RCKSTR Mag #152 | Dezember/Januar 18

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»THEMA

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Wir finden Sexfilmchen ziemlich gut. Auch für stundenlange Masturbations-Sessions haben wir Verständnis. Es gibt aber immer diese eine Person, die es übertreiben muss. Das ist auch beim Porno-Konsum nicht anders. von Johanna Senn und Rainer Etzweiler

Können wir schnell Realtalk machen und uns darauf einigen, dass wir alle Pornos schauen? Beweisstück „A“: Alleine im Jahr 2016 hatte Pornhub rund 23 Milliarden Aufrufe. Das wäre, als würde sich ganz Grossbritannien täglich mit einem der heissen Streifen beglücken. Wir verstehen das. Auch die RCKSTR-Redaktion findet Pornos läss. (Aber die Nastüchli liegen hier nur rum, weil wir alle ein sehr schwaches Immunsystem haben, imfall.) Wie das aber schon beim Rumblödeln in der Schule der Fall war, gibt es auch beim Sexfilmchen-Schauen immer diese eine Person, die es übertreiben muss. Das soll aber nicht heissen, dass regelmässige Porno-Schauer als Sexgrüsel zu verschreien wären. Denn Pornos haben uns als Gesellschaft weiter gebracht: Ohne Plattformen wie Youporn&Co. wären manche von uns heute noch beim Blüemlisex mit ganz viel Augenkontakt und ganz wenig Geräuschen. Pornos haben unsere vermeintlich perversen Fanta-

sien normalisiert und geben uns das Gefühl, dass in der Bin-ich-pervers?!-Skala noch viel Luft nach oben herrscht. Heute muss man sich keinem verurteilendem Blick mehr aussetzen, wenn man einen Klassiker wie: „Baffy – der Dildojäger“ schauen möchte. Auch die Pornostars geben sich auf Social Media besonders Volksnah. Was uns wieder zu dieser einen Person bringt, die es immer wieder übertreiben muss: Denn die Nähe zum Zuschauer öffnet Tür und Tor für Kommentatoren, die um die Aufmerksamkeit ihrer liebsten Pornstars buhlen. Und versteht uns nicht falsch: Wir verstehen die Obsession mit perfekten Brüsten, Penissen, Füssen oder was auch immer ihr geil findet. Doch wer so weit gekommen ist, wie diese Menschen, sollte vielleicht seinen Pornokonsum nochmal überdenken und stattdessen mal wieder sein Mami anrufen.


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