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WIE IM FLUG
Konstanze Klosterhalfen
ist Deutschlands beste Langstreckenläuferin. Obwohl sie wöchentlich eine Distanz von drei Marathons absolviert, will sie ihr Training steigern – egal, was die anderen denken.
Interview WERNER JESSNER
Die Deutsche Meisterschaft über 5000 Meter im Jahr 2019 wird Konstanze Klosterhalfen nie vergessen: Im vollen Berliner Olympiastadion wird es Runde für Runde lauter, als klar ist, dass die damals 22-Jährige den 20 Jahre bestehenden Rekord geradezu pulverisieren wird: Sie unterbietet die alte Bestmarke um ganze 14 Sekunden! Dabei überrundet sie das gesamte Feld mit Ausnahme der Zweitplatzierten.
Nun kehrt die zweifache Olympiateilnehmerin wegen der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften, die am 25. und 26. Juni stattfnden, in „ihr“ Olympiastadion zurück.
the red bulletin: Wie geht ein junger Mensch damit um, von der Öffentlichkeit als „Jahrhunderttalent“ gesehen zu werden? konstanze klosterhalfen:
Zusammen mit meinem Umfeld versuche ich stets das möglichst von mir fernzuhalten. Ich habe das Laufen und auch das Training von Anfang an geliebt und wollte immer noch mehr machen. Selbst wenn durch die Wettkämpfe eine öffentliche Dimension dazukam, ist die Grundmotivation und die Leidenschaft zum Sport immer dieselbe geblieben.
Gern zu laufen und den Rest den Profs zu überlassen?
Genau.
So wie Forrest Gump, der nur beim Laufen in seiner Komfortzone ist?
Das bin ich generell, wenn ich mich bewege. Als Kind habe ich ganz viele Sportarten ausgeübt: Ballett, Handball, Tennis.
Du hast mal von dir gesagt: „Ich kann nicht gut rumgammeln.“
Ja, und manchmal muss ich auch sagen: leider. Nach intensivem Training ist Regeneration ungemein wichtig. Auf dem Gebiet des Nichtstuns kann ich mich aber noch steigern (lacht). Darum habe ich zum Beispiel meine Querföte mit in Portland (Oregon; Anm.) und versuche, zum Ausgleich Musik zu machen.
Du trainierst seit mehr als drei Jahren bei Nike in den USA. Welchen Stellenwert hat der Start bei den Deutschen LeichtathletikMeisterschaften für dich?
Einen unglaublich hohen. Nicht zuletzt, weil ich mich unheimlich freue, nach Hause zu kommen. Es hat insgesamt daher noch mehr an Bedeutung gewonnen. Bekannte Gesichter zu sehen, vor deutschem Publikum zu laufen – darauf freue ich mich besonders.
Was ist das Besondere an Portland, was an Leverkusen?
In Amerika wurde ich von Anfang an sehr gut aufgenommen und fnde perfekte Bedingungen vor. Unsere Laufbahn liegt wunderschön im Wald. Ich bin von einem tollen Team umgeben, kann mit der internationalen Weltspitze trainieren. Bei meinem Heimatverein in Leverkusen ist alles vertraut, hier habe ich es in die internationalen Felder geschafft. Die Trainings- und Regenerationsbedingungen sind klasse. Die Kombination aus Portland und Leverkusen ist überragend, dafür bin ich dankbar.
Ist dein Potenzial ausgeschöpft?
In den vergangenen beiden Jahren konnte ich verletzungsbedingt nicht so trainieren, wie ich wollte. Auch mein Trainingsumfang ist noch nicht voll ausgereizt: Pro Woche habe ich in etwa elf Einheiten und laufe 120 bis 130 Kilometer. Zusätzlich mache ich alternatives Training, zum Beispiel laufe ich im Wasser. Im Kraftbereich kann ich sicher auch noch etwas rausholen. Ich freue mich auf die kommenden Jahre. Gemeinsam mit meinen Trainern versuchen wir rauszufnden, wie wir die Potenziale noch besser ausschöpfen können.
Apropos ideal für den Körper: Du wiegst bei 1,72 Metern 48 Kilo und wirst ständig auf eine vermeintliche Magersucht angesprochen. Nervt das?
Ich kann damit gut umgehen. Wichtig ist für mich, mich komplett auf mich selbst zu konzentrieren. Ich fühle mich sehr wohl und fokussiere mich nur auf das Wesentliche: das Training und den Wettkampf.
Woher kommt eigentlich dein ästhetischer Laufstil?
Wenn ich laufe, stelle ich mir vor zu fiegen. Dann sieht automatisch alles ganz leicht aus. Vielleicht kommt es davon. Aber natürlich arbeiten wir auch am Laufstil und suchen ständig nach Verbesserungen.