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Die Basilika und Kathedrale von Rimini
Der Tempio Malatestiano
I - 47900 Rimini, piazza Malatesta 28 tel. +39 0541 716371 - fax +39 0541 783808
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edizione tedesca
Riviera di Rimini Travel Notes
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I A
Kirche des XI. Jahrhunderts - “Santa Maria in Trivio� Benediktinerkirche (pomposianisch)
A Kapelle der Märtyrer, auch die der Madonna des Wassers genannt
B Kapelle der Gefallenen Kirche des XIII. Jahrhunderts - Erbaut von den Franziskanern und dem heiligen Franziskus geweiht C Kapelle des heiligen Gaudentius, auch die der kindlichen Spiele genannt Kirche des XV. Jahrhunderts - Malatestianische Umwandlung und Erweiterung D Kapelle des heiligen Josef, Kirche des XVI. Jahrhunderts - Neue Anordnung der Apsis Kirche des XVIII. Jahrhunderts - Weitere und definitive Anordnung der Apsis
auch die der Musen und der Handwerker genannt E Kapelle des allerheiligsten Sakramentes F Kapelle der Planeten G Kapelle des heiligen Erzengels Michael, auch die der Isotta genannt H Reliquienkammer I Kapelle des heiligen Sigismund
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Pier Giorgio Pasini Der Tempio Malatestiano Die Basilika und Kathedrale von Rimini
In Zusammenarbeit mit
Koordinierung: Valerio Lessi Grafisches Projekt: Relè - CODEsign Fotos: L. Liuzzi, T. Mosconi, Paritani Übersetzung: Erich G. Czichy, Link Up Rimini Überarbeitung von: Marino Campana, Caterina Polcari Umbruch und Layout: Litoincisa87, Rimini Licia Romani Erste Auflage 2005 Neudruck 2008
Inhalt
> 4
Die Basilika und Kathedrale von Rimini
> 7
Zwischen Tradition und Moderne
> 8
Von einer franziskanischen zur malatestianischen Kirche
> 11
Die Kapelle des heiligen Sigismund
> 12
Die Reliquienkammer
> 15
Die Kapelle des heiligen Erzengels Michael, auch die der Isotta genannt
> 16
Die Kapellen der Planeten und der freien Künste
> 19
Die Kapelle des heiligen Gaudentius, auch die der kindlichen Spiele genannt
> 20
Die Kapelle der Märtyrer, auch die der Madonna des Wassers genannt
> 23
Klassische Formen für einen christlichen “Tempel”
> 24
Die Restaurationsarbeiten der Jahre 1950 und 2000
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Die Basilika und Kathedrale von Rimini
Rimini via IV Novembre, 35 tel. +39 0541 51130 (Sakristei) +39 0541 439098 (Diözesan-Sekretariat) www.diocesi.rimini.it diocesi@diocesi.rimini.it • Öffnungszeiten an Werktagen: 8:30-12:30/15:30-19:00; Öffnungszeiten an Festtagen: 9:00-13:00/15:30-19:00 • Heilige Messe: Sonntag 11:00/17:30 Werktags 10:30/17:30
Nebenstehend: Die unvollendete Fassade ist in ihrer Gesamtheit wie in den Einzelheiten von klassischen Modellen her inspiriert, und sie unterspannt raffinierte Prospektiv-Spiele. Die verzierte Würde des Äußeren hat im Reichtum der plastischen Gliederung und der kontrollierten Schlichtheit der Ausschmückung etwas Triumphales. 4
Die derzeitige Kathedrale von Rimini wird gewöhnlich “Tempio Malatestiano” genannt, eine Bezeichnung, die im 18. Jahrhundert aufkam: Tempio steht für Kirche und ist eher eine wörtliche Übernahme als eine Übersetzung von “Templum”, einem Begriff, der im humanistischen Latein ständig gebraucht wurde; Malatestiano soll an die herrschaftliche Familie Sigismondo Pandolfos erinnern - und sie in einem gewissen Sinn auch feiern -, denn er war es, der die Kirche um die Mitte des 15. Jahrhunderts grundlegend umbaute und ihr die feierlichen Renaissanceformen verlieh, die wir heute noch sehen und die sie zu einem Meisterwerk und einem “Symbolbau” des Humanismus machten. Aber ihre Geschichte ist nicht nur die der Renaissance und des Humanismus, auch ist sie nicht nur mit der Familie Malatesta verbunden; sie ist lang und durch Umbauten und Zerstörungen gekennzeichnet. Seit knapp zwei Jahrhunderten (seit 1809) ist sie Kathedrale mit dem Titel Santa Colomba; vorher war sie über ein halbes Jahrtausend eine Kirche der franziskanischen Konventualen, die dem heiligen Franziskus geweiht war, und davor eine (zu Pomposa gehörige) Benediktinerkirche, die der Madonna geweiht war (Santa Maria in Trivio). Die antike Kathedrale von Rimini erhob sich neben den kommunalen Palazzi und dem Castel Sismondo (auf der derzeitigen Piazza Malatesta). Sie war um das 6. Jahrhundert herum gegründet worden und hatte ursprünglich die Gestalt einer byzantinisch-ravennatischen Basilika. Napoleon lies sie zunächst hinsichtlich ihrer Funktion beseitigen und als Kaserne umnutzen (1797); dann ist sie während der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts demoliert worden.
Zwischen Tradition und Moderne
Auf der Seite links: Eine Seite des Tempio mit großen, klassischem Geschmack entsprechenden Bögen, in denen sich Sarkophage befinden, die von Sigismondo zur Aufnahme der sterblichen Reste der Humanisten des Hofes vorbereitet wurden. Auch nach dem Tod mussten die Poeten, Schriftsteller, Philosophen, die höfischen Weisen und militärischen Befehlshaber an der Seite ihres Signores bleiben und fortfahren, seinem Namen Glanz zu verleihen. Unten: Basrelief mit dem Siegel Sigismondos (SI). 7
Die Außenwandverkleidung ist ein zwischen 1450 und 1460 entstandenes Werk von Leon Battista Alberti; sie sollte einer Franziskanerkirche, in der seit langem die Grabstätten der Malatesta untergebracht waren, eine ‘moderne’ Feierlichkeit und Solidität verleihen. Sie ist von den Bauprinzipien und Formen der römischen Architektur der Kaiserzeit inspiriert, die in Rimini zwei Beispiele hinterlassen hat: den Augustusbogen und die Tiberiusbrücke, und ist die erste “klassische” Interpretation einer christlichen Kirche. Die lateinische Inschrift, die über die Fassade läuft, und zwei griechische Inschriften an den Seiten besagen, dass Sigismondo sie im Heiligen Jahr 1450 wegen eines in den “italischen Kriegen” gemachten Gelübdes erbaute und dass sie Gott und der Stadt geweiht ist. Anfangs waren die Absichten Sigismondos bescheidener und sahen den Bau zweier Familienkapellen auf der rechten Seite vor, wo die Arbeiten - in absolut traditionellen Formen - im Jahr 1447 begonnen worden waren. Später müssen Überlegungen religiösen Charakters (das Gelübde), propagandistische Pläne (ein großes “Mausoleum” der Dynastie) und vielleicht auch statische Gründe (die Arbeiten für die zwei Kapellen konnten eventuell die Stabilität des Baus in Gefahr gebracht haben) den Fürsten überzeugt haben, das Gebäude ganz umzubauen und einen Plan von Alberti anzufordern, dem Architekten und Humanisten, der am Hof des Papstes und an dem der d’Este gleichermaßen beliebt war. Im Innenraum wurden die Arbeiten im Stil der ersten beiden Kapellen rechts fortgesetzt, wo das Mauerwerk schon aufgezogen war, so dass heute die klassische Außenseite einem gotischen Innenraum gegenübersteht, der die dem höfischen Geschmack entsprechende Ornamentalkunst gut wiederspiegelt (nur wenig gemildert durch wahrscheinlich von Alberti selbst empfohlene “Korrekturen”). Das einzige Element, das die Teile vereint, ist die deutliche Absicht zu rühmen: außen den neuen Menschen, der die Geschichte beherrscht und sich seines Geistesadels bewusst ist, innen den Fürsten, der sich seines Reichtums und eines Zirkels von Gelehrten sowie seiner Gefolgschaft von militärischen Befehlshabern erfreut, für die er an den Seiten feierliche Grabmäler errichtet hat. Der Bau ist sowohl im Inneren wie im Äußeren unvollendet. Die Unterbrechung der Arbeiten um 1460-61 erfolgte wegen der Auseinandersetzungen zwischen Papst Pius II. und Sigismondo und der Rebellion des letzteren, der 1460 exkommuniziert und 1463 besiegt wurde und einen großen Teil seines Staats verlor.
Von einer franziskanischen zur malatestianischen Kirche
Der Innenraum ist durch ein einziges Schiff mit offenem Dachstuhl gekennzeichnet, das von acht Kapellen und einer geräumigen Apsis flankiert wird. Es scheint, dass Alberti für das Schiff ein Tonnengewölbe und eine große Kuppelrotunde Auf nebenstehender Seite, austelle der Apsis vorgesehen hatte. Das vom Architekten oben: Der von einer großen vorbereitete und vom Signore (und natürlich den nackten Apsis mit Formen Franziskanern, die weiterhin die legitimen Eigentümer der des 18. Jahrhunderts Kirche waren) akzeptierte Projekt und dessen Modell sind beschlossene Innenraum uns nicht überkommen. Nur eine von Matteo de’ Pasti des Tempios muss langsam modellierte und gegossene Medaille gibt uns eine “gelesen” werden, Stück Vorstellung von dem, wie das Bauwerk hätte vollendet für Stück: alles ist von werden sollen. großartiger Eleganz und Heute wird in der nach dem Krieg wieder aufgebauten dekorativem Zauber. Apsis die einzige erhaltene Reliquie der Kirche aus dem 14. Jh. Unten links: Eine aufbewahrt: ein großes, von Giotto um das Jahr 1300 auf malatestianische Medaille, Tafel gemaltes Kruzifix, und in der links anliegenden, ebeneine Arbeit von Matteo falls rekonstruierten Kapelle das einzige Zeugnis der de’ Pasti, liefert uns einige ursprünglichen franziskanischen Widmung der Kirche: ein Indizien zum ursprünglichen Ölgemälde mit dem heiligen Franziskus, der die Wundmale Tempio-Projekt Leon Battista empfängt, 1548 von Giorgio Vasari für die Apsis gemalt. Albertis. Man erkennt den Die ersten sechs Kapellen sind aus dem 15. Jahrhundert; Bogen, der die Fassade sie sind durch hohe und vorspringende Marmorbalustraden, überragen, und die große gotische Bögen und Fenster, Marmorverkleidung, Flachreliefs Kuppel, die das Schiff und Statuen gekennzeichnet. Alle Skulpturen des Tempio abschließen sollte. sind dem Florentiner Agostino di Duccio zuzuschreiben, der Unten rechts: Das große, mit seiner Werkstatt ein Jahrzehnt lang hier gearbeitet hat, an den Enden verstümmelte mindestens bis 1456; die architektonisch-dekorative Anlage Kruzifix, nun in der Apsis dagegen ist dem Veronesen Matteo de’ Pasti zu verdanken, aufgestellt, ist 1299 oder der Medaillenpräger, Miniaturenmaler, Architekt und Anfang 1300 (dem ersten Oberintendant aller von Sigismondo in Auftrag gegebenen Jubeljahr) von Giotto für die Bauten war. Die Themen der Abbildungen, die die Kapellen Kirche der Franziskaner schmücken, wurden von den Gelehrten des Hofs vorgeschlagemalt worden. Seine Präsenz gen (mit dem Beitrag von Sigismondo selbst und auch von hat die lokalen Künstler des Alberti) und auf Grund von Untersuchungen von Humanisten “Trecento” (14. Jahrhundert) vom Range eines Guarino da Verona, Basinio da Parma, tiefgreifend beeinflusst; sie Roberto Valturio und Poggio Bracciolini ausgeführt. haben es verstanden, die neuen Elemente, deren Träger es war, aufzunehmen, und es als ein Modell ohne gleichen angesehen. 8
Die Kapelle des heiligen Sigismund
Die erste Kapelle zur Rechten wurde 1447 als erste errichtet und 1452 feierlich dem heiligen Sigismund geweiht; sie war aber 1449 schon fertig, bis auf einen der Tradition entsprechenden Freskenschmuck. Vielleicht auf Vorschlag von Leon Battista Alberti wurde sie dann aber mit Marmor ausgekleidet: Der zuvor für die Ausschmückung vorgesehene Maler, Piero della Francesca, wurde zur Anfertigung eines Freskos mit der Verehrung des heiligen Sigismund durch Sigismondo (firmiert und datiert 1451) im bescheidenen anliegenden Raum eingesetzt, der nun “Cella delle Reliquie” (Reliquienkammer) genannt wird. Auf dem Altar die Statue des heiligen Sigismund, König von Burgund, auf einem Thron, der von zwei Elefanten gebildet wird, den Lieblings - ‘Wappentieren’ der Malatesta; Elefantenpaare stützen die Pfeiler, die die Darstellung der Kardinaltugenden und der göttlichen Tugenden tragen. Neben dieser Kapelle, die als Familien - und Begräbniskapelle gedacht war, befindet sich an der Innenseite der Fassade das Marmorgrabmal von Sigismondo, der 1468 im Alter von knapp über fünfzig Jahren starb (die Inschrift spezifiziert: mit 51 Jahren, 3 Monaten und 20 Tagen).
Links: Kapelle des heiligen Sigismund. Als erste erbaut. Die Familien- und Grabkapelle von Sigismondo Malatesta ist 1452 eingeweiht worden. In den Pilasternischen werden junge Pagen mit den Insignien des Hauses Malatesta und Allegorien der göttlichen und Kardinal-Tugenden dargestellt: alles Arbeiten von Agostino di Duccio. 11
Die Reliquienkammer
Oben: Der heilige Sigismund, wie er von Sigismondo Pandolfo Malatesta verehrt wird, gemalt von Piero della Francesca, der es mit dem Datum 1451 signiert hat. Unten: Detail des Antlitzes von Sigismondo Pandolfo Malatesta im Gemälde von Piero della Francesca. Unten rechts: Auf der Balustrade der Isotta-Kapelle hält eine Reihe kleiner Engel Schilder mit malatestianischen Wappen oder heraldischen Symbolen hoch. Dies mit den drei Köpfen ist das “sprechende Wappen” der Familie. 12
Zwischen der ersten und der zweiten Kapelle befindet sich die ursprünglich zur Sakristei und Schatzkammer bestimmte Reliquienkammer: hier waren von Sigismondo und danach von anderen geschenkte kostbare Wandbekleidungen und außergewöhnliche Reliquien untergebracht. Jetzt versammelt der Raum Marmorelemente des Tempio und der antiken Kathedrale, Santa Colomba, einige Fundstücke vom Grab Sigismondos und vor allem die sogenannte “Sinopia” (Rötelerde) Piero della Francescas (in Wahrheit der mit wenigen Vorbereitungsstrichen dem Fresko dienende “Arriccio” - Zeichnung auf Rauputz; das glücklicherweise während des letzten Krieges gelöste Fresko wird jetzt in der vierten Kapelle rechts ausgestellt). Es handelt sich um das erste verbliebene Fresco dieses großen Künstlers, und es ist eine der ersten wichtigen Arbeiten seiner Reifezeit. Wegen der strengen räumlichen Organisation, die durch eine kalkulierte Geometrie geregelt wird und der ein warmes Leuchten die Härte nimmt, kontrastiert das Fresko mit dem archaisierenden Gotizismus sowie der Lebhaftigkeit der plastischen Ausschmückung des Tempio und bildet ein herrliches Beispiel der “rationalen” Poesie des besten Humanismus.
Die Kapelle des heiligen Erzengels Michael, auch die der Isotta genannt
Die zweite Kapelle enthält im zentralen Tabernakel die Marmorstatue des Erzengels Michael; sehr fein gearbeitete Tafeln mit musizierenden und singenden Engeln dekorieren die Pfeiler, graziöse Kinderengel (die “malatestianischen Putten”) schmücken die Balustrade. An der linken Wand befindet sich das Grabmal der Isotta degli Atti, der Geliebten und später dritten Gemahlin von Sigismondo, getragen von Elefanten und gekrönt von einem malatestianischen Wappen, das als Zeichen ein doppelter Elefantenkopf mit dem biblischen Motto Tempus loquendi, tempus tacendi ziert. Die jüngsten Restaurationen haben die schöne Dekoration aus nachempfundenem Stoff wieder kenntlich gemacht, die den Hintergrund des Isotta-Grabmals bildet, dessen vergoldetes Schild das Datum 1450 trägt. Letzteres soll, wie alle anderen im Tempio, an das Jubeljahr erinnern und ist nicht real (tatsächlich starb Isotta 1474). In dieser Kapelle ist das Grab der rimineser Bischöfe untergebracht.
Kapelle des heiligen Michael mit dem Grabmal der Isotta degli Atti, der dritten Frau Sigismondos. Das dem höfischen Geschmack verpflichtete pittoreske, architektonisch-dekorative Gesamtkunstwerk ist wahrscheinlich dem Veroneser Matteo de´ Pasti geschuldet, während all die sehr raffinierten Skulpturen vom Florentiner Agostino di Duccio sind und häufig an seinen Meister Donatello denken lassen. 15
Die Kapellen der Planeten und der freien Künste
Auf nebenstehender Seite: Die Bilder aller Himmelskörper mit ihren Tierkreiszeichen auf den Pilastern der Planetenkapelle genannten Kapelle sollen die Harmonie des Firmaments darstellen. BasreliefAbschnitte hatten azurfarbene Hintergründe und goldene Teile: sie gehören zu den faszinierendsten und lebendigsten Figuren, die Agostino di Duccio auf Anregung der Gelehrten des malatestianischen Hofes gemeißelt hat. 16
Die dritte, ganz mit rotem Marmor aus Verona ausgekleidete Kapelle sollte vielleicht dem heiligen Hieronymus geweiht werden; man nennt sie die “Planetenkapelle” wegen der Darstellung der Planeten und der Tierkreiszeichen; sie muss als eines der absoluten Meisterwerke des Agostino di Duccio und der italienischen Bildhauerkunst des 15. Jahrhunderts angesehen werden. Die Anordnung auf den Pilastern gibt ganz getreu die Idee des Firmaments wieder, wie man sie im Mittelalter hatte, und sie evoziert die Perfektion und Harmonie des Himmels. Eine Perfektion, eine Harmonie, der auf Erden die Menschen mit ihren Aktivitäten zustreben müssten: und tatsächlich, spiegelgerecht zu jener “der Planeten” da befindet sich auf der gegenüber liegenden Seite des Schiffs die Kapelle der “freien Künste (gemeint ist die Arbeit der Menschen)” (ursprünghlich dem heiligen Augustinus geweiht, jetzt mit einer Bronzestatue von Enrico Manfrini, 1999, dem heiligen Josef ). Die erlesenen Abbildungen an den Pfeilern gehören zu den letzten, die Agostino di Duccio in Rimini (1456) meißelte; wegen ihrer Eleganz wurden sie für Werke antiker griechischer Bildhauer gehalten, die Sigismondo während seines letzten Feldzugs gegen die Türken (1464-66) auf dem Peloponnes erbeutet haben sollte.
Die Kapelle des heiligen Gaudentius, auch die der kindlichen Spiele genannt
Auf derselben Seite folgt die ursprünglich dem Erzengel Raphael geweihte sogenannte “Kapelle der Kinderspiele”, mit Flachreliefs, die spielende Engelchen und Putten in perfekter Übereinstimmung von Form und Inhalt mit der gegenüberliegenden Kapelle des Erzengels Michael darstellt. Es scheint, dass sich in dieser Kapelle das Grab der Frauen und der Kinder des Hauses Malatesta befindet. In der Nische aus dem 15. Jahrhundert befindet sich jetzt das silberne Reliquiar des heiligen Gaudentius, eines Bischofs und Märtyrers, des Schutzpatrons der Stadt, eine Arbeit des deutschen Silberschmieds Franz Rupert Lang (1735), die der Kathedrale 1857 von Pius IX geschenkt wurde. An der rechten Wand ist ein Gemälde des rimineser Malers Bartolomeo Coda angebracht worden, auf dem Pfingsten dargestellt wird (1510), und das aus der antiken Kathedrale Santa Colomba stammt.
Links: Engelchen, die im Wasser spielen. Es ist eines der achtzehn Basreliefs der Pilaster, alle stellen Kinder-Engel dar, die spielen (am Seepferd, Ringelreihen, wenn sie triumphierend einen Sieger tragen, oder mit Delfinen, oder auf einem Boot). Das mit der Widmung an den Erzengel Raphael und die Schutzengel äußerst kohärente Thema des Kinderspiels scheint die lebhafte Phantasie des Bildhauers Agostino di Duccio, der hier mit zahlreichen Mitarbeitern tätig war, entfesselt zu haben. 19
Die Kapelle der Märtyrer, auch die der Madonna des Wassers genannt
Die folgende Kapelle (vor der die Kapelle der “Gefallenen” kommt, symmetrisch zu jener der “Reliquien” auf der gegenüber liegenden Seite) ist die letzte in Richtung Fassade; sie war den Märtyrern, oder besser: dem “Martyrium Christi” geweiht und ist dies heute der Madonna des Wassers, die als Beschützerin gegen Naturkatastrophen angerufen wird. Das Alabasterbild in der Zentralnische stellt die Jungfrau dar, wie sie den toten Jesus auf den Knien hält (die Pietà); es ist eine deutsche Arbeit aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. In die Pilaster - die wie jene der Kapelle gegenüber von Elefanten getragen werden - sind Seherinnen und Propheten eingemeißelt, welche die Fleischwerdung und den Tod Christi vorhergesehen haben; in den unteren Sockel zwei Porträts Sigismondos. Der Sarkophag der Vorfahren und Nachkommen von Sigismondo, der unter einem prunkvollen Faltenwurf im gotischen Stil aufgestellt ist, weist zwei Flachreliefs auf, die die Verdienste der Familie Malatesta auf kulturellem Gebiet (Der Triumph der Minerva) und den mit militärischen Siegen errungenen Ruhm (Der Triumph des Scipio) darstellen. Die Kapelle wurde 1862 nach Plänen des Architekten Luigi Poletti umgestaltet: dieser Umgestaltung ist die Leuchtkraft der Vergoldungen und der Glanz der Blautöne zu verdanken. Aber mit Sicherheit war der ganze Tempio ursprünglich mit einem prunkvollen, vielfarbigen Innenraum geplant, mit Blau und Gold, dazu Rot und Grün und Weiß (die Farben der Malatesta), reich an gemalter Dekoration und glänzendem Goldschmuck. Auf nebenstehender Seite: Generalansicht der Kapelle der Madonna des Wassers, die auch das Grabmal der Ahnen und Nachkommen Sigismondos enthält. Die Vergoldungen und Farben dieser Kapelle sind in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts renoviert worden. 20
Klassische Formen für einen christlichen “Tempel”
Basrelief mit dem Panorama Riminis um die Mitte des 15. Jahrhunderts herum, mit der römischen Brücke und dem Marecchia-Hafen, mit den Rathaus-Palazzi und dem Brunnen auf der Piazza, mit der turmbewehrten Mauer am Strand und dem Kastell Sigismondo Malatestas, das die gesamte Ansiedlung und den Verkehr zu Wasser und zu Land dominiert. Dieses Panorama bildet den Grund des KrebsTierkreiszeichens im Basrelief, das von Agostino di Duccio für die sogenannte Planetenkapelle gemeißelt worden ist. 23
Die malatestianische Prägung ist bei allen Teilen des Bauwerks aus dem 15. Jahrhundert deutlich zu erkennen, durch heraldische Elemente sowie Malatesta-Inschriften und -Kürzel (“SI”). Dieser Präsenz und dem Gepränge klassischer Formen und gelehrter Zitate verdankt das Gebäude seinen Ruf als “Heidentempel”, der von Pius II. aufgenommen und ausgebaut wurde, der auch diesen Bau zu den vielen tatsächlichen und mutmaßlichen - Untaten Sigismondos zählte. In Wirklichkeit handelt es sich um einen ersten, neuartigen Versuch, einem christlichen Gebäude und plastischen Darstellungen traditionell christlichen Sinngehaltes klassische Formen zu verleihen. Und tatsächlich waren auch die scheinbar profaneren Bildnisse, die die Schönheit und Vollkommenheit des Firmaments (Planeten und Tierkreiszeichen) und die Arbeit des Menschen (die freien Künste) darstellen, schon seit dem Hochmittelalter in Kirchen vorhanden, aber sicher waren sie niemals in so fantasievollen Formen und gleichzeitig so voller Anklänge an die Antike dargestellt worden. Nach dem Sturz von Sigismondo Pandolfo Malatesta mussten die Franziskaner aus eigenen Kräften den Bau, dem noch das Dach, die Apsis und der Glockenturm fehlten, irgendwie zum Abschluss bringen. Nach der Auflösung des Franziskanerordens und der Zerstörung der alten Kathedrale Santa Colomba auf Befehl Napoleons ging der Titel Kathedrale auf den Tempio Malatestiano über (1809).
Die Restaurationsarbeiten der Jahre 1950 und 2000
Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von zahlreichen Bomben getroffen, die es abdeckten und die Apsis, die Barockkapellen, die Sakristei und das alte Kirchengerät zerstörten, Balustraden und Altäre zertrümmerten, einige Flachreliefs und die Außenwandverkleidungen beschädigten. Auch das neben dem Tempio liegende Franziskanerkloster, das damals zum großen Teil als Stadtmuseum diente, wurde zerstört. Der Wiederaufbau und die Restaurierungsarbeiten, die unter anderem durch einen beachtlichen Beitrag des “Amerikanischen Komitees für die Restaurierung der Monumente” möglich war, wurden 1950 mit der Neueinweihung abgeschlossen. Aus Anlass des Jubeljahrs - das mit dem 450. Jahrestag der offiziellen Grundsteinlegung des Baus und mit dem 50. seines Wiederaufbaus zusammenfiel - hat eine erneute Generalrestaurierung, die mit Unterstützung des Staats und der Stiftung der Sparkasse Rimini durchgeführt wurde, dem Tempio Malatestiano den einstigen Schmuck zurückgegeben und eine teilweise Wiederherstellung der ursprünglichen Farbigkeit ermöglicht. Zum Abschluss der Restaurationsarbeiten ist der Bereich zum Lesen der Messe dem liturgischen Gebrauch entsprechend den kanonischen Regeln angepasst worden, und der alte Altar aus dem 18. Jahrhundert (der aus der zerstörten Theatiner-Kirche stammt) ist in der letzten Kapelle rechts untergebracht worden, die bereits ein schönes neoklassisches Monument aufgenommen hatte (Arbeit von Giacomo De Maria, 1828). 2002 ist die Kathedrale von Rimini mit dem Titel einer Basilika geehrt worden.
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