Psalm 42: 2-6 Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. 3 Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue? 4 Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott? 5 Daran will ich denken und ausschütten mein Herz bei mir selbst: wie ich einherzog in großer Schar, mit ihnen zu wallen zum Hause Gottes mit Frohlocken und Danken in der Schar derer, die da feiern. 6 Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er mir hilft mit seinem Angesicht.
Predigt Text Roemer 12: 17-21 Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. 18 Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. 19 Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5.Mose 32,35): »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« 20 Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, so gib ihm zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln« (Sprüche 25,21-22). 21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
Evangeliums Lesung: Lukas 6: 36-42 36 Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. 37 Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. 38 Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch zumessen. 39 Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis: Kann denn ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? 40 Ein Jünger steht nicht über dem Meister; wer aber alles gelernt hat, der ist wie sein Meister. 41 Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, aber den Balken im eigenen Auge nimmst du nicht wahr? 42 Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, danach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen.
Predigt Roemer 12:17-21 „Ich will Corona boxen“, diese Überschrift hatte die Kinderseite der Süddeutschen Zeitung. Auf dieser Seite haben deutsche Kinder erzählt, wie sie mit der Corona Situation umgehen. Und Marlene, 4 Jahre alt sagte: „Manchmal stelle ich mich auf den Balkon, strecke Corona die Zunge raus und schreie ganz laut“. Mich hat es berührt diese Worte der Kinder zu lesen. Von ihrer Art zu hören, wie sie mit einer Situation umgehen, in der man an seine Grenzen kommt. Hilflos ist und Ungewissheit erlebt. Dann einfach mal auf den Balkon und schreien. Corona die Zunge rauszustrecken. Der kleinen Marlene hat das geholfen. Und wir? Was hilft uns zu bestehen, in Zeiten der Ungewissheit, der Angst? So wie wir sie in den letzten Wochen vielleicht erlebt haben, und sicherlich auch sonst im Leben kennen. „Es ist normal, überfordert zu sein, ist auch die erste Pandemie von den meisten.“ Diesen Spruch einer jungen Teenager habe ich per Whattsapp bekommen. Eine gute Art mit der eigenen Angst und Sorge unzugehen. Und ich wünsche mir, dass es uns gelingt mit solchen mitfuehlenden Augen auch auf uns selbst zu schauen. „Es ist normal überfordert zu sein.“ Ja, natürlich gibt es da die anderen Momente, die, in denen wir voller Ungeduld sind, die in denen die Hoffnung schwindet, die in denen wir nur noch voller Sorgen sind oder auch Zorn. Wut auf die Pandemie, Wut auf Gott, der diese Pandemie zulaesst, Wut, dass vieles nicht mehr moeglich ist. Vielleicht sollten wir Erwachsenen dann auch mal auf den Balkon rausgehen, oder vielleicht besse noch in unser Auto steigen, alle Fenster schliessen und einfach mal schreien.
Oder die Boxhandschuhe auspacken und auf den Boxball. Das ist verstaendlich. Es ist normal zornig zu sein. Gefaehrlich auf der anderen Seite wird es, wenn wir Menschen unsere Angst und unsere Wut ueber etwas das wir nicht kontrollieren koennen aneinander auslassen. Wenn wir anstelle in die Luft zu boxen, aufeinander einschlagen indem wir Feindbilder aufbauen und unsere Angst in Hass ueberschlaegt. Manche Menschen verwandeln ihre Hilflosigkeit und Angst in Hass gegen „die anderen“, die welche Schuld sind. Anstelle auf den Balkon zu gehen und mal so richtig zu schreien oder in die Luft zu boxen, erfinden wir Feindbilder. Jemand muss doch schuldig sein! Hass und Rache sind süß. Jemand muss doch Schuld sein an meinem Unbehagen, meiner Angst. Es sind „die anderen“ oder „die, welche anders sind.“ Eine beträchtliche Anzahl von Leuten denkt so. Und weil man heutzutage alles ins Internet stellen kann, kann man dort auch seitenlang Tipps finden für genüssliche Rache. Schütte deinem Feind Milch in den Tank! Fülle seinen Briefkasten mit einem Hundehaufen! Oder ruf mitten in der Nacht beim Pizzaservice an, bestell auf seinen Namen Pizza. Solche und viele andere Tipps werden im Internet veröffentlicht. Und es wird versprochen: Du wirst es wahnsinnig genießen, wenn du es dem anderen heimzahlen kannst. Nichts auf der Welt macht dich so zufrieden wie das. Aber pass auf, dass dir niemand auf die Schliche kommt. Sei vorsichtig. Handle niemals spontan. Plane deinen Rachefeldzug von langer Hand. Ruiniere deine Feinde! Mach es richtig professionell. Rache ist gefährlich. Oft entsteht ein beträchtlicher Schaden: an Sachen, am Leib und an der Seele des Menschen, gegen
den sich die Rache richtet. Gefährlich ist die Rache auch für den, der sie ausgeübt hat. Wahrscheinlich kommt man ihm ja doch auf die Schliche. Wenn er sich strafbar gemacht hat, folgt die Strafe: Geldstrafe – Gefängnis – gemeinnützige Arbeit, je nachdem. Dann hat der Genuss ein Ende. Am allergefährlichsten ist es für das Zusammenleben. Stellen wir uns vor, wohin eine Gemeinschaft kommt, wenn das Gesetz der Rache herrscht. Stellen wir uns vor, wie es in Atlanta zugehen würde, wenn jeder sich rächt. Jede Kränkung, jede Enttäuschung, jede Ungerechtigkeit. Alles wird heimgezahlt. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wo dieses Gesetz befolgt wird, da bleiben am Ende lauter Zahnlose und lauter Blinde zurück. Ich musste in den letzten Wochen wo soviel Angst umherging, immer wieder an die Worte aus dem Römerbrief denken. Im 12. Kapitel schreibt Paulus: „Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. 18 Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. 19 Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5.Mose 32,35): »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« 20 Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, so gib ihm zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln« (Sprüche 25,21-22). 21 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Feindschaft überwinden ist eine Befriedigung, eine viel größere als die Rache. Vielleicht sollten wir im Internet eine neue Seite aufmachen, eine Seite mit Ratschlägen für die Überwindung von Feindschaft. Erfahrungsberichte,
Geschichten, Tipps. Wahrscheinlich haben viele von uns Erfahrungen damit gemacht. Manches ist gelungen, manches ist gescheitert. Der Versuch war es trotzdem wert. Feindschaft überwinden, das ist eine echte Herausforderung. Von meiner Seite möchte ich ein paar Beispiele beisteuern: Das eine ist die Geschichte von Phyllis und Aisha. Beide sind Mütter. Phyllis hatte einmal einen Sohn: Greg. 35 Jahre war er alt. Er hat im World Trade Center gearbeitet, im 103. Stockwerk. Am 11. September 2001 ist er dort verbrannt, zusammen mit beinahe 3000 anderen Menschen. Aisha hat auch einen Sohn, Zacarias. Der sitzt jetzt im Gefängnis. Er hatte sich für diese Attentate vorbereitet, wollte eigentlich mitmachen. Aber ein paar Tage vorher ist er ertappt worden und verhaftet worden. Seine Mutter Aisha hatte von seinen Taten nichts gewusst. Sie hatte schon lange keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt. Sie schämte sich für ihren Sohn. Sie wollte Angehörige von Menschen kennenlernen, die durch die Attentate gestorben sind. Sie wollte ihnen ihr Mitgefühl ausdrücken. So fand sie Phyllis. Die beiden lernten sich kennen. Sie erzählten einander von ihren Söhnen. Sie weinten miteinander. Im Laufe der Zeit wurden sie zu Freundinnen. Und dann kam der Gerichtsprozess gegen Zacarias. Der Staatsanwalt plädierte auf Todesstrafe. Aber 35 Angehörige von Opfern wurden zu Fürsprechern für ihn. Er war ja nicht beteiligt, plädierten sie. Er war ja schon im Gefängnis, als die Attentate passiert sind. Und außerdem: Unsere Angehörigen werden dadurch nicht wieder lebendig, dass er stirbt. Vergeltung hilft niemandem. Was wir brauchen, ist Versöhnung. Auch Gregs Vater hat ein solches Plädoyer gehalten. Dieser Einsatz hatte Erfolg. Zacarias blieb am Leben. Er hat jetzt eine lebenslange Gefängnisstrafe. Und
seine Mütter arbeiten miteinander für Versöhnung, nicht nur in ihrem privaten Umfeld, sondern auch in der Öffentlichkeit. Im vergangenen Jahr haben sie beide dafür einen Preis bekommen. Zwei bewundernswerte Frauen, die gegen die Feindschaft arbeiten und für den Frieden. Leicht ist es nicht, harmlos ist es nicht, man wird nicht von allen dafür gelobt. Ganz im Gegenteil. Trotzdem ist es möglich. Diese beiden machen es vor. Noch eine andere Geschichte will ich beisteuern. Die Geschichte vom Eismann. Es war bei einem Schulausflug. Am Ende eines langen, heißen Tages. Kurz vor der Rückfahrt kauften sich viele noch ein Eis. Die Schlange am Eisbüdchen war lang. Endlich kam Jason dran. „Drei Kugeln Nuss mit Sahne!“ Der Eismann füllte die Waffel. Jason nahm das Geld aus dem Geldbeutel. „Ceasar, hier ist Nachschub! 20 Flaschen Milch!“ Der Eismann schaute auf den Lieferanten, und das war die Gelegenheit für Jason. Blitzschnell schnappte er die Waffel und lief weg. Das Geld hatte er immer noch in der Hand. Schnell lief er zum Bus. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Unterwegs verlor er einen Teil von dem Eis. Jason stieg in den Bus. Zum Glück hatte der Lehrer wohl nichts bemerkt, er sagte nichts. Aber einer von den Schulkameraden hatte alles beobachtet. Als er eine Bemerkung machte, sagte Jason: „Diese Mexikaner, das sind sowieso Schlitzohren! Und außerdem – was macht das schon?“ Bald darauf fuhr der Bus los. Dummerweise fuhr er an der Eisbude vorbei. Und plötzlich sprang der Eismann vor den Bus, gestikulierte ganz aufgeregt mit den Händen. Der Fahrer hielt an. Die Tür wurde geöffnet. Der Eismann sagte zum Lehrer: „Ein Junge, ich habe ihn erkannt, ganz, ganz wichtig!“ Der Lehrer ließ ihn hinein. Suchend ging der Eismann durch den Bus. Jason duckte sich. Am liebsten
wäre er in den Erdboden versunken. Aber keine Chance. Der Eismann entdeckte ihn. Aufgeregt redete und gestikulierte er, zum Teil Spanisch, zum Teil Englisch. Er kramte in seiner Hosentasche und zog einen Geldbeutel heraus. Den Geldbeutel von Jason. „Hier, dein Geldbeutel. Damit du nächstes Mal bezahlen kannst dein Eis“, sagte der Eismann und gab ihm den Geldbeutel zurück. Dann sagte er zum Lehrer: „Entschuldigung – keine Zeit mehr – ich muß Eis verkaufen!“ Der Eismann stieg aus, der Bus fuhr weiter. Jason steckte den Geldbeutel ein. Er schämte sich. Und an jenem Tag traf er eine Entscheidung: „Niemals mehr werde ich jemanden um sein ehrlich verdientes Geld betrügen!“ Gutes kann das Böse überwinden. Nur das Gute hat solche Kraft. Böses kann das nicht. Wer Böses mit Bösem vergilt, der wird selber vom Bösen infiziert. Unsere Gedanken werden vom Bösen besetzt. Die Energien sind gebunden. Wir sind voller Angst. Das Böse schlägt auf uns zurück. Passen wir auf, dass das nicht passiert. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten. Das ist es, was Gott gefällt. Das ist es, was der Menschheit nützt. Das ist der Weg der Nachfolge. Aber in unserem kleinen Umfeld können wir versuchen, Friedfertigkeit zu leben. Gelegenheit dazu gibt es täglich. Dazu noch ein letztes Beispiel: Ein Mann wohnte in einem ziemlich dicht bebauten Wohngebiet. Immer wieder wenn er aus der Haustür trat, sah er auf dem Balkon gegenüber einen Mann stehen, der dort seine Zigarette rauchte. Freundlich rief er ihm ein »Grüß Gott« zu; aber statt einem Gruß zurück, wendete sich der Mann ab. So ging das einige Wochen und Monate – der eine grüßte, der Mann auf dem Balkon drehte sich weg. Manchmal
kam sich der Grüßende ziemlich doof vor und überlegte, ob er das Grüßen nicht einstellen solle. Aber wenn er dem anderen begegnete, kam das »Grüß Gott« wie von selbst aus seinem Mund. Mit der Zeit aber veränderte sich die Szene. Es fing damit an, dass sich der Mann auf dem Balkon nicht mehr wegdrehte. Ein paar Wochen später nickte er verhalten, als er den Gruß hörte. Und beim nächsten Mal war ein »Guten Tag« zu vernehmen. Ein paar Wochen später trafen sich die beiden Männer auf der Straße. Es war Schnee gefallen. In den Pausen unterhielten sich die beiden freundlich. Und am Ende schoben sie gemeinsam den Platz vor den beiden Grundstücken frei. Ja, auch in unserer Coronazeit, in unserem kleinen Umfeld können wir versuchen, Friedfertigkeit zu leben. Gelegenheit dazu gibt es täglich. Dass wir das tun, so weit es an uns liegt, dazu bewahre uns der Friede Gottes, der höher ist als alles menschlich Denkbare in Christus Jesus. Amen
Jesus Christus, du bist unser Friede in einer Welt in der soviel Unfrieden herrscht. Erfülle diese Welt mit deinem Frieden: Frieden in unserer Nachbarschaft – Frieden waehrend der Demonstrationen in unseren Grossstaedten Frieden an den Grenzen Europas – Frieden in all den Laendern in denen immer noch und immer wieder Krieg herrscht. Wir bitten dich: Breite deinen Frieden aus.. Jesus Christus, du schenkst die Kraft zur Versöhnung. Erneuere uns und unsere Welt durch deine Versöhnung: Versöhnung für die, die einander hassen und verhoehnen Versöhnung für die, die einander Gewalt antun und aufeinander schießen -
Versöhnung für die, die aneinander schuldig wurden. Wir bitten dich: Versoehne uns. Jesus Christus, du bist die Liebe. Lass die Liebe wachsen: Liebe in unseren Häusern, unseren Familien, und Gemeinden Liebe zu den Kranken und Trauernden – Liebe zu den Gedemütigten und Verfolgten Liebe zu deiner Schöpfung. Wir bitten dich: Wachse mit deiner Liebe in uns und in dieser Welt. Jesus Christus, du bist der Atem unseres Lebens. Atme in uns. Atme, lebe und wirke in und durch deine Gemeinden in der ganzen Welt. Gehe mit uns und mit deinen Menschen mit –
Schenke uns taeglich: neuen Atem, neue Kraft, neue Liebe, und neue Bereitschaft zur Versoehnung. Wir brauchen Deine Gegenwart und Dein Wirken in diesen Zeiten so gefuellt mit Sorgen, in diesem Sommer, wo viele den Virus bestreiten und andere dem Virus zum Opfer fallen, in dieser Zeit von grosser politischer Zerrissenheit. Jesus, Du bist unser Bruder. Du bist Gottes Gegenwart in unserer Mitte. Dir vertrauen wir. Amen. In diesem Vertrauen beten wir gemeinsam: Vater unser im Himmel Geheiligt werde Dein Name Dein Reich komme
Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden. Unser taegliches Brot gib uns heute Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vegeben unseren Schuldigern und fuehre uns nicht in Versuchung sondern erloese uns von dem Boesen Denn Dein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlichkeit In Ewigkeit, Amen