Stadtrundgänge mit QR-Codes

Page 1

www.fribourgregion.ch

www.estavayer-payerne.ch

Estavayer-le-Lac Ein mittelalterliches St채dtchen

Stadtrundgang mit QR-Codes Deutsche Version


Willkommen

Estavayer-le-Lac Die ehemalige kleine Fischer- und Schifferstadt ist heute ein Ort für Freizeitvergnügen mit Jachthafen. Ihre privilegierte Lage am südlichen Ufer des Neuenburger Sees, im Herzen des Naturreservates Grande Cariçaie, lädt mit den malerischen Ufer und dem milden Klima zum Flanieren ein. Die Stadt der Rosen ist ein mittelalterliches Kleinod, das seine Besucher durch seine Altertümlichkeit und zurückhaltende Eleganz in seinen Bann zieht. Verwinkelte Gassen, Toreinfahrten, Brunnen und Kopfsteinpflaster aus vergangenen Zeiten können zu jeder Jahreszeit bewundert werden. Tauchen Sie ein in die Geschichte der Stadt mit den drei Schlössern ein! Besichtigungen und Rundgänge Zur Besichtigung der Stadt bieten sich Ihnen folgende Möglichkeiten: Eine individuelle Besichtigung bei der Sie dem QR-Codes folgen, ein Rundgang über die Stadtmauern, eine Stadtrundfahrt im Mini-Zug oder Sie entdecken die Stadt mit einem Touristenführer von Estavayer-le-Lac. Weitere Informationen und Broschüren erhalten Sie bei der Touristeninformation. QR-Codes An sechzehn verschiedenen Standorten finden Sie auf Ihrem Weg Informationstafeln mit einem QR-Code. Laden Sie im Internet kostenlos eine Applikation für iPhones oder Android herunter, scannen Sie den Code mithilfe Ihres Smartphones und hören Sie den Audio-Kommentar. Die Informationen ergänzen die Tafeln und Broschüre. Wir wünschen Ihnen eine spannende Entdeckungstour!

Stadtrundgang mit QR-Codes. Sehenswürdigkeiten nahe den 16 Standorten mit Audiokommentar.

Geschichte Pfahlbaustätte Das Gebiet Estavayer-le-Lac ist seit der Mittelsteinzeit, dem Mesolithikum (8000-5500 v. Chr.), besiedelt, wie der Fund eines Einbaums unter dem Schloss von Chenaux belegt. In der späten Bronzezeit (1000-900 v. Chr.) erstreckte sich ein bedeutendes Dorf am Seeufer entlang. Hunderte Pfähle, die Häuser trugen, kamen zum Vorschein als der Wasserspiegel des Jura 1879 stark zurückgegangen war. Die Nähe der Stadt zum heutigen Seeufer verschob sich mit dem Niveau des Wassers. Zu Zeit der Römer siedelten die Menschen auf den oberen Hängen, weil der Spiegel des Sees sehr hoch war. In den Grenzen der mittelalterlichen Stadt sind Überreste entdeckt worden. Spuren der Besiedlung in der frühen Eisenzeit und der Römerzeit wurden auf dem Vorplatz des Mottel-Châtel gefunden. Estavayer-les-Trois-Châteaux Die Geschichte von Estavayer-le-Lac ist eng mit der ihrer drei Herrschaftshäuser verbunden. Das Gebiet war zunächst im Besitz von drei Familienzweigen von Estavayer, danach wurde es teilweise von den Savoyern und schliesslich von Freiburg beherrscht. Aus diesem Grund gab es zeitweise drei Schlösser, von denen heute noch das Schloss Chenaux erhalten ist. Die Ursprünge des mittelalterlichen Städtchens blieben bis zur Jahrtausendwende im Dunkeln. Man weiss nicht viel über Estavayer, nur so viel, dass es seit dem Ende der Römerzeit ein Ort mit christlichem Kultus war.


Geschichte Die Verehrung des Heiligen Laurentius, die seit dem Frühmittelalter üblich war, und dem die Kirche geweiht ist, legt dieses nahe. Eine eigenständige Herrschaft von Estavayer ist ab dem 12. Jahrhundert durch die Erwähnung von Rainald, Herr von Estavayer und seinem Sohn Konon belegt. Diese Estavayer errichteten ihre Festung unweit der Kirche, an einem Ort, wo ein Sandsteinfelsen, zersetzt durch verschiedene Bächlein, die heute nicht mehr vorhanden sind, eine Anhöhe in Zuckerhutform bildeten. Diese gut zu verteidigende Burg trug den Namen Motte-Châtel. Nach dem Tod Konons, kurz vor 1240, teilten seine Söhne Wilhelm und Rainald II. das Herrschaftsgebiet untereinander auf. Die Dörfer der Umgebung, wurden dem einen oder anderen zugesprochen, während die Stadt Estavayer gemeinsam regiert wurde. Eine Generation später erfolgte eine erneute Aufteilung, dieses Mal unter den Söhnen von Rainald II. Die drei gemeinschaftlich Herrschenden beanspruchten jeweils einen Herrschaftssitz, was zur Folge hatte, dass sich das Stadtgebiet bemerkenswert vergrösserte und an den neuen Stadtgrenzen befestigt werden musste. So kam es, dass Estavayer Ende des 13. Jahrhunderts drei Burgen zählte: Motte-Châtel, das immer noch in der Hand der Estavayer war, der Linie des Ältesten , die Burg von Chenaux, die 1285 im Norden der Stadt nach dem Model rechteckiger Savoyer Anlagen errichtet wurde und als Sitz der Estavayer-Chenaux Linie diente und schliesslich die Burg, genannt „von den Savoyern“, die um 1300 für die Linie der Estavayer-Cugy im Süden errichtet wurde. Diese gelangte, wie schon der Name andeutet, 1349 in den Besitz der Savoyer, nachdem sich dieser Teilstadtherr verschuldet hatte. Heute ist nur noch das Schloss Chenaux als Ganzes erhalten. Von der Festung der Savoyer, zeugt ein erhaltener rechteckiger Turm. Die flankierenden Fassaden des herrschaftlichen Wohnteils sind nicht mehr vorhanden. Ab dem Ende des 13. Jahrhunderts spielte das Schloss Motte-Châtel keine Rolle für

1. Stiftskirche Saint-Laurent 2. Schloss Chenaux 3. Wehrturm

4. Bergfried 5. et 6. Ziegelsteinrundtürme

die Verteidigung mehr, wurde aufgegeben und schliesslich abgebrochen. Bis Anfang des 14. Jahrhunderts bewohnten die Herren von Estavayer noch den Wohnteil des unteren Hofes, zogen dann aber in den komfortableren Wohnsitz um, das sogenannte „Maison des Sires“, das heute noch erhalten ist. Humbert der Bastard Anfang des 15. Jahrhunderts verstärkten die Savoyer ihre Präsenz in der Broye. 1403 verlieh Amadeus VIII., Herzog von Savoyen, seinem Halbbruder Humbert, genannt der Bastard, das Recht über die Einkünfte der Region, um die nördlichen Grenzen seines Territoriums besser kontrollieren zu können. Daraufhin hielt sich Humbert bevorzugt in der Broye auf und machte Estavayer zum Ort seiner Hauptresidenz. Überdies verfügte er in der Stadt über zwei Häuser. Die Burg der Sayover erhielt er 1421 und 1432 übernahm er von Anselm von Estavayer das Schloss Chenaux, das dieser in Ermangelung von Mitteln nicht mehr unterhalten konnte.


Geschichte Humbert verstärkte die Festungsanlage und die Flanken durch imposante Rundtürme aus Ziegeln. Um sich bei den Staviacois durchzusetzen, was nicht immer einfach war, liess er stadtseitig einen Verteidigungsring mit Befestigungsanlage errichten, um den Zugang zum Schoss zu kontrollieren. Durch seinen Tod 1443 wurden die Arbeiten an der Innenausstattung abgebrochen und nicht mehr vollendet. Humbert liess sich im Dominikanerinnenkloster, in seiner eigens 1423 gegründeten, der Trinität geweihten Grabkapelle, bestatten. Im Rückblick war die Zeit Humberts positiv für die Staviacoiser, die gute Erinnerungen behielten. In den Worten der Stadtarchive des 15. und 16. Jahrhunderts spiegelt es sich wie folgt: „Humbert, im glücklichen Andenken“. Die Burgunderkriege und die Freiburger Oberhoheit Im Vorfeld der Burgunderkriege war ein Teilstadtherr der Kastellan von Estavayer Jakob von Savoyen, Graf von Romont. Dieser stellte sich auf die Seite Karl des Kühnen, wodurch Estavayer 1475 durch die Armee der Eidgenossen angegriffen wurde. Entgegen dessen, was die Schweizer Chroniken glauben machen, waren die Schäden eher gering. Der eine Verteidiger der Stadt, der Kastellan Claude von Estavayer und seine Garnison wurden getötet, wo hingegen die Bewohner fast unversehrt blieben. Nur das Schloss von Chenaux brannte nieder. Da der Kastellan von Estavayer-Chenaux sich gegenüber dem Spital verschuldet hatte, übernahm die Stadt Freiburg ab 1478 das Schloss von Chenaux mitsamt den herrschaftlichen Rechten der Kastellanei. Dies war der Anfang der Freiburger Vorherrschaft. Die Hegemonie von Freiburg wurde 1632 durch den Tod des letzten Stäffiser Laurentius, der Linie des Ältesten, vollendet, da sie auch dessen Herrschaftsrechte übernahm.

Hörttner, 1599

Blüte und Niedergang Um Estavayer zu verstehen, muss man berücksichtigen, dass bis Mitte des 19. Jahrhunderts der See im Norden bis an die Stadtmauer reichte. Das Hafenstädtchen Estavayer profitierte seit jeher von regen Geschäftsaktivitäten, die mit dem See verknüpft waren. Während die Bewohner auf den Anhöhen vor allem von der Landwirtschaft und Viehzucht lebten, verdienten die Bewohner des Uferviertel ihren Lebensunterhalt mit Fischfang und Binnenschifffahrt. Der Austausch mit dem Nordufer des Sees und dem Land Neuenburg brachten die grössten Gewinne. Nachdem jedoch die Neuenburger und Waadtländer Nachbarn 1536 protestantisch geworden waren, ging der Handel zurück und geriet gänzlich ins Stocken, bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts Schienen- und Automobilverkehr aufkamen. Einzig die geringen Einnahmen aus dem Fischfang ernährten nun die Bewohner des Ufers. Die Bevölkerung von Estavayer verarmte zunehmend und Freiburg war zu weit entfernt von seinem Hinterland, um diesen Niedergang aufzuhalten.


Sehensw端rdigkeiten

Stadtrundgang mit QR-Codes. Sehensw端rdigkeiten nahe den 16 Standorten mit Audiokommentar.

1. Der Beginn des Rundgangs bei der Bank der Hallen

5. Schloss Chenaux

2. Stiftskirche Saint-Laurent

6. Motte-Ch但tel und Passage des Egralets

3. Zehntenhaus

7. Maison des Sires

4. Das Tor von Grandcour

8. Place de Moudon und Sch端tzenhaus


Sehensw체rdigkeiten 9. Das Stadttor La Rochette

13. Der Turm des Verrats

10. Kapelle von Rivaz

14. Turm der Lombarder

11. Das M체hleng채sslein

15. Der Turm der Savoyer

12. Das Tor Thiolleyres

16. Dominikanerinnenkloster


Stadtrundgang

Stadtrundgang mit QR-Codes. Sehenswürdigkeiten nahe den 16 Standorten mit Audiokommentar.

9 nti

Se er de sL

l de

8

éza

ute

rds

Ro du rt

Po

Place de Chenaux

de

Rue ed

Place du Midi

eF

s

4

d

mu u Ca

3

Place des e Bastians r a la G

Ru

Rue

e

ue

Rue

d

s nge

e

Ru

tel

’Hô

l de

ill ev

nd-R Gra

13

Place de l’Eglise

1

Gra

d - R ue

des

an

our uF ed Ru

u es Mo lins le d Port

Gr

e du

Ru

Rue

2

Rout

la

Place St-Claude

6

el Ru

e ed

11

s

yre

lle

io Th

5

Place de Moudon

7

Les Egralets

10

12

h

oc

aR

e Ru

e ett

usée

du M

ore

l

Pl.

14

d

e

ssé

hau

C e la

16 15

er ines nti Se inica m o sD

de

Sehenswürdigkeiten 1. Bank der Hallen 2. Stiftskirche St. Laurentius

7. Maison des Sires

13. Turm des Verrates

8. Place de Moudon und Schützenhaus 14. Turm der Savoyer

3. Zehnthaus

9. Tor La Rochette

15. Turm der Lombarder

4. Tor von Grandcour

10. Kapelle von Rivaz

16. Dominikanerinnenkloster

5. Schloss Chenaux

11. Mühlengässlein

6. Motte-Châtel und Passage Les Egralets

12. Tor Thiolleyres


Unsere Region

Lac de Bienne Estavayer-le-Lac

Fribourg Payerne

Neuchâtel Cudrefin

Portalban St-Aubin

Lac de Neuchâtel

Lac de Morat

Chevroux Berne

roye

Estavayer-le-Lac

La B

Graphik: Anne Meyer Loetscher, Gedruckt in der Schweiz, 2014

Avenches

Cheyres Fribourg Yverdon/Lausanne

Payerne Moudon/Lausanne

Estavayer-le-Lac / Payerne Tourisme Rue de l’Hôtel de Ville 16 1470 Estavayer-le-Lac T +41 (0)26 663 12 37 Place du Marché 10 1530 Payerne T +41 (0)26 660 61 61 F +41 (0)26 663 42 07 tourisme@estavayer-payerne.ch www.estavayer-payerne.ch

Fribourg

Impressum - Fotonachweise: O Rapin, S Chastellain, M Bourdilloud, DR, JC Juriens, L Chanez - Karten: Swissgeo©Géomatics Ingénierie SA - Dank an Daniel de Raemy (SBC-FR), Louis Joye, Lydie und Benoît Zimmermann - Hauptquellen: Aloys Lauper, Gilles Bourgarel, Anne-Catherine Page, Estavayer-le-Lac : le passé revisité, Pro Fribourg no 109, 1995 ; Henri Pillonel, Le Ruisseau des Moulins : les usiniers au fil de l’eau, Estavayer-le-Lac, 2000 ; Daniel de Raemy, Les Monuments d’Art et d’Histoire du canton de Fribourg, t. VI : La ville d’Estavayer-leLac, en préparation ; Le site du mois d’octobre 2002, ISOS, 2002. François Demotz, La Bourgogne, dernier des royaumes carolingiens, Lausanne, 2008 ; Germain Hausmann, «Payerne», Helvetia Sacra, T. 2, Basel, 1991 ; Jacques Villomet, 100 ans au service d’une cité, Payerne, 1991 ; Guide artistique de la Suisse, T. 4a, Berne, 2011 ainsi que les travaux et études en cours de Brigitte Pradervand.


www.estavayer-payerne.ch

Payerne Zwischen Himmel und Erde

Stadtrundgang mit QR-Codes Deutsche Version


Willkommen

Willkommen in Payerne Am Eingang zur breiten Schwemmlandebene der Broye, erhebt sich, fest mit der Heimaterde verbunden, teils feucht oder ländlich schön die Stadt Payerne (deutsch Peterlingen), deren Zentrum auf einem Moränenhügel aus der letzten Eiszeit errichtet wurde. Zwei mittelalterliche Kirchen recken ihre Türme steil nach oben und öffnen den Horizont himmelwärts. Die grosse Agrarebene, die den Sümpfen im 19. und 20. Jahrhundert durch die Eindämmung der Broye abgerungen wurde, bietet auch Platz für den grössten Militärflugplatz der Schweiz. Hier laufen Feldarbeit und Flugbetrieb nebeneinander und vermengen sich zu einem stetigen Dialog zwischen Himmel und Erde. QR-Codes Während Ihrer gesamten Entdeckungsreise können Sie alle Kommentare als Audiodatei mithören. Dafür scannen Sie ganz einfach die QR-Codes auf den Hinweistafeln auf Ihr Handy. Im Internet finden Sie viele Gratis-Apps passend für iPhone oder Android, mit denen die QR-Codes gelesen werden können. Wir wünschen Ihnen eine spannende Entdeckungsreise !

Stadtrundgang mit QR-Codes. Sehenswürdigkeiten nahe den 16 Standorten mit Audiokommentar.

Geschichte Ein Hügel in der Ebene Die ersten Spuren einer menschlichen Siedlung im Herzen von Payerne gehen auf das 3. Jahrhundert nach Christus zurück. In einiger Entfernung zur Stadt Aventicum (Avenches), der damaligen Hauptstadt des römischen Helvetiens, liess eine einflussreiche Familie eine grosse Villa, also ein reiches römisches Landgut, errichten. Diese Familie, die Paterni, stand auch für den späteren Stadtnamen Pate: Paternicum. Ende des 6. Jahrhunderts gründete der Abt Marius, heiliger Stadtvater und Abt von Avenches, eine Kapelle, welche der heiligen Jungfrau gewidmet war. Wir kennen den ursprünglichen Standort dieses christlichen Kultortes leider nicht, der am 24. Juni 587 geweiht wurde. Cluniazensische Stätte Im 10. Jahrhundert war Payerne ein wichtiger königlicher Sitz des hochburgundischen Königreiches. Dieses Königreich, eines der letzten Reiche vom Karolinger Typ, erstreckte sich ursprünglich zwischen Jura und Alpen. Es wurde zwischen 888 und 1032 von der Dynastie der Rudolpher regiert. Die Payerner gedenken heute noch Bertha von Schwaben, der Königin von Burgund und Gattin von Rudolf II. Im Grunde wissen wir fast nichts über diese


Geschichte Frau, die vielleicht Gründerin und Wohltäterin eines der Payerner Klöster war, und um die sich im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche ländliche Mythen rankten. Unter ihrer Tochter, Adelheid von Burgund, Ehefrau von Otto dem Grossen, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, trat das Kloster von Payerne schliesslich in den Schoss der Abtei von Cluny ein. In Kontakt mit verschiedenen Herrscherhäusern, liegt Payerne in einem Gebiet, wo viele unterschiedliche Einflüsse zusammentreffen: zum Beispiel Westfränkische, Cluniazenser und sogar Einflüsse aus Italien und Nordgermanien, Schwaben und dem Kaiserreich. Für Cluny, das sich als zweites Rom sieht, die Apostel Petrus und Paulus verehrt und sich eine eigene Pilgerstätte geschaffen hat, gehört Payerne zur Provinz Alemannia et Lothoringia, genau wie Romainmôtier, eine der anderen Cluniazensischen Stätten in der Schweiz. Im Mittelalter war der Cluniazenser Prior von Payerne auch Herr über die Stadt. Der Prior ernannte einen Laienvertreter, der in seinem Namen die irdische Macht ausübte. Das Bewusstsein einer städtischen, vom Prior unabhängigen Gemeinschaft, die eigene Interessen verfolgt, entwickelte sich zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert. Die verschiedenen Laienvertreter beschleunigen diese Tendenz, insbesondere die Grafen und später Herzöge von Savoyen, welche ab 1314 regelmässig in dieses Amt ernannt wurden. Die Stadt erlangte ihre Stadtrechturkunden im Jahre 1347-48. Parallel dazu orientierten sich die Einwohner nach Norden hin und schrieben Burgrechtverträge mit Bern (1344), Freiburg (1349), Neuenburg (1355) und Murten (1364) ein. Die Schlacht von Murten (1476), bei der ein Kontingent Payerner an der Seite der Eidgenossenschaft kämpfte, ist eines der letzten Manifeste des Antagonismus zwischen Mönchen und Bürgern. In der Zwischenzeit (im Jahre 1444) wurde das Priorat in den Rang einer Abtei erhoben, weshalb wir heute von der Abteikirche Payerne sprechen. Zu Zeiten von Reformation und Revolutionen Das 16. Jahrhundert, das Jahrhundert der Reformen, bringt grosse Veränderungen in der Organisation der Stadt Payerne mit sich. Zwischenstädtisch verbunden, sowohl mit Bern als auch mit Freiburg, befindet sich Payerne im Zwiespalt, was die Treue zu den Glaubensbekenntnissen ihrer Verbündeten betrifft. Auf der einen Seite wird Payerne sowohl von Freiburg als auch von der Abtei im alten Glauben vertreten, auf der anderen Seite steht die Treue zum immer mächtigeren Verbündeten Bern, welcher den protestantischen Glauben aktiv fördert. Zu sehr früher Stunde, noch vor der in 1536 offiziellen Anerkennung der Reformation, hat sich ein kleiner Kern von Payernern zum neuen Glauben bekannt und nimmt einen Pastor, Antoine Saulnier, in seiner Mitte auf. Zuvor hatte die Payerner Bevölkerung Guillaume Farel noch sehr schlecht empfangen, als dieser das Evangelium erstmals in der Stadt predigte. Nach der Übernahme durch Bern, am 23. Januar 1536, schloss sich Payerne der Republik Bern vorbehaltlos an und übernahm auch den protestantischen Glauben. Die letzten Mönche mussten das Kloster verlassen.


Geschichte Unter der Berner Herrschaft, nahm Payerne eine besondere politische Stellung im Waadtland ein. Dank seines ehemaligen Burgrechtvertrages mit Bern, gab es nicht nur einen Berner Vogt als Vertreter der Berner Obrigkeit in Payerne, sondern auch einen Schultheiss, der samt den Bürgern gewählt wurde und dessen ersten Funktion, die des Justizchefs war. Ende des 18. Jahrhunderts wurde Payerne in eine Reihe von Revolutionen verwickelt. Kurz nach der Waadtländer Revolution wurde die Stadt zum Hauptort des neuen Kantons „Saane und Broye“, der nur wenige Wochen existierte. Danach wurde Payerne in den Kanton Freiburg eingegliedert. 1802 beantragten die Payerner Bürger den Übertritt zum Kanton Waadt, der seit 1803 unabhängig ist. Die überwiegend ländliche Stadt hat sich seit dem 19. Jahrhundert auch über weitere Gebiete entwickelt. Durch grossangelegte Bauarbeiten wurden die Gewässer des Jura (Juragewässerkorrektion) erheblich gesenkt und gaben weite Flächen von Agrar- und Bauland frei, das untere BroyeLand. Die Stadt Payerne entwickelte sich vor allem aufgrund ihrer Landwirtschaft und der Tabakindustrie. 400 Arbeiter der Firma Frossard stellten unter anderem die berühmten « Vevey » - Zigarren her. Ihr ausgezeichneter Ruf für Wurst- und Schweinswaren reicht weit über die Stadtgrenzen hinaus. Die berühmte Hauswurst „Boutefas” ist ein gutes Beispiel dafür. Die Payerner scheuen sich deshalb nicht, sich selbst stolz die „Caions rodzé“ zu nennen, was im hiesigen Dialekt soviel wie rote Schweine bedeutet. Aeronautische Entwicklung Am 28. September 1910 wurde Payerne zum Schauplatz des ersten aeronautischen Fluges, der zwei schweizerische Städte miteinander verband: Ernest Failloubaz startete mit seiner Blériot in Avenches, um 9 Minuten später in Payerne zu landen. Dadurch wurde Payerne zum Vorreiter der Entwicklung der Luftfahrt in seiner Region. Heute ist der Militär-Flugplatz von Payerne einer der wichtigsten Luftstützpunkte der Schweizer Armee, mit zwei Kasernen, einem Museum und einem Wartungszentrum. Andere zivile Industrien, die eng mit der Luftfahrt und der Weltraumforschung verbunden sind, haben sich in der Nähe niedergelassen.

Pierre Willommet, 1737


SehenswĂźrdigkeiten 1. Das MarktcafĂŠ

5. Gerichtshaus

2. Abteikirche

6. Pfarrkirche

3. Schlosshof, Kreuzgang

7. Der Bannherren-Brunnen

4. Berner Schloss

8. Passage du Portail


Sehenswürdigkeiten 9. Rue des Blanchisseuses und Berner Tor

13. Die Passerelle - Der Weg von der wilden zur gezähmten Broye

10. Der Hirschpark

14. Die Vorstadt von Vuary

11. Statue des Generals Jomini

15. Die Brücke von Guillermaux, Arbeitersiedlung und katholische Kirche

12. Der Barraud-Turm, die Befestigungsmauern der Stadt

16. Weinkeller der Königin Bertha


Stadtrundgang

Stadtrundgang mit QR-Codes. Sehenswürdigkeiten nahe den 16 Standorten mit Audiokommentar.

13 ér én .G Av ni mi Jo al

11

12

10

Place GénéralGuisan

9

14

8

a

el

.d Av

m Pro

e

ad

en

Parc aux biches

Rue

nd-

Gra

7 6

Pl. du Marché

de Rue e ann Laus

16

5

mp le

Place de la Concorde

Ru ed el

aG

ar e

15

3 4

Te du

2

Rue

1

Sehenswürdigkeiten

1. Das Marktcafé

7. Der Bannherren-Brunnen

2. Abteikirche

8. Passage du Portail

12. Der Barraud-Turm, die Befestigungsmauern der Stadt

3. Schlosshof, Kreuzgang

9. Rue des Blanchisseuses und Berner Tor

13. Die Passerelle - Broye 14. Die Vorstadt von Vuary

10. Der Hirschpark

15. Die Brücke von Guillermaux, Arbeiter- siedlung und katholische Kirche

4. Berner Schloss 5. Gerichtshaus 6. Pfarrkirche

11. Statue des Generals Jomini

16. Weinkeller der Königin Bertha


Unsere Region

Lac de Bienne Estavayer-le-Lac

Fribourg Payerne

Neuchâtel Cudrefin

Portalban St-Aubin

Lac de Neuchâtel

Lac de Morat

Chevroux Berne

roye

Estavayer-le-Lac

La B

Graphik: Anne Meyer Loetscher, Gedruckt in der Schweiz, 2014

Avenches

Cheyres Fribourg Yverdon/Lausanne

Payerne Moudon/Lausanne

Estavayer-le-Lac / Payerne Tourisme Rue de l’Hôtel de Ville 16 1470 Estavayer-le-Lac T +41 (0)26 663 12 37 Place du Marché 10 1530 Payerne T +41 (0)26 660 61 61 F +41 (0)26 663 42 07 tourisme@estavayer-payerne.ch www.estavayer-payerne.ch

Fribourg

Impressum - Fotonachweise: O Rapin, S Chastellain, M Bourdilloud, DR, JC Juriens, L Chanez - Karten: Swissgeo©Géomatics Ingénierie SA - Dank an Daniel de Raemy (SBC-FR), Louis Joye, Lydie und Benoît Zimmermann - Hauptquellen: Aloys Lauper, Gilles Bourgarel, Anne-Catherine Page, Estavayer-le-Lac : le passé revisité, Pro Fribourg no 109, 1995 ; Henri Pillonel, Le Ruisseau des Moulins : les usiniers au fil de l’eau, Estavayer-le-Lac, 2000 ; Daniel de Raemy, Les Monuments d’Art et d’Histoire du canton de Fribourg, t. VI : La ville d’Estavayer-leLac, en préparation ; Le site du mois d’octobre 2002, ISOS, 2002. François Demotz, La Bourgogne, dernier des royaumes carolingiens, Lausanne, 2008 ; Germain Hausmann, «Payerne», Helvetia Sacra, T. 2, Basel, 1991 ; Jacques Villomet, 100 ans au service d’une cité, Payerne, 1991 ; Guide artistique de la Suisse, T. 4a, Berne, 2011 ainsi que les travaux et études en cours de Brigitte Pradervand.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.