h. arend, e. keil, r. schmidt, a. trumpf
in feierlicher atmosphäre ¬∞ das vermächtnis des manfred brocke
»...ein ganzes meer brüchiger eleganz...« so liegt uns nun das endwerk des nach lebenslangem seelenterror aus der welt getretenen visionärs manfred brocke vor. was ist zeit, wenn kindheit im trüben teich eines niederträchtigen schuldirektors verläuft? ist das pflegen eines toten esels eine aufgabe? wer darf sich mit diesen fragen beschäftigen? derjenige, der durch den geist die wellen des tümpels in die strahlen der hubschrauber verwandeln kann, findet noch viele solche rätsel in dieser hermetischen schrift, und wer es versteht mit dem körper zu lesen, dem bleiben auch die weisungen für die von brocke besungene neue zeit nicht verborgen. lange nur als lose sammlung von notizen auf einkaufsbons und servietten vorhanden, dann in einem ersten editionsversuch auf inzwischen dem vergessen preisgegebenen internetseiten
veröffentlicht, wird nunmehr erstmals das anhand der originalmanuskripte neu edierte vermächtnis des manfred brocke in buchform präsentiert. die fassung des ersten teils »leichenterror« darf aufgrund der guten quellenlage als gesichert angesehen werden. die den editoren vorliegenden aufzeichnungen, die dem bislang noch unveröffentlichten zweiten teil »verrat« zugeordnet werden müssen, deuten dagegen darauf hin, dass es sich hierbei nur um fragmente einer wesentlich komplexeren konstruktion handelt. ohne anspruch auf vollständigkeit erheben zu können, folgt die jetzt erstellte fassung des »verrats« streng und ohne ergänzungen den in diesem jahr wiederentdeckten handschriften; weite passagen gelten weiterhin als verschollen, wobei immerhin die hoffnung besteht, mit einem derzeit noch unbezahlbaren forensischen verfahren die lesbarkeit sorgsam archivierter moderteile
vorwort des autors.................................................5 teil 1: leichenterror..............................................11 teil 2: verrat ..................................................... 123 beim kaplan........................................................ 127 der mord an kurbelkurt...................................... 135 Ăźbergabe ............................................................ 141 weiĂ&#x;er dampfer .................................................. 147 die geburt des schattenzwillings ...................... 162
vorwort des autors Freut Euch, wir sind überschüttet mit Sternenglück! Während ich diese Zeilen niederschreibe, sitze ich in der Dachkammer des Hauses meiner alten Mutter und beobachte den etwa zwanzigjährigen Nachbarsjungen beim Spielen mit einem Game Boy; seine Miene gleicht der eines grimmigen Eichhorns. Auch für ihn scheint ein Samstagabend nicht mehr zu bieten zu haben als etwas traurige Beschäftigung mit dem Notwendigen. Aha! Ein neues Erdzeitalter bricht jetzt an, wir sind überschüttet mit Sternenglück, Medien aus verschiedenen Regionen bestätigen das in ihren Weissagungen. Ich schrieb dieses Buch in all den schönen Luftkurorten Deutschlands, in den Heilsanatorien, in denen ich wegen meiner armen kranken Lunge behandelt wurde. Nun, da das Familienvermögen beinahe ganz zerronnen ist, verschwendet von meinen habgierigen Verwandten, kann ich sicher nicht mehr geheilt werden und muss bis an mein vielleicht nahes Lebensende krank im Haus meiner alten Mutter leben. Da Sie, nachdem Sie dieses Vorwort gelesen haben, vielleicht auch fortfahren und weitere Seiten des Buches lesen werden, möchte ich sie schon jetzt um Verständnis bitten. Ein Großteil meiner Ahnen wurde im 1. Weltkrieg ausgelöscht, so wurde ich traumatisiert. Hinzu kommt meine schwere Krankheit, die mich seit meiner frühesten Kindheit plagt. Ich habe eine verkümmerte Lunge,
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die sich nicht über das Embryonalstadium hinausentwickelt hat. Ständig muss ich mit flüssigem Sauerstoff beatmet werden. Auch kann ich kaum essen, da mir der Magen im Zuge meiner Behandlung entfernt wurde, und ich daher nur noch mit dem Darm verdaue. Diese Dinge tat man mir in den Heilsanatorien an, aber darüber darf nicht zu viel gesagt werden, ich schulde denen noch Geld und habe große Angst vor dem Druck der Schlägertrupps. Lassen Sie sich von diesen Tatsachen bitte nicht abschrecken, ich bin trotz allem ein anständiger Bürger, man kann mir nichts vorwerfen. Die Handlung des Buches beruht größtenteils auf wahren Begebenheiten, deren Verlauf mir von ehrenwerten Informanten zugetragen wurde. Die Namen aller Protagonisten wurden geändert, um die Unschuldigen zu schützen, aber ich muss ihnen doch sagen, dass einer von ihnen Konrad Adenauer war. Ich hoffe, angesichts meines tragischen Schicksals werden Sie mit genügender Nachsicht mein kleines Werk betrachten, das ich nur zur Verzückung des Gemüts und als Quell nie versiegender Freude geschaffen habe. Wir sind überschüttet mit Sternenglück, die gesegnete Zeit kommt zurück! Dies ist eine neue heilige Schrift, sie enthält alle Verhaltensmaßregeln und Vorschriften, die fortan bindend sind. Mein Geist ist teilweise zerbohrt von den Medikamenten, ein feuchter Vorhang hängt vor den grauen Lappen
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des Denkfleisches; das haben die Herren Doktoren zu verantworten! Schamlos rieten sie mir zum unmäßigen Gebrauch der freundlichen Gifte, so machten sie mich viele Jahre vor der Zeit zum Greis. Das Denken fällt mir schwer, und meine Glieder widersetzen sich jeder sportlichen Übung. Bei meinen Spaziergängen auf der Oberfläche — jeder einzelne bedeutet für mich höchste Lebensgefahr — sehe ich die von meinem schweren Schicksal nicht betroffenen Menschen. Sie ähneln mehr den Tieren, den kleinen Fellmaschinen, die angetrieben vom animalischen Magnetismus fröhlich umhertollen, als mir. In einem der Heilsanatorien, dessen Namen ich aus Furcht nicht nennen werde — ich befand mich da am Anfang meiner vergeblichen Irrfahrt, die mich später, was ich noch nicht ahnte, an Dutzende ähnlicher Orte führen sollte — ließen die Knochensäger mich so oft zur Ader, dass ich ganz geschwächt war, worauf mir erstmals bewusst wurde, wie anders ich beschaffen war als die Personen, mit denen ich vorher so sorglos verkehrt hatte. Denn denken sie! Einst kannte ich ein normales Leben mit Familie und Kindern und einem achtbaren Einkommen. Meine Familie aber zerbrach, als meine Erbkrankhait mich zunehmend an der Ausübung meines Berufs hinderte und begann meine Ersparnisse aufzuzehren. Bald darauf starb mein Vater und hinterließ meinen Brüdern, meiner Schwester und mir sein immenses Vermögen. Wie es jetzt um uns steht, habe ich ihnen ja bereits berichtet. Wir sind überschüttet mit Sternenglück!
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Sicher werden Sie jetzt einsehen, dass es keinen Sinn hat, mich weiter anzugreifen und zu verfolgen, stattdessen schulden Sie mir mich wenigstens anzuhören. Ich habe eine Geschichte zu erzählen, die das menschliche Herz erfreuen und den Geist belehren kann. Leider bin ich aufgrund meiner Krankheit manchmal wochenlang besinnungslos, deshalb musste ich beim Schreiben des Buches eine spezielle automatische Methode verwenden. Die Erde ist verflucht in dieser Gegend. Neben dem Haus steht eine halbtote Kiefer, deren Äste sind wie die Fangarme eines mächtigen Insekts. Ein großer Specht hackt in der Abendsonne nach Ungeziefer. Die Last der Geschichte wird unerträglich heutzutage, so viele tausend Jahre lasten auf uns. Wir sind überschüttet mit Sternenglück! Sie lesen gerade diese geweihten Sätze, ich aber liege womöglich schon im kühlen Grab. Also denken Sie von mir bitte nur Gutes.
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teil 1: leichenterror
Der Leser wird das Folgende als kurze, jedoch äußerst intensive Anomalie empfinden. Er wird danach nichtmehr derselbe sein wie zuvor. Sinke er in einen Zustand tiefer Entspannung, damit seine Seele aus dem Morast emporflattern möge. Fragmente zerhackter Gedanken, Fetzen zersägter Träume und an die Oberfläche gespülte Überreste zerteilter Erinnerungen werden einem reißenden Strom gleich durch die tiefsten Schluchten seines Bewusstseins stürzen. Steige seine Essenz nur hoch genug, dass sie nicht dem Leichenpapst in die Hände falle. In einem Akt übernatürlicher Verzweiflung werden die ruhelosen Seelen der aus dem Hinterhalt Gemordeten versuchen, einen Ansatzpunkt in der Oberflächenstruktur der Leserpersönlichkeit zu finden. Derweil sie unter dem sternklaren Nachthimmel ihre Stimmen zu heimtückischen Chorälen bündeln, trinke inmitten eines Kreises aus brennenden Fackeln der Leser benommen und mit zitternder Hand aus einem schmutzigen, einem entweihten Kelch den garstigen Leichensaft. Die braune Mundhöhle des Mannes hinter dem Verkaufstresen in der aus Plastik und Topfpflanzen gezimmerten Apotheke stinkt übel nach Fäule. Paco Panso denkt an die palmenbedeckten und sandverschmierten Strände seiner Heimat und wirft da irgendwo Geldscheine hin, er braucht dringend etwas Iod für seinen Fuß, auf dem sich gleich unter den Kunstlederslippern eine schwärende Wunde ausbreitet. Ein brauner Hund hat
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ihn gebissen an diesem Morgen, von Schmerzen geblendet ist er dann auch noch gegen eine Laterne gelaufen, und nun erstrahlt eine Gesichtshälfte in flimmerndem Dunkelblau. Eigentlich muss er mit dem Fluss treiben, einfach fühlen, was als nächstes kommt, die Nerven geben den Fasern Befehle, die Fasern zucken umher und zerschlagen Dinge und zerreißen und zerbrechen, Fortbewegung wie auf Rädern, durch die Gnade der modernen Automotorik erreicht er seine Ziele. Aber jetzt hat sich das Getriebe verkantet, die Räder fahren knirschend fest, Panso ringt nach Luft, ein gezielter Stoß, der einfach alles wieder gerade rückt, einfach zack, er braucht, ja, er kauft jetzt etwas medizinischen Alkohol, um die Schleimhäute zu säubern, und drei Flaschen Hustensaft. Gleich nachdem er alles getrunken hat, verfällt er in haltloses Röcheln und vollführt einen spastischen Tanz. Alles OK. Das eine Auge quillt durch die schwarzgeschwollenen Lieder wie eine rote Christbaumkugel, so geht er auf die Glastür zu, hält das andere Auge fest geschlossen, um räumliches Sehen zu verhindern, verfehlt die Glastür knapp und zerstört einen Pflanzentopf, kleine braune Kugeln rollen über den Boden. Draußen rempelt er ständig Passanten an, stößt sie wütend zur Seite, reibt einer jungen Frau seine pissigen Haare ins Gesicht und stolpert über ihren Kinderwagen. Darin liegt ein Dackel mit gebrochenem Hals, der, als der Wagen umkippt, herausfliegt, auf Pacos Gesicht landet.
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Schließlich kommt Paco zu einer Telefonzelle, reißt die Tür auf, reißt den mit einer braunen Lederjacke und Sonstigem bekleideten Telefonierer raus, schlägt ihm mit beiden Fäusten in den Bauch. Als der Lederjackenmann sich zusammenkrümmt, führt Paco sein Knie gegen dessen Gesicht und tritt zu und lässt die Fäuste trommeln. Er stellt sich auf den Rücken des Lederjackenmanns und wählt eine Nummer. Höher hängt ein Hubschrauber auf gequirlter Luft und sendet Signale, die von den Platten und Stiften in Paco Pansos Körper empfangen werden. Paco knirscht etwas mit den Zähnen und bekommt so einige zwar vom medizinischen Alkohol halb verätzte aber immer noch wohlschmeckende Essensreste zu fassen. Dann wird die Verbindung hergestellt. »Zuvor wuschen sie den Körper sehr gründlich, und damit dieser die Wohlgerüche aufnähme, trockneten sie ihn aus mit Kleewasser und anderen wohlduftenden Dingen.« wer hatte gesprochen, war es der mann am anderen ende der leitung gewesen, oder doch er selbst? king kabeljau starrte gegen die pochende, atmende wand seines zimmers, angstschweiß lief ihm über die stirn. Begeistert hängt Paco Panso den Hörer auf und steigt von dem Lederjackenmann herunter, hastet davon. Vielleicht wird er jetzt die ausstehende Rate für den Pelzmantel bezahlen und unter Umständen sogar Frau und Kinder aus der Sklaverei freikaufen können.
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Fred war schon seit einer Weile in der WG eines Kumpels untergekommen, der selbst nur selten zu Hause war. Gerade saß er in der Küche, trank Kaffee und versuchte einigermaßen entspannt zu bleiben, während ein sehnenartiger Strang verzerrter Gedanken in unregelmäßigen Rhythmen zuckend und pochend durch sein weggetretenes Gehirn raste. Dieser Trip war das Allerletzte, was man gebrauchen konnte. Fred war sich sicher, dass er in seinem ganzen miserablen Leben noch nie etwas so Beschissenes hatte ertragen müssen. Angetrieben von den Klängen eines auf einem grünen Gerüst postierten Blasorchesters bahnten sich Scharen von mikroskopisch kleinen Pinguinen hektisch mit ihren verkümmerten Schwingen rudernd ihren Weg. Hier kamen ff hfürchterlliche Gemälde zum Vorschein, die jeweils eine Momentaufnahme aus einem bestimmten Stadium dieser nervenzerreißenden Hochgeschwindigkeitstragödie zeigten. Es war kaum zu glauben, wie er sich hatte verarschen lassen. Und dann auch noch von diesen aufgeblasenen Krepeln in ihren Markenklamotten. Sie mussten irgendwie mitbekommen haben, wie Fred Yasmin auf einer Party kennengelernt und sich anschließend häufig mit ihr verabredet hatte. Von da an begannen sie, alle möglichen Gerüchte haarsträubendster Art über ihn in Umlauf zu bringen und jede nur erdenkliche Intrige gegen ihn einzufädeln. Eines Tages hatten sie ihm, während er in der Pause vom Schuldirektor einen äußerst wichtigen und Ultimatum-mäßigen Vortrag gehalten bekam, da
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hatten sie seine leckeren Pausenbrote aus der hellblauen Plastikbox genommen und stattdessen zerstückelte Schildkröten hineingelegt. Für einen Moment stand dieses Bild Fred gestochen scharf vor Augen, dann wurde es auch schon abgelöst vom nächsten. Hinter der materiellen Kulisse betätigte jemand ein Daumenkino in affenartigem Tempo und führte dabei mit verzerrter Stimme Selbstgespräche. Eigentlich konnte man gar nicht so sehr von Selbstgesprächen reden, nein, viel eher von einem schizophrenen Schub, der einen älteren Herrn im marineblauen Frack und mit Beinprothese erfasste, während er damit beschäftigt war, seinem verstörten Enkel mit geisteskrank erscheinenden Stoffpuppen ein bizarres Schauspiel zu bieten. Nicht nur wurden die Bewegungsabläufe immer unkontrollierter, auch machte die Stimme dieses Menschen eine erschütternde Metamorphose durch. Fragen wurden in einer Stimmlage gestellt, die zwangsläufig mit einer schweren Behinderung assoziiert werden musste, die Antworten dann mit gänzlich anderer Stimme geliefert. Speichel tropfte auf die adretten Stoffpüppchen, während sich die ausgemergelten, krallenartigen Hände des Rentners zunehmend verkrampften. Bevor er sich auf dieses Bild konzentrieren konnte, führte der Strang aus Gedanken Fred wieder zurück in seine Schulzeit. Da traf man in der Pausenhalle die verschiedensten Exemplare von Schülern an. Solche, deren Heranwachsen sich gerade zu einer ernsthaften Krise
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entwickelte, und andere, die anscheinend keine Schwierigkeiten hatten, sich anzupassen und die an sie gestellten Erwartungen zu erfüllen. Cliquen, in denen sich die schärfsten Mädchen der Oberstufe organisiert hatten, eilten, in hektische Gespräche verstrickt, auf und ab. Mit einigen von ihnen hing Fred von Zeit zu Zeit rum, schrieb ihre Hausaufgaben ab oder versuchte sie abzuchecken. Ansonsten kam er am besten klar mit den abgefuckten Skatern, Punks und Hardcore-Kids. Seit kurzem war seine Crew allerdings in zwei Fraktionen gespalten: Die einen vertickten für King Kabeljau Pillen und Amphetamine an der Schule, die anderen, zu ihnen zählte auch Fred, beteiligten sich aus Prinzip nicht an dieser Dimension des Drogenhandels. Die bereits erwähnten Krepel waren ebenfalls in der Pausenhalle vertreten. Nach Freds Ansicht zeichneten sich deren Vertreter durch die besondere Fähigkeit aus, ein extrem unvorteilhaftes Äußeres mit einem Höchstmaß an geistiger Beschränktheit zu verbinden. Typisch für das Verhalten dieser lurchartigen Gestalten war es, in jedem Gespräch das beträchtliche Einkommen ihrer Eltern zu erwähnen, oder einen Tag nach Bestehen der Führerscheinprüfung großspurig mit dem Wagen der Eltern zur Schule zu fahren. Fred fand dieses Benehmen einfach unmöglich. Ein ganz besonders übler Fall war Hans-Gert Hübner. Er konnte sich beim Geprotze der Ärztekinder besonders hervortun, denn seit der Pockenerkrankung seiner Mutter versorgte ihn sein Vater, um dem geliebten Sohn über den
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Schmerz hinwegzuhelfen, immer mit ausreichend Cash. Gleichzeitig gelang es Hans-Gert prächtig, der gesamten Lehrerschaft — einschließlich Direktor Tägerts — in den Arsch zu kriechen. Dieses klebrige Handwerk hatte er von der Pike auf gelernt, und er hatte es darin zu wahrhafter Meisterschaft gebracht. Auch mit Gleitcreme kannte er sich bestens aus. Zur vollen Entfaltung kamen seine speziellen Talente allerdings auf anderem Gebiet. Seine individuelle Masche bestand darin, mittelmäßig aussehende Mädchen anzubaggern und mit ihnen zusammenzukommen. War ihm das gelungen, so setzte ein mieses Programm ein, das in einer schier endlos erscheinenden Kette von Arschnummern für das jeweilige Fräulein gipfelte. Kam es zu Widerspruch, so arbeitete Hans-Gert mit Ohrfeigen. Zum wer-weiß-wievielten Mal spielte Fred das Szenario des Ausbruchs einer neuartigen Epidemie an der Schule durch. Es würde nur die widerwärtigsten Poser und die penetrantesten Schleimer dahinraffen, während alle anderen nichts außer einem gesunden Schock zu befürchten hätten. Erstere würden, während sie auf dem Pausenhof krampfhaft versuchten mit übertrieben coolem Gesichtsausdruck eine ihrer Philip Morris-Zigaretten zu rauchen, da würden sie schlichtweg innerlich verschimmeln. Da ist wieder die Apotheke, fauliger Mundgeruch, Lebewesen, Menschen, Bewegungen und viele SStrahrlen
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und Wellen. Pflanzen wachsen in Töpfen voll mit kleinen braunen Kugeln. Schon wieder war da ein Hund, der obendrein aggressiv wirkte, offensichtlich war alles nur erfunden. Wahrscheinlich hatten sie ihn nur auf die Universität geschickt, um ihn endlich loszuwerden. Die Missgeburt mit Hasenzähnen und Segelohren, mit einem fetten Arsch und Klumpfüßen. Wer hätte ihm schon Aufgaben gegeben, ihn für Tätigkeiten ausgewählt. Alles war erfunden, der Hubschrauber und die fleißigen kleinen Telefonzwerge, die durch die blitzenden Leitungen geflitzt waren. Den Pelzmantel hatte er schon lange nicht mehr, und wer wußte, ob seine Familie überhaupt noch lebte. Nachdem Paco Panso einige Zeit Melonen verkauft und gleichzeitig Anthropologie studiert hatte, adoptierte ihn ein reicher Kannibale. In dessen Familie wurde er wie ein Sohn aufgenommen, man mästete ihn mit Schweinefleisch und setzte ihn als Schläger und Leichenräuber ein. Das waren die schönsten Monate seines Lebens. Endlich lernte er Menschen kennen, die ihn verstanden. Zwar nutzten sie ihn schamlos aus, aber das war egal, irgendwann würde er ihnen ja alles heimzahlen. Leider zerbrach die Familie des Kannibalen bald an dessen Heroinsucht, ein Laster, dem auch Panso damals verfiel. Frau und Kinder zogen aus, der Kannibale verlor sein Leichen- und Drogengeschäft, also brachte Paco ihn um und verkaufte den Kadaver. Hubschrauber hatten ihm alles erklärt, Gehirne sind die Feinde der Menschen;
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er musste einfach rollen. Er machte alles, was noch im Haus war, zu Geld, um sich Heroin fixen zu können. Dann fing er wieder an zu studieren, aber nur, weil er in dunklen Gängen lauern wollte. Wenn er entdeckt wurde, zog er das Messer und bahnte sich seinen Weg nach draußen. Nachts war er immer in der Stadt unterwegs und machte Ärger. Die Apotheke durch die Glastür verlassend spürt Paco Panso keine Verbindung zu seinem Körper, was sehr, sehr schlimm ist, er muss in den Fasern sein. Alles war erfunden. Die Hubschrauber sind verschwunden, da sind die braunen Berge seiner Heimat, Tierkadaver und Leichen vergiften das Wasser, seine Eltern winken vor der Tür der Hütte, es gibt Dreck zum Abendessen, dann sieht er seine Frau und seine Kinder, aber alles verschwimmt, und nur Steppe bleibt zurück. Paco Pansos Körper bewegt sich fort wie immer, aber er ist nicht darin, der Körper zuckt umher, überschlägt sich, kauft eine Flasche billigen Schnaps, belästigt spielende Kinder durch brechen rostiger Brocken. king kabeljau kaute einige schillerlocken und hörte sich walgesänge an, um seine nerven zu beruhigen. heute morgen hatte ein mann verdächtig lange auf der anderen straßenseite gestanden und manchmal herübergesehen, kabeljau hatte ihn durch seine jalousien beobachtet. immer noch hatte er probleme damit, seine atmung unter kontrolle zu halten.
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Direktor Tägert hatte die kleine Natalie in sein Zimmer bestellt. Sie wusste nicht, was los war. Hatte sie etwas Böses getan? Waren ihre Eltern bei einem Autounfall entstellt oder gar getötet worden? »Na, meine Kleine, wie geht es dir? Wie gefällt es dir auf unserer Schule?« Natalie war immer noch sehr verunsichert. Hatte der Herr Direktor sie vielleicht nur gerufen, weil sie neu auf der Schule war, wollte er sie persönlich begrüßen? Hinter dem Schreibtisch hervortretend präsentierte Direktor Tägert Natalie sein schlaffes Gemächt. Am Oberkörper trug er Cordjackett und weißen Rollkragenpullover, aber unterhalb der Gürtellinie war er ganz entblößt. Seine Hose lag säuberlich zusammengefaltet auf dem Schreibtischstuhl. »Na, meine Kleine, willst du den Onkel Strulli mal anfassen? Dann freut er sich! Natürlich will ich dich zu nichts zwingen, verstehst du, aber es könnte ja einfach sein, dass du mal Lust hast, den Onkel Strulli zu streicheln. Dann freut er sich! Natürlich könntest du dann vielleicht auch bessere Noten bekommen oder vielleicht Schokolade oder Geld, nicht, dass ich dich bezahlen will, verstehst du, das wäre dann nur so ein kleines Geschenk unter Freunden. Meinst du nicht, dass dir das gefallen könnte?« Nun stand Direktor Tägert direkt vor der kleinen Natalie. Sie konnte Onkel Strulli riechen, und wie in Trance griff sie nach ihm. Erst vor einem Monat war ihre
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Familie in die neue Stadt gezogen, denn die Heimat hatte dem Braunkohletagebau weichen müssen. Das Elternhaus und der Spielplatz und sogar ihre Katze Minka, die sie vergessen hatten, waren zum Raub der Bagger geworden. In der großen Stadt war alles so anders, sie musste neue Freunde finden, hatten die Eltern gesagt, und hier war Onkel Strulli, der ihr Freund sein wollte, das war doch sehr schön. Trotzdem musste die kleine Natalie weinen. Direktor Tägert tröstete sie, wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht, gab ihr noch einen Klaps auf den Po und schickte sie zurück in die 6. Klasse, wo Frau Döring gerade Erdkundeunterricht erteilte. Paco erwachte. Licht schien in seine kleine Erdhöhle, die Sonne. Er streckte sich und gähnte, kroch aus der Höhle zwischen den Wurzeln. Alles stank nach fischigem Gekropp und Läusen, der ganze Waldboden war bedeckt mit Vogelscheiße, den Kadavern kleiner Tiere und Blut. Paco lief umher und ruderte mit den Armen. Da er nicht sprechen konnte, versuchte er, mit seiner Umwelt durch Tanz zu kommunizieren. Die Leute im Dorf hatten sich große Sorgen gemacht, denn die Behörden und ihre Späher, die waren überall. So einer konnte schon Aufmerksamkeit erregen, da war man lieber vorsichtig, man wollte ja nicht den Napalmtod herbeiführen. »Wir müssen wegen des Jungen etwas unternehmen«, sagte der Bürgermeister, Paco Pansos Adoptivvater, zu seiner Frau. »Wir hätten ihn gleich mit seinen Eltern
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verbrennen sollen. Diese Leute sind ja nicht wie wir. Der Junge kann lesen und schreiben, aber niemand hat ihn je eine Silbe reden hören. Und er gräbt im Boden wie ein Dachs.« »Ja, du hast wohl recht«, antwortete die Frau Bürgermeister, »aber jetzt können wir ihn nicht einfach totschlagen, sonst könnte auffallen, dass mir noch einen versteckt hatten.« »Dann sollten wir ihn am besten mit Medikamenten ruhigstellen. Wenn wir langsam die Dosis erhöhen, stirbt er irgendwann eines ganz natürlichen Todes, und allen ist geholfen.« »Aber das ist doch viel zu teuer. Unser kleiner Hof kann uns kaum ernähren, und jedes Jahr werden die Ernten schlechter. Du musst logisch denken, mein Lieber. Wir sollten ihm irgendwo im Wald ein nettes Plätzchen suchen, an dem er wohnen und sich von der Jagd ernähren kann. Damit wäre WIRK LICH allen geholfen.« Das stimmte. Wenn der Geheimdienst Paco Panso dann fand, würden sie einfach alles abstreiten. king kabeljau waren diese vorgänge wohlbekannt, er war auf sie gestoßen, als er vor jahren versucht hatte, durch fischhandel an informationen über neanderthaler zu kommen. allerdings war kabeljau nicht der meinung, dass es sich bei dem damals verschwundenen jungen um einen neanderthalersprößling handelte. vielmehr war dieser anscheinend ein dinosaurier. diese theorie mochte
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gewagt erscheinen, aber kabeljau hatte ein ganz schlechtes gefühl bei der sache. manchmal glaubte er, der dinosaurier habe es auf ihn abgesehen. Kommen wir aber zum eigentlichen Kern der tieftraurigen Geschichte, die den Leib und die Seele unseres tragischen Helden seit Jahren wie eine offene Wunde marterte. Fred hatte bis mittags geschlafen und wurde von der kraftvollen Frühlingssonne geweckt, die ihre Strahlen durch das Fenster seines Zimmers schickte. Er erhob sich aus dem Bett und begab sich zu seiner Anlage, wo er sich die Frage stellte, mit welcher Scheibe er den Tag einleiten sollte. Unentschlossen durchstöberte er seine unzähligen Punk- und Hardcoreplatten, bis er sich schließlich für eine alte Misfits-Single entschied. Kurz darauf erfüllten die rauen Klänge sein Zimmer und den Flur, während er sich im Bad rasierte. »...die, die, die my darling…« Knapp zehn Minuten später traf er die letzten Vorbereitungen für ein relaxtes Fernsehfrühstück im Wohnzimmer seiner Eltern, bestehend aus Frühstückscerealien, Pudding, Konfitüre und hartgekochten Eiern. Nachdem Oberinspektor Derrick von der Mordkommission seinen Fall gelöst hatte und Fred von einem an Übelkeit grenzenden Sättigungsgefühl erfüllt war, blickte er auf die Uhr und begriff schlagartig, es war höchste Zeit für einen Ortswechsel. Jeden Moment würde seine Mutter von
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der Arbeit zurückkommen, und es würde einen fürchterlichen Anschiss geben, wenn sie feststellte, dass er schon wieder nicht in die Schule gegangen war. Ein kurzer hektischer Schub und schon hatte er alles beisammen, was er zum Überstehen der zweiten Hälfte des Tages benötigte. So ausgerüstet schwang er sich aufs Rad. Während er im Schein der Frühlingssonne die von kräftigen, langsam ergrünenden Eichen gesäumte Allee entlangradelte, tauchten fragmentarisch Erinnerungen an die Ereignisse des letzten Abends in seinem Gedächtnis auf, um sich dort mit euphorischen Traumbildern zu vermischen. Die Trennlinie zwischen diesen beiden Sphären war nicht mehr genau zu ziehen. In unregelmäßigen Abständen tauchte für den Bruchteil einer Sekunde ein undefinierbarer Schatten auf, der sich Fred wie ein eiskaltes Bajonett ins Hirn bohrte. Hatte er denn nicht den hämischen Blick bemerkt, mit dem die aufgedunsene, quallenhafte Fratze, die sich verschwommen am Himmel abzeichnete, ihn beobachtete? Die laut dröhnende Punkrockmusik war ungefähr vier Häuser weit zu hören. Fred musste minutenlang sturmklingeln, bevor jemand Notiz von ihm nahm. Als er das Wohnzimmer betrat, wurde ihm sofort bewusst, dass er als einziger in diesem Raum nicht auf LSD war. Alle waren vor einem äußerst aggressiven und hektischen Videospiel versammelt und in ihrer Wahrnehmung offenbar schon stark beeinträchtigt. Das Wohnzimmer von Toms Eltern befand sich in einem alarmierenden
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Zustand. Überall standen oder lagen Bierdosen herum, aus manchen war Bier ausgekippt und in den teuren Kamelhaarteppich eingezogen. Essensreste klebten am Sofa oder lagen auf dem Fußboden. Der kleine Glastisch vor dem Sofa war mit Müll überhäuft, und benutztes Geschirr stapelte sich neben dem Fernseher. Rauchschwaden nebelten alles ein. Fred schaute sich um, begrüßte die anderen und setzte sich schließlich in den großen Sessel, der sonst für Toms Vater reserviert war. »Hast du Bock, ´ne Runde mitzuballern?« fragte ihn Tom. Fred griff sich ein Gamepad und durchflog mit seinem Raumgleiter geschickt das verzweigte Labyrinth. Wenn man diesen zappeligen Film überleben wollte, dann musste man schon ballern, was das Zeug hielt. »Was läuft`n so am Wochenende, Fred ?« wandte sich Mark an ihn. »Kein Plan«, erwiderte Fred. »Lass uns mal Samstag ´n paar Pillen einwerfen und dann später Wiebkes Party anchecken«, schlug Mark vor. Paco Panso parkte den Kombiwagen in der Garageneinfahrt. Er stellte ihn nicht in die Garage, denn seine Ehefrau hatte Paco vorhin im Büro angerufen und ihm gesagt, dass sie nach dem Abendessen noch zu einer ihrer Freundinnen fahren würde. Dort würden die Frauen schlecht über ihre Ehemänner reden und dabei Gin und Sprite trinken. Das vermutete Paco jedenfalls, auch
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wenn der Gutenachtkuss seiner Frau immer nur nach Zahnpasta schmeckte. Als er den Weg zur Haustür hinaufging, flog diese bereits auf, und seine Jüngste kam herausgelaufen. Sie umarmte und küsste ihn und erzählte von ihrem Hamster Benni. Paco nahm sie auf den Arm und trug sie ins Haus. Auch bei Tisch schnatterte die Kleine unentwegt weiter, und Paco war nicht unglücklich darüber, er war müde und fühlte sich nicht in der Lage, selbst noch viel zu sprechen. Eigentlich freute er sich nur noch auf einen friedlichen Abend vor dem Fernseher. Nachdem alle aufgegessen hatten, brachte Pacos Frau die kleine Tochter ins Bett, die beiden älteren Kinder räumten den Tisch ab und verstauten das Geschirr in der Spülmaschine. Kurz tat Paco so, als würde er Ihnen dabei helfen, griff sich in der Küche aber gleich ein Bier aus dem Kühlschrank und verschwand dann im Wohnzimmer. Mit einem Seufzen ließ er sich in seinen Fernsehsessel sinken, und als sich zuerst seine Frau und wenig später auch die Kinder für den Abend verabschiedeten, gab er nur noch ein unartikuliertes Brummen von sich. Paco erwachte von kurzem Schlummer. Die Sendung, die er gesehen hatte, war bereits vorbei, jetzt lief ein Gesundheitsmagazin, Ratschläge für alte Männer mit Prostatabeschwerden. Paco schaltete um, doch auf allen anderen Kanälen tobte der elektromagnetische Schneesturm. Also schaltete er zurück auf die Gesundheitssendung. Auch hier trieb mittlerweile Schnee in dichten Wolken
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über die Steppe. Hubschrauber über dem Haus störten den Satellitenempfang. Die kurze Unterbrechung seines Fernsehabends nutzte Paco, um ins Bad zu gehen und zu urinieren. Anschließend ging er in die Küche, holte sich ein neues Bier. Zweimal musste er durch den Flur gehen, zweimal vorbei an den am vergangenen Weihnachtsfest aufgenommenen Fotos seiner Familie. Aber statt Freude und Stolz regten sich andere, weniger angebrachte Gefühle in ihm. Voller Neid dachte er an seine jungen Kinder, ihre rosige Haut und ihre straffen, gelenkigen Körper. Er selbst war bereits dabei zu zerfallen, bald würde auch er Probleme mit der Prostata bekommen. Vielleicht war es auch schon so weit, und er wollte es sich bloß nicht eingestehen? Musste er nicht nachts manchmal raus, weil die Blase drückte? Tatsächlich wusste er ja auch gar nicht so genau, wie alt er überhaupt war. Seine Jugend verschwamm in seinem Gedächtnis zu einem trüben Brei aus braunen Bergen, am Feuer geröstetem Aas, stinkenden Großstadtstraßen und dunklen Gängen. Immer wenn er sich an Einzelheiten erinnern wollte, versagte er und förderte höchstens bizarre Brocken zutage, von denen er glaubte oder wenigstens hoffte, diese seien keine echten Erinnerungen. Erzählte er anderen von diesen Problemen mit seinem Gedächtnis, so sagten sie ihm nur, er solle sich nicht aufregen, es sei schon alles in Ordnung, er habe viele Freunde, alles sei gut. Daran dachte Paco nun, redete sich selbst gut zu:
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»Du musst ganz ruhig bleiben, sonst jagen sie dich aus der Stadt, du bist nur Gast hier, bloß nicht auffallen, du darfst nicht so schwitzen, siehst du, da hast du das Bier auf den Boden geschüttet, so geht das nicht, ganz ruhig, ganz ruhig, setz dich wieder hin und schalte den Fernseher ein.« Der Empfang war nicht mehr gestört, dutzende bunte Programme flimmerten über den Bildschirm. Er wusste nicht, woher diese Anfälle kamen, was ihn in diese Zustände gefährlicher Verwirrung versetzte, aber wenigstens für diesen Moment war es vorbei, für diesen Moment war alles gut, alles leichter Bierdusel und Fernsehflimmern. Als seine Frau nach Hause kam, schlief Paco Panso im Sessel. Sie weckte ihn und schob ihn ins Schlafzimmer. Paco hatte Mühe sich wach zu halten, er murmelte Verworrenes auf Spanisch, während er sich seiner Kleider entledigte und seinen Pyjama überzog. War er bei etwas unterbrochen worden? War der Traum aus dem Sessel schon vorüber? Oder musste er zu ihm zurückkehren? Eine Weile verbrachte Fred mit dem Videospiel, Drogenkonsum und höchst oberflächlichen Beiträgen zu Trivialgesprächen. Irgendwann fiel sein Blick zufällig auf seine Uhr. War es tatsächlich schon zehn nach vier? Das war das Gefährliche an diesen Sessions, ab einem bestimmten Punkt verlor man völlig das Zeitgefühl. Jetzt musste alles verflixt schnell gehen. Fred verabschiedete
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sich unverzüglich, schwang sich hastig auf sein Fahrrad und heizte im Eiltempo nach Hause. Dort ließ er das Rad in den Vorgarten fallen, ging schnurstracks ins Haus, durch den Flur in die Küche, zum Gefrierschrank, öffnete ihn, holte eine Tiefkühlpizza heraus, schloss ihn wieder, stellte den Backofen an, warf die Pizza hinein und eilte die Treppe hoch. Nachdem er geduscht und sich umgezogen hatte, ging er zurück in die Küche, um schnell seine Thunfischpizza und einen Joghurt zu verzehren und zu guter Letzt noch einen halben Liter Milch in sich hineinzuschütten. Kurz darauf saß er schon wieder auf seinem Fahrrad und war unterwegs in Richtung Stadtzentrum. Neben dem Eingangstor des Parks schloss er sein Fahrrad an und ging anschließend hinein, ständig Ausschau haltend nach Yasmin, mit der er hier verabredet war. Er konnte nun bereits einen Großteil der Fläche überblicken, sah Yasmin jedoch nirgendwo. Vielleicht hatte sie es sich ja auch anders überlegt, schoss es ihm durch den Kopf. Während er so dastand und diesem Gedanken weiter nachging, spürte er plötzlich, wie jemand ihm von hinten die Augen zuhielt. Er drehte sich um, und Yasmin stand vor ihm und umarmte ihn, und während er, die Umarmung erwidernd, den herrlichen Duft ihres Parfüms einsog, dachte er, dass es so ein großartiges Gefühl war, dieses bildschöne Mädchen zu umarmen, und er versuchte, die Umarmung so lange wie möglich auszudehnen.
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Gemeinsam liefen sie dann ein Stückchen durch den Park, um sich schließlich auf dem Rasen niederzulassen. Da es schon recht warm war, zog Yasmin ihren Pullover aus und trug nun nur noch ein eng anliegendes weißes Baumwollshirt, unter dem sich die Konturen ihres großen Busens deutlich abzeichneten. Das Weiß des Shirts stand in intensivem Kontrast zur braunen Färbung ihrer Haut. Die nun schon etwas tiefer stehende Nachmittagssonne ließ ihr Haar golden glänzen. Ihr Gesicht näherte sich ganz langsam dem von Fred, und sie küsste ihn, während er zärtlich mit seiner Hand über die Haut ihres Oberarms strich. Außer dem Gesang der Vögel war kaum ein Geräusch zu vernehmen, es schien, als seien sie die einzigen Personen, die sich im Park aufhielten. Helle Strahlen strömten von oben auf das Meer und das Land, Griechenland, alles war verbrannt und voll mit Griechen und Eseln und dieser Scheiße, eigentlich konnte man es nur im Hotel aushalten. Olga, die alte Hure, auf deren Kosten er hier rumhing, machte immer irgendwelche Ausflüge zu Ruinen und so mit, aber mit dem Rotz sollte sie ihn mal schön in Ruhe lassen. Gerade hatte er sich schon einige Drinks genehmigt, er lag auf einem Liegestuhl am Pool. ‚Berufliche Zukunft: Strassenpenner’ hatte im Abibuch gestanden. Diese Idioten, die das geschrieben hatten, hassten ihn wirklich sehr. Aber was wussten die schon. Gleich nach dem Abitur hatte Hans-Gert Hübner seinen Traum wahrgemacht und
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war ernsthaft ins Heiratsschwindlergeschäft eingestiegen. Schon bei früheren Urlauben hatte er Erfahrungen im Ausnehmen alleinstehender alter Frauen gesammelt, diesmal ging es um die Erbschaft. Eigentlich wollte er gern in die Bar gehen, denn es war wirklich zu heiß in der Sonne, nur konnte er dort wieder auf den wahnsinnigen Zigeuner treffen, einen übellaunigen Burschen, der sich überall in den Bars und Discos rumtrieb, immer einen Pelzmantel trug und von einer Wolke aus Aftershave, Parfum, Deo, Mundwasser und Raumspray, mit der er wohl seinen üblen Gestank verbergen wollte, umgeben war. Er machte alle Frauen auf dreisteste Weise an, begrabschte sie oder folgte ihnen auf die Toilette, was Hans-Gert persönlich nicht weiter störte, aber mit allen Männern suchte der Verrückte Streit. Er hauchte einem verseuchte Milbenwolken ins Gesicht, und wenn man nicht vorsichtig war, zog er sein Messer raus, und dann fing der Ärger richtig an. Das Hotelzimmer roch nach verschimmelter Lungencreme und Leichengift, draußen aber war das Meer, von dem der Gammelatem der Wale aufstieg, darum hielt Paco Panso das Fenster und die Tür zum Balkon immer samt der Läden geschlossen. Gerade erwachte er, mit der rechten Hand fand er auf dem Boden ein halb verfaultes Schnitzel, damit befriedigte er sich, weil ihn das an Sex mit Toten erinnerte. Um seinen Darm auszuleeren, ging er ins Badezimmer. Da er sich ohnehin nie wusch, benutzte er einfach die Wanne, wischte sich
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dann den Hintern mit seinem Pelzmantel ab, griff eine Whiskeyflasche, schon seit Wochen litt er an der Gürtelrose, so konnte er sich doch in der Öffentlichkeit nicht zeigen. Wenigstens konnte er nicht an die Pools und Strände, musste sein Einsatzgebiet auf Bars und Diskotheken beschränken, schnell noch ein paar Schlucke und die Waffen nicht vergessen, dann ging es wieder auf die Piste. Die Nerven funkten, die Fasern zuckten, Wellen übermittelten eindeutige Befehle, Paco riss die Tür auf, verschloss sie mühsam von außen wieder, prallte gegen Steine, stürzte, die Treppen runter, er wollte mal wieder ein bisschen Spaß haben. Sag mir mal wo die Blumen sind wer hat sie gefressen und in Gruben geschissen, damit wir sie vergessen Verdammt schlau, dieser kleine Dreizeiler, oder? Dieses Ding wird zum Klassiker werden, ich kann das spüren. In ein paar Jahren müssen das die Kinder in der Schule auswendig lernen. Eine völlig neue literarische Gattung erhebt sich strahlend aus der Asche der Zeit. Damit habe ich meine Arbeit für den Vormittag erledigt, erst mal einen Drink, wenn mir heute noch so ein Killer einfällt, ist der neue Gedichtband ungefähr in drei Wochen fertig. Der Drink zeckt ordentlich rein, gleich noch einen, dann etwas Free Jazz, um meinen Verstand zu beschäftigen, wenn ich nicht ununterbrochen hochkomplexe
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Vorgänge verfolge, explodiert meine Kreativität in nicht mehr kontrollierbarer Form, aber das muss ich vermeiden. Es genügt völlig, wenn sie sich in kurzen, genialen Meisterwerken wie dem von eben entlädt. Das Teil ist mit seinem coolen ironischen Understatement auch echt unschlafbar, wenn die Leute mich erst richtig verstehen, werde ich ein Gott sein. Ich stehe mit meinem dritten Drink am Fenster und beobachte das Treiben auf der Kleinstadtstraße. Meine verdammte Frau ist dafür verantwortlich, dass ich meine Existenz hier in der Provinz fristen muss. Sie war der Meinung, in der Großstadt könne sie mit einer Arztpraxis nicht genug verdienen, und da ich leider bisher gar nichts verdiene, hatte ich in der Sache nicht viel zu sagen. Aber was ist das? Auf der Straße taumelt ein Mann völlig außer Kontrolle geraten hin und her. Er sieht aus wie ein Penner, lange, strähnige schwarze Haare, ein dreckiger Mantel, anscheinend ist er außerdem Ausländer. Jetzt kommt er herüber, er wankt tatsächlich auf die Tür unseres Hauses zu. Im Erdgeschoß ist die Praxis meiner Frau, vielleicht braucht er ärztliche Hilfe. Es klingelt. Wahrscheinlich hat er die Eingänge verwechselt, ich werde hinuntergehen und ihn in die Praxis bringen. Ich öffne die Tür. Er versetzt mir sofort einen Tritt gegen den Kopf. Ich will ihm das Glas, das ich in meiner Hand halte, ins Gesicht werfen, aber er fängt es und schleudert es gegen meine Stirn. Benommen taumle ich nach hinten. Dann ergreift er mich, drischt seinen Kopf gegen meinen, ich
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sehe Sterne. Als ich wieder erwache, liege ich vor der geschlossenen Haustür. Der Himmel war bis auf vereinzelte Wölkchen stahlblau, und das reflektierte Sonnenlicht erzeugte ein lebhaftes Glitzern im leicht bewegten Wasser des Teichs, auf dem einige Enten schwammen. Fred lag auf dem Rücken im Gras, Yasmin lag auf ihm, küsste sein Gesicht und presste sich eng an ihn, so dass er ihre Brüste spüren konnte. Unter ihrem Oberteil glitten seine Hände langsam über die samtweiche Haut ihres Rückens und ihrer schmalen Taille. Nach einer Weile begannen beide damit sich zu entkleiden. Sanft nahm sie mit beiden Händen seinen Kopf und hielt ihn zwischen ihre großen Brüste. Fred spürte, wie sein Herz anfing schneller zu schlagen. Dieser Moment, von dem er hoffte, er möge niemals enden, war intensiver als alles, wonach er je geglaubt hatte streben zu müssen. Alle Probleme seiner zermürbenden Existenz traten in den Hintergrund. Diese Frau war das Beste, was einem passieren konnte. Es hätte möglich sein müssen die Zeit anzuhalten, um für immer in diesem schwebenden Zustand zu verbleiben. Tatsächlich jedoch flog die Zeit an diesem heiteren Nachmittag nur so dahin. Während er neben Yasmin lag, sank die Sonne immer tiefer und hüllte die Szenerie in rotgoldenen Glanz. Etwas später fuhren Yasmin und Fred mit ihren Fahrrädern langsam nebeneinander her auf der von Eichen
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gesäumte Allee, die Fred früher am Tag bereits in entgegengesetzter Richtung befahren hatte. Durch die Lücken zwischen den Eichen schien die Sonne in Freds Gesicht und blendete ihn auf sehr dezente Weise. Schließlich gelangten sie bei dem gartenumsäumten Haus an, in dem Yasmin mit ihrer Mutter wohnte. Noch fast kahle Äste warfen auf die Einfahrt schlangengleiche Schatten, die sich über den Asphalt zogen wie sinistere, bedrohlich auf Yasmin und Fred zu kriechende Nattern. Er wollte etwas sagen, doch da umarmte sie ihn schon und gab ihm einen unvergesslichen Abschiedskuss. Fred sah ihr nach, bis sie ihr Fahrrad abgestellt hatte und ins Haus gegangen war. Ohne Eile radelte er nach Hause. Euphorie und Irritation geleiteten ihn zum Ende des heutigen Tags. Welche Art von Befindlichkeit würde der morgige Tag bringen? Während sich beruhigendes Dunkel über die Landschaft legte und die meisten Menschen mit Schlaf beseelte, erwachten in einer versteckten Dimension Kräfte, die das Zerrbild eines absurden Traumes der realen Welt verkörperten. Denn unter den Menschen gab es auch diejenigen, die bis in späte Stunden allein in ihrer Stube saßen und in das Feuer des Kamins starrten. Erfüllt waren sie von einer bedächtig dahingleitenden Melancholie, eingenommen von der Ästhetik der lodernden Flammen. Hin und wieder kam es vor in der Zeitspanne zwischen Abenddämmerung und Morgengrauen, dass sich aus der Bahn geratene Gemüter aufmachten, getarnt durch die
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Schwärze der Nacht eine Grube auszuheben. Eine einzige Dornenkrone war das Dasein für diese Gebrandmarkten, die ihre Tage in paranoiden Schüben verbrachten. Yasmin lag in tiefsten Schlaf versunken in ihrem Bett. Wenn man über ihr stand, konnte man ihr Gesicht im Profil sehen und musste eingenommen werden von ihrer wundersamen, über alles Zeitliche erhabenen Anmut. Ihr Mund war ein wenig geöffnet, die Lippen berührten leicht das Kopfkissen. Mögen ihre Träume süß und lieblich gewesen sein. Schuldirektor Tägert war nicht annähernd ein solch gesunder Schlaf vergönnt. Er wälzte sich von innerer Unruhe ergriffen wild hin und her. Er wünschte so sehr, dieses eine, immer wiederkehrende Schreckgespenst aus seinem Bewusstsein tilgen zu können. Er hoffte so sehr, sicher zu sein vor der schieren und unermesslichen Seelenprostitution des Fischmenschen. Paco Pansos Körper steht in der Wohnung. Paco Panso ist auch da, aber er hat keinen Kontakt. Hatten Hubschrauber ihm das angetan? War das immer der Plan gewesen? Es ist nicht gut zu denken, er muss damit aufhören. Paco Pansos Körper zerschlägt alles in der Wohnung und baut aus den Überresten der Einrichtung eine Höhle im Keller. Er schafft Hundefutterdosen hinein, Eier, Milch, Käse, Wurst, Brot, Schinken und Kartoffelchips. Dann geht er nach oben und verbarrikadiert die Tür. Der Körper läuft zu einem Fenster in der Rückseite
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des Hauses und springt hinaus. Mit rudernden Armen bricht er durch die Hecke in den Nachbargarten, schlingert über den Rasen, bricht durch die nächste Hecke, wiederholt diese Handlungen, bis er zu einem hohen Zaun kommt. Da klettert er drüber, fällt auf der anderen Seite auf die Straße, zack wird er überfahren, dann steht er wieder auf, holt tief Luft. Einige Rippen sind gebrochen, und ein Ohr ist beschädigt. Er flüchtet sich auf die andere Straßenseite, flüchtet weiter. king kabeljau hatte noch einen schönen thunfischauflauf im backofen, und jetzt saß er gerade in seinem arbeitszimmer, schrieb die letzten sätze, alles war klar. die ganze geschichte lag als einfache gleichung da, jedes ereignis ergab sinn. die philosophen, die historiker, die stinkfilzigen suhlschweine, sie hatten sich an minderwertigen nebensächlichkeiten aufgehängt wie verurteilte diebe, sodass ihnen der blick für das wesentliche durch die peststümpfe ihrer dumpfheit verstellt geblieben war. zum glück war es ihm gelungen das rätsel zu lösen: der krieg der arten. der dumme darwin hatte unrecht gehabt mit seiner jämmerlichen evolutionstheorie; zwischen den arten herrschte krieg. da überlebte nicht einfach der gut angepasste, während der schlecht angepasste verschwand, nein, mit allen waffen wurde ein kampf zur vernichtung des feindes geführt.
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nach diesem einfachen prinzip ließ sich die geschichte der menschheit entschlüsseln. der homo sapiens versuchte unentwegt den neanderthaler auszurotten. endlos sandte man expeditionen aus und führte kriege, um die letzten dieser bösen art zu finden und zu töten. der ganze bunte firlefanz — tagelange siegesparaden und die ausstellung von reifen lungen — war nur beiwerk, vor allem musste der feind gefunden werden, man musste ihn überall suchen, scheuchen, jagen, verbrennen. natürlich wurde dieser kampf nie offiziell geführt, man wollte die neanderthaler in sicherheit wiegen. king kabeljau hatte sehr, sehr große angst vor den neanderthalern. sie waren einer der gründe für seinen zurückgezogenen lebensstil, denn verbrachte man zu viel zeit außerhalb der sicheren wohnung, kam vielleicht der neanderthaler um die ecke, packte einen am hals und würgte und drosselte. der neanderthaler war wie ein wildes tier. zwar sah er dem homo sapiens verblüffend ähnlich und war auch von nur wenig geringerer durchschnittlicher intelligenz, dennoch ähnelte sein gemüt weniger dem eines zivilisierten menschen als dem eines beißzyklopen mit angespitzten zähnen. am liebsten stürzte der neanderthaler sich auf die ganz schwachen und wohnte dann in ihren häusern, um sich zu verbergen. klar durfte king kabeljau nicht draußen gesehen werden, der neanderthaler würden ihn gleich auswählen. , und am meisten fürchtete er, selbst einer zu sein. warum lauerten ihm sonst überall agenten auf? er hatte nie
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etwas unrechtes getan, wahrscheinlich hielt man ihn für einen feind, er musste bloß unauff ällig bleiben, aber das war gar nicht so leicht, wenn man sich doch um die zeitbeschäftigung kümmern musste. der küchenwecker klingelte, thunfischauflauf war fertig. dazu ein schönes glas birnensaft, den mochte king kabeljau besonders. aber während er noch am küchentisch saß und speiste und trank, wurde in seinem mund alles zu katzenfutter, sogar zunge und zähne. ein zäher ball fischiger reste rollte zwischen seinen kahlen kiefern. er konnte ihn weder schlucken noch ausspucken, denn er war zu groß. king kabeljau würgte und röchelte, tränen liefen aus seinen augen, verdammt noch mal, der gute auflauf, der gute birnensaft. mit den händen schaufelte er den stinkenden dreck aus seinem rachen. jetzt würde er den rest des tages nichts mehr essen können, da hatten sie ihm mal wieder einen schönen streich gespielt. kabeljau konnte gar nicht aufhören zu weinen. so eine gemeinheit, ihm die letzte freude im leben zu verderben, einfach den guten fisch in scheiße zu verwandeln. dahinter konnte doch nur der geheimdienst stecken, der hatte es auf ihn abgesehen. da gab es keinen zweifel, man hielt ihn für einen neanderthaler. dabei hasste und fürchtete er die neanderthaler doch selbst, die spitzzahnigen ungetüme, er konnte da unmöglich dazu gehören, das war doch der pure wahnsinn. jeder wusste, dass der neanderthaler sich durch sein unstillbares verlangen nach rohem fleisch auszeichnete, und kabeljau aß nur geräucherten, gebratenen,
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gekochten, gebackenen fisch, half der menschheit beim ausrotten, aber Da auch nach wiederholtem Rufen und Klingeln keine Reaktion aus der Wohnung kam, brach die Polizei schließlich mit einem Rammbock durch die verbarrikadierte Tür. Drinnen war alles verwüstet, jemand hatte die gesamte Einrichtung in kleine Stücke zerschlagen. Frau Stein befürchtete zuerst, ihr Mann stecke hinter dieser Sache. Vielleicht war das irgendein Performanceprojekt, oder vielleicht war er einfach im Alkohol- und Drogenrausch ausgeflippt. Das durfte sie der Polizei natürlich nicht sagen, sie tat daher so, als mache sie sich große Sorgen, glaube, ihr Mann sei entführt worden. Ihre in Wahrheit größte Sorge, er könne noch im Haus sein, sollte sich als unbegründet herausstellen, ihr Mann war nicht mehr da. Ein Polizist teilte Frau Stein mit, sie dürfe vorerst nicht in ihre Wohnräume zurückkehren, es müssten noch tagelange Untersuchungen durchgeführt werden. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie wohnte erst kurz in dieser Stadt und hatte deshalb keine Freunde, bei denen sie übernachten konnte. Sie würde wohl in der Praxis schlafen müssen. In den nächsten Tagen waren ständig so viele Polizisten auf dem Grundstück, dass Frau Stein sich in ihrem eigenen Haus wie eine Gefangene fühlte. Außerdem blieben aus den offensichtlichen Gründen die Patienten
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aus, in der ganzen Stadt sprach man von der Horrorärztin, die ihren Mann in der Heizung verbrannt hatte und nun unter Hausarrest stand. Diese Rufmordkampagne war offenbar von der Polizei in Gang gesetzt worden, in den Zeitungen waren Berichte dieses Inhalts erschienen, die sich unwidersprochen auf offizielle Polizeistellen beriefen. Wenn Frau Stein die Polizisten aber nach den Vorwürfen fragte, sagten sie, das sei alles dummes Zeug. Eine halbe Woche später wurde ihr Mann tot aus dem Wasser gefischt. Die Polizisten versicherten ihr immer noch, es liege nichts gegen sie vor, aber das Volk wurde unruhig. Man wollte sie hängen sehen. Die Klimaanlage saugte schleimigen Strom aus den Leitungen, damit fütterte sie die Bakterienlarven, die in ihrem Inneren gediehen, summ, summ flogen sie dann hinaus in die neonblauen Büros und verbreiteten die Sinistrose. Mühsam versuchten die Angestellten sich wachzuhalten, sie tranken Kaffee, aber in den Kaffeemaschinen lebten mikroskopisch kleine fleischfressende Fische, die ihnen bei lebendigem Leib die Eingeweide raussaugten. In der Mittagspause mussten die Angestellten Turnübungen machen, denn die Firma gehörte jetzt Ausländern. Paco Panso blickte auf das Foto seiner Familie auf dem Schreibtisch. Alle Atome des Tischs rückten mehrere Zentimeter auseinander, man konnte mit der Hand hineingreifen, man konnte in die Zwischenräume sehen.
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Intensive Strahlung hatte Paco Panso fest im Griff. Hubschrauber, die über dem Gebäude schwebten, sendeten sie. Zack versank Pacos linker Fuß im Boden, er wollte aufstehen, ziehen, versank aber ganz, bald ragten nur noch seine Fingerspitzen aus dem PVC-Belag, der Rest seines Körpers hing bereits eine Etage tiefer aus der Decke. Er fiel immer weiter durch Möbel, Beton, Menschen, zuletzt durch das Fundament und blieb dann in der Erde liegen. Nach einer kurzen Phase der Orientierungslosigkeit fing er an zu graben wie damals. Knirsch raspelten die Nägel durch den Felsen. Waren die Fingerkuppen schon bis zum Knochen entblößt? Ha, das Erdreich wurde weich, dann Gras, Sonnenlicht, er hatte sich in seinen eigenen Garten gegraben. Seine Nägel waren nicht mehr so stark wie einst, er hatte sich die Hände blutig geschabt und musste sie schnell verbinden. Hin zum Haus, weil er seine Hose nicht beim Hervorholen des Schlüssels mit Blut besudeln wollte, schlug er die gläserne Verandatür ein, dabei zerschnitt er sein Hemd und seinen Arm, Blut, überall Blut, er sprang auf und ab, seine Frau war nicht zu Hause, also ins Badezimmer und Verbandszeug holen. Direktor Tägert kam auf seinem Fahrrad nach Hause, stellte es in den Schuppen, der schon so oft Schauplatz menschenverachtender Rituale gewesen war. Er fühlte sich sehr gut, denn er hatte heute eine sehr schöne
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Erfahrung mit einer elfjährigen Schülerin gemacht. Das musste er gleich seiner Frau erzählen. Frau Tägert stand in der Küche und kochte Kartoffeln. Das machte sie schon den ganzen Tag, denn alles andere erschien ihr in letzter Zeit so fad und beschwerlich. Als ihr Mann nach Hause kam, bemerkte sie ihn kaum, sie testete die Festigkeit der Kartoffeln mit einer Gabel, Dampf stieg aus dem Topf auf und nahm ihr die Sicht, ihr Mann erzählte irgendwas von einer kleinen Schlampe, die es ihm heute gut besorgt habe, aber irgendwie interessierte sie dieses ganze Kindermissbrauchsding gar nicht mehr so wie früher. Manchmal tat ihr auch ihr Sohn leid, der draußen im Fischteich lebte. King Kabeljau lag dort im Schlick, Mund und Nase knapp über der Oberfläche. Fische hatten ihn während seiner frühen Kindheit gefüttert, später hatte er sie dann einfach verschluckt, wenn sie heranschwammen. Nur zu Familienfesten holten ihn die Eltern aus dem Teich, dann wurde er in weiße Tücher eingeschlagen und auf einem kleinen Wagen umhergerollt. Die Eltern sagten den Verwandten, ihr Sohn sei an der Lepra erkrankt und daher so unansehnlich, dass sie sich schämten, ihn in der Öffentlichkeit zu zeigen. Wieder saß Fred in der Küche und trank Kaffee. Diesmal unterhielt er sich mit einer der beiden Mitbewohnerinnen seines Kumpels. Sie hieß Bianca und sah recht scharf aus. Sie erzählte ihm, mit welchen Leuten sie so abhing, wo man cool Party machen konnte und welche
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Typen sie richtig scheiße fand. Er sah sie an und war einerseits schwer angetan von ihrem Aussehen und ihrer Art zu reden, konnte ihr jedoch andererseits allenfalls mit einem Ohr zuhören, weil er in Gedanken bei dem Plastiksprengstoff war, den er noch auftreiben musste. Hatte sie ihm nicht erzählt, dass ihre Vorlesung um zehn Uhr anfing? Wieso saß sie dann immer noch hier, obwohl es doch schon kurz vor halb elf war? Dann passierte genau das, was er befürchtet hatte, sie begann damit, ihm Fragen über sein Leben und diesen ganzen Dreck zu stellen. Nun galt es, möglichst schnell eine halbwegs normale Maske hervorzuholen, um zu kaschieren, worin er tatsächlich verstrickt war. Belangloses Gefasel war gefragt. Um sich nicht zu weit von der Wahrheit zu entfernen und dadurch unrealistisch zu werden, gab er zu, dass er in den letzten drei Jahren keiner erwähnenswerten Beschäftigung nachgegangen war, was Bianca allerdings anscheinend eher amüsierte als irritierte. Um den Fokus des Gesprächs von seiner Biographie wegzulenken, fragte er sie schließlich, ob sie einen Freund habe, was sie verneinte. An dieser Stelle verstummte die Unterhaltung. Sie saßen noch eine Weile herum, ohne wieder ein richtiges Gespräch zustande zu bringen, dann verabschiedete Bianca sich, indem sie erklärte, dass sie jetzt doch los müsse. Höflich bot sie Fred noch an, ihn mit dem Auto mitzunehmen und irgendwo abzusetzen, doch dieser lehnte dankend ab. Was er im Laufe des heutigen Tages zu erledigen hatte, musste möglichst ohne Zeugen
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über die Bühne gehen. Schade, dachte Fred, denn diese Schnitte, die war ein wahrer Knaller. um sich erstmal wieder zu beruhigen, setzte sich king kabeljau auf den boden, atmete tief und zählte dabei ganz langsam. vielleicht sollte er etwas fernsehen, um sich abzulenken, aber in diesem zustand würde ihm jede sendung nur noch mehr angst einjagen, diese falsche fernsehwelt, konstruiert mit dem eindeutigen ziel der verdeckung der tatsächlichen zusammenhänge. am besten war es wohl, in einer ecke schutz zu suchen, die von keinem fenster aus eingesehen werden konnte, andererseits konnte er auch nicht ausschließen, dass man ihn mit infrarotkameras beobachtete. japsend fiel king kabeljau auf den rücken. wie sollte er in diesem zustand rechtzeitig bei seiner zeitbeschäftigung sein? Endlich war er bei der Adresse angekommen, die er auf dem kleinen gelben Zettel notiert hatte. Als jemand das Haus verließ, hielt Fred die Tür, gerade bevor sie ins Schloss fiel, noch auf, schlüpfte in den Hausflur. Im vierten Stock angekommen vergewisserte er sich, dass niemand in der Nähe war, dann schob er zwischen Türrahmen und Tür eine alte Kreditkarte seines Vaters und rüttelte diese hin und her, bis der Riegel so weit nach innen rutschte, dass er die Tür aufdrücken konnte. Kabeljau hatte also nicht abgeschlossen. Das Heim dieses Menschen bot bereits im Eingangsbereich einen derartig
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unappetitlichen Eindruck, dass Fred nur sehr zögerlich eintrat. Die Räume waren alle komplett verdunkelt und das Betätigen des Lichtschalters führte nur dazu, dass Freds Finger anschließend mit einer ekelhaften, klebrigen Substanz beschmiert waren. Unerträglicher Fischgestank lag in der Luft. Nachdem er sich die Finger gezwungenermaßen an der Hose abgewischt hatte, durchwühlte der Eindringling hektisch seinen Rucksack, fand die Taschenlampe und schaltete sie voll ängstlicher Vorahnung ein. Der Flur war, obgleich nun beleuchtet, nicht problemlos zu durchschreiten, da ein riesiger Müllhaufen aus vergammelten Essensresten, Plastikverpackungen und toten Kleintieren derartig viel Platz in Anspruch nahm, dass nur ein sehr enger Umgehungspfad verblieb. Es war so gut wie unmöglich, den Abfallhaufen zu passieren, ohne mit der Kleidung an ihm entlang zu streifen. Ungeziefer hatte sich in der Wohnung eingenistet und ernährte sich vom organischen Müll. Es hätte voll und ganz Freds Erwartung entsprochen, wenn er in dieser Wohnung konservierte Leichenteile vorgefunden hätte, doch abgesehen von einer in Wurstwasser eingelegten Gesichtshälfte, die offenbar von einer männlichen Person mittleren Alters stammte, war nichts dergleichen zu entdecken. Es sah vielmehr so aus, als sei der Bewohner ständig darauf gefasst, dass Schnüffler in seine Privatsphäre eindrangen und ausgiebige Nachforschungen betrieben. Beim Anblick der Gesichtshälfte, auf die er während der
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Durchsuchung des Kühlschranks stieß, wich Fred aufs Schwerste angewidert zurück. Nur mühsam konnte er sich dazu zwingen, den restlichen Kühlschrank zu durchsuchen. In kleinen Plastikboxen zur Aufbewahrung von Essensvorräten fand Fred Prothesen, die inmitten von Fischresten lagen. Obwohl er keine eindeutigen Beweise ausfindig machen konnte, war er sich sicher, dass hier jemand einige äußerst grausame Machenschaften vertuschen wollte. King Kabeljau verfügte über ein regelrechtes Waffenarsenal, in dem vollkommen antiquierte Waffen und zu Waffen umfunktionierte Gebrauchs- und Haushaltsgegenstände überrepräsentiert waren. Dazwischen lag verstreut eine Vielzahl verschiedenartiger Erinnerungsstücke. Unter anderem fand Fred hier eine vollkommen vergilbte Postkarte, die der Fischmensch in seiner Jugend geschrieben haben musste. Obwohl adressiert und frankiert, war sie anscheinend niemals abgeschickt worden. Der Wortlaut des rätselhaften Schreibens: Liiber Oheim, liebhaftes Tantchhen, DeR Fhfater macht zumm OstErff hfest szeine Ddddamhmpferfaat und icH musß auf die Ffische aufpassn. Die Mamma weinnd häeuffich. eIn liiber Grusz vom Näffn. Aus diesem Schriftstück konnte man genauso wenig schlau werden wie aus all den anderen abstrusen
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Reliquien, die der Bewohner dieser Wohnung angesammelt hatte. Kurzum, dieser ganz augenscheinlich geistesgestörte Mann hatte sich, so folgerte Fred, in seiner Behausung ein eigenes kleines Reich aufgebaut, in dem er unbeobachtet und abgeschottet dahindämmerte, während er immer tiefer in seinem entrückten Weltbild versank. Die Recherchen in King Kabeljaus Appartement berührten Freds Gemüt in unangenehmer Weise, außerdem verspürte er einen kaum zu unterdrückenden Brechreiz. Er musste sich beeilen, lange hielt er das nicht mehr durch. Im Arbeitszimmer fand er einen Sekretär, auf dem stapelweise DIN A-4-Blätter lagen, vollgekritzelt mit einem Wirrwarr aus mathematischen Formeln, geometrischen Figuren und Satzfetzen. Hier würde er später den Sprengsatz deponieren. Die Möglichkeiten, die das hölzerne Möbelstück für dieses Vorhaben bot, waren vielfältig und durchweg günstig. Nebenbei entdeckte Fred einen Stapel mit Fotos, die vielleicht im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Yasmin standen. Er würde sie entwenden, nachdem er den Sprengsatz angebracht hatte, zunächst musste er sie jedoch zurücklassen, um keinen unnötigen Verdacht zu erregen. Seinem Ziel nun ein gutes Stück näher gekommen entschied Fred, dass es an der Zeit war, aus diesem verkommenen Quartier zu verschwinden.
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Zwei Sanitäter trugen Paco Panso auf einer Bahre aus dem Haus, seine Frau hatte ihn bewusstlos auf der Treppe gefunden, er war sehr schmutzig gewesen und hatte viel Blut verloren. Das Bürohaus, in dem Paco Pansos Büro lag, war an diesem Morgen Schauplatz eines Unglücks gewesen, eine bisher nicht genau festgestellte Anzahl von Personen war ihm zum Opfer gefallen, man hatte die Unglückstelle weiträumig abgesperrt und die Überlebenden deportiert. Anscheinend war es diesem Mann gelungen, von der Unfallstelle zu entkommen, er hatte sich nach Hause gerettet, aber das war doch dumm gewesen, was wollte er denn da, was er brauchte, waren eine unverzügliche ärztliche Diagnose und therapeutische Hilfe. Sie brachten ihn in eine kleine Klinik außerhalb der Stadt, am Eingangstor standen mit Spießen schwer bewaffnete Wachen, wie dem mittlerweile wiederbelebten Pansmann auffiel. Zwei Wochen später entließ man Paco als gebrochenen Mann. Die Ärzte hatten ihm erklärt, dass er Opfer eines Atomversuchs gewesen sei, nun musste er täglich bestrahlt werden, um dem Krebs vorzubeugen, außerdem musste er Pillen zur Beruhigung seines nervösen Herzens nehmen, die ihn schläfrig und depressiv machten. Von Morgens bis abends saß er eingewickelt in eine Decke in seinem Sessel und sah sich Urlaubsvideos an, denn er befürchtete, bald sterben zu müssen und vorher das Haus nicht mehr verlassen zu können.
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Nach dem Mittagessen zog seine Frau die Bleischürze an und holte den Bestrahler. Die Kinder mussten während des Bestrahlens das Haus verlassen, wo sie dem Spott der Nachbarn ausgesetzt waren. In letzter Zeit reagierten die Menschen in dieser Gegend empfindlicher als früher auf die Anwesenheit von Ausländern. Fred hätte die Straßenbahn nehmen können und wäre auf diese Weise bequem und schnell ins Stadtzentrum gelangt, doch da er sich seltsam beklemmt fühlte und mit starken Angstschüben zu kämpfen hatte, musste er sich am Straßenrand ungefähr 100 Meter von King Kabeljaus Wohnung entfernt auf den Bürgersteig setzen. Da war sie wieder, die schizoide Zwischenschicht seines Bewusstseins, sie hatte es wieder einmal geschafft, Besitz von ihm zu ergreifen und seine Visionen in manische Bereiche zu lenken. Da saßen einige traumatische Erlebnisse in seinen Gehirnwindungen, die ihn einfach nicht losließen, die Erinnerungen daran, wie der Großvater ihn immer wieder gezwungen hatte den Beinstumpf zu putzen, wie er Fred mit dem Holzbein misshandelt hatte, schließlich an das spurlose Verschwinden von Yasmin, das ihm zweifelsohne am heftigsten zusetzte. Nachdem einige Minuten verstrichen waren und immer noch keine erwähnenswerte Verbesserung seines Zustands eingetreten war, raffte er sich schließlich zitternd auf und lief wankend die Straße hinab in Richtung des Supermarkts, dessen Schild er in der Ferne sah. Völlig
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entkräftet erreichte er ihn, ging gleich zu den Getränken, griff sich den billigsten Sechserträger Bier, den er dann an der Kasse mit seinem letzten Geld bezahlte. Das erste Bier öffnete er gleich am Metallgeländer neben den Einkaufswagen. Im Nu war der Flascheninhalt ausgetrunken, und ohne zu zögern öffnete Fred die nächste Flasche. Benommen, aber nun weniger von Angst gezeichnet taumelte er voran Richtung Innenstadt. Als er bei ACME ankam, hatte er bereits vier der sechs Flaschen geleert. Beide Seiten zeigten sich erfreut darüber, dass man sich nach all den Jahren wiedersah, und es wurden erst einmal gute zwei Stunden damit verbracht, über alte Zeiten zu plaudern, Bier zu trinken und berauschende Destillate einzufahren. Dann erst konnte Fred sein eigentliches Anliegen vorbringen. Er brauchte für die nächsten 24 Stunden ACMEs Auto, seine Pistole, ausreichend Plastiksprengstoff und den entsprechenden Zünder. Nach einigen kurzen Erklärungen ging alles glatt, und Fred machte sich mit dem aufgemotzten japanischen Kleinwagen auf den Weg. Den Plastiksprengstoff, die Pistole und den Zünder hatte er in ein Stofftuch eingewickelt und im Kofferraum deponiert. zur selben zeit vollzog sich andernorts ein schauspiel tiefster innerer zerrissenheit. king kabeljau saß in seinem miefigen kleinen zimmer, das wie immer verdunkelt war, er saß da und er schwitzte. sein schweiß roch nach altem fisch, wie beinahe alles in seiner ekelhaften behausung.
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er wagte es weder sich zu bewegen noch laut zu atmen. ihm war nicht klar, was hier ablief, fest stand nur, dass er verfolgt wurde. die quälenden überlegungen ließen ihn einfach nicht los. irgendwasz läuft doch hier ab hinter meinem rücken ... gegenstände befinden sich an anderen orten als vorhin noch ... spuren eines eigenartigen geruchsz sind festzustellen ... irgendjemand muss hier gewesen sein, während ich unterwegs war ... der geheimdienst? ... die neanderthaler? ... nach einer gewissen zeit brachte er es endlich fertig, aufzustehen und im zimmer auf und ab zu gehen. wenn doch bloß dieses lästige schwitzen aufhören würde und dieses fürchterliche pochen in seinem kopf. in diesem zustand konnte er unmöglich seiner zeitbeschäftigung nachgehen. da musste sich schleunigst etwas ändern, er brauchte dringend etwas, um die angst, die daraus resultierte, dass man ihm ständig nach dem leben trachtete, zu vergessen. taumelnd machte er sich auf den weg in die küche und wühlte mit zitternden händen eine plastiktüte hervor. dann öffnete er einen kleinen schrank und nahm eine flasche, die ein autolacklösungsmittel enthielt, öffnete sie und goss hastig etwas davon in die plastiktüte. nun brauchte er nur noch in ruhe die beschwingenden dämpfe zu inhalieren. zunächst erfasste schlagartig ein stechender schmerz seine lunge, dann verbesserte sein gemütszustand sich verblüffend schnell, er fühlte sich
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nun schon viel gelassener und ruhiger als zuvor. dann setzte eine knapp zwanzigminütige extase ein, die es in sich hatte. er saß auf einem gigantischen, mit fischhaut überzogenen ross und galoppierte durch die straßen der stadt. die verzerrten häuserfassaden glitten langsam an ihm vorbei, während ein unnatürlich klinisches licht die umgebung erhellte. die verzerrten gesichter längst verstorbener bezugspersonen schwebten nebelschwaden gleich an ihm vorbei, ihre stimmen sprachen mit erheblicher zeitlicher verzögerung zu ihm. sie klangen, als kämen sie von weit her und würden durch ein kilometerlanges, verzweigtes system aus metallrohren dringen. er hatte so gut wie kein gefühl mehr für seinen körper. in seiner rechten hand hielt er seine harpune, mit der er alle agenten des geheimdiensts und alle neanderthaler einfach niederschoss. nervöse gesichtszuckungen rissen ihn aus der euphorischen vision. auf der suche nach seiner rostigen harpune irrte er hastig durch die dunkle wohnung. wenigstens eine solide blutvergiftung würde er diesen miesen agenten noch zufügen. so gesehen konnte die harpune gar nicht rostig und schmutzig genug sein. er würde die spitze schnell noch mit sud aus alten fischkonserven einreiben, damit es eine besonders ernsthafte entzündung geben würde. zu seiner erleichterung fiel ihm ein, dass er auch noch seine armbrust im küchenschrank hatte. er würde
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die holzgeschosse mit einem hohlraum versehen, in den er dann rattengift füllen würde. wenn nur alles leise zuging. jedes unachtsame geräusch konnte verstreute neanderthaler anlocken. nach vollendeter arbeit stellte er erschüttert fest, dass es schon kurz nach mitternacht war. er musste umgehend der zeitbeschäftigung nachgehen, sonst würde das unfassbare eintreten. er holte seine walther 9 mm aus der nachttischschublade hervor, lud sie durch, steckte sie vorne in den gürtel seiner cordhose, zog seine otterfelljacke über und machte sich auf den weg. die tür ließ er einfach zufallen, ohne noch einmal abzuschließen, denn das tat er nie, wenn er die wohnung aufgrund der zeitbeschäftigung verließ.
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Ich will nicht mehr leben. Wenn einen in der Kleinstadtidylle stinkende Penner überfallen, überwältigen, um sich in der Wohnung einzunieten, dann will ich nicht mehr leben. Mein Pyjama und Morgenmantel sind übel zugerichtet, dreckig und zerrissen, so kann das nicht weitergehen, mein Schädel brummt von Schlägen und Drinks, ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich machen soll. Wahrscheinlich werde ich mich einfach vor den Zug werfen. Wenn ich schon sterben muss, zieh ich wenigstens noch ein paar von euch Wichsern mit runter, ihr könnt euch dann über scheiß Verspätungen aufregen. Das wird auch meiner Frau gefallen, der blöden Hure, kaum angekommen und ihr verrückter Ehemann bringt sich um, da haben die Leute was zu reden. Mühsam schleppe ich mich durch die Straßen, komme in die wunderschöne Fußgängerzone, die Leute gucken, keiner fragt mich, was los ist. Auf eine Bank setze ich mich zu einer anderen gescheiterten Existenz, schnorre mir einen Schluck Weinbrand, überdenke alles noch mal. »Hör mir mal zu, Jungchen, bring dich lieber um, solange du noch kannst«, sagt der Alkoholiker, »später liebst du den Schnaps so sehr, dass du dich nicht mehr trennen kannst, aber sieh dir das unwürdige Leben an, dass ich führe, die Menschen betrachten mich mit Abscheu und Verachtung.« Gut, ich werde mich umbringen. Vorhin habe ich das gar nicht so ernst gemeint, aber jetzt weiß ich, das ist das Richtige für mich. Ich war schon immer so leicht
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beeinflussbar. Am besten werde ich auch noch fragen, wie ich es machen soll. Aber da will der Alkoholiker nicht reingezogen werden. Also beleidige ich ihn schwer und mache mich wieder auf den Weg. Fred saß indessen mal wieder in der Küche der WG und trank einen starken Kaffee nach dem anderen. Seit zwei Tagen hatte er nicht mehr geschlafen und würde auch die nächsten zwölf Stunden, wenn er die bereits begonnene Prozedur erfolgreich beenden wollte, nicht schlafen können. Er überlegte, wie er seinem Kumpel sein überstürztes Aufbrechen erklären, und ob er überhaupt etwas davon erwähnen sollte. Während seine Gedanken noch so von einer Möglichkeit zur anderen schweiften, hörte er, wie eine Tür geöffnet wurde und jemand durch den Flur lief. Es war Bianca, die gerade aus dem Bad kam, wo sie geduscht hatte, und nun leicht bekleidet zu ihrem Zimmer eilte. Unhöflich, weil mittelstark angetrunken, rief Fred ihren Namen. Als sie sich umwandte und ihn leicht genervt grüßte, sagte er ihr, er müsse jetzt sehr plötzlich abreisen und könne nicht mehr warten, bis Tim zurückkäme, und er bitte sie, ihm einen schönen Gruß zu übermitteln und zu bestellen, dass Fred sich bei ihm bedanke. Er zog sich die Jacke über, umarmte sie kurz, wobei er mit der linken Hand über ihren entblößten Oberschenkel strich, und schritt dann zur Wohnungstür.
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Nervös rauchend ging er in ACMEs Auto den geplanten Ablauf noch einmal Schritt für Schritt im Kopf durch. Es musste einfach klappen. Das musste das Ende des Fischmenschen sein. Damit, so hoffte Fred, würde er sich endlich befreien von dem grauenvollen Spuk, durch den sein Leben zu einem Rummelplatz der düstersten Attraktionen geworden war. Dann begab er sich erneut zu King Kabeljaus Wohnung. Weitaus routinierter als noch am Nachmittag öffnete er die Tür mit der Kreditkarte und bahnte er sich anschließend seinen Weg zum Sekretär. Dort platzierte er den Sprengsatz in der Schublade und brachte den Zündungsmechanismus an. Zum Frühstück gab es Würste, Speck, Kottelets, Nierchen im eigenen Saft und bergeweise Sülze. So lebten die Reichsten: Fleisch in Hülle und Fülle. Seit Paco Panso bei dem Kannibalen in Lohn und Brot stand, waren schon zwei Dutzend komplette Schweine samt aller Innereien durch seinen Schlund gewandert. Dennoch war er nicht fett geworden, da er immer noch nicht reden konnte und daher durch Tanz sehr viele Kalorien verbrannte. Sicher würden sie trotzdem irgendwann versuchen, seines Torsos habhaft zu werden, aber diese Narren wussten ja nicht, mit wem sie es zu tun hatten. Ja, gut nähren, schwere Arbeit, Pakete mussten gepackt werden, der Kannibale hatte Kunden in aller Welt. Anweisungen auf einem Blatt, da Verständnis gesprochener Sprache noch nicht vorhanden. Paco versuchte
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gelegentlich, seinen Kollegen verschiedene Dinge durch Tanz mitzuteilen, sie fürchteten sich, selbst in diesen Kreisen kannte man die Bedeutung guter Manieren. Ein paar Kindersandalen aus Menschenhaar für das Ehepaar Tägert drüben in der alten Welt, eine Tube Lungencreme für den Gouverneur von Arkansas, ein Kondom aus Nasenschleimhaut für einen berühmten Rockstar, Krücken aus Schienbeinen und Beckenknochen für eine alte Dame in Südafrika; so verging der Vormittag. Zum Mittagessen gab es Grillpfanne mit Därmen, glasierten Schweinebraten und die üblichen Würste und Leberknödel. Mitten beim Essen, der Saft troff ihnen aus den Mäulern, ertönte ein hysterischer Begeisterungsschrei von irgendwo, Paco Panso verstand nichts, die anderen brachen in heitere Stimmung aus, prosteten sich zu, lachten fröhlich: »Gott sei´s gedankt, ein Rumpf!« Was Fred nicht wusste, war, dass King Kabeljaus Kollegen von der Zeitbeschäftigung bereits frühzeitig Wind von seinen Aktivitäten bekommen, sie aufmerksam beobachtet und Maßnahmen in die Wege geleitet hatten, um den Fischmenschen davor zu bewahren, ins offene Messer zu laufen. Der Fuchslurch, der ein hervorragender Schachspieler war, übernahm persönlich die Ausarbeitung einer wohldurchdachten Strategie. Das richtige Vorgehen bestand seiner Ansicht nach darin einen Bauern zu opfern, um zu verhindern, dass man seinen Turm verlor. Geeignete Bauern standen reichlich zur
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Verfügung. In seiner bescheidenen Kommandozentrale, einer Portiersloge in einem heruntergekommenen Mietshaus, kramte er einen Stapel loser Zettel hervor. Unter den Zetteln war eine Liste mit Namen, die der Fuchslurch nun mit seinem vom Rauchen bräunlich gefärbten Zeigefinger entlangfuhr. Schließlich blieb er bei einem Namen stehen. Langsam wählte der Fuchslurch, der sich ziemlich schwächlich fühlte, weil er den ganzen Tag nichts außer einem Zwieback mit Dackelhack zu sich genommen hatte, die Telefonnummer. Nachdem das Klingelzeichen etwa viermal zu hören gewesen war, meldete sich eine männliche Stimme. »Tach Hans-Gert, ich bin ´n Kumpel von Kurt und hab ´nen scharfen Tipp für dich. Wennde dich demnächst auf die Socken zur Eichenstraße 23 machst, kannste locker die Tür der rechten Wohnung im vierten Stock mit ´ner Karte aus Plaste aufliften. Der Typ, ´n mittelguter Kumpel vom Rest, is nich da, aber in der linken Schreibtischschublade findste spitzenmäßiges Pornomaterial, volles Rohr die B-Seitennummer mit ´ner strammen Empfehlung von Kurbel-Kurt. Also, Glückauf!« Der Fuxlurch hängte schadenfroh grinsend den Hörer in die Gabel und ließ sich entspannt in den Sessel sinken. In wenigen Minuten würde sein Chauffeur mit dem Wagen vor dem Haus stehen und dies durch dreimaliges Hupen signalisieren. King Kabeljau würde schon auf dem Beifahrersitz sitzen und sie könnten auf direktem Weg in die Eichenstraße fahren, wo sie die Show aus sicherer Entfernung mitverfolgen würden.
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»Salbt die Debütantin mit Lungenpastete pflückt im Mai schon den Ampfer den im April er erst säte weil er den Bischof schmähte beschlossen die Räte ihn dranzugeben — wenn´s nur jeder so täte.« diese verse waren beinahe das einzige, was direktor tägert seinen sohn gelehrt hatte. nachts setzte er sich neben den fischteich und murmelte sie unaufhörlich vor sich hin, sie sollten sich dem kleinen fischjungen als eine warnung einprägen. In Paco Pansos Heimat verwendeten Kinder dieselben Verse, um zu bestimmen, wer den toten Esel pflegen musste. Auch Paco musste ihn pflegen, er verstand nicht, Gewichte, er tanzte umher und zertrat alles, Kinder liefen weinend davon und versteckten sich. »Zwei Gehirne in einem Kopf führen unwillkürlich zu Wahnsinn und Selbstmord.« Also führte ein Gehirn im Kopf immerhin mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent zu Wahnsinn und Selbstmord. Dass die Kannibalen beim Gehirnschmuggel mitmischten, erschien Paco daher immer suspekt. Er befürchtete sogar, der Kannibale selbst habe ein zweites Gehirn im Schädel.
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Eines Tages erlernte Paco Panso das Sprechen, sein tänzerisches Talent büßte er dadurch ein, auch veränderte sich die ganze Welt, überall Sprache, die verstanden werden musste, die Strrahhrln und Welln waren nur noch Licht und Schatten. Er musste viel denken, und das behagte ihm zuerst nicht, aber irgendwann vergaß er jenen Sinnspruch über die Gefährlichkeit der Gehirne und konversierte fortan eifrig mit jedem, wobei er immerhin lieber zuhörte als sprach, er sammelte Informationen, um sein Überleben zu sichern. Hubschrauber erschienen und brachten die Strrahrrln und Weln zurück, jdds is zertreten und zerschlagen und obndrein sind da Ziele, die die Nerven spüren, das Leben ist in den Fasern. Paco wrd hcch aufsteigen, Aufgbn müssn erledigtzverden, Cerne zerzpringn, zack etwas geschiet oder doch nicht, Dng brng, Scch nem, später wird es vorüber sein, und er wird mit dem Messer Ärger machen, die Hubschrauber werden nach allem sehen. feines mondlicht schoss wie seidenfäden aus der silbernen sichel, durchdrang das laub der über den fischteich geneigten trauerweide, sank auf die dunkle wasserdecke hernieder. das war die fischstunde. king kabeljaus hinterkopf lag in den weichen uferschlamm gebettet, bis auf nase und mund war sein ganzer körper von wasser bedeckt, nur undeutlich konnte er erahnen, was über der wasseroberfläche geschah. tags hielt er die augen geschlossen, denn der grausame
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tagstern blendete ihn, nachts sah er dann und wann die silhouette des hffahaters, wenn er die worte sprach. rings um den teich schwang schilf in der nächtlichen brise, manchmal nahm king kabeljau eins der neben ihm stehenden rohre, und durch dieses atmend verschwand er tiefer im wasser, blubblub. sein körper war mit schnecken und blutegeln bedeckt, die von ihm zehrten. eine schlange schlich durchs ungemähte gras nahe dem wasser, sie musste mäuse für den fischmenschen fangen, sonst würde er ihre eier fressen. linder duft drang von frisch aufgeworfener erde und pferdemist aus den nahen rosenbeeten. ein unreifer apfel fiel von einem der im hinteren teil des gartens treibenden obstriesen, pardauz, das war ein spaß, igel roch daran mit klebriger nase. gedämpft schwangen durch das wasser die schreie aus dem schuppen, wo direktor tägert und seine frau gerade einige kleine gäste bewirteten, darüber wölbte sich eine alte kastanie wie eines heiligen schützende pfote. halb überwucherte und geplatzte platten führten dahin und hier und dort, brachten den schlendernden besucher bald zum wintergarten, bald zur pforte, die in den vorgarten führte, bald nach hinten und schließlich immer wieder zum teich. in dem sich king kabeljau so seine gedanken machte. war es wohl der ff haather selbst, der seinem fischigen erben dieses schicksal zugedacht, oder hatten feinde die hände im spiel? die eltern juxten herum mit anderer leute kindern, den fisch wollte keiner haben, sollte er im schlick nach würmern graben. wenn in weiße tücher gehüllt und auf
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einem kleinen wagen gezogen kabeljau die luftige welt durchreiste, flüsterte die mutter ihm ins ohr von maschinen und kristallen, mustern und flecken, zähnen und nägeln, muscheln und ampfer, sie wusste, wie es zu anfang gewesen war und später, sie berichtete von spitzzahnigen wesen, die als feinde der menschen die welt durchstreiften, sie erzählte von den großen eroberern, die in die neue welt gefahren waren, um dem papst lungen von zehntausend ungläubigen zu holen. unter wasser würden ihn die feinde nicht kriegen, dennoch wollte er aus dem teich entkommen, dinge mussten erledigt werden. schon war er dabei, aus den glitzernden häuten seiner flossenfreunde ein kleid sich zu fertigen, doch waren da nicht genug, er durfte den bestand nicht gefährden. vielleicht würde er stark genug zum laufen werden, käme er jede nacht heimlich ans ufer, um sich zu üben, aber der ff hahather würde doch die spuren bemerken. ein verzwicktes rätselspiel. In Hübners Körper breitete sich ein starkes Hitzegefühl aus, er fand sich in einen Zustand maßloser innerer Erregung versetzt. Das musste der Schreibtisch sein, von dem dieser Typ gesprochen hatte. Mit zitternder Hand riss er ungeduldig an der Schublade. Doch was war das, warum bloß klemmte das bepisste Ding? Schon zerrte er mit beiden Händen kraftvoll und ungehalten. Er spürte noch, wie sich die Schublade plötzlich ein Stückchen herausziehen ließ, als der darin befindliche
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Sprengsatz detonierte und ihm seine dreckigen Flossen gleich beide absprengte und die Fratze vollständig verkohlte. Bevor er auch nur annäherungsweise begriffen hatte, was gerade geschehen war, wurde der Schmerz, der daraus erwuchs, dass sein Kopf lichterloh brannte, so stark, dass er in panisches Rasen verfiel. Krampfanfälle des Gehirns warfen schon ihre Schatten voraus, als HansGert Hübner sich durch die Ausweglosigkeit seiner Lage genötigt sah, sich für die einzige ihm vernünftig erscheinende Option zu entscheiden: den freien Fall ohne Netz. Er rannte auf das Wohnzimmerfenster zu und stürzte sich mit aller Kraft durch die geschlossene Scheibe. Die Passanten, die das Opfer entdeckt und umgehend die Polizei verständigt hatten, wendeten sich verstört und angewidert von diesem blasphemischen Anblick ab. Der Leichnam, obwohl zerschmettert und aufs Äußerste entstellt, schien sie auf hämische Weise anzugrinsen, als habe er einen grausamen Triumph über die Menschheit davongetragen. Der Fuchslurch hatte nun Gewissheit, dass der erste Schritt seines Maßnahmenpakets zur Rettung und zum Schutz King Kabeljaus erfolgreich umgesetzt war. King Kabeljau selbst befand sich abermals in einem Zustand enormer innerer Zerrüttung. Einerseits war er durch die Morphiumderivate, die er zwecks Beruhigung seiner strapazierten Nerven eingenommen hatte, weitgehend in Lethargie versunken, sann aber andererseits über die zahlreichen Bedrohungen nach, die für ihn nach wie vor
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bestanden. In diesem Gemütszustand fiel es ihm schwer, dem Fuchslurch in angemessener Weise seine Dankbarkeit auszudrücken. Der Fuchslyrch hatte weder für diese Art von Sentimentalität noch für die zeitraubende geistige Absenz des Fischmenschen Verständnis. »Schleim hier nich rumm und hör mit dem Geglotze auf, wir gehn uns jäzt richtich einn reinballern!« brachte er in außerordentlich barschem Ton hervor. Eine gute Viertelstunde später saßen sie gemeinsam an einem großen runden Tisch in einer der zwielichtigsten Spelunken der Stadt und ließen die Korken knallen. Der teuerste Champagner erschien ihnen gerade gut genug, um das vorangegangene Ereignis zu begießen. Mit hochrotem Kopf brach der Fuchslurch in schallendes Gelächter aus, als der Chauffeur seine Beobachtungen der Explosion und des anschließenden Fenstersturzes schilderte. Ebenfalls von grenzenloser Schadenfreude ergriffen lehnte King Kabeljau ununterbrochen kichernd im Sessel. Nur der Herzog von Preußen war noch nicht eingetroffen, und dieser Sachverhalt bot den Anwesenden Anlass zu wilden Spekulationen über die Motive seines Zuspätkommens. Es dauerte gar nicht lange, da war man schon bei verunglimpfenden Unterstellungen bezüglich seines Fernbleibens angelangt. Just in diesem Moment stieg der Herzog von Preußen aus einem Taxi, das vor dem Eingang der gastronomischen Einrichtung hielt. Der Grund für sein Zuspätkommen war lediglich, dass er, während er am späten
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Nachmittag für ein Stündchen an der Biegung des Flusses gesessen hatte, in nostalgische Träumereien verfallen war und dabei gänzlich die Zeit vergessen hatte. Aber das würde er seinen Bossen von der Zeitbeschäftigung besser nicht erzählen, stattdessen würde er einfach sagen, er habe aufgrund einer Vorladung nicht früher eintreffen können. Als er sich an den Tisch setzte, an dem seine Kollegen anscheinend schon länger weilten, hörte er, dass King Kabeljau gerade in ein hitziges Telefongespräch verwickelt war, in dem es um irgendein Mädchen namens Yasmin ging. Kabeljau wollte, dass man diese Yasmin umgehend zu ihm schicke, der Gesprächspartner weigerte sich aber, wie es schien, mit Händen und Füßen gegen diese Forderung. Der Fukslurch, der den Herzog zunächst mit einem skeptisch-berechnenden Gesichtsausdruck betrachtet hatte, drängte den Hinzugekommenen jetzt in jovialer, aber bestimmter Weise, zu seiner Rechten Platz zu nehmen. Energisch goss er edelsten Champagner in einen Pokal, der dem Herzog daraufhin zugereicht wurde. Unsagbare Mengen an Kaviar, Lachs und Shrimps waren hier aufgetischt worden. Ungehalten schnippte der Fuchslurch mit den Fingern und rief auf diese Weise den Ober zu sich, dem er auftrug, schleunigst Schnaps und Dessert herbeizubringen. Als dieser forteilen wollte, um dem exaltierten Gast seine Wünsche schnellstmöglich zu erfüllen, ertönte ein lautstarker Ausruf, der gegen alle Regeln der Höflichkeit verstieß:
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»Halt!!!«, hieß es im Kreischton. »Der Herr hier hat noch nicht bestellt!« Während er diese Worte brüllte, zeigte der Fux-Lurch auf den Herzog. Mehr eingeschüchtert als empört nahm der Ober nun auch noch die Bestellung dieses Gefreiten a. D. zu Protokoll. Der Herzog von Preußen verlangte, man solle die brünette Kellnerin herbeischicken, damit sie ihm die Orden, die er an seinen Mantel geheftet hatte, putze und poliere. Der Anspruch auf solche Formen von Dienstleistungen erschien dem Ober weder angemessen noch nachvollziehbar. Dennoch war er noch so aufmerksam, dass ihm nicht entging, wie sich sein Zögern auf diese Gäste auswirkte. Etwas leiser und in einem ausgesprochen besonnenen Ton begann der Herzog dem Bediensteten zugewandt nun eine Erklärung die besagten militärischen Auszeichnungen betreffend zu formulieren: »Diese Orden sind ein gesegnetes Vermächtnis aus dem Nachlass meines verschiedenen Großvaters, der sie aufgrund seines selbstlosen Dienstes für den lieben Kaiser erlangt hat. Mir ist es ein teures Anliegen, dass diese Broschen und Embleme stets und immerfort in Ehren gehalten und gepflegt werden. Eine Missachtung gegenüber meinem treuen Andenken werde ich mit rücksichtsloser Waffengewalt ahnden!!« King Kabeljau, der sein Telefongespräch mittlerweile beendet hatte, war nun aufgestanden und von der Seite unbemerkt an den Ober herangetreten. Dieser zuckte
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erschrocken zusammen, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte. »Wasz den Sörvisz betriffft, da verlaszn wir unzs ganzs auff Zsii«, flüsterte der düstere Schutzpatron dieser entrückten Sekte, während er dem Ober gönnerhaft einige Hundertmarkscheine zusteckte. Immer mehr ergriff intensive Nervosität Besitz von King Kabeljau. Der Umstand, dass man sich strikt geweigert hatte, ihm das Fräulein Yasmin zuzuführen, strapazierte seine Geduld. Hatte er noch nicht ausreichend nachgehakt? Das Treffen würde zu einem baldigen Zeitpunkt stattfinden, dafür würde er schon zu sorgen wissen. Die Bedienung wurde jetzt im Eiltempo ausgeführt. Eine junge Kellnerin war damit beschäftigt, die schäbigen und schmierigen Orden des Herzogs von Preußen zu säubern. Die Verrichtung dieser erniedrigenden Tätigkeit erboste sie enorm, aber sie musste aufpassen, dass man ihr das nicht anmerkte, da man sonst schnell bösen Zoff kriegen konnte. Und sie wurde in der Tat eindringlich von mehreren Seiten beobachtet. Ferner beunruhigte sie, dass sie beiläufig gehört hatte, wie der Mann mit dem lauernden Blick zur Eminenz sagte, der Kellner deklariere sich durch sein reines Auftreten schon zur Zielscheibe für Gewehrschüsse. Der Herzog von Preußen benahm sich derweil zunehmend entfesselt. Er schüttete Unmengen an Likören und Schnäpsen in sich hinein, während er die junge Kellnerin mit gehässigem Blick betrachtete.
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»Das ist aber jetzt gut, das reicht, Schluss, Finger weg!!« krakelte er plötzlich ungehalten in den Raum. Dann drückte er der Kellnerin zwei Hundertmarkscheine in die Hand und erklärte ihr, dass sie nun Feierabend habe und nach Hause gehen könne. Mit Mühe gelang es ihr ein künstliches Lächeln aufzusetzen, während sie sich eilig entfernte. Anschließend an den Mordanschlag, der ihn weit zerrütteter hinterließ, als er aufgrund all der bedrückenden Ereignisse, die sich in seiner Biographie bereits aneinanderreihten, vermutet hatte, fehlte Fred die Kraft, die Stadt noch in derselben Nacht zu verlassen. So fuhr er in ACMES Auto ziellos durch die Straßen. In die WG von Tim konnte er nicht zurückkehren, dort war er nicht mehr sicher. Schließlich landete er zufällig vor einem Haus, in dem, wie er sich erinnerte, einige andere alte Freunde von ihm wohnten. Freundliche und hilfsbereite Menschen waren das, Fred hatte sie zuvor nicht kontaktiert, da er immer ein schlechtes Gewissen bekam, sich schmutzig und schlecht fühlte, wenn er in ihrer Nähe war. Als sie sahen, wie es um ihn stand, luden sie ihn gleich ein bei ihnen zu übernachten. Am nächsten Morgen, nachdem alle bis auf ihn das Haus verlassen hatten, saß Fred in der Küche und rauchte. Kaum war die Zigarette verbrannt, riss Fred das Küchenfenster auf, diese Leute waren strikte Nichtraucher und durften den Rauch nicht riechen. Eiskalte Luft floss
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in seine ölverschmierten Lungenflügel, er erbrach die in Filterkaffee aufgelösten Fischreste seines Katerfrühstücks. Was wollte dieser versiffte Typ auf der anderen Straßenseite denn da, pisste er wirklich am helllichten Tag an eine Laterne, während er sich Klaren in seinen randvoll mit Kartoffelchips gefüllten Mund goss? Oder bildete Fred sich das nur ein? Hatte er kürzlich irgendeine halluzinogene Droge genommen oder war er möglicherweise ganz einfach verrückt geworden? Jedenfalls kam der Kerl jetzt rüber, er stolperte durch Freds Auswurf und klingelte, klingelte bei Fred. Der aber hatte nicht die geringste Lust zu öffnen. Schließlich konnte dieser pennerhafte Geselle einer von King Kabeljaus Männern sein, oder er gehörte zu einer Drückerkolonne. Dieser Gedanke weckte üble Erinnerungen, Fred hatte zwei gute Freunde durch eine Drückerkolonne verloren. Im Wald hatten sie ihre eigenen Gräber ausheben müssen, danach waren sie lebendig verscharrt worden. Hunde fanden sie bei einer Treibjagd und fraßen sie fast völlig auf, nur anhand ihrer Gebisse konnten sie identifiziert werden. Weitere unangenehme Erinnerungen folgten, Fred musste an die Zeit denken, als ihn seine Eltern morgens in Erbrochenem schlafend fanden. Yasmin war vor einigen Tagen aufgrund undurchsichtiger Machenschaften King Kabeljaus im Hamburger Rotlichtmilieu verschwunden, seitdem hatte er ununterbrochen Rotwein getrunken und Beruhigungsmittel genommen. Trotzdem konnte er
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nicht schlafen, er hing nächtelang auf der Straße rum, wusch sich nicht und ernährte sich nur von Bockwürsten aus der Dose. Schließlich kollabierte er in seinem Zimmer. Am nächsten Morgen konnte er nicht aufstehen, dabei hätte er unbedingt in die Schule gehen müssen. Seine Mutter hämmerte eine Weile gegen die Tür, kam dann herein und sagte mit missbilligendem Kopfschütteln: »Was ist denn los, Freddy? Du stinkst ja wie ein Straßenpenner. Fixt du dir jetzt endlich Heroin, ja? Soweit ist es also gekommen.« »Wo ist Frederik?« fragte Freds Vater, der gerade dazukam. »Das ist ja ´ne schöne Bescherung. Wir können unsern Erstgeborenen eigentlich nur noch in die Gosse werfen, in die er offensichtlich gehört. Du hast dir hier endgültig alles verspielt, mein Lieber, das kann ich dir flüstern. Wenn du nicht schon völlig zerstört wärst, würde ich dich zusammenschlagen. Pass jetzt gut auf: Wenn ich heute von der Arbeit nach Hause komme, will ich nichts mehr von dir sehen. Verstanden?« Fred konnte nicht antworten. »Ach, Schatz! Das meinst du doch nicht so. Das meint er nicht so, Freddy.« »Selbstverständlich meine ich das so.« Beide liefen wieder aus dem Zimmer, das sich gefährlich bewegte. Fred musste Bockwurst und Rotwein erbrechen, dann wurde er wieder bewusstlos.
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Weiter zurück schwang der kranke Geist, zurück in die Zeiten beschränkten Bewusstseins, die Zeiten der Kindheit, nur unvollkommen aufgezeichnet und verstümmelt durch Prellungen des Hirnstamms. Immer wenn sich die Eltern schlimm stritten, mussten der kleine Fred und sein Bruder bei den Großeltern übernachten. Die Großeltern wohnten in einem hässlichen, efeubewachsenen Haus, drin stank es nach altem Essen und Katzen, außerdem war der Direktor Tägert nicht weit. Damals besuchte Fred noch die Grundschule, trotzdem waren ihm alle Geschichten über die Tägerts wohlbekannt, einer seiner Freunde behauptete sogar, einmal den Fischmann im Teich gesehen zu haben, als er einen verlorenen Ball suchte. Der schlimmste Teil der Besuche kam nach dem Essen. Fred und sein Bruder zogen Lose aus dem Hut des Großvaters, das rote Los musste den Stumpf waschen, das grüne Los wurde mit dem Holzbein geschlagen, während die Großmutter festhielt. Fred zog am Fenster noch einige Bongs mit Pfeifentabak und Aspirin durch. Ah, das befreite Lunge und Stirn. Nun war es Zeit zu packen, Fred war klar, dass er das Land für einige Zeit verlassen musste, ziemlich bald. Aber zuerst würde er seine Chloroform-Connection in Aachen anchecken, das Zeug konnte sich in Zukunft als nützlich erweisen. Eigentlich hätte er ACME das Auto zurückbringen müssen, aber das passte im Moment ganz schlecht. Nach kurzem Überlegen kam Fred zu dem Schluss, dass es sicher auch in Ordnung war, das Auto
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in ein paar Tagen mit der Pistole im Handschufach irgendwo in der Nähe der Grenze abzustellen und dann Bescheid zu geben. Wenige Minuten später war er in dem getunten Honda Civic unterwegs Richtung Süden. Am ersten McDrive musste er unbedingt anhalten und sich ein paar Burger reinziehen. Da er vorhin sein ganzes Frühstück rausgekotzt hatte, war der Hunger stark. Auf dem Weg durch die Stadt fand sich kein einziger Drive-In, Fred hielt daher stattdessen an der ersten Autobahnraststätte. Das Teil sah zwar voll infiziert aus, aber der Hunger besiegte alle Bedenken, und so fuhr er auf den fast leeren Parkplatz. Als er zum Restaurant hinüberging, beobachtete er in den Büschen Handel mit Kinderpornos, das gab ihm ein ganz mieses Gefühl. Die Speisekarte listete beinahe nur Fischgerichte auf, was Fred gar nicht recht war. Er aß nur morgens Fisch, wenn der Kater ihn quälte, eigentlich waren ihm die schuppigen Kreaturen des Fischmanns nicht geheuer. Sie suhlten sich im cremigen Schlick der Meere, fraßen Leichen und übertrugen Krankheiten wie die gelehrige Ratte. Also bestellte er ein Champignonomelette, das auch hervorragend schmeckte, als sein Blick jedoch auf das Blut fiel, das aus seinem Mund auf den Teller tropfte, und ihm klar wurde, dass er Kaulquappen gegessen hatte, schossen ihm Tränen in die Augen. Sah so seine Zukunft aus? Er musste dringend aus dem Laden entkommen. Ohne zu zahlen floh er.
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Jetzt wieder mit 180 Sachen auf der Autobahn nach Süden reisend, geriet Fred immer tiefer in eine ängstliche Stimmung, durch die in seinem Innern die Membran zwischen Alltagswahrnehmung und Schattenebene durchlässig wurde. Seine Augen waren weiterhin auf die Straße vor ihm gerichtet, doch über dieser schwebend sah er eine in dichtem Nebel verschwimmende Gestalt, die ihre Fangarme überall in die Landschaft ausstreckte. Angesichts dieser grausigen Vision wurde Fred klar, dass er den Fischmann durch seinen Anschlag nicht getötet hatte, dass er ihn nie würde töten können, weil der verkommene Herr Kabeljau von Kräften aus dem unterirdischen Reich behütet und so für immer Freds Zugriff entzogen war. Ebenso erkannte er, dass Flucht nutzlos war, da die Organisation des Kings Freds Lebenswelt bereits vollständig durchdrang. Die einzige vernünftige Art zum Umgang mit dieser ausweglosen Situation war nach Freds Auffassung eine gut ausgewogene Kombination aus Betäubung und Aggression. In Aachen angekommen hängte er sich gleich an ein öffentliches Telefon und klingelte bei Kantaten-George an. »Wasis los?« meldete sich dieser unwirsch. »Hier is Fred, Mann. Wollte nur ma anfragen, ob du noch ´n bisschen was für die Lunge auf Lager hast.« »Haste Scheine auf Tasche?« »Klar«, behauptete Fred.
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»Gut, dann komm in ´ner Stunde vorbei, weißt ja, wo ich wohne. Aber ich warne dich, keine Verarsche!« Korrekt, alles geregelt, schnell zum Geldautomaten. Unmöglich, noch eine Stunde zu warten, also sofort zu Kantaten-George. Dieser hatte offensichtlich gerade gefickt, er öffnete Fred die Tür im Bademantel und mit rotglänzendem Polenkürbis. »Wasis bloß mit dir verfluchtem Hurensohn los? Habich dir nich gesagt...« »Ja, sorry, Mann, ich weiß schon, nur hab ich´s leider verdammt eilig, da sind so Leute hinter mir her, verstehste?« »Okay, Scheiße, komm rein, bevor dich da jemand stehen sieht, du blöder Wichser.« Kantaten-George verschwand in einem Nebenzimmer, um die Ware holen, kehrte mit einer großen Flasche Chloroform zurück. Fred gab ihm die Scheine und war schon wieder weg, nach München, noch vor dem Abend wollte er dort sein. so ein gewirr. die gute stube ein wüster ort, hier war dieser jämmerliche hans-gert hübner verreckt, king kabeljau fühlte sich bedroht. die gestrige triumphfeier steckte ihm noch in den knochen, halbseitig betäubt wühlte er in seinen papieren, wichtige dokumente über dinosaurier waren verschwunden, und auch eine zurückgesendete ansichtskarte, die ihm viel bedeutete, war
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nicht aufzufinden. was bedeutete das für sein werk, für das ihm der nobelpreis sicher war? dieser fred war offenbar ein gefährlicher bursche, er wusste bescheid über dinosaurier, und er kannte den fischmann, vielleicht hatte der geheimdienst ihn angeheuert. man musste schleunigst etwas unternehmen. profikiller sollten besser sofort beauftragt werden, man durfte kein risiko eingehen, nachts im schlaf mit dem kissen ersticken oder auf einem autobahnraststättenklo mit einem drat erwürgen schienen dem king die passenden methoden zu sein. die behörden waren dagewesen, um den tod hans-gert hübners zu untersuchen, hatten aber kaum etwas angerührt. king kabeljau war innerlich bereit zur flucht gewesen, halb war ihm das triumphfest als abschiedsfeier erschienen, er hatte damit gerechnet, bei seiner rückkehr schon von weitem blaulichter zu sehen und scharen von polizisten, die all seine wertvollen besitztümer aus dem haus trugen, um sie zu katalogisieren und auszuwerten. da er seine wohnung jedoch verlassen und unberührt vorfand und als einziges zeichen des polizeieinsatzes eine rechnung für diesen, war ihm alles klar. die behörden wussten bescheid. bald sollte der dinosaurier kommen und den fischmenschen holen, das war sicher. er musste sich erst mal hinsetzen, die stube schwankte. hatte er sich auf seinem nasskalten heimweg infiziert, weil der alkohol seine poren geöffnet und die bakterien hineingelassen hatte? sein herz begann zu rasen,
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übelriechendes sekret floss aus den drüsen, der atem ging schnell und flach, dringend war berujgung vonnöten. am besten wäre eine injektion gewesen, aber die hände zitterten zu sehr, und king kabeljau wollte aus angst vor neuerlichen anschlägen auf sein leben keine hilfe rufen. so entschied er sich für den guten alten backofen. er drehte das gas auf, ohne es zu entzünden, legte seinen kopf in die röhre und inhalierte tief. kurz bevor er bewusstlos wurde, zog er den kopf japsend aus dem ofen. ah, das war so angenehm, alles drehte sich, aber keine übelkeit war mehr zu spüren, um ihn nur warme watte. als er wieder ein wenig zu sich kam, fiel ihm auf, er hatte vergessen das fenster zu öffnen. der ganze raum füllte sich mit gas, bald würde atmen unmöglich sein, mit letzter kraft kroch er aus der küche, schlug die tür hinter sich zu. glücklicherweise waren alle türen in der wohnung, um das planmäßige funktionieren der meßgräte zu garantieren, luftdicht schließend, so dass sich das weiterhin ausströmende gas nicht in den restlichen räumen verteilen konnte, aber von nun an konnte king kabeljau die küche nicht mehr betreten. eine inakzeptable situation, der fuchslurch musste ihm helfen, das gas musste entfernt werden. Voll auf Speed und mit einem Auto voller Hehlerware war Fred unterwegs nach München. Die Ware hatte er unterwegs noch mitgenommen, um einem Kumpel einen Gefallen zu tun. Es handelte sich um eine Ladung
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Radiowecker und Gebisse, Ergebnis einer Altenheimtour. Den Scheiß sollte er in München einem Buchmacher als Bezahlung geben. Der stehe auf solches Zeug, hatte Michael ihm gesagt. Fred war momentan nicht in der Lage, den Irrsinn dieses Auftrags zu erfassen. Kaum am Stadtrand von München angekommen, rief er von einer Telefonzelle aus den Buchmacher auf dessen Handy an, um einen Treffpunkt zu vereinbaren: »Ich hab die Ware hier«, sagte Fred. »Welche Ware?« »Sie wissen schon, Michi will seine Schulden begleichen, und ich hab das alles arrangiert.« »Verstehe. Sag mir, wo du bist, dann komme ich gleich vorbei.« In seinem Speedrausch, den er mittlerweile mit einer halben Flasche Jägermeister ausgebaut hatte, fühlte Fred sich echt cool bei der Vorstellung, hier ein heißes Geschäft verdammt professionell abzuwickeln. Ein schwarzer tiefergelegter BMW mit getönten Scheiben hielt neben ihm. »Los, gib die Kröten her«, brüllte ein langhaariger, solariumsgebräunter Typ, der hinten aus dem Wagen sprang. Gleichzeitig stiegen vorne zwei andere Typen aus, offensichtlich Bodybuilder, einer von ihnen streifte sich einen Schlagring über. Fred öffnete den Kofferraum von ACMEs Wagen und wies mit einem feinen Lächeln auf das dort gestapelte Diebesgut. Der Langhaarige glotzte
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zuerst verblüfft, dann verzerrte sich sein Gesicht, er packte Fred am Hals und schrie: »Du Penner willst also old Rüdi verarschen? Ich reiß dir deinen scheiß Bauch auf.« »Ich dachte, das sei der Deal? Michi hat mir den Kram gegeben, er meinte, das sei okay.« »Quatsch kein Scheiß. Du hast mir doch eben gesagt, du hast das Ganze arrangiert. Schätze, du hast die Kohle versoffen und dachtest, du könntest mich übers Ohr hauen. Schätze, wir werden dirn Loch bohren müssen. Einer meiner Jungs wird das erledigen, er bohrt dir mit einer Bohrmaschine mitten ins Herz. Mit so einem groben Fleischbohrer, der tüchtig was wegfetzt.« »Nein, bitte nicht, ich werde alles machen, was Sie wollen«, jammerte Fred, dessen Stimmung ganz schnell von Euphorie in Verzweiflung umgeschlagen war. »Hahaha, du weißt nich was du da redest, du Arsch, weißt du das? Was glaubst du denn, was old Rüdi von dir verlangt? Willste für mich aufn Strich gehen?« Was war geschehen? Was war mit dem Deal passiert? Langsam wurde Fred klar, dass Michi ihn übel verarscht hatte. Dabei hatte er den echt für einen guten Kumpel gehalten. Mit zitternder Stimme flüsterte er: »Geht klar, ich mache alles, was sie wollen, völlig egal.« »Habt ihr das gehört? Hahaha, der Kleine hat son Schiß, dass er lieber ´ne Nutte sein will, als ´n Loch gebohrt zu kriegen. Aber«, dabei wandte der Langhaarige
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sich wieder direkt an Fred, »vielleicht hab ich mit dir was ganz Anderes vor. Hier sind eine Waffe, ´ne Adresse und ´n Foto. Alles klar?« Dabei überreichte der Langhaarige Fred eine Pistole und einen Umschlag. Anschließend stiegen er und die Bodybuilder wieder in den BMW und fuhren weg. Noch von der Angst geblendet öffnete Fred den Umschlag, der leer war bis auf ein Haarbüschel, an dem ein Kopfhautfetzen und etwas getrocknetes Blut klebten. Fred hatte Schwierigkeiten das gerade Erlebte einzuordnen. War das eine Halluzination gewesen, verursacht durch den Zustand ständiger Bedrohung, in dem er sich seit Längerem befand? Dagegen sprach, dass er tatsächlich eine geladene Waffe und ein Haarbüschel in den Händen hielt. Am besten war es wohl sich zu verpissen. Er würde eine Schulfreundin anrufen und versuchen, sich bei ihr einzuquartieren. Sie lebte mit ihrem Mann hier in München, die beiden hatten was mit Film oder Fernsehen zu tun und verkehrten in den besten Kreisen. Immerhin hatte er selbst viele Verbindungen, die denen nützlich sein konnten. Meine Existenz ist am Scheideweg. — Eigentlich habe ich mich schon entschieden, ich werde ins Wasser gehen. Aufgrund meiner Schwäche war ich als Kind nicht in der Lage Schwimmen zu lernen. Früher habe ich mich dafür geschämt, aber heute bin ich froh darüber.
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Denn was ist lächerlicher als das atemlose Zappeln rosiger Landbewohner, die sich hochmütig in das fremde Element wagen? An diesem Wahnsinn beteilige ich mich nicht; wie es dem Menschen bestimmt ist, werde ich untergehen, wenn ich ins Wasser falle. Vielleicht sollte ich einen Abschiedsbrief hinterlassen, der Welt meine Abscheu mitteilen. Dass man mir meinen Luxus streitig macht, ist eine Unverschämtheit. Ich kann nicht leugnen, dass ich die Annehmlichkeiten eines Lebens im Wohlstand brauche, um meine Kreativität entfalten zu können. Mein gestriges Horoskop kommt mir in den Sinn: »Pflegen Sie intensive Kontakte! Morgen könnte ein Mensch an Ihre Tür klopfen. Sie schauen durch den Spion und erkennen ihn nicht. Vielleicht haben Sie Misstrauen?« Warum habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht? Ich schätze, jetzt wird es hier wieder wie zu Zeiten des kleinen französischen Urmenschen Napoleon. Darauf hab ich keinen Bock. Scheiße. Es kommt der Moment für den letzten Schritt, ich werde keinen Abschiedsbrief hinterlassen, was soll´s, wenn ich erst mal kalt bin, interessiert mich der Dreck eh nicht mehr. Ich stehe auf und gehe über eine leicht abschüssige, winterlich graue Rasenfläche auf den Tümpel in der Mitte des Parks zu. Am Rand ist der Boden mit vermodernden Blättern bedeckt, das Wasser ist so kalt, dann wird der Boden schleimig, das Wasser geht mir jetzt bis
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zu den Hüften, ich gehe weiter, langsam verliere ich den Halt, das kalte Wasser fängt schon an mich zu betäuben, oh, ich will doch noch nicht sterben, die Welt könnte noch so viel von mir erhalten, aber ich kann nicht mehr zurück, meine Glieder erstarren bereits, mit letzter Kraft komme ich noch einmal an die Oberfläche, rufe um Hilfe, dann sinke ich zum Grund, noch etwa zwei Minuten bin ich wasserschluckend bei Bewusstsein. Fred räkelte sich auf dem schwarzen Ledersofa und blickte hin und wieder teilnahmslos auf die Bilder, die über den stumm geschalteten Großbildfernseher blitzten. Das Wohnzimmer war riesig und sonnendurchflutet, und obwohl es keinesfalls vollgestellt war, fand in seiner verschwenderischen Weite dennoch eine beeindruckende Menge diverser Möbel und anderer Artefakte Platz. Gleich als Fred in seinen schäbigen Klamotten und mit einem mehrere Tage alten Körpergeruch vor Anke gestanden hatte, war ihm klar gewesen, dass er hinter dem Rücken ihres Mannes Sex mit ihr haben würde. Sie hatte ihn hereingebeten und ihm Kaffee gemacht, er hatte ihr eine frei erfundene Geschichte über einen Job bei einer Zeitung erzählt, er sei auf dem Weg nach Italien, um Fotos von Straßenkindern in Neapel zu machen, würde vorher aber noch ein bisschen Zeit im schönen München verbringen, vielleicht könnten sie in den nächsten Tagen etwas zusammen unternehmen, wie in alten Zeiten. Natürlich hatte Anke ihn eingeladen, bei
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ihr zu wohnen, das mache gar keine Umstände, wozu seien schließlich Hausangestellte da. Ja, Hausangestellte waren klasse. Vom Hausmädchen ließ Fred sich einen Drink bringen, er musste nachdenken. Schon zwei Tage wohnte er jetzt hier, und das Leben in München gefiel ihm sehr. Sicher war dies die himmlische Entschädigung für das ganze Leiden und Weinen der letzten Zeit, für die Todesfälle und die ungewollten Amputationen. Irgendwann wendete sich das Blatt für jeden zum Guten, Fred spürte den Geist von 1848, Freiheit und ein geeintes deutsches Vaterland, dazu jede Nacht Koks und Chloroform und schon zum Frühstück Schweinshaxe. In Freds Gepäck lagen immer noch zwei geladene Waffen — eine von ACME , eine von Rüdi. Auch den Umschlag mit dem Haarbüschel hatte er noch. Auf der gestrigen Party war es Fred kurz so vorgekommen, als beobachteten ihn schräge Gestalten. Waren die etwa Leute des Langhaarigen gewesen? Eigentlich hätte er wissen müssen, es war höchste Zeit aus München zu verschwinden, aber er war gelähmt vom süßen Leben. Was sollte ihm schon passieren unter diesen freundlichen, reichen Leuten? Hier war er sicher, alle waren total nett und gut drauf. So verdrängte er alle Bedenken. Beinahe war es ihm schon gelungen, die entsetzliche Vision vom Fischmann, die er während der Fahrt nach München gesehen hatte, zu vergessen. Er ahnte nicht, dass die Spitzen
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der grausamen Organisation des Kings sich ihm bereits gleich blind vorantastenden Tentakeln näherten. Auf der Party am Vorabend war Fred ein junger Adliger mit seiner Verlobten aufgefallen, der — panisch auf der Suche nach Drogen — alle Gäste nervös vollquatschte. Natürlich hätte Fred ihm helfen können, denn gute Beziehungen zu Drogendealern hatten ihn immer ausgezeichnet, aber dieser eklige Schnösel sollte mal selbst sehen, wie er klarkam. »Scheiße, ich dreh gleich durch, komm, wir verpissen uns hier, wenn ich nicht bald was für die Nase kriege, dreh ich echt durch«, flüsterte Hartmut von Hemmerstedt seiner Verlobten ins Ohr, während er sie schon am Ärmel zur Tür zog. »Aber Hartmut, was soll das? Wo willst du denn jetzt hin?« »Die Party ist doch voll lahm. Irgendwo läuft schon noch was, wir gehen jetzt mal in den Park hier um die Ecke, hab gehört, da wird Puder vertickt.« Doch auch in dem Park wurde Hartmut zunächst nicht fündig, nur ein paar gefährlich wirkende Ausländer trieben sich dort herum und verkauften Zahngebinde. Dann jedoch drang aus einem nahen Gebüsch eine aufdringliche Kastratenstimme: »Hey, kleiner Stinker, brauchste ´nen Liter Blut oder so? Hm? Weichling? Haste Angst vor ´nem richtigen Kick?«
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Seine Verlobte wollte ihn noch zurückhalten, aber Hartmut steuerte schon auf das Gebüsch zu und sagte: »Na ja, ´nen guten Kick könnt ich schon gebrauchen.« »Komm, Hartmut, lass das doch, mir gefällt das hier nicht.« »Hör auf, du dumme Schlampe, vielleicht kann dieser Mann mir helfen.« »O ja, ich denke, ich kann dir helfen, Kleiner. Du musst zum Fuchslurch gehen, der hat alles, was du brauchst.« Manchmal aber ist es eine schlechte und gefährliche Entscheidung, zu sehr auf die eigenen Wünsche und Hoffnungen zu vertrauen, nicht immer führen sie einen zu den erwarteten Freuden. Schon mancher junge Mann verfolgte gewissenlos und dabei überzeugt von seiner Redlichkeit hochanständige Ziele, nur um damit aufgrund ungesunden Eifers und zu großer Anspannung sich und die Seinen in ein fremdes Land unüberschaubarer Verzweigungen und Ansichten zu führen. »Du kennst diesen Typen doch gar nicht, Hardi!!«, sagte Jessica, als ihr Freund nervös dreimal in schneller Folge auf den Klingelknopf drückte, nachdem auf sein erstes Klingeln vor etwa 20 Sekunden nichts geschehen war. »Ist mir jetzt auch voll egal, Hauptsache ich krieg nur schnell den Stoff«, entgegnete Hartmut unwirsch. Gerade als er wieder klingeln wollte, ertönte das verzweifelt ersehnte Geräusch des Türöffners. Sofort drückte Jessicas kokainabhängiger Freund die Haustür auf und trat
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hastig in den Hausflur. In der Parterrewohnung war die Tür bereits geöffnet, ein dubioser, aufgedunsener Sonderling lehnte am Türrahmen und beobachtete das junge Pärchen mit zusammengekniffenen Augen. »Wat willste von mir, Epileptiker? H Ä??« begehrte der Fuchslurch zu wissen. Ängstlich antwortete Hartmut: »Ich hab nur den Tipp bekommen, dass Sie ´ne Spitzenkonnekte für Nasenpuder und so was sind, und da dacht ich, ich könnte ...« »Wat haste an Zaster dabei? Komm, sach schon!« presste der Fuchslurch im Flüsterton heraus, während er seinen Kopf lauernd nach vorn schob. »So um die sechshundert«, hieß es nun kleinlaut. »Na los, rein mit dir, du Krüppel und die Schnalle auch, im Hausflur mach ich keine Geschäfte!« Die Gäste nahmen im Wohnzimmer Platz und versuchten dabei möglichst entspannt zu wirken, was ihnen jedoch nicht recht gelang. Hartmut wurde unmissverständlich aufgefordert, mit dem Hausherrn eine Schachpartie zu spielen und diese nun schleunigst zu eröffnen. zeitgleich durchlebte king kabejau, wie immer allein in seiner wohnung, einen eklatanten seelischen krisenzustand. bereits am nachmittag war er angesichts einer undefinierbaren psychischen spannung in seiner wohnstube zusammengebrochen. als er sich von seinem kollaps erholt hatte, beschloss er, zu einer eigens entwickelten therapeutischen maßnahme zu greifen, in der hoffnung
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sich dadurch einem zustand innerer reinigung anzunähern. in der alten holztruhe im flur, die er seinerzeit von seiner verstorbenen tante geerbt hatte, pflegte er tote kleintiere aufzubewahren, die er bei spaziergängen in den wäldern gefunden hatte. diese holte er nun eilig hervor und legte sie behutsam auf den esstisch. nach und nach begann er mit zwei toten vögeln wie ein kind mit puppen zu spielen, wobei er ihnen jeweils eigene stimmen verlieh, mit denen er dann dialoge nachsprach, die er während seiner zeitbeschäftigung gehört hatte. im verlauf dieser prozedur bewegte er die vogelkadaver als handele es sich dabei um figuren eines kasperletheaters. Eines Nachts würde man den verschleppten Heiland unter Zuhilfenahme scharfer Eisenzangen zu einem Schrumpfkopf umfunktionieren. von zitteranfällen geschüttelt saß der gute mann nun auf den eiskalten fliesen des schmierigen fußbodens, den telephonhörer in seiner linken, und sprach: »esz izst beshtimmt, eyner von euch beiden wird mir einesz tags der judasz sein.« »Hey, du steigerst dich da in was rein!« entgegnete der Fuchslurch. » ... undt ddesz nachtz zseh ichh mich im totenhemdt wandeln«, ächzte king kabeljau halb zu sich selbst. In des Fuchslurchs Stube spitzte sich die Atmosphäre in unangenehmer Weise zu. Der Herr Lurch musterte
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seinen Besuch mit zusammengekniffenen Augen aufs Genauste, wobei ihm weder die geringste Bewegung noch die leiseste Veränderung der Gesichtszüge seiner Besucher entging. Letztere sahen sich schließlich veranlasst, ihre Blicke betreten zu senken. Hartmut konnte es dennoch nicht vermeiden, den Fucgslurch gelegentlich direkt anzusehen. Da dieser bereits dadurch, dass er im Schachspiel seinen Springer verloren hatte, in manische Unruhe versetzt war, fühlte er sich nun durch die bloße Präsenz seines Gegenspielers gedemütigt. Alles deutete darauf hin, dass dieser Mensch insgeheim seine Hundezucht in den Dreck ziehen wollte. Allein durch sein hochnäsiges Auftreten brachte er all das in Misskredit, was dem Fuchslurch lieb und teuer war. Man konnte meinen, dieser selbstgefällige Schädling wolle den geweihten Bund zwischen Fuchs und Lurch entzweien. Nichts war diesem jungen Gesindel heute noch heilig, so manche harsche Lektion tat hier bitter Not. Fuchs und Lurch waren verwandt, sie waren Abkömmlinge ein und derselben Schar. Die Missachtung war so grenzenlos, dass man sich das Gesicht zerfurchen wollte. Sich einfach so zu erschießen, das war zu sehr ein Produkt des momentanen Verdrusses. Hier war vielmehr eine Vergeltungsmaßnahme notwendig, dachte sich der Fuchslurch, während er seine Kordweste überstreifte und in die weißen Ledergamaschen schlüpfte. Doch zunächst versank der erniedrigte Hausherr in einen Zustand tiefster Lethargie. Das Blut quoll ihm pochend ins Gehirn und schweißnass wurde
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ihm die überhitzte Stirn. Wenn er die Augen schloss, sah er vor sich ein verschwommenes Labyrinth im jähen Zwielicht des herannahenden Herztodes. Zertreten und besudelt lagen die teuersten Erinnerungsstücke seiner Jugendzeit. In dieser Welt schien die ehrwürdige Herrschaft des heiligen Bündnisses von Fuchs und Lurch ihre Wirksamkeit verloren zu haben. Das war nicht zu ertragen. »Seid nicht ihr des Lebensgeistes Spieß und Rechen? Nimmer könnt ich’s ertragen, würd ein Frevler euch zerbrechen.« Diese Worte sprach der zitternd und weinend vor dem Schachbrett zusammengekrümmte Mann gebetsartig, bevor seine Gesichtsmuskulatur sich zu einer skurrilen Grimasse verkrampfte. Der erste Zugriff war ein glatter Schnitt, schwunghaft geführt, der die Gelenkkapsel nur knapp verfehlte. Dann erfolgte ein unkoordinierter Schlag mit dem geschnitzten Elfenbeinknauf des Spazierstocks. Plump fiel der schlaksige Laffe vom Sessel auf den Linoleumfußboden, wo er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hin und her wand. Blutflecken reflektierten das Licht der großen Kerze auf dem Esstisch. Der Fuchslyrch war in Gedanken ganz woanders. Er sah sich in die Zeit zurückversetzt, in der er als kultivierter Sohn aus bürgerlichem Hause das Schachspiel erlernte. Damals war noch alles im Lot. Der Umschwung trat erst ein, als er aus einer Partie gegen einen Gegner, den er für seelisch labil hielt, als Verlierer hervorging. In
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dieser Zeit waren der Fuchs und der Lurch in sein Leben getreten und hatten ihm eine jähe Wendung verliehen. Entschlossen fuhr der Arm mit der Klinge herab, so dass diese tief in den Oberschenkel des gebeugten Aristokraten hineinschnitt. Ohne zu zögern ging der Täter dann zu Jessica, die durch einen Schock gelähmt war, griff grob ihren Arm und jagte die große Rinderspritze mit dem perfiden Hundehormon hinein. Die versunkene Idylle seiner friedvollen Kindheit trat mit einer Plötzlichkeit vor sein inneres Auge, die ihn zusammenzucken ließ. Die intakte Familie, das große Haus, in dem er mit seinen Eltern gewohnt hatte, der riesige, von hohen Hecken umrandete Garten und nicht zuletzt auch die Eltern selbst, die sich durch ein immenses Maß an Fürsorglichkeit und Strebsamkeit auszeichneten, all das schien nun in seinem Gedächtnis zu neuem Leben erweckt. Die Bücherschränke der Eltern umfassten beinahe alle klassischen Werke der deutschen, englischen und französischen Literatur, eine Anhäufung hochästhetischen Bildungsguts. In dieser Sammlung befand sich keine Spur des geistigen Giftes, das die moderne Gesellschaft korrumpierte. Er hatte sich an diesem Ort wohl und geborgen gefühlt und hätte sich unmöglich ausmalen können, dass dieser Zustand völliger Sorglosigkeit jemals enden würde. Die Gedanken sprachen zu ihm mit eigenen Stimmen und personifizierten sich in seinem Schädel bis zur völligen Verselbstständigung. Eine schrille Fistelstimme
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befahl ihm ohne Unterlass, den Krockethammer von der Wand zu nehmen und damit auf Hartmut einzuschlagen. Als er diese Instruktion ausführte, hörte er den ganzen Chor der Stimmen ihn loben. Regelrechte Jubelhymnen wurden angestimmt und steigerten sich bis zum Exzess. In einem Zustand der Besessenheit schlug der Fuchslurch wie ein Berserker immer wieder zu. Zwar führte diese fanatische Attacke nicht direkt zum Exitus des Hartmut von Hemmerstedt, dennoch hatte sie einige schwerwiegende Knochenbrüche sowie eine außerordentliche Schädigung des zentralen Nervensystems zur Folge. Die Erinnerungen konzentrierten sich indessen auf die unverkennbare Zäsur in seiner Laufbahn. Eine Niederlage im Schachspiel hatte einen beispiellosen schizoiden Anfall hervorgerufen. Fortan waren der Fuchs und der Lurch fester Bestandteil seiner Visionen geworden. Sie verschmolzen Schritt für Schritt miteinander zu einem göttlichen Wesen. Sie kamen wie durch heiliges Geschick zu ihm. Federleicht und unbeschwert lebte er dank dieser neuen Persönlichkeit, er hatte das Gefühl, zu einer gesegneten, zu einer erwählten Spezies zu gehören. Seitdem schlief er bis weit in den Nachmittag und hatte in der Regel erst bei Sonnenuntergang das Frühstück hinter sich gebracht. Überaus viel Zeit wendete er für eine sehr spezielle Form der Hundezucht auf. Zunächst kreuzte er eine florentinische Dackelart mit einer äußerst seltenen Art des Münsterländers, die sich durch eine beinahe vollständig schwarze Färbung auszeichnete. Diese Hunde
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zog er dann in Kellergewölben auf, wodurch er ihnen von klein auf jegliches Tageslicht vorenthielt. Strikt achtete er darauf, dass sie nichts außer Motten, Faltern und Larven aßen. In der Wachstumsphase injizierte er ihnen ein Präparat, das sich aus Rattenhormonen, Nährstoff konzentrat und Adrenalin zusammensetzte. An seinem Namenstag servierte er den Hunden einen gebratenen Raben. Während er noch sein Frühstück zu sich nahm, erlebte der Fuchslurch meist schon, wie in ihm unkontrollierbare Rastlosigkeit aufstieg, die ihn zu exzessiven nächtlichen Unternehmungen trieb. Der neuartige Lebenswandel des Juniors zog die Aufmerksamkeit der Eltern auf sich und versetzte sie bald in maßlose Empörung. Wie konnte es sein, dass ausgerechnet ihr Sohn sich von Wahnvorstellungen heimgesucht einer solch morbiden Form des Müßiggangs hingab? »Würdet Ihr mir nicht in einem fort Fragen stellen, so müsste ich auch nicht ständig lügen«, entgegnete er ihnen eines Abends, als sie wieder einmal den Versuch einer klärenden Unterredung unternahmen. Dafür hatte er keine Zeit, er musste sich dringend um seine Hunde kümmern und hatte anschließend auch noch einen Ausflug vor. Ein Schnitt folgte auf den anderen, Gliedmaßen wurden auf rücksichtsloseste Weise abgetrennt. »Das hat alles sein Für und Wider«, dachte sich der Fuchslurch. »So muss ich den Leichnam später nicht mühselig zerteilen.«
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Endlich war der Sprühkopf freigelegt und die Apparatur konnte betätigt werden. Wenn man schon einmal angefangen hatte, dann musste man auch sehen, dass man schleunigst fertig wurde. Den Rest würde er einfach mit der Brotschneidemaschine erledigen. Die nun eingetretene Stille wurde jäh vom Klingeln eines Mobiltelefons durchbrochen. »Jepp«, grüßte er höchst reserviert. »Ach du schon wieder! Hab ich nich gesacht, dass du erst wieder anklingeln sollst, wenn die Sache gelaufen is? ... Was? Klar wird das noch so durchgezogen. ... Was heißt hier wichtige Termine? Wann du wichtige Termine hast, das entscheiden der Scholli und ich, glaub nich, dass du da was mitzureden hättest. ... Sicher, je schneller desto besser. Der Scholli fährt mal wieder ´nen ganz miesen Film, verbarrikadiert sich, völlige Schizo-Optik, kennste ja. Wird mal wieder höchste Zeit für ´ne Krisensitzung, aber nicht bevor der Auftrag ausgeführt ist und schon gar nich vorm Wochenende, ich muss dringend noch mal weg und bin die nächsten Tage nicht zu erreichen. ... Keine Zeit für ausgedehnte Erklärungen, ich sage nur soviel, dass ich mittelstark in Exkrementen stecke. Brauch übrigens heute noch deine Hilfe. ... Ach, irgend so ´ne Scheißnummer mit viel Blut. ... Ja, deshalb muss ich auch so schnell wie möglich los und versuchen den Rumpf zu verscheuern. ... Keine Ahnung, entweder an irgend ´ner Raststätte oder über die Trinkhallen-Connection. ... Spielt jetzt keine Rolle. Pass auf, ich leg dir den Schlüssel ins übliche Versteck, dann kommst
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du gleich rum und beseitigst die Extremitäten und so! Möglichst alles ´n bisschen fix, kapiert? Also, bis dann!« Damit war dieses niederträchtige Telefongespräch beendet. Jessica hatte es im durch das Hundehormon hervorgerufenen Rausch nur mühsam verfolgt. Trotz ihres benebelten Zustands wurde ihr klar, in den letzten zweieinhalb Stunden hatten sich die Verhältnisse so rapide und fundamental geändert, dass ihre bisherige Lebensplanung nun hinfällig war. Der Fuchslurch ließ das Gehirn eilig in eine durchsichtige Plastiktüte gleiten, die er anschließend zuknotete. Er würde es in einem entlegenen Versteck deponieren, und alle Beteiligten würden Frieden finden. Unter dem hölzernen Fußbodenbelag der Wohnung lagerten schon mehr als genug Gehirne in Glasgefäßen. Das war der Preis, den er für seinen Lebensstil entrichten musste, der sogenannte Götzenzoll. Das ging dem Fuchslurch durch den Kopf, während er gemeinsam mit Jazz, die er kräftig sediert hatte, in seinem Chevrolet auf der Bundesstraße aus der Stadt fuhr. Das Ziel dieser Tour war Jazz ebenso wenig klar wie deren Zweck. Als sie nach einer Phase tiefen Schlafs auf dem Beifahrersitz erwachte und auf die Uhr blickte, wusste sie nicht, ob es 6 Uhr morgens oder abends war. Stunden vergingen, während sie mit Höchstgeschwindigkeit über die Autobahn bretterten. Nicht ein einziges Wort wurde gewechselt. Der Fuchslurch war mit der Frage beschäftigt, wie er den Rumpf am besten verscheuern und den Grips des Ermordeten
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verschwinden lassen konnte. Der Mord an sich war ihm nicht persönlich zur Last zu legen, der war Götterwille gewesen. So sah das also aus. Da konnte man ja gleich auf den Tisch pissen. Oben in der Aula hatten sie sich alle versammelt, um sich gegenseitig zu beglückwünschen zu ihrer Scharfsinnigkeit, die Kotfresser. Früher hatte er auch dazugehört, hätte sein Schicksal ein paar andere Wege gewählt, wäre es nur dann und wann in die andere Richtung abgebogen, er würde ebenfalls dort stehen in einem teuren dunklen Anzug und mit seinen Freunden auf die Verleihung der Zeugnisse warten. Aber Hans-Gert Hübner gehörte nicht mehr dazu. Er musste daran denken, wie er damals auf der Treppe seine Eltern belauscht hatte. »Schatz«, hatte seine Mutter zu seinem Vater gesagt, »ich war heute beim Arzt. Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, o je.« »Was ist denn? Etwas Schlimmes? Nun sag schon!« »Er hat gesagt, ich, ich habe vielleicht die Pocken.« Damals hatte es angefangen. Die Mutter starb einen langsamen und schrecklichen Tod, in einem Quarantänezelt im Wohnzimmer lag sie wie hingeschissen. Aus dieser Zeit stammte Hans-Gerts übertriebene Anspruchshaltung, denn der trotz der horrenden Behandlungskosten und der Seuchenabgabe noch wohlhabende Vater versorgte ihn immer mit Barem, um ihn auf Distanz zu halten. Dennoch litt Hans-Gert, ständig kamen Beamte
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und stellten dem Vater und ihm Fragen, die Nachbarn redeten schon. Nach dem Tod der Mama geriet die Situation vollends außer Kontrolle, schon bei der Beerdigung war der Papa so betrunken, dass er in das offene Grab kotzte. Danach saß er meistens im abgedunkelten Wohnzimmer und spielte sich am Sack. Hans-Gert, der gerade in die Pubertät kam, kompensierte seinen Schmerz durch großspuriges Auftreten. Ewig konnte das nicht gutgehen. Unrühmliche Episoden machten ihn zum Außenseiter, es lief auf eine Karriere als Heiratsschwindler hinaus. Das Abiturzeugnis würde er sich nicht abholen, er wusste, dass er es auf dem Weg, der vor ihm lag, nicht benötigen würde. Nur um Tommi, seinen letzten verbliebenen Freund, zu treffen, war er zur Schule gekommen. Morgen würde er mit Olga, einer echten Schrumpelhure, nach Griechenland fliegen, deshalb brauchte er dringend noch ´n paar Pillen und ´n bisschen Pulver. Tommi ließ auf sich warten, er hatte Hans-Gert doch versprochen, während der Rede des Direktors runterzukommen, und die war, wie man durch die geöffneten Fenster deutlich hören konnte, schon in vollem Gange. Da trat ein hagerer Mann, gehüllt in einen dicken, dem warmen Wetter nicht angemessenen Mantel, das schüttere blonde Haar kreuz und quer über den Kopf verklebt und einen Spazierstock schwingend, in dessen elfenbeinernem Griff sich Geschöpfe des Wassers und des Landes in unheiliger Allianz verbanden, hinter einem Vorsprung
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der Schulmauer hervor, griff Hans-Gerts Schulter und raunte: »Hey, dein Kumpel Tommi hat mir gesagt, du hast Interesse an Stoff, mh? Ich dachte, werd´ mich mal gleich selbst um die Sache kümmern, weißte, dein kleiner Freund vertickt den Scheiß eh für mich, brauchst dir also wegen der Quali keine Sorgen machen, und bei mir gibt´s alles zu Vorzugspreisen.« Diese groteske Figur stimmte zwar nicht mit HansGerts Vorstellung von einem coolen Großticker überein, da er den Kerl aber schon manchmal mit Tommi und anderen Dealern gesehen hatte, entschloss er sich, das Geschäft mit ihm zu machen. »Okay, ich brauch Pillen für zwei Hunnis und Pulver für ´nen Riesen, hoffe, dass das klargeht.« »Oh, viel Geld, der junge Mann wird mehr bekommen, als er hofft.« Mit diesen Worten gab der Mann Hans-Gert einige Tütchen, die sicher nicht mehr als die üblichen Mengen enthielten. Dann aber griff er noch einmal unter seinen Mantel, drückte ihm ein großes weiches Päckchen in die Hand, sagte: »Das wird dir Glück bringen, Junge«, und entfernte sich eilig. Verdutzt bemerkte Hans-Gerd, dass das Päckchen in seiner Hand sich bewegte. Er öffnete es und fand darin einen Falken mit gebrochenen Flügeln und zugebundenem Schnabel. Das Tier schien stark geschwächt, mühsam bewegte es seinen Kopf hin und her, bewegte auch seine Krallen.
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Die nun direkt in die Gasse scheinende Sonne weckte den in Erbrochenem vor einer Bar liegenden Paco Panso. Mühsam erhob er sich, wischte mit dem Pelzmantel übers Gesicht, Flocken von Gyros und Nudeln aus der Nase, Aufstoßen förderte einen Schwall brackiger Säure ans Licht, Stützen nötig, die Sonnenbrille auf die Schmerzkugeln. Unkoordiniert mit dem Messer umherstoßend bat er Passanten um Hilfe, Wodka, er brauchte dringend Wodka und Hustensaft, wo war das Gewehr, der kapitale Hirsch würde nicht bis morgen warten. Genau vor der blauen Feuerkugel schwebten Hubschrauber, Sicht versperrt durch die Strrarln, musste zum Hotel, trinken, slafn. Schwarze Schnauzbärte trieben mit Spießen den fremden Pelzbewohner. Dann rastete das Zahnwerk ein, peng drehte es sich schneller als das Auge folgen konnte, brechen, zrslgn, Paco rollte jetzt rund wie Räder, Nervenbahnen wickelten sich wie Raupen tausendfüßig um die Knochen, schlugen Welnn im Fleisch, Aufgaben brannten gleich Wäldern. Er musste nicht trennen, es war alles eins. Am Flughafen schmuggelte Hans-Gert Hübner den Falken unter seinem Hemd durch die Sicherheitskontrolle. Hätte er das Tier im Handgepäck gelassen, wäre beim Durchleuchten das Skelett auf dem Bildschirm erschienen und vielleicht hätte er den Vogel dann abgeben müssen, ein Risiko, das er unter keinen Umständen eingehen wollte. Zu Hause hatte er seinen neuen Kameraden
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mit Speck gefüttert, der Falke hatte wild geschlungen, ein köstliches Schauspiel. Nachdem er die Kontrollen passiert hatte, verstaute Hans-Gert den Falken wieder neben Bierdosen und Pornoheften im Rucksack. Um ordentlich zu wichsen, suchte Hans-Gerd kurz nach dem Start die Bordtoilette auf. Beim Griff nach dem notwendigen Material geriet ihm wieder das weiche Federknäul in die Hände. Sollte er versuchen, seinen Penis in den Vogel zu zwängen? Aber vielleicht würde dieser davon kaputtgehen, und wer würde dann für den Schaden aufkommen? Nein, es musste bessere Möglichkeiten geben. Morgens nach dem Aufstehen, eigentlich war die Mittagsstunde bereits verstrichen, aber Hans-Gert war erst spät ins Bett gekommen, stand er im Bad und rieb sein Glied mit Koka ein, um es für Olga die Schrumpellotte herzurichten. Bevor sie zu einer weiteren Tour zu den stinkenden Griechensäcken aufbrach, musste er es ihr noch besorgen. Wenigstens hatte er dann für den Rest des Tages Ruhe vor ihr. »Bist du bereit fürn heißen Ritt, Baby?« rief er hinüber. »O Schatzi, du bist so wild und unbesorgt«, kam es zurück. Die alte Hexe, wenn sie nur etwas Anstand besäße, würde sie wenigstens ihr Nachthemd anlassen, damit man nicht soviel von ihrem schlaffen Körper sehen musste. Die hängende Haut, die Flecken und Beulen... Na ja, Hans-Gert war das gewohnt, und so legte er ohne
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Zögern los, »Ich werde erben! Ich werde erben!« wiederholte er in Gedanken, während er seine Augenlider fest zusammenpresste. In einer seit Jahren verlassenen Eisenwarenhandlung, an deren Wänden noch die aufgrund der Korrosion schon weitgehend unkenntlichen Waren hingen, die der unter ungeklärten Umständen verschwundene Ladeninhaber hier angeboten hatte, saß der Fuchslurch an einem eigens für ihn aufgestellten Campingtisch und blätterte in einem vergilbten Notizbuch, ging einige Zahlenkolonnen und andere Aufzeichnungen durch. Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Unwirsch forderte er den Störer zum Eintreten auf, und sogleich führte sein Chauffeur den Herzog von Preußen herein, der gerade von einer Ostfahrt heimgekehrt war. »Ach, du. Wie geht’s?«, erkundigte sich der Fuchslurch. »Prächtig wie ein Misthaufen«, erwiderte der Herzog. Einige Zeit ließ der Fuchslurch sich von den Erlebnissen des Herzogs berichten, als dieser aber immer weiter abschweifte und sich bald in ausführlichen Beschreibungen der bäuerlichen Trachten in den von ihm besuchten Gebieten, bald in ebenso umfassenden Erläuterungen seiner Verdauungsbeschwerden aufgrund der dort genossenen, ungewohnten Kost erging, unterbrach der Fuchslurch ihn ungehalten: »Jetzt aber mal die Fresse halten, sonst zieh ich dir den Scheitel nach, und zwar mit dem Klappspaten!
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Überhaupt ist jetzt Schluss mit dem Getratsche, ich hab da was, da musste dich drum kümmern. Ist ´ne ganz üble Sache, jede Menge...« In diesem Moment kam der Chauffeur des Fuchslurchs herein, weil er hinter dem Verkaufstresen nach einer Flasche Kartoffelschnaps suchen wollte, die er da vor einigen Wochen zurückgelassen hatte. Mit sich überschlagender Stimme brüllte der Fuchslurch ihn an und drohte damit, ihm später alle Zehen mit einem Seitenschneider abzuknipsen. Erst nachdem der Chauffeur sich daraufhin missmutig und ohne den Kartoffelschnaps wieder entfernt hatte, fuhr der Fuchslurch fort: »So, jetzt aber mal zur Sache. Noch heute bewegst du deinen fetten Kadaver nach Athen, dann geht´s weiter in irgendein Touristenkaff, die genauen Koordinaten kriegste später. Jedenfalls ist da richtig der Eiter am Fließen, totale Mondfinsternis.« »Ist geritzt«, dröhnte der Herzog großspurig. »Ich werde mich nur eben noch schröpfen lassen, denn ich fühle mich heute ein wenig matt.« Die Griechensonne stank aus dem Himmel wie ein riesen Haufen gekochter Scheiße, die Sonnenschirme auf der Terrasse des Hotels boten keinen Schutz, Strahlen schossen durch die Lücken zwischen den Fasern und sprangen von den weiß gleißenden Steinplatten des Fußbodens. Hans-Gert grunzte missgelaunt als Antwort auf irgendeine alberne Frage Olgas. Heute hatte sie ihn
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gezwungen mit ihr zu frühstücken, lange würde er diesen Zirkus nicht mehr mitmachen, das war ja lächerlich, keine Erbschaft entschädigte dafür, dass man schon frühmorgens das schmerzende Gehirn am Feuer braten musste. »Die Esel in diesem Dorf waren so entzückend, du musst das nächste Mal unbedingt mitkommen, diese ganze griechische Kultur ist so einmalig und so herausragend, hörst du mir zu, Schatzi?« »Grmlgh.« Hans-Gerts Gedanken waren bei seinem Falken, der im Schrank des Hotelzimmers auf ihn wartete. Sein weiches Federkleid und seine treuen Augen, sein herzzerreißend armseliges Gekrächze, wenn man die Fessel von seinem Schnabel löste, um ihn zu füttern. In der knappen Woche, die er bislang hier verbracht hatte, war ihm das Tier ans Herz gewachsen wie keine andere Kreatur je zuvor. Wieso hatte dieser zwielichtige Dealer ihm das Geschöpf wohl übergeben? Sicher lag ein Irrtum vor, wahrscheinlich war der Kerl über den Verlust des Falken höchst erbost und wollte sein Eigentum dringend zurückhaben. Dazu würde es jedoch niemals kommen, Hans-Gert und der Falke waren jetzt ein Team. Mit Olgas Erbe würde er sich irgendwo ein kleines Häuschen kaufen und dort mit dem Falken leben. Wenn der Krebs die alte Ekelsau endlich weggerafft hatte, stand seinen Träumen nichts mehr im Weg. Zuerst musste er sie natürlich heiraten.
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»Hast du über das nachgedacht, was ich dir gestern Abend gesagt habe, Liebste?« »Ach, Schatzi, wozu willst du mich denn heiraten, der Krebs hat mich doch schon fest in seinen Klauen, ich kann doch nicht mehr lange.« »Du weißt doch, Liebe kann alles heilen, du wirst sehen, sobald wir vor den Traualtar treten, sind die Tumore wie weggeblasen.« »Ach, ich weiß nicht, ich werde mir das nochmal überlegen. Gib mir doch bitte mal die Schmerztabletten aus meiner Handtasche, ja?« »Überleg soviel du willst, aber wenn eines Morgens dein morscher Brustkasten von einem Lufthauch eingedrückt wird, und das ganze verkrebste Gewebe herausschwimmt wie ein Schwarm Neunaugen, dann können dich keine Pillen mehr retten.« »Jaja.« Zu unbesorgt war Olga, die süßen Medikamente vernebelten ihre Sinne, und sie tauchte in einem Meer aus Farben und angenehmen Geräuschen, worin scharfe Felsen nur darauf warteten, ihren weichen Wanst aufzuschlitzen. Im Hintergrund ertrank ein Kind im Swimming Pool des Hotels. Das war kein gutes Zeichen. Der Herzog von Preußen hatte diese Konversation vom Nebentisch aus durch ein Hörrohr belauscht. Er war ein stattlicher Veteran mit den besten Manieren und nützlichen Kenntnissen in nahezu jedem Fach, viele Männer hatten auf seinen Befehl hin gern ihr Leben gelassen, so
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kannte man ihn. Hier war er allerdings inkognito, weshalb er sich nach der aktuellen Mode deutscher Urlauber gekleidet hatte und auch sonst sehr unauff ällig agierte. Verdruss, das war alles, was Fred noch empfinden konnte. Verdruss hatte ihn dazu gebracht, sich dem dämonischen Exzess hinzugeben. Verdruss hatte ihn zum Mord geleitet. In seiner letzten Stunde kam er nicht um diese bittere Erkenntnis herum. »Da ich jetzt tot bin, erscheint mir alles ganz klar. Es gab nichts, an das ich geglaubt, nichts, das mir irgend etwas bedeutet hätte, außer der Einen, der Ersehnten, deren Liebe eine böse Täuschung war, sie leitete mich in die Irre und lieferte mich denen aus, die mich hinterrücks erdolchten. Meine ganze Hoffnung habe ich in dich gesetzt, schönste Blüte der menschlichen Spezies, doch du hast mich aus himmlischen Höhen in die tiefste Hölle gestürzt.« Verschwommen erglänzte noch einmal in weiter Ferne das erhabene Bild der wunderschönen Yasmin, noch einmal versuchte Fred darauf zuzueilen, doch wieder verschwand es vor seinem verzückten Blick. Er fühlte, wie er fiel, immer schneller, immer kälter wurde ihm. Der Suchmechanismus wurde in exakt diesem Moment aktiviert, da gab es trotz allen Gezeters kein Zurück mehr. Noch vor Sieben wird der Aderlass mit der Heckenschere im Unterholz betrieben.
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»Ich war und bin ein Nichts, habe keinerlei Wert. Eine Entwicklung kann es von diesem Punkt aus nicht geben, weil jede Basis fehlt, was bliebt, ist Stagnation. Über mein Ableben bin ich daher mehr als froh, ich fühle mich nun vollends befreit. Doch ich gehe nicht im Frieden aus dieser Rattenwelt. Mein Schicksal ist das eines ewigen Wiedergängers, der zurückkehren wird, um nach dem Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn zu marodieren.« Der frühe Abend fand Paco Panso schlafend in seinem Hotelzimmer. Fenster und Balkontür waren mit Brettern zugenagelt. Dieses Rollen am Nachmittag, woher war es gekommen? Noch nie hatten so feine Räder sich unter seiner Haut gedreht, immer noch spürte er die von ihnen im Fleisch hinterlassenen Furchen. Die Hubschrauber kreisten tiefer und tiefer; damals, als ihn die Kannibalen das Sprechen lehrten, waren sie noch Käfer zwischen den Wolken gewesen, mittlerweile kratzten ihre Rotorblätter draußen an den Fenstern, bald würden sie sich in den Boden bohren und auf die unterirdischen Lavaströme treffen. Zerschlagen und zerschmettern, treten, genau, den Pelzmantel überwerfen und das Messer nicht vergessen, in den Bars warteten traurige Menschen auf ihren Erlöser. Schnell Wodka und Hustensaft, ah gut, dann das Schnitzel essen, immer noch neben dem Bett, herzhaft und sehnig. Paco Panso trat, sich den Mund mit der einen Hand abwischend und mit der anderen flüssige Seife auf dem unter dem Pelzmantel nackten Oberkörper
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verteilend, auf den Flur. Es zog ihn heute in die Bar, deren Attraktion ein Becken voller lebender Rochen war, die edlen Meeressäuger waren wie Brüder für ihn. Sie sendeten Wellen des Verständnisses, sie kannten den Pelzmantel, o ja, und sie würden seiner Frau und seinen Kindern nichts tun, sie wussten Bescheid in der Steppe. Spielerisch fächerte der Herzog von Preußen durch das lauwarme Wasser des Beckens, strich über die Rücken der Rochen. Den größten würde er sich später auf einem Bett aus Speck und eingelegten Fangarmen servieren lassen. Schon seit einer halben Stunde wartete er, würde etwa nichts geschehen? Doch, ein grausam blickender Ausländer mit der gedrungenen Statur eines Ringers stürzte herein, sein Pelzmantel bedeckt mit Flecken und Stücken, griff einen Kellner, schrie unartikuliert auf ihn ein, während Speichel in reichen Fäden aus seinem Mund flog, schlug ihn mit dem Handrücken nieder. Das musste sein Mann sein. Gemächlich steuerte der Herzog von Preußen auf Paco Panso zu, griff ihn am Kragen des Pelzmantels und lotste ihn an die Bar. »Gib diesem Mann Wodka und schenk freimütig nach«, sagte er zu einem der Barkeeper, der um die vortreffliche Liquidität des Herzogs wusste und dessen Aufforderung daher ohne Zögern nachkam. »Es geht um Aufgaben von höchster Wichtigkeit, Entscheidungen wurden getroffen, Taten müssen folgen, Daten müssen mit der Hilfe gigantischer Elektronengehirne
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auf Magnetspulen gespeichert werden. Dann werden Schiffe in See stechen und Monate später beladen mit Gewürzen und edlen Metallen zurückkehren und mit Sklaven, fremden Rassen entstammend, die Zähne wie Tiere haben und mit gebeugtem Rücken gehen.« Sklaven, dieser Mann sprach von Sklaven und Aufgaben? Trotz des Wodkas, der die grünbewachsenen Gestade seiner Därme umspülte, wusste Paco gleich um die Wichtigkeit der Angelegenheit, seine eigene Familie war in die Sklaverei verkauft worden, köstlich, er lachte und erbrach dabei braune Flüssigkeit auf die Knie des Mannes, der ihm mit steifem Lächeln ein Taschentuch reichte, sich selbst mit einem zweiten reinigte. Paco Panso, des auf dem Taschentuch eingestickten Wappens gewahr werdend, rann augenblicklich Blut aus der Nase, wie ein toter Hund fiel er vom Barhocker und zuckte dann leise vor sich hin. Als die anderen Menschen seinen hilflosen Zustand bemerkten, kamen sie herbei und traten und beschimpften ihn: »Da hast du´s, du stinkender Zigeuner, du blöder Affe.« »Geh doch zurück nach Swasiland.« »Überleg es dir lieber zweimal, bevor du dich wieder mit uns anlegst.« So ging es noch eine Weile weiter, der Zorn des Volkes war groß, es suchte Rache für die Gräueltaten des nunmehr gestürzten Despoten. Irgendwann griff der Herzog von Preußen ein, der bisher einen guten Wein genossen
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und dem Schauspiel erfreut zugesehen hatte, mit erhobener Stimme sprach er: »Meine Freunde, geht lieber Heim und seht nach euren Kindern, just in dieser Minute werden sie von maskierten Landstreichern aus ihren Wiegen entführt, die Feynde sind unter uns, die Rassen aus den asiatischen Steppen, bald ist kein Weib mehr sicher vor ihrem übermächtigen tierischen Trieb, kein Mann vor des Bajonettes kaltem Stahl.« Da gingen die Menschen betrübt auseinander, zu mutlos waren sie, um tatsächlich heimzugehen, stattdessen setzten sie sich wieder an ihre Tische. Der Herzog von Preußen aber nahm die Hand des in seinem Saft daliegenden Paco, streichelte sie sanft und flüsterte wie zu einem sterbenden Kind. Mit Olga im maritim dekorierten Restaurant des Hotels speisend schnappte Hans-Gert Hübner von einem Nebentisch die Nachricht vom Missgeschick des verrückten Zigeuners auf. Wunderbar, endlich konnte er wieder frei von Angst die Nacht zum Tag machen. Er würde Olga bei der nächsten Gelegenheit Schlaftabletten in den Fisch reiben und es dem Hotelpersonal überlassen sie aufs Zimmer zu befördern, während er schon high auf Pillen die Bars unsicher machte. Das Fleisch des Rochens glich altem Leder, porös und dennoch zäh, ein unerwarteter Gaumenschmeichler
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selbst für einen erfahrenen Kenner der Arten. Dazu einen von Negern gekelterten Landwein, der Herzog von Preußen fühlte sich in jene besseren Tage zurückversetzt, als er täglich mit seinem Gutsverwalter bei ausgewählten Speisen die Geschäfte des Tages zu besprechen pflegte. Er saß mit dem immer noch besinnungslosen Paco Panso in einer dunklen Nische der Bar und plante seine weiteren Schritte mit Bedacht. Obwohl bisher alles vortrefflich gelungen war, durfte man nicht übermütig werden, Fallstricke und Fußangeln lauerten überall. Das Grab des Bruders lag seit Jahren unbesucht, der Herzog ächzte vor Scham bei diesem Gedanken, gleich darauf aber erboste ihn diese Anwandlung, und zur Strafe stach er die Gabel in seine linke Hand. Was er tat, geschah ja nur um des Bruders Willen, wozu also plagte ihn sein Gewissen. Das Blut von der Hand saugend schwor er sich, in Zukunft vernünftiger zu sein. Nun galt es zu handeln. Er warf die Reste seines Mahls Paco Panso ins Gesicht, verrieb sie mit hastigen, brutalen Bewegungen und ging zum am anderen Ende des Raums gelegen Münzfernsprecher. »Ja... wenn ich es doch sage... ein ganzes Meer brüchiger Eleganz, ja... mein Wort gilt... du wirst es selbst erleben.« Nachdem er den Hörer eingehängt hatte, ging der Herzog forsch ausschreitend auf den Ausgang zu.
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»Mein lieber Herr«, sprach ihn einer der Kellner von der Seite an, »sie müssen noch zahlen, hohe Kosten sind entstanden, für die sie aufkommen müssen.«
Solche Impertinenz war dem Herzog von Preußen zuwider. Hatte dieser übelriechende Lakai nichts Besseres zu tun? Zweifelte er tatsächlich an des Herzogs Absicht, jegliche Schulden wie ein Ehrenmann zu begleichen? Mit lässigem Schwung warf er genügend Scheine auf den Boden, um seine Rechnung zwei- oder dreifach zu zahlen. Geld bedeutete dem Herzog von Preußen nichts mehr,
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seine Leidenschaft galt nur noch kleinen Drahtstücken und Zweigen. »Baby, ich hab ´ne Yacht draußen liegen, damit könnten wir gleich jetzt ´ne schicke Tour machen, verstehste, wenn du mit mir unterwegs bist, haste alles, da geht alles klar«, vertraute Hans-Gert Hübner gerade einer uninteressierten scharfen Schnalle an. Er schwebte auf einem Teppich aus Pillen und Tequila, der ihn für jede Art von Ablehnung unempfindlich machte. Sein Weg hatte ihn in eine Disco namens »Blue Sunshine« geführt, die trotz der noch frühen Stunde schon gut gefüllt war. Laute Musik dröhnte aus den Boxen und braungebrannte Leiber zuckten auf der Tanzfläche umher. Die Braut, auf die er eingeredet hatte, entdeckte eine Freundin in einer anderen Ecke des Raums und ließ Hans-Gert einfach stehen, der im selben Augenblick merkte, dass ihn die blöde Ziege nur genervt hatte, und dass er jetzt lieber an die Bar gehen wollte. Dort angekommen kramte er in seinen Taschen, fand eine noch erfreulich große Menge Bargeld und schmiss gleich eine Runde für seine hier versammelten Freunde. Das gab ein großes Hallo, alle strahlten ihn an und beglückwünschten ihn zu seinem weltmännischen Stil. Zwar schien keiner ein Wort mit ihm zu sprechen, aber wahrscheinlich konnte er sie nur wegen der lauten Musik nicht hören.
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Paco Panso wird man am nächsten Morgen vor der Bar finden, wenn die Sonne ihre Strahlen in die weiße Gasse wirft. Sein Schädel wird widerhallen vom vorwurfsvollen Knattern der Hubschrauber. Was macht dieses Gehirn hier? Seine Leber wird brummen vom Wodka, seine Nieren werden zertreten sein und seine Rippen gebrochen. Wie soll er vor den Bauern fliehen, wenn sie kommen, um ihn mit Spießen und Sensen zu jagen? Sein Pelzmantel wird gestohlen sein, und der ist noch nicht bezahlt. Er wird tief in Schuld stehen, wird dienen müssen, immerhin Aufgaben, ein Rückschlag zwar, die braunen Berge, dieser schöne braune Hund wird gegen seinen Brustkorb pissen, in seine Nase beißen. Davon wird er erwachen, aufspringen, wieder stürzen, das Felltier unter sich begraben und zerdrücken, o weh, die Räder sind zerbrochen, wer wird sie richten? Er wird sich einige Schrauben, Nieten und Platten einsetzen lassen müssen. Olga wird man am nächsten Morgen in ihrem Hotelzimmer kopfüber an die Wand genagelt finden. Gebannt werden die Hotelangestellten vor ihrem nackten, mit Ruten gepeitschten und mit spitzen Stöcken gestochenen Leib stehen. dann werden sie sich fragen, wozu man der alten Frau denn einen Falken in den Rachen gestopft hat. »Seht sie euch an«, wird das Zimmermädchen sagen, »konnte nicht genug kriegen, das verfaulte Luder.« Die Sonne wird hereinstrahlen durch die Fenster und sich brechen in den Schorfkristallen auf Olgas Haut. Man wird ihren Leichnam verbrennen, ihre Asche wird
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an ihren Alleinerben Hans-Gert Hübner übergehen, zu dessen Gunsten sie am vorangegangenen Abend noch ihr Testament geändert hatte. Er wird die Asche bis zu seinem gewaltsamen Tod in einem Lederbeutel unter dem Bett aufbewahren, denn auch sein bester Freund, der Falke, den aus Olgas Rachen zu entfernen sich als unmöglich herausstellen wird, wird mit ihr verbrannt und seine Asche mit der ihren vermischt werden. Beamte werden den Tatort besichtigen, bald jedoch herausfinden, dass nichts von Interesse vorgefallen ist, es wird nicht nötig sein ausgedehnte Befragungen durchzuführen. Sicher wird man Hans-Gert Hübner verdächtigen, dies seiner Geliebten aus Eifersucht angetan zu haben, aber es kann zu nichts Gutem führen, zu tief in die Privatangelegenheiten der Menschen einzudringen, wahrscheinlich hat sie sich dieses Ende gewünscht, das ist nur verständlich. Hat niemand die Schreie gehört, als man die Nägel durch Haut, Gewebe, Adern, Knochen trieb? Steckte der Vogel schon in ihr und erstickte die Laute? Nein, die Schreie waren wohl zu hören, nur konnte niemand etwas dabei finden, die grässliche Vettel schrie ja jede Nacht. HansGert wird bald nach Deutschland abreisen, um dort von nun an mit Olgas Erbe ein zurückgezogenes Leben zu führen, das er nur unterbrechen wird, wenn sich besonders gute Gelegenheiten bieten. King Kabeljau trug seinen Seehundmantel, Gummistiefel und einen Südwester. In der Tasche hatte er einen
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Totschläger für den Fall, dass ihm einer seiner Feinde begegnete. Seine Sinne waren verwirrt durch die Injektion, die er sich eben gesetzt hatte. Der Treffpunkt war wie üblich im Hinterzimmer der Spielothek beim Hauptbahnhof, dort warteten der Fuchslurch und sein Vertrauter, der Herzog von Preußen, sie mussten sich dringend um einige Geschäfte kümmern. Die Spielothek war voll, Berufsspieler bedienten mit faszinierender Geschicklichkeit mehrere Automaten gleichzeitig und kämpften den ewigen Kampf gegen das Schicksal, angefeuert von der begeisterten Menge. Kabeljau trat in den Raum, die Menschen drehten sich um, man fürchtete den Fischmenschen, aber das durfte man nicht zeigen, denn er war schnell mit dem Totschläger bei der Hand. Zufrieden schritt Kabeljau zwischen den Automaten hindurch, alle machten ihm höflich Platz, durch das Büro des Managers gelangte er schließlich in das Hinterzimmer, wo er auf seine Geschäftspartner traf. »Kabeljau, du alter Aal, was läuft? Du siehst super aus heute«, begrüßte ihn der Fuchslurch in der kriecherischen Art, mit der er dem gefährlichen Fischmenschen zu begegnen pflegte. »Du kennst ja schon meinen Kumpel, den Herzog von Preußen, nicht wahr, Scholli, der hat brandneue Connections für Moderteile klargemacht, wir sollten da einsteigen, sagt mir mein Sackgefühl, wir werden noch einen begraben, bevor es Morgen wird.« »Dddarhhf cch vvffilhhejchdtt hhauhucch mhaa vfasshhhsagghhenh?« meldete sich King Kabeljau zu
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Wort, woraufhin der Fuchslurch sofort verstummte. »Whirhh hhmmühüssennm aaihnhenn Rhhighhell ff horrszhibhn, zsluss mihith dmmh Rhruhumgherheddhhe, dhuhhu mmhuuhsssdd dddihh Hhhunnhde llosslssn, dddihh llheibherrh hmühhssnh zzhussmmnnghtraghhn vfherdnnh.« »Ja, wir werden die Nummer 1:1 durchziehen«, schaltete sich der Herzog von Preußen ein, »meine Jungs werden das schaukeln, glaubt mir, wir teilen den Profit auf, wenn ihr mir bei dem Deal mit der Schorfbande helft.« »So hatten wir aber nich gewettet, alter Kumpel, soll ich dir die Eier abbinden?« fragte der Fuchslurch aufgebracht, »Typen wie dich schmier ich mir aufs Butterbrot, du Scheißmissgeburt! Kapiert? Und so was passiert mir mit ´nem alten Kumpel, nee, kannich sein, wenn du noch ´n Wort sagst, mach ich dich fertig, du Pissetrinker.« »Jetze mal halblang«, beschwerte sich der Herzog von Preußen, »so kanste mich nich anmachen, zu Kaisers Zeiten hätten wir dich einfach an die Wand gestellt.« »Aber der Alte ist tot und ich pisse auf seine Knochen. Es wird Zeit für dich, bald stehste auf der Speisekarte der Oberen 10.000.« Der Fuchslurch wollte den Herzog von Preußen schon mit einer Drahtschlinge erledigen, doch der Fischmensch erhob abermals sein ächzendes Organ: »Nhnajhnn, rrh vfhirhht nnhss nhocch vvo onnhh ghehero oßßemmh Nhutsnhh ssajnhh.«
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Gleich ließ der Fuchslurch von seinem Vorhaben ab und verhandelte stattdessen die Details mit dem Herzog von Preußen, der nunmehr gerne bereit war, auf jede Gegenleistung außer dem Schutz des Fischmenschen zu verzichten.
teil 2:
verrat
Welt der Dornen, erschaffen durch heimtückischen Verrat, Endlich nun ist's vollbracht, Ich bin zu gUter Letzt verscharrt. Zahllose Träume hatt Ich, doch keinen, den du mir nicht stahlst Jeder eine Existenz für sich, keinen für den du nicht noch zahlst Aus dem geweihten Versteck agiert ohne Unterlaß der Wahn Trägt hinfort die Schlafenden leis in einem verzierten Kahn.
beim k a pl a n Die Personenkreise mit denen er zwecks Verkaufs des Torsos in Verbindung getreten war riefen eine Kette begraben geglaubter Erinnerungen in sein Gedächtnis zurück, die ihn jetzt kaum noch losließen. Es gab eine Etappe in seiner bisherigen Biographie, die allgemein als Phase hochgradiger Labilität gedeutet wurde. In diesen Tagen hatte der Fuchslurch das elterliche Haus verlaßen, um im pseudoreligiösen Untergrund sein Heil zu suchen. Diesem EntscHlusz war eine langjährige Morphiumsucht, eine Serie von Exzessen jeglicher Art und die Teilnahme an einem perfiden Duell vorausgegangen. Kurzum, einflußreiche Mitglieder eines okkulten Geheimordens, mit denen er während seiner Odissee in Kontakt gekommen war, hatten ihn dazu aufgefordert, quasi als Aufnahmeprüfung in ihren Zirkel, den Kaplan des Ortes im Schutze der Nacht zu erdolchen. Der Ablauf dieser Mordtat wurde von der Gruppe genau vorgegeben und war bis ins kleinste Detail geplant. Besonders eingeschüchtert war er damals durch den UmstanntH, daß es nicht damit getan sein sollte, den Kaplan zu erstechen, nein er sollte nach dessen Tode auch noch von seinem Fleisch essen. Man händigte ihm für diese Tat einen speziell angefertigten Dolch aus, der ihm in ein schwarzes Seidentuch gewickelt übergeben wurde. Planmäßig war der FuchsluRch in das Haus des Kaplans eingedrungen und auf leisen Sohlen zum Schlafzimmer desselben
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geschlichen. Als er, nachdem er die Schlafzimmertür unbemerkt geöffnet hatte, mit gezücktem Dolch vor dem schlummernden Kaplan stand wurde ihm klar, daß das nicht der richtige Job für ihn war, noch nicht. Mit äußerster Vorsicht verließ er das Schlafzimmer wieder und schloß behutsam die Tür hinter sich. «Es wird sich schon jemand finden, der dem Kaplan den Garaus macht. Warum soll ausgerechnet ich das tun?«, dachte er sich, als ihm auch schon die Idee kam, doch wenigstens im Hause nach Wertsachen Ausschau zu halten. So manche Schublade wurde zwecks dieses Vorhabens durchstöbert bis der Fuchslurch dann kurzerhand entschloß, seinen Kollegen, den Herzog von Preußen herbeizuordern, damit dieser ihm helfe, die zusammengerafften Wertsachen fortzuschaffen. Hierzu benutzte er das Telefon im Wohnzimmer, wobei er sich bemühte möglichst leise zu sprechen. Doch unerfreulicher Weise ließ die Ankunft des Herzogs auf sich warten. Der Fuchslurch war bei seiner Suche nun unbeabsichtigter Weise in das Schlafgemach der jungen Tochter des Kaplans gelangt. Hier entschied er abermals Schubladen zu inspizieren, während das Mädchen in seinem Bett schlief. Sie war vielleicht achtzehn Jahre alt, schlank, dunkelhaarig und auf unschuldige Weise sehr hübsch. Der Eindringling sah hin wieder aus den Augenwinkeln für einen kurzen Moment zu ihr herüber, fuhr dann aber wieder fort, ergatterte Wertgegenstände insbesondere Schmuck in seinen Rucksack zu stopfen. Das Mädchen aber schlief so tief, daß sie nichts von
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alledem bemerkte. Ihr linkes Bein ragte leicht unter der Bettdecke hervor, während sie auf der rechten Seite lag. Das Licht des Mondes schien in das Zimmer. Über allem lag ein feiner silbriger Schein. Der FuChkslurch konnte seinen Blick mittlerweile nur noch schwer von ihr abwenden. Er wurde immer stärker von einer unbändigen Geilheit ergriffen, die sich unaufhaltsam seiner bemächtigte. Mehrere Minuten stand er wie gebannt vor dem Bette und starrte wie gefangen auf sie herab. Einer ihrer Arme war unbedeckt und lag angewinkelt auf dem Kopfkissen. Die zarte Hand befvandh sich dicht vor dem Gesicht. Schritte auf der Veranda durchbrachen die Stille schlagartig, so daß der Fukslurchh im Nu wieder aufmerksam die Situation analysierte. Auf leisen Sohlen eilte er ins Wohnzimmer und ging zur gläsernen Verandatür, hinter der er auch eine sehr vertraute Gestalt erblickte, die in einer Hand eine Taschenlampe hielt. Nachdem die Tür behutsam geöffnet worden war, trat der Herzog eiligen Schrittes in die gute Stube. Erst jetzt bemerkte der FuchsLhurchh, daß der Herzog eine mit Orden besteckte Schärpe in den farben des alten Kaiserreiches trug und einen langen Spieß mit sich führte. «Wo haste den Wagen geparkt?«, fragte er den Herzog hastig. «Direkt vor dem Haus.«, war die Antwort. «Bestens! Na dann mal schnell an die Arbeit, im Flur stehen Plastiktüten mit Wertsachen, die wir fix ins Auto schaffen müßen.« «Nichts lieber als das!«, erwiderte der Mann mit dem Spieß, während er schwungvoll die Verandatür
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hinter sich zuwarf, so daß sie sich laut knallend schloß. «Du bist ja wohl der widerlichste Kotzhaufen, den die Welt gesehen hat!? Was hast Du da für einen Scheißlärm gemacht, der Pfaffe schläft zwei Zimmer weiter, Du Penner!«, schrie der Lurchmensch. Kurz darauf ging auch schon im Flur das Licht an. «Was geschieht hier?!«, rief eine Stimme, die sowohl Empörung als auch Angst erkennen ließ. Im Schlafgewandt, ein Tränengasspray in der Hand haltend kam der Kaplan den Flur entlang geschlichen. Der Herzog von Preußen reagierte sofort und lauerte dem Kaplan mit dem Spieß im Anschlag auf. «Jetzt mal halblang Pope, sonst gibts hier gleich das große Stechen.«, nahm der Herzog dem Kirchenmanne dann prompt den Wind aus den Segeln. Fassungslos stand der Kaplan wie angewurzelt, während ihm die eiskalte Speerspitze von hinten in den Nacken gehalten wurde. Der Herzog von Preußen forderte ihn sodann auch schon auf, sich in die Küche zu bewegen. «So, jetzt aber Marsch und zwar im 'Stechschritt'.«, hieß es nun. Der LurChgeselle hatte sich bereits aus dem Wohnzimmer entfernt, um die Plastiktüten aus dem Flur zu holen und in den Wagen zu bringen. Das war alles in allem schnell erledigt. Da war noch irgendetwas, das hier auf ihn wartete, das shhpührte der Fuxlorch ¬∞* inn tehnGliedern. Einzig und allein seiner inneren Eingebung folgend trat er abermals in das Schlafzimmer der grazilen Tochter. Diese war inzwischen erwacht und kauerte sich angsterfüllt in ihrem Bett zusammen. Noch immer lag das gleißende
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Mondlicht wie ein dichter Schleier über allem. Es zeigte die im Zimmer vorhandenen Gegenständen und das zitternde Mädchen in einem hellblauen Licht. Was hier vor sich ging, da war der FugzLurch sich voll und ganz sicher war gar nicht sein eigen Selbst. Ehe er sich versah, war er auch schon über das junge Fräulein gebeugt und strich mit seiner Handfläche über ihren Oberschenkel. So ging es eine ganze Weile und mit der Zeit wurde ihm klar, daß er sich selbst überhaupt nicht mehr im Griff hatte. Energisch hatte er ihr die Bettdecke weggerissen und war nun zu ihr aufs Bett gekommen. Unterbrochen wurde der Mißbrauch erst durch ungeduldige Nachfragen von Seiten des HERZzogs, der der Meinung war, daß man die Tüten in der verstrichenen Zeit bereits dreimal hätte in den Wagen bringen können. «Achh fahr doch schon mal los, nimm den Gottesmann mit und setze ihn irgendwo in den Wäldern aus. Ich komme dann später nach.«, erwiderte der Schandlurch. Doch der Herzog hatte von Natur aus ein forsches Wesen und ließ sich nicht so einfach abwimmeln. «Was hast Du denn da noch großartig zu schaffen in den Zimmern?«, hakte er argwöhnisch nach. «Hmmh ja, Ich suche immer noch nach dem Wandsafe.«, wich der Missetäter der Frage aus. «Fahr Du nur los, nimm die Beute mit und setze den Pfaffen irgendwo tief in den Wäldern aus, so hat alles seine RichtigkkHeid!«, fuhr eR forth. Der Herzog tat, wie ihm von seinem derzeitigen Vorgesetzten befohlen ohne gr0ßartig Zeit dabei zu verlieren. Gewiß, ein etwas mulmiges
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Gefühl hatte er bei der ganzen Sache und das lag vor allem daran, daß der Fuchslurch gänzlich allein in des Pfaffen Behausung zurückzubleiben gewünscht hatte. Der Herzog befand die Sonderbarkeit dieses Sachverhaltes für nichts weiter als die ja nun mittlerweile übliche Heimlichtuerrei seiner beiden Kollegen. Er für seinen Teil konnte und wollte daraus nicht schlau werden. Ja, so hatte es sich damals verhalten dachte sich der Fuchslorch und war noch vollkommen vertieft in den von ihm wachgerufenen Strang verdrängter Erinnerungen. Exakt zwölf Tage, nachdem er den Kaplan tief in den Wäldern hatte aussetzen lassen hatte er ein Schreiben erhalten, das zunächst schon einmal deshalb seine Aufmerksamkeit auf sich zog, weil es ihm in einem für Trauerbriefe typischen Umschlag zugestellt worden war. Der Wortlaut der Botschaft: «Vergiss niemals, daß die Wälder niemandem außer den T0ten gehören und, daß es in keiner der geweihten Sphären Frieden für Leichen und Gebein gibt.« So rätselhaft sich diese Aussage auch für den Leser darstellen mag, der Fuchslurch begann innerhalb eines recht kurzen Zeitraums die darin enthaltene Intention zu erahnen. Ein geheimer Reigen totbringender Weissagungen sprach aus dem gottlosen Versteck.
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der mor d a n ku r bel ku rt Andernorts war ebenfalls eine ungeheuerliche Unternehmung in Planung. Fred war sich dessen bewußt, daß er sich bei seinem neuerlichen Vorhaben nicht den leisesten Anflug von Angst oder Skrupeln erlauben konnte, wenn er dabei auf gutes Gelingen hoffen wollte. Es bot sich sozusagen förmlich an, sich am Abend zuvor maßlos zu betäuben und sich im vorhinein schon auf die Durchführung rein mechanischer Abläufe einzustellen. Klarheit bestand zumindest in dem Punkt, daß er nur sehr wenige Möglichkeiten hatte, Personen aus den Reihen seiner Gegner zu schädigen. Das Beste wäre es wahrscheinlich, ein Manöver gegen KurbelKurt einzuleiten, der nun schon seit einigen Tagen hinter ihm herspionierte, um ihn zu ermorden und dadurch in den Genuß einer saftigen Prämie von Seiten KingKabeljaus zu gelangen. Es stand außer Frage, daß Kabeljau die Mehrzahl seiner Schergen ebenfalls mit diesem Auftrag betraut hatte und nun in einem seiner Verstecke auf die Erfholkznachhicht wartete. Zunächst hielt sich Fred für eine Weile in der heruntergekommenen Kellerbehausung eines Kumpels auf und nahm abwechselnd Psychopharmaka und Morphium zu sich. Als der von ihm ausgewählte Zeitpunkt zum Aufbruch auf schleichende Weise ernüchternd nah herangerückt war, holte er die Waffe, die er sich zwei Tage zuvor besorgt hatte hervor, legte sie vor sich auf den Tisch und betrachtete sie eine Zeitlang. Eine kleine
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silberne Baretta 8mm, geeignet für Schüsse aus kurzer Distanz, handlich und leicht zu verbergen. So weit war es jetzt also gekommen ; ein verzweifelter und gescheiterter Mensch, eine Pistole und ein Mordplan. «Ich könnte es alles viel leichter haben. «, dachte sich Fred. «Bräuchte nur durchzuladen, mir den Lauf an den Kopf zu halten und abzudrücken. Und aller Schmerz, alle Schreckgespinste wären dahin. «Doch so sollte das hier nicht ablaufen, hier war ein andersgeartetes Finale zu inszenieren,wenn man nicht einen durchweg von Selbstmitleid und Resignation triefenden Abgang zur Schau stellen wollte. Somit war ein richtungsweisender Entschluß gefaßt, woraufhin Fred die mittlerweile geladene und entsicherte Waffe mit demonstrativer Teilnahmslosigkeit einsteckte und sich auf den Weg machte. Den Jaguar, den er für einen exaltierten Künstler, der auf großem Fuß lebte, nachmittags hätte in die Waschanlage fahren sollen, jedoch nicht zurückgebracht hatte, ließ er nun mit einem gewißen Anflug von Nervenkitzel an und lenkte ihn aus der Parklücke. Im Süden der Stadt gab es ein kleines Cafe', in welchem KurbelKurt hin und wider verkehrte. Wie in einer durchschnittlichen Detektivgeschichte parkte Fred den Wagen auf dem Parkplatz, von welchem aus er den Ort problemlos beobachten konnte. Die Tat an sich vollbrachte er vollkommen mechanisch, beinahe absolut automatisiert. Seit Wochen hatte er sich das Ablaufschema in allen seinen Facetten vor Augen gehalten, im Geiste durchgespielt und einen seiner Ansicht nach lückenlosen
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Plan dazu entworfen. Kurbelkurt war mit einem anderen Typen in ein Nebenzimmer des Cafes gegangen, um dort über einen Drogendeal zu verhandeln. Beide von ihnen führten einen kleinen Aktenkoffer mit sich. Eine Weile wartete Fred noch ab, da er hoffte der andere Mann würde den Raum wohlmöglich wieder verlassen. Mit der Zeit wurde ihm jedoch immer klarer, daß er, wenn er diese Chance nicht verschenken wollte auf beide schießen mußte. Er blieb jedoch immer noch auf seinem Stuhl sitzen und betastete die geladene Pistole, die sich in seiner Manteltasche befand. In allen Einzelheiten stellte er sich noch einmal vor, wie es sein würde, wenn er jetzt langsam aufstehen und unauff ällig durch die Tür ins Nebenzimmer gehen würde, beide erschießen, die Koffer an sich nehmen und durch den Hinterausgang verschwinden würde. Er würde sich noch einen Moment sammeln und konzentrieren, um dann die Aktion möglichst reibungslos hinter sich zu bringen. Plötzlich spürte er, wie sein Körper sich quasi ganz von selbst aus dem Stuhl erhob und sich auf die Tür zubewegte. Er durchschritt sie und begann sofort, ebenfalls völlig automatisch, damit auf Kurt zu schießen. Zwei Schüsse feuerte er kurz hintereinander auf ihn ab und wandte sich dann ohne auch nur eine Sekunde zu zögern der anderen Person zu, der er ohne große Umschweife in die Leistengegend schoß. Der eine Koffer war bereits geöffnet, so daß Fred das vermutete Bargeld zu Gesicht bekam. Kaum hatte er den Koffer geschloßen, war er auch schon mit beiden Koffern zum
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Hinterausgang hinausgeeilt. Er huschte über den Parkplatz schnurstracks auf das Auto zu, riss die Wagentür auf und schleuderte beide Koffer auf den Rücksitz. Danach hielt er für einen kurzen Moment inne, wagte nicht sich zu regen, denn er war der Ansicht, daß er von irgendwoher beobachtet wurde. In vielen Kriminalfilmen war es so, daß wenn der Mörder sich vollends selbstsicher fühlte und kurz vor dem Entrinnen stand, dann wurde er gestellt und sein Plan fiel in sich zusammen, wie ein Kartenhaus. Doch das hier war die schäbige Realität, da mußte man sich um jeden Preis zusammenreißen, so dachte FrEd als er den Zündschlüssel umdrehte, den Wagen startete, kurz darauf schwungvoll aus der Parklücke hinaussetzte und wild davonfuhr. Nach einer knappen Stunde Autofahrt war er an einem Waldstück angelangt, wo er aufgrund einer ihn plötzlich überwindenden Erschöpfung anhielt. Eine unüberwindbare Müdigkeit stieg nun in ihm auf und er beschloß, sich für eine Weile auf die Rückbank des Wagens zu legen und ein wenig zu schlafen. Sofort versank er in einen tiefen und schweren Schlaf. Er hatte einen Traum,
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ü berga be Es war tief in der Nacht und draußen tobte ein stürmisches Gewitter, als der Herrzog entschloß, noch einmal aufzubrechen. Namentlich ging es um eine geheime Siegesfeier des kabljauKlans. Vom Fenster aus sah er, wie es draußen blitzte und donnerte und wie der Regen in Strömen hinabgoß. Ihm war von Seiten des FuchslUrchs angeboten worden, daß Jessica ihn mit dem Wagen zu Hause abholte, da dies bedeutend bequemer sei. Der preußische Herzog hatte jedoch dankend abgelehnt. Der Grund dafür war, daß er sich in den letzten Tagen nicht mehr völlig sicher war, ob er noch voll und ganz mit der strategischen Linie des kings übereinstimmte. Jetzt ging es darum, sich klar und deutlich zu positionieren, ohne sich dabei zu sehr vom Fuksllyrch beeinfluszn zu laßn. Ein hsolchher Beeinflussungsfaktor war auch Jess und genau deshalb wollte er nicht von ihr abgeholt werden. Er wollte vermeiden, daß der Fuchslurch die Möglichkeit erlangte, ihn für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Langsam zog er seinen langen schwarzen Mantel an, suchte den Autoschlüßel aus der Manteltasche hervor und setzte sich in Bewegung. Er war schon an der Haustüre angelangt, daviel ihm ein, daß er noch etwas vergessen hatte. Noch einmal schritt er auf dierektem Wege zum Schreibtisch, wo er aus einer Schublade eine kleine verzierte Schattulle herausnahm, diese behutsam öffnete und die garstige kleine Bronzefigur hervorholte, die einst
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Fred besessen hatte. Irgendwie konnte er nicht umhin, dieses vermeintliche Kleinod noch einmal zu betrachten. An der Figur war irgendetwas, das ihn zutiefst beunruhigte. Hastig steckte er sie in die Manteltasche und beschloß nicht weiter über diesen merkwürdigen Gegenstand nachzudenken. Schnellen Schritts eilte er nun wieder zur tür und verließ das Haus. Kurze Zeit später hörte man, wie sein Wagen angelaßen wurde und schon sah man den Herzog davonbrausen. Dicke Regentropfen klatschten ihm auf die Windschutzscheibe, während die Scheibenwischer im Eiltempo arbeiteten. Das Scheinwerferlicht spiegelte sich auf bizarre Weise auf der überfluteten Straße. Und wieder begannen diese unsäglichen Gedanken, vom Geiste des hErzogs Besitz zu ergreifen. Auf einmal waren ihm die SchrheKnsvysionen King kabljaus den Zwilling betreffend seltsam vertraut, es hatte den Anschein, als sei dieses Phantom ein Wesen, welches in den letzten Tagen heufhich in seinem Hause ein unndh ausz gegangen sey. Fest stand jedenfalls, daß er nicht mehr derselbige war wie dEr welcher eR gewesen war bevor er die unglückselige Figur bey sich aufbewahrte. In der Nacht hatte er von schaurigen Zwergen geträumt, die des Nachts aus dem Unterirdischen Reich in seine Behausung kamen, um ihm Botschaften aus der Schattenebene zu überbringen. Sie hattn leEre ausdruckslose Augen, welchen die Pupillen fehlten und sprachen mit den Stimmen seyner liebn verstorbenen Verwandten zu ihm. Auch der Körper war in veränderter Gestalt unter
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den Unheilszwergen, die ihn hheymsuchten. Keine ruhige Minute hatte er mehr gehabt, seit er diese verhexte Figur bei sich aufbewahrte. In regelmäßigen Abständen wachte er mitten in der Nacht schweißgebadet auf. Sobald er auch nur ein Auge geöffnet hatte, blickte er in die leeren Augen der Geisterzwerge, die gescharrt um sein Bett standen und ihn anstarrten. Die eisige Hand eines teuflischen Fluchs lag über ihm und den verwahrlosten Grabstätten seiner verstorbenen Verwandten. Ihre Stimmen aber, die waren ihm jetzt durch den grauenhaften Zauber allgegenwärtig. Sie formten verletzende Worte, die durch die Münder der sinistren Zwerge wie spitze Dolche in die Stille des Schlafgemachs stachen. Jeder noch so beherzte Mensch mußte da einfach überwältigt von Furcht und Ekel die Nerven verlieren. Doch jetzt saß er am Steuer seines Wagens und war auf dem Weg zum fischmann, wo er in Kürze ankommen würde. Er würde ihm die Figur übergeben und hätte es gerade noch einmal geschafft, die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Dicke Tropfen prasselten nur so herab. Die reinste Waschküche war das. Der Herzog mußte die Geschwindigkeit deutlich verringern. Was war denn bloß zu tun mit dieser bösartigen Miniaturstatue? Behalten wollte er sie nimmermehr, um kein Geld in der Welt. Gegen den verheerenden Grabeszauber war den Seinigen kein Kraut gewachsen. Es wäre ein Leichtes die Figur dem Fukslurche zuzuspielen, doch wäre dieses ein frappierender Affront gegen den Fischmenschn. Aber was sollten diese
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närrischen Überlegungen, es waren allerhöchstens noch zehn Minuten Autofahrt, dann war er am Ziel, würde dem FisChmann das Objekt übergeben und alles würde gut werden. Zusammengekauert saß er am Steuer, den Blick starr auf die vor sich liegende Straße gerichtet, als er plötzlich ein Geräusch hinter sich wahrnahm. Es war ihm nicht klar, wo genau das besagte Geräusch erzeugt worden war, doch glaubte er sich an ein leises Rascheln aufv tehmhRükksitz zu erinnern. Da er es nicht wagte, sich direkt umzuwenden, warf er einen blick in den Rückspiegel. Doch wie vom Schlage getroffen fuhr er sofort zusammen, zu schlimm das Bild, das sich, wenn auch nur für Sekundenbruchteile, seinen Augen geboten hatte. Das durfte einfach nicht sein, das konnte nicht angehen, daß die Gestalt, die dort nun auf dem Rücksitz seines Wagens saß sein schon seit Jahren verstorbener Bruder war. Nur unter Anstrengung all seiner Nerven, unter Sammlung all seinen Mutes brachte es der HERZzok fertig, sich umzudrehen und die Erscheinung direkt anzusehen. Und Allmächtiger, tatsächlich, es war der, von dem anzunehmen, daß er es sey der Herzog nicht gewagt hatte. Er war hierher gelangt, wie der Körper ins Unterirdische Reich. Vermutlich war es nur eine Sinnestäuschung, die sich auf nervliche Überlastung zurückführen ließ. Der Fahrer hatte nun eine Weile unter enormer seelischer Anspannung ausgeharrt und gehofft, alles möge sich wieder zum Guten wenden, die gespennsterhafte Gestalt würde verschwinden, er würde seine Beherrschung zurückerlangen
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und würde später vielleicht eine ganz logische Erklärung für den Vorfall finden. Dem war aber nicht so. Beinahe einen Schock erlitt der Ehrenmann, als er die Erscheinung mit der Stimme seines toten Bruders sprechen hörte. «Mit der Figur machst du für mich alles nur noch viel schlimmer.«, erklang es in ernstem Tone. «Bedenke wohl, daß wenn wir keinen Frieden finden, dann wirst auch du keine Ruhe finden!« Im nächsten Moment war die Gestalt des verblichenen Bruders ebenso schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht war. Es dauerte jedoch noch sehr lange, genaugenommen mehrere Monate, bis der HeRzog diesen Vorfall halbwegs verarbeitet hatte. Zunächst fuhr er am ganzen Körper zitternd und mit starrem Blick weiter seinem Ziel entgegen. Die Siegesfeier als solche war ihm so gleichgültig wie die Quizsendungen im alltäglichen Nachmittagsprogramm. Ihm ging es einzig und allein darum, diese vermaledeite Bronzefigur endlich und hoffentlich ein für alle Mal los zu werden. Zu guter Letzt war dann das entlegene Landhaus schließlich erreicht. man erwartete den Herzog bereits seit einiger Zeit. Von einem Bediensteten wurde er in das Landhaus hineingelassen. Der Mantel wurde ihm abgenommen, bevor in den Salon geführt wurde. dort wurde der HertzSog schon von kabljau erwartet, der ihn eilig begrüßte und sogleich nach der Figur fragte, die ihm auch ohne große Umschweife überreicht wurde.
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w eisser da m pfer §1 eines, und das verlieh seinem wesen eine gespenstische verbissenheit, das wusste king kabljau ganz genau, dass nämlich das schicksal vom kosmos, ja, von den gestirnen und ihren positionen zueinander bestimmt wurde. im großen und ganzen waren die lebenden da ziemlich machtlos, mit einer klitzekleinen ausnahme war das so. mit ausnahme der vier dunklen kulte, die aus dem zentrum des unterirdischen reichs heraus operierten. die taten der king kabeljau-schergen waren heilige arzneien aus diesem düsteren kabinett. §2 Für Fred boten sich Handlungsoptionen nun nur noch in sehr beschränktem Umfang, zumal seine momentane Situation alles in allem doch recht ausweglos erschien. Die Tragik seines bevorstehenden Niedergangs hatte schon zu Lebzeiten begonnen, ihn schwer zu bedrücken. Seit dem rätselhaften Verschwinden von Yasmin war es Schritt für Schritt immer weiter bergab mit ihm gegangen.
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§3 Der Körper war in der Nacht an Bord befördert worden. Die Hintermänner des Komplotts hatten den Kapitän entführt und ihn durch den Körper ersetzt. Auf diese Weise sollte das Unterirdische Reich seinen schaurigen Tribut erlangen. Die Steuerkontrolle über das pompöse Schiff lag nun in den Händen einer Kreatur, die innerlich ausgehöhlt war. Doch hinter der Fassade entseelter Willenlosigkeit verbarg sich die eisige Klaue eines dämonischen Prinzips. Noch ungeachtet dieses teuflischen Schattens rückte der Zeitpunkt der Festlichkeiten auf dem weißen Dampfer näher und näher. §4 Auf dem Podest lag ein purpurnes Polster, darauf war der fürchterliche Rumpf gebettet. Wie ein makaberes Heiligtum hatte man den Torso in dieser bösartigen Kammer aufgebahrt. Die tote Haut strahlte einen scheußlichen Glanz ab, wahrscheinlich war der Rumpf gesalbt oder mit einer Art Öl bestrichen worden. Rückschlüsse darüber, wer der Tote denn sein könne, ließen sich aufgrund des einzig als Fragment vorliegenden Kadavers nicht ziehen.
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§5 Es waren nun zwei ganze Tage verstrichen, seitdem der Fuchslurch seine Mission erfolgreich beendet hatte. Er hielt sich jetzt in dem Hotelzimmer auf, das er zwei Tage zuvor gemietet hatte. Jazz hatte er ebenfalls in einem Hotelzimmer unterbringen lassen und ihr aufgetragen, sich möglichst unauff ällig zu verhalten. Er selbst beabsichtigte für eine Weile ungestört zu bleiben, nicht nach draußen zu gehen und sich ausschließlich seiner Intuition und seinen Tagträumen hinzugeben. Sein neuer Auftrag bestand ja nun darin, Fred und den Zwilling zu eliminieren, wobei er selbst sich momentan nicht in der Lage fühlte, diese Instruktion auszuführen. Deshalb hoffte er auf Erfolgsmeldungen von Seiten seiner Untergebenen, die er mittlerweile alle auf Fred und den Zwilling angesetzt hatte. Doch das Mobiltelephon hatte in den letzten zwei Tagen nicht ein einziges Mal geklingelt. §6 zuhause angekommen war das erste, was king kabeljau tat, die figur in der schweren eichentruhe zu deponieren. auch wenn sich der fischmann zunächst außerordentlich erfreut über die geheimnisvolle figur gezeigt hatte, wurde das gemeine kleine objekt zunehmend mit bedenken betrachtet. eine reihe fürchterlicher vorfälle hatte
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hierfür den anlass gegeben. angefangen hatte alles damit, dass er in seiner wohnung eine seltsame kraft spürte. Am zweiten tage wurde er erstmalig der leichenzwerge gewahr, die sein quartier von diesem zeitpunkt an heimsuchten. schieres entsetzen, maßlose furcht ergriffen king kabeljau von da an. wie im fieberwahn lag er in jenen nächten im eignen schweiße gebadet. wenn alles ganz still war und man die augen fest verschlossen hielt, dann hörte man durch die wände schweres atmen, widerwärtiges geflüster der zwerge. §7 Es war bestimmt eine Feierlichkeit zu werden, die den Wiener Opernball blass und farblos aussehen lassen sollte. Prominente Gäste aus aller Welt waren angereist und hatten sich in den umliegenden Luxushotels einquartiert. Jetzt war der große Tag gekommen, an welchem sie den glamourösen weißen Dampfer betreten würden. Zur Begrüßung war zunächst ein aufwendiges Sektfrühstück angesetzt. Der Dampfer war über alle Maße hinaus geschmückt und verziert. Das Personal war auff ällig sonnengebräunt und trug weiße Uniformen mit goldenen Knöpfen. Die ersten Gäste hatten das Schiff schon betreten, zahllose sollten ihnen noch folgen.
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§8 Die lethargische Stille wurde unsanft durch den Klingeltons des Mobiltelefons zerschnitten. Am anderen Ende der Leitung war wieder einmal King Kabeljau, der den Fuchslurch in sehr direkter Weise dazu aufforderte, sich in ein Geschäft für Bergsteigerausrüstung zu begeben und dort einige Dinge zu kaufen. Als der FuchslUrch nach dem Grund hierfür fragte, erfuhr er, dass es ein nicht ganz harmloser Auftrag war, den er auszuführen haben würde. Es war die Rede davon, dass er sich während eines allgemeinen Tumultes auf einem Dampferschiff auf das selbige aus einem Hubschrauber abzuseilen hatte. Die Besorgungen standen im Zusammenhang mit der Abseilaktion. Ohne lang zu zögern machte er sich auf die Socken, um die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, wobei die Frage, was Jazz in dieser Zeit tun würde, noch völlig offen war. §9 Alles, was sich in diesem Raum befand, schien eine verborgene Bedeutung zu haben, die mit seinem Leben zusammenhing, gleichzeitig erschien jedoch eine Kette von Welten zwischen ihm und der Aufschlüsselung dieser Semantik zu liegen.
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Eine auf erschütternde Weise feierliche Atmosphäre lag wie ein pechschwarzer Schleier über dieser Kammer. Irgendetwas trug Freds Geist hinfort aus dem unterirdischen Reich, während sein Körper immer mehr Ähnlichkeit mit einer steinernen Statue bekam. §10 In zweierlei Hinsicht auff ällig war auch eine Person, die etwas abseits von den übrigen Gästen an der Tafel saß. Zum einen machte es Fred stutzig, dass er von dem alarmierenden Gefühl befallen wurde, diese Person irgendwoher zu kennen, sie zumindest schon mehrfach zu Gesicht bekommen zu haben. Er konnte den Zusammenhang nicht rekonstruieren, doch es schwang etwas bei dem Anblick dieser Person mit, dass eine unbestimmte Angst in ihm hervorrief. Zum anderen fiel der Mann durch sein ansatzweise skurriles Äußeres auf, er trug eine alte Offiziersuniform aus der Kaiserzeit, deren Brust über und über mit fleckigen, teilweise beschädigten Orden und Abzeichen bedeckt war. Sein Auftreten war von einer Überheblichkeit gekennzeichnet, wie man sie sogar in diesen Kreisen nur höchst selten vorfindet.
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§11 «Nein, das ist ganz und gar ausgeschlossen, Du hast mit hundertprozentiger Sicherheit keinen Zwillingsbruder. Komm endlich mal von diesem irren Film runter!« Dieser Satz, der fast schon in das Mobiltelefon hinein geschrien wurde, ließ sie abermals aufschrecken. »ÄòAch so, jetzt weiß ich, was Du meinst. Nein, keine Sorge, der Fred wird so schnell wie möglich erledigt. Na und, selbst wenn es noch einen Zwilling gibt, was hat das denn mit uns zu tun?« «dherh swhillhing ihhst mhain nhiehhdaghhanhg!«, antwortete king kabeljau ganz und gar außer sich. dann legte er ganz langsam den telefonhörer auf und stand eine weile ins leere starrend wie versteinert vor dem schreibtisch. er wagte es nicht die augen auf die stelle zu richten, an welcher er die grausige gestalt erblickt hatte. §12 Mit den Nerven fast am Ende eilte er ihr nach und hatte sie beinahe eingeholt, als sie unvermittelt innehielt und sich ihm zuwandte. Sie griff nach seiner Hand und legte ihm etwas hinein, bevor sie sich blitzschnell wieder umdrehte und in demselben Tempo wie zuvor fortging. Fred war fest entschlossen gewesen ihr zu folgen, doch
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fühlten sich seine Beine jetzt unnatürlich schwer an, sodass er sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegen konnte. Sein Blick wurde nun jedoch von dem gefangen, was er in seiner rechten Hand hielt; zum einen der kleinen Bronzefigur und zum anderen einem Polaroid. Auf dieser Photographie war ein pompöser weißer Dampfer zu sehen, der in einem Meer aus Blut schwamm. Wie versteinert stand er da und verlor sich in dem abgebildeten Motiv. Dabei kam jegliche Relation zu Raum und Zeit absolut abhanden, für eine nicht klar eingrenzbare Weile war er bei den schlafenden Seelen, der Leblosigkeit ganz nahe. §13 und es war in jener nacht, dass dem gevatter kabeljau zum ersten mal im traume der zwilling erschien. wahrhaftig, das war ein allzu garstiges schauspiel, ein schreckensbild, ein portrait tiefster niedertracht. als sei der leichenpapst persönlich in ihn gefahren, schnellte der gezeichnete abkömmling aus dem hause tägert aus seinem bett, das ihm nun eiskalt erschien, und schmetterte jäh zu boden. diese begegnung war ihm derartig in die zitternden glieder gefahren, dass er eine volle stunde regungslos auf den eiskalten fliesen des fußbodens zubrachte. als er sich wieder halbwegs gefasst hatte, eilte er ohne umschweife zum telefon und wählte hastig die nummer
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seines kollegen und vertrauten, der dem kultivierten schachspiel sehr zugetan war. Jener befand sich schon wieder auf Reisen in seinem Automobil mit der jungen Dame auf dem Beifahrersitz. Er hatte die Sonnenblende hinunter klappen müssen, da ihn der Lichtpegel der visá-vis stehenden Sonne geblendet hatte. Er streifte seine Begleiterin mit einem beiläufigen Blick, während er das Telefongespräch entgegennahm. §14 Jahre waren dahin gestrichen, seit Fred an diesem Orte lebendig umhergestrichen war, noch mehr Jahre war es her seit den jüngeren, glücklicheren Tagen. Doch waren die mit ihm in Verbindung stehenden Schwingungen auch in dieser Nacht noch nicht geschwunden, im Gegenteil, sie verliehen der abendlichen Atmosphäre Abgründe tiefsten Schmerzes. Freds jetzige Wesensform als Schattenzwilling war jenseits der irdischen Materie zu einem mächtigen Energiefeld angewachsen, einer posthumen Kraft, die über die Spiegelebene ihre dämonischen Splitteridentitäten in die so schnell zerfallende reale Welt schickte. Rache, Vergeltung, Totensühne waren die einzigen Triebkräfte dieser geisterhaften Macht. Ein letztes Mal wurden in den Wäldern tiefe Gruben ausgehoben, gegraben von jenen, die gestrauchelt und
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dieser Welt entglitten waren und nun, wie vom Wahn getrieben, nach Zugängen zum Verborgenen, zum Unterirdischen Reich suchten. Ein allerletztes Mal noch würde sich der Unheilsschlund auftun, um dem Erdenreich die Insignien des letzten Tages preiszugeben. In den Straßen, auf den Wegen, auf den Plätzen, in den Gassen, überall herrschte völlige Stille. §15 Das Geschrei der in Panik verfallenen Besatzung wurde noch immer in unregelmäßigen Abständen von Schüssen übertönt. Der Helikopter stand jetzt ganz dicht über der auf dem Hauptdeck stattfindenden Massenhysterie in der Luft. Abrupt wurden mit einer Maschinenpistole immer wieder Salven auf die tobende Menge abgefeuert. Überall auf dem Dampfer lagen Tote und Verletzte übereinander auf dem Boden und auf den Treppen. §16 An der Stelle, an der der Gang eine Biegung machte, waren fade Schatten an der Wand zu sehen. Sie schienen sich blitzartig zu bewegen und es war nicht auszumachen,
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wodurch sie erzeugt wurden. Gebeugt näherte er sich jetzt schleichend der Ecke, die eine außergewöhnliche Rolle zu spielen schien. Die Gesprächssequenzen wurden sogleich lauter und waren besser zu verstehen. Eine der Stimmen stach aus dem Gewirr heraus, diese Stimme hatte er schon einmal in seinem Leben gehört. Sie äußerte Sätze wie: «Zur rRuhe kommn kann icHh szo nichft. … Dher Tzwillink mussz nocHh häUte Nacht ühber die Klijnnghe sprringhn!« §17 Fred war es durch eine Reihe von Tricks gelungen, eine Anstellung als Kellner auf dem Dampfer zu bekommen. Irgendetwas hatte ihn auf magische Weise zu diesem prunkvollen Schiff hingezogen. Das Bild des weißen Dampfers war ihm seit seinem schauderhaften Traum unauslöschlich im Gedächtnis geblieben. Er glaubte felsenfest zu wissen, dass dieser Dampfer eine Schlüsselfunktion innerhalb der schicksalhaften Geschichte, in die er verstrickt war, erfüllte. Seine Tätigkeit nahm ihn jedoch so sehr in Anspruch, dass er gar keine Zeit hatte, über die rätselhafte Verknüpfung seines Traumes mit diesem Dampfer nachzusinnen. Wie so oft erschien ihm auch die hier vorherrschende Szenerie durchweg irreal und absurd, überhaupt hatte er
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in den letzten fünf Tagen kaum Zeit gefunden, die unglaubliche Masse verschiedener und vor allem belastender Eindrücke in irgendeiner Weise zu verarbeiten. Die erforderlichen Arbeiten verrichtete er wie eine mechanische Apparatur. In dieser Hinsicht hatte er jetzt eine erschreckende Ähnlichkeit mit dem Körper. §18 Der Herzog hielt sich gerade in seiner Kabine auf, als das Signal ertönte, welches den Auftakt zum Angriff auf die Besatzung des Dampfers gab. Das zerlegbare Präzisionsgewehr hatte er bereits zusammengesetzt und begann nun damit es zu laden. In beiden Manteltaschen deponierte er jeweils eine Nebelgranate, die Innentasche wurde mit Ersatzmagazinen gefüllt. Der lange dunkelblaue Mantel blieb geöffnet, sodass die weiße Uniformweste mit den Orden zu sehen war. Langsam öffnete er jetzt die Tür der Kabine und riskierte einen vorsichtigen Blick hinaus. Einen Moment verharrend lauschte er angestrengt den gedämpften Geräuschen, die vom Oberdeck hereindrangen. Zu hören waren Schüsse und panisches Geschrei. Im Hintergrund vernahm man leiser Geräusche, die von dem Propeller eines Hubschraubers erzeugt wurden.
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Mit gezückter Handfeuerwaffe eilte nun der Herzog auf leisen Sohlen zum Ort des Geschehens. Das Präzisionsgewehr trug er über die Schulter gehängt. Zunächst begab er sich mit dem Aufzug zum Oberdeck, öffnete abrupt die schwere Metalltür und schleuderte sogleich eine Nebelgranate hinaus. Im Schutze des Rauchs nahm er dann seine Position auf dem Deck ein. Behutsam griff er das Gewehr und zielte. Er hatte schon eine ganze Reihe von gezielten Schüssen auf einzelne Gäste abgefeuert, als er Fred in einem unübersichtlichen Getümmel zu erblicken glaubte. Da kam es dann auf einen besonders exakten Schuss an. Das erste Mal seit Beginn der gesamten Aktion verspürte der Herzog einen Anflug von Nervosität. Ein dichter Schleier legte sich über sein Sichtfeld, sodass es immer schwieriger wurde, auf die nur noch undeutlich erkennbare Gestalt zu zielen. Ohne sich weiterhin beirren und blenden zu lassen, feuerte der Herzog dann in kurzer Folge zwei Schüsse ab. Den dritten Schuss gab er auf eine in der Schusslinie befindliche Person ab, die sogleich wankend zu Boden ging. Dort, da vorn, da war wieder die Gestalt, bei der es sich höchstwahrscheinlich um Fred handelte. Abermals wurde der Abzug betätigt, doch was war das? Anstelle eines Schusses war nur ein metallisches Klicken zu hören. Hastig kramte er ein neues Magazin hervor, zog das leere heraus und legte das neue ein. Die Gestalt aber war nirgendwo mehr auszumachen.
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die gebu rt des sch attenzwil lings Der Herrzog von Preußen machte sich just in dieser unglückseligen Nacht in altbekannter Heimlichkeit auf die leisen Sohlen, verließ schleichend sein Anwesen, ging in die Garage, öffnete bedächtig den Kofferraum seines Automobils und legte einige für die bevorstehende Unternehmung wichtige Utensilien, als da wären, ein Seil, einen Kletterhaken, eine Taschenlampe, sowie einen zusammenklappbaren Campingstuhl und eine Opiumpfeife. Daraufhin schloß er den Kofferraum und setzte sich ans Steuer. Beim Friedhof angelangt parkte er den Wagen vorsichtig unweit der Stelle, an welcher er gedachte die steinerne Mauer zu erklimmen und zu überschreiten. Nachdem dies geschehen war, machte er sich prompt daran, mit Hilfe des Lichtkegels seiner Taschenlampe nach dem Familiengrab zu suchen. Knisternd und raschelnd wateten seine Schritte durch das Herbstlaub und die herabgefallenen Äste und Zweige. Wie eine verbotene Stätte erschien der Friedhof nun im fahden Lichte der Taschenlampe. Hin und wieder wirbelte eine vereinzelte Windbrise einige Laubblätter auf und trug sie ein Stückchen durch die Luft, ehe sie sie wieder seicht zu Boden gleiten ließ. Stets fühlte man sich an diesem Orte beobachtet, ertappt. Schließlich hatte er das Familiengrab gefunden und blickte für eine Weile andächtig auf den mit Flechten bewachsenen Grabstein, bevor er seinen großen RucKsack langsam abnahm und den Klappstuhl
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herausholte, welchen er dann auch sofort aufklappte und sich daraufsetzde. Gleich darauf nahm er seine antiquierte Opiumpfeife zur Hand, kramte einiGe Rauchutensilien aus der Tasche seines Frackes hervor und begann damith die Pfeyfe zu stopfhn. Schwerfällig fing er dannnach an das im Pfeifenkopf befindliche Opium zu rauchen. Ein süßlicher Dunst breitete sich um ihn herum aus und die Rauchschwaden umhüllten die Grabstätte, wie ein Nebelschleier. Mit gelangweiltem Gesichtsausdruck erzeugte er Rauchkringel und blies diese in die Luft, die ihn umgab. Kraftlos stellte er die Pfeife zu guter Letzt links neben sich auf den Boden, faltete die Hände wie zum Gebet, schloß die Augen und vertiefte sich mehr und mehr. Das Rauschempfinden griff allmählich auf seinen ganzen Körper über und half ihm, sich von der rein physischen Wahrnehmung zu lösen, um sich mental für die Schwingungen jenseitiger Energien und Genien zu sensibilisieren. Er fühlte sich jetzt, als säße er auf einer gigantischen Schaukel, die in einem gänzlich monotonem Rythmus hin und her pendelte. Er wurde schleichend Schritt für Schritt in einen absonderlichen Halbschlafzustand getragen, aus dem er in bestimmten Abständen wieder und wieder erwachte und sich abermals auf der Schaukel wiederfand. Sah er dann hinab, so war nirgendwo Grund zu sehen, nur endlos verschachtelte Nebelgebilde. Vor dem inneren Auge des Herzogs verschwamm alles zu einer einzigen nebelartigen Oberfläche, innerhalb welcher sich verschiedenfarbige Gase
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Dem Fuchslyrch wars mulmig, wie er so verstohlenen Schrittes durch die Gassen schritt, ohne eigntljch zu wissen, wie es nun weitergehen sollte. Seyne heilige Schuldigkeit, die hadte er bei Leibe erbracht, die schlimme Pflicht. Der luRchmann mussjedz schnell fliehn, aber wohin, wenn der Verfolger jeden Zufluchtsort kennt, jede Strategie aufdeckt, keyn Schlupfloch offen lässt? Stundenlang wandelte eR umHerr, ohne die Dinge um ihn herum wahrzunehmen. Für eine knappe Minute war er dann noch in seyner Wohnung, in aller Vorsicht versteht sich und auch nur um auf die Schnelle einige Ampullen des Hundehormonz einzustecken, welches er täglich zu sich nahm. Jetzt hadte eR eine besonders hohe Dosis davon nötig, um nicht zu resignieren. Ein bitterer beißender Geschmack ist das, der bei der Einnahme des Präparats den Körper durchdringt. Ihm war, als sey eR an jenem Orte, einer kleinen Waldlichtung, angelangt, an welcher einst das Duell stattgefunden hatte. Ganz deutlich sah der FuksLurch sich selbst noch einmal den tödlychen Schuß abfeuern. Die Farbe des Himmels ist schon im Begriff sich von mittlerem dunkelblau in hellblau zu verwandeln. Dort, wo der Himmel den Horizont berührt ist er schon hellblau, durchsetzt von einem leichten rötlichen Schein. Eynsam steht der morsche Hochsitz. Und tatsächlich fand sich der vom Hundegott getriebene Mann wieder an eben dieser Stätte. Das Ewige Leben, das zu besitzen er geglaubt hatte seit jenem Tage an dem sein Leben die heilige Wendung genommen hatte,
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zu mischen schienen. Bis zu einem gewißen Grad konnte man jedoch durch diese Oberfläche hindurchblicken und sehen, das zwischen dem zerborstenen Schutt einer trostlosen Gerölllandschaft auf allen Vieren menschenähnliche Wesen umherkrochen. Konzentrierte man sich ganz stark darauf, dann bemerkte man, daß es Engel waren, deren Flügel so verbrannt waren, daß nur noch jämmerliche Stümmel zu erkennen waren. Ihre Gesichter waren ebenfalls versengt. Durch alle Sphären hindurch, durch die Mauern des Vergessens hörte man die grausigsten Klagegesänge. Ohne irgendwelche Vorzeichen erschien das Abbild des Schattenzwillinghs inmitten der dichten Rauchschwaden vor den Augen des HeRtsoghs. Niemals zuvor hatte er Ihn erblickt, nur aus Erzählungen wußte er von Seyner Existenz, an die er bis vor einigen Wochen nicht einmal geglaubt hatte, er hatte sie für eine Wahnprojektion des Fischmenschen gehalten. Doch nun waren alle Zweifl hinweggewischt. Es war trotz des Lichtpegels der Taschenlampe und des vorher noch hellen Mondlichts stockdunkel geworden auf dem einsamen Kirchhofe. Der Anblick des SchaTtenzwillings war beileibe zu viel für den Herzog, wie vom Schock erfaßt, ja als sei der Leichenpapst selbst in ihn hineingefahren saß er kerzengrade, starr vor Angst. Licht ging jetzt einzig und allein von der unheilvollen erscheinung aus. Erst jetzt bemerkte der Herzog, das der Zwilling einen metallernen Gegenstand mit sich führte, der ihm wohl bekannt war. An einer Halskette hing die niederträchtige Bronzefigur, die
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erschien ihm jedzt nicht mehr sicher. Für die jenseits des Irdischen liegenden Mächte hatte der FuchslurCh seine Schuldigkeit getan. Auf unbewußte Weise zog es ihn zu eben jener Stelle, an welcher damals das Duell stattgefunden hatte. Im Geiste ging er Stück für StyKk noch eynmal jede eiNzelne Etappe dieses so lang zurückliegenden Ereignisses durch. Der Kopf ist jedzt schwer wie Blei, die GeDANKen gleiten in Form verschwommener Bilder und filmartigEn Sequenzen dahin. In weiter Ferne erklingt eyn Pistolenschuß, sein Echo hallt in den Wäldern wider. Sekunden später fällt erneut ein Schuß. Scharen von Vögeln fliegen aufgeschreckt empor bevor eyne Person beinahe lautlos zu Boden fällt. Stille. Es hat schwer gehalten mit der Lässigkeyt jener Tage. Wenige Stunden hatte es nur dauern sollen, dann war jeder Baustein seynes vorherigen Existenzgefüges rücksichtslos aus den Fugen gerissen worden. Die folgende Zeit stand unter dem Zeichen des neuerschafFenen Wesens, der Symbiose von FuChs und Lyrch. Zerflückte Identitäten zeichneten seyn Antliz, erschütternde Missionen und Aufträge hatte er ausgeführt und Rauschzustände tiefster Religiösität erfahren. Schreiend formte eyne wohlbekannte Stimme irgendwo in der Nähe jetzt plötzlich seinem Namen und rüttelte ihn auf aus seiner retrospektivischen Selbstanalyse. ER hatte ihn aufgespührt, King Kabljau hatte wahrlich nicht lange gebraucht, um dieses Versteck zu finden. Doch wie anders erschien ihm dieser King Kabeljau von jenem, welchen eR zu kennen geglaubt hatte als
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der Herzog über alles haßte und von der er immer gehofft hatte, er müsse sie nimmermehr wiedersehen. Doch was geschah hier? Er verspürte einen unüberwinbaren Sog, der ihn mit immer größer werdender Kraft erfaßte. Der Zwilling streckte Seyne Arme zu beiden Seiten aus, als wolle Er den HERZog zur Begrüßung umarmen und schon tauchten nacheinander lichte durchscheinende Personen aus dem Dunkel auf, die er sofort als seine toten Verwandten identifizierte. Sie bewegten sich auf ihn zu streckten ihre Arme aus und ließen flehende Gesichtsausdrücke erkennen. Doch wie durch eine massive Glaswand schien er von ihnen abgeschirmt zu sein. Mit einem Male wurden die Gestalten seiner ihm so teuren Verwandten hinfortgewischt. Vor sich erblickte der morbide Herzog nun eine gähnende Leere, die ihn, wie ihm schien, in die Unendlichkeit blicken ließ. Es war jetzt jeddochh nicht mehr die eigene Perspektive aus der er alles betrachtete, sondern die eyner ihm fremden Existenz. «Fahre herab! Fahre herab ¬∞und tue der geheimen Weissagung Genüge, verwische alle Spuren, verbrenne den Handtlanger bis in die siebente Generation und bringe Schande über die Grabstätten seyner Vorfahren! Ausgehobenh werden mögen ihre Gräber im Schein des vollen Mondes, hervorgeholt IhR jämmerliches Gebein, auf daß niemand Frieden finde zu Lebeszeiten und gar weniger noch nach der Todesstundt. Heyliger Tzwillingh, lege den Bann der Schatten über die erdolchte Hundebrut!« Auswurfartig erklangen diese Worte des Zwillingsfluches aus
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den altvertrauten Kollegen von der Zeitbeschäftigung: Dieser kingkabljau glich vielmehr einer von Götzenhand geführten Marionette. Geschwindt eilte der fukslurch auf den morschen alten Hochsitz zu, wobei sein Widersacher ihm eilig folgte. Fest umklammert hielt der FuchsLurch den Knauf seines edlen Spazierstockes, beinahe so, als wyrde dijser ihm Kraft spenden. Dicht gefolgt von seinem Widersacher kletterte der Gejagte die brüchigen Holzsprossen des Hochsitzes empor, wobei er hin und wieder hiebartige Schläge mit zseynem Spazierst0ck ausführte. Und diese Attacken verfehlten ihr Ziel in der TaT nNur knapp, beirrten den Verfolger dennoch kaum. Die Spr0ssen knackten, als wuerden Sie jedn M0ment entzwei brechen. Als dann der FuxLurch oben angelangt war, drehte er sich blitzschnell um und ließ den Spazierstock abermals in einer schlagenden Bewegung nijderRfhffahren. Mit nicht zu unterschätzender Wucht traf der Knauf den Fischmann am Schädel so, daß dieser noch bevor eR überhaupt die Sprossen gänzlich emporgeklettert war ins Straucheln geriet. Derweil hadte der Lyrch schon den Knauf des Stockes ergriffen und zog nun die lange dünne Klinge heraus. Kaum war dies geschehen, war seyn Gegner auch schon oben angelangt und versuchte krampfhaft die Hand, welche die verhängnisvolle Waffe führte zu ergreifen. Die andere Hand holte indessen aus der Tasche seinesz Frackes die abgebrochene rostige Spitze einer Harpune hervor, doch bevor Kabeljau überhaupt die Gelegenheit hatte, damit zuzustechen,
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dem verzerrten Munde seines toten Gr0ßfhathers. Die Zuckungen seines leblosen Leibes waren ein Zeugnis der posthumen Qualen, denen er auszgesetzd war. Unter schauerhaften Verrenkungen verfiel der liebe Großfhater dann endlich zu Staub. Trügerische Ruhe setzte von diesem Moment an ein. Dem Herzog reichte es fürs Erste. Schleunigst würde er diesem verwunschenen Ort den Rücken kehren. Der Schattenzwilling aber hatte das Tor durch welches eR endgültig in die irdische Ebene gelangen konnte gefunden. Kein Ritual des King Kabeljau Zirkels würde ihn jemals wieder zurück in die Sphäre jenseits der Spiegel schicken können. Der Herzog selbst hatte dem Schattenwesen unwissentlich dazu verholfen, sich auf jenem entlegenen Gottesacker als mächtiger Genius zu manifestieren. Die Seele des toTen Gr0ßfhathers bildete letztlich das Vehikel zum Eintreten in das reale Geschehen. Noch lange nachdem der Herzog fluchtartig das Friedhofsgelände verlassen hatte flackerte ein grelles bläuliches Licht inmitten der trostlosen Stätte.
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hatte der FuChslurch seinerseits blitzschnell zugestochen. Ein Schwall warmen Blutes sch0ss fontainenartig aus der Wunde. Ein stechender Schmerz durchfuhr die Schulter von Kabljau, der seinerseits unter B체ndellung all seyner Energien zustach. Beinahe Gleichzeitig f체hrte auch seyn Gegner n0ch eine letzte Attacke aus: Ein Stich, der den Hals kabljaus durchbohrte. Die rostige Spitze von King KabEljaus Harpune aber drang exakt in das Herz des Fukslurchs. Auf diese Weise hatte die Laufbahn des Fuchslurches ihr j채hes und grausames Ende gefunden, doch auch um den Gevatter kabeLjau war es mitnichten viel besser bestellt. King Kabeljaus Geist war ins Koma gefallen aus dem er mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals wieder erwachen wyrde.
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in feierlicher atmosphäre das vermächtnis des manfred brocke 1. auflage: 250 exemplare hrsg.: h. arend, e. keil, r. schmidt, a. trumpf papier: munken print cream 125g/m2 schrift: walbaum mt std, meta+ satz und druck rhein-verlag, 2013 birkenstraße 99 hinterhof 40233 düsseldorf telefon: +49 (0)211 163 696 05 e-mail: info@rhein-verlag.com http://www.rhein-verlag.com
wieder herzustellen und so weitere bruchstücke freizulegen. es bleibt festzuhalten, dass der »verrat« in seinem momentanen zustand als spekulativ bezeichnet werden muss, gleichwohl soll er dem »leichenterror« zur seite gestellt werden, auf dass beide teile vom leser in ihrer unvollkommenen gänze wahrgenommen werden können. die zahlreichen liebevollen illustrationen basieren auf überlieferten visionen eines vertrauten brockes, der inzwischen ebenfalls verschiedenen ist. manfred brocke, einer der letzten autoren überhaupt, lehrt, die scheinbar unerträgliche last der geschichte mit einer an der oberfläche verborgenen leichtigkeit auf sich zu nehmen. umfassendes empfinden feierlicher atmosphäre hat mit dem autor die welt verlassen, indessen die abschließende auflösung jener kommenden generationen vorbehalten bleibt. dennoch lässt
sich schon jetzt erahnen, wie anders die konzeption von glück in diesem denken aus der zwischenschicht ist. dies muss umso mehr beeindrucken, als brocke sie durch ausschließlich abwärtslaufende handlungsstränge zu exponieren versteht. obwohl er sein leben in den langen jahren des leidens mehr und mehr unter die oberfläche verlegen musste, gelang es brocke hochaktuell zu bleiben. ausgehend von scheinbar harmlosen schulhofbanalitäten entspinnt sich ein übergreifendes netz, das von der unterwelt bis in höchste gesellschaftsschichten und gar durch die zeit hindurch reicht. die dargestellten zusammenhänge sind von eindeutig transponierter plausibilität, so dass dieses werk zu recht als neues seelengift bezeichnet wird. im winter 2012
King Kabeljau, der sein Telefongespräch mittlerweile beendet hatte, war nun aufgestanden und von der Seite unbemerkt an den Ober herangetreten. Dieser zuckte erschrocken zusammen, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte. »Wasz den Sörvisz betriffft, da verlaszn wir unzs ganzs auff Zsii«, flüsterte der düstere Schutzpatron dieser entrückten Sekte, während er dem Ober gönnerhaft einige Hundertmarkscheine zusteckte.