der Hallen zeugen von benötigten kleinteiligen Räumen, die Büroräume und Pausenräume aufnahmen. Unter der Leitung von Thyssen-

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Krupp fanden die Umkleiden im benachbarten Gebäude Platz. Mit Hinblick auf die Entwicklung zu einem eigenständigen Gebäude ist ein autarkes Raumprogramm unbedingt nötig. Der Büroturm soll nicht in den Himmel gelobt werden und als Allheilmittel dargestellt werden, es ist nur deutlich spürbar, dass die Umsetzung der Planung nicht angepasst wurde, obwohl ein Gebäudeteil wegfiel. Kompensierende Maßnahmen traf man bei Bedarf und wahrscheinlich war man sich der Kompensation gar nicht bewusst, sondern dem Fehlen. Eine dieser Kompensationsmaßnahmen ist, über die nachträglichen Einbauten hinaus, das Treppengerüst an der Ostfassade. Die Anbauten im Hof, an die klare L-förmige Architektur, sind weniger eine Fehlstelle, sondern „Fehl-Körper“. Sie verklären die Aussage der Architektur. Die Anlieferung ragt aus dem Nebenbau in den Hof hinein, der Treppenturm ähnelt eher einem Schornstein, als einer Erschließungsarchitektur, ebenso wie der umbaute Schacht des Lastenaufzugs am Nebenbau. Alle Anbauten falten die Fassade zum Hof auf. Dies ist konträr zur dominierenden klaren Linienführung. Zusammenfassend sind die Fehlstellen die „Unterentwicklung“ der exponierten Grundstücksspitze und das fehlende Raumangebot, sowie die unübersichtliche Anbau-Architektur am Hof. Die fünfte und letzte Frage ist die Frage nach der Angemessenheit. Wie begegne ich dem Baukörper, der eine durchschnittliche Nutzfläche von 1.996 Quadratmeter pro Geschoss anbietet, aber dennoch am fehlenden Raumangebot lahmt. Die Flächen sind beeindruckend und gleichzeitig schwer zu bespielen. Im Hinblick auf eine Weiternutzung ist eine Strukturierung unerlässlich. Der Eingriff soll sichtbar sein, den Bestand ergänzen und unklare Formen klären. Die Angemessenheit wird sich auch in der Fläche beweisen müssen. Um als bewusster Zusatz, als Symbiose verstanden zu werden gilt es eine bestimmte Größe dem Bestand entgegen zu setzen und dabei die Balance zwischen Wegnehmen und Ergänzen zu finden. Hinsichtlich der Titelthese „vom Teilstück zum Solitär“ geht es um die Emanzipierung des Bökerbaus von dem Zusammenhang mit der BSI. Neben der Nutzung als Industriehalle soll die Repräsentation gestärkt werden und in der Zukunft zu einer Plattform werden.

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Abb. 38 Kataster

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4. 2 Potentiale und Defizite

Die Fehlstellen bringen Defizite in der Architektur mit sich, die die weitere Nutzung erschweren. Fehlstellen sind keine Defizite, sondern begründen sie. Potenziale beschreiben Umstände, die noch mehr genutzt oder überhaupt erst nutzbar gemacht werden sollten um eine Aufwertung des Bestands zu erzeugen. Kleine Defizite, wie der ungeordnete Zugang zum Gebäude sollten schnell geklärt sein. Seit das Tor an der Stachelhauser Straße zugemauert wurde, konzentriert sich jede Bewegung von Anlieferung über Ankommen und Weggehen der Mitarbeiter, Parken der Kunden, die Müllsammlung, bis hin zum Verladen der Produkte, auf dem Hof. Diese Wege müssen differenziert werden.

79 Gutachten zum Denkmalwert zu Remscheid, Weststraße 42, Werkstättengebäude der Firma Bergische Stahlindustrie (BSI), Prof. Dr. Walter Buschmann, LVR- Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Puhlheim 13.07.2010

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Das offensichtliche Potential ist der Denkmalwert: „Der Werkstättenbau an der Weststraße dient insofern der Aufgabe zur baulichen Überlieferung des Standortes eines Großbetriebes der bergischen Metallindustrie und ist insofern von industriehistorischer Bedeutung. [...] In architekturhistorischer Hinsicht bietet der Werkstättenbau an der Weststraße einen interessanten Beitrag zu den Stockwerksbauten in der Industriearchitektur [...] Der Werkstättenbau der BSI zeigt zudem ein zeitgebundenes Architekturverständnis mit einer im Gegensatz zu den konstruktivistischen Vorstellungen der 20er Jahre nach außen verborgenen Anordnungen der „arbeitenden“, konstruktiven Elemente des Stahltragwerkes. Die Konstruktion wird eingehüllt durch eine Backsteinfassade, die zugleich mit Eckrustika und den schweren Fensterlaibungen Elemente traditioneller Architekturauffassung zeigt, aber [...]durchaus auf Gedankengut der Moderne zurückgreift. Das Bauwerk ist insofern auch ein Beispiel für das Nebeneinander verschiedener Bauauffassungen der NS-Zeit mit den neoklassizistisch orientierten Monumentalbauten für Zwecke von Staat und Partei, den in Regionalformen passend zur Blut und Boden Ideologie [...].“79 Defizitär ist die ausführlich beschriebene Eingangssituation zum Gebäude, die dem Denkmal nicht entspricht und in der neuen Nutzung anders gelöst werden muss. Im Grunde ist die unbefriedigende, aber zweckmäßige Situation ein Resultat der

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schwierigen städtebaulichen Lage und der Grundstücksform, sowie der Größe, eingeengt von den umgebenen Verkehrswegen. Sie bietet wenige Möglichkeiten zur architektonischen Veränderung, da wenig Platz vorhanden ist. Die GRZ von etwa 0,58 und die GFZ von 1,89 sind Kennzahlen dieser Problematik. Die Verkehrsanschlüsse bieten jedoch auf der Seite der Potentiale eine sehr gute Erreichbarkeit mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln. [Bushaltestelle direkt an der östlichen Ecke, Hauptbahnhof Remscheid 750m Fußweg, Stadtzentrum 350-500m] Die Lage ist eine große Stärke. Ein Gewerbegebiet mit diesen Flächen mitten in der Stadt ist selten und nur mit der stadtgeschichtlichen Entwicklung möglich, somit ein Vorteil der noch bestehenden, ersten Industrieareale. Die umliegende Stadtstruktur ist sehr heterogen und kann im Verbund einen neuen Anreiz in den eher negativ behafteten Stadtteilen Remscheid-Stachelhausen, Vieringhausen und Kremenholl schaffen. Bisher steht jede Architektur für sich. Im direkten Umfeld liegen ein Club, Werkstätten [u.a. zur Optimierung von Autos], ein Restaurant, alteingesessene Kneipen, Verkaufsräume [u.a. Rolladen, Teppiche und Fliesen] und die neue Moschee inmitten der Wohnhäuser. Lediglich die Kneipen scheinen einen kleinen Verbund in der Umgebung zu haben. Der Bökerbau könnte Kern des Stadtteils werden, wenn er sich der Allgemeinheit öffnet und identitätsstiftend herausgearbeitet wird. Die Geschichte der BSI kann mit dem Bökerbau weiter tradiert werden und mit ihr auch ein Stück der nationalsozialistischen Zeit in Remscheid in Form der Architektur. Als Denkmal kann es der Aufgabe gerecht werden, zu erinnern und die architektonische Aussage einer Epoche zu dokumentieren. Ein äußerst wichtiger Punkt und großes Potential ist bei der Aufgabe „zu erinnern“ die Kriegswunde an der Ostfassade: Die komplette Fassade fiel einem Bombentreffer zum Opfer und zerfiel gänzlich. Die Dimensionen werden besonders deutlich, wenn man an der abgebrochenen Außenwand steht und die Wandstärke wahrnehmen kann, die durchbrochen wurde. Das Potential ist bisher hinter der Walzblech-Fläche verborgen.

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5 Aufgabenstellung zum Entwurf

80 Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Messeakademie der denkmal 2002 in Leipzig: Still gestanden?, Konzepte zur Umnutzung von Industriearchitektur in Mitteldeutschland, Druckerei Plump oHG, Bonn, 2004 81 DschG NRW, § 2, Abs 1, Satz 1 in:Vorlesung Raabe, Prof. Christian: Denkmalpflege, Lehr-und Forschungsgebiet Denkmalpflege RWTH Aachen, Aachen, 5.05.2010,

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Ein Industriedenkmal ist ein Denkmal wie jedes andere.80 Denkmäler sind Sachen, Mehrheiten von Sachen und Teile von Sachen, an deren Erhaltung und Nutzung ein öffentliches Interesse besteht. Ein öffentliches Interesse besteht dann, wenn Sachen bedeutend für die Geschichte des Menschen, der Städte oder der Siedlungen, oder für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse sind und für die Erhaltung künstlerische, wissenschaftliche, volkskundliche oder städtebauliche Gründe vorliegen.81 Der Bökerbau steht seit 2010 unter Denkmalschutz. Seit 2004 ist er ungenutzt. 7.987 Quadratmeter Nutzfläche auf einer Grundstücksfläche von 4.533,4 Quadratmetern, liegen in unmittelbarer Nähe des Remscheider Stadtzentrums und dem Hauptbahnhof brach. Initiativen und Vorschläge zur Nutzung gab es viele, doch keine setzte sich unter denkmalökonomischen Gesichtspunkten durch. Es soll erneut ein Ansatz gefunden werden der im Entwurf die Probleme begreift, aufnimmt und dahingehend verbessert, dass eine Nutzbarkeit im Sinne einer größeren Flexibilität des Baus erreicht wird. Grundprinzipien zum Thema der Repräsentation werden wichtig und in diesem Zusammenhang auch die städtebauliche Ausrichtung im Hinblick auf eine langfristige Entwicklung des Gebietes, welches sich aktuell in einem Zustand der Neuausrichtung befindet. Um die Aufgabe zu konkretisieren und nicht in einer Flexibilitäts-Dogmatik unterzugehen wird eine teilweise theoretische Nutzerstruktur herangezogen. Die Angemessenheit ist bei der Aufgabe eine zentrale Frage. Wie wird mit dem denkmalgeschützen Bestand umgegangen, dass er geschärft, und mit dem Eingriff in der aktuellen Zeit abgeholt, sowie für die Zukunft vorbereitet wird. Es gilt den Charakter des Bestands zu erhalten und die Aussage des Gebäudes zu unterstreichen zugunsten einer verbesserten Nutzbarkeit. Subtraktion und Addition sollen nachvollziehbar sein. Der Bestand muss Leitbild des Entwurfes werden um eine Symbiose herstellen zu können. Der Denkmalschutz ist dabei unbedingt zu beachten, jedoch ebenfalls zu interpretieren und nicht als Hürde, sondern als Herausforderung und Potential zu verstehen. Als Parameter ist die Anlehnung an die Bauhausmoder-

Aufgabenstellung


ne gesetzt, die sich aufgrund der politischen Situation so nicht durchsetzen konnte. Des Weiteren wird die Sichtbarkeit des Gebäudes im städtischen Kontext in Frage gestellt, einhergehend mit der Adresse und der Repräsentation. Weitere Parameter sind die Tragwerksstruktur, die Proportionen der Fassade, die Grundausrichtung und die Aufgabe des Denkmals zu erinnern und damit sich zu öffnen.

5.1 Der Bökerbau als Industriebrache Die Beschäftigung mit dem Gebäude ist in dieser theoretischen Arbeit festgehalten. Der Bökerbau ist als Teil eines Firmenkomplexes geplant worden und muss sich nun, als Solitär weiter behaupten. Das Raumpotential ist hoch. Der Charakter des Gebäudes bemerkenswert. Nun geht es um eine Neustrukturierung des Bestands mit den Mitteln, die angemessen scheinen. Die klare Formensprache soll weiter bestehen, die Ursprungsgedanken der Architekten der Bauabteilung der BSI, die von der Moderne träumten, soll aufgegriffen werden. Hierzu dienen die Modellfotos und die Planungen, sowohl der nicht weiter dokumentierten modernen Variante, als auch die Baupläne von 1939, die zum Bauantrag eingereicht wurden. Vielleicht wird der Bau mit dem Entwurf überhaupt erst zu dem, was er immer sein sollte.

Aufgabenstellung

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5.2 Raumprogramm der neuen Nutzung

82 Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Messeakademie der denkmal 2002 in Leipzig: Still gestanden?, Konzepte zur Umnutzung von Industriearchitektur in Mitteldeutschland, Druckerei Plump oHG, Bonn, 2004, S,15 83 Dressen, Gerd: Wie eine Remscheider Traditionsfirma wieder flottgemacht wurde, Aktiv Wirtschaftszeitung, 10.04.2013, http://www. aktiv-online.de/arbeitswelt/detailseite/news/ wie-eine-remscheider-traditionsfirma-wieder-flottgemacht-wurde-5764

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Das Raumprogramm umfasst die Ansprüche zweier Nutzer. Zum einen der Firma Flott/Carlon-Clemente und zum anderen der FGW, der Forschungsgemeinschaft für Werkzeuge und Werkstoffe e.V., die das Thema Umnutzung, zumindest theoretisch auf ökonomisch machbare Beine stellen, denn das Kernproblem des Denkmalschutzes ist der zunehmende Mangel an Finanziers, die privates Kapital in eine wirtschaftlich sinnvolle Denkmalerhaltung und –Erneuerung investieren können und wollen.82 Mit dem Kauf durch die Firma Carlon-Clemente und der Firma Flott, scheint ein solcher Finanzier tatsächlich gefunden. Die Firma benötigt jedoch nicht alle Räume des Bökerbaus. Innerhalb der Masterthesis wird so die FGW mit eingebracht. Der Bökerbau bleibt damit als Industiearchitektur bestehen. Die Nutzung ist die industrielle Fertigung und Montage, im Zusammenspiel mit der Forschung an industrierelevanten Themen. Die Region um Remscheid gilt seit Generationen als einer der wichtigsten Maschinenbau-Standorte der Welt. Um das Jahr 1900 kamen 80 Prozent der weltweit produzierten Werkzeuge von hier. Wegen der Exporte trug Remscheid auch den Namen „Seestadt auf dem Berg“83. Mit der Forschung, dem Thema Universität wird der Repräsentationsanspruch an die Architektur erhöht. Funktionalität und Technik im Zusammenhang mit wirkungsvollen Elementen, wie Raumabfolgen oder Details, sind entwurfsbestimmend. Der Bau soll sich öffnen und sein industrielles und eindrucksvolles Erscheinungsbild zugänglich machen. Die FGW fördert die Zugänglichkeit, durch Lehrwerkstätten, Vorträge, Vorlesungen und Versammlungen. Die Firma Flott nutzt die Räume sinnvoll und ergänzt das Raumprogramm um den „schmutzigen Teil“ der Produktion und Montage. Zusätzlich ist auch hier ein repräsentabler Bereich nötig, genauso wie Rückzugsräume der Arbeiter.

Aufgabenstellung


NEUBAU 1/3

BAUEN IM BESTAND 2/3

Bauvorhaben in Deutschland

Baukosten total 320 Mio. ADDITION 17%

UMNUTZUNG 41%

Abb. 39 Bauen im Bestand

TRANSFORMATION 42%

Aufgabenstellung

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5.2.1 Firma Flott / Bökerbau GbR „Das Kernproblem ist ja nicht mehr - wie gelegentlich suggeriert - denkmalschädliche Investitionen, sondern vor allem und zunehmend ein Mangel an Finanziers, die privates Kapital in eine wirtschaftlich sinnvolle Denkmalerhaltung und –Erneuerung investieren können oder wollen“ Jörg Haspel*10

*10 Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Messeakademie der denkmal 2002 in Leipzig: Still gestanden?, Konzepte zur Umnutzung von Industriearchitektur in Mitteldeutschland, Druckerei Plump oHG, Bonn, 2004

85 Bona, Stefanie: firmen ziehen in alten Bökerbau, rp online, 30.07.2013, Remscheid, http://www. rp-online.de/nrw/staedte/ remscheid/firmen-ziehen-in-alten-boekerbau-aid-1.3570018

FLOTT - Arnz Flott GmbH, Werkzeugmaschinen, stellt hauptsächlich Tisch- und Standbohrmaschinen her. Der Schmied Friedrich Karl August Arnz gründete das Unternehmen 1854 in Remscheid. Damit zählt die Flott GmbH zu den ältesten Maschinenbaubetrieben der Welt. Nach der Insolvenz 2009 sind als Gesellschafter Dr. Karl Peter Becker, Francisco Carlon-Clemente und Alfonso Carlon-Clemente eingetragen. Geschäftsführer ist Dipl.-Wirtsch.-Ing. Jan Peter Arnz.84 Die Firma F. & A. Carlon Clemente fertigt exklusiv für Flott und soll mittelfristig in den Bökerbau verlegt werden.85 Die Firma Flott / F. & A. Carlon Clemente benötigt Räume zur Produktion der Einzelteile und der Montage, inklusive Lagerflächen. Jeweils eine Hallenfläche nimmt einen der beiden großflächigen Nutzungen auf. Neben der Produktion gehören Sozialräume und Büros zum Raumprogramm, ebenso Vortragsund Vorführräume, sowie Nebenräume.

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Aufgabenstellung

84 Firmenwebsite: http:// www.flott.de


Aufgabenstellung

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Abb. 40 Standbohrmaschine


5.2.2 FGW - Die Forschungsgemeinschaft für Werkzeuge und Werkstoffe e.V.

86 Homepage der FGW: http://www.fgw.de/fgw/ wer-sind-wir.html

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Die Forschungsgemeinschaft für Werkzeuge und Werkstoffe e.V. ist Träger der Abteilungen: „Institut für Werkzeugforschung und Werkstoffe“, „Versuchs- und Prüfungsanstalt“, „Versuchs- und Prüfungsanstalt Zertifizung GmbH“ und „Institut für Umwelt und Betrieb“. Die FGW ist seit über 50 Jahren eine private, gemeinnützige Institution für die angewandte Forschung mit angeschlossenen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieben. Sie versteht sich als Schnittstelle zwischen der universitären Forschung und dem anwendungsorientierten Bedarf der Werkzeug-, Schneidwarenund Besteckindustrie. In drei Hauptpunkten beschreibt die Forschungsgemeinschaft die Zusammenarbeit mit Unternehmen: [1] Vorantreiben des industriellen, wissenschaftlich-technischen und technologischen Fortschritts im Bereich der Werkzeug- und Schneidwaren- und Besteckherstellung, [2] dem praxisnahen und effizienten Dienstleistungscharakter in allen Bereichen der FGW: Forschung/ Entwicklung (IFW), Prüfung/ Zertifizierung (VPA) und Arbeitsschutz/ Sicherheitstechnik (IUB) für die Unternehmen der Region und [3] Öffentlichkeitswirkung der FGW durch jahrzehntelange werkzeug- und werkstofftechnische Kompetenz.86 Als An-Institut der Bergischen Universität Wuppertal sollen die Räume des Bökerbaus als Lehrstätte dienen. Die Forschung steht im Vordergrund und damit auch die Prüfstände und Labore zur Wissensvermittlung. Ein Hörsaal soll integriert werden, genauso wie technisch moderne Arbeitsplätze. Nebenräume und Lager werden benötigt.

Aufgabenstellung


Universitätsinstitut in Remscheid

Presse- und Informationsstelle Medieninformation 11.07.2003

Universitätsinstitut in Remscheid Forschungsgemeinschaft Werkzeuge und Werkstoffe wird An-Institut der Bergischen Universität Wuppertal Die Forschungsgemeinschaft Werkzeuge und Werkstoffe e.V. (FGW) wird mit ihrem Institut für Werkzeugforschung und Werkstoffe (IFW) An-Institut der Bergischen Universität. In der Forschungsgemeinschaft sind fast einhundert Förderer aus Unternehmen, Verbänden und den Städten Remscheid und Solingen zusammengeschlossen. Die 1953 gegründete FGW gehört der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) an und bietet neben der Forschung über drei Institute Dienstleistungen für die klein- und mittel-ständische Industrie an, die Versuchs- und Prüfanstalt VPA, das Institut für Werkzeugforschung und Werkstoffe IFW und das Institut für Umwelt und Betrieb IUB. Der Kooperationsvertrag zwischen der Forschungsgemeinschaft und der Bergischen Universität soll Anfang September unterzeichnet werden. Als die Bergische Universität 1972 gegründet wurde, tüftelten in Remscheid bereits seit über 20 Jahren Forscher am von der Industrie getragenen, gemeinnützigen Institut für Werkzeugforschung und Werkstoffe an neuen Werkzeugen und Schneidwaren für die Bergische Industrie. Die Forschungsgemeinschaft Werkzeuge und Werkstoffe e.V. (FGW) hat sich zum Forschungspartner der Bergischen Industrie und zum gefragten Dienstleister der Werkstoff- und Bauteilprüfung für die Unternehmen der Werkzeug- und Schneidwarenindustrie entwickelt. Sie beschäftigt ca. 20 Mitarbeiter und weist eine jährliche Gesamtleistung in Höhe von rund zwei Millionen Euro auf. Universität und FGW sind Know-How-Träger und Nachwuchsförderer für die Bergische Region. Zur Stärkung der regionalen mittelständischen Industrie müssen vorhandene Forschungskompetenzen gebündelt werden: "Die FGW ist eine seit Jahr-zehnten anerkannte wissenschaftliche Einrichtung, die unser Hochschulprofil sinnvoll ergänzt. Die angestrebte Kooperation bringt maßgebliche Vorteile für beide Seiten.", so Prof. Dr. Volker Ronge, Rektor der Universität Wuppertal. Auch die Industrie- und Handelskammer des Bergischen Städtedreiecks begrüßt ausdrücklich diesen strategischen Schritt. Die formelle Anerkennung der FGW als An-Institut der Bergischen Universität basiert nach § 32 des NRW-Hochschulgesetzes auf einem Beschluss der Universitätsleitung und einem Kooperationsvertrag. Der Vorstandsvorsitzende der FGW, Henner Blecher, Geschäftsführender Gesellschafter des Werkzeugunternehmens Aug. Blecher GmbH & Co. KG, Remscheid: "Die Kooperationsansätze sind vielgestaltig; neben gemeinsamen Forschungsvorhaben ist in Zukunft auch die Einbindung der FGW in das Vorlesungsprogramm der Universität sowie die gemeinsame Betreuung von Studien- oder Diplomarbeiten möglich." Nicht zuletzt werde die FGW bei der gemeinsamen Nutzung der vorhandenen Geräteausstattung profitieren. Mit der Anerkennung der FGW als An-Institut der Bergischen Uni werde die rechtliche Grundlage dafür geschaffen, dass die FGW noch viel enger als bisher zum Vorteil der Bergischen Region mit der Universität Wuppertal kooperiere, ohne seine rechtliche und finanzielle Selbstständigkeit sowie die satzungsgemäße Industrienähe zu verlieren, betont Dr.-Ing. Gunther C. Stehr, Geschäftsführer der FGW. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um ein Kompetenzzentrum im Rahmen des Projekts Unternehmen Remscheid (PUR) sei diese Kooperation ein Schritt in die richtige Richtung und könne als schlagkräftige und ausbaufähige Keimzelle für das Kompetenzzentrum Remscheid dienen. Uni-Rektor Prof. Dr. Ronge: "Ab Anfang September ist Remscheid Universitätsstadt!" www.fgw.de

© Presse- und Informationsstelle Bergische Universität Wuppertal Gaußstr. 20 – 42119 Wuppertal

http://www.presse-archiv.uni-wuppertal.de/html/module/medieninfos/druckansicht/2003/1107_institut.htm[25.11.2013 00:18:05]

Abb.41

Aufgabenstellung

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Plananhang Bestand


Projektion bebaute Fl채che M 1:1000


Dachaufsicht M 1:1000


Keller M 1:500


Erdgeschoss M 1:500


Obergeschoss M 1:500


Dachgeschoss M 1:500


Ansicht S端d M 1:500


Schnitt mit Ansicht Ost auf Nebenbau M 1:500


Quellenverzeichnis Literatur

Bauaktenarchiv: Akte zur Bergischen Stahl Industrie, ), Flur 3 Parzelle loo25/616, Archiv der Stadt Remscheid Bona, Stefanie: firmen ziehen in alten Bökerbau, rp online, 30.07.2013, Remscheid, http://www.rp-online.de/nrw/staedte/remscheid/firmen-ziehen-in-alten-boekerbau-aid-1.3570018 Buschmann, Prof. Dr. Walter: Gutachten zum Denkmalwert zu Remscheid, Weststraße 42, Werkstättengebäude der Firma Bergische Stahlindustrie (BSI), LVR- Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Puhlheim 13.07.2010 Bürgerverein Gemarke Bökerhöhe e.V. , Remscheid: 60 Jahre Bökerhöhe – Remscheids erste Stadtrandsiedlung einst und jetzt, Hrsg. Stadt Remscheid, 1982 Ceynowa, Tatjana: Das Wandsbeker Herrenhaus des Heinrich Rantzau: zur Geschichte eines Adligen Gutes in Holstein, Kieler Kunsthistorische Studien N.F. Band 7, Verlag Ludwig, Kiel, 2004 de Bruyn, Gerd und Reuter, Wolf: Das Wissen der Architektur, vom geschlossenen Kreis zum offenen Netz,transcript Verlag Bielefeld, 2011 Dein Weg in die BSI [die Tradition des Werkes und ihrer Begründer] [o.V.] [Remscheid][o.J.] etwa 1950, Heft von der BSI herausgegeben Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Messeakademie der denkmal 2002 in leipzig: Still gestanden?, Konzepte zur Umnutzung von Industriearchitektur in Mitteldeutschland, Druckerei Plump oHG, Bonn, 2004 Dressen, Gerd: Wie eine Remscheider Traditionsfirma wieder flottgemacht wurde, Aktiv Wirtschaftszeitung, 10.04.2013, http://www.aktiv-online.de/arbeitswelt/detailseite/news/wie-eine-remscheider-traditionsfirma-wieder-flottgemacht-wurde-5764 Führer durch die Remscheider Industrie, Böddeker & Glaser, Elberfeld, 1925 http://www.bbr.bund.de/BBR/DE/Bauprojekte/KunstAmBau/kunstambau_node. html


http://www.fgw.de/fgw/wer-sind-wir.html http://www.flott.de, http://www.flott.de/de/flott/service/schulungszentren http://www.nachhaltige-gewerbegebiete.de/index.php?option=com_content&view=article&id=14&Itemid=43 http://www.sgipt.org/galerie/tier/schlang/schl_kult.htm http://www.thyssenkrupp.com/de/konzern/geschichte_chronik_t1939.html http://www.welt.de/kultur/history/article13558791/Ein-Haufen-Scheisse-in-Seidenstruempfen.html http://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Rimpl http://de.wikipedia.org/wiki/Heinkel-Werke_Oranienburg http://de.wikipedia.org/wiki/Industrie http://de.wikipedia.org/wiki/Mauerziegel http://de.wikipedia.org/wiki/Schieneng%C3%BCterverkehr Jäger, Frank Peter(Hrsg.): Alt und Neu - Entwurfshandbuch Bauen im Bestand, Birkhäuser GmbH, Basel 2010 Mackensen, Lutz: Das moderne Fremdwörter Lexikon – über 32.000 Stickwörter, Bedeutung, Wortverbindungen, Herkunft, Aussprache, Bedeutung, Südwest Verlag München, 2. Überarbeitete und erweiterte Auflage, 1975 S. 370 Nerdinger, Winfried: Bauen im Nationalsozialismus, Bayern1933-1945. München 1993 Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993 Nerdinger, Winfried: Walter Gropius, Katalog der Ausstellung in: Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007 Neufert, Ernst, im Auftrag der Neufertstiftung: Kister, Johannes: Neufert - Bauentwurfslehre, 40. Auflage, Springer Vieweg, Wiesbaden, 2012 Neuser, Kerstin: In den Bökerbau zieht neues Leben ein, in: rga online, 02.07.2013, http://www.rga-online.de/index.php?&kat=100&artikel=110353519&red=2&ausgabe= Petschenig, Dr.Michaael: Der kleine Stowasser, Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch, B.Frentag Verlag, München 1970


Renz, Kerstin: Industriearchitektur im frühen 20. Jahrhundert, Das Büro von Philipp Jakob Manz, Deutsche Verlags-Anstalt GmbH, München, 2005 Roth, Hans-Jürgen: Geschichte unserer Stadt, Remscheid mit Lennep und Lüttringhausen, rga.buchverlag, 1.Auflage 2008, Remscheid Schalch, Susanne: Der Einfluss der englischen Arts and Cratfs Bewegung auf die Werke des Architekten Frank Lloyd Wright, Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Amerikanistik, google ebook, Abschn. 3, S.8 Schattat, Gerhard: Keine wirtschaftliche Zukunft für alte BSI-Verwaltung, rga online, 14.08.2013:http://www.rga-online.de/rga_105_110384248-2-_Keine-wirtschaftliche-Zukunft-fuer-alte-BSI-Verwaltung.html Schmidt, Günther: Thyssenkrupp Schmiede Remscheid – Die geschichtliche Entwicklung der DEW, Rheinstahl, Thyssen, ThyssenKrupp-Gesenkschmiede im 19. Und 20. Jahrhundert, Buchhandlung R. Schmitz, Remscheid-Lennep, 2003 Speer, Albert: Technik und Macht, Herausgeber Adalbert Reif, Berchtle-Verlag, Esslingen am Neckar 1979 Springer Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort: Corporate Design, online im Internet: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/81823/corporate-design-v6.html Stadtarchiv Remscheid, Historisches Zentrum der Stadt Remscheid/Stadtarchiv Hastener Str. 100-102, 42855 Remscheid Statistisches Bundesamt: Verkehr – Verkehr im Überblick 2010. Fachserie 8, Reihe 1.2, Wiesbaden Nov. 2011 Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007 Wilhelm, Karin: Die Musterfabrik Büro und Fabrikgebäude von Walter Gropius, in: Sturm, Herrmann:Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit Rinne, Will: Moritz Böker - ein bergischer Wirtschaftsführer, Schmidt, Berlin 1940 Vom Wasserhammer zur modernen Großindustrie, Strukturwandel e. Industriestadt ; Industriebeil. d. Remscheider General-Anzeiger Januar 1964, Remscheider General-Anzeiger, Remscheid 1964


Quellenverzeichnis Gespräch Vorlesung

Treffen mit apl. Prof. Dr.-Ing. Walter Buschmann, LVR- Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 21.11.2013 Treffen mit Frau Dr. Koch, untere Denkmalbehörde der Stadt Remscheid 17.10.2013 Vorlesung Raabe, Prof. Christian: Denkmalpflege, Lehr-und Forschungsgebiet Denkmalpflege RWTH Aachen, Aachen, 5.05.2010, Vorlesung Kunstgeschichte, RWTH Aachen, von Prof. Markschies im SS2012 Vorlesung Avantgarde: Prof. Axel Sowa, Lehrstuhl für Architekturtheorie, WS 2011/2012 Treffen mit Francisco Carlon, Juli 2013


Quellenverzeichnis Abbildungen

Abb. 1 Luftbild Bauaktenarchiv der Unteren Bauaufsichtsbehörde der Stadt Remscheid, Horst Becker Fachdienst Bauen, Vermessung, Kataster, Abteilung Geodatenmanagement/ GIS Abb. 2-4 Zeichnungen zur Firmengeschichte Dein Weg in die BSI [die Tradition des Werkes und ihrer Begründer] [o.V.] [Remscheid] [o.J.] Handbuch von der BSI herausgegeben Abb. 5 Lageplan Rebecca Tritscher auf Grundlage des Lageplans der Stadt Remscheid, berechtigt durch Dipl.-Ing.Thomas Wurm, Stadtverwaltung Remscheid,Fachdienst Bauen, Vermessung, Kataster Abb. 6 Nordfassade Bökerbau Rebecca Tritscher, August 2013 Abb. 7 Westfassade Bökerbau Rebecca Tritscher, August 2013 Abb. 8 Ansicht Innenhof von Osten Rebecca Tritscher Abb. 9 Ansicht von Weststraße Rebecca Tritscher Abb 10 Hauptverwaltungsgebäude Firma Krupp im Abriss 1976 Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007, S.8 Foto H.S.,1976 Abb. 11, 12 Dreigelenkbinder Galerie des Machines vs. Edgar Degas „Tänzerin“, 1887 Sturm, Herrmann: Industriearchitektur als Kathedrale der Arbeit – Geschichte & Gegenwart eines Mythos, Klartext-Verlag Essen, 2007, S.19 Abb. 13, 14 Alfred Fischer Kohlenwäsche der Zeche Köpnigsborn in Unna 1926 vs. Förderturm der Zeche Königsborn 1929 a.a.O, S. 135


Abb. 15 galetti matter http://www.swiss-architects.com/de/gallettimatter/projekte-3/services_industriels-8958, 07.12.2013, swiss architects Büroprofile Architekten Abb. 16 Graser Architekten, Werkhalle Regensdorf http://www.graser.ch/bauen/werkhalle-regensdorf/, 07.12.2013, Internetseite Graser Architekten AG Abb 17 Igus Fabrik http://www.igus.de/contentData/wpck/images/global/1_2/factory_neu.jpg, 7.12.2013, http://www.igus.de/wpck/1681/Factory, Internetseite Igus Factory Abb 18 Eingang der Heinkel-Flugzeugwerke Oranienburg, um 1938, Baubüro Rimpl Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993, S.174 Abb 19 Stahlwerkshalle Salzgitter um 1940, Heinrich S.Bormann Nerdinger, Winfried: Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus-Zwischen Anbiederung und Verfolgung, Prestel-Verlag München, 1993, S.175 Abb.20 Planungen Schachtanlage Haverlahwiese um 1940, Pius Pahl a.a.O, S.172 Abb.21 Maschinenfabrik Hagenuk Berlin 1940, Erst Neufert a.a.O, S.171 Abb.22 Hüttenwerk in Linz, Pius Paal 1941/42 a.a.O S. 172 Abb 24 Abt. 2/4.1, RS, Motiv: Weststraße/ Metallwerk der BSI, 17.03.1942, Akte Weststraße 42, Stadtarchiv Remscheid, Historisches Zentrum der Stadt Remscheid/ Stadtarchiv, historische Fotosammlung, Hastener Str. 100-102, 42855 Remscheid Abb 23, 25 Durchgezeichnet auf o.g. Grundlage, Rebecca Tritscher Abb.26 Modellfoto Abt. 2/4.1, RS, Motiv: Modellfoto, Akte Weststraße 42, Stadtarchiv Remscheid, Historisches Zentrum der Stadt Remscheid/Stadtarchiv, historische Fotosammlung, Hastener Str. 100-102, 42855 Remscheid Abb. 27 Schnitt durch Bürotrakt Bauaktenarchiv: Bauantrag 1941, Schnitt , Akte zur Bergischen Stahl Industrie, Remscheid Abb. 28 Ansicht Bürotrakt Bauaktenarchiv: Bauantrag 1941, Ansicht Süd Akte zur Bergischen Stahl Industrie, Remscheid


Abb. 29 Grundriss Bauaktenarchiv: Grundriss Bauantrag 1941, Akte zur Bergischen Stahl Industrie, Remscheid Abb 30 Schrägaufnahme http://www.bing.com/maps/?FORM=Z9LH3#Y3A9NTAuOTY2OTk5fjYuODMzMzAwJmx2bD01JnN0eT1yJndoZXJlMT13ZXN0dHJhJTI1QzMlMjU5RmUlMjUyMHJlbXNjaGVpZA== 8.02.2014, bing kartendienst, Vogelperspektive Abb. 31 Proportionsstudie der Fassade Rebecca Tritscher Abb. 32 Nordfassade Rebecca Tritscher Abb. 33 Nordfassade mit Eckrustika [und neuen Elementen] Rebecca Tritscher Abb 34 Schwarzplan Rebecca Tritscher Abb 35 Schrägansicht Bauaktenarchiv der Unteren Bauaufsichtsbehörde der Stadt Remscheid, Horst Becker Fachdienst Bauen, Vermessung, Kataster, Abteilung Geodatenmanagement/ GIS Abb 36 Ansicht Innenhof Anlieferung Rebecca Tritscher Abb 37 Eingangssituation Rebecca Tritscher Abb 38 Kataster Plan 00_Kataster_Weststrasse_ALKIS, Stadt Remscheid, Stadtverwaltung Remscheid, Fachdienst Bauen, Vermessung, Kataster Abb 39 Bauen im Bestand Rebecca Tritscher auf Grundlage der Grafik in: Jäger, Frank Peter(Hrsg.): Alt und Neu Entwurfshandbuch Bauen im Bestand, Birkhäuser GmbH, Basel 2010 Abb 40 Standbohrmaschine Rebecca Tritscher Abb 41 http://www.presse-archiv.uni-wuppertal.de/html/module/medieninfos/druckansicht/2003/1107_institut.htm, 07.12.2013, über Presse und Informationsstelle, Bergische Universität Wuppertal: http://www.presse-archiv.uni-wuppertal.de/index.html




Besten Dank an Francisco und Alfonso Carlon Dr. Angela Koch Thomas Wurm Dr. Walter Buschmann Günter Tritscher Horst Becker Michaela Gollin Gundula Tritscher Laura Voßmerbäumer Plotzentrum der Stadtverwaltung Remscheid

Ich versichere, dass ich die vorliegende ergänzende Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Die ergänzende Arbeit ist Teil der Masterarbeit.


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