Predigt

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Ein paar Stunden nachdem die Johns Hopkins University den 100,000th Tod der COVID-19 Pandemik hier in den USA verkuendete, gab der fruehere Vice President Joe Biden eine traurige Ansprache. Er sagte: „Meine Mitbuerger Amerikas, es gibt Augenblicke in unserer Geschichte die sind so dunkle, so Herz-zerreissend, dass sie fuer immer in unseren Herzen sein werden als geteilter Schmerz und Trauer. Heute ist solch ein Tag. Einhunderttausend Menschen sind gestorben wegen dieses Viruses allein hier in den USA. Ein jeder und jede hinterlaesst eine Familie die niemals wieder ganz sein wird. Ich Weiss da ist nichts das ich or irgend jemand sagen oder tun kann um die Schaerfe des Schmerzes zu lindern dass Ihr gerade erlebt, das kann ich von meinen eigenen Erfahrungen her sagen. Und doch, der Tag wird kommen, wo die Erinnerung an Euren geliebten Menschen ein Laecheln auf Eure Lippen bringt bevor sie eine Traene in Euren Augen bewirkt. Moege diese Zeit frueher kommen als spaeter. Soweit zu heute. Die Juenger hatten dies grausame Folter und den Tod ihres geliebten Lehrers hinter sich. Er war tot. Alle ihre Hoffnungen und Traeume waren mit ihm gestorben. Dann fuehlten sie einen Moment der Hoffnung als er vor ihnen erschien und seine Auferstehung eine echte Erfahrung fuer sie wurde. Aber dann, entschwand er fuer immer. Keine Erscheinungen mehr, kein gemeinsames Unterwegsein, keine Abendessen oder Gruppentreffen mehr. Der Tag wenn Jesus endgueltig in den Himmel auffuhr war ein trauriger Tag. Ein Tag der Klage, der Furcht, gefuellt mit Gefuehlen verlassen zu sein und Angst. Was wuerde die Zukunft bringen? Ohne Jesus wuerden sie sicher viel angreifbarer sein. Wer koennte ihn je ersetzen? Sie weinten wieder, die Erinnerung schmerzte. Natuerlich war da kein Laecheln auf irgendeinem Gesicht als sie am Pfingstsonntag zusammenkamen hinter verschlossenen Tueren. Ja, Jesus war ihnen erschienen, war auferstanden, aber nun war er endgueltig verschwunden...Seine Erscheinung hatte es sogar noch schwerer gemacht zu akzeptieren, dass er nicht mehr mit Fleisch und Blut unter ihnen war. Sie konnten ihn nicht mehr anfassen, ihm keine Umarmung mehr geben, ihm nicht mehr in die Augen sehen oder seiner Stimme lauschen. Da gab es


nichts was jemand sagen oder tun konnte den Schmerz besser zu machen den sie gerade dann fuehlten. Und dann: Ein orkanartiger Sturm. Flammen der Inspiration. Auf einmal: von feuriger Energie beseelte Männer und Frauen. Wortstrudel durcheinander, die doch wunderbarer Weise von allen verstanden werden. Dann eine flammende Predigt. Funken, die überspringen. Tief beeindruckte, in das Herz getroffene Zuhörerinnen und Zuhörer. Und dann 3000 Menschen, die ploetzlich an diesen Jesus glauben, ihm nachfolgen wollen, sich taufen lassen. Der Pfingst Traum eines jeden Predigers, einer Predigerin, jeder Kirchengemeinde wird wahr. Der Geburtstag der Kirche, aus Schmerz hervorgegangen. Unerwartet, mir viel Energie. Die traurigen gelaehmten Juenger werden zu Begeisterten, sind vom Geist erfuellt. Da war dann Euphorie, Enthusiasmus, Spektakel, sogar ein Ausnahmezustand. Der Heilige Geist – das war Energie pur. Damals beim ersten Pfingsten. Und wie ist das heute, diese Geisterfahrung? II. »Ich habe durchaus gezweifelt an meinem Glauben«, sagt eine Frau, »gerade in meinen Zwanzigern, aber irgendwann Anfang dreißig habe ich dann den Weg zurückgefunden: »Mach es wie Jesus, werde Mensch«, dieser Satz hat mir eine wichtige Brücke gebaut. Jesus ist für mich bis heute ein großes Vorbild. Nicht im Sinne einer einengenden Moral, sondern weil er gezeigt hat, worauf es im Leben ankommt: Dass wir die eigenen Talente erspüren und entwickeln. Schwächen zulassen, Fehler zugeben und verzeihen. Dass wir die Gemeinschaft mit anderen Menschen suchen und zusammen eine möglichst gerechte Gesellschaft gestalten. Gerade als Jugendliche hatte ich öfter das Gefühl: Das schaffst du nie! Klar ist man da versucht, alles hinzuschmeißen. Zum Glück war ich Mitglied in einer ökumenischen Jugendgruppe. Dort haben wir unsere Ideen diskutiert, aber auch über die Möglichkeit des Scheiterns gesprochen. Da habe ich eine zweite wichtige Botschaft gelernt: Jesus verzeiht dir, wenn du scheiterst. Du hast immer wieder eine neue Chance.


So klingt Geisterfahrung und -verkündigung heute - aus dem Mund einer engagierten Christin, III. »Der Glaube ist für mich ein Gefühl von Heimat«, erzählt eine andere Frau. »Oft bin ich an heißen Sommertagen nach dem Spielen in eine kühle Kirche gegangen. Das tue ich immer noch gern. Es ist, als würde man eine andere Dimension berühren. Ich muss dort gar nicht unbedingt beten, einfach nur sitzen und sein. In der Pubertät erwachten meine Zweifel an der Kirche. Eine emotionale Nähe zur Kirche entstand dann wieder, als mein erstes Kind starb. Jason hatte ein Aneurysma im Hirn und wurde nur eine Woche alt. Ein junger Geistlicher war als Erster an meiner Seite. Er war unsicher und mit der Situation auch sicher überfordert, aber er war da, hat neben mir gesessen und für mich gebetet. Mich hat sein Mut gerührt. Wie er sich so selbstverständlich zuständig fühlte für jemanden, der gerade Grauenvolles erlebt hat. Wenn man ein Kind verliert, will man erst einmal nicht über seine Gefühle sprechen. Man will sie nur aushalten. Deswegen war nicht die Krankenhauspsychologin der richtige Partner für mich, sondern der Geistliche. Was meine Seele brauchte, war schlichtweg ein Gebet. Heute engagiere ich mich für den ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst der Malteser. Dadurch habe ich die engste Verbindung zu dem, was ich unter Christentum verstehe. Denn die eigentliche Aufgabe der Kirche ist es, für andere da zu sein, zu dienen.« Würde diese Rede uns überzeugen und vom christlichen Glauben begeistern? IV. »Mir ging es in letzter Zeit nicht so gut«, erzählt ein Mann während einer Andacht. »Ein paar Sachen liefen nicht so in meinem Leben wie ich es mir erhofft hatte. Ich war ängstlich und besorgt. Da habe ich mich hingesetzt und gebetet. Gott, hilf mir. Das hat mir gut getan. Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, dass mir das Gebet und der Glaube helfen. An bestimmten Stellen in meinem Leben, als Richtungsentscheidungen anstanden, die mich überforderten, habe ich gebetet. Und dann geschah das Wunder, dass da dann plötzlich ein Mensch war, der mir geholfen hat bei dieser Entscheidung. Und ich


hatte und habe das Gefühl, dass Gottes Geist mir diesen Menschen aufgrund meines Gebets geschickt hat.« Diese Sache mit dem Geist Gottes - Wie würdet Ihr anderen Menschen davon erzählen? IV. »Die Sache Jesu braucht Begeisterte, sein Geist sucht sie auch unter uns.« das ist ein typisches Kirchenlied aus den 70er Jahren mit dem ich aufgewachsen bin. Pfingsten ist eine gute Gelegenheit, uns zu fragen: Ist noch Feuer in meinem Glauben? Ist der Funke noch lebendig, der in meinem Herzen brennt? Zu Pfingsten wird die eigene Lebendigkeit, die Lebendigkeit des eigenen Glaubens zum Thema. Denn wie sagte es der Kirchenvater Augustine: »Was du in anderen entzünden willst, das muss in dir selber brennen«. V. „Ach“, seufzt vielleicht wer heute Pfingsten feiert, „ach, wie schön wäre so ein Pfingstwunder auch unter uns.“ – Gerade jetzt, in diesem besonderen Jahr mit all den Beschränkungen durch die CoronaPandemie. Wie schoen waeren die Videogottesdienste aus unserer Gemeinde wären in allen Haushalten präsent. Alle Facebook posts und Newsletters würden von vielen gelesen oder angesehen werden. Der Kirchenkaffeeklatsch würde viel besucht, selbst wenn die CoronaAuflagen uns noch voneinander trennen. Wir wuerden einander anrufen und sicher stellen, dass wir die Kontaktinformationen von Menschen haben die zu uns gehoeren wollen. Obwohl wir Abstand halten muessen, so wäre wir im Gebet nicht nur mit unseren Lieben, sondern auch mit den Christen weltweit verbunden. Die Kinder und Konfirmande wären auch nicht ganz abgetaucht. Sie würden zumindest online vorbeischauen am Sonntag weil sie spüren: Das hier geht mich an. Und ihre Eltern würden sie unterstützen und begleiten, weil sie merken, Geschichten, Gesang und Gebete sind wichtig fuer Kinder in dieser beunruhigenden Zeit. Und solange sich die Gemeinde noch nicht treffen kann, würden zu Hause dennoch die Bibeln aufgeschlagen. Weil die Leute selbst nachlesen und verstehen wollen, wie die Geschichte mit dem Heiligen Geist weitergeht.


„Ach“, seufzt, wer Pfingsten feiert, „ach, wie schön wär so ein Pfingstwunder auch unter uns.“ Liebe Gemeinde, ich kann kein Laecheln auf Euren Mund zaubern, da es soviel Trauriges gibt in unseren Tagen. Aber ich laechele heute: Ich erlebe den Heiligen Geist in unserer Gemeinde. Viele dieser Wuensche sind in den letzten Wochen wahr geworden. Diese Gemeinde wird getragen von Euch, von Euch vielen die nicht wollen, dass unsere Gemeinde in diesen schwierigen Zeiten stirbt oder untergeht. Ich spuere eine Begeisterung, eine Energie die sich trotz der Ungewissheit in dieser Corona Zeit Bahn bricht. Menschen rufen einander an, sprechen Gebete fuereinander und sammeln Kontaktinformationen. Andere singen seit langem wieder gemeinsam neue und alte Lieder. Wieder andere sitzen fuer viele Stunden am Computer um den Gottesdienst zusammenzustellen. Begeisterte geben Geld und Zeit. Andere nehmen liebevoll Videos auf, sie lesen und erzaehlen Geschichten. Einer haelt sorgsam die Finanzbuecher auf dem Laufenden. Die zehn Mitglieder des Church Councils wollen einander sehen, unterstuetzen und die Gemeinde mittragen. Sie treffen sich zum ersten Mal alle zwei Wochen und nicht nur einmal im Monat. Und dann fliesst verbindende Energie waehrend des Kaffeeklatsches, selbst ueber den Ozean hinweg. Liebe Gemeinde Pfingsten ist nicht ein Tag. Pfingsten ist eine Erfahrung durch die wir als Gemeinde gerade hindurchgehen. Pfingsten ist die Energie Gottes die in und unter uns fliesst. Der Geist Gottes ist es, der diese Gemeinde am Leben haelt, neues Leben schenkt, und als Liebe und Verbundenheit unter uns wirkt. Ich wuensche uns allen als Gemeinde und als Nachfolger Jesu in der Mitte aller Ungewissheit, aller Trauer und aller Veraenderungen ein bewusstes und frohes Pfingsterlebnis. Amen


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