RCKSTR Mag 161 November 2018

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BACK TO THE 80s AND INTO THE FUTURE!

#161 | NOVEMBER 2018

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M U S E

Klar, die Jungs von Muse sind nun auch an die 40 Jahre alt, doch anstatt eine Mildlife-Crisis zu entwickeln, nutzen sie den Rückblick auf Kindheit und Jugend, um neue Visionen zu entwickeln: Rockfuturismus für alle! (fis)

Achtung – keine Scherzfrage: Was haben Pur und Muse gemeinsam? Wir geben dir eine Sekunde … Na? Ganz einfach: Das gleiche Arbeitsethos! Denn beide Bands bringen konsequent alle drei Jahre ein neues Album heraus, komme was da wolle. Kein Ermüden, keine langen kreativen Pausen, sondern fleissig und pünktlich, als könnten sie gar nicht anders. Auch wenn die Jungs von Muse sich ganz schön über sich selbst wundern. «Dieser Fleiss, ja, den haben wir wohl», grübelt Chris Wolstenhome. «Aber nach der letzten Tour hatten wir auch wieder zwei Jahre Zeit.» Und schon als sie unterwegs waren, machten sie sich einen Kopf über alles was danach kommen mag. «Das ist ganz natürlich für uns. Wir sind immer irgendwie in der Zukunft.» Die Vorstellung, sich mal ein ganzes Jahr freizunehmen, kommt ihm regelrecht albern vor. «Wie sind Musiker – wir wollen Musik machen.» Sieht Dominic Howard auch so: «Nach jeder Tour denken wir erst einmal, wir wollen relaxen – aber nach ein paar Wochen schauen wir auf die Uhr und fragen uns: Können wir nicht wieder anfangen? Wir planen das gar nicht so.» Aber eines war geplant: Mal wieder was anderes machen. Anstatt gewaltige Konzeptalben aufzunehmen, wie vor allem das letzte, düstere Werk «Drones», bei dem sie parallel an allen Songs geschrieben haben, damit sie zu einem grossen Gesamtwerk werden, haben sie sich jetzt einfach locker gemacht und jedes Lied einzeln entstehen lassen. Was ihnen hörbar Spass gemacht hat, auch wenn sie deshalb nicht immer die Finger von den schweren Themen lassen, wie schon bei der ersten Single «Dig Down», einer kleinen Brexit-Aufarbeitung. «Aber der Ton ist im Grossen und Ganzen positiver. Wenn du durch so dunkle Zeiten gehst, kannst du dich dem Negativen hingeben – oder das Positive finden. Und da wir im-

mer etwas anders machen wollen, war es für uns logisch, jetzt in eine andere Richtung als bei ‹Drones› zu gehen. Dunkler zu werden, war auch nicht möglich», lacht Chris, und Dom ergänzt: «Es war so politisch und depressiv und voller Angst. Technologie übernimmt die Menschheit … Dieses Mal wollten wir genau das nicht tun. Inhaltlich wie vom Sound her. Mehr Hoffnung, mehr Farbe, mehr Vielfältigkeit!» Sie werden oft danach gefragt, ob man als Künstler nicht politisch sein muss, «aber das ist kein Muss, Musik darf auch unterhalten und dadurch durch solche Zeiten helfen.» Anfangs waren sie sich nicht einmal sicher, dass sie an einem Album arbeiteten. Chris: «Wir wollten einfach nur Songs aufnehmen und veröffentlichen. Alles entstand nach und nach in zwei Jahren.» So haben sie schon vor der Veröffentlichung von «Simulation Theory» fünf Singles einfach so rausgehauen. «Wir leben in einer Zeit, in der alles geht, und wir wollten den Fans etwas geben», sagt Dom. «Die Arctic Monkey haben das letzte Album ja ohne Vorabsingles veröffentlicht. Es gibt keine Regeln mehr – es landet alles auf den Streamingplattformen und die Menschen entscheiden, ob sie es hören wollen.» Das besondere an diesen Singles ist allerdings, dass sie von Videos begleitet werden, die zusammenhängend eine retro-futuristische Geschichte erzählen – und das mit einer visuellen Wucht, die einem eine New-Wave-Frisur föhnt. «Das war mehr ein Zufall am Anfang», erklärt Chris. «Wir hatten immer ein Problem mit den Videos oder dem Artwork – es ist etwas, über das wir erst am Ende von allem nachgedacht haben. Diese Mal, da wir so früh mit ,Dig Down‘ angefangen haben, konnte das Konzept


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