Die Zukunft ist erneuerbar

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Die Zukunft ist erneuerbar! Online-Zeitung der Allianz « Nein zu neuen AKW» Ausgabe 04/2010

© istockphoto.com/remsan

Energie aktuell

Erneuerbare europaweit auf dem Vormarsch Der Bericht über erneuerbare Energiequellen der Europäischen Kommission zeigt einen beeindruckenden Anstieg des erneuerbaren Stromanteils: Knapp zwei Drittel der Kraftwerke, die 2009 in Europa gebaut wurden, produzieren erneuerbare Energie! Gemäss der «Momentaufnahme der erneuerbaren Energien» der Europäischen Kommission speisten © istockphoto.com/francis49 Wasser- und Windkraft, Biomasse und Solarenergie 2009 zusammen 608 Terawattstunden (TWh) in das europäische Stromnetz ein. Bis 2020 hat sich die EU zum Ziel gesetzt, 20 Prozent des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen, was einer Verdoppelung gegenüber heute entspricht. Energieexperte und Alt-Nationalrat Ruedi Rechsteiner dazu: «Wächst der Bau von Kraftwerken mit erneuerbaren Energien im bisherigen Tempo weiter, könnten wir im Jahre 2020 schon 30 bis 40 Prozent sauberen Strom im Netz haben. Strom wird auch bei den Heizungen und im Verkehr die fossilen Energien verdrängen.»  zur «Momentaufnahme der erneuerbaren Energien» der Europäischen Kommission (PDF, Englische Sprache)

Broschüre «Erneuerbare Energien: Vorteile statt Vorurteile» Die Publikation «Erneuerbare Energien: Vorteile statt Vorurteile» nimmt anhand einer Bestandesaufnahme in der Schweiz die aktuelle Debatte auf, widerlegt Vorurteile und verdeutlicht das energiepolitische und volkswirtschaftliche Potenzial der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz.

Erneuerbare Energien: Vorteile statt Vorurteile.

Fakten zu den wichtigsten Energiequellen der Zukunft Auf den ersten Blick erscheinen viele Vorbehalte gegenüber den erneuerbaren Energien plausibel. Doch diese Vorurteile lassen sich oft ganz einfach widerlegen. Mit Fakten zu den wichtigsten Energiequellen erweitert diese Broschüre den Blickwinkel zum vollen Durchblick in Sachen erneuerbare Energie.

Auf 35 Seiten wird anschaulich und mit neuesten Zahlen be© A EE schrieben, was erneuerbare Energien und Energieeffizienz an eine sichere Energieversorgung der Schweiz beitragen können. Ein Blick nach Deutschland verdeutlicht zudem das Potenzial der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz, denn das nördliche Nachbarland zeichnet sich durch die fortschrittlichste Energiegesetzgebung der Welt aus. Die A EE Agentur für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz gestaltet – unter anderem mit der neuen Broschüre – die energiepolitischen Rahmenbedingungen aktiv mit, schützt die Umwelt, fördert den Wirtschafts- und Innovationsstandort Schweiz und schafft so nachhaltige Arbeitsplätze.  zur Broschüre «Erneuerbare Energien: Vorteile statt Vorurteile»


Wertschöpfung in Milliardenhöhe Eine neue Studie belegt, dass der dezentrale Ausbau erneuerbarer Energien für deutsche Städte und Gemeinden Wertschöpfung in Milliardenhöhe generiert.

Windenergie für schwedische Haushalte In Schweden soll bis 2023 ein gigantischer Windpark entstehen. Knapp 40 Prozent der Bevölkerung könnten dann mit Windenergie versorgt werden. Dies zeigt: Schweden braucht keine neuen AKW.

Vor allem für den ländlichen Raum bietet die Nutzung erneuerbarer Energien neue wirtschaftliche Perspektiven. «Der dezentrale Ausbau erneuerbarer Energien bedeutet für viele Gemeinden die einzige Chance, © istockphoto.com/LUke1138 neue Einnahmequellen zu erschliessen. Wind, Biomasse und Co. haben 2009 rund 6,8 Mrd. Euro Wertschöpfung in den Kommunen generiert», sagt Jörg Mayer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien in Deutschland, mit Blick auf die aktuelle Studie «Kommunale Wertschöpfung durch erneuerbare Energien» des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). «Diese kommunale Wertschöpfung gibt Gemeinden neuen Spielraum: Schulen werden saniert, Strassen ausgebessert, Vereine gefördert», so Mayer.

Im Juni 2010 hat Schweden das gesetzliche Verbot von 1984 zum Neubau von Kernkraftwerken abgeschafft und den Atomausstieg rückgängig gemacht. © istockphoto.com/JacobHWuertenberg Die Atom-Befürworter argumentierten, dass das Land den wachsenden Strombedarf der Industrie mittelfristig nicht mit alternativen Energieträgern decken könne. Nun zeigt ein Windkraftprojekt, dass es auch anders geht: Gemäss einer Meldung der Axpo will ein Deutscher Investor in Lappland auf einer Fläche von der Grösse des Kantons Obwalden einen Windpark errichten. Der Park soll Strom für rund 40 Prozent der schwedischen Bevölkerung liefern. Zurzeit kommt knapp die Hälfte der schwedischen Stromproduktion aus Atomreaktoren.

 zur Studie des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)

 zur schwedischen Energie-Agentur

Axpo bezieht Brennmaterial aus Majak

Bundeskanzlerin Merkel steigt definitiv aus!

Die Axpo lässt keine Gelegenheit aus, ihren Atomstrom als «CO2-arm» und «sauber» zu preisen. Die Rundschau des Schweizer Fernsehens vermittelt ein ganz anderes Bild. In der Rundschau vom 8. September gab die AxpoFührung zu, dass Schweizer AKW Brennmaterial aus der kerntechnischen Anlage im russischen Majak beziehen. Majak gilt neben Tschernobyl als verstrahl© www.tagesschau.sf.tv tester Ort der Welt. Einerseits weil in den 50-Jahren ein Plutoniumtank explodierte, andererseits weil heute noch im laufenden Betrieb radioaktive Abwässer direkt in das Gewässersystem der Region abgeleitet werden. Dies hat verheerende Folgen für die Gesundheit der ansässigen Bevölkerung: Krebserkrankungen und genetische Schäden kommen besonders häufig vor. Greenpeace Schweiz fordert in einem offenen Brief die Axpo und ihre Aktionäre auf, die Öffentlichkeit über die Problemlage transparent zu informieren und Verantwortung zu übernehmen.  Rundschau: Sendung vom 8. September 2010  Brief von Greenpeace Schweiz an die Axpo (PDF)

Die Zukunft ist erneuerbar! Online-Zeitung der Allianz «Nein zu neuen AKW» Ausgabe 04/2010

Trotz AKW-Laufzeitverlängerung von 8 bis 14 Jahren hat die CVP-FDP Regierung den Atomausstieg in Deutschland besiegelt. Mit der neuen Brennelement-Steuer will Frau Merkel den Umbau hin zu Erneuerbaren finanzieren. Das neue Energiekonzept der deutschen Bundesregierung sieht vor, dass die 17 AKW im Schnitt 12 Jahre länger laufen als bisher geplant. Die AKW-Be© istockphoto.com/MichaelUtech / babusch treiber müssen dagegen eine Kernbrennstoffsteuer und einen Teil der zusätzlichen Gewinne in einen Fonds zum Ausbau der erneuerbaren Energien abliefern. Ab 2020 dürften gemäss Berechnungen des Freiburger ÖkoInstituts rund 30 Mrd. Euro für die Erneuerbaren sowie zur Lösung des Atommüllproblems bereitstehen. Verglichen mit den unbegrenzten Laufzeiten in der Schweiz, ist Deutschland geradezu vernünftig. Nach deutschen Massstäben wären Beznau und Mühleberg schon längst vom Netz – und für Gösgen und Leibstadt stünde die Abschaltung unmittelbar bevor.  zum Energiekonzept der deutschen Bundesregierung  Öko-Institut: Analyse der Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke (PDF)


Im Fokus

Zu gut, um nur verbrannt zu werden Holz ist nach der Wasserkraft die wichtigste einheimische und erneuerbare Energiequelle. Es ist extrem vielseitig einsetzbar und wird heute vor allem zur Wärmeerzeugung genutzt. Die Stromerzeugung bleibt zweitrangig, doch dank technischen Fortschritten macht Holz auch hier Boden gut.

Holzkraftwerk Domat-EMS

Anlageschema Block 2

Holz deckt heute vier Prozent des Schweizer Gesamtenergieverbrauchs ab. Auf dem wirtschaftlichen und ökologischen Wärmemarkt erobern Altholz, Stückholz, Holzschnitzel und -pellets zusammen einen Anteil von acht Prozent. Dank dem Holz wird die Schweiz von teuren ausländischen Energieimporteuren unabhängiger: Holz hat eine hohe Verfügbarkeit und Flexibilität, zudem werden rasante technische Fortschritte gemacht. Dadurch besticht Holz auch zunehmend bei der Stromgewinnung. Abwärme das ganze Jahr nutzen Die Stromerzeugung durch Holz funktioniert mittels der Wärme-Kraft-Kopplung. Durch die Verbrennung und einen nachgeschalteten Dampfprozess wird neben den anfallenden vier Teilen Abwärme gleichzeitig ein Teil Strom erzeugt. Stromerzeugung mittels Holz ist daher nur dann sinnvoll, wenn die Abwärme das ganze Jahr genutzt werden kann, betont Thomas Bettler, Wissenschaftlicher Gewinnung von Strom auf Holz

Statistik: Anteil an produziertem Strom an der gesamten Nutzenergieproduktion Quelle: Bundesamt für Energie BFE

Mitarbeiter vom Aktionsplan Holz des Bundesamtes für Umwelt BAFU. Auch die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) macht dazu strenge Auflagen. Die Anzahl geeigneter Standorte mit grossen Wärmekunden, an welchen weitere Holzheizkraftwerke in der bisherigen Grössenordnung gebaut werden können, ist beschränkt. Aufgrund der aufwändigen Logistik wird für Holzenergieanlagen jeweils Holz aus der Region verwendet. Damit die Energieumwandlung rationell geschehen kann, muss das Werk zudem eine gewisse Mindestgrösse aufweisen. Eine Anlage zu erstellen und dabei allen technischen,

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logistischen und ökonomischen Anforderungen gerecht zu werden, ist nicht einfach. Gute Beispiele seien die beiden Werke in Domat-Ems und in Basel, erklärt Thomas Bettler. Wächst nach und schont die Umwelt Die hohe Verfügbarkeit macht Holz zu einem Energieträger mit Zukunft. Der Zuwachs auf der ganzen schweizerischen Waldfläche beträgt im Schnitt 8,7 m3 pro Hektar und Jahr. Jedes Jahr wächst also in der Schweiz 9,7 Mio. m3 Holz. Davon werden lediglich 7,2 Mio. m3 genutzt, erklärt Jacques Doutaz vom BZW Lyss. Auf Grund der heuti-


Im Fokus

Kolumne

gen gesellschaftlichen Anforderungen an einen Wald ist es notwenig, dass ein Wald gepflegt wird. Sonst können konkurrenzschwächere Baumarten verschwinden, Waldfunktionen nicht erfüllt und erwünschte Holzqualitäten nicht erreicht werden, beschreibt Jacques Doutaz. Weiter kann Restholz aus der Holzverarbeitung, Flur- und Altholz nur als Industrieholz oder eben als Energieholz verwendet werden. Nebenprodukte wie Schwarten, Sägemehl, Anschnitte und Staub entstehen auch bei der Verarbeitung von hochwertigen Hölzern und können so als Energieholz genutzt werden.

KEV – Eine konsequentere Förderung ist nötig

Weitere Anlagen geplant Der Aktionsplan Holz des Bundesamtes für Umwelt BAFU sieht neben einer verstärkten Nutzung von Holz als Werkstoff beim Bau von Gebäuden auch eine stärkere energetische Verwertung von Waldenergieholz, Flurholz und Altholz vor. Das Ziel ist, dass die Ressource Holz kaskadenartig und mehrfach genutzt wird. Dass heisst, dass qualitativ gutes Holz in der Regel nicht energetisch verwendet wird. Gemäss BAFU besteht noch ein nachhaltig nutzbares Energieholzpotenzial von rund 2 Millionen m3 Energieholz pro Jahr. Dieses ist für die Verstromung oder für Heizzwecke nutzbar. Im Hinblick auf die Brennstoffbeschaffung dürfte, laut Thomas Bettler, das Werk in Domat-Ems das Grösste in der Schweiz bleiben, denn die Brennstoffversorgung für weitere solch grosse Werke ist in der Schweiz kaum realistisch. In Zürich-Aubrugg und Bern-Forsthaus sind weitere Werke im Bau, die Holz für die Stromgewinnung verwenden werden und deren Abnahme der Abwärme garantiert ist. Die Inbetriebnahmen sind für 2011 beziehungsweise 2012 geplant. Holzkraftwerk Domat-EMS

Peter Malama, FDP-Nationalrat und Direktor des Gewerbeverbands Basel-Stadt

Bild: zVg

In der vergangenen Sommersession hat der Nationalrat entschieden, den Stromzuschlag für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) ab 2013 von 0,6 auf 0,9 Rappen zu erhöhen. Diese Erhöhung generiert Zusatzeinnahmen von 150 Millionen Franken, welche zur Förderung erneuerbarer Energien verwendet werden.

Der grosse Durchbruch bei der Förderung erneuerbarer Energien wurde damit noch nicht erreicht. Es ist aber ein Schritt in die richtige Richtung, handelt es sich dabei doch um einen mühsam errungenen Kompromiss zwischen der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK), welche eine Verdoppelung des Zuschlags auf 1,2 Rappen forderte, und einer Mehrheit der bürgerlichen Parlamentarier, die den Status Quo einer Erhöhung vorgezogen hätten. Der Grossteil des Ertrags für die KEV dient bekanntlich dazu, Strom aus Solar-, Wind-, Biomasse- oder Wasserkleinkraftwerken kostendeckend zu vergüten. Da die Nachfrage nach Vergütung insbesondere bei der Photovoltaik grösser ist als das verfügbare Geld, landen zahlreiche Projekte auf der Warteliste – im Moment sind es beinahe 7000! Der nun erzielte Kompromiss hilft, den Prozess zu beschleunigen, um die bestehende Warteliste nicht mehr weiter wachsen zu lassen. Für eine wirkliche konsequente Förderung des Solarstroms reicht

© Axpo Tegra AG

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dies allerdings bei weitem nicht. Weshalb komme ich gerade auf die Solarenergie zu sprechen? Als Direktor des Gewerbeverbands Basel-Stadt vertrete ich auch die Interessen innovativer Firmen in der Energiebranche. Als urbaner und im Deutschschweizer Vergleich sonnenverwöhnter Kanton steht für Basel-Stadt dabei die Solarenergie im Vordergrund. Dank den natürlichen Vorraussetzungen und einer Bevölkerung mit einer grossen ökologischen Verantwortung finden zahlreiche auf Photovoltaik und Sonnenkollektoren spezialisierte Betriebe ein Auskommen. Dies wiederum schafft neue Arbeitsplätze, was der Volkswirtschaft als Ganzes zugute kommt. Im internationalen Vergleich wird die Förderung der Photovoltaik in der Schweiz noch sehr stiefmütterlich behandelt. Dabei besteht auch hierzulande ein enormes Potenzial. Es braucht jedoch ein Umdenken in Politik und Gesellschaft über den wahren Wert erneuerbarer Energien, um dieses Potenzial zu begreifen. Erst dann ist eine wirklich konsequente Förderung erneuerbarer Energien umsetzbar. Dazu braucht es aber noch viel Energie – nicht nur erneuerbare, sondern auch politische.

Impressum Redaktion und Gestaltung: Medienstelle Allianz «Nein zu neuen AKW» Falkenplatz 11, Postfach 5815, CH-3001 Bern medien@nein-zu-neuen-akw.ch www.nein-zu-neuen-akw.ch


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