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Glaubwürdiger Auftritt in unterschiedlichen Rollen

Wir bekleiden sowohl im Beruf als auch im Privatleben immer parallel mehrere Rollen. Um in den verschiedenen Rollen glaubwürdig aufzutreten, gilt es, sich der einzelnen Rollen bewusst zu werden, sie klar voneinander zu trennen und in jeder Rolle unsere individuellen Charaktereigenschaften einzubringen.

Die ganze Welt ist eine Bühne

Vor 400 Jahren starb William Shakespeare. In seinem berühmten Stück «Wie es euch gefällt» wird in einem bekannten Kurzmonolog gesagt: «Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Fraun und Männer blosse Spieler. Sie treten auf und gehen wieder ab, sein Leben lang spielt einer manche Rollen.»

Das Leben als Bühne. Der Mensch gefangen in seinen Rollen. Nicht in einer sondern unterschiedlichen – je nach Station des Lebens. Der Mythos von Echtheit und Authentizität wurde uns jahrelang vorgeführt und als höchstes aller Auftrittsziele genannt. Sei echt, sei authentisch, sei du selbst – nur so verwirklichst du dich im Leben, und nur so bist du ein glaubwürdiger Chef oder ein greifbarer Partner. Dem ist soweit auch nichts beizufügen, und es ist wohl so, dass «vorspielen» meist nicht die erhoffte Wirkung erzielt. «Ich denke, also bin ich.» Das gab uns der französische Philosoph René Descartes einst mit auf den Weg. An Bedeutung hat diese Weisheit bis heute nichts eingebüsst. In der heutigen Zeit wird das gern etwas zeitgemässer formuliert: «Ich bin ich!» Ja klar. Das «Ich» bleibt dabei aber nicht immer dasselbe: Am Meeting bin ich vielleicht die Leiterin, die die Agenda mit einer führenden Note im Griff haben muss. Am Feierabend bin ich die Party-Löwin, die für gute Stimmung sorgt. Oder der Kollege: Am Morgen noch der Abteilungsleiter, der seinen Lernenden die Ansagen macht und am Nachmittag der gebeutelte Mitarbeiter, der gegenüber einem ausrastenden Kunden einfach mal den Kopf hinhalten muss, weil ja der Kunde so etwas wie der König sein soll. Man hat verschiedene Rollen im Leben.

Die Rollen im beruflichen Alltag

Obwohl man immer die gleiche Person ist: So ganz gleich verhält man sich jeweils nicht. Das sind die verschiedenen Aspekte zur Rolle, die jeder von uns in sich hat. Übersetzt für den Alltag heisst das: Man ist ja nicht nur Chef, sondern auch Kollege oder Kundenberater, Patenonkel usw.

Immer wieder gibt es auch den einen oder anderen grossen Rollenwechsel. Recht schwierig gestaltet sich zum Beispiel oft der Sprung vom Mitarbeiter zum Chef: Wer unter Umständen diejenigen Kollegen nun als glaubwürdiger Chef führen soll, mit denen man bisher als normaler Mitarbeiter und Teammitglied zusammen gearbeitet hat, erlebt mitunter einen holprigen Wechsel.

Es ist zwar eine andere Rolle, aber eben nicht nur eine. Denn erfahrungsgemäss ist das Leben doch etwas komplizierter. Wie eng und kollegial darf zu den Mitarbeitern nun das Verhältnis sein? Wann muss man klar «den Chef markieren»? Was tun, wenn einem der Kollege sehr persönliche Probleme anvertraut, was aber nicht den Weg in eine HR-Abteilung finden darf?

Im beruflichen Umfeld, beispielhaft als Chefin oder Teamkollege, haben Sie eine ganze Reihe an Rollen intus, vielleicht:

· Therapeut, für die privaten Anliegen, die Mitarbeitende oft an Sie herantragen

· Coach, der dann einschreitet, wenn jemand gezielt gefördert werden soll

· Durchsetzer, wenn es darum geht, sich schlicht und ohne grosse Diskussionen durchzusetzen

· Kopf-Hinhalter, wenn es darum geht, Entscheide von oben abzufedern

· Kundenberater, der für fest zugeteilte Kunden der erste Ansprechpartner ist

· Organisator, wenn es darum geht, die Arbeitsprozesse zu beschreiben

· Kollege, für Menschen, die man zum Teil schon sehr lange und auch privat kennt

Das Bewusstsein darüber macht glaubwürdig

Es hängt von der Situation und dem jeweiligen Gegenüber ab, welche Rolle man einnimmt. Es geht dann darum, zu überlegen, welches Verhalten und welche Facetten diese jeweilige Rolle prägen. Das ist in vielen Teilen eine bewusste Arbeit. Dazu gehören Emotionen, Ausdruckskraft – und das alles wird verinnerlicht. Vieles passiert ganz automatisch schon unbewusst. Jetzt aber sollen diese Bausteine bewusst verinnerlicht und mit der jeweiligen Rolle verankert werden. Schliesslich sollen aber alle Elemente und Bausteine, die das charakteristische der eigentlichen Rolle beinhalten, mit eigenen Eigenschaften verknüpft werden. Jeder hat wohl schon alles einmal erlebt, was es braucht.

Wenn zum Beispiel eine neue Führungskraft meint, dass sie noch Mühe hat, der «Durchsetzer» zu sein, geht es darum, an Vergangenes anzuknüpfen. Es gibt sicherlich etwas in ihrem Leben, wo sie sich wirklich durchsetzen musste. Dieses Erlebnis gilt es wieder abzuholen und konkret mit der Rollenfacette zu verknüpfen.

Das Bewusstsein für eine Rolle verlangt, dass pro Situation im Moment nur eine Rolle erfüllt werden kann. Es kann sein, sie allenfalls zu wechseln, aber zwei Rollen gleichzeitig spielte man schon zu Shakespears Zeiten nicht.

Klare Handlungen verlangen klare Rollen, entscheiden Sie sich jeweils nur für eine gleichzeitig. So fliesst Energie ungezwungen und macht eine Sache oder eine Situation glaubwürdig. Der andere weiss dann, was er hat und wem er gegenüber steht.

Fazit

· Jeder hat verschiedene Rollen im Leben

· Es gilt, diese zum richtigen Zeit abzurufen, je klarer, desto glaubwürdiger

· Sich bewusst machen, wie man persönlich jede dieser Rolle mit den eigenen Charaktereigenschaften erfüllen kann

· Volle Präsenz in dieser Rolle im Alltag

ZUM AUTOR

Stefan Häseli ist Business-Kabarettist. Und das, was er seinen Zuhörern erzählt, ist keineswegs erfunden – es ist der alltägliche Wahnsinn, das wahre Leben in den Chefetagen. Der Goldpreisträger des Internationalen Deutschen Trainingspreises macht auf intelligent unterhaltsame Weise den Büroalltag zur farbigen Grauzone. www.business-comedy.ch

Das Buch zum Thema:

Stefan Häseli: «Glaubwürdig – Von Schauspielern fürs Leben lernen». BusinessVillage, 2020. Euro 19.95. ISBN 978-3-86980-557-3

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