Sonntag 19.April 2020 - German Church Atlanta GERMAN

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19. April 2020 German Church Atlanta Wilkommen

Lied

Ich will singen dem Herrn

Die Alttestamentarische Lesung

Jesaja 40: 26-31

Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, daß nicht eins von ihnen fehlt. Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber«? Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden. Psalm 116 Ich liebe den HERRN, denn er hört die Stimme meines Flehens. Er neigte sein Ohr zu mir; darum will ich mein Leben lang ihn anrufen. Stricke des Todes hatten mich umfangen, des Totenreichs Schrecken hatten mich getroffen; ich kam in Jammer und Not. Aber ich rief an den Namen des HERRN: Ach, HERR, errette mich! Der HERR ist gnädig und gerecht, und unser Gott ist barmherzig. Der HERR behütet die Unmündigen; 1


wenn ich schwach bin, so hilft er mir. Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der HERR tut dir Gutes. Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten. Ich werde wandeln vor dem HERRN im Lande der Lebendigen. Lied

Gospel

Because he lives

Johannes 20:19-29

Das Evangelium für den ersten Sonntag nach Ostern steht bei dem Evangelisten Johannes im 20. Kapitel, Verse 19-29: Ehre sei Dir, Herr. Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, daß sie den Herrn sahen. Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlaßt, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich's nicht glauben. Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben! 2


Worte unseres lebendigen Gottes. Lob sei dir, Christus. Glaubensbekenntnis Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen. Kinderandacht

Predigt

Lied

Fuerbittengebet und Vaterunser

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I surrender all


Vater unser im Himmel Geheiligt werde Dein Name Dein Reich komme Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden. Unser taegliches Brot gib uns heute Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vegeben unseren Schuldigern und fuehre uns nicht in Versuchung sondern erloese uns von dem Boesen Denn Dein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlichkeit In Ewigkeit, Amen Segen

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Predigt Johannes 20, 19-29 (19) Als es nun Abend war an jenem Tag, dem ersten der Woche, und die Türen, wo die Jünger waren, aus Furcht vor den Juden verschlossen waren, kam Jesus und trat in die Mitte und spricht zu ihnen: Friede euch! (20) Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. (21) Jesus sprach nun wieder zu ihnen: Friede euch! Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch. (22) Und als er dies gesagt hatte, hauchte er sie an und spricht zu ihnen: Empfangt Heiligen Geist! (23) Wenn ihr jemandem die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wenn ihr sie jemandem behaltet, sind sie [ihm] behalten. (24) Thomas aber, einer von den Zwölfen, genannt Zwilling, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. (25) Da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege und lege meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben. (26) Und nach acht Tagen waren seine Jünger wieder drinnen und Thomas bei ihnen. [Da] kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und trat in die Mitte und sprach: Friede euch! (27) Dann spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig. (28) Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! (29) Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig [sind], die nicht gesehen und [doch] geglaubt haben! Gott lehre uns, dein Wort hören und in unserem Herzen zu bewahren. Amen

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Liebe Gemeinde! „Wer’s glaubt, wird selig“, könnte Thomas gedacht haben. Solange ich das nicht selbst gesehen habe, und wenn ich den Augenschein nicht auch noch einer zweiten Kontrolle unterzogen habe, „kann ich’s nicht glauben“. Ich brauche den handgreiflichen Beweis. Ich muss wissen, dass wirklich er es ist, dessen Ende am Kreuz wir doch alle miterleben mussten. Und nicht irgendeine Phantasiegestalt. Sonst „kann ich’s nicht glauben“ sagt Thomas, einer der Zwölf. Thomas wird auch„ der Zwilling” genannt. In gewissen Sinne ist Thomas unser aller „Zwilling“. Denn: „Wer’s glaubt, wird selig“ – das sagen doch auch wir, mit gesunder Skepsis, wenn etwas in deutlichem Widerspruch steht zu unseren sonstigen Erfahrungen. „Wer’s glaubt, wird selig“, sagen wir insbesondere, wenn einer uns große Versprechungen macht. Denn ob er sie halten kann? Ja, ob er sie überhaupt halten will? „Wer’s glaubt, wird selig“. Wir sagen es sarkastisch oder mit Ironie – und bleiben selbst lieber realistisch. Wir bewahren uns die nötige Skepsis, um keiner Illusion anheimzufallen. Nein, vertrauensselig sind wir nicht. Etwas unbesehen zu glauben, das ist nicht unsere 6


Sache. Damit haben wir vielleicht auch schon zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. Davor wollen wir uns lieber hüten. Was Thomas damals zu den anderen Jüngern gesagt hat, das hätten wohl auch wir gesagt an seiner Stelle. Und zum ersten Mal in meinem Leben (und ich bin mit the GEschichte des sogenannten unglaeubigen Thomas aufgewachsen) fange ich an Thomas zu bewundern und er kommt mir nahe in seinem Beduerfnis wissenschaftliche Evidenz zu haben. Mehr als ja zuvor fuehle ich so wie Thomas, dass unser Leben davon abhaengt, dass etwas wahr ist, das heist, dass es Fakten hat und wissenschaftlich begriffen werden kann. Nur das “hoeren sagen”, nur “glauben” dass Dinge sich irgendwie schon schaukeln werden, nein, das ist seit unseren Corona Zeiten nicht mehr moeglich. Wie nahe ich mich dem Thomas in diesen Tagen fuehle, und wie sehr ich sein Beduerfnis verstehen kann ganz gewiss zu sein, anzufassen, sich zu vergewissern dass es in der Tat sicher war an Jesus als den Auferstandenen zu glauben. Zum allerersten Mal moechte ich, dass Thomas mein Zwilling ist, und ich finde seine Form des Unglaubens gar keine schlechte Sache, sondern Lebensbewahrend. Genau darum ist dies eine Geschichte für uns heute. Und mit dem Glauben heute ist es ja wahrhaftig nicht einfach! Ein Rabbi, der durch Palästina zieht, eindrucksvoll predigt, Menschen heilt, aber dann doch als Volksverhetzer hingerichtet wird - der: für uns gestorben, auferstanden, und den Tod überwunden, Gottes Sohn? Der soll für mich eine Bedeutung haben 2000 Jahre später? Schwer zu glauben! Die einen sagen, sie brauchen diesen Glauben nicht als aufgeklärte Menschen der Postmoderne. Die anderen machen sich lustig über die hinterwäldlerischen Christen: “Du in der Kirche – hast du das nötig?” Wieder andere schließlich greifen durchaus scharf an: die Kirche hat zu viele Privilegien im Staat. Und wir in der Kirche? Wir ziehen uns oft, allzu oft, zurück, verärgert, verletzt, verzagt, vorwurfsvoll - und damit nicht gerade anziehend. Dabei ist es wichtiger denn je dass wir gerade heute vom Glauben reden, weil wir gerufen sind die Zukunft der Welt kritisch zu begleiten und mitzugestalten. Worauf soll diese Zukunft denn aufgebaut werden, wenn nicht auf Glaube und Vernunft? Wir brauchen beides, dringend. Es ist geradezu beruhigend, daß schon die johanneische Gemeinde vor nahezu 2000 Jahren mit dem Phänomen des Zweifels zu kämpfen hatte. Die Geschichte vom zweifelnden Thomas, aus der der Lehrtext für den heutigen Tag stammt, ist ein gutes 7


Beispiel dafür. Es ist die Begebenheit die Thomas hilft seinen Zweifel zu ueberwinden und zum Glauben zu finden. Wie wird dieser Glauben möglich? Vielleicht können wir uns der Antwort dazu von Johannes am besten annähern, wenn wir uns die Haupt Charaktere der Erzählung genauer ansehen. Da ist zunächst Thomas. Er gehört zum engeren Kreis der Jüngerinnen und Jünger. Er war nicht anwesend, als Jesus den Jüngern erschien und sie in die Nachfolge gesandt hat, sie autorisiert hat, Sünden zu vergeben und zu behalten. Selbstbewußt erzählen sie nun: “wir haben den Herrn gesehen”. Thomas muß sich ausgeschlossen fühlen. Er war nicht dabei als das wichtigste passierte. Er hat ja nicht erlebt wie... Thomas zweifelt, oder sagen wir, gibt sich als Wissenschaftler: was er nicht selbst gesehen und erlebt habe, glaubt er nicht. Mehr als nur Sehen will er, er möchte Tasten, Anfassen. Er will selbst die Hand in die offene Wunde legen. Thomas kann das Leiden nicht vergessen. Er hat es ja selbst gesehen: Jesus hat ganz real gelitten, ist gestorben am Kreuz. Dem Evangelisten Johannes geht es in seinem Berichten vor allem darum, daß der Auferstandene kein anderer ist als der Irdische, daß Christus kein anderer ist als Jesus selbst. Das ist für die Nachfolge von zentraler Bedeutung. Doch ebenso wie Thomas den Glauben der anderen nicht einfach übernehmen kann, so kann er sich seine Gewißheit auch nicht selbst schaffen. Acht Tage muß er warten bis zum Sonntag, dem ersten Tag der Woche. Dieses Mal hat er sie nicht verpaßt, die Chance, selber zu sehen, selber eine Begegnung mit Jesus zu haben. Was war es denn dass ihn überzeugt hat? Seine Antwort auf das Beruehren des Auferstandenen ist ja: "Mein Herr und mein Gott". Unmittelbares Vertrauen, geschenkter Glaube! Es gibt solche Momente auch in unserem Leben: Da schnürt mir zum Beispiel die Angst den Hals zu und plötzlich finde ich Worte zum Beten und meine Angst wird aushaltbar. Oder ein Kind wird geboren inmitten verrueckter und unerwarteter Umstaende. Und ich kann danken, weil ich sehe, das ist ein Wunder, das ist mehr als ich verstehe. 8


Solchen Glauben kann keiner und keine von uns machen, leisten, oder erringen. Solcher Glaube ist ein Geschenk. Aber solcher Glaube braucht auch offene Herzen und offene Türen, Aufmerksamkeit für Gott. Thomas hat warten müssen und er hat gehofft auf diese Begegnung. Er ist in der Gemeinschaft geblieben und ist nicht beim ersten Zweifel, der ersten Enttäuschung gleich weggeblieben. Seine Glaubensfragen waren ihm existentiell wichtig. Zum Glauben gehört somit auch ein eigenes Ringen, das sich nicht ablenken läßt, auch nicht durch das, was manchmal ärgerlich sein mag an der Kirche. Glaube wird also geschenkt. Aber er wird auch erbeten und Glaube ringt mit dem Zweifel. Glaube beruht auf dem Wagnis, sich anzuvertrauen. Das gilt damals fuer die Jünger und auch heute noch fuer die Menschen, die Jesus nachfolgen wollen. Thomas ist ja durchaus nicht der einzige, der zweifelt. Auch die anderen Juenger werden erst in Bewegung gesetzt, als sie selbst gesehen haben. Es stimmt: Glauben entsteht durch Beweise wahrhaftig nicht! Der entsteht nur durch eine Vertrauensbeziehung. Eine Beziehung bei der ich sagen kann, “mein Herr und mein Gott”, meine Schwester, mein Bruder oder mein Freund. Thomas wird überzeugt indem Jesus ihm seine Wunden und seine Verletzungen zeigt. Wunden berühren, Schmerz teilen, das ist ein ganz sensibles, intimes Geschehen. Meine Wunden und meine Verletzbarkeit zeige ich nur einer Person, der ich zutiefst vertraue. Die Schutzhaut ist dann weg. Jesus zeigt sich Thomas in seiner Verwundbarkeit. Er überwindet damit Thomas Verschlossenheit und Misstrauen und schafft eine Begegnung, die Vertrauen eröffnet. Der Zweifel des Thomas wird aufgehoben, weil eine Berührung im Schmerzvollen möglich ist. In dieser Berührung des Auferstandenen wird Thomas auch etwas gespürt haben von dem Erschrecken vor dem ganz anderen Leben, das über unsere Zeit und Welt hinausgeht. Wer sich auf Gott einläßt, erkennt, daß was wir sehen nur Stückwerk ist. Und so zeigt Jesus sich als der Verwundete und gleichzeitig als der Ueberwindende. Was zuvor wie eine Sackgasse erschien, ja wie ein Kerker, das Haus mit den verschlossenen Türen, die starren Jünger, das bekommt plötzlich eine Richtung. Der Kerker ist aufgeschlossen, die Jünger werden zu den Menschen geschickt, werden erlöst aus ihrer Starre. Sie werden wieder ins Leben geschickt. Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: “Nehmt hin den heiligen Geist!” Wie den Menschen im zweiten Schöpfungsbericht der göttliche 9


Odem eingeblasen wurde, der die Menschen zu lebendigen Wesen machte, so wird den Jüngern nun der Heilige Geist eingehaucht, göttlicher Lebensatem, gemeinschaftsspendende Kraft. Wir heute begegnen dem Auferstandenen in Erfahrungen von ermutigenden Worten und Berichten von helfenden und rettenden Aktionen die uns erreichen. Wir erleben den lebendigen Jesus in Momenten der Gemeinschaft als Gemeinde, wenn auch nur „symbolisch“ and indirekt und ueber den Bildschirm. Und wir erleben den lebendigen Jesus vielleicht in den Sonnenstrahlen die unsere Haeuser umfluten, in unseren vielen Stossgebeten waehrend das Tages und waehrend der Nacht und in anderen Menschen. Jesus, das Wort ward Fleisch. Es bleibt ja nicht abstrakt, intellektuell, kopflastig. Und Glaube kommt aus dem Hoeren des Wortes, aber es will dann auch in uns lebendig werden. Wir werden gewissermassen “angehaucht” und mit dem Heiligen Geist erfuellt. Wir sollen Zeugnis sein in unserer Zeit und Sprache: unseren Kindern, unseren Mitmenschen und der Welt. Und dann ist da in unserem Text Jesus selbst. Er kommt mit dem Friedensgruß. Jesus tritt durch verschlossene Türen. "Friede sei mit euch". Das sagt er immer wieder, das ist sein Leitmotiv. Und er weiss wie sehr wir den Frieden brauchen, da wir alle viel Unfrieden in uns tragen: In unserer Kultur, in vielen Kulturen, da wird Schadenfreude gelehrt. Es wird uns vorgelebt wie wir uns freuen sollen, wenn jemand versagt. Wir werden gelehrt dass wir schlecht reden sollen über Menschen die anders sind als wir. Da ist die Angst vor allem Fremden, die Abgrenzung gegenüber den anderen. Und das alles ist ein Unfriede, auf dem ganz schnell und leicht Haß zu säen ist. Weiß Gott, diese Welt ist voller Unfrieden. Können wir so auftreten, liebe Gemeinde, Frieden zusagen einer vom Unfrieden im Kleinen wie im Großen zerrissenen Welt? Das ist immer noch meine große Hoffnung. Daß wir als Christinnen und Christen, die in so vielen Ländern und Kulturen existieren, einander diesen Frieden einander und anderen zusprechen können und damit einen Beitrag leisten zum Frieden vor Ort wie zum Frieden der Welt. “Friede sei mit euch!” Der Friedensgruß Jesu schafft Gemeinde. Liebe Gemeinde, Freunde und Besucher, auch wir sind heute eine zusammengewürfelte Gemeinschaft. Menschen mit verschiedenem kulturellem Hintergrund, verschiedenen 10


Glaubensrichtungen und Denominationen, verschiedenen Sprachen, verschiedener ethnischen Herkuenften und verschiedenen Hautfarben. Laßt uns heute hier Gemeinde werden durch Gottes Geist. Obwohl wir einander nicht sehen koennen, so koennen wir doch glauben, dass mit mir noch etwa sechzig bis hundert andere Menschen bei diesem Gottesdienst dabeisind. So bitte ich euch deshalb, Eure Augen zu schliessen und diesen Menschen in Eurer inneren Vorstellung die Hand zu reichen und hier und jetzt zu sagen: “Friede sei mit dir”. Lasst uns das immer wieder miteinander einueben, sodass wir Friedenstraeger Jesu werden ueber unsere Gemeinde hinaus. „Friede sei mit dir!“: Mit dem Nachbarn, dessen Frau im Krankenhaus ist und der sich sehr allein fuehlt und Angst hat, da er sie nicht besuchen darf. „Friede sei mit dir!“: Mit dem jungen Ehepaar des Chinese Restaurants das gerade vor ein paar Monaten erst ausgemacht hatte und das nicht weiss wie es die eigene Miete bezahlen soll, geschweige denn die Miete des Restaurants. „Friede sei mit dir!“: Mit dem Obdachlosen, der sich nicht vor dem Coronavirus schuetzen kann, und dessen Sorgen das naechste Essen ist . „Friede sei mit dir!“: Mit den Kindern, deren Eltern nun beide immer zu Hause sind, Geldsorgen haben und sich nur noch streiten. Die Kind die nicht mehr wissen, wo ihre Geborgenheit ist. Wir koennen Friedenstraeger werden, da Jesus uns seinen Frieden schenkt. Jesus sandte seine Juenger, so wie auch uns, zu unseren Mitmenschen, mit einer göttlichen Mission: die “Sünden zu erlassen”. Das heisst auch Mauern zwischen Menschen niederzureißen, verschlossene Kerker aufzuschließen und Zukunft zu eroeffnen. Und das ist auch der Auftrag unsrer Kirche heute: Wir sind aufgerufen zur Sorge fuer unsere Mitmenschen, aufgerufen in diesen schwirigen Zeiten Einsamkeiten aufzubrechen und Menschen aus ihrer Isolation zu befreien. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei – Vereinsamung ist eine Sünde am geschaffenen Menschen, am Menschen, der sich nur in Beziehung entfalten kann. Jünger, die Sünden erlassen, sind dann solche, die Menschen Gemeinschaft erfahrbar 11


machen, die das göttliche „Friede sei mit euch!“ weitergeben, erfahrbar machen und mit Leben füllen. Lasst uns Gott bitten, dass wir als deutsche Gemeinde in diesen herausfordernden Zeiten sogar noch mehr zu einer Gemeinschaft wachsen, in der Menschen Frieden finden, wo sie Annahme erfahren und erleben koennen, dass Gottes Geist neue Hoffnung schenkt. Und der Friede Gottes, der unser Denken und unser Erwarten uebersteigt bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus, dem Lebendigen. Amen

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