179 – Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 1/2009)

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179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart Ausgabe 1/ 2009

Selbstbewusst Warum der Maschinenbau in der Region Stuttgart trotzdem Grund zur Zuversicht hat

Das Porsche-Museum punktet mit fahrbereiten Sportwagen S端dkola und Zitronenstolz erobern die Szenebars Standortkonferenz gegen die Wirtschaftskrise


Mannschaftsspieler

Gemeinsam ganz schön schnell: Das Ventomobil, ein Studentenprojekt der Universität Stuttgart, kommt ausschließlich mit Windkraft voran und kann damit gegen die Windrichtung fahren. Beim Aeolus Race 2008 ließ das Fahrzeug die gesamte europäische Konkurrenz hinter sich und wurde zudem für das innovativste Design ausgezeichnet.


Inhalt

Matthias Hangst

Editorial

Aktuell Neuigkeiten aus der Region Stuttgart / Wussten Sie schon…?

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Neu in der Region Das Porsche-Museum punktet mit fahrbereiten Sportwagen

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Branchenfokus Baedeker & Co. entdecken das Internet / Supercomputing für die Automobilindustrie / Das erste Geschirr, das rechnen kann

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Titelthema: Maschinenbau

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Selbstbewusst Warum der Maschinenbau in der Region Stuttgart trotzdem Grund zur Zuversicht hat

Inmitten einer schweren Rezession ein Magazin neu herauszubringen, das die vielfältigen Qualitäten der Region Stuttgart untermauert, ist weit mehr als ein trotziges „Jetzt erst recht“. Es geht nicht um tönende Werbesprüche, die der Realität nicht standhalten, sondern um Informationen, die derzeit leicht untergehen. Einmal im Vierteljahr wollen wir künftig über herausragende Unternehmen, wichtige Branchen, zukunftsweisende Projekte und über „weiche“ Themen berichten – auf textlich und gestalterisch hohem Niveau. Denn das Lesen von 179 soll im besten Sinne unterhaltsam sein. Das jeweilige Schwerpunktthema wird Themen, für die die Region steht, vertieft darstellen. 179 – das ist ein ungewöhnlicher Name für eine Publikation. Ich will die naheliegende Frage gleich beantworten: 179 Städte und Gemeinden formen den starken Standort Region Stuttgart. Dass es sich um einen starken Standort handelt, steht außer Frage. Zahlreiche Belege dafür finden Sie auf den folgenden Seiten. Gerade in Zeiten der Krise möchten wir als regionale Wirtschaftsförderung wieder daran erinnern. Wenn es stimmt, dass Wirtschaftspolitik mindestens zur Hälfte aus Psychologie besteht, dann müssen wir das halb volle Glas wieder mehr in den Vordergrund rücken. Auch das ist eine wichtige Aufgabe von 179.

willkommen

Selbstbewusst? Zuversichtlich? Wer in diesen Zeiten solche Vokabeln benutzt, muss überzeugende Gründe haben. Immerhin leiden die Maschinenbauer in Deutschland unter einer noch nie da gewesenen Rezession und klagen über Umsatzeinbrüche von bis zu 50 Prozent. Warum der Maschinenbau in der Region Stuttgart jenseits der aktuellen Krisenmeldungen mittel- und langfristig dennoch über ausgezeichnete Perspektiven verfügt, begründen wir in der Titelgeschichte unseres neuen Standortmagazins.

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Im Gespräch: Heinz Dürr

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Autos lackieren und Waffen vernichten Spezialist im Anlagenbau: die Eisenmann AG aus Böblingen

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Spezialist für Roboter Das Fraunhofer IPA forscht für die Industrie

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Wissenschaft Kalender aus Holz und Eis / Linsen und Spätzle als Forschungsobjekt / Kein Stand-by-Licht mehr

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Innovation Kohlendioxid ist zum Waschen da / Wer hat‘s erfunden...?!

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Existenzgründung Kola aus Schwaben erobert die Szenebars

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Fachkräfte Maßgeschneiderte Kinderbetreuung / Gesunde Mitarbeiter sind die besten Dienstleister

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Freizeit Führungen durch Bunker und Stollen / Tipps

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Standortkonferenz Gemeinsam gegen die Krise

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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell Im Eltern-Kind-Büro motivierter arbeiten / Termine / Meldungen

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Impressum

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179 Kommunen – ein Standort. Ludwigsburg Rems-Murr Stuttgart

Dr. Walter Rogg

raumzeit3 | Judith Schenten

Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)

Böblingen

179

Esslingen

Göppingen

Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2009

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Sechs Top-Arbeitgeber aus der Region Stuttgart Zum siebten Mal ist 2009 die Auszeichnung Top Job vergeben worden. Bei diesem bundesweiten Wettbewerb unter wissenschaftlicher Leitung der Universität St. Gallen lassen mittelständische Unternehmen ihre Qualitäten als Arbeitgeber bewerten. Sechs Firmen aus der Region Stuttgart finden sich unter den 100 Preisträgern. Sieger der Kategorie Familienorientierung und Demografie ist die Schokoladenfabrik Alfred Ritter aus Waldenbuch. Offenheit und Vertrauen, Sympathie und Fairness, Feedbackkultur, Verlässlichkeit und Rücksichtnahme seien fest definierte Werte des familiengeführten Unternehmens mit rund 800 Mitarbeitern, lobte die Jury.

Stuttgart-Marketing GmbH

www.topjob.de

Esslinger Stadtmarketing & Tourismus GmbH (EST)

kompakt

Aktuell

Spaziergänge zum schwäbischen Jugendstil Stadtspaziergänge zum Jugendstil in und um Stuttgart stellt ein Buch aus dem DRW-Verlag in Leinfelden-Echterdingen vor. Die insgesamt 14 Touren führen in alle Ecken der Landeshauptstadt, aber auch in die nähere Umgebung. Viele Beispiele sind bei Wohnhäusern zu finden, aber auch öffentliche Bauten wie etwa das Krematorium auf dem Pragfriedhof zählen zu den Musterbeispielen des schwäbischen Jugendstils. Auch im Umland gibt es viele Jugendstilbauten zu entdecken, etwa das Merkel‘sche Bad in Esslingen (Bild), die Murrhardter Villa Franck mit ihrer detailreichen Innenausstattung oder die Papierfabrik Scheufelen in Oberlenningen.

Auszeichnung für außergewöhnliche Immobilien Außergewöhnliche Immobilien werden in der Region Stuttgart prämiert. Der Immobilien-Award Stuttgart soll die Immobilienbranche dazu inspirieren, neue Wege zu gehen, um die Gebäudequalität zu verbessern. Dabei steht die ganzheitliche Betrachtungsweise im Mittelpunkt. Städtebauliche, architektonische, technische und gestalterische Aspekte werden ebenso bewertet wie ökologische, ökonomische und sozio-kulturelle Kriterien. Der Preis soll zudem zeigen, welches Potenzial in der Metropolregion Stuttgart für Immobilieninvestoren steckt. Prämiert werden Büro- oder Einzelhandelsimmobilien, Spezial-, Verkehrs-,Infrastruktur- und Wohngebäude. Die Preise des ersten Wettbewerbs gingen an die neue Stuttgarter Messe und die Themenimmobilie SpOrt in Bad Cannstatt. Bewerbungsschluss für die Ausschreibung 2009 ist Ende Juni. Ausgelobt wird der Preis wird vom Verein Immobilienwirtschaft Stuttgart. www.immobilienwirtschaftstuttgart.de

www.drw-verlag.de

www.das-neue-herz-europas.de

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Energiespeicher aus Beton für Solarkraftwerke Gemeinsam mit dem Baukonzern Ed. Züblin AG hat das Stuttgarter DLR-Institut für Technische Thermodynamik einen neuen Wärmespeicher für Solarkraftwerke entwickelt. Die auf dem Testgelände der Universität Stuttgart errichtete Pilotanlage speichert Wärme in Beton und ist damit eine kostengünstige und leistungsstarke Lösung. Energiespeicherung ist ein Schlüsselfaktor, um erneuerbare Energien effizient zu nutzen. So können etwa die Laufzeiten von Turbinen eines Solarkraftwerks mit Hilfe eines Wärmespeichers auf Zeiten geringerer Sonneneinstrahlung verlängert werden. Die Vorteile von Beton im Vergleich zu anderen Speichermaterialien liegen in der hohen Wirtschaftlichkeit. www.dlr.de/tt

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Stuttgart-Marketing GmbH

Nach 15 Jahren Planung wird es Wirklichkeit: Im April haben Bahn, Bund, Land, Stadt und Region Stuttgart die Finanzierung des größten Infrastrukturprojekts der Region besiegelt. „Stuttgart 21“ umfasst den Neubau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Ulm als Teil der Europamagistrale Paris-Stuttgart-Wien-Bratislava sowie den Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs vom Kopf- zum Durchgangsbahnhof. Verbunden mit dem Projekt sind auch eine Verbesserung des Nahverkehrs in der Region sowie ein neuer Nah- und Fernverkehrsbahnhof an Flughafen und Messe. 2010 soll der erste Spatenstich gemacht werden, 2019 die ersten Züge rollen. Durch das Bahnprojekt werden im Zentrum Stuttgarts rund 100 Hektar Gleisflächen frei. Neben einer Erweiterung der Parkanlagen entstehen dort im Laufe der nächsten 20 Jahre neue Stadtviertel mit Wohnungen und Arbeitsplätzen für rund 30.000 Menschen.

wussten Sie schon,...

Baubeginn für Bahnprojekt Stuttgart 21

...dass die erste Kundenkarte in Stuttgart angeboten wurde? Breuninger überreichte als erstes deutsches Kaufhaus schon 1959 seinen Kunden eine Karte zur bargeldlosen Zahlung, lange bevor es die EC-Karte gab. Auch war das Traditionshaus lange Zeit das Warenhaus mit der größten Änderungsschneiderei des Kontinents. Eine weitere Besonderheit gab es bis 1988 im Dachgeschoss: Das BreuningerBad, ein Mineralbad mit Sauna und Fitnessbereich. Bauarbeiter waren 1971 beim Ausheben einer Baugrube für das Kaufhaus auf eine Quelle gestoßen.


Neu in der Region

Das rollende Museum Das neue Porsche-Museum punktet mit fahrbereiten Sportwagen

Geöffnet ist das Museum dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr. Das Restaurant in der zweiten Etage, das sowohl einen Blick durch die große Glasfassade auf den Porscheplatz als auch durch eine gläserne Trennwand in die Ausstellung erlaubt, verfügt über einen eigenen Eingang und ist unabhängig von den Öffnungszeiten des Museums zugänglich. Tobias Schiller

Allein schon baulich beeindruckt das Museum: Der auf den Spitznamen „Flieger“ getaufte 5.600 Quadratmeter große Ausstellungsbereich ruht auf nur drei Trägern aus Stahlbeton und scheint deshalb 16 Meter über dem Porscheplatz zu schweben – eine große Herausforderung für alle am Bau Beteiligten, vom Statiker bis zum Stahlbauer. 10.000 Tonnen Gewicht trägt jede der drei Stützen – und doch wirkt der Baukörper luftig-leicht. Dazu trägt auch die Fassade aus poliertem Edelstahl und weißen Metallrauten bei.

www.porsche.de/museum

kultig

Der Neubau beheimatet auch die Museumswerkstatt, in der nicht nur die eigenen historischen Modelle, sondern auch die Oldtimer von Kunden gepflegt und gewartet werden. Ein Museumsshop, das durch Glaswände einsehbare Porsche-Archiv, das Exklusivrestaurant Christophorus sowie ein Bistro und Veranstaltungsbereiche ergänzen das Angebot.

Zwei große Automobilmuseen in einem Umkreis von nur zehn Kilometern – das ist weltweit wahrscheinlich einmalig. Neben dem 2006 eröffneten Mercedes-BenzMuseum lockt seit Ende Januar nun auch das neue Porsche-Museum Autofans in die Region Stuttgart. In kühner Architektur direkt am Zuffenhausener Stammsitz bündelt der Sportwagenhersteller das historische und zeitgenössische Porsche-Wissen an einem Ort. Zu sehen sind Rennwagen, Prototypen und Serienfahrzeuge aus über 60 Jahren Firmengeschichte.

Durchgängig in Weiß gehalten ist auch das Innere des Museums. Weiße Wände, weiße Böden, weiße Vitrinen lassen die ausgestellten Sportwagen für sich selbst sprechen. „Exponate dieser Güte brauchen keine aufwändige Verpackung“, sagt der Stuttgarter Museumsgestalter Hans-Günter Merz, der die Ausstellung konzipiert hat – wie übrigens auch schon die des Mercedes-BenzMuseums. „In Zuffenhausen stehen sie als Skulpturen in einer weißen Galerie. In dieser reduzierten Inszenierung kann der Besucher allein sein mit den Fahrzeugen und seinen ganz persönlichen Gefühlen.“

Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Grundlegendes und bewährtes Konzept von Porsche ist das des „rollenden Museums“: Regelmäßig werden die 80 Fahrzeuge im neuen Museum gegen andere Rennund Sportwagen aus dem Fundus ausgetauscht. Damit ergibt sich ein ständig wechselndes Bild aus immer wieder neu arrangierten Objekten. Zudem werden die meisten Exponate auch bei externen Veranstaltungen gezeigt und gefahren. So ist beispielsweise ein Porsche 550 A Spyder gern gesehener Gast des italienischen Straßenrennens Mille Miglia. „Die so erworbene Patina unserer Renn- und Sportwagen soll im Museum ganz bewusst sichtbar sein, um die Besucher durch Authentizität zu begeistern“, erklärt Klaus Bischof, Leiter des rollenden Museums.

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Branchenfokus

Baedeker & Co. entdecken das Internet Der Verlag MairDumont aus Ostfildern ist der Branchenprimus für Reiseliteratur

Bereits 1985 begann der Verlag, gemeinsam mit Daimler Stadtpläne für Navigationssysteme zu entwickeln. Heute steht dafür die erfolgreiche Unternehmenstochter Falk.Marcopolo.Interactive GmbH (FM-I), die sich auf Internet-, Navigationssystem-, Telematik- und mobile Angebote konzentriert, damit sich die Nutzer via digitaler Welt in der realen Welt zurechtfinden. FM-I kann auf sämtliche Inhalte des Mutterunternehmens MairDumont zurückgreifen und erstellt auf dieser Basis auch individuell ausgerichtete Kommunikationskonzepte für Anbieter im Tourismusbereich. Das Zeitalter der digitalen Reiseführer begann bei dem immer noch familiengeführten Unternehmen vor neun Jahren. Vollgepackt mit Insider-Tipps, Reise-Informationen, Linkkatalog zu Zielgebieten und aktuellen Reportagen ging marcopolo.de ins weltweite Netz. Das Portal bietet auch interaktive Funktionen wie die Marco-PoloCommunity, Foren oder Fotogalerien. „Wir möchten Reisenden die Möglichkeit geben, sich möglichst umfassend über ihre zukünftigen Urlaubsziele zu informieren. Mit dem Marco-Polo-Portal geben wir Nutzern die Gelegenheit, sich aktiv an der Gestaltung unserer Website zu beteiligen“, sagt MairDumont-Verlegerin Dr. Stephanie Mair-Huydts. Im vergangenen Jahr startete MairDumont gemeinsam mit dem österreichischen Unternehmen i5invest einen neuen interaktiven Reiseführer: tripwolf.de. Im Sinne des Web 2.0, dem Austausch von Informationen seitens der Internetnutzer, bietet Tripwolf Reisenden die Möglichkeit, sich mit ein paar Klicks einen persönlichen Reiseführer zur Destination ihrer Wahl zusammenzustellen – gespeist aus den Tipps von Freunden und Bekannten sowie den Empfehlungen von „Tripgurus” vor Ort. Bereits jetzt lassen sich bis zu 200.000 Destinationen, Sehenswürdigkeiten, Hotels und andere Orte finden. Bei MairDumont ist man vom – im wahrsten Sinne des Wortes – wegweisenden Konzept von Tripwolf überzeugt: „Die intelligente Kombination unseres Expertenwissens mit den Erfahrungen tausender Reisender ist für uns die Zukunft”, sagt MairHuydts. Astrid Schlupp-Melchinger

Falk.Marcopolo.Interactive

kreativwirtschaft

Wer mit einem DuMont-Kunstreiseführer in Rom unterwegs ist oder sich mit einem Falk-Stadtplan in Bangkok zurechtfindet, wer mit der deutschen Ausgabe von Lonely Planet die letzten Winkel Venezuelas erkundet oder sich mit Hilfe eines Marco-Polo-Führers durch mallorquinische Restaurants schlemmt, wer mit der Generalkarte durch Deutschland tourt oder sich mit dem HB Bildatlas auf die nächste Reise einstimmt – der verdankt seine verlässlichen Informationen dem Haus MairDumont. Der Verlag mit Sitz in Ostfildern ist der Marktführer für touristische Informationen in Deutschland und Europa. Zu dem Familienunternehmen mit rund 500 Mitarbeitern gehören europaweit elf Verlage und eine Bogenoffset-Druckerei. Etwa 200 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete die gesamte Gruppe 2008.

Nicht zuletzt der Baedeker gehört zum Verlagsprogramm: Der Klassiker unter den Reiseführern war lange gleichbedeutend mit Reiseführern allgemein. So wie Baedeker mit handlichen und verlässlichen Informationen die Reiseliteratur revolutionierte, um die Benutzer unabhängig von Fremdenführern zu machen, so nutzt heute MairDumont die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters, sei es durch elektronische Medien oder durch das Internet.

MairDumont GmbH & Co. KG

Gegründet: 1948 Sitz: Ostfildern Mitarbeiter: rund 500 Umsatz: ca. 200 Mio. Euro (2008) www.mairdumont.com

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Branchenfokus

Supercomputing für die Automobilindustrie

Die Arbeitsfelder des ASCS reichen von Energieeffizienz bis zu Sicherheitsaspekten oder der Feinstaubreduktion. Neue Simulationsmethoden sollen den Weg vom Entwurf zum Produkt verkürzen und so die Innovationsgeschwindigkeit erhöhen. „Simulation kann zum Beispiel bei der Optimierung des Energiemanagements oder der Gewichtsreduktion entschei-

Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

dende Beiträge liefern“, erläutert Ulrich Mellinghoff von der Daimler AG. Neben Daimler gehört die Uni Stuttgart zu den 13 Gründungsmitgliedern des ASCS. Mit von der Partie ist auch das Virtual Dimension Center Fellbach (VDC), eines der 14 Kompetenzzentren der Region Stuttgart. Das 2002 gegründete VDC verfügt über große Erfahrung im Aufbau von Unternehmensnetzwerken. „Diese Erfahrung bringen wir insbesondere in der Aufbauphase in das ASCS ein“, sagt VDCGeschäftsführer Jens Mohrmann. „Unsere Aufgabe sehen wir außerdem darin, die Arbeitsergebnisse des ASCS wie neu entwickelte Methoden oder Softwareprodukte den kleinen und mittleren Unternehmen der Region Stuttgart zugänglich zu machen.“ (schi)

Daimler AG

Ob es um das Thema Leichtbau geht oder um die Entwicklung verbrauchs- und schadstoffarmer Fahrzeuge – im Fahrzeugbau sind rechnergestützte Simulationsmethoden zur Produktentwicklung heute unverzichtbar. Wissenschaft und Wirtschaft haben auf diesem Feld eine neue Zusammenarbeit gestartet und das Automotive Simulation Center Stuttgart (ASCS) eingerichtet. Gerechnet wird auf den Supercomputern des Höchstleistungsrechenzentrums der Uni Stuttgart.

www.vdc-fellbach.de www.asc-stuttgart.de

Das erste Geschirr, das rechnen kann Stuttgarter IT-Unternehmen bringt Tellern das Denken bei

Bauscher

Schnitzel oder Currywurst? Das Stuttgarter IT-Unternehmen avus Services GmbH hat ein System entwickelt, das erkennt, welche Speise auf dem Teller liegt und wie viel diese kostet. Das Herzstück dieses sogenannten „Pabis-Systems“ besteht aus einem funkgesteuerten Chip, der im Boden eines herkömmlichen Porzellantellers oder eines Trinkglases eingebracht ist und die Daten per Funktechnologie Radio Frequency Identification (RFID) an Zahlstationen überträgt.

schleunigen, Warteschlangen vermeiden und parallel den Personalaufwand verringern. Holt sich ein Mitarbeiter das Essen an der Theke, überträgt der Chip im Teller sofort die Kosten an die Kasse. Diese bucht den Preis von bis zu 30 Gerichten und Getränken automatisch – ohne Personal – von einer Aufladekarte ab. Damit der Datenschutz garantiert ist, werden die Daten nach Bezahlung sofort gelöscht.

Angewendet wird dieses IT-System unter anderem in der Kantine der MercedesBenz-Bank. Es soll hier den Ablauf be-

2008 erhielt das gemeinsam mit der Weidener Porzellanfabrik Bauscher entwickelte Geschirr den Innovationspreis der Gastronomiemesse Intergastra. (ohm) www.avus-services.de

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informationstechnologie

fahrzeugbau

Automotive Simulation Center Stuttgart nimmt Arbeit auf

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Titelthema: Eng verzahnt

Der Maschinenbau ist nach der Automobilindustrie der zweitgrößte Industriezweig in der Region Stuttgart. Fast ein Viertel aller Industriebeschäftigten arbeitet in diesem weltweit einmaligen Cluster. Die Produkte haben einen exzellenten Ruf – zu Hause und in der Welt. Derzeit kämpft die Branche jedoch schwer mit den Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftsflaute.


Titelthema: Selbstbewusst

Warum der Maschinenbau in der Region Stuttgart trotzdem Grund zur Zuversicht hat

Einbrüche auf breiter Front: 44 Prozent weniger Aufträge als im Vorjahr meldete der baden-württembergische Maschinen- und Anlagenbau im April 2009 – der kräftigste Rückgang der letzten 50 Jahre. Nach fünf Jahren endete eine der intensivsten Wachstumsphasen in der Geschichte des Maschinen- und Anlagenbaus. Statt proppenvoller Arbeitszeitkonten wie noch im Spätsommer 2008 heißt es jetzt in vielen Betrieben: Einstellungsstopp, Abbau von Überstunden, Kurzarbeit. Plötzlich ist der Verlust von Arbeitsplätzen auch in dieser erfolgsverwöhnten Branche ein Thema. Und doch haben die Maschinenbauer mittelfristig gute Karten, die Schwächephase zu meistern – gerade in der Region Stuttgart, dort, wo das Herz der Branche schlägt. Die Unternehmen können selbstbewusst in die Krise gehen.

Wer sich umhört, wo die besonderen Chancen der Maschinenbauer in der Region Stuttgart liegen, stößt immer wieder auf ähnlich klingende Antworten: Die Kompetenz der Mitarbeiter sei es, die besondere Qualität der Produkte, die sie herstellen, die Kleinteiligkeit der Unternehmenslandschaft. Und immer wieder fällt ein Argument: Basis vergangener und künftiger Erfolge sei insbesondere die exzellente Verzahnung von Unternehmen, Zulieferern, Kunden, das einmalige Miteinander von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Denn nirgendwo sonst auf der Welt gibt es eine derartig starke Konzentration von Maschinenbauunternehmen, ihren Zulieferern und Kunden sowie auf die Branche spezialisierten Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen wie in den 179 Gemeinden der Region Stuttgart. Der Standort bietet unbestritten einen idealen Nährboden für künftige Erfolge dieser selbstbewussten Branche.

Schuler AG

Räumliche Nähe begünstigt Innovationen

sein Produktionsproblem umfassend abnehmen und ihn so erst zur Innovation befähigen“, auf diesen Punkt bringt es Ulrich P. Hermani, Landesgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).

titelthema

Selbstbewusst

Ob namhafte Familienkonzerne wie Putzmeister, Trumpf, Festo, Allgaier, Dürr oder weniger bekannte „Hidden Champions“: Bei Kennern haben die Maschinenbauer der Region und ihre Produkte von jeher einen exzellenten Ruf – zu Hause und in der Welt. Viele der hiesigen Maschinenbauer haben sich in den letzten Jahren des Erfolgs auf eng begrenzte Marktnischen konzentriert, in denen sie ihren Technologievorsprung gegenüber der Konkurrenz – etwa aus Fernost – ausspielen können. Fünf bis 20 Jahre sei man den Anbietern aus Asien technologisch voraus, so schätzten die Unternehmen in einer Umfrage im Auftrag der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS).

Know-how erhalten – und erweitern

„Geography matters“ bringt es die wirtschaftsgeographische Forschung heute auf den Punkt: Räumliche Nähe erleichtert persönliche Kommunikation, die wiederum Voraussetzung ist für Vertrauen und gut funktionierenden Austausch und so letztlich die Entstehung von Innovationen begünstigt. Dass der Raum eines Tages keine Rolle mehr spiele, dieses Versprechen des frühen Digitalzeitalters wird wohl nicht eingehalten.

Hirnschmalz ist dafür einer der wichtigsten Rohstoffe. Im Maschinenbau arbeiten rund 150.000 Ingenieurinnen und Ingenieure, damit hat jeder sechste Beschäftigte ein Ingenieursdiplom in der Tasche. „Über 90 Prozent der Beschäftigten im Maschinen- und Anlagenbau haben eine qualifizierte technische oder kaufmännische Ausbildung“, weiß Ulrich P. Hermani vom VDMA.

Innovationen sind das, was den Maschinenbau in der Region stark gemacht hat – und ihm wieder auf die Beine helfen könnte. Jedes Jahr aufs Neue liegt die Region bei der Zahl der Patentanmeldungen bundesweit an der Spitze. Immer wieder technologisches Neuland zu betreten, das sichert nicht nur den Maschinenbauern selbst die wirtschaftliche Zukunft. Als Schlüsselindustrie beliefern sie alle anderen Industriezweige mit Technologien, die wiederum deren Prozesse und Produkte verbessern. „Unsere Stärke ist es, in einem engen Netzwerk maßgeschneiderte Lösungen zu erarbeiten, die dem Kunden

Qualifizierung ist auch eine Antwort der Maschinenbauer in der Region auf die Krise. Wenn kurzfristig die Aufträge fehlen, nutzen viele Unternehmen die gewonnene Zeit für Weiterbildungsmaßnahmen – so wie es das im November beschlossene Kurzarbeiterprogramm der Bundesregierung vorsieht. Es hilft Unternehmen, Phasen mit schlechter Auftragslage möglichst lange ohne Entlassungen zu überstehen. Mit Vorteilen für beide Seiten: Die Firmen erhalten und entwickeln ihre eingearbeitete Belegschaft samt deren Know-how, Arbeitnehmer behalten ihren Arbeitsplatz.

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Titelthema: Selbstbewusst

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Heinz Dürr: In der Erinnerung sehen die Dinge immer anders aus. Aber was dieses Mal anders ist, das ist die Plötzlichkeit des Einbruchs. Keine Vorwarnung. Und in den Medien wird richtiggehend getrommelt. Man könnte fast sagen: Krise ist in. Mit dem etwas längerfristigen Blick auf die vergangenen zehn Jahre: Wie geht es dem deutschen Maschinenbau? Deutlich besser als vor zehn Jahren; vor allem auch deshalb, weil die Unternehmen ihre Strukturen verschlankt haben und gleichzeitig ein hohes, auf Dauer angelegtes Innovationstempo gehen. Nun haben sich die Auftragseingänge seit dem vierten Quartal deutlich abgeschwächt, sie liegen aber immer noch weit über dem 2003er Niveau. Die Auftragsbestände sind vergleichsweise hoch und sichern, zumindest in einigen Branchen, die Auslastung bis weit in 2009 hinein. Trotzdem wird 2009 kein leichtes Jahr für den deutschen Maschinenbau. Ich sehe aber auch keinen Grund, übertrieben pessimistisch zu sein.

Das ist möglich. Die hiesigen Maschinenbauer sind technologisch stark und international gut aufgestellt. Der Auftragseingang aus dem Ausland ist in den letzten Jahren überproportional angestiegen, das heißt die Unternehmen haben Marktanteile gewonnen. Die Stärke des Yen hilft sicherlich auch, Marktanteile international auszubauen. Wichtig ist, rasch auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren und vor allem in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) präsent zu sein.

Vorab ein Wort zum Shareholder Value. Einer der Erfinder dieses Trends, Jack Welsh von General Electric, hat vor Kurzem gesagt, das sei eine der dümmsten Ideen überhaupt. Es käme auf Mitarbeiter, Kunden und Produkte an. Und da haben Familienunternehmen sicher einen Vorteil. Für sie gelten diese drei Kriterien. Familienunternehmen wirtschaften auch besser, da sie nicht kurzfristigem Entscheidungsdruck unterliegen, weil sie nicht von Quartalszahlen getrieben werden. Man muss aber auch sehen: Dürr hat die Mittel für seine Expansion 1989 vom Kapitalmarkt erhalten, und 2008 konnten wir die Kapitalausstattung durch eine Kapitalerhöhung weiter verbessern. Unsere Eigenkapitalquote liegt heute bei über 30 Prozent. So gesehen geht der Börsengang in Ordnung.

Haben Familienunternehmen die besseren Chancen, die aktuelle Wirtschaftsflaute zu überwinden? Im Prinzip schon. Familienunternehmen sind flexibler als hierarchisch strukturierte Großkonzerne. Auch das Verbundenheitsgefühl der Mitarbeiter ist ein wichtiger Wert, und die Kunden schätzen gewachsene Beziehungen. Andererseits fehlt oft der Zugang zu alternativen Finanzierungsformen, weil der Kapitalmarkt besondere Anforderungen stellt, etwa hinsichtlich Bekanntheit, Rating, Rechnungslegung oder Börsennotierung. Bleibt also der klassische Firmenkredit. Da sind die Banken als Dienstleister für die reale Wirtschaft in der Pflicht, um Innovationsprojekte möglich zu machen.

Welche Maßnahmen ergreift Dürr, um gut durch das Konjunkturtal zu kommen? Naturgemäß schaut man sich alle Kosten an und fragt sich, welche Ausgaben überhaupt noch notwendig sind. Aber viel wichtiger ist, sich in solchen Zeiten noch mehr um Kunden zu kümmern und neue Produkte zu bringen, vor allem Lösungen anzubieten, die den Kunden helfen, ihrerseits die Kosten zu senken.

„Ja, wir werden die Krise nutzen, unsere Mitarbeiter zu qualifizieren“, bestätigt Heidi-Melanie Maier, Sprecherin des Maschinenbauers Trumpf. Das Unternehmen aus Ditzingen im Landkreis Ludwigsburg gehört zu den weltgrößten Herstellern von Werkzeugmaschinen und ist Markt- und Technologieführer bei industrieller Lasertechnik. Selbstverständlich würde das Unternehmen die vom Gesetzgeber geschaffene Möglichkeit nutzen und seine Mitarbeiter bei Kurzarbeit weiterqualifizieren, sagt Maier. „Wir werden die freie Zeit unserer Mitarbeiter nutzen, etwa um technisches Englisch zu fördern oder sie in neuen Technologien zu schulen.“ Davon verspreche sich Trumpf eine Stärkung im Wettbewerb: „Je besser unsere Mitarbeiter ausgebildet sind, desto wettbewerbsfähiger sind wir.“

Tür an Tür mit Kunden und Partnern

Ein Argument, das insbesondere hier zählt, in einer Region, die mit ihren gut ausgebildeten Fachkräften zu punkten weiß. „Die Region Stuttgart bietet eine unglaubliche Infrastruktur an industriellem Know-how und an Bildungseinrichtungen“, lobt Maier den Standort. „Dank der Universität Stuttgart und den Fachhochschulen haben wir die Möglichkeit, hoch qualifizierte Ingenieure zu gewinnen. Die Clustersituation hier ist einmalig.“

Diversifizierung lautet darauf die Antwort. Ein gutes Beispiel ist die Schuler AG mit Sitz in Göppingen. 1839 gegründet, ist Schuler heute Weltmarktführer in der Umformtechnik, also für Pressen, die Bleche und andere Materialien in Form bringen. Aber nicht nur Autos brauchen Bleche. „Schuler wird ja bis heute vor allem als Zulieferer der Automobilindustrie gesehen. Doch über 40 Prozent unserer Tätigkeit ist auch schon heute im Non-Automotive-Bereich“, erzählt Tobias Apfel, Leiter Unternehmenskommunikation der Schuler AG.

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Neben dem technischen Wissen und Können setzen die Maschinenbauer in der Region Stuttgart auch auf die Nähe zu Zulieferern und Kunden. Denn oft findet bereits der Entwurf einer neuen Maschine oder Anlage in enger Abstimmung mit der Entwicklungsabteilung des Kunden statt. Das fällt leicht, wenn der Kunde gleichzeitig der Nachbar ist. Wichtige Abnehmer des Maschinenbaus sind die Autobauer mit ihren Zulieferfirmen – noch vor dem Maschinenbau der größte und bekannteste Wirtschaftszweig der Region. Von der Nähe zur Autoindustrie profitiert der Maschinenbau einerseits. Doch wenn eine einseitige Abhängigkeit besteht, drohen auch Risiken – wie man derzeit gut beobachten kann.

Dürr AG

179: Herr Dürr, können Sie sich an einen Konjunktureinbruch wie den derzeitigen erinnern?

1989 ging die Dürr AG an die Börse. Aus Ihrer heutigen Sicht: Stehen Familienunternehmen besser da als allein dem Shareholder Value verpflichtete?

titelthema

im gespräch

Heinz Dürr

Haben die Maschinenbauer in der Region Stuttgart Grund zum Optimismus? Werden sie vielleicht sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen?


Titelthema: Selbstbewusst Was hat die Region Stuttgart, was andere Regionen nicht haben? Der hohe Stellenwert von F&E und die Hochschuldichte. Aber auch hier müssen wir neue Wege gehen, um unsere Spitzenposition abzusichern. Nur Kostenführerschaft wird nicht genügen. Unser Vorteil ist das technische Know-how, und daher brauchen wir qualifizierte Ingenieure. Und gerade unsere Region verfügt über viele Unternehmen, die Internationalität und Mittelstandsgeist verbinden, so dass sie für junge Ingenieure interessant sind. Was denken Sie, wo wird die Branche in fünf Jahren stehen? Der deutsche Maschinenbau wird seine führende Stellung weltweit noch ausbauen können. Das Wachstum findet jedoch in den BRIC-Staaten statt. Wie gesagt: Um hier erfolgreich zu sein, muss man vor Ort sein und das Angebot an die Marktbedürfnisse anpassen – das gilt für Technik und Preisgestaltung gleichermaßen. Zum Schluss: Erinnern Sie sich an Ihre Physiknote im Abitur? Note 2, aber in der Physik habe ich auch die Anwendung des Dreisatzes gelernt. Fragen von Tobias Schiller

Espresso-Kapseln, Spülbecken oder Garagentore werden auf Schuler-Pressen gefertigt. Auch für die Verpackungsindustrie ist das Unternehmen tätig mit Pressen, die Tuben und Dosen herstellen oder Alu-Schalen für Katzenfutter. „Wenn Sie einen Bosch- oder Siemens-Herd zu Hause haben, können Sie sicher sein, dass die Backröhre auf einer Schuler-Presse gefertigt wurde“, sagt Apfel. Ein weiterer Markt: Münzprägepressen. Bereits 1895 lieferte Schuler die erste Münzpresse nach China. Bis heute bringt dieses Segment Geld in die Unternehmenskasse: Jede einzelne Euro-Münze ist von einer Schuler-Presse in Form gebracht worden. Weitere Marktsegmente zu erschließen, darin sieht Apfel künftiges Wachstumspotenzial seines Unternehmens.

Kooperation – auch mit dem Wettbewerber Nicht nur die Nähe zu Kunden, auch die zu den Wettbewerbern zahlt sich oftmals aus. Auf gute Kooperationen untereinander sind die meisten Unternehmen schlichtweg angewiesen. Denn die Maschinen und Anlagen werden immer komplexer und die Technik im Alleingang kaum mehr beherrschbar. Maschinenbau sei heute so anspruchsvoll wie Flugzeugbau, heißt es in der Branche.

Dr. Heinz Dürr, Aufsichtsratsvorsitzender der Dürr AG Geboren 1933, studierte Heinz Dürr an der Universität Stuttgart Maschinenbauingenieurwesen. 1957 trat er in das Familienunternehmen ein, das sein Großvater Paul Dürr, seines Zeichens „Königlich Württembergischer Hofflaschnermeister“, bereits 1895 in Bad Cannstatt gegründet hatte. Die Geschäftsführung übernahm Heinz Dürr von seinem Vater 1969 und machte die Firma zu dem, was sie heute ist: Weltmarktführer von Lackieranlagen für die Automobilindustrie mit knapp 6.000 Mitarbeitern in 21 Ländern. Bis heute ist das Unternehmen zu einem großen Teil in Familienhand und Heinz Dürr Vorsitzender des Aufsichtsrats. Doch die Geschäftsführung überließ er schon 1980 anderen – und wurde Chef des AEG-Konzerns. Mit einem umfassenden Umbau gelang ihm die Rettung des damals schwer angeschlagenen Traditionsunternehmens. Mit seinem Lebenswerk verbindet sich zudem deutsche Bahngeschichte: Von 1991 bis 1997 steuerte Dürr als oberster Lenker die Bundes- und die Reichsbahn in die Privatwirtschaft.

Ob Sensoren, Elektronik, Pneumatik oder Elektromotoren: Immer mehr Technologien beziehen die Firmen fremd oder entwickeln gemeinsam Lösungen mit spezialisierten Partnern. Lange danach suchen müssen sie selten: Hoch spezialisierte Nischenanbieter sind in der Region eher die Regel als die Ausnahme, geringe Betriebsgrößen die Folge. Nur rund 165 Beschäftigte hat hier das durchschnittliche Maschinenbau-Unternehmen.

Maschinenbau in Zahlen

Region Stuttgart

Baden- Württemberg

Deutschland

Unternehmen

436

1.694

5.826

Beschäftigte

71.900

280.200

914.000

Umsatz in Euro*

17,16 Mrd.

56,89 Mrd.

196,48 Mrd.

Exportquote*

58,2 %

57,6 %

55,6 %

(Zahlen für 2007 [*2006]; Quellen: VDMA, Statistisches Bundesamt und Landesamt, eigene Berechnungen)

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Titelthema: Selbstbewusst

Neben Partnern aus der Wirtschaft werden für Kooperationen in Innovationsprojekten auch externe Partner aus öffentlichen Forschungseinrichtungen wie etwa den Fraunhofer Instituten, Forschungsanstalten des Landes oder den Hochschulen ins Boot geholt, ebenso wie private Forschungs- und Entwicklungsdienstleister. „Kleine und mittlere Unternehmen stehen der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen allerdings manchmal noch etwas skeptisch gegenüber“, sagt Volker Schiek vom Kompetenznetzwerk Mechatronik BW e.V. in Göppingen. Manche befürchten etwa, dass die Projektpartner aus der Wissenschaft das in Kooperationen erworbene Wissen auch an andere Unternehmen weitergeben.

Mittler zwischen Forschung und Praxis Als vermittelnder Partner bieten sich die regionalen Kompetenz- und Innovationszentren an – ein Erfolgsmodell für Netzwerkarbeit und Technologietransfer in der Region Stuttgart. Als neutrale Plattformen beraten sie insbesondere die kleinen und mittelgroßen Unternehmen, sie

vermitteln Projektpartnerschaften, fördern die Vernetzung der Unternehmen untereinander und regen kooperative Innovationsprojekte an. Vierzehn solcher Einrichtungen gibt es mittlerweile in der Region, darunter auch das auf Verpackungs- und Automatisierungstechnik spezialisierte Packaging Excellence Center (PEC) in Waiblingen. Gerade in der Krise kommt den Zentren eine Schlüsselrolle zu. „Da jede Krise auch ein Ende hat und man dann mit Innovationen punkten muss, wird in den Unternehmen aktuell an der Zukunft gebastelt“, verrät Volker Schiek aus der Netzwerkpraxis. Auch Thomas Hoffmann vom PEC bestätigt: „Noch vor einem Jahr arbeiteten die Unternehmen am Anschlag, um die Auftragsflut zu bewältigen. Jetzt besteht die Chance, Entwicklungskooperationen einzugehen und neue Projekte anzustoßen, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen.“ Eine Chance zur kurzfristigen Hilfe sieht er unter anderem im Kapazitätsausgleich zwischen den Firmen: Einige Hersteller von Verpackungsmaschinen etwa hätten nach wie vor alle Hände voll zu tun, während andere die Krise deutlicher spürten. Auch hier könnte das PEC vermittelnd helfen.

VDC, PEC & Co.

Hinter Kürzeln wie VDC oder PEC verbergen sich Erfolgsmodelle aus der Region Stuttgart, die mittlerweile auch in andere Regionen exportiert werden: die Kompetenz- und Innovationszentren. Insgesamt 14 gibt es in der Region, angestoßen und koordiniert von der regionalen Wirtschaftsförderung, getragen aber von den Akteuren aus den Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen. Drei der Kompetenzzentren sollen hier exemplarisch vorgestellt werden. Virtual Dimension Center (VDC), Fellbach Das Stichwort „Virtuelle Realität“ (VR) verbinden viele mit spielerischen Anwendungen wie der Internet-Parallelwelt Second Life. Doch VR-Technologien spielen heute auch in der realen Welt der Ingenieure eine große Rolle. „Virtual Engineering“ heißt das Zauberwort in den Entwicklungsabteilungen vor allem der großen Technologiekonzerne – auch im Maschinenbau: Neue Maschinenteile oder auch komplexe Anlagen entstehen komplett am Rechner, bis hin zum virtuellen Prototypen, dargestellt in 3D und in allen Funktionen testbar. Das dafür notwendige Wissen und die dafür benötigten Technologien auch kleinen und mittleren Unternehmen in der Region Stuttgart zugänglich zu machen, das ist die Aufgabe des Virtual Dimension Center in Fellbach.

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Packaging Excellence Center (PEC), Waiblingen Besonders im Nordosten der Region Stuttgart gibt es eine einzigartige Konzentration von Unternehmen der Verpackungs- und Automatisierungstechnik. Daher lag es nahe, für diese Zukunftsbranche eine Struktur zu etablieren, die für das vorhandene Potenzial eine moderierte Kooperationsplattform zur Verfügung stellt. Als eines der jüngeren Kompetenzzentren wurde deshalb Ende 2007 in Waiblingen das Packaging Excellence Center (PEC) eingerichtet. Die mehr als 40 beteiligten Unternehmen und Institutionen wollen Synergien zwischen den einzelnen technischen Disziplinen nutzen und wissenschaftliche Erkenntnisse gemeinsam verwerten. Auch die berufliche Aus- und Weiterbildung und die gemeinschaftliche Lösung von Kapazitätsproblemen sind Thema des Zentrums.

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Kompetenznetzwerk Mechatronik e.V., Göppingen Mechatronik – hinter dem Kunstwort verbirgt sich die Kombination mechanischer und elektronischer Bauteile und der damit verbundenen Informationstechnik. Aus nahezu keinem Bereich der Industrie sind mechatronische Systeme heutzutage mehr wegzudenken, im Maschinenbau sind sie allgegenwärtig. In der Region Stuttgart, insbesondere im Raum Göppingen, gibt es besonders viele Unternehmen, die mechatronische Produkte entwickeln, produzieren und vertreiben. Mit einer Außenstelle der Hochschule Esslingen ist in Göppingen zudem eine Bildungseinrichtung beheimatet, die im Fachbereich Mechatronik zu den renommiertesten Deutschlands gehört. kompetenzzentren.regionstuttgart.de


titelthema

Titelthema: Selbstbewusst

Manufuture: die Fabrik von morgen – Made in Europe Produktionstechnik ist die Grundlage der Industrie: Ohne Produktionstechnik keine Produktion und keine Produkte. Diese Führungsrolle, die der Produktionstechnik – mithin auch dem gesamten Maschinenbau – zukommt, erkannte auch die EU und forderte zu Beginn des Jahrtausends Industrie und Wissenschaft auf, Vorschläge für künftige Forschungsfelder auf dem Weg zur Fabrik von morgen zu machen. Dazu fand sich 2003 die europäische Technologieplattform Manufuture zusammen, die mittlerweile zu einem Netzwerk aus mehr als 1.000 Organisationen in 26 europäischen Ländern angewachsen ist und in der Mitglieder aus der Region Stuttgart eine maßgebliche Rolle spielen. In einem aufwändigen Erhebungsverfahren wurden sogenannte „Road Maps“ erstellt, die die relevanten Forschungsthemen benennen. Da geht es zum Beispiel um Fabriken höchster Leistung und aus einem Guss, um so etwas wie eine

europäische Produktionskultur als Antwort auf den asiatischen „Toyotismus“, um effiziente Kooperationen in Netzwerken oder um wissensbasiertes digitales Engineering. „Wenn wir jetzt die Weichen falsch stellen würden, könnte das verheerende Folgen für Europa haben und den Migrationsprozess von Arbeit massiv beschleunigen“, fasst der Stuttgarter Professor Engelbert Westkämper vom Fraunhofer IPA den Sinn der Aktivitäten zusammen. Als Teil seines Aktionsplans zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise schlug EUKommissionspräsident Barroso Ende 2008 eine Initiative „Fabriken der Zukunft“ vor. Mit einem Budget von 1,2 Milliarden Euro soll eine neue Generation von Produktionstechnik entwickelt und eingesetzt werden. Partner der Initiative ist Manufuture Europe. Nun heißt es, konkrete Projekte zu entwickeln. Auch hier gilt: Das Herz des Maschinenbaus

Gut gerüstet für die Krise? Innovationen, hoch qualifizierte Fachkräfte, exzellente Qualität und Präzision, hochgradige Spezialisierung, enge Kooperationen: Reichen diese Erfolgsfaktoren als Grund zum Optimismus? Zugegeben: Der Maschinenbau ist besonders hart betroffen von der weltweiten Rezession. Doch das liegt in der Natur der Branche. Denn die Abhängigkeit vom Investitionsklima ist eines der charakteristischen Merkmale des Maschinenbaus: Sparen die Unternehmen anderer Branchen, bleiben die Auftragsbücher der Maschinenbauer leer. Allein die Wucht, mit der jüngst das Ende der spektakulären Boomjahre kam, war für viele Beobachter überraschend (siehe auch Interview mit Heinz Dürr, S. 10). „Wir Maschinenbauer sind zwar den Umgang mit Zyklen gewohnt und haben in den letzten 50 Jahren viele Aufs und Abs bewältigt. Die jetzige Krise, die ganz wesentlich durch die Finanzmarktkrise ausgelöst wurde, ist jedoch auch für uns eine neue Herausforderung“, sagt VDMALandesverbandsgeschäftsführer Hermani. „Rückschläge von 20 Prozent haben wir schon öfters gemeistert, Rückschläge von 44 Prozent erfordern aber viel radikalere Maßnahmen. Wir mussten unheimlich schnell auch auf der Personalseite reagieren, den Hebel praktisch von Überstunden auf Kurzarbeit umlegen“, berichtet er. Viele Unternehmen müssten derzeit das ganze Register ziehen: Einstellungsstopp, Zeitkonten abbauen, Kurzarbeit, Personalabbau. Aber dennoch sieht er Hoffnungszeichen: „Wir können feststellen, dass die Unternehmen in den

schlägt in Baden-Württemberg, insbesondere in der Region Stuttgart. So wurde im Februar der Verein Manufuture BW e.V. gegründet, der auf dem Weg zur Produktionstechnik von morgen wesentliche Impulse in den europäischen Umsetzungsprozess künftiger Manufuture-Aktivitäten geben möchte. Gründungsmitglieder sind neben Unternehmen aus der Region wie Festo der Landesverband des VDMA, das Fraunhofer IPA, die Universitäten Hohenheim und Stuttgart, die Kompetenzzentren Mechatronik, PEC und VDC sowie die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, bei der auch die Geschäftsstelle des Vereins angesiedelt ist. www.manufuture.de

letzten Jahren ihre Performance wesentlich verbessert haben.“ Sie hätten ihre internationale Wettbewerbsposition deutlich gestärkt und gerade auch in den noch immer wachstumsstarken Schwellenländern beachtliche Marktpositionen aufgebaut. Auch WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg sagt: „Sicher, die derzeitige Krise ist eine große Herausforderung für die Unternehmen, aber sie wird überwunden werden.“ Wichtig sei, dass die innerhalb der Region bestens entwickelte Wertschöpfungskette möglichst wenig Schaden nehme: „Das Netz darf keine zu großen Löcher bekommen, um stabil zu bleiben.“ Daran mitzuwirken sei auch Aufgabe der WRS und ihrer Kompetenzzentren. „Die Wachstumspause muss genutzt werden, Personal zu qualifizieren, neue Produkte zu entwickeln und innovative Ideen umzusetzen, um für den kommenden Aufschwung gerüstet zu sein“, so Rogg. Auch Hermani fordert die Maschinenbauer zu einer „kreativen Nutzung der Rezession“ auf. „Gerade im Bereich Energie- und Umwelttechnik kann der Maschinenbau von enormen Potenzialen profitieren“, sagt er. Rund 2,2 Billionen Euro werden die Umweltindustrien weltweit im Jahr 2020 umsetzen, schätzt die Unternehmensberatung Roland Berger. Eine große Chance auch für die Maschinenbauer in der Region Stuttgart, ihre Stärken optimal auszuspielen und Gewinnbringendes mit Gutem zu verbinden – ganz im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Tobias Schiller

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Mit den Anlagen der Eisenmann AG aus Bรถblingen kรถnnen Firmen Autos lackieren, Porzellantassen brennen oder sogar Waffen vernichten.


Titelthema: Selbstbewusst

Die Eisenmann AG aus Böblingen ist Spezialist im Anlagenbau

Autos lackieren und Waffen vernichten Eugen Eisenmann, der 1951 das Unternehmen in Stuttgart-Gaisburg gründete, hantierte noch nicht mit gefährlichen Chemikalien, sondern mit feuchtem Holz, das in den von ihm konstruierten Anlagen trocknen sollte. Heute entwickeln und planen die 2.400 Mitarbeiter mittlerweile an zehn Standorten auf der ganzen Welt verschiedene Anlagen und Technologien für die Bereiche Oberflächentechnik, Thermoprozesstechnik, Umwelttechnik, Keramik und Materialfluss-Automation. „Ein großer Vorteil ist das breite, ineinandergreifende Portfolio unseres Unternehmens. Die auf den ersten Blick so verschiedenen Geschäftsbereiche ergänzen sich bei vielen Aufträgen ideal. So können wir oft innerbetriebliche Synergien nutzen, was uns im Gegensatz zu anderen autarker und flexibler macht.“

Eisenmann AG

Das Aufgabenspektrum der Ingenieure und Techniker reicht von der Planung, der Konstruktion, dem Bau und der Inbetriebnahme der Anlagen bis hin zur Wartung. „Ein großer Vorteil ist das breite, ineinandergreifende Portfolio unseres Unternehmens. Die auf den ersten Blick so verschiedenen Geschäftsbereiche ergänzen sich bei vielen Aufträgen ideal. So können wir oft innerbetriebliche Synergien nutzen, was uns im Gegensatz zu anderen autarker und flexibler macht“, meint Dr. Matthias von Krauland, Sprecher des Vorstands der Eisenmann AG, die seit 1959 in Böblingen ihren Stammsitz hat. Mit Eisenmann-Anlagen können die jeweiligen Herstellerfirmen beispielsweise Waschmaschinen und Flugzeuge lackieren, hochwertige Porzellantassen brennen oder chirurgische Implantate produzieren. Im Jahr 2002 hat sich die Bundesregierung auf dem G8Gipfel im Rahmen des Chemiewaffenübereinkommens verpflichtet, Russland bei der Vernichtung von Kampfstoffen zu unterstützen. So erhielt Eisenmann als Spezialist im Bereich Umwelttechnik den Auftrag des Auswärtigen Amtes, eine Anlage zu fertigen, die das Gift von 67.000 Fliegerbomben, die im 500 Kilometer südwestlich von Moskau gelegenen Potschep noch aus Zeiten des Kalten Krieges lagerten, vernichtet. Das Resultat war eine Anlage, die unter anderem aus zwei sogenannten Hochturbulenzreaktoren besteht, in denen flüssige und gasförmige Gifte verbrannt werden. Auch ein Herd-

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Die Mitarbeiter der Eisenmann AG aus Böblingen wissen, dass Anlagenbau Maßschneiderei ist. Sie stellen Anlagen individuell nach den Bedürfnissen des Kunden her. Zum Kundenkreis des Systemlieferanten für Oberflächen-, Umweltund Spezialverfahrenstechnik zählen zahlreiche Unternehmen aus der Automobilindustrie. Doch auch mit der Vernichtung von Nervengasen aus dem Kalten Krieg hat sich das Unternehmen einen Namen gemacht.

wagenofen, der feste Reststoffe wie leere Bombenhülsen oder benutzte Schutzkleidung der Arbeiter entsorgt, gehörte zum Lieferumfang. Damit die Anlage nächstes Jahr in Russland in Betrieb gehen kann, hat Eisenmann sie letzten Herbst schon funktionsgerecht in der Montagehalle im nahen Holzgerlingen aufgebaut und überprüft. Danach wurden die Anlagenkomponenten verpackt, nach Russland transportiert und dort erneut aufgebaut.

Die in den letzten Jahren neu erschlossenen Geschäftsfelder wie Biogasanlagen, Anlagentechnik für die Windkraft- oder Karbonfaserindustrie und die Ölschlammentsorgung im Bereich der Umwelttechnik sollen laut Dr. Matthias von Krauland in Zukunft noch mehr ausgebaut werden. Zudem seien die Entwicklung von Anlagentechnik hinsichtlich Energieeinsparung, Effizienzsteigerung und CO2-Vermeidung sowie Neuentwicklungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Kunden verbessern, weitere zukünftige Schwerpunkte. Die Nähe zu technischen Hochschulen und zur Automobilindustrie mache Böblingen „zu einem strategisch günstigen Standort für Eisenmann“, so Dr. Matthias von Krauland. „In dieser Hinsicht profitieren wir von den Vorzügen der Technologieregion Stuttgart.“ Martina Strohm

Eisenmann AG Gründung: 1951 Mitarbeiterzahl: ca. 2.400 Standorte: Stammsitze in Holzgerlingen und Böblingen Weltweit: Deutschland, USA, Brasilien, Mexiko, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, China und Russland www.eisenmann.com

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Titelthema: Selbstbewusst

Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA ist seit 50 Jahren ein gefragter Partner der Industrie

Innovationsfabrik für moderne Organisationsmodelle und Technologiekonzepte Unternehmen in der Region Stuttgart profitieren in erheblichem Maße von der Dichte und Qualität wissenschaftlicher Einrichtungen vor Ort, die sich zumeist auf anwendungsorientierte Forschung konzentrieren. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA ist ein renommierter Projektpartner für produzierende Unternehmen.

Roboter für jeden Zweck Neben langfristig und strategisch ausgerichteten Aspekten der Forschung, deren Umsetzung Industrieunternehmen zugute kommt, konzentriert sich ein Großteil der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des IPA darauf, Automatisierungs- und Rationalisierungspotenziale in den Unternehmen zu untersuchen und auszuschöpfen. Von dieser Arbeit profitieren ebenso mittelständische Firmen. Die Wissenschaftler am IPA stellen alles auf den Prüfstand: Methoden, interne Abläufe, Organisationsmodelle, Komponenten und Geräte. Komplette Anlagen werden vom IPA entwickelt, erprobt und exemplarisch eingesetzt.

Intensive Zusammenarbeit mit der Universität Die enge Kooperation mit der Universität Stuttgart, äußerlich sichtbar in der räumlichen Nähe auf dem Vaihinger Campus, ist charakteristisch für die Fraunhofer-Gesellschaft. Das Institut für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) und das Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen (ISW) an der Uni Stuttgart ergänzen die Arbeitsgebiete des IPA. Gemeinsam bilden sie ein enges Netzwerk, dessen breites Forschungsportfolio Kunden und Partnern aus der Industrie zur Verfügung steht. Mit 200 Wissenschaftlern und einem Jahresbudget von 30 Millionen Euro gehört das IPA zu den größten Fraunhofer-Instituten. In diesem Jahr blickt es auf 50 Jahre erfolgreiche Forschungsarbeit zurück, die im Sommer mit einer Roboterschau und dem Fraunhofer-Forschungstruck der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Astrid Schlupp-Melchinger www.ipa.fraunhofer.de

Die LERNFABRIK – Hier üben Manager und Mitarbeiter Die im Jahr 2007 eröffnete Lernfabrik für advanced Industrial Engineering (aIE) macht ihre Kunden aus der Industrie zu Schülern einer Praxisakademie. Zielgruppe sind Unternehmen mit einer variantenreichen Serienproduktion.

systems zu steuern sind und an neue Erfordernisse des Auftraggebers angepasst werden können. Die „Schüler” erarbeiten eigenständig, wie die Produktion im eigenen Unternehmen effizienter und erfolgreicher gestaltet werden kann.

Technische Manager und Produktionsplaner üben auf dem Trockenen, wie die einzelnen Module eines Produktions-

Beispielprodukt ist ein Schreibtischset, das in der angeschlossenen Modellfabrik real produziert wird. Es besteht aus

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mehreren Aufbewahrungsbehältern in unterschiedlichen Formen, Größen und Anordnungen, die mehrere tausend Varianten ermöglichen. Industriepraktiker üben hier am fassbaren Objekt. In der Lernfabrik arbeiten das Fraunhofer IPA, mehrere Uni-Institute, Software-Entwickler und Bildungsdienstleister zusammen. www.lernfabrik-aie.de

Fraunhofer IPA

Mit der Entwicklung von Servicerobotern hat sich das IPA weltweit einen Namen gemacht. Die neue Robotergeneration – die Heinzelmännchen des neuen Jahrtausends – spezialisiert sich zunehmend. Ausgestattet mit individueller Steuerungstechnik kommen sie in den Produktionsstraßen vieler Unternehmen zum Einsatz, sind als Informationsquelle im Museum unterwegs oder unternehmen Patrouillenfahrten auf Bohrinseln, wo sie Daten erheben und Gefahren melden.

In der angeschlossenen Lernfabrik (siehe Kasten) üben Mitarbeiter von Unternehmen auf dem Trockenen, um die Produktionsplanung entscheidend zu verbessern. „Für die Existenzsicherung und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen ist es unerlässlich, dass die Produktionsplaner und Fabrikorganisatoren lernen, wie Turbulenzen auf dem Markt schnell ausgeglichen werden können, ohne die laufende Produktion zu behindern“, so Prof. Dr. Engelbert Westkämper, Leiter des Fraunhofer IPA.

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Der Kernbereich der Aktivitäten des Fraunhofer IPA liegt in der Entwicklung von Steuerungs- und Robotertechnik. Weltweit agierende Unternehmen aus der Region Stuttgart wie Kärcher, Bosch, Festo oder Index, aber auch viele andere internationale Firmen stützen sich auf die Forschungsergebnisse des Instituts oder vergeben eigene Aufträge.


Das Fraunhofer IPA entwickelt Industrieroboter und Serviceroboter f端r einen breiten Kundenkreis.


Wissenschaft

Linsen und Spätzle als Forschungsobjekt

Kalender aus Holz und Eis

Die Zeiten, als die wichtigste Zutat für das schwäbische Nationalgericht „Linsen und Spätzle“ tatsächlich aus Schwaben stammte, sind längst vorbei. Wenn Landwirte hierzulande Linsen anbauen, greifen sie mangels deutscher Züchtungen auf italienische und französische Sorten zurück. Wissenschaftler der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt NürtingenGeislingen (HfWU) arbeiten nun daran, alte Linsensorten wieder heimisch zu machen. Denn verschwunden sind die Sorten nicht: Die letzten noch verbliebenen Samen dreier Linsensorten eines schwäbischen Züchters wurden in Genbanken konserviert, unter anderem in St. Petersburg. Von dort brachte sie Woldemar Mammel, der Kopf der ÖkoErzeugergemeinschaft „Albleisa“, vor einigen Jahren zurück ins Ländle.

Das Klima spielte verrückt, erste stadtähnliche Siedlungen wuchsen und der Steinzeitmensch erfand den Ackerbau: Für Klimaforscher und Archäologen ist das Ende der letzten Eiszeit einer der wichtigsten Wendepunkte der Geschichte.

erforschen

Zurückgreifen konnten die Forscher auch auf das weltweit größte Jahresring-Archiv im Holzlager der Uni Hohenheim. Wie bei einem Puzzle-Spiel haben die Wissenschaftler einen Kalender aufgebaut, indem sie die Muster von Baumstämmen analysierten, ältere und jüngere Hölzer aneinandersetzten und so immer weiter in die Vergangenheit zurückstießen. „Ob Dachbalken, antike Möbel oder der Griff einer Steinzeitaxt – jedes Holzstück, das wenigstens 50 bis 100 Jahresringe besitzt, zeigt ein so charakteristisches Muster, dass wir das Alter bis auf das Jahr genau

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Universität Hohenheim

Besonders wichtige Archive für diese Zeit sind die Jahresringe von Baumstämmen sowie Eisbohrkerne aus Grönland und der Antarktis. Forschern der Universitäten Hohenheim und Heidelberg ist es jetzt im EU-Verbund gelungen, die beiden Kalender aus Holz und Eis direkt zu verknüpfen – womit sie erstmals Ereignisse bis in die Zeit vor 14.500 Jahren exakt datieren können.

bestimmen können“, sagt Michael Friedrich, Paläobotaniker an der Uni Hohenheim (Bild). Exakt 12.468 Jahre umfasst der ununterbrochene Hohenheimer Jahresring-Kalender heute, bis ans Ende der letzten Eiszeit. (schi)

Die alten Linsen zu vermehren und ihre Eigenschaften zu bestimmen, das sind die Ziele des Forschungsprojekts. So wird beispielsweise erst der Vergleich mit zehn modernen Linsensorten zeigen, welche Sorten den regionalen Anbaubedingungen besser gewachsen sind. Werden es die historischen Linsentypen sein? Oder ist es doch sinnvoller, fremde Sorten anzubauen – „Reingeschmeckte“ sozusagen? Das Forschungsprojekt wird die Antworten liefern. (schi)

Kein stromfressendes Stand-by-Licht mehr Wer den Fernseher oder die Stereoanlage ständig im Stand-by-Modus laufen lässt, muss dafür bezahlen – die Deutsche Energie-Agentur schätzt bis zu 95 Euro pro Jahr. Studierende der Hochschule Esslingen haben ein Gerät und ein System entwickelt, das diesen Verbrauch einspart, und dafür den IT-Preis Imagine Cup gewonnen. Die Esslinger Studierenden der Informationstechnik Daniel Franke, Visilios Filippidis, Jörn Schindler und Axel Ernst stellten enorme Leerlaufverluste bei elektronischen Geräten fest, die im Stand-

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by-Modus sind. So kamen sie auf die Idee, ein Gerät mit einer Software zu entwickeln, das alle elektronischen Geräte mit Stand-by-Funktion im Haushalt koppelt und sie automatisch abschaltet, wenn sie nicht mehr benutzt werden. Sie bewarben sich damit beim Imagine Cup der Firma Microsoft und gewannen im bundesweiten Wettbewerb in der Kategorie Software Design. Im Vergleich zu anderen Technologien erreicht ihr Gerät PoinT eine tatsächliche Stand-by-Leistung von null Watt am Endgerät. „Leider kann aus regenerativen

Energien erzeugter Strom den Energiebedarf noch lange nicht hundertprozentig decken. Deshalb müssen wir darauf setzen, dass Energie erst gar nicht gebraucht wird“, meinen die Gewinner. Im internationalen Finale traten sie erfolgreich gegen weitere Teams in Paris an und wurden in ein Beratungsprojekt zur Existenzgründung aufgenommen. (ohm) www.hs-esslingen.de www.imaginecup.info


Innovation

Kohlendioxid ist zum Waschen da

Das bei der acp-Technologie verwendete CO2 ist ein Abfallprodukt aus der Herstellung von Industriegasen: „Das gleiche Kohlendioxid wie es auch zur Herstellung von Kohlensäure in Cola eingesetzt wird“, erläutert Menauer. Das Gas wird unter hohem Druck bei niedrigen Temperaturen verflüssigt und in Stahlflaschen gelagert. Wenn es beim Austritt aus der Düse mit der Atmosphäre in Berührung kommt, entsteht eine Art Schnee, der erst nach einer halben Minute verdunstet. Diese Zeit genügt, um den Schnee auf Überschallgeschwindigkeit zu beschleunigen und auf die zu reinigenden Flächen zu strahlen. Die Kombination seiner mechanischen, thermischen und chemischen Eigenschaften entfernt sowohl Späne und Schleifstaub als auch Schmutzfilme wie Öle, Polierpasten oder Emulsionen.

Effektivität und Umweltfreundlichkeit passen beim CO2-Schneestrahlverfahren bestens zusammen. Da sich das Kohlendioxid im Laufe seiner Anwendung verflüchtigt, hinterlässt es keine Rückstände; zugleich sind die Schneekristalle weich genug, um auch empfindlichste Oberflächen nicht zu beschädigen. Zudem lassen sich dank der flexiblen Düsentechnik nicht nur ausgewählte Bauteilabschnitte selektiv behandeln, auch großflächige Autozubehörteile können vor der Lackierung gesäubert werden. Im Vergleich zu bisherigen Verfahren spart das erheblich Platz und Kosten. Brit Glocke www.acp-micron.com

Die Bohrmaschine 1895 baute Wilhelm Emil Fein in Stuttgart das weltweit erste Elektrowerkzeug in der Geschichte der Technik: eine elektrische Handbohrmaschine. Aber nicht nur diese wurde in der Region Stuttgart erfunden, sondern auch die Schlagbohrmaschine, nämlich 1953 von Otto Baier. Die Idee dazu hatte er angeblich, als er beim Umzug seiner Firma sah, wie mühsam es für die Handwerker war, Löcher in die Betondecken zu bohren.

Die Firma gibt es noch heute, sie heißt Otto Baier GmbH, hat 70 Mitarbeiter und produziert in Asperg bei Ludwigsburg, na was wohl: hochwertige Elektrowerkzeuge. Nicht zu vergessen: In der Region Stuttgart gibt es noch viele weitere namhafte Hersteller von Elektrowerkzeugen: Metabo (Nürtingen), Bosch (LeinfeldenEchterdingen), Festool (Wendlingen), AEG (Winnenden) und – nicht zu vergessen – eine Firma, die sogar den deutschen Wortschatz bereichert hat: die Flex Elektrowerkzeuge GmbH in Steinheim an der Murr.

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Metabowerke GmbH

wer hat‘s erfunden?

Effektive Reinigungsverfahren gewinnen im Fahrzeugbau, in der Elektronikfertigung, der Kunststoffverarbeitung, der Halbleiter- und optischen Industrie an Bedeutung: Öl- und fettfreie Oberflächen sind die Grundvoraussetzung für optimales Laserschweißen, Kleben und Beschichten. Beim Automobilbau sind die Ansprüche an die Reinigungsprozesse besonders stark gewachsen, beispielsweise im Bereich der Fahrzeugfront, die heute insgesamt als Stoßfänger fungiert: Wie beim privaten Putzen erschweren Hohlräume, Konturen, gebogene Formen und Kanten die Reinigung. Bauteile, die lackiert oder verklebt werden sollen, dürfen aber keine noch so kleinen Schmutzpartikel und Feuchtigkeitsreste mehr aufweisen.

Der Einsatz von Kohlendioxid als Schmutzlöser ist zwar nicht neu, innovativ ist aber die patentierte Technologie, die acp einsetzt. Das Kernstück ist eine technisch ausgefeilte, verstellbare Überschall-Düse, die acp-Geschäftsführer Karl-Heinz Menauer am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart als Lösung für die Reinigung von Kleinstbauteilen in der Mikrosystemtechnik mitentwickelt hat. Um das bis heute in Leistung und Verbrauch konkurrenzlose Reinigungsverfahren auf den Markt zu bringen, wurde 1997 die acp ausgegründet.

acp advanced clean production GmbH

Ein neues Verfahren der acp advanced clean production GmbH aus Esslingen am Neckar revolutioniert industrielle Reinigungsprozesse. Die weltweit einzigartige Reinigungstechnologie, die flüssiges Kohlendioxid nutzt, kommt ganz ohne Wasser aus. Zu den Anwendern des patentierten CO2-Schneestrahlverfahrens gehören neben Großunternehmen wie Bosch, Siemens und Volvo auch Mittelständler, die sich auf Präzisionsprodukte spezialisiert haben.

entwickeln

Innovative Düsentechnologie revolutioniert industrielle Reinigungsprozesse

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Existenzgründung

Zwei Existenzgründer setzen bei ihren neuen Trendgetränken auf Nachhaltigkeit und regionale Herkunft und haben damit Erfolg

Kola und Zitronenlimo aus Schwaben erobern die Szenebars

Vor etwa zwei Jahren haben sich Heiko Fleck und Timo Wagner dazu entschlossen, Durstige mit ihren neuen Limonaden Südkola und Zitronenstolz zu erfrischen und das Unternehmen Limonadenwerk im baden-württembergischen Sachsenheim-Spielberg gegründet. Mittlerweile bieten über 60 Szenebars und Restaurants in den Regionen Stuttgart und Karlsruhe die Getränke ihren Gästen an und mehrere Getränkemärkte verkaufen sie ihren Kunden. Die zwei Unternehmer legen besonderen Wert auf nachhaltiges Handeln. Was in Firmen derzeit unter dem Begriff Corporate Social Responsibility immer bedeutender wird, betreiben sie von Anfang an.

Die Abfüllung der Limonaden erfolgt je nach Auftragslage in verschiedenen Betrieben der Region. Südkola und Zitronenstolz sollen nach Heiko Fleck den Konsumenten und Gastronomen aufzeigen, dass regionale Produkte im Gegensatz zu den handelsüblichen etwas Besonderes sind und mithalten können. Sie werden daher als authentische Produkte vermarktet, die aus hochwertigen Zutaten bestehen und von Existenzgründern hergestellt wurden, meint Heiko Fleck. Die zwei Unternehmer legen besonderen Wert auf nachhaltiges Handeln. Was in Firmen derzeit unter dem Begriff Corporate Social Responsibility immer bedeutender wird, betreiben sie von Anfang an. So achten sie beim Transport auf kurze Anfahrtswege, im Verwaltungsgebäude werden nur erneuerbare Energien zum Heizen und zur Stromversorgung benutzt und bei der Produktion darauf geachtet, dass sich dabei nichts negativ auf die

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Umwelt auswirkt. Zudem trägt die Zitronenlimonade Zitronenstolz das Biosiegel, das eine hundertprozentig ökologische Herstellung zertifiziert. Bei dieser Zitronenlimonade werden nur biologische Zutaten wie Grundstoffe von biologisch angebauten Zitronen und Biorohrzucker verwendet. Dabei muss ein Kunde nicht viel mehr als üblich für seine Kola bezahlen – im Schnitt ist eine Kiste Südkola nur 50 Cent teurer. Weniger Zucker und Zusätze von Vitaminen unterscheiden das koffeinhaltige Getränk zusätzlich von den anderen, erklärt Heiko Fleck, der selbst zwei Szenebars in Stuttgart und Bietigheim betreibt. Im Gegensatz zum Produkt Bionade sind die Getränke aus Spielberg darüber hinaus für Gastwirte billiger, was nach Ansicht von Heiko Fleck für das Unternehmen Limonadenwerk eine große Chance bedeutet. Die Zahl der Anfragen nach den neuen Limonaden hat sich spürbar erhöht. Das nächste Ziel wird sein, sie in ganz Baden-Württemberg bekannt zu machen und dort in der Gastronomie zu vertreiben. Vor kurzem konnte schon ein Vertriebspartner für Karlsruhe dazugewonnen werden. Die Kunden werden Limonadenwerk nicht ausgehen: Die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke hat ausgerechnet, dass die Deutschen im Durchschnitt pro Jahr 117 Liter Erfrischungsgetränke trinken. Die Tendenz ist steigend. Martina Strohm


gr端nden

Existenzgr端ndung

Limonadenwerk

Limonadenwerk Heiko Fleck und Timo Wagner GbR

Gr端ndungsjahr: 2007 Sitz: Sachsenheim-Spielberg Mitarbeiter: 2 plus freie Mitarbeiter Flaschenverkauf: etwa 30.000 in zwei Monaten www.suedkola.de

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Fachkräfte

Maßgeschneiderte Kinderbetreuung Michael Walter, der Leiter des Kinderhauses Regenbogen im Stuttgarter Westen, über flexible Betreuung

Arbeitszeiten der Eltern und legen dann gemeinsam dafür passende Betreuungsbausteine fest.

Kinderhaus Regenbogen

Wie sieht so eine flexible Betreuung in der Praxis aus?

179: Herr Walter, Ihr Kinderhaus wurde für seine besonders nachfrageorientierten Öffnungszeiten ausgezeichnet. Was unterscheidet Sie konkret von anderen Betreuungseinrichtungen? Michael Walter: Wir orientieren unser Angebot sehr gezielt an den Bedürfnissen unserer berufstätigen Eltern und entwickeln die Leistungen auch aus Sicht der Unternehmen. Beispielsweise besprechen wir im Aufnahmegespräch die genauen

Arbeiten die Eltern beispielsweise vier Tage in der Woche und Mittwochnachmittag begleitet der Opa die Enkelin zum Sportverein, bieten wir Montag, Dienstag und Donnerstag eine Ganztagesbetreuung an, am Mittwoch umfasst unsere Betreuungsleistung nur vier Stunden und freitags bleibt das Kind dann zu Hause. Mit welchen Partnern aus der Wirtschaft arbeiten Sie zusammen? Durch persönliche Gespräche, Informationsabende und Fachveranstaltungen sind wir mit vielen Firmen aus unserem direkten räumlichen Umfeld, aber auch darüber hinaus, in Kontakt. Dazu gehören zum Beispiel die Robert Bosch GmbH, die Allianz Versicherung, die Motor Presse,

HUK Coburg, die Techniker Krankenkasse, aber auch die Industrie- und Handelskammer und der Arbeitgeberverband Südwestmetall. In welcher Form spiegeln sich die Anforderungen der Unternehmen in Ihrem Betreuungskonzept wider? Der Stuttgarter Westen ist vor allem durch Dienstleistungsunternehmen und Versicherungen geprägt. Durch verlängerte Öffnungszeiten und eine veränderte Arbeitskultur arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Unternehmen immer mehr in den Abendstunden. Darauf haben wir reagiert und bieten bei Bedarf eine flexible Abendbetreuung von 17 bis 20 Uhr und am Samstag von 9 bis 16 Uhr. Individuelle Lösungen, also beispielsweise bis 17 Uhr am Samstag sind ebenso möglich, wie auch weitere Vereinbarungen mit Unternehmen. Die Fragen stellte Monika Nill www.kinderhausregenbogen.org

In Zeiten, in denen Dienstleistungen immer besser, preisgünstiger und schneller erbracht werden müssen, sind gesunde und motivierte Mitarbeiter für den Erfolg eines Betriebes entscheidend. Das gilt besonders für Dienstleistungsunternehmen wie die Feuerbacher Türenmann GmbH, einem der größten Anbieter von Bauelementen und Bauschreinerarbeiten im Raum Stuttgart. Tobias Rehder, Geschäftsführer des Unternehmens, hat deshalb die Gesundheit seiner 35 Mitarbeiter zur Chefsache erklärt. Auf seine Initiative hin wurde in Zusammenarbeit mit Krankenkassen und einem medizinischen Sportstudio das Türenmann-Gesundheitsförderungsprogramm entwickelt, das auf die speziellen

Bedürfnisse der im Unternehmen tätigen Schreiner, Glaser und Projektleiter abgestimmt ist. Bestandteile des Konzepts sind zum Beispiel innerbetriebliche Rückenschulungen oder eine kostenlose Mitgliedschaft in einem Sportstudio. Geplant sind außerdem verschiedene Angebote zum Thema „Gesunde Ernährung“. Die Beschäftigten werden von ihrem Chef aktiv zur Teilnahme am Gesundheitsprogramm ermuntert und können bereits vor Feierabend zum sportlichen Training gehen. Rund 20 Mitarbeiter nehmen regelmäßig an den Angeboten teil. Der Geschäftsführer bringt den Erfolg auf den Punkt: „Mitarbeiter, die das Gefühl haben, dass ihr Unternehmen etwas für sie tut, sind besonders motiviert. Hier zu

TÜRENMANN GmbH

arbeiten

Gesunde Mitarbeiter sind die besten Dienstleister

investieren zahlt sich langfristig aus!” Das Engagement bewirkt nach seiner Einschätzung eine steigende Leistungsbereitschaft, sinkende Krankheitszahlen und ein insgesamt positives Betriebsklima. (nil) www.tueren-mann.de

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Freizeit

Schutz unter der Erde

Der Verein Schutzbauten Stuttgart widmet sich der Geschichte und Dokumentation aller Schutzbauwerke in Stuttgart.

Die Führungen finden regelmäßig bis November jeden letzten Sonntag im Monat statt und kosten je nach Führung für Erwachsene 4 oder 6 Euro und für Kinder 2,50 oder 3,50 Euro. Info: Die Stuttgart Marketing GmbH bietet im Rahmen ihres Veranstaltungsprogramms „Stuttgart Unterirdisch“ neue Rundgänge in den Stuttgarter Untergrund an, sei es in Weinkeller, Fluchtstollen oder Luftschutzkeller. (ohm)

Schutzbauten Stuttgart e.V.

Besucher können so die Geschichte des Winkelturms Feuerbach, des Tiefbunkers Feuerbach und des Pionierstollens Mühlhausen erkunden und die tief in den Muschelkalk geschlagenen Gänge hinabsteigen. Zudem gibt es Sonderführungen durch den Killesberger Stollen und den markanten Hochbunker auf dem Pragsattel.

Dazu zählen Bunker und Stollen wie auch Bauwerke aus der Zeit des Kalten Kriegs, von denen einige in der heutigen Zeit immer noch als Mehrzweckanlagen wie Tiefgaragen und Tunnel benutzt werden.

www.schutzbauten-stuttgart.de www.stuttgart-tourist.de

Schillerjahr 2009 Dauerausstellung in Schillers Geburtshaus Exponate bringen den Besuchern die Kindheit des berühmten Dichters näher. Ort: Niklastorstr. 21, 71672 Marbach am Neckar www.schillers-geburtshaus.de 18. bis 21. Juni 2009 Bundesfestival Video Das Filmfestival für Amateure präsentiert über 50 Videoproduktionen von Kindern, Jugendlichen und Senioren. Ort: Filmakademie Baden-Württemberg, Ludwigsburg www.filmakademie.de 20. bis 21. Juni 2009 Stuttgarter Zeitung-Lauf Halbmarathon durch Stuttgart mit rund 22.000 Teilnehmern. Ort: Stuttgart www.stuttgarter-zeitung-lauf.de

Rollende Bretter Zwar muss sich Europas erstes und einziges Skateboard-Museum mit dem Keller des Stuttgarter Filmhauses begnügen, statt unter der lichten Sonne Kaliforniens zu glänzen, wie es den Ursprüngen der Spaßgeräte angemessen wäre. Dafür sind hier aber viele Besonderheiten rund um die rollenden Bretter zu sehen: von ihrer Geschichte von den ersten Holzrollern des 19. Jahrhunderts bis zum Einfluss der Skater auf die zeitgenössische Kunst. Geöffnet: Sonntags 16 bis 20 Uhr www.skateboardmuseum.de

16. bis 26. Juli 2009 BW Bank Jazz-Open Stuttgart Zum ersten Mal in der neuen Spielstätte Messe Stuttgart. Zu Gast werden unter anderem Lenny Kravitz und Katie Melua sein. Ort: Messe Stuttgart, Mercedes-Benz-Museum, BIX Jazzclub www.jazzopen.com 25. Juli 2009 Heimspiel Die Fantastischen Vier feiern mit einem Unplugged-Konzert in ihrer Heimatstadt auf dem Cannstatter Wasen ihr 20-jähriges Band-Jubiläum. Ort: Cannstatter Wasen, Stuttgart www.diefantastischenvier.de

tipps

Noch heute existieren in Stuttgart fast 50 Bauwerke für den Zivilschutz, darunter zahlreiche Bunker und Stollen. Die meisten davon wurden während des Zweiten Weltkriegs errichtet. Der Verein Schutzbauten Stuttgart bietet Führungen durch diese Anlagen an. Aufwändige Ausstellungen machen auf den damaligen Alltag aufmerksam.

erleben

Führungen durch Bunker und Stollen in Stuttgart

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Kamera! Ton! – Und Action! Wie lernen Bilder das Laufen? Was sind die Tricks der Trickfilme? Im Kinderfilmhaus Ludwigsburg zeigen Studenten der Filmakademie Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen, wie Film funktioniert. Ausprobieren ist dabei Prinzip, die Gäste sind gefordert: Es wird gezeichnet, ein Puppenset ausgeleuchtet und zum Abschluss gemeinsam ein Trickfilm produziert. www.kinderfilmhaus-ludwigsburg.de

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Standortkonferenz

Bündnispartner für einen starken Standort: (v. l.) Stefan Küpper, Arbeitgeberverband Südwestmetall; Dieter Knauss, IG Metall Region Stuttgart; Dr. Albrecht Fridrich, RKW Baden-Württemberg; Bernd-Michael Hümer, Handwerkskammer Region Stuttgart; Thomas S. Bopp, Verband Region Stuttgart; Dr. Walter Rogg, Wirtschaftsförderung Region Stuttgart; Eberhard Häfele, Bundesagentur für Arbeit; Bernd Engelhardt, IHK Region Stuttgart; Dirk Buddensiek, Bürgschafts-bank Baden-Württemberg. Weiterer Unterzeichner der Bündniserklärung ist Dr. Klaus Vogt, Wirtschaftsförderung Landeshauptstadt Stuttgart.

Nicht nur in der Not setzt die Region Standortkonferenz gegen die Wirtschaftskrise

Als industrieorientierter Standort ist die Region Stuttgart von der Wirtschaftskrise ganz besonders heftig gebeutelt. Selbst Vorzeigeunternehmen wie Bosch und Daimler schreiben 2009 rote Zahlen. Zahlreiche mittelständische Maschinenbauer, zu normalen Zeiten das Herz und der Stolz dieser Wirtschaftsregion, arbeiten kurz oder bauen gar Personal ab. Die wirtschaftspolitisch Verantwortlichen stemmen sich zusammen mit dem Wirtschaftsausschuss der Regionalversammlung gegen die Krise und können auf eine spezifisch regionale Kooperationskultur bauen.

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„Als ob einer den Stecker gezogen hätte.“ Mit solch drastischen Worten hat Stefan Küpper, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, bei der Standortkonferenz der Region Stuttgart im April beschrieben, wie stark und wie plötzlich die Konjunkturkrise über die Industrieunternehmen hereingebrochen ist. Doch anstatt sich tatenlos in das Schicksal zu ergeben, hat die regionale Wirtschaftsförderung zur Konferenz eingeladen, um gemeinsam gegen die Krise zu kämpfen. Bereits im Februar hatte sie ein Standortbündnis und die dazugehörige Erklärung (siehe Kasten) organisiert. „Die Bündniserklärung wie auch die Standortkonferenz sind ein Signal an unsere Firmen und unsere 179 Kommunen, dass wir konstruktiv handeln und nicht Schuld zuweisen“, beschreibt Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, die Ziele.


gemeinsam

Standortkonferenz

Bündniserklärung Region Stuttgart In der Bündniserklärung Region Stuttgart zur Wirtschaftskrise verpflichten sich die zehn Partner, betroffene Unternehmen zu unterstützen und den Standort zu stärken. Sie machen sich dafür stark, dass auch in der Krise in hoher Qualität ausgebildet, Kurzarbeit zur Qualifizierung genutzt und die Innovationsfähigkeit der Firmen gesichert wird. Die Partner bieten abgestimmte Dienstleistungen zu Liquiditätshilfen sowie zur Beschäftigungssicherung an und stellen Lotsendienste zu den Konjunkturprogrammen zur Verfügung.

Frieder Daubenberger

Kontakt: 0711-2 28 35-977 lotse@region-stuttgart.de

auf Gemeinsamkeit Ein Kalkül, das auf der Grundlage der spezifischen regionalen Kooperationskultur offenbar aufgeht. So geben seit vielen Jahren der Verband Region Stuttgart, Kammern und Gewerkschaften gemeinsam einen Strukturbericht heraus, der eine einheitliche Datenbasis für die Bewertung von Entwicklungstrends zur Verfügung stellt. „Andere Regionen beneiden uns um diese Zusammenarbeit.”

„Die Strukturberichte helfen uns heute ganz enorm. Andere Regionen beneiden uns um diese Zusammenarbeit. Die kann man nicht in der Krise aus dem Boden stampfen“, fasste IG-Metall-Sprecher Dieter Knauss den Standortvorteil zusammen und fand lobende Worte dafür, dass die Unternehmen trotz der drastischen Auftragseinbrüche nicht einfach entlassen. Von einem „sehr guten sozialen Klima in den Betrieben“ sprach Bernd Engelhardt von der IHK Region Stuttgart.

„Wir werden die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.”

Auch die Metallarbeitgeber wollen alles dafür tun, dass in der Krise die Facharbeiter von morgen ausgebildet werden. „Wir werden die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen“, formulierte Stefan Küpper. Dass die Region Stuttgart gemeinsam gegen die Krise kämpft, ist kein Zufall, sondern hat eine lange regionale Tradition. Bereits während der Automobilkrise Anfang der 90er Jahre wurden mehrere Standortkonferenzen abgehalten und am Ende per Landesgesetz der Verband Region Stuttgart gegründet. Die erste verfasste Region Deutschlands war geboren. Treibende Kraft und somit Vater der Region war der Motorsägenhersteller und damalige IHK-Präsident Hans Peter Stihl. Helmuth Haag

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Im Eltern-Kind-Büro motivierter arbeiten

service

Unternehmen erkennen betriebswirtschaftlichen Nutzen von familienfreundlicher Personalpolitik

Um qualifizierte Mitarbeiter langfristig zu halten, setzen Unternehmen immer mehr auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Betriebswirtschaftlich wirkt sich dies auf jeden Fall positiv aus, waren sich die Firmen einig, die ihre Konzepte bei der neuen Veranstaltungsreihe TalenteForum der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH in Stuttgart präsentiert haben. Am Stuttgarter Standort der Techniker Krankenkasse ergab eine Bedarfserhebung, dass Mitarbeiter bis zu drei Mal im Jahr aufgrund eines Ausfalls der gewohnten Kinderbetreuung nicht an den Arbeitsplatz kommen konnten. Die Krankenkasse beschloss daraufhin, eine Notfallbetreuung in Kooperation mit einer externen Kindertagesstätte zu organisieren, berichtet die Gleichstellungsbeauftragte Ute Lockert. Zudem wurde ein „Eltern-Kind-Arbeitszimmer“ eingerichtet, das allen Mitarbeitern bei Ausfall der geplanten Kinderbetreuung zur Verfügung steht. Hier kann am PC gearbeitet werden, zusätzlich ist das Büro mit Teeküche sowie Kinderspiel- und Schlafecke ausgestattet. Flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmaßnahmen auch in der Elternzeit und die Zertifizierung mit dem audit berufundfamilie der Hertie-Stiftung sind nur eine Auswahl der zahlreichen Maßnahmen im Bereich Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Diana Baumhauer, Personalverantwortliche der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck GmbH, erzählt stolz von ihren Mitarbeitern, die oft selbst Ideen einbringen. So werden an manchen Standorten Kinder von geschulten Senioren betreut, die früher im Unternehmen tätig waren. Ein Hemden-Wäscheservice sowie Autoreifenwechsel entlasten und erhöhen zudem die Mitarbeiterzufriedenheit. Auch die Verlagsgruppe ließ sich mit dem audit berufundfamilie zertifizieren, was wie eine Art Katalysator im Unternehmen wirkte. Die Zeitarbeitsfirma probono GmbH mit Standorten in Ludwigsburg und Freiburg hat sich im Pflegebereich spezialisiert.

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der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart 16. bis 18. Juni 2009 Expertengespräche Automotive Expo Branchenexperten bieten Firmen an, sich über Forschungskooperationen, Fachkräfte und Geschäftsmöglichkeiten in der Automobilregion Stuttgart auszutauschen. Ort: Messe Stuttgart, Region Stuttgart Lounge wrs.region-stuttgart.de 23. bis 24. Juni 2009 SPICE Days 2009 IT-Unternehmen und Institutionen präsentieren sich am Gemeinschaftsstand der WRS. Ort: SpOrt Stuttgart, Neckarpark cars.region-stuttgart.de

Viele der hoch qualifizierten Mitarbeiter sind alleinerziehend und somit an die Betreuungszeiten ihrer Kinder gebunden. So beschloss Geschäftsführer Achim Herr, den Mitarbeitern extern professionelle Kinderbetreuung anzubieten, die individuell an die Arbeitszeiten angepasst ist. Ein Fahrservice zu den Kindertagesstätten und ein eigenes Gebäude für die Kinderbetreuung sind schon in Planung. Das Engagement bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sieht der vierfache Vater als Alleinstellungsmerkmal von probono. Die Firma versteht sich sowohl für den Kunden als auch für den Mitarbeiter als Dienstleister. So wird für manchen Angestellten die Einkommenssteuererklärung gemacht. Alle Unternehmen waren sich einig, dass bei den verschiedenen Maßnahmen die Akzeptanz des Chefs wichtig ist. In Anbetracht des demografischen Wandels sehen die Personalabteilungen zudem immer mehr das Thema „Eldercare“, die Pflege von Angehörigen, auf sich zukommen. Eine Studie des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik Münster ergab, dass familienfreundliche Personalpolitik den Unternehmenserfolg nachhaltig beeinflusst. Mitarbeiter sind in diesen Unternehmen um 17 Prozent produktiver als in Firmen, die sich nicht mit dem Thema beschäftigen. Das Talente-Forum ist die ergänzende Veranstaltungsreihe zum gleichnamigen Newsletter der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH. Weitere Infos bei inge.wabersich@region-stuttgart.de, Tel.: 0711-2 28 35-28 Martina Strohm fachkraefte.region-stuttgart.de

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termine

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2009

25. Juni 2009 4. Treffpunkt Biomasse Es werden unter anderem die aktuelle Studie über Energieholz im Landkreis Göppingen und die neue „Technologieplattform Bioenergie und Methan“ in Geislingen vorgestellt. Ort: Kreissparkasse Göppingen, Marktstraße 2 wrs.region-stuttgart.de 7. bis 9. Juli 2009 Media Budget Das „Verzeichnis der Kreativdienstleister“ wird am Messestand der WRS auf der Fachmesse und dem Forum für effiziente Marketing-Kommunikation vorgestellt. Ort: Messe Stuttgart medien.region-stuttgart.de 14. Juli 2009, 9.00 bis 17.00 Uhr Immobilien-Dialog Region Stuttgart Aktuelle Trends und Themen für den regionalen Gewerbeimmobilienmarkt. Ort: Stuttgarter Rathaus, Marktplatz 1, 70173 Stuttgart www.immodialog-stuttgart.de 15. bis 19. Juli 2009 Location Tour Im Rahmen des indischen Filmfestivals „Bollywood and Beyond“ bietet die Film Commission Region Stuttgart eine Location Tour für indische Produzenten und Regisseure an. Ort: Region Stuttgart film.region-stuttgart.de 16. Juli 2009, ab 18.00 Uhr PUSH!-Sommerfest gemeinsam mit BioRegioSTERN Vortrag von Lothar Späth, Ministerpräsident a.D., Preisverleihung des Science2Start-Ideenwettbewerbs und Möglichkeit zum Austausch. Ort: Esslingen www.push-stuttgart.de


Fünf Jahre Popbüro Region Stuttgart Das Popbüro Region Stuttgart ist bereits seit fünf Jahren wichtige Anlaufstelle für Musikunternehmen und Musiker in der Region Stuttgart. Die Zahl der Beratungsanfragen geht jährlich in die Tausende. Es wurden zahlreiche Existenzgründungen, Expansionen und Unternehmensansiedlungen begleitet sowie hunderte Musiker bei ihrer beruflichen Etablierung unterstützt. Das Popbüro ist zudem Veranstalter zahlreicher Events, Weiterbildungsveranstaltungen, Messeauftritte und der Pop Open in Stuttgart. Es gilt bundesweit als einmaliges Konzept zur Förderung populärer Musik an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Kultur und Jugend.

Die Angebote des Lotsen-Service der regionalen Wirtschaftsförderung und ihrer Partner stoßen bei Unternehmen, die von der Wirtschaftskrise betroffen sind, auf großes Interesse. Schon vielfach wurden die maßgeschneiderten Unterstützungsangebote in unterschiedlicher Form in Anspruch genommen. So beriet die WRS beispielsweise eine Firma aus dem Metallbau zum Thema Beschäftigungstransfer, vermittelte einem Werkzeugmaschinenhersteller einen neutralen Mediator und informierte ein Logistikunternehmen über Bürgschaftsprogramme des Landes. Der Lotsen-Service wurde im Rahmen der „Bündniserklärung Region Stuttgart zur Wirtschaftskrise“ initiiert. Die Partner des Bündnisses verpflichten sich, betroffene Unternehmen zu unterstützen und den Standort zu stärken. Ziel ist es, die Innovationsfähigkeit der Firmen zu sichern. Dabei kooperiert die WRS eng mit den Wirtschaftsförderern aus den Kommunen und Landkreisen. Der Lotsen-Service ist unter lotse@region-stuttgart.de und 0711-22835-977 erreichbar.

Herausgeber Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) Friedrichstraße 10 70174 Stuttgart Telefon 0711-2 28 35-0 info@region-stuttgart.de wrs.region-stuttgart.de Geschäftsführer Dr. Walter Rogg Verantwortlich Helmuth Haag (hel) Redaktion Tobias Schiller (schi) tobias.schiller@region-stuttgart.de

wrs.region-stuttgart.de

www.popbuero.de

Gemeinschaftsstand auf der Expo Real

service

Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) organisiert einen Gemeinschaftsstand für Europas wichtigste Gewerbeimmobilienmesse Expo Real, die vom 5. bis 7. Oktober 2009 in München stattfinden wird. Trotz wirtschaftlich schwieriger Lage gingen bei der WRS so viele Anmeldungen ein wie noch nie. Unternehmen aus der Immobilienwirtschaft, Kommunen und Landkreise werden sich am vergrößerten Stand präsentieren. Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger wird auch dieses Jahr die Aussteller aus der Region Stuttgart besuchen. immo.region-stuttgart.de

Die nächste Ausgabe von 179 erscheint im September 2009.

impressum

SkullsnBones

Lotsen-Service für Unternehmen

Clean Energy in der Region Stuttgart Die Nutzung von erneuerbaren Energien und der Einsatz von Effizienztechnologien bleiben Wachstumsmärkte. Mit ihrer differenzierten Firmenlandschaft und ihrer Forschungsstärke verfügt die Region Stuttgart hier über ausgezeichnete Entwicklungsperspektiven. Technologieorientierte Unternehmen können ihre Kompetenzen auf diesen Bereich übertragen. Speziell Maschinenbaufirmen nutzen die Clean-Energy-Branche zunehmend zur Diversifizierung.

nächste ausgabe

Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell

Martina Strohm (ohm) martina.strohm@region-stuttgart.de

Verstärkte Zusammenarbeit der Verpackungsnetzwerke Das Packaging Excellence Center (PEC) in Waiblingen und das Packaging Valley in Schwäbisch Hall verstärken gemeinsame Aktivitäten. Projekte sollen im Rahmen des „Verpackungsdialogs Baden-Württemberg“ unter anderem in den Bereichen Forschung, Messeauftritte und Fachkräfte durchgeführt werden. Beide Verpackungscluster beteiligten sich letztes Jahr am landesweiten Clusterwettbewerb Baden-Württemberg und wurden gemeinsam vom Wirtschaftsministerium prämiert. Zusammen haben sie nun einen Antrag für Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung eingereicht. Aktuell zählt das PEC 45 Mitglieder. kompetenzzentren.regionstuttgart.de

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Gestaltung Projektgruppe Visuelle Kommunikation, Ludwigsburg Erscheinungsweise Quartalsweise Abonnement/Abbestellung 179@region-stuttgart.de 179.region-stuttgart.de Zur besseren Lesbarkeit wird teilweise auf die weibliche Form verzichtet. Gedruckt auf Papier mit FSC-Zertifizierungssiegel www.fsc.org

Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist eine Tochter des Verband Region Stuttgart. Das Infomagazin „Region Stuttgart aktuell” können Sie auf der Website des Verbandes einsehen und bestellen: www.region-stuttgart.org www.region-stuttgart.de

Das Standortmagazin der Region Stuttgart 1/2009

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179 – Das Standortmagazin der Region Stuttgart erscheint vierteljährlich. Gerne schicken wir Ihnen jedes Heft druckfrisch ins Haus – kostenlos. Füllen Sie dazu einfach die Postkarte unten aus, schicken Sie uns eine E-Mail an 179@region-stuttgart.de oder tragen Sie sich ein auf 179.region-stuttgart.de.

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15.04.2009

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