RCKSTR Mag. 162 Dezember/Januar

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KI N O TRANSFORMER MIT HERZ UND SEELE

BUMBLEBEE

#162 | DEZ 18 & JAN 19

Stille Nacht, die Kinoleinwand kracht. Ausgerechnet zu Weihnachten ein Spin-off zur «Transformers»-Reihe? Ja, aber keine Bange: Tatsächlich wird der Film-Franchise dank neuem Regisseur und Retro-Setting zum ersten Mal auch eine wohltuende Besinnlichkeit eingehaucht. (rec)

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Michael Bay macht furchtbare Filme, die danach weltweit furchtbar viel Geld machen. Furchtbar. So setzten seine fünf «Transformers»-Blockbuster in den vergangenen zehn Jahren über 4.3 Milliarden Dollar an den Boxoffice-Kassen um, obschon die einzigen Regieanweisungen, die Bay dazu auf dem Set brüllte «Mehr Lärm!», «Mehr dreist eingesetztes Product Placement» und «Mehr Frauen in Hot Pants!» gewesen sein müssen. Dabei bietet die fortwährende Schlacht zwischen den Autobots und Decepticons durchaus Potential für Geschichten mit Charme und emotionaler Tiefe, wie die Original-Zeichentrickserie zwischen 1984 und 1987 bewiesen hat. Und es scheint, als musste Michael Bay tatsächlich sein monströses Baby erst weiterreichen, damit es mit dem Schreien aufhört und zu seiner ursprünglichen Liebenswürdigkeit zurückfindet. Neu liegt das stählerne Mündel in den Händen von Regisseur Travis Knight – eine so ungewöhnliche wie erfreuliche Wahl. Der 45-Jährige arbeitete zunächst an Animationsfilmen wie «Caroline» und «ParaNorman» mit, bevor er 2016 mit «Kubo and the Two Strings» sein Debüt als Regisseur gab und damit prompt eine Oscar-Nomination in der Kategorie «Bester Animationsfilm» verbuchen konnte. «Bumblebee» ist nun der erste Live-Action-Film des ehemaligen Rappers. Und während bisherige «Transformers»-Filme ihren Fokus auf wirres CGI-Action-Gedröhn legten, das aussah, als würde man einen Haufen Blechdosen in einem Mixer

durchwirbeln, stimmt Knight differenziertere Töne an. Sein Ziel sei, «für Bumblebees Geschichte eine Balance zwischen Licht und Schatten, Intensität, Wärme, Humor und Liebe zu finden.» Gute Voraussetzungen, um einem der beliebtesten Autobots der Reihe in dessen erstem Solo-Film auf die Spur zu helfen. So war Bumblebee mit seinem kindlichen Enthusiasmus schon immer Identifikationsfigur für die jüngsten Fans. Alleine schon seine Verwandlungsform etabliert ihn als den gewitzten Underdog: Transformieren sich andere Roboter in mächtige LKWs oder Panzer, flitzt Bumblebee als knallgelber VW Käfer über unseren Planeten. In dieser Gestalt wird er auch von der rebellischen Teenagerin Charlie (Hailee Steinfeld) auf einem Schrottplatz in der kalifornischen Pampa entdeckt. Bei Reparaturarbeiten stellt sie jedoch schnell fest, um was es sich bei ihrem neuen Gefährt tatsächlich handelt – und dass Bumblebee von einer Regierungseinheit gesucht wird, angeführt vom gnadenlosen Agent Burns (John Cena). Doch allen daraus resultierenden Verfolgungsjagden und Explosionen zum Trotz: Die behutsam aufkeimende Freundschaft zwischen Charlie und ihrem neuen überirdischen Freund ist das glühende Herz des Films, was «Bumblebee» zuweilen näher an Vorbilder wie «The Iron Giant» (siehe Box) rückt als die eigentliche «Transformers»-Reihe. Zusätzliche Feel-Good-Atmosphäre verleiht zudem das Prequel-Setting: Angesiedelt ist die Handlung im Jahr 1987, was für jene heimelige 80s-Pastiche sorgt, die schon «Stranger Things» und «Super 8» zu Hits werden liess. Und so müssen wir uns doch etwas ungläubig die Augen reiben: Hat das «Transformers»-Universum tatsächlich doch noch eine Chance verdient, uns begeistert an sich zu fesseln? Travis Knight scheint dieses Weihnachtswunder gelungen zu sein. Ab 20. Dezember im Kino


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