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BURN-OUT-PRIVATKUREN Ist die Industriezivilisation auf dem Weg in die Psychiatrie? Erschreckende Zahlen könnten eine Spekulation wie diese nicht mehr als denkunmöglich erscheinen lassen: Schon mehr als zehn Prozent der Bevölkerung befinden sich wegen psychischer Leiden in Behandlung, Tendenz stark steigend. Informationsflut, die fatalen Auswirkungen von Globalisierung und entfesselten Finanzmärkten auf unsere Arbeitsplätze und die immer turbulentere Beschleunigung aller Lebensbereiche bleiben nicht ohne Folgen. Nach aktuellen Schätzungen sind mehr als elf Prozent der Bevölkerung vom Burn-out-Syndrom betroffen – zumeist ohne dass es ihnen bewusst ist. In den überwiegenden Fällen gibt es einen Krankheitsauslöser im Berufsleben. Vorwiegend handelt es sich dabei um Menschen, die „brennen“ – und daher auch ausbrennen – können! Solche, die sich mit überdurchschnittlich viel Idealismus, Ehrgeiz und Perfektionismus in die Arbeit stürzen. Strukturen, wie man sie vor allem in „Corporate Jobs“, also in den Bürokratien multinationaler Konzerne findet, tun ein Übriges dazu: unklare Hierarchien, unfaire oder schlecht qualifizierte Vorgesetzte, eine Hire-and-Fire-Praxis und nicht zuletzt eine so extreme Arbeitsteilung, bei der man nicht selten gar nicht mehr weiß, wofür man einen Arbeitsschritt macht und welche Rolle er überhaupt für das Produkt oder im Unternehmen spielt, wodurch einem der Sinn der eigenen Arbeit unweigerlich aus den Augen geraten kann.
Schrittweises Abgleiten in die Krankheit Wer solche Dauerbelastungen, die sehr häufig auch von familiären Problemen (Verlust eines Partners, Geburt eines Kindes, finanzielle Sorgen) überlagert sind, ertragen muss, der läuft jedenfalls Gefahr, sich körperlich und seelisch zu verausgaben. So lange, bis seine Reserven zur Neige gehen und sich die Krankheit – allmählich und unbemerkt – zu entwickeln beginnt. Je nach wissenschaftlicher Lesart werden bis zu zwölf Krankheitsstadien unterschieden, von denen die ersten drei wohl besonders gefährlich sind, weil die Symptome völlig harmlos erscheinen. Denn in ihnen erlebt man sich als kraftvoll und energiegeladen, viele Menschen arbeiten dann immer mehr, bis spät in die Nacht hinein, und sie sind stolz auf ihre Erfolge. Verleugnen sie dabei aber ihre eigenen körperlichen und seelischen Bedürfnisse, dann kommt ihnen schrittweise auch die Fähigkeit, sich zu entspannen und zu erholen, abhanden. Das allmähliche Abgleiten in die nächsten Stadien folgt: Konflikte werden verdrängt, Probleme in immer stärkerem Ausmaß geleugnet, es kommt zu Frustration, Leistungsabbau und stetiger Verflachung des seelischen und sozialen Erlebens. Am Ende warten innere Leere, Depressionen – und die völlige Erschöpfung.