Die Zukunft ist erneuerbar! Online-Zeitung der Allianz Atomausstieg Ausgabe 03/2015
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Energie aktuell
Rekordgewinne für «notleidende» Strombranche
Österreich klagt gegen britische AKW-Pläne
Stromkonzerne klagen über sinkende Preise, haben 2013 aber so viel Gewinn einfahren können wie kaum je zuvor. Jahrelang haben Energieversorger viel Geld damit verdient, billigen Atomstrom in Pumpspeichern zu lagern und während der Mittagsspitze teurer zu verkaufen. Nun klagt der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) über sinkende Strompreise. Er will deshalb 600 Millionen Franken Fördergelder für die Wasserkraft. Ohne diese sei nicht nur der Zubau an Wasserkraft in Frage gestellt, sondern auch der Substanzerhalt. Doch der Journalist Kurt © Fotolia Marti hat die im Juli 2015 veröffentlichte Elektrizitätsstatistik 2014 des BFE studiert und auf der Plattform Infosperber Erstaunliches enthüllt: Der verteilbare Gewinn der Branche betrug 2013 6,3 Milliarden Franken – mehr als je zuvor. Der Reingewinn von 2,5 Milliarden Franken wird nur von jenem im Spitzenjahr 2009 übertroffen, obwohl deutlich mehr Ausgaben für «Gratifikationen, Gewinnbeteiligungen des Personals, Zuwendungen an Wohlfahrtsfonds, Gewinn-/Verlustvortrag auf neue Rechnung, Defizitdeckung durch Staat und Gemeinde» verbucht werden. Die Reserven stiegen auf rund 20,8 Milliarden Franken an. Die Schweizerische Elektrizitätsstatistik 2014 «Arme» Strombranche mit Rekordgewinn Die Zukunft ist erneuerbar! Online-Zeitung der Allianz Atomausstieg Ausgabe 03/2015
Der EuGH muss über die massive Subventionierung von Hinkley Point C urteilen. Das geplante AKW Hinkley Point C soll rund 38 Milliarden Franken kosten. Weil es nie rentabel sein kann, verlangt die Erbauerin EDF Subventionen. Die britische Regierung will einen garantierten Abnahmepreis von 12 Rappen pro kWh zahlen, plus Inflationsausgleich für 35 Jahre, was dem dreifachen Marktpreis entspricht. Die drohende Marktverzerrung führt zu Mehrausgaben für Fördersysteme für Erneuerbare Energien, weil höhere Ausgleichszahlungen © Fotolia fällig werden. Dies belastet besonders Privathaushalte und mittelständische Unternehmen. Die staatliche Beihilfe für Hinkley Point C beläuft sich auf über 100 Milliarden Franken. Dagegen klagte die österreichische Regierung beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit der Begründung, nach Lissaboner-Vertrag dürfe staatliche Förderung den Wettbewerb nicht verzerren. Zusätzlich klagen zehn Elektrizitätsversorger, darunter die österreichische oekostrom AG, der deutsche Ökostromanbieter Greenpeace Energy sowie die Stadtwerke Bochum, Tübingen und Mainz. Auch Luxemburg hat juristische Schritte angekündigt. Der EuGH wird frühestens im Herbst 2016 entscheiden. Fakten zu Hinkley Point C
Energie speichern und umwandeln Das Hybridwerk Aarmatt in Solothurn ist eine schweizweit einmalige Anlage und verbindet vier Netze.
Informatiklücke in Mühleberg Eine IT-Reorganisation erhöht das Risiko für Hacker-Angriffe auf das technische System des AKW Mühleberg.
Erneuerbare Energien haben riesiges Potenzial. Mit ihrer zunehmenden Verbreitung rückt ein anderes Thema in den Fokus: Das Speichern von elektrischer Energie. Regio Energie Solothurn hat in Zuchwil, wo sich ein Wasser-, Gas-, Strom- und Fernwärmenetz kreuzen, Ende Juni ein Hybridwerk eröffnet. Es umfasst ein © Regio Energie Solothurn Blockheizkraftwerk für Gas, einen Gas-Heizkessel, einen Elektrolyseur, Wasserstoffspeicher sowie drei grosse Wärmespeicher mit einem Fassungsvolumen von je 100 Kubikmeter und je 5.5 MWh jährlichem Produktionspotenzial. Mittels Elektrolyse kann zum Beispiel überschüssiger Solarstrom aus den Sommermonaten in Wasserstoff umgewandelt und langfristig gespeichert werden. Die als Wärme oder Wasserstoff gespeicherte Energie kann bei Bedarf in der benötigten Form in eines der Netze eingespeist werden. Das Hybridwerk ist Teil des Leuchtturmprogramms des Bundesamtes für Energie. Es soll als «Gläserne Werkstatt» über die Landesgrenzen hinaus ausstrahlen.
Das 43 Jahre alte AKW Mühleberg weist Sicherheitsrisiken auf: Risse im Kernmantel, ein veraltetes Kühlkonzept und die nur 1 km entfernte Staumauer am Wohlensee. Jetzt wird ein Zusätzliches bekannt. Der Beobachter listet organisatorische und technische Risiken im Informatiksystem von Mühleberg auf. Unter anderem wolle © Greenpeace die Betreiberin BKW ihre IT reorganisieren, das Computersystem des AKW soll neu aus der Ferne gewartet werden. Betroffene IT-Mitarbeitende würden diese Pläne aus Sicherheitsgründen ablehnen, einige hätten das Unternehmen deshalb verlassen, schreibt die Zeitschrift. Dass IT-Risiken real sind, zeigen mehrere bekannte Cyber-Attacken auf Industrie- und Energieanlagen in der ganzen Welt: So haben sich nordkoreanische Hacker im Dezember 2014 Zugang zu 23 südkoreanischen AKW verschafft und Daten gestohlen. In Mühleberg wäre es Hackern möglich, «Messdaten zu manipulieren und die Techniker vor Ort zu Fehlinterpretationen über den Zustand der Anlage zu verleiten», schreibt Thomas Angeli im Beobachter.
Das Hybridwerk Aarmatt von Regio Energie Solothurn
IT-Sicherheit im AKW Mühleberg
Niedrigstrahlung: Selbst kleinste Dosen schädlich
Bern müsste evakuiert werden
Steinchen um Steinchen fügen sich zu einem Mosaik, das immer klarer ein Bild ergibt. Ein Bild, das zeigt, dass ionisierende Strahlung auch im niedrigen Dosisbereich Krankheiten verursacht, wie kindliche Leukämie, bösartige Tumore, Herzkreislaufkrankheiten, Störungen des genetischen Codes und Missbildungen. Auch heute noch gehen gewisse Autoren von einem Schwellenwert aus, ab dem Strahlung schädlich ist. Diese Annahme ist jedoch entkräftet, seit eine Berner Forschergruppe mithilfe des Schweizerischen Kinderkrebsregisters © Fotolia nachgewiesen hat, dass auch im niedrigen Dosisbereich radioaktiver Strahlung eine dosisabhängige Zunahme von kindlichen Tumoren auftritt. Nicht zu vergessen: die AKW im Normalbetrieb. Im 5‐km‐ Umkreis der untersuchten Anlagen sind kindliche Tumore gehäuft. Eine neue Studie über Leukämie als Todesursache von Atomarbeitern, publiziert in der Zeitschrift Lancet, zeigt ebenfalls, dass bei kleinsten Dosen von Strahlung die Sterblichkeit an Leukämie zunimmt. Das Mosaik fügt sich zu einem klaren Bild: Radioaktive Niedrigstrahlung ist schädlich und es gibt keine unbedenkliche Strahlung. Spycher / Lupatsch / Zwahlen et al.: Background Ionizing Radiation and the Risk of Childhood Cancer: A Census-Based Nationwide Cohort Study, in: Environmental Health Perspectives, Juni 2015.
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Ein neues Notfallschutzgesetz bei AKW-Unfällen bringt kaum Verbesserungen und wird nicht konsequent umgesetzt. Was ein Reaktorunfall anrichtet, hat Fukushima gezeigt. Welche Auswirkungen er in der dicht besiedelten Schweiz hätte, will man sich gar nicht vorstellen. Doch genau dies gehört zu den Aufgaben von Behörden. Der Bundesrat verabschiedete deshalb Anfang Juli ein neues «Notfallschutzkonzept bei einem KKW-Unfall in der Schweiz». Es sieht vor, © Fotolia neu nicht nur innerhalb eines Radius’ von 5 sondern von 20 Kilometern zu evakuieren. Je nach Windrichtung müsste bei einem Unfall in Mühleberg die Bevölkerung von Biel und Lyss, bei Nordwind jene von Freiburg und bei Westwind diejenige von Bern evakuiert werden. Greenpeace sieht darin keine wesentliche Verbesserung: Das Referenzszenario für die Pläne gehe weniger weit als der Unfall von Fukushima, sagte Florian Kasser von Greenpeace. Hinzu kommt, dass der Kanton Bern die Planung verschleppt und darauf hofft, sich so ohne Veränderung der derzeit ungenügenden Notfallkonzepte über die Runden bis zum Abschalttermin von Mühleberg im Jahre 2019 zu bringen. Umsetzung des Neuen Notfallschutzgesetzes
Im Fokus
Energiezukunft: Planung statt Blindflug Die bundesrätliche Doktrin für AKW lautet «laufen lassen solange sicher». Sie birgt für die AKW-Betreiber grosse unternehmerische, für die Bevölkerung persönliche Risiken und blockiert gleichzeitig Investitionen in den Ausbau Erneuerbarer Energien. Abhilfe bereitet ein geregelter Atomausstieg. Was der Bundesrat schon im letzten Jahrhundert wusste, sollte heute endlich umgesetzt werden.
August bekannt wurde.1 Es ist nun am Ständeratsplenum, dies in der Herbstsession wieder zu korrigieren.
Das älteste Atomkraftwerk (AKW) der Welt, Beznau I, bescherte der Betreiberfirma Axpo in den letzten Monaten nur Probleme. Zuerst passte der neue Deckel für den Reaktordruckbehälter nicht. Kurz darauf wurde die Wiederinbetriebnahme nach der Revision um mehrere Monate verzögert, weil Unregelmässigkeiten im Reaktordruckbehälter – die notabene seit Inbetriebnahme 1969 bestehen – entdeckt wurden. Ein Versagen des Druckbehälters, dem Herzstück des AKW, hätte katastrophale Folgen.
Mit einem Plan zu mehr Investitionssicherheit Was sowohl der Politik wie auch den Stromkonzernen fehlt, ist eine verbindliche Planung. Mit heute festgelegten Abschaltjahren für die AKW könnte der vom Volk gewollte Weg2 in eine erneuerbare und sichere Energiezukunft geregelt umgesetzt werden. Denn aktuell steht dem Ausbau sauberer Stromproduktion die fehlende Planungs- und Investitionssicherheit im Wege. Thomas Schmid, Vorsitzender Geschäftsleitung und Verwaltungsrat bei Fontavis Clean Energy Investments, spricht aus Erfahrung: «Die momentane Ungewissheit zur Energiestrategie 2050 betreffend Massnahmen, Umfang und Zeitplan sorgt derzeit noch für Zurückhaltung mit Investitionen, insbesondere in den Stromsektor.» Diese Situation liesse sich verbessern: «Fixe Abschaltdaten würden für die Branche und insbesondere auch für Investoren die langfristige Planbarkeit von möglichen Alternativen potentiell erleichtern», so Schmid.
Weder Einsicht noch Weitsicht Bis «im ersten Quartal 2016» produziert das AKW laut Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) keinen Strom und bringt kein Geld ein. Zusätzlich sind Investitionen in die Sicherheit nötig – eine enorme finanzielle Belastung. Trotzdem sträuben sich die AKW-Betreiber in der Schweiz dagegen, die unwirtschaftlichen Kraftwerke ausser Betrieb zu nehmen, geschweige denn deren Laufzeiten zu definieren. Auch im politischen Prozess deutet alles daraufhin, dass entgegen dem 2011 vom Parlament grundsätzlich beschlossenen Atomausstieg, die AKW noch lange laufen werden. Der Nationalrat hatte 2014 wenigstens das vom ENSI empfohlene Langzeitbetriebskonzept im Gesetz verankert und damit zumindest eine minimale Verbesserung des Status Quo beschlossen. Doch die Energiekommission des Ständerats kippte dieses Konzept mit 7 zu 6 Stimmen wieder, wie am 12.
Gleichzeitig herrscht auf dem Markt ein Überangebot, das die Rentabilität der Stromproduktion erodieren lässt. Im August waren zeitweise gar alle fünf Reaktoren wegen Revision oder Unregelmässigkeiten abgeschaltet – und alles lief bestens, die Schweiz exportierte sogar Strom.
Die BKW ist diesen Schritt bereits gegangen. 2013 gab sie bekannt, das alte und mit gravierenden Sicherheitsmängeln belastete AKW Mühleberg per 2019 stillzulegen. Die dadurch verbesserte Planbarkeit war mit ein wesentlicher Grund für diesen Entscheid: «Planungssicherheit ist für ein Unternehmen wie die BKW wichtig», stellt Tobias Fässler, Leiter Media Relations bei der BKW, fest. «Die Investitionen für einen Langzeitbetrieb hätten für die
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BKW hohe Kosten zur Folge gehabt, deren Amortisation in der restlichen Laufzeit der Anlage unter den gegebenen wirtschaftlichen, regulatorischen und politischen Rahmenbedingungen zu unsicher gewesen wären.» Die Vorteile von Laufzeitbefristungen hielt der Bundesrat bereits 1992 in seiner Entscheidung3 zum Antrag der BKW auf unbefristete Betriebsbewilligung von Mühleberg fest: «Westliche KKW sind grundsätzlich auf eine Betriebsdauer von 40 Jahren ausgelegt», und weiter: «Eine Befristung der Betriebsbewilligung schafft für den Betreiber, die Sicherheitsbehörde und die Öffentlichkeit eine klare Situation, ohne die Rechte des Betreibers wesentlich zu beeinträchtigen.» Ungeplante Ausserbetriebnahme: teuer und gefährlich Nach aktueller Gesetzeslage hingegen dürfen alle fünf Reaktoren unbefristet weiterbetrieben werden. Vehement kämpfen die Betreiber dafür, dass die bundesrätliche Energiestrategie sowie ein fixiertes Abschaltdatum
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Medienmitteilung UREK-S Universität St. Gallen: 4. Kundenbarometer Erneuerbare Energien Entscheid des Bundesrates vom 14. Dezember 1992 zum Gesuch der Bernischen Kraftwerke AG vom 9. November 1990 um Erteilung einer unbefristeten Betriebsbewilligung und um Leistungserhöhung von 10% für das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM)
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Im Fokus
Kolumne
im Parlament und allenfalls auch vor dem Volk Schiffbruch erleiden. Dies obwohl die Unwirtschaftlichkeit atomarer Anlagen unbestritten, ja durch die massive britische Subvention des Reaktors in Hinkley Point gar bewiesen ist. Geradezu grotesk scheint diese Unternehmensstrategie, bedenkt man, wie ungleich grösser das finanzielle und sicherheitstechnische Risiko für die Konzerne in der aktuellen Situation ist. Bei unvorhergesehenen Ereignissen wie kürzlich bei Beznau I, muss ein AKW sicherheitsbedingt vom Netz – vorübergehend oder permanent. Solch abrupte Ausserbetriebnahmen kosten Millionen, das Risiko nur zufällig auf Unregelmässigkeiten zu stossen ist hoch und gefährdet die Bevölkerung massiv. Eine sinnvolle Strategie sieht anders aus. Weitsicht und verantwortungsvolles Unternehmertum scheinen hier von krampfhaftem Bewahren einer längst überholten Technologie überschattet zu sein.
Erneuerbare Stromproduktion ist liberalste Energiewirtschaft
«Laufen lassen solange sicher» entpuppt sich als elegant verbrämter Blindflug. Ein Vorgehen, das sich kein Land in der Energiepolitik leisten sollte. Ein guter Plan bringt hingegen dreifache Sicherheit für Bund, Betreiber und Bevölkerung: Planungssicherheit, Investitionssicherheit und Sicherheit vor radioaktiver Verstrahlung unseres Landes.
Impressum Redaktion und Gestaltung: Medienstelle Allianz Atomausstieg Falkenplatz 11, Postfach 5815, CH-3001 Bern medien@atomausstieg.ch www.atomausstieg.ch
atomausstieg.ch
Gianni Operto, Unternehmensberater und Verwaltungsrat1 Bereits zehn Tage nach dem verheerenden Unglück in Fukushima berief Bundeskanzlerin Merkel eine «Ethikkommission sichere Energieversorgung» ein. Kaum eingesetzt, wurde ihre Zusammensetzung von allen Seiten als unausgewogen kritisiert, was beweist, dass sie wohl sehr ausgewogen © xxx war. Der Abschlussbericht wurde bereits am 30. Mai 2011 veröffentlicht. Er enthielt Kernaussagen wie «…dass der schnellstmögliche Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie ethisch gut begründet ist, aus Sicht der Kommission geboten und nach Massgabe der Umsetzung der Massnahmen möglich ist». Oder «Es reicht, wenn man die einhellige Meinung der Ethik‐Kommission teilt, dass in Deutschland die Möglichkeit besteht, die Kernenergie durch risikoärmere Technologien ökologisch, wirtschaftlich und sozial verträglich zu ersetzen». Ein Jahr später veröffentlichte der britische Economist eine Titelstory mit dem Titel «The dream that failed», und erst gerade am vergangenen 4. Juni war im USamerikanschen Forbes zu lesen: « France’s Nuclear Industry Dream Faces Melt-Down». Beide Blätter stehen nicht im Ruf, verlängerte Sprachrohre von Greenpeace zu sein, ihre Leserschaft stammt wohl eher aus Finanz und Wirtschaft. Tatsächlich ist auf absehbare Zeit ein Kernkraftwerk nicht finanzierbar in Rechtsräumen, die einigermassen unseren
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Wertmassstäben entsprechen, oder nur, wenn der Staat Garantien übernimmt, welche kapitalisiert die gesamte Förderung für Neue Erneuerbare auf die Grössenordnung eines Rundungsfehler reduzieren. Für mich unverständlich bleibt, dass ausgerechnet Vertreter des rechtsbürgerlichen Spektrums die Energiewende leidenschaftlich bekämpfen, und die Augen davor verschliessen, dass in den letzten Dekaden keine Anlage einigermassen im Budget (Zeit und Kosten) in Betrieb gestellt wurde, und dass wir hier von einer Technik reden mit einer massiv negativen Lernkurve. Das angeführte Hauptargument ist dabei, die Technik sei nicht reif, weshalb die Wende nicht durchführbar sei. China, Japan, Indien, Mexiko, Brasilien Deutschland, Niederlande und Spanien haben letztes Jahr deutlich mehr Strom aus erneuerbarer Produktion genutzt als aus nuklearer. Geht doch! Als die Stadt Zürich 1906 die Alpen-Wasserkraft erschliessen wollte, haben sich ETH-Professoren öffentlich exponiert mit der Behauptung, es sei nicht möglich, Strom über solche Distanzen zu transportieren. Die Stadt hat ihren Ingenieuren die Chance gegeben und dick damit verdient. Dezentrale, erneuerbare Energie bietet unternehmerische Chancen und Raum für kreative Köpfe mit neuen Ideen. Es ist damit die liberalste Form der Energiewirtschaft! Gianni Operto verbrachte den ersten Teil seiner Karriere in der Energiewirtschaft, zuletzt als Direktor EWZ. Danach wechselte er in den Finanzbereich und wurde einer der ersten europäischen CleanTech-Venture Capitalists. Seit 2011 ist er selbständiger Unternehmensberater und Verwaltungsrat diverser Firmen im In- und Ausland.
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