Foto: Engelbertr Reineke 1988, Bundesregierung B145 Bild-0004388
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Bürger Brandt
Altbundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt lebte seit 1979 in Unkel, wo er 1992 verstarb
Schautanz St. Katharinen
Fußfälle von Leubsdorf
Schriftsteller Josef Winckler
Wanderung Pleiser Ländchen
Nachruf E.G. Hansing
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Editorial
Liebe RHEINLÄNDER … besuchen Sie uns auch im Internet hne das Internet geht in manchen Lebens berei che n nicht me hr v ie l. D a s gedruckte Heft des Heimat magazins Der RHEINLÄNDER steht aber natürlich weiterhin im Mittel punkt unserer Arbeit. Sie als Leser sollen das Heft in Hän den h a l te n und an jedem beliebigen Ort lesen können.
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edoch gibt es auch für den RHEIN LÄNDER eine Inter netseite: www.rheinlaender-maga zin.de. Hier können Sie virtuell in allen bisher erschienen Heften blättern – auch in denen, die schon vergriffen sind. Dane ben finden Sie An kündi gungen unserer Ver an stal tungen und die Me d i a d a te n – falls Sie inserieren möchten. anz aktuell haben wir einen Film eingestellt, den das Westerwald-TV über den RHEINLÄNDER und den Un ke l e r H e i m a t l a d e n i m August letzten Jahres ge dreht u n d i m Fe rn s e h e n a u s ge strahlt hat. Dank einer Geneh migung der Senderleitung dürfen wir den Film auch auf unserer Homepage zeigen.
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Der Gesamtauflage liegt ein Prospekt von Heider Wohn ambiente, Ittenbach bei.
Der Heimatladen, Pützgasse 2 in Unkel, ist über Ka rn eva l vo m 3 . M ä rz (Weiberfastnacht) bis ein schließlich 7. März (Rosen montag) geschlossen.
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e n n m a n Ko n t a k te knüpfen will, kommt man heute am sozialen Netz werk „Facebook“ nicht mehr vorbei. Sogar Revolu tionen sollen dort organisiert worden sein. Der RHEIN LÄNDER ist nun auch auf „Face book“ mit einem eigenen Profil vertreten (Der Rhein länder das Heimat magazin). Hier können Sie sich über Neuigkeiten rund um ihr Heimatmagazin informieren. Ob Informationen und Termine zu unseren Veran staltungen oder der Hinweis, wann das neueste Heft ausgeliefert ist oder über aktuelle Produkte im Heimatladen. Sie können uns Nachrichten senden oder die RHEIN LÄNDERSeite weiterempfehlen. Wir freuen uns auf Ihre elektronische Post!
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inhaltlich! A59
Rauschendorf Vinxel
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Oelinghoven Oberpleis Oberdollendorf Niederdollendorf Thomasberg Berghausen Heisterbacherrott
Bonn
Königswinter
Königswinter
Buchholz
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3
Eudenbach
Ittenbach
Liebe RHEINLÄNDER… … besuchen Sie uns auch im Internet
Asbach Rhöndorf
Aegidienberg
VG Asbach
Bad Honnef
Windhagen
Bad Honnef
VG Unkel
Rheinbreitbach Bruchhausen
Remagen
KasbachOhlenberg Ockenfels
Linz Sinzig
Roßbach Breitscheid
VG Linz Hausen
Bad Hönningen Rhein
Titel!
VG Waldbreitbach
St. Katharinen
Dattenberg Leubsdorf
Ahr
Nachrichten aus der Region Neustadt
Unkel Erpel
kurz & knapp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6
A3
Vettelschoß
H e i m a t m a g a z i n
Waldbreitbach Niederbreitbach
VG Bad Hönningen B42
Bürger unter Bürgern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 Ort der Zeitgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14 5 Fragen an Dr. Jürgen Reiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1 6
sportlich! Magie des Tanzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1 8
Wied
traditionell!
Datzeroth
Die Fußfälle von Leubsdorf
Rheinbrohl
literarisch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22
Hammerstein
Die tragikomischen Abenteuer des André Bohnefaß
Leutesdorf Andernach
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2 0
Neuwied
querbeet! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24 Der Garten im März
. IMPRESSUM Gründungsjahr 2008 Verbreitung: Königswinter, Bad Honnef. VG Unkel, VG Linz VG Bad Hönningen, VG Asbach, VG Waldbreitbach Erscheinungsweise: monatlich Jahresabonnement: p19,50 (nur Portokosten) Auflage: 15.000 V ERLAG D ER R HEINLÄNDER Inh. Sandra Peukert Pützgasse 2 · 53572 Unkel Tel: 0 22 24 - 7 79 65 12 info@rheinlaender-magazin.de www.rheinlaender-magazin.de Bankverbindung: Konto: 20006623, SSK Bad Honnef BLZ 38051290 Steuernummer: 32/128/57128, Finanzamt Neuwied Herausgeber: Wolfgang Ruland (v.i.S.d.P.) Grafisches Konzept und Satz: Ruland Werbung & Grafik, www.ruland-grafik.de
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Der Rheinländer · März 2011
Redaktion: Martina Kefer, Gudrun von Schoenebeck, Bernd Zimmermann, Benedikt Schmidt, Cäcilia Frings-Ruland, Bernhard Niemann, Hannelore Prangenberg, Hans Ziegler Fotos: Dieter Ruland, Wolfgang Ruland (falls nicht anders angebeben) Anzeigenannnahme: Wolfgang Ruland, Tel: 0 22 24 - 7 79 65 12, Mobil: 01 76 - 60 84 15 18 Anzeigenschluss: jeweils zum 15. des Vormonats Druckunterlagen an: info@rheinlaender-magazin.de Reprofähige Text- und ungerasterte Bildvorlagen EPS-, TIFF-, PDF-Dateien Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Vervielfältigung, Speicherung und Nachdruck von Texten, Bildern und Grafiken nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags. Für unverlangt eingesandtes Bildund Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Alle Angaben im Heft nach bestem Wissen und Gewissen. Wir übernehmen keine Gewähr bei Irrtümern oder Druckfehlern.
inhaltlich! Willy Brandt: Bürger unter Bürgern
besichtigt! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26
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Frühlingserwachen auf Schloss Hagerhof
persönlich! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28 Adesso Vade in Pace
literarisch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30
Magie des Tanzes Seite 18
Rheinischer Parvenü
künstlerisch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34 Ein fast vergessener rheinischer Bildhauer und Maler
traditionell! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36 Hier ist was gebacken
musikalisch! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40 Eine alte Dame wird 275 Jahre jung
wissenschaftlich! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42 Ein Leben für die rheinische Sprache
ausgewählt! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .45 Veranstaltungen im März
Adesso Vade in Pace Seite 28
Ein fast vergessener Künstler Seite 34
genießen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .46 Von Paris nach Hollywood
unterwegs! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .48 Frische Brise über den sanften Hügeln des Pleiser Ländchens
Hier ist was gebacken Seite 30
Stumm-OrgelJubiläum Seite 40
Pleiser Ländchen Seite 48
kurz & knapp! Der aktuelle RHEINLÄNDER-Rechtstipp:
Die gesetzliche Erbfolge – Wer erbt ohne Testament? Viele Menschen nehmen ihre Möglichkeit, die Vermögensnachfolge nach dem eigenen Tod durch letztwillige Verfügung zu regeln, nicht in Anspruch. Für diesen Fall hat der Gesetzgeber Regelungen geschaffen, die die „gesetzliche Erbfolge“ bilden. Die gesetzliche Erbfolge ist eine Regelung, die im Wesentlichen aus dem Jahr 1900 stammt und in der heutigen Zeit i m m e r s e l te n e r d e m B e d ü rf n i s e i n z e l n e r Personen entspricht. Wer keinen Ehepartner hat und keine testamentarische Regelung trifft, vererbt sein Vermögen an seine Verwandten. Dabei spielt der Grad der Blutsverwandtschaft eine entscheidende Rolle. Die gesetzlichen Erben erster Ordnung sind die eigenen Kinder. Dazu zählen sowohl alle leiblichen Kinder – also eheliche wie nichteheliche – als auch die adoptierten. Mehrere Kinder erhalten vom Nachlass jeweils den gleichen Teil. Wenn keine Erben erster Ordnung vorhanden sind, kommen die gesetzlichen Erben zweiter Ordnung in den Genuss des Nachlasses. Das sind die Eltern des Verstorbenen und deren „Abkömmlinge“, also die Geschwister des Verstorbenen, die Neffen und Nichten sowie deren Kinder. Sollten in diesem Verwandt schafts grad keine Verwandten mehr existieren, geht die Erbfolge auf die gesetzlichen Erben dritter Ordnung über, d. h. die Großeltern und deren Abkömmlinge. Wer verheiratet ist, beerbt seinen Partner nach dem Gesetz nur selten als alleiniger Erbe, nämlich nur dann, wenn der verstorbene Partner keine Kinder hatte, seine Eltern und Großeltern
bereits verstorben sind und er entweder keine Geschwister hatte oder diese und deren Abkömmlinge vorverstorben sind. In allen anderen Fällen wird der überlebende Ehe partner nur gemeinsam mit dem Verwandten des verstorbenen Ehegatten Miterbe. Ehe paare, die vermeiden wollen, dass der überlebende Partner sich mit weiteren Erben auseinandersetzten muss und dadurch eventuell in finanzielle Schwierigkeiten gerät, sollten auf jeden Fall ein Testament errichten. Auch ge s ch i e d e n e E h e l e u te s o l l te n ü b e r e i n Testament nachdenken. Und zwar verliert der ge s ch i e d e n e E h e ga t te d e n ge s e t z l i ch e n A n s p r u ch a u f d a s E r b e d e s b i s h e r i ge n Partners. Unter Umständen wird der geschiedene Ehepartner jedoch über den „Umweg“ der Kinder gleichwohl dessen Erbe, was oftmals nicht gewollt sein dürfte. Nichteheliche Lebenspartner sind nach dem Gesetz überhaupt nicht erbberechtigt. Expertentipp: Wer auch nur den Verdacht hat, dass die gesetzliche Regelung nicht dem eigenen Willen und Interesse entspricht, sollte sich dringend durch einen fachkundigen Anwalt beraten lassen. Michael Paul Fachanwalt für Erbrecht Fachanwalt für Familienrecht
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kurz & knapp! Skorpione, Pilum und Scutum Rheinbrohl. Die neue Saison im Erlebnismuseum Römer Welt am Caput Limitis startet am 12. und 13. März 2011 mit e i n e r Ve r a n st a l t u n g z u r Geschütz- und Waffentechnik am Limes. Die RömerWelt präs e n t i e rt z we i n e u e P fe i l ge s ch ü t z e ( S ko r p i o n e ) , d i e nicht nur durch ihre Größe imponieren, sondern auch eine gewaltige Durchschlagskraft haben. Bei praktischen Vor führungen können Besucher selbst Hand anlegen und sich von der enormen Vielfalt römischer Geschütz- und Waffen technik überzeugen. Beson d e r s a n s ch a u l i ch w i r d d i e Ausrüstung eines römischen Soldaten dargestellt: Das volle Marschgepäck inklusive Be waf f nung ist nicht nur zu bestaunen, sondern es besteht zudem die Möglichkeit, die ver schiedenen Ausrüstungs teile
Wa f fe n d u r ch d e n L a n d e s archäologen Dr. Jens Dolata ergänzt. Ob man nun Pilum, Scutum oder Gladius selbst in die Hand nehmen oder einfach nur einmal interessante Details erfahren möchten, am Eröffnungs wochenende bietet die Römer Welt spannende Erlebnisse für die ganze Familie.
Aromamassagen mit warmen, erlesenen Ölen und Aroma-Kompressen Tipp: Dekorative Geschenkgutscheine!
einmal selbst anzuprobieren. Samstags stehen Kurzlesungen mit Autor Michael Kuh aus seiner Marcus-Triologie auf dem Programm. Sonntags wird das Angebot durch die Präsen tation von archäologischen O r i g i n a l f u n d e n r ö m i s ch e r
Öffnungszeiten ab 12. März: Di - Fr 10 bis 17 Uhr, Sa/So 10 bis 18 Uhr RömerWelt, Arienheller 1, 56598 Rheinbrohl Tel: 02635-921866 info@roemer-welt.de www.roemer-welt.de
Termine nach tel. Vereinbarung Auch Abendtermine möglich Tel: 0 26 44 - 60 13 10 In der Au 27 · 53545 Linz www.aroma-atelier.de
Foto: Andreas Muthesius
Titel!
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Der Rheinländer · März 2011
Bürger unter Bürgern
Altbundeskanzler und Friedens nobelpreis träger Willy Brandt wohnte dreizehn Jahre lang, von 1979 bis zu seinem Tod 1992, in Unkel am Rhein. Hier konnte er in Ruhe leben, nahm aber auch gerne an offiziellen Feier lichkeiten teil.
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von Wolfgang Ruland
ach Unkel kam Brandt im Zuge seiner famil i ä r e n Ne u o r i e n t i e r u n g w ä h r e n d d e r Trennung von Rut Brandt. Sein damaliger Büroleiter, Klaus-Henning Rosen, der heute in Rheinbreitbach lebt, hatte den Auftrag, im Bonner Umkreis eine neue Wohnstätte zu find e n . Un te r d e n A n ge b o te n wa r a u ch d a s Penthouse der Appartement anlage „Atrium“ im Unkeler Süden in Rheinnähe, für das sich Willy Brandt mit Lebens gefährtin Brigitte See bacher nach einer Besichtigung entschied. urz nach seinem Umzug nach Unkel lud Willy Brandt die örtliche S P D - S p i t z e z u m Ke n n e n l e rn e n i n s e i n e P r i va t wo h n u n g e i n . J a ko b Wi e r i g , O rt s vorsitzender und Günter Vogel, Geschäftsführer der SPD, wussten zunächst nicht, wo sie klingeln sollten. „Bei ,Dr. Müller’“, klärte sie dann Hausmeister Hans Zehnpfennig, der im Laufe der Jahre viele Erledigungen für die Brandts versah, über die Geheimhaltung auf.
Tomatenzucht auf dem Balkon
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Foto: CREATIV picture
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ir wurden toll empfangen, haben Tee getrunken und es gab Gebäck“, erinnert sich Jakob Wierig. Und als er wissen wollte, warum Brandt in eine Anlage mit 24 Wohnun ge n ge z o ge n s e i , wa r d i e A n t wo rt : „ Au s Sicherheitsgründen“. Dabei amüsierten sich die Unkeler bald über die merkwürdigen Sicher heits vorkehrungen rund um Willy Brandt. „Abends kamen drei schwarze Limousinen und brachten ihn nach Hause. Man wartete zehn Minuten und fuhr dann wieder l o s . Ku r z d a n a ch ka m Wi l ly Brandt in Cordhosen allein aus dem Haus und machte sich auf zu einem seiner geliebten Spaziergänge. Ich habe ihn einmal am Auge Gottes angetroffen – ganz unbewacht“, beschreibt Wierig die paradoxe Situation. a r i a F u ch s , d a m a l s S P D - Fra k t i o n s sprecherin im Unkeler Rat, die Brandt zu einem Termin bei der Unkeler Feuerwehr von zu Hause abholte, weiß noch, „dass Brandt b e s o n d e r s sto l z a u f s e i n e To m a te n - u n d
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Willy Brandt mit Maria Fuchs beim Freiligrath-Festival 1980
Der Rheinländer · März 2011
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G e m ü s e z u ch t a u f dem Balkon war. Wir haben uns ganz normal unterhalten und er wirkte auf mich wie ein Nachbar von nebenan.“ Maria Fuchs war auch offiz i e l l e B e gl e i te r i n B ra n d t s – auf Wunsch von Brigitte Seebacher – bei dessen Eintrag ins G o l d e n e B u ch d e r Stadt und bei seinem e rste n größeren öffentlichen Auftritt b e i m Fr e i l i g r a t h Fest 1980. Viele hundert Menschen verfolgten die Rede des berühmten Unkeler Bürgers, der noch zu a n d e r e n G e l e ge n heiten wie Winzer fe ste n o d e r S P D Veranstal tungen im Ort auftrat und An sprachen hielt. „Bei seinen Reden waren die Säle immer brechend voll“, denkt Wierig wehmütig zurück. iele Unkeler erinnern sich noch gut an d i e S z e n e , a l s B ra n d t s e i n e r Fra u Brigitte, die er schließlich 1983 geheiratet hatte, nach dem Festumzug zur 1100-Jahr Feier Foto: CREATIV picture
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Der Rheinländer · März 2011
der Stadt 1986, an d e m s i e te i l n a h m , eine Rose überreichte. ie Trauung am 9. Dezember 19 8 3 vo l l z o g d e r damalige Verbands gemeindebürgermeister Hans Hafe n e r. S i e w u r d e i n aller Stille und nach Feierabend im Rats saal vollzogen. Zwei Tage später richtete Brandt ein Dankes s ch r e i b e n a n d e n Standesbeamten: „Sehr geehrter Herr B ü rge rm e i ste r, i ch bin Ihnen dankbar dafür, dass Sie vor gestern die standesa m t l i ch e Au f ga b e persönlich wahrgenommen haben. Meine Frau und ich wissen zu schätzen, was Sie uns aus diesem An lass gesagt und welchen Rah men sie der kleinen Zere monie gegeben hatten. Wir wünschen Ihnen ein ge segnetes Weih nachtsfest und ein gutes Neues Jahr.“ uch Maria Fuchs, in de ren Heisterer Woh nung ebenfalls Tee gespräche mit Brandt stattfanden, berichtet von seiner verbindlichen
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Foto: privat
Foto: CREATIV picture
Titel!
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Willy Brandt mit (von rechts) Günter Vogel, Klaus-Hennig Rosen, Jakob Wierig und Maria Fuchs
VOLLES VERTRAUEN Rüdiger Reitz, Vertrauter und Berater von Willy Brandt in der Zeit nach seinem Rücktritt als Bundeskanzler, hat seinen Wohnsitz ebenfalls in Unkel gefunden. Na ch d e m St u d i u m d e r eva n ge l i s ch e n T h e o l o g i e u n d e i n e r Vi ka r i a t s z e i t ka m Rüdiger Reitz, Jahr gang 1938, im Jahre 1973 als Kirchen referent des SPD-Vorstandes in die Parteizentrale nach Bonn. Die Zusam menarbeit mit dem Parteivorsitzenden und Bundes kanzler Willy Brandt in der „Baracke“ bezeichnet Reitz als „sehr dicht“. Nach Brandts Rücktritt vom Amt des Bundes kanzlers im Mai 1974 wurde Reitz auf Empfehlung des damaligen Bundes geschäfts führers und späteren hessischen Minister p r ä s i d e n te n H o l ge r B ö rn e r d e r e i n z i ge Begleiter des Ehepaars Brandt bei Ihrer fünfwöchigen Auszeit in Norwegen. „Meine Aufgabe war es, den Kontakt zwischen Deutschland und Norwegen zu halten und Nachrichten auszutauschen. Dazu war ich neben Rut Brandt der einzige Ansprech part ner für Willy, der sehr mitgenommen war und in einer depressiven Phase steckte.“ Reitz erinnert sich noch an d i e n a ch m i t t ä gl i chen Ausflugs fahr ten, die man ins Blaue unternahm, um auf andere Gedanken zu kommen. „Willy Brandt brauchte Zeit, um f ü r s i ch s e l b st einen Plan für die Zukunft zu entwi ckeln“, erinnert sich der Ver traute, der einige Wochen vor allem die menschliche Seite von Brandt kennenlernte und sicher ist, „ihm ge holfen und ein Ambiente ge schaf fen zu haben, in dem er Luft holen konnte.“ Nach Willy Brandts Tod 1992 erhielt Rüdiger Reitz vom SPD-Bundesvorstand die Aufgabe, die Begräbnis feier lich keiten als Film dokument festzuhalten. Nun wohnt er seit 1999 in jenem Ort, in dem Brandt starb. | WR
Titel! dem Altkanzler noch Art in persönlichen 1992 beim Neujahrs Angelegenheiten. empfang der Stadt. „Er wuss te von der „Er war sehr offen K ra n k h e i t m e i n e r und interessiert an damals dreijährigen s e i n e n G e s p r ä ch s E n ke l to ch te r u n d partnern. Er lebte in erkundigte sich bei Unkel absolut lautlos j e d e r G e l e ge n h e i t und völlig ohne nach deren Bef in Allüren“. Barth erinden.“ n e rt s i ch a n d e n elegentlich Ausspruch Brandts: hat man den „Hier bin ich Bürger Altkanzler mit seiunter Bürgern“, und ner Gattin in einem auch Maria Fuchs ist Brandts Wohnhaus in Unkel der We i n h ä u s e r überzeugt, „dass er a n t r e f fe n k ö n n e n sich in der Rotweinstadt wohlfühlte.“ „Er grüßte und mancher Unke ler ist stolz darauf, mit Willy freundlich und höflich“, erinnern sich viele Brandt ein Gläschen Wein getrunken zu haben. Unkeler, aber oft war er auch völlig in Gedanken Er hat auch im Städt chen eingekauft, ist bei versunken, wenn man ihm bei seinen täglichen Zahnarzt Dr. Christian Magawly in Behandlung Spazier gängen an der Rhein pro menade, im Ort gewesen und ließ sich beim örtlichen Friseur oder im Bruchhausener Wald begegnen konnte. die Haare schneiden. Da hat er schon mal manches bekannte Gesicht riseurin Irene Florian-Schädlich bediente übersehen und einen Gruß nicht erwidert, weil ihren berühmten Gast morgens in der er wohl ganz seinen Gedanken nachhing. Eine Frühe, nach Feier abend oder samstags – es sollskurrile Begegnung dieser Art hatte Günter te keine andere Kundschaft vor Ort sein. Dabei Küpper, langjähriges CDU-Ratsmitglied. Als verließ sich der Friedens nobel preis träger in Willy Brandt einmal wieder in seinem ortsbeSachen Frisur ganz auf den beruflichen Rat der kannten Outfit mit grauem Anzug und brauner Fachfrau. Irene Florian-Schädlich schildert Aktentasche zu Fuß über die Grabenstraße Brandt als sympathisch und ruhig. „Er redete R i ch t u n g B a h n h o f u n te r we g s wa r, s p ra ch nur, wenn er angesprochen wurde.“ Zu Weih Küpper ihn beim zweiten oder dritten Mal an: nachten, Ostern oder zwischendurch brachte „Ich bin nach Bonn unterwegs, kann ich Sie mitder prominente Kunde ein Geschenk zum Fri n e h m e n , H e rr B u n d e s ka n z l e r ? “ D e r h a b e seurtermin mit. udolf Barth, CDU-Ratsherr und stellverge i ste s a b we s e n d n u r ge n i ck t , a b e r ke i n e t r e te n d e r Vo rs i t z e n d e r d e r Un ke l e r Anstalten gemacht, einzusteigen. Küpper mus„Bürger stif tung Willy-Brandt-Forum“ begegnete ste ihm die Tür öffnen und chauffierte ihn dann
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Der Rheinländer · März 2011
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Gesellige Runde nach Brandts Eintrag ins Goldene Buch
Brandt erhob sich vom Krankenlager und zog sich komplett an, um seinen Gast nicht am Krankenbett begrüßen zu müssen: „Ich empfange m e i n e n B u n d e s ka n z l e r d o ch n i ch t i m Nachthemd.“ Verbürgt ist auch die Visite von Michail Gorbatschow, der Brandt kurz vor dessen Tod ebenfalls besuchen wollte, doch von Brigitte Seebacher-Brandt nicht vorgelassen wurde. Am 8. Oktober 1982 starb Willy Brandt in seinem Haus, für eine Nacht bahrte man ihn in Unkel auf, sein Leichnam wurde am nächsten Tag zum Begräbnis auf dem Waldfriedhof Zehlendorf nach Berlin überführt. Appartementhaus Atrium zur SPD-Parteizentrale nach Bonn. „Auf der Fahrt sagte Willy Brandt kein Wort und wirkte, als würde er in Gedan ken ein ganzes Buch schreiben. In Bonn angekommen, musste ich ihn mehrmals ansprechen, um zu erfahren, wo ich ihn rauslassen konnte.“ „Willy Wolke“, so nannte man Brandt ob seiner immer wieder vorkommenden Gedankenverlorenheit. „Dabei war er auch ein begnadeter Unterhalter und Witze erzähler“, weiß Jakob Wierig. Er erinnert sich an eine Weihnachtsfeier der Unkeler SPD im ehemaligen Landschulheim auf Hohenunkel, „da hat man ihn nicht wiedererkannt, er hat einen Witz nach dem anderen gerissen und wir haben uns schibbelig gelacht.“ z o g Wi l ly B r a n d t a u s d e r Apparte ment wohnung in ein eigenes Haus „Auf dem Rheinbüchel 60“. Die Atmosphäre im Neubau wurde von allen Unkeler Besuchern jedoch „als sehr kalt“ empfunden. Der Umzug fand just am 9. November, dem Tag des Mauerfalls statt, von dem Brandt erst tags darauf erfuhr. 1991 wurde bei dem Politiker ein Tumor festgestellt und ab Sommer 1992 verließ Wi l ly B r a n d t s e i n H a u s n i ch t m e h r. Bundeskanzler Helmut Kohl besuchte ihn dort,
1989
WILLY BRANDT – WICHTIGE LEBENSSTATIONEN geboren am 18.12.1913 als Herbert Frahm in Lübeck 1933 Flucht vor nationalsozialistischer Verfolgung nach Norwegen - er nennt sich mit Decknamen u.a. Willy Brandt 1948 er erhält die deutsche Staatsbürger schaft zurück und führt sein Pseudonym “Willy Brandt” als amtlichen Namen 1949 -1992 (mit Unterbrechungen) Mitglied des Deutschen Bundestages 1957 -1966 Regierender Bürgermeister von Berlin 1964 -1987 Parteivorsitzender der SPD 1966 -1969 Bundesaußenminister 1969 -1974 Bundeskanzler 1971 Friedensnobelpreis für seine Entspannungs- und Ostpolitik 1974 Rücktritt als Bundeskanzler aufgrund der Guillaume-Affäre 1976 -1992 Präsident der Sozialistischen Internationale 1977 Vorsitzender der Nord-Süd-Kommission 1987 Ehrenvorsitzender der SPD 8.10.1992 Willy Brandt stirbt in Unkel
Foto: Frank Homann
Titel!
Ein Ort der Zeitgeschichte Willy-Brandts Arbeitszimmer
Nach vierjähriger Planungs- und Bauzeit wird am Sonntag, 20. März 2011 das Museum zur Zeitgeschichte „Willy-Brandt-Forum“ in Unkel durch den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck eröffnet. Nachdem Festakt im Center-Forum am Vorteil-Center ist das Willy-Brandt-Forum in der Unkeler Altstadt ab Dienstag, 22. März für die Öffentlichkeit zugänglich. it zahlreichen Originalexponaten, aber auch mit zeitgemäßen Medien wird das L e b e n d e s Fr i e d e n s n o b e l p r e i st r ä ge rs u n d A l t b u n d e s kanzlers Willy Brandt mit dem Schwer punkt auf der Zeit nach seiner Kanzlerschaft an seinem letzten Wohnort Unkel erlebbar. ie Festrede zur Eröff nung des WillyBrandt-Forums wird der frühere spani-
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sche Ministerpräsident Felipe González halten, der schon beim Staatsakt zum Gedenken an Wi l ly B ra n d t i m B e r l i n e r Re i ch st a g e i n e b ewe ge n d e Abschieds rede – „Lebe wohl, Freund Willy“ – vorgetragen hat. Stolz ist Thomas Ottersbach, Vo r st a n d s vo r s i t z e n d e r der Bürgerstiftung Unkel, die das Museum betreibt, auf die Zusage aus Spanien. „Für uns ist die
Erzählende Ausstellung
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Der Rheinländer · März 2011
Teilnahme von Herrn González nicht nur eine große Ehre, sondern sie zeigt auch, welche Aufmerksamkeit das Projekt erregt“, erklärt Ottersbach. Mehrere tausend Stunden ihrer Freizeit werden der vierköpfige Stiftungs vorstand und der Aus stellungs direktor des Bonner Hauses der Geschichte Dr. Jürgen Reiche als Kurator der Stiftung bis zur Eröffnung ehrenamtlich aufgebracht haben, um in der historischen Altstadt das Willy-Brandt-Forum als Anziehungspunkt zu schaffen. „Es ist ein tolles Projekt. Es wird viele Besucher in unsere schöne Stadt führen“, ist sich auch der stellvertretende Stiftungs vorsitzende Rudolf Barth sicher. entrales Ausstellungsobjekt wird das originale private Arbeitszimmer von Willy Brandt sein, das seine Witwe, Prof. Dr. Brigitte Seebacher, als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat. Aber auch das berühmte BrandtGemälde von Georg Meistermann aus dem Bundeskanzleramt oder der originale Bundes tagssitz von Willy Brandt aus dem alten Bonner Plenarsaal, gestiftet von Helmut Herles, sind Bestandteile des erzählenden Ausstellungs konzepts. | WR
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Erinnerungstafel am Unkeler Rathaus
WILLY-BRANDT-FORUM Willy-Brandt-Platz, Unkel Öffnungszeiten: dienstags bis freitags: 10 bis 17 Uhr samstags, sonntags, feiertags: 11 bis 17 Uhr Eintritt: 5 Euro, Ermäßigungen für Kinder, Schüler, Studenten und Familien Führungen für Gruppen nach Anmeldung Info: www.willy-brandt.info
Titel! gestellt von Wolfgang Ruland
5 Fragen an… … Dr. Jürgen Reiche, Ausstellungsdirektor des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn und Kurator des Willy-Brandt-Forums in Unkel
1. Sie haben ehrenamtlich die konzeptionelle Arbeit am Willy-Brandt-Forum übernommen. Was können die Besucher erwarten? Die Besucher werden empfangen von visuellen Großeindrücken, Sta tio nen aus dem politischen Leben Willy Brandts: Kanzlerschaft, „Mehr Demokratie wagen“, Friedens nobelpreis, Deutsche Einheit, Nord-Süd-Kommission,
Europa, sowie weitere Themen wie Weg gefährten und die internationale Rezeption seines Wirkens in den Medien. Im Mittelpunkt steht aber die Unkeler Zeit Willy Brandts und damit sein Arbeits zimmer als Kristallisations- und Ausgangspunkt von Gedanken, Ideen, Konzepten und Visionen.
2. Es war zudem von multimedialen Inhalten zu lesen. Was wird diesbezüglich angeboten werden? Es sind Wochenschauen und Filme zu sehen, es gibt einen Internetzugang zu Themen rund um Willy Brandt, dazu interaktive Arbeits statio nen, Touch-Screens, diverse Flip-Charts und an einer Stelle kann man sogar eine eigene Erinnerungspostkarte zusammenstellen und so Grüße von Unkel aus dem Willy-Brandt-Forum in die ganze Welt senden.
3. Was sagen Sie denjenigen, die dem Projekt aus politischen oder finanziellen Gründen kritisch gegenüberstehen? Das Forum ist kein Ruhmestempel. Wir als Museumsmacher haben die Aufgabe, Zeit geschichte erlebbar auszustellen und das Demokratieverständnis zu stärken. Dieser Ort leistet dazu einen Beitrag. Auch soll die Aus stellung nicht nur Antworten geben, sondern ebenso Fragen provozieren, auf jeden Fall zum Nachdenken anregen.
4. Sie wohnen auch in Unkel. Stimmt es, dass Sie wegen Willy Brandt hierher gezogen sind? Ja, das stimmt insofern, als dass ich von Unkel ohne Willy Brandt nie gehört hätte. Er hat hier in Ruhe leben können und sich offenbar auch wohl gefühlt. Als ich über Willy Brandt und Unkel in der Zeitung las, habe ich das Städt chen besucht und mich mit der Familie entschieden, von Berlin hierherzuziehen. Es ist eine wunderschöne Stadt direkt am Rhein, voller Historie und inmitten einer traumhaften Landschaft. Somit habe ich mit Berlin und Unkel zwei Heimatorte.
5. Was glauben Sie, kann das Willy-BrandtForum für Unkel und die Region bewirken? Es wird eine Einrichtung sein, die als Bürgerstiftung von und mit der Bevölkerung lebt und lebendig bleibt. Ich erwarte, dass das Forum eine Initialzündung für viele weitere Ideen und Projekte in Unkel und der Region werden wird und Anstöße gibt – wie ein Stein, den man ins Wasser wirft und der Ringe bildet. Das Forum unterhält, klärt auf, schafft Bildung und fördert Kaufkraft. Einer der herausragendsten Politiker der deutschen Nachkriegsgeschichte und eines der schönsten Orte am Rhein - das passt! Und es ist eine riesengroße Chance für Unkel.
sportlich!
Magie des Tanzes von Wolfgang Ruland
Der TC-Blau-Weiß St. Katharinen, selbst führender Verein in seiner Sportart, veranstaltet am 26. März das Finale des Masters-Cup des Deutschen Verbandes für Garde- und Schautanzsport (DVG) in der Sporthalle des Örtchens auf der Linzer Höhe.
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er Verein hat sich in k u rz e r Z e i t ra s a n t e n t w i cke l t u n d i m m e n s e n Zulauf erfahren mit inzwis ch e n fa st 10 0 a k t i ve n Tänzern“ ist Hausen stolz. Der Ursprung des Garde- und
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Eleganz und Ästhetik Schautanzsportes ist in den ka rn eva l i st i s ch e n Gardetänzen zu suchen. „Aber die Tänze, die wir für den T u rn i e rs p o rt e i n st u d i e r e n , h a b e n m i t d e n Ta n z vo r f ü h r u n ge n b e i Ka rn eva l s ve r a n st a l t u n ge n we n i g z u t u n “ , ste l l t H a u s e n , s e l b st
Fotos: Stefan Schaffner
u s i k i n B ewe g u n g umzusetzen“, erklärt Martin Hausen, Vorsitzender des TC Blau-Weiß St. Katha rinen, „und dabei einen S p a n n u n g s b o ge n z w i s ch e n s p o rt l i ch e r L e i st u n g u n d ästhetischem Ausdruck herzustellen, ist das Ziel unserer Arbeit.“ Der 39jährige Bank kaufmann i st z u gl e i ch Tra i n e r d e r Bühnentanzsportler und mitverantwortlich für die errungenen Erfolge und den Stellen we rt d e s Ve r e i n s i n d e r Tanzszene. Seit 1999 trainiert er die 1980 aus der von der Dorfgemeinschaft gegründeten Kindertanzgruppe hervor-
Martin Hausen moderiert gegangene Garde- und Schau t a n z fo rm a t i o n u n d ko n n te schon im ersten Trainerjahr einen Deutschen Meistertitel feiern. Es folgten eine weitere Deutsche Meisterschaft, sogar ein Europameister- und mehrere Vize-Europameister-Titel. Neben Hausen sind weitere vier ausgebildete Übungsleiter in St. Katharinen aktiv, die ihr Augenmerk auf die tanztechnische Ausbildung der Aktiven i n Ve r b i n d u n g m i t e i n e m gesundheitsbewussten Trai ning legen. Seite 18
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Karnevalist durch und durch, fe st . D e r ste l lve rt r e te n d e Kommandant und ehemalige Tanzoffizier des Husarencorps G r ü n -We i ß L i n z wa r 2 0 0 3 Prinz Karneval in der Bunten Stadt. „Die sportliche Seite steht bei uns im Vorder grund, neben Athletik und Akrobatik spielt Eleganz und Ästhetik eine große Ro l l e . D a z u ko m m e n h o h e Schwie rigkeitsgrade aus dem Ballett und dem Turn sport.“ Der Garde- und Schau tanz ist eine sehr junge, inzwischen a b e r o f f i z i e l l a n e r ka n n te Sportart mit zehn Diszi plinen. Insbesondere in der Sparte des Gardetanzes mit Hebefiguren
gelten die „Kathringer“, einziger Verein für Turniertänze beim DVG in der Region, als Maß der Dinge und streben beim Masters-Cup auch den Sieg in dieser Disziplin an. m Wochenende des Masters-Cups findet als Rahmenprogramm zudem ein DVGRanglistenturnier statt. Martin Hausen, der erst mit 18 Jahren zum Tanzen kam, wird als Moderator gemeinsam mit Christian Sehorsch durch die Hauptveranstaltung am Samstag abend führen und freut sich auf „sportlich hochklassige Wettkämpfe in einem festlich gestalteten Rahmen“. ausen, in Vettelschoß aufgewachsen und wo h n h a f t i n L i n z , ve r s p r i ch t d e n Zuschauern das Erlebnis der „Vielfalt einer ästhetischen und schön anzusehenden Sportart in toller Atmosphäre.“
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DVG-MASTERS-CUP-FINALE DVG-Masters-Cup-Finale Sporthalle St. Katharinen Samstag, 26. März 2011 Beginn: 18.30 Uhr, Einlass ab 17.30 Uhr Abendgarderobe erwünscht Eintritt: 12 bis 15 Euro Weitere Informationen: www.kathringe.de www.dvg-tanzsport.de
traditionell!
Die Fußfälle von Leubsdorf von Leo Schäfer Der Gang zu den Sieben Fußfällen ist eine der ältesten Formen des Kreuzwegs als Bittgang durch Dorf straßen wobei die Betenden an sieben Stationen – Wege kreuzen oder Bildstöcken – betend auf beide Knie sinken. Im Rheinland waren die Sieben Fußfälle als Sterbe brauch verbreitet. So auch in Leubsdorf, wo sich die Bild stöcke bis heute erhalten haben.
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ie Ursprünge der Sieben Fußfälle gehen auf das 15. Jahrhundert zurück, für das Erzbistum Köln sind sie seit dem Jahre 1673 schriftl i ch b e l e g t . J e r u s a l e m pilger brachten die Idee im M i t te l a l te r ins Rheinland. Heute findet man diese Sta tionen oft nur noch als Ruinen in zerfallenem Zustand, oder als restaurierte Tafeln in Kirchen und Kapellen. n dem beschaulichen kleinen Ort Leubsdorf kann man diese Bildstöcke noch in tadellosem Zustand bewundern, was nicht zuletzt der Weitsichtigkeit des damaligen Verwaltungsrates zu verdanken ist. Bis zum Jahre 1966 wurde in Leubsdorf die alte Tra d i t i o n d e s B e te n s d e r Fußfälle beibehalten. In über-
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wiegend katholischen Gegen den war es bis zum Ende der 1960er Jahre üblich, dass die Verstorbenen in einem Raum d e s Ste r b e h a u s e s a u f d e m
Bildstöcke im tadellosen Zustand Sterbebett, dem sogenannten „Schoof“ aufgebahrt wurden. Auf diese Weise konnten die Trauergäste von dem Toten Abschied nehmen. as Beten der Fußfälle begann in Leubsdorf an d e n d r e i A b e n d e n vo r d e r Beerdigung. Man rief sieben schulpflichtige Mädchen aus der Nachbarschaft herbei und im Sterbehaus begannen sie ihr Gebet. Von dort gingen sie hintereinander laut und ver-
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nehmlich den schmerzhaften Rosenkranz und die Litaneien vom Leiden Jesu betend die St a t i o n e n e n t l a n g a u f d i e Kirche zu, an der Spitze das älteste Mädchen als Vorbe te r i n . Na ch d e m A b schluss gebet in der Kirche wurde wieder das Sterbe haus aufgesucht, um dort m i t d e r Na ch b a rs ch a f t nochmals gemeinsam für den Ver storbenen zu beten. s war oft kein schöner A n b l i ck , d e n To te n auf dem Sterbebett zu sehen, man hatte ihn noch als gesunden Men schen lebend in Erin nerung, aber es war ja der Brauch und wir waren alle christlich erzogen und geschadet hat es uns auch nicht“, erinnert sich Carola Sievers, eine der damaligen Vorbeterin nen.
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m April 1966 fand dieses alte Brauchtum dann sein Ende. Man begann damit, den Kirchenvorplatz und die Kirchentreppe von Grund auf zu erneuern. Vorsichtig wurden die Stationen abgebaut und die Bildtafeln sorgfältig
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Die Fußfälle finden sich neben dem Westportal der Leubsdorfer St. Walburgis-Kirche herausgenommen und alles zusammen in der Turmstube der Kirche eingelagert. Aus dem Staub der Turmstube wurden sie dann 1987 durch die Initiative des damaligen Verwal tungsrates wieder herausgeholt. Einige Männer des Ortes begannen damit, an ihren freien Tagen eine etwa zwanzig Meter lange Mauer gegen die Felswand vo m „ G r ü n t h “ z u errichten. In einem A b st a n d vo n e t wa zwei Metern wurden die Stationen wieder aufgebaut und die Tafeln in ihnen befestigt. Abschließend deckte man sie mit Basaltplatten ab. urch die damalige Umsichtigkeit einiger besonnener Bürger kann man die Leubs dorfer Fußfälle in ihrer schönen, in Tuffstein kunstvoll gehauenen Form der Neugotik heute noch bewundern.
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Foto: Hans-Joachim Röder
literarisch!
Die tragikomischen Abenteuer des André Bohnefaß Der Todestag des beliebten Schriftstellers und Geschichtenerzählers Leonhard Reinirkens jährt sich am 23. März zum dritten Mal. Zu seinen bekanntesten Romanfiguren neben „Frau Bartolo“ und „Großtante Hortense“ zählt der Unkeler Winzersohn André Bohnefaß, ein sympathischer Held wider Willen. Der erlebt in kurfürstlichen Diensten im Jahre 1792, die französischen Revolutionsarmeen rücken gerade ins Rheinland ein, seine irrwitzigen Aventuren. Am Freitag, 25. März erinnert der RHEINLÄNDER mit einer Lesung im Heimatladen an den Autor und seine Romanfigur.
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ie Bohnefaß-Trilogie, deren erster Band 1998 erschien – Band 2 und 3 folgten jeweils zwei Jahre später, ist ein groß angelegter Roman aus der rheinischen Ge s ch i ch te – a u s d e m Blick des kleinen Man nes gesehen und erlebt. Die dramatischen Er lebnisse in Liebe und Krieg reißen den Wi n z e r s o h n A n d r é B o h n e fa ß a u s s e i n e m gewohnten Leben an der Seite des gestrengen Vaters und als Schreiber beim kurfürstlichen Vogt.
ndré hat das Pech, dass sich Bettina, die s ch ö n e To ch te r d e s k u rf ü r st l i ch e n Kommissarius von Ewald in ihn verliebt. Von Ewald aber hat einen reichen und adeligen S ch w i e ge r s o h n ins Auge gefasst und sorgt dafür, dass André in die Ku rf ü rst l i ch e A rm e e gesteckt wird. Das ist nicht ungefährlich. Es ist Krieg an der Grenze gegen die vordringenden Armeen Frankreichs. André ist kein geborener Soldat, es gelingt ihm aber immer wieder, sich kampflos durchzuschlagen. Er gerät in Ver -
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Dramatische Erlebnisse
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dacht, ein Deserteur zu sein, flieht, gerät aber wieder ins kurkölnische Musketier-Regiment. In Bonn wartet seine Freundin Adelheid, die er auf seinen verschlungenen Schick salswegen kennenlernte. Andrés guter Nennonkel Moulé, ein reicher Weinhändler in Königswinter, hat den beiden im Vi va t s g ä s s ch e n z u B o n n e i n e Schänke eingerichtet. Er kauft auch André vom Militär frei. Aber als André endlich zurück nach Bonn kommt, da hat Adelheid aus der Schänke eine Spielhölle gemacht. Bettina, die Sym pathien für die Revolutions ideen hegt, ist inzwischen auf die Kloster insel Nonnen werth verbannt. Sie wird befreit. Doch der alte von Ewald verfolgt André unerbittlich, obwohl der vom Kur fürsten wegen der Entlarvung eines französischen Spions und Attentäters geadelt wurde. Wieder muss André in der Armee seine Zuf lucht nehmen. Und diesmal ge r ä t e r i n d i e e n t s ch e i d e n d e Schlacht und wird verwundet. Im Oktober 1794 muss der Kurfürst Max Franz Bonn verlassen. Als drei Tage später die Franzosen kommen, da ist André wieder geheilt. Und nun trifft er – und diesmal endgültig – wieder mit Bettina zusammen. in Roman, der, liebevoll recherchiert und satirisch souverän gezeichnet, Geschichte lebendig macht, der darüber hinaus aber auch den rheinischen Charakter in vielen Figuren auf amüsante Weise darstellt. Bürger, Handwerker, Soldaten, Gelehrte, Offiziere der preußischen, hessischen und holländischen Verbündeten bevölkern die Residenzstadt Bonn und spielen ihre Rolle im Schicksal des André Bohnefaß.
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er Westdeutsche Rund funk hat seinerzeit mit großem Erfolg und enormen Hörer echo die Geschichte des André Bohnefaß in insgesamt 221 RadioSendungen ausgestrahlt. Text: Geschichts verein Unkel | WR
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ANDRÉ-BOHNEFAß-ABEND Freitag, 25. März, 19 Uhr Lesung mit Hörbuchsprecher Andreas Muthesius und der Stimme von Leonhard Reinirkens Unkel, Heimatladen, Pützgasse 2 Eintritt frei Info-Tel.: 02224-7796512
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1125 Jahre Unkel
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Musik in
Unkeler Gassen
Straßenmusikfestival 28. Mai 2011 Musik auf 6 Bühnen von 14 bis 22 Uhr in der Unkeler Altstadt
Klaus Mäurer Die Barhocker Flamenco-Gitarre
Unkeler Blechmusik
The Dreamboat Ramblers
Michael Hemmersbach
New Orleans Jazz
RTL-Supertalent
Neo V o k a l e n s e m b l e Meo J A Z Z - D U O H a m m e r s t e i n Manfred Pohlmann C
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Lieder und Chansons
Madera Portena Tango und Bossa
joker
La s s i x Classix go Latin
Igor Lazarev
Rock und Pop akustisch
J a z z - G i t a r r e
Bernd Lier Swing Ensemble
Let's dance
Lindy Hop und Swing
P A R T Y - R O C K
Eintritt frei – um Spenden wird gebeten (Ansteckerverkauf) Veranstalter: Stadt Unkel, Info-Tel: 02224-7796512
querbeet! von Heidemarie Liebetrau
Der Garten im März
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enn die Sonne jetzt scheint, er zielt sie schon beachtliche Wärmegrade. Und wenn man genau hinschaut, sieht man auch, dass sich allenthalben im Garten etwas tut: die Schneeglöckchen und Krokusse blühen schon eine Weile, Haselnüsse, Winterjasmin und die s p ä te n S o rte n d e r Z a u b e rn u s s z a u b e rn viel strahlendes Gelb in den Garten. ie ersten Primeln u n d Na r z i s s e n wagen sich hervor (um i m Fr ü h l i n g ü p p i ge Narzissen- und Tulpen pracht genießen zu können, muss man aber im Oktober an das Stecken der Zwiebeln denken). M a n s o l l te j e t z t d e n Garten aufräumen: die Stauden abschneiden, Rosen auf drei bis vier Knospen zurückschneid e n , d e n B o d e n l o cke rn u n d m i t e i n e r Düngegabe versehen, am besten einen organischen Dünger wählen, der seine Wirkung langsam entfaltet!
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Primeln wagen sich hervor
tauden können jetzt u m ge pflanzt oder mit neuen Pflan zen ergänzt werden: dafür ist jetzt die richtige Zeit! Bitte denken Sie daran, dass es e t l i ch e Sta u d e n , w i e P f i n g st r o s e n , Riesenstein brech, Christ rosen und viele mehr gibt, die ein Umpflanzen sehr übel nehmen und lieber an ihrem alten Platz stehen wollen. nd denken Sie schon bei der Garten planung daran: Frühblüher so pflanzen, dass man sie vom Fenster aus sieht, so dass man sie auch genießen kann, wenn die Sonne nicht nach draußen lockt.
50 Jahre
Schreinermeister Uwe Böcking Am Schwimmbad 7 · 53545 Linz/Rh. Telefon: 02644/2265 · Fax 02644/7876 E-Mail: Uwe.Boecking@t-online.de
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besichtigt!
Foto: Peter Wirth
Frühlingserwachen auf Schloss Hagerhof
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er Altbau des "Hagerhofs", ein in einem g r o ß e n Pa r k ge l e ge n e r s ch l o s s a rt i ge r Komplex am Menzenberg in Bad Honnef, erhielt seine heutige Gestalt im neugotischen Stil ab 1865 durch den vielbeschäftigten Architekten der Gründerzeit Ernst Oppler. 1960 wurde das Gymnasium Schloss Hagerhof gegründet. Auch heute spielt das Schloss Hagerhof in der Internats landschaft eine Vorreiterrolle: In Deutschlang ist es die einzige staatlich genehmigte Internatsschule, die ihre pädagogische Arbeit auf den Grundsätzen von Maria Montessori aufbaut. 2007 wurde dem Gymnasium ein Realschulzweig angeschlossen, seit 2009 ist das Schloss Hagerhof als Ganztagsschule anerkannt. Es ist unter anderem bekannt geworden für Talentförderung in den Bereichen Basketball und Musik.
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persönlich! Ein Nachruf von Helmut Herles
Adesso Vade in Pace
Der Rhöndorfer Maler Ernst Günther Hansing, einer der bedeutendsten deutschen Künstler, starb am 31. Januar 2011 nach langer Krankheit im Alter von 81 Jahren.
us Hansing hat die Seele gesprochen. Aber analytischer und intuitiver Verstand ebenso! Deshalb konnten und können wir alle von Hansing lernen. Denn er öffnete die Augen für das Wesen eines Menschen, jenseits der Fassaden und dessen, was man Image nennt. Und er war einer der bildenden Künstler, die über ihre Kunst und die Verbindungen mit an deren Menschen, über ihre Welt-Anschauung anschaulich reden konn ten.
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ir hat er die Augen so unterschiedlicher M e n s ch e n w i e Pa p st Pa u l V I . u n d Herbert Wehner (SPD) geöffnet. Um nur sie als Beispiel zu nennen. Er hat die Mauer manches Vorurteils abgebaut. Hansing war eine „SehHilfe“, man konnte bei seinen „Innenbildern“ in die „Augenschule“ gehen. ir können von Hansing lernen, sich treu zu bleiben, wozu er als junger Mann von Emil Nolde und Oskar Kokoschka ermutigt
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wurde. Von Hansing lernen, heißt die Fesseln nationaler und konfessioneller Einen gungen und Fesseln zu sprengen. Von wegen nationaler Enge: Seit er 1952 bei Fernand Leger studierte, ließ ihn Frankreich nicht mehr los. Lange Zeit hatte er eine Atelier wohnung in Paris. Das passt wie der andere Brennpunkt derselben Ellipse zu seiner Atelier woh nung in der Nähe zu Adenauer in Rhön dorf, in der er starb. Hansing: „Ich bin nicht nur deutsch, sondern ebenso frankophil und italophil. Ich empfinde mich als europäischen Maler.“ So ist es.
Fesseln sprengen on Hansing lernen, heißt ökumenisch zu sein oder zu werden. Hansing empfand s i ch a l s b ew u s ste n n i ch t - d o g m a t i s ch e n Christen. „In einem ökumenischen Sinn vor den Kirchenspaltungen.“ Sein Bekenntnis: „Große Kunst hat immer mit Gott zu tun … Wer vor einem Picasso in den Vatianischen Museen steht, fragt nicht nach dessen Religion.“ on Hansing lernen, heißt bestimmte Begegnungen und Worte nicht zu vergessen. So das Dreier-Gespräch zwischen Bundes kanzler a.D. Helmut Kohl, ihm und mir in der Bundeskunsthalle am 17. Juni 1999 angesichts einer großen Hansing-Retrospektive des Bon ner StadtMuseums. Dabei wurde der Por trätierte gefragt, ob er sich von Hansing durchschaut fühle. Kohl: „Nein, nicht durchschaut, aber erkannt und beurteilt.“ ber das kürzlich vom Freundeskreis herausgegebene Buch „Erst Günter Hansing in Selbst zeugnissen“ hat sich Günter gefreut und gelächelt. Das wollen wir bei allem Leiden, die er erlitten und unserer Trauer nicht vergessen: Mit Ernst Günter Hansing konnte man lachen. ir alle sind dankbar, dass wir Ernst Gün ter Hansing erleben konnten. Dass er uns weiter die Augen öffnen kann, auch wenn er sie selbst geschlossen hat. nd nun sage ich, wie wir uns damals in Rom verabschiedeten: „Ades so andiamo in pace“ (Also gehen wir jetzt in Frieden).
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literarisch!
Roman über einen rheinischen Parvenü
Foto: Nyland-Archiv, Westfälisches Literaturarchiv Münster
von Dr. Susanne Guski-Leinwand
Schriftsteller Josef Winckler (1991 – 1966), der 1923 durch seinen Roman „Der tolle Bomberg“ berühmt geworden war, lebte von 1925 bis 1938 am Menzenberg in Bad Honnef. In der Kurstadt siedelte er die Ereignisse seines heute vergessenen Schlüssel romans „Der Großschieber“ an.
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erninhalt des Romans „Der Großschieber“ ist die Art und Weise, wie sich scham- und bedenkenlos das geistige und materielle Eigen tum anderer aneignen ließ – nicht erst i m Z u ge d e r Arisierungen der NS-Zeit, sond e rn a u ch s ch o n i n d e r Weimarer Republik.
andelte das im Buch dargestellte Leben zwar in einem fantasierten kleinen Städt chen, genannt „Rhein we rt h “ , a n d e r „Rheinischen Riviera“, beinhaltete es jedoch An halts punkte für damalige tatsächliche Bege ben heiten: So ist im Roman eine Gast stätte „Zur Traube“ genannt, die es sowohl
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Ohne Rücksicht auf Verluste
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in Rhöndorf als auch in den Nachbarorten Unkel und Königswinter gab. Auch gab es Ereignisse wie im Buch geschildert, wie der Vortrag eines Männer gesangs vereins zu Ehren eines Bad Hon nefer Bürgers vor dessen Veranda, auch gab es einen Baron vor Ort. Doch scheint es wohl kaum Wincklers Absicht gewesen zu sein, seine Wahlheimat Honnef in den Schmutz zu ziehen – wenn ihm vermutlich jedoch vor Ort genügend Inspiration oder Vorlage für seinen Roman geboten wurde. So auch bei der Beschreibung der Umgebung seiner Wohn stätte, die er „Haus Pumper nickel auf Hagerhof“ nannte, auf dem Menzenberg 15, nahe dem Simrockschen Gut, von wo er sicher auch Verhaltens tendenzen beobachtet oder erfahren hat, die ihm Stoff für seinen Roman lieferten. Winckler hatte gleich in seinem Vorwort davon ge sprochen, dass die von ihm beschriebene Handlung gleichnishaft in einer Kleinstadt am Rhein verdichtet worden war. Er beschrieb diese Kleinstadt auch als „Stadt der halben Menschen“ wegen ihrer Halbherzigkeit und Halbwahrheiten. Einen H a l b s ch l a f , e i n e n D ä m m e r z u st a n d i n d e r
OOORM Umschlag gestaltung der Erstauflage
literarisch!
Immo-News Vermieter haftet bei kaputten Glühbirnen im Treppenhaus. Der Vermieter muss dafür Sorge tragen, dass in seinem Gebäude alles in Ordnung ist und Mieter und Besucher sich nicht verletzen. So muss er sich beispielsweise kümmern, wenn die Treppenhausbeleuchtung defekt ist, die Fahrstuhltür klemmt oder auf dem Spielplatz ein Spielgerät so defekt ist, dass sich ein Kind wehtun kann. Diese sogenannte Verkehrssicherungspflicht erstreckt sich auch auf Instandhaltungs- und Renovierungsarbeiten. Werden etwa Böden und Treppen gebohnert, muss der Vermieter dafür sorgen, dass ein Schild aufgestellt wird, das auf die besondere Rutschgefahr hinweist. Ist der Aufzug außer Betrieb, muss ebenfalls ein entsprechender Hinweis angebracht sein. Der Vermieter hat außerdem die Pflicht, sich unverzüglich um die Schadensbehebung zu kümmern. Manche Pflichten kann der Vermieter auch auf seine Mieter übertragen. Die verbreitetste ist der Winterdienst, bei dem der Mieter bei Schnee und Eis den Gehweg sowie die Zugänge zu Haus und Hof frei schippen und streuen muss. Überträgt der Vermieter diese Verantwor tung, sollte er dies schriftlich im Rahmen des Mietvertrags machen. Bei Einfamilienhaus-Besitzern ist diese Sorgfaltspflicht geringer, nicht zuletzt weil hier weniger fremde Personen ein- und ausgehen als in einem Mietshaus. Außerdem gilt, dass jeder in seinen vier Wänden grundsätzlich machen kann, was er will. Zumindest bis Gäste kommen. Das heißt: Wenn im Garten die Kinderschaukel defekt ist, dann muss der Eigentümer keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen treffen. Lädt er jedoch zu einem Kindergeburtstag ein und toben im Garten mehrere Kinder, dann muss er aufpassen, dass die Kinder die Schaukel nicht benutzen, weil sie sich verletzen könnten.
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Haltung der Menschen, beschrieb Winckler auch mittels seines literarischen Stils, der von den Zeitgenossen kritisiert wurde. as den Roman Wincklers jedoch vor allem in Vergessenheit brachte, war die starke Ähnlichkeit der Hauptfigur Dr. h.c. Max Klönner, ein rheinischer Parvenü, mit einem Honnefer Bürger, der einen fast gleichlautenden Namen und Titel führte und seine Persön lichkeitsrechte durch die Verbreitung des Romans gefährdet sah. Als das Buch mit der namentlichen und figürlichen Abbildung jener Hauptfigur erschienen war, legte der QuasiNamensvetter Klage ein. Der Prozess zog sich über mehrere Jahre und drei Instanzen hinweg und endete damit, dass der ersten Auflage des Buches keine weiteren folgen durften. In den folgenden Kriegswirren geriet der Roman dann immer mehr in Vergessenheit. ie Schieberzeit als Keim für moralische Verwahr losung einer Gesellschaft ist ein b i s h e r u n ge ka n n te s Ka p i te l d e r j ü n ge r e n Geschichts schreibung und ließe sich nicht nur aus historischer, sondern auch aus psychologischer Perspektive als eine gewisse „Voraus setzung“ für das Wirksamwerden nationalsozialistischer Gewaltakte beschreiben: So wie vorgelebt wurde, dass Besitz – ohne Rücksicht auf menschliche Verluste – von einer Seite zu einer anderen Seite verschoben werden konnte, so konnte auch ein Empfinden für Recht und Unrecht oder für Gut und Böse verschoben werden. as Ehepaar Winckler lebte etwa gut zehn Jahre mit eigenem Wohnsitz in Honnef – wegen der Hetze aufgrund des Prozesses um die Verletzung von Persönlichkeitsrechten und der jüdischen Familienzugehörigkeit von Gattin Adele, verkauften die Wincklers ihr Honnefer Domizil gegen Ende der dreißiger Jahre (in einem Vortrag anlässlich seines 80. Geburts t a ge s s p ra ch Wi n ck l e r d avo n , d a s s e r e s „abstoßen“ musste). Zwar geriet der Roman „Der Großschieber“ weitestgehend in Vergessenheit, doch wird er inzwischen als wohl wichtigstes Werk Wincklers eingeschätzt. a das Buch nur in der ersten Auflage erschienen ist, sind die heute antiquarisch angebotenen Exemplare hoch im Kurs: für die auf entsprechenden Internetseiten angebotenen Titel werden dreistellige Summen gefordert. Drei Jahre nach dem „Großschieber“ erschien 1936 Wincklers Novelle „Adelaide“, die Beethovens Abschied vom Rhein zum Thema hat. Hierin wird die Legende aufgenommen, dass Beethoven nach einer durchzechten Nacht im Unkeler Gefängnisturm eingesessen hat.
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literarisch!
Judith Kauffmanns Buchstabensuppe Die beliebte Fernseh- und Radiomoderatorin stellt am 18. März im Unkeler Heimatladen ihre Lieblingsbücher vor. uchstabensuppe ist von Kindheit an die Lieblingssuppe der Fernseh j o u r n a l i st i n und begeisterten Leserin Judit h Kauf fmann. Und weil sie Lese e r i n n e r u n ge n u n d Lese freuden gerne mit anderen Lesern te i l t , h a t s i e i n einem gut einstündigen Pro gramm mit dem Titel „Buch sta ben suppe“ die Bü ch e r zusammengefasst, die ihr die liebsten sind – darin enthalten „gute“ Bücher wie auch schlichte Unter haltungs litera tur, Koch b ü ch e r n ich t z u vergessen. Das Spek trum reicht von Karl May über Colette bis William Shakes peare und viele andere mehr und gibt vielleicht Anre gungen zur eigenen Lektüre. Seit 35 Jahren arbeitet die in Speyer lebende Pfäl zerin als feste freie Mit arbei terin
Foto: privat
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beim Süd westfunk, war be kannt als SWF3Radio sprecherin, moderierte im SWR-Fern sehen die Landes schau, die Koch-Show „Himmel un Erd“ mit Johann Lafer, die Sport sendung „Flutlicht“ und reist heute als Filmautorin („Judith trifft“) für die Landes schau Rhein landPfalz durch die Provinz und beobachtet „ganz normale Menschen in ihrem Alltag, bei ihrer Arbeit, an ihrem Platz im Leben“. |WR
Lesefreuden vermitteln
LESUNG MIT JUDITH KAUFFMANN Freitag, 18. März, 19 Uhr Heimatladen, Pützgasse 2, Unkel Eintritt: 5 Euro Info-Tel: 02224-7796512
künstlerisch! Fotos: privat
von Prof. Dr. Kurt Roessler
Ein fast vergessener rheinischer Bildhauer und Maler Vor einem Jahr, in der Nacht vom 14. zum 15. März 2010 brannte in Königswinter das Fachwerkhaus Bungertstraße 25 mit Atelier und Wohnung des Bildhauers und Malers Rai ner Irrgang durch einen Unglücksfall ab. Dabei wurde der Künstler zusammen mit großen Teilen seines Spät werks ein Raub der Flammen, darunter etwa 150 ab 2009 in unermüdlicher Arbeit entstandene Bil dern. Irrgang hatte nach einem furiosen Leben seit 1998 in Bad Honnef und Königswinter gewohnt, zunehmend von finanziellen und ge sund heit lichen Proble men bedrängt. Die hohe Qua lität der inno vativen Arbeiten geriet damals mangels medialer Pflege in der breiteren Öffentlichkeit in Vergessenheit.
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ainer Irrgang wurde 1945 in Höxter geboren und wuchs in Essen auf. Ein Stu dium der Literatur wissen schaf t, das sein Werk bis zum Tode prägte, brach er 1968 ab. Na ch e rste n E rfo l ge n a l s Bildhauer in Berlin zog er 1970 in ein Ate lier in den Stein brüchen von Carrara, wo er den fran zösischen Bildhauer
Land schaftspark in Japan und deut sche Museen. e ge n e i n e r L i e b e s affäre gab er 1995 sein Atelier in Mailand auf und reiste unter anderem nach Japan, Bad Honnef, Ratingen, Berlin, For men tera und Madagaskar. Dabei wand te er sich von der Bildhauerei ganz zur Malerei, die sein Werk von An fang an begleitet und sich von E n t w u r fs z e i ch n u n g e n für Skul pturen hin zu ei gen ständigen Arbei ten im Stil der neoexpressionistischen Gruppe COBRA, der „Jungen Wilden“ und der art brut (Pierre Ale chins ky; A. R. Penck) entwickelt hatte. Auf For mentera und Mada gaskar ent standen 1997 und 2000 großformatige farbenprächtige Bilder, die in Ausstellungen im Bonner Raum gezeigt wurden.
Unbürgerlich und freizügig
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Jean Ipou stéguy und dessen Stil der réalité nouvelle kennenlernte. Ab 1979 besaß er ein eigenes Atelier in Mailand, von wo aus seine Skulptu ren aus Mar mor, Bron ze, Stein und Terrakotta in Aus stel lungen in ga n z E u r o p a ge l a n g te n , i n Rathäuser und auf Plät ze nord italie ni scher Städte, in einen
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Hierbei war der völlig unbür ger liche Künstler oft mit Frauen akten und freizügigen Szenen nicht sparsam. b 2008 konzentrierte er sich auf sein Atelier in Kö nigs winter und den Umgang mit wenigen Freunden. Das durch eine beginnende Vereinsamung geförderte Nach denken drückte sich in neuen Themen seiner far ben -
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Rainer Irrgang prächtigen Bilder aus: Literatur, Philo so phie, Reli gion. Der eigentlich kirchen ferne Künstler war von einem tiefen Ge fühl für meta physische Probleme erfüllt, aus dem 2009 die star ken Bilder zu christ lichen und jüdischen Themen entstanden. Der un scheinbar und manch mal ver wahr lost wirkende Künstler war ein von seinen Freun den gelieb ter und bewun derter geis tiger Mensch geworden. Er ist auf dem alten Königs winterer Fried hof be graben. ine erste Gedächt nis ausstellung mit Leih gaben von Skulpturen und Bildern fand im Mai 2010 im Haus Bachem der Stadt Königs winter statt, eine intimere Schau zum Thema „Traumbilder zum Ro landsbogen“ im Oktober 2010 im Restau rant Rolandsbogen.
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AUFRUF: Zurzeit sammeln Irrgangs Schwager Hans Loth in Mühlheim a.d. Ruhr, seine Familie in Mai land und der Verfasser Mate ria lien zu Biographie und Werkver zeich nis, die wei teren Ausstellungen zugrunde liegen sollen. Hierzu bittet der Ver fasser die Besitzer von We r ke n vo n R a i n e r I rrga n g u m I n fo r mationen: Prof. Dr. Kurt Roessler, Hemberger Str. 26, 53332 Bornheim, Tel: 02227-6590, E-Mail: kurt.roess ler@yahoo.de.
traditionell! von Hans Ziegler
Hier ist was gebacken Einmal monatlich trifft sich die „Backesbürger gemeinschaft Dattenberg“. In den aus Tuffstein gemauerten Ofen kommt Grau- und Schwarzbrot, das gebacken wird wie in guter, alter Zeit.
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ä cke r e i e n s i n d a u f dem Rückzug. Viele t r a d i t i o n e l l e Familienunternehmen schließen. Da, wo es noch die B ä cke r e i gl e i ch u m d i e Ecke gibt, wird sie häufig vo n e i n e r Fi rm e n ke t te geführt. Ent scheidend für diese Ent wick lung ist unser Einkaufs verhalten: Viele holen das Brot gleich dort, wo auch a l l e a n d e r e n L e b e n s m i t te l gekauf t werden, im Super markt also.
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hr tägliches Brot auf ganz andere Weise verschaffen sich dagegen die Mitglieder d e r „ B a cke s b ü rge r ge m e i n schaft Dattenberg e.V.“. Die
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Graubrote als 1,5 Kilogramm Portion, die Schwarzbrote zu je 2,5 Kilogramm. Wir verarbeiten für das Schwarzbrot rund 40 Kilogramm Schrot, grob und fein, rund 24 Liter Wasser plus Salz, Hefe u n d S a u e rte i g . B e i m Graubrot haben wir statt des Schrotts einen Roggen mehlanteil von 80 Prozent“, erläutert Margret Heimann und sie muss die Rezeptur kennen. Heimann ist die erste Vorsitzende des Vereins und
Engagement und Glück rund 20 Mitglieder des 1972 gegründeten Vereins treffen sich einmal im Monat und backen ihr Brot selbst. “Wir backen Grau- und Schwarz brot, meistens 60 Laibe; die
Gynäkologische Praxis in Bad Honnef Gerne möchte ich Sie in meiner Privatpraxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe als Patientin willkommen heißen. Fragen Sie nach Ihrem Wunschtermin.
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seit der Gründung mit dabei. Damit aus den Zutaten auch wirklich schmackhaftes Brot wird, b r i n ge n d i e D a t te n b e rge r i h r e n O fe n a u f Hochtouren. Es handelt sich um einen aus Tuffstein gemauerten, etwa zwei mal zwei Meter großen Backofen. Die Steine, die die Hitze besonders gut speichern, stammen aus Bell in der Eifel. Ein aus dem Eifelort kommender Ofenbauer fügte die Steine in Dattenberg fachgerecht zusammen. Geheizt wird mit Buchen scheiten, die nicht unter, sondern in den Ofen hineingeschoben werden. Sind die Scheite heruntergebrannt, wird die Asche herausgeholt, dann kommt in den knapp 300 Grad heißen Steinofen der Brotteig. Das Graubrot kann nach
traditionell!
Einsatz für das Brot: Herbert Leidig , Karl Hausen, Alfred Krischker und Inge Hausen einer Stunde, das Schwarz brot nach zwei Stun den herausgezogen werden. as die Backes bürger ge mein schaft seit den 70er Jahren praktiziert, hat in dem Rheinhöhenort eine noch viel längere Tradition. Alte Chroni ken aus dem Dorf belegen: Dort gab es um 1830 zwei Back häuser, e i n e s a u f d e m s o ge nannten Burg berg, das andere auf dem Bornberg. Sie waren noch nach dem Zwei ten Weltkrieg voll in Betrieb, wurden dann aber beide im Zuge von Straßenverbreiterungen abgerissen. a s s n a ch d e m Abriss gleich beider Back häu ser schon 1975 wieder ein „Backes“ in Datten berg eingeweiht werden konnte, ist dem Engagement einer kleinen Gruppe zu verdanken, ein bisschen führte aber auch der glückliche Zufall Regie. 1972 wurde der Verein gegründet noch ohne dass es ein Back haus gab. Schon kurz darauf konnte der
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Verein aber ein Grundstück mit einem kleinem Ziegel steinhaus erwerben, nur zehn Meter entfernt von der Stelle, an der eines der beiden altes Backhäuser gestanden hatte und wenig später meldete sich das Amt für
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der eine Backstube in althergebrachter Form zu errichten, kam da genau gelegen. Das Bonner Amt zahlte Material und Ar beits lohn für den Ofen b a u e r a u s d e r E i fe l . D i e Dattenberger versorgten ihn und seine Familie während der Arbeiten und die Archi vare und Volks kund ler bekamen ihr Dokumentations material. Alles wurde gefilmt, auch die Landesbildstelle Düsseldorf, die ARD, der Südwestfunk, der West deutsche Rund funk und Ver treter vieler Z e i t u n ge n kamen nach Dattenberg u nd b e rich te te n ü b e r den neuen alten Ofen. ür das eher beschauliche Datten berg war das eine Menge Trubel und sicher auch eine während der Bauphase anstrengende Zeit. Ein biss chen wünscht sich Margret Heimann die Au f b r u ch stimmung dieser Jahre wieder z u r ü ck , d e n n d e r B a cke s bürgerverein ist auf der Suche nach Nachwuchs. „Wir freuen
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R h e i n i s ch e Vo l ks k u n d e i n Bonn. Die Volkskundler wollten das aussterbende Hand werk des Ofenbauers in Bild, Text und Ton festhalten. Die Absicht der Datten berger wie-
uns über neue Mitglieder; früher stand in den Vereinsstatuten, Mitglieder des Backesvereins dürften nur Dattenberger sein; diese Zeiten sind vorbei und die Statuten geändert; wer sich für unseren ,Backes’ interessiert, ist auch aus den Nachbarorten herzlich willkommen“, betont Heimann und ergänzt: „Bei uns gibt es nicht nur gutes Brot, sondern auch Geselligkeit und Atmosphäre“. afür stehen auch die Räumlichkeiten zur Verfügung. Das schmucke Backhaus verfügt nicht nur über den großen Tuffsteinofen, s o n d e rn a u ch ü b e r e i n e n ge m ü t l i ch e n Vereinsraum. Außerdem gibt es gleich neben dem „Backes“ ein kleines, ebenfalls dem Verein gehörendes Fachwerkhäuschen. Geplant ist hier ein Museum rund um das Backen. Die ersten Ausstellungsstücke aus früheren Jahrhunderten sind schon zu besichtigen.
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DER BACKESBÜRGERVEREIN DATTENBERG E.V. … …trifft sich einmal im Monat, Back-Termin im März ist Dienstag, 15.3. Interessenten wenden sich an die Vorsitzende Frau Heimann, Telefon 02644-4140 oder an Karl Hausen, Telefon 02644-4847. Um Anmeldung wird ausdrücklich gebeten. Der Monatsbeitrag beträgt 4,50 Euro. Das Brot darf der eingetragene Verein nicht verkaufen – mit einer Ausnahme: Zum traditionellen Dattenberger Wi n z e rfe st , d a s j ä h r l i ch z u m e rste n Oktoberwochenende Gäste aus Nah und Fern anlockt, wird Leckeres aus dem Tuffsteinofen zum Verkauf angeboten.
musikalisch!
Eine alte Dame wird 275 Jahre jung Foto: Helmut Fink
von Andreas Kossmann
Die Stumm-Orgel in Leutes dorf – eine der klangschöns ten Instrumente im Rhein land – geht zurück auf das Jahr 1736. Ihr Name rührt nicht etwa von dauernder oder zeitweiser Lautlosig keit, sondern von Erbauer Johann Michael Stumm her.
e i t d i e L e u te s d o rfe r Kirchenmusikerin, Pfarr sekretärin und Küsterin Elvi Hubert im Jahre 1999 ihren Vorgänger Rudolf Hohn ablöste, verfolgt sie eine Mission, einen Auftrag, ja eine Beru fung. Der heute 54-Jährigen ist insbesondere die Leutesdorfer Stumm-Orgel ans Herz gewachsen, diese zu pflegen, ihren Erhalt zu sichern und sie den Menschen zum Hören darzubieten, ist ihr eine Herzens angelegenheit, für welche sie sich vielfältig einsetzt.
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i e O rge l w u r d e vo n O rge l b a u e r Johann Michael Stumm erbaut und geht unmittelbar auf das per-
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Wertvolles Erbe s ö n l i ch e E n ga ge m e n t vo n Pastor Johannes Georg Bock zurück, welcher im Jahre 1711 in die Pfarrei St. Laurentius kam. Er stammte aus Fulda und war einige Jahre Kaplan in Ko b l e n z - L i e b f ra u e n . Die Leutesdorfer Pfarrkirche war z u r d a m a l i ge n Z e i t s e h r
baufällig und das Dach stürzte 1727 ein. Dem Trierer Kur fürsten und Erzbischof oblag es, für den Neubau der Kirche zu sorgen, welcher 1731 fertig war und bis auf einen einfachen Holz altar nicht ausgestattet, denn für die Einrichtung hatte die Gemeinde zu sorgen. ei einer Landaufnahme im Hochgerichtsbezirk Rhaunen lernte Pastor Bock Orgelbauer Johann Michael Stumm kennen. Es war wohl seine besondere Liebe zur Musik, aber auch das Ver -
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ten die Vox humana 8´ im Rück positiv und das Cornet vierfach im Hauptwerk. „Dieses wertvolle Erbe ist uns Verpflichtung, die Orgel weiterhin zu pflegen und spielbar zu erhalten“, darin sieht Elvi Hubert ihre besondere Aufgabe. ass die Orgel dabei bei ihr gut und liebevoll aufgehoben i st , b e st ä t i g t Pa sto r H e r b e rt Lonquich. Dabei lobt der Pfarrer der Seel sorge einheit Rhein brohl-Ham mer stein-Leutes d o rf a u ch d a s ganzjährige Engagement, we l ch e s s i ch nicht nur auf Er halt und Pf lege be schränkt, sondern jederzeit ist Elvi Hubert gerne b e r e i t , I n te r e s senten die historische Orgel zu erklären, dies r e i ch t vo n d e n Kindergartenüber die Kommu nionkinder und Firmbewerber bis hin zu kleiElvi Hubert zieht die Register nen Wander grup pen oder TagesFuhrwerke verladen und dann nach und Urlaubsgästen in Leutes dorf Leutesdorf befördert, wo sie in etwa und Umge bung. lvi Hubert hat dabei auch vier Monaten langer Arbeit aufged a s r i ch t i ge G e h ö r f ü r b a u t u n d i n to n i e rt w u r d e . D i e jeden einzelnen Klageton, sie weiß, Orgelweihe fand vermutlich im wenn mal was nicht stimmt und die Jahre 1736 statt. er Stumm-Experte Prof. Dr. Firma Orgelbau Simon aus Mudden B o e s ke n ( D e n k m a l p f l e ge hagen sich um unsere ,alte Dame’ Mainz) bezeichnet in kümmern muss. Die einem Gut achten die Stumm-Orgel ist für Leutesdorfer Orgel als Elvi Hubert wie ein das einzige dreimaFamilien mitglied, dem n u a l i ge We r k vo n sie alle Sorgfalt ihres Johann Michael Stumm, das noch H e r z e n s z u we n d e t “ , s o Pa sto r bis heute mit Hauptwerk, Rück Lonquich. positiv und Echowerk erhalten ist. Prozent des Register- und ORGELKONZERT Pfeifenbestandes sind original. Das Instrument verfügt über Ostermontag, 24. April, 14Uhr 3 0 Re g i ste r, ve rte i l t a u f d r e i Orgelmusik zum Emmausgang Manuale und Pedal. Als besonders Info-Tel: 02631-71828 wertvolle Stummsche Register geltrauen in das Verständnis und die Opfer freu dig keit seiner Pfarr kin der, die ihn dazu bewog, im Jahre 1734 bei Altmeister Stumm eine Or gel zu bestellen. ach Pla nung, Fertigung und Aufbau in der Stummschen Werkstatt wurde die Orgel wieder in ihre Einzelteile zerlegt, mit Ochsen fuhrwerken zur Mosel gebracht, von dort mit Flößen an den Rhein, bei Bendorf-Mülhofen wiederum auf
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Foto: Andreas Kossmann
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Fotos: Virtuelles Heimatmuseum Ittenbach
wissenschaftlich!
Josef Müller (1875 - 1945) Pädagoge und Volkskundler
Ein Leben für die rheinische Sprache
Josef Müller, geboren 1875 in Aegidienberg, wurde vor allem bekannt durch das „Rheinische Wörterbuch“, das er seit 1928 bis zu seinem Tode 1945 redigierte und herausgab. von Wolfgang Ruland
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osef Müller wurde als Sohn des beliebten Aegidienberger Oberlehrers Johann Peter Müller im alten Schul gebäude am Aegi dius platz geboren. Nach Schul zeit unter anderem in Königs winter studierte er an der Universität Bonn G e rm a n i st i k , Geschichte, Latein und Griechisch. Nach der Promotion mit der Schrift: „Untersuchungen zur Lautlehre der Mundart zu Ae g i d i e n b e rg “ fo l g te n e i n i ge J a h r e a l s Gymnasiallehrer und Studienrat, bis ihn sein
alter Germanistik-Professor Johannes Franck vom Schuldienst freistellen ließ, damit er ihm bei der Samm lung zum Aufbau des Rhei nischenWörterbuch-Archivs helfen konnte. Im Jahre 1922 erhielt Müller den Lehrauftrag für Deut s ch e Vo l ks k u n d e , a b 1927 war er Honorar professor in diesem damals neuen Fach. Nach seiner Verabschiedung zog er 1940 in das Haus seiner Mutter in Ittenbach, wo er bis zuletzt am Rheinischen Wörterbuch arbeitete.
Enzyklopädie des rheinischen Dialekts
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üller war nicht nur ein Pionier der Volkskunde, sondern auch Herausgeber des ersten großlandschaftlichen Wörterbuchs, das jemals fertig gestellt wurde – und bis heute ist es eines der wenigen zu Ende geführten Projekte dieser Art, die um das Jahr 1900 initiiert wurden. Nach dem Tode Francks übernahm M ü l l e r 1914 d i e H e r a u s ge b e r s ch a f t d e s Wörterbuchs. „Von Anfang an leitend, sammelnd und bearbeitend am Werke tätig, habe ich nur den einen Wunsch, meinen Heimatgenossen i n a b s e h b a r e r Z e i t m i t i h r e r H i l fe d a s Rheinische Wörterbuch in der begonnenen Art fertig vorzulegen“, schreibt Josef Müller im Vorwort zur ersten Lieferung im Jahre 1923. Bis zu seinem Tode 1945 erschienen sechs von neun Bänden. Beendet werden konnte es schließlich 1971, 26 Jahre nach Müllers Tod. chon früh sammelte der Lehrer während Schulpausen im Gespräch mit Schülern u n d a u ch i n S ch u l st u n d e n Ta u s e n d e vo n Wörtern und Redensarten. „Müller hatte ein n a t ü r l i ch e s G e s p ü r f ü r d a s L e b e n d e r Volkssprache als einer, der die Mund art von Aegidienberg wie jeder Dorfjunge sprach“, berichtete später der Volkskundler Dr. Mat thias Zender. Sprach forscher Peter Honnen vom n i e l h ä Landschaftsverband n rR Rheinland in Bonn, selbst Autor mehrerer Bücher über die rheinische Regional spra che, kann sich seine Arbeit o h n e d a s R h e i n i s ch e W ö rte r b u ch d e s J o s e f a He g imatma Müller nicht vorstellen: „Die Bedeutung dieses Werks kann man gar nicht überschätzen“, findet er, „ich gebrauche es täglich und es enthält beinahe alle Dialektwörter der damaligen preußischen Rheinprovinz von Emmerich bis an die Saar – es gibt so gut wie keine Lücken.“ Tat sächlich sind alle Abwand lungen und unterschiedlichen Sprechweisen jedes aufgeführten Wortes aus allen Regionen aufgeführt. „Die Arbeit daran kann man sich nicht mehr vorstellen. Josef Müller saß inmitten von vier Millionen Einzelzetteln und unzähliger Karteikarten, die das Resultat aus Fragebögen waren, die an 3200 Orte der Rheinprovinz ge ga n ge n wa r e n . Un d d a s a l l e s o h n e Computer!“, staunt Peter Honnen. Selbst im Krankheitsfall ließ Josef Müller die Arbeit nicht los. Honnen kennt die Geschichte, wonach der Herausgeber sein Krankenlager im Institut auf-
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Für Genießer und Gourmets Geschmackvolle Überraschungen für Leib und Seele, Geschenke für Groß und Klein oder ko st b a r e H i g h l i g h t s f ü r G o u rm e t s – „Firlefanz exklusiv“ in Bad Honnef steckt voller Ideen für tausendundeine Gelegenheit. We i t r e i ch e n d e Ko n t a k te z u H e r ste l l e rn b e s o n d e r e r Produkte erweitern stetig die Auswahl. Freunde des guten Geschmacks finden bei Firlefanz exklusiv die von zahlreichen Schlossfesten, Park events, Wein- und Gourmet-Messen bekannten Produkte deutscher Hersteller wie „Gabriellas Salatsauce“, die in einem Familienbetrieb in Köln nach dem Rezept der Urgroßmutter hergestellt wird. Hiermit lassen sich köstliche Dips, Saucen zum Spargel, Geflügel, Fisch oder Gemüse zaubern. Auch das „Elexier de Balsamico“ aus dem Forsthaus Telegraph in Troisdorf ist ein wundervolles Produkt, um exzell e n te S a u c e n vo n Wi l d , Geflügel, Steak oder auch Obst zu verfeinern. Ganz neu hinzugekommen ist in diesem Jahr die herausragende „Trüffelbutter“ der Tr ü f fe l m a n u fa k t u r a u s Offingen, welche auch viele Gourmet restau rants beliefert. Veredeln auch Sie Ihre Gerichte mit diesem exzellenten Produkt. Kenner von Schokolade und Wein bietet „Firlefanz exklusiv“ die in Zusammenarbeit mit Sommeliers entstandenen hochwertigen Schokoladen des Chocolatiers Eberhard Schell aus Gundels heim. Passend zu den Schokoladen empfehlen sich Weine aus dem Weinlager Siegburg. Das Team von „Firlefanz exklusiv“ berät die Kunden gerne über die vielfältigen Möglich keiten dieser Produkte. Freitags und samstags kann man verschiedene Produkte probieren und sich von deren Qualität überzeugen. So entsteht ein Genuss, der schon beim Einkauf beginnt. Weitere Informationen unter www.firlefanz-exklusiv.de.
Josef Müller mit Familie 1913 stellen ließ, inmitten seiner Zettelkästen saß und unermüdlich weiterarbeitete. „Im Zuge seiner Wort zusam men stel lun gen hat Josef Müller etwa auch Kultur ströme des Rhein landes be schrie ben“, berichtet Hon nen weiter, „so hat er eine Karte ge zeichnet, in der die unzähligen Vari anten des ,Lieds vom Maikäfer’ (,Mai käfer flieg…‘) eingetragen waren. Oder er sammelte zum Stichwort ,Boh ne’ alle Zuberei tungs- und Konser vierungsarten sowie jedes bekannte Boh nengericht und schrieb einen Auf satz darüber – insgesamt eine sehr sympathische Arbeit“, urteilt Peter Honnen.
Josef Müller um 1940
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ausgewählt!
Veranstaltungen im
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Karnevalstermine entnehmen Sie bitte der Tagespresse
18 Uhr
19.30 Uhr
20 Uhr
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Donnerstag, 10. März Bad Honnef-Rhöndorf | Adenauerhaus Darüber lacht die Republik Friedrich Ebert und „seine“ Reichskanzler in der Karikatur Eröffnung der Wanderausstellung der Stiftung ReichspräsidentFriedrich-Ebert-Gedenkstätte (Heidelberg) bis 8. Mai 2011 Info-Tel: 02224-921-302
19 Uhr
20 Uhr
Freitag, 11. März Bad Hönningen | Weinkeller des Heimatmuseums Hohes Haus Heilpflanzen unserer Region Referentin: Regina Probst Info-Tel: 02635-2273 Samstag, 12. März Oberpleis | Aula des Schulzentrums „Der Fall Richard Strauss“ Schauspiel von Ronald Harwood Eintritt: 8 bis 15 Euro Karten erhältlich in den Rathäusern Königswinter und Oberpleis (bpunkt.) und bei der Kultusverwaltung der Stadt Königswinter, Zimmer 202 Info-Tel: 02244-889 Sonntag, 13. März Windhagen | Praxis Shakti-Nature, Zur Grotte 16 Aromapflegeabend Ätherische Öle in der Fastenzeit Kosten: 5 Euro Anmeldung: www.shakti-nature.de Info-Tel: 02645–971600
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19 Uhr
Sonntag, 13. März Bad Honnef | Feuerschlösschen, Rommersdorfer Str. 78 Konzert: Malinky, traditionelle schottische Folklore Eintritt: 10/12 Euro, VVK Guthy’s Depot, Bahnhofstraße Info-Tel: 02224-75011 Bad Honnef | Kursaal, Hauptstr. Nathan der Weise Dramatisches Gedicht von Gotthold Ephraim Lessing Aufführung des Kleinen Theaters Bad Godesberg Das berühmte Stück von Lessing – der Traum von einer besseren Welt? Die Geschichte der Weltreligionen ist die Geschichte ihres Missbrauchs, angefangen bei den Kreuzzügen bis zu den Konflikten unserer Tage. Noch immer morden Menschen einander im Namen des Gottes, der ihnen doch als Schöpfer gilt. Lessings Traum, dass wir einander nur als Menschen sehen, das Trennende überwinden, uns auf Gemeinsames besinnen und miteinander leben, wartet noch immer auf seine Erfüllung. Eintritt: 10 bis 20 Euro, VVK: Buchhandlung Werber, Der Kleine Buchladen, Stadtinformation am Rathausplatz, Ticketshop der Stadtsparkasse beim HIT Markt Info-Tel: 02224-5111 Mittwoch, 16. März Bad Honnef | Gemeinschaftsraum der evangelischen Kirche, Luisenstr. 13 Die Selbsthilfegruppe nach Krebs lädt ein zu einem Vortrag zum Thema „Ganzheitliches Heilen“ Eintritt frei! Info-Tel: 02224-74039 Mittwoch, 30. März Königswinter-Niederdollendorf, Begenungsstätte der AWO, Hauptstr. 109 EMMA-Clubabend: Sicherheit und Kriminalprävention für Frauen Vortrag von Edith Grandisch, KK Kriminalprävention/Opferschutz der Polizei Bonn Info-Tel: 0 22 23- 41 23
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genießen! Hotelchefin Elke Rüddel und Köchin Sabrina Höfer
von Hans Ziegler
Von Paris nach Hollywood Das „Hotel 4 Winden“ in Windhagen verbindet moderne Atmosphäre mit familiärem Charme. Themen zimmer und moderne deutsche Küche erwarten die Gäste.
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ie Messe in Köln verfügt über das fünftgrößte Aus ste l l u n g s ge l ä n d e der Welt; 70 internationale Mes sen und mehr als 2000 Kongresse finden hier jährlich statt. Für die vielen Millionen Besucher und Handels reisen den aus aller Welt we r d e n i m G r o ß ra u m Köln oft die Betten knapp; manche Hotels erhöhen in Stoßzeiten auch kräftig die Preise für ihre Quar t i e r e . Vi e l e G e s ch ä f t s leute zieht es deshalb in den Sieben gebirgsraum, der durch die A3 in 30 Minuten erreichbar ist. u denen, die auf diese E n t w i ck l u n g r e a g i e rt
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haben, gehört Elke Rüddel, die zusammen mit ihrem Mann Herbert vor fünf Jahren in Wi n d h a ge n e i n e n k l e i n e n Hotelbau errichten ließ. Das im Frühjahr 2007 eröffnete u n d d i r e k t i m i d y l l i s ch e n
Natürlich soll es schmecken
Ortskern von Wind hagen liegende Hotel mit dem poetischen Namen „4 Winden“ verbindet moderne Atmo sphäre mit familiärem Charme und ist ein echter Erfolg. „Als mein
Mann und ich 2006 den Bau des Hauses beschlossen, wollten wir das Ganze nicht zu g r o ß d i m e n s i o n i e r e n . Wi r haben zehn Gästezimmer eingerichtet. Heute weiß ich, dass weitere Zimmer sinnvoll gewesen wären“, ist die gelernte Hotel fachfrau überzeugt und ergänzt: „Es sind nicht nur Han dels rei sende der Messe in Köln, die im ,4 Winden’ Quar tier nehmen; auch M i t a r b e i te r d e r h i e r ansässigen Fir men, Wan derer, Biker sowie Durch reisende aus den an gren zenden Län dern nutzen das Ange bot.“ edes der Zimmer hat als Themenraum seinen eigenen Charme. Motive sind die großen Metropolen der Welt von Paris und Hong kong über Marrakesch und Stockholm bis
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nach Hollywood. Die Besonder heiten dieser Städte haben Elke Rüddel und ihre beiden Töchter bei der Einrichtung berücksichtigt und umgesetzt. Die Decken- und Wandgestaltung ist je nach Zimmer orientalisch, skandinavisch oder asiatisch geraten. Möbel, Lampen und Accessoires sind ebenfalls thematisch abgestimmt. er Hotelbetrieb ist die eine Säule des Betriebes, die andere ist das Restaurant. Köchin Sabrina Höfer bietet moderne deutsche Küche, abwechslungsreich und vielfältig und jede Woche neben der Speisenkarte etwas Neues. Auf der Karte finden sich unter der Rubrik: „Was Männer wollen“ einen Grill teller mit den Traummaßen 90 Gramm Schweine rückensteak, 60 Gramm Pute und 90 Gramm argentinisches Rumpsteak, es gibt Fleisch- und Fischgerichte, Pfann- und Flamm kuchen in vielen Variationen. Wer vegetarisch essen möchte, wird ebenfalls fündig, zudem sind viele Salate und Desserts auf der Karte. Chefin Elke Rüddel betont dabei: „Ich lege Wert auf Frische und Natürlichkeit.“ abei wird leckeres und gesundes Essen nicht nur für Hotelgäste geboten. Das Restaurant ist von Montag bis Samstag geöffnet; e s b i e te t vo rn e i m L o ka l 4 0 P l ä t z e , f ü r Familienfeiern und Tagungen steht außerdem ein Saal zur Verfügung mit Platz für bis zu 70 Personen. Dieses Jahr gibt es hier auch wieder Events, vom Spanischen Abend bis hin zum Soul Dinner mit Live Musik. „Das zu organisieren, macht mir sehr viel Spaß, ich bin gerne unter Leuten und freue mich, wenn meine Gäste sich wohl fühlen“, sagt Elke Rüddel und man sieht ihr die Gastgeberfreude an.
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Themenzimmer „Texas“
HOTEL 4 WINDEN Schulstr. 12 · 53578 Windhagen Tel: 02645-97779-0 · www.hotel4winden.de
AUTORISIERTER FORD SERVICE BETRIEB Dötsch KFZ Handels- und Servicegesellschaft mbH 56598 Rheinbrohl Tel. 0 26 35 / 39 11 www.autohaus-doetsch.de
unterwegs!
Frische Brise über den sanften Hügeln des Pleiser Ländchens Rundwanderung: Vinxel-Heisterbacherrott-Lauterbachtal-Oelinghoven-Stieldorf-Vinxel (ca. 2,5 Stunden) von Wolfgang Ruland
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n einem sonnigen und milden Februartag starten w i r u n s e r e e r ste Wa n derung nach den Schnee- und Frosttagen der vergangenen Monate. Der Start erfolgt am Pa r k p l a t z h i n te r d e r Vinxeler Kapelle, wir wenden uns nach rechts in die Vinxeler Straße und folgen ihr bis zum Ab zweig Frankenhorster Straße, die links ab biegt. Bald verlassen wir die Bebauung und e rr e i ch e n d a s Ve r s u ch s g u t Franken horst, das dem Institut f ü r T i e r w i s s e n s ch a f t d e r Universität Bonn dient. „Die wissenschaftlichen Arbeiten konzentrieren sich auf die
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Ermittlung von Grund lagen e r ke n n t n i s s e n auf den Gebieten der Tier züchtung, d e r B i o te ch n i k , d e r T i e r h a l t u n g u n d Ve r h a l te n s fo rs ch u n g s ow i e d e r T i e r -
Landschaft öffnet sich ernährung und deren praktis ch e A n we n d u n g i n d e r Tierproduktion“, ist auf der entsprechenden Homepage zu lesen. ir gehen einmal halb gegen den Uhrzeiger s i n n u m d a s Ve r s u ch s g u t herum und wenden uns nach rechts in einen Feldweg, der
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zwischen zwei Teichen hindurchführt. Linker Hand öffnet sich die Landschaft der Äcker und Wiesen. Rechter Hand ein kleines Wäldchen. Nach einer kleinen Steigung sind wir auf of fenem Feld, haben Ölberg und Petersberg vor uns im Blick und eine frische Brise weht uns entgegen. Der Weg über die freie Landschaft, die hier „ Ka s s e l e r H e i d e “ ge n a n n t wird, ist angenehm, wir bleiben weiter geradeaus, dann an einem Wäld chen halbrechts. Als der Weg bergab und auf H e i ste r b a ch e rr o t t h i n f ü h rt , bleiben wir links und erreichen den nördlichen Ortsrand.
WEGESKIZZE Birlinghoven
Gielgen Rauschendorf
Start und Ziel Bockeroth Stieldorf BAB3
d Vinxel
Gut Frankenforst
Stieldorferhohn
Thomasberg
Am Ortsausgangsschild wenden wir uns nach links ins Lauterbachtal mit seinen idyllischen Auen. Hier ist es windstill und angenehm zu wandern.
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unterwegs! ir folgen dem erreichen den Kirchen Talweg bis zum vor platz, der mit der O rt s a n fa n g OelingG a st h a u s S u to r i u s , hoven. Vor den ersten e i n e m Fa ch we r k b a u H ä u s e rn f ü h rt u n s e r von 1699, ein harmoniWeg zwischen Pferde sches Ensemble abgibt. ko p p e l n n a ch r e ch t s Der romanische Kirch bergan, dann links und turm von St. Margareta auf der Landstraße ein st a m m t a u s d e m 12 . k u rz e s St ü ck n a ch Jahrhundert, die dreirechts. s ch i f f i ge B a s i l i ka ann wenden wir wurde 18 5 0 n a ch uns nach links P l ä n e n vo n D o m b a u R i ch t u n g S ch n o rr e n Stieldorfs Pfarrkirche St. Margareta und Gasthaus Sutorius meister Zwirner errichberg. Vorbei am Pferde tet. Vor der Kirche ist gut geht es in eine Linkskurve, danach bleiben eine Glocke aufgestellt, zu der wir leider keine wir geradeaus auf dem Asphalt weg, es geht weitere Erläu terung finden. Wir wenden uns auf leicht berg auf. Nach einer Rechtskurve führt der Landstraße nach rechts in Richtung Bonn, nach rechts ein Feldweg bergab, dem wir bis zur am Orts aus gangsschild erreichen wir links Talsohle folgen. Von hier hat man einen guten einen Feldweg. Bald gelangen Blick auf Stieldorf und die auf dem Hügel throwir auf offenes Gelände nende Pfarrkirche St. Margareta. An der nächund es empfängt uns wiesten Möglichkeit nach rechts auf einen asphalder ein munteres Lüft tierten Weg, bald erreichen wir die Straße, die chen, nicht unangenehm, links nach Stieldorf führt. Hier können dem aber doch spürbar. Wir gehen Wanderer einige Autos begegnen. Wir kommen nun geradeaus wieder auf Vinxel zu, erreichen am Pferde reitzentrum Stiel dorfer Mühle vorbei, den Kapellenweg und wenden uns an dessen ge h e n b e rga n R i ch t u n g K i r ch e , a n d e r e n Ende nach links, wo dann bald die Kapelle wieRückseite wir die Treppen hinaufsteigen. Wir der vor uns steht.
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Patientenverfügung – warum und wie? Informationsabend am Mittwoch, 23. März, 19 Uhr im Heimatladen, Pützgasse 2, Unkel Mit Mediziner Siddharta Popat (Sankt Katharinen), Rechtsanwältin Petra Kansy (Bad Honnef) und einem Theologen – Eintritt frei! In der Patientenverfügung erteilt der Verfü gende im Voraus Anweisungen, wie er nach seinem Willen als Patient ärztlich behandelt werden möchte, wenn er nicht mehr in der Lage ist, selber darüber zu entscheiden. Man kann bestimmte Untersuchun gen, Behand lungen oder ärztliche Ein griffe für einen bestimmten Fall bewilligen oder untersagen. Die Patientenverfügung regelt dagegen nicht, welche Personen die sich daraus ergebenden Entscheidungen treffen dürfen und dafür sorgen sollen, dass der Patienten wille in die Tat umgesetzt wird – dafür braucht es eine zusätzliche Vorsorgevollmacht für eine Person, die für den Verfügenden Entschei dungen nach dessen Willen trifft. Für den Bevollmächtigten i st d i e Pa t i e n te n ve rf ü g u n g n a ch § 19 01 a
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Der Rheinländer · März 2011
Bürger liches Gesetzbuch (BGB) unmittelbar verbindlich. Der Patientenwille ist auch für den Arzt maßgeblich. Nach neuester Rechtssprechung des Bundes gerichtshofes vom Juni 2010 ist selbst eine passive Sterbehilfe laut Patien tenverfügung durch „Unterlassen, Begren zen oder Beenden einer begonnen medizinischen Be handlung gerechtfertig (…) Ein Behand lungsabbruch kann sowohl durch Unterlassen als auch durch aktives Tun vorgenommen werden“, urteilte der BGH in einem Grundsatz urteil. Fragen rund um die medizinischen, rechtlichen und theologischen Aspekte der Patienten verfügung wollen die teilnehmenden Experten klären. | WR