RCKSTR Mag. #149 | September 17

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E D N R HU

#149 | SEPT 2017

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Der Freak ist zurück und beweist: Romano hat das geilere Leben! Als der Typ mit den Zöpfen von seiner Metalkutte rappte und danach Leute mit ‘nem Klaps auf den Po begrüsste, herrschte vor allem Verwirrung. Dabei ist es gar nicht so knifflig, Romano zu verstehen. Einfach mal die Ohren spitzen und zuhören! von Christian K. L. Fischer Das Geheimnis hinter Romano ist nämlich gar ganzen Clubs rumgetrieben, in allen Szenen. keines: Der Typ ist einfach wirklich so. Neh- Auch versucht, Technoclubs zu eröffnen, auf men wir mal als Beispiel «König der Hunde», einem Milchhof, mit einer Waage – da konnden zweiten Track von Romanos neuem Album test du dich dann rauf stellen und so viel wie «Copyshop». Romano erinnert sich, wie es für du wiegst, hast du dann eben bezahlt: 60 Kilo ihn war, als die Mauer fiel, als Teenager plötz- gleich 6 Mark. War zu wenig los. Aber wir halich auf den Strassen ganz Berlins freigelassen ben es einfach mal gemacht. Gleichzeitig aber wurden, und man wie die wilde Wutz durch auf Metalveranstaltungen gewesen und durch die Tage und Nächte marodierte. «Wir ziehen Freunde auf Hip-Hop-Partys. Und dann kannte Freiheit auf Lunge!», rappt er und erklärt: «Ich ich den einen DJ und war das erste Mal im Bunwollte in den Stroker und dachte, phen das haben, «Unten essen, darüber Gabbahölle was ist denn hier was ich persönlich los? Unten essen, und oben war Gangbangparty!» gesehen hab.» Im darüber GabbahölRomano über das Feiern im Post-Wende-Berlin Allgemeinen verle und oben war bindet man ja vor Gangbangparty!», allem grossen, pathetischen Kitsch mit die- und er könnte noch hunderte solcher Sachen ser Zeit, wie Westernhagens «Freiheit» oder aus dem wilden Post-Wende-Berlin aufzählen. – wenn‘s ganz schlimm kommt – «Winds Of «Es war ein Kulturschock, der eine morbide Change». «Ich dachte, krass, so pathetisch war Faszination in sich hatte. Davon bin ich noch das gar nicht. Ich war ein kleiner Junge und ich heute begeistert. Danach suche ich auch imerzähl‘ aus meinem Blickwinkel: von Quelleka- mer noch.» Er war immer dabei, nicht nur Gast talog bis rüber ins WOM,» dem World of Music, und Beobachter. «Ich habe ja auch mal Gabdie damals das grösste Angebot an Musik in ba-MC gemacht – es ist total verrückt, weil Berlin hatten und wo das Geld für Platten um- plötzlich wirkt der Beat dabei langsamer … gesetzt wurde. «Ich bin grosser Fan des West- und überall geile Freaks!» küsten-Hip-Hops geworden. Ich hatte ja nur 50 Mark Taschengeld, aber ich habe fast 1000 CDs Das alles war und ist Normalität für Romano. an Westküste, ich weiss gar nicht wie ich die Darum kam es für ihn und seinen Freund, den alle … (lacht) Darum heisst es im Song ja auch Elektroproduzenten Siriusmo, der die Beats ‘Langfinger-Höchstleistungssport‘. Es war eine für ihn bastelt, überraschend, dass viele ihn verrückte Zeit.» schwer verstanden. «Es war ja nicht so, dass wir vorhatten, die Leute total zu verwirren. JaWer «König der Hunde» aufmerksam hört, cob, der auch die Videos macht, sagte damals: versteht dann auch woher Romano kommt ‘Alter, du bleibst einfach so und wir setzen dich und warum er einen Sound zwischen Hip-Hop in Szene!‘» Daraus wurde das entscheidende und Berliner Electro-Szene hat, aber darüber Video zu «Metalkutte» und ein Grossteil des Mevon seiner Liebe zu Death Metal und Trash dienechos darauf klang wie «What the fuck?!» Metal rappen kann. «Ich habe mich in den Romano nickt: «Ja. ‘Ist der echt?‘ Ich dachte

nur, ich mach doch da so weiter wie immer.» Was zu beweisen ist, denn nur ein paar Jahre davor konnte man ihn schon so, wie er auch heute ist, im Video zu «Itchy / Cornerboy» von Siriusmo entdecken. «Genau! Und davor haben ich und Siriusmo auch schon Sachen gemacht. Wir sind ja seit ‘96 miteinander befreundet.» Aber nicht alle hatten Probleme damit, ihn und seinen Sound einzuordnen, denn der Track ging bekanntlich richtig ab. «Also, ich habe ganz schön gestaunt. Als ‘Metalkutte‘ kam und nach ein paar Tagen hunderttausend Klicks da waren … lass es mal Tausend vom Umfeld sein, aber die anderen 99.000? Wer ist das? Krass. Ich bin doch so wie ich bin und rappe über mein Thema. Für mich ist doch klar, Rap, Techno, Metal – macht doch was ihr wollt!» Es gab auch nie irgendwelche Zweifel daran, dass sie ein zweites Album stricken werden: «Ich hatte wirklich Lust, das weiterzuführen – es gibt doch noch zu viel zu erzählen! Deswegen gibt‘s auf dem neuen Album auch so viele Geschichten.» Erlebt hat er ja nun echt was, aber nicht alle Tracks sind direkt aus dem Leben, einige Momente kann man wahrhaftig reine Poesie nennen: «Ich schreib gerne Gedichte. Und dann guckt man, ob das Gedicht auch zu einem Beat passt. ‘Maskenball‘ vom ersten Album


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