179 Das Standortmagazin der Region Stuttgart Ausgabe 2/2014
Schlaue Autos Elektronik und Software aus der Region Stuttgart treiben das moderne Fahrzeug an
Der Ur-Porsche Dressur der Zwerge 684 Meter Natur und Geschichte
Mannschaftsspieler
Gleich drei brasilianische WM-Stadien hat das Stuttgarter Ingenieurbüro schlaich bergermann und partner mit luftigen Konstruktionen bedacht: das Estádio Nacional in Brasília, die Arena da Amazônia in Manaus sowie den „Templo sagrado no país do futebol“ (Heiliger Tempel im Land des Fußballs) – das legendäre Estádio Maracanã in Rio. Das geht nur im Team – auch mit den Ingenieuren aus Brasilien. Seit der revolutionären Zeltkonstruktion für den Münchner Olympiapark sind die Stuttgarter rund um den Globus bekannt als Weltmeister im Leichtbau. Auch das erste Speichenrad-Dach für ein Stadion – die Mercedes-Benz Arena in Stuttgart – ist eine Konstruktion des Ingenieurbüros.
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Das Standortmagazin der Region Stuttgart 2/2014
Bits an Bord
Inhalt
willkommen
Matthias Hangst
Editorial
Die ersten elektronischen Bauteile fanden in den 1970erJahren mit dem Aufkommen der Motorsteuerung den Weg ins Automobil. Gestiegene Ansprüche an Sicherheit und Komfort sowie Umweltauflagen sorgten schon bald dafür, dass die Hersteller mehr und mehr Elektronik ins Auto packten. Von Anfang an haben Firmen aus der Region Stuttgart diesen Prozess vorangetrieben: Der erste serienmäßige Airbag der Welt steckte in einer Mercedes-S-Klasse, ebenso zwei zentrale Sicherheitsinnovationen der Firma Bosch: das Antiblockiersystem ABS und das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP. Heute sind Elektronik und Software die wichtigsten Innovationstreiber – und nach wie vor ist die Automobilregion Stuttgart an führender Stelle beteiligt. Hier ist eine beispiellose Landschaft an IT-orientierten Entwicklungsdienstleistern entstanden, von deren Know-how Hersteller und große Zulieferfirmen profitieren. Forschungseinrichtungen haben sich auf Autoelektronik spezialisiert. Universitäten und Hochschulen bilden Ingenieure aus, die sich an der Schnittstelle von IT und Fahrzeugbau zu bewegen wissen. Auch bei den Megathemen Elektromobilität, autonomes Fahren und vernetztes Auto sind Firmen aus der Region Stuttgart technologisch mit an der Spitze. Die Vernetzung mit der Umwelt schreitet voran, und das Automobil wird nach Einschätzung vieler Experten zu einem mobilen Endgerät der Zukunft.
Für die Firmen in unserer Region, besonders auch für den Mittelstand, bietet diese Entwicklung zusätzliche Marktchancen. Mit zahlreichen Projekten und Veranstaltungen unterstützt die WRS die Vernetzung zwischen den Hochtechnologiebranchen IT und Fahrzeugbau, etwa mit dem „Open Forum Stuttgart 2014“ im Juni, das drei Konferenzen zum Thema Automobilsoftware unter einem Dach verbindet. Denn der Automobilbau bleibt die Basis für den Wohlstand in der Region Stuttgart. Nur wenn unsere Kernbranche ihre Innovationskraft bewahren kann und beständig neue marktfähige Produkte und Dienstleistungen entwickelt, werden wir den Weg vom modernen Automobilstandort zur nachhaltigen Mobilitätsregion erfolgreich weitergehen können.
Aktuell Neuigkeiten aus der Region Stuttgart / Wussten Sie schon, …?
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Neu in der Region Der Ur-Porsche
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Branchenfokus Präzise Wettermessung hilft planen / Radieschen von oben anschauen / „Nicht jeden Tag Matrose oder Indianer“
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Titelthema: Autoelektronik 8 –15 Schlaue Autos 8 Elektronik und Software aus der Region Stuttgart treiben das moderne Fahrzeug an Im Gespräch: Dietmar Bichler Car to X Michael Ohnewald porträtiert den Gigatronik-Chef Edwin Tscheschlok
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Wissenschaft Virtuelle Bauern / Lenz im Archiv / Lichtblitze für die Produktion / Schnell Strom an der Autobahn tanken
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Innovation Dressur der Zwerge / Wer hat‘s erfunden?!
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Existenzgründung Die Erklärexperten
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Fachkräfte „Nichts spornt junge Leute mehr an als ein Lob vom Kunden“ / Unternehmen und Schüler profitieren von Bildungspartnerschaften
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Freizeit 684 Meter Natur und Geschichte / Kalender / Tipps
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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell Starthilfe für Existenzgründer / Termine / Meldungen
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Impressum / Nächste Ausgabe
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179 Kommunen – ein Standort.
Ludwigsburg Rems-Murr Stuttgart Böblingen
raumzeit3 | Judith Schenten
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Esslingen
Göppingen
Dr. Walter Rogg Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS)
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Schmidhuber / Milla & Partner
kompakt
Aktuell
Lehrstuhl für elektrische Nutzfahrzeuge Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft richtet mit Unterstützung der Daimler AG eine Professur für elektrische Nutzfahrzeugantriebe an der Hochschule Esslingen ein. Die Hochschule Esslingen erhält damit ein Alleinstellungsmerkmal: „Mit der Professur werten wir den Studienstandort Esslingen auf, da es bundesweit keine vergleichbare Professur gibt“, freut sich Prof. Christian Maercker, der Rektor der Hochschule Esslingen. Daimler erhofft sich von dem Engagement, Forschung und Lehre zum Thema Lkw-Motoren der Zukunft weiter voranzutreiben. hs-esslingen.de
Stuttgarter Expo-Pavillon Bereits zum dritten Mal ist die Stuttgarter Kommunikationsagentur Milla und Partner bei der Gestaltung des deutschen Pavillons für die Weltausstellung mit im Boot. Realisiert und entworfen wird das Haus für die Expo 2015 in Mailand von einem Team aus drei Agenturen, die auch für die Weltausstellungen in Shanghai 2010 und in Hannover 2000 verantwortlich zeichneten. In den Händen von Milla liegt das inhaltliche Konzept sowie die Ausstellungs- und Mediengestaltung. Deutschland präsentiert sich in seinem Beitrag für 2015 als eine lebendige, fruchtbare Landschaft. Entstehen soll ein Pavillon, der den Gedanken der Nachhaltigkeit in seiner Form, seinen Materialien und seinen Inhalten umsetzt.
Winfried Huber CC BY-SA 2.5
wussten Sie schon,...
milla.de
... dass das berühmteste Segelschiff Deutschlands in Ludwigsburg erdacht wurde? 30 Jahre lang prägte der Dreimaster mit den markanten grünen Segeln das Gesicht der Biermarke Beck‘s aus Bremen. Entstanden ist die wirkungsvolle Werbeidee allerdings fernab der See: Die Ludwigsburger Agentur Wensauer & Partner baute den ursprünglich als Feuerschiff und später als Trainingsschiff für jugendliche Segler genutzten Windjammer zur Werbeikone um. Über 100 Jahre hat die „Alexander von Humboldt“ mittlerweile auf dem Buckel und steht nun zum Verkauf, weil sie nicht mehr seetauglich ist. Geblieben sind ihr die grünen Segel, das zentrale Element des Werbekonzepts der Ludwigsburger Agentur.
20 Jahre Verband Region Stuttgart Im Mai waren die Bürger der Region Stuttgart zum fünften Mal zur Regionalwahl aufgerufen. Seit genau 20 Jahren haben sie dieses in Baden-Württemberg einmalige Privileg: 1994 ist der Verband Region Stuttgart per Landesgesetz gegründet worden. „Seit 20 Jahren gibt es eine treibende Kraft, die Partner zusammenbringt, die bündelt, koordiniert, moderiert und dranbleibt“, erinnert der Verbandsvorsitzende Thomas S. Bopp. Anlässlich seines 20-jährigen Bestehens präsentierte der Verband zusammen mit dem Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart im April herausragende Kurzfilme, die zwischen 1994 und 2013 in der Region entstanden sind. Bereits im März hatte die alte Regionalversammlung das Jubiläum mit einer „Standortbestimmung“ begangen, die neu gewählte Versammlung schließt sich mit einer Würdigung bei ihrer konstituierenden Sitzung im September an. region-stuttgart.org
RadKultur in Ludwigsburg Ludwigsburg ist zusammen mit Schwäbisch Gmünd zur Modellkommune 2014 der Initiative „RadKultur“ des Landes Baden-Württemberg ausgewählt worden. „In beiden Städten wird die RadKultur nicht nur von der Stadtverwaltung, sondern ebenso von verschiedenen lokalen Akteuren gestärkt“, lobte das Verkehrsministerium in seiner Begründung. Ludwigsburg ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg. Das Radwegenetz der Barockstadt umfasst mehr als 170 Kilometer und soll im Rahmen des städtischen Radroutenkonzepts bis 2025 noch weiter ausgebaut werden. In beiden Modellkommunen wird es im Laufe des Jahres verschiedene Aktionen und Veranstaltungen zur RadKultur geben. radkultur-bw.de
Private Paradiese „Garten Eden“ ist der Titel des Jahresprojekts 2014 der KulturRegion Stuttgart. Bis zum 28. September erleben die Bürger bei mehr als 150 Veranstaltungen in öffentlichen und privaten Grünanlagen Kunstprojekte aller Sparten. Dazu hatte die KulturRegion auch die Bürger aufgerufen, Vorschläge für ihre Vision vom Paradies einzureichen und einen privaten Garten nach ihrer persönlichen Vorstellung künstlerisch in Szene setzen zu lassen. Für acht ausgewählte Ideen werden Künstler engagiert, um diese Vorstellungen zu verwirklichen. Von Juli an laden die Ideengeber Freunde und Gäste zu Abendveranstaltungen in ihre Gärten ein, um dort die Umsetzung gemeinsam zu erleben. Alle zwei Jahre realisiert der Verein KulturRegion Stuttgart ein groß angelegtes Projekt zu regional und gesellschaftlich relevanten Themen. kulturregion-stuttgart.de
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Neu in der Region
Der Ur-Porsche Ferdinand Porsches erstes Auto krönt jetzt die Ausstellung im Firmenmuseum
Der von Porsche konstruierte Elektroantrieb schaffte drei PS – kurzfristig sogar fünf, bis zu 35 Stundenkilometer waren damit möglich. Die Geschwindigkeit war in zwölf Stufen regelbar, sogar zum Rückwärtsfahren gab es unterschiedliche Geschwindigkeiten. Die 550 Kilogramm schwere Batterie reichte für drei bis sechs Stunden „Fahrtdauer in der Horizontalen“, wie das Werbeplakat versprach.
Die Geschichte des spektakulären Ausstellungsstücks spielt um die Jahrhundertwende in Wien. Die dortige k.u.k. Hof-Wagenfabrik Jacob Lohner war berühmt für ihre Luxuskutschen. Anders als der deutsche Kaiser Wilhelm II. („Ich glaube an das Pferd, das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung“) erkannte der österreichische Hoflieferant jedoch die Zeichen der Zeit und stieg 1897 in den noch jungen Markt des Automobils ein.
Getragen von dem Erfolg wechselte Ferdinand Porsche im gleichen Jahr zu den Lohner-Werken, um sich ganz dem Automobilbau zu widmen. Dort baute er das erste Hybridfahrzeug der Welt, den legendären Lohner-Porsche. Über eine Zwischenstation bei der „Oesterreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft“ kam der geniale Entwickler 1931 zu Daimler nach Stuttgart, wo er schließlich sein eigenes Konstruktionsbüro gründete, die Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH. Der Rest ist Geschichte.
Lohner war davon überzeugt, dass ein leiser Elektromotor die Bürger eher vom Nutzen des Autos überzeugen würde, als eine stinkende Knatterkiste. Daher tat sich der Kutschenbauer mit einer Elektrofirma zusammen, der Vereinigten Elektrizitäts-AG Béla Egger. Dort hatte sich der gerade mal 22-jährige Ferdinand Porsche in kurzer Zeit vom Mechaniker zum Leiter der „Probierabteilung“ hochgearbeitet. Im September 1899 präsentierten die Firmen das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit bei der Internationalen Motorwagen-Ausstellung in Berlin: Das „Egger-Lohner-Elektromobil Modell C.2 Phaeton“.
Doch was passierte mit dem Ur-Porsche? Der im Stuttgarter Museum gezeigte C.2 Phaeton stand über 100 Jahre in einem Depot des Technischen Museums in Wien, bis er 2009 einem privaten Sammler im Austausch gegen andere Fahrzeuge angeboten wurde. Der schließlich verkaufte das gute Stück an den Enkel seines Erbauers, den heutigen Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche. Als zentrales Exponat im Prolog der Ausstellung krönt das Elektromobil nun seit Anfang 2014 das Porsche-Museum. Als innovatives Fahrzeugkonzept schlägt es eine Brücke von der Vergangenheit zu Entwicklungen der Gegenwart. Tobias Schiller
Porsche
enthüllt
Die Freude war groß, als Anfang des Jahres Wolfgang Porsche das Tuch von einem neuen Exponat des PorscheMuseums lüpfte. Zu Recht, denn das vom Aufsichtsratschef enthüllte Gefährt ist eine Perle der Schau – trotz aller zwischenzeitlich geäußerten Zweifel an der Echtheit. Denn mittlerweile ist sicher: Das Fahrzeug ist eines der ersten Automobile, an dem Firmengründer Ferdinand Porsche entscheidend mitgearbeitet hat.
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Branchenfokus
Ob Sturm im Stadion oder Wolkenbruch im Weinberg: Präzise Wettermessung hilft planen
Lufft
Wenn im Juni und Juli in Brasilien die Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wird, werden neben der deutschen Nationalmannschaft auch die Wettersensoren der G. Lufft GmbH aus Fellbach mit von der Partie sein – und zwar in allen zwölf Spielstätten. Sie sorgen dafür, dass in den Stadien wichtige Messdaten wie relative Feuchte, Luftdruck oder Globalstrahlung erfasst und aufgezeichnet werden. „In Brasilien herrscht ein überwiegend tropisches Klima mit einer extremen Luftfeuchtigkeit“, erklärt Klaus Hirzel, seit 1989 Geschäftsführender Gesellschafter. „Durch die genauen Wetterinformationen können extreme Hitze, starke Regengüsse oder gar Stürme vorhergesagt werden, davon profitieren Zuschauer und die Spieler gleichermaßen.“
Wettererfassung ist das Kerngeschäft des 1881 gegründeten Unternehmens, nicht nur für den Profisport. Der damals 33-jährige Optikermeister Gotthilf Lufft aus Stuttgart begann seine unternehmerische Karriere mit der Produktion von Metallbarometern. Damit avancierte er recht schnell zum weltweiten Marktführer. Dank ihrer Präzision wurden bald auch seine Höhenmesser und Bimetall-Thermometer zu Verkaufsschlagern. Haarhygrometer, die mit Hilfe eines Bündels Haare, das sich bei Luftfeuchtigkeit ausdehnte, die relative Luftfeuchtigkeit maßen, ergänzten das Sortiment. Blonde Frauenhaare waren aufgrund ihrer feinen Beschaffenheit besonders geeignet. Kompasse und Höhenmesser von Lufft stellten bei Expeditionen ihre Zuverlässigkeit auch unter extremen Bedingungen unter Beweis – etwa 1953 am 8.125 Meter hohen Nanga Parbat oder 1954 auf einer Entdeckungsreise ins grönländische Packeis.
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Ende der 1950er-Jahre beschäftigte die Firma 300 Mitarbeiter, das Unternehmen florierte. Doch in den späten 1970er-Jahren hatte die Elektronik auch die Messtechnik erfasst. „Die damalige Geschäftsführung hat diese Wende leider komplett verschlafen“, erklärt Klaus Hirzel. Die Inhaber verkauften den Betrieb schließlich an Stefan Schöllhammer und Klaus Hirzel. Deren erste Rettungstat war der Umzug nach Fellbach in kleinere Produktionshallen. Die größere Herausforderung bestand freilich darin, die Produkte von Mechanik auf Elektronik umzustellen. Durch den Einstieg beim Sauna-Marktführer Klafs 1991 wurde es für Lufft interessant, elektronische Saunasteuerungen zu produzieren. Auch in der Agrarmeteorologie konnte das Unternehmen bald punkten: 1990 stellte es mit dem Herbarum Protector HP100 einen „Pflanzenbeschützer“ vor, der als erstes elektronisches Messgerät Berechnungen zu diversen Blattkrankheiten ermöglichte. Anstatt präventiv zur chemischen Keule zu greifen, kann der Wein- oder Obstbauer nun vorhersehen, wann ein Befall durch die schädlichen Mehltaupilze droht. „Auf den HP100 sind wir wirklich stolz, er steht genauso am Neckar und am Rhein wie in den berühmten Rebenregionen Kaliforniens“, sagt Klaus Hirzel. Heute beschäftigt Lufft 85 Mitarbeiter bei einem Umsatz von 20 Millionen Euro. Über 90 Prozent davon werden mit Elektronikprodukten gemacht, wobei maßgeschneiderte Lösungen eine immer größere Rolle spielen. Intelligente meteorologische Sensoren aus Fellbach bilden die Grundlage für weltweit verfügbare Messnetze entlang von Straße, Schiene und an Flughäfen; meteorologische Dienste und Umweltämter, Gebäudeausrüster und Energieversorger schätzen die präzisen und langlebigen Produkte. Lufft betreibt ein eigenes Kalibrierlabor mit einem Windkanal für die Prüfung von Windsensoren. Mit der Verbindung von Tradition und Innovation hat das mittelständische Unternehmen die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt und dafür gesorgt, dass der Name Lufft weltweit wieder für beste Qualität und Präzision steht. Sonja Madeja
G. Lufft Mess- und Regeltechnik GmbH Gründungsjahr: 1881 Sitz: Fellbach Mitarbeiter: 85 Umsatz: 20 Mio. Euro lufft.com
messtechnik
Die meteorologischen Produkte der G. Lufft Mess- und Regeltechnik GmbH aus Fellbach genießen Weltruf
Branchenfokus
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Natur und Design
Patrick Dillmann aus Winnenden ist vor drei Jahren zum zweiten Mal Existenzgründer geworden: Der Gartenbauingenieur, der seit 1997 seinen eigenen Betrieb führt, entwickelt und vermarktet konfektionierte Sämereien über das Internet – die „Wachstumspakete“. Jedes Paket enthält in einer schönen Holzkiste nicht nur ausgewählte Sämereien, sondern auch Zubehör vom gedrechselten Pikierholz bis zum Büchlein mit gärtnerischen Grundlagen.
Rund 30 Komplettpakete hat Dillmann mittlerweile im Angebot. Darunter finden sich Sämereien für essbare Blüten, spezielle Pakete mit Tomatensorten oder Biokräutern, es gibt mittelalterliche Gemüsesorten bis hin zu ausgefeilten Selbstversorgerpaketen. Auch für Kinder hat er einen Koffer entwickelt mit zehn schnellwachsenden und robusten Sämereien.
gelang es ihm beim eher technikorientierten Innovationspreis Rems-Murr unter die Finalisten zu kommen. „Auf Wunsch stellen wir für Händler und andere Auftraggeber auch eigene Editionen her“, erklärt Dillmann. Der WaschbärVersand hat seine Produkte im Sortiment, mit den Dehner-Gartencentern ist Dillmann im Geschäft, der Salzburger Tourismusverband hat Almblumenpakete bestellt und der Burda-Verlag offeriert die Kistchen als Aboprämie. Sogar für den globalen Trend „Guerilla-Gardening“ hat der Winnender Produkte im Programm. Allein die Namen der Samenbälle, mit denen Verkehrsinseln oder Brachflächen in Nacht- und Nebelaktionen bepflanzt werden, fördern die Vorfreude: Dann laden die Pflanzen bald zum „Bienenstaatsbankett“, jeden Tag ist „Good Day Sunshine“ oder mit der Wildblumenmischung erleben die Gärtner ihr „Blaues Wunder“. (asm)
„Mit den zusammengestellten Paketen fällt es vielen sicher leichter, das Gärtnern anzufangen“, ist Dillmann überzeugt und hat dabei auch Balkonbesitzer im Blick – Blumenkohl statt Geranien. „Natürlich kann man auf einem Balkon keine komplette Selbstversorgung betreiben“, stellt er klar, „aber dafür lässt sich erleben, wie etwas Neues wächst und gedeiht.“ 2012 räumte Dillmann mit seiner Idee gleich zwei Auszeichnungen ab: „Lieferant und Geschäftsidee des Jahres“ bei den Taspo-Awards; im selben Jahr
handel
Mit Wachstumspaketen aus Winnenden zum eigenen Gemüsebauer werden
wachstumspakete.de
„Nicht jeden Tag Matrose oder Indianer“
Die Stuttgarter KuKuk GmbH baut keine gewöhnlichen Spielplätze. Europaweit erschafft sie einzigartige Spiel- und Außenräume. „Wir gestalten Räume durch Strukturen, die Landschaftscharakter haben und sich eher im abstrakten als im gegenständlichen Bereich bewegen. Damit wollen wir die Fantasie anregen: Man muss nicht jeden Tag Matrose oder Indianer sein“, erklärt Robin Wagner, Geschäftsführer von KuKuk. KuKuk baut vom ersten Stein bis zum letzten Brett direkt vor Ort. Dies garantiert, dass die Spielräume den lokalen Besonderheiten gerecht werden. Häufig arbeitet das Team mit heimischem Robinienholz und Granit aus dem Schwarzwald. Fundstücke aus Steinbrüchen vor Ort bringen manchmal noch mehr Lokalität in die Gestaltung. „Die Beteiligung von Kunden und Nutzern ist im Moment ein In-Thema. Unser Beteiligungskonzept haben wir kürzlich noch mal stärker ausgearbeitet, weil es
uns wichtig ist, die künftigen Nutzer von Anfang an in den Planungsprozess einzubeziehen“, sagt Dr. Beatrix Sauter, Leiterin für Marketing und PR. Gemeinsame Bautage, Planungsworkshops sowie theoretische und praktische Unterrichtseinheiten stehen im Angebot. Der Name der KuKuk GmbH, in ihrer heutigen Form 2004 gegründet, steht für Kunst, Kultur und Konzeption und geht auf die Zeit zurück, als das Unternehmen noch ein Zweimannbüro der beiden Künstler Robin Wagner und Bernhard Hanel war. „Ende der 1990er haben wir Symposien zu Fragen der modernen Kunst veranstaltet“, blickt Wagner zurück. Zu Spielraumgestaltern wurde das Büro erst, als eine Anfrage hereinkam, in Metzingen einen Spielplatz für eine Grundschule zu bauen, und sich die beiden ans Werk machten – mit Erfolg: Der Spielplatz erregte öffentliches Interesse. Entstanden war ein künstlerischer und naturnaher Spielraum, bereichert mit pädagogischen Inhalten.
KuKuk
architektur
Auf den Spielplätzen der KuKuk GmbH aus Stuttgart fühlen sich Kinder und Erwachsene wohl
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Für seine Arbeit gewinnt das Team von KuKuk regelmäßig Auszeichnungen. So auch für einen Spielplatz, den das Unternehmen 2009 an der historischen Keltenschanze in Stuttgart-Vaihingen baute und der von der Architektenkammer Baden-Württemberg als ein Projekt beispielhaften Bauens prämiert wurde. (leo) zumkukuk.de
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Auf Europas größten Fahrsimulator sind die Wissenschaftler des Forschungsinstituts für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren an der Universität Stuttgart (FKFS) zu Recht stolz. Im Moment richten sie die Software für einen umfassenden elektronischen Horizont ein – eine Art Rundumkino zum Testen von Fahrerassistenzsystemen. Mit seinen 200 Mitarbeitern ist das 1930 gegründete FKFS das zweitgrößte auf Automobilforschung spezialisierte Institut in Deutschland und in allen Forschungsbereichen ein gefragter Partner der Industrie.
Titelthema: Autoelektronik
Elektronik und Software aus der Region Stuttgart treiben das moderne Fahrzeug an
titelthema
Schlaue Autos So viel scheint festzustehen: Auch in Zukunft wird das Automobil von einem Motor angetrieben werden und auf Rädern rollen. Schon heute sind Sensoren, Steuergeräte und Computerprogramme ebenso wichtig wie Achsen, Zylinder und Bremsbeläge. Die stille Revolution setzt mit tatkräftiger Unterstützung aus der Region Stuttgart ihren Siegeszug fort: Zunehmend vernetzt sich das Auto mit seiner Umgebung. Sehr wahrscheinlich wird der Fahrer eines Tages überflüssig. Achim Hofmann erinnert sich noch gut an die Airbags der ersten Generation: voluminöse Luftsäcke auf der Fahrerseite, die nur mit Mühe im Lenkrad unterzubringen waren. Prallte das Fahrzeug gegen ein Hindernis, dann füllte sich die Hülle, ausgelöst von einer nach vorne fallenden Kugel, explosionsartig mit Gas. Unfall gleich Airbag aufblasen, lautete die einfache Gleichung. „Moderne Airbags überlegen erst mal“, sagt Hofmann. „Bei welcher Verzögerung aktiviere ich welche Teile des Sicherheitssystems? Reicht es, den Gurtstraffer anzuziehen, löse ich nur Stufe eins der Airbags aus oder beide gleichzeitig oder vielleicht beide kurz hintereinander? Mit welcher Geschwindigkeit fährt das Auto, wie stark ist der Aufprall? Wie groß und wie schwer sind anhand der Sitzstellung vermutlich die zu schützenden Passagiere? Überschlägt sich das Fahrzeug?“ Der Ingenieur ist Leiter der Vorausentwicklung für Airbags beim US-Autozulieferer TRW, dessen weltweites Entwicklungszentrum für Insassenschutzsysteme in Alfdorf angesiedelt ist. Hofmann beschreibt, welche Entscheidungen das Sicherheitssystem in wenigen Sekundenbruchteilen treffen muss, um Front-, Seiten- und Kopfairbags, gegebenenfalls auf beiden Seiten, richtig auszulösen. Dies geht nur mit reichlich Elektronik. „Ein modernes Airbagsystem muss heute bis zu 20 verschiedene Schaltungen bewältigen, um angemessen auf das jeweilige Szenario reagieren zu können. Dazu ist ein Steuergerät sowie eine ganze Landschaft an Sensoren notwendig.“ Dagegen gleichen die ersten Airbags einem Werkzeug aus der Steinzeit.
nächsten 15 Jahren auf die Hälfte der Gesamtkosten steigen (Grafik unten). „Elektronische Komponenten wie Steuergeräte, Sensoren und die dazugehörige Software sind heute der wichtigste Innovationstreiber im Automobil“, sagt Haag. Davon profitieren innovative Firmen in der Region Stuttgart kräftig – und treiben sie an führender Stelle voran.
Start-Stopp-Systeme etwa, ein gängiges Mittel, um den Spritverbrauch und die Emissionen zu reduzieren, sind auf Steuergeräte für das Bordnetzmanagement angewiesen. Diese liefert Eberspächer aus Esslingen, traditionell in der Abgastechnik und Fahrzeugheizung zu Hause – und geht bereits einen Schritt weiter: Das Abschalten des Motors während der Fahrt spart noch mehr Kraftstoff ein. Innovativ bei der Emissionsreduktion sind aber keineswegs nur die großen Zulieferfirmen wie Eberspächer, deren Technologie in den Autos der europäischen und amerikanischen Hersteller und bei immer mehr Asiaten zu finden ist. Huber Automotive aus Mühlhausen im Täle hat den Deutschen Industriepreis 2010 für einen virtuellen Stickstoffoxid-Sensor erhalten, der einen realen ersetzt. Der virtuelle Sensor verarbeitet Messwerte realer Sensoren in einem mathematischen Modell und lässt sich in ein
Kosten der Fahrzeugelektronik in Prozent der Gesamtkosten Quelle: PWC Technology Institute, September 2013 50 %
50 %
WRS/Ina Giersch
Mit Elektronik Sprit sparen Ähnlich ist die Entwicklung auch in anderen Fahrzeugteilen verlaufen. Elektronik, wohin man schaut: Sie reduziert den Verbrauch, hält das Fahrzeug beim Bremsen in der Spur und parkt selbstständig ein. „Wenn wir die Gesamtkosten anschauen, enthält ein Oberklassefahrzeug heute schon bis zu 40 Prozent Elektronik und Software, bei der Mittelklasse sind es etwa 30, Tendenz steigend“, weiß Prof. Dr. Jürgen Haag, Leiter des Studiengangs Fahrzeugtechnik an der Hochschule Esslingen. Nach einer Studie des PWC Technology Institute wird der Anteil in den
40 %
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Dietmar Bichler Bichler: Unsere Entwicklungen können Sie im gesamten Fahrzeug finden. Wir bieten Komplettleistungen an – für die Entwicklung und Absicherung von Bauteilen, Modulen bis hin zu Gesamtfahrzeugen. Das ist neben unserer dezentralen Aufstellung ein Vorteil, den wir unseren Kunden bieten können: Wir haben Erfahrungen rund um das Gesamtfahrzeug – und damit gute Voraussetzungen für Schnittstellenmanagement. Wie hat sich bei Ihnen die Bedeutung von Software und Elektronik entwickelt? Elektronik ist schon seit vielen Jahren ein Thema in der Automobilentwicklung, das speziell im letzten Jahrzehnt rasant an Bedeutung gewonnen hat. Den Weg in die Consumer Elektronik mit verschiedensten Funktionen und Assistenzsystemen sind wir bereits gegangen. Aktuell beschäftigen wir uns mit den Anforderungen rund um Internet- und
Onlinedienste und den dazugehörigen Funktionen, die zum Beispiel die Fahrerassistenzsysteme bedienen. Die IT-nahen Fahrzeuglösungen nehmen breiten Raum bei uns ein. Hierzu haben wir auch eigene technische Innovationsprojekte gestartet, um Kompetenz für seriennahe Lösungen wie beispielsweise das autonome Fahren aufzubauen. Ein weiteres Thema ist die Datensicherheit im „Connected Car“. Wo rechnen Sie künftig mit den größten Zuwächsen? In Anlehnung an Experten in der Fahrzeugvernetzung, beispielsweise bei den aktiven Assistenzsystemen für noch mehr Sicherheit. Wie war es möglich, dass Ihr Unternehmen so schnell gewachsen ist? Wichtige Basis hierfür ist die Vergabe von Entwicklungsleistungen an externe Partner. Gründe für dieses Outsourcing liegen in der anhaltenden Auffächerung der Modelle und der Technologievielfalt. Das daraus entstehende Entwicklungs-
Steuergerät integrieren. „Heute ist nicht nur das Ersetzen von Sensoren möglich, sondern zudem können Ergebnisse dargestellt werden, für deren Bestimmung es bislang keine physischen Messsensoren gibt“, heißt es aus dem Unternehmen. Kraftstoffverbrauch, Komfort und Sicherheit werden wichtige Themen in der Autoelektronik bleiben. Die großen Zuwächse erwartet die Branche aber in ganz anderen Bereichen: „Neben der Elektromobilität sind dies die Fahrerassistenzsysteme bis hin zum autonomen Fahren sowie die Vernetzung mit der Umgebung“, sagt Prof. Dr. Hans-Christian Reuss, Vorstandsvorsitzender des Forschungsinstituts für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren an der Universität Stuttgart (FKFS). Beispiel: der Stuttgarter Bosch-Konzern. „Mit Fahrerassistenz wollen wir 2016 mehr als eine Milliarde Euro Umsatz machen“, plant der für Kraftfahrzeugtechnik zuständige Geschäftsführer Wolf-Henning Scheider. In vielen Bereichen der Autoelektronik gehört der Technikkonzern zu den führenden und innovativen Anbietern, arbeitet nicht nur am automatischen Unfallnotruf, den die EU bereits nächstes Jahr bei Neuwagen vorschreiben will, sondern auch an Bezahlfunktionen von Ladestationen für Elektrofahrzeuge, etwa beim Programm „Modellregion Elektromobilität Region Stuttgart“. Beim Herzstück der Autoelektronik, 10
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volumen wird auch mit externen Partnern abgedeckt, die eine hohe Flexibilität gewährleisten und fundiertes Know-how vorweisen können. Unsere Philosophie, immer nah am Puls der Kunden vertreten zu sein, hat die Bildung stabiler – und im Endeffekt auch langjähriger und verlässlicher – Geschäftsbeziehungen unterstützt. Was können Sie besser als andere? Ich möchte an dieser Stelle nicht von „besser“ sprechen. Es sind viele gute Player auf dem Markt. Ein Wettbewerbsvorteil ist sicherlich unsere dezentrale Aufstellung und die daraus resultierende Kundennähe. Weiterhin sind wir mit unserem breit gefächerten und tief gehenden Entwicklungsangebot gut aufgestellt, um unsere Kunden optimal zu bedienen.
Bertrandt
179: Wo finde ich heute in einem Auto Entwicklungsleistungen von Bertrandt?
Wie würden Sie heute Ihre internationale Marktpositionierung beschreiben? Wir haben uns mit Schwerpunkt Europa gut etabliert. Weiterhin sind wir mit Standorten in USA und China mit bestehenden Kunden auch global gut aufgestellt.
den Mikrosensoren, ist Bosch Weltmarktführer. Im Auto sind die Winzlinge allgegenwärtig – sie messen den Abstand zur Garagenwand, lösen den Airbag aus und ermahnen einen nicht angeschnallten Beifahrer, seinen Gurt anzulegen. Den Massenmarkt eroberten die Sensoren ab dem Jahr 1997, als die Mercedes-A-Klasse noch in den Kinderschuhen steckte, beim Elchtest die Balance verlor und Daimler das sensorgestützte Antischleudersystem ESP auch in die unteren Wagenklassen einbaute. Bei Bosch lief die Produktion heiß und fortan entstand eine Nachfrage, die die Größe von Sensoren ebenso wie deren Preis ins Bodenlose purzeln ließ.
Auto ohne Fahrer – bald Realität? Das System ESP, von Bosch und Daimler entwickelt und in einer Mercedes-S-Klasse 1995 zum ersten Mal serienmäßig eingebaut, ist die Mutter aller Fahrerassistenzsysteme und die Grundlage für völlig autonomes Fahren. Gestern noch Science Fiction – schon bald Realität? In der Ökomodellstadt Masdar City bei Abu Dhabi befördern seit einigen Jahren an Autoscooter erinnernde führerlose Geistertaxis ihre Passagiere. Das Googlemobil, mit seinem charakteristischen Dachscanner zunächst in der Wüste von Nevada unterwegs, hat in den USA längst die Straßenzulassung erhalten. Bosch testet mit einem eigenen Versuchsfahrzeug das automatisierte Fahren
titelthema
im gespräch
Titelthema: Autoelektronik
Titelthema: Autoelektronik
Dietmar Bichler Vorstandsvorsitzender der Bertrandt AG in Ehningen Dietmar Bichler (55) hat vor dem Studium der Fahrzeug- und Schweißtechnik in Ulm den Beruf des Feinblechners erlernt. Bei Bertrandt eingestiegen ist er 1982 in Sindelfingen als Projektleiter. Über Stationen als Prokurist und Geschäftsführer der Stuttgarter Niederlassung wechselte er 1995 – zwei Jahre nach dem Management-Buy-Out – in die Holding. In den Folgejahren war er Vorstand für die Ressorts Technik, Vertrieb und Personal. Seit 2001 leitet er als Vorsitzender des Vorstands den Bertrandt-Konzern.
Wie sind Sie mit dem Standort Region Stuttgart zufrieden? Mit einem starken Anteil Automobilindustrie und weiteren interessanten Hochtechnologie-Branchen wie Maschinen- und Anlagenbau, Medizin und Elektrotechnik sowie Energie haben wir hier eine gute Kundenbasis, um noch weiter zu wachsen. Diese Branchen bieten interessante
1974 gründete Harry Bertrandt in Möglingen ein Ingenieurbüro, indem er in einem Zimmer seiner Wohnung die Einrichtung auseinanderrückte und ein Zeichenbrett in die Mitte stellte. Anfangs waren Maschinenbaufirmen seine Kunden, Ende des Jahrzehnts begann er, den Automobilherstellern vor Ort Ingenieurleistungen anzubieten. Heute entwickeln über 11.000 Mitarbeiter an 46 Standorten individuelle Lösungen vor allem für die internationale Automobil- und Luftfahrtindustrie. Im Geschäftsjahr 2012/2013 erwirtschaftete das börsennotierte Unternehmen rund 782 Millionen Euro Umsatz, der zu einem Ergebnis nach Steuern von 57,2 Millionen Euro führte.
Berufs- und Karriereperspektiven für Ingenieure und Techniker aus der Region und der ganzen Welt. Hiervon profitiert auch Bertrandt. Mit einer guten Infrastruktur wie Autobahn, öffentliches Verkehrsnetz, schulischen und universitären Bildungsmöglichkeiten sowie Kulturangeboten bietet die Region ein attraktives Umfeld, um hier zu leben und zu arbeiten. Die Fragen stellte Helmuth Haag
auf deutschen Straßen, zunächst auf Autobahnen, weil hier der Querverkehr fehlt. Das Fahrzeug reguliert die Geschwindigkeit und hält den Abstand, ein Spurhalteund ein Spurwechselassistent steuern die Manöver. Die notwendigen Informationen über die Umgebung liefern Bosch-eigene Radar- und Videosensoren. Mithilfe der Fahrten lässt sich die Entwicklung von Notbrems- oder Ausweichsystemen beschleunigen. „Die Untersuchungsergebnisse helfen, das Autofahren noch sicherer und entspannter zu machen“, freut sich Bosch-Geschäftsführer Wolf-Henning Scheider. Bereits im kommenden Jahr will der Konzern einen Assistenten auf den Markt bringen, der das leere Auto selbstständig in die Parklücke bugsiert – ausgelöst von einer Smartphone-App. Der Serie besonders nahe ist offenbar Mercedes-Benz. Schon heute steuert die neue S-Klasse ohne menschliche Hilfe durch den Stau. Vergangenen Herbst hat ein Versuchsfahrzeug die historische Bertha-Benz-Strecke von Mannheim nach Pforzheim im automatischen Betrieb gemeistert – mit seriennaher Technik. „Alle reden über autonome Fahrfunktionen – wir haben sie bereits in Serie“, frohlockt Mercedes-Entwicklungschef Thomas Weber. Nur ein einziges Mal war das Fahrzeug überfordert, als eine freundliche ältere Fußgängerin dem Auto den Vortritt lassen wollte, nicht ahnend, dass der Fahrer in Wirklichkeit ein Zuschauer war.
Was also fehlt noch bis zum serienreifen selbstfahrenden Automobil? „Die technischen Fragen sind im Grundsatz gelöst, allerdings nicht die Absicherung für den laufenden Betrieb“, erklärt der FKFS-Automobilforscher Hans-Christian Reuss. Von 250 Millionen notwendigen Probekilometern spricht Bosch-Geschäftsführer Scheider, bis dies erreicht ist und alle denkbaren Situationen einmal getestet sind. Überall auf der Welt arbeiten die Hersteller und großen Zulieferer daran. Nach Einschätzungen vieler Experten sind zehn Jahre eine realistische Perspektive, besonders ehrgeizig scheint Mercedes-Benz. In Interviews bringen Thomas Weber wie auch Daimler-Chef Dieter Zetsche immer wieder die Zahl 2020 ins Spiel. Allerdings sind bis dahin noch zahlreiche juristische und psychologische Probleme zu lösen.
Entwicklungsdienstleister mit viel Know-how Wenn Unternehmen aus der Region Stuttgart bei diesem Thema führend sind, ist dies auch dem wissenschaftlichen Umfeld sowie den großen Entwicklungsdienstleistern zu verdanken, die in den vergangenen Jahrzehnten entstanden sind. Das Kfz-Forschungsinstitut FKFS etwa hat gemeinsam mit Bosch ein Simulationswerkzeug zur Verbrauchsoptimierung entwickelt. Am Institut steht den Firmen auch Europas größter Simulator für Fahrer-
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assistenzanwendungen zur Verfügung. Einrichtungen wie die Universität Stuttgart, die Hochschule Esslingen oder das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation stellen ihre Forschungsleistung zur Verfügung (Kasten S. 13) und sorgen für bestens qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs. Eine ganze Reihe großer und kleiner hoch spezialisierter Entwicklungsdienstleister ist am Automobilstandort Region Stuttgart entstanden und bearbeitet hier die Zukunftsthemen.
4. + 5. Juni 2014, Neckar Forum Esslingen Das fünfte Open Forum, veranstaltet vom Entwicklungsdienstleister Gigatronik, dem Softwareentwickler Itemis und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, vereinigt drei Fachkonferenzen zum Thema Automobilsoftware unter einem Dach. Die „A2A – Apps to Automotive“ stellt den Mehrwert von Apps im Fahrzeug in den Mittelpunkt – für Smartphones wie für neue Infotainmentplattformen. Offene Kooperationen für die Automobil-Software sind das Schwerpunktthema der „Softwarekompetenz für die Zukunft“. Designer und Ingenieure treffen sich bei „Nemo – New Mobility Design Kongress“, der die gestaltenden Branchen mit der Mobilitätswirtschaft und den Technologien und Fahrzeugkonzepten der Zukunft zusammenbringt. open-forum.net
Einer davon ist die Gigatronik-Gruppe. Der Gründer Edwin Tscheschlok (Porträt S. 14) hat sein Know-how beim FKFS erworben und bei einem großen Entwicklungsdienstleister vertieft. Den Sprung in die Selbstständigkeit wagte er 2001 in Stuttgart und ist damit „genau zur richtigen Zeit auf den Markt gekommen“. Mit Elektronik und IT für den Fahrzeugbau und weitere Industriebranchen sowie mit Apps setzt die Gruppe heute an elf Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz 82 Millionen Euro um. Die 1988 von ehemaligen Boschund HP-Managern gegründete Vector Informatik in Stuttgart unterstützt Hersteller und große Zulieferfirmen auf der ganzen Welt bei der Entwicklung von Automobilelektronik. Dazu gehört die Konzeption der Elektronik, die Entwicklung der Software in den Steuergeräten, deren Vernetzung und vor allem das entwicklungsbegleitende Testen. Mit dem Elektronik-Boom ist die Firma schnell gewachsen. Rund 1.000 der heute über 1.200 Mitarbeiter sind am Unternehmenssitz in Stuttgart-Weilimdorf beschäftigt, die übrigen an fünf weiteren deutschen Standorten und bei elf Auslandstöchtern. Zu den ganz Großen in der Branche gehört mit 11.000 Mitar12
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beitern die Bertrandt AG mit Sitz in Ehningen. „Unsere Entwicklungen können Sie im gesamten Fahrzeug finden“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dietmar Bichler im 179-Interview (S. 10), aber das Thema Elektronik hat „speziell im letzten Jahrzehnt rasant an Bedeutung gewonnen“. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen: Nicht nur mit der ehemaligen Daimler-Tochter MBtech Group in Sindelfingen mit 3.300 Beschäftigten, sondern vor allem auch mit kleineren Firmen, die teilweise hochspezialisierte Nischenleistungen anbieten. Die Stuttgarter TWT GmbH hat eine Simulationsumgebung entwickelt, mit der die Daimler AG eine ESP-Zertifizierung durchführen konnte. Der PE International AG in Leinfelden-Echterdingen ist es gelungen, eine Softwarelösung zu entwickeln, die eine halbautomatisierte Erstellung von Ökobilanzen für Fahrzeuge ermöglicht. Am Hauptsitz im Stuttgarter Osten sowie an drei deutschen Niederlassungen entwickelt die Explinovo GmbH Software und Hardware für Steuerungssysteme und für automobile Kommunikationsnetzwerke. An der Schnittstelle zum Design hat sich die Ludwigsburger User Interface Design GmbH (UID) angesiedelt und gestaltet Software-Benutzeroberflächen – zum Beispiel für Kunden wie Daimler, Bosch und Vector. Solches Know-how ist auch im Cockpit der Zukunft gefragt – wenn das feste Armaturenbrett durch ein großflächiges Display mit einem frei programmierbaren, intuitiven Bediensystem ersetzt wird.
Auto und Internet bilden eine Welt Einen weiteren Schritt in Richtung vernetztes Auto geht Falk Connected. Die digitalen Spezialisten im Reiseverlag MairDumont in Ostfildern sorgen dafür, dass Autofahrer auf bequeme Art und Weise reisebezogene Informationen ins Fahrzeug bekommen. „Wir stellen sowohl die Inhalte wie auch die technische Plattform durch eine Programmierschnittstelle zur Verfügung“, beschreibt MairDumont-Geschäftsführer Dr. Frank Mair das Angebot. „Das können zum Beispiel interessante Tourenvorschläge sein, in einem bestimmten Umkreis verfügbare Hotels mit der gewünschten Ausstattung, Tipps zu aktuell geöffneten Restaurants mit der bevorzugten Küche oder tagesaktuelle Events.“ Inhaltlich profitiert das Angebot vom Content von Partnern und vom Know-how der hauseigenen Reisemarken wie Marco Polo. Auch weitere Services wie die Zimmerbuchung über das führende Portal hotel.de sind enthalten. Seit 2013 ist Falk Connected auf dem Markt und in Europa in zahlreichen Fahrzeugen mit entsprechender Ausstattung an Bord. Der nächste Ausbauschritt führt nach Asien und Amerika. Falk Connected ist ein prägnantes Beispiel dafür, wie sich Branchen und Technologien durch ihr Zusammenspiel gegenseitig stärken und dabei zusätzliche Wertschöpfung entsteht. „Nach wie vor ist der Automobilbau die Basis für unseren Wohlstand. Nur wenn wir ihn beständig weiterentwickeln und neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt bringen, werden wir unsere weltweite Führungsposition halten können“, warnt Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stutt-
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Titelthema: Autoelektronik
MAIRDUMONT
gart GmbH (WRS) vor Selbstzufriedenheit. Seine Organisation ist deshalb an mehreren Stellen aktiv: Die Initiative CARS-IT unterstützt mit zahlreichen Veranstaltungen die Vernetzung zwischen den Akteuren dieser Hochtechnologiebranchen in der Region Stuttgart. Auch die beiden Programme zur nachhaltigen Mobilität „LivingLab BWe mobil – Schaufenster Elektromobilität“ des Bundes und das regionale Förderprogramm „Modellregion für nachhaltige Mobilität“ sind stark IT-geprägt. Die WRS hat das regionale Kompetenzzentrum VDC in Fellbach, ein führendes europäisches Netzwerk für Virtuelles Engineering, mit auf den Weg gebracht. Gemeinsam mit der Gigatronik GmbH veranstaltet sie zudem das jährliche Open Forum Stuttgart (Kasten S. 12), das drei Konferenzen zum Thema Automobilsoftware unter einem Dach bündelt. Vor allem kleine und mittlere Firmen profitieren von solchen Aktivitäten der wirtschaftspolitischen Akteure am Standort. Die Region Stuttgart gehört zu den wichtigsten und innovativsten Automobilstandorten auf der ganzen Welt. „Zwar sind wir nicht immer die schnellsten, aber
bei allen Neuheiten schaut die Automobilwelt danach, was Deutschland macht. Wenn sich eine Innovation hier durchsetzt, gilt dies als Gütesiegel“, sagt der FKFS-Vorstandsvorsitzende Reuss. In der Region Stuttgart wurde das Auto erfunden und kontinuierlich modernisiert. Auch bei den aktuellen Entwicklungen wie autonomes Fahren und vernetztes Auto haben sich Firmen wie Daimler und Bosch an die Spitze gesetzt – unterstützt von einem Umfeld aus Zulieferfirmen, kompetenten Entwicklungsdienstleistern und renommierten wissenschaftlichen Einrichtungen. Auch beim nächsten Schritt der realistischen Zukunftsvision, wenn ein selbstfahrendes Auto das nachfolgende vor einer glatten Straße warnt und die Fahrzeuge selbstständig den Verkehr in den Städten steuern, wird die Region Stuttgart eine wichtige Rolle spielen. Spätestens dann wird Gottlieb Daimlers historischer Fehlprognose aus dem Jahr 1901 endgültig die Begründung entzogen sein: „Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren.“ Helmuth Haag
Spezialisierte Wissenschaft Zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen in der Region Stuttgart forschen und lehren für den Automobilbau. Hier einige Projektbeispiele: Streckengedächtnis für das Auto Die meisten Fahrzeuge legen regelmäßig die gleiche Route zurück. Dies hat das Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren an der Universität Stuttgart (FKFS) für die Entwicklung eines lernenden Systems genutzt. Mit jeder neuen Fahrt auf der betreffenden Strecke erhält eine interne Datenbank mithilfe von GPS und verschiedenen Sensoren Informationen über Steigung, Kurven und Geschwindigkeitsbegrenzungen. So verbessert sich die Vorausschau von Fahrerassistenzsystemen.
Intelligenter Außenspiegel Am Beispiel eines Außenspiegeldemonstrators lernen Fahrzeugtechnikstudenten an der Hochschule Esslingen den Bau und die Funktionsweise eines modernen Kfz-Steuerungssystems – vom Lastenheft bis zum Prototypen. Funktionen wie Einstellen, Anklappen, Umfeldbeleuchtung und Heizung werden zunächst auf dem PC umgesetzt. Dort werden auch die späteren Bedienelemente grafisch abgebildet und nach der Programmierung der Software über eine Schnittstelle mit dem Testspiegel verbunden.
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Gedanken lesen Beim Bundesprojekt UR:BAN beschäftigt sich das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) mit der Erkennung und Berücksichtigung von Fahrerabsichten. Dabei greifen die Wissenschaftler in ihrem Vehicle Interaction Lab auf Eyetrackingsysteme und Kamerabeobachtung zurück. Auch ein Alterssimulationsanzug und ein Pupillograf zur Schläfrigkeitsmessung gehören zur Infrastruktur.
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Car to X Wohl dem, der ein gutes Näschen hat. Edwin Tscheschlok ist so einer. Vor 13 Jahren hat er sich mit Gigatronik selbstständig gemacht. Heute zählt der Entwicklungspartner für Elektronik und Informationstechnologie mehr als 900 Mitarbeiter. Von Michael Ohnewald
Am Anfang sind Fische. Schweigend ziehen sie ihre Bahnen durch ein Salzwasserbecken. Die einen schwimmen oben, die anderen unten. Fast wie im richtigen Leben. Wer zu Edwin Tscheschlok will, muss hier vorbei. Das Aquarium ziert den Empfang der Gigatronik-Gruppe, was durchaus passt zu einer vernetzten Firma, die sich so manchen großen Fisch geangelt hat. Der Chef arbeitet zwei Etagen weiter oben. Dr. Edwin Tscheschlok, Jahrgang 1957, Randlos-Brille, weißes Hemd, schwarze Jeans, steht von seinem Schreibtisch auf und holt sich einen Kaffee aus dem Automaten. Er lässt nicht holen. Er holt selbst und flachst dabei mit der Sekretärin, die Besseres zu tun hat. „Mich interessiert, wohin die Welt geht“ Vielleicht wird man so, wenn man sich tagtäglich jenseits eingefahrener Strukturen bewegt. „Ich habe Freude am Neuen“, sagt er. „Das brauchst du, sonst bleibst du stehen.“ Und stehen bleiben ist nicht sein Ding. „Rara sunt cara“, sagten die alten Römer. Seltenes ist wertvoll. Tscheschlok hat das verinnerlicht und mit dieser besonderen Tugend in wenigen Jahren ein beeindruckendes Unternehmen auf die Beine gestellt. Gigatronik gehört mit 82 Millionen Euro Jahresumsatz mittlerweile zu den 20 weltweit erfolgreichsten Entwicklungs- und Consultingdienstleistern. An elf Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen mehr als 900 Mitarbeiter auf der Lohnliste. Beauftragt werden sie von den führenden Autokonzernen, Kfz-Zulieferern und Technologiefirmen der Republik. Muss man sich da nicht manchmal selbst zwicken, um sich zu vergewissern, dass man nicht träumt? Edwin Tscheschlok zögert für einen Moment und erzählt von seinem ersten Businessplan, in dem er ganz unbescheiden vorausgesagt hat, dass der Laden brummen würde. Mit einem Jahresumsatz von 600.000 Euro hat Gigatronik 2001 angefangen. Ein Jahr später waren es 9,5 Millionen. „Am Mute hängt der Erfolg“, hat Theodor Fontane einmal gesagt. Tscheschlok hatte den Mut, eine gute Portion Erfahrung und vor allem hatte er ein sicheres
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Gespür dafür, dass die Autos der Zukunft mit Bordcomputern unterwegs sein würden, von Sensoren gespeist und mit der Außenwelt vernetzt, auf dass es der Fahrer der Moderne bequem hat und das Einparken seinem klugen Mobilitätsdienstleister überlässt. In den 1990er-Jahren klang das nach einer Erzählung von Jules Verne. Nur wenige haben daran geglaubt wie Edwin Tscheschlok und seine Kollegen der ersten Stunde, die eine neue Verschmelzung von IT, Elektronik und Mechanik in der Automobiltechnik für so wahrscheinlich hielten, dass sie ihre Zukunft darauf bauten. „Mich interessiert, wohin die Welt geht“, sagt er. Das geht schon länger so bei ihm. Genau genommen seit der Kindheit, die er in Stuttgart verbracht hat. Die Mutter war gelernte Karosserieflaschnerin und vermachte ihrem Filius das Gesellenstück, ein Tretauto für Kinder. Der Vater hatte es eher mit größeren Modellen. Er leitete den Motorenversuch bei Mahle und brachte immer wieder besondere Fahrzeuge nach Hause, vom Citroen bis zum Ferrari. Das prägt. „Sich immer wieder in Neues hineindenken und einarbeiten“ Edwin Tscheschlok studierte Technische Kybernetik und jobbte nebenbei am Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren in Stuttgart. Es gab dort einen Windkanal, an dem Autokonzerne ihre Karossen testeten. Es war die Zeit der Lochkarten. „EDV mit der Hand am Arm.“ Die Autos waren damals oft kantig. Der junge Diplom-Ingenieur arbeitete an windschnittigeren Modellen, beschäftigte sich mit Umströmung von Rädern und mit der Geometrie von Fahrzeugen. Die ersten Simulationen kamen auf. Zehn Jahre blieb Tscheschlok am Forschungsinstitut. Nach der Promotion stand ihm der Sinn nach Veränderung. Einer der großen Entwicklungspartner, IVM-Engineering, suchte einen Fachmann, der sich um ein junges Themenfeld kümmert, von dem man noch nicht recht wusste, was daraus werden soll: Automobilelektronik. Tscheschlok begann als einfacher Mitarbeiter, wurde Teamleiter, Abteilungsleiter und Ressortchef. Zwölf Jahre baute er die Car IT auf. Wie das so ist in großen Unternehmen, gibt es viele Player und nicht immer weiß man, wie sie spielen. Tscheschlok wollte sein eigener Herr sein – und wagte 2001 den Schritt in die Selbstständigkeit.
Gigatronik
porträt
Titelthema: Autoelektronik
Seitdem ist viel passiert. „Im Rückblick betrachtet sind wir genau zur richtigen Zeit auf den Markt gekommen“, sagt der Ingenieur und streift mit dem Zeigefinger über die eigene Nase. Er hatte den richtigen Riecher. Gigatronik verstand das Automobil von Anfang an als Teil eines weltumspannenden Datennetzes. Die Branche goutierte das. Es ging steil bergauf. Als Vorsitzender der Geschäftsführung ist Tscheschlok oft unterwegs und nicht selten auch eine Art Trendscout. „Ich bin gerne am Puls der Kunden und der Zeit“, sagt er. Dafür setzt sich der Vorsitzende der Geschäftsführung häufig selbst ans Steuer und braust durch halb Europa. „Das muss man wollen“, sagt er. „Sich immer wieder in Neues hineindenken und einarbeiten.“ Ihn hält das fit wie das Golfen, das er für sich entdeckt hat, und wie das Reisen. Unlängst war er in Asien. Manche lassen es langsam angehen. Er nicht. 14 Flüge in drei Wochen. Danach hatte er aufgetankt für die Firma zu Hause. Gigatronik arbeitet an den Autos der Zukunft, hat Aufträge in der Agrartechnik, entwickelt Baumaschinen oder maßgeschneiderte Apps. Der Markt giert nach Innovationen. In einem Fahrzeug der Oberklasse sind heute mehr als 100 elektronische Systeme installiert, die durch eingebettete Software kommunizieren. Noch so manche Vision schlummert in den Köpfen seiner Ingenieure. Dabei kommt den Stuttgartern ein Trend zupass: Verstärkt beauftragen die großen Player gezielt Entwicklungspartner mit kompletten Aufgabenpaketen, um mehr Kapazitäten in den Kernfeldern des eigenen Unternehmens zu bekommen. Das heißt im hart umkämpften Engineering-Sektor wachsen oder weichen. „Langfristig wird es eine Konzen-
tration der Entwicklungsdienstleister in Deutschland geben, denn vielen kleineren Firmen fehlen schlichtweg die Ressourcen“, sagt Tscheschlok. Es gibt viele Projekte, die ihn umtreiben. Über die wenigsten kann er reden. Eines davon ist der neue Aston Martin mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor. Gigatronik kümmert sich um die Elektronik des Steuergerätes. „Ein Leuchtturmprojekt“, sagt Tscheschlok. Auf dem Schreibtisch schnarrt das Handy. Der Chef ist gefragt, nicht zuletzt als Navigator. Car to X – niemand weiß so recht, wohin die Reise geht in Sachen Mobilität. Tscheschlok hat zumindest das Ohr auf der Schiene. Eine Prognose wagt er für die großen Ballungszentren und Megacitys, wo sich heute kaum noch ein Rad dreht. „Das wird der Elektromobilität Vorschub leisten“, sagt der Unternehmer, und: „Der Hybrid kann die Brücke bauen, bis die Technik so weit ist.“ An den Fischen am Firmenempfang flanieren die Mittagstischler vorbei. Zeit für eine Pause. Edwin Tscheschlok widmet sich dem Handy, das keine Ruhe gibt. „Mir macht das immer noch jeden Tag Spaß“, sagt er. Draußen vor seinem Bürofenster wird Spargel gestochen. Drinnen fällt das Mittagessen des Chefs mal wieder aus.
Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden, die im deutschen Journalismus vergeben werden. Für 179 porträtiert der Ludwigsburger Autor herausragende Persönlichkeiten aus der Region.
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erforschen
Wissenschaft
Lichtblitze für die Produktion
Virtuelle Bauern Agrarökonomen der Universität Hohenheim haben für ein Computermodell virtuelle Landwirte programmiert, die selbstständig Anbau- und Produktionsentscheidungen treffen. Mit den virtuellen Bauern wollen die Forscher Computersimulationen zur Anpassung an den Klimawandel verbessern. „Die bisherigen Modelle berücksichtigen nur unzureichend, dass Landwirte andere Pflanzen anbauen, wenn sich das Klima ändert. Und die geänderte Landnutzung kann sich wiederum auf das regionale Klima auswirken“, erklärt Prof. Dr. Thomas Berger von der Universität Hohenheim. Anders als bei Wolken, Regen und Pflanzen lässt sich das menschliche Verhalten wesentlich schwieriger beobachten und
in ein Computermodell einbauen. „Wir können ja Landwirte nicht wochenlang in Klimakammern setzen, sie unterschiedlichen Klimabedingungen aussetzen und dann messen, wie sie sich anpassen“, erklärt Berger. Daher hat der Agrarökonom Daten von 3.700 Bauernhöfen aufbereitet und in ein Computermodell eingespeist. Die virtuellen Landwirte des neuen Systems treffen wie ihre echten Berufskollegen Entscheidungen darüber, was sie wo anbauen. Das Computermodell simuliert die Wirklichkeit so täuschend echt, dass in einem Test 27 reale Landwirte Mensch und Maschine nicht auseinanderhalten konnten. (tos) agrar.uni-hohenheim.de
Lenz im Archiv
DLA Marbach
Siegfried Lenz vermacht sein persönliches Archiv dem Deutschen Literaturarchiv (DLA) in Marbach am Neckar. Briefe, Handschriften und weitere Dokumente eines großen deutschen Nachkriegsautoren stehen somit künftig der Literaturwissenschaft zur Verfügung. „Es macht mich glücklich, dass man allem, was sich in den Jahrzehnten auf, neben und unter meinem Schreibtisch angesammelt hat, hier mit dem Gefühl froher Erwartung begegnet“, sagte der 88-jährige Autor auf der Marbacher Schillerhöhe anlässlich der Bekanntgabe seiner Ent-
Stuttgarter Wissenschaftler haben eine neuartige Laserquelle entwickelt. In einem Kooperationsprojekt mit der Trumpf Laser GmbH ist dem Forscherteam des Instituts für Strahlwerkzeuge (IFSW) der Universität Stuttgart dabei weltweit zum ersten Mal eine spezielle Kombination aus Leistung, Energiegehalt und Pulsfrequenz der Laserstrahlen gelungen: „Die Strahlquelle stellte einen neuen Weltrekord dar“, erklärt der Leiter des IFSW, Prof. Thomas Graf. Ultrakurze Laserpulse helfen schon heute bei der Herstellung verschiedenster Produkte, vom Schneiden sehr harter Displaygläser von Smartphones bis zum Bohren feinster Einspritzdüsen für sparsame Benzinmotoren. Die Weiterentwicklung dieser Technologie am IFSW ist für die Bearbeitung karbonverstärkter Kunststoffe besonders geeignet. Die neuartige Laserquelle erlaube „hochpräzise Bearbeitungsprozesse mit nie dagewesener Produktivität“, so Graf. (tos) ifsw.uni-stuttgart.de
scheidung. „Ich spüre den enormen Sachverstand, ich bewundere die Leidenschaft aller an diesem Projekt Beteiligten.“ Das DLA ist eine der bedeutendsten Literaturinstitutionen weltweit. Die Sammlungen, darunter bereits seit den 1950er-Jahren Handschriften, Bücher und Dokumente von und über Siegfried Lenz, geben ein Bild des literarischen und kulturellen Lebens der letzten 250 Jahre und dienen der literaturwissenschaftlichen Forschung und Bildung. (tos) dla-marbach.de
Ein bundesweites Forschungsprojekt, an dem unter anderem das Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement IAT der Universität Stuttgart beteiligt ist, untersucht den Betrieb von Schnellladestationen in Metropolen und entlang der Autobahnen. An den Stationen können Elektrofahrzeuge ihre Batterien in weniger als einer halben Stunde auf rund 80 Prozent der Gesamtkapazität aufladen. Das Forschungsprojekt soll Betreiber- und Geschäftsmodelle sowie Kriterien für geeignete Standorte entwickeln. Damit sollen die Voraussetzungen für ein flächendeckendes Schnellladenetz in Deutschland geschaffen werden, das eine große Allianz aus Industriepartnern in den nächsten Jahren aufbauen möchte.
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In einem weiteren Projekt haben Wissenschaftler des Stuttgarter FraunhoferInstituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) einen ganz neuen Typ solcher Schnellladestationen entwickelt: In den sogenannten ChargeLounges können die Kunden während des Ladevorgangs Kaffee trinken, im Internet surfen oder entspannen und selbst neue Energie tanken. Ein in die Lounges integrierter Arbeitsraum kann zudem für Treffen mit Geschäftspartnern gemietet werden. Auch die Technik im Hintergrund ist neu: Ein Batteriepufferspeicher sorgt dafür, dass die Lounges mit niedriger Leistung ans normale Stromnetz angeschlossen werden können und trotzdem eine hohe Ladeleistung bereitstellen.
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Fraunhofer IAO, Design: FURCH Gestaltung + Produktion
Schnell Strom an der Autobahn tanken
Bis 2020 sollen knapp 1.000 Lounges in Deutschland, Österreich und der Schweiz errichtet werden. (tos) iat.uni-stuttgart.de chargelounge.de
Innovation
Dressur der Zwerge
Solche Bauteile, die mit dem bloßen Auge kaum noch zu erkennen sind, lassen sich mit den bisherigen Techniken kaum ohne Beschädigung oder Verschmutzung in Reih und Glied bringen und anschließend für die weitere Verarbeitung zuführen. „Der kleinste LED-Chip ist gerade mal 0,2 Millimeter groß, das entspricht ungefähr der doppelten Breite eines Haares, und ist mit einer Pinzette nicht mehr greifbar“,
erklärt Schlenker das Problem. Das Forscherteam um Schlenker hat sich für die Dressur der Zwerge unter den Kleinteilen deshalb etwas einfallen lassen, das ebenso simpel wie trickreich ist: Sie haben sich das Insekt Wasserläufer zum Vorbild genommen und bei dem neuen Verfahren die Oberflächenspannung von Wasser zunutze gemacht. Stecknadelkopfgroße Schrauben, Chips, Sensoren oder Minizahnräder werden auf eine Wasseroberfläche gesetzt und wandern ganz ohne Füße dank ihres Fliegengewichts unter Ausnutzung von Schwerkraft und Oberflächenspannung zum Rand der Flüssigkeit. Dort sorgt eine Anschlagkante dafür, dass sie sich zunächst aufreihen und dann in darin eingearbeitete Ablagetaschen purzeln. Danach wird das Wasser abgesaugt und letzte Rückstände verdampfen. Anschließend können die sortierten Teile entnommen, weitertransportiert oder gelagert werden. Auf Wunsch ist es möglich, sie noch mit Reinstwasser zu reinigen und mit Luft zu trocknen.
Mit diesen möglichen Erweiterungen soll ein flexibles Baukastensystem entstehen, aus dem Unternehmen maßgeschneidert wählen können. Das Wasserläufer-Verfahren, das die Fraunhofer-Forscher auf den Namen „IPA. FluidSorting“ getauft haben, entstand in Zusammenarbeit mit Industriepartnern innerhalb von eineinhalb Jahren und ist fertig zur Industriereife entwickelt. Nach Auskunft Dirk Schlenkers ist das Verfahren zwar noch in keine Großserie integriert, aber jetzt schon einsetzbar. „Mit IPA. FluidSorting können wir im Prinzip sogar Staubkörner sortieren“, so Schlenker. Mehrere Unternehmen haben bereits Interesse an dem System bekundet. (leo) ipa.fraunhofer.de
entwickeln
Eine Ansammlung winziger Bauteile einzeln dorthin befördern zu können, wo man sie zur Verarbeitung braucht: Dafür gibt es in der Medizintechnik, Uhrenindustrie oder Mikroelektronik zunehmend Bedarf. Die Herstellung wird stetig automatisiert und besteht aus immer mehr miteinander gekoppelten Prozessen.Gleichzeitig werden die Bauteile kleiner. „Sie brauchen sich nur ein Handy anzuschauen. Viele Geräte im alltäglichen Gebrauch werden zusehends kompakter und das gilt auch für deren Bestandteile“, sagt Dirk Schlenker, Gruppenleiter Präzisionsmontage und -auftragstechnik am FraunhoferInstitut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart.
Fraunhofer IPA
Mikrobauteile unbeschädigt an Ort und Stelle bringen: Fraunhofer-Forscher aus Stuttgart wissen wie
wer
Skifahrers Leid, Stechmückes Freud: Dank milder Temperaturen hatten die Blutsauger im vergangenen Winter beste Überlebenschancen. Und das gilt nicht nur für heimische Plagegeister: Forscher warnen zunehmend vor fliegenden Exoten, die Scheußlichkeiten wie das West-Nil-Fieber an den Neckar bringen könnten. Doch auch vermeintlich harmlosere Insekten wie die Gemeine Stubenfliege können handfeste Krankheiten übertragen. Gartengenießer wie Stubenhocker sind daher gut beraten, sich zu wehren. Statt der chemischen Keule stehen ihnen dabei gleich zwei clevere Waffen aus der Region Stuttgart zur Verfügung. Aus reinem Eigeninteresse erfand der Waiblinger Konditormeister und Bonbonhersteller Theodor Kayser 1909 den Fliegenfänger: Die mit Zuckersirup bestrichenen Pappstreifen, die er zuvor verwendet hatte, tropften in der Hitze
gingen millionenfach rund um die Welt über den Ladentisch. Die gleichnamige Waiblinger Firma ist bis heute Marktführer für umweltfreundliche Schädlingsbekämpfungsmittel.
Aeroxon
hat‘s erfunden?!
Der Mückentod
seiner Backstube von der Decke und trockneten rasch ein. Zusammen mit einem Chemiker entwickelte Kayser daher eine Mischung aus Harzen, Fetten, Honig und Ölen, die auf dem Trägerpapier lange stabil und dennoch klebrig und verlockend für Fliegen blieb. Das Produkt war ein Riesenerfolg: Die „Aeroxon“ getauften Leimstreifen
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Auf reine Mechanik im Kampf gegen Mücken hingegen setzte der gebürtige Stuttgarter Erich Schumm. Der Besitzer einer Kunststofffabrik in Murrhardt und Erfinder etlicher Erfolgsprodukte – darunter „Erich Schumms Brennstoff in Tablettenform“ (kurz: Esbit), der automatische Handtuchspender oder auch Deutschlands erster Hörbuchverlag namens „Schumm Sprechende Bücher“ – ließ sich 1953 die heute gebräuchlichste Form der Fliegenklatsche patentieren. Mit der gitterförmigen Patsche an einem flexiblen Kunststoffstiel gelingt es auch Laien nach kurzer Übung, lästige Fluginsekten ganz ohne Gift schnell und sicher ins Jenseits zu befördern. (tos)
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Existenzgründung
Die Stuttgarter Simpleshow GmbH erklärt mit kurzen Videos komplizierte Produkte oder komplette Unternehmensphilosophien
Die Erklärexperten
„Ein kurzes Erklärvideo kann viel bewirken“
Das klassische Erklärvideo des Unternehmens funktioniert als schwarz-weißer Legetrick. Im Video ist eine Hand zu sehen, die Papierschnipsel aus Figuren und Symbolen im Comic-Look nacheinander ins Bild schiebt. Eine Sprecherstimme erläutert im Hintergrund mit wenigen und einfachen Worten den jeweiligen Sachverhalt, so dass ihn wirklich jeder verstehen kann. Hier ist Handarbeit mit Papier, Schere und Klebestift gefragt. Im Anschluss wird dann das Video im eigenen Studio gedreht. Mit diesem Klassiker hat vor sechs Jahren alles seinen Anfang genommen. Kaum hatte er den Abschluss der Hochschule der Medien in Stuttgart in der Tasche, gründete Jens Schmelzle mit zwei Studienfreunden eine kleine Medienagentur. Kurz darauf kam der entscheidende Auftrag, der die Geburtsstunde der Simple-
show GmbH einläutete: „Ein Kunde bestellte einen Film, der seine Software erklären sollte“, erzählt Schmelzle. „Und da fiel uns diese charmante und kostengünstige Produktion mit Papier und den zwei Händen ein. Wir konzentrierten uns auf das Wesentliche, erzählten eine kleine Geschichte und verwendeten weder Farbe noch Animationen.“ Nach dem ersten verkauften Clip dauerte es nur wenige Tage, bis ein weiterer Auftrag einging. Die Nachfrage hielt an, das Format sprach sich schnell herum, und die jungen Unternehmer taten das Richtige: Sie spezialisierten sich auf Erklärvideos und aus der kleinen Medienagentur ist inzwischen ein Unternehmen mit über 100 Mitarbeitern geworden, das an neun Standorten auf drei Kontinenten vertreten ist.
„Da fiel uns diese charmante und kostengünstige Produktion mit Papier und den zwei Händen ein“
Simpleshow-Videos sind in der ganzen Welt nachgefragt, das Format wurde bereits in mehreren Tausend Produktionen in über 50 Sprachen verwendet. Die Kundschaft setzt sich aus Unternehmen unterschiedlichster Branchen und Größen zusammen, unter ihnen BMW, Audi, Microsoft, Air Berlin, Otto, McDonald‘s, Ebay und Esprit. Immer häufiger wollen Kunden auch digitale Animationsclips. Sogar interaktive Erklärvideos in Form von vierminütigen Lerneinheiten und anschließenden Testfragen haben die Erklärexperten im Angebot. Die Vereinfachung ist Kunst und Handwerk zugleich und will gelernt sein. Deshalb hat Jens Schmelzle eine eigene Akademie für seine Mitarbeiter eingerichtet, in der ausgebildet und geforscht wird. Jeder durchläuft eine Schulung, das dauere auf einigen Positionen mehrere Monate, so Schmelzle. Die Trainer der SimpleshowAcademy würden auch immer öfter von Unternehmen gebucht, die Beratung im Bereich „Einfaches Erklären“ wünschen.
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Simpleshow
Einfach zu sein, ist ganz schön schwierig. Das gilt in der gesamten Kommunikation und ist zugleich eine ihrer großen Herausforderungen. Besonders im Berufsalltag nimmt die Dichte an Informationen und die Komplexität der Themen immer mehr zu und somit auch der Bedarf, sie zu vereinfachen. Die Stuttgarter Simpleshow GmbH hat sich darauf spezialisiert, eben diese Not mit einem Mittel zu lindern, das selbst durch seine Einfachheit besticht.
gründen
Existenzgründung
Mit dem großen Projekt „Erklären“ möchte Simpleshow sich auch gesellschaftlich engagieren. Denn, da ist sich Schmelzle sicher, „ein kurzes Erklärvideo kann viel bewirken“. So produziert das Unternehmen kostenlose Erklärvideos für gute Zwecke. „Es gibt so viele komplexe Themen, die viele Menschen betreffen und die man in drei Minuten erläutern kann.“ Zum Beispiel hat Simpleshow den CO2-Fußabdruck und die Institutionen der EU erklärt.
Simpleshow GmbH Gründungsjahr: 2008 Sitz: Stuttgart Mitarbeiter: 104 simpleshow.com
Simpleshow hat das Format „Erklärvideo“ nicht erfunden, war 2008 aber das erste Unternehmen, das es durch Standardisierung zu einer erfolgreichen Marke entwickelte. Aus dem einstigen Pionier ist ein Marktführer geworden. „Wir sind der Videodienstleister mit den meisten Produktionen weltweit und im Bereich Erklärvideo der einzig wirkliche Global Player“, sagt Schmelzle. In kurzer Zeit ist die Stuttgarter Firma schon weit gekommen, aber Visionen für die Zukunft gehen den jungen Unternehmern deshalb sicher nicht aus – im Gegenteil: „Wir wollen irgendwann das internationale Synonym für Erklärvideo werden“, sagt Schmelzle. Leonie Rörich
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Fachkräfte
Thomas Kaysser, Chef des Leutenbacher Metallverarbeiters H. P. Kaysser GmbH & Co. KG, über erfolgreiche Nachwuchsförderung H. P. Kaysser
arbeiten
„ Nichts spornt junge Leute mehr an als ein Lob vom Kunden“
Ihre Lernfabrik ist mehrfach prämiert worden, was zeichnet das Konzept besonders aus?
179: 2003 haben Sie die H.P. Kaysser Lernfabrik gegründet. Heute umfasst der „Betrieb im Betrieb“ einen 1.800 qm großen Ausbildungscampus. Was hat Sie zu diesem außergewöhnlichen Engagement motiviert? Kaysser: Die Ausbildung junger Menschen gehörte schon immer zu unserem Selbstverständnis. Als wir mit der Lernfabrik starteten, waren wirtschaftlich schwierige Zeiten, in denen viele Betriebe ihre Ausbildungsquoten deutlich gesenkt haben. Wir haben uns für das Gegenteil entschieden, weil wir langfristig denken. Wir waren uns sicher, dass die demografische Entwicklung es künftig schwieriger machen würde, gute Fachkräfte zu gewinnen. Heute kennt Kaysser keinen Fachkräftemangel, obwohl wir mit vielen großen Firmen konkurrieren.
Wir bieten dort reale Arbeitsbedingungen, unter denen die jungen Leute kleinere Kundenaufträge selbstverantwortlich abwickeln – von der Akquise bis zur Auslieferung. Die verschiedenen Lehrjahre arbeiten in Teams zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Unsere Auszubildenden kommen zudem direkt mit den Auftraggebern in Kontakt. Nichts spornt sie mehr an, als ein Lob der Kunden und das Wissen, dass ihr Produkt auch tatsächlich zum Einsatz kommt. Was sind für Sie ganz grundsätzlich die Erfolgsfaktoren für eine gute Nachwuchsförderung? Wichtig ist, dass die jungen Leute ein Gefühl dafür entwickeln, was zu ihnen passt. Bevor wir Lehrlinge oder Bewerber für ein Duales Studium bei uns einstellen, schauen wir deshalb sehr genau hin, ob sie sich auch für technische Zusammenhänge begeistern können.
Interessierte Jugendliche können unser Unternehmen auch bereits in der Schulund Studienzeit kennenlernen. Der Ausbildungsbereich gehört zu meinem Ressort und ist damit Chefsache. Mir ist dieses Thema außerordentlich wichtig, weil ich darin auch eine gesellschaftliche Verantwortung sehe. Trotz guter Auswahlprozesse läuft nicht immer alles glatt. Haben Sie auch negative Erfahrungen gemacht? Nicht alle Nachwuchskräfte bleiben dem Unternehmen langfristig erhalten, obwohl wir hier eine gute Quote haben. Wir haben aber auch einmal erlebt, dass sich sämtliche Lehrlinge eines Jahrgangs für ein weiterführendes Studium entschieden haben. Das hat zu einer schmerzlichen Lücke in unserer Personalplanung geführt. Es gehört immer eine Portion Mut und Risikobereitschaft dazu, in den Nachwuchs zu investieren. Die Fragen stellte Monika Nill kaysser.de
Seit September 2013 unterhalten die Matern-Feuerbacher-Realschule und die Protec GmbH eine Bildungspartnerschaft. Die Großbottwarer Schule und der Röntgentechnologie-Spezialist aus Oberstenfeld pflegen damit eine besondere Beziehung, die sich für beide Seiten lohnt. Für die Schüler ist der Übergang ins Berufsleben sehr viel leichter geworden und Protec muss keine Stellenanzeigen mehr schalten, um Auszubildende zu finden. Den Auftakt bildete eine Schülervollversammlung, bei der die Kooperation vorgestellt wurde. In den ersten Monaten ging es zunächst darum, sich besser kennenzulernen. Seither kommen die Pädagogen regelmäßig ins Unternehmen, um zu sehen, was ihre Schüler bei ihren Berufsorientierungspraktika erleben.
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Ihre Beobachtungen berücksichtigen sie auch beim Unterricht: So übt eine Englischlehrerin zum Beispiel jetzt regelmäßig typische Situationen aus dem Ausbildungsalltag wie Telefonate. Im Gegenzug werden Protec-Auszubildende in die Realschule eingeladen. Das Unternehmen beteiligt sich darüber hinaus an vielen weiteren Aktionen der Schule. Entscheidend für die Partnerschaft ist die enge Zusammenarbeit auf vielen Ebenen. Im letzten Jahr traf sich beispielsweise die Belegschaft von Protec, um das Firmenleitbild mit Leben zu füllen. Mit am Tisch saßen auch Jochen Haar und Dieter Raiser, die Rektoren der Realschule. „Es war für uns ein großer Vertrauensbeweis, Kultur und Firmenphilosophie von Protec in dieser intimen Runde noch besser kennenzulernen“, unterstreicht Haar.
Das Standortmagazin der Region Stuttgart 2/2014
PROTEC
Unternehmen und Schüler profitieren von Bildungspartnerschaften
Wie wichtig es ist, dass die verantwortlichen Personen auf einer Wellenlänge liegen, weiß auch Tanja Fichtner, die Personalleiterin von Protec. „Unser ländlicher Standort macht es erforderlich, dass wir noch bekannter werden und junge Talente aktiv auf unser Potenzial aufmerksam machen“, betont die Betriebswirtin. Zum Schulleiter unterhält Fichtner einen sehr kurzen Draht und greift bei Abstimmungsbedarf einfach zum Telefonhörer. (nil) protec-med.com matern-feuerbacher-realschule.de
Freizeit
erleben
684 Meter Natur und Geschichte Den Hohenstaufen neu entdecken Der markante Kegel – umgedreht mit der mittelalterlichen Becherform eines „Stauf“ vergleichbar – verpasste einem berühmten Adelsgeschlecht seinen Namen. Hier stand die Stammburg der Staufer, die europaweit Geschichte schrieben. Friedrich I. Barbarossa unterzeichnete hier 1181 die Urkunde für das Kloster Adelberg. Die von Walther von der Vogelweide gepriesene Irene von Byzanz starb 1208 auf der Burg im Kindbett. Von der Burgruine aus genießt man heute fantastische Ausblicke.
Ein neu entwickelter Audioguide bringt den Besuchern den besonderen Berg näher, will sie aber unter dem Motto „Hochgehen, zum Runterkommen!“ auch dazu motivieren, den Hohenstaufen als Ort der Ruhe und Entspannung wahrzunehmen und Kraft und Impulse für den Alltag mit ins Tal nehmen. Schließlich lässt es sich bei einer Wanderung und den herrlichen Panoramablicken bestens entspannen. Hoch droben steht man über den Dingen des Alltags.
Der Audioguide, der in der Berggaststätte kostenlos ausgeliehen werden kann, versammelt informative Texte, aber auch Gedichte, Lieder, Märchen und Sagen, darunter von Goethe, Enzensberger, Heine, Hesse und Uhland. Gelesen werden sie von prominenten Stimmen wie Wirtschaftsminister Nils Schmid, Radiomoderator Matthias Holtmann und Sternekoch Vincent Klink. Ausgewählte Musik von keltischer Harfe bis Beethoven lockern die literarischen Leckerbissen auf. (asm) berg-hohenstaufen.de berg-hohenstaufen.de
20. bis 22. Juni 2014 Fiesta International Kulinarische und kulturelle Genüsse, ein Hauch von Ferienstimmung und Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Ländern in der Schwabenlandhalle Fellbach. fellbach.de
17. Juli bis 8. September 2014 Vaihinger Strandleben Jeden Sommer verwandelt sich der Marktplatz von Vaihingen an der Enz in einen der größten Sandkästen der Region zum Matschen, Spielen, Sporteln und Sonnenbaden. vaihingen.de
29. Juni 2014 Gedichte im Garten Der Ludwigsburger Schlossgarten war Eduard Mörikes „Garten Eden“. Im Rahmen des gleichnamigen Programms der KulturRegion Stuttgart (S. 4) inszenieren Studenten der Kunstakademie seine Park- und Gartengedichte. ludwigsburg.de
19. Juli 2014 Badewannenrennen Im Freibad in Kirchheim unter Teck heißt es: „In die Wanne – fertig – los!“. 50 Meter gilt es, durchs Becken zu paddeln, zusätzlich werden die ausgefallensten Kostüme prämiert. kirchheim-teck.de
5. und 6. Juli 2014 Riesenspielzimmer Beim 12. Stuttgarter Zeitung Kinder & Jugend Festival wird die Stuttgarter Innenstadt zu einer erlebnisreichen Spiel- und Sportwiese. kinder-jugendfestival.de
tipps
Pwagenblast CC BY-SA 3.0
Unweit von Göppingen erhebt sich majestätisch der Hohenstaufen. Der Berg, den Unkundige als Vulkankegel erkennen wollen, ist ein Zeugenberg, ein steinharter Rest der Schwäbischen Alb, die einst viel größer war. 684 Meter ragt das einzigartige historische Naturdenkmal heraus. Gemeinsam mit dem Rechberg und dem Stuifen bildet der Hohenstaufen ein weithin sichtbares Trio, die Drei Kaiserberge, die stilisiert auch das Logo der Stadt Göppingen zieren.
Bewegte Bücherwürmer Von bislang zehn ausgewiesenen literarischen Radwegen in Baden-Württemberg schlängeln sich allein fünf durch die Region Stuttgart. Der Weg A1 rund um Lauffen und Bönnigheim führt durch eines der größten Weinbaugebiete Württembergs und mitten ins „Land der Poeten“ – so nannte es Theodor Heuss. Neben bekannten Größen werden viele unerwartete Spuren der Literaturgeschichte lesbar. Der Wiener Erzähler Heimito von Doderer meinte, es sei „hier eigentlich viel italienischer als jenseits der Alpen“. literaturland-bw.de Leckere Früchtchen Das Neidlinger Tal im Biosphärengebiet Schwäbische Alb ist ein wunderbares Ausflugsziel. Über 20.000 Kirschbäume wachsen an den Hängen, im Frühjahr verzaubert ein Blütenmeer, im Sommer locken leckere Früchte. Hoch über dem Tal thront die Burgruine Reußenstein, unterhalb der Ruine rauscht der Neidlinger Wasserfall. Und am Seebach liegt die einzige Kugelmühle Deutschlands, die aus dem Urgestein der Alb glänzende Murmeln herstellt. neidlingen.de
bis 20. September 2014 Armer Konrad Vor 500 Jahren verbündeten sich geknechtete und rechtlose Bauern gegen die Obrigkeit. Eine Ausstellung im Stadtmuseum Schorndorf zeigt die Protestbewegung „Armer Konrad“. schorndorf.de
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Starthilfe für Existenzgründer
der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart
Ort: Cannes bw-lions.com 25. Juni 2014 Fachkräftebedarf und Willkommenskultur Die Fachkonferenz mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft gibt Impulse für eine nachhaltige Migrations- und Arbeitsmarktpolitik.
Jungunternehmer treffen potenzielle Geschäftspartner
Ort: Haus der Wirtschaft, Stuttgart fachkraefte.region-stuttgart.de 7. bis 8. Juli 2014 7. Immobilien-Dialog Region Stuttgart Rund 500 Immobilienprofis treffen sich zum Netzwerken und Wissensaustausch. Themen sind Wohnraumversorgung, hybride Nutzungen sowie die neuen Shopping-Destinationen mit wachsenden Verkaufsflächen. Orte: Sparkassenakademie BadenWürttemberg und Rathaus Stuttgart immo.region-stuttgart.de 10. bis 11. September 2014 Konferenz: Progress in Biogas Biogasexperten aus aller Welt diskutieren aktuelle Entwicklungen ihrer Branche. Auf der parallel stattfindenden Fachmesse präsentieren Firmen ihre Produkte, Dienstleistungen und technische Innovationen. Ort: Haus der Wirtschaft, Stuttgart progress-in-biogas.com 16. September 2014 Forum Industrie 4.0 Zur Messe für Metallbearbeitung AMB organisiert die WRS zusammen mit Partnern ein Expertenforum zur Vision eines selbststeuernden, flexiblen und intelligenten Wertschöpfungsnetzwerks. Ort: Messe Stuttgart manufuture-bw.de
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„Unser Gründungsthema klingt weder besonders hip noch sexy, denn es hat mit Rollatoren zu tun“, kokettiert Daniel Reiser beim Elevator Pitch BW im Stuttgarter Club Kowalski. Doch sein dreiminütiger Kurzvortrag legt das innovative Potenzial der Geschäftsidee frei: Daniel Reiser und sein Team wollen einen „e-buddy“, einen Rollator mit elektrischem Antrieb für starke Steigungen entwickeln. Eine App auf dem angeschlossenen Tablet-PC setzt bei Bedarf einen Notruf mit genauer Positionsangabe ab. Das Stuttgarter Projekt überzeugte: Der Hightech-Rollator gewann beim Elevator Pitch den zweiten Preis in Höhe von 300 Euro und wurde zum Publikumsliebling gekürt. Der Elevator Pitch war Teil der Gründerlounge Stuttgart, die die WRS in Zusammenarbeit mit vielen Partnern organisiert hat. Bei dem Wettbewerb konnten Gründer ihre Geschäftsidee einer Jury präsentieren, die sich aus regionalen Institutionen, potenziellen Geldgebern und Geschäftspartnern zusammensetzte. Zehn Unternehmerteams traten im Regionalentscheid gegeneinander an. Für die Stuttgarter Gründungsidee „My Couchbox“ gab es den ersten Preis in Höhe von 500 Euro und den direkten Einzug ins Landesfinale. My Couchbox ist eine Snack-Überraschungsbox voller Leckereien, die einmal im Monat direkt nach Hause geliefert wird – wie eine Gemüsekiste, nur nicht so gesund. „Das Preisgeld hilft uns, die dringend benötigte neue Verpackung zu bezahlen, da die anderen restlos ausverkauft sind“, sagt Mitgründerin Sarah Haide. „Die Stimmung beim Event war toll. Das hat uns bei unserer Performance angespornt.“
Elevator Pitch BW 2014 CC BY-SA 2.0
15. bis 21. Juni 2014 Liaisons des Lions Delegationsreise mit zehn Vertretern der Kreativwirtschaft zum Cannes Lions International Festival of Creativity, dem weltgrößten Treff der Werbebranche. Veranstalter der Reise sind bw-i, MFG Filmförderung und die Film Commission Region Stuttgart.
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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell
Konzentriert ging es bei den Beratungsinseln zu: In Einzelgesprächen informierten Experten der Business Angels Region Stuttgart, der L-Bank, der Volksbank Stuttgart sowie Steuer- und Unternehmensberater über die Themen Gründung, Finanzierung, Steuern und Recht. Nützliche Informationen bekamen die Existenzgründer von Firmen, die schon einen Schritt weiter sind: Feliks Eyser, Geschäftsführer der RegioHelden GmbH, erzählte beispielsweise von der Entstehung seiner Firma für lokale Internetwerbung. Als Zweimannbetrieb in Stuttgart gestartet, wuchs RegioHelden von 2010 an auf heute ungefähr 100 Mitarbeiter an fünf Standorten. Der erfolgreiche Gründer gab folgenden Ratschlag: „Hilfreich ist es, sich ein gutes Netzwerk zu suchen. Darunter sollten auch Mentoren sein, von denen man lernen kann.“ Den Tipp konnten die Jungunternehmer bei der Gründerlounge gleich in die Tat umsetzen. Auch die Organisatoren waren mit dem Ablauf der Veranstaltung sehr zufrieden: „Durch die Zusammenarbeit erfahrener regionaler Veranstaltungspartner, die ihre jeweiligen Netzwerke eingebunden haben, ist es gelungen, die regionale Gründerszene miteinander zu vernetzen“, sagt Dr. Andreas Chatzis, Leiter der Geschäftsstellen der Business Angels Region Stuttgart und der Initiative PUSH!, die beide bei der WRS angesiedelt sind. Veranstaltungspartner der Gründerlounge waren die IHK und die Handwerkskammer Region Stuttgart, die Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt sowie die Stuttgarter Hochschule der Medien. Friederike Gehlenborg
Die WRS erarbeitet mit Vertretern aus Handwerk und Verwaltungen ein Konzept für die Einführung eines regionalen Handwerkerparkausweises. Der Ausweis soll Handwerkern die Arbeit an unterschiedlichen Einsatzorten der Region Stuttgart erleichtern. „Damit wird die Region als einheitlicher Wirtschaftsraum erfahrbar“, sagte WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg vor dem Wirtschaftsausschuss der Regionalversammlung. Der Handwerkerparkausweis soll für Gewerbetreibende zwischen 200 und 250 Euro kosten, für soziale Dienste zwischen 120 Euro und 150 Euro pro Jahr. Um eine einheitliche Gültigkeit zu gewährleisten, müssten alle 179 Städte und Gemeinden der Einführung zustimmen. Heute bereits bestehende Handwerkerparkausweise würden gültig bleiben, so Rogg. Bis der regionale Handwerkerparkausweis eingeführt werden könne, „muss noch ein ganzes Stück Arbeitet geleistet werden“. wrs.region-stuttgart.de
Neuer Wegweiser für Firmengründer
Stadt Renningen
Regionaler Parkausweis für Handwerker
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Wirtschaftsförderung Region Stuttgart Aktuell
Die WRS und die Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart haben gemeinsam die Broschüre „Start-up! Wegweiser für Existenzgründungen“ neu aufgelegt. In der aktualisierten Version stellen Beratungseinrichtungen in der Region Stuttgart ihre Angebote für Gründer vor. Mit Checklisten, Hinweisen und Tipps ist „Startup!“ gleichzeitig auch ein Leitfaden durch den Gründungsprozess. „Eine Firma zu gründen, ist immer auch ein Risiko“, sagt WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg. „Mit professioneller Begleitung, vor allem in der Anfangsphase, können Risiken vermindert und die Erfolgschancen erhöht werden. Unsere Broschüre hilft, dafür schnell und zielgenau die passenden Partner zu finden.“ Die Broschüre kann kostenlos bei der WRS bestellt und unter push.region-stuttgart.de heruntergeladen werden. Alle Einträge sind zudem im Internet nachzulesen und werden dort laufend aktualisiert.
Faißt neuer Vorsitzender Der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt ist neuer Erster Vorsitzender des Kommunalen Pool Region Stuttgart e. V. Gemeinsam mit seinen beiden Stellvertretern, dem Landrat des Landkreises Böblingen Roland Bernhard und dem Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler, lenkt er zwei Jahre lang die Geschicke der Vereinigung. „Die Wirtschaft findet in unseren Städten und Gemeinden statt und ist auf gute Rahmenbedingungen angewiesen. Wir wollen deshalb die Sichtweise der Kommunen weiterhin aktiv in die Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart einbringen“, sagte der neue Vorsitzende Wolfgang Faißt. „Dazu ist es wichtig, möglichst alle Städte und Gemeinden als Mitglieder für den Kommunalen Pool zu gewinnen.“ Über den Pool halten die Kommunen Gesellschafteranteile bei der WRS.
push.region-stuttgart.de
kommunaler-pool.region-stuttgart.de
Virtueller Blick auf die Erde
Autoren dieser Ausgabe Friederike Gehlenborg (geh), Helmuth Haag (hel), Sonja Madeja (som), Monika Nill (nil), Michael Ohnewald (moh), Tobias Schiller (tos), Leonie Rörich (leo), Astrid SchluppMelchinger (asm)
Die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH ist eine Tochter des Verband Region Stuttgart. Das Infomagazin „Region Stuttgart aktuell” können Sie auf der Website des Verbandes einsehen und bestellen:
Geschäftsführer Dr. Walter Rogg
Gestaltung Projektgruppe Visuelle Kommunikation, Ludwigsburg
region-stuttgart.org region-stuttgart.de
Verantwortlich Helmuth Haag (hel)
Erscheinungsweise Quartalsweise
Redaktion Tobias Schiller (tos) tobias.schiller@ region-stuttgart.de
Abonnement/Abbestellung 179@region-stuttgart.de 179.region-stuttgart.de
Telefon 0711 2 28 35-0 info@region-stuttgart.de wrs.region-stuttgart.de
desk-backnang.de
impressum
Herausgeber Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) Friedrichstraße 10 70174 Stuttgart
die reale Welt des DeSK-Showrooms können sich die Besucher in die virtuelle Realität begeben: Mittels einer Datenbrille schweben sie mit dem Heinrich-Hertz-Satelliten hoch über der Erde und lösen ein Ratespiel mit Fragen zur Führung. Der mit Nachrichtentechnik der Backnanger Firma Tesat-Spacecom ausgestattete reale Heinrich-Hertz-Forschungssatellit soll voraussichtlich 2017 starten.
Zur besseren Lesbarkeit wird teilweise auf die weibliche Form verzichtet.
Nachhaltiges Bauen Nachhaltiges Bauen geht weit über sparsamen Energieeinsatz und gesunde Materialien hinaus: Die Planung und Errichtung von Immobilien hat immer auch gesellschaftliche und ökonomische Auswirkungen. Die Region Stuttgart mit ihrer einmaligen Dichte an Architektur- und Planungsbüros, Projektentwicklern und innovativen Baufirmen setzt weltweit positive Akzente. Aber auch in der Region selbst finden sich viele Vorzeigeprojekte. Die nächste 179-Ausgabe erscheint im September 2014.
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nächste ausgabe
OHB Systems
Besucher des Deutschen Zentrums für Satellitenkommunikation (DeSK) in Backnang können ab Juli einen Blick aus der Perspektive eines Satelliten auf die Erde werfen. Möglich ist das dank eines Virtual-Reality-Systems, das Hochschüler, die an der Fellbacher K+KAkademie und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg studieren, in einem von der WRS unterstützten Gemeinschaftsprojekt entwickelt haben. Nach einer Führung durch
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wer hat‘s erfunden?! Sail Away! 30 Jahre lang prägte der Dreimaster mit den markanten grünen Segeln das Gesicht der Bremer Biermarke Beck‘s. Entstanden ist die Werbeidee allerdings fernab der See: Die Ludwigsburger Agentur Wensauer & Partner baute den Windjammer zur Werbeikone um. Über 100 Jahre hat die „Alexander von Humboldt“ mittlerweile auf dem Buckel und steht nun zum Verkauf, weil sie nicht mehr seetauglich ist. Geblieben sind ihr die grünen Segel, das zentrale Element des Werbekonzepts der Ludwigsburger Agentur.
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