Sonderheft vom 28.10.2020
Ein Rückblick
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Edito
Stefan Kunzmann Chefredakteur
Im Lauf der Zeit
Wenn wir auf die Geschichte der revue zurückblicken, sollten wir die Vorgeschichte nicht vergessen. Denn es gab ein Magazin fast gleichen Namens, „T’Revue“, das bereits in den Jahren 1939 und 1940 erschien – bis es die deutsche Besatzung nicht mehr zuließ. Herausgegeben wurde es von der Druckerei Bourg-Bourger. Mit ihr sollte die weitere Geschichte der revue eng verknüpft sein. Als sie am 1. September 1945, gegründet von dem Zeichner und Glasmaler Emile Probst, neu erschien, mit einem vom Gründer eigenhändig gezeichneten Muskelprotz auf dem Cover, der gut in die Schueberfouer-Zeit passte, war wieder die in der hauptstädtischen Avenue de la Gare ansässige Firma für den Druck zuständig. Nachdem Probst, der sich für die revue nach eigenem Bekunden beim amerikanischen „Time Magazine“ inspirieren ließ, die Illustrierte an Bourg-Bourger verkauft hatte, blieb sie fast vier Jahrzehnte lang im Besitz des Unternehmens. War bereits die Anfangszeit nach dem Krieg eine schwierige Phase, in der es an Papier, aber nicht an Ideen mangelte, so waren auch die darauffolgenden Jahrzehnte wechselvoll. Geprägt wurde die Zeitschrift, die ab 1949 nicht mehr nur alle zwei Wochen, sondern wöchentlich erschien, von der Zeit, in der sie entstand, aber vor allem von den Menschen, die sie produzierten. Das war zum Beispiel ab 1948 Katrin C. Martin, die in den Dreißigern in Argentinien gelebt und dort für das „Argentinische Tageblatt“ geschrieben hatte, zu jener Zeit eine der wenigen liberalen und antinationalsozialistischen deutschsprachigen
Zeitungen. Wer die Vorgeschichte der damaligen Chefredakteurin kennt, kann sich also vorstellen, welcher Wind unter ihr wehte. Die 1901 in Petingen geborene, in Niederkorn und Bondorf aufgewachsene Journalistin war weltgewandt und zugleich heimatverbunden – und so sollte auch die revue sein. Einer ihrer Nachfolger, Lucien Thiel, schrieb später von einer „One-Woman-Show“, denn Katrin C. Martin schrieb, „redigierte, illustrierte, dirigierte und repräsentierte das Blatt“. Auch nach ihrem Wegzug nach Florenz 1955 blieb sie der revue als freie Autorin unter Pseudonym treu.
Geprägt wurde die revue von der Zeit, in der sie entstand, aber vor allem von den Menschen, die sie produzierten. Für das Renommee als Illustrierte sorgten in den ersten Jahrzehnten nicht zuletzt Fotografen wie Pol Aschman, Tony Krier, Jean Weyrich und Jochen Herling, die der revue ihren Stempel aufdrückten. Aschman leitete darüber hinaus eine Zeit lang die Redaktion und prägte das Blatt mit seinem eigenwilligfeuilletonistischen Schreibstil ebenso wie die vielen bekannten Journalisten
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nach ihm, angefangen von Léon N. Nilles, der fast ein Vierteljahrhundert lang zuerst Chefredakteur und dann Direktor war, aber auch Autoren wie Nic Weber, Michel Raus, Rolph Ketter, Evy Friedrich, Fred Junck und Mitgründer Paul Leuck. Ob zuerst in Schwarz-Weiß und später in Farbe, die revue durchlief nicht nur verschiedene Formen der Drucktechnik, sondern führte auch Journalisten mit unterschiedlichen Schreibstilen zusammen, die es verstanden, sowohl zu informieren als auch zu unterhalten. Mit dieser Sonderausgabe zum 75. Geburtstag bieten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nicht etwa einen Rückblick auf die luxemburgische Geschichte der vergangenen 75 Jahre, und erheben auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern zeigen Ihnen Ausschnitte, Schmankerl und Highlights aus der Geschichte unseres Magazins. Besonders wichtig waren und sind der revue bis heute ihre Leser und Abonnenten. Eine Form der Leser-BlattBindung war übrigens die mit einer Monatslotterie kombinierte Lebensund Invalidenversicherung – „Gléckspolice“ genannt. Die Zeiten ändern sich. Generationen kommen und gehen. Das gilt für die Leser wie auch für jene, die an der Zeitschrift mitgewirkt haben und mitwirken. Die revue hat sich verändert, die Wochentage ebenso wie die Erscheinungsform, das Format oder das Layout, aber an Beständigkeit hat sie nicht verloren. Nach wie vor wirft sie einen Blick auf Luxemburg und von hier aus über die Grenzen. Ganz im Sinne von Katrin C. Martin: weltgewandt und heimatverbunden.
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Inhalt
6 Vorwort des „administrateur délégué“ Nic Nickels 8 Paul Lesch im Interview über die Geschichte der revue 18 Das Frauenbild nach dem Zweiten Weltkrieg 20 Die revue von 1945 bis 1959
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Paul Lesch im Interview
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Die 40er und 50er
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Die wilden 70er
40 Die Staatsbesuche in den 60ern 42 Die revue von 1960 bis 1969 56 Die Thorn-Regierung 58 Die revue von 1970 bis 1979 72 Die großherzogliche Familie 74 Die revue von 1980 bis 1989 90 Engel Albert 92 Die revue von 1990 bis 1999 106 9/11 und die Folgen 108 Die revue von 2000 bis 2009 122 Der politische Wechsel 124 Die revue von 2010 bis 2020
Impressum Herausgeber Editions Revue S.A. Direktionsbeauftragter Nic Nickels Verlag und Redaktion Revue de Magazin fir Lëtzebuerg BP 4 I L-4501 Differdange 51, rue Emile Mark I L-4620 Differdange Tel: +352 49 81 81-1 I Fax: +352 48 77 22 www.revue.lu I revue@revue.lu Chefredaktion Chefredakteur Stefan Kunzmann (stefan.kunzmann@revue.lu) Stellvertretender Chefredakteur Hubert Morang (hubert.morang@revue.lu)
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Redaktion Jérôme Beck (jerome.beck@revue.lu) Heike Bucher (heike.bucher@revue.lu) Cheryl Cadamuro (cheryl.cadamuro@revue.lu) Franziska Peschel (franziska.peschel@revue.lu) Philippe Reuter (philippe.reuter@revue.lu) Gabrielle Seil (gabrielle.seil@revue.lu) Grafik und Layout Daniel Paulus (Leitung), Martine Decker, Dario Herold, Paul Meintz, Christian Weiler Anzeigenverkauf Espace-Medias S.A. (Luxemburg) 44, rue du Canal I L-4050 Esch-sur-Alzette Tel: +352 44 44 33-1 I Fax: +352 44 44 33-555 E-Mail: contact@espace-medias.lu
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Lux Media House S.A. (Belgien und Niederlande) 22, rue de l’Industrie I L-8399 Windhof Tel: +352 26 30 99-1 I E-Mail: info@lmh.lu Abo-Service 44, rue du Canal I L-4050 Esch-sur-Alzette Tel: +352 54 71 31 1 I Fax: +352 54 17 61 Abo-Verkaufspreise für revue, télérevue und autorevue Jahresabo: 120,00 Euro Druck Est Imprimerie, Moulins-lès-Metz, Frankreich
Sonderausgabe: 50.000 Exemplare
1A Route de Luxembourg 17, rue de Luxembourg L-7240 BERELDANGE L-4220 ESCH-SUR-ALZETTE www.kandel.lu
1, rue des Eglantiers L-8043 STRASSEN 1, rue des Eglantiers STRASSEN Tél.: L-8043 (00-352) 44 55 12 www.maisondulit.lu www.maisondulit.lu
Vorwort
Rück- und Ausblick Es gibt Anlässe, die man gerne feiert, privat oder beruflich, in der Familie, unter Freunden, mit Bekannten oder Kollegen. Für ein Magazin wie unseres ist es ein Jubiläum, das Grund zum Feiern gibt: unser 75. Geburtstag. Man stelle sich vor: Ein dreiviertel Jahrhundert ist es bereits her, dass die revue jede Woche die Luxemburger Haushalte informiert und unterhält!
Ein wenig Festliches und etwas Rummel hatten wir uns vorgenommen zu diesem Jubiläum. Feiern mit unseren Lesern und Freunden. Das Fest findet einstweilen nicht statt. Erstmal muss die Corona-Pandemie unter Kontrolle gebracht werden. Und dazu müssen auch wir unseren Teil beitragen, und zwar indem wir unsere Leser weiterhin gut informieren, an ihre Eigenverantwortung appellieren und eben, genau wie alle, auf das verzichten, das zur Ausbreitung des Virus beitragen könnte.
werden aber auch erstaunt sein, mit welch beschwingter Feder auf die kleinen Freuden des Lebens eingegangen wurde.
Gefeiert wird dennoch! Und zwar unter anderem mit dieser Sonderausgabe, die wir unseren Lesern und Freunden in einer Auflage von 50.000 Exemplaren zur Verfügung stellen.
Etliche talentierte Journalisten haben sich im Laufe der Jahrzehnte abgelöst, um ein Stück des Weges mit der revue zu gehen und an der DNA des Magazins ihre Spuren zu hinterlassen. Schillernde Persönlichkeiten, tiefsinnige Denker und Gestalter, einflussreiche Kommentatoren und Kolumnisten trugen mit den besten Qualitäten, die ein Journalist zu bieten hat, zum genetischen Fingerabdruck der revue bei: Wissbegierde, Vorwitz, Analysefähigkeit, aber auch Lebenslust und eine kleine Portion Selbstironie und, wenn's dann sein muss, auch mal die nötige Streitkultur.
Unser revue-Team, und damit meine ich unsere Redaktion und unsere Layouter, haben eine Sonderausgabe zusammengestellt, die die 75 vergangenen Jahre unter einem besonderen Blickwinkel betrachtet. Nämlich unter dem Thema: Wie hat die revue Luxemburg durch die vergangenen Jahrzehnte begleitet. Unsere Leser werden in dieser Nummer die wichtigen Ereignisse vorfinden, die Luxemburg ihren Stempel aufgedrückt haben, den Zeitgeist, der die verschiedenen Generationen geprägt hat, aber auch die kleinen Dinge des Lebens, die unser Leser zum Schmunzeln gebracht haben. Sie werden sich beim Lesen dieser Ausgabe wundern, wie punktgenau die revue es fertiggebracht hat, die großen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Themen der Zeit zu erfassen. Sie
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Die revue – das sind erst einmal etliche Generationen an Journalisten, die unserem Magazin das Leben eingehaucht haben. Als der Viandener Emile Probst im September 1945 die erste revue herausgab, war noch nicht abzusehen, welche Wichtigkeit das Magazin im Laufe der folgenden Jahrzehnte erhalten würde.
Es waren im Laufe der Geschichte der revue immer talentierte Grafiker, die diese schwierige Aufgabe übernahmen. Und sie sind es auch heute noch. Grafische Regeln, Kreativität und Zeitgeist unter einen Hut zu bringen war nie einfach. Seit der digitalen Seitenverarbeitung verführt das Arbeitsgerät zu so manchem Seitensprung, was die Grundregeln anbelangt. Darüber können wir nur selten klagen. Bei uns sind halt echte Profis am Werk.
Die revue, das ist weitaus mehr als unser wöchentliches Magazin.
Durch diesen gelungenen Mix ist das Lesen unseres Magazins nicht nur informativ, lehr- und hilfreich, sondern auch unterhaltsam und kurzweilig.
Die revue – das ist auch unser administratives Personal, das im Dienst unserer Redaktion und unserer Kunden steht. Vom Fahrer bis hin zu den Kundenbetreuerinnen trägt jedes Mitglied zum Gelingen unseres gemeinsamen Projekts revue bei. Auch ihnen sei zu diesem Anlass Dank und Respekt ausgedrückt.
Die revue, das sind auch die Layouter, die unseren Reportagen ihr definitives Gesicht geben. Sie fügen das geschriebene Wort und das Bild zusammen, um Lesekomfort und -spass zu fördern.
Die revue – das ist weitaus mehr als unser wöchentliches Magazin. Seine Film- und Fernsehbeilage, die seit Ende der 60er Jahre unseren Lesern angeboten wird, ist ein wichtiger Bestandteil der revue. Die télérevue
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Vorwort
Presseunternehmens. Da spielen mehrere Faktoren zusammen.
Nic Nickels
Erst einmal der Lesermarkt: Wir freuen uns über unsere treuen Leser, die bereit sind einen Teil ihres Budgets für unsere Produkte auszugeben. Mit dem tiefen Wandel der Lesegewohnheiten, den Gratisangeboten, der Digitalisierung und dem Irrglauben, man könne auch über Social Media glaubhafte Information beziehen, wird dieser Markt nicht einfacher. Aber wir glauben daran, dass professionell gemachte Magazine sich weiter behaupten können.
Administrateur délégué Direktionsbeauftragter
mag zwar ein einfach zu schaffendes Produkt sein, ist es aber nicht. Bei der schier unübersehbaren Anzahl an Fernsehsendern und dem großen Angebot an Kinofilmen und -sälen wird es jede Woche zum Kunststück, die Programme zusammenzustellen und dazu noch Tipps für die Zuschauer zu geben. Fast wöchentlich ärgern wir uns über Programmänderungen in letzter Minute oder Kinos, die schon wieder mal ihren Spielplan mit erheblicher Verspätung einreichen. Davon soll der Leser so wenig wie möglich merken. Und gratis gibt’s das aufwändige Produkt télérevue obendrein. Die revue, das ist auch unser Magazin autorevue. revue-Journalisten und Mitarbeiter testen neue Fahrzeuge, stellen Neuerungen vor, berichten über alles, was mobil macht. autorevue gibt es alle zwei Monate, gratis für die Abonnenten, im freien Verkauf im Zeitungskiosk. Die revue ist auch als Buchverlag tätig. Kochbücher, Sachbücher, Kinderalben, Cartoons und vieles mehr erscheint bei Éditions Revue. Für dieses Standbein konnten wir im Laufe der Jahrzehnte bekannte Autoren gewinnen, die immer wieder gerne zu uns zurückkehren. Die Vielfalt ist derart groß, dass man nur raten kann, auch mal bei shop.revue.lu vorbeizuschauen und sich ein Gesamtbild unseres Angebots zu machen. Die revue pflegt ihre Lesergemeinschaften. Da sind unbedingt unsere Leserreisen „revue on tour“ zu erwähnen, die wir
jahrein, jahraus anbieten. Nicht wenige unserer Leser schwören auf ebendiese Reisen und sind immer wieder gespannt auf das nächste Programm. revue on tour geschieht in Partnerschaft mit zuverlässigen Reiseagenturen aus Luxemburg. Diese Zusammenarbeit erlaubt es uns, für Zufriedenheit zu bürgen. Gerade die schönsten Tage des Jahres dürfen einfach keine unangenehmen Überraschungen bergen. Ein Rückblick sollte auch zu einem Ausblick Gelegenheit geben. Wir haben uns mit unserer Vergangenheit beschäftigt, nun zur Zukunft. Wofür steht die revue in den kommenden Jahren? Die Antwort ist kurz und bündig: Wir stehen für die gleichen Werte ein, die wir bisher respektiert haben. Wir bleiben ein Magazin, das generationenübergreifend informiert und analysiert. Wir werden auch weiterhin Service bieten und uns nebenbei mit den kleinen Dingen des Lebens amüsieren. Wir werden auch die elektronischen Plattformen stärker belegen, ohne allerdings unsere gedruckten Ausgaben zu vernachlässigen. Wir werden weiterhin unvoreingenommen und unabhängig sein. Diese Qualität, die uns schon oft bescheinigt (manchmal auch vorgeworfen) wurde, ist Ausdruck unseres Respekts für unseren Beruf und für unseren Leser. Der beste Garant für Unabhängigkeit ist die wirtschaftliche Gesundheit eines
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Es folgt die staatliche Presseförderung. Das angekündigte neue Gesetz (wir und unsere Berufskollegen warten innig darauf) soll den heutigen Zeiten und dem Recht auf qualitative Information Rechnung tragen. Es gibt wohl kaum ein Unternehmen, das auf diese Förderung verzichten könnte. Es sei denn, es verzichtet auf Qualität und/oder Unabhängigkeit. Und schließlich der Werbemarkt: Wir freuen uns auf die vielen Anzeigenkunden, die sich in dieser Sonderausgabe wiederfinden. Aber wir erscheinen 52 Mal im Jahr! Und jede Nummer verlangt viel Aufwand. Mit dem Rückgang des Werbemarkts haben alle Luxemburger Medien seit Jahren zu kämpfen. Das ist nicht gut, weder für die Medien noch für den Handel und die Unternehmen. Zu viele werden von ihren Beratern in digitale Werbung getrieben, bereichern damit die großen Plattformen in Übersee und verarmen die Luxemburger Medienlandschaft. Die Herren Zuckerberg (Facebook) und Page (Google) hatten nie die Absicht, Journalisten einzustellen und sie auch noch zu Pressekonferenzen nach Luxemburg zu entsenden. Wollen wir diese disruptive Politik der GAFA weiterhin fördern? Es wäre eine Katastrophe für die Gesellschaft und Wirtschaft, wenn die einheimischen Medien eingehen und die GAFA uns allen ihre Regeln aufzwingen könnten. Denn genau das möchten die! Es liegt also am Leser, der Politik und der Wirtschaft, mitzubestimmen, wie die Luxemburger Presse in Zukunft aussehen wird. Wir sind jedenfalls bereit, die Herausforderungen anzugehen. Text: Nic Nickels Foto: Philippe Reuter
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Interview
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Interview
„Kritisch, aber nicht ideologisch“ Die revue hat in ihrer Geschichte Höhen und Tiefen durchgemacht. Der Film- und Medienhistoriker Paul Lesch, Direktor des „Centre National d’Audiovisuel“ in Düdelingen und ehemaliger freier revue-Mitarbeiter, spricht über die wechselvolle Geschichte des Magazins.
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Interview Die Kioske sind nach wie vor voll mit Zeitschriften.
Ist der traditionelle Zeitungsleser eine aussterbende Spezies? Diese Frage stelle ich mir oft. Ich selbst bin einerseits ganz traditionell, andererseits lese ich sehr viel online. Entweder teile ich auf Facebook etwas mit Freunden oder werde auf Informationen hingewiesen, die mich interessieren und die ich sonst vielleicht nicht bekommen würde. Ich nahm einmal an einer Konferenz teil, bei der gesagt wurde: „Watch your kids!“ Wenn ich das tue, habe ich den Eindruck, dass die Spezies des Zeitungslesers wirklich ausstirbt. Aber das ist wie mit der klassischen Musik. Die stirbt auch nicht aus. Wenn man in ein gewisses Alter kommt, schätzt man vielleicht Dinge, die einen früher nicht interessiert haben. Wie gesagt, lese ich auch gerne auf Papier. Ich gehe zum Kiosk und kaufe mir dort allerdings eher ein Magazin als eine Tageszeitung, weil die schon wieder nicht mehr aktuell im Vergleich zu dem ist, was ich online lesen kann. Die wichtigsten Artikel aus den Zeitungen habe ich zu diesem Zeitpunkt teilweise schon über Perlentaucher oder ähnliche Internetseiten gelesen. Die Zahl der traditionellen Zeitungsleser ist geschrumpft und wird sicherlich weiter schrumpfen. Die Zeitungen müssen sich anpassen. Aber ob sie aussterben? Wenn ich darauf eine Antwort hätte, würde ich sie teuer verkaufen – an alle Zeitungen der Welt. Aber ich kann nicht in die Glaskugel schauen. Wenn es jedoch in Zukunft so ist wie bei mir jetzt, dann stirbt der Zeitungsleser nicht aus.
Was gut läuft, sind die spezialisierten Magazine. Ob Laufen, Segeln oder Mountain-Biking. Dafür gibt es ein Publikum. Die Menschen haben nach wie vor das Bedürfnis, etwas in der Hand zu halten und es auch zu behalten. Nach zwei Jahren fliegt es dann vielleicht weg. Ein Magazin ist weniger an die Aktualität gebunden. Und es stillt das Bedürfnis des Archivierens. Wäre heute der Start eines Familienmagazins wie revue noch denkbar? Ich glaube nicht. Was wäre, wenn es sie nicht geben würde? Würde sich dann jemand trauen, es zu machen? Würde es sich wirtschaftlich lohnen? Magazine wie Bold funktionieren nur gratis.
Die Menschen haben nach wie vor das Bedürfnis, etwas in der Hand zu halten und es auch zu behalten.
Die gute Seele Eine 45 Jahre währende Betriebszugehörigkeit hat heute mehr als Seltenheitswert. Es ist fast undenkbar. Als Josette Hoffmann-Theisen „äddi“ sagte, um in den Ruhestand zu gehen, war die Verwaltungschefin die revue-Mitarbeiterin, die am längsten für die revue gearbeitet hat. Sie war nicht nur die freundliche Ansprechpartnerin für die Abonnenten – „ich kannte sie alle“ – sowie für Druckerei und Versand, sondern auch bei Messen und anderen Veranstaltungen. Josette HoffmannTheisen gehörte zur revue, und die revue gehörte zu ihr. Erst kürzlich habe ich sie im Bistrot de la Presse wiedergetroffen, um über die alten Zeiten zu plaudern. Den Umzug unseres Magazins von der Hauptstadt nach Differdingen, zuerst in den Container neben der Villa Hadir und dann in die Villa Hadir selbst, hat sie nicht mehr mitgemacht. Aber früher hat sie zahlreiche Umzüge der revue erlebt, ebenso wie die verschiedenen Standorte, wo die revue zu Hause war: in der hauptstädtischen Avenue de la Gare, in Bartringen, wieder in der Hauptstadt am Boulevard Grand-Duchesse Charlotte, in der Rue Jean-Pierre Brasseur oder in der Rue Dicks in den Räumen des ehemaligen „Chez Nous“. Josette Hoffmann-Theisen hat „ihrer“ revue die Treue gehalten. Sie war für viele aus dem Team, aber auch viele von außen die „gute Seele“ des Betriebs. Sie hörte einem zu, wenn man etwas auf dem Herzen hatte, aber auch immer ein gutes Wort übrig. Sie begleitete das Magazin durch Höhen und Tiefen. Als sie zu
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Josette Hoffmann-Theisen Anfang der 70er Jahre.
ihrem Abschied einer Kollegin sagte, was ihr schönster Moment in den 45 Jahren gewesen sei, nannte sie das Konzert von José Carreras 1995, das die revue zum 50. Bestehen veranstaltet hatte – und bei dem sie ihrem Idol höchstpersönlich die Blumen überreichte. Josette Hoffmann-Theisen fehlt uns noch heute und wird uns immer fehlen – umso schöner war es, sie wieder zu sehen. Text: Stefan Kunzmann Foto: Privatarchiv
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Interview Die Presse steckt in einer Dauerkrise, das betrifft auch die luxemburgischen Medien. Wir haben natürlich die Pressehilfe, die unsere Situation von der in anderen Ländern unterscheidet… …und die zurzeit reformiert wird… …und die mehr zum Digitalen hingeht. Was nachvollziehbar ist. Wenn aber jetzt zum Beispiel das „Journal“ als gedruckte Zeitung verschwindet, nachdem der „Jeudi“ schon verschwunden ist, zeigt dies doch, dass so viele Zeitungen in einem kleinen Land wie Luxemburg nicht mehr überleben können. Und wenn die Zeitungen außerdem noch riskieren, ideologisch – im Gegensatz zu früher – austauschbar zu sein, dann stellt sich wirklich die Frage, ob das überhaupt noch Sinn macht. Betrachtet man darüber hinaus noch den Erfolg von „reporter.lu“, dann sieht man, dass das zu funktionieren scheint. Einfache Antworten kann ich jedoch nicht geben, weil alles noch etwas im Nebel ist, wie sich die Presse in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren entwickeln wird. Ein Magazin mit einem großen Publikum muss man vielleicht erst heranziehen. Die Krise von heute ist jedenfalls vor allem auf die digitale Herausforderung zurückzuführen. Die Tatsache, dass die revue jetzt digitalisiert wird, kann dazu führen, dass sie eine weitere Präsenz bekommt. Wenn Leser zum Beispiel nachschauen können, wie sie in den 80er Jahren in dem Magazin zu sehen waren. Das ist wie eine „Walk down memory lane“.
Die Krise von heute ist jedenfalls vor allem auf die digitale Herausforderung zurückzuführen. Als Sie Anfang der 80er Jahre anfingen, für die revue zu schreiben, steckte sie auch in der Krise. Das war damals eine ganz andere Krise, vor allem, weil der „Télécran“ als Konkurrent Ende der 70er auf den Markt gekommen war, und auch weil die revue in jener Zeit politischer geworden war. Das war nicht immer so und hing von der jeweiligen Phase ab. Dagegen haben Fotos schon immer eine große Rolle gespielt. Unter Pol Aschman, danach Jochen Herling, und noch darüber hinaus. Das ist ein Stück luxemburgische Pressefotogeschichte. Ich kenne übrigens kaum ein Thema, für das die revue nicht die erste Quelle war, mit der ich angefangen hatte. Sie gab mir einen Einblick in das, was hier in Luxemburg und anderswo geschehen war. (er zeigt auf ein
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Interview
Kachkéis statt Bierernst Der Humor hat die revue bis heute begleitet. Auch legendäre Figuren wie Mil oder „Superjhemp“ waren ein fester Bestandteil der Geschichte des Magazins.
Der Leser meinte es ernst. Und wir nahmen ihn auch ernst. Wo die Rennstrecke nun genau verlaufe, wollte er wissen. Er sei begeistert davon, dies noch erleben zu können, dass die Formel 1 nun nach Luxemburg kommen sollte und ein Innenstadtring wie beim Grand Prix von Monaco durch die Hauptstadt führen würde. Während er das sagt, bekommt der Journalist am anderen Ende der Leitung Schweißperlen auf der Stirn. Er muss dem Leser, einem langjährigen Abonnenten, nun erklären, dass sich bei dem Text über die Formel-1-Strecke um einen Beitrag auf „Dat Allerlescht“ handelte, die um 2010 herum der Satire vorbehalten war. Dabei verewigten sich vor allem die beiden Redakteure Perry Rhodan und Maul Tasche in Rubriken wie „Was wäre wenn…“ zum Beispiel Kaffeeautomaten Amok laufen würden oder „Held der Woche“ etwa über den „Retter der Parkbänke“ oder „Autobahnjogger“. Gezeigt wurden Titelbilder, die nie gedruckt wurden, gesucht wurde unter anderem der „Trunkenbold der Woche“ oder „Panz der Woche“, ausgeteilt wurden rote oder gelbe Karten und nicht zuletzt gab es einen Bodycheck für Stilfragen, aber auch ein „Auch das noch“ – und schließlich wurden Prominenten per Sprechblasen Worte in den Mund gelegt. Apropos Sprechblase: „Auch die Geschichte der luxemburgischen „Bandes déssinées“ findet man in der revue wider“, betont Paul Lesch im Interview, ob das der „Superjhemp“ war oder vorher Gab Weis mit „Mil“. In der Tat räumte die revue den Comics oder BDs seit jeher einen Platz ein. Die ersten Comichelden hierzulande waren „Bim und Jopi“, die 1949 in dem Magazin auftauchten und aus der Feder von Pe´l Schlechter standen. Letzterer wurde von Gab
Weis abgelöst, und damit erhielten „Edelmut und Roselinde“ Einzug. Weis legte „Die Burggespenster“ nach, das erste Abenteuer des Pfadfinders Mil, einer luxemburgischen Version von Tintin, aber auch mit etlichen markanten – und landesspezifischen – Eigenheiten. Danach wurde Luxemburg eine Zeit lang „comic-freie Zone“, wie Lucien Czuga in der 50-Jahre-Jubiläumsnummer der revue 1995 schrieb. Er war es schließlich, der 1987 zusammen mit Roger Leiner 1987 den „Superjhemp“ ins Leben rief, ein „kachkéismampfender Urluxemburger mit Flugeigenschaften“. Der Erfolg des Kachkéis-Helden war grandios. Er begleitete die revue über Jahrzehnte. Viele trauern ihm nach, viele sind noch heute seine Fans. Comic-Helden wie Jamie Blond oder andere konnten ihm nur annähernd den Kochkäse reichen. Trotzdem ist von der humoristischen Geschichte der revue noch einiges übrig geblieben: nicht zuletzt die Karikaturisten aus der Feder von Carlo Schneider. Text: Stefan Kunzmann
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Interview
Zu Hause habe ich so gut wie alle revuen seit 1945. Bei meinen Eltern blätterte ich alle alten Ausgaben durch. 14
Titelbild an der Wand) Das zum Beispiel ist eine Anspielung auf „Les quatre cents coups“, den Film von François Truffaut. Das dürfte so um 1960 gewesen sein. 1958. Zu Hause habe ich so gut wie alle revuen seit 1945. Bei meinen Eltern blätterte ich alle alten Ausgaben durch. Das erlaubte es mir, für alle Jahrzehnte, die ich nicht selbst erlebt hatte, ein Gefühl bekommen zu haben. Zu verstehen, wäre vielleicht zu vermessen. Aber zumindest zu erfahren, was kulturell und gesellschaftlich hierzulande wichtig war.
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Interview Ich sage allen jungen Historikern, sie sollen sich die alten revuen anschauen. Es ist der Anfangspunkt oder gewissermaßen der Einstieg für ein allgemeines Verständnis. Das gilt auch für die Werbung. So ist es interessant, die Reklamen der verschiedenen Jahrzehnte zu analysieren, ob die luxemburgischen oder jene, die für Luxemburg adaptiert wurden. Auch die Geschichte der luxemburgischen „Bandes déssinées“ findet man in der revue, ob das der „Superjhemp“ war oder vorher Gab Weis mit „Mil“. Ebenso die Filmseiten, die von Cineasten wie Fred Jung und Evy Friedrich betreut wurden. Auch sie waren politisch, selbst in jenen Zeiten, in denen die revue allgemein eher unpolitisch war. Der erste Artikel in der allerersten Ausgabe handelte von Hiroshima. Auch später, in den 60er Jahren, gab es immer wieder internationale politische Themen. Was natürlich auf das bestimmte Interesse des damaligen Chefredakteurs und späteren Direktor Léon N. Nilles zurückzuführen war. Mit langen Texten und vielen Fotos. Der Stil hat sich doch sehr verändert. Andererseits wurden auch die Staatsbesuche der großherzoglichen Familie auf vielen Seiten und mit zahlreichen Fotos bebildert. Die revue war zudem das Magazin mit der ersten Farbreportage von der Schah-Hochzeit 1967. Lucien Thiel war ganz stolz darauf. Bei einer Staatsvisite wurde allerdings nicht gleich das gastgebende Land in Frage gestellt. Kritik fand eher bei Filmen statt. Politische gesehen überwog eine gewisse liberale Richtung, jedoch nicht parteipolitisch.
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Gibt es einen roten Faden in der revue-Geschichte? Wenn alles mal digitalisiert ist, kann man das besser analysieren. Also luxemburgische Künstler zum Beispiel kamen immer wieder vor, von Tun Deutsch über Désirée Nosbusch und Thierry van Werveke bis heute. Weiter zurückgehend auch die großherzogliche Familie, was lange Zeit ein roter Faden war, obwohl sich das auch geändert hat. Jedenfalls waren mehrheitlich bekannte Luxemburger oder luxemburgische Themen auf dem Cover. Was mir an der revue besonders gefällt, ist dieser nationale Aspekt. Zu anderen Themen kann ich auch internationale Magazine kaufen. Die revue war jedoch immer irgendwie mehr oder weniger staatstragend. Aber auch bestimmte gesellschaftliche Themen kamen immer wieder vor, von den sogenannten Fremdarbeitern in den 70er Jahren oder seit den 60ern das Thema Drogen. Und es spielten Tabuthemen eine Rolle, was bald zum Klischee wurde, ob nun über das Garer Quartier oder über Prostitution allgemein. Aber auch Gefängnis. Nicht zu vergessen die historischen Themen, oft behandelt von Henri Koch-Kent.
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Interview
Wenn sich die revue geändert hat, dann wohl auch, weil sich das Land geändert hat. Ist die revue mit der Zeit gegangen? Damit verbunden ist die Frage, ob Luxemburg mit der Zeit gegangen ist. Wenn sich die revue geändert hat, dann wohl auch, weil sich das Land geändert hat. Wir vergleichen Luxemburg mit New York, Paris oder Berlin. Natürlich hinken wir denen hinterher. Aber wie ist es mit kleinen Städten. Im Vergleich dazu sind wir eher im Voraus. Die revue ist auch immer von Tendenzen beeinflusst worden. Wie sich die revue im Laufe der Jahrzehnte entwickelte, bietet Anlass für wissenschaftliche Untersuchungen und Analysen, was die Inhalte der Artikel, die politischen Aussagen, das Layout oder die Werbung angeht. Darin steckt viel Potenzial für zig Doktorarbeiten. Dies kommt mit Sicherheit, wenn sie vollständig digitalisiert ist. Die revue wird oft auf etwas reduziert, an was man sich zu erinnern glaubt. Sie hatte lange Zeit das Image, hausbacken zu sein. Obwohl das Image nicht immer mit der Realität übereinstimmte. Parallel war die Sendung „Hei elei, kuck elei“ von RTL dann auch hausbacken. Aber wenn man sich manche Sendungen heute anschaut, oder die Satiren von Pol Pütz und Tun Deutsch betrachtet. Das war nicht beißend, beißend, aber alles andere als hausbacken. Es
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ist also nicht so einfach. Zum Beispiel die Reportagen über die sogenannten Fremdarbeiter schon in den 70er Jahren. Die waren durchaus kritisch. Aber nicht ideologisch. Genau. Ideologisch war sie nicht. Übrigens kann ich mich an zwei Skandale aus der Zeit erinnern. Das war der ziemlich antideutsche Artikel von Léon N. Nilles über das schwere Foul des deutschen Torwarts Toni Schumacher gegen den französischen Spieler Patrick Battiston bei der Fußball-WM 1982. Nilles zog einen Vergleich mit der SS. Aber das hatte vielleicht etwas mit seiner eigenen Vergangenheit zu tun. Er war Zwangsrekrutierter. Dann ein Artikel über einen Kabarett-Text, in dem der Papst kritisiert wurde, wonach manche Leute ihr Abonnement kündigten. Das war in der Zeit von Chefredakteur Fred Medernach, als die revue politischer und ambitionierter in Sachen Kunst und Literatur war. Unter seiner Nachfolgerin Yolande Kieffer wurde sie wieder unpolitischer. Und Anfang der 80er war es Guy Heintz, unter dem ich bei der revue arbeitete. Er hatte vorher eine Zeitschrift namens „Backstage“. Heintz war ziemlich amerikaorientiert. Die Ausrichtung der revue hat sich also immer wieder verändert. Das ist eine dauernde Entwicklung. Eine ihrer Stärken ist auf jeden Fall die Tradition. Die Frage stellt sich aber auch, ob es sich nicht zum Nachteil entwickeln kann. Tatsache ist, dass die revue früher in Luxemburg in jeder zweiten Familie zu finden war. Interview: Stefan Kunzmann Fotos: Philippe Reuter, Archiv revue
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Die 1940er und 1950er
Das Frauenbild der 40er und 50er Jahre Die revue-Ausgaben der ersten Jahre spiegeln vor allem eines wieder: das damalige Rollenverständnis von Mann und Frau. Eine Gesellschaft, die aus heutiger Sicht vielleicht klischeehaft wirken mag, aber so war es halt damals. „Wir haben die ‚Revue‘ direkt ins heimatliche Gefilde gebaut mit einem kleinen Ausgang in die weite Welt“, schreibt die damalige Chefredakteurin Katrin C. Martin am 2. September 1950 zum 5. Geburtstag der revue. „Die ‚Revue‘ soll uns das Leben reicher, froher, glücklicher machen, sie soll Zeuge bleiben des lebenden Gesichts unseres Heimatlandes in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Sie bleibt im Rahmen unseres Luxemburgertums mit seinen katholischen Prinzipien, seinen Traditionen und charakterlichen Eigenarten. Vergleiche anzustellen zwischen der ‚Lëtzeburger Revue‘ und den ausländischen Zeitschriften ist unangebracht und albern… Aus der harmonischenAnpassungunsererLebensäusserungen an unsere Grundprinzipien entsteht das Luxemburgertum, das uns so am Herzen liegt – und das die ‚Revue‘ widerzuspiegeln sich bemüht.“ Dass es damals eine Chefredakteurin der revue gab, ist schon erstaunlich. Denn das „Luxemburgertum“, das Martin meint und das die revue widerspiegeln möchte, muss Folgendes sein: hart arbeitende Männer auf den Feldern, in den Fabriken oder Ministerien. Liebliche Kinder in der freien Natur. Romantische Landschaften mit Bäumen, Flüssen und Dörfern. Genau das zeigen die wiederkehrenden Fotos auf dem Titel mit ihren dazugehörigen Reportagen. Frauen hingegen kommen selten vor, zumindest auf dem Cover. In der Zeitung selbst sieht man sie dann, die Frauen. Vorwiegend als wohlgeformte Kleiderstangen
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präsentieren sie die neueste Mode aus Paris oder zeigen, zu welchem Ergebnis die Näh- und Strickanleitungen, die seit Beginn der revue wöchentlich mitgeliefert werden, führen sollen.
Im Mittelpunkt: die Frau als Hausfrau, Mutter und Ehefrau. Interviews, Reportagen und Berichte finden fast ausschließlich mit Männern statt. Frauen scheinen nichts zu sagen zu haben in den 40er und 50er Jahren des Großherzogtums. Das ist nicht verwunderlich. Auch andere Zeitungen haben so gearbeitet, weltweit sogar. Doch mit dem Blick von heute fragt man sich, wie viel anders unsere Welt jetzt aussehen könnte, hätte es so etwas wie Gleichberechtigung tatsächlich gegeben, hätte man damals bereits aufgehört, Frauen einzutrichtern, sie seien verantwortlich dafür, die Familien und den Haushalt zusammenzuhalten sowie aus ihren Kindern fröhliche und höfliche Menschen und aus ihren Männern fleißige Arbeiter zu machen. Bodenständigkeit, Zusammenhalt, Familie und Glaube – das sind die Werte, die einem die revue der 40er und 50er Jahre vermitteln möchte. Im Mittelpunkt: die Frau als Hausfrau, Mutter
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und Ehefrau. Obwohl die revue nie eine reine Frauenzeitschrift war, richten sich viele Artikel ausschließlich an sie. Mit Handarbeits- und Kochanleitungen werden ihnen sinnvolle Beschäftigungen vermittelt, in kurzen Anweisungen wird ihnen gesagt, wie sie eine perfekte Gastgeberin, eine liebende Ehefrau und eine verantwortungsvolle Mutter sind und in Fortsetzungsromanen wird das Glück zementiert, das die große Liebe und eine erfüllende Ehe mit sich bringt. „Dein größter Charme ist dein Lächeln“, „Schon das kleine Mädchen fühlt sich dazu berufen, Mutter zu sein“, „Nur der Mann, der dich tadelt, ist deiner Liebe wert“ – das alles sind klare Aufträge, die regelmäßig gegeben, aber nie hinterfragt werden. Und sie wirken bis heute nach. Denn die revue ist kein Kampfblatt, das eine Welt erschaffen will, die es nicht gibt. Sie ist ein Spiegel der Gesellschaft, in der die vermeintliche Überlegenheit und Vormachtstellung des Mannes akzeptiert wird als seien beide ein Naturgesetz. Durch diese Schule sind wir alle gegangen, deshalb akzeptieren wir es noch immer, wenn in den Regierungen und Chefetagen keine oder wenige Frauen sitzen, wenn die Nobelpreise fast ausschließlich an Männer vergeben werden und wenn der überwiegende Teil der Pflegearbeit von Frauen geleistet wird. Diese Naturgesetze durchbrechen zu wollen, gehört zwar mittlerweile zum guten Ton, doch die Realität hat sich kaum verändert. Es gilt noch immer, was James Brown 1966 sang: „This is a man’s world.“
Die 1940er und 1950er
Es gibt Ausnahmen, auch schon in den 50ern in der revue, wenn zum Beispiel über die Aktivitäten der Femmes Socialistes Luxembourgeoises berichtet wird, die fordern, dass Frauen den gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen erhalten sollen. Oder wenn eine Studie zitiert wird, aus der hervorgeht, dass Frauen sowohl weniger aggressiv im Straßenverkehr sind als auch weniger Unfälle verursachen. Doch diese Artikel bleiben klein, ohne Fotos und irgendwo im hinteren Teil des Hefts versteckt. Als traute man sich nicht, daraus ein
Thema zu machen. Als würde das dem „Luxemburgertum“ widersprechen. In einem Leitartikel vom November 1952 steht: „Es ist schlimm genug, wenn in einem Haushalt der Mann nicht imstande ist, den Stot zu erhalten, wenn die Frau neben ihrer Hausarbeit noch einem Beruf nachgehen muß. Es ist noch viel schlimmer, meinen wir, wenn sie anfängt, an dem Beruf Spaß zu finden und den Haushalt vernachlässigt. Dies scheint uns das sicherste Zeichen dafür zu sein, daß die Welt auf
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dem Kopf steht, statt auf den Füßen: Wenn es einmal so weit kommen sollte, dann ist das Bötschel fett, wir können einpacken. Eine Frau, die mehr sein will als eine gute Frau und Mutter, die für ihren Mann und ihre Kinder die Suppe kocht, Strümpfe stopft, die Betten macht und alles blitzsauber hält, das Haus und auch sich selbst, ist schon keine richtige Frau mehr. Sie ist auf dem Wege, ein Blaustrumpf zu werden, oder ein halber Mann.“ Text: Heike Bucher Foto: Archiv revue
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Das Jahrzehnt in der revue
1945 Hausfrauenqualitäten Auf ihren Frauenseiten gibt die revue in den 1940er und 50er Jahren gerne Tipps, die für ein friedliches Familienleben sorgen sollten. Zum Beispiel das Hausfrauenexamen gleich im ersten Erscheinungsjahr, bei dem es unter anderem darum geht, zu überprüfen, ob alle Knöpfe an den Anzügen des Ehemannes sitzen, ob man sich mit seiner Schwiegermutter verträgt und die Pelze in Mottensäcken aufbewahrt. Oder die elf Tipps für gute Waschfrauen, damit die Wäsche nicht nur sauber wird, sondern sich auch nicht verzieht oder ergraut. „Wohl der häufigste Fehler bei der großen Wäsche wird damit begangen, dass die Wäsche nicht lange genug im Brühwasser liegengelassen wird. Unsere Mütter lehrten noch, sie müsse mindestens zwei Stunden darin bleiben. Heute rät man allgemein zu einer Stunde, aber nicht selten wird sie schon nach einer halben Stunde aus dem Brühwasser genommen und fertig gespült. Die Tatsache, dass man etwas früher in der Waschküche fertig wird, rächt sich aber bitter…“, heißt es da. Es lebe die Waschmaschine, kann man da nur sagen.
Als am 1. September 1945 die erste revue überhaupt erscheint, macht sie mit einem hochpolitischen Thema auf: dem Abwurf der Atombomben über Japan. Es ist kein wohlwollender Artikel, obwohl sich der Autor über die Kapitulation Japans aufrichtig freut. Gleichzeitig macht er auf die Gefahren der neuen Waffe aufmerksam und fragt sich: „Muss die Welt nicht zittern vor Angst, das Geheimnis der neuen Waffe könnte in unberufene Hände gelangen? Sind nicht die kleinen Staaten nun vollends der Willkür der wissenschaftlich hochgerüsteten Grossmächte ausgeliefert?“ Ein visionärer Blick – diese Fragen sind noch immer aktuell.
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Zusammengestellt von: Heike Bucher Fotos: Archiv revue
Entfesselte Urgewalten
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1946 Sommersprossen Im Jahre 1946 scheinen Sommersprossen nicht unbedingt zum Schönheitsideal zu gehören. Wie sonst sollte man sich erklären, dass die revue Tipps zur Vertreibung der Sommersprossen gibt? Dabei wird eine tägliche Gesichtsmaske aus Ammoniak, Wasserstoffsuperoxyd und Stärke aufgetragen. Alternativ soll es auch funktionieren, die Sommersprossen mechanisch wegzurubbeln, und zwar mit einer Zahnbürste, die in eine Lösung aus Lindenblütenaufguss, Rosenwasser, Agar-Agar, Tormentillenextrakt und Borsäure getaucht wurde.
Hunger Ende 1946 veröffentlicht die revue eine Tabelle der Welternährungslage. Diese zeigt, wie viele Kalorien Menschen in unterschiedlichen Staaten täglich im Durchschnitt zu sich nehmen, und zwar vor und nach dem Krieg. Luxemburg wird nicht explizit erwähnt, dafür aber Frankreich, Belgien und Holland, wo die Zufuhr bei etwa 2.200 kcal und damit in einem durchaus gesunden Bereich liegt. In Griechenland, Italien, Deutschland, Polen Indien und Japan sieht es allerdings anders aus, dort hungern die Menschen. Die US-Amerikaner sind hingegen bereits auf dem Weg in die Fettsucht, dort werden 3.000 kcal. und mehr vertilgt.
1947 Reisevorbereitung Frauen, die im Jahre 1947 auf Reisen gehen wollten, sollten unter gar keinen Umständen Filzhut, Mantel und Schirm vergessen. Das rät zumindest die revue. Zudem heißt es: „Die umsichtige Reisende lässt ihre Initialien auf die Schmalseite des Koffers anbringen, auch vergisst sie nicht das Anhängeschild mit Namen und genauer Adresse. Dies ist auf alle Fälle ein Schutz vor Verwechslungen.“ Und für den Urlaub mit Kindern ergeht folgender Rat: „Kinder sollen nur ins Hotel oder in eine Pension mitgenommen werden, wenn sie so erzogen sind, dass sie nicht unangenehm auffallen. Mit kleinen Kindern geht man viel besser in eine gemietete Wohnung – da dürfen sie auch mal schreien, ohne dass sich die Mutter ringsherum höflich entschuldigen muss.“ Geändert hat sich also nicht wirklich viel, außer vielleicht, dass sich mittlerweile auch Väter entschuldigen können.
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1948 Echt visionär: die Television Schon 1948 hat die revue einen Riecher für zukunftweisende Storys. So erscheint ein Artikel über sogenannte tramierte Bilder, mit denen es beispielsweise möglich wird, einen Arzt nicht persönlich, sondern mit Hilfe eines Apparates zu konsultieren, der dann via Bildschirm eine Diagnose erstellen könnte. Oder noch besser: Statt zu telefonieren sieht man sich gegenseitig auf Bildschirmen in die Augen. Also im Prinzip genau das, was wir mittlerweile ohnehin fast jeden Tag machen, wenn wir in Videokonferenzen unsere Zeit verbringen. Technisch sollte die sogenannte Television zwar anders funktionieren als unsere heutigen Computer und das Internet, aber egal. Für die revue liegen die Vorteile jedenfalls auf der Hand: „Wieviel unnütze Gänge werden dadurch
erspart, wieviele Unannehmlichkeiten und erst wieviel – ach so kostbare – Zeit in der Hast unserer geschäftigen Welt. Gewiss, Nachteile wird es auch dabei geben. Man kann nicht mehr am Telefon seiner Stimme einen frischfrohfröhlichen Klang geben und dabei ein griesgrämiges Sauregurkengesicht machen, da der Gesprächspartner am andern Ende dies sofort merken würde. Vielleicht wird es auch – im Interesse der Wahrheit und der Offenheit natürlich – ein Vorteil sein! Vielleicht sind auch in – sagen wir – 50 Jahren Kinos überflüssig geworden, da wir uns dann nach Feierabend ganz gemütlich zu Hause in der warmen Stube den gewünschten Film am Televisionsapparat aufdrehen.“ Mit Netflix und Amazon. Die revue wusste es.
1949 Der Fortsetzungsroman Ende der 40er beginnt die revue damit, Fortsetzungsromane zu veröffentlichen, manchmal erschienen drei verschiedene gleichzeitig. Mit solchen Formaten sollen Leser an die Zeitung gebunden werden, weil diese selbstverständlich keinen Teil verpassen möchten und deshalb zu regelmäßigen Käufern oder gar gleich zu Abonnenten werden. Die Romane mit den illustren Titeln „Wie ein Traum“ oder „Die Liebe des Marschalls“ sind zwar keine anspruchsvolle Literatur, aber inhaltlich so mitreißend wie ein Heimatfilm: Es geht um wahre Liebe, Missverständnisse und Intrigen. Viel Klischee und wenig Spannung also? Ganz sicher.
Der Wert des Menschen Der amerikanischen Arzt Dr. Lawson hat ausgerechnet, welchen Wert das gesamte Material hat, aus dem ein Mensch besteht. Da kommt nicht viel zusammen, schreibt die revue im November 1949,
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hauptsächlich Wasser, Fett für circa sieben Stück Seife, Kohlenstoff, Phosphor, Magnesium, Eisen, Schwefel und so viel Kalk, dass man damit ein kleines Zimmer streichen könnte.
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1950 Bauboom in Esch Am 25. Februar 1950 widmet sich Paul Leuck in einer langen Titelgeschichte den Einwohnern von Esch/Alzette. Die Stimmung in der Minettemetropole beschreibt er, als wäre Esch ein prosperierendes Goldgräberstädchen: „Man kann wirklich sagen, dass sich drunten das Angesicht der Erde erneuert hat. Angezogen von dem harten Gold der roten Berge zogen fremde Menschen ins Tal. Ihre Ströme ergossen sich lärmend
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und bunt in die engen Gassen. Und sie stampften, vielsprachig und eifrig, Strassen aus dem Boden (…) Esch wuchs wie neue Städte eben wachsen. Sie sind wie junge Menschen, die in sich die ungeahnten Kräfte eines spätern, reichen Lebens tragen.“ Doch nach dem Krieg kommt es in Esch zu einer extremen Wohnungsnot, auf die die Gemeinde Ende der 1940er Jahre mit einem regelrechten Bauboom reagiert. Wohlwollend, geradezu
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euphorisch berichtet der revue-Journalist über die zahlreichen Baustellen und lobt den Einsatz der Lokalpolitiker: „So führt unsere Industriemetropole unter der umsichtigen Leitung sozial, gerecht und tief menschlich fühlender Männer den harten Kampf gegen das Elend der Wohnungsnot und die sich daraus ergebenden übeln Folgen, Dass man sich anderweitig an den Eschern ein Beispiel nähme, wäre wünschenswert.“
Die 1940er und 1950er
De Landbuet um Tour „Zu Kehmen schlug der Blitz ein und in Differdingen schlug eine Jungfer aus. Nämlich den Antrag eines Jünglings, der sie liebte. Worauf dessen Beweise und dann die Gegenargumente der Polizei schlagend wurden. In allen Fällen setzte es Funken, manchen Schrecken und schlussendlich einen Stunk.“ So steht es am 9. September 1950 in der revue. Die wöchentliche „Landbuet“-Serie ist ein Hit, seit Ende der 40er Jahre dokumentiert sie auf heitere, manchmal zynische und bisweilen plumpe Art die Geschehnisse im Land. Nicht ganz unähnlich der aktuellen „Kurz gefasst“-Seiten, aber ohne Fotos.
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1951 Neuer Beruf: Pneu-Arbëchter Im Mai 1951 eröffnet die amerikanische Reifenfirma Goodyear ein neues Werk in Colmar-Berg. Anlass für die revue, genauer hinzusehen und die frisch gebackenen Arbeiter an ihrem Arbeitsplatz zu besuchen. Dabei gerät der Journalist ins Schwärmen: „Alles scheint beseelt und wie könnte es anders sein: Ist doch jedes Werkzeug, jede Maschine das Endprodukt aus der durch mathematische Formeln gebändigten und durchleuchteten Erfahrung. Alle Maschinen sind weiterentwickelte schöpferische Hände, nach dem wunderbaren Satz geformt: ‚Dum Deus calculat, fit mundus.‘“
Väter in den 50ern Pünktlich zum Mammendag 1951 denkt die revue an die Väter und alle, die es werden wollen. Denn: „Wer aber denkt an den Vater?“, fragt sich Autor Henri P. Weitz und tut es gleich selbst. Heraus kommen ein paar Tipps, die junge Väter unbedingt beherzigen sollten: Vor der Geburt: Paten auswählen und Wiege bauen. Während der Geburt: (da muss das Zitat schon sein) „Dann kommen lange, bange Stunden, die für den Vater manchmal einen Wendepunkt
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bedeuten. Viele lernen erst hier den rechten Respekt vor dem Weibe.“ Nach der Geburt: Geburt eintragen lassen. „Also wandert der Vater hinunter zum Sternenplatz. Dort kehrt er erst einmal zu einem stärkenden Trunke ein. Nach achtundvierzigstündiger Aufregung ist das eine willkommene Entspannung. In der Stadt geht er in einen Blumenladen und bestellt seinem Frauchen einen netten Blumenstrauss. Dann geht’s zum Stadthaus…“. Wieder zu Hause, Frau und Baby sind noch in der Klinik, geht der Katzenjammer los. „Man schimpft soviel über die plappernden Weiber, die einen nicht einmal in Ruhe die Zeitung lesen lassen und kaum sind sie zwei Tage aus dem Haus, fühlt man sich einsam, das Haus ist leer, die Seele fehlt.“
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Regie Charles Muller Bühn, Luuchten & Kostümsdesign Dragoş Buhagiar Dramaturgie Andreas Wagner Musik Gast Waltzing Regieassistenz Daliah Kentges Maquillage Joël Seiller Répétiteur Sven Sauber Mam Tom Heck, Fabienne Elaine Hollwege, Maximillien Jadin, Leila Lallali, Rosalie Maes, Sophie Mousel, Paul Robert, Sven Sauber, Pitt Simon, Timo Wagner Produktioun Les Théâtres de la Ville de Luxembourg
LES THÉÂTRES DE LA VILLE DE LUXEMBOURG RESERVATIOUNEN: LUXEMBOURGTICKET | INFO@LUXEMBOURGTICKET.LU | TEL.: + 352/47 08 95-1
Die 1940er und 1950er
Der Traum vom Fliegen Es ist der amerikanischen Luftwaffe zu verdanken, dass Luxemburg seinen Flughafen Findel hat. Die war es nämlich, die genau dort provisorische Lande- und Startbahnen angelegt hatte, die nach dem Krieg ausgebaut und für einen Passagierflughafen benutzt wurden. „In der Tat liegt der Findel denkbar günstig“, schreibt die revue am 1. Dezember 1951 in ihrer Titelgeschichte. „Er ist nur 5 km vom Zentrum der Stadt Luxemburg entfernt, mit welcher ihn gute Strassen verbinden. Er liegt auf einem Hochplateau (377 m), das eine unendlich weite, freie Sicht gestattet.(…) Nimmt man dazu noch die zentrale und sehr glückliche geographische Lage unseres Landes überhaupt in Betracht, so muss jeder Unvoreingenommene zu der Ueberzeugung kommen, dass unser Findel direkt von der Natur zum zentralen europäischen Flughafen überhaupt prädestiniert ist.“ Regierungsrat Pierre Winter
Minister im Porträt Anfang der 1950er beginnt die revue damit, regelmäßig Minister und ihre Mitarbeiter vorzustellen. Bis Ende der 60er Jahre bleiben diese Jobs ausschließlich Männern vorbehalten, was zwar gesetzlich nicht vorgesehen ist, aber so gehandhabt wird (es sei denn, es handelt sich um Telefonistinnen). Erst 1967 wird die erste Frau Staatsekretärin, zwei Jahre später dann Ministerin: Madeleine Frieden-Kinnen, Witwe des ehemaligen Ministerpräsidenten Pierre Frieden. 1951 ist dieser noch Erziehungsminister. Und ihn charakterisiert die revue nach einem Besuch im Ministerium so: „Pierre Friedens geistige Weite lässt sich nicht in die engen Zäune blosser Politik einzwängen. Wenn Politik Dienst am Ganzen ist, Streben nach hochgesteckten Zielen die aus dem Ideal geboren wurden, und zu denen die Erkenntnis des Möglichen die Straße baut, über welche ein fester Wille hinstrebt, dann ist Pierre Frieden ein großer Politiker.“
A. Pütz Nach dem Weggang der Chefredakteurin Katrin C. Martin übernimmt 1951 A. Pütz das Verfassen der wöchentlichen Leitartikel. Diese lösen mit Sicherheit Kontroversen aus, weil sie zwar die eigene Meinung vertreten, dabei aber so formuliert sind, als wären sie allgemeine Weisheiten. Zum Beispiel im November 1952, da äußert sich Pütz zur Entwicklung der elektrischen Haushaltsgeräte und bedauert, dass so viele auf den Markt kommen, dass Frauen in der Küche bald gar nichts mehr zu tun haben und den Spaß an ihren häuslichen Aufgaben verlieren. Knapp drei Jahre
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später schreibt Pütz über Kinder: „Über die Kinder wird schrecklich viel geklagt. Sie seien unbotmäßig, tockig, trotzig, faul, frech, vorlaut, sie fahren den großen Leuten über den Mund.“ Alles Blödsinn, sagt Pütz. Die Kinder sind schon in Ordnung. „Es wäre schlimm, wenn es anders wäre. Der Trotz ist die erste Äußerung der Willensbildung.“ Und: „Mit Verdreschen ist es nicht getan. Soviel kann ich mich noch aus meiner Kindheit erinnern: Ich habe hinter den Schlägen nie die Liebe gespürt. Auch wenn sie vielleicht da war.“
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1952 Philippistraße 36 Für Regierungsneubauten soll ein Haus von 1700 abgerissen werden. Die revue nimmt es zum Anlass, in das alte Haus „einzudringen“ und seinen Zustand zu dokumentieren. Am Ende steht die Frage, ob es schade sei, so ein Zeugnis für „ein starkes Bürgertum aus früheren Zeiten“ einfach abzutragen? Die Antwort wird gleich mitgeliefert: „Die Zeiten haben sich geändert, kostspielige Gefühlsduselei ist nicht mehr am Platze.“
Kind und Queen Gleich zwei Titelgeschichten widmet die revue dem am 6. Februar 1952 verstorbenen englischen König George und seiner Tochter und neuen Queen Elizabeth. Ohne
Text, nur mit Fotos und Bildunterschriften, werden die über eine Woche andauernden Feierlichkeiten zu Beerdigung und Krönung dokumentiert.
Escapismus Psychotest gehörten ja eher in die 1980er Jahre. Doch schon ab 1952 tauchen diese in der revue regelmäßig auf. Zum Beispiel am 19. April 1952. Dort geht es um die Frage, wer zur „Schar der Escapisten“ gehört, also zu denen, die „die seelische Flucht aus der Gegenwart“ antreten. Gefragt wird unter anderem, ob man an den Nägeln kaue. Für Männer und Frauen gibt es unterschiedliche Punkteverteilungen und Auswertungen. Mehr Punkte bedeutet mehr Drang zum Escapismus. Ein Selbsttest ergibt, dass ich als Frau zwar aufgeschlossen für alles Neue bin, mich aber leicht bluffen lasse. Zudem denke ich, im falschen Jahrhundert geboren zu sein und flüchte mich in Romane und Filme. Mit denselben Antworten bin ich als Mann unternehmungslustig und phantasiebegabt, was ein Antrieb sein, aber auch wilde Blüten treiben kann. Aufpassen sollte ich nur bei der Wahl meiner Gattin, meine Einbildungskraft könnte mir einen gehörigen Streich spielen.
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Das ist doch mal ein Titelfoto. Wo sonst Minister, Adelige, Kinder oder hart schuftende Männer zu sehen sind, gibt es passend zum Ohne Worte
Fasching einen Haufen Spaßmacher.
revue in Berlin Im November 1952 besuchen Journalisten der revue das geteilte Berlin, acht Jahre „nach dem totalen Zusammenbruch“, wie sie hinterher schreiben. Im Westteil der Stadt werden sie von Bundeskanzler Adenauer persönlich begrüßt, den Ostteil erkunden sie auf eigene Faust. Und während es im Westen aus luxemburgischer Sicht bergauf zu gehen schien, machte die Stimmung im Ostteil wohl einen eher gedrückten Eindruck.
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Die 1940er und 1950er
1953 Sturm über Holland, Belgien und England Tausende Tote, Millionen Obdachlose und ein nicht einzuschätzender Gesamtschaden: So liest man in der revue vom 14. Februar 1953 von der Sturmflut in der Nordsee, die ganze Landstriche Belgiens, Hollands und Englands überspülte. Es sei die „größte Hochwasser-Katastrophe aller Zeiten“ gewesen, war auf dem Titel zu lesen.
Großer revue-Wettbewerb In der Ausgabe vom 12. September 1953 präsentiert die revue einen großen Wettbewerb, bei dem Fragen beantwortet werden müssen, die nur regelmäßige Leser und Leserinnen beantworten können. Der Wettbewerb richtet sich ausdrücklich an „alle Abonnenten, doch sind die Preise
speziell den Hausfrauen zugedacht“. Zu gewinnen gibt es einen Pelzmantel, eine tragbare elektrische Nähmaschine, eine Waschmaschine, einen Gasherd und diverse Küchengeräte. Von den 5.683 eingeschickten Antworten erwiesen sich allerdings nur 266 als richtig.
Großherzogliche Hochzeit Seit Anfang der 50er Jahre werden die Berichte über die großherzogliche Familie und anderen europäischen Adel zahlreicher. Die Hochzeit von Prinz Jean und Prinzessin Joséphine-Charlotte am 9. April 1953 darf da natürlich nicht fehlen und füllt etliche Bilder der Ausgabe vom 11. April. Wohlwollend auch der Text: „Ein junger Prinz, in unserem Lande geboren, eng verbunden mit dem Volke dessen Sorgen und Not er teilte, reichte in der alten Festungsstadt seiner Prinzessin die Hand zum ewigen Bunde. (…) Belgien nahm Abschied von seiner geliebten Prinzessin, Luxemburg begrüßte seine zukünftige Erbgroßherzogin. (…) Voller Zuversicht schaut das Luxemburger Volk auf Jenen, der einst seine Geschicke leiten wird. Voll Vertrauen blickt es zu Jener empor, die als Gattin treu zur Seite des Herrschers stehen wird.“
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1954 Marie-Astrid und die Silberringe Gute zehn Monate nach der Prinzenhochzeit kommt mit Prinzessin Marie-Astrid das erste Kind ins erbgroßherzogliche Haus. Die revue spürt alle zwölf Babys auf, die am selben Tag im Land geboren wurden und spendiert jedem einen silbernen Serviettenring der Marke Christofle Paris. Großherzogin wird die kleine MarieAstrid allerdings nie, das ist ihrem jüngeren Bruder vorbehalten, der ein Jahr später, am 16. April 1955 geboren wird. Die Geburt des neuen Erbgroßherzogs Henri wird mit 22 Kanonenschüssen mitgeteilt. Die revue feiert sie mit einer Sonderausgabe. Auch dieses Mal werden die sieben Babys vorgestellt, die am selben Tag wie Henri das Licht der Welt erblicken, silberne Serviettenringe gibt es allerdings keine mehr.
Europaschule Im Oktober 1953 wurde die Europäische Schule in Luxemburg auf dem Limpertsberg eröffnet. Es war die erste Europaschule überhaupt. Im März 1954 berichtet die revue über die neue Schulform, über die „eigenartigste Schule des Kontinents“, wie es in dem Artikel heißt. Wo sonst die Kinder auf den Revue-Bildern meist brav und etwas scheu in die Kamera blicken, sieht man auf dem zum Artikel gehörigen Titelfoto eine Horde kleiner Mädchen und Jungen, die ganz offensichtlich ihren Spaß haben. Der Artikel selbst ist aufgeschlossen. Im Abspann heißt es sogar: „Nicht zuletzt ist sie ein Baustein des zukünftigen Europas, ein lebendiges Beispiel wahrer Völkerversöhnung.“
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1955 Auto-Camping „Es gab eine Zeit, wo all jene, die sich im Wohnwagen über die Straßen bewegten, über die Schulter angesehen wurden. So erging es Molière, als er mit seiner Komödiantentruppe durch Frankreich zog und seine Komödien selber aufführte. So erging es nach ihm allen fahrenden Schauspielertruppen, deren ‚Roulottes‘ nicht gerade von Reichtum sprachen. Heute ist es anders geworden. Die ‚Roulotte‘, umgetauft auf den englischen Namen ‚caravan‘, wurde zum Merkmal unserer Zeit, zur Charakteristik des 20. Jahrhunderts“, schreibt die revue am 6. August 1955 und besucht die „Wiege des Luxemburger Tourismus“, Diekirch.
1956 10 Jahre revue Am 7. Januar 1956 gedenkt die revue ihrer selbst. Mehr als zehn Jahre ist die Zeitung da schon alt, und ein bisschen Eigenlob darf schon sein. Denn gerade nach den entbehrungsreichen und furchtbaren Kriegsjahren, hatte die revue einen wenn auch kleinen Anteil daran, neuen Mut zu fassen. „Es war ihr (revue) großes Verdienst, erkannt zu haben, was uns allen vor allen Dingen not tat in jenen Tagen: Ein liebes, tröstliches Wort, das nicht von den großen Dingen des Weltgeschehens sprach, nicht von dem politischen Himmel, an dem sich bald schon wieder die Wolken düster zusammenballten, sondern einzig und allein von der kleinen, wiedergefundenen und neuerstandenen Heimat. Das schmucke Heftchen der ‚Revue‘ trat in die Häuser unseres Volkes ein, eroberte sich bald einen Platz in der Familie, gab Groß und Klein die Nahrung, die sie gerade brauchten.“
Die Trinker „Die richtigen Trinker sind Genießer: sie trinken, weil es ihnen gut schmeckt. Ihnen zuzusehen, ist bereits ein Genuß. Die Sorte findet man besonders bei den Weintrinkern. Sie haben das Trinken zu einer Kunst, zu einer Wissenschaft ausgebildet. (…) Wein- und Biertrinker sind völlig verschiedene Naturen,
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sie lassen sich nicht miteinander verwechseln. (…) Wer nur darum trinkt, um betrunken zu werden, ist ein Dummkopf. Das Trinken muß einen ordentlichen und anständigen Zweck haben. (…) Auf jeden Fall bringt das Trinken Abwechslung in das Leben, das sonst ja ziemlich eintönig ist.“
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Die 1940er und 1950er
Die Sauertalsperre Es war wohl eins der größten Bauprojekte der 50er Jahre: die Sauertalsperre bei Esch/Sauer. Drei Jahre dauerten die Bauarbeiten, bis zu 60 Millionen Kubikmeter Wasser in dem bis zu 43 tiefen See können dort gestaut werden. Im Mai 1956 besucht die revue die Baustelle und zeigt auf vielen Fotos glückliche Arbeiter in den Baugruben.
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1957 Farbige Cover Bei ihrer Ersterscheinung am 1. September 1945 leuchtete das Titelbild der Revue noch in vielen Farben, bis auf wenige Ausnahmen zu Weihnachten, Ostern oder Pfingsten blieben die Fotos
auf dem Cover aber schwarz-weiß. Bis zum 31. August 1957. Da erblickt man eine junge Mutter mit ihrer Tochter am Strand. Ab da wurden die Coverfotos häufig bunt.
1958 Charly Gaul Radrennen sind in der revue immer präsent, egal ob es die Tour de Luxembourg, die Tour de France oder andere Rennen sind. Als Charly Gaul 1958 die Tour de France gewinnt, ist die Freude natürlich groß. „Daß aus diesem gewaltigen Ringen nach François Faber (1909) und Nik Frantz (1927 und 1928) dreißig Jahre später wieder ein Luxemburger, Charly Gaul, als unumstrittener Sieger hervorging, macht uns besonders stolz. (…) So waren sich alle einig, daß der Beste gesiegt hatte, der Stärkste auf allen Gebieten, ob unter dem glühenden Blei der südlichen Sonne, ob in der eisigen Kälte der Alpenhöhen, ob auf flachen Straßen gegen die unbestechliche Zeit.“
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Die 1940er und 1950er
1959
Streik der Molkereiarbeiter Streiks gehören heutzutage kaum noch zum Alltag in Luxemburg. Auch in den 1950er Jahren war das kaum anders. Im September 1959 berichtet die revue allerdings von einem Streik der Molkereiarbeiter am 29. August desselben Jahres und ist sogar zufällig vor Ort, als rund 300 (hauptsächlich) Männer ihre Arbeit niederlegen. Der Grund: Sie wollen fünf Franken mehr Stundenlohn und einen Kollektivvertrag. Die revue zeigt sich versöhnlich: Kosten und Gehälter seien seit zehn Jahren gestiegen, der Milchpreis allerdings nicht.
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Die 1940er und 1950er
40 Jahre Thron Dem 40. Thronjubiläum von Großherzogin Charlotte widmet die revue fast ihr gesamtes Heft am 24. Januar 1959. Auf mehr als 30 Seiten werden Bilder gezeigt, die vom Leben der Großherzogin erzählen: Von der
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Thronübergabe 1919 über die Weltwirtschaftskrise bis hin zum Exil und der Befreiung des Landes. Zusätzliche Familienfotos mit kleinen Texten runden das Ganze ab. Eine Fundgrube für alle Chronisten.
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Die 1960er
Gekrönte Häupter Die Hofberichterstattung ist viele Jahre lang ein Kernstück der revue, und dazu gehören die Auslandsreisen des Staatsoberhauptes. In den 60er Jahren ragen unter anderem die Treffen mit den politischen Größen jener Zeit heraus, aber auch mit anderen Monarchen.
„Kurz nach zwei erscheinen Mme de Gaulle, die Großherzogin, der Präsident und der Prinz von Luxemburg für drei Minuten auf der Terrasse ‚pour la photo de famille‘, wie unsere Pariser Kollegen diese traditionelle Aufnahme überm schwarzen Kaffee nennen. Darauf folgen erste politische Gespräche, das Kernstück dieses Besuchs“, schreibt revue-Chefredakteur Paul Aschman, der mit Fotograf Jean Weyrich zum Staatsbesuch der von Monarchin Charlotte nach Paris gefahren ist. Eine Tradition ist für das Magazin von Anfang an, über die Staatsbesuche der Großherzogin in allen Herren Ländern zu berichten, so wie hier im Oktober 1963 in der französischen Hauptstadt, „wahrscheinlich ihre letzte Staatsvisite“. Die Reportagen
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sind detailliert, das Politische kommt eher beiläufig vor, dafür überwiegen die Eindrücke, wenn es zum Beispiel heißt: „In der Salle de Fête plaudern die Gäste wohl über hohe Politik, über Mondänes. Buffets mit allmöglichen Getränken, vor allem Champagner, Konfekt, amusesgueules.“ Dann spielt das SymphonieOrchester der Garde Républicaine. Zuvor hat die Großherzogin unter anderem die USA besucht. Vom 29. April bis zum 4. Mai 1963 weilt sie zur Staatsvisite dort und besucht den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy, rund ein halbes Jahr vor dessen Ermordung. Die Reise hätte schon vom 30. Oktober bis 3. November 1962 stattfinden sollen, doch brachten die Kubakrise
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und das daraufhin herrschende Klima der Ungewissheit die Reisepläne durcheinander. Die Visite wurde sechs Tage vor Abreise verschoben. Schließlich kommt es zu einem offiziellen Empfang der Großherzogin durch Kennedy in Washington, gefolgt von einem Besuch in Chicago und des Weltraumbahnhofs in Cape Canaveral. Bei ihrer Rückkehr erhält die Großherzogin ein Telegramm des Präsidenten mit den Worten: „Your visit here has served to strengthen the close and warm friendship of our countries.“ Mitte November kommt dann US-Vizepräsident Lyndon B. Johnson nach Luxemburg. „Vom Findel aus bewegt sich die lange Wagenkolonne in Richtung Hauptstadt“, heißt es in der revue. „Die amerikanischen und
Die 1960er luxemburgischen Fahnen flattern zu beiden Seiten fröhlich im Wind.“ Zwar wird auch über die einige Auslandsreisen der Regierung berichtet, wie zum Beispiel der Besuch von Premierminister Pierre Werner und seines Kabinetts bei dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle in Paris. Aber im Vordergrund stehen ganz klar die Monarchen sowie die adeligen Oberhäupter verschiedener Provenienz, die Luxemburg besuchen, wie zum Beispiel König Bhumipol und Königin Sirikit von Thailand, denen die revue gleich zwei Titelgeschichten inklusive Vorbericht über deren Land hintereinander widmet, minutiös begleitet und geschildert vom Ankunft auf dem Flughafen über die Fahrt nach Differdingen und den Besuch des Hadir-Hüttenwerks oder nach Ettelbrück und dem Besuch des Stauwerks Esch-Sauer, genauso wie der „grandiose Empfang in Diekirch“
bis zum abschließenden Feuerwerk eine Ausgabe danach. Das Aufgebot der revue mit mehreren Fotografen, angeführt von Aschman, ist dementsprechend.
„Your visit here has served to strengthen the close and warm friendship of our countries.“
Auch die Teilnahme der Großherzogin Charlotte mit ihrem Gatten Prinz Félix bei der königlichen Hochzeit in Brüssel im Dezember 1960 erfordert großen Aufwand. Das Monarchenpaar ist bereits im April desselben Jahres in die belgische Hauptstadt zum Staatsbesuch gereist. Bei der silbernen Hochzeit des niederländischen Herrscherpaares trifft die Großherzogin auf keinen Geringeren als den persischen Schah Mohamed Reza Schah Pahlewi. Kein Jahr war seit dem Thronwechsel vom 12. November 1964 vergangen, und schon hat das großherzogliche Paar Jean und Josephine Charlotte zwei Staatsbesuche absolviert“, heißt es in der Revue. Die erste führt zum Vatikan, die zweite nach Brasilien. Im Jahr zuvor haben dort die Militärs per Putsch die Macht übernommen. Oppositionelle werden verfolgt, ins Gefängnis gesteckt und gefoltert, manche davon ermordet. Viele fliehen ins Exil. Großherzog Jean lässt sich mit dem brasilianischen Staatspräsidenten Castello Branco und dessen „Kriegsminister“ General Costa e Silva ablichten. Und die revue erinnert an die luxemburgischen Auswanderer in das brasilianische Land. Fast schon ein Nachbarschaftstreffen ist die Staatsvisite in den Niederlanden. Die revue bietet ihren Lesern dazu ein Dossier auf insgesamt 22 Seiten. An der Reportage beteiligen sich neben Léon N.
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Nilles der Fotograf Jean Weyrich sowie Lucien Thiel. Ein absolutes Highlight der 60er Jahre dürfte jedoch sechs Wochen später die Krönung von Schah Reza Pahlavi zum Schahanschah, zum „König der Könige“ sein, für Thiel und Weyrich nach eigenem Bekunden „ihre schwierigste und zugleich bisher aufwendigste revueReportage“. Sie sind unter 200 internationalen Presseleuten in Teheran. Nach dem Ereignis, die eigentliche Krönung dauert nach ihren Angaben nur 50 Minuten, kommt es zum Wettrennen um die Zeit und um die Exklusivität. Um diese zu gewährleisten, erscheint die revue dieses Mal einen Tag früher als gewohnt. Und die revue-Leser bestaunten die Pracht der Feierlichkeiten vor allen anderen. Ausländische Staatsgäste sind übrigens – bis auf Karim Aga Khan IV. – nicht eingeladen worden. Der Schah, der übrigens seit 1941 in Amt und Würden war, hatte die Feierlichkeiten solange aufgeschoben, bis sein Land einen Platz in der Welt hatte, 1967 sieht er den Moment gekommen. Seine Frau Farah Pahlawi wird übrigens zur Schabanu, zur Kaiserin, gekrönt. Sie hat den Schah auch auf Reisen begleitet, so etwa ein halbes Jahr vorher nach Deutschland, wo es in Westberlin zu Ausschreitungen wegen des Schah-Besuchs kommt. Dabei wird der Student Benno Ohnesorg von einer Polizeikugel tödlich getroffen, worauf sich die Studentenbewegung radikalisiert. Den Schah juckt das indes nur wenig. Und die revue stellt sich zu jener Zeit vor allem die Frage: „Sind unsere Studenten zu spießig?“ Text: Stefan Kunzmann Fotos: revue-Archiv
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Die 1960er
Das Jahrzehnt in der revue
1960 Von wegen halbstark „Ist unsere Nachkriegsjugend wirklich so schlecht?“, fragt die revue Anfang der 60er Jahre über die damals aktuelle „Halbstarken“Problematik. Nach einem ausführlichen Bericht über Jugendliche vor dem Jugendgericht in Berlin-Moabit folgt eine Reportage über das „Camp de l´Amitié“ bei Kautenbach, wo „kein einziges der Kinder von zwei bis 19 Jahren war, dem nicht etwas fehlte: das traute, ordentliche Heim, die Liebe der Eltern, auf welche jedes Kind natürlichen Anspruch hat.“ Betont wird dabei: „Dies soll keine Sensationsreportage sein.“
Tram geht in „Ruhestand“
Die Entkolonialisierung findet im „afrikanischen Jahr“ 1960 ihren Höhepunkt. Es ist das Jahr mit den meisten Unabhängigkeitserklärungen auf dem Kontinent. revue berichtet mehrfach darüber. Kritisch setzt sie sich mit dem „Fiasko einer Kolonialpolitik“ auseinander. Zu dieser Zeit befinden sich noch zahlreiche Luxemburger in dem zentralafrikanischen Land, das jahrzehntelang von den belgischen Kolonialherren unterdrückt worden ist.
„Onse gudde Tram firt net me“ heißt es in der revue 1960. Ein Stück Geschichte der Tram ist auch Jacques Baus. Der zu diesem Zeitpunkt 85-Jährige fuhr als Kutscher noch auf der letzten „Pärdstram“. 1908 war er Schaffner der ersten elektrischen Trambahn. Dieses Mal will er bei der letzten Fahrt der Linien Stadt und Limpertsberg das Gefährt auf ihrem Weg in den „Ruhestand“ begleiten.
Weg zum Seelenfrieden So überschreibt die revue einen Artikel über Yoga, „ein seit Jahrtausenden ererbtes und geübtes System. In dem Beitrag von Agrwal Sohan veranschaulichen Fotos die Übungen. „Gesundheit ist eine Gabe der Natur“, heißt es, „Krankheiten sind ein Anzeichen für das Nichtvorhandensein Ihrer Gesundheit, also wenn man immer im Einklang mit den Naturgesetzen ist, wer wird dann krank sein? Yoga gibt Ihnen solch ein Leben, denn wie wir alle wissen, ist seine Philosophie der Natur am nächsten.“
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Zusammengestellt von: Stefan Kunzmann Fotos: Archiv revue
Kongo wird unabhängig
Die 1960er
Ein Fest für alle Eine ganz besondere Kategorie ist eine Fotoreportage über die Schobermesse vor dem ersten Weltkrieg von 1914. Sie wird über Jahrzehnte bis heute ein Thema in dem Magazin sein. „Mittags gab es das fast ritual zu nennende Kirmesmahl: Rindfleischsuppe mit „Muergkniedelcher“, Kalbsbrust mit Erbsen und Möhrchen, alles in feiner Zartheit“, heißt es da, oder die große „Schobermess-Promenade in Dur und Moll“, vor allem aber mit eindrucksvollen Fotos von Pol Aschmann. Der Kopf einer Frau ist auf einem Foto weiß umkreist. „De ‚Kapp am Rondel‘ soll sech an der Redakioun mellen fir en Abonnement op d’revue vun drei Me´nt.“
Politiker ganz privat Die Reihe von Portraits bedeutender politischer Persönlichkeiten hat in der revue schon früh begonnen. Dass dabei oft der Privatmensch im Vordergrund steht, unterscheidet die Portraits von denen in anderen Medien. So zum Beispiel jenes des früheren Premierministers und damaligen Chambre-Präsidenten Joseph Bech. „De vun der Tschidesch-Millen“ heißt die Fotoreportage von Paul Aschman aus dem Jahr 1960. Gezeigt wird der Politiker als Farmer und Holzfäller, inmitten seines familiären Umfeldes.
Die 1960er
1961
Sportlicher Notstand Dass im selben Heft, in dem über den dritten Platz von Charly Gaul bei der Tour de France berichtet wird, die revue den sportlichen Nachholbedarf des Landes bezeichnet, ist bezeichnend. „Der Sport in Nöten“ macht vor allem auf den alarmierenden Mangel an Spielfeldern, Sporthallen und Hallenschwimmbädern aufmerksam. Das Foto zeigt den Schulsport in der hauptstädtischen Aldringerschule. „Luxemburg ist vor allem an gedeckten und geheizten Turnhallen arm“, heißt es. Und auf den Fußballfeldern wächst im Sommer hohes Gras.
Fotografische Impressionen Die Fotos der großen Fotografen Paul Aschman und Jean Weyrich prägen die revue in den ersten beiden Jahrzehnten. Aschman, 1921 geboren, Resistenzler und Zwangsrekrutierter im Zweiten Weltkrieg, ist 1949 als Fotoreporter zur revue gekommen und verlässt das Magazin 1967 als Chefredakteur. Weyrich ging bei ihm in die Lehre und bleibt bis 1972, als er wie Aschman zum „Luxemburger Wort“ wechselt. Im Jahr 2019 widmet die Hauptstadt ihm eine Retrospektive unter dem Titel „Jean Weyrich – gentleman photojournaliste“. Seine Fotos sind Impressionen des bürgerlichen Lebens.
„Engel der Berge“ Drei Jahre nach seinem triumphalen Gewinn der Tour de France legt Charly Gaul noch einmal nach und wird Dritter im Gesamtklassement der Großen Schleife. Zwar kann der „Engel der Berge“ die Etappe nach Grenoble gewinnen, muss sich aber mit dem zweiten Platz in der Bergwertung hinter Imerio Massignan begnügen. Die Gesamtwertung holt sich der Franzose Jacques Anquetil ziemlich ungefährdet. Er hat sich das gelbe Trikot bereits am ersten Tag übergestreift und nicht mehr abgegeben, zudem hat er nicht allzu viel Zeit in den Bergetappen gegenüber Gaul und Co. verloren. Dieser holt sich in diesem Jahr noch die Tour de Luxembourg. „Vielleicht erwarten wir auch zu viel von unseren Fahrern, besonders von Charly Gaul?“, fragt die revue. „Vergessen wir jedoch nicht, dass er keine geschlossene Mannschaft wie die der Franzosen zur Verfügung hat, ansonsten es Carlesi wahrscheinlich nicht geglückt wäre, beim letzten Kilometer einen Überraschungsangriff zu starten und sich sechs Sekunden zu sichern, was zum zweiten Platz langte.“
Auf der Milchstraße Ob aus Biafra oder Mexiko, aus dem Ösling oder von der Milchstraße. Als Journalist berichtet Léon N. Nilles. Der 1922 geborene Schlossersohn war im Zweiten Weltkrieg Zwangsrekrutierter und kehrte nach einem Heimaturlaub nicht mehr zur Wehrmacht zurück, sondern hielt sich bis Kriegsende versteckt. Von 1961 ist er 24 Jahre lang Chefredakteur und Direktor der revue. Legendär werden seine Leitartikel und Reportagen insbesondere aus vielen Krisen- und Kriegsgebieten der Welt. Er schreibt über Luxemburger Auswanderer in den USA ebenso wie über das soziale Leben hierzulande. Eine gründliche Recherche und eine ausführliche, bildhafte Art und Weise der
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Beschreibung sind sein Markenzeichen, aber nicht weniger auch eine spitze Feder. Zum Beispiel beschreibt er 1961 ausführlich, wie die Milchwirtschaft in Luxemburg funktioniert. Er fügt dem Text mit dem Titel „Die Straße der Milch“ noch ein kleines Intermezzo bei: „Draußen, vorm Fenster meiner Kritzelklause, steht die Luxusausgabe einer Milchkuh – und muht zu mir herauf, dass es mir ganz weich ums Herz wird.“ An einer anderen Stelle berichtet Nilles von einem Besuch im Kanton Diekirch, wo er aufgewachsen ist. In „Eng Ucht zu Mertzig“ heißt es: „Seit undenklichen Zeiten wohnt dem Menschen der Trieb zur Geselligkeit inne.“ Man sieht es der Illustration an.
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Die 1960er
1962
Zwé Kinnekskanner… Zwei Jahre vor seiner Thronbesteigung ließ sich Erbgroßherzog mit der Erbgroßherzogin sowie Prinz Henri und Prinzessin Astrid am Stausee an der Obersauer fotografieren. Bilder für das Fotoalbum des Landes – für die Leser zum Nationalfeiertag.
Drogenelend
Ein Blumenmeer Mit einem Farbfoto vom Knuedler titelt die revue ihre sommerliche Ausgabe, mit einem Gedicht von Theodor Storm eröffnet sie die Reportage über die „Königin der Blumen“. Sie zeigt dabei Ady Reuter, den Rosengärtner aus Walferdingen und seine Tochter im väterlichen Rosengarten. In gewohnt blumiger Sprache beschreibt Léon N. Nilles den Erfolg Reuters bei den „VIèmes Floralies Valenciennoises“.
Mehrere Jahre vor den Reportagen über die luxemburgische Drogenszene bietet die revue eine Reportage aus Hongkong über Rauschgiftabhängige. Zu sehen sind die Opiumraucher in ihren „Lasterhöhlen“. Zu sehen sind „lebendige Leichen“ und deren Utensilien. Die Reportage von Alfred Joachim Fischer gibt Aufschluss über den Drogenhandel in Ostasien ebenso wie über das Elend der Süchtigen. Zu sehen ist unter anderem eine Frau. Die Frau „jagt den Drachen“, heißt es, und weiter: „sie inhaliert das verderbliche Heroin“. Fischer berichtet in den 60er Jahren nahezu wöchentlich über die Länder Asiens. Fischer ist ein Reisejournalist vom alten Schlage. Mit seinen Fotoreportagen öffnet er die Tür in fremde Welten, in seinem Fall in den Fernen Osten sowie Süd- und Südostasien, später unter anderem auch aus Nordamerika und Kuba. Ab 1968 gewinnen Sozialreportagen zunehmend an Bedeutung. Auch über die trügerischen Paradiese der Drogen.
Schafweisheiten Es gab sie, die Zeit, in der sich der Journalismus völlig der Bukolik hingab. Zumindest wusste Léon N. Nilles die Idylle des Schäferdaseins zu beschreiben. Er hat sich aufgemacht, verschiedene Hirten und Schafzüchter des Landes aufzusuchen. Bestens vorbereitet, wie es sich gehört, mit allerlei Lamm-Latein und historischem Fachwissen über den Verzehr von Lammkotelett bei Ludwig
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XVIII, spricht er mit Experten der Schäferszene in Canach, Herborn, Um Rodenhaff und Op der Weilerbacherer Knupp. Das Ergebnis der Recherchen kann sich sehen lassen. Statt Zwischentitel gab es Sprüche wie „Plagt dich Gicht, Rheuma, Podagra, iss Schaffleisch, du weißt es ja“ oder „Drückt dich dein Mieder, dein Korsett, iss Schaffleisch, das macht nicht fett“.
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Die 1960er
1963 Zum Einstand Hully-Gully
Heiße Reifen
„Zur Allgemeinbildung eines jungen Menschen gehört auch seine Tanzstunde.“ Davon ist die revue im Jahr 1963 überzeugt, als das Magazin zur Rentrée der Tanzkurse aufrief. Auch dass es die „Schule der Anmut und der guten Haltung“ ist. Kein Wunder, haben doch viele Jugendliche mehr als ein halbes Jahrhundert schon früh Haltungsschäden. In den guten 60er Jahren geht es gesittet zu. Selbst der angesagte Modetanz „Hully-Gully“ ist etwas Gediegenes. Etwas wilder geht es schon beim Twist zu, und beim Spring-Twist ist die gute Haltung schon nicht mehr ganz garantiert. Schließlich landet der eine oder andere dabei vielleicht mit dem Hintern auf dem Parkett. Aber zumindest hat der „junge Mensch“ in der Tanzstunde „Hemmungen und Minderwertigkeitskomplexe beseitigt“.
Die Zeit der besonders gelungenen, raffinierten Publireportagen ist in den 60ern regelrecht heiß gelaufen. Mit dem Titel „Hunderte von Zeugen verkünden die Wahrheit“ hat der belgische Reifenhersteller Englebert, der durch sein Engagement im Motorsport bekannt geworden ist, so manch einen Leser aufs Glatteis gebracht. Dabei handele es sich nicht um einen Straßentest, heißt es. Mit Pathos wird verkündet: „Alle, die nicht wussten, welchen Reifen sie wählen sollten, alle, die Komfort, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit suchen, kennen endlich die Wahrheit.“ Stolz sein kann, wer bei der Aktion – übrigens „Operation“ genannt – mitgemacht hat. Dem klebt ein kleines Schild auf dem Rückfenster: „Englebert-Operation 50.000“.
Öchsle und Traubengold „Mählich neigen sich in den Weinbergen die „sauren Wochen“ den „frohen Festen“ zu. Mit bedächtiger Eile schreiten die Winzer durch die rebenbestandenen Hänge und bringen in den Hotten das Traubengold zu den Bottichen, die am Wege warten“, schreibt die revue Anfang Oktober über die Weinlese. „Abends tuckern die Traktoren die hoffnungsträchtige Last in die Kellereien, die Winzer laben sich an den hohen Öchslegraden.“
Fahrstühle und andere Details „Nicht ganz protokollarisch“ heißt es in Klammern unter dem Titel „Prinz Félix zu seinem 70. Geburtstag“. In der Tat ist es eine etwas ungewöhnliche Reportage, die Paul Aschman geschrieben hat: „Der Soldat in der Koje, am hinteren Palaistor, unter seinem olivgrünen Helm, modisch-melonenförmig hervor, hat aber nichts dagegen, als der Wagen knirschend durch den Moselkies rollt, den obligaten Halbkies um den uralten Kastanienbaum fährt und sich artig zu den anderen Wagen, Nase nach vorne, zum Palais hin, reiht.“ Der Autor beschreibt zum Beispiel, wie er für den Besuch bei Hofe seine Krawatte vergessen hat: „Alle Menschen haben, ob Dame oder Herr, einen Tick. Manche haben eine ganze Reihe Ticks. Einige zupfen in aufregenden Momenten am Ohrläppchen, andere reiben sich die Nasenflügel, etlichen zuckt das Kinn oder sie verjagen mit ulkigen Gesten natürlich nicht vorhandene Geister. Hab´ zum Beispiel den Krawattentick. In spannenden Augenblick faßt mechanisch die linke Hand an das hintere Teil jenes Modeapparats, hält es fest, derweil die rechte Hand an den
Knoten fasst, um zu kontrollieren, ob er richtig im Hemddreieck endet. Die Hände fassen. Ins Leere. Unglaublich. Krawatte ist nicht vorhanden. Und schon klirrt die Glastür und Capitaine Prüssen lässt zum Prinzen bitten.“ Für heutige Verhältnisse ist es ungewöhnlich, mit welchem ausgeprägten Sinn für Details er den Besuch bei Prinz Félix schildert. Allein schon die Fahrstuhlfahrt: „Der mit Nußbaumholz ausgelegte und rotledern ausgestattete Aufzug setzt sanft an der zweiten Etage an. Halbdunkle Gänge. Rote Läufer schlucken jedes Geräusch der Schritte. Dann erleuchtet ein mit Kolonnaden umrahmtes, sehr weites Fenster den Gang, genau gegenüber dem Büro S.K.H. des Prinzen von Luxemburg“. Der Aufzug wird später noch eine Rolle spielen, wenn es heißt: „Jetzt, da der Fahrstuhl den Prinzen, den Flügeladjutanten und uns nach unten bringt, erinnert sich der Prinz an eine andere Fahrstuhlreise.“ Das war 1939, als der damals noch mit Wasser angetriebene Aufzug „mit höllischer Geschwindigkeit zu Erde ging.“ Er bremste im letzten Moment. Die Insassen blieben unversehrt.
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Die 1960er
1964 revue geht mit der Mode Modeseiten sind über viele Jahre ein wichtiger Bestandteil der revue. Ob Cocktailkleider, Bade- oder Alltagsmoden: Die revue inspiriert die Leser und Leserinnen – ob mit „Cocktailvariationen. Aber vor allem Letztere, denn Männermode ist eher rar gesät in dem Magazin zur damaligen Zeit. In einem Text von Redakteur Gaston Holzmacher geht es um „Verhüllen – entschleiern, zwei Pole der Mode“: „Die Emanzipation der Frau zeigt sich auch in der Kleidung: die Frau zieht Hosen an, ein Männerkleidungsstück.“ Die Kleider für festliche Sommer-Soirées sind in der Nummer 24 von 1964 zu sehen, um elegante Bademode geht es in einer anderen Ausgabe.
Alter Schwede Im Jahr 1964 macht sich die revue die Mühe, eine luxemburgische Kandidatin für das „Lucia“-Festival nach Stockholm zu suchen. Léon N. Nilles begleitet Liliane Donven und deren belgisches Pendant Annie Declercq in die schwedische Hauptstadt. Von der Reise durch das skandinavische Land berichtet Nilles in einer ausführlichen zweiteilige Reportage von sieben beziehungsweise fünf Seiten durch Schweden. Nilles scheint allgemein ein Faible für Skandinavien zu haben. So besucht er den schwedischen Rüstungskonzern Bofors. Seine Reportage betitelte er halb lateinisch mit „Si vis pacem… geh zu Bofors“. Er lässt es sich auch nicht nehmen seinen Text mit der Zeichnung von einer 120 Millimeter-Schiffskanone zu illustrieren.
Monumentalwerk
Abdankung der Großherzogin
„1.350.000.000 kWh jährlich“ – ein sperriger Titel trägt die Berichterstattung über die Einweihung des Pumpspeicherwerks Vianden, „des größten der Welt“, dessen Entstehung die revue lange begleitet hat. Ungewöhnlich und nicht weniger brillant ist der Einstieg der zwölf Seiten langen, mit einer farbigen Infografik versehenen Fotoreportage von Paul Aschman: „Schuld daran trägt der Schlaf. Jawohl, Sie sind wach und lesen richtig, am Viandener Pumpspeicherwerk, dem größten der Welt, trägt der Schlaf die Schuld. Der Schlaf und seine Kumpanin, die Nacht. Manche Menschen schlafen zwar auch nachts. Natürlich arbeiten sie dann nicht. Und die Millionen von Maschinen und Milliarden von Glühlampen haben damit auch ihre Ruhe.“
Die Abdankung von Großherzogin Charlotte vom 12. November zu Gunsten ihres Sohnes, des Erbgroßherzoges Jean, ist 1964 das gesellschaftliche, historische und politische Highlight in Luxemburg, noch vor den Parlamentswahlen, die im selben Jahr stattfanden. Auch in der Folge widmet sich das Magazin ausführlich der großherzoglichen Familie. Selbstverständlich sind die Aktivitäten des neuen Herrscherpaares seit der Inthronisierung fein säuberlich aufgelistet. Großherzogin Charlotte stand 45 Jahre lang an der Spitze des Landes. revue wirft in einer Spezialnummer zum Thronwechsel einen Blick zurück auf ihre Zeit als Staatsoberhaupt, „mit dem ehrerbietigen Dank der revue, Leser und Redaktion, an die abdankende Landesfürstin“. Kaum minder ausführlich begleitet das Magazin den Thronwechsel in der darauffolgenden Nummer.
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Die 1960er
„Ampelspiel“ Verkehrsampeln gibt es schon seit anderthalb Jahrhunderten, die erste in Luxemburg wurde allerdings erst 1951 aufgehängt. Die Luxemburger mussten sich erst an das Gerät gewöhnen. So verwundert es nicht, dass Paul Aschman einen ausführlichen Artikel über das „Ampelspiel“ verfasst. Daraus wird eine typische Aschman-Reportage, hintersinnig und zugleich unterhaltsam – und mit Fotos, die das Straßenbild der damaligen Zeit widergeben.
Hutakrobatik
Rassentrennung
Am „Catherinettendag“ Ende November feiert das Syndicat de la Mode des Großherzogtums das Fest ihrer Schutzpatronin, der heiligen Katharina. Die sogenannten Katherinetten mussten viel Kreativität für ihre kühne Hutmode aufbringen. Mit den beiden Preisträgerinnen im Pressehutwettbewerb, Suzette Bauler und Josette Hoff, war auch die revue erfolgreich.
Ihr Recht sei in einem blutigen Bürgerkrieg erkämpft worden, doch erst 1964 erhielten die Afroamerikaner ihre Bürgerrechte in den USA. Über das Thema der Rassendiskriminierung berichtete ausführlich der revue-Mitarbeiter Marc Michel aus Übersee. Er schreibt über „jenen Hass, der für die Vereinigten Staaten in diesem Jahrhundert so beschämend wirkte“. Michel recherchiert unter Schwarzen und Weißen in den Südstaaten. Daraus entsteht ein beeindruckendes Zeitzeugnis in zwei Teilen. Was hingegen heute befremdet, ist der häufige und nonchalante Gebrauch des N-Worts.
Fußballpilger „In Luxemburg ist man es seit langem gewohnt, in FußballLänderspielen Niederlagen hinzunehmen“, heißt es in einem Artikel über das Auswärtsspiel der Roten Löwen in Amsterdam. Doch in dieser Saison überrascht das Luxemburger Team, das im Achtelfinale die Niederländer mit 2:1 und 1:1 ausschaltet. Die revue begleitet dabei die Fans aus dem Großherzogtum auf ihre Auslandsreise. Damals wurde der Wettbewerb noch im K.O.-System ausgetragen. Im Viertelfinale trafen die Roten Löwen schließlich auf Dänemark und schieden erst in einem dritten entscheidenden Spiel aus. Das Halbfinale knapp verpasst, bleibt Luxemburg danach bis 1995 in der EM-Qualifikation ohne Sieg. Ein Jahr später begleitet die revue die Nationalelf nach Norwegen
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02/10/2019 13:48
Die 1960er
Der Tätowierer von Paris
1965 Dunkle Kapitel Mit der jüngeren Geschichte vor allem während des Zweiten Weltkriegs und der Besatzung durch die deutsche Wehrmacht, hat sich die revue im Laufe der 60er Jahre ausgiebig auseinandergesetzt. So zum Beispiel mit der Frage: „Hatte die Exilregierung Richtlinien hinterlassen?“ In den meisten Fällen stammen die Beiträge von Henri Koch-Kent, der intensiv über dieses Kapitel der luxemburgischen Geschichte recherchiert. Er führt unter anderem Interviews mit früheren Mitgliedern der Verwaltungskommission. Auf dieser Seite (N°21) ist die Demolierung der Gëlle Fra zu sehen. Henri Koch-Kent verfasst Artikel über den Gauleiter Gustav Simon, ebenso über Adolf Hitlers Oberstaatsanwalt in Luxemburg, Leonhard Drach, der ein um das andere Todesurteil forderte. Koch-Kent beschreibt Drach als „brutal und feige“ und stellt die Frage: „Wer öffnete Drach das Drachentor?“ In derselben Nummer erscheint ein ausführlicher Bericht über den Todesmarsch von mehr als zwanzigtausend Häftlingen aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen nach Schwerin. Henri Koch-Kent ist auch der Autor eines Artikels über in Luxemburg im Jahr 1951 abgeurteilte Kriegsverbrecher. Im Jahr 1968 rekonstruiert er minutiös „Die Nacht des Überfalls“ der deutschen Besatzer zum 10. März 1940 anhand von Zeitzeugenberichten.
Korbjäger und Volleyballer Anfangs der 60er Jahre dominieren Fußball und Radsport die Sportseiten der revue. Mehr und mehr rücken weitere Sportarten in den Fokus. Zum Basketball, der damals vorwiegend unter freiem Himmel gespielt wird, wird erst einmal das Regelwerk erklärt. Ohne viel Worte kommt dagegen das Covergirl derselben Nummer aus: Francoise Hardy. Ähnliche Hilfestellung zur Etablierung ihrer Sportart brauchen die Volleyballer. Ihnen ist eine Serie über „Volleyball in Luxemburg“ gewidmet.
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So wie seine Fotos eine beeindruckende Atmosphäre erzeugen, entwickelt auch sein Story Telling einen Sog. Ein paar Jahre zuvor noch mehr einem Plauderton verfallen, hat Paul Aschman seine Sprache verknappt. Sie wirkt dadurch wie geerdet, hat an Dynamik gewonnen, reißt mit und bebildert das Geschilderte mit den Mitteln der Sprache. Aschmans Sätze wirken gehetzt in „Bruno le Tatoueur“. Prägnant und brillant, wie er seine Begegnung mit einem Tätowierer am Pariser Place Pigalle widergibt.
Europäische Schritte Für die Europäer ein kleiner Schritt, für die Region ein großer. Der Austausch auf Regierungsebene mit der deutschen, französischen und belgischen Regierung ist rege, gegenseitige Besuche sind in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft bereits Routine. Auch auf regionaler Ebene kommen sich die Nachbarstaaten immer näher. Auf den beiden Fahrgastschiffen Strasbourg und Rüdesheim fuhren die Staatschefs Charles de Gaulle und Heinrich Lübke sowie Großherzogin Charlotte zur Einweihung des Moselkanals am 26. Mai 1964.
Blechlawinen Eine immer größer werdende Bedeutung spielen Autos. Nach den Angaben der Statistikbehörde Statec sind am 1. März 1965 insgesamt 85.879 Motorfahrzeuge angemeldet, 55.993 davon sind Personenwagen. Erstbesitzer werden rund 35.000 gezählt. Doch wohin mit den ausrangierten Fahrzeugen? Für eine Reportage besuchen Gaston Holzmacher und Jean Weyrich den größten Autowrack des Landes. Über „Fahrerflucht“ sinniert Paul Aschman in seiner atmosphärisch bebilderten Reportage über Verbotsschilder, wohin man schaut. Der ständig wachsende Straßenverkehr erfordert immer mehr Verkehrsregeln und eben auch Verbote. Das bewegt Aschman zwei Jahre später zu einer Fotoreportage, die weit über den normalen Straßenverkehr hinausgeht. Seinen teils sarkastischen Humor hat er dabei nicht verloren. Dagegen verlieren mehr und mehr Menschen ihr Leben auf der Straße. Alphonse Pütz hat dies im Jahr zuvor bereits zum Thema seines Leitartikels gemacht. Der heißt „Blutt op de Strossen“.
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Die 1960er
1966
Doppelter Grund zu feiern „Dausend Wochen Revue“, wie Leitartikler Alphonse Pütz verkündete, da darf natürlich die großherzogliche Familie nicht auf dem Cover fehlen. Außer den Bildern zum Nationalfeiertag zeigt das Magazin in dieser besonderen 1000. Nummer einen Rückblick in seine damals schon 21-jährige Geschichte und ein damals halbes Jahrhundert luxemburgische Zeitschriftengeschichte.
Meisterlich „Wer hätte wohl um die Jahrhundertwende, als Bonneweg noch ein bescheidener Vorort mit 1.500 Seelen war, davon geträumt, dass hier einmal die Hochburg unseres Nationalsports entstehen würde?“, fragt die revue im Mai 1966. Aris Bonneweg war 1964 zum ersten Mal luxemburgischer Fußballmeister geworden. Aris wiederholt zwei Jahre später dieses Meisterstück und sichert sich, welch Seltenheit für den König Fußball, eine Titelgeschichte. Dem Verein gelingt dies ein drittes Mal noch 1972. Heute gibt es ihn nicht mehr. Aris fusioniert 2001 mit CS Hollerich zum CS Alliance 01 Luxemburg. Und nur vier Jahre später tut dieser Verein sich mit Spora und Union zusammen, woraus der Racing FC Union entsteht, beheimatet nach wie vor in Bonneweg (Verlorenkost), das heute mehr als 16.000 Einwohner hat.
Zeuge des Alltags Paul Aschman ist mit seiner Kamera und seinen Worten ein Chronist des Alltags. Ob bei den Solden oder auch sonst auf den Straßen des Landes ist er unterwegs. Aber auch vom Hof der großherzoglichen Familie berichtet er. Wie kaum ein anderer hat er den Alltag von Großherzogin Charlotte, ihres Mannes Prinz Félix und ihren Kindern eingefangen. Aschman beschreibt die Monarchin als begeisterte Zeitungsleserin. „Wie oft hörten wir bei einer Staatszeremonie, bei einer Hochzeit, bei einem Empfang: D’Grande-Duchesse ass awer ämmer elegant geklédt. Sie war nés de schickst vun allen. Man vermutet, dass sie der Kleidung sehr große Beachtung schenkte. Falsch. Hier im Living gibt es keine einzige Modezeitschrift. Die Großherzogin hat ihr Leben lang kein Modejournal angeschaut.“
1967 Haarig Eine haarige Angelegenheit ist die Vorstellung der trendigsten Frisuren. Von Damen, versteht sich. „Madame Revue“ weiß Bescheid und gibt die besten Tipps. „Revue stellt Ihnen die neuesten Haarmoden vor“ oder „einige reizenden Modelle aus der Kollektion Linda Lu. Avantgardistisch könnte man sie nennen“. In derselben Ausgabe (N° 5) wird übrigens die 17-jährige, in Hamburg lebende Griechin Vicky Leandros vorgestellt, die im selben Jahr für Luxemburg beim Grand Prix d‘Eurovision den vierten Platz holt – und fünf Jahre später sogar gewinnt.
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Die 1960er
Katastrophe von Martelange
Alles so schön bunt hier
Die Tankwagen-Explosion von Martelange ist die bisher verheerendste auf dem europäischen Kontinent. Ein französischer Fahrer fährt am 21. August mit 40.000 Litern Flüssiggas in einem Tanklastwagenzug durch das belgisch-luxemburgische Dorf. Das Fahrzeug gerät ins Schleudern und kippt um, der Tank riss auf und explodiert. Durch die Explosion werden auch die Benzinlager einer nahen Tankstelle zur Explosion gebracht. Bei der Katastrophe sterben 22 Menschen, 47 erleiden zum Teil schwere Brandverletzungen.
Bei der revue ist längst Farbe, zumindest phasenweise und auf dem Cover, im Spiel. In der Nr. 46 vom Jahr 1967 wird das Farbfernsehen jedoch zum Titelthema: „Die Bildröhre bekennt Farbe“. Dass Luxemburg als Zaungast, wie es das Magazin nennt, auch zur „Color-High-Society“ gehört, war eine Untersuchung wert. revue-Mitarbeiter Fred Junck erlebt in einem Café der Hauptstadt eine Folge der Fernsehserie „Mit Schirm, Charme und Melone“ in Farbe und berichtet daraufhin von der Meinung der Zuschauer. Zu diesem Zeitpunkt gibt es im Land etwa hundert Farbfernsehgeräte.
Strandmoden statt Flowerpower Das Jahr, in dem Vilbur und Dunja am Strand durchs Wasser hüpfen oder „zartgliederige Ballerinen“ durch den Escher Stadtpark ist auch jenes, in dem die revue noch ausgiebig ein Requiem von Hector Berlioz beschreibt, bietet noch viel Lifestyle und Reisen, dazu die bewährten Fortsetzungsromane, aber auch schon ein längerer analytischer Artikel über die Gewerkschaftsgeschichte zum 1. Mai.
1968 Bardenfestival Eine lange Tradition hat die Teilnahme am Eurovision Song Contest in Luxemburg. So schreibt die revue am 13. April 1968: Der Grand Prix Eurovision de la Chanson bedeutet uns Luxemburgern etwas, denn in den Annalen des jährlich zum Frühlingsanfang aufgezogenen Schlagerwettbewerbs wird die Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion (CLT) … zweimal als Sieger aufgeführt. Die 68er Auflage des Festivals wird dieses Jahr in London ausgetragen – die beiden revue-Reporter Lucien Thiel und Raymond Tholl sind dabei. Den Sieg an der Themse fährt die Spanierin Massiel mit dem besonders sinnvollen Liedtitel „La, la, la, la“. Der luxemburgische Barde Chris Baldo muss sich mit dem elften Platz begnügen. Sein Kommentar: „Die anderen waren eben besser.“ Mit „Nous les amoureux“ hat übrigens Jean-Claude Pascal 1961 den ersten Preis für Luxemburg bei dem Gesangswettbewerb eingeheimst.
Verpasste Rebellion In vielen Ländern gehen die Studenten auf die Straße und protestieren gegen den Vietnam-Krieg. Und in Luxemburg? Die revue fragt sich, oder besser gesagt der studentische Dachverband UNEL, „ob die luxemburgischen Studenten protestfeindlich, ja sogar spießig seien“. Anders gefragt: „Beschränken sich die Luxemburger Studenten ihre außerschulische Aktivität auf Gro’ssgasseck-Konventikel und Biertischgespräche auf der Place d’Armes?“
Politisch und investigativ Gegen Ende der 60er Jahre wird die revue politischer und leistet InvestigativRecherchen zum Beispiel über „Das Eurokratensilo auf Kirchberg“. „Der journalistische Vorwitz“, wie Lucien Thiel in seiner Reportage (N° 16) schreibt, „knickt immer wieder ein wie ein Kartenhaus“ vor dem Europahochhaus. Ausführlich berichtet er über das Innere des „Europa-Center“. In der darauffolgenden Nummer berichtet er über „Volle Waggons und leere Kassen“ bei der CFL. Es ist eine detaillierte Hintergrundreportage mit Info-Grafiken und Fotos in mehreren Teilen über die defizitäre Finanzlage des Unternehmens auf seiner „Fahrt in die roten Zahlen“. Mit Beschäftigten in Schichtarbeit befasst sich ein revue-Artikel in einer der nächsten Nummern.
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Die 1960er
Leidenschaft in Sprechblasen
Adamo besucht revue
Serien prägen übrigens die revue verstärkt seit den 60er Jahren. Eine der ganz besonderen Art ist der Fotoroman „Jane Eyre“ nach dem berühmten Roman von Charlotte Bronte in einer Adaption von Fernande Feron. Pure Leidenschaft in SchwarzWeiß und Sprechblasen – der Leserschaft gefiel es. Eine Art moderner Western scheint derweil „Das Haus im Moor“ zu sein. Zumindest fesselt es die Leser über viele Ausgaben.
„Eine Träne geht auf Reisen“ heißt einer seiner berühmtesten Schmachtfetzen. Zwei seiner Langspielplatten nennt er „Kieselsteine“. Der gebürtige Sizilianer erobert nicht nur die Herzen in seiner neuen Heimat Belgien, sondern auch im deutschsprachigen Raum. Und in Luxemburg ist er ebenso gerne zu Gast. Wie viele Leserinnen von seinem Blick vom Cover der revue verzaubert sind, kann nur erraten werden. Jedenfalls heißt es „Adamo begeistert Luxemburg“. Da lässt es sich doch auch nicht nehmen, die revueRedaktion zu besuchen. Von Direktor Léon N. Nilles bekommt er eine druckfrische Ausgabe mit seinem Konterfei in die Hand. Die revueEquipe nennt er ein „sympathisches Team“ und will gleich als Autor der revue Parade anheuern.
Schlapphüte im Einsatz Nicht erst der SREL hat die Spionage zum Thema in der revue werden lassen. Schon 1968 widmet sich das Magazin einer ganzen Artikelserie über „Spione machen Politik“, so der Titel der Serie über den „Geheimdienstkrieg im Nahen Osten“, die als „Welterstabdruck“ angekündigt wird. Es ist die Zeit nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967. Parallel dazu erscheint eine weitere hochpolitische Reihe namens „Lissabon: Nabelstrang nach Biafra“ von Chefredakteur Léon N. Nilles.
1969
Tramper
Krieg im Kanapee Frontberichterstattung kam in der revue eher selten vor. Léon N. Nilles macht mit seinem Bericht (N° 39) von der Lage im Nahen Osten eine Ausnahme. „Krieg im Kanapee“ nennt er es, wenn er „von den Laufgräben und Schützenständen der Israelis“ berichtet, „auf die die Maschinengewehre der Ägypter gerichtet sind. Wer dort am Tag den Kopf hob, war schnell ein toter Mann. Relative Sicherheit hat man nur innerhalb der von Wällen und Betonbunkern befestigten Stellung. Vorausgesetzt, es schweigen die ägyptischen Granatwerfer und es schmeißt Nassers Luftwaffe keine Bomben.“
Von Globetrottern bis hin zu den Trampern, oder besser „Tourist mit langen Haaren“, berichtet die revue in den 60er Jahren mehrfach. „Eine improvisierte Globetrotterin“ ist Christl Weizenbach, die in die revue-Redaktion kommt, um ihre Erlebnisse als Weltreisende preiszugeben. Indien, Thailand, China, Jordanien und Japan sind ihre Stationen, von denen sie erzählt. Die Fotos hat sie dabei. Daraus wird eine Titelgeschichte und Anlass eines weiteren Artikels über Reisende. Auch in den kommenden Jahren thematisiert die revue das Reisen, ob in Form von journalistischen Korrespondentenberichten oder als Reportagen über Autostopper, von denen eine besondere Faszination ausging.
Mond-Revue Ein Welt- – pardon, ein galaktisches – Ereignis war auch für die revue im August 1969 die Landung auf dem Mond. Das Magazin stellte nicht nur die Besatzung der Apollo 11 vor, sondern auch ihre Familien, und schildert den langen Weg in der Vorbereitung auf den historischen Moment, indem sie den „Mondfahrt Braintrust“ um Wernher von Braun vorstellt. Außerdem beschreibt sie auch die Zeit nach der Rückkehr von Neil Armstrong, Ed Aldrin und Mike
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Collins. Die Astronauten wurden erst einmal in Quarantäne gesetzt, weil die Wissenschaftler eine Infektion durch möglicherweise von den Mondfahrern mitgebrachte Mikroorganismen befürchteten. Direkt nach der Rückkehr aus dem „Risikogebiet“ wurden sie in einen wohnwagenähnlichen Behälter verfrachtet und durften erst nach 20 Tagen wieder unter die Menschen. Dazu gibt es in einer der darauffolgenden Ausgaben „die schönsten Fotos der Monderoberung“.
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Die 1970er
Lüften, das Original In den 70ern ändert sich einiges im Großherzogtum. Auf politischer Ebene ist es vor allem die DP-LSAP-Regierung unter Premierminister Gaston Thorn, welche zwischen 1974 und 1979 eine Menge bewegt. „Die Geschichte wiederholt sich immer zweimal“, hat der deutsche Philosoph Karl Marx einmal gesagt und schaut man sich die Luxemburger PolitikGeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg an wird klar, dass dies zutrifft. Parallelen (wenn man sie denn ziehen will) zwischen der DP-LSAP-Koalition, die sich nach den Parlamentswahlen 1974 bildete und den Wahlen aus dem Jahr 2013, bei denen die DP-LSAP-déi Gréng-Koalition die politischen Zügel in die Hand nahm.
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Zum Beispiel ein Premierminister, der sehr lange die Geschicke des Landes lenkte. Bevor Pierre Werner 1974 den ungeliebten Weg auf die Oppositionsbank gehen musste, war die CSV seit Kriegsende an den Regierungen beteiligt und Werner selbst war während drei Mandatszeiten (etwas über 15 Jahre) als Premier im Amt. Nach 1979 war die CSV bis 2013 federführend und JeanClaude Juncker mit 18 Jahren sogar beinahe vier vollständige Mandatsperioden Premierminister. Und als der ehemalige
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Wirtschaftsminister Etienne Schneider bei Amtsantritt versprach, dass die neue Koalition die Fenster aufreißen und einmal durchlüften würde, war einem bewusst, dass die Dreierbande sich wünscht(e) und hofft(e), dass man ähnlich wichtige und wegweisende Gesetze für die Luxemburger Gesellschaft würde verabschieden können, wie vor vierzig Jahren. Klar ist, dass Anfang der 70er noch eine Menge Mief auf der Luxemburger Gesellschaft liegt und dass das, was die
Die 1970er 68er-Bewegung teilweise im nahen europäischen Ausland bereits hat bewegen können, in Luxemburg allerdings erst mit etwas Verspätung nachebbt. Die revue steigt in das Wahljahr ein, indem man sich mit dem Schaffen des Politikers Werner beschäftigt. „Erinnerungen an 20 Ministerjahre“, heißt es auf dem Titelbild der Nummer 2/1974 und man befasst sich mit den 20 Jahren, die Pierre Werner damals schon in der Regierung mitarbeitete, davon 15 als Regierungschef. Etwas, was sich im Nachhinein, wie eine Bilanz liest, die vorausgeahnt hat, dass es am 26. Mai vorläufig Schluss mit Werners Premierverantwortung sei. Vor dem Urnengang munkelt die revue, wie sich die 15 Prozent der neuen Wähler entscheiden (im Zuge der Verfassungsreform von 1972 wurde das Wahlalter auf 18 Jahren abgesenkt): „Diese Tatsache bringt ein erstes Element der Unsicherheit für alle Prognosen rund um den möglichen Ausgang der Parlamentswahlen.“ (n°21/1974). Zudem wird im gleichen Artikel die Frage aufgeworfen, wie sich die Spaltung der Sozialisten aus
dem Januar 1971 bei der Stimmabgabe bemerkbar machen wird. Fakt ist, nach dem Urnengang läutet die revue den „politischen Frühling“ ein (n°22/1974) und analysiert die Wahlergebnisse, welche ziemlich eindeutig sind. „Ihrer Sitzzahl nach ist die CSV noch immer Nummer 1, wenn auch ihr Stimmenanteil von 35,3 auf 30,5 abrutschte“. Eine Sachlage, welche auch 2013 mitentscheidend war, dass die CSV vor sieben Jahren erstmals nach 1974 auf der ungeliebten Oppositionsbank Platz nehmen musste. 2008 hatte man noch 38,04 Prozent der Stimmen erhalten, 2013 war die Partei auf 33,68 Prozent abgerutscht. Die revue schreibt in ihrer Wahlanalyse, dass die „eigentliche Sensation des Urnengangs“ die sei, dass die CSV nach einem halben Jahrhundert Abschied von der Regierungsbank nehmen müsse (selbst wenn die Koalition mit 31 zu 28 Mandaten nicht über größte Majorität verfügt). In der Nummer 25 wird dann „Thorns Team“ mit der Feststellung „Auch die rot-blaue Mannschaft wird die
Hühner nicht schlachten, die dem Land die goldenen Eier legen“ beschrieben, und in der Nummer 26 interviewt der damalige revue-Chefredakteur Lucien Thiel als „erstes Presseorgan“ den neuen Premierminister Thorn. Dieser erklärt unter anderem zum Koalitionsabkommen: „Nur so viel sei verraten, dass einer der Hauptakzente auf der Gesellschaftspolitik liegen wird.“ Im Koalitionsabkommen stehen zum Beispiel soziale Maßnahmen wie 25 Urlaubstage für arbeitende Menschen über 37 Jahren, gleiche wirtschaftliche und soziale Rechte für Fremdarbeiter aber auch Maßnahmen im Bereich der Scheidung, Abtreibung und die Vereinfachung der Gerichtsprozeduren. Das lässt Blau-Rot zwischen 1974 und 1979 auch Realität werden. Beispielsweise werden veraltete Gesetze unter anderem im Bereich der Scheidung oder der Abtreibung modernisiert und auch im Bereich der Justiz wird reformiert. Und auch wenn Gaston Thorn noch im revue-Interview hofft, dass „die Opposition nicht Opposition nur der Opposition wegen macht“, so feuert bei jeder angedachten (gesellschaftlichen) Reform vor allem das konservative und erzkonservative Lager, teilweise auch die katholischen Kirche und das Luxemburger Wort volle Breitseiten gegen die von der Thorn-Regierung geführten Politik ab.
„Die Geschichte wiederholt sich immer zweimal“ Werner selbst erklärt bereits im Juli (N°13/1974) in der revue, dass er sich „für das Rentnerdasein noch zu jung fühle.“ Am Ende sollte er dann auch recht behalten, denn wenn man eine Parallele nicht ziehen kann, dann ist es folgendes: Während die DP/LSAP-Koalition um Gaston Thorn nach nur einer Mandatszeit die Segel streichen musste und die CSV mit Pierre Werner in einer CSV/DP-Koalition ein Comeback an der Spitze des Landes feierte, konnte im Jahr 2018 die aktuelle Regierung noch einmal für eine zweite Mandatszeit antreten. Scheinbar wiederholt sich Geschichte doch nicht, zumindest nicht immer… Text: Hubert Morang Fotos: Archiv revue
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Die 1970er
Das Jahrzehnt in der revue
1970 Zukunftsmusik
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Guter Rat ist teuer… …besonders wenn es um die Liebe geht. Deshalb beantwortet revue in der N°17 die Frage „Welchen Mann soll man heiraten?“ und gibt ganz konkrete Tipps, auf was die Frau von Welt achten soll, um nicht auf irgendeine „Niete“ zu treffen. Ganz wichtig: „Sehen Sie darauf, mit welchen Augen er ihre Mitschwestern ansieht! Fast jede Frau hat ein feines Gefühl dafür, ob ein Mann zum Typ des Don Juan gehört oder nicht. Sollten Sie feststellen müssen, dass er schnell entflammbar ist, lassen Sie ihn seine Künste woanders ausprobieren!“. Sie sind also vorgewarnt.
Eine ewige Tradition?
Neue Steuer
„Sozialisten zwischen links und rechts – die LSAP im Zwiespalt“. Nein, dies ist nicht etwa eine rezente Frage, welche die revue aufwirft. Sondern die Coverstory der N°10. Und die Analyse lautet: „während sie sich von einer Handvoll Idealisten zur Partei der Arbeiterklasse ausdehnte, zur starken Volkspartei wurde, die der Rechten den Wahlsieg streitig zu machen vermochte, steht die sozialistische Partei an einem Wendepunkt, der keinen Aufschub, noch Kompromisse duldet. Sie steht – so hohl und unpräzise diese Begriffe auch vielen erscheinen mögen – vor der Wahl zwischen rechts und links.“ 1971 werden bekanntlich einige Dissidenten (unter anderem Astride Lulling) ausgeschlossen, welche dann die SDP (Sozialdemokratische Partei) gründen. Die Diskussion über die Ausrichtung der Partei ist allerdings heute noch nicht ausgestanden…
Zum 1. Januar 1970 wird die „Taxe sur la valeur ajoutée“ (TVA) im EWG-Raum eingeführt und ersetzt die über 35 Jahre angewandte Umsatzsteuer. „Wie teuer ist uns die TVA?“, fragt die revue in der dritten Ausgabe des Jahres und schreibt: „Wer das System begriffen hat – zahlt; wer es nicht begriffen hat – zahlt ebenfalls.“ Aber ist das bei Steuern nicht immer so?
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Zusammengestellt von: Hubert Morang Fotos: Archiv revue
In der ersten Ausgabe des Jahres 1970 wagt die revue den Blick in die Kristallkugel um herauszufinden, wie die „Welt der Siebziger Jahre“ aussehen würde und lässt „Europas berühmte Hellseher prophezeien.“ Die illustre Runde besteht aus Roger Eliot (England), Morarji H. Barca (Indien), Manteia (Frankreich), Madame Delayne (Frankreich) und Frau Buchela (Deutschland), die sich zu den wichtigsten Fakten der siebziger Jahre äußert. Roger Eliot behauptet, dass „wir bis 1980 in den Städten elektrische Autos haben werden, die man besitzen oder mieten kann.“ Naja 50 Jahre später wird seine Vision so langsam Realität. Madame Delyane ist sich sicher, dass man „ein wirksames Mittel gegen Krebs“ entdecken würde, was bekanntlich nicht der Fall ist. Scheinbar hat Manteia wohl die beste Kristallklugel, denn er behauptet: „Richard Nixon wird eine sehr wichtige, aber tragische Rolle spielen“. Glückstreffer, oder?
Die 1970er
1971 Sicherheit geht vor Das Thema Verkehrssicherheit spielt Anfang der 70er Jahre eine große Rolle in der revue. In der Nummer 5 aus dem Jahr 1971 erfährt man zum Beispiel, dass 1971 126 Menschen auf den Straßen des Landes ums Leben kamen (zum Vergleich 2019 waren es 22 tödliche Unfälle). Wenn man sich noch vor Augen führt, dass 1970 insgesamt 80.945 Fahrzeuge in Luxemburg immatrikuliert waren und 2019 schon 496.326, dann merkt man, dass sich in Sachen Verkehrssicherheit einiges getan hat. 1971 (N°5) heißt es in der revue: „Um diese Verkehrskatastrophe einzudämmen, ist es unerlässlich, dass sich sämtliche Beteiligten zu einer gemeinsamen Gegenwehr aufraffen.“ Bereits im August (N°34) desselben Jahres schreibt die revue in Sachen Verkehrssicherheit „Ohne Rausch und ohne Rasen“. Zum einen werden zu diesem Zeitpunkt neue Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 90 km/h und 110 km/h in Kraft gesetzt und die Promillegrenzen zwischen 0,8 und 1,2 Promille eingeführt.
Einheitliche Währung Seit 1970 arbeitet die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft an einer gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsunion. 1971 erläutert Pierre Werner den sogenannten Werner-Plan, der in drei Etappen zum Ziel führen soll – sprich eine einzige Währung im Jahr 1980. Das war allerdings eine leicht optimistische Einschätzung, wie wir heute wissen.
Neue Techniken „Wasser statt Benzin im Tank“, lautet der Titel eines Artikels in der Nummer 6 aus dem Jahr 1971. Und man kann Spannendes über das Automobil der Zukunft lesen: „Über das Stadium des simplen Elektroautos mit herkömmlichem Akku sind die Konstrukteure längst hinaus. Während die ersten Elektromobils der französischen Brüder vom Fließband gehen, werden in den Labors die neuen mit Wasser- und Sauerstoff arbeitenden Antriebsmöglichkeiten ausprobiert.“ Und der Artikel schlussfolgert, dass dem „Wassermotor“ die Zukunft gehöre, „vorausgesetzt, die darüber gar nicht frohen Ölkonzerne setzen nicht alles daran, den ‚Wassermotor‘ zu sabotieren.“ Gut erkannt…
Der Troubadour aus dem Grund …lautet die Überschrift zu einem Artikel über den Entertainer Fausti. Und man erfährt, dass Fausti „mit seiner Show wahre Triumphe bei Veranstaltungen und in Diskussionen feiert. Er gilt sozusagen als große Neuentdeckung auf dem Gebiete der Unterhaltung. Seine ‚Micky-Mouse-Show‘ ist absolute internationale Spitzenklasse.“ Und, dass Fausti insgeheim hofft, „eine Platte aufzunehmen, die international einschlägt.“
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Die 1970er
1972
Schwarzer 5. September …titelt die revue über die Geschehnisse bei der Olympiade in München. Die palästinensische Terrororganisation „Schwarzer September“ hat israelische Sportler als Geisel genommen, welche alle später bei einer Schießerei auf dem Flugfeld Fürstenfeld zu Tode kommen.
Wirtschaftswachstum
Unruhe im Grund Am 9. Januar kommt es im Gefängnis im Grund zu einer größeren Meuterei. 22 Stunden wird sich im Tütensaal verschanzt und ein Brigadier wird als Geisel gehalten. Eine Forderung ist unter anderem ein Anheben des Mindestlohnes auf 750 Luxemburgische Franken. Eine richtige und überfällige Reform des Strafvollzugs und die Planung eines neuen Gefängnisses erfolgen erst Jahre später.
Die Frage, wie und ob die Luxemburger Wirtschaft wachsen muss, beschäftigt auch heute noch die Politik. Doch auch schon in den 70ern stellte sich die Frage nach dem richtigen Wachstum für das Großherzogtum. In einer großen Coverstory (N°22/1972) titelt die revue, „Zum Wachsen verurteilt“. Auch damals wird schon darüber debattiert, wie das Wachstum mit dem nötigen Umweltschutz zu vereinbaren sei. Doch schlussfolgert die revue, „Weitaus dringlicher als das Problem der Umweltverschmutzung ist für uns die Frage: Wo holen wir die Arbeitskräfte her, die wir brauchen, um jenen Wirtschaftswachstum zu gewährleisten, mit dem wir die Erfüllung unserer sozialen Ansprüche finanzieren können?“
Da liegt der Hase im Pfeffer In der N°7 aus dem Jahr 1972 erfährt man, dass 335 polnische Hasen in Luxemburg ausgesetzt wurden, vor allem um den Wildbestand aufzufrischen. Eigentlich sollten es 336 polnische Langohren sein, „doch einer hatte sich während einer Grenzkontrolle aus dem Staube gemacht“.
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Die 1970er
1973 Lange Geschichte Eines der Themen, welche in den 70ern die Gemüter hierzulande richtig erhitzte, war die Planung eines möglichen Kernkraftwerkes in Remerschen. In der zweiten Ausgabe des Jahres fragte die revue auf dem Titelbild: „Atommeiler an der Mosel?“ und erklärte die potentiellen Gefahren eines Atomkraftwerkes und schrieb „Die Realität aber beweist, dass bis heute Atommeiler noch nie – und die ersten industriell Betriebenen gab es schon in den fünfziger Jahren – eine die öffentliche Sicherheit beeinträchtigende Wirkung hatten.“ Die Geschichte hat gezeigt, spätestens mit dem Vorfall von Tschernobyl im Jahr 1986, dass das wohl nicht stimmt. Das Thema Remerschen geistert noch bis 1979 in der Aktualität, bis es, auch wegen ständiger Gegenwehr, scheitert.
Nei Zänn?
Henri wird Erbgroßherzog
Rapatriement?
Am 15. April wird der damalige Prinz Henri achtzehn und bekommt offiziell den Titel des Erbgroßherzogs verliehen. Revue widmet ihm eine große Bilderstory.
Schilderwald Revue berichtet in einem doppelseitigen Artikel über neue Schilder auf den Luxemburger Straßen. Unter anderem wird das Stop-Schild präsentiert mit den Worten: „Dieses Verkehrszeichen wird gebraucht, um den Führern von Fahrzeugen und Tieren anzuzeigen, dass sie anhalten müssen, bevor sie in die Fahrbahn einfahren, der sie sich nähern…“
Premiere Rugby ist eine Traditionssportart und wird seit 1973 auch in Luxemburg praktiziert. Revue berichtet über das allererste Spiel in Luxemburg, was in Moutfort gespielt wurde. Die Regeln werden gelistet und erklärt, „der eingefleischte Fußballfanatiker hat allerdings nicht mehr als ein verächtliches Achselzucken für dieses, seiner Meinung nach, ‚Gerangel‘ um einen eiförmigen Ball.“
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Die 1970er
1974 Rocker in Luxemburg „Böse“ Jungs, die grimmig kucken, Bier trinken, Motorrad fahren und auch mal ein paar Schellen verteilen, sind gemeinhin als Rocker bekannt. In einem Artikel, der „Die Rocker sind unter uns“ betitelt ist, wird die Geschichte von einer Rockerbande von der Mosel erzählt, welche die „Einwohner von Grevenmacher und der Umgebung terrorisiert, vor allem weil es öfters zu Handgemengen kommt. Der Artikel schlussfolgert: „Das Phänomen der Rocker, das sicherlich auf die soziale Ungleichheit und den immer noch bestehenden Unterschied der Klassen zurückzuführen ist, wird man sicherlich nur schwer ausmerzen können.“ Und stellt die Frage, „ob man in Grevenmacher seinen ‚go’den Pätchen Miseler‘ in einem Bistrot trinken kann, ohne fürchten zu müssen, dass einem das Glas aus der Hand geschlagen wird.“ Kann man, auch noch heute.
Umzug Die Messehallen auf dem Kirchberg haben ausgedient und die neuen Hallen auf dem Kirchberg empfangen die Besucher pünktlich zur 26. Auflage der „Foire internationale de Luxembourg“. Mit „doppelt soviel Ausstellungsfläche, wie der alte Komplex auf Limpertsberg“, wie der Ausgabe n°20 zu entnehmen ist.
UFO gesehen Ein Artikel, der „Fliegende Untertassen: Mythos oder Realität“ überschrieben ist, beschäftigt sich mit dem Phänomen der „Unidentifizierten fliegenden Objekten“ (UFOs). Die revue schreibt über die UFOs: „Ein solches Phänomen gibt es zweifellos, denn Hundertausende Menschen in aller Welt haben schon fliegende Objekte gesehen, die auf den ersten Blick nicht zu identifizieren waren…“ Allerdings hinterfragt der Artikel auch die Existenz, auch wenn es selbst im beschaulichen Luxemburg UFO-Forschung gibt… Beam me up, Scotty!
Neuer Präsident Einer der markantesten CSV-Politiker der jüngeren Politikgeschichte des Landes tritt 1974 nach der Niederlage bei den Wahlen ins Rampenlicht. Jacques Santer wird CSV-Präsident und erklärt im Interview mit der revue, dass „aus der Wahlanalyse hervorgeht, dass die Partei unter der außergewöhnlich langen Regierungsbeteiligung gelitten hat.“ Irgendwie fast wie 2013.
Das liebste Kind Im Jahr 1974 gibt es in Luxemburg bereits ein Auto pro Haushalt, wie man der Ausgabe n°9 entnehmen kann. Die Luxemburger haben 1974 in der pro KopfStatistik (340 Autos kommen auf 1.000 Einwohner). Die meisten Autos in Europa und landen sogar weltweit auf Rang drei hinter den USA und Kanada.
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Sans tit
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Die 1970er
1975 Sprache erhalten
Weltpremiere
Der Erhalt der Luxemburger Sprache, ihre Schreibweise und andere Fakten rund ums „Lëtzebuerg“ werden heute vielerorts erforscht (etwa mit Projekten an der Uni). Die N°16/1975 widmet sich der Thematik der Sprache und weshalb unser Dialekt gepflegt werden soll.
„Ohne Trara und Gehabe hält in diesen Wochen die Demokratie Einzug in die Luxemburger Wirtschaft“ heißt es in der Titelstory N°17. Luxemburg hat als erstes Land der Welt die Mitbestimmung eingeführt. In Betrieben mit über 150 Arbeitnehmern werden gemischte Komitees gebildet. In Betrieben mit über 1.000 Angestellten bekommen diese einen Sitz im Verwaltungsrat.
Anschnallen bitte Heute ist es der logischste Schritt der Welt, sich beim Einsteigen ins Auto anzuschnallen. In den 70ern war das lange Zeit nicht selbstverständlich, am 1. Juni tritt ein Gesetz in Kraft, was das Anschnallen beim Autofahren zur Pflicht macht und zwar „sowohl außerhalb der Ortschaften, wie auch innerorts“, wie die revue in ihrer Ausgabe N°22 verrät. Und erklärt auch, wieso es zu einem Gesetz kommen musste. 1974 waren 58 Prozent der Autos laut Sécurité routière mit Sicherheitsgurten ausgestattet, allerdings trugen nur 18 Prozent den Gurt.
Plötzlich volljährig
Abflug
Im Mai tritt das Gesetz in Kraft, mit dem an in Luxemburg mit 18 Jahren volljährig ist (bis dahin lag das Alter bei 21). 12.000 Luxemburger werden auf einen Schlag „Erwachsene“, die ganz große Revolution scheint es für die Betroffenen nicht gewesen sein. In einer revue-Umfrage geben 83 Prozent an, dass sie trotz dieser Änderung weiterleben wollen, wie bisher.
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Der neue Flughafen wird im November in Betrieb genommen. Die Kapazität liegt bei 650.000 Passagieren und bis zu 1.000 Passagieren können pro Stunde abgefertigt werden. 250 Millionen Luxemburger Franken hat das Projekt damals gekostet.
Die 1970er
1976 Dickes Ding Die Krux mit dem Gewicht beschäftigt viel Mitmenschen. 1976 warnt die revue in der zweiten Ausgabe des Jahres davor, dass „die Männer immer dicker werden“. Doch warum ist dem so? „In der Mehrzahl sind Männer nur geringen körperlichen Anstrengungen ausgesetzt. Bei sehr vielen ist die sitzende Lebensweise am zunehmenden Körpergewicht schuld. (…) Auch sind dicke Männer keineswegs immer so gutmütig, wie ihnen nachgerühmt wird. Eher ist der Gegenteil der Fall.“
Fusionen Das Thema der Gemeindefusionen steht auch heute noch regelmäßig in der Aktualität. In der n°26 im Jahr 1976 startet die revue eine Serie rund um das Thema der Gemeindefusionen. Damals war geplant, die Gemeindezahl von 126 auf 39 hinunterzuschrauben. Heute hat Luxemburg zwar noch immer 102 Gemeinden und man ist weit von dem damals ausgegeben Ziel entfernt. Aber es kommt eben oft anders, als man denkt.
God save the Queen
Sie sitzt heute mit ihren 94 Jahren noch auf dem britischen Thron: Königin Elizabeth II. 1976 war sie als vergleichsweise „junger Spund“, sie
Ein Maskottchen Im Jahr 1976 hat die revue ein Maskottchen (gezeichnet von Romain Lenertz) aus der Taufe gehoben und die Leser gebeten, beim revue-Stand auf der Foire ihre Namensvorschläge einzureichen. 1.710 Bulletins wurden eingereicht und die revue-Redaktion entschied sich am Ende für den Namen „Muerzel“, wie man der N°44 entnehmen kann. Im Artikel zu „Muerzel“ heißt es: „Wohl selten wurde in der revue-Redaktion mehr und lauter gelacht, als letzte Woche während der Namensauswahl. Und wer unsere Redaktionsmitglieder kennt, der wird wissen, dass wir sowieso schon alles, aber keine Kinder von Traurigkeit sind…“ Manche Dinge ändern sich wohl nie so ganz.
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war allerdings schon 50, zu Gast in Luxemburg. Die revue sprach von einem „Königlichen Empfang für eine Königin“.
Die 1970er
1977 Kater-Killer Pünktlich zu Fasching präsentiert die revue in einem kurzen Artikel „Tipps für Angeschlagene“ (in der Nummer 8). Neben „klassischen Tipps“, wie „vor Beginn der Feier ein reichhaltiges Mahl“ oder nach dem Feiern einen sauren Hering zu verdrücken, gibt es vor allem Tipps für Raucher: „Starke Raucher sind in ‚dicker Luft‘ gefährdet. Ihnen wird empfohlen, öfter mal ans Fenster oder auf den Balkon zu treten und tief durchzuatmen, ehe sie wieder zu Tabak und Flasche greifen.“ Na dann.
Ja, wir sind mit dem Radl da Am 2. April wird die erste Fahrradpiste des Landes eingeweiht. Die Trasse führt von Echternach nach Diekirch entlang der Sauer mit einer Abzweigung, die es möglich macht entlang der Our nach Vianden zu radeln. Und die revue schreibt: „Ein Tag der Hoffnung. Denn es ist zu hoffen, dass es nicht bei diesen ersten Teilstrecken bleibt.“ Zum Glück sind wir heute einen Schritt weiter, wenn auch noch nicht wirklich ein richtiges Fahrradland.
Neues Krankenhaus Das „Centre Hospitalier“ wird Mitte Juni eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Revue gibt Einblicke in den Neubau und erklärt „Die Notwendigkeit, die Infrastruktur der schon bestehenden Krankenhäuser in der Hauptstadt durch einen Neubau zu vervollständigen, ist nicht erst in den letzten offensichtlich geworden. Denn schon in den zwanziger Jahren trug man sich mit den Gedanken, ein neues hauptstädtisches Krankenhaus zu errichten.“
Nichts für schwache Nerven Eigens für die revue lässt ein Schweizer Fakir, der auf den Namen Didian Fräcks hört, sich von einem Ford Mustang überrollen, eine Nummer, die er scheinbar noch nie gewagt hatte. Leider rutscht das Vorderrad ab und der gute Fräcks wird schwer verletzt. Zum Glück kann man in der N°5 aus dem Jahr 1978 lesen, dass Fräcks sich nach zehn Wochen Intensivstation wieder erholt. Ende gut, alles gut.
Die 1970er
1978
Abgedrehte Ideen Revue startet Anfang des Jahres 1978 eine Serie mit skurrilen Artikeln. Auftakt macht ein Beitrag, der „Sidd Der profiléiert?“ betitelt ist, für den die revue eigens die fiktive „Organisation
für die Sicherheit auf den Bürgersteigen“ gegründet hat, welche in Esch kontrolliert, ob die Sohlen der Escher Einwohner genug Profil aufweisen. Wer sagt denn, dass immer alles bierernst sein muss.
Modernisierung, die 2. An Ende 31. Oktober beginnt in Sachen Scheidung eine neue Ära, weil Luxemburg ein neues Gesetz bekommt. Unter anderem wird das sogenannte „Zerüttungsprinzip“ eingeführt und die Alimente von der Schuldfrage gelöst.
Modernisierung, die 1. Im Vorfeld der „Liberalisierung der Abreibungsgesetzgebung“ wird in Luxemburg zwischen Befürwortern und Gegnern heftig diskutiert. Die CSV ist aus der Opposition heraus überhaupt nicht mit dem Gesetzesvorschlag einverstanden und auch die Kirche findet es inakzeptabel, „was den Bischof Mgr Hengen nicht daran hinderte, sowohl die Befürworter als auch die Gegner einer bedingten Abtreibungsfrage öffentlich dazu aufzurufen, ihre Auseinandersetzung weniger emotional und die Diskussion sachlicher zu führen“, wie es in der Ausgabe N°9/1978 heißt. Doch beide Seiten mobilisieren weiter und vor allem bildet sich ein Aktionskomitee von Organisationen, die sich zusammengetan haben „gegen die ‚Hetzkampagne des Luxemburger Wortes‘, gegen die Vorgehensweise der ‚organisation pour la vie naissante‘, die mit ihrem Vorgehen nicht informieren, sondern manipulieren“, wie die revue das Aktionskomitee in der N°10 zitiert. Das Gesetz wird schlussendlich am 15. November angenommen und löst ein Gesetz von 1879 ab. 2012 wurde bekanntlich das neueste Abtreibungsgesetz angenommen.
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Die 1970er
Einzug der Gladiatorinnen Dem ersten Frauen-Catchen in Luxemburg, genauer gesagt in einer Escher Diskotheke, „huldigt“ die revue mit einem dreiseitigen Artikel. Ganz überzeugt von dem „Spektakel“ ist man allerdings nicht. Die Zuschauer werden „als Vertreter der 40-50er mit durchwegs fetten Leibern und stufenweisem Kinn“ beschrieben. Die „Athletinnen“ kommen auch nicht überdurchschnittlich gut weg: „Die Damen haben solide Schulterblätter, ausgeprägte Brustkörbe und sind stolze Besitzerinnen mehrerer ‚Rettungsreifen‘“. Als dann die Boxhandschuhe ausgedient haben „und jetzt auch die T-Shirts… Ein Raunen geht durchs Publikum“, wird einem schnell klar, dass es eher ein Spektakel aus der Kategorie freizügig ist. Die Catcherinnen verraten der revue übrigens, dass es nur ums Geld geht: „Was kümmern uns die doofen Zuschauer, die uns anglotzen müssen, Hauptsache die Kohle stimmt.“
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Die 1970er
1979 Kreuzigung live Die Passionsspiele von Oberammergau sind weltbekannt, welches dem Ort Millionen an Geldern in die Kasse spült. Dass der „Rido Gasperich“ 1979 ein Passionsspiel in Gasperich aufführt, ist wohl eher weniger bekannt. Die Aufführung war ein voller Erfolg, entnimmt man der revue N°15, der darauf schließen lasse, dass „diese moderne Form von Glaubensbekenntnis vom Publikum durchaus begrüßt wird.“
Star mit 14 Der jungen, noch sehr jungen Désirée Nosbusch widmet die Ausgabe N°17 ein Portät. Unter anderem erfährt man von der damals vierzehnjährigen Luxemburgerin, dass sie im Radio meist mit älteren Leuten zu tun hat und dadurch schneller erwachsen wird und dass sie nach Gruselfilmen immer schleunigst ins Bett flüchtet und sich die Decke über die Ohren zieht.
Regierungswechsel Nachdem 1974 die CSV bei der Regierungsbildung außen vor blieb und mit der DP/LSAPMajorität erstmals seit 30 Jahren eine Regierung ohne CSV-Beteiligung die Geschicke des Landes leitete, kommt es 1979 zu einer Rückkehr der CSV in die Regierung und Pierre Werner wurde wieder Premier, zusammen in einer Koalition mit der DP.
Frauenpower Erstmalig ist bei der Militärparade im Jahr 1979 der neu geschaffene Frauenkorps mit von der Partie. Dem galt dann auch die ganze Aufmerksamkeit des Publikums, wie es in der revue N°26 heißt.
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Die 1980er
Eine wahrlich traumhafte Familie In den 80er Jahren begeistert sich die revue regelmäßig für das luxemburgische Traumpaar par excellence: Erbgroßherzog Henri und Erbgroßherzogin Maria Teresa. Von der Glamour-Hochzeit bis zur Geburt der Prinzenkinder, ein Leben auf Glanzpapier, fast wie im Fotoroman. Sie sind schön, jung, wohlhabend und unendlich ineinander verliebt. Es ist wie im Märchen. Ungereimtheiten gibt es nicht. „Luxemburgs künftige Landesmutter hat dunkles Haar, schwarze Augen und den warmen Teint der Karibik“, heißt es in der revue vom 15. November 1980. Jetzt ist sie nach vier Jahren Romanze, mit Erbgroßherzog Henri verlobt. Doch wer ist die „Auserwählte“, die aus bürgerlichem Haus kommt und dessen Familie „Die Mestres“ aus Cuba stammt? Ganz Luxemburg soll es erfahren, in einer dreizehnseitigen Reportage mit vielen Erinnerungsfotos aus Maria Teresas privatem Fotoarchiv. Knapp drei Monate später, im Februar 1981, wartet das ganze Land, gespannt, auf den royalen Event des Jahres. Die „Liebesheirat“ von Erbgroßherzog Henri und Maria
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Teresa Mestre. Zu Sankt Valentin, dem Tag der Verliebten, wollen sie sich das JaWort geben, doch bevor es soweit ist, hat revue sich über die Traumhochzeit schlau gemacht. Das Hochzeitskleid der jungen Braut wurde, laut Gerüchten, vom französischen Couturier Balmain entworfen, die benötigte 400 Arbeitsstunden um es herzustellen. Und so war es schlussendlich auch. Investigative Arbeit lohnt sich halt. Auch über das Hochzeitsessen wurde sich im Detail informiert. Au Menu: Bisque de Homard, Boudin de Foie Gras, Suprême de Pigeonneaux und eine Erdbeer-Charlotte. Eine Woche später entdecken die revue-Leser, endlich, die „Krönung einer Liebe“ mit einem großen Farbbericht von der Traumhochzeit des
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Jahres. „Der Himmel strahlte königlich blau und in den Herzen herrschte frohe Frühlingsstimmung.“. Es war eine Märchenhochzeit und alles war einfach nur bezaubernd. So wird das Highlight des Jahres auf jeden Fall beschrieben. Aus allen Teilen Europas war der Hochadel zusammengekommen und hunderte Luxemburger warteten ungeduldig vor der Kathedrale und nach der Trauung vor dem Palais, in der Hoffnung, die junge Braut mit ihrem bezaubernden Brautkleid zu erblicken. „Mit den Kusshändchen, die die neue Erbgroßherzogin von dem Balkon des Palais in das jubelnde Volk schickte, öffnete sie sich das Herz der Luxemburger.“
Die 1980er Falls der Leser daran gezweifelt hat, wird im November 1985 „Eine glückliche Familie“ in ihrer hervorragenden Residenz in Heisdorf präsentiert. Zu der vierköpfigen Familie gehört seit kurzem ein neuer Spielkamerad, Steffi, das Welsh Pony. Im 2,8 Hektar großen Park hat es reichlich Platz und die beiden Prinzenkinder kümmern sich mit viel Liebe um das neue Familienmitglied. „Die hübsche Erbgroßherzogin, schöner als je zuvor, sportlich gekleidet, beobachtet mit liebevollen, zärtlichen Blicken die Kapriolen ihrer beiden Sprösslinge.“ Am 3. August 1986 schreien alle aus einem Munde „Vive de Prënz Louis!“. Drei Kilogramm schwer, 48 Zentimeter groß und kerngesund ist Louis-XavierMarie-Guillaume. Über den Familienzuwachs freut sich die ganze Familie, wie die Fotos bezeugen.
„Sie schenkte uns einen Erbprinzen“ Neun Monate später heißt es auf der Titelseite der revue „Sie schenkte uns einen Erbprinzen“. Am 11. November kam Guillaume-Jean-Joseph-Marie in der Maternité Grande-Duchesse Charlotte zur Welt. Eine Premiere, erfährt der Leser. Die Kinder von Großherzog Jean und Großherzogin Joséphine-Charlotte waren nämlich auf Schloss Betzdorf zur Welt gekommen. Zusätzlich wird den Lesern verraten, dass der Neugeborene mit Kaiserschnitt zur Welt gebracht wurde und dass er am 2. Dezember 1981 im Großherzoglichen Palais getauft wird. Ganz frei von Kitsch ist der Artikel allerdings nicht. Auf zwei Seiten präsentiert die revue ebenfalls die Mütter, die an demselben historischen Tag auch Nachwuchs bekamen.
es die Fotos der hocherfreuten Großherzogin Joséphine-Charlotte beweisen.“ „Acht Monate lang herrschte TopSecret“, heißt es ganz spannend in einem Artikel mit dem Titel „Ein Prinz haut auf die Pauke!“, der am 11. Juli 1985 erschien. Doch jetzt ist es raus! Landesweit soll jeder erfahren, dass Erbprinz Guillaume eine Musikschule besucht. Sogar die Mitschüler des Prinzen wussten angeblich nicht mit wem sie es da zu tun hatten. So erfährt man ebenfalls von der Kursleiterin die Vorliebe des Erbprinzen für Perkussionsinstrumente und die elektrische Orgel. Sein Lieblingslied? „Kirwerleck komm“.
1987 dann der große Umzug. „Wëllkomm zu Fëschbëch!“ titelt die revue. Seit dem 14. Februar 1987 gibt es neue Bürger in der Gemeinde Fischbach: die erbgroßherzogliche Familie. Sechs Jahre nach ihrer Traumhochzeit haben sich Henri und Maria Teresa mit ihren drei Söhnen Guillaume, Felix und Louis für ein neues Zuhause, ein prächtiges Schloss, entschieden. Wie soll es denn auch anders sein. „Fëschbëch huet erëm seng Prënzen am Duerf“, meint der damalige Bürgermeister Charles Thilgen vor den zahlreichen Bewohnern der Gemeinde. Seit dem Tod von Großherzogin Charlotte am 9. Juli 1985 stand das Schloss leer. Zur Begrüßung gab es für die neuen Bewohner rote Rosen und eine „Tâk“. Es ist wie eine „Neverending Story“. In den folgenden Jahren wird das oft als traumhaft beschriebene Paar der revue immer wieder Einblicke in sein Privatleben gewähren. Was die Leser daran so begeistert? Das ist schwer zu sagen. Weltweit faszinieren sich Millionen Menschen für die Geschichten der Royals. Ihr Leben scheint fast irreal oder als sei es ein modernes Märchen. Außerdem vermitteln Prinzen und Prinzessin eine Art Faszination. Sie sind fast zauberhaft, doch trotz ihrem scheinbar traumhaften Leben erleben sie schlussendlich, wie wir alle, gute wie auch schlechte Zeiten. Nur dass sie eben, gedruckt auf Glanzpapier, in der Presse zu einem spannenden Fortsetzungsroman werden.
Juni 1982: „Erster Nationalfeiertag für Prinz Guillaume.“ Außer einem Familienfoto auf dem Balkon des Großherzoglichen Palais, wird in der vierseitigen Coverstory kein einziges Mal über Prinz Guillaume berichtet. Echt seltsam! 1984 meldet sich das Erbgroßherzogliche Paar mit einer erfreulichen Nachricht aus der hauptstädtischen Maternité. Am 3. Juni, um ganz genau 19.25 Uhr, erblickte Prinz Felix das Licht der Welt. „Besonders angetan vom kleinen Bruder schien übrigens Prinz Guillaume, so wie
Text: Jérôme Beck Fotos: Archiv revue
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Die 1980er
Das Jahrzehnt in der revue
1980
Im April fliegt im Reckenthal ein Wohnhaus mit drei Appartements regelrecht in die Luft. Ursache, eine Gasexplosion. Es kam keinem etwas zu Leid, doch das Unglaubliche an dieser Geschichte ist das Schicksal von RTL Nachrichtensprecher Clemens Bernauer. „Die Wucht der Detonation (…), schleuderte den schlafenden Journalisten auf seiner Matratze zehn Meter weit durch ein Loch in der Mauer seines Schlafzimmers ins Freie.“ Wie durch ein Wunder blieb er unverletzt.
Erstes Musical „Hopp Marjänn“, heißt das erste Musical in luxemburgischer Straße. Eine Kreation von Dichter und Texter Pol Pütz und dem Komponisten Pierre Nimax. Ein
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„einheimisches Monumentalwerk“ das auf der Bühne des „Neuen Theaters“ aufgeführt wurde. Das Musical spielt in den zwanziger Jahren im Pfaffental und in der Oberstadt.
Zusammengestellt von: Jérôme Beck Fotos: Archiv revue, RuthAS (Wikipedia)
Explosion im Mittagsschlaf
Die 1980er
1981
Happy Birthday Am 23. Januar 1981 feiert Großherzogin Charlotte ihren 85. Geburtstag. Gefeiert wurde, leider, ohne offizielle Zeremonie.
Katastrophe Am 31. Juli 1981, um 13:36 Uhr, prallt ein belgisches Militärflugzeug mit 800 Stundenkilometern in den RTL-Sendeturm in Düdelingen. Beim Unfall sterben ein Techniker und seine Frau in ihrer Wohnung, gleich neben dem Kontrollgebäude des Sendeturms. Das 250 Tonnen schwere Stahlgerüst des Sendeturms war nach dem Aufprall auf das Wohnhaus gestürzt.
Premiere Anfang Januar übernimmt Gaston Thorn die Spitze der EG-Kommission in Brüssel. Eine Premiere. Der ehemalige Staatsminister (1974 – 1979) ist der erste Luxemburger, der dieses Amt antritt.
Hochzeit des Jahrhunderts Am 29. Juli heiraten Prinz Charles und Prinzessin Diana in der Londoner St. Pauls Kathedrale. „Freuden-Taumel auf der Insel“, titelt die revue. Es ist die Hochzeit des Jahrhunderts. Weltweit verfolgen Millionen Zuschauer und tausende Schaulustige in London die Traumzeremonie. Das großherzogliche Paar gehörte natürlich auch zu den 2.500 illustren Gästen des Brautpaares. Noch heute erinnern sich die meisten von uns an diesen Tag. „Nun bestaunt die Menge die 8 Meter lange Schleife, die majestätisch über den roten Teppich gleitet“, berichtet die revue. Zusätzlich werden, eher erstaunliche, Beobachtungen geschildert. „Der Bräutigam putzt sich die Nase und fingert an seinen Haaren herum.“ Es ist wahrscheinlich die Aufregung, oder was meinen Sie? Mehr als 700 Millionen Zuschauer nahmen vor ihrem Fernseher an dem britischen Hochzeitsmärchen teil. „Die Ehe ist nicht das Ende einer Idylle, sondern der Beginn eines Abenteures“, betont damals der Erzbischof von Canterbury. Ganz Unrecht hat er nicht!
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Die 1980er
1982 Dallas Liebe, Rache und Verrat. Das sind die Zutaten einer der legendärsten Serien der 80er Jahre: Dallas! Von 1978 bis 1991 haben sich Millionen Zuschauer für Kultfigur J.R Ewing alias Larry Hagman und seine selten nüchterne Frau Sue Ellen begeistert. Auch hierzulande warten jede Woche viele Luxemburger gespannt auf die neuesten Abenteuer der Familie Ewing. Am 21. August 1982 erliegt sogar die revue dem Phänomen, indem sie ihren Lesern eine DallasComic-Serie in luxemburgischer Sprache anbietet.
Tragödie Am 29. September 1982 gegen 20:23 Uhr kommt während der Landung eine Passagiermaschine (Iljuschin 62-M) von der Piste ab. Von den 77 Insassen überleben sieben Passagiere das Unglück nicht. Darunter fünf Luxemburger. In der revue vom 9. Oktober 1982 berichtet eine Überlebende, die von ihrem Sitzplatz quer durch die Flugmaschine nach vorne rutschte, „…von der Panik erfasste Menschen trampelten über mich…“ Doch wie ein Wunder und dank den Stewards, die sie regelrecht aus der Maschine „rausgeworfen“ haben, hat sie die Katastrophe überstanden, obwohl sie es selbst kaum fassen kann.
1983 Neuer Fernsehsender „Ab 1. Oktober wird es ernst“, Luxemburg bekommt einen neuen Fernsehsender in deutscher Sprache. RTL Plus heißt das neue Fernsehprogramm, dessen Studios sich in Bartringen befinden. Als „erfrischend anders“ wird der Sender bereits damals beschrieben. Das Hauptziel ist es nicht nur die Luxemburger zu unterhalten, sondern auch die deutschen Zuschauer aus dem Saarland und aus Rheinland-Pfalz. Doch schon damals, so verrät es revue, ist es Absicht, aus dem neuen Sender das erste kommerzielle Fernsehprogramm zu machen, das irgendwann bundesweit ausgestrahlt werden kann. Mit an Bord, neue Gesichter, die bald zu echten Fernsehstars heranwachsen werden, wie zum Beispiel Metty Krings und Hans Meiser.
Die Kugel rollt Jetzt kann in Mondorf endlich die Jagd auf das große Glück beginnen, denn im ganz neuen „Casinon 2000“ rollt jetzt endlich die Kugel. So erfährt man, dass das erste „Glücksspiel-Gesetz“ erst im April 1977 abgestimmt wurde. Das heißt, Glücksspiele war bis dahin verboten. 57 einarmige Banditen, vier Roulette-Tische und zwei Black Jack-Tische erwarten die ersten Gäste des einzigen Casinos hierzulande.
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FARGO
REVUE
Die Handelskammer Luxemburg wünscht der Revue alles Gute zu ihrem 75. Jubiläum. Als Sprachrohr und Interessenvertreter von 90.000 Unternehmen, die zusammen 75% des Arbeitsmarktes und 80% des BIP ausmachen, steht die Handelskammer ihren Mitgliedsunternehmen in allen Entwicklungsphasen beratend zur Seite. Tel: (+352) 42 39 39-1 • chamcom@cc.lu FOLGEN SIE UNS :
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Die 1980er
1984 Schrassig Für die damals 228 Häftlinge aus dem Grund-Gefängnis, geht es am 15. Mai 1984 in die neue „Heimat“ in Schrassig. Eine neue und vor allem moderne Strafanstalt, die Funktionalität und humanitäres Denken in den Vordergrund setzt. 950 Millionen Franken (zirka 2.375.000 Millionen Euro) hat das, damals neue, Gebäude mit dem imposanten Überwachungsturm gekostet.
Grand-Prix Am 5. Mai 1984 findet der „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ in Luxemburg statt. Desirée Nosbusch führt im Neuen Theater durchs Programm. Luxemburg hatte das Jahr zuvor mit dem Song „Si la vie est cadeau“ von Corinne Hermès in München den Grand-Prix gewonnen. Es wird der letzte Sieg für Luxemburg sein. „The winner is Sweden“ mit 145 Punkten und dem Titel „Diggi-Loo, Diggi-Ley“ von den „Herrey’s“. Die Gewinner werden sogar vom erbgroßherzoglichen Paar beglückwünscht. Die diesjährige Kandidatin für Luxemburg, Sophie Carl, schafft es nur bis auf Platz zehn von 19. „Hübsch…und sonst nichts“, kommentiert die revue. Aber Dabeisein ist doch alles, heißt es so schön. Aber für wie lange noch? Ab 1994 nimmt Luxemburg nicht mehr am weltbekannten Songcontest teil.
1985
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Skurril
Happy Birthday
Die einen bezeichnen es vielleicht als „innovativ“, wir sind der Meinung es sei doch eher ein echt skurriler Einfall. Im Januar 1985 bietet die revue ihren Lesern, ein eher ungewöhnliches Jahreshoroskop. Es handelt sich nämlich um das Erste und, wahrscheinlich das letzte, Hunde-Horoskop seiner Geschichte. Dank der Londoner Astrologin Liz Tresilian erfährt der Leser, dass „der WidderHund den Tisch gerne mit einem Baum verwechselt“ oder „trotz zerfetzter Gardinen, zertrampelter Blumen und zerbröselter Zigaretten kann dem Zwilling-Hund niemand böse sein, er ist nämlich umwerfend charmant.“ Uns gefällt der Steinbock-Hund am allerbesten: „Er ist Snob. Ungepflegte und erfolglose Menschen respektiert er nicht.“
In der Villa Louvigny wird gefeiert. RTL Télévision feiert seinen 30. Geburtstag. Am 23 Januar 1955 ging der luxemburgische Sender zum ersten Mal auf Sendung. Seitdem ist er auf Erfolgskurs. Pünktlich zum Jubiläum wird es eine weitere große Änderung geben. Jacques Navadic, der erste Chefredakteur von RTL Télé Luxembourg und derzeitiger Programmdirektor, wird durch Jean Stock ersetzt. Im Januar 1985 ahnt noch niemand, dass auf Anregung des neuen Programmleiters eine Vielzahl von neuen Sendungen für großen Erfolg sorgen wird. Manche haben mittlerweile einen regelrechten Kultstatus erreicht.
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Die 1980er
Bommeleeër Ab April 1984 gibt es hierzulande während fast zwei Jahren regelmäßig Sprengstoffanschläge. Die revue berichtet zum ersten Mal im April 1985 über die Explosion eines Wochenend-Hauses in Bourscheid. Die Ermittlungsbeamten gehen im Nachhinein davon aus, dass die Täter die Wirkung von Sprengstoff hier erproben wollten. In den folgenden Nummern berichtet die revue allerdings nicht immer systematisch über weitere Anschläge. In der Ausgabe vom 16. Mai erfahren die Leser über den Sprengstoff-Anschlag auf den Hochspannungsmast in Leudelingen. Am 30. Mai wird kurz über den Bombenanschlag auf das hauptstädtische Gendarmerie-Gebäude berichtet. Eine Woche später wird wieder ein CEGEDEL-Mast Opfer eines Bombenattentats. Der
Generalstaatsanwalt macht einen Aufruf an die Bevölkerung und eine Belohnung in Höhe von einer Million Franken wird demjenigen gewährt, der Hinweise über die Täter geben kann. Ende Juni schlagen sie wieder zu und revue gibt Details über den Sprengstoffanschlag auf die Hauptgasleitung der Stadt Luxemburg. Erst in der Ausgabe vom 1. August wird in den Kurznachrichten über einen weiteren Bombenanschlag berichtet. Das Ziel der Täter war dieses Mal die Sankt-Paulus-Druckerei. Über Anschlag Nummer 10, die Verwüstung des Olympia-Schwimmbades auf Kirchberg, gibt es ein Artikel in der Ausgabe vom 3. Oktober 1985. Am 24. Oktober dann endlich die erste Coverstory über den Bommeleeër „Warten auf Nummer 12“. Hier stellt sich unter anderem die Frage,
wer denn hinter diesen Attentaten stecken könnte. Am 14. November berichtet revue dann schlussendlich mit dem Titel „Das dutzend ist voll!“ über einen weiteren Anschlag auf dem Findel. Der anonyme Bombenleger bleibt trotzdem unauffindbar. „Wumm… a schon läit erëm een“! Gemeint ist ein Hochspannungsmast bei Heisdorf. Revue berichtet über den Vorfall in seinen Kurznachrichten vom 5. Dezember. Dann herrscht komischerweise Stille. Erst am 20. Februar 1986 findet der Bommeleeër wieder einen Platz in der revue mit einer Kurznachricht über den Bombenanschlag auf die Privatresidenz von Notar Camille Hellinckx. Am 3. April dann eine letzte Nachricht aus der Bommeleeër-Affäre: der 17. Bombenanschlag gegen das Haus von Colonel Wagner.
„D’Kathedral brennt!“ Am Karfreitag 1985 passiert das Unfassbare. Der Turm der Kathedrale steht in Flammen. In nur wenigen Minuten, kurz nach 14 Uhr, brannte das Glockenhaus lichterloh und nur kurze Zeit später stürzte der 364 Jahre alte Turm in sich zusammen, vor den Augen vieler Schaulustiger. Es kamen glücklicherweise keine Menschen zu Schaden.
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Die 1980er
Eine Premiere Es ist das erste Mal, dass ein Papst offiziell nach Luxemburg kam. Zwei Tage dauerte der Aufenthalt von Papst Johannes Paul II. Die Gelegenheit wurde genutzt, um Erbgroßherzog Henri dem Papst vorzustellen. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass der Pontifex Maximus unser Land besuchte. Bereits 1970, als er noch Kardinal und Erzbischof von Krakau in Polen war, hatten Bischof Jean Hengen und dessen Vorgänger Léon Lommel ihn empfangen.
Déi Zwéi vum Bierg Am 27. Januar 1985 wird die erste Folge der sechsteiligen Produktion „Déi Zwéi vum Bierg“ im Hei-Elei-Programm ausgestrahlt. Ein Fernsehfilm in luxemburgischer Sprache von Menn Bodson, Marc Olinger und Gast Rollinger, der auch heutzutage noch zu den größten Fernseherfolgen hierzulande gehört. „Mir machen Filmer fir d’Léit a mat den Léit“, meint Drehbuchautor Henri Losch in der revue. Von Februar bis Dezember 1984 wird in Everlingen und Umgebung gedreht. Der Film erzählt die Geschichte des zweiten Weltkrieges aus der Perspektive eines kleinen luxemburgischen Dorfes im Norden des Landes. Zum Cast gehören damals, unter anderen, Christian Kmiotek, Fernand Mathes, Fernand Fox, Marc Olinger und Marie-Christine Faber.
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Abschied von einer großen Dame Am 9. Juli 1985 stirbt auf Schloss Fischbach Großherzogin Charlotte im Alter von 89 Jahren. Am 12. November 1964 hatte sie sich von den Staatsgeschäften zurückgezogen, doch bei den Luxemburgern ist sie stets beliebt gewesen und sie bleibt für die Ewigkeit, eine der großen Frauengestalten in der Geschichte unseres Landes.
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Die 1980er
Schwarzwaldklinik „Exklusiv! Hinter den Kulissen der Schwarzwaldklinik“, steht groß auf der Titelseite der neuen Ausgabe vom 28. November 1985. Auf dem Glanzpapier abgedruckt, zwei bei den Fernsehzuschauern sehr beliebte Schauspieler: Klausjürgen Wussow und Gaby Dohm. Für die Anhänger der neuen ZDF-Serie sind sie Dr. Brinkmann, Chefarzt der Schwarzwaldklinik, und Schwester Christa Mehnert. Und ja, sie wird ihren Chefarzt später heiraten. Nach all den Jahren ist das ja längst kein Geheimnis mehr. Doch damals, im November 1985, ist die billige Seifenoper der absolute „TV-Knüller“, und laut revue hat das Schwarzwaldfieber jetzt auch Luxemburg befallen. Deshalb gibt es in jeder Ausgabe, während 14 Wochen, bis zur Ausstrahlung der letzten Folge der ersten Staffel, jede Woche Blicke hinter die Kulissen der Dreharbeiten, Backgroundberichte, exklusive Informationen über die kommenden Folgen und sogar eine Karte des Schwarzwalds mit den jeweiligen Drehorten.
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1986 Bizarr
Der Absturz
Als „bizarr“ von uns identifiziert, ist das PolitFasching, das im Februar 1986 erscheint. „Wie verkleidet sich die Polit-Elite unseres Landes zum Karneval?“ Das kann der Leser selbst entscheiden, dank kleiner Papier-Mannequins zum Ausschneiden. Colette Flesch, Jacques Poos, Jacques Santer und René Urbany dürfen nach Belieben verkleidet werden: Als Esel, als Clown und sogar als Prostituierte, denn „Im Karneval ist ja anscheinend alles erlaubt“. Die Zeichnungen sind vom talentierten Roger Leiner, doch das Konzept bleibt für uns ein ungeklärtes Rätsel.
Exklusiv für revue äußert sich Schlagerstar Roy Black über den Absturz seiner Karriere. Es sei nicht einfach zu verkraften, dass man nicht mehr ganz oben ist. Goldene Platten und andere Auszeichnungen sind längst Schnee von gestern. Frauenherzen lässt er auch nicht mehr schneller schlagen. Auf die Frage, wie ihm zu Mute ist, jetzt wo er von Fernsehen und Medien nicht mehr gefragt ist, antwortet der Schlagerstar, „Da gab es schon ‚Entzugserscheinungen‘, denn der Taumel des Erfolgs ist so etwas wie eine Droge.“ Roy Black wünscht sich nichts mehr als „dass das Fernsehen und die Rundfunkanstalten wieder mehr Notiz von mir nehmen.“ Was der Schlagersänger damals noch nicht weiß, ist dass es fast drei Jahre später doch noch zu einem Comeback kommen wird. RTL Plus schenkt Roy Black 1989 die Hauptrolle in der Fernsehserie „Ein Schloß am Wörthersee“. Sein letzter großer Erfolg.
Die 1980er
1987 25 Jahre Luxair feiert Geburtstag. Am 2. April 1962 fliegt unsere nationale Fluggesellschaft zum ersten Mal vom Findel nach Paris. Es handelt sich damals um eine, in Holland gemietete, „Fokker Friendship F27“.
Nationale Premiere Jos Gillen ist der erste Luxemburger Spenderherzträger. Am Samstag, dem 3. Januar 1987, wird der 47-Jährige aus Mersch vom renommierten Professeur Cabrol in Paris operiert. Christian Cabrol hatte bereits 1968 die erste Herztransplantation in Europa durchgeführt. In der revue erzählt Liliane, die Ehefrau von Jos Gillen, über eine unendlich lange Nacht. Sie habe kein Auge zugetan und ständig auf’s Telefon gelauert. Schlussendlich wird die Operation erfolgreich durchgeführt.
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Die 1980er
Superjhemp „As ët e Vull?“, „Ass ët een Avion?“… “Nee, ët ass den Superjhemp. Am 17. September, erscheint die erste Folge des wohl bekanntesten Superhelden aus Luxemburg. Ein Comic-Strip „made in Luxembourg“ von Lucien Czuga und Roger Leiner. „De Superjhemp géint de Bommeléer“ begeistert im Nu die revue-Leser. Im November 1988 erscheint dann das erste Album. Das letzte erschien 2014. Vier Jahre später, im Oktober 2018, feiert Superjhemp sein Comeback im Kino. Der Film wurde in nur kurzer Zeit der erfolgreichste Kinostreifen der luxemburgischen Filmgeschichte.
1988 Bye bye! RTL-Plus verlässt seine Studios in Bartringen, Richtung Köln. In der Aachener Straße verfügte der deutschsprachige Sender dann über ein 5.500 Quadratmeter großes Gebäude für seine Eigenproduktionen. 20 Millionen DM wurden in die neuen technischen Einrichtungen gesteckt und zwei große Studios standen dem Sender nun zur Verfügung. Die Konkurrenz kann sich auf etwas gefasst machen. Das freche Banner das am RTL-Gebäude hing, sorgt bereits für Aufsehen: „Karlchen grüßt den WDR“.
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Die 1980er
Kontakt mit dem Jenseits Die revue hatte Kontakt mit dem Jenseits. So heißt es zumindest auf der Titelseite. Ein exklusiver und einmaliger Bericht! Es ist ein sehr ungewöhnliches Experiment, das sich im Winter 1988, bei der Organisation CETL (Cercle d’Etudes de Transcommunications Luxembourg) in Hesperingen abspielt. Es scheint, als gäbe es diese Organisation heute nicht mehr. Lassen wir es uns so ausdrücken: Es handelt sich um eine Gruppe von Leuten, die behauptet Stimmen und Bilder aus dem Jenseits zu hören und zu sehen. Es fällt mehrmals der Begriff „Transkommunikation“. So bezeichnet man, sozusagen, Hörereignisse, die zum Beispiel auf einer Musikkassette oder einer Videokassette, meist aus unerklärlichen Gründen, auftauchen können und die einer menschlichen Stimme ähneln können. In den 70er und 80er Jahren behaupten weltweit öfter Menschen, dass auf diese Art und Weise Verstorbene aus dem Jenseits mit uns Kontakt aufnehmen wollen. Revue-Chefredakteurin Yolande Kieffer hat dieses Phänomen miterlebt. Zuerst werden ihr
einige Kassetten vorgespielt, doch dann wird ihr ein Live-Experiment angeboten. Jemanden von „drüben“ wird in wenigen Minuten mit ihr Kontakt aufnehmen: „Ich bin überrascht… und wahnsinnig neugierig, was denn nun passieren soll. (…) Ich werd’ verrückt, das erste außerirdische Rendez-vous in meinem Leben! Find ich toll… und doch verspüre ich ein vages Unbehagen.“ Einige Minuten später erscheint auf dem Bildschirm eines, angeblich, kaputten Fernsehgerätes ein
eher unbeschreibliches Bild. „Und dann die Stimme kratzig, eisern: Hier spricht Konstantin Raudive…!“ Die anderen Worte kann die Journalistin kaum verstehen. Ob das tatsächlich der verstorbene russische Schriftsteller war, kann sie nicht behaupten, weder beweisen, sie wirkt sogar ein bisschen enttäuscht. “Mir dreht der Kopf. Ich habe nichts verstanden, das ging alles zu schnell… und ich habe das Gefühl, als wäre nichts Weltumstürzendes geschehen.“
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Den Tunnel ass op! Am 18. Juni 1988 öffnet, nach fast fünf Jahren Bauarbeiten, der Tunnel du Saint-Esprit. Nachdem das Trikoloreband von Großherzog Jean durschnitten wird, strömen laut revue rund 1.000 Schaulustige hinter den Ehrengästen in den Tunnel. Ohne Auto! Na ja, es sind ja auch
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ein ganz besonderer Augenblick. Zur Prominenz gehören auch Stadtbürgermeisterin Lydie Polfer und der damalige Minister Marcel Schlechter. Im Laufe des Tages wollen viele Autofahrer, sicher aus Neugierde, durch den neuen Tunnel fahren. Resultat: Staus an allen Ecken und Enden.
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Die 1980er
1989
Das „weibliche“ Auto In der Rubrik „Madame Auto“ interessiert sich Journalistin Claude Wolf für den Kauf eines Zweitwagens, der in diesem Artikel als das „weibliche“ Auto bezeichnet wird, denn „Weiblicher Führerschein und Auto sind längst keine Seltenheit mehr, öfter schon eine Notwendigkeit.“. Was konnte wohl 1989 mit einem „weiblichen“ Führerschein gemeint sein? Klingt schon ein bisschen überraschend und ehrlich gesagt
regelrecht abwertend. So erfährt der Leser zusätzlich, dass „Frauen heutzutage glücklicherweise zum – fast – normalen Autofahrer geworden sind.“ Ein tüchtiger Autohändler weiß ebenfalls, dass Frauen sich regelrecht in einen Wagen verlieben können und deshalb das festgelegte Budget gerne mal überschreiten, auch wenn die Wahl des Autos nicht ganz sinnvoll ist. Es ist ja bekannt, dass Männer nur rational denken und
reagieren. Doch wir wollen jetzt nicht allzu streng sein, denn was heute glücklicherweise als unverschämt und diskriminierend bezeichnet wird, scheint, trotz unzähliger Klischees, damals nicht als abwertend vor der Gesellschaft eingestuft worden zu sein. Und zugegeben, im Artikel wird als Fazit dann doch betont, dass sich die Frau der achtziger Jahre zum vollwertigen und sicheren Verkehrsteilnehmer entwickelt hat.
Umzug Nur selten gibt es Einblicke hinter die Kulissen der revue. Im Januar 1989 zieht die revue um, und seine damaligen Mitarbeiter verwandeln sich in „Plënnermeedercher“ und „Plënnerjongen“, wie der Leser in einer dreiseitigen Fotoreportage erfährt. Yolande Kieffer, die Chefredakteurin, ist sich nicht zu schade um Schreibtischplatten abzuputzen und die männlichen Kollegen legen kräftig eine Hand mit an. Es wird ausgemessen, demontiert und eingeräumt. Doch am Ende des Tages haben es alle (fast) geschafft. Zur Belohnung gab es, laut revue ausnahmsweise, Bier vom Fäßchen für die Männer und „Kaffieskränzchen“ für die Frauen.
Bocuse d’or Es ist eine Weltpremiere. Im Herbst 1989 gewinnt Meisterköchin Lea Linster als erste und bisher einzige Frau den „Bocuse d’Or“. Die damals 33-Jährige hat als einzige Frau in Lyon am renommierten Wettbewerb teilgenommen und sorgte mit einer Languste mit Trüffel-Fettucine und einem Lammrücken, bei der Jury für Begeisterung. Neben der sehr begehrten Skulptur gibt es auch noch eine Gewinnsumme von insgesamt 15.000 Dollar.
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MAT COURAGE A VERTRAUEN NO VIR KUCKEN Lëtzebuerg stäerken
Chancen notzen
Mir alleguerten hunn déi lescht Méint Aussergewéinleches geleescht. Zesummen hu mir et fäerdeg bruecht, bis elo gutt duerch dës sanitär Kris ze kommen.
Och an noer Zukunft ass eis éischt Prioritéit, fir d’Land gutt duerch d’Kris ze féieren, Mënscheliewen ze retten, Aarbechtsplazen ofzesécheren an eis Ekonomie erëm ze relancéieren. Mir wäerten awer och d’Chance notzen, déi de Virus eis virun Ae gefouert huet.
Mir hunn Aarbechtsplazen ofgeséchert an eis Betriber stabiliséiert. Mam Chômage partiel a mat enger ganzer Rei un direkten an indirekten Hëllefen, hu mir séier reagéiert. Mat der Verdueblung vun der Allocation de vie chère a mam Afréiere vun de Loyeren, hu mir de sozialen Zesummenhalt am Land garantéiert. Mir hu keen am Ree stoe gelooss.
Perspektive schafen De Chômage partiel gëtt verlängert a wäert och d’nächst Joer Aarbechtsplazen ofsécheren. Do dernieft gräife mir mat neien Direkthëllefen, deene Betriber a Selbststännegen ënnert d’Äerm, déi weider staark vun der Kris betraff sinn. Domadder gi mir hinnen an hire Mataarbechter déi néideg Sécherheet fir d’Zukunft. Mir loosse si net am Stach.
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Mir hunn e Projet fir Lëtzebuerg weider ze entwéckelen, fir esou eis Liewensqualitéit z’erhalen, an de groussen Erausfuerderunge fir eist Land, fir eis Wirtschaft a fir eis Ëmwelt gerecht ze ginn. Mir halen un deem Projet fest. Mir wäerten dobäi keng onnéideg Experimenter maachen. Mir wäerte keng Steiererhéijungen aféieren, weder op der Ierfschaft an direkter Linn, nach um Verméigen. Dofir setze mir awer op Innovatioun – och am Kampf géint de Klimawandel –, op méi Zäit fir d’Famill – andeems mir ë.a. den Teletravail fërderen – an op héich Investitioune fir déi nächst Generatiounen.
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Die 1990er
Halleluja Glaube und Hoffnung. Nette Worte. In den 90er Jahren hat eine gleichnamige „Gemeinschaft” dafür gesorgt, dass so mancher revue-Leser wahrscheinlich vom Glauben abgefallen ist.
„Engel Albert von allen guten Geistern verlassen?” Diese Frage stellt die revue auf dem Cover der zweiten Ausgabe von 1990. Es war nicht der erste und sollte nicht der letzte Artikel über die „Glaube und Hoffnung“-Gemeinschaft, die auf dem Melickshaff in Echternach ihr Unwesen trieb, bleiben. Über 20 Reportagen, Interviews und Meldungen veröffentlichte die revue allein im Jahr 1990. Auch in den Jahren zuvor und danach hat die Affäre um den Melickshaff sowie die Prozesse rund um diese Gemeinschaft für viel Wirbel gesorgt – und zahlreiche Seiten in der revue gefüllt. Engel, wer? Nun, bereits in den 1980er Jahren ist die Gemeinschaft
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„Glaube und Hoffnung” durch die nationalen Medien gegeistert. Im Mittelpunkt des Treibens: eine Frau Ketty Donnersbach, die sich als Sprachrohr eines ranghohen Engels Albert, ausgibt, Diagnosen erstellt und Heilmittelchen verschreibt. „Zum harten Kern der Sekte”, wie die revue es damals beschreibt, zählt aber auch eine Frau Yvonne Theisen. Die beiden werden schließlich wegen illegaler Ausübung der Medizin verurteilt und mit Berufsverboten belegt. Anschließend wird es ruhig um die Aktivitäten auf Melickshaff, aber nur kurz. Denn 1990 scheint es „knüppeldick über den Engel Albert und seine Gehilfen” hereinzubrechen, wie es in
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der revue im Januar dieses Jahres steht. Es ist nur der Anfang einer Geschichte, die die revue sowie deren Leser in den Folgejahren beschäftigen sollte. „Illegale Ausübung der Medizin und vorsätzliche Tötung an Sektenmitgliedern“ – das waren nur zwei der Klagen, die der Staatsanwaltschaft über den harten Kern der Sekte vorlagen. Was war passiert? Das Berufsverbot für Ketty Donnersbach, das 1985 ausgesprochen worden war, hat sie nicht daran gehindert, weiterhin Botschaften zu verbreiten – und Mitgliedern der Sekte sonderbare Heilsversprechen zu machen, oder um es mit den Worten des revue-Artikels zu sagen, die „Verschreibung von total verrückten
Die 1990er Rezepten” zu verordnen. Bierhefe, Sauerkraut, Blut von der „perfekten“ Ketty Donnersbach und nicht zu vergessen, „Melickswasser“, waren dem Artikel zufolge Zutaten, die zur Herstellung von Heilmittelchen genutzt werden. Dies, um etwa Krebsleidende zu heilen. Gebete und Vorträge, denen auch Kinder bis spät in die Nacht beiwohnen müssen, finden auf dem Melickshaff statt. „Befinden wir uns wirklich noch auf Erden, oder haben wir es mit Auserwählten, Scharlatanen oder ganz einfach Verrückten zu tun?“ Dass Petz Lahure, der damals federführende Redakteur, diese Frage im Artikel aufwirft, ist wohl mehr als nachvollziehbar. Doch damit nicht genug, Engel Albert will nicht nur heilen, er will auch Kontrolle – und Geld. „Die Gruppe Glaube und Hoffnung erwartet von ihren Mitgliedern Gehorsam”, steht im Artikel. Von Urlaubsplänen bis zum Verbot, bestimmte Straßen zu nutzen: Engel Albert gibt an, wo der Hase langlaufen soll. Das Geld, das für die Behandlungen und Vorträge in Anspruch genommen wird, das sei derweil auf Konten diverser Sektenführer gelandet – und später verschwunden. Der revue-Redakteur lässt es sich nicht nehmen und schlussfolgert: „Während man nichts gegen die religiöse Freiheit eines jeden anwenden kann, muss man jedoch den lebensgefährlichen Scharlatanismus anprangern, der seit Jahren auf Melickshaff gang und gäbe ist. Hoffentlich räumt die Justiz diesmal definitiv mit Engel Alberts Heilkunst auf.” Diesem Wunsch sollte Folge geleistet werden, wenngleich nur teilweise – und erst Jahre später. Das Thema dominiert nämlich noch viele weitere revue-Ausgaben. Von einem Interview mit „Engel Albert” über die Veröffentlichung des „Vater unser vom Melickshaff“ bis zur Zusammensetzung des „wundersamen Wunderwassers”: Die Affäre Melickshaff wird in der revue aufs Akribischste analysiert.
Yvonne Theisen und Paul Weber. Eine Hetzkampagne dieser Art, so steht es geschrieben, habe man seit dem vergangenen Weltkrieg nicht mehr erlebt. Doch die revue wäre nicht die revue, wenn sie das nicht veröffentlicht und trotzdem weiter berichtet hätte - und es darüber hinaus auch zum Anlass nimmt, noch ein bisschen genauer über Sekten in Luxemburg zu recherchieren. „Von Religion und Sekten – Fascinum et terrificum“ lautete der Titel des in diesem Kontext veröffentlichten Dossiers. Mit Reportagen über Scientology („Gehirnwäsche auch in Luxemburg“) und Transzendentale Meditation („Haste Geld, lernste fliegen“) wird auf die Gefahren von gewissen Gemeinschaften aufmerksam gemacht. Doch zurück zu Engel Albert. Der hat wohl keinen Einfluss darauf, dass die Praxis von Carmela Ragaglia im April 1990 geschlossen wird und sie zunächst ein einjähriges Berufsverbot erhält. Was sie aber nicht daran hindert, ein „Cabinet de Bien-Etre General” zu eröffnen – und Massagen anzubieten. Eine Revanche lässt aber nicht lange auf sich warten. Hilda Rau-Scholtus reicht in demselben Jahr Klage, wegen Verleumdung, gegen die revue ein. Und Petz Lahure hält damals fest: „Bis Redaktionsschluss wurde uns zwar kein entsprechendes Schreiben zugestellt, doch haben wir volles Vertrauen ins ‚Luxemburger Wort,
die Zeitung für Wahrheit und Recht‘, die schon im Februar von dieser Klage gewusst haben soll.“ Noch mehrere Jahre sollten sich die Berichterstattungen – und auch die Prozesse – ziehen. Schlussendlich liegen drei Klagen in einer Höhe von insgesamt 28,5 Millionen Franken gegen die revue vor. In erster Instanz wird Petz Lahure freigesprochen. Doch eine Klägerin, Hilda Rau, geht in Berufung, und in der letzten Meldung zur „Affäre Melickshaff“ heißt es schließlich im November 1993 in der revue: „(…)dem revue-Jorunalisten Petz Lahure wirft das Gericht vor, in seiner Berichterstattung (….) die Politikerin namentlich erwähnt zu haben und Ausdrücke wie „vorsätzliche Tötung“, „Erberschleichung“ und „psychologischer Terror“ gebraucht zu haben. Er wird dafür mit einer Geldbuße bestraft. Auch den Schadensersatzforderungen der Klägerin gegen Petz Lahure (…) wurde stärker Rechnung getragen.“ Aber dennoch: Die revue hat sich, wie der Redakteur es bereits in einer April-Ausgabe von 1990 schrieb, „trotz all der Klagen nicht einschüchtern lassen“, die Presse habe nur „ihre Pflicht getan, als sie den Skandal aufdeckte.“ Tja. Das „Vater unser vom Melickshaff”, es hat wohl nicht so gewirkt, wie die Engel Albert-Anhänger es sich erhofft hatten. Text: Cheryl Cadamuro Fotos: Archiv revue
Das Vater unser vom Melickshaff, es hat wohl nicht gewirkt.
Doch zurück ins Jahr 1990. Engel Albert ist wohl ziemlich erbost, was er über seine menschlichen Untertanen in einem Leserbrief in einer Januar-Ausgabe kundtut . Als „Luxemburger Holocaust“ haben die Absender die mediale Berichterstattung über die Glaubensgemeinschaft vom Melickshaff bezeichnet, unterschrieben von Ketty Donnersbach,
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Die 1990er
Das Jahrzehnt in der revue
1990 Zum Neuen
Was wäre die revue ohne ihre Bauen & Wunnen-Spezialausgabe. 1990 hat der revue-Leser nicht nur „Tips + Tricks rund ums Handwerkern” bekommen, er – oder sie – hat auch erfahren, was die Vorteile eines Staubsaugers sind. Nämlich: „Der Staubsauger, mit dem im gleichen Zimmer gerade saubergemacht wird, ist mit einem völlig neuen System der Luftführung ausgestattet und dadurch völlig lautlos.” Toll, oder? Vor allem aber der Hinweis, dass „der Herr am Telefon ungestört weiter verhandeln kann”, zaubert einem doch ein Lächeln ins Gesicht. Es lebe die Hightech-Welt.
Zurück in die Zukunft
Fliegende Thüringer Ach, was ist das für eine Freude. Damals, als „die Luxemburger Fußballnationalmannschaft den amtierenden Weltmeister das Fürchten lehrte“, wie im Oktober 1990 in der revue zu lesen ist. „Paul Philips FLF-Auswahl verliert zwar das Spiel, aber nur ganz knapp (2: 3).“ Dass außerhalb des Spielfelds kriegsähnliche Zustände herrscht, weiß die revue aber auch zu berichten, ist doch im Artikel gar von fliegenden Thüringern die Rede. Ekelerregend aber auch, der „Anhang dieser netten Fußballjungs”, wie es ebenfalls dort heißt.
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Das bisschen Haushalt…
Neun Milliarden Franken für eine Metro? Diese Frage wirft die revue im März 1990 auf. „Wer die Verkehrslage in der Hauptstadt kennt, weiß, dass die geplanten Verbesserungen nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein können”. Ach, wie wahr. Hätte der Redakteur gewusst, dass viele Jahre später ein Projekt für eine Tram auf 760 Milliarden Euro geschätzt wird – er hätte wahrscheinlich auch damals gefragt: „Wer soll das bezahlen?”
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Zusammengestellt von: Cheryl Cadamuro Fotos: Archiv revue
Die erste Nummer im neuen Jahrzehnt hat es bereits in sich. Nicht nur, dass die revue einen Jahresrückblick, und noch dazu in Farbe bringt, Yolande Kieffer, die damalige Chefredakteurin, offenbart im Editorial ihre Wünsche für Luxemburg: „Zum Beispiel müsste man der Regierung wünschen, doch noch in diesem Jahrhundert dem Bommeleeër auf die Spur zu kommen (....) ansonsten er wohl für alle Ewigkeit im Anonymat versinken wird” steht dort. Auch mehr Parkplätze, weniger Löcher in den Straßen, eine zügige Fertigstellung der Nordstraße sowie mehr Fahrradpisten stehen auf ihrer Wunschliste. Ach, wenn sie nur gewusst hätte, aber vielleicht ahnte sie etwas: „Wünsche sind ja wie Träume, nämlich gratis und zollfrei”. Das Fazit der Redakteurin, es fällt dann auch etwas deftiger aus: „Der Staat ist schnell zur Hand um sich bei außergewöhnlichen Situationen via Steuern neue Geldquellen zu eröffnen, tut sich aber unheimlich schwer, diese wieder abzutreten. Eine Perversion des Systems, die man dorthin wünscht wo der Pfeffer wächst.” Gut gebrüllt, Löwe!
Die 1990er
1991 Alles wie immer „Ech brauch vun Befort bis op Dummeldeng net méi laang, ewéi vun Dummeldeng bis op d Stäreplaz” und „Et kann ee sech dréinen a kéiere wéi ee wëllt, den Aasch ass emer hannen”. Diese Zeilen stammen nicht aus einem aktuellen revue-Artikel, sondern aus dem Jahr 1991. In diesem nimmt sich ein revue-Redakteur das Verkehrschaos in der Stadt Luxemburg vor – und schon der Titel lässt Übles vermuten, steht doch dort die Frage: „Wer im Stau steckt, ist selber schuld?”. Beruhigend immerhin die Worte eines unbeteiligten Verkehrsteilnehmers, der meint, dass die Lage hoffnungslos, aber nicht ernst sei. Ob es ohne Autos vielleicht keine Staus geben würde, wie ebenfalls im Text gemutmaßt wird – darüber kann man auch heutzutage wohl nur spekulieren.
Er oder Sie? Fadas family Für den Artikel „Scheinwelt voller Glanz und Glamour” hat sich Redakteurin Claude Wolf 1991 doch tatsächlich in die Umkleide der Fada´s Family getraut und stellt fest: „Das Ergebnis ist beeindruckend, die Zweideutigkeit so groß, dass sich plötzlich die Frage stellt, ob das Gegenüber jetzt Er oder Sie ist” und „Bewunderung zollt den Glamour-Girls von uns Alltagsfrauen, ob der Eleganz, mit der Sie sich in ihren hohen Stöckelschuhen bewegen, ob der grazilen Weiblichkeit ihrer Bewegungen.” Dem ist nichts hinzuzufügen.
Post aus Entenhausen Da hat die Redaktion damals, es war im Februar 1991, bestimmt nicht schlecht gestaunt. Eine Abokarte, versehen mit einer Briefmarke aus Entenhausen, kommt – ordnungsgemäß abgestempelt von der Stadt Luxemburg – in den damaligen Räumlichkeiten der revue an. Begeistert von der Fanpost, veröffentlicht die revue ein Bild der Briefmarke im Wert von 1,50 Talern samt kleinem Text, in dem es heißt: „Es liegt uns einigermaßen fern, behaupten zu wollen, unsere Post sei ein Micky Maus Betrieb. Es ist allerdings unbestreitbar, dass Briefmarken aus Entenhausen anscheinend auch bei uns Gültigkeit haben.” Ein bisschen frech war sie eben immer schon, die revue.
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1992 Erstaunliches …kommt in einem revue-Artikel über das Gefängnis in Schrassig zutage. Die Frage, die beantwortet werden sollte, lautete: „Ist es tatsächlich ein Luxushotel, wie so manch einer am Stammtisch behauptet – oder ist das System zu repressiv und autoritär, wie wieder andere behaupten?” Fest steht nach der Visite aber: Es ist „Kein Hotel und kein Verlies”. Ob die am Ende des Artikels platzierte Werbeanzeige für Rattengift bewusst oder per Zufall dort Platz gefunden hat, das bleibt wohl ein Geheimnis.
Reise ins Mittelalter
Alles für die Katz Wohl weil die revue ein Herz für Tiere hat, findet 1992 ein Bericht über die World Cat Show ihren Weg in das Magazin. Und die federführende Redakteurin, Ute Metzger, muss wohl ein Herz für Katzen haben, beschreibt sie doch das Treiben dort wie folgt: „Es wurde gefühlt, gestreichelt, Rundungen abgetastet, Schenkel berührt und ins Maul geschaut, dass es eine reine Lust war.” Manchmal zwar nicht sehend wo „hinten und wo vorne ist”, hat sie sich aber wohl prächtig in den Viktor Hugo Hallen amüsiert. Und zollt den edlen Tieren darüber hinaus ihren Respekt: „Die tausenden von Zweibeiner wurden mit leichter Arroganz von den schnurrenden Salonlöwen ignoriert”. Richtig so.
Nicht Anno 1500, nein 1992 erscheint folgende Meldung in der revue: „Entlassung wegen wilder Ehe: SanktPaulus-Druckerei verliert Arbeitsprozess”. Ja, tatsächlich. Eine Arbeitgeberin war gefeuert worden, weil sie unverheiratet mit einem Arbeitskollegen zusammenlebte. „Sie habe damit den hauseigenen Kollektivvertrag missachtet, sie schade dem Ansehen des Betriebes und verstoße gegen die moralischen Prinzipien der Druckerei, zumal deren Aktionär der Erzbischof sei.” Nun, wie dem auch sei, der Arbeitgeber verliert den Prozess, muss die Gerichtskosten tragen sowie einen Schadensersatz über eine Million Franken an die junge Frau zahlen. Sachen gibt’s.
Praktisch, praktisch 1992 wurde der Kreisverkehr Robert Schaffner, auch „Iergäertchen“ genannt, eröffnet. Die revue, stets um die Sicherheit ihrer Leser besorgt, veröffentlicht so denn auch eine Meldung mit Anleitung zum Benutzen: „Die Außenspur ist wie gewohnt im umgekehrten Uhrzeigersinn zu befahren, die Innenspur dagegen im Uhrzeigersinn und die mittlere Spur ist die Überholspur.“ Und um zu verhindern, dass es zu Staus bei der Ein- oder Ausfahrt kommt, wird dem gewieften Autofahrer ans Herz gelegt, bei der Einfahrt die Rechtsvorfahrt, bei der Ausfahrt dagegen die Linksvorfahrt zu nutzen. Alles verstanden soweit? Ach ja, ein Detail fehlt noch: Die Meldung erscheint an einem ersten April.
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Die 1990er
1993 Zauberei? Der Start des mobilen Funknetzes in Luxemburg findet natürlich auch in der revue Beachtung. „Es ist schon ein irgendwie komisches Gefühl: man liegt irgendwo in Italien am Strand, sich in der Sonne aalend (…) und denkt an nichts Schlimmes, da auf einmal ertönt ein höchst bekanntes jedoch für diesen Ort ungewöhnliches Geräusch”, beschreibt der Redakteur das Klingeln des Mobiltelefons im Artikel. Gut, dass es sich bei dem Klingelgeräusch aber nicht um Halluzinationen handelt, wie er ebenfalls festhielt. Das begeisterte Fazit: „Schon jetzt zeigt sich, dass dieses neue und hochmoderne Kommunikationssystem auf großes Interesse stößt.” Fast wie ein Blick in die Glaskugel, oder?
Don’t Worry Be Gummi In einer Ausgabe von 1993 ziert ein Kondom das Titelbild des Magazins. Im dazugehörigen Artikel „Don´t worry, be Gummi” gibt es derweil ganz praktische Tipps: „Achtung: Figurative Gummis wie jener auf unserem Titelbild werden von den Herstellern ausdrücklich als Scherzartikel angeboten. Vom Gebrauch im Ernstfall wird aus Sicherheitsgründen abgeraten. Achten Sie daher stets auf die Packungsaufschrift und das jeweilige Verfallsdatum.” Die revue ist eben immer schon um Aufklärung bemüht.
Immer mitten in die.... Luxemburg ist nicht gerade der Nabel der Welt, was das Ausgehen betrifft. Dieser erste Satz im Vorwort des Artikels „Nachtleben mal anders” lässt bereits Übles ahnen. Und dann bricht es aus dem Redakteur, der vermutlich kein Fan der hiesigen Partyszene ist, heraus: „Dass man überall die gleichen Gesichter trifft, die sich in irgendwelchen Melusinas oder Casablancas die Füße wund stehen...und sich mit den allseits beliebten „An? ...Oh, d’geet“-Dialogen gegenseitig zu Tode langweilen, ist auch längstens bekannt.“ So, nehmt das, denkt der Redakteur sich wohl. Die Bilderzeilen unterstreichen seine Einstellung, oder wie soll man „Für Bauchweh und Durchfall ist gesorgt“, anders interpretieren?
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1994 Große Wirkung... …hatte Anfang 1994 ein kleiner Text über ein Sofa. In einem Artikel namens „Am Rande einer Tripartite...“ erbost sich ein aufmerksamer revue-Redakteur über - ein abgenutztes Sofa. Das ist aber auch nicht irgendeine Sitzgelegenheit, sondern ziert damals das Empfangszimmer des damaligen Außenministers Jacques Poos. Es ist, um es mit den Worten des revue-Redakteurs zu sagen, „das berühmt-berüchtigte, auf dem der ehemalige Staatsminister Pierre Werner und sein Vize-Präsident Henry Cravat in den 60er Jahren angeblich eine undurchsichtige Canapés-Politik betrieben”, wie dort steht. Ein Skandal aber auch, die hochrangigen Gäste aus dem Ausland auf dem abgenutzten Ding,
das „wéi Frippchen” aussieht, Platz nehmen zu lassen – und darüber zu mutmaßen, unter wessen Gewicht es wohl wann zusammenbrechen wird. Der letzte Satz im Text bringt es dann auf den Punkt: „Beim Staat ist zwar Sparsamkeit angesagt, das ist auch gut so. Aber Schlamperei!?” Ob und inwiefern die Fotos von
Klare Kante...
Technik-Wunder „Kochender Fernseher sagt abschätzig der Misstrauische, Zauberkasten lobt bewundernd der Überzeugte“. Na, was der revue-Redakteur damit wohl gemeint hat? Richtig: Die Mikrowelle. Und weil man mit einer solchen – immerhin war 1993 bereits die zweite Generation des elektrischen Meisterwerks auf dem Markt – auch „richtig knusprige Pizza oder Pommes Frites“ zubereiten kann, hat sich die Redaktion doch gleich dazu hinreißen lassen, ein leckeres Rezept zu teilen: Birnenschälchen. Und das Praktische daran, wie da steht: „Die Gerichte werden in dem Geschirr gegart, in dem sie später auf den Tisch kommen“.
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Politikern in derselben Ausgabe mit dem kaputten Gegenstand zu tun haben, wir wollen jetzt besser nicht spekulieren. Nur ein paar Wochen später aber, es ist Ende März, ist die Freude groß, als ein Redakteur beim Besuch des Ministeriums feststellte: „Das Kanapee ist repariert“. Welche Freude aber auch.
...zeigt die revue in den 1990ern in der Frage, wie mit Nazis umzugehen ist. So etwa in der Ausgabe vom 18. August 1994. Samstags zuvor sind damals mehr als 100 Nazis – vornehmlich aus Deutschland, aber auch Frankreich, Niederlande und Österreich – nach Luxemburg angereist, um den Geburtstag von Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess zu begehen. Beginnend mit dem Titel „Neonazis: Raus mit dem teutonischen Plunder”! über Bilderzeilen wie „Luxemburg ist keine Deponie für gesellschaftlichen Sondermüll” und Aussagen wie „Sie sind nicht nur hässlich, sondern auch dumm, wie sie beim Verlassen des Gendarmeriegebäudes in Verlorenkost zeigen!” und „...mehrere Dutzend dieser schissbraunen Büttel vor der deutschen Botschaft (....) aufmarschierten und ihre schwachsinnigen Parolen grölten (....).“ Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. Doch damit nicht genug. Der Redakteur lässt es sich auch nicht nehmen, Stellung zum Wohlwollen der deutschen Politik gegenüber Rechtsrassismus anzusprechen. Gut gemacht.
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1995 Ihrer Zeit voraus...
Wie in jedem Haushalt... Als Jean-Claude Juncker 1995 die Nachfolge von Jacques Santer als Premier antritt, ziert ein Zitat von JCJ das Cover der revue: „Et rabbelt guer näischt! Mä heiansdo gët et Kaméidi”. Da sind wir im Nachhinein aber beruhigt, oder sollte vielleicht doch noch etwas vorfallen?
Happy Birthday!
...ist die revue ja auch immer schon in Sachen Digitalisierung. „Was ist eine CD-ROM“? Die Antwort auf diese Frage, gestellt in einer revue-Ausgabe von 1995, sie dürfte wahrscheinlich auch heutzutage noch den einen oder anderen – zumindest von den jüngeren Generationen – interessieren. Und so lautet es im Text: „Damit kann man über den Computer 250.000 DinA4Seiten abspeichern.” Im dazugehörigen Artikel wird derweil der erste multimediale Reiseführer durch Luxemburg vorgestellt, in dem es heißt: „Die komplette Reise durch die ganze CD-ROM dauert ungefähr 7 Stunden.” Wundersam. Aber was macht man, auch damals schon, nicht alles, um auf dem neusten Stand zu sein.
It's just Rock´n´Roll... ….but we like it. 1995 war ein großes Jahr für Rockfans. Die Rolling Stones gaben sich nämlich, im Zuge des Kulturjahrs, die Ehre auf Kirchberg. Und die Truppe von der revue ist damals wohl auch ganz aufgeregt, erscheinen doch bereits Monate zuvor zahlreiche Artikel über die Rockband. Beim Konzert läuft dann aber alles „wie am Schnürchen”, so das Fazit des Artikels. Sogar Erbgroßherzog Henri ist zu Gast und greift zum Fernglas, um sich die Jungs von ganz nah anzusehen, während seine Gemahlin das Ganze mit einer Kamera festhält. Die Stones kommen, sehen und rocken. Ende gut, alles gut.
1995 hat die revue ihren 50. Geburtstag gefeiert. Und das wird damals natürlich gebührend gefeiert, mit Konzerten, so, wie es sich für eine alte Dame eben geziemt.
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1996 Deja Vue? Da hat wohl wer zur Rechenmaschine gegriffen. „Nach 8.760 Stunden guter Laune, 525.600 Minuten heller Begeisterung, und 31.536.000 Sekunden voll Gefühl hat der kulturelle Alltag die Luxemburger wieder”, so lautet es in einem revueArtikel „Ende der Vorstellung” von 1996. Was passiert ist? Ach, gar nicht so viel. 1995 war Luxemburg, wie wir ja bereits zuvor erwähnt haben, europäische Kulturhauptstadt. „Vom Traum zum Albtraum“ titelt die revue noch im Januar 1994 , die Frage ob Guy Wagner seinen Hut nehmen wird, ist dann im März desselben Jahres mit der Vorstellung von Claude Frisoni, dem neuen Generalkoordinator, beantwortet worden. Anschließend folgen Querelen um das Programm, und danach sind dann doch – fast – alle zufrieden. Kommt Ihnen das nicht auch irgendwie bekannt vor?
Boom „745.000 Einwohner im Jahr 2050?” Mit dieser Frage beschäftigt sich die revue 1996, damals leben 411.600 Menschen im Großherzogtum. Es werden im Artikel gar drei Szenarien aufgezählt, wovon das realistischste laut revue-Redakteur dasjenige ist,
welches besagt, dass 744.140 Menschen im Jahr 2050 in Luxemburg leben würden. Dass das Land im Jahr 2020 bereits 626.000 Einwohner zählt – und für das Jahr 2050 mit mehr als einer Million gerechnet wird: Statistiken waren schon immer so eine Sache.
Verkehrte Welt Das hat sich die revue wohl anders ausgemalt. Mit dem Artikel „Wanns de dech net schécks....da kenns d erëm heem” zeigt sich nämlich: Internate sind gar nicht so schlimm. Eine Bewohnerin etwa meint in dem Artikel, dass sie traurig ist, wenn sie in den Ferien nach Hause muss und verrät: „Wenn meine Mutter mich unter Druck setzen will, droht sie mir damit, dass ich nicht im Internat bleiben darf – das wirkt.” Und die Redakteurin hält verwundert fest: Das Druckmittel „Wanns de näischt léiers, da gëss de an d‘Internat gestach”, es hat wohl ausgedient.
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1997 RevoluciÓn Als „Die Handy Revolution“ wird das Phänomen Mobiltelefon 1997 in der revue bezeichnet. Von „wunderlichen Leuten, die da mit einem Telefonapparat in der Hand umherliefen und dauernd telefonierten“, ist im Text die Rede. „Das Schönste wäre, wenn auf dem Bürgersteig zwei aneinander vorbeiliefen, die sich gerade telefonisch unterhalten“, habe sogar ein Kollege gespottet. Und auch die ewigen Nörgler haben ihr Plätzchen im Text bekommen, wo es heißt: „Berufshypochonder hatten gleich herausgefunden, dass Mobiltelefone elektromagnetische Strahlen aussenden, und möchten sie am liebsten verbieten, bis im Jahre 2050 bewiesen ist, dass auch der allerkleinste Strahl nicht schädlich sein kann. Das Fazit des Redakteurs: „Tatsache ist, dass das Mobiltelefon dabei ist, unsere Kommunikationsgesellschaft total umzumodeln.“ Ob der darauffolgende Artikel „Bei Anruf Sex“ eine ideengebende Anleitung sein sollte, wir wissen es auch nicht so genau.
Wer hätte das gedacht? Im Juli 1997 titelt die revue „Das Ende eines 30jährigen Krieges”. Um was es in dem Artikel geht? Richtig. Die Nordstraße. Und so steht geschrieben: „Es war 18.45 Uhr am 9. Juli 1997, als die Abgeordnetenkammer mit überwältigender Mehrheit grünes Licht gab, um den Bau der Ostvariante der Straße zwischen Luxemburg und Mersch in Angriff zu nehmen.” Nach jahrzehntelangen Diskussionen zwischen Befürwortern und Gegnern des Projekts, was natürlich auch in der revue immer wieder aufgegriffen worden ist, haben sich alle auf eine Strecke geeinigt und das Gesetz wurde verabschiedet. Dass acht Jahre später einer der Gegner dieses Projekts mit den Worten „Wer hätte das gedacht” die Strecke einweihen sollte - tja, wer hätte das aber auch gedacht.
Die Frage der Fragen „Woran man seriöse Fahndungsbüros erkennt? Ganz einfach: ein echter Detektiv lehnt Ermittlungsaufträge, die nur die Neugier des Kunden befriedigen, oder gar kriminelle Absichten haben, ohne Wenn und Aber ab”, so heißt es im revue-Artikel „Alles Schnüffler, oder was?” Beim Lesen stellt sich einem aber irgendwie vor allem eine Frage: Welche Absichten hat der Redakteur wohl gehegt, als er seine Fragen an den Profi-Detektiv gerichtet hat?
Die 1990er
1998 Gerabbels „Et rabbelt guer näischt”, damit hat Juncker 1995 wohl etwas danebengelegen. Eine “Abrechnung im Gesundheitsministerium” beschäftigt 1998 nämlich die revue-Redaktion. Die Affäre um Johny Lahure, der damalige Gesundheitsminister, sollte nicht nur zu seinem Rücktritt, sondern auch zu einer Neubildung der Regierung führen. Der Titel „Wie eine Lawine“ ziert das revue-Cover vom 4. Februar 1998. Ein Rückblick: Über Jahre hinweg sollen in den 90ern zweckgebundene Gelder, die an verschiedene Spitäler und Institutionen überwiesen wurden, für die Begleichungen anderer Rechnungen verwendet worden sein. Da wundert es wohl auch niemanden, dass die revue damals die Frage stellt, ob denn “im Gesundheitsministerium jeder macht, was er will.”
Kreativität... ...hat die revue mit ihren hauseigenen Werbesprüchen im Jahr 1998 gezeigt. Die sprechen wohl für sich:
Juncker im Wunderland Da hat wohl auch Jean-Claude Juncker gestaunt: All diese vielen neuartigen Geräte, wofür die wohl alle gut sind? Die revue lässt es sich nicht nehmen, ihn 1998 auf die Cebit in Hannover zu begleiten und es steht geschrieben: „Die stille Revolution, die sich unter unseren Augen vollziehe und die das Leben des Einzelnen sowie das kollektive Zusammenleben drastisch verändere, so der Premier, mache ihm jedoch keine Angst”. Wie es zu dieser Zeit um die Informationsgesellschaft in Luxemburg bestellt ist, das ist ebenfalls in dem Artikel zu lesen. Das Fazit: Luxemburg hat ihm Bereich der Information einen Rückstand. Dabei wäre es doch so einfach gewesen: In der revue-Rubrik Freak, heutzutage Multimedia, wird dem geneigten Leser doch auch damals schon regelmäßig Neues aus der Hightechwelt vorgestellt.
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Zukunftsmusik? „Nach jahrelangen Diskussionen, Studien und Planungsarbeiten zeichnen sich im Dossier endlich ein Ende bzw. ein Anfang ab.” Nun, dieser Satz dürfte auf viele Projekte in Luxemburg passen, in diesem Fall aber geht es um nichts anderes als die Tram. Im Artikel „Mit der Tram in die Zukunft” werden nicht nur Pläne wie ein Tunnel zwischen Bahnhof und Place de Paris, der 600 Millionen Franken kosten soll, thematisiert – auch die ewigen Nörgler haben ihr Plätzchen im Text erhalten. Und so heißt es: „Schreckgespenst von der autofreien Innenstadt geht um” und „Gegner befürchten, der Individualverkehr werde gänzlich aus der Stadt verschwinden.“ Aber warum denn immer so pessimistisch. Es hat doch alles wunderbar geklappt mit dem Bau der Tram, nur etwas später vielleicht, aber dafür passt das Bild, das damals veröffentlicht wurde - zumindest ein bisschen – auf das Trammodell, das heutzutage in Luxemburg umherfährt.
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Selber machen lassen „Nicht bloß reden, auch was tun”. Diese Überschrift ist zu lesen in einem Artikel von 1998. „In der Suchtproblematik ist zu viel Verbot und zu wenig Aufklärung“ und „Die Jugendlichen spüren die Doppelmoral, wenn Politiker gegen Haschischkonsumenten vorgehen wollen, aber nichts gegen Alkohol und Zigaretten unternehmen wollen”, steht dort. Drogen sollten nicht länger ein TabuThema sein, man sollte ehrlicher damit umgehen, so haben es die beiden Sprecher von déi Jonk Gréng befunden. Und Xavier Bettel, damals noch Jurastudent, hat derweil eine ganz besondere Erleuchtung gehabt: „Man muss versuchen, mit den Möglichkeiten, die man hat, etwas zu verändern.“ Nur der Vertreter der CSJ bleibt in dem Text ganz pragmatisch: „Wir möchten in Zukunft noch stärker zum Ideenlabor werden für die CSV.” Was daraus geworden ist? Wir wissen es auch nicht.
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Ein Herz für Tiere Was gehört in jedes gute Magazin? Richtig: Tiere. Und zwar nicht – oder zumindest nicht nur – in Rezeptvorschlägen. So wundert es wahrscheinlich niemanden, dass die revue sich auch in den 90er Jahren eingehend mit den knuffigen Vierbeinern und gefiederten Gesellen beschäftigt hat. Die Themen sind so vielfältig, dass man gar nicht weiß, was man als erstes erwähnen soll. Ob Schweineschlacht auf dem Bauernhof, Straußenzucht in
Filsdorf, Brieftaubenpost oder aber ein Papageiensammler: Die Artikel sind alle mit viel Liebe geschrieben. Müsste ein Gewinner gekürt werden, es wäre aber wohl die Reportage über Kleintierzucht im Jahr 1999. Die Frage „Wer ist der Schönste im ganzen Land”, gepaart mit dem Zwischentitel „Ein Heim für den Rammler” plus passendem Bild, dürfte bei dem einen oder anderen Leser bestimmt für Erheiterung gesorgt haben.
Blick in die Zukunft Und noch ein Beweis dafür, dass die revue ihrer Zeit voraus ist, liefert ein Artikel von 1999. In „Startschwierigkeiten für Telearbeit” befasst sich der Redakteur mit der Neuheit. „Was ist Telearbeit?” versucht er zu beantworten – und hält, unter anderem, absolut korrekt übrigens, fest: „Zu den Vorteilen werden gezählt die freie Wahl der Arbeitszeit, keine Unterbrechungen durchwitzeerzählenden oder dauertelefonierende Kollegen, keine überflüssigen Konflikte, keine kleinlichen Kontrollen durch Vorgesetzte (…).“ Wie wahr, aber in zehn Jahren, da wird Home-Office bestimmt für alle möglich sein, dank Digitalisierung und so, oder?
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Black Hole Sun Eine totale Sonnenfinsternis erlebt man nicht alle Tage. Grund genug für die revue, darüber zu berichten. Der Titel: „Graue Wolken statt Korona” lässt einen heutzutage wahrscheinlich eher an ein gewisses Virus denken, die Zuschauer damals, sie haben aber wohl einfach nur ihren Spaß gehabt.
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Die 2000er
9/ 11 Ein gewöhnlicher Dienstagmorgen spaltet die Welt 2001 in ein Davor und ein Danach. Die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York gehen als Jahrhundertattentat in die Geschichtsbücher ein und leiten eine Ära der Finsternis ein. revue berichtet über ein Jahr fast jede Woche über die Folgen von 9/11. Ist Geschichte nicht immer bloß das, was anderen Menschen passiert? Ich weiß nicht mehr, wo ich diesen Satz gelesen habe, aber seit dem Terroranschlag auf die Zwillingstürme des New Yorker World Trade Center ist auch für diejenigen, die den 11. September 2001 nicht vor Ort erlebt haben, vieles anders. Ich kann mich jedenfalls noch gut daran erinnern, dass ich mir an jenem Tag geschworen habe, mich nie wieder über Sicherheits-Checkpoints und verschärfte Personenkontrollen auf Flughäfen zu ärgern. Gleichzeitig habe ich mich hinterher mehrmals dabei erwischt, dass ich mir dunkelbärtige Männer misstrauisch angeschaut habe. Heute schäme ich mich dafür.
zu steuern? Und warum haben die Verantwortlichen der Geheimdienste – anscheinend trotz klarer Hinweise – nicht begriffen, wie fest entschlossen Osama bin Laden war, seine Fatwa durch Massenmord umzusetzen? Die Jagd auf den gefährlichsten Terroristenanführer der Welt dauert ein Jahrzehnt und endete mit einem Angriff in Pakistan – und einem anderen Bild, das ich nicht verdrängen kann: das Entsetzen in den Augen von
In dem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Buch „The Looming Tower: AlQaida and the Road to 9/11“ beschreibt Autor Lawrence Wright ziemlich treffend die Einstellung der Verantwortlichen für die Anschläge. „Radikalismus entsteht für gewöhnlich in der Lücke zwischen steigenden Erwartungen und sinkenden Möglichkeiten… Wut, Verbitterung und Erniedrigung trieb junge Araber dazu an, nach dramatischen Lösungen zu suchen. Das Märtyrertum versprach solchen Männern eine ideale Alternative zu einem Leben, das so arm an Belohnungen war.“ Es gibt noch eine Menge weiterer interessanter Bücher über 9/11, denn die Anschläge gehören zu den am meisten bearbeiteten Ereignissen der jüngeren Geschichte. Und unter den vielen Fragen, die in diesem Zusammenhang aufgeworfen werden, ist das Warum wohl am schwierigsten zu beantworten. Warum haben die im Auftrag des Islam handelnden Terroristen Passagierflugzeuge entführt, um sie in USamerikanische Zivil- und Regierungsziele
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Präsident Obama und Hillary Clinton, die live zugeschaltet sind. In diesem Augenblick wird einem nämlich bewusst, dass im 21. Jahrhundert nach wie vor grauenhafte Kriege geführt werden. Und dass Zahlen trügerisch sind. Am 11. September 2001 sind nachweislich 2.977 Männer, Frauen und Kinder in den Flugzeugen, im World Trade Center und im Pentagon getötet
Die 2000er
worden. Darunter auch 421 Rettungskräfte. Rund sechstausend Menschen haben körperliche Verletzungen erlitten. Wie viele heute noch unter psychologischen Problemen leiden, ist gar nicht erst zu schätzen. Doch was sagen diese Zahlen aus? Und wie viele Unschuldige sind während des Konfliktes im Irak gestorben, der 2003 begonnen hat und 2011 offiziell zu Ende gegangen ist? Wie viele Islamisten sind in der Marinebasis Guantanamo zu Tode gefoltert worden? Ich habe „United 93“ von Paul Greengrass und „World Trade Center“ von Oliver Stone gesehen. Beide Filme können das Grauen, das sich am 11. September abgespielt hat, nur annähernd zum Ausdruck bringen. Die Regiearbeit „Zero Dark Thirty“ von Kathryn Bigelow hingegen macht den Irrsinn um Einiges deutlicher. Dass sich nicht mehr nahmhafte Regisseure und Regisseurinnen an das Thema 9/11 herangewagt haben, ist
irgendwie erstaunlich. Hat es vielleicht damit zu tun, dass man nicht wirklich angemessen von diesem schockierenden Anschlag erzählen kann? In der revue gibt es 2001 Auslandsseiten und im Büro von Chefredakteurin Claude Wolf einen Fernseher. Auf allen Sendern sind am 11. September die gleichen Horrorbilder zu sehen. Menschen, die sich in die Tiefe stürzen. Weshalb der Song „It‘s Raining Men“ der Weather Girls verboten wird. In dem Buch „9/11 – Der Tag, an dem die Welt stehen blieb“, das Journalist Mitchell Zuckoff den Menschen widmet, die am 11. September ums Leben gekommen sind, und von denen berichtet, die überlebt haben, erzählt er u.a. von Peg Ogonowski. Die Ehefrau des Flug 11-Piloten ist bis 2008 Flugbegleiterin bei American Airlines geblieben. Sie ist nach den Anschlägen zwar weniger oft geflogen, doch sie hat
Die USA fürchten sich 2001 vor der Macht Osama bin Ladens.
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ihren Job nicht ganz aufgeben wollen. Zum Teil aus finanziellen Gründen, doch es gibt noch einen anderen Grund: Die Mutter von drei Töchtern will sich nicht von Terroristen vorschreiben lassen, was sie zu tun hat und was nicht. Mutig sind auch die Mitglieder der Vereinigung „September Eleventh Families for Peaceful Tomorrows“, die die wenig populäre Position vertreten, dass Gewalt die falsche Antwort auf Gewalt ist. Die Frage, ob die US-amerikanische Kriegserklärung an Afghanistan nicht dazu geführt hat, dass sich noch mehr Menschen radikalisieren, habe ich mir damals ebenfalls gestellt. Doch erst im Covid-19-Jahr ist mir bewusst geworden, wie schnell falsche außen- und innenpolitische Entscheidungen getroffen werden können, wenn Angst im Spiel ist. Die USA fürchten sich 2001 vor der Macht Osama bin Ladens. (Fast) die ganze Welt geht 2020 vor einem unsichtbaren Virus in die Knie. Grenzen werden geschlossen. Menschen verlieren gewisse Freiheiten. Hunderttausende sterben. Das Leben geht trotzdem weiter. Text: Gabrielle Seil Fotos: revue-Archiv
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Das Jahrzehnt in der revue
2000 Geiseldrama
Sheltering Sky Als der frühere revue-Sportjournalist Chrëscht Beneké im Jahr 2000 als erster Luxemburger am Wüstenmarathon Paris-Dakar-Kairo teilnimmt, nennt er sich noch Chris, ist 23 Jahre alt und studiert Germanistik in Trier. Durch seine Teilnahme an der Rallye will der leidenschaftliche Motorradfahrer herausfinden, ob er die mentale Stärke besitzt, um in schwierigen Situationen und vor allem mit dem langen Alleinsein klarzukommen. Immerhin sind Etappen von bis zu 400 Kilometern in zum Teil unwirtlicher Umgebung zu bewältigen. Beifall erntet der gebürtige Stegener schließlich auch, weil er einen Mitstreiter aus Senegal 70 Kilometer weit abschleppt. 2004 wird der Vollblutsportler Dritter in der WM-Wertung der Rallye-Raid. Diesmal als Chrëscht Beneké.
Millenium Ein Jahrtausendwechsel ist immer etwas Besonderes. Vor allem für Verschwörungstheoretiker. Allerdings explodiert in der Silvesternacht 1999 kein Atomkraftwerk. Kein Telekommunikationsnetz fällt aus. Und statt Aliens feiern rund 6.000 Leute in der Zeltstadt auf dem Knuedler ins neue Jahr hinein. Wegen dichten Nebels muss das geplante Feuerwerk zwar auf den 1. Januar verschoben werden, aber dafür biegt Georges Christen innerhalb von 24 Stunden 2.000 Zimmermannsnägel und stellt mit dieser Kraftleistung einen neuen Rekord auf.
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Zusammengestellt von: Gabrielle Seil Fotos: Archiv revue
Weil Neji Bejaoui mit sich und seinen Problemen nicht zurechtkommt und weil die Leiterin des Wasserbilliger Kinderhorts „Spatzennascht“ anscheinend einen negativen Bericht über seine beiden eigenen Kinder geschrieben hat, nimmt er im Juni 2000 besagte Tagesstätte in seine Gewalt. Für 43 Kleinkinder und fünf Erwachsene beginnt ein 28-stündiger Alptraum. Erst als dem Geiselnehmer angeboten wird, sich einem TV-Team vor laufender Kamera anzuvertrauen, tritt der 39-jährige gebürtige Tunesier ins Freie. Und wird von einem Scharfschützen mit einem gezielten Kopfschuss niedergestreckt. Später macht das Gerücht die Runde, dass dieser Schuss aus einer manipulierten Kamera gefeuert worden ist. Woraufhin es mächtig Kritik von Seiten der internationalen Presse hagelt. Was genau passiert ist, bleibt ungeklärt, denn weder die Polizei noch das Innenministerium äußern sich zu dem Tathergang. Im Oktober 2001 beginnt der Prozess.
Die 2000er
En eegene Stil
The Luxemburgish Patient „Irgendwann funktionieren wir nicht mehr“, lautet im März 2000 der Titel einer revue-Reportage über die Krankenpflege in Luxemburg. Darin klagt die damalige Präsidentin des Conseil supérieur de certaines professions de santé Liliane Bonert über mangelndes Personal, zu viele Überstunden, Papierkram statt Patientenpflege und fehlende Weiterbildung. Missstände, die zu Beginn der Covid-19-Pandemie immer noch nicht behoben zu sein scheinen. Das geforderte Recht eines jeden Menschen, unter menschenwürdigen Bedingungen zu sterben, ist mittlerweile jedoch gewährleistet.
Am 28. September 2000 tritt Erbgroßherzog Henri die Nachfolge seines Vaters an und will dem Amt des Monarchen einen persönlicheren Stempel aufdrücken. Im revueInterview gibt der damals jüngste europäische Staatschef zu, trotz guter und langjähriger Vorbereitung auf den neuen offiziellen Job, ziemlich aufgeregt zu sein. Im Rahmen des Thronwechsels erscheinen mehrseitige Porträts der großherzoglichen Familienmitglieder und unterschiedliche Reportagen über u.a. die Regeln der Etikette, das Verhältnis der Luxemburger zu ihrem Herrscherhaus, die Regentschaft von Großherzog Jean, die Naturverbundenheit der großherzoglichen Familie… wie auch über den Staatsakt selbst. In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends steht die revue der Luxemburger Monarchie im Allgemeinen näher als heute. Über jede Familienfeier und jeden Geburtstag wird berichtet. Mal mehr, mal weniger. Von Staatsvisiten und Auslandsbesuchen, Wirtschaftsmissionen und den Sommerferien in Cabasson gibt es meist lange Fotostrecken. Sogar die Inszenierung neuer Porträts der fünf Kinder des großherzoglichen Paares ist der revue ein Besuch im Palais wert. Für negative Schlagzeilen sorgt lediglich die Nachricht, dass der Schmuck der verstorbenen Großherzogin Joséphine-Charlotte in Paris versteigert wird.
Unglaublich, aber wahr Am 14. März 1964 werden zwei Pascal Weber geboren. Der eine hierzulande, der andere in Mulhouse. Und weil der Franzose arbeitslos ist und Steuerschulden hat, wird dem Luxemburger nicht nur das Konto bei der BCEE gesperrt, sondern ihm kommt plötzlich auch seine Sozialversicherung abhanden. Rechtsanwälte werden eingeschaltet. Das Außenministerium, Großherzog Jean, der französische Premierminister und Präsident erhalten ellenlange Briefe von dem in Terville wohnenden Luxemburger Staatsbürger, den die Verwechslung um ein Haar finanziell ruiniert hätte. Im Oktober 2019 wird Raymond Behm Opfer eines noch unglaublicheren Missverständnisses. Der Extremsportler wird auf seiner Radtour durch Syrien wegen Spionageverdachts verhaftet und kommt ins Foltergefängnis Far’Falastin. revue erzählt er, was er in den sechs Tagen seiner Isolationshaft durchgemacht hat. Erschütternd.
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Queen of Sydney 2000 „Elo kann ech zefridden ophalen“, so Nancy Kemp-Arendt, nachdem sie bei den Olympischen Sommerspielen im australischen Sydney den herausragenden zehnten Platz beim Frauentriathlon erreicht. Es ist das beste Resultat, das ein Luxemburger Sportler nach dem siebten Rang von Danièle Kaber bei den Spielen von Seoul im Jahr 1988 erzielt. Trotz dieser Meisterleistung zieht die 31-Jährige einen Schlussstrich unter ihre Karriere. Laut Sportjournalist Petz Lahure sind die Spiele von Sydney die unbeschwertesten Spiele aller Zeiten. In Athen gelingt der 21-jährigen Triathletin Liz May 2004 mit Platz 17 der Sprung in die Weltelite.
Lëtzebuerger vum Jorhonnert Unter den 50 Persönlichkeiten des politischen, gesellschaftlichen, sportlichen und kulturellen sowie wirtschaftlichen Lebens, die das Großherzogtum im Laufe des vergangenen Jahrhunderts nachhaltig geprägt haben, haben die revueLeser den ehemaligen Staatsminister Pierre Werner zum „Lëtzebuerger vum Jorhonnert“ gekrönt. Auf Platz zwei landet Radrennfahrer und Tour de France-Gewinner Charly Gaul, auf Platz drei Robert Schuman, der „Vater Europas“. Lediglich in der Sparte „Wissenschaft und Gesellschaft“ macht eine Frau das Rennen: Dr. Marie-Paule Molitor-Peffer, die sich ab den 1960er Jahren für sexuelle Aufklärung und Empfängnisverhütung einsetzt und das heute nach wie vor unverzichtbare Planing Familial gründet.
2001 Vakanz doheem… … ist keine diesjährige Erfindung. In den 2000er Jahren fliegen revue-Journalisten jeden Sommer in alle vier Himmelsrichtungen aus, um sich auf mittelalterlichen Burgen herumzutreiben, Open Air-Ausstellungen zu besuchen oder die Grenzregionen zu erkunden.
PISA-Schock Die Ohrfeige tut weh. Laut der internationalen PISA-Studie, die die Fähigkeiten von 15-Jährigen aus 32 Ländern miteinander vergleicht, sind die luxemburgischen Schüler die schwächsten in Europa. Bei der Vorstellung der Testergebnisse kann Unterrichtsministerin Anne Brasseur ihre Betroffenheit kaum verbergen. Hat das Luxemburger Bildungswesen tatsächlich derart versagt? Diese Frage wird das Großherzogtum noch eine Weile beschäftigen. Auch wenn die Ergebnisse von PISA 2 im Jahr 2003 besser sind.
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Wir gratulieren zu 75 Jahren
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2002 Wie im Gefängnis Konferenzen und Versammlungen werden abgesagt, Kinos und Schwimmbäder geschlossen. In den Straßen herrscht eine gespenstische Stille. An den Unis fallen sämtliche Kurse aus. Die Menschen igeln sich in ihren eigenen vier Wänden ein. Und Virologen warnen vor einer Epidemie, die kein Ende nimmt. Kommt Ihnen alles irgendwie bekannt vor? Die Aussagen stammen allerdings aus dem Jahr 2002 und von Janine Finck, „chargée d’affaires“ an der Luxemburger Botschaft in Peking. Und Auslöser des Szenarios ist der SARS-Virus.
Euroland Die Einführung der europäischen Einheitswährung am 1. Januar 2002 verläuft reibungslos. Dank auch der Medien, die eine wesentliche Rolle bei der Vorbereitung auf den Euro spielen. In einem Special gibt revue Antworten auf die wichtigsten 55 Fragen und lässt sowohl Befürworter als auch Skeptiker zu Wort kommen. Bereits an seinem 10. Geburtstag muss der Euro wegen der internationalen Finanzkrise einen ersten Härtetest bestehen.
Was darf Kunst? Mit dieser Frage sehen sich 2001 etliche kritische Geister konfrontiert. Anlass des Anstoßes ist die schwangere Zwillingsschwester der „Gëlle Fra“. Tageszeitungen werden mit empörten Leserbriefen überrollt. Die „Lady Rosa of Luxembourg“ der Künstlerin Sanja Ivekovic soll weg. Aber zum Glück verteidigt Kulturministerin Erna Hennicot-Schoepges die Freiheit der Kunst, und alles wird gut.
Schwarze Tage Flugzeugabsturz
Venedig in Esch/Alzette Im Sommer 2001 ist mit Al Pacino ein Hollywoodstar zu Gast in der Minettemetropole. Der Film „Secret Passage“ spielt im Venedig des 16. Jahrhunderts, doch weil es ein Vermögen gekostet hätte, in der Lagunenstadt zu drehen, werden die vielen Brücken über dem Canal Grande und die engen Gassen mit den herrschaftlichen Häusern auf dem Gelände der Terres rouges nachgebaut. Wäre ein tolle Touristenattraktion gewesen, doch aus dem Plan wird nichts. Die Kulissen werden 2005 wieder abgebaut.
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Bubu zahlt nicht mehr… Die Finca auf Mallorca kauft Jos Nickts schon 1999, aber das Ausmaß der Geldunterschlagungsaffäre kommt erst 2002 ans Licht. Mit beiden Händen sollen der Präsident der Briefträgergewerkschaft und seine Frau das Geld aus dem Fenster geworfen haben. Bis es brenzlig wird. Obwohl alle Besitztümer und das Privateigentum des Spekulanten verkauft werden, bleibt ein Loch von mehreren Millionen Euro in der Kasse des Anlagefonds, der gar keiner gewesen ist. revue-Journalist Petz Lahure reist eigens auf die Baleareninsel, um vor Ort zu recherchieren. Aus der Untersuchungshaft gibt Jos Nickts der revue später ein Exklusiv-Interview. Auspacken will er jedoch erst, wenn er wieder frei ist.
Der 6. November 2002 geht als der schwärzeste Tag in der nationalen Luftfahrtgeschichte ein. Kurz nach 10 Uhr fallen die Motoren einer in Berlin gestarteten Luxair-Fokker aus. Die Maschine mit 19 Passagieren und einer dreiköpfigen Besatzung an Bord stürzt im Sinkflug zwischen Niederanven und Roodt/Syr ab. Das Bild, das sich den Rettungsmannschaften dort bietet, ist grauenhaft. Erschreckend ist zudem die Bilanz dieser Katastrophe: 20 Menschen sterben. Unter ihnen der international anerkannte Luxemburger Künstler Michel Majerus. Die Schuldfrage zu klären, wird eine sehr schwierige Angelegenheit. Vier Jahre später ereignet sich ein weiteres schweres Unglück. Am 11. Oktober 2006 kollidiert bei Zoufftgen ein aus Frankreich kommender Güterzug mit einem aus Luxemburg kommenden Personenzug. Sechs Fahrgäste überleben den Aufprall nicht. Zudem gibt es Dutzende Verletzte. Bei dem Brandanschlag am 14. Juli 2006 auf einen Zug der CFL werden 36 Passagiere verletzt. 2007 prallt ein luxemburgischer Reisebus mit Schülern und Lehrern aus Steinsel auf der A4 in der Nähe von Reims mit einem Baustellenfahrzeug zusammen. Für eine Elfjährige und den Lehrer Alain Marchetti kommt jede Hilfe zu spät.
Die 2000er
2003
2004
Demo gegen den Krieg
Päischtcroisière & Revue Schueberfouer
Zwischen 8.000 und 14.000 Menschen gehen bei einer Antikriegsdemo auf die Straße. Die Demo mit Ansprachen vom unter anderem dem damaligen CaritasDirektor Erny Gillen und dem damaligen OGBL-Präsidenten Jean-Claude Reding verläuft friedlich. Nicht nur in Luxemburg mobilisieren sich Menschen gegen den Krieg im Irak. Im März fallen dann trotz Protesten trotzdem die ersten Bomben auf Bagdad.
In den 2000er Jahren gibt es in der revue zwei Musts: die Päischtcroisière und die Revue des Lëtzebuerger Theater. Über die Kreuzfahrtreise muss ich nie berichten, der Besuch der Proben und der Premiere der alljährlichen Revue ist hingegen Pflicht. Lustig ist es nicht immer. Städteporträts und Dorfreportagen erleben ab 2007 ein Revival.
air conditioned Die Biennale in Venedig feiert 2003 ihren 50. Geburtstag, und die in Luxemburg geborene Künstlerin Su-Mei Tse wird für ihre poetische Installation aus Klang, Film und Raum mit dem Goldenen Löwen für den besten Länderpavillon ausgezeichnet. Im gleichen Jahr wird der „Lëtzebuerger Filmpräis“ geboren.
Panama Charly sitzt Der Luxemburger Geschäftsmann Charles Ewert wandert im März wegen Mordversuchs an seinem österreichischen Partner Gaston Glock in den Knast. Der Franzose Jacques Pêcheur soll im Auftrag von „Panama Charly“ den Anschlag auf Glock mit einem Hammer verübt haben.
Möbel an der Grenze Garnich und Küntzig kündigen im Januar an, die Ansiedlung des Möbelhauses IKEA bei Sterpenich verhindern zu wollen. Die beiden Kommunen befürchten eine Zunahme des Durchgangsverkehrs in ihren Ortschaften, wenn das Großkaufhaus direkt an der Grenze geöffnet ist. Die Grenzgemeinde Steinfort allerdings unterstützt das IKEA-Projekt. Die Standortgegner heben Einspruch beim belgischen Staatsrat ein. In der Zwischenzeit beginnen die Arbeiten an der Riesenbaustelle. Ob heute noch einmal gleich gehandelt würde?
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Die 2000er
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Wahljahre 2004 und 2009 Wahlsieger sind die CSV und déi gréng. Die DP verliert derweil mehrere Sitze, und obwohl auch die LSAP keinen Grund zum Jubeln hat, teilt sie sich mit der CSV das Regierungsamt. Von rotem Süden und blauer Hauptstadt kann keine Rede mehr sein. Stattdessen sieht Luxemburg schwarz. Die gewählten Minister und Ministerinnen werden ausführlich porträtiert. Von Mars Di Bartolomeo bekomme ich Rosensamen geschenkt und darf von seinen handgemachten Tagliatelle kosten. Auch 2009 gibt es nur einen Gewinner: Jean-Claude Juncker. CSV und LSAP führen ihre Koalition weiter. revue stellt die neuen Minister erneut in ausführlichen Homestorys vor.
SOCIÉTÉ SOCIÉTÉPOUR POURLA LAPROPAGATION PROPAGATION DE DEl’INCINÉRATION l’INCINÉRATION A.S.B.L. A.S.B.L.FONDÉE FONDÉEEN EN1906 1906 Une Uneassociation associationsans sansbut butlucratif lucratif basée baséesur surles lesprincipes principesde delalamutualité. mutualité. ••Dès Dèslele66eemois moisd’adhésion, d’adhésion,FLAMMA FLAMMAprend prend en encharge chargeles lesfrais fraisd’incinération d’incinérationetets’occupe s’occupe de detoutes toutesles lesformalités formalitésetetdémarches. démarches. •• L’incinération L’incinération permet permet sans sans problèmes problèmes soit soit des des obsèques obsèques civiles, civiles, soit soit des des obsèques obsèques religieuses. religieuses. •• Vous Vous payez payez un un droit droit d’entrée, d’entrée, échelonné échelonné d’après d’aprèsvotre votreâge, âge,etetune unecotisation cotisationannuelle annuelle de de40.40.-€€
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Die 2000er
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Abschiede
Jahrhundertflut
„L’ange de la montage“ wird er genannt: Charly Gaul. Für einen Sieg der Tour de France hätte er alles gegeben. 1958 ist es soweit. Der Luxemburger gewinnt die Grande Boucle und macht das kleine Großherzogtum in der großen Radsportwelt bekannt. Am 6. Dezember 2005 stirbt die Luxemburger Radlegende. Am 11. Januar 2009 verliert ein weiterer Nationalheld seinen Kampf ums Weiterleben: Thierry van Werveke. Was jedoch bleibt: der TV-Film „Eine andere Liga“, der dem Luxemburger Schauspieler 2008 den Grimme-Preis beschert und Andy Bauschs bewegender Dokumentarfilm über seinen Freund „inthierryview“.
Mehr als 150.000 Tote, unübersehbare Verwüstungen, Millionen von Obdachlosen: Nach dem Tsunami, der sich am 26. Dezember 2004 vom indischen Ozean aus über die Strände von Malaysia, Thailand, Sri Lanka, Indien und den Malediven ergießt, herrscht große Not. Eine Familie aus Steinfort, die im thailändischen Phuket Urlaub macht, hat unglaubliches Glück, denn ihr Bootsausflug verzögert sich. Und als Marc Leyen sieht, wie hoch sich am Horizont Wellen auftürmen, flüchtet er mit seiner Frau und den beiden Kindern auf das Dach des höchsten Gebäudes, das in der Nähe zu finden ist. Später suchen sie Zuflucht auf einer Anhöhe im Binnenland und harren sieben Stunden dort aus.
Adieu Madame Besonders beliebt ist Großherzogin Joséphine-Charlotte anfangs nicht gewesen. Wegen ihrer Zurückhaltung und ihres Pflichtbewusstseins. An der Seite von Großherzog Jean wächst die „princesse triste“, wie die Luxemburger sie nennen, indes nach und nach in ihre Aufgaben hinein. Und am Ende weint ganz Luxemburg um seine Landesfürstin, die am 10. Januar 2005 im Alter von 77 Jahren an einem Krebsleiden verstirbt. Die revue widmet der Grande Dame eine würdige Hommage. An der Trauerfeier gebieten zahlreiche Vertreter europäischer Königshäuser der Großherzogin die letzte Ehre.
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Jean-Paul Hoffmann
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Die 2000er
2006
Kein blauer Dunst mehr
Krönung(en Bei der Tour de France 2006 triumphiert Fränk Schleck auf der Königsetappe von Alpe d’Huez. 2008 wird Kim Kirchen nach zwei Etappen zunächst als Punktesieger mit dem grünen Trikot ausgezeichnet, bevor er ins Maillot jaune wechselt. Vier Tage lang liegt die Radsportwelt ihm zu Füßen. Dann übernimmt Cadel Evans. Doch auch er wird vom Thron gestoßen. Und zwar von Fränk Schleck. Bruder Andy trägt derweil das weiße Trikot des besten Jungfahrers auf den Schultern. revue widmet den Luxemburger Radhelden einen 13-seitigen Rückblick auf diese Tour de France, die drei Wochen lang alles andere in den Schatten stellt. Einziger Wermutstropfen: Fränk Schleck wird später mit dem Dopingskandal Fuentes in Verbindung gebracht. 2009 wird es noch spannender. Beim Ersteigen des Mont Ventoux beißen sich die Favoriten Alberto Contador und Lance Armstrong an den Waden der Brüder Schleck fest. Der Jüngere wird am Ende Zweiter in der Gesamtwertung.
Von den Nichtrauchern sehnlich erwartet, von den Rauchern hingegen befürchtet – der 5. September 2006. An diesem Tag tritt das Antitabakgesetz in Luxemburg in Kraft. Verboten ist das Rauchen ab sofort in allen öffentlichen Gebäuden, in Schulen und Krankenhäusern, aber auch in Restaurants und Cafés, wenn dort Mahlzeiten serviert werden. Selten zuvor hat ein Gesetz im Vorfeld für so viel Zündstoff gesorgt. Es wurde diskutiert, bis die Köpfe rauchten. Heute ist der Rauch verflogen. Die Restaurantgäste atmen auf, das Personal ebenso, und die Raucher trifft man – wenn überhaupt – brav vor der Tür. Wie hoch die Einbußen der Tabakindustrie und der Gastronomie sein werden, wird sich zeigen. Und wie viel gesünder wir alle werden, ebenso.
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Die 2000er
2007
A Star Is Born Im Jahr 2007 porträtiert revue-Sportjournalist Laurent Graaff den damals 16-jährigen Miralem Pjanic und sagt dem gebürtigen Bosnier eine große Karriere voraus. Nach Stationen beim FC Metz und Olympique Lyon unterschreibt der Mittelfeldspieler bei AS Rom, wechselt 2016 zum italienischen Rekordmeister Juventus Turin und schließlich zum FC Barcelona. Respekt! Der 18-jährigen Mandy Graff, die es bei der Castingshow „Germany‘s Next Topmodel“ unter die Finalistinnen schafft, wünscht Laurent Graaff eine gleichermaßen erfolgreiche Karriere, aber irgendwann wird die junge Frau aus Olm zu einer Kandidatin von „Was macht eigentlich…?“ Im Kulturbereich entwickelt sich Max Thommes zum Wonderboy und spielt in einem „Tatort“-Pilotfilm mit Heike Makatsch an seiner Seite einen Kommissar im Rollstuhl.
Röhrender blauer Hirsch Das Kulturjahr 2007 beginnt mit einer Partymischung aus Nationalfeiertag, Musikfest und Faschingsumzug. Doch am Ende hat sich die Ernennung zur Europäischen Kulturhauptstadt gelohnt, denn die Liste von Kultur-, Konzert- und Kunsthäusern, die rechtzeitig renoviert oder fertiggestellt werden, ist lang: die Rockhal in Esch/Alzette, die Philharmonie auf Kirchberg, die Abtei Neumünster im Grund, das Mudam, das Nationale Museum für Geschichte und Kunst auf Fischmarkt, die Rotunden in Bonneweg, die Coque… Zudem wird das Rock-A-Field-Festival geboren. Die Luxemburger Kulturszene wird erwachsen, und revue begleitet so gut wie jeden kleinsten Schritt in dieses Erwachsenwerden.
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Die 2000er
2008 Frau(en) des Jahres Zehn Wochen lang stellt revue im Jahr 2008 insgesamt 50 Frauen vor, die die Epoche geprägt haben. Ausgewählt werden die Kandidatinnen – unter ihnen Politikerinnen, Musikerinnen, Künstlerinnen, Sportlerinnen und Unternehmerinnen sowie Journalistinnen und andere Frauen, die Besonderes geleistet haben – von einer revue-Jury, doch die Wahl liegt in den Händen der Leser und Leserinnen. And the winner is… Soeur Danièle, die Direktorin der Privatschule „Fieldgen“. Auf Platz 2 landet Christiane Wickler, die Gründerin des Pall-Center, auf Platz 3 Moderatorin und Journalistin Mariette Zenners.
Euthanasie Mit der positiven Abstimmung im Parlament gewinnen die Befürworter der Sterbehilfe 2008 zwar eine wichtige Schlacht, nicht jedoch den Krieg. Anfang Dezember mischt Großherzog Henri sich in die Debatte ein und beschwört mit seiner Weigerung, das Gesetz zur Legalisierung der Euthanasie zu unterschreiben, eine Staatskrise herauf. Wäre es zu keiner Einigung gekommen, hätte entweder der Großherzog oder die Regierung abdanken müssen, wären Neuwahlen unumgänglich gewesen. Schließlich nimmt die Abgeordnetenkammer dem Großherzog auf eigenen Wunsch hin die Pflicht und das Recht ab, Gesetze durch seine Unterschrift zu sanktionieren.
2009
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Wie Ebbe und Flut
Doppelt gemoppelt hält besser
Neue Rubriken werden geboren und nach einiger Zeit wieder begraben, um irgendwann wieder aufzuerstehen. Seit 2009 gibt es die „grüne“ revue und revue-Leserreisen. Im gleichen Jahr dürfen die Journalistinnen Autos testen – eine Rubrik, die unglaublich viel Spaß macht. Auch das Layout ändert sich. Zwischen 2000 und 2009 sogar mehrmals.
Im Januar fällt der Startschuss für ein neues Gesetz: Ab sofort können Ausländer neben ihrer Staatsbürgerschaft auch noch die luxemburgische zusätzlich erwerben. Dazu müssen sie mindestens sieben Jahre im Großherzogtum gelebt haben, in Bürgerkunde eingewiesen sein und in einem Sprachtest ihre Luxemburgisch-Kenntnisse unter Beweis stellen. In den ersten zehn Monaten des Jahres haben 4.299 Personen einen Antrag auf den Doppelpass gestellt.
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Die 2010er
Zeitenwende Es ist das Jahrzehnt, in der die Regierung von Jean-Claude Juncker über die Geheimdienstaffäre stolpert und die CSV nach 34 Jahren wieder in die Opposition muss. Es ist auch das Jahrzehnt von Xavier Bettel, der im Oktober 2011 hauptstädtischer Bürgermeister und zwei Jahre später Premierminister wird. Und es ist das Jahrzehnt, in dem die revue gleich zweimal ihre äußere Erscheinung wechselt: zuerst mit dem Relaunch 2012 und dann wieder im Jahr 2018. Was die politische Berichterstattung angeht, setzt sich das Magazin kritisch mit der Endphase der Juncker-Ära auseinander und begleitet nicht weniger kritisch den Wechsel zur Regierung aus DP, LSAP und déi Gréng. Viel Politik, vor allem Innenpolitik, gibt es außer der üblichen Themenvielfalt. Für viele Leser wie auch allgemein Bürger Luxemburgs ist es bis 2013 kaum vorstellbar: eine Regierung ohne CSV. Bis auf ein fünfjähriges Intermezzo von 1974 bis 1979 stellten die Christsozialen seit dem Zweiten Weltkrieg immer den Premierminister. Eine ganze Generation von Jugendlichen war damit aufgewachsen, nur Jean-Claude Juncker als Regierungschef zu kennen. Ende 2013 soll er abgelöst werden von einem blaurot-grünen Bündnis, nach den Farben des westafrikanischen Landes „GambiaKoalition“ genannt. Erste Hinweise auf ein allmähliches Ende hat es bereits im Jahr 2012 gegeben, als Juncker zusammen mit Innenminister Jean-Marie Halsdorf sowie dem früheren Wirtschaftsminister Jeannot Krecké im Mittelpunkt der „WickringenLivingen-Affäre“ stehen. Die damaligen Fraktionschefs der Liberalen, Claude Meisch, und der Grünen, François Bausch, haben die Chance genutzt und einen Untersuchungsausschuss gefordert. Die Staatsanwaltschaft hat zu diesem Zeitpunkt bereits Voruntersuchungen angekündigt. Die Affäre ist zum Politikum geworden – an dessen Ende
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die Regierung noch mit einem blauen Auge davonkommt. Schließlich ist es eine weitere Affäre um den Geheimdienst SREL, der außer Kontrolle geraten scheint. Außerdem setzen Juncker & Co. noch die Nachbeben der Bommeleeër-Affäre zu. Gegen die Regierung und Minister Luc Frieden reicht die Opposition jeweils einen Misstrauensantrag im Parlament ein. Wird dies im Juni 2013 noch mit Hilfe des kleinen Koalitionspartners abgeschmettert und die CSV-LSAP-Regierung
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zumindest noch kurzzeitig gerettet, macht Juncker im Juli desselben Jahres den Weg frei für Neuwahlen. Im Wahlkampf sparen die Kombattanten die SREL-Affäre aus. Minister Marc Spautz tritt im Wortgefecht gegen LSAPFraktionschef Lucien Lux bei der revue an. Die beiden Topkandidaten, Premier Juncker und Wirtschaftsminister Etienne Schneider, treffen sich zum revue-Wahlduell im hauptstädtischen Hôtel Le Place d‘Armes. Der LSAP-Politiker, Nachfolger von Jeannot Krecké und Shootingstar der
Die 2010er Sozialisten der vergangenen Legislaturperiode, gibt dabei ein starkes Bild ab gegen einen angeschlagenen Noch-Premier. Bei dem Urnengang am 20. Oktober 2013 verliert die CSV schließlich zwar insgesamt drei Sitze, bleibt aber deutlich stärkste Partei. Nur haben sich die bisherigen Oppositionsparteien DP und déi Gréng zusammen mit der LSAP hinter den Kulissen bereits auf eine Machtübernahme geeinigt. Am Tag nach den Wahlen setzen sich die Verantwortlichen von DP, LSAP und déi Gréng in ihren jeweiligen Parteigremien zusammen und machen dann Nägel mit Köpfen für die neue Koalition. Junckers Partei steht schließlich ohne Koalitionspartner da, und der liberale Hauptstadtbürgermeister Xavier Bettel kann eine Regierung bilden. Er ist der große Gewinner der Wahlen, den die
revue bereits zwei Jahre zuvor portraitiert hat, nachdem er bei den hauptstädtischen Kommunalwahlen seinen Parteikollegen Paul Helminger übertrumpft hat und als Bürgermeister ins Rathaus eingezogen ist. Seine Liberalen haben nun bei den Nationalwahlen vier Mandate hinzugewonnen. Etienne Schneider wird Bettels Vize, die LSAP können ihr Ergebnis von 2009 gehalten. Die Grünen verlieren einen Sitz, werden aber Juniorpartner in der neuen Regierung.
politischer Natur. Die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise sind noch zu spüren. Die Staatsfinanzen gilt es wieder ins rechte Lot zu rücken. Während sich die CSV nur schwer an die Oppositionsbank gewöhnen kann und lange mit dem Wechsel hadert, tut sich „Gambia“ zumindest in den Umfragen schwer. Trotzdem macht sie sich auf den Weg, große gesellschaftspolitische Reformen wie die Trennung von Staat und Kirche oder die Ehe für alle umzusetzen.
Die liberal-sozialistisch-grüne Regierung tritt im Dezember 2013 an. Sie strahlt den Willen zum gesellschaftspolitischen Wandel aus. Der Start verläuft zwar etwas holprig. Aber noch größer als die kleinen Stolpersteine, die einige Regierungsnovizen zu überwinden haben, sind die Herausforderungen
Die revue begleitet kritisch die Endphase der Juncker-Ära und den Wechsel zur neuen Koalitionsregierung. Ein empfindlicher Dämpfer ist das dreifache Nein im Referendum 2015 zu den Fragen über das nationale Ausländerwahlrecht (78 Prozent dagegen), die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 (80 Prozent) sowie die Begrenzung der politischen Mandate (70 Prozent). Ein Denkzettel, der Bettels Garde zusetzte. Das Dreierbündnis befindet sich eine Zeit lang im Stimmungstief, aus dem es nur schwer herauskommt. Vor den Parlamentswahlen im Oktober 2018 setzt kaum noch jemand auf einen Sieg der blau-rot-grünen Koalition. Außerdem sind Schicksalsschläge wie der Tod von Staatssekretär Camille Gira zu verkraften. Der frühere Bürgermeister von Beckerich war einer der Köpfe der Luxemburger Grünen. Claude Wiseler, damals CSV-Fraktionschef, wird gleich im Jahr nach der Wahl 2013 als starker Mann seiner Partei aufgebaut und auch bereits früh als neuer Premier gehandelt. Doch am Wahlabend sorgen insbesondere die Grünen für ihr bestes Ergebnis und retten das Regierungsbündnis. Bettel kann im Staatsministerium bleiben, und die CSV hat die Rückkehr an die Macht verpasst. Text: Stefan Kunzmann Fotos: François Aussems, Isabella Finzi (beide Editpress)
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Die 2010er
Das Jahrzehnt in der revue
2010 Auf der Straße Soziale Not und Wohnungslosigkeit sind schon seit Jahrzehnten Themen in der revue. Dieses Mal geht ein revueJournalist auf die Straße, nachdem er im Jahr zuvor bereits einen Selbsttest als Bettler in der Hauptstadt gemacht hat, um über die Situation der Obdachlosen zu berichten. Tagelang streift er in der winterlichen Kälte umher, steuert die einzelnen Anlaufstellen für Bedürftige an und findet – undercover – eine Unterkunft im „Ulysse“, einer Obdachlosenunterkunft in Bonneweg. Was sich einmal mehr zeigt: Das soziale Netz in Luxemburg ist engmaschig, trotzdem fallen Menschen durch diese Maschen. Der Absturz kann schnell erfolgen und fast jeden treffen.
Super Chrëscht in Aktion Sport treiben oder über Sport schreiben? Lieber beides, sagt sich Sportjournalist Chrëscht Beneké, der sich als „Super Chrëscht“ verschiedenen Herausforderungen stellt. Selbst langjähriger Profisportler, ehemaliger Rallyefahrer und Teilnehmer an ParisDakar, nimmt er eine Herausforderung nach der anderen an. Ob auf Skiern im Duell mit Geoffrey Osch, als Kunstturner, Handballspieler oder Radsportler – dies sind nur vier Teile einer ganzen Serie. Als Judoka wird er von Sportsoldat Denis Leider nach einer Minute auf die Matte geschickt, von Lynn Mossong muss er auch einiges einstecken.
Doping im Alltag Immer wieder stellt die revue die wichtigen Fragen der Zeit, so auch jener nach der Leistungsgesellschaft, in der mehr und mehr Menschen zu Hilfsmitteln greifen, um sich selbst zu optimieren oder überhaupt den Anforderungen dieser Gesellschaft gerecht zu werden. Dies gilt für den Beruf, aber auch für das Privatleben. Lifestyle-Präparate sollen dabei helfen, uns wach, gut gelaunt, schlank, konzentriert und potent zu machen. Die Geschichte des Dopings ist so alt wie der Drang nach Perfektion – nicht erst in der Generation Pille.
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NR. 29 | 21.07.2010 |
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TOUR DE FRANCE Bei Saxo Bank hinter die Kulissen geblickt
❚ DAS SAGEN DIE LUXEMBURGER ❚ ERKLÄRUNGEN VON MINISTER ❚ SO STEHT DIE KIRCHE DAZU BILTGEN ❚ DER INTERNATIONALE VERGLEICH
Ehe für alle Was fünf Jahre später Wirklichkeit werden sollte, wird 2010 noch heftig diskutiert, obwohl und gerade weil der entsprechende Gesetzentwurf schon auf dem Weg ist. Die revue befragt Luxemburger nach ihrer Meinung über die sogenannte Homo-Ehe, so auch den Caritas-Präsidenten und vergleicht den Status der gleichgeschlechtlichen Paare in den europäischen Ländern miteinander.
VAKANZ DOHEEM
Jakobsweg – Unterwegs zu Gott und sich selbst 19.07.2010 16:27:40 Uhr
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Die 2010er
Anarchistischer Vulkan
Schleck-Mania
Ob als Staranwalt vor Gericht – nicht zuletzt beim Bommeleeër-Prozess oder als Buchautor und kein Blatt vor den Mund nehmender Bürger: Gaston Vogel kommt im vergangenen Jahrzehnt mehrmals aufs Titelblatt der revue. In den Interviews kam er immer wieder auch auf Politik und Gesellschaft zu sprechen, äußert sich gerne als großer Kenner von Literatur und als Kenner der chinesischen, indischen und japanischen Kultur, so auch in dem Gespräch über sein Buch „Dans la tourmente judiciaire de 1962 à ce jour“.
Zum zweiten Mal in Folge Zweiter der Tour de France – Andy Schleck trägt bei dieser Tour sechs Tage lang das Gelbe Trikot. Der 25-Jährige gewinnt die Herzen der Luxemburger für sich und löst im MIT POSTER Großherzogtum eine riesige Begeisterung aus. Den Zweikampf mit dem Spanier Contador sieht er folgendermaßen: „Ich bin nicht hier, 14 Spezialseiten Tour de France um gegen Contador zu kämpfen, sondern ich bin hier, um die Tour zu gewinnen.“ Vier Tage vor dem Ziel ist Andy Schleck in den Pyrenäen auf acht Sekunden an den Spanier herangekommen. Zu Beginn des Zeitfahrens am vorletzten Tag schrumpft der Rückstand weiter, doch je länger das Rennen gegen die Uhr dauert, desto mehr Zeit verliert er. Am Ende auf den Champs-Elysées sind es 39 Sekunden. Nachdem Contador der Sieg aberkannt worden ist, wird Schleck 2012 nachträglich das Gelbe Trikot für 2010 überreicht, was die beiden zweiten Plätze von 2009 und 2011 in den Hintergrund stellt. Im Schleck-Jahr 2010 fährt der ältere der beiden Brüder, Fränk, zwar nicht mit auf der Großen Schleife. Dafür ehelicht er seine Traumfrau. NR. 30 | 26.07.2010 |
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Sonia Gleis posiert vorm AC MK VI GT
So nennt Patrick Weber, der damalige stellvertretende Chefredakteur, das Autofestival. Autos sprechen nicht nur das Bedürfnis des Menschen an, von Punkt A zu Punkt B zu kommen, sondern die verschiedenen Sinne. Die revue geht noch einen Schritt weiter und präsentiert heiße Schlitten, kombiniert mit einem weiblichen Model. Sonja Gleis posiert für die Spezialseiten zum Festival. Der Artikel zeigt wahre „Kurvenstars“, wie der Titel lautete. Der Autor des Editorials betont aber auch den Sicherheitsaspekt: „Nie zuvor waren neue Autos, selbst im Kleinwagenbereich, sicherer als heute.“
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model trifft traumautos Pont adolPhe steinfort im Porträt maler Jean-marie Biwer
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IdyllIsches KleInod tIef Im Westen an der eIsch
KünstlerKarrIere nach zWeI herzInfarKten vor dem aus ?
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Die revue feiert den 30. Hochzeitstag des Monarchenpaares gebührlich mit Spezialseiten voller Fotos. Gezeigt werden Bilder einer Ehe seit der Traumhochzeit am Valentinstag 1981. Wie die revue betont, beweisen Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa stets Volksnähe und Herzlichkeit. Kurz darauf setzt die revue noch einen drauf und bringt Prinzessin Alexandra zu ihrem 20. Geburtstag: „Happy Birthday“. Im Inhalt kündigen wir das große Ereignis an mit „Die Tochter wird erwachsen“. Juchhee! Sie wolle vor allem natürlich und authentisch bleiben, sagt sie im Interview.
Griff nach den Sternen „Reif für Hollywood“ nennt die revue im Sommer 2011 die Schauspielerin und aufkommenden Filmstar Vicky Krieps. Sie ist zu diesem Zeitpunkt auf dem besten Weg, eine internationale Karriere zu machen. Seither ist sie auf der Erfolgsspur und hat in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt, unter anderem in der weiblichen Hauptrolle an der Seite von Daniel Day Lewis in dem Oscar-nominierten Streifen „Der seidene Faden“ von 2017, aber auch in „Colonia Dignidad“, „Gutland“ und „Der junge Karl Marx“ sowie in Fernsehproduktionen wie „Das Boot“.
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Die 2010er
Fukushima „Japans Albtraum“ heißt die Titelgeschichte über den Tsunami und die darauffolgende Atomkatastrophe. Die revue zeigt davon Bilder und interviewt eine in Tokio lebenden Luxemburgerin. Die gebürtige Düdelingerin Sabrina Olivieri war gerade in ihrem Büro, als die Katastrophe ihren Lauf nahm. Sie spricht von „Minuten, die wie eine Ewigkeit waren“.
Sex as Sex can Die große revue- und TNS-Ilres-Studie stellt Fragen wie „Glauben wir an Liebe auf den ersten Blick?“ oder „Wie alt waren wir beim ersten Mal?“. Aber auch die Frage, wie wichtig „uns“ Sex in einer Beziehung ist und wie häufig sollte er sein? Der Höhepunkt ist dann doch eine ganz brave Einsicht: „Ein Viertel der 25- bis 34-Jährigen lebt in einer Beziehung, die von einer gewissen Vernunft geprägt ist.“ Dabei haben schon Toctronic gesungen: „Pure Vernunft darf niemals siegen.“
Luxair-Prozess Zwanzig Menschen kamen beim Absturz der Luxair-Maschine am 6. November 2002 ums Leben. Anlässlich des Prozesses neun Jahre später spricht die revue mit den Angehörigen der Opfer über den Schicksalsschlag. Derweil ist für den Prozess das technische Verständnis für die Vorgänge kurz vor dem Absturz der Fokker von fundamentaler Bedeutung. Der Bordkommandant wurde zu dreieinhalb Jahren Haft auf Bewährung
und einer Geldstrafe von 4.000 Euro verurteilt. Drei Luxair-Techniker werden zu Haftstrafen auf Bewährung von zwei bzw. eineinhalb Jahren verurteilt. Die drei ehemaligen Generaldirektoren der Luxair werden freigesprochen. Zudem wird bekannt, dass ein defektes oder fehlerhaftes Bauteil am Flugzeug der Luxair bekannt war. Den Angehörigen von vier Passagieren werden Entschädigungen zugesprochen.
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Traumverlobung
Plattform für Propaganda
Mit einer Sonderbeilage feiert die revue die Nachricht über die Verlobung von Erbgroßherzog Guillaume mit der Belgierin Stéphanie de Lannoy. Die Eltern des Prinzen weilten zuvor noch auf Staatsvisite in Berlin.
Während die Fans der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine entgegenfiebern, bleiben die frühere ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko inhaftiert und der Wunsch vom unpolitischen Sport ein Trugschluss. In der Diskussion über den Boykott der
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EM-Spiele appelliert Außenminister Jean Asselborn an die Regierungsmitglieder, nicht in die Ukraine zu fahren. Von dem sportlichen Boykott hält er jedoch nichts. Derweil sind viele Luxemburger vom Fußballfieber gepackt. Prominente erzählten, wem sie die Daumen drückten.
Die 2010er
Gescheitertes Stadionprojekt Der Streit um das Stadionprojekt in Liwingen wird zur juristischen und auch zur politischen Affäre. „Das Glück liegt auf der Wiese“ nennt die revue ihre Titelgeschichte über die Affäre „Wickringen/ Liwingen“ im Juni 2012. Rund neun Monate zuvor ist ein Brief des damaligen Premierministers JeanClaude Juncker und der Minister Jeannot Krecké und Jean-Marie Halsdorf an die beiden Baupromotoren Flavio Becca und Guy Rollinger veröffentlicht worden. In dem Schreiben wird beiden Unternehmern die Unterstützung für das Projekt zugesagt, nachdem ein ähnliches Projekt von Rollinger in Wickringen fallen gelassen wurde. Eine Tonbandaufnahme erhärtet den Verdacht, dass die damalige
Regierung zu tief in die Stadion- und Shopping-Pläne involviert war. Regierungschef Juncker reagiert trotzig: „Wenn das Land glaubt, ich sei korrupt, dann verlangen Sie meinen Rücktritt!“ Doch er bleibt ein weiteres Jahr im Amt – und auf der Wiese bei Liwingen, wächst weiter das Gras.
Neues Looking „Die Zukunft der Dynastie“ spielt auf die bevorstehende Prinzenhochzeit an, aber auch auf die Titelgeschichte über die Zukunft des großherzoglichen Hofes an. Die mittlerweile 130 Jahre sind geprägt von einer engen Bindung des Hauses an die Bevölkerung, aber auch von diversen Krisen. Dazu liefert der Historiker Steve Kayser, der Direktor des Dokumentationszentrums der Zwangsrekrutierten, für die revue eine ausführliche Analyse. Auch wird in einem kurzen Beitrag über die Kosten der Monarchie berichtet. In einem Pro & Contra stehen sich der Luxemburgisch-Experte Lex Roth als Monarchie-Befürworter und die LSAP-Politikerin Vera Spautz als Monarchie-Gegnerin gegenüber. In dieser Nummer präsentiert sich das Magazin in einem neuen Layout und mit einer neuen Struktur. Nr. 42 | 17.10.2012 | LUX 2,90
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Programm
Jugendstil
Alex Bodry und die Liebe zur Kunst Klettern
Ben Lepesant in der Arktis
„Vive“
Kulturgut
Bongerten in Gefahr
revue rs ConCou
Monarchie iM FoKUS
t eng Gewann op der Kabinn isière! Päischtcro
Die Zukunft der Dynastie 128
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Eine 64 Seiten lange Extrabeilage präsentierte die revue ihren Lesern zur Hochzeit des Jahres. In einem Hintergrund erklärt derweil revueJournalist Hubert Morang die wichtige Rolle des Bankensektors für das Großherzogtum in Zahlen, der wichtigste Wirtschaftsbereich des Landes. In einer Serie über Bürgermeisterinnen ist dieses Mal das Stadtoberhaupt von Esch an der Reihe, Lydie Mutsch. Derweil stellt sich FußballNationaltrainer Luc Holtz den Fragen und zieht eine Zwischenbilanz.
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Die 2010er
2013 Verliebt, verlobt… „Wann und wo wird geheiratet?“, fragt die revue im Januar 2013 anlässlich des Fototermins auf Schloss Berg, als Prinz Félix seine Verlobte Claire Lademacher vorstellte. Mit dabei sind auch die Eltern und Geschwister des jungen Paares. Die gebürtige Schwäbin, Jahrgang 1985, Unternehmertochter und vorwiegend in Hessen aufgewachsen, die Bioethik in Rom studierte, heiratet den zweitältesten Sohn von Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa am 13. Dezember 2013. Um zehn vor zwölf Uhr gibt Lademacher dem Prinzen das Ja-Wort. Eine Märchenhochzeit.
Kirche und Staat Im Jahr der neuen Regierung verstärkt sich die Diskussion über die Trennung von Staat und Kirche. Dabei sollte doch bittschön genauer definiert werden, was denn getrennt werden soll, fordert der Historiker Michel Pauly im revue-Gespräch. Das Magazin leistet dazu eine Bestandsaufnahme der unterschiedlichen Positionen. Knapp zwei Jahre später ist es soweit. Im Januar 2015 unterzeichneten Regierung und Glaubensgemeinschaften dann ein Abkommen, in dem sie sich auf ein gemeinsames Miteinander verständigten. Die Trennung von Kirche und Staat ist damit besiegelt. „Es ist ein Abkommen, das uns viel kostet, das viele Punkte beinhaltet, die uns weh tun, das aber auch Chancen für die Zukunft enthält“, sagt Erzbischof Jean-Claude Hollerich.
Großes Theater Der Prozess der Prozesse über die BommeleeërAffäre kann beginnen und hält von Anfang an am 24. Februar das, was man sich versprochen hat: den Einblick in ein Labyrinth der Ungereimtheiten. Wer geglaubt hat, zu erfahren, wer der Bommeleeër ist, erkennt schon früh, dass die Antwort nicht so einfach ist. Ein Deckmantel des Schweigens, eine „Omertà“, liegt über dem, was sich zwischen 1984 und 1986 im Großherzogtum abgespielt hat, wie es der große Anwalt Gaston Vogel ausdrückt. Zusammen mit Lydie Lorang verteidigt er einen der beiden Angeklagten Marc Scheer und Jos Wilmes – und zieht dabei alle Register seines Könnens.
Schwieriges Erbe Wo man auch hingeht, sind sie nicht weit: die Schatten der Vergangenheit. Um das Thema Kollaboration Luxemburgs im Zweiten Weltkrieg hat sich ein Streit entzündet. Der Stein des Anstoßes ist die Veröffentlichung einer Liste mit den Namen von 280 jüdischen
Kindern, die an die Nazibesatzer weitergeleitet wurde. Damit ist auch die offizielle Lesart vom Opferstaat zumindest zum Teil infrage gestellt. Eine Gruppe von Forschern um den Historiker Vincent Artuso nimmt sich des Themas an.
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Die 2010er
2014
Chronik der Woche
TER
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ätschelt Premier Xavier esen Schnappschuss olz auf seinem Facebookst er während des UNNew York. Klingt eigentnn man so vieles hinein eine Geste der Anerkenndes Schulterklopfen? ettel ihm im Gespräch mack auf seine Rede mmlung gegeben. Immermier bei seinem ersten tern der UN-Mitgliedsnterstützung im Kampf e IS. Insgesamt war es ne aufregende Woche. auch Uno-Generalder Luxemburg für seine Arbeit lobte.
Odyssee zum Eigenheim
Auf internationalem Parkett
enzproblem in Italien, Spanien und Kaumselbstverständlich ein Jahr im Amt, bewegt sich ganz Xavier Bettel inmitten der nland betrifft Europa Mächtigen auf dem internationalen Parkett, hier während des ht nur die Nationalstaaten. UN-Sicherheitstreffens in New York zusammen mit US-Präsident
Ein Thema, das die Luxemburger Politik schon lange beschäftigt, sind die explodierenden Preise im Immobiliensektor und die steigende Wohnungsnot. Wer ein Haus oder eine Wohnung kaufen will, muss immer tiefer in die Tasche greifen und viel Geduld haben. Die revue interviewt Familien auf oder nach der Suche nach einem Eigenheim. „Für eine Familie mit normalem Gehalt ist es nicht mehr möglich, etwas Passendes zu finden“, sagte ein Familienvater. „Der Staat muss reagieren“, lautete die Forderung allerorten. Die revue zitiert den Direktor der Agence Immobilière Sociale (AIS): „Wer arm ist, wird auf dem Immobilienmarkt diskriminiert.“
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Barack Obama. Diesen Schnappschuss postete der PremierminisDP-Europaabgeordneter bei der Festa Europea dell‘ Unità, im Tageblatt vom 29.9.2014 ter stolz auf seinem Facebook-Account. Es ist eine aufregende Woche in Big Apple, wo er auch auf den damaligen UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon trifft. Was die Sicherheitspolitik anging, ne sechs Jahren fällig. Ab demspäter siebten Jahr eugkontrolle SNCT muss Luxemburg vormüsallem mit der Forderung von Obamas sen die Fahrzeughalter dann jährlich mit ihrem men, kündigt TransportNachfolger Donald Trump leben, den Anteil der Militärausgaben Auto vorstellig werden. Außerdem ist eine ch (Déi Gréng) an. Öffnung des Marktes für zusätzliche Firmen kürzlich die Prozedur am Nationaleinkommen zu erhöhen. Ein anderes Foto zeigt Betvorgesehen. Diese und weitere Neuregelungen ereinbarung verändert tel zu Beginn des Jahres bei seinem Besuch in Berlin zusammen könnten die Kontrollstationen entlasten und Punkt ist die Abschaffung mitWartezeiten Bundeskanzlerin Angela Merkel. die somit deutlich verkürzen. wagen vor der ImmatriDoch dafür muss der Gesetzesentwurf erst einmal gestimmt werden. Der Transportminister hofft auf ein Inkrafttreten zum 1. Januar 2015.
ein Neufahrzeug künfJahr die Kontrollstation Kontrolle wird nach
SCHWANGERSCHAFTSABBRUCH
Abreibung für Abtreibung
Das neue Abtreibungsgesetz soll bis Ende des Jahres verabschiedet werden. Bis zur zwölften Woche sollen Schwangerschaftsabbrüche zukünftig straffrei sein. Somit muss die Frau nicht mehr wie bisher in einer Notsituation sein, um abtreiben zu können. Zudem soll die zweite Beratung fakultativ sein. Das neue Gesetz sieht außerdem keine schriftliche Einverständniserklärung der Frau mehr vor. Doch während die einen die geplante Reform als Fortschritt betrachten, äußern andere Bedenken. Allen voran die CSV. Sie befürchtet unter anderem, dass der Akt des Schwangerschaftsabbruchs dadurch verharmlost werde.
revue 40/2014
Literat als Oppositionsführer
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Letzte Chance Berlaymont Etwa ein Jahr nach der luxemburgischen Parlamentswahl und gut ein Vierteljahr nach seiner Wahl zum Präsidenten der Europäischen Kommission tritt JeanClaude Juncker sein Amt in Brüssel an. Er setzt dabei auf ein Team aus erfahrenen Politikern und einigen Newcomern. Die Kommission hat er strukturell umgekrempelt und ihr ein ambitioniertes Programm verpasst. Ziel ist es, die Wirtschaft in Europa anzukurbeln. Ein wichtiges Ziel, das Juncker am Herzen lag und liegt, ist die soziale Dimension Europas. Nicht vergessen ist aber auch die Lux-Leaks-Affäre. Eine internationale Journalistengruppe enthüllt die vom Wirtschaftsprüfungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) für internationale Konzerne ausgehandelten Steuersparmodelle. Juncker rechtfertigt die sogenannten Tax-Rulings gelassen als rechtens. Durch die Deals, die von der hiesigen Steuerbehörde durchgewinkt wurden, gingen anderen Staaten riesige Einnahmen flöten.
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revue 43/2014
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Claude Wiseler wird bereits im Jahr nach dem Abschied der CSV von der Regierungsmacht als neuer starker Mann gehandelt. Die Zeit des neuen christsozialen Fraktionschefs scheint gekommen. Die revue besucht Wiseler, der französische Literatur studiert hatte und eine Zeit lang Französischlehrer war, zu Hause. Dort spricht er nicht nur über Politik, sondern auch über seine Liebe zu Büchern und zur Natur. Und nicht zuletzt spricht er über ein weiteres Hobby: das Motorradfahren.
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goes e-paper Beziehen Sie die mit der télérevue jetzt digital von zu Hause aus. Einfach downloaden und los geht’s. Sie können zudem alte Ausgaben sowie unsere Sonderhefte und selbstverständlich auch die autorevue herunterladen. Gehen Sie dazu einfach auf www.issuu.com/revue26 Viel Spaß beim Lesen!
Die 2010er
2015 Glückliches Paar Fünf Jahre nach der berühmten Coverstory wird die Homo-Ehe endlich in die Tat umgesetzt. Die revue stellte das erste gleichgeschlechtliche Paar vor, das sich getraut bzw. hat trauen lassen: Henri Huber und Jean-Paul Olinger geben sich gleich am ersten Tag des Jahres das Ja-Wort. Die revue begleitet den historischen Moment und das glückliche Paar bis nach Hause. Was wiederum nicht sehr weit ist, denn sie kommen schließlich aus Differdingen, der neuen Heimat unseres Magazins.
Nr. 03 | 14.01.2015 | LUX 2,90
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+ TV + Kino Programm
+ TV + Kino Programm
AUFTA KT ZUR JUBIL ÄUMS SERIE DIE JAHRE
1945-1948 SPEZI ALSEI TEN SAMM ELN
NACH DEN ANSCHLÄGEN IN PARIS
Gegen Terror
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SOLIDARITÄT GEGEN TERROR
Nr. 02 | 07.01.2014 | LUX 2,90
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NEUE
JAHR
Sport & – ung Ernähr he nützlic Tipps
HISTORISCHER MOMENT FÜR LUXEMBURG
Erste Homo-Ehe „PETITE MARQUISE“
BERTHE LUTGEN
Endlich ein Abschluss in Sicht
Die Frau, die sich kümmert
Zeit des Terrors Eine Zeit des Terrors erlebt die Welt schon seit dem 11. September 2001. Doch dieses Mal hat der Schrecken die französische Hauptstadt erreicht. Nach dem mörderischen Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitung „Charlie Hebdo“ zeigen die Journalisten und zeichnenden Kollegen wie viele andere Menschen auch auf der Welt ihre Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen und allen Menschen, die dem
Grüne revue
Nr. 12 | 18.03.2015 | LUX 2,90
+ TV + Kino Programm
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as grüne bensgefühl
islamistischen Terror ausgesetzt sind. Das Cover gestaltet dieses Mal unser Karikaturist Carlo Schneider. Auf die Mörder und das Verbrechen antworten wir mit dem Bleistift des Zeichners. Dabei stellt sich die Frage, was Satire alles darf. Die revue antwortet: „Satire darf alles.“ Das Jahr 2015 wird geprägt vom Terror. Am 13. November kommt es dann in Paris erneut zu Anschlägen. Dabei werden 130 Menschen getötet und 683 Verletzten.
Sport ist Geschäft
„Das grüne Lebensgefühl“ beschreibt die revue in ihrer inzwischen gewohnten „Grünen revue“ jedes Jahr im März. „Es grünt so grün“ stellt revue-Journalist Hubert Morang in seiner Chronik der Woche fest, während Georges Jacobs, der Präsident der Jäger(!4FD00A-bbbabj!:l;m föderation, sich im Pro & Contra mit Roger Schauls vom „Mouvement écologique“ duelliert. Und Laurent Graaff und Fotograf Philippe Reuter gehen dem Umweltfrevel im Wald nach, der als Bauschuttdeponie missbraucht wurde. Darüber hinaus geht es in der Ausgabe von 2015, dem Jahr, in dem die revue außerdem in einer ganzen Serie und einem Sonderheft die 70 Jahre ihres Bestehens feierte, um erneuerbare Energie und Gärten – und mit Sport an der frischen Luft. Dafür hat sich der Radsportfan und stellvertretende Chefredakteur Hubert Morang auf sein Mountainbike begeben.
E MILIE
ATUR UND UMWELT
Nr. 47 | 18.11.2015 | LUX 2,90
Die wohl schönste Nebensache der Welt ist für nicht wenige Menschen der Sport. Dieser hat längst seine Unschuld verloren, weiß revue-Journalist Chrescht Beneké. Ohne entsprechendes Budget ist kein Blumentopf zu gewinnen. Dass die Mäzene des Sports auch hierzulande nur ungern über die Zahlen ihrer Investitionen reden, war ihm bekannt. Obwohl ihr Engagement eine Mischung aus kalkuliertem Geschäftsinteresse und persönlicher Leidenschaft sei. Der gebürDas sind emotionale Beweggründe und das ist auch gut so. Charlie Chaplin hat mit Lopez sagt: Engagement hat seinem tige WirkenEscher für meinenGérard Geschäftspartner Eric Lux und „Mein für mich eine besondere Bedeutung, so dass auch das Haus, in dem er 25 Jahre lebte und wir ihm ein Muse- Flavio emotionale Gründe.“ Immobilienunternehmer um errichten, besonders ist. Meine Eltern kommen aus der Gegend von Deportivo Becca betont: ist auch Geschäft.“ Lugo und bei der Fola habe ich„Sport als Kind gespielt. Ich fördere sehr gerne die Integration von Jugendlichen über den Sport. Wenn wir uns immer nur an Zahlen orientieren
– 75 JAHRE REVUE – es ja viel weniger interessant. würden, wäre
Bei den „Big 4“ im Fußball steht immer ein starker Geldgeber im Hintergrund. Braucht man das heutzutage um oben mitzuspielen? Ich will nicht über die anderen urteilen, aber wir funktionieren bei der Fola etwas anders. Zwar haben wir anfangs stärker eingekauft, als wir es für unsere damalige Klasse
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Von Anfang an hatte medienscheuen Geschäft das Engagement in der schäftsplattform konzipie luxemburgischen Hochfin Investmentkultur ist es zw bar, mit welchen Geschä Millionen teure Geschäft kann. Ein Hinweis darau oniert, ist der Formel-1 P Abgesehen davon, dass Millionen Euro für sein C 2010 Gérard Lopez 27, so Punkte lieferte, öffnete er den russischen Markt. W Milliarden-Deal mit Skyp auf den Coupon-Anbieter
Wie gut sportliches hierzulande als Türöffner zeigte sich Anfang Januar Unter den knapp 5.000 Z Vorstellung der pro Jahr schweren luxemburgisch Leopard waren zahlrei Persönlichkeiten aus Wir Adel. Sogar Jean-Claude damaligen Euphorie die Fabian Cancellara, Flavio
Die 2010er
2016 Hundert Jahre freie Gewerkschaften Die 40-Stunden-Woche, bezahlter Urlaub, Krankenversicherung, Mutterschaftsschutz, usw. – was heute als selbstverständlich erscheint, war für die Minenund Schmelzarbeiter hundert Jahre zuvor noch ein Traum. In dem Film „Streik! 100 Jahre fräie Gewerkschaften zu Letzebuerg“ zeichnet Regisseur Andy Bausch ein Jahrhundert Sozialgeschichte nach und setzt dem Arbeiterkampf ein Denkmal. Der Streifen erweist sich als didaktisch, spannend und unterhaltsam. Er zeigt auch, dass die Geschichte der Gewerkschaften lange Zeit eine Geschichte von Männern war, die aus ihrem Kampf für mehr Gerechtigkeit eine Herzensangelegenheit gemacht hatten. In einem wesentlichen Teil des Dokumentarstreifens, der durch fiktive Szenen, in denen bekannte Luxemburger Schauspieler mitspielen, geht es um die sozialen Missstände des frühen 20. Jahrhunderts.
Traversinis Aufstieg Den (un)aufhaltsamen Aufstieg von Roberto Traversini zum grünen Abgeordneten – übrigens der erste Parlamentarier, der im Ausland von nicht-luxemburgischen Eltern geboren wurde – und Bürgermeister von Differdingen hat die revue im Mai 2016 als Titelthema. Der Politiker hat sich bis dahin erfolgreich behauptet und auch seine Kritiker widerlegt. Dabei verlief die Karriere des italienischen Einwanderersohnes zuvor alles andere als geradlinig. Doch bei den Kommunalwahlen 2017 gelingt ihm ein triumphaler Sieg. Gut zwei Jahre später bringt ihn jedoch die „Gartenhäuschen“-Affäre ins Straucheln. Traversini tritt zurück.
Sexy Spiele Dunkle Schatten liegen über den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro. Doch das milliardenteure Spektakel kann schließlich doch noch überzeugen, zumindest bei einigen Wettbewerben wie zum Beispiel bei dem in Brasilien besonders beliebten Beachvolleyball. Die revue schickt Sportjournalist Chrescht Beneké an die Copacabana, der nicht nur die Luxemburger Sportler beobachtet. Er wirft in seinem Olympia-Tagebuch einen persönlichen Blick auf die Spiele.
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The Clash Mit Spannung schaut ganz Europa auf das Referendum im Vereinigten Königreich vom 23. Juni 2016 über den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union. Die revue spricht mit Briten, die in Luxemburg leben – die mit großer Mehrheit gegen einen Brexit sind und sich schon damals Sorgen über den EU-Austritt ihres Herkunftslandes machen. Die Meinungsumfragen sagen ein knappes Ergebnis voraus. Der Schock über das Resultat sitzt tief. „Ich werde wohl die doppelte Staatsbürgerschaft beantragen“, sagt einer der Interviewten.
Die 2010er
Überzeugend „Von wegen Quotenfrau“ titelt die revue. Ihre Ernennung zur Umweltministerin überraschte so manchen. Doch Carole Dieschbourg schlägt sich gut, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Im Osten des Landes steht die
Die Post-Moderne Der größte Arbeitgeber in Luxemburg ist nach wie vor der Staat. Fakt ist und war jedoch, dass die Post-Gruppe den Stahlkonzern AreclorMittal als größten privaten Arbeitgeber abgelöst hat. Dabei ist das Unternehmen im Besitz des Staates. Die Post, Titelthema im Spätsommer 2016, ist ein breit aufgestellter Konzern mit zu diesem Zeitpunkt rund 4.300 Beschäftigten. revue besucht es und begegnet damit den verschiedenen Angestellten wie Briefträgern, Kundenberatern, Technikern und Callcenter-Mitarbeitern.
Grünen-Politikerin in Umfragen zur Beliebtheit ganz vorne. Die Echternacherin und studierte Germanistin hat sich mittlerweile auch im Kampf gegen den Klimawandel einen Namen gemacht: Bei dem Weltklimagipfel in Paris spricht sie stellvertretend für die Europäische Union.
2017 Space Mission Die Idee, dass sich Luxemburg verstärkt im Asteroiden-Bergbau engagieren soll, nehmen viele mit Verwunderung auf, und Wirtschaftsminister Etienne Schneider wird belächelt. Doch der LSAP-Politiker, in der Legislaturperiode zuvor DER politische Senkrechtstarter, macht Ernst und knüpft zahlreiche Kontakte mit internationalen Unternehmen der Weltraumbranche. Schneider setzt verstärkt auf diese neue Nische und besucht nicht nur einmal – dieses Mal zusammen mit dem erbgroßherzoglichen Paar, die führenden Akteure in den USA. Seither hat Luxemburg einen Platz im Bereich der Weltraumforschung. Schneider weiß aber auch in anderen Bereichen zu überzeugen. Für einen Masterplan für das Luxemburg der Zukunft engagiert er US-Ökonom und Zukunftsforscher Jeremy Rifkin.
Theater mit hohem Anspruch Vor interessanten und anspruchsvollen Rollen hat er sich noch nie gescheut. Für „Die Antrittsvorlesung“ schlüpft Luc Feit in die besonders schwierige Rolle eines Hochschullehrers und eines sich rechtfertigenden Waffen-SSMitglieds. Gegenüber seinen Schülern setzt er sich mit seiner Verantwortung auseinander. Dem Regisseur der im TNL gezeigten Inszenierung, Didi Danquart, geht es darum, die Schatten der Vergangenheit ins rechte Licht zu rücken. Um dieses Kapitel der Weltgeschichte dreht sich auch das Theaterstück „Coidename Ashcan“: Im Mai 1945 wurden im Hotel Palace in Bad Mondorf 52 NaziGrößen gefangen gehalten. Regisseurin Anne Simon sieht das Stück als Warnung davor, dass Geschichte sich jederzeit wiederholen kann. In der Inszenierung im TNL treten unter anderem Steve Karier, Marco Lorenzini und Jean-Paul Maes auf.
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Die 2010er
2018 „Dizzy“ rollt und rollt Neuneinhalb Tage hat das Zeitfahren von der West- zur Ostküste der USA gedauert. Ralph „Dizzy“ Diseviscourt fährt die 4.940 Kilometer des „Race Across America“ (RAAM) in neun Tagen, zwölf Stunden und 33 Minuten. Was bedeutet, dass der Extremradsportler täglich rund 515 Kilometer bewältigt. Selbst der Sprecher der RAAMOrganisation zeigt sich erstaunt über die Leistung des Luxemburgers und seines 13-köpfigen Teams. Für den ersten Platz reicht es zwar nicht ganz. Aber als Zweitplatzierter kann er stolz sein. Die Fotos schießt Fotograf Rom Helbach. Im selben Jahr erscheint bei „éditions revue“ sein buch „Dizzy on the road“.
„Historische“ Düdelinger Ein Herbstmärchen gelingt den Spielern von F91 Düdelingen auf ihrer Reise durch Europa. Hatten die Männer von Trainer Dino Toppmöller im Sommer in der ersten Runde der Champions League Qualifikation noch gegen die Ungarn von Videoton knapp den Kürzeren gezogen, schalten sie in der Qualifikation zur Europa League sowohl KF Drita als auch Legia Warschau und den CFR Cluj aus. Schließlich kommen sie als erster luxemburgischer Club in die Gruppenphase der Europa League, wo sie auf den AC Mailand, Betis Sevilla und Olympiakos Piräus trafen. Dort ziehen sich Dominique Stolz (Foto) & Co. mehr als ordentlich aus der Affäre.
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Die 2010er
Neuauflage von Blau-Rot-Grün „Die neue Unübersichtlichkeit“ nennt die revue im Oktober die Situation kurz vor den Parlamentswahlen. Ziemlich neu im Fernsehstudioformat gestaltet die CSV die Wahlkampfauftritte ihres Spitzenkandidaten Claude Wiseler, während sich Xavier Bettel mit Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron trifft, der im Jahr zuvor seine Wahl für sich entschieden hatte und 2018 noch genügend Starpotenzial hatte. Die LSAP zieht mit einem roten Bus durch die Lande. Während fast der gesamten Legislaturperiode ist von einem Comeback der Christsozialen die Rede. Am Ende retten die Grünen die blau-rot-grüne Koalition und sorgen damit für „Gambia, die zweite“, während es bei der Wahlparty der CSV in den Rotonden vor allem lange Gesichter gibt. Im Dezember tritt die neue Regierung schließlich an.
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Die 2010er
2019 Streiken für das Klima Die „Fridays for Future“ zum Schutz des Klimas ist in Luxemburg angekommen. Am 15. März gehen Tausende von Schülern auf die Straße, um für Veränderungen in der Klimapolitik zu demonstrieren. Bei der ersten Demo der von der schwedischen Schülerin Greta Thunberg angeführten weltweiten Bewegung sind es laut Organisatoren rund 15.000 Teilnehmer. Der Protest zieht sich über mehrere Wochen und Monate. Die revue spricht mit einigen jugendlichen Aktivisten über deren Ziele und Forderungen.
„Es reicht“ Seiten an Seite mit den beiden Friedensnobelpreisträgern Denis Mukwege und Nadia Murad kämpft Großherzogin Maria Teresa gegen sexuelle Gewalt als Kriegswaffe. Sie ist die Schirmherrin des Forums „Stand, Speak, Rise Up“. „Zum ersten Mal wird in einer Konferenz, die ich kenne, das Wort den Opfern gegebe“, sagt sie im revue-Interview. Viele dieser Frauen nehmen an der Veranstaltung teil.
Bilder der Zerstörung Die Einwohner Petingens und Niederkorns erleben am 9. August einen folgenschweren Tornado. Der Wirbelsturm richtet in beiden Ortschaften einen verheerenden Schaden an, 14 Menschen werden verletzt und 180 Gebäude beschädigt. Etwa 200 Rettungskräfte sind im Einsatz. Der revue-Fotograf Philippe Reuter hält die Bilder von den Folgen der Katastrophe am Tag nach dem Sturm fest.
Tod von Großherzog Jean „Ein schwieriger Moment für die Bürger des Landes“, sagt Premierminister Xavier Bettel. Großherzog Jean, der Vater von Großherzog Henri, stirbt am 23. April im Alter von 98 Jahren. Die Regierung ordnet daraufhin eine zwölftägige Staatstrauer an. Der Verstorbene amtierte von 1964 bis 2000 als Staatsoberhaupt. Durch seine zurückhaltende Art war er sowohl bei seinen Landsleuten als auch im Ausland äußerst beliebt. Er hatte sich 1942 der britischen Armee angeschlossen, um sich aktiv am Kampf gegen Nazi-Deutschland zu beteiligen. Zum Abschied von Großherzog Jean erlebt Luxemburg einen denkwürdigen Tag, an dem viele Menschen auf den Straßen oder zu Hause an den Fernsehbildschirmen das Staatsbegräbnis unter Anwesenheit zahlreicher Prominenz aus dem In- und Ausland verfolgen.
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