5 minute read

Veränderungen im Damen- und Mädchenhandball

„Krisen sind Angebote des Lebens, sich zu wandeln. Man braucht noch gar nicht zu wissen, was neu werden soll. Man muss nur bereit und zuversichtlich sein.“ (Luise Rinser) Wo kommen wir her? Wo wollen wir hin? Sinngemäß standen diese beiden Fragen im Zentrum der ersten Gespräche zwischen der DJK Rimpar und der bestehenden Spielgemeinschaft der HSG Pleichach. In der Saison 2020/21 hätten bei der DJK Rimpar 15 Spielerinnen in der weiblichen D-Jugend, 6 Spielerinnen in der weiblichen C-Jugend und 12 Spielerinnen in der weiblichen B-Jugend Landesliga gespielt. Ohne den altersklassenübergreifenden Einsatz unzähliger Spielerinnen wäre es nicht möglich, einen Spielbetrieb für die wC und wB aufrechtzuerhalten. Im aktiven Bereich spielen 14 Frauen in der Landesliga Nord. Zwar gelingt es durch die Größe der Abteilung und der vielen Spielerinnen immer wieder Lösungen für die Trainerproblematik und die Organisation des Spielbetriebs zu stemmen, jedoch wird das Ergebnis dem Aufwand hier oft nicht gerecht. Explizit sind die Spielerinnen unserer Damenmannschaft im Herbst 2020 an uns herangetreten, deren Kader in den letzten Jahren kontinuierlich geschrumpft ist und kurz davor war, einen kritischen Wert zu unterschreiten, ob eine Spielgemeinschaft eine Option ist. Die Bereitschaft, den Spielbetrieb mit so wenigen Spielerinnen aufrechtzuerhalten, war nicht mehr da und um unter dem Dach der DJK Rimpar weiterhin Damenhandball anzubieten, musste eine Lösung erarbeitet werden. Mit Blick in die Zukunft zeigen sich bei der HSG Pleichach und der DJK Rimpar ähnliche Problemfelder. Bei der DJK Rimpar stehen einige Spielerinnen vor dem Karriereende und werden mit der Saison 2020/21 ihre aktive Karriere beenden. Ohne eine Spielgemeinschaft hätte die DJK Rimpar ab der Saison 21/22 keine Damenmannschaft mehr melden können. Die HSG Pleichach kann zwar auf einen breiten Pool an Spielerinnen zurückgreifen, spätestens im übernächsten Jahr würde sich die ausdünnende Spielerdecke bemerkbar machen. Die dargelegte Situation führt dazu, dass in beiden Vereinen eine gezielte leistungs- und altersgerechte Förderung in vielen Fällen nicht mehr möglich ist. Häufig geht das Leistungsniveau weit auseinander und Spielerinnen können nur in der nächsthöheren Altersklasse spielen oder trainieren, da nicht alle Altersklassen besetzt sind. Außerdem sind die Möglichkeiten der Trainingsgestaltung bei einer Kaderstärke von nur zehn Spielerinnen (die ja möglicherweise auch nicht immer alle da sind) mehr oder weniger stark eingeschränkt. An der Stelle wollen wir aber den Vorwurf von uns weisen, wir hätten den weiblichen Bereich „abgeschoben“. Wir sind diesen Schritt nicht gegangen, um die Damen und Mädels „loszuwerden“, sondern um auch Mädchen und Frauen unter dem Dach der DJK Rimpar weiterhin das Handballspielen zu ermöglichen. Dabei bringen wir uns bei der Gestaltung der HSG Pleichach mit unseren finanziellen Ressourcen, Know-how genauso wie mit unserer Manpower ein. Zum einen beteiligen wir uns natürlich mit unserem Anteil zu einem Viertel an den Kosten der HSG. Dabei sparen wir – verglichen mit den Vorjahren - kaum Geld ein. Wir können uns hier gar nicht zurücklehnen (selbst wenn wir es wollen würden). Trainingseinheiten finden in Teilen weiterhin in Rimpar statt. Wir bringen uns weiterhin ein bei der verwaltungstechnischen und sportlichen Organisation in der HSG Pleichach und sind hierbei in Kontakt mit Laura Göbel, Spielerinnen unserer Damenmannschaft genauso wie den Trainerinnen aus Rimpar, die jetzt in der HSG Pleichach tätig sind. Für uns als Abteilungsleitung hätte der Zeitpunkt für diesen großen Schritt nach 18 Monaten ohne regulären Spielbetrieb und Trainingsbetrieb nicht besser sein können – und aus unserer Sicht war dieser Schritt auch optionslos. Wie oben geschrieben wäre eine Damenmannschaft – vor allem aus Sicht der betroffenen Spielerinnen – für die Saison 2021/22 nicht möglich gewesen. Ohne eine Damenmannschaft würde auch in Zukunft der weibliche Jugendbereich schrittweise weiter zurückgehen – zumindest ist dies unsere Einschätzung und Erfahrung.

Advertisement

Sorgen und Skepsis entwickeln sich natürlich auch oft wegen mangelnder guter Kommunikation. Die Main-Post titelte zum Zusammenschluss „Warum Rimpars Handballerinnen zum Rivalen Pleichach wechseln“. In dieser Überschrift stecken wohl mehr Fehler als richtige Fakten (und haben leider auch nichts mit den Informationen zu tun, die von uns geschickt wurden). Unsere Handballerinnen sind weiterhin Mitgliederinnen der DJK Rimpar, wir als DJK Rimpar sind mit unserem weiblichen Bereich Teil einer HSG geworden. Niemand wurde weggeschickt. Wir haben neue Strukturen, mehr Planungssicherheit und Zukunft für unsere Handballerinnen geschaffen. Dass immer weniger Mädchen Handball spielen, liegt nicht an uns oder einer vermeidlich stiefmütterlichen Behandlung. Das ist leider ein bundesweiter Trend, der auch im gleichen Maß Vereine wie Estenfeld oder auch die HSG Pleichach trifft, die ausschließlich Handball für Mädchen und Frauen anbieten. Wir haben uns sehr lange und sehr intensiv mit der Situation beschäftigt und ich beobachte die personellen Herausforderungen (Spielerinnen wie Trainer*innen) in diesem Bereich seit über zehn Jahren. Sehr viele Bemühungen, vor allem von Diana Link und Waltraud Sauer in den vergangenen Jahr(zehnt)en, haben zwar immer wieder dazu geführt, dass wir den Trainings- und Spielbetrieb aufrechterhalten konnten. Leider haben diese aber nie zu einer Trendwende bei der Entwicklung geführt. Wie wir es als Abteilungsleitung schon im Editorial haben anklingen lassen, haben wir zwei Bitten an alle: 1. Es gibt keine einfachen Antworten auf einfache Fragen. Die Verflechtungen unserer Abteilung sind komplex und vielfältig. Man darf dem Zusammenschluss natürlich gerne kritisch gegenüberstehen, dann bitten wir darum, dass sich alle auch mit allen Aspekten, Argumenten, Pro- und Contras auseinandergesetzt haben. Kommt auf uns zu, sucht die Kommunikation und den Austausch mit uns als Abteilungsleitung. Entweder bei der Jahreshauptversammlung oder ruft uns an oder sprecht uns an. Wir haben uns eine Menge Gedanken gemacht und kennen möglicherweise mehr Hintergründe und haben uns das Ganze von mehr als einer Perspektive angeschaut. 2. Lasst uns mutig diese neue Herausforderung angehen. Wir wollen unsere Damen und damit auch die HSG Pleichach zum vitalen und lebendigen Teil unserer Abteilung werden lassen. Seid ihr genauso offen gegenüber den neuen Strukturen. Ihr alle könnt euren Beitrag leisten, dass sich unsere Damen und Mädchen weiter der DJK Rimpar zugehörig fühlen. An den Wurzeln und den Werten aller vier Vereine orientiert, aber trotzdem den Blick in die Zukunft gerichtet, wollen wir mit dieser Spielgemeinschaft dem Damen- und Jugendhandball im weiblichen Bereich neuen Schwung geben und mit vereinten Kräften vorantreiben. Wir sind jetzt – ein gutes halbes Jahr nach dem Zusammenschluss – voller Zuversicht. Bastian Krenz

This article is from: