Unsere Zeit - Extra-Ausgabe (8. Mai - Februar 2015)

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UZ-Extra Zeitung der DKP

A R T X E n der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 unterzeichneten die Vertreter der Wehrmacht in BerlinKarlshorst die bedingungslose Kapitulation. Das faschistische Deutschland war besiegt: durch den antifaschistischen Widerstandskampf, die Kämpfer in den Zuchthäusern und Konzentrationslagern, die noch unter schwierigsten Bedingungen Rüstungsproduktion sabotierten, durch die Partisanen und die Kämpfer der Armeen der Antihitlerkoalition. Die Hauptlast in diesem Kampf hatten die Völker der Sowjetunion und die Rote Armee getragen. Wir gedenken der Millionen Toten. SS und Wehrmacht hinterließen in den besetzten Ländern, vor allem der Sowjetunion, eine Spur der Zerstörung und des Todes: Mit Billigung und Unterstützung von Thyssen, Krupp, Siemens und IG Farben, Deutscher Bank und vieler anderer, die an der Ausplünderung dieser Länder, an Sklavenarbeit, an Rüstung, an Krieg und Massenmord Unsummen verdienten. 1945 schworen viele Menschen – auch im zerstörten und niedergerungenen Deutschland – Krieg und Faschismus nie wieder zuzulassen. Doch im Westen Deutschlands wurden bald die Nazi- und Kriegsverbrecher rehabilitiert, die alten Macht- und Eigentumsverhältnisse wiederhergestellt. Es wurde aufgerüstet. Kommunistinnen und Kommunisten stellten sich in Ost wie West dagegen. In der DDR engagierten sie und viele andere sich – die Lehren aus der Geschichte berücksichtigend – für den Aufbau eines antifaschistischen, friedliebenden sozialistischen Staates. Der 8. Mai galt dort immer als Tag der Befreiung.

Zurück zum Völkerrecht! Interview mit Peter Strutynski vom Friedensratschlag

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Gefährlicher Rechtstrend in Europa

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Die Sowjetunion trug die Hauptlast Am 30. April 1945 wurde auf dem Dach des Reichstags die rote Fahne des Sieges gehisst. Hinter der Sowjetarmee lagen fast vier Jahre eines mit unvorstellbaren Opfern geführten Kampfes um die Befreiung Europas vom Faschismus.

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– s u m s i h c s a F r e d e Nie wi ! g e i r K r e nie wied Die DDR wird nun seit einem Vierteljahrhundert als „Unrechtsstaat“ dargestellt. Auch der Antifaschismus der DDR wird verleumdet. Er sei „verordnet“ gewesen. Eben dieser Antifaschismus täte der Bundesrepublik heute und künftig gut. 70 Jahre nach dem 8. Mai 1945 paktieren die USA, die NATO, die EUStaaten – vor allem auch Deutschland – zur Durchsetzung eigener Interessen in der Ukraine auch mit Faschisten. 70 Jahre nach dem Sieg über den Faschismus sitzen in Deutschland die AfD, rechtspopulistische und offen faschistische Parteien in Kommunal- und Landesparlamen-

ten. Sie treten immer aggressiver auf. Und die Aufmärsche der NPD, der JN und anderer faschistischer Gruppierungen werden meist von der Polizei geschützt – während antifaschistischer Widerstand oft massiv behindert, sogar kriminalisiert wird. 70 Jahre nach dem 8. Mai 1945 erleben wir in Deutschland und in der gesamten EU, dass im Kapitalinteresse demokratische und Arbeiterrechte weiter eingeschränkt werden, Überwachung und Bespitzelung zunehmen. Der mögliche Einsatz des Militärs – so der Bundeswehr – im Inneren wird vorbereitet. Und Deutschland ist seit dem

Jugoslawienkrieg wieder Kriegspartei. Mit Rüstungsexporten, Truppen, Ausbildern in aller Welt. Es soll künftig laut Bundespräsident Gauck noch „mehr Verantwortung“ übernehmen. Die Bundeswehr wird zu einer Interventionsarmee umgebaut, zu einer Kampftruppe, die weiter aufgerüstet wird. 70 Jahre nach dem Sieg über den Faschismus herrscht Krieg in vielen Regionen der Welt. Solange die Sowjetunion und die anderen europäischen sozialistischen Staaten existierten, waren den Kriegsabenteurern Grenzen gesetzt. Lasst uns gemeinsam handeln, um diese Politik zu stoppen!


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leicht, weil wir oder unsere Kinder selbst in den Krieg geschickt werden. Wir müssen den Schulterschluss zwischen Teilen des DGB und der Bundeswehr beenden. Aber vor allem müssen wir für unsere Interessen kämpfen: Jeder gewonnene Kampf, jede Verbesserung für die Beschäftigten zeigt auch: Wir müssen nicht auf die Gnade der Regierung und der Unternehmer hoffen. Schließlich könnte es auch anders gehen, wir könnten statt Kriegsschiffen etwas Sinnvolles produzieren. Florian Hainrich, Industriemechaniker

Wir fordern: Ô Sofortiges Verbot

Kriegspolitik ere Kosten auf uns

ie Werften sterben. Der Überproduktionskrise, die seit Jahren im Schiffbau herrscht, sei Dank. Und die, die überleben, sind auf Rüstungsaufträge angewiesen, um den Profit-

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erwartungen der Eigentümer zu entsprechen. In dem Betrieb, in dem ich arbeite, werden zum Beispiel Korvetten und Fregatten für die Bundeswehr, aber auch für SaudiArabien gebaut. Das gefällt den Kollegen nicht, aber vor allem

haben sie Angst um ihren Arbeitsplatz. Da reichen moralische Argumente nicht. Wir sagen stattdessen: Die Kriegspolitik geht auf unsere Kosten – heute, wenn die öffentlichen Kassen leer sind, weil die Bundeswehr bei uns ein neues Schiff bestellt, und morgen viel-

deutscher Waffenexporte. Zivilklauseln an allen deutschen Hoch- und Fachhochschulen einführen. Schluss mit der Kriegsforschung an unseren Universitäten. Kein Geld für Militarisierung, Rüstung und Kriegseinsätze, sondern für Konversionsforschung sowie für Investitionen in Arbeitsplätze, Bildung, Kultur, Gesundheit. Ô Einstellung der BundeswehrWerbung an Schulen und anderen gesellschaftlichen Institutionen. (Aus: Antworten der DKP auf die Krise, 2013)

Gegen Militarisierung und Krieg Von Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP undespräsident Gauck ruft zu mehr Verantwortung Deutschlands im Ausland und meint Krieg. Außenminister Steinmeier will die NATO bis an die Grenze Russlands ausdehnen und paktiert dafür mit Faschisten. Kriegsministerin von der Leyen möchte eine Wohlfühlarmee. Radiokommentatoren fordern mehr Respekt vor Soldaten. Die Bundeswehr wirbt in Schulen und Arbeitsagenturen. Alles Zufall? So naiv sollte keiner sein. Der deutsche Imperialismus wird aggressiver. Die Menschen an der südlichen Peripherie der EU spüren das, wenn ihre Sozialsysteme zerschlagen werden, und die Flüchtlinge an den abgeschotteten Grenzen der EU.

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Offensichtlich wächst aber auch die Angst der Herrschenden davor, dass die Politik der Befriedung der Beherrschten mit Standortlogik

und Nationalismus brüchig werden könnte. Deshalb wird auch die Militarisierung nach innen vorangetrieben. Die Bundeswehr soll wieder „Schule der Nation“ werden. Einsätze gegen demokratische Proteste, die selbstverständlich Unruhen genannt werden, werden vorbereitet. Dazu eignet sich eine Berufsarmee auch besser. Und wir, die Beherrschten? Wir sind schlecht vorbereitet. Die Aggression nach außen wird mit dem Mantel der Menschenliebe getarnt, der Widerstand innen mit Illusionen, Antikommunismus und Rassismus gespalten. Die demokratische Bewegung, die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung unseres Landes muss sich dringend auf den Kampf

gegen Militarismus in unserem Land einstellen und ihn beginnen. Einen Schmusekurs zwischen Gewerkschaften und Bundeswehr darf es nicht geben, denn die Bundeswehr ist Aggressionsinstrument des Imperialismus und Schule des Militarismus. Wir brauchen die Intensivierung der Diskussionen über Rüstungskonversion und eine Belebung der gewerkschaftlichen Aktivitäten im Friedenskampf. Wir wollen das Jahr 2015 zu einem Jahr der Intensivierung von Antimilitarismus und Friedenskampf machen. Das LiebknechtLuxemburg-Wochenende mit RosaLuxemburg-Konferenz und Liebknecht-Luxemburg-Demonstration ist dafür ein wichtiger Auftakt.


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Zurück zum Völkerrecht!

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UZ-Extra-Gespräch mit Peter Strutynski, Kassel, Friedensratschlag

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UZ-Extra: Die Kämpfe im Osten der Ukraine sind erneut heftiger geworden. Ist die Gefahr der Ausweitung des Konfliktes wieder gewachsen? Peter Strutynski: Diese Gefahr hatte immer bestanden. Nicht umsonst hatten sich die Westmächte – allen voran die USA und EUDeutschland – in diesem Konflikt engagiert wie selten zuvor. Für die USA ist die Ukraine zweifellos von geopolitischer Bedeutung, Deutschland knüpft an die uralte Vorstellung eines dem Westen zugetanen, von Russland enttäuschten Volkes an, das über beträchtliche landwirtschaftliche Ressourcen verfügt. Wäre doch schön, wenn die „Kornkammer“ Ukraine 70 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs doch noch in deutsche Hand käme! UZ-Extra: Vor allem die USA ha-

setzte Spielregeln (UN-Charta!) strikt einzuhalten sind. Im Grunde genommen bedeutet das die Rückkehr zu den Prinzipien des gelten-

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Peter Strutynski

ben ein Interesse an der Einkreisung Russlands und seiner Schwächung. Welche Rolle spielen die anderen NATO-Verbündeten und vor allem Deutschland in diesem Konzept? Peter Strutynski: Die USA sind nicht nur an der Einkreisung Russlands interessiert. Sie dürften auch darauf spekulieren, mit einem stramm antirussischen/antikommunistischen Partner (das geht nach wie vor durcheinander), künftig auch die neuen NATO-Staaten (von Polen über die baltischen Staaten bis zu Rumänien und Bulgarien, 2003 war das für Rumsfeld und Bush das „Neue Europa“) noch stärker in die Pflicht zu nehmen. Deren Verhalten, so dürfte der Hintergedanke sein, veranlasst schließlich auch die „alten“ NATO-Mitglieder, tiefer in die Tasche zu greifen und ihre „Verteidigungs“anstrengungen zu erhöhen. Kann Russlands strategische Macht tatsächlich gebrochen werden, so können sich die USA umso leichter auf die Herausforderungen des Hauptkonkurrenten China konzentrieren. UZ-Extra: Was sind die Herausforderungen für die Friedensbewegung in dieser Situation und auf welche nächsten Aktionen sollte orientiert werden? Peter Strutynski: Im Großen orientieren wir auf die Herstellung einer multipolaren Weltordnung, deren von den Vereinten Nationen ge-

den Völkerrechts. Wir werden das im nächsten Jahr anlässlich des 70. Jahrestages der UN-Gründung und der Verabschiedung der UN-Charta offensiv vortragen. Hinzu kommt das Insistieren auf nicht-militärischen Lösungen der gegenwärtigen Konflikte (wozu nicht nur die Ukraine gehört). Deutschland braucht weder eine „Armee im Einsatz“, die also für weltweite Interventionen gut sein soll, noch bewaffnete Auslandseinsätze, noch militärische Drohgebärden – sei’s im Nahen Osten, sei’s in Nordafrika. Deutschland führe besser mit einer Politik der Gewaltlosigkeit in den internationalen Beziehungen, die auf gegenseitigem Respekt und der Einhaltung des vom Völkerrecht gebotenen Gewaltverbots beruht.

Lernbücher (nicht nur) für junge Linke

Lernen aus Krieg und Faschismus!

Reale Geschichte als Lehrmeister

Judick, Schleifstein, Steinhaus ISBN 978-3-910080-82-9 176 Seiten, 12,90 Euro

Josef Schleifstein ISBN 978-3-910080-81-2 280 Seiten, 19,80 Euro

70 Jahre nach der Befreiung Europas vom deutschen Faschismus besteht mit Blick auf die Verhältnisse die dringende Notwendigkeit, die richtigen Lehren aus der realen Geschichte nicht zu vergessen und vermeidbare Fehler nicht zu wiederholen. Grund genug für uns, an die Lernprozesse der deutschen Kommunisten zu erinnern.

Neue Impulse Verlag

Wer wie Josef Schleifstein (1915-1992) die beiden größten Niederlagen der europäischen Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert, den Aufstieg des Faschismus zur Staatsmacht und den Niedergang des Sozialismus als Staatsmacht selber miterlebt und als Marxist überlebt und verarbeitet hat, der hat nachwachsenden Generationen etwas zu sagen. Hoffnungstraße 18, 45127 Essen Tel.: 0201-2486482 – Fax: 0201-2486484 info@neue-impulse-verlag.de


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Kein Werben fürs Sterben Aktionen gegen Bundeswehr-Werbung an Schulen

ei einer Ausbildungsmesse an einer Nürnberger Schule will die Bundeswehr mit Stand und Vortrag für imperialistische Kriege werben. Doch die Bundeswehr hat hier längst kein leichtes Spiel mehr. Neben der SDAJ beteiligen sich viele andere Jugend-

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Millionen für Rekruten Die Bundeswehr wirbt unter anderem im Schulunterricht, auf Ausbildungsmessen und in Jobcentern. Dabei werden Jugendoffiziere mit der Aufgabe, die Kriegspolitik des deutschen Imperialismus gegenüber Jugendlichen politisch zu rechtfertigen, und „Karriereberater“ für die Rekrutierung von Soldaten eingesetzt. Für ihre Nachwuchswerbung gibt die Bundeswehr jährlich rund 30 Millionen Euro aus. Die Termine der öffentlichen Bundeswehr-Auftritte werden vierteljährlich im Voraus auf linksfraktion.de veröffentlicht. Also dann: Nachschauen! Hingehen! Stören!

organisationen an dem Protest, der Widerstand stößt auf breite Zustimmung. Während in der Schule der Vortrag der Jugendoffiziere mehrfach gestört wird, macht ein Infostand vor der Schule mit Musik und Flyern auf die Masche der Bundeswehr aufmerksam. In der Öffentlichkeit gibt sie sich als ganz normaler Arbeitgeber. Damit verschleiert sie, worum es bei diesem Job wirklich geht: um den Kriegsdienst für die Interessen des Kapitals. Mit dieser perfiden Taktik versucht sie, sich in den Schulen breit zu machen. Unsere Antwort darauf besteht darin, den Antimilitarismus mit der Schülervertretungsarbeit zu verbinden und die SV für Aktionen gegen die Bundeswehr zu gewinnen. In Nürnberg haben sich in den letzten Jahren regelmäßige Aktionen von Kriegsgegnern gegen

die Bundeswehr etabliert. Neben dem Stören von Vorträgen durch Zwischenrufe und Aktionen mit Transparenten, wurde der Protest auch auf kreative Weise gestaltet. Zum Beispiel warf man sich mit blutverschmierten T-Shirts vor Fahrzeuge der Bundeswehr. Solche und ähnliche Aktionen gegen die Bundeswehr-Werbung führt die SDAJ bundesweit immer wieder durch. Denn die Bundeswehr hat Nachwuchsprobleme. Hier treffen wir den deutschen Imperialismus an einer empfindlichen Stelle. Wir hindern ihn daran, Nachwuchs für seine Kriege zu rekrutieren. Der Boden, auf dem die Bundeswehr ihre Propaganda verbreitet, ist jedoch oft die Perspektivlosigkeit der Arbeiterjugend. Unsere Forderung nach einem Recht auf Ausbildung gilt auch hier. Denn wer einen sicheren Ausbildungsplatz hat, muss nicht zur Bundeswehr.

Progressive Literatur Verlag Wiljo Heinen

Volker Hermsdorf / Hans Modrow

Amboss oder Hammer Gespräche über Kuba

Nachdenkliche Reflexionen über Kuba zwischen dem westdeutschen Journalisten und dem ostdeutschen Politiker. »… äußerst informativ…, empfehlenswert für Kuba-Anfänger wie Kuba-Kenner, für Kuba-Versteher wie für jene, die es werden wollen.« ( Martin Schwander, Journalist und Buchautor )

ISBN 978-3-95514-020-5 Klappenbroschur, 429 S. | 16,– €

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Die Sowjetunion trug die Hauptlast m 30. April 1945 hissten Sowjetsoldaten in den frühen Morgenstunden auf dem Dach des Reichstags die rote Fahne des Sieges über den Faschismus. Wenige Tage später kapitulierten die verbliebenen Einheiten der Wehrmacht in Berlin. Hinter der Sowjetarmee lagen fast vier Jahre eines mit unvorstellbaren Opfern geführten Kampfes um die Befreiung Europas. 27 Millionen Tote musste das Land beklagen. Hitlers Armeen wurden vor Moskau im Winter 1941 zum ersten Male geschlagen. Sie erlebten in Stalingrad und im Kaukasus große Niederlagen, verloren 1943 nach der Kursker Schlacht endgültig die strategische Initiative. Bis zu diesem Zeitpunkt stand die Sowjetarmee auf dem europäischen Festland fast allein der Koalition faschistischer Staaten und ihrer Truppen gegenüber. Sie erkämpfte die Wende des Krieges. Erst dann landeten alliierte Truppen in Italien, erst im Juni 1944

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entstand mit der Landung in der Normandie die bereits für 1942 versprochene zweite Front. Allein der Kampf um Berlin, der sieben Tage andauerte, kostete 30 000 sowjetischen Soldaten das Leben. Jedes Haus, jede Straße mussten im Sturm genommen werden. SS-Sonderkommandos erschossen jeden, der sich weigerte den sinnlosen Widerstand fortzusetzen. Nach 1945 wurde im Westen Deutschlands immer wieder versucht, Geschichte umzuschreiben. Das ist heute nicht anders. Nur ein Beispiel: Im Mai 2010 lehnte eine Mehrheit der Abgeordneten im Bundestag einen Antrag von Abgeordneten der Partei „Die Linke“ ab, künftig den Tag der Befreiung als bundesweiten gesetzlichen Feiertag zu begehen. Jetzt soll offenbar endgültig ein „Schlussstrich gezogen“ werden. Der ukrainische Ministerpräsident Jazenjuk konnte in einem ARDInterview im Zusammenhang mit der Befreiung der Ukraine vor mehr

als 70 Jahren behaupten, es hätte damals eine russische „Invasion“ gegeben. Ihm wurde nicht wiedersprochen. Und die Bundesregierung, die derzeit offen mit der ukrainischen Regierung und den in ihr aktiven nationalistischen und faschistischen Kräften kooperiert, und die mit USA, den anderen EUStaaten und der NATO für den kriegerischen Konflikt mit verantwortlich ist, fand das wohl völlig in Ordnung. Nur zur Erinnerung: Durch die Zerstörung von Dörfern und Städten, die die Ermordung der jüdischen Bevölkerung vor Ort oder Deportation in Vernichtungslager, aufgrund von Zwangsarbeit, aber auch im Kampf für die Freiheit, für das Leben, gegen den Faschismus, gegen die Deutschen wie die Bandera-Leute und andere ukrainische Faschisten, haben Millionen in der Ukraine ihr Leben verloren. Als Bundestagsabgeordnete der Partei „Die Linke“ kürzlich forderten Putin zum 70. Jahrestag gemeinsam mit anderen Staatschefs

in den Bundestag einzuladen, lehnten das Politiker anderer Parteien sofort ab: Man dürfe zwar die Russen am 70. Jahrestag nicht übergehen, könne aber Präsident Putin weil der in der Ukraine einen Krieg führen lasse, nicht einladen …


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Gefährlicher

on denen, die vor 70 Jahren die Befreiung vom Faschismus erlebt haben, hätte damals wohl niemand gedacht, dass wir heute wieder vom Aufstieg „rechtspopulistischer“ und offen faschistischer Parteien in Europa sprechen würden. „Nie wieder Krieg und Faschismus“ war allgemeine Meinung. Dennoch ist an der Diagnose nicht zu zweifeln: 70 Jahre später sind wir in Europa mit einem gefährlichen „Trend nach rechts“ konfrontiert. Er hat zwei Ebenen. Die eine ist sichtbar im alarmierenden Vormarsch „rechtspopulistischer“ und offen faschistischer Parteien bei der letzten EU-Wahl. Aber auch im Einfluss „ultranationalistischer“ und offen faschistischer Kreise in der Ukraine. Weit mehr als 100 solcher Parteien, Kampfbünde und Terrorgruppen sind derzeit mit fremdenfeindlichen, rassistischen

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und nationalistischen Parolen und Aktionen in Europa aktiv. Sie nützen den Herrschenden vor allem, indem sie die berechtigte Unzufriedenheit vieler über die etablierte Politik auf falsche Feindbilder ablenken und die wirkliche Verantwortung für soziale Untaten und Existenzunsicherheit verschleiern helfen. Die zweite Ebene ist die Rechtsentwicklung bei den „etablierten“ Parteien. Bei den Rechts kon ser vativen und „Christdemokraten“, aber auch bei vielen sozialdemokratischen Parteien und bei den Grünen. Die herrschende Politik, der neoliberale Sparzwang und Sozialabbau, die Ausweitung des Niedriglohnsektors mit unsicheren Arbeitsplätzen schafft den wirtschaftlich-sozialen Nährboden für das Aufkommen der „Rechtspopulisten“ und neuen Faschisten. Zugleich bauen die Herrschenden die nahtlose Bürgerüberwachung aus, werden demokratische Rechte wie

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trend in Europa Rechtsextreme Parteien in der EU

Die nachfolgende Aufstellung listet nur Parteien auf, die bei der letzten EU-Wahl kandidiert haben und mehr als 5 Prozent erreichten. In Staaten, in denen mehrere rechtsextreme Parteien kandidiert haben, wurde in der Regel aus Platzgründen nur die jeweils stärkste aufgeführt. Land

Parteiname

%

Ungarn

FIDESZ – Magyar Polgári Szövetség – („Ungarischer Bürgerbund“)

51,5 % Jobbik – Jobboldali Ifjúsági Közösség („Jugendbewegung für ein besseres Ungarn“) 14,7 % Großbritannien UKIP – United Kingdom Independence Party („Unabhängigkeitspartei des Vereinigten Königreichs“)

27,5 %

Dänemark

DF – Dansk Folkeparti („Dänische Volkspartei“

26,6 %

Frankreich

FN – Front National

24,9 %

Österreich

FPÖ – Freiheitliche Partei Österreichs

19,7 %

Lettland

NA – Coalition Nacionālā Apvienība, („Nationale Allianz“) 14,25 %

Litauen

TT – Partija Tvarka ir teisingumas („Partei für Ordnung und Gerechtigkeit“)

Niederlande

PVV – Partij voor de Vrijheid („Freiheits-Partei“)

13,3 %

Finnland

PS – Perussuomalaiset („Wahre Finnen“)

12,9 %

Schweden

SD – Sverigedemokraterna („Schwedendemokraten“)

9,7 %

Griechenland

X.A. – Chrysi Avgi („Goldene Morgenröte“)

9,4 %

Polen

Kongres Nowej Prawicy („Kongress der Neuen Rechten“) 7,15 %

Deutschland

AfD – Alternative für Deutschland

Italien

LN – Lega Nord

das Streikrecht angegriffen, nimmt die Tendenz zur autoritären Machtausübung zu. Dafür steht auch die neue EU-Kommission unter Juncker, der sich viele Jahre lang in Luxemburg als Helfershelfer von steuerhinterziehenden Banken und Groß unternehmen betätigt hat. Erfreulicherweise gibt es in vielen EU-Staaten, auch in Deutschland, eine breite Ablehnung in der Bevölkerung gegen faschistische Aufmärsche und andere rechtsex-

14,25 %

7,1 % 6,15 %

tremistische Umtriebe. Das muss unbedingt verstärkt werden. Der öffentliche Raum darf nicht den faschistischen Schlägern und „rechtspopulistischen“ Rattenfängern überlassen werden – auch wenn sie neuerdings in der Tarnmaske unpolitischer „Hooligans“ auftreten. Dies kann allerdings wohl nur die Ausbreitung dieser Pest er schweren, nicht aber den rechten Sumpf wirklich dauerhaft trocken legen.


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mit seinen Wurzeln und nie wieder Krieg. Deshalb ist es unerlässlich, heute aus den Erfahrungen des antifaschistischen Widerstandes Schlussfolgerungen zu ziehen. Eine der wichtigsten Erfahrungen aus dieser Zeit: Der Faschismus hätte verhindert werden können, wenn sich alle Gegner der Nazis zusammengefunden hätten: Gewerkschafter, Sozialdemokraten, Kommunisten, Christen und andere. Die Lehre für heute kann nur sein, möglichst viele Menschen in antifaschistischen Aktionen einzubinden, gleich welche unterschiedlichen Positionen in anderen politischen Bereichen bestehen. Ein solches Beispiel habe ich am 9. November im Essener Stadtteil Kray erlebt. Wir konnten zwar die seit mehreren Jahren immer wieder genehmigte Provokation von Nazis anlässlich des Jahrestages der Pogromnacht nicht verhindern. Aber ein breites Bündnis aus dem Stadtteil und der Stadt konnte die Empörung in Reden und lautstarkem Protest zum Ausdruck bringen. Sich gemeinsam gegen Rassismus, Nationalismus, Antisemitismus, gegen eine auf Abschottung ausgerichtete Flüchtlingspolitik zu widersetzen, höllisch wachsam zu sein, ist eine der wichtigsten Lehren aus der Geschichte für heute. Damit wir nicht das riskieren müssen, was Widerstandskämpfer damals riskiert hatten.

Erinnerung wach halten, Schlussfolgerungen ziehen

Alice Czyborra, VVN-BdA Essen mmer weniger Zeitzeugen gibt es, die in bewegenden Berichten über ihren Widerstand, Verfolgung, die Hölle der Konzentrationslager und den barbarischen Eroberungskrieg vermitteln können, zu was Faschismus fähig ist. Die Widerstandskämpfer haben uns viele Artikel, Redebeiträge, Bücher, Filmaufzeichnungen hinterlassen. Dies hilft uns, der zweiten und dritten Generation, Geschichte zu vermitteln. Wir, die Gruppe „Kinder des Widerstandes“, haben uns zur Aufgabe gemacht, über den Widerstand unserer Eltern und Großeltern zu erzählen. Wir wollen dem Widerstand ein Gesicht geben, anregen, sich mit der Geschichte des Faschismus und der Nachkriegsgeschichte in der BRD auseinanderzusetzen. Dazu fühlen sich auch viele VVN-BdA-Mitglieder verpflichtet, die Zeitzeugen noch kennen lernen konnten oder sich intensiv mit Arbeiterwiderstand befasst haben, der in der offiziellen Geschichtsvermittlung kaum Erwähnung findet. Es geht uns allen dabei nicht nur darum, die Erinnerung wach zu halten. In der Bundesrepublik wurde bis heute nicht verwirklicht, was die befreiten Gefangenen in Buchenwald in ihrem Schwur forderten: Die Ausrottung des Faschismus

I

Gemeinsam, entschlossen: Nazis blockieren! Tino Towara, SDAJ assenblockaden können erfolgreich sein. Der jährliche Versuch der Nazis, in Dresden einen Großaufmarsch zu machen, konnte verhindert werden – durch intensive Bündnisarbeit und durch das gemeinsame Ziel: Wir stellen uns den Faschisten in den Weg! Das Konzept wurde viel-

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fach kopiert. Ob in Dortmund, Berlin, Bad Nenndorf – mittlerweile werden Naziaufmärsche regelmäßig durch Aktionen zivilen Ungehorsams gestört oder verhindert. Klare Absprachen und eine breite Mobilisierung sind unerlässlich. Denn entscheidend ist, dass sich viele Menschen gemeinsam und entschlossen den Nazis in den Weg stellen. Sei es, weil sie empört sind,

weil es sie betrifft oder weil sie wissen, warum die Faschisten ihnen schaden. Für langfristige Erfolge reicht Empörung allein nicht aus, denn sie ist nicht von Dauer. Wir müssen erkennen, dass Nazis gegen unsere Interessen handeln. Als Schülerin, Angestellte, Arbeitslose, Rentner, Flüchtling – Nazis hetzen uns gegeneinander auf und lenken von dem ab, was uns eint.

informieren – einmischen – verändern

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IMPRESSUM UZ-EXTRA der sozialistischen Wochenzeitung UZ. ISSN 0943-4216. PVNr. K 4956 D. Herausgeber: DKP-Parteivorstand. Redaktion UZ-Extra: Wera Richter, V.i.S.d.P.: Nina Hager, Hoffnungstr. 18, 45127 Essen. www.unsere-zeit.de. Druck: Uniondruck, Berlin. Layout: K.-H. Pawlitzki


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