RCKSTR Mag #153 | Februar 18

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: E R O C R E QUE K A REVOLUTION

»THEMA

#153 | FEB 2018

HOW TO PUN

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Inspiriert durch queere Bands, Schriftsteller und Performer produziert der amerikanische Yony Leyser eine Dokumentation über die grösste Revolution der LGBT+ Community zu drehen. Queercore heisst sie, und bleibt bis heute der bedeutendste Durchbruch der queeren Punk-Szene. von Gina Gysi

Rocker, wenn man von der Schwulen- sowie Punk-Szene abgewiesen wird? G.B. Jones und Bruce LaBruce, die Gründer von Homocore-Zines und Produzenten vieler Filme, suchten nach einer Gesellschaft, in der sie ihre Sexualität frei ausleben können und sich keine Gedanken über Diskriminierung machen müssen. Weil es so etwas in den 80ern noch nicht gab, haben sie eine Gang voller queerer Revolutionäre gebildet. Nach aussen hin verbreiteten sie den Anschein, Queercore würde sich Weltweit ausbreiten und sei überall bekannt – was nicht ganz der Wahrheit entsprach.

Pop, Glitzer und möglichst Feminin – das waren und sind heute noch mitunter die grössten Stereotypen für Homosexuelle. Hardcore-Punk war dafür bekannt, dass man homophob, aggressiv und diskriminierend war (Eigentlich

Zwar boten sie durch Queercore vielen, die sich auch innerhalb der LGBT+-Gemeinschaft ausgeschlossen fühlten, eine sichere Nische, doch bei weitem nicht in dem Ausmass, das sie Vorgaben. Sie dachten, es würde sie niemand ernst nehmen, doch kurz darauf gab es immer mehr Gruppen, die aus dem Dunkeln hervortraten und sich dem Queercore bekannten. Vor allem durch ihre kontroversen Zines (kleine, künstlerische Zeitschriften für bestimmte Themen wie Politik, Sexualität oder Kunst) gerieten Bruce LaBruce, G.B. Jones sowie Queercore selbst an Konzerten in aller Munde.

ironisch, da das Wort «Punk» einst für die Bezeichnung von Homosexuellen verwendet wurde). Wohin soll man dann als queerer

Durch den semi-kommerziellen Aufstieg von lesbischen, schwulen oder transsexuellen Punk-Bands wie Nervous Gender, Phranc oder Pansy Division, die explizite queere Songs schrieben, bekam die Revolution eine lautere Stimme, die auch von der Aussenwelt gehört wurde.

Zu Beginn der 90er Jahre kam mit Riot-Grrrl die feministische Bewegung der Hardcore-Punk-Szene zur Welt. Es waren Frauen, die sich gegen die Diskriminierung von Frauen der Punk-Welt einsetzten. Ihre Vorgangsweise war sehr ähnlich zu der des Queercore: Sie machten sich nach Aussen grösser, als sie es waren und erreichten so ganze Communities, die sich bisher einfach noch nicht lautstark ausgedrückt hatten. Beide Revolutionen schockierten, empörten oder begeisterten die Menschheit. Auch wenn sie zuerst nur in kleinen Gruppen verbreitet waren, konnten sie sich durchsetzen und erhielten die Akzeptanz und Offenheit, die sie sich wünschten. In ihnen fanden viele Aussenseiter eine Familie, wo sie sich selbst sein könnten und sich für nichts und niemanden anpassen mussten.

«QUEERCORE»: Eine Gemeinschaft der Punk- und Hardrock-Szene, die sich aktiv für LGBT+ und Queerness einsetzen, indem sie Songs darüber schreiben und sich selbst dazu bekennen. Es war eine Revolution, die ganze Gruppen von Menschen zusammenbrachte und für die Rechte aller Schwulen, Lesben, Transgender und andere sexuell unangepasste Kämpfe.


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