LICHTERLÖSCHEN BEI MARVEL
AVENGERS: INFINITY WAR
#156 | MAI 2018
KI N O
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Wir haben mitgefiebert, mitgefeiert und mitgelitten – Avengers: Infinity War ist das Superhelden-Spektakel geworden, das wir uns gewünscht haben und ein würdiges Finale für das ambitionierteste Kino-Projekt aller Zeiten. von Rainer Etzweiler
Thanos (Josh Brolin) kommt. Von seinem steinernen Thron aus hat der Überbösewicht in den letzten zehn Jahren seine wenig fähigen Lakaien orchestriert, um an die Infinty-Stones zu gelangen. Diese sind allesamt gescheitert. Mal an Hulk («Avengers»), mal an einem Dance-Off («Guardians Of The Galaxy»), weshalb Thanos sich der Sache nun persönlich annimmt. Er tut dies mit Effizienz und einer Brutalität, die sich deutlich von den bisherigen Filmen des Marvel Cinematic Universe unterscheidet. Die Gefahr ist realer denn je und bereits die ersten zehn Minuten von «Avengers: Infinty War» machen klar, dass niemand sicher ist und alles auf dem Spiel steht. Game Of Heroes In seiner Erzählweise erinnert «Avenger: Infinity War» an eine gewisse busen- und blutlastige Fantasy-Serie von HBO. Die Story ist aufgeteilt
in mehrere Handlungsstränge, die Stück für Stück erzählt werden. Eben noch prügeln sich Iron Man (Robert Downey Jr.) und Dr. Strange (Benedict Cumberbatch) durch New York, schon finden wir uns an Bord der Milano wieder, wo die Guardians Of The Galaxy in einem Haufen von Weltraumschrott eine überraschende Entdeckung machen. Beachtlich ist, dass sich keins dieser Segmente gehetzt oder überflüssig anfühlen. Jeder Held bekommt seinen Badass-Moment, Tragik und Komik geben sich die Hand und trotz der stattlichen Länge von 150 Minuten ist «Avengers: Infinity War» nicht eine Sekunde langweilig. Und der Herr sah, dass es gut war Das Feuerwerk hat seinen Preis; der Film verlangt die umfassende Kenntnis sämtlicher bisher erschienen MCU-Filme. Wer «Thor: Ragnarok» nicht gesehen hat, weiss nicht wieso der
Donnergott (Chris Hemsworth) im Weltraum rumhängt. Wer bei «Avengers: Age Of Ultron» nicht dabei war, hat keine Ahnung von der Backstory von Scarlett Witch (Elisabeth Olsen) und Vision (Paul Bettany), die im letzten Drittel eine einigermassen wichtige Rolle spielt. Für alle die bei der Superhelden-Saga aber à jour sind, haben die Russo Brüder ein Mammut-Werk geschaffen, dass die vielen losen Enden der vorhergehenden Filme überraschend kohärent zusammenfügt ohne dabei überladen zu wirken. Es mag vielleicht wie ein Widerspruch klingen, aber «Avengers: Infintiy War» zelebriert Popkorn-Unterhaltung in Reinkultur auf allerhöchstem Niveau. Es ist das Opus Magnum des Action-Kinos. Amen. Regie: Anthony und Joe Russo WWWWwwwwww ; Ab dem 26. April im Kino