RCKSTR Mag #153 | Februar 18

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HEIM KINO PHILIP K. DICK

DER MANN, DER SICH AN DIE ZUKUNFT ERINNERT

#153 | FEB 2018

Macht, Politik und unsere Realität: das sind nur einige Dinge, die Kultautor Philip K. Dick in Frage stellte. Amazon setzt 36 Jahre nach seinem Tod auf seine Geschichten und Visionen.

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von Chiara Savoldelli

Philip K. Dick ist der Name hinter Geschichten die zu Kassenschlagern wie «Blade Runner», «Total Recall» oder «Minority Report» geführt haben. Aber wer war dieser Mann, der sein Leben lang das Haus so selten verliess und kaum einer Menschenseele traute? Schon kurz nachdem sein Leben am 16. Dezember 1928 begann, passierte etwas was sein Leben grundlegend veränderte. Seine Zwillingsschwester Jane verstarb fünf Wochen nach der Geburt. Dick fühlte sich dann sein Leben lang unvollständig, um diese Leere zu füllen, schrieb er in jeder Geschichte einen Charakter, der seine Schwester in einer Weise darstellte. Das war aber nicht die einzige Kriese, die Philip K. Dick in seinem Leben hatte, genauer gesagt bestand sein Leben aus Krisen, wie ständige Probleme mit seinen Eltern, mehrere Scheidungen oder seine Inkompetenz mit anderen Menschen zu funktionieren, was zu ständigen Panikattaken führte. Also entschloss er seinen Job in einem Plattenladen zu kündigen und sich der Karriere als Schriftsteller zu widmen, um jeden Kontakt mit seinen Mitmenschen zu vermeiden. Diese Gesellschaft in der er leben sollte, war für Dick immer unverständlich, was ihn aber nicht daran hinderte sie als Aussenstehender zu beobachten und darüber zu schreiben. Erfolg hatte er mit seinen Geschichten nicht, lange wollten die Verlage gar nichts von ihm wissen, weil Dick meist die Regierung oder die neuste Technologie kritisierte. Das änderte sich 1953 mit der Kurzgeschichte «Roog», die er bereits zwei Jahre zuvor niedergeschrieben hatte. Diese Geschichte ist aus der Sicht von einem Hund Names Boris geschrieben, der sich vom Müll der

Menschen ernährt und die Müllmänner, die den Abfall jeden Tag holen kommen, als Aliens sieht. Inspirationen für seine Geschichten waren oft eigenen Erlebnisse wie bei «Second Variety», wo alle Menschen als Roboter entlarvt werden, was auf Philip K. Dicks Kindheit zurückzuführen ist, da er dachte eine seiner Lehrerinnen seinen Roboter. Die Geschichten von Dick sind aber nicht nur einfach unterhaltsame Science-Fiction, der Amerikaner wollte die Menschen vor der Zukunft warnen. Viele seiner Visionen sind mittlerweile auch eingetreten, wie zum Beispiel die Überwachungsgesellschaft oder – zumindest ansatzweise - der ökonomische Kollaps. Dick selber glaubte die Zukunft bereits gesehen zu haben, in Form von Vision aus einem parallel gelebten «Jetzt». Orthogonale Zeit nannte er sie, und diese verlaufe im rechten Winkel zu unserer Zeit. Manchmal überlappen sich die Zeiten und in diesen Momenten traf er die Leute aus der Zukunft. Ob Philip K. Dick nun in die Zukunft sehen konnte oder nicht sei dahingestellt. Einen Beweis aber gibt es: Am 09.05.1974 schrieb der Amerikaner einen Brief, er erzählte darin, dass er eines Nachts etwas tat was er noch nie gemacht hatte: er rief die Wesen der Zukunft sich ihm zu zeigen. Kurz drauf fiel er in einen Traumzustand und sah einen Mann mit dem Gesicht nach unten zwischen Sofa und Salontisch liegen. 8 Jahre später fand man den verstorbenen Philip K. Dick in exakt diesem Szenario auf seinem Wohnzimmerboden.


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