RCKSTR Mag #154 | März 18

Page 30

»THEMA

#154 | MÄRZ 2018

Beating A Dead Horse

30

In einem lahmen PR-Stunt legte PETA Ende Januar dem TV-Sender Nickelodeon nahe, dass sich die Teenage Mutant Ninja Turtles zukünftig von veganer Pizza ernähren sollen. Es ist der jüngste Vorstoss in einer Chronologie der Dummheit und Doppelmoral. von Till Nixon Ein paar Sachen vorneweg: Massentierhaltung ist eine perverse, grausame Absurdität und je früher man Steaks und Hack in der Petrischale züchten kann, umso besser. Die meisten Zirkustiere sind arme, verelendete Geiseln des Hula-Reifens. Jagdsafaris sind Ausdruck grenzenloser Blödheit, Boshaftigkeit und zu kleiner Schwänze. Niemand muss heute mehr Pelz tragen um warm zu haben und niemand, wirklich niemand will Eisbären ertrinken sehen. Ausser vielleicht ein paar Arschloch-Robben, aber fair enough. All das ändert nichts daran, dass es trotz dieser Zustände keinen guten Grund gibt, die dogmatischen Spinner von PETA zu unterstützen. Im Gegenteil – eigentlich sollte man ihnen mittlerweile genauso in den Arsch treten wie KFC oder Shell. Oder wie das durch und durch magische Zauberduo Penn und Teller so schön gesagt hat: „PETA is Bullshit!“ Schauen wir uns zum Beispiel nur mal die folgende selbstlose Aktion an, in der sich PETA und die dazugehörigen Anwälte für die Bildrechte eines Affen einsetzten, der 2011 mit einer Fotokamera ein Selfie von sich schoss. Super PR-Aktion! Schade nur für den Fotografen, dem die Kamera gehörte, mit dem das Schopfaffenweibchen per Selbstauslöser knipste – der Mann wurde in den Ruin getrieben. Ein grandioser Sieg für die Tierrechte, die gerade im Bereich des Urheberrechts mit Füssen getreten werden: Jeder kann nach Lust und Laune Tierlaute nachahmen, selbst für kommerzielle Zwecke, ohne deswegen Gebühren an die GEMA zu zahlen, damit diese an die Rechteinhaber weitergeleitet werden können. PETA – wir erwarten euren Einsatz! Man sollte auch immer wieder daran erinnern, dass sich der Verein beim Massenmord an Tieren selbst ganz wacker schlägt (siehe Interview auf Seite), wenn er in den Vereinigten Staaten ein gerüttelt Mass an „geretteten“ und „befreiten“ Tieren einschläfert. Nach dem Motto: Lieber bei uns tot als woanders falsch leben. Einerseits also fordert PETA die völlige Befreiung aller Tiere ein, behält sich aber das recht vor zu entscheiden, wann und aus welchen Gründen einige von ihnen eingeschläfert werden sollen. So ungefähr sieht die Definition von Heuchelei aus. Auch der von PETA propagierte Anthropomorphismus – also die Vermenschlichung des Tierreichs – ist Unsinn und bestenfalls albern. Alleine schon deshalb, weil es gar nicht nötig sein sollte, Tiere die gleichen Erfahrungen und Empfindungen zuzuschreiben

wie Menschen, um sie moralisch und ethisch wie lebende und fühlende Wesen zu behandeln. „Wenn etwas leiden kann, dann sorge dafür, dass es nicht leidet“, würde als Motto schon reichen. Mit Begriffen wie „Holocaust“ um sich zu werfen, ist auch bei einer Monstrosität, wie Kückenschreddern kompletter Blödsinn, semantisch unsinnig und nebenbei moralisch und ethisch eine Frechheit. Und wenn Gründerin Ingrid Newkirk sagt, dass die Tiere Sklaven sind, dann bewegt sie sich sprachlich, logisch und biologisch auf ganz dünnem Eis – oder ist schon lange zuvor eingebrochen. Denn eine der daraus resultieren Konzepte ist, dass jedes Mittel zum erreichen ihrer Ziele recht ist. Das PETA daher kein Problem damit hat, Gruppen wie Earth Liberation Front (ELF) und Animal Liberation Front (ALF) zu unterstützen, die oft auch zu Gewalt greifen, um ihre Ideen durchzusetzen. Das alles wäre dabei unter Umständen viel erträglicher, wenn sich PETA nicht gleichzeitig so aufblasen würde und als oberste Richter zu allen Fragen des Umgangs zwischen Mensch und Fauna aufspielen würde. Der Judge Dredd der Tierrechtsorganisationen: Ihr Urteil ist Dogma und wenn sie könnten, würde sie es auch gleich vollstrecken – besonders im Umgang mit denen, die auf die Widersprüche in ihrem Konzept und Verhalten hinweisen. Sehr Donald Trumps-mässig: ständig austeilen, aber beleidigt und aggressiv werden, wenn Kritik kommt. Aber hey: Man kann sagen was man will – aber sie haben einige echt schicke Print-Anzeigen auf Lager. Love Animals: Hate PETA


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.