ERSOND BE AUSGA
revolution bildung – die kampagnenZeitung 2. Quartal 2014
Seite 3 weiterbildung im betrieb unser Thema
Sonderausgabe 1
Seite 4 / 5 betriebliche offensive aktuelle Tarifregelungen
Seite 8 die forderungen im Posterformat
www.revolutionbildung.de
sonderausgabe Zum bildungskongress
weiterbildung für unsere Zukunft Alle reden von Bildung. Und das ist auch gut so, denn unser Bildungssystem braucht dringend Reformen. Doch meist liegt der Fokus hier nur auf der schulischen und universitären Bildung, und nicht auf der betrieblichen Fort- und Weiterbildung für die BeLiebe Leserin, lieber Leser, der Revolutionäre Bildungskongress ist schäftigten. Das ändert sich jetzt – denn wir packen das an.
editorial
vorbei – aber die Revolution geht weiter. Am letzten Märzwochenende haben wir gezeigt, was und wer wir sind: Eine kämpferische IG Metall Jugend, die für ihre Forderungen in den Ring steigt. liefert eiDiese Ausgabe der nen Rückblick auf den Kongress, fasst die Ergebnisse zusammen und zeigt die schönsten Momente. Und weil das Thema Bildung wichtig und vielschichtig ist, haben wir auch diese Sonderausgabe der genau so gestaltet. Doppelt so dick und von beiden Seiten zu lesen. In diesem Teil: alles rund um die Betriebs-Offensive, Fakten zum Thema Weiterbildung und ein Interview mit Bundesjugendsekretär Eric Leiderer.
Die IG Metall ruft zum revolutionären Bildungskongress – und viele kommen. Über 200 aktive Metallerinnen und Metaller trafen sich Ende März in Filderstadt bei Stuttgart, um zwei Tage lang gemeinsam einen Zukunftsfahrplan für bessere Weiterbildung zu entwerfen. Bereits vor dem Kongress hatten sich tausende Azubis, Studierende und junge Beschäftigte in den Betrieben der M+E Industrie in Baden-Württemberg an einer Umfrage beteiligt. Das Ergebnis: Wir brauchen gesetzliche und tarifliche Regelungen, die allen einen Anspruch auf Weiterbildung sichern.
Diese notwendigen neuen tariflichen Regelungen zur Weiterbildung machen wir zum zentralen Thema der kommenden Tarifrunde 2014/2015. Deshalb geben wir jetzt Gas und tragen die Revolution Bildung in die Betriebe. Unser Ziel: Bis zum Beginn der Tarifverhandlungen schaffen wir ein breites betriebliches Bündnis für bessere Weiterbildungsmöglichkeiten für alle. Mit Besservereinbarungen zeigen wir, wie wir uns die Zukunft unserer Bildung Wir wünschen viel Spaß beim Lesen, in den Betrieben vorstellen. Jetzt tragen wir die Revolution in die Betriebe – für bessere Weiterbildung für alle. Eure IG Metall Jugend 1
weiterbildung im betrieb Thema der jungen Generation 2 der revolutionäre bildungskongress Freitag, 28. März 2014 3 gut gebildet in die tarifrunde 2014/2015 4 IntervIew eric leiderer
»Eine gewerkschaftliche Vision« 6 call to action 7 die forderungen 8
kampagne und kongress
weiterbildung im betrieb – Thema der jungen Generation während der Fachkräftemangel für den Arbeitgeber und des gezur Existenzbedrohung für Wirt- samtgesellschaftlichen Nutzens schaft und Gesellschaft zu wer- für uns alle, ist es ungerecht, den droht. Im Jahr 2020 werden dass junge Fachkräfte die Lasten in Deutschland voraussichtlich ihrer Weiterbildung selbst tragen 2,4 Millionen Fachkräfte fehlen. müssen. Die Revolution Bildung Noch verweisen Politik und Ar- fordert deshalb die volle Unbeitgeber oft darauf, dass die terstützung von Wirtschaft und deutsche Wirtschaft im weltwei- Staat ein – sie müssen die beten Vergleich führend ist. Ein Er- triebliche Weiterbildung fördern. folg, der maßgeblich auf unserer Bildung basiert. Doch diese SpitBetriebs-Offensive – zenposition kann die Wirtschaft Besservereinbarung für nur behaupten, wenn jungen Bildung Fachkräften Chancen auf BilGroßer Bedarf – dung und Weiterbildung eröffnet Die IG Metall hat schon viel gewerden. Umso unverständlicher tan, um die Kosten für Bildung wenig Möglichkeiten ist es, dass Politik und Wirtschaft gerechter zu verteilen: 1997 Denn Weiterbildung ist für Aus- frontal Kurs auf die Bildungs- schlossen IG Metall und Arbeitzubildende und junge Beschäf- katastrophe nehmen, anstatt ak- geber einen Tarifvertrag zur tigte zwischen 15 und 35 Jahren tiv gegenzusteuern. Förderung der Aus-, Fort- und von entscheidender Bedeutung – Weiterbildung ab. Im Jahr 2006 und zwar nicht nur für die Kar- Betriebliche weiterbildung – folgte dann der TV Qualifizieriere, sondern für ihre Lebensrung für die Beschäftigten der Unterstützung von Metall- und Elektroindustrie. perspektiven insgesamt. Nach wirtschaft und Staat 1 Dieser enthält Regelungen zur eigenen Angaben benötigen über 70 Prozent der Befragten Junge Fachkräfte der Metall- und betrieblichen und persönlichen Weiterbildung für ihren Job, wo- Elektroindustrie bilden die Basis Weiterbildung und bietet den bei 93 Prozent die berufliche für den aktuellen und zukünf- Beschäftigten vielfältige MögWeiterentwicklung als entschei- tigen wirtschaftlichen Erfolg lichkeiten, ihre Qualifikation an dende Bedingung dafür ansehen, Deutschlands. Jede/r Einzelne aktuelle betriebliche Erfordergesund bis zur Rente arbeiten zu können. Der Wunsch nach und grosser regelungsbedarf: weiterbildung Quelle: IG Metall der Bedarf an Weiterbildungsmöglichkeiten ist also groß inich brauche weiterbildungsmöglichkeiten im betrieb: nerhalb der jungen Generation. Doch leider versagen die meisten Betriebe ihren jungen Beschäftigten diese Möglichkeit: 70 % ja 30 % nein 70 Prozent der 15- bis 34-Jährigen geben an, dass ihr Betrieb mein betrieb bietet mir ausreichende weiterbildungsmöglichkeiten: ihnen keine ausreichenden Weiterbildungsmaßnahmen anbietet.
Weiterbildung ist das drängende Thema der jungen Generation: Dieses Ergebnis einer aktuellen Umfrage der IG Metall kann als gesamtgesellschaftliche Herausforderung verstanden werden, endlich für die Zukunft der jungen Generation aktiv zu werden. Die Revolution Bildung nimmt diese Herausforderung an, kämpft seit einem Jahr für gute Bildung und geht nun in die Betriebs-Offensive für bessere Weiterbildungs-Chancen.
Fachkräftemangel – Betriebe setzen unsere Zukunft aufs Spiel Dieser Mangel an Weiterbildungs-Chancen hat fatale Folgen für jede/n Einzelne/n und die gesamte Gesellschaft: Auszubildenden und jungen Beschäftigten wird die Chance genommen wird, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln, – 1 Beschäftigtenbefragung der IG Metall 2013
70 % nein
30 % ja
ist unersetzlich und Bedarf aller nötigen Unterstützung. Insbesondere vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung. Nur Chancen auf Weiterbildung im Betrieb erhalten die Mitbestimmungs-, Innovations- und Arbeitskraft der jungen Generation. Hinsichtlich des großen betriebswirtschaftlichen Nutzens 2
nisse anzupassen. Aber diese Vereinbarungen können nur der erste Schritt sein. Deswegen geht die Revolution Bildung jetzt in die Betriebe und startet ihre Offensive für bessere Weiterbildungs-Chancen. Ziel ist es, zuerst möglichst viele Besservereinbarungen für Bildung abzuschließen und den
Arbeitgeber damit in die Pflicht zu nehmen. Denn nur eine erfolgreiche betriebliche Phase eröffnet den Weg zu einer TarifOffensive.
vision für weiterbildung – Qualität, Zugang, Zeit und Geld Die Revolution Bildung hat eine Vision für bessere Bildung, die sie in der betrieblichen Offensive durchsetzen will: Mehr Geld für Weiterbildung – Daher ist ein Instrument zu schaffen, das ein angemessenes Einkommen sichert. Das kann zum Beispiel durch das Ansparen von Wertguthaben in einer verblockten Teilzeitregelung erfolgen, das vom Arbeitgeber zusätzlich gefördert wird. Mehr Zeit für Weiterbildung – Arbeitgeber und Staat müssen jungen Menschen Zeit einräumen, um sich weiterbilden zu können. Flexible Teilzeitmodelle oder Freistellungen, ohne dadurch finanzielle Risiken eingehen zu müssen, schaffen diese bericht: freie Zeit für Bildung. tag1 Bessere Qualität der Weiterbildung – Gute Infrastruktur und besser ausgebildete Lehrkräfte sind notwendig. Beides soll der Berufsqualifikation, der Allgemeinbildung und der politischen Bildung dienen – für eine bessere Qualität der Weiterbildung. Freier Zugang zu Weiterbildung – Weiterbildung muss allen offen stehen – egal ob prekär beschäftigt, arbeitslos oder gerade ausgebildet, egal ob alt oder jung. Die Revolution Bildung geht in die Offensive und schafft bessere Weiterbildungs-Chancen – für alle.
kampagne und kongress
der revolutionäre bildungskongress Freitag, 28. März 2014: Tag 1 Die Tore der „Filharmonie“ in Filderstadt bei Stuttgart öffnen sich und schon ziehen die ersten Delegierten ein. Über 200 junge Aktive aus allen Teilen des Landes sind angereist, um in den kommenden zwei Tagen über die Zukunft unserer Bildung zu diskutieren, zu beraten und zu streiten.
stimmen vom kongress
»bildung gibt jugendlichen eine perspektive.«
Außer den aktiven Metallerinnen und Metallern sind noch die Vertreterinnen und Vertreter anderer Gewerkschaften gekommen sowie einige Abgeordnete verschiedener Bildungsinitiativen. Das gemeinsame Ziel: ein breites Netzwerk für bessere Bildung.
alle und deutlich mehr Geld für Bildung. „Bildung ist ein Menschenrecht, wir brauchen ein Bildungssystem, das den Menschen so lange wie möglich alle Wege offenhält“, sagt sie und erklärt: „Die Demokratie lebt von Menschen, die Zusammenhänge erkennen und die in der Lage sind, sich ein Urteil zu bilden.“ Bundesjugendsekretär Eric Leiderer (kl. Bild links mitte) stimmte in seiner Rede die Aktiven auf die kommende betriebliche Phase der Revolution ein. „Wir werden verstärkt in die Betriebe gehen. Wir werden alles dafür tun, dass gute Bildung und Weiterbildung allen zugutekommt. Am besten schriftlich fixiert in Betriebsvereinbarungen, Tarifverträgen oder – über den Tellerrand hinausgeschaut – in einem Gesetz.“
Anhand konkreter Inhalte aus bestehenden Betriebsvereinbarungen und Tarifverträgen waren die Teilnehmenden aufgefordert, sich in Workshops mit den unterschiedlichen Forderungen zu beschäftigen – dazu hatten die jeweiligen Bezirke vorgearbeitet. Zum gelungenen Abschluss des ersten Kongresstages gab es eine große Party. DJane Aline Magnier brachte die Menge zum Tanzen und die vielen Bilder auf dem flickr-Kanal zeigen deutlich: Revolution machen macht Spaß!
Eröffnet wird der revolutionäre Bildungskongress von Christiane Benner (kl. Bild links oben), geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. In ihrer Eröffnungsrede fordert sie ein gerechtes Bildungssystem für Zwischen diversen Workshops rund ums Thema Bildung bekamen die jungen Aktiven Unterstützung von Roman Zitzelsberger (kl. Bild links unten), Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg. Sein Appell für eine klare Regelung der Weiterbildung traf genau in Schwarze: „Fünf Tage Bildungszeit für politische Bildung, finanziert von den Arbeitgebern – dazu müssen sich alle Landesregierungen durchringen.“ Mit breiter Zustimmung und lautem Applaus ging es in den späten Nachmittag. stimmen vom kongress
bericht: tag 2
»unsere Zeit ist jetZt – und ich bin hier, um Zu diskutieren.«
»ich möchte keine klassengesellschaft – jeder hat das recht auf bildung. « maria richter, oja darmstadt 3
betriebliche offensive
gut gebildet in die tarifrunde 2014/2015 Welche Regelung gilt wo?
tarifvertrag Zib in nrw
In der kommenden Tarifrunde Anfang 2015 geht es nicht nur um die zukünftige Entwicklung unserer Löhne und Gehälter. Es geht auch um die Zukunft unserer beruflichen Bildung.
Gilt seit Juni 2010 im Bezirk Nordrhein-Westfalen in der Metall- und Elektroindustrie.
Permanente berufliche Weiterbildung ist heute wichtiger denn je, um mit den rasanten technischen Entwicklungen und Innovationen Schritt zu halten.
Der Tarifvertrag Zukunft in Bildung regelt berufliche Bildungsfreistellung und Bildungsteilzeit für Auszubildende, die befristet in ein Arbeitsverhältnis übernommen wurden. Als Maßnahmen der beruflichen Bildung gelten Maßnahmen, die geeignet sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. Sie sollen möglichst berufsfeld- und betriebsnah sein. Dazu zählen insbesondere Aufstiegsfortbildung und Abschlussprüfung (z.B. Meister, Fachwirt oder Techniker), das Nachholen von Schulabschlüssen (z.B. Erwerb der Fachhochschulreife), Ausbildungen, die fachgebundenen Hochschulzugang ermöglichen, oder berufsbegleitende Studiengänge.
Aber vielen Beschäftigten ist der Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen versperrt. Es mangelt ihnen sowohl an Zeit als auch an Geld für notwendige Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Und das, obwohl wir in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche tarifliche Regelungen zum Thema Bildung im Betrieb durchsetzen konnten.
alle aufgeführten tarifverträge verfügen noch über zahlreiche Sonderpunkte, die hier leider nicht aufgeführt werden können. ausführliche Inhalte findest du in der JaV arbeitshilfe Besservereinbarung – Betriebliche Besserstrategie in der Revolution Bildung.
beZirk nordrhein-westfalen
Aber zum Teil gehen diese Regelungen noch nicht weit genug, zum Teil werden sie schlichtweg nicht angewendet. In der kommenden Tarifrunde setzen wir die Bildung deshalb ganz oben auf die Agenda und fordern eine tarifliche Regelung, die allen Beschäftigten einen individuellen Anspruch auf ausreichend Zeit und Geld für Weiterbildung sichert.
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Betriebliche Weiterbildung sind notwendige Qualifizierungsmaßnahmen, die dazu dienen: – die ständige Fortentwicklung des fachlichen, methodischen und sozialen Wissens im Rahmen des eigenen Aufgabengebietes nachvollziehen zu können (Erhaltungsqualifizierung). – veränderte Anforderungen im eigenen Aufgabengebiet erfüllen zu können (Anpassungsqualifizierung) – eine andere gleichwertige oder höherwertige Arbeitsaufgabe für zu besetzende Arbeitsplätze übernehmen zu können. Dies gilt insbesondere beim Wegfall von Arbeitsaufgaben. Keine Qualifizierungsmaßnahmen im Sinne dieser Bestimmung sind persönliche Weiterbildung und allgemeine Weiterbildung. Die Kosten der Qualifizierungsmaßnahmen gelten als Arbeitszeit und werden – soweit nicht von Dritten übernommen – vom Arbeitgeber getragen.
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Gilt seit Juni 2012 im Bezirk Baden-Württemberg in der Metall- und Elektroindustrie.
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betriebliche offensive
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Gilt in leichter Abwandlung in der Vorgehensweise seit April 2006 in mehreren Bezirken in der Metall- und Elektroindustrie. n, s
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In Qualifizierungsgesprächen zwischen Arbeitgeber und Beschäftigtem wird gemeinsam der konkrete individuelle Qualifizierungsbedarf festgestellt. Besteht Bedarf, werden die notwendigen Maßnahmen vereinbart. Hierzu kann der Beschäftigte ein Mitglied des Betriebsrats hinzuziehen.
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Die Kosten für betrieblich notwendige Qualifizierungsmaßnahmen gelten als Arbeitszeit und werden – soweit nicht von Dritten übernommen – vom Arbeitgeber getragen. Die Qualifizierungszeit für Entwicklungsqualifizierung ist zu 50 Prozent bezahlte Arbeitszeit und zu 50 Prozent Eigenanteil des Beschäftigten. Eine persönliche berufliche Weiterbildung ist im vollen Umfang vom Beschäftigten zu tragen.
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tarifvertrag Zur persönlichen QualifiZierung in der feinstblechpackungsindustrie Gilt in einigen Betrieben in Niedersachsen für Beschäftigte in der Feinstblechpackungsindustrie. Explizit nicht zur Erhaltungs- und Anpassungsqualifizierung (Erläuterung siehe TVQ-BW), sondern zur „zusätzlichen Qualifikation persönlicher oder fachlicher Art“. Finanzierung durch einen Qualifizierungsfond auf betrieblicher Ebene. Arbeitgeber und Betriebsrat legen die Summe gemeinsam fest. Eine Bildungskommission (von Arbeitgeber und Betriebsrat zusammengesetzt) verfügt über Rechtsanspruch und Durchführung der Bildungsmaßnahme. Ansprüche nach BetrVG, Bildungsurlaubsgesetz(en), Urlaub und Freistellungen werden von dem Tarifvertrag nicht berührt.
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tarifvertrag bildungsZeit in bayern Gilt seit Mai 2012 im Bezirk Bayern in der Metallund Elektroindustrie.
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Arbeitnehmer und Arbeitgeber können zum Zweck der Weiterbildung eine Bildungsteilzeit bis zur Dauer von sechs Jahren vereinbaren. Die Vereinbarung ist beiderseits freiwillig. Die Gesamtdauer teilt sich auf in eine Arbeitsphase und in eine sich anschließende Freistellungsphase. Die befristete Bildungsteilzeit wird dabei im Blockmodell mit einer Arbeitsphase von bis zu 36 Monaten und einer sich anschließenden, spiegelbildlichen Freistellungsphase von bis zu 36 Monaten durchgeführt. Als Weiterbildung gilt jede Maßnahme, die der beruflichen Fortentwicklung dient. Die während der Gesamtdauer der Bildungsteilzeit zu erbringende Arbeitszeit wird so verteilt, dass sie vollständig im ersten Abschnitt der Bildungsteilzeit geleistet wird und der Arbeitnehmer anschließend bis zum Ende der Bildungsteilzeit von der Arbeitsleistung freigestellt wird. § 2 Ziffer 1 Satz 5 gilt entsprechend.
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interview vIew
»eine gewerkschaftliche vision« Im Gespräch mit Bundesjugendsekretär Eric Leiderer
foto Jan Michalko/kp works.
Inter
Der Bildungskongress ist der was erwartet die Arbeitgeber bei erste Geburtstag der revolution der „betrieblichen Offensive“? Bildung – wie fällt Dein resümee nach zwei tagen workshops, Die Bundesregierung geht daDebatten und vorträgen aus? von aus, dass bis 2025 sechs Millionen Fachkräfte fehlen Das war die IG Metall Jugend werden. Die Arbeitgeber erwarin Reinform. Nicht nur wegen tet auf lange Sicht also eine under Selbstverständlichkeit, mit vorstellbare Katastrophe. Aber der Mitbestimmung hier gelebt wir machen Revolution Bildung, wird. Mitbestimmung bedeutet damit es nicht dazu kommt. auch Verantwortung für eine Und mit unseren zukunftsfähikonstruktive Lösung – und die gen Forderungen zu Bildung haben wir hier gemeinsam ge- und Weiterbildung werden wir funden. Was den Kampagnen- das Schlimmste zu verhindern verlauf angeht, kommt dem wissen. Es kann nicht sein, wie Kongress sogar eine zentrale neulich in einer Studie des ArRolle zu. Wir haben nach einem beitsministeriums zu lesen war, Jahr mit vielen Aktionen und öf- dass bei solchen Aussichten fentlichen Konfrontationen den nur jeder siebte Personalplaner ersten Schritt gemacht. Jetzt gilt: länger als drei Jahre im Voraus „Alle Kraft in die Betriebe“. Wir plant. Das ist der Grund, warum wollen in unserer betrieblichen so wenig in die Aus- und WeiOffensive den Grundstein für terbildung der jungen Generaeine tarifliche Forderung legen. tion gesteckt wird. Dass muss Dazu braucht es den Konsens, ein Ende haben. Wenn wir jetzt wie wir ihn hier auf dem Kon- gemeinsam aufstehen, erwartet gress erarbeitet haben – denn die Arbeitgeber, dass wir sie mit nur gemeinsam können wir et- unserer Offensive aus diesem was bewegen. Daneben haben Winterschlaf rausholen werden. wir noch das „Netzwerk für gute Bildung“ ins Leben geru- Kannst Du zu den hier thematisierten Forderungen einige fen, bei dem wir Kooperationen worte sagen? mit anderen Bildungsinitiativen suchen, die unser Verständnis von guter Bildung teilen. Wenn Im Zentrum der tariflichen und man in Zukunft auf den Kampa- gesellschaftlichen Forderungen gnenverlauf zurückblicken wird, von Revolution Bildung stewerden die Ergebnisse aus Stutt- hen „Zeit“ und „Geld“: eine gart eine wichtige Rolle einneh- finanzierte Bildungszeit. Die men, da bin ich mir sicher. Freistellung und Finanzierung 6
für die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen sind das Kernelement unserer betrieblichen Forderungen. Zusätzlich besteht ein großer Wunsch nach Weiterbildung. Das könnten wir mit einer Novellierung, also Verbesserung, des Berufsbildungsgesetzes angehen, aber auch eine gesetzlich gesicherte Weiterbildungsregelung ist denkbar. Diese Ansätze werden durch unsere Beschäftigungsumfrage bestätigt. Dazu zählt auch die Forderung nach einer neuen Studienförderung, die das bisherige BAföG ablöst. Hier hat die große Koalition bisher noch nichts hingekriegt. Die Forderungen zeigen, dass wir Bildung vom Betrieb über eine tarifliche Regelung bis zur gesetzlichen Festschreibung denken. Bildung ist ein gesamtgesellschaftliches Thema – und die IG Metall Jugend hat als größte politische Jugendorganisation Deutschlands gesellschaftspolitische Relevanz.
Könntest du uns Deine vision einer guten Bildung schildern? Es ist eine gewerkschaftliche Vision: Die Vision, dass die junge Generation gute und gerechte Bildung zu einem Grundsatz macht. Und zwar in einer breiten Bewegung. Einer Jugendbewegung die sich nichts gefallen lässt, sondern den Mund aufmacht, wenn es gegen ihre Überzeugung geht, die mit einer überzeugenden Strahlkraft aus den Betrieben in die Gesellschaft wirkt und dort begeistert: Gute Bildung ist möglich! Menschen sollen befähigt werden, selbstbestimmt an demokratischen Prozessen teilzunehmen – wie hier auf dem Kongress geschehen. Denn es zählt der Mensch – nicht der Profit. Es ist die Vision, dass Bildung, unabhängig von der Zeit finanziert wird – für alle.
Am 27. September ist der große Aktionstag der IG Metall Jugend. warum muss man dort unbeBeim Kongress wurde der dingt hinkommen? Grundstein für ein „netzwerk für gute Bildung“ gelegt. wie sehen hier die nächsten Da fallen mir sofort zwei gute Schritte aus? Gründe ein: die Aktionstage der IG Metall Jugend sind etBildung ist seit jeher ein Kern- was ganz Besonderes. Wer einanliegen der Gewerkschaften – mal dabei war, kann das bestäes gibt aber viele Menschen, die tigen: Das muss man erlebt haBildung – wie wir – „besser“ ma- ben! Der zweite Grund ist der chen wollen. Wenn sich jemand eigentliche Grundgedanke diedafür einsetzt, dass Bildung zu ses Tages: Wir brauchen jede Selbstbestimmung, Mitbestim- Hand, jede Stimme, jede und jemung und Solidarität befähigen den Einzelnen vor Ort, um Bilmuss und nicht nur zu einer Be- dung besser und gerechter zu rufsqualifikation führen soll – machen. Das in Köln wird eine dann ist sie oder er im Netzwerk revolutionäre und richtungweiherzlich willkommen. Gemein- sende Kundgebung werden. Wir same Aktionen in der Region werden die Revolution Bildung sind schon angesprochen wor- durch die Republik tragen – an den und bleiben ein heißes The- solchen Tagen wird Geschichte ma. Wir stehen hier noch am An- geschrieben. fang. Aber das erste Treffen war sehr viel versprechend: Da wird es definitiv bald Neuigkeiten zu vermelden geben.
call to action! schliesse dich mit deinen kolleginnen und kollegen Zusammen und kämpfe im betrieb fßr bessere weiterbildung. finde gemeinsam mit dem br betriebliche lÜsungen, um die situation Zu verbessern. lege in deinem betrieb den grundstein fßr eine gute und gerechte bildung und trage die revolution und ihre forderungen mit kolleginnen und kollegen und partnern in die region. werde teil der bewegung. stell deine forderungen.
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wir fordern ein tarifvertraglich gesichertes einkommen während der teilnahme an weiterbildungsmaßnahmen, unabhängig von deren dauer!
wir fordern eine elternunabhängige studienunterstützung, die ein eigenständiges leben ermöglicht, aber nicht dazu führt, dass junge menschen auf jahre verschuldet sind.
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wir fordern der betrieb dards festsc tet, die aufg stimmung a
wir fordern ein weiterbildungsgesetz, das die volle finanzierung der weiterbildungsmaßnahme und die freistellung für die teilnahme an der maßnahme garantiert.
wir fordern einen individuell anspruch auf Zeit für weiter bildung im tarifvertrag! fü
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interview
vIew
Der revolutionäre Bildungskongress ist fast zu ende. was war Dein persönliches Highlight der letzten zwei tage? Mein persönliches Highlight auf dem Revolutionären Bildungskongress war, wie revolutionär die IG Metall Jugend ist, weil sie kurzerhand die Tagesordnung umgeschmissen hat. Inhaltlicher Höhepunkt war die Diskussion der Forderungen. wie bewertest du die ergebnisse der jungen Aktiven?
ren brauchen. Wir müssen das Thema Revolution Bildung gemeinsam vorantreiben, denn wir haben rasend schnelle, technologische Veränderungen in den Unternehmen – denken wir nur an die Themen Elektromobilität oder Industrie 4.0. Und da können wir das machen, was die IG Metall auszeichnet: nämlich gemeinsam Seite an Seite stehen, solidarisch sein und sehen, dass wir Forderungen – sofern sich das im Prozess herauskristallisieren sollte – in der nächsten TarifRunde zusammen durchsetzen.
Die Forderungen, sind absolut zeitgemäß. Es ist richtig zu sagen: Wir brauchen eine Revolution Bildung im Bereich der Schulen und im Bereich der Ausbildung. Wir müssen die Qualität der Lehre in Berufsschulen verbessern. Wir müssen uns ganz stark machen für bessere Möglichkeiten zur Weiterbildung, und wir brauchen auch eine Revolution Bildung im Bereich der Hochschulen. Von da- wie wichtig ist ein gutes und her ist die IG Metall Jugend mit gerechtes Bildungssystem für die junge Generation? ihren Forderungen genau am Puls der Zeit: Bildung ist die Grundlage für eine Wissensge- Ein gutes und gerechtes Bildungssystem ist für die junge sellschaft. Generation von existenzieller Bedeutung. Es gibt in DeutschFür eine »betriebliche land keine BildungsgerechtigOffensive« brauchen die keit. In Deutschland entschei»Jungen« die Unterstützung det soziale Herkunft stark über der »Älteren«. Aufstiegschancen. Das System wie ist deren Blick auf die ist nicht sehr durchlässig: Nur Forderung der Jugend nach zwei Prozent ohne Abitur schafbesserer Bildung? fen es überhaupt an HochschuEs nicht nur so, dass die Jünge- len, obwohl es nach Gesetz den ren die Unterstützung von den Zugang auch ohne Abitur gibt. Älteren brauchen, sondern ich glaube, dass auch die Älteren Siehst Du einen Zusammenhang zwischen dem so genannten die Unterstützung der Jünge-
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Fachkräftemangel und dem der- mit welchem sozialen Hinterzeitigen Bildungssystem? grund, egal mit welcher Eingangsvoraussetzung – die MögEs gibt einen sehr großen Zu- lichkeit haben, sich beruflich zu sammenhang. Eines der Kern- entwickeln. Ich möchte, dass probleme ist, dass die Unter- Beschäftigte ohne Abitur das nehmen zu wenig für die Weiter- Geld, die Zeit und die Sicherbildung ihrer Beschäftigten tun. heit haben, ein Studium aufzuDas hat unsere Beschäftigten- nehmen. Meine Vision ist ein Befragung gezeigt. Hier gibt Bildungssystem, das wirkliche es einen Riesenbedarf. In den Chancengleichheit umsetzt und Schulen fängt es damit an: Das nicht am Beginn der BildungsSystem muss so gut sein, dass laufbahn selektiert. auch beispielsweise mehr junge Frauen motiviert werden, in den eine letzte Frage: warum sollte kein Aktiver der IG Metall ganzen Bereich der gewerblichJugend den großen Aktionstag am 27. September in Köln verpassen? foto Jan Michalko/kp works.
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»revolution bildung gemeinsam vorantreiben« Im Gespräch mit Christiane Benner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall
technischen Ausbildung zu gehen oder vielleicht ein ingenieurwissenschaftliches Studium aufzunehmen. Irgendwie kriegen wir das in Deutschland nicht hin, dort die richtigen Anreize zu setzen. Wir haben ein Riesen-Potenzial an guten, motivierten Menschen, die keinen Eingang in unser Bildungssystem, in Aufstiegsqualifizierung, in ein Studium bekommen. Könntest Du uns Deine Vision einer guten Bildung schildern? Meine Vision von einer guten Bildung ist, dass alle Menschen, dass alle Beschäftigten – egal
Ich würde mir wünschen, dass die IG Metall Jugend nicht nur die Revolution Bildung einfordert, sondern noch revolutionärer wird – in Teilen ist sie es ja schon – auch in der IG Metall der Stachel im Fleisch ist, Themen vorantreibt, sagt was die Zukunftsthemen sind, wohin sich die IG Metall entwickeln muss. Die Zukunft der IG Metall hängt ganz stark davon ab, wie viel junge Menschen sich dafür entscheiden, bei uns aktiv mitzumachen. Und das finde ich ganz wichtig und ich bin stolz. Aber ich denke wir müssen da genau gucken, dass wir uns inhaltlich richtig gut einbringen, unsere Forderungen erheben, durchsetzen und der IG Metall ein bisschen Dampf machen. Das macht die IG Metall Jugend traditionell und ich finde, das sollte so bleiben.
call to action! komm nach köln und kämpfe mit uns am 27. september beim grossen aktionstag für gute und gerechte bildung. trage die forderungen der kampagne in die öffentlichkeit. erobere mit 20.000 jugendlichen die strassen der stadt und Zeige politik und wirtschaft, dass ein neuer wind weht. werde teil der bewegung. stell deine forderungen.
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netZwerk für gute bildung
hbs stipendiaten „Wir setzten uns für eine grundlegende Reform des BAföG ein.“ aktionsbereich: bundesweit Kontakt: jamaier@uni-potsdam.de
junge bau REINHAUEN unter dem Schlagwort „Wir kämpfen aktuell tgeber alle Ausbei -Ar Bau die s um, das füR QUAlItät dar Stelle für gute r ere hmen und an and bildungskosten überne ungsregelungen.“ bild iter We und se Au tarifliche und betrieblich
t aktionsbereich: bundeswei ge_Bau.html bau.de / www.igbau.de/Jun Kontakt: JungeBau@ig
bildungsstreik Bündnis, das 2009 – medial sehr erfolgreich – über 200.000 Unterstützerinnen und Unterstützer für Aktionen organisierte. aktionsbereich: bundesweit (derzeit inaktiv) Kontakt: www.bildungsstreik.eu
bildung braucht…
„Wir wollen ein einfaches , soziales, gerechtes, fre ies und ausfinanziertes Bil dungssystem, welches gan z wesentlich durch den Bund finanziert werden sollte.“ aktionsbereich: bundeswei t Kontakt: info@bildungbrau cht.de / www.bildungbrau cht.de
gut vernetZ für gute
ver.di jugend
Wir engagieren uns für einen umfassenden Weiterbildungsanspruch für Beschäftigte, der sowohl gesetzlich als auc h tarifvertraglich geregelt sein muss. aktionsbereich: bundeswei t Kontakt: jugend@verdi.d e / www.verdi-ju
gend.de
hluss von freier Zusammensc haften ensc studentinn (FzS)
arbeiterkind.de Initiative, die Jugendliche aus familien in denen noch niemand studiert hat, zum Studium ermutigt.
g und eine bedarfsdefreien Zugang zu Bildun den m ere and Eltern.“ er unt n „Wir forder g vom Einkommen der Studierenden unabhängi ckende Absicherung von zs.de / www.fzs.de ndesweit | Kontakt: info@f aktionsbereich: regional/bu
aktionsbereich: bundesweit Kontakt: team@arbeiterkind.de / www.arbeiterkind.de
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(FödeRatIon deMoKRatIScheR aRBeIteRVeReIne) „Unsere Vision von Bildung ist ein Schulsystem, in dem nicht die soziale Herkunft entscheidend ist und in dem nicht die wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund stehen.“ aktionsbereich: regional/bundesweit Kontakt: info@didf-jugend.de / www.didf-jugend.de
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netZwerk für gute bildung
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tskills die Ausbildung von Sof „Gute Bildung bedeutet gang mit Um ng, rtu wo ant Ver r wie durch Unterrichtsfäche ft, cha eits ber gesunde Risiko Enttäuschungen, Glück, teamfähigkeit.“ t aktionsbereich: bundeswei ule.eu uteschule.eu / www.gutesch Kontakt: thomas.becker@g
teach first deutschland
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„Jedes Kind sollte unabhängig von der sozialen Herkunft die Schule mit einem Abschluss und im Glauben an den eigenen Erfolg verlassen.“
ItteR BIldunG ModellpRoJeKt dR ne aBItuR) oh (StudIeRen
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aktionsbereich: bundesweit Kontakt: info@teachfirst.de / www.teachfirst.de
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t aktionsbereich: bundeswei .de boeckler.de / www.boeckler Kontakt: baerbel-friedrich@
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„Wir sind die Jugend der Bildungsgewerkschaft im DGB, machen uns sta in allen Bildungsbereich rk für gute Arbeit en und für das Recht auf gute Bildung für alle in Bildungssystem – von der einem inklusiven Kita bis zur Hochschule!“ aktionsbereich: bundeswei t Kontakt: junge-gew@gew .de / www.gew.de/JungeG eW.html
asta duale hochschule baden-württemberg „Wir fordern ein durchlässiges Bildungssystem. Es sollte jeder eine Chance haben, sich nach individuellen Bedürfnissen weiterzubilden.“ aktionsbereich: regional | Kontakt: asta@dhbw.de / www.asta.dhbw.de
Zt im kampf e bildung dgb jugend „Bildung ist kein Mittel zum Zweck. Bildung hat zum Ziel, dass Menschen ihr leben selbstbestimmt gestalten können und die gesellschaftlichen Verhältnisse hinterfragen.“
dialog macht schule
aktionsbereich: bundesweit Kontakt: jugend@dgb.de / www.jugend.dgb.de
„Schüler kommen mit ihren themen und Interessen im derzeitigen Schulsystem gar nicht durch. So bleiben interessante lehrinhalte im Verborgenen.“ aktionsbereich: regional/bundesweit | Kontakt: kosmidis@dialogmachtschule.de / www.dialogmachtschule.de
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KatholISchen JuGe nd)
d deutschlands – en g ju e h c is st li a soZi die falken
„Gute Bildung muss sich an der Persönlichkeit der jungen Menschen orientieren. Gute Bildung bedarf der Mitbestimmung und Mitsprache von Kindern und Jugend lichen.“ aktionsbereich: regional/bu ndesweit Kontakt: maier@bdkj.de / www.bdkj.de
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kampagne und kongress
weiterbildung für alle – Grundlage einer gerechten Gesellschaft Die OECD hat wieder einmal zugeschlagen: Und zwar mit einer neuen Ausgabe der PISAStudien, die seit 2001 erst zum viel zitierten „PISA-Schock“ und in den folgenden Jahren zu einer Unzahl an hektischen Reförmchen und Reformen im deutschen Bildungswesen führten. In der jüngsten Ausgabe der PISA-Studie (veröffentlicht April 2014) geht es nun einmal nicht um das Tempo, in dem 15-Jährige rechnen oder lesen können, dieses Mal nehmen die Forscher etwas unter die Lupe, das als generelle Alltagskompetenz bezeichnet werden könnte. Dabei mussten die Jugendlichen so scheinbar einfache Aufgaben wie das Kaufen eines Zugtickets für einen Regionalzug, das spontane Bedienen einer Klimaanlage oder das Auffinden des schnellsten Weges auf einer einfachen Karte bewältigen. Die Autoren der Studie wollten auf diese Weise testen, wie Schüler generell Probleme lösen. Wer im Alltag und in der Arbeitswelt bestehen wolle, der müsse mehr können, als reines Schulwissen anzuwenden. Es brauche Offenheit für Neues und die Fähigkeit, „Zweifel und Ungewissheit zuzulassen und es wagen, intuitiv vorzugehen“, so die Forscher.
Medialer Aufschrei Das Ergebnis ist leider ein weiteres Mal niederschmetternd, sorgte ein weiteres Mal für einen medialen Aufschrei – und ist tatsächlich einer genaueren Betrachtung wert. Denn so angebracht es erscheint, dem grassierenden Wahn der Rankings mit einer gesunden Skepsis gegenüber zu stehen, so sehr zeigt diese PISA-Studie ein weiteres Mal auf, was eines der größten Probleme im deutschen Bildungssystem und in der gesamten Gesellschaft hierzulande ist.
Die Autoren der neuen PISAStudie sprechen unverblümt an, was auch der Politik seit Jahren sattsam bekannt ist, freilich, ohne dass ernsthafte Anstrengungen zur Verbesserung unternommen worden wären: Es gibt unter deutschen Jugendlichen einen „Sockel“ von rund 20 Prozent, „Abgehängten“, die ernsthafte Probleme beim Bewältigen der eingangs genannten Alltagsaufgaben haben.
von der Politik vergessen Wirft man jedoch einen Blick auf die Herkunft der betroffenen Jugendlichen, so zeigt sich erst der Kern des Problems. Denn jener fatal stabile Sockel von „Abgehängten“ weist weder einen hohen Migrantenan-
nannten sozio-ökonomischen Status der Jugendlichen zusammenhängt. Damit zeigt sich aber auch, dass einige Regionen mit einer zunehmend explosiven Mischung aus sozialen und wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben – und dabei von der Politik weitgehend alleingelassen werden.
Die Zukunft verbaut Doch die Studie ist nicht nur ein weiterer Beleg dafür, in welch dramatischen Ausmaß Herkunft in Deutschland über Zukunft entscheidet, sie weist auch auf die Starrheit des deutschen Bildungssystems hin, das jenen, die einmal herausgefallen sind, keine weitere Chance zugesteht. Wer etwa in der Schule nicht
grosser regelungsbedarf: aus- und weiterbildung
Quellen: dGB, dIhK
wie geht das Zusammen?
270.000
24 %
jugendliche bleiben 2012 ohne ausbildungsstelle
der unternehmen in deutschland können freie stellen 2013 nicht besetZen.
teil auf noch entstammen diese Jugendlichen unbedingt so genannten bildungsfernen Familien. Die Herkunft dieser Gruppe konzentriert sich vielmehr geographisch auf die weitgehend entvölkerten Regionen Ostdeutschlands und einige Großstädte im Norden und Westen, in denen sich die soziale Spaltung der Gesellschaft in besonderer Weise zuspitzt. Damit wäre ein weiterer Beweis gegen Rassismen à la Thilo Sarrazzin erbracht. Denn die Studie zeigt eindeutig, dass Bildungsrückstand keine Frage der Herkunft ist, sondern eng mit dem so ge2
mithält, der wird viel zu schnell ausgesiebt und abgeschrieben, individuelles Lernen im eigenen, dem Individuum angemessenen Tempo – das ist an deutschen Schulen ein Fremdwort. Dieser Irrsinn setzt sich im späteren Leben fort. Wer in Deutschland den vorgesehenen Bildungsweg verlässt und etwa Abitur oder Fachhochschulreife nachholen will, der muss im Regelfall viel Zeit dafür einplanen – und häufig auch in der Lage sein, selbst für die Kosten aufzukommen. Das sind jedoch gerade diejenigen häufig nicht,
die Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen am dringendsten bräuchten. Auch hier wird tausendfach Zukunft verbaut, und zwar für die Betroffenen gleichermaßen wie für die Gesellschaft.
Strukturelle Benachteiligung Gleiches gilt auch für die betriebliche Weiterbildung, denn auch hier haben nicht alle Beschäftigten den Zugang, der erbericht: tag 2 forderlich ist, wenn die deutsche Wirtschaft ihren gegenwärtigen Spitzenplatz behalten will. Derzeit ist Weiterbildung nicht ausreichend gut organisiert – und vor allem nicht einheitlich geregelt. Die Beschäftigten sind bei den unterschiedlichen Anträgen häufig auf sich alleine gestellt. Zudem sind viele Beschäftigte beim Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen strukturell benachteiligt: prekär Beschäftigte, Solo-Selbständige oder Arbeitslose haben schlechte Aussichten, an eine notwendige Weiterbildung zu kommen – sieht man von den zumeist zweifelhaften Angeboten der Arbeitsämter einmal ab.
Forderung der IG Metall Ob es um die „abgehängten“ Jugendlichen geht, um Berufstätige, die noch einmal studieren wollen oder um betriebliche Weiterbildung für Beschäftigte, der offene und freie Zugang zu Bildung und Weiterbildung ist eine gesellschaftliche Querschnittsaufgabe, die für die Zukunft dieser Gesellschaft von entscheidender Bedeutung ist. Die Forderungen der IG Metall nach mehr Geld und mehr Zeit für Weiterbildung werden diesem Umstand gerecht. Es wird Zeit, dass Politik und Wirtschaft sie umsetzen.
kampagne und kongress
der revolutionäre bildungskongress Samstag, 29. März 2014: Tag 2 Schon in den Bussen zum Kongress wurden erste Gespräche über die Weiterbildungssituation in einzelnen Unternehmen und über Aspekte, die noch stärker einbezogen werden sollten, geführt. „Bevor wir kein Ergebnis erzielt haben, das von allen getragen wird, ist der Kongress nicht zu Ende.“ So in etwa dürfte das Motto des Revolutionären Bildungskongresses am Samstagmorgen gewesen sein. bericht: tag1 „Das ist die IG Metall Jugend in Reinform“, waren deshalb auch die Begrüßungsworte des Bundesjugendsekretärs Eric Leiderer. „Beteiligung ist unsere Stärke – wir leben Demokratie.“ Mit Zustimmung – einer klaren Aufgabenstellung und guten Argumenten ging es dann in die Workshops. Zeitgleich reisten die Abgeordneten verschiedener Bildungsinitiativen zu einem gemeinsamen Workshop an. Die Frage hier: Können wir in einem „Netzwerk für gute Bildung“ zusammen für
bessere Bildung eintreten? Und die Resonanz war groß: Über 30 Akteure aus 20 Initiativen, Gremien, Jugendverbänden und anderen Gewerkschaften waren gekommen, um ihre Sicht der Dinge in die Diskussion einzubringen. Nach der kurzen Vorstellungsrunde der angereisten Initiativen präsentierte die IG Metall Jugend als Einleitung die Kampagne Revolution Bildung. Insbesondere die vier Dimensionen, fanden bei den Besuchern Zustimmung. In Qualität, Zeit und Zugang offenbarten sich für alle die Ungerechtigkeiten des Bildungssystems, die direkt zur Kernfrage führen: der Bildungsfinanzierung. Je länger der Austausch dauerte, desto klarer wurde, dass alle Anwesenden ein gleichberechtigtes „Netzwerk für gute Bildung“ für sinnvoll halten. Die Berichte, dass man mit wenigen Aktiven zwar kurzfristig Schlagkraft entwickeln kann, langfristig aber von den immensen Gegenkräften zermürbt wird, konnten alle bestätigen.
stimmen vom kongress
»wir wollen die gesellschaft verändern und das erreichen wir nur gemeinsam.«
Die Vereinbarung zu einem weiteren Treffen und einer einfachen Webseite, die als Plattform die Netzwerkpartner vorstellen soll, brachte dann endlich die Besucher mit den Aktiven der IG Metall ins Gespräch. In einem World Café informierten sich die Kongressteilnehmer bei den Initiativen über die Möglichkeiten gemeinsamer regionaler Aktionen. Die Idee des Netzwerks wurde sofort in Taten umgesetzt. So schloss der zweite Kongresstag mit einer Reihe gemeinsamer Erfolge: Die Ergebnisse der Workshops führten die Bezirke in der Forderungsdiskussion einen beträchtlichen Schritt weiter. Zahlreiche Kontakte zu regionalen Partnern für gemeinsame Aktionen für gute Bildung wurden geknüpft und darüber hinaus wurde das „Netzwerk für gute Bildung“ gegründet.
stimmen vom kongress
»berufsschulen brauchen mitbestimmungsorgane.«
Der Revolutionäre Bildungskongress hat einmal mehr bewiesen: Die IG Metall Jugend weiß, was sie will und sie ist bereit dafür zu streiten. So bleibt die „Filharmonie“ in Filderstadt bei Stuttgart allen Kongressteilnehmern in guter Erinnerung.
»wir brauchen die revolution bildung, um den ›rohstoff‹ bildung Zukunftsfähig Zu machen.« gregor hommel, oja fürth
ERSOND BE AUSGA
revolution bildung – die kampagnenZeitung 2. Quartal 2014
Seite 3 weiterbildung ein gesellschaftliches Thema
Sonderausgabe 1
Seite 4 / 5 netZwerk bildung die Gründungsmitglieder
Seite 8 die forderungen im Posterformat
www.revolutionbildung.de
sonderausgabe Zum bildungskongress
netZwerk für gute bildung Das Thema Bildung bewegt nicht nur die IG Metall – es bewegt die gesamte Gesellschaft. Seit vielen Jahren kämpfen bundesweit Initiativen, Vereine, Schulen und Universitäten für bessere Bildung. Einige Teilerfolge konnten sie in den letzten Jahren erringen, aber Liebe Leserin, lieber Leser, wir als Gewerkschafter/innen wissen für eine grundsätzliche Reform unseres Bildungssystems fehlte schon lange: Gemeinsam sind wir stark. ihnen bislang die Schlagkraft.
editorial
Dieses Motto machen wir uns jetzt zunutze und verstärken unsere Schlagkraft für bessere Bildung für alle. Das auf dem revolutionären Bildungskongress in Filderstadt ins Leben gerufene „Netzwerk für gute Bildung“ vereint Menschen und Initiativen, denen gute Bildung am Herzen liegt und die bereit sind, dafür zu kämpfen. In diesem stellen wir euch einige Teil der davon vor, berichten über die Ergebnisse des Kongresses und IG MetallVorstandsmitglied Christiane Benner erzählt im Interview, warum Bildung ein durch und durch gewerkschaftliches Thema ist.
Das ändert sich jetzt: Am letzten Märzwochenende rief die IG Metall zum großen, revolutionären Bildungskongress – und viele kamen. Vertreterinnen und Vertreter von Initiativen, Stiftungen und Asten genauso wie Mitglieder von Jugendorganisation und Jugendgewerkschaften. Der Kongress bot die Gelegenheit, sich kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame, gesellschaftspolitische Visionen zu formulieren. Konsens aller Teilnehmer/innen: Wir brauchen mehr Bildungsgerechtigkeit. Dafür wollen alle gemeinsam kämpfen. Es zeigte sich zudem, dass die IG Metall Jugend mit ihren Forderungen nach einer BAföG-Reform, der Verbesserung des Weiterbildungsgesetzes und der Novellierung des Berufsausbildungsgesetzes den Nerv genau getroffen hat.
Gemeinsam haben wir es in der Hand. Die IG Metall, der DeutWir wünschen viel Spaß beim Lesen, sche Gewerkschaftsbund, die Studierenden, Schüler/innen und Bildungsinitiativen – wir alle können die Zukunft zu gestalten und Eure IG Metall Jugend unsere Bildung für alle besser machen. 1
weiterbildung für alle
Grundlage einer gerechten Gesellschaft 2 der revolutionäre bildungskongress Samstag, 29. März 2014 3 gut vernetZt im kampf für gute bildung 4 IntervIew christiane benner »Revolution Bildung weiter vorantreiben« 6 call to action 7 die forderungen 8