Predigt 27. Juni 2021

Page 1

4. SONNTAG NACH TRINITATIS 27.6.2021 TEXT: 1 MOSE 50,15-21 I. Viele Menschen sagten nach dem Zweiten Weltkrieg: Es gibt keinen Gott. Wenn es einen Gott gäbe, dann würde er die Kriege nicht zu- lassen. Es gibt so viel Grausames in der Welt, die Menschen sind so böse zueinander. Da kann ich nicht an Gott glauben. Noch heute stellen wir die gleichen Fragen. Wir sehen die Dunkelheiten der Welt, die unerträglichen Jammerlasten, die die Menschen tun und zu tragen haben und fragen: Wo ist Gott? Gibt es den überhaupt? Auch unsere schöne lange Geschichte von Joseph und seinen Brüdern ist von die- sen Fragen beseelt. Sie ist zu einer Zeit geschrieben worden, als Israel vernichtet war. 587 vor Christus wurde Jerusalem mit dem Tempel zerstört, der Staat existierte nicht mehr. Ein großer Teil der Bevölke- rung war in die Gefangenschaft geführt worden. Nach dieser Katast- rophe stellte sich für die gläubigen Juden die Frage: Gibt es unseren Gott überhaupt noch, hat es ihn jemals gegeben? Waren nicht alle Verheißungen und Versprechen in den Wind geschrieben? Konnte ein Gott, dessen Volk den Feinden ausgeliefert war, denn allmächtig sein? II. Auf diese Frage gibt unser Erzähler die Antwort: Er legt seine Erzäh- lung in die graue Vorzeit, die Väterzeit mit Abraham, Isaak und Jakob. Dann erzählt er von den zwölf Söhnen Jakobs, die sich lieben, aber auch hassen, ja sogar an Mord denken. Und trotzdem, mag geschehen was will, es geht gut aus. Und es wird in dieser Geschichte offenbar: Gott lenkt alle Völker, alle Menschen. Er lenkt sie so, wie er es will, uns allen zum Heil. Zwar wollten die Brüder


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.