AUF REISEN IM RIMINESER HÜGELGEBIET
FÜHRER DURCH DIE SIGNORIA DEI MALATESTA
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Info 0541 716380 turismo@provincia.rimini.it www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it
FÜHRER DURCH DIE SIGNORIA DEI MALATESTA
AUF REISEN IM RIMINESER HÜGELGEBIET
FÜHRER DURCH DIE SIGNORIA DEI MALATESTA
AUF REISEN IM RIMINESER HÜGELGEBIET
Sigismondo Malatesta, Fresko von Piero Della Francesca
Das Territorium der Provinz Rimini setzt sich aus zwei Juwelen gleichen Werts zusammen: der Küste von Bellaria Igea Marina bis Cattolica und den Hügeln des Binnenlandes. Alle kennen die 40 km Strand und das außergewöhnliche, vielfältige Tourismusangebot, das die Riviera kennzeichnet. Vielleicht noch nicht alle wissen, was die Dörfer, Burgen und Landschaften der fünfzehn Gemeinden, die wie natürliche Balkons auf das Meer der Riviera von Rimini blicken, wert sind. Es ist das Gebiet der Signoria dei Malatesta, das wir so nennen, weil in jedem Winkel die Zeichen erkennbar sind, die dieses Haus, das hier zwischen Mittelalter und Renaissance herrschte, hinterlassen hat. Dieser Führer möchte ein Instrument sein, ein Angebot an Reisende, alte und neue Freunde, die sich gerne in unseren Landen aufhalten und unsere Menschen treffen. Es ist ein Führer – hoffentlich nützlich und wertvoll – für alle, die sich an die Entdeckung der Schätze und des Dolce Vita im rimineser Hügelgebiet wagen wollen. Wer für seinen Urlaub das Faszinosum der Natur, die Schönheit der Kunst, die Ursprünglichkeit der Aromen, die Freuden der Gastlichkeit sucht, der hat jetzt eine zusätzliche Gelegenheit. Diesen Führer, der ihn beim Kennenlernen der Signoria dei Malatesta begleitet.
Ferdinando Fabbri Präsident der Provinz Rimini
Ankunft in der Signoria dei Malatesta mit dem Flugzeug: www.riminiairport.it mit dem Zug: www.trenitalia.com mit dem Auto: autostrada A14 Milano-Bari
INHALT
Eine historische Region
6
Landschaft und Identität
10
Burgen und Kastelle
14
Die Zeichen der Tradition
20
Die Signoria der Aromen
24
Ein gastliches Land
28
Sport und Aktivitäten
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Das Talgebiet des Marecchia
36
Santarcangelo di Romagna
40
Verucchio
50
Poggio Berni
60
Torriana Montebello
68
Das Talgebiet des Conca
76
Coriano
80
San Clemente
88
San Giovanni in Marignano
96
Morciano di Romagna
104
Montefiore Conca
112
Gemmano
122
Saludecio
130
Mondaino
140
Montegridolfo
150
Montescudo
160
Montecolombo
170
Die Straße der Weine und Aromen
178
Der Tempio Malatestiano (Rimini)
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EINE HISTORISCHE REGION Kurzgefasst Im XII. Jahrhundert beginnen die Malatesta von ihren Hochburgen Verucchio und Pennabilli aus, ihre Macht im Talgebiet des Marecchia und im rimineser Raum zu konsolidieren. Im XIV. Jahrhundert (ab 1355) haben die Malatesta die Signoria von Rimini und beginnen, ihre Besitztümer in der Romagna, den Marken und der Toskana zu erweitern. Die Streitigkeiten mit den benachbarten Signori des Herzogtums Urbino, den Montefeltro, werden intensiver. In den zentralen Jahrzehnten des XV. Jahrhunderts treffen die zwei größten Repräsentanten der rivalisierenden Häuser aufeinander: Sigismondo Malatesta und Federico da Montefeltro. In dieser Zeit erneuern sie das ganze Verteidigungssystem aus Dutzenden von Burgen, Kastellen und Türmen, lassen aber auch große Bauwerke errichten, die in der Geschichte der Kunst und Kultur Europas bleibend sind. Nach den Niederlagen und dem Tod Sigismondos (1468) beginnt der unerbittliche Niedergang der Familie Malatesta, und Ende des XV. Jahrhunderts ist die Macht über die malatestianischen Lande bereits auf andere übergegangen.
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Die Bilder sind der Ausstellung “Die Frauen der Malatesta“ (Verucchio) entnommen.
DETAILS Die Lande der gegenwärtigen Provinz Rimini haben ein Merkmal, das ihnen gemein ist und sie seit Hunderten von Jahren vereint; sie sind das Herz einer antiken historischen Region: der Signoria dei Malatesta. Zwischen Mittelalter und Renaissance gehört das Haus der Malatesta zu den wichtigsten Italiens, mit den Medici, D´Este, Gonzaga, Borgia, Montefeltro und wenigen mehr hat es die italienische und europäische Geschichte und Kultur gezeichnet. Während dreier Jahrhunderte, von 1200 bis 1500, konsolidiert die Signoria der Malatesta ihre Macht, und mit verschiedenen Zweigen der Familie regiert sie viele Städte der Romagna und der Marken sowie noch weitere in der Toskana und Lombardei. Das Haus behält aber seinen mächtigsten, berühmten und wehrhaften Kern stets in den rimineser Landen. In Rimini hat das Haus seine größten Persönlichkeiten, zu allererst Sigismondo Pandolfo (1432 – 1468), der wegen seines Mutes, der Entschiedenheit und Skrupellosigkeit, aber auch deshalb berühmt wird, weil er Zeichen von außerordentlichem künstlerischen Wert hinterlässt, die Rimini edeln, wie der Tempio Malatestiano und Castel Sismondo. Im rimineser Gebiet erheben sich die mächtigsten Burgen, und von jeder Höhe dominieren befestigte Orte die Adria und die Hügel zwischen der Romagna und den Marken. Hier schlägt man die großen Schlachten und andauernden Scharmützel mit den zähesten Feinden, den Montefeltro, Signori des Herzogtums Urbino.
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CHE REGION STORIA! EINE HISTORISCHE Die Zeit der Signoria ist die Zeit der Meisterwerke, die sich noch heute in den Kastellen, Kirchen, Museen und Bibliotheken finden. Fresken, Bauten, Keramiken und Skulpturen; man bewundert sie in Städten wie in ländlichen Orten, die immer noch zwischen Mauergürtel gezwängt sind, wie die Malatesta sie fast überall wollten, um das solide Verteidigungssystem ihres kleinen großen Imperiums zu festigen. Die Streitigkeiten mit dem Papsttum, der Druck der Montefeltro auf die Grenzen, die internen Auseinandersetzungen und Teilungen der Familie führen bereits Anfang des XVI. Jahrhunderts ans Ende der malatestianischen Macht. Land und Festungen gehen durch viele Hände, wie die der Borgia und des mächtigen, fernen Venedigs, um dann an die Kirche zurückzufallen. Aber die Signoria war geschaffen, die Identität dieser Orte war völlig durchwirkt von den Zeichen der malatestianischen Geschicke. Dreihundert Jahre Geschichte hatten diese Gegend des unteren Teils der Romagna in eine erkennbare historische Region verwandelt. Heute ist diese Gegend in 15 Gemeinden unterteilt, die fast völlig mit den wichtigsten zwischen Mittelalter und Renaissance erbauten Kastellen zusammenfallen. Natürlich muss auch das Gebiet der malatestianischen Hauptstadt Rimini als zur Signoria gehörig gelten, ebenfalls die Städte am Meer (Rimini, Riccione, Bellaria Igea Marina, Cattolica und Misano Adriatico), aber deren Geschichte und ihre Attraktionen sind in anderen Führern beschrieben.
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Das Land in Richtung Republik San Marino
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LANDSCHAFT UND IDENTITÄT Kurzgefasst Das Territorium der Signoria ist Richtung Küste (die Gemeinden Santarcangelo, Poggio Berni, San Giovanni in Marignano, Morciano) eher flach. Im Rücken der engen Ebene wird es sofort hügelig, bis zu einer Höhe von rund 400 m. Alle anderen Gemeinden breiten sich also über nicht weit vom Meer liegende Hügel aus (Verucchio, Torriana, Coriano, San Clemente, Montefiore, Gemmano, Montescudo, Montecolombo, Saludecio, Mondaino, Montegridolfo). Die relevanteste Charakteristik der Landschaft besteht also im “Hügelsystem“. Die Hügel sind weitestgehend kultiviert (Weizen, Reben, Oliven, Obst und Gemüse), aber im weiter innen liegenden Teil lassen sie Raum für viele “wilde“ Abschnitte, mit Eichen, Pappeln, Weiden, Ginster und einer reichen spontanen Vegetation. Die Höhen im MarecchiaTalgebiet sind gekennzeichnet durch starke felsige Ausläufer (Verucchio, Torriana), im Conca-Talgebiet sind die Hügel weich und rundlich. Die weniger zugänglichen Teile der Hügel hüten echte Naturüberraschungen. Als erste die Grotten von Onferno und das sie umgebende Naturschutzgebiet (Gemeinde Gemmano), aber auch die “Oase“ von Torriana-Montebello, den Wald von Albereto (Montescudo), das Ventena-Tal (Gemmano-Montefiore), das Valmala Mondaino). 11
Landschaft des ConcaTalgebiets
rechts Die Grotten von Onferno (Gemmano)
DETAILS Geografisch befinden wir uns im letzten Zipfel der padanischen Ebene, im Süden der Romagna. Nach Norden grenzt man an die Provinz Forlì-Cesena, im Süden und Westen an die marchigianische Provinz Pesaro und an die Republik San Marino. Das Territorium ist gezeichnet durch zwei Haupt-Talgebiete: das Tal des Marecchia und das Tal des Conca; zwischen ihnen liegt noch das kleine Tal des Marano-Baches. Man mag sich unschwer eine Vorstellung vom enormen historisch-künstlerischen Erbe der Signoria der Malatesta bilden, aber ebensosehr zählt die Schönheit des Gebietes unter Landschafts- und Umweltgesichtspunkten: hier gelangen menschliche Aktivitäten und Natur noch häufig ins Gleichgewicht. Die Signoria hat, vor allem im Binnenland, noch sehr viele schöne Zonen: die Hügelgegend ist sogar das eigentliche Unterscheidungsmerkmal dieses schönen Landes, wo Ansiedlungen und Felder sich abwechseln, die Dörfer und antiken Orte noch völlig von Kulturland umgeben sind und auch weite Zonen spontaner Vegetation überleben. Der nördliche Teil der Signoria hat eine dicht besiedelte Ebene, aber das Land beginnt seine Charakteristiken bereits bei Santarcangelo zu offenbaren, um dann bei Torriana und Verucchio die Merkmale des Hügelgebiets anzunehmen. Hingewiesen sei auf die “Oase“ TorrianaMontebello und die von Ca´ Brigida bei Verucchio. Für das Marecchia-Talgebiet charakteristisch sind die großen Kalksteinfelsen, auf denen Befestigungen und Türme errichtet wurden. Im zentralen Teil der Signoria, genau zwischen dem Talgebiet des Marecchia und dem des Conca, öffnet sich das Marano-Tal. Im Zentrum des Tals liegt Coriano, in dessen Nähe ein schöner Flusspark eingerichtet worden ist.
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LANDSCHAFT UND IDENTITÄT Im Süden von Coriano beginnen die Hügel des Conca-Talgebietes, das in seinem höheren Abschnitt noch über spontanen Wald verfügt, wie den von Albereto, einem Ortsteil von Montescudo. Es handelt sich um eine kleine aber bedeutende Macchia, reich an Vegetation und Fauna. Der Conca-Fluss mündet in der Nähe Cattolicas, und sein Lauf wird flankiert von einer schönen Piste, die durch das Territorium von S. Giovanni in Marignano, S. Clemente und Morciano bis unterhalb von Montefiore reicht und die Gelegenheit bietet, einige der interessantesten Flusszonen anzusehen. Sicherlich stattet man dem grünen Herzen der Signoria einen Besuch ab, das ist jener ganze Zipfel, der ausgehend vom Naturschutzgebiet Onferno mit seinen Grotten und naturalistischen Streckenführungen das ganze Territorium von Gemmano abdeckt, sich ins Tal des Ventena zwischen Gemmano und Montefiore mit seinen Kastanienhainen erstreckt und dann die Hangseite von Mondaino und Saludecio erreicht. Die Grotten von Onferno und das Naturschutzgebiet sind das einzigartigste und wichtigste Naturvorkommen der Signoria. Die Grottenhöhlen bieten außer dem schönen Naturschauspiel sehr viele Gründe für geologisches und faunistisches Interesse. Völlig überwältigend wegen seines wilden Aussehens ist das kleine Ventena-Tal zwischen Gemmano und Montefiore. Das Ambiente von Montefiore ist wegen sehr vieler Aspekte etwas Besonderes, aber eine absolute Besonderheit besteht darin, hier Oliven und große Kastanien nebeneinander sehen zu können, die auch in geringer Höhe überm Meeresspiegel wachsen. Ein schöner Ort, um das Wesen der Landschaft dieser Gegend zu begreifen, ist das Valmala, ein Teil des Territoriums nahe Mondaino, wo die Zeichen der antiken Präsenz des Menschen ein gut konserviertes Ambiente bereichern.
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Castel Sismondo (Rimini)
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BURGEN UND KASTELLE Kurzgefasst Eins der grundlegenden Elemente der Identität der malatestianischen Signoria, das alle Landschaften und Städte kennzeichnet, besteht in der großen Zahl von militärischen Bauten, die man auch heute noch bewundern kann. Da es sich um große Burgen, Türme, befestigte Tore oder hohe Mauergürtel handelt, lässt sich immer noch gut nachvollziehen, was das mächtige, von den Malatesta im Laufe der etwa 300 Jahre ihrer Herrschaft gewollte Verteidigungssystem gewesen war. Konsistente Spuren der malatestianischen Befestigungsbauten finden wir in Rimini, Verucchio, Santarcangelo, Torriana, Montebello, Montefiore, Mondaino, Montegridolfo, Saludecio, San Giovanni in Marignano, Montescudo, Montecolombo, San Clemente, Coriano.
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Die Malatesta-Burg von Verucchio
rechts Die Malatestaburg von Montefiore
DETAILS Die Befestigungen sind das Skelett der Signoria, sie schützten die Siedlungen, dienten der Kontrolle des Gebietes und waren die Basis für militärische Operationen, welche die Hauptexponenten des Hauses, Malatesta il Centenario und Sigismondo Pandolfo, aus Machtinteressen und um der eigenen Berufung zum Kriege zu genügen, unternahmen. Aber die Burgen waren auch Orte des Repräsentierens, es waren Festungs-Paläste, in denen man Persönlichkeiten von Rang beherbergte, sich zur Jagd aufhielt, Feste und Empfänge organisierte. Also mussten die Burgen auch schön und einladend sein, Reichtum und Kunstgeschmack zeigen. Zum Glück sind viele Spuren dieses künstlerischen Erbes bis zu uns erhalten geblieben. Rund um die Burg und innerhalb des Mauergürtels entwickelten sich die ”Borghi“: diese Gesamtheit von Wohnungen, Kirchen, Piazzen, Türmen ist das, was den gegenwärtigen Orten Form gegeben hat, die trotz der Wandlungen durch Jahrhunderte hindurch in der großen Mehrzahl die klare mittelalterliche und Renaissance-Prägung beibehalten haben. Wir legen also hier nun eine Liste der malatestianischen Spuren vor, die einer echten Tour als Grundlage dienen können. Was die Beschreibungen und Informationen angeht, so verweisen wir auf die Anmerkungen zu den verschiedenen Örtlichkeiten. Wir erinnern daran, dass eine Reise zum Kennenlernen der Malatesta nicht auf einen (Kurz) 16
BURGEN UND KASTELLE Besuch dessen verzichten kann, was der Hof des Hauses war: Castel Sismondo in Rimini. Es wurde von Sigismondo Pandolfo erbaut, um die eigene Macht in ihrer Fülle darzustellen. Die Arbeiten begannen 1437 und wurden offiziell 1446 abgeschlossen. Von der Festung überlebte nur ihr zentraler Kern bis heute. Nach Aussagen von Zeitgenossen vermittelte sie in ihrer Ganzheit Gewichtigkeit, große Kraft und Reichtum. Die Strukturen, Inschriften und Wappen bezeugen den Geschmack Sigismondos, der sich denn auch die architektonische Kreation dieses Schlosses selber zuschrieb. Die zahlreichen Säle beherbergen heute Ausstellungen von nationalem Niveau
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BURGEN UND KASTELLE Ort
Große Burgen
Befestigte Orte
Rimini
Castel Sismondo. Der Hof des Hauses, erbaut von Sigismondo 0541 29192
Santarcangelo di Romagna
Malatesta-Burg. Privat, aber zu besichtigen. Dominiert das historische Zentrum - 0541 620832
Die Stadtbezirke. Der ganze obere Teil des Ortes mit den verschiedenen befestigten Toren.
Verucchio
Malatesta-Burg. Bei den Ursprüngen der Malatesta, optimal erhalten - 0541 670552
Historisches Zentrum. Der ganze befestigte Ort.
Burg der Guidi. Privat und zu besichtigen. Eines der best konservierten Kastelle - 0541675180
Ort Montebello. Die mittelalterliche Struktur ist optimal konserviert.
Poggio Berni
Torriana - Montebello
Coriano
San Clemente
Historisches Zentrum.
S. Giovanni in Marignano
Morciano di Romagna
Montefiore Conca
Malatesta-Burg. Die mächtigste Festung, welche die Signoria dominiert - 0541 980035
Historisches Zentrum. Der antike Ort ist von der Mauer umgeben.
Die Burg. Darin sind jetzt Büros der öffentlichen Verwaltung.
Historisches Zentrum. Die urbane Struktur ist noch die der Renaissance. Historisches Zentrum. Eine große Stadtmauer und eine große Burg. Historisches Zentrum . Eines der best konservierten Kastelle der Signoria
Gemmano
Saludecio
Mondaino
Montegridolfo
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Montescudo
Historisches Zentrum.
Montecolombo
Historisches Zentrum.
Befestigungen und Türme
Befestigte Ansiedlungen
Palazzi
Palazzo dell’Arengo Verschiedene Palazzi im historischen Zentrum.
Verschiedene Adels-Palazzi auf dem Land. Befestigter Palazzo Marcosanti. Torriana: Reste des Turms. Die Burg von Torriana, mit schöner Außenstruktur. Turm von Saiano. Spuren der Mauer und Struktur des Kastells. Bastionen und Mauer, noch gut sichtbar.
Die Kastelle Agello und Castelleale.
Spuren der Verteidigungsmauer und befestigtes Tor. Spuren der Abtei San Gregorio.
Mauer des Ortes.
Kastell Onferno.
Die ganze Mauer, die den Ort umgibt.
Kastell Cerreto. Kastell Meleto.
Adelspalazzo an der Hauptstraße.
Die ganze Mauer, die den Ort umgibt.
Adelspalazzo an der Hauptstraße.
Beachtliches befestigtes Tor
Palazzo Viviani
Hingewiesen sei auf den Turm, den Eiskeller und die Reste der Mauer.
Kastell Albereto
Beachtlich sind das Tor und der obere Teil des Ortes.
Kastell San Savino 19
Ethnografisches Museum in Valliano (Montescudo)
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DIE ZEICHEN DER TRADITION Kurzgefasst Um den Reichtum der lokalen traditionellen Kultur aufzunehmen, darf ein Besuch des “Museums der Sitten und Gebräuche der Leute der Romagna“, das sich in Santarcangelo befindet, und des “Ethnografischen Museums“ in Valliano di Montescudo nicht fehlen. Die Mühlen waren einer der fundamentalen “Orte“ der bäuerlichen Welt. Wer eine antike, perfekt funktionierende und restaurierte Mühle von Nahem kennenlernen möchte, kann nach Poggio Berni fahren, wo sich die Moroni-Mühle befindet. Treffpunkte mit der Tradition, die man nicht auslassen sollte, sind die Karfreitagsprozession in Montefiore Conca und die Darbietung der Via Crucis in Montegridolfo. Viele Aspekte der Tradition (Viehmarkt, traditionelle Speisen, Handwerk usw.) finden sich auf den wichtigsten Messen: S. Martino in Santarcangelo (11. November), S. Gregorio in Morciano (12. März), “Fira di quatorg“ in Verucchio (September), S. Michele in Santarcangelo (29. September) und jene der S. Lucia in San Giovanni in Marignano. Was Handwerksarbeiten angeht, so seien die traditionelle Terracotta-Produktion in den Werkstatt-Läden des Conca-Talgebiets (Montescudo, Montefiore) und der Rostdruck auf Tuch genannt, den man in Santarcangelo und Rimini findet. Verschiedene Korbmacher trifft man auf den Volksfesten und Messen der Signoria. 21
Karfreitagsprozession in Montefiore
rechts Rostdruck auf Tuch (Rimini)
DETAILS Die Signoria ist Grenzland, und ihre Traditionen spiegeln natürlich diese Charakteristik wider. Die Romagna “spürt“ man gut im gesamten Territorium, aber bereits im Hügelgebiet lassen sich Ausdrücke und Gebräuche der marchigianischen Zone und des Montefeltro antreffen. Die Reise durch die Volkskultur in den Gebieten der Signoria hat einen Ausgangspunkt, den wir wärmstens empfehlen: das “Museum der Sitten und Gebräuche der Leute der Romagna“, in Santarcangelo. Die 15 Sektionen des Museums plus die unterschiedlichen Archive und Laboratorien dokumentieren präzis und interessant verschiedene Aspekte des Alltagslebens der südlichen Romagna: die Objekte sind nach wissenschaftlichen Kriterien ausgestellt, die deren Schönheit nicht mindern, sondern sogar hervorheben. Ausrüstungen der bäuerlichen Arbeit, die wegen ihrer funktionellen Formgebung, aber auch durch ihre Dekorationen schön sind, bemalte Bauernwagen, bearbeitete Eisen, die die Wagendeichsel hielten und Caveje genannt wurden, aber auch die Objekte des Bauernhauses oder Puppen, die mit ihren Theater Aufführungen über die Piazzen zogen. Eine bedeutende Ausstellung finden wir auch in Montescudo, im Ortsteil Valliano, wo ein ethnografisches Museum verschiedenes lokales Material sammelt, einschließlich des in den Ladenwerkstätten der Zone produzierten Geschirrs. Von den bedeutendsten Events, die sich auf die Volkstradition beziehen, erwähnen wir: Die Karfreitagsprozession in Montefiore Conca • Dieser unbeschädigtste und komplexeste Volksritus der Signoria ist fernen Ursprungs, mancher nennt das Mittelalter, andere das XVII. Jahrhundert; Fakt ist, dass man ihn bereits im XIX. Jahrhundert “sehr antik“ nannte. Er ist nie unterbrochen worden, und das aktuelle Schema sieht immer noch den Abstieg von einem Gipfel oberhalb des Ortes vor, die Ankunft in der Pfarrkirche und die Deponierung der Statue des toten Christus in einer Kirche, die für jenen Abend zum “Grab“ bestimmt wird. Am, von Fackeln erhellten Umzug nehmen viele Persönlichkeiten in Kostüm teil, Brüderschaften mit ihren Kappen und Kapuzen, die Dorfkapelle. Der barfüßige 22
DIE ZEICHEN DERCHE TRADITION STORIA! Cireneus mit Kapuze trägt das Kreuz die ganze Strecke. Die verschiedenen “Figuren“, (Apostel, römische Soldaten, Engel usw.) werden symbolisch mit gesegnetem Osterbrot entlohnt. Die Via Crucis in Montegridolfo • Es handelt sich um eine andere nächtliche Prozession am Karfreitag, deren Tradition vor einigen Jahren wieder aufgegriffen wurde. Der Karneval von Cerreto (Saludecio) Er wird nicht immer veranstaltet, und in jedem Fall findet er im Frühjahr und nicht zu den kanonischen Daten statt. Sehr interessant sind einige seiner archaischen Masken, wie der “mit Blättern bedeckte Mann“ und der “Pagliaccio“, eine 3 – 4 m hohe einzigartige konische Struktur, die mit “Paglia“ (Stroh) bedeckt und bei Festende entzündet wird. Traditionelle Messen • Events Elementen der Volkskultur, sind die großen Messen der Tradition. Die wichtigsten sind die Messe S. Martino in Santarcangelo (11. November) und S. Gregorio in Morciano (12. März), aber auch die “Fira di quatorg“ in Verucchio (September), S. Michele in Santarcangelo (29. September) und S. Lucia in San Giovanni in Marignano. Die Messen korrespondieren den Jahreszeiten-Übergängen, und die großen Märkte (vor allem für Vieh und Landwirtschaftsmaschinen) sind immer noch Treffen für die ganze ländliche Welt. Jede Messe hat ihren reichhaltigen Komplex aus traditionellen Speisen und “Ritualen“. Einen weiteren Aspekt der Tradition finden wir in den Bauernhäusern, die ihre antiken Strukturen beibehalten haben: davon gibt es einige, aber eine besondere Konzentration besteht in der Zone, die von Coriano bis Montescudo, Montecolombo und S. Clemente reicht. Interessant sind jene, die sich zwischen Saludecio, Mondaino und Montegridolfo befinden. Schön sind die Sammlungen von Exvoti und bemalten Tafeln traditionellen Stils in den Wallfahrtskirchen Santuario di Bonora in Montefiore und Beato Amato in Saludecio. Handwerk großen Formats ist auch der sogenannte Rostdruck auf Tuch. Tischtücher, Vorhänge, Decken usw., die mit Holzstempeln dekoriert werden, durch welche Schmuckmotive populärer oder kultivierter Machart dem Stoff aufgepresst werden, was sich zwischen dem XIX. und den ersten Jahren des XX. Jahrhunderts behaupten konnte. Die immer noch aktive Ladenwerkstatt in Santarcangelo bewahrt eine riesige Mangel aus dem XVII. Jahrhundert auf.
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Sangiovese-Reben
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DIE SIGNORIA DER AROMEN Kurzgefasst Die önogastronomischen Produkte der Signoria sind im Kreis “Straße der Weine und der Aromen des Hügelgebiets von Rimini“ organisiert, an dem Ölmühlen, Weinfirmen, Restaurants Kellereien, Landtourismusbetriebe, und Ladenwerkstätten teilhaben. Hauptprodukte: Wein (Sangiovese, Trebbiano, Pagadebit, Cabernet Sauvignon, Rebola und Biancame), Öl, Schafskäse, Honig, Trüffel. In der Signoria gibt es mehr als tausend ha Olivenhaine, und es sind mehr als 20 Hersteller von Extravergine Öl tätig; einige haben die DOP-Auszeichnung “Colline di Romagna“. In den 15 Gemeinden der Signoria (ausgenommen also die der Küste) gibt es mehr als 200 Restaurants, Osterien, Trattorien, Gasthäuser und Landtourismusbetriebe mit Restauration. Die lokale Gastronomie feiert man bei mehr als 50 Volksfesten, die in allen Jahreszeiten und an allen Orten der Signoria stattfinden.
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Das Backen der Piada
DETAILS Die Küche der Signoria ist im Grunde romagnolisch, aber angereichert, was durch die geografische Position und die kulturellen Traditionen vieler “Grenzabschnitte“ gegeben ist, die auf die Tische des Hügelgebietes Aromen und Düfte gelangen lassen, die bereits den Marken, dem Apennin und, allgemeiner, der Durchgangslage zwischen Nord- und Mittelitalien geschuldet sind. Hier endet die padanische Ebene und es beginnt der weite mediterrane Bereich. Der vielleicht bedeutendste Zeuge dessen ist das optimale Öl, das in der ganzen Signoria produziert wird. Mehr als 1000 kultivierte Hektar und verschiedene lokale Olivensorten machen die rimineser Gebiete zur Nummer Eins der ganzen Emilia Romagna. Dann gibts den Wein, dem es – wohl durch seine weit zurückreichende Tradition – in den letzten Jahren gelang, national bedeutende Qualitätsniveaus zu erreichen. Die Signoria ist das Land des Sangiovese und des Trebbiano, aber verschiedene Hersteller haben auch Pagadebit, Cabernet Sauvignon, Rebola und Biancame im Keller. Was Käse angeht, so kann man auf eine beachtliche Schafskäseproduktion zählen. Schon immer gab im Hügelgebiet so manche Herde Milch für eine kleine familiäre Produktion, aber heute ist man, auch dank der Ankunft zahlreicher Hirten und Züchter aus Sardinien auf einem Sorten- und Qualitätsniveau höchsten Ranges angelangt. Verschiedene junge Hersteller können wachsenden Erfolg auf nationaler Ebene verzeichnen. Von den Landprodukten sollen der Honig, um den sich in den Hügeln verschiedene qualifizierte Imker kümmern, und der Trüffel nicht vergessen werden, von dem man seit kurzem weiß, dass er in den Tälern der Signoria viel stärker präsent ist, als man sich vorstellen konnte. Man findet nicht 26
DIE SIGNORIA DER AROMEN nur den sehr kostbaren Tuber magnatum Pico, sondern auch den wertvollen Weißen, den wertvollen Schwarzen, den glatten Schwarzen und den Winterschwarzen, den kleinen Weißen und den “Scorzone“. Um kleine aber bedeutsame Produktionen handelt es sich bei den Kastanien in Montefiore und den Kartoffeln in Montescudo, beides Produkte mit spezifischen Charakteristiken. Unter den Hauptelementen der Küche der Signoria darf die “Piada“ nicht vergessen werden, die überall unter dem eher touristischen als lokalen Diminutivum “Piadina“ bekannt ist. Mit Aufschnitt, Feldkräutern, Squacquerone-Weichkäse, aber auch mit Braten und Gemüsegratins erobert die Piada wirklich jeden. Von den Ersten Gängen sind zweifelsohne zu nennen Passatelli, Cappelletti, Ravioli und Strozzapreti. Wenn man einen Wochenmarkt oder eine traditionelle Messe aufsucht, sollte man sich nach einem Stand mit optimalem Spanferkel umsehen. Nicht vergessen darf man das Meer unweit der Hügel, und immer schon gab es Fisch auf den Tischen der Signoria. Aber hier würde der Text zu weit in die Ferne schweifen, besser man setzt sich zu Tisch.
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In einem Landtourismus
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EIN GASTLICHES LAND Kurzgefasst Für jede Information zu allen Aufenthaltsmöglichkeiten gibt es die WebSites: www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it Im Gebiet der Signoria fehlt es nicht an einladenden Hotels und Pensionen. Beachtlich sowohl hinsichtlich der Qualität wie der Quantität ist das Gastwesen in den Landtourismusbetrieben und in den Bed & Breakfasts, die in den letzten Jahren einen echten Boom erlebt haben. Für Freunde eines Urlaubs unter freiem Himmel gibt es Campingplätze und Camper-Areale. Es soll auch erwähnt werden, dass an der nahen Küste (Rimini, Riccione, Bellaria Igea Marina, Cattolica, Misano Adriatico) mehr als 2.400 Hotels in Betrieb sind.
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Gastlichkeit im Hügelgebiet
DETAILS Im Gebiet der Signoria ist die Gastlichkeit zuhause, und es gibt alle Aufenthaltslösungen. Hotels, Pensionen, Bed & Breakfasts, Landtourismusbetriebe, ausgerüstete Stellplätze für Camper und Campingplätze finden sich in den Orten und verstreut über Land. Ohne zu vergessen, dass die nahe Küste alles und noch mehr zu bieten hat (etwa 2.400 Hotels). In den historischen Ortskernen und antiken Adelspalazzi sind eindrucksvolle und einladende Strukturen der Gastlichkeit eingerichtet worden. Viele Landtourismusbetriebe bieten die Möglichkeit, sich in einem Ambiente und einem Stil gemäß aufzuhalten, die immer noch fest mit dem Land und dem bäuerlichen Leben verbunden sind. Die Formel Bed & Breakfast findet sich hier nun schon seit Jahren sowohl in den Städten wie in den Dörfern. Besondere Lösungen zum Aufenthalt im Gebiet der Signoria werden von den zwei Anlagen angeboten, wo man Golf spielt: dem Rimini Golf Club bei Villa Verucchio und dem Riviera Golf Resort bei San Giovanni in Marignano.
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EIN GASTLICHES LAND
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Mit dem Mountainbike im Marecchia-Talgebiet
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SPORT UND AKTIVITÄTEN Kurzgefasst Der Fahrradtourismus zählt auf eine gut organisierte Struktur von “Bike Hotels“, die tausende Radfahrer zufrieden stellen können. Eigens angefertigte Karten und Führer beschreiben Touren unterschiedlicher Schwierigkeit für insgesamt mehrere hundert Kilometer. Es gibt verschiedene Mountainbike-Touren. Golf spielen kann man auf zwei 18-LochPlätzen. Es gibt ein Netz von Pfaden fürs Trekking auf den höchsten Hügeln. Für den Pferdefreund gibt es Reitställe, die sowohl Reitschule wie Exkursionen und echten Reit-Tourismus anbieten.
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Aktivitäten im Hügelgebiet
DETAILS Der meistpraktizierte Sport in der Signoria ist zweifelsohne der Radtourismus. Die Streckenführungen in Richtung der malatestianischen Hügel und des angrenzenden Montefeltro verlaufen über hunderte von Kilometern über größtenteils Nebenstraßen, die nicht vom Großverkehr beeinträchtigt sind. Um den Radtourismus zu erleichtern, hat man verschiedene Karten und Führer erstellt. Zahlreiche Hotels der Küste und des Binnenlands sind für die Assistenz von Radfahrergruppen ausgerüstet. Auch für Mountainbikes gibt es viele Strecken, die über Sträßchen und Pfade inmitten überwältigender Landschaften führen. Ein weiterer Sport, der in der Signoria auf Anlagen von hoher Qualität zählen kann, ist Golf. Es gibt zwei 18-Loch-Plätze: einen im Marecchia-Talgebiet, bei Villa Verucchio, und einen im Conca-Talgebiet, bei San Giovanni in Marignano. Beide bieten die Möglichkeit zum Aufenthalt in den Club Houses, Kurse und all die besten Serviceleistungen, die diese eindrucksvollen Sportanlagen charakterisieren. Die Hügel und die Wasserläufe im Gebiet der Signoria eignen sich optimal für Reitexkursionen. Vor allem auf dem zwischen den höchsten Hügeln verborgenen Land kann man dutzende von Kilometern auf Pfaden, Erdstraßen oder sonstigen Streckenführungen reiten, die für Pferde geeignet sind. Es gibt auch verschiedene Zentren mit Reitschule auf hohem Niveau. 34
SPORT UND AKTIVITÄTEN Für Wanderfreunde gibt es ein schönes Netz von Pfaden, die über die höchsten Hügel führen. Es sind vom CAI gekennzeichnete Wege beachtlichen naturalistischen und landschaftlichen Werts, die die ganze Zone von Torriana-Montebello und den gesamten Bereich vom Naturschutzgebiet Onferno (mit seinen Grotten) bis Montefiore und weiter Richtung Saludecio und Mondaino überziehen. In diesen Territorien kann man echtes Trekking von mittlerer und längerer Dauer organisieren.
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Ausblick von einem Gebirgsvorsprung des Marecchia-Talgebiets
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DAS TALGEBIET DES MARECCHIA Oben im Apennin, von zwei nicht weit entfernt liegenden Höhen, sprudelt das erste Wasser zweier Flüsse herab, die für die Geschichte und Kultur des antiken Italiens eine große Wichtigkeit gehabt haben. Einer ist der Tiber, der vom Monte Fumaiolo seinen Weg zum Tyrrhenischen Meer hin nimmt und zum Fluss Roms wird, der andere ist der Marecchia, der vom Monte Zucca zur Adria hinabfließt, wo sich Rimini erhebt, eine der wichtigsten Städte der römischen Zeit. Auf dieser Reise quert der Marecchia drei Regionalgrenzen, die der Toskana, der Marken und der Romagna und, wenn man genau sein möchte, benetzt er auch eine Staatsgrenze, indem er unterhalb der Republik San Marino vorbeikommt. Verschiedene Gegenden formen also das Talgebiet, Gegenden mit unterschiedlicher Geschichte und Kultur, die jedoch einen Modus gefunden haben, sich in der Schönheit eines Territoriums wiederzuerkennen, das die historische und auch stilistische Konfrontation zwischen der Signoria der Malatesta, die im unteren Teil des Talgebietes präsent war, und jener der Montefeltro, die in den oberen Teilen präsent war, sah. Das Ergebnis: Dutzende kostbarer Militäranlagen, die den Flusslauf aus der Höhe mächtiger Felsvorsprünge kontrollieren, immer noch. 37
Das Talgebiet des Marecchia
DETAILS Im Marecchia-Tal umfasst die Signoria der Malatesta vier Gemeinden: Santarcangelo, Verucchio, Torriana und Poggio Berni: alle vier, zusammen mit Montebello, bildeten mit ihren Festungen eine fundamentale Verteidigungskette zum Schutz der Stadt Rimini, aber auch für die Herrschaft über produktive und fruchtbare Lande. Die Kastelle und Türme des MarecchiaTals (Verucchio, Torriana, Montebello, Saiano, aber auch S. Marino, S. Leo) haben sehr hervorstechende Charakteristiken: sie erheben sich auf rauen Felsvorsprüngen, die ihre Umgebungen klar überragen und Richtung Meer, wie Richtung der Berge, vollständige Sicht besitzen. Es sind beeindruckende Kalkstein-Brocken, mächtige Natur-Bollwerke, ideal zum Bau unbezwingbarer Festungen, die sich perfekt diesen strategischen Gipfeln anpassten und sogar Teile der Felsen einbauten. Festungen, die raue Schlachten aber auch gärungsreiches Gesellschaftsleben gesehen haben, durch das wichtige Städte und Dörfer entstanden sind. Hier also hat die Signoria der Malatesta ihren ersten und fundamentalen Machtkern, wie er durch die zahlreichen Burgen, die immer noch in rimineser Landen aufragen, anschaulich ist; aber in diesem Talgebiet, bei Verucchio, gibt’s auch ein weiteres, großartiges historisches Zeugnis: es bezeugt ein antikes Volk, das vor mehreren tausend Jahren diese schöne Gegend bewohnt und Fundstücke von seltener Raffiniertheit hinterlassen hat, was in einem Museum bewundert werden kann, das dem ganzen Marecchia-Tal zum Ruhme gereichen dürfte. Der Marecchia-Fluss entspringt in 1236 m Höhe auf dem Monte Zucca, am toskanischen Hang jenes Gebirgskomplexes mit dem Traumnamen “Alpe della Luna (Mondalpe)“. Ab hier formt 38
DAS TALGEBIET DES MARECCHIA der Wasserlauf ein territorial komplex gegliedertes Tal, das an Geschichte und Monumenten so reich ist, wie wenige in Italien. Beginnend in der Toskana, in der Provinz Arezzo, durchquert er die edle, von San Leo dominierte Region des Montefeltro; er benetzt die Grenzen der antiken Republik S. Marino und gelangt dann, genau bei Rimini, ans Meer, wobei er den nördlichen Abschnitt der malatestianischen Signoria markiert, der heute mit dem romagnolischen Teil zusammenfällt. Drei Regionen also, mit drei Territorien und Kulturen, die zwar nicht entfernt voneinander, aber dennoch unterschiedlich sind. Aus diesen Landen stammt die Ursprungssippe der Malatesta; ob es sich nun um Pennabilli oder Verucchio handelt (die dies für sich beanspruchen), sicher ist, dass die ersten Schritte zur Selbstbehauptung dieses Hauses von hier ausgingen. Ein Tal also, dass unter allen Gesichtspunkten wichtig ist: die zur Gänze hindurchführende Straße, die antike Via Maior, verbindet Rimini, d.h. die Adria-Seite, mit der tyrrhenischen Seite; die Kastelle sind seltene Beispiele glanzvoller Militärarchitektur; die Umwelt ist auch heute noch integer und äußerst interessant.
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Die Tuffsteingrotten
Rimini> 10 km • 15 min
Bellaria> 11 km • 15 min
Misano> 26 km • 35 min
Riccione> 22 km • 30 min
Cattolica> 30 km • 40 min
HÖHE Ü. D. M. 44
40
M
SANTARCANGELO DI ROMAGNA Das schöne und wichtige Städtchen Santarcangelo hat eine besondere Physiognomie und eine starke Bindung an die eigene Vergangenheit und die egenen Traditionen zu bewahren gewusst. Die ganze Altstadt lebt, sie besteht aus gut gepflegten Häusern und Palazzi, optimalen Restaurants und Osterien, Gassen und Stufenreihen, die zu stets belebten Plätzchen führen. In dieser Atmosphäre einer mittelalterlichen Ortschaft will man mit Augenmerk aufs Erscheinungsbild und richtigen Rhythmen leben: Gäste verspüren sofort eine starke “städtische“ und romagnolische Identität.
Santarcangelo
Poggio Berni
Bellaria Igea Marina
Rimini
Torriana Montebello
Verucchio
S.Marino
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GanganelliTorbogen
WISSENSWERTES Der Ort entwickelt sich in römischer Zeit. Die erste Siedlung mag nach dem nahen Rimini um 268 v. C. entstanden sein. Sein Land fiel unter die Zenturisierung des rimineser Gebietes. Der Bau der heute die Stadt durchquerenden Via Emilia förderte schon damals Handel und Bevölkerungszunahme. Das antike Herz des Ortes schmiegt sich an den sanften Hügel “Colle Giove“; man erkennt noch gut die Anlage des befestigten mittelalterlichen Ortes. Unauslöschlich markiert diese Zeit die oberen Altstadtviertel, gekrönt von einer soliden Burg, dem strategischen Bollwerk über der Ebene. Bereits im XII. Jh. gab es Befestigungen um die Siedlung herum. Die den Ort schon im XIII. Jh. regierenden Malatesta, gestalteten das Kastell noch größer und reicher. Seine zwischen Mittelalter und Renaissance erworbene wichtige Rolle wurde später noch gefestigt; die Entwicklung im XVIII. und XIX. Jh. hat die beneidenswerte urbanistische Harmonie des Ursprungsortes nicht beeinträchtigt. Noble und populäre Teile stehen perfekt zusammen, und jetzt ist es nicht nur eines der größten sondern auch suggestivsten historischen Zentren des rimineser Gebietes. Man beachte also die urbane Struktur, wo verschiedene Adelspalazzi und gut erhaltene Bürgerhäuser einen guten Eindruck machen. 1828 wurde Santarcangelo durch Papst Leo XII mit dem Titel “Stadt“ geschmückt. 1984 wurde Santarcangelo der Titel “Stadt der Kunst“ verliehen
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SANTARCANGELO DI ROMAGNA
ZU SEHEN
Malatesta-Burg XIV. Jh. via Rocca Malatestiana Öffnung nach Voranmeldung 081 5751828
Diese befestigte Residenz gehört der Adelsfamilie Colonna. Ihr heutiges Aussehen hat sie 1447 während der “Signoria“ Sigismondo Pandolfos angenommen. Der Hauptturm (1386) war erheblich verkürzt worden, und an die Ecken des Hauptgebäudes setzte man drei mehreckige starke Festungstürme. So verstärkte man die Burg gegen die historisch neuen Artillerieattacken.
Kapuziner-Kloster sec. XVII-XIX XVII.-XIX. Jh. via Cappuccini
Es befindet sich in der Nähe der Burg in optimaler Position mit herrlichem Panorama.
“Campanone“Turm XIX. Jh.
Er befindet sich im Zentrum der oberen Contraden (Viertel). Auch wenn am Ende des XIX. Jhs. erbaut, ist dieser 25 m-Turm das Herz der Contraden Santarcangelos und eines seiner Symbole.
Piazza delle Monache und Piazzetta Galassi
Unter den schönsten Plätzchen der Altstadt, an denen architektonisch wertvolle Bauten stehen. Mitten auf der Piazza delle Monache ein seltener mittelalterlicher Brunnen.
Porta Cervese XIV.-XV. Jh. via Porta Cervese
Eines von mehreren mittelalterlichen Stadttoren.
Tuffstein-Grotten VI.-XV. Jh. via C. Ruggeri Besichtigung nach Vorbestellung
Santarcangelos Altstadt erhebt sich über einem schönen mysteriösen Netz von Grotten, in die architektonisch wertvolle Räume hineingearbeitet sind. Der ganze Monte Giove ist von mehr als hundert Stollen durchzogen. Zweck und Bestimmung dieser künstlichen Höhlen wird noch diskutiert: sind es Keller und Depots oder gar kultische Orte. Einige dieser Grotten von unfehlbarem Faszinosum kann man besichtigen.
Kollegiats-Kirche XVIII. Jh. Piazza Balacchi
Die Hauptkirche der Stadt. 1758 vom Architekten Buonamici fertig gestellt, bewahrt sie heute wichtige Kunstwerke auf. Hier befinden sich: • Flügelaltar von Jacobello da Bonomo, 1385 • Kruzifix der Rimineser Schule, XIV. Jh. • S. Giuseppe, Jesuskind und S. Eligio von Guido Cagnacci, 1635 • S. Ignazio di Lojola in Ekstase
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ZU SEHEN Antike F채rberei Marchi
Ein Blick auf die Malatesta-Burg
Die Contraden (Stadtviertel)
Die Caveje (Deichsel-Halteeisen) im ethnografischen Museum
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SANTARCANGELO DI ROMAGNA
ZU SEHEN
GanganelliTorbogen XVIII. Jh. Piazza Ganganelli
Großer, 1777 für den aus Santarcangelo stammenden Papst Clemente XIV (1705 – 1774) errichteter Triumphbogen.
Pfarrkirche S. Michele Arcangelo VI.-VII. Jh. via Celletta Dell’Olio
Ein romanisches Gebäude von optimalem Bau in der Nähe des Zentrums. Innen einige kostbare Funde.
MET Museum der Sitten und Gebräuche der Leute der Romagna via Montevecchi 41 0541 624703
Eines der nationalen Hauptmuseen für Volkskunde. Modern und sorgfältig organisiert, gibt es Funde und Dokumente von beachtlichem Wert (das Feld, Getreidezyklus, Mühle, Hanfzyklus, Stoffdruck, Bekleidung, Schmied, die Handwerke des Orts, Weinzyklus, Bauernhaus, Transport, Geigenbau, Figurentheater usw.). Hier lernt man die Identität dieses Romagnateils besser kennen. Interessant auch die Außenbereiche: u. a. der “Garten der Volkstraditionen“.
MUSAS Historisch archäologisches Museum
Das historische Museum der Stadt, das Zeugnisse sammeln soll, die wegen ihrer Herkunft und Zugehörigkeit zur Stadtgeschichte einzigartig und kostbar sind, wird im Frühjahr 2005 eröffnet. Im Rahmen der restaurierten Räume des Palazzo Cenci, im historischen Zentrum Santarcangelos, ist MUSAS projektiert worden, um den historischen, künstlerischen und kulturellen Zeugnissen der Stadt und ihres Territoriums ihren angemessenen Wert zuzuerkennen.
Antike Färberei Marchi via Cesare Battisti 15 0541 626018
Eine Ladenwerkstatt, wo der Stoff noch mit der Rostdrucktechnik bedruckt wird, einem antiken und kunstvollen Verfahren. Außergewöhnlich ist der “Mangano“, eine Presse (Mangel) des XVII. Jhs., das seltene – wenn nicht einzige – Exemplar eines solchen, noch perfekt funktionierenden Werkzeugs.
Sferisterio
Der Platz, wo man heute Trommelball spielt; einstmals spielte man hier Armholz-Ball.
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Aufführung beim Festival “Santarcangelo dei Teatri“
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NICHT VERSÄUMEN
International Theatre Festival Santarcangelo dei Teatri - Juli Eines der wichtigsten Theaterfestivals Italiens; seit dem ersten Mal, 1971, ist es ein Schaukasten und Labor internationaler Avantgarde- und Straßentheatererfahrung.
Messe S. Michele Weekend des 29. September Die andere große Messe Santarcangelos; von einer “Jäger“-Messe (auch “Messe der Lockvögel“ genannt) heute zu einer Messe für Natur, Grün und Tiere geworden. Zahlreiche Möglichkeiten zum Verkosten der robusten lokalen Küche.
Messe S. Martino Weekend des 11. November Eine der reichhaltigsten Messen der Romagna, berühmt schon im XIV. Jh.; mit großem Markt, Lunapark und vielen kulturellen Initiativen. Aus Tradition isst man die “Guten Wunsch“Kastanien, trinkt jungen Wein (Cagnina). Die Bauernwelt ist präsent. Wichtig ist die Gastronomie (das Haus des Herbstes).
Kleiner Antiquitätenmarkt Jeden ersten Sonntag des Monats Piazza Ganganelli Ein hoch geschätzter Termin mit zahlreichen Ständen, deren Antiquitäten häufig lokalen Ursprungs sind.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Touristeninformationsbüro IAT 0541 624270 Proloco 0541 621510 www.comune.santarcangelo.rn.it www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 47
HERBSTMESSEN In Santarcangelo sind zwei antike Messen bis in unsere Tage gelangt, welche die Herbstsaison eröffneten. Die erste, San Michele, die Ende September stattfindet, hatte traditionsgemäß eine direkte Verbindung mit der Jagd. Man verkaufte lebendige Lockvögel für verschiedene Jagdarten. Die ziemlich einzigartige Welt dieser “Lockvögel“ und ihrer Züchter reichte (und reicht teilweise auch heute noch) von Zwangstechniken bis hin zu einem in mancher Hinsicht affektiven Verhältnis mit den Tieren, die beim “Singen“ wirklich ihr Bestes geben müssen. Es ist einzigartig und interessant, beim Morgengrauen des Messetages eine ganze Reihe von Persönlichkeiten zu sehen, die mit größeren und kleinsten Käfigen “ein Turnier“ austragen; es handelt sich um einen echten “Sängerwettstreit“, bei dem es sogar eine Jury gibt, die dem brillantesten Lockvogel den Sieg zuspricht. Die andere Messe, San Martino, findet während einer ganzen Woche um den 11. November herum statt, dem Tag, der dem Heiligen geweiht, aber auch im romagnolischen und italienischen Volkskalender von größter Wichtigkeit ist. Es war der Tag, an dem man die Bauernverträge erneuerte (konnte der Halbpächter auf dem Land bleiben oder nicht?), der Tag, an dem man den jungen Wein probierte und Kastanien aß, aber vor allem der Tag, an dem der Winterzyklus begann, ein “schwieriger“ und wegen vieler Aspekte mysteriöser Zyklus, gezeichnet von vielen Festlichkeiten, die auf antike Rituale zurückgehen. Die S. Martino-Messe wird in der ganzen Romagna auch “Messe der Hahnreie“ oder “Messe der Gehörnten“ genannt: was der Ursprung dieser Verbindung zwischen dem Martinstag, den “Hörnern“ und den Opfern des Ehebruchs ist, bleibt trotz vieler Hypothesen der Folkloreforscher bisher unklar. Mancher meint, hier Spuren dämonischer Präsenzen zu sehen, die am Eröffnungstag des Winters in irgendeiner Weise dargestellt und exorziert werden mussten: so wird der Tag zu einer Vorwegnahme des Karnevals, mit den “Hahnrei-Wettrennen“, den Besäufnissen, den burlesken Liedern und den vielen sexuellen Bezügen. Das sexuelle und das dämonische Element überlagern sich, und die “Gehörnten“ wären eine Synthese dessen. Auch heute noch hängt man unter den Bogen des Eingangstors zur Stadt, einem beeindruckenden Torbogen aus dem XVIII. Jahrhundert, zwei große Ochsenhörner, die nach der Legende jedes Mal, wenn ein “Gehörnter“ darunter hindurch kommt, oszillieren. Nun ja, man glaubt´s oder nicht – der Durchgang unterm Bogen ist fast immer leer.
REISENOTIZEN
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Malatesta-Burg
Rimini> 14 km • 20 min
Bellaria> 22 km • 30 min
Misano> 30 km • 40 min
Riccione> 26 km • 35 min
Cattolica> 34 km • 45 min
HÖHE Ü. D. M. 330
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M
VERUCCHIO
Wer aus der Ebene heraus das Marecchia-Tal bergan fährt, sieht wenig weit vom Meer kräftige Felszacken, die den Flusslauf überragen. Auf dem ersten erhebt sich in so privilegierter und spektakulärer Position, dass der Blick hier über die ganze romagnolische Küste und die ersten Berge des Apennins hinwegreicht, Verucchio. Hoch über allem liegt die starke Burg, welche die von den Malatesta als Ursprungsort der Familie gewählte Ortschaft dominiert. Eine malatestianische Hauptstadt also, aber sie kann sich der Jahrtausende älteren Geschichte einer Bevölkerung rühmen, von derem raffinierten Geschmack heute das Museum berichtet, wo man Fundstücke von außerordentlicher Schönheit, einzig in Italien, bewundern kann.
Santarcangelo
Poggio Berni
Bellaria Igea Marina
Rimini
Torriana Verucchio Montebello
S.Marino
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“Passerello”Tor
WISSENSWERTES Zwischen dem 9. und 7. Jh. v. C. lebte bei Verucchio ein hoch entwickeltes, wahrscheinlich etruskisches Volk, das unglaublich raffinierte Kunst- und Kulturzeugnisse hinterlassen hat. Es handelt sich um die sogenannte Villanovianische Kultur (richtiger hieße es: Verucchiese-Villanovianisch), die sich nach zahlreichen Grabungen durch sehr seltene Gewebe, Holz-, Bronze- und Keramikobjekte, kostbaren Gold- und Bernsteinschmuck, Waffen und Instrumente des täglichen Lebens erkennen lässt. Einmalig ist der renovierte Holzthron mit seinen Intarsien. Alle Funde werden im Archäologischen Museum in einem alten Kloster gesammelt: die Qualität der Objekte und ihre Unterbringung machen es zu einem Museum von internationalem Niveau. Andere Glanzstücke kennzeichnen Verucchio zu malatestianischer Zeit, zwischen Mittelalter und Renaissance. Traditionsgemäß wird Verucchio “die Wiege der Malatesta“ genannt, was die privilegierte Bindung dieses Hauses zu diesem Kastell demonstriert. Ungefähr dreihundert Jahre regierten die Malatesta die Stadt, potenzierten die Verteidigungsanlagen und bereicherten den Ort mit zivilen und religiösen Werken. Die Altstadt ist immer noch mittelalterlich geprägt, und die – auch jüngeren – Monumente sind Zeichen eines historischen Reichtums, der heute der touristischen Entwicklung als Basis dient.
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VERUCCHIO
Malatesta-Burg vom XII. bis XVI. Jh. via Rocca, 42 0541 670222
Burg und “Passerello“-Tor
ZU SEHEN Eine der größten und besterhaltenen malatestianischen Befestigungen, bei der unterschiedliche Architekturteile sich überlagern und zusammenspielen, die vom XII. bis XVI. Jh. reichen. Sie wird wegen ihrer Lage auf der Spitze eines Felsens auch “Felsenburg“ genannt und dominiert das ganze umliegende Gebiet. Seit Ende des 12. Jhs. gehört sie den Malatesta; hier wurde der “Mastin Vecchio“ geboren, ein Gründungsvater der Sippe, wie in Dantes Göttlicher Komödie erwähnt (er übersiedelte nach Rimini und festigte die Herrschaft über die Stadt). Ab 1295 entwickelte sich die Signoria Malatestiana in Rimini, aber Verucchio blieb strategisch und kulturell wichtig. Neben dem Turm (XIII. Jh.) liegen Teile, die der wichtigste Malatesta, Sigismondo Pandolfo, 1449 bauen ließ. Innen: der Sala Grande, mehrere Räume für Ausstellungen usw., der Mastio (Burgfried) mit der Panoramaterrasse, die Verließe.
Es gab noch eine weitere Malatesta-Burg: die Rocca del Passerello, deren Mauern auf dem Felsen vor der noch bestehenden Befestigung aufragen. Auf ihren Trümmern erbaute man im 17. Jh. das Mönchskloster S. Chiara. Die Anlage wird derzeit restauriert und umgenutzt. Neben der Burg ist mit Originalmaterial das 1964 teilweise niedergebrochene antike Eingangstor rekonstruiert worden. Von hier begibt man sich längs der befestigten Mauer von S. Giorgio auf den Weg durch den mittelalterlichen Ort.
Mauer des Burggrabens
Ab der Kirche S. Agostino kann man die Mauern der Stadt entlang laufen. Sie sind so restauriert worden, dass man eine präzise Vorstellung der Verteidigungsbauten aus malatestianischer Zeit bekommt. Beachtlich die Panoramen und die verschiedenen Bauwerke.
Piazza Malatesta
Der Hauptplatz des Ortes, an dem das Rathaus und weitere Gebäude vom Ende des XVIII. und XIX. Jhs. stehen.
Antiker malatestianischer Brunnen
Hier sprudelt eine Quelle, die Verucchio für Jahrhunderte mit Wasser versorgt hat. Kürzliche Erkundungen haben zwei Bogendeckenzisternen und einen Brunnen aus dem XV. Jh. zutage gefördert. 53
ZU SEHEN
Arch채ologisches Stadtmuseum
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VERUCCHIO
ZU SEHEN
Archäologisches Stadtmuseum via S.Agostino, 14 0541 670222
Es befindet sich im Augustinerkloster, dessen Gründung ins XIV. Jh. zurückreicht; eine Sammlung von internationalem Niveau, eine Perle der größten Kultur- und Kunstüberraschungen des rimineser Binnenlandes. Nicht nur die Seltenheit, auch die ästhetische Raffinesse der Funde (die aus hunderten villanovianisch-etruskischen Gräbern aus dem IX. – VII. Jh. v. Chr. stammen) macht es zu einem Museum, das man wirklich nicht auslassen sollte. Die den latialen und toskanischen ebenbürtigen verucchieser Gräber haben in Stil und Zustand einzigartige Objekte freigegeben. Man denke an die Holzobjekte oder die Stoffe und Behälter aus Pflanzenfasern. Unter allem ragt der Holzthron mit seinen menschlichen Figuren hervor. Auch die räumliche Umgebung, das Augustiner-Kloster, bildet durch seine Architektur (darunter die Kirche S. Agostino) einen äußerst würdigen Rahmen.
Kollegiatskirche piazza Battaglini
Eine der Kathedralen des Marecchia-Tals, 1883 von Tondini, einem tüchtigen verucchieser Architekten realisiert. Wertvoll sind die aufbewahrten Werke: • Holzkruzifix, XIV. Jh.; unbekannter Künstler der rimineser Schule des “Trecento“. • Holzkruzifix, XV. Jh.; venezianisch, auf geformtem Holz, von Nicolò di Pietro, 1404 • Gemälde des Centino (Francesco Nagli), um die Mitte des XVII. Jhs.; S. Martino, der seinen Mantel einem Armen schenkt.
Franziskanerkloster XIII. Jh. via Convento (Villa Verucchio)
Das Kloster befindet sich unter im Tal, in Villa Verucchio. In der Kirche Santa Croce gibt es ein Meisterwerk der rimineser Schule des “Trecento“ mit der Kreuzigung; draußen ein echtes Baum-Monument. Der 23 m hohen Zypresse werden 700 Jahre zugesprochen, nach der Legende geht sie auf San Francesco zurück. Man denkt, das Kloster sei das älteste franziskanische Gebäude der Romagna; nach der Tradition wurde es 1215 gegründet.
Romanische “Pieve“ (Pfarrei) X. Jh. via Pieve
Zu Füßen des Felsvorsprungs, auf dem die Altstadt fußt, und man erreicht sie über die Straße hinunter nach Villa Verucchio. Sie ist ein romanisches Bauwerk und stammt aus etwa 990.
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Der Golfplatz
Fahrradstrecken
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NICHT VERSÄUMEN der Malatesta August Feste Die Feste der Malatesta verwandeln während vieler Augusttage die Altstadt in einen Ort, der eintaucht in eine antike Atmosphäre, mit Aufführungen, Ritterturnieren, Paraden, großen Banketten und höfischen wie volkstümlichen Essen. Ein Event, das viel Publikum anzieht und das Vergnügen mit historischer Rekonstruktion vereint. Fresca Aulentissima Mai Rosa Bauliche Inszenierungen, Ausstellungen, Konvente, Wettbewerbe, Märkte und Kurse, die der Rose gewidmet sind. Die Piazzen und die suggestivsten Winkel der Altstadt werden durch eine Blumenpracht gefeiert. Festival Juli Verucchio Ein qualitätshaltiger Termin
für EthnoMusik und neue Tendenzen. Jedes Jahr eine Auswahl von besonders bedeutenden Künstlern und Gruppen des internationalen Panoramas. “di Quattorg“ September Messe Eine antike Messe, eine gute Gelegenheit zum Kauf lokaler Produkte und zum Genuss der traditionellen Küche. de Bagoin“ (Messe des Schweins) “Fira Januar Dieser Name ist Programm; großes Augenmerk aufs meist geschätzte Tier der hiesigen Küche. Bei Verucchio gibt es einen sehr guten 18 LochGolfplatz mit 7 Executive-Löchern. Der Rimini Golf Club ist ganzjährig geöffnet, hat ein schönes Clubhouse, ein Übungsfeld für Anfänger. Alles befindet sich auf dem Land des eindrucksvollen Gutes “Amalia“. Hochachtung genießt die Wein- und Ölproduktion (verschiedene lokale Kellereien stellen optimalen Sangiovese superiore, Trebbiano und Albana her).
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Touristeninformationsbüro IAT tel. 0541 670222 www.verucchio.net www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 57
RAFFINESSE UND KULTUR Den Forschern gilt es schon als gesichert, was im Gebiet von Verucchio vor mehreren Tausend Jahren geschah: hier lebte zwischen dem IX. und VII. Jahrhundert v. Chr. eine blühende Gemeinschaft dessen, was als “Villanovakultur“ definiert worden ist. Hunderte Gräber, die man in der Umgebung von Verucchio gefunden hat, haben nicht nur Gegenstände freigegeben, die wegen ihres archäologischen Wertes einzigartig sind, sondern eine ganze ästhetische und symbolische, materielle und spirituelle Welt, eine so reiche, komplexe und raffinierte Welt, das einige Experten von einer echten “Verucchiokultur“ sprechen. Bereits 1613 wird in einer Chronik erwähnt, das bei Grabungsarbeiten für die Fundamente eines Klosters “gewisse große Töpfe“ gefunden wurden, “voll mit Asche, wie wenn es nach heidnischem Brauch verbrannte menschliche Körper wären“. Ab da folgte ein Fund dem andern, mit dutzenden geöffneten Gräbern bei zufälligen oder systematischen Ausgrabungen, Funde, die 1972 in der Entdeckung von gut 126 Gräbern gipfelten (wobei zwei davon außergewöhnliche Fürstenbestattungen waren), die aber auch danach noch weitergingen, sogar mit der Entdeckung von Bauten, Hütten und Brennöfen. Aber was ist so besonders an diesen Funden? Was ist so außergewöhnlich? Vieles, aber vor allem die Tatsache, dass es sich, obwohl aus Gräbern stammend, um absolut lebendige Objekte handelt, die immer noch einen kräftigen Lebenshauch vermitteln, der ihrer mysteriösen und puren Schönheit geschuldet ist. Man fragt sich: stehen wir vor einem antiken Stamm von Bauern und Kriegern oder vor der Arbeit eines neuen zeitgenössischen “Stamms“ von Künstlern, Designern, Goldschmieden, die alle eine einzige kohärente Sprache sprechen? Versuchen Sie den exquisiten Geschmack der Keramiken nachzuempfinden, die sehr reine Erlesenheit des Bernstein-, Gold- und Knochenschmucks, die umwerfende Modernität der Stoffe und der Fibeln, die tribalistische Pracht eines ganzen IntarsienHolzthrons. Schauen Sie sich achtsam die kleinen Bronzeskulpturen an, ein Tischchen aus Holz, der einem Buch über künftige Ausstattungsprojekte entnommen scheint, die Schilde, die Schwerter und Helme, aber vergessen Sie auch nicht die “ärmlicheren“, und gerade deshalb selteneren und bewegenden Dinge, wie die Überreste eines Korbes aus Pflanzenfasern, den unglaublichen Griff eines Fächers. Was waren das für Menschen, die all das produzierten? Wie Sie verstanden haben werden, bewahrt das Museum von Verucchio nicht nur “Sachen“ auf, sondern hat wirklich etwas zu erzählen.
REISENOTIZEN
Fundst체cke des Arch채ologischen Stadtmuseums
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Palazzo Marcosanti
Rimini> 16 km • 20 min
Bellaria> 17 km • 25 min
Misano> 32 km • 40 min
Riccione> 28 km • 35 min
Cattolica> 36 km • 40 min
HÖHE Ü. D. M. 153
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POGGIO BERNI Das Gebiet von Poggio Berni, teilweise auf drei kleinen Erhöhungen, die den Rücken von Santarcangelo fortsetzen, kennzeichnen große historische Gebäude, die hinsichtlich Schönheit und Schicksal etwas Besonderes sind, wie auch sehr interessante “volkstümliche“ Bauten, reich an Bezügen zur traditionellen Kultur dieser Orte. Die ersten: noble “Palazzi“ und Villen mit weit zurück reichenden Ursprüngen und den mächtigsten lokalen Familien und Häusern zugehörig; die andern: Mühlen für ein weites Landwirtschaftsgebiet, das sich auch heute noch um den Hauptort herum erstreckt. Die Konzentration von Palazzi und Mühlen ist einzigartig, aber wenn man es bedenkt, sind dies doch zwei Seiten derselben Medaille, beide bezeugen den Reichtum dieses schon immer fruchtbaren und volksreichen Landes.
Santarcangelo
Poggio Berni
Bellaria Igea Marina
Rimini
Torriana Montebello
Verucchio
S.Marino
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Palazzo Astolfi
WISSENSWERTES So geschützt durch die mächtigen Burgen von Santarcangelo, Torriana und Verucchio, hat dieser Abschnitt der Signoria der Malatesta vielleicht keiner großen Festungsanlagen bedurft; begehrt jedoch war er wegen seiner Fruchtbarkeit und Schönheit der Landschaft, die sich zwischen Flüssen und Hügeln weitet. So entstanden kleine Kastelle, befestigte Palazzi und prächtige Villen, die zwar vorwiegend Residenzfunktion hatten, dennoch aber den adligen Herren Schutz und Kontrolle des Gebietes garantieren mussten. Die Malatesta sind hier natürlich sehr präsent - ihr Einfluss ist seit 1197 bezeugt - hier fanden sie in mancherlei Hinsicht die Basis ihres nicht nur politischen sondern auch wirtschaftlichen Sieges über das rimineser Territorium dank der produktiven landwirtschaftlichen Ansiedlungen. Durch eine Reihe von Verwandtschaftsüberkreuzungen und Konzessionen gingen die Palazzi von Poggio Berni durch die Hände der großen italienischen Familien: während und nach der Malatestazeit besaßen sie die Montefeltro, die Della Rovere, die Medici-Lorena, die Gonzaga, die Doria.
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POGGIO BERNI
ZU SEHEN
Palazzo Marcosanti Ende XIII. Jh. via Ripa Bianca 441 Öffnung nach Voranmeldung
Die antike “Tomba“ (womit nicht “Grab“ sondern eine befestige Residenz auf dem Land gemeint ist). Der historische Hauptverwaltungssitz dieses Territoriums. Auch die erlittenen Umwandlungen (heute ein Ort gehobener Gastlichkeit) lassen dennoch viel Beachtliches erkennen: die Architektur ist immer noch beachtlich, und es ist die wohl best konservierte kleine Festung der Signoria. Optimal die Lage zwischen Uso und Marecchia. Schönes Mauerwerk außen und innen, zwei Spitzbogen-Portale (XIV. Jh.). Der aktuelle Name stammt von Käufern im XIX. Jahrhundert.
Palazzo Tosi erste Hälfte des XIV. Jhs.
Ein weiteres seltenes Beispiel eines befestigten Adelssitzes, ehemals der Malatesta. Die verschiedenen Umbauten haben den Komplex, der jedoch mit seinen soliden Mauern und typischen Öffnungen seine ursprüngliche Verteidigungsfunktion klar erkennen lässt, schrittweise verändert. Eingriffe des XIX. Jhs. verraten die neogotisch verzierte Tür, verschiedene Geländer der großen Treppe und die Kapellenfassade.
Anscheinend ist das Gebäude Anbau an das Kloster der Weißen Brüder, Palazzo Borghesi das hier vor 500 Jahren tätig war. Vielleicht eine Bischofsresidenz. Später verschiedene Epochen machten die lokalen Großgrundbesitzer Marcosanti eine prächtige Villa via Cornacchiara 1450 daraus. Verblieben sind: kostbare Deckenfresken (XIX. Jh.), die Kapelle (XVIII. Jh.) und ein großer, für die Epoche typischer Park.
Palazzo Astolfi Ende XVIII. Jh. Piazza S.Rocco 11
Er hieß Palazzo Giliendi und ist Ende des XVIII. Jhs. von einem hohen Prälaten erbaut worden, dessen Insignien im Gemäuer zu sehen sind. In den Kellern erkennt man ältere, wahrscheinlich mittelalterliche Grundrisse; aber interessant ist er doch wegen der deutlichen Architektur des XVIII. Jhs. bei Fassade, Innenhof und Park. Auch die Fresken, der Küchenofen und die Ölmühle (XIX Jh.) im Keller sind bemerkenswert. Heute ist der Palazzo sehr gepflegt und beherbergt ein elegantes Restaurant.
Moroni-Mühle Via Santarcangolese, 3681 Besichtigung nach Voranmeldung 0541 629515-629540
Die intakteste der Mühlen um Poggio Berni. 1955 hat sie die Arbeit eingestellt, aber die Maschinen sind noch perfekt. Restauriert. Außen sehr schön. Das Innere kann man mit Führer besichtigen. Ein sicherlich wichtiges “Stück“ fürs Wissen um die lokale Kultur und Ökonomie.
Kirche S. Andrea Apostolo Via Roma 9
Innen: Altartafelbild mit der Jungfrau und den Heiligen Andrea, Giorgio, Rocco, Carlo Borromeo; XVII. Jh.
Piazza San Rocco
Gedenkbrunnen von Tonino Guerra 63
Die Umgebung von Poggio Berni
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NICHT VERSÄUMEN Veranstaltungsreihe Augustmärchen
Juli/August
Figurentheater (Palazzo Marcosanti) Ostermontags-Volksfest
Ostermontag
Wiederaufnahme der Tradition der Ostermontags-Vesper
Juli
Sommermesse und “Palio“ der Esel
Musik, gastronomische Stände, populäre Spiele, Komödien, Feuerwerk begleiten den einzigartigen Palio der Esel. Man kann den Park “della Cava“ besichtigen (Führung, vereinbart mit dem Tourismusbüro der Gemeinde), ein wichtiger Ort in wissenschaftlicher Hinsicht: seltene Fossilien stammen hier her. Der Park ist entstanden, um dieses wichtige Fossilienvorkommen zu hüten und zu bergen.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Proloco tel. 0541 629559 www.vallemarecchia.it www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 65
BEIM MAHLEN In der traditionellen Kultur war die Welt der Mühlen, der Anlagen, die zum Mahlen von Weizen und anderem Getreide bestimmt waren, damit man feines Mehl erhält, etwas “ganz Spezielles“. Eine Welt, die aus technologischen Transformationen (das ging von den ältesten Wassermühlen bis hin zu denen, die primitive aber starke Motoren einsetzten), aber auch geschäftlichen und menschlichen Kontakten gemacht war. Die Mühle war zusammengenommen einer der fundamentalen Orte nicht nur der Ökonomie, sondern der ganzen Bauern- und Volkskultur. Leider sind fast alle diese Mühlen, die häufig wahre Meisterwerke der Architektur und Technologie waren, verschwunden, die Anlagen umgewandelt, die Mahlwerke verloren und die “Maschinen“ zerstört. Poggio Berni war wegen seiner strategischen Position ein Bezugpunkt, an dem das Korn aus dem weiten und reichen umliegenden Bauernland zum Mahlen zusammenfloss. In einer Notiz, welche die Gemeinde betraf, liest man: “Charakteristikum des Territoriums von Poggio Berni sind die Wassermühlen, die die Wasserkraft benutzten, um die schweren Räder zu bewegen, die der Betätigung der Mahlwerke dienten. Sie waren für das Territorium von großer historisch-kultureller Relevanz. Das Wasser, das die fünf Mühlen versorgte, kam vom “Viserba“ genannten Kanal. Was man gegenwärtig noch von ihnen sieht, gibt hydraulische, technologische und Wohnungs-Typologien zu erkennen, die im ganzen Marecchia-Talgebiet vorhanden sind; auch wenn wegen des Aufkommens neuer und anderer Anforderungen ans Wohnen, an die Zugänglichkeit des Gebäudes und der Betriebsräume für Transportmittel und an eine minimale typologische Anpassung die fünf Mühlen verschiedene Baumaßnahmen erlitten haben, können wir (...) die Zeichen einer substanziellen Unveränderlichkeit über einen langen Zeitraum lesen. Die Mühlen heißen: Mulino Pantano Mulino delle Pere, jetzt Ronci Mulino La Molinella, jetzt Bronzetti Mulino del Palazzo, jetzt Sapignoli Mulino dell’Osteria, jetzt Moroni Letztere ist die kompletteste und meist besuchte der Mühlen von Poggio Berni; sie hat eine funktionierende Mahlanlage, die jedoch jetzt ruht. Die Aktivität ist etwa 1955 eingestellt worden. Die Gemeinde Poggio Berni hat an der Restaurierung des Gebäudes mitgearbeitet, das nach Voranmeldung beim Kulturbüro von Touristen- und Schülergruppen besichtigt werden kann.“ Die Moroni-Mühle ist wirklich sehr schön, sowohl hinsichtlich der äußeren Architektur, wie im Innern, wo man immer noch nicht nur die technologischen Lösungen für alle Phasen des Transformationsprozesses des Korns in Mehl bewundern, sondern auch jene besondere Atmosphäre atmen kann, die diese fürs Leben in der Vergangenheit so bedeutenden Orte charakterisierte.
REISENOTIZEN
Moroni-M端hle
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Die Burg von Montebello
Rimini> 21 km • 25 min
Bellaria> 22 km • 25 min
Misano> 37 km • 40 min
Riccione> 32 km • 35 min
Cattolica> 40 km • 45 min
HÖHE Ü. D. M. 456
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M
TORRIANA MONTEBELLO Auf einigen typischen Felsklippen des Marecchia-Tals, die in kriegerischer Zeit optimale Verteidigung gestatteten, gelangen die Profile von Torriana und Montebello in Sicht. Zwei uneinnehmbare Hochburgen, die den Glanz der Signoria der Malatesta und die rauen Schlachten mit dem Montefeltro, der historisch angrenzenden Region im mittleren und oberen Flusstal, gesehen haben. Zwei Ortschaften, die während der Jahrhunderte unterschiedliche Schicksale hatten: Torriana wandelte sich und ist Gemeindesitz geworden, Montebello blieb praktisch intakt, und seine Jahrhunderte währende Stille ist heute sein Glück, es blieb eine Insel von Kultur und Geschichte. Viel Geschichte, doch nicht nur; es gibt auch mysteriöse Legenden und eine besonders reiche Umwelt. So wichtig, dass eine “faunistische Oase“ sie schützt und ein Studienund Forschungszentrum hier arbeitet.
Santarcangelo
Torriana
Poggio Berni
Bellaria Igea Marina
Rimini
Verucchio Montebello
S.Marino
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Die Burg von Torriana
WISSENSWERTES Torriana heißt erst seit 1938 so; vorher war der Name gewiss weniger sanft, aber er genügte schon, um die Rauheit eines auf nacktem Felsen wurzelnden Ortes zu beschreiben. Sein Name “Scorticata“ trifft sich seit 1141 in den Chroniken. Der Kalkfelsen dürfte nackter als heute erschienen sein und seine Burg noch mehr mit dem Stein verwachsen. Ein gewiss wichtiger Wachtposten der antiken Via Maior, hinauf ins Marecchia-Tal, von hohem strategischem Wert, da die Hauptverbindung mit dem Montefeltro und der Toskana. Mancher meint, in den Verließen sei Gianciotto Malatesta getötet worden, der traurige Berühmtheit erlangte, weil er dem Verhältnis zwischen seiner Frau Francesca und seinem Bruder Paolo ein tragisches Ende bereitet hat. Das Kastell wurde von den Malatesta beherrscht, ging danach aber auch durch die Hände weiterer großer Häuser, wie der Borgia und Medici. Einige signifikante Spuren der Befestigung, die in eine jüngere Konstruktion eingefügt wurde, sind noch vorhanden. Ein offenes Geschichtsbuch hingegen ist Montebello, insbesondere seine schöne, sehr interessante Burg. Die militärische Qualität des Ortes muss schon sehr lange bekannt gewesen sein, falls wahr ist, dass sein Name von “Mons Belli“ herrührt, dem “Kriegsberg“. Die gesamte Ansiedlung, zu der man über nur eine einzige, durchs befestigte Tor kontrollierte Straße gelangt, ist mittelalterlich. Heute gewiss, wie einstmals, einer der exzellenten Orte der Signoria der Malatesta.
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TORRIANA MONTEBELLO
ZU SEHEN
Burg von Torriana Via Castello 15 Zu besichtigen nach Voranmeldung
In den siebziger Jahren hat man die Fassade erneuert. Von der malatestianischen Festung, die mit der von Verucchio das Tal abriegelte, blieben das Tor, zwei Rundtürme, die Zisterne, Teile der Mauer und der Burgfried. Eine den Heiligen Filippo und Giacomo geweihte Kirche auf dem höchsten Punkt des “Scorticata“-Berges, überragt die Burg; von hier kann man die außergewöhnliche Landschaft des Marecchia-Tals genießen.
Turm von Torriana Immer zu besichtigen
Auf einer Spitze, die das Territorium kontrolliert und Signale zu einer Reihe von Wachtürmen gestattet. Der Ort hat natürlich ein großartiges Panorama und die Reste des Turms aus dem XIII. Jh. sind jüngst restauriert worden.
Der “Wasserbaum“
Ein Brunnen auf der Hauptpiazza. Die phantasiereiche Kreation des Poeten und Drehbuchautors Tonino Guerra.
Burg von Montebello Via Casale di Montebello 0541 675180 Eintritt gegen Bezahlung
Zweifellos eine der interessantesten historischen Bauten der gesamten malatestianischen Signoria. Ein Komplex, dem sich die Eingriffe während der Jahrhunderte klar ablesen lassen: die zu militärischen Zwecken, wie die Anpassungen als Adelswohnsitz. Der Burgfried und Festungsteile stammen aus dem Jahr 1000, die Residenz aus dem XV. Jh., als unter den Malatesta die Grafen Guidi di Bagno einzogen, bis heute die legitimen Eigentümer. Eine Besichtigung beschert viele Überraschungen: Schätze, Geheimnisse, kostbare Möbel (XIII.-XVII. Jh.). Eine schöne Sammlung von Tresoren und Truhen, eine bemalte aus den Zeiten der Kreuzzüge. Mysteriöse Stollen, tiefe Brunnen und seltsame Begebenheiten haben die Legende von einem Geist genährt, der etwa 5jährigen Tochter des Feudalherren, die 1375 in den Verließen verschwunden ist. Mancher meint, der Geist mit Namen Azzurrina wandle auch heut noch innerhalb der Mauern.
Wallfahrtskirche der Madonna von Saiano
Ein einzigartiger Komplex, der auf dem Gipfel eines felsigen Vorsprungs über dem Flussbett aufragt, mitten in der “Natur-Oase“. Von der alten Festung blieben einige Trümmer und ein zylindrischer byzantinischer Turm. Man gelangt zu Fuß hierhin, die Kirche ist der heiligen Jungfrau “del Carmine“ geweiht. Innen eine Gips-Madonna mit Kind (XV. Jh.), die von Schwangeren des Tals angebetet wird. Das Bronze-Portal stammt vom Bildhauer Arnaldo Pomodoro.
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Saiano
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NICHT VERSÄUMEN Honig-Fest Das Erstes September-Wochenende Ein ganz um dieses Produkt, das es hier in optimaler Qualität gibt, kreisendes Fest. Kostproben, Gastronomie und die Möglichkeit, zwischen vielen Honigtypen und anderen Imkerprodukten, die von lokalen Herstellern produziert und ausgewählt werden, zu wählen.
Fest des “Wasserbaums“ Zweiter Juli-Samstag Zusammenkünfte und Musik beim Brunnen.
Scorticata - Hügel der Freuden
Juli Moderne und innovative “Dorfmesse“, die ein junges Publikum einbeziehen soll, das aufmerksam und neugierig für alles ist, was die romagnolische Gastronomie an Hochwertigem und Kreativem herzustellen versteht. Info 0541 675220 Torriana und Montebello sind von Grün umgeben, und deshalb hat die Gebirgsgebietgemeinschaft “Comunità Montana“ ein gut organisiertes Wegenetz realisiert, für Trekking, Mountainbiken, Reiten. Man durchquert das Territorium und ist mit Verucchio und dem mittleren und oberen Tal verbunden. Interessante Pfade, sowohl historisch wie naturalistisch; man berührt Bauten von beachtlichem Wert. Klassisch ist der Weg zum Sanktuarium der Madonna von Saiano. Vor Ort gibt es detaillierte Karten. Der Rede wert ist die “Faunistische Oase“; seit 1993 schützt sie dies unter geologischen (Kalksteinformationen), Vegetations- (Eichen, Orchideen, Feuchtgebietspflanzen) und vor allem faunistischen Aspekten sehr interessante Gebiet.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Proloco tel. 0541 675402 www.vallemarecchia.it www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 73
EIN KLEINES GESPENST Nach Montebello mit seinem Kastell, das, wie Weleda Tiboni schreibt, “sich einsam auf dem linken Marecchiaufer in einer Position grimmiger Isolation erhebt“, mit dem Fluss im Tal, der “sich zur Vermeidung des Staus in einer weiten Windung breitmacht und um den großen Felsen windet“, geht man wegen der unbezweifelbaren Schönheit des Ortes und wegen der Harmonie seines historischen Ortskerns. Vor allem kommt man wegen der mächtigen Burg, die “in der Mitte eines großen natürlichen Amphitheaters aufragt, wo der Raum sich mit luftiger Helle um sie herum auftut“. Viele kommen aber auch, um die Geschichte dessen, was das berühmteste Gespenst der Gebiete der Signoria dei Malatesta geworden ist, näher kennenzulernen. Die Rede ist von Azzurrina. “In Montebello konnte Azzurrina keinen geeigneteren Ort finden, um im Laufe der Epochen ihre Märchen-Legenden-Wahrheit wachsen zu lassen. Was ihr Stimmchen hütet, ist ein mächtiges Kastell im Eigentum der Guidi di Bagno. Von Azzurrina (...) findet man Spuren in einem Dokument aus den ersten Jahren des XVII. Jhs., das – mit allen möglichen und logischen Auslassungen – das Missgeschick der kleinen Guendalina, Tochter des Ugolinuccio Malatesta nachzeichnet. Das Mädchen verschwand zur Sonnenwende des Sommers 1375, als außerhalb des Kastells ein Gewitter wütete, in den unterirdischen Gängen der Festung; sie folgte ihrem Ball aus Lumpen. Ihr Körper ist nie gefunden worden. Und seitdem kehrt sie alle 5 Jahre zur Sommersonnenwende wieder, um von sich hören zu lassen“ (Valeriani-Bravetti). Die Legende wird noch mit Einzelheiten angereichert. Das Mädchen sei ein Albino gewesen, mit ganz heller Haut, blauen Augen, und auch die gefärbten Haare seien azurfarben gewesen, um auf irgendeine Weise ihre “Anomalie“ zu verbergen; von daher der Name Azzurrina. Die Wachen, die sie behüten sollten, haben sie im unterirdischen Gang nicht eingeholt, sie versuchten, sie zu suchen, fanden sie jedoch auch die folgenden Tage nicht, was mit ihrem Todesurteil endete. Und dann gibt es natürlich jene, die sagen, dass alle fünf Jahre, aber auch zu anderen Gelegenheiten, ihre Schreie, ihre Seufzer, ihre kleinen Schritte noch vernehmbar seien und dass ihr Figürchen zwischen den Mauern der Festung erscheint. Mit Ton- und Bildaufzeichnungen, Aktivitäten von medial Begabten usw. hat man versucht, etwas zu dokumentieren. Aber wie man weiß, sind Gespenster oft scheu und flüchtig.
REISENOTIZEN
Innenr채ume des Kastells Montebello
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Ein Abschnitt des Flusses Conca
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DAS TALGEBIET DES CONCA Der Conca-Fluss entspringt einer kleinen und anonymen Schichtquelle des Monte Carpegna in marchigianischen Gebiet; um genau zu sein, im Herzen der historischen Region des Montefeltro. Nach wenigen dutzend Kilometern wird er romagnolisch und mündet zwischen Cattolica und Misano Adriatico ins Meer. In alter Zeit muss sein Wasser oft ruinös gewesen sein, wenn es von Schriftstellern der römischen Epoche als “raubend“ definiert wird, ein Adjektiv, das ihm in die Schuhe geschoben wird, weil es während der zahlreichen Hochwasser weite Teile des Landes überflutete und alles mitschliff, was sich längs seines Laufes befand. Diese Sturzbach-Natur, bei der Perioden der Trockenheit und beeindruckender “Wasserschwall“ einander ablösen, ist noch heute erkennbar, und manchmal lässt sich auch sein “räuberischer“ Charakter noch verspüren. Vom Land dieses Talgebietes ist hingegen zu sagen, dass es friedlich aussieht, denn es besteht aus sanften, “abgerundeten“ Hügeln, auf deren Gipfeln sich ganze Orte ausbreiten. Dennoch wehte auch hier ein kriegerischer Geist: viele Kastelle grenzen genau an das Gebiet von Urbino, und dessen mächtige Herren, die Montefeltro, bedrohten, wie man weiß, andauernd die Besitztümer der Malatesta (und umgekehrt). All dies bezeugen immer noch klar die Festungen und Türme, die befestigten Orte und die kleinen Städte, die gut erkennbare und oft intakte Formen des Mittelalters und der Renaissance bewahrt haben. 77
Das Tal des Ventena
WISSENSWERTES Der im Altertum Crustumium genannte Conca entspringt in etwa 1400 m Höhe auf dem Monte Carpegna in den Marken. Er durchquert eine erste, heute zur Provinz Pesaro gehörende Zone, und tritt dann in das Gebiet der Signoria der Malatesta ein, wobei er Hügelketten markiert und sich in eine weite Ebene verbreitert, bis er den Strand erreicht, wo er sich zwischen Cattolica und Misano ins Meer ergießt. Die Signoria umfasst im Talgebiet des Conca 11 Ortschaften (Gemmano, Mondaino, Morciano, Montecolombo, Montefiore, Montegridolfo, Montescudo, Saludecio, San Clemente, San Giovanni in Marignano) und auch Coriano, das genauer besehen zum Marano-Tal gehört. Wegen einiger Aspekte ist das Conca-Tal wirklich einzigartig: so sanft und gleichzeitig so wild, wo als Hauptmerkmal eine Harmonie besteht, die zwischen Menschen- und Naturaktivität, historischen Ansiedlungen, Landwirtschaft und Arealen mit spontaner Vegetation überlebt. Das Conca-Tal ist eine Gegend entschieden schöner Hügelketten, die allmählich dem Apennin näherkommen, ohne je raue Züge anzunehmen; Weizenfelder lösen Weinberge ab, Oliven- die seltenen Kastanienhaine, Eichen erste Wiesen, auf denen geweidet wird. Und auf den Hügeln erstrecken sich ganze Orte über die Kämme oder sie erheben sich auf Ausläufergipfeln. Viele Besucher des Conca-Tals sind überrascht von der Schönheit des Landes und der Panoramen, wo das Meer immer präsent ist 78
DAS TALGEBIET DES CONCA und auch die entferntesten Berge Teil des Horizontes sind. Im Conca-Tal spielt das Land noch eine fundamentale Rolle für die Schönheit des Ganzen; zu dieser Schönheit tragen auch das bedeutsame Marano-Tal (das drittwichtigste im rimineser Gebiet) und die kleinen, aber unter naturalistischen Gesichtspunkten außergewöhnlichen Täler des Ventena von Gemmano und des Ventena von Saludecio bei. Eine andere entscheidende Rolle für Form und Leben dieses Talgebietes spielte die Geschichte. Es ist geradezu überzogen von Burgen und befestigten Orten, Wachtposten an der gefährlichen Grenze zum Herzogtum von Urbino, das in den umliegenden Landen sein ganzes militärisches Gewicht und seinen künstlerisch-kulturellen Einfluss geltend gemacht hat. Viele Burgen also, in denen die Malatesta lange residierten und wo für das Schicksal der Signoria wichtige Treffen stattfanden; beinahe Regierungssitze, wie die von Montefiore, wo Sprösslinge des Hauses geboren wurden und Fürsten und Päpste zu Gast waren, oder die von Mondaino, in der man Friedensverträge unterzeichnete. Viele Kunstwerke auch, welche Naturbesonderheiten, wie die Grotten von Onferno, ergänzen. Also: das ConcaTal ist ein Tal schöner Orte, die man besuchen und kennenlernen sollte, aber auch und vor allem ein Tal schöner Landschaften, die man ansehen und erleben muss.
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Mauer des Kastells
Rimini> 10 km • 10 min
Bellaria> 22 km • 25 min
Misano> 10 km • 10 min
Riccione> 7 km • 10 min
Cattolica> 16 km • 25 min
HÖHE Ü. D. M. 102
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M
CORIANO Von schönen Ländereien ist Coriano umgeben, hauptsächlich wertvolle Kulturen wie Weinstöcke und Oliven, übersäet von noch bewohnten und gut erhaltenen Bauernhäusern und alten Orten. Wer diesen Teil der malatestianischen Signoria durchquert, spürt ein reiches Land, wo man seit Jahrhunderten, seit Jahrtausenden gut lebt, wie dies auch Funde und Monumente bezeugen. Wenige Schritt weit liegt das Meer (Rimini und Riccione sind Nachbarn), und Richtung Berge trifft man auf das typische Drei-Zacken-Profil der Republik San Marino. Um genau zu sein, liegt Coriano nicht im ConcaTal; es ist der Hauptort des Bachtals des Marano, der aus Grenzhügeln zwischen Marken und San Marino 30 km zu den Stränden hinabfließt, die zwischen Riccione und Rimini liegen. Heute stellt dieses den großen Orten so nahe, optimal bewahrte und für viele Freiluftaktivitäten ausgerüstete Tal eine überraschend grüne Insel dar. Riccione
Coriano
Misano
Montescudo Montecolombo
Cattolica San Clemente S. Giovanni Morciano in Marignano
Gemmano Montefiore
Saludecio Mondaino
Montegridolfo
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Eingangstor des Kastells
WISSENSWERTES Hier muss man sich schon in der Eisenzeit (ca. 800 v. Chr.) wohlgefühlt haben, wie zahlreiche Funde zeigen; gewiss fühlten sich die Römer ums III. Jh. v. Chr. optimal, sie schufen den Beginn der aktuellen Ansiedlung, wie viele Villen- und Brennofenreste bezeugen. Vom Kastell Coriano gibt es Zeugnisse aus dem Jahr 1202, als es zur Kirche von Ravenna gehörte, aber nur wenig später begann seine Geschichte sich eng an die des sehr nahen Rimini anzulehnen; einschließlich die Malatestazeit, in der man um 1440 ein schönes Kastell errichtete. Nach dem Fall der Malatesta, genau genommen 1528, wurde die kleine Festung von der antiken Familie der Sassatelli aus Imola restauriert, daher rührt noch das Wappen über dem Eingangstor. Dieser Familie ist die Gerichtsbarkeit im corianeser Gebiet von Papst Clemente VII. übertragen worden. In naher Vergangenheit hat Coriano sehr dramatische Umstände durchlebt: hier fand eine äußerst harte Schlacht des 2. Weltkriegs statt. 1944 trafen die alliierten Streitkräfte auf die deutschen Truppen, um die “Gotenlinie“ zu durchbrechen, eine mächtige Verteidigungsanlage, die von den Deutschen errichtet worden war und genau über dieses Gebiet verlief. Bei zwei Schlachten war Coriano Protagonist: die erste, zwischen dem 3. und 6. September, sah die deutschen Kräfte siegreich, die zweite, zwischen dem 12. und 16. September, die Alliierten, was ihnen erlaubte, Rimini zu erreichen und in die padanische Tiefebene einzudringen. Das Resultat: tausende Tote und schwere Beschädigungen des Ortes.
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CORIANO Mauer und Bögen des malatestianischen Kastells XVI. Jh.
Pfarrkirche Santa Maria Assunta via Pedrelli 2
ZU SEHEN Vom malatestianischen Komplex gibt es noch einige Mauerreste, das Außen- und das Innentor mit Turm; durch Restaurierung sind diese Zeugnisse der Befestigungsarbeiten gut erkennbar, welche die Malatesta auch in diesen Zonen der Ebene im Rücken Riminis durchführten. Beeindruckender Bau, der nach dem desaströsen Bombardement Corianos im 2. Weltkrieg begonnen und 1956 eingeweiht wurde. Die Außenstruktur umfasst: eine große Kuppel und einen 47 m hohen Glockenturm, das geräumige und helle Innere hat ein Holzkruzifix aus dem XIII. Jh. und verschiedene Marien- und Heiligenstatuen von kostbarer Machart. Dank einer Diözesan-Bulle ist die Kirche zur Wallfahrtskirche des Allerheiligsten Kruzifixes erklärt worden; das zugehörige Fest findet alle drei Jahre am dritten Septembersonntag statt.
Kirche Madonna Addolorata via Malatesta 4
In der Kirche befinden sich die sterblichen Überreste der Seligen Elisabetta Renzi und eine bildliche Darstellung der Madonna delle Grazie von einem unbekannten Maler. Der Bau stammt aus der ersten Hälfte des XVIII. Jhs.
Kirche Santa Maria Assunta via Castello 4 Mulazzano
Das Gebäude ist sofort nach seiner Zerstörung im 2. Weltkrieg wieder errichtet worden, in der Volkstradition und von rechteckiger Machart. Innen gibt es das Kruzifix (XVII. Jh.) und das etwa zweihundert Jahre alte Bild der Madonna del Sole. Das marianische Bild ist Gegenstand einer besonderen Verehrung, die den Höhepunkt am vierten Septembersonntag mit dem Fest der Madonna del Sole erreicht.
Pfarrkirche San Giovanni Battista via I Maggio 98 Cerasolo
Dies religiöse Gebäude antiken Ursprungs ist sicherlich ein Schmuckstück religiöser Kunst im corianeser Gebiet. Innen werden kostbare Arbeiten aufbewahrt: ein Taufbecken aus Stein (1572) und die Madonna mit Kind aus Stein (XVI. Jh.); verschiedene Malarbeiten der Romagnolischen Schule: Madonna “del Sole“, Madonna mit San Bernardino, Madonna “del Rosario“; erinnert sei auch an die kunstvollen Antependien, die sich einstmals unter den Altären befanden. In der Kirche gibt es auch eine Orgel aus dem XVIII. Jh. vom corianeser Francesco Masconi. Bei einer aufmerksamen Besichtigung der Kirche wird man noch weitere Arbeiten interessanter Machart entdecken.
Antiquarium Malatestiano via Malatesta
In einem Haus des Kastells ist eine Dauerausstellung eingerichtet, in der sich archäologische Funde aus der Umgebung befinden. Dazu gehören zahlreiche Keramiken, die ab dem XIV. und bis zum XVII Jh. datierbar sind, Glas aus dem XV. Jh., Waffen aus Metall, Münzen; alles Elemente, die uns helfen, das ehemalige Leben im Kastell besser kennenzulernen.
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Das Land um Coriano herum
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NICHT VERSÄUMEN
Erster Sonntag im Juni Fest des Fluss-Parks
Juli
Mittelalterliche Paraden und Kämpfe
Duelle und Wettkämpfe in mittelalterlichem Stil an den historischen Örtlichkeiten Corianos. Messe des Sangiovese
Dritter Septembersonntag Präsentation der lokalen jungen Weine, die hier ihren herausragenden Platz haben, Handwerksprodukte.
Herbstprodukte
Messe der Oliven und der
Dritter und vierter Novembersonntag Die Ölproduktion Corianos zählt zu den wichtigsten im rimineser Gebiet. Auf der Messe kann man nicht nur ansehen, probieren, kaufen, sondern auch an Treffen über Handwerks- und Landwirtschaftsprodukte teilnehmen. Der ganze Park des Marano eignet sich für Sport und Freiluft-Aktivitäten: optimal für Räder und Wandern; ausgerüstet mit Picknick-Punkten und Holzhäusern für Treffen und Ausstellungen. Die Weinproduktion Corianos ist exzellent (Coriano gehört zum nationalen Kreis der “Städte des Weins“), und einige von lokalen Firmen produzierten Weine gehören zu den besten Italiens. Auch das Öl ist optimal, man kann es direkt in den Mühlen kaufen.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Touristeninformationsbüro IAT tel. 0541 656255 www.prolococoriano.it www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 85
DER PRIESTER BATTARRA In einem schönen Winkel des Landes, das Coriano umgibt, im Ortsteil Pedrolara, gibt es noch das Haus, das Mitte des XVIII. Jhs. von einer der einzigartigsten und interessantesten Figuren der rimineser Kultur bewohnt wurde. Es handelt sich um den Priester Giovanni Antonio Battarra, eine Persönlichkeit mit vielfältigen Interessen und starkem Charakter, einem Charakter, der ihn oft, sowohl aus wissenschaftlichen Gründen wie wegen persönlicher Angelegenheiten, in Gegensatz zu Mitbürgern, Kollegen und Autoritätspersonen gebracht hat. Battarra war außer Priester (aber ziemlich “abgelenkt“) ein optimaler Botaniker (ihm ist ein seltener Pilz gewidmet), ein exzellenter Radierer, aber auch Agronom, Experte – nach seinen Worten – der Wasserbautechnik und leidenschaftlicher Jäger. Es gibt von ihm viele auch heute noch geschätzte Arbeiten, viele optimale Radierungen und viele wissenschaftliche Abhandlungen. Aber vor allem eines, vielleicht mehr “zum Scherz“ geschrieben, hat ihn im nationalen Rahmen bekannt gemacht: Seine Pratica Agraria, die, 1778 publiziert, aus ihm den ersten wirklichen Schriftsteller der romagnolischen Volkstradition macht. Er hat in seine Pratica Agraria ein Kapitel (oder einen “Dialog“, wie er es nennt) eingefügt, das explizit den Titel trägt “Von den Gebräuchen, unnützen Observanzen und Aberglauben der romagnolischen Bauern“. In diesem Teil lässt Battarra die Bauern der Gegend mit ihrem Herren dialogisieren und eine lange Reihe antiker und mysteriöser Traditionen beschreiben. Dort, wo es um besondere Achtsamkeiten sofort nach der Niederkunft geht, erzählt Cilia, eine der Bäuerinnen: “Da gibt es dann das Hüten des Kindes für acht oder zehn Tage, dass man es von niemandem sehen lässt, besonders von Armen nicht, die ans Haus kommen und um Almosen bitten; die empfängt man nicht, vielmehr gibt man ihnen was und schickt sie sofort weg. Herr: Und warum? Cilia: Wegen der Hexen, die manchmal in diesem Aufzug kommen und dann das “Malocchio“ (böser Blick) oder eine Hexerei begehen, wie zum Beispiel sein Blut trinken und es fast sterben lassen. Ein Malocchio macht man auch Erwachsenen, und nun stellen Sie sich vor, bei den kleinen Kreaturen! Herr: Und welche Hilfe gibt es gegen dieses Böse? Cilia: Medizin gegen das Malocchio bei Erwachsenen – man nimmt eine “Piantindomina“-Pflanze, und der Kranke muss an drei Morgenden darauf pinkeln; wenn die Pflanze vertrocknet, wird er gesund, wenn nicht, wird er sterben.“ Wie ersichtlich ist, haben wir es mit einer ethnografischen Dokumentation ersten Grades zu tun, die eine noch heile Welt sehr alter Bauern- und Volkskultur “fotografiert“ hat.
REISENOTIZEN APPUNTI DI VIAGGIO
Altes Bild Sant´Antonios zum Schutz der Ställe
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Stadtmauer
Rimini> 15 km • 20 min
Bellaria> 31 km • 35 min
Misano> 13 km • 15 min
Riccione> 10 km • 15 min
Cattolica> 17 km • 15 min
HÖHE Ü. D. M. 170
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M
SAN CLEMENTE Wir sind auf den ersten Hügeln zum Meer hin, zwischen Weizenfeldern und für ihre Qualität berühmten Weinbergen. In einem kleinen Ort mit einem großen Territorium, das reiche und gut gehaltene Ländereien sowie ländliche Ortsteile umfasst, wo die Menschen immer noch leben und arbeiten. Die meistbesuchten Strände Europas (Rimini, Riccione, Cattolica) sind nah, und dennoch ist dies eine Zone der Ruhe, die das Relaxen fördert und für den Besuch des Binnenlandes, vor allem für den, der aus Rimini das Conca-Tal erreichen möchte, einen strategischen Landstrich darstellt. Hier ist der Wein der Fürst; S. Clemente kennt man als den Ort, wo der Sangiovese schon immer einer der besten der romagnolischen Produktion gewesen ist.
Riccione Coriano Montescudo
Misano
Montecolombo
Cattolica San Clemente Morciano Gemmano Montefiore
S. Giovanni in Marignano Saludecio
Mondaino
Montegridolfo
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Historisches Zentrum
WISSENSWERTES Auch S. Clemente hat seine eigene Rolle in der Signoria der Malatesta gespielt: dies waren keine Grenzgebiete, und zur Malatesta-Zeit ging es hier ruhig zu, Befestigungen waren nicht so wichtig wie anderswo; aber gewiss fehlen Zeugnisse dieserart keineswegs. S. Clementes alter Ortskern lässt die Verteidigungsanlage klar erkennen: ihr Umfang ist noch von der Mauer und den Bastionen bestimmt. Das in jüngeren Zeiten veränderte Tor führt in jene Epoche, in der dieser Ort vollständig befestigt war. Mehrere Ortsteile auf dem Land bewahren interessante Spuren des Mittelalters und der Renaissance. So Agello und Castelleale. Lange hat S. Clemente, da es selbst Kastell war und aufgrund einer einschlägigen Rechtssprechung, Montefiore und Saludecio, zwei weiteren wichtigen Orten des mittleren Concagebietes, die TalKontrolle bestritten. Heute zielt es über seine blühende Landwirtschaft hinaus entschieden aufs önogastronomische Angebot und die Pflege der Traditionen, was mit der hervorragenden Persönlichkeit Giustiniano Villa verbunden ist, des hier geborenen (1842) “ReimeSchusters“, der mit Grund eine der wichtigsten Stimmen der romagnolischen Volkskultur genannt wird.
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SAN CLEMENTE
ZU SEHEN
Kirche von S. Clemente Piazza Mazzini 1
1836 auf der Kirche der Mönche (XIV. Jh.) erbaut, von der innen noch Spuren vorhanden sind. Entworfen von Luigi Poletti, einem berühmten Architekten des Papstes, der auch das Stadttheate von Rimini entworfen hat. Innen wird ein Bild von Giovanni Battista Costa aufbewahrt, einem interessanten Maler des rimineser achtzehnten Jahrhunderts, das die Heilige Familie darstellt
Piazza Mazzini Mönchsbrunnen (1370)
Hier stehen sich Kirche, Rathaus und das Tor mit einem barocken Turm gegenüber.
Mauer mit viereckigen Bastionen via del Castello
Malatestianische Erinnerungen sind in der urbanen Anlage von San Clemente noch präsent und gut eingefügt worden. Die malatestianischen Mauern umschließen wie einstmals das Herz des historischen Ortskerns und des “Castelleale“ genannte Komplexes (wenige km vom Ort), eines der seltenen im rimineser Gebiet verbliebenen Beispiele eines Bauwerks, das gleichzeitig großer Bauernhof und befestigte Villa ist, in diesem Fall 1388 konstruiert von Leale Malatesta, einem Bischof von Rimini. Die teilweisen Zerstörungen und die Erneuerungen der folgenden Jahrhunderte haben die Originalstruktur tiefgreifend verändert, dennoch offenbart es dem aufmerksamen und erfahrenen Auge seinen klaren mittelalterlichen Ursprung.
Befestigter Gutshof Castelleale XIV. Jh.
Seltenes Beispiel einer befestigten landwirtschaftlichen Ansiedlung: es sind noch wenige Spuren der mittelalterlichen Anlage vorhanden.
Ortsteil Castelleale
Befestigtes Landgut Agello Frazione Agello
Eine weitere kleinste befestigte Ansiedlung inmitten schöner Ländereien
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Weinberg bei San Clemente
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NICHT VERSÄUMEN einstmals Wie Ende Mai, Anfang Juni, 7 – 10 Tage lang Veranstaltung, die um kulturelle wie gastronomische Traditionen kreist. Beim “Gastronomischen Palio“ wetteifern die Viertel bei der Wiederentdeckung lokaler volkstümlicher Gerichte; beim Poesie-Wettbewerb (Dialekt) tragen die Teilnehmer ihre vom Publikum und Experten beurteilten Kreationen vor. Volksfest des Weines Mitte Mai Wo man so mit der Weinproduktion verbunden ist, kann ein Wettbewerb bester Rotweine, auch aus Nachbar-Lagen, nicht fehlen. Gelegenheit zum Feiern und zum Probieren und Kaufen des Besten der Jahresproduktion. Noten des .... Weines
Juni – Juli
Zyklus von Abenden zur Aufwertung von Wein und guter Musik. Wie man verstanden haben dürfte, ist S. Clemente also eine “Weinstadt“. Es gibt viele Produzenten und der Sangiovese hat hier mehrere DOC. Die den Positionen und Bodeneigenschaften geschuldeten Unterschiede und Nuancen sind zahlreich: höhere Lagen blicken zum Meer hin, andere haben Lehmböden in Flussnähe. Zum Einkaufen nicht nur des Sangiovese sondern auch anderer Weine braucht man nur die Gegend zu durchstreifen und entdecken, wo die Kellereien sind.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Proloco tel. 0541 980768 www.sanclemente.it www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 93
POESIE AUF DER PIAZZA 1842 wurde in San Clemente eine Persönlichkeit geboren, die ein tiefes Zeichen in der Volkskultur der gesamten Romagna hinterlassen hat: Giustiniano Villa. Zum Leben fertigte er Schuhwerk an, aber seine künstlerische Ader und der Wille, die Dinge zu sagen, die er dachte, ließen ihn immer weniger Schuster und stets mehr einen authentischen “Piazza“-Poeten werden. Seine Mundartgedichte, wahrscheinlich aus der Erinnerung komponiert, während er am Leisten arbeitete, begannen gedruckt zu werden. Und um 1875 zirkulierten die ersten “Flugblätter“. Villa bestieg einen Stuhl, deklamierte seine vergnüglichen aber tiefgründigen und engagierten Verse und dann, für wenige Pfennige, verkaufte er “das Blatt“ an ein stets größeres Publikum aus Bauern, Arbeitern und manchem “aufgeklärten Bürger“. Ein anhängliches Publikum, das ihn zunächst auf den gefüllten Piazzen der Wochenmärkte und Messen in der Nähe umringte, dann nach und nach in den größeren Städten wie Rimini, Santarcangelo und auch an vielen Orten des Montefeltro und des pesareser Gebietes. Er wurde irgendwie berühmt, viele imitierten ihn, aber viele lernten vor allem seine langen “Geschichten“ auswendig, seine mundart-geschriebenen Werke, die so ausdrucksstark waren, wie diese lebendige Sprache, die noch in allem und für alles die unteren Volksschichten charakterisierte. Die Dichtungen Villas sind großenteils als “Dialoge“ oder “Kontraste“ zwischen Herr und Bauer verfasst, mit dem “Padrone“, der in sauberem Italienisch so viel wie möglich aus der Bauernarbeit herauszupressen und seinen Ideen Geltung zu verschaffen versucht, und dem Bauern, der auf witzige aber klare Weise antwortet, oft absolut explizit, und seine ärmlichen Bedingungen, seine minimalen aber unbefriedigten Ansprüche und seinen Willen präsentiert, die Dinge zu ändern. Aber Giustiniano schrieb auch viel über Kriege, die seine Zeit kennzeichneten, über politische Wahlen, über ungerechte Steuern. Und dann gibt es da seine faszinierenden “Reisen in die Hölle“, in denen der Dichter aus S. Clemente wie sein Kollege Dante sich in der Unterwelt befindet und eine weite Reihe von Figuren antrifft, die alle zur Kategorie der “Ausbeuter der armen Leute“ gehören. Nach seinem Tod 1919 ist seine Poesie nicht verloschen. Viele haben versucht, den Weg des seltsamen Berufs des “Piazza“-Poeten weiterzgehen, aber niemand hat mehr sein Können erreicht, seine gutherzige aber intensive Leidenschaft, sich eine für alle gerechtere Welt auszudenken.
REISENOTIZEN
Giustiniano Villa
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Piazza Silvagni
Rimini> 21 km • 20 min
Bellaria> 32 km • 35 min
Misano> 7 km • 10 min
Riccione> 10 km • 15 min
Cattolica> 3 km • 5 min
HÖHE Ü. D. M. 30
96
M
SAN GIOVANNI IN MARIGNANO Wir befinden uns im Zentrum der Conca-Talgebiets-Ebene, die Strände Cattolicas liegen wenige Kilometer entfernt, und drumherum erheben sich erste Hügelketten. S. Giovanni hat seine Entwicklung an die Landwirtschaft dieser Ebene gebunden, eine sehr fruchtbare, auch heute noch von schönen, ordentlich bearbeiteten Ländereien gekennzeichnete Gegend. Hier gibt es reichlich Weizen und Wein von optimaler Qualität. Auch Befestigungen und die Anlage des Ortes selbst erzählen vom Gewicht der Ansiedlung in der malatestianischen Signoria. Heute ist es ein sehr aktiver Ort mit einer an Veranstaltungen, Messen, kleinen Märkten reichen Altstadt. Während einer Woche um die Johannisnacht vom 23. auf den 24. Juni herum, leben traditionsgemäß die Mysterien und das Faszinosum der Hexen wieder auf.
Riccione Coriano Montescudo
Misano
Montecolombo
Cattolica San Clemente Morciano Gemmano S. Giovanni in Marignano Montefiore Saludecio Mondaino
Montegridolfo
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Mauer des historischen Zentrums
WISSENSWERTES Die Umgebung von S. Giovanni hat zahlreiche Funde aus römischer Zeit freigegeben; viele Zeugnisse stammen aus dem frühen Mittelalter, während dem ein Gutteil des Landes um den Conca herum urbar gemacht wurde. Aber wie bei allen Orten dieses Teils der Romagna geschah es unter der MalatestaHerrschaft, dass S. Giovanni sich entwickelte und die Merkmale annahm, die bis heute begleiten. S. Giovanni war als “Kornkammer der Malatesta“ bekannt, und schon dies spricht für seine Rolle und Wichtigkeit innerhalb der Signoria. Ein Produktionszentrum von Belang, wie die Mauer- und Befestigungsreste aus dem XIV. und XV. Jh. belegen, und vor allem die große Zahl der “Fosse Granarie“, unterirdischer Korndepots, die es im gesamten Ort gibt. Diese “Berufung“ zur üppigen landwirtschaftlichen Qualitätsproduktion erlaubte es dem Ort, durch die Jahrhunderte eine lebendige Gemeinde zu bleiben; heute bereichert durch Avantgarde-Industrie im Modesektor und weiteren modernen Produktionsbereichen.
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SAN GIOVANNI IN MARIGNANO
ZU SEHEN
Via di Mezzo via XX Settembre
Es ist die den Ort durchquerende Hauptstraße, an ihr stehen Palazzi des XVIII. und XIX. Jhs. Man erreicht sie durch ein antikes Turm-Tor, alle Gassen der Altstadt münden in sie; die Altstadt sollte ganz besichtigt werden. Beachtenswert sind die Straße entlang die Steine in der Straßendecke, die die vielen Korndepots darunter verschlossen: es sind gut 200.
Reste der Befestigung und Wachtürme via XX Settembre
Man kann hier noch Spuren der Verteidigungsmauern (XIV./XV. Jh.) erkennen.
Stadttheater “A.Massari” via Serpieri
Kleines aber feines Theater (XIX. Jh.), bestens ausgeschmückt, Zeichen der Lebendigkeit des Ortes im XIX. Jh. Immer noch aktiv, Ort zahlreicher Veranstaltungsreihen.
Kirche Santa Lucia Piazza Silvagni
Vor allem während der Messe S. Lucia (13. Dez.) zu besichtigen. Aberhunderte Kerzen erleuchten das Antlitz der Heiligen Beschützerin des Augenlichts.
Kirche S. Maria Außerhalb der Stadtmauer Schulviertel
1786 umgebaut, aber innen bewahrt sie ein Fresko (XV. Jh.) der Madonna mit Kind auf.
Kirche S. Maria in Pietrafitta XVIII. Jh.
Die Kirche ist 1730 auf der Vorgängerin rekonstruiert worden. Beachtenswert sind das Altarbild mit der Himmelfahrt der Jungfrau, eine Arbeit des rimineser Malers Giuseppe Soleri Brancaleoni (1750 – 1806), und eine Steinplatte, in die ein Kreuz und einige Zierelemente gemeißelt sind. Es handelt sich um ein Fragment, das auf dem Boden positioniert gewesen sein musste, wie sich aus der Verwendung von Reliefs ergibt, die auf die sogenannte Barbarische Kunst zurückzuführen sind, das heißt auf die Jahre um die erste Hälfte des IX. Jhs. herum.
Kirche S. Maria del Monte XVII. Jh.
Sie stammt aus dem Jahr 1699. Es war der starke Wunsch der Bevölkerung, den Kult des sehr alten Bildes der Madonna mit Kind, das höchstwahrscheinlich bereits in einer antiken Vorgängerkirche präsent war, zu pflegen. Vom alten Gebäude blieb nur eine kleine Kapelle, die das wundertätige Bild der Madonna “del Monte“ enthält, die ein dunkles Gesicht hat. Der einschiffige Grundriss ist sehr schlicht, und wahrscheinlich wurden für die Konstruktion Materialien in gutem Zustand benutzt, die noch aus den älteren Bauten stammten. Die externen Gedenktafeln und Inschriften sind sehr beeindruckend und bezeugen die Wundertaten des Bildnisses. 99
Kirche Santa Lucia
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NICHT VERSÄUMEN Antiquitätenmarkt Kleiner “Das Alte und Antike“ Jeden vierten Sonntag des Monats (ausgenommen August) – Piazza Silvagni. Nacht der Hexen Die Woche um den 24. Juni Reichhaltige Kulturveranstaltung, ein Revival antiker Traditionen und Sommersonnenwende-Riten. Besonders verbunden mit Hexenaktivitäten. Show, Ausstellungen, Märkte und Inszenierungen, die diese Sommernächte in Nächte des Zaubers und der Mysterien verwandeln. der S. Lucia - 13. Dezember Messe Letzte verbliebene antike landwirtschaftliche Messe (es waren einmal 15). Markt, Ausstellungen, Weihnachtsdekoration. Es gibt einen Sektor für lokale Landprodukte und Önogastronomie. trifft Venus – März/April Bacchus Kursus/Darbietungen mit Degustation von Weinen, die sich um die Kombination mit Stilen und verschiedenen Kunstformen drehen, wie Musik, Kino, Theater. in der Altstadt – Juli Liebesszenen Der Liebe gewidmete Abende
mit Kulturevents, Musik, Kino und Theater. Die effektvolle Szenografie fördert einen Besuch des Zentrums. des Weines – September Neujahr Termin, der den Beginn des Herbstes und der Weinlesesaison besiegelt. San Giovanni (“Stadt des Weines“) mit seinen geschätzten Kellereien bietet Kulturevents an, die an die landwirtschaftliche Tradition der Gegend anknüpfen. Wir möchten daran erinnern, dass San Giovanni zum Kreis der “Städte des Weines“ gehört und sich einer der qualifiziertesten Weinproduktionen der Signoria und der gesamten Romagna rühmen kann.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Proloco tel 0541 955145 www.marignanoweb.it www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 101
DIE NACHT DER HEXEN Die Johannisnacht zwischen dem 23. und 24. Juni gilt in der romagnolischen Tradition (aber nicht nur dort) als “Nacht der Hexen“. Es handelt sich um einen Glauben sehr alten Ursprungs, der offensichtlich mit der Feier der Sommersonnenwende verbunden ist, die diesem Tag einen stark magischen Übergang zuschreibt. Man sagte, dass es die Möglichkeit gäbe, Hexen zu sehen, die ja in dieser Nacht besonders aktiv seien und sich unter großen Bäumen und an Wegkreuzungen träfen. Um vom Aufeinandertreffen mit Hexen, deren böse Macht im Landleben ja fast täglich Ausdrucksformen fand, “unversehrt“ zu bleiben, genügte es, mit einer Holzforke unterm Kinn an einer Kreuzung zu stehen. Für wundertätig hielt man auch die “Guazza“, den Tau, der in dieser Nacht auf die Wiesen fiel. Wäschestücke, die von ihm nass wurden, blieben mottenfrei, und Knoblauch, der “von der Guazza was abbekommen hatte“, wurde als ein wahrhaftiges Medikament angesehen. Das frühmorgens aus dem Brunnen geholte Wasser erhielt einem die Augenkraft und körperliche Gesundheit. Aber in San Giovanni in Marignano gibt es auch ein anderes Motiv, das dieses großartige Fest, welches sich an mehreren Tagen im schönen historischen Zentrum abspielt, inspiriert. Dieses Motiv heißt Artemisia. Ein lokaler Künstler (Mario Magnanelli) hat die Geschicke dieser faszinierenden Persönlichkeit studiert, die eine traditionelle Heilerin war, unter gewissen Aspekten also eine Magierin oder “gute Hexe“, die Ende des XVII., Anfang des XIX. Jhs. in San Giovanni gelebt hat. Es scheint, dass diese Persönlichkeit im umliegenden Land eine große Bekanntheit genoss und dass viele sie aufsuchten, um sich einer Prüfung zu unterziehen – dem Ritual des Öls von S. Giovanni, mit dem sich der “böse Blick“ aufspüren und auf manche Art auch entfernen ließ. Noch heute erinnert man sich an Artemisia, und ihr Haus befindet sich genau in der Ortsmitte.
REISENOTIZEN
Die Nacht der Hexen
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Ansicht des Ortes
Rimini> 20 km • 30 min
Bellaria> 36 km • 45 min
Misano> 10 km • 15 min
Riccione> 11 km • 15 min
Cattolica> 11 km • 15 min
HÖHE Ü. D. M. 85
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M
MORCIANO DI ROMAGNA Das Conca-Tal hat eine moderne Hauptstadt, und das ist Morciano, ein Städtchen antiken Ursprungs, das sich jedoch während der letzten 100/150 Jahre enorm entwickelt hat und zum Hauptzentrum der Handels- und Service-Aktivitäten des Tals wurde. Eine sehr antike Messe, unter den wichtigsten der gesamten Romagna, ist Zeuge dieser “Berufung“, die auch der günstigen Lage zu Füßen des Hügelgebietes am Kreuzweg mehrerer Straßen in die Ebene geschuldet ist. Eine schöne urbanistische Anlage von Anfang des XX. Jhs. kennzeichnet die besondere Struktur Morcianos mit seinen breiten Schachbrettstraßen; manchmal findet sich noch eine feine Jugendstil-Seele in den Gebäuden. Die Märkte sind stets bunt und vielbesucht.
Riccione Coriano Montescudo
Misano
Montecolombo
Cattolica San Clemente Gemmano Montefiore
S. Giovanni Morciano in Marignano Saludecio
Mondaino
Montegridolfo
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“Flügelschlag“ Skulptur von Arnaldo Pomodoro
rechts Die Messe San Gregorio
WISSENSWERTES Bereits die Römer bewohnten diese schöne Ebene: Güter, Villen, Siedlungen haben übers ganze Land verstreut Fundstücke hinterlassen. Auch Zeugnisse einer Gens Murcia oder Marcia (daher der Name des Ortes), die hier Land besaß, fehlen nicht. Aus dem Mittelalter stammt die wahrscheinlich für Morciano entwicklungsbestimmende Institution. Es ist die Abtei S. Gregorio. Das von Pier Damiani 1061 gegründete Kloster. Bei ihm scheinen sich die ersten wichtigen Märkte und die ersten Messen entwickelt zu haben, die später in den auf einem Hügel am Conca entstehenden Ort umzogen. Für lange Zeit blieb Morciano Montefiore und S. Clemente untergeordnet, die den blühenden, in der Ebene sich entwickelnden Handel aufmerksam beobachteten. Jedoch der Ort wollte die eigene Autonomie und wurde 1857 durch ein Dekret von Pio IX zur Gemeinde.
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MORCIANO DI ROMAGNA
ZU SEHEN
Reste der Abtei S. Gregorio An der Straße nach Cattolica
Die Anlage der Abtei ist noch erkennbar, manches bewahrt die antiken Züge, jedoch eingefügt in einen stark umgebauten Komplex. All dies wenige km vom aktuellen Ort entfernt an der Straße nach Cattolica.
Altstadt Piazza Umberto I
Der noch die Atmosphäre des antiken “Borgo“ atmende älteste Teil des Ortes. Hier, gegen den Fluss darunter, mögen sich Befestigungen befunden haben, von denen man die Struktur noch erahnt.
Kirche San Michele Arcangelo, Kapelle der Beata Vergine Piazza Umberto I
Erstere die Pfarrkirche des Ortes, die zweite befindet sich in der Nähe und ist eine kleine Kapelle aus dem XVIII. Jh.
“Flügelschlag“ Skulptur von Arnaldo Pomodoro Piazza Boccioni
Eine schöne Arbeit des bekannten zeitgenössischen, hier geborenen Künstlers auf dem Platz für einen anderen großen Sohn der Stadt, Umberto Boccioni, eine Hauptperson des italienischen Futurismus.
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Die Altstadt
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NICHT VERSÄUMEN San Gregorio Messe Die Woche um den 12. März Eine Messe mit Besuchern aus der Romagna und den Marken. Eine tausendjährige Tradition, die den Frühling ankündigt. Einer der größten Geschäfte-Treffs im rimineser Gebiet. Der landwirtschaftliche Ursprung wird nicht verraten: Viehmarkt, Pferdeschau, Landmaschinen. 100e Stände aller Art, Lunapark und viele “Gelegenheits“-Schänken. Das Beste der lokalen Gastronomie. 10 Tage voller Initiativen, Ausstellungen und Show. Ein Termin, der nicht nur geschäftlicher Art ist, sondern fast ein wahrer und wahrhaftiger Frühjahrs”Ritus“.
Morciano Antico Die ersten Dezembertage,
in den Messepavillons. Eintritt. Ausstellung und Markt für Antiquitäten von nationalem Interesse. Sehr qualifizierte Aussteller aus ganz Italien; Präsenz auch sehr wertvoller Stücke.
Ein Ort am Ufer des Flusses; und genau längs des Flussbettes hat man einen schönen Park eingerichtet, den man über die Via Stadio erreicht. Ebenfalls längs des Conca ist eine Strecke eingerichtet worden (auch Radweg), die von Cattolica und S. Giovanni über Morciano ins Flusstal hinauf führt.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Proloco 0541 957630 www.comune.morciano-di-romagna.rn.it www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 109
TAUSEND JAHRE MESSE
Dass die Geschichte Morcianos und seine große Messe S. Gregorio, die am 12. März stattfindet (und heute auch die ganze Zeit der 2 Weekends um dieses Datum herum umfasst), unlösbar miteinander verbunden sind, scheint ein gesichertes Faktum zu sein. Die Ursprünge des Ortes und seine ganze Entwicklung drehen sich um das kommerzielle Gewicht, das sich Morciano durch die Jahrhunderte hindurch zu erobern verstand und noch heute bewahrt. Es scheint tatsächlich, dass schon vor mehr als tausend Jahren die Messe in der Nähe der antiken Abtei S. Gregorio (daher der Name) stattfand, eines religiösen Komplexes, der für die Geschichte des ganzen unteren Talgebietes eine beachtliche Wichtigkeit gehabt hat, und von dem man immer noch knapp außerhalb des Ortes an der Straße nach S. Giovanni in Marignano und Cattolica Überreste sehen kann. Vor mehreren Jahrhunderten hat sich dann die Messe aus dem Schutz der Abteimauern fortbewegt, und man begann, sie beim historischen Ortskern Morcianos zu veranstalten, der sich auf einem etwas erhöhten Ufer des Conca-Flusses erhebt. Hier ist sie zum Treffpunkt der Viehhändler aus einer weiten Zone geworden, die bis zum Montefeltro reicht, und bis in die ersten Jahrzehnte des XX. Jhs. hinein für die Präsenz von tausenden Rindern und einer großen Zahl Pferde sorgte. Heute bleibt sie eine der größten traditionellen Messen der Romagna und eine der Hauptmessen des Frühjahrs, so sehr, dass sie vielleicht auch ihren noch viel antikeren “rituellen“ Ursprung weiterträgt. Auch in unseren Tagen ist der Viehmarkt noch vorhanden, und während der Festtage gibt es den wichtigen Termin, an dem Pferdehändler und Züchter sich treffen. Natürlich fehlt der ganze sonstige Apparat nicht, der bei modernen Messen auftaucht: ein sehr umfangreicher Markt für Landwirtschaftmaschinen und Pflanzen, ein Lunapark, aberhunderte von Ständen aller Art und einige Lebensmittelprodukte, die der Tradition entstammen. So ist es noch ein verbreiteter Brauch, Trockenfeigen zu essen, eine Speise mit stark “sexuellem“ Bezug. Ob auch das ein Zeichen antiker Frühlingsrituale ist?
REISENOTIZEN
F端r die Messe San Gregorio geschm端ckter Bulle
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Malatestaburg
Rimini> 29 km • 35 min
Bellaria> 42 km • 45 min
Misano> 17 km • 20 min
Riccione> 17 km • 20 min
Cattolica> 17 km • 20 min
HÖHE Ü. D. M. 385
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M
MONTEFIORE CONCA Der mittelalterliche Hauptort des Conca-Talgebietes und einer der intaktesten und faszinierendsten Orte der Signoria. Hier atmet man besondere Luft. Vielleicht wegen der eindrücklichen strenglinigen Burg, die man schon vom Meer her sieht, oder wegen der Wälder und Ländereien um das historische Zentrum herum, wegen der Handwerksläden, der antiken Rituale, der Sicht auf Apennin und romagnolische Küste: alles trägt bei zu einer speziellen Situation, in der Geschichte und Natur ein optimales Gleichgewicht gefunden haben. Nicht zufällig gehört Montefiore zum hoch angesehenen Kreis der “Schönsten mittelalterlichen Orte Italiens“. Viele Gelegenheiten mit Theater, Festen, Konzerten, Kunstkursen und Ausstellungen: heute zielt Montefiore auf eine Zukunft als gastlicher Ort, der seine antiken Schätze auf neue Weise anzubieten versteht.
Riccione Coriano
Misano
Montescudo Montecolombo
Cattolica San Clemente S. Giovanni Morciano in Marignano
Gemmano Montefiore
Saludecio Mondaino
Montegridolfo
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Kirche San Paolo
WISSENSWERTES Im montefioreser Gebiet gibt es reichlich Zeugnisse ferner und fernster Zeiten. Funde der Eisenzeit auf dem Monte Faggeto, viele Funde der römischen Epoche auf dem Pian di S. Pietro: aber was man im ganzen Ort immer noch spürt, ist das Mittelalter, besser: die Zeit der Malatesta. Die Anlage des historischen Zentrums ist durch die überragende Burg definiert, die engen Gassen winden sich ihr zu Füßen und geleiten zum einzigen Tor. Alle Mauern scheinen das Werk des Malatesta-Hauses zu bezeugen, das sowohl eine uneinnehmbare Festung gegenüber dem Herzog von Urbino wollte, wie eine elegante, Fürsten und Päpsten würdige Residenz. Die Burg stammt aus dem XIV. Jh., 1377 wurde hier Galeotto Malatesta, genannt Belfiore, geboren; 1432 wollte Sigismondo Pandolfo sie noch mächtiger und gab so der Entwicklung des ganzen Ortes einen Schub. Wie andere Kastelle erlebte auch Montefiore mit dem Ende der Malatesta wechselnde Herrschaft: die Borgia, die venezianische Republik und selbst die uneindeutige und umstrittene Persönlichkeit byzantinischen Geschlechts namens Costantino Comneno, Fürst von Mazedonien, gestorben in Montefiore, 1530. Nach der malatestianischen Glanzzeit mit dem Entstehen von Klöstern, Palazzi, Kirchen und Prosperität gab Montefiore seine Macht über das Tal auf und wurde allmählich durch die Jahrhunderte der ruhige aber lebendige Ort von heute.
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MONTEFIORE CONCA
ZU SEHEN
Malatesta-Burg 0541 980035
Das potenteste malatestianische Machtsymbol des ganzen Conca-Tals, von einzigartiger Geometrie. Es erhebt sich auf einem Vorberg, von dem sich mit Glück die Küste von Ravenna bis Fano überblicken lässt. Von der höchsten Terrasse sieht man den Apennin, und S. Marino scheint zum Greifen nah. Mancher meint, den Monte Velebit in Dalmatien erspäht zu haben. Nichts weiß man über die Gründung der Festung, aber 1337 hatte Malatesta Guastafamiglia bereits einen wichtigen Militär- und Residentialkomplex daraus gemacht.1347 hielt sich der ungarische König mit seinem Hof hier auf. Galeotto Malatesta Ungaro wollte der schon reichen Residenz etwas hinzufügen und gab das schöne Wappen über dem Eingang und vor allem die außergewöhnlichen Fresken mit Schlachtszenen in Auftrag, damals seltene Arbeiten (1370) und wunderbarerweise bis heute erhalten. Einige abgelöste Fresken hängen nun im Kreuzgewölbesaal, andere sind noch – unzugänglich – am Originalplatz. Es gab zahlreiche berühmte Gäste: Sigismondo, König von Böhmen und Kaiser, die Päpste Gregorio XII und Giulio II und dann Adlige und Heerführer mit Beziehungen zu den Malatesta. Sigismondo Pandolfo war die Festung sehr wichtig zur Kontrolle in Richtung seines erbitterten Feindes Federico da Montefeltro. Im Burghof befindet sich ein schöner Brunnen (XIV. Jh.). Es gibt noch manches zu restaurieren und aus früheren Maßnahmen wieder gutzumachen. Während des Jahres finden viele Kunstausstellungen statt. Zu Füßen der Burg befindet sich der Zugang zum Park der Porta Nova.
Kirche S.Paolo XIV. Jh.
Die Pfarrkirche von Montefiore; das XIV. Jh. erkennt man aus dem Äußeren und dem Portal. Innen: ein schönes Holzkruzifix der Rimineser Schule des “Trecento“, ein Fresko der Madonna mit Kind und Engel von Bernardino Dolci (XV. Jh.) und das wichtige Altarbild der Madonna der Misericordia, von Luzio Dolci (XVI. Jh.).
Curina-Tor XIV./XV. Jh. und spätere Umarbeitungen
Das Zugangstor zum befestigten Ortsteil. Außen und innen sehr schön, hier befindet sich heute der Ratssaal. An der Vorderseite das gemauerte Wappen von Pio XX Piccolomini.
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ZU SEHEN Curina-Tor
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rechts Fresken in der Kirche “dell´Ospedale“
MONTEFIORE CONCA
Kirche “dell’Ospedale” XV. Jh. via XX Settembre
ZU SEHEN
Die kleine Kirche war Teil des Brunnen-Hospitals. Innen: Reste eines schönen Freskenzyklus, auch heute erkennt man Szenen der Auferstehung, des Paradieses, der Hölle usw., sie werden Bernardino und Ottaviano Dolci (XIV Jh.) zugeschrieben; ein volkstümliches Holzkruzifix; ein kleines Gemälde mit S. Rocco, S. Giuseppe und dem Jesuskind; auch mehrere Passions-Symbole, die bei der Karfreitagsprozession benutzt werden, sind hier ausgestellt.
Sanktuarium der Madonna di Bonora versch. Epochen Via Santuario 116
Einer der wichtigsten Kultorte des rimineser Gebiets. Das Bild der stillenden Madonna stammt aus dem XV. Jh. Seine volkstümliche Reinheit wird seit Jahrhunderten von tausenden Gläubigen, die jedes Jahr hierher kommen, verehrt. Interessante ExvotoSammlung. Optimal die Lage im Grünen und über dem Ventena-Tal.
Laden-Werkstatt der Töpfer Via Roma
Ein “Fundstück“ der Volksgeschichte und –kultur. Der Holzofen wie im Mittelalter, die Töpferscheiben sind fußgetrieben, die Arbeitstechniken archaisch und faszinierend.
Rundweg um die Mauer und Park der Porta Nova
Die Mauer, die den Ortskern einfasst, ist jüngst restauriert worden, und die Straße, die an ihr entlangführt, ermöglicht heute einen kurzen aber lohnenden Rundgang in einem natürlichen Ambiente erster Ordnung. In der Nähe des schönen Gebäudes der Porta Nova, das ebenfalls restauriert ist, steigt man zum Park hinauf (der auch von unterhalb der Burg zugänglich ist): es handelt sich ohne Zweifel um einen der spektakulärsten Grünräume des rimineser Gebiets und der Romagna.
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Ansicht des historischen Zentrums
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NICHT VERSÄUMEN
Karfreitagsprozession Karfreitag
Krippe Lebende Weihnachtszeit
Ein jahrhunderte altes religiöses Ritual: die Prozession in Kostümen ist nie ausgesetzt worden und auch heute werden die Rollen in der Familie weitergegeben. Eine religiöse Darstellung der Figuren der Christuspassion: Cireneus, Apostel, Legionäre, Pilatus, Engel, die frommen Frauen u. a., begleitet von den Bruderschaften mit ihren Kapuzen und der Ortskapelle.
Das ganze Zentrum wird zum suggestiven Rahmen des Revivals der Geburt Christi. Die antike Mauer, der Schein der Fackeln und Feuerstellen und die kostümierten Figuren kreieren eine vereinnahmende Atmosphäre. Ab Montefiore starten zahlreiche Mountainbikeund Fußpfade: die Umgebung bietet ein einzigartiges Verhältnis von wilden und kultivierten Zonen. Sehr interessant und spektakulär sind die gekennzeichneten Pfade in Richtung Ventena-Tal und Gemmano.
di Luna (Mondburg)“ “Rocca Juli Drei Tage, besser: lange Nächte während des Juli-Vollmonds, reich an Darbietungen, Ausstellungen, Märkten, Kostproben und Verzehr in verführerischer Atmosphäre. Die Burg und die Gassen voller Schatten und diffusen Lichtern tragen sehr zum ganz speziellen Klima bei.
Oktober/November
Montefiore zum Schmecken
• Mangiar sano (gesund essen) 1er Oktobersonntag Konferenzen, Ausstellung und Kostproben typischer und biologischer Produkte∑ • Volksfest der Kastanie Die folgenden Sonntage Das Volksfest ist dieser Frucht wegen einer seltenen Naturgegebenheit im Wald um Montefiore gewidmet. In mehreren Zonen haben sich säkulare Kastanienhaine in niedriger Höhe ü.d.M., nahe zu Olivenhainen, entwickelt: wegen dieser Besonderheit wird Montefiore in mehreren Studien zur italienischen Vegetation zitiert.
1er und 2er Novembersonntag Volksfest der Olive
Es findet im Ortsteil Serbadone di Sotto statt.
Töpferwerkstatt Alle Formen und Techniken der volkstümlichen romagnolischen Keramik, in einer Werkstatt mit intakter Tradition. Wie vor Jahrhunderten; Sammler und einfache Kunden aus halb Italien kommen, um Krüge, Vasen, Pokale, Teller, Schüsseln und andere Gegenstände zu kaufen, die die Frucht einer antiken Kunst und Kompetenz sind. Montefiore ist stolz auf seine Ölproduktion, die Lage der Olivenhaine ist beneidenswert, das Öl daraus ist robust und von gut definiertem Geschmack. Zwei Mühlen produzieren eine nicht zu verachtende Menge Öl aus vorwiegend lokalen Oliven. Optimale Produktion von Käse bei konsequenter Beachtung natürlicher Techniken. Zur Saison kann man die lokalen Kastanien in den Läden des Ortes kaufen.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Proloco tel. 0541 980189 www.comune.montefiore-conca.rn.it Touristeninformationsbüro IAT (saisonal) tel. 0541 980035 www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 119
DER KARFREITAG In einem Buch aus 1828 liest man: “Dieselben Dokumente lassen uns unter dem 15. Februar 1767 (...) den sehr antiken religiösen Brauch in M. Fiore kennenlernen, den am Karfreitag, der in dieser Gegend einmal ein Festtag war, vom Kreuz genommenen Jesus in einer Prozession zu tragen (...) und dass 1767 die Bruderschaft des Hospitals von D. Filippo Romagnoli eine großartige Bahre anfertigen ließ, worauf man den toten Christus legte, um diesen heiligen Gottesdienst schmuckvoller zu gestalten und gleichzeitig die frommen Überlegungen der Gläubigen mehr als je anzuregen; und ein zugehöriger Baldachin, und außerdem begannen 1769 wie Engel gekleidete Mädchen diverse Symbole der Passion des Göttlichen Erlösers vorneweg zu tragen, jedes mit einem der genannten Symbole und den dazugehörigen Motti in der Hand.“ Dies ist das direkteste und bekannteste historische Zeugnis der Karfreitagsprozession, die in Montefiore stattfindet, einer Prozession, die als “dramatisch“ oder “figurativ“ definiert werden kann. Sie ist die bekannteste und meistbesuchte des ConcaTalgebietes und des rimineser Raums, charakterisiert durch “Aufführungs“-Aspekte und eine ganze Reihe von traditionellen Elementen. Außer den Mantel- und Kapuzenträgern der verschiedenen Kongregationen, die die Fackeln tragen, gibt es in der Prozession Figuren, die präzise Rollen interpretieren, die – immer nach der Tradition – so weit möglich innerhalb der Familie, die ihren Ursprung im Ort hat, weitergegeben werden. Zentrale Figur ist der Cireneus, der Träger des Kreuzes, der von vielen traditionell als Christus selbst angesehen wird. Er wird einen langen Abschnitt des Weges von zahlreichen römischen Soldaten flankiert. Außer den Soldaten gibt es auch die Figuren der frommen Frauen, des Pontius Pilatus, Barabbas, Kaifas, Judas, einiger Apostel und zahlreicher Engel, die verschiedene Passionssymbole tragen. Unter einem antiken Baldachin wird die Statue des toten Christus transportiert. Den Abschluss des Umzugs bilden die Ortskapelle und sehr viele Menschen. Die Prozession beginnt um 9:00 abends beim Mönchskloster oberhalb des Ortes, kommt herab ins historische Zentrum, erreicht die antike Pfarrkirche unterhalb der Burg und geht wieder hinab bis zur kleinen Kirche “des Grabes“, wo das “Karfreitagsbrot“ ausgeteilt wird. Das Fackellicht, die Kostüme, die Musik der Kapelle und der herrliche Rahmen des Kastells machen aus dieser Prozession den vielleicht suggestivsten und einbeziehendsten Ritus der ganzen Signoria dei Malatesta.
REISENOTIZEN
Momente der Karfreitagsprozession
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Gemmano und das Umland
Rimini> 25 km • 30 min
Bellaria> 30 km • 40 min
Misano> 15 km • 20 min
Riccione> 20 km • 20 min
Cattolica> 20 km • 20 min
HÖHE Ü. D. M. 404
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M
GEMMANO Kaum unberührte und einzig dastehende Natur in der Signoria der Malatesta finden wir bei Gemmano und ihm zu Füßen. Vielfältige Hügel mit üppiger wilder Vegetation, in der sich kultivierte Flächen öffnen; so bewegt, dass hinter jeder Kurve neue Szenarien auftauchen, neues Licht zu jeder Tagesund Jahreszeit. Ein echter Schatz für Umweltfreunde, wo Zeichen des Menschen gering sind und das Land noch dominiert. Und als ob das nicht genüge, gibt es die Grotten von Onferno und das Naturschutzgebiet darum herum: ein im rimineser Gebiet einzigartiges Vermögen von regionalem und in vieler Hinsicht nationalem Niveau. So interessant, dass man es kennen muss, und so einfach und vergnüglich zu besuchen. Für Freunde des Grünen ist Gemmano ein ideales Ziel, ein Ort, wo Exkursionen und ein Urlaub auf dem Land wirklich einen besonderen Geschmack besitzen.
Riccione Coriano Montescudo
Misano
Montecolombo
Cattolica San Clemente
S. Giovanni Morciano in Marignano Gemmano Montefiore Saludecio Mondaino
Montegridolfo
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Die Kirche von Carbognano
rechts Bei den Grotten von Onferno
WISSENSWERTES Im Umland von Gemmano gibt es viele Überreste aus römischer Zeit; in einer schönen Ebene auf halber Strecke zwischen dieser Gemeinde und dem nahen Montefiore, genau gesagt im Ortsteil S. Pietro in Cotti, erhob sich ein wichtiger Siedlungskern, wahrscheinlich eine der wichtigsten imperialen Villen des rimineser Binnenlandes. Forscher meinen, dass denn auch der Ortsname selbst sich von der Familie Geminiana herleitet, der sich auf einigen Steinplatten findet, die man hier gefunden hat. Von 1233 bis 1356 gehörte Gemmano zur Stadtgemeinde Rimini, um dann unter die Herrschaft der Malatesta zu gelangen. Der hohe Hügel, auf dem Gemmano aufragt, eignet sich bestens für eine Befestigung: eine schöne Position, welche die gesamte Ebene und einen Großteil Land und Berge des Herzogtums Urbino dominiert. Es verwundert also nicht, dass auch hier eine Festung mit einem kleinen Ort aufragte. Zu Beginn des XVI. Jhs. nahmen die Venezianer auch diesen hohen Hügel in Besitz, doch bereits 1518 kehrte Gemmano wieder zurück unter die Stadtgemeinde Rimini. Nur wenige Reste sind von der Außenmauer geblieben und vom Ort erkennt man bloß die Struktur, da er 1944 – wegen der Gotenlinie – Protagonist einer schrecklichen Schlacht zwischen Alliierten und Deutschen war, was zerstörerische Attacken und Bombardements mit sich brachte. Wegen ihrer ländlichen Charakteristiken interessant sind auch zwei kleine Kastelle, die sich im Umland befinden: Marazzano, vondem Mauer- und Erdaufschüttungsreste erkennbar sind, und Onferno, das heute in seiner Form als befestigtes Dorf, die es nach der Zerstörung durch Federico da Montefeltro 1496 annahm, komplett restauriert ist. 124
GEMMANO Museum des Naturschutzgebietes von Onferno Onferno via Castello 83 0541 984694
Grotten von Onferno Onferno via Castello 83 0541 984694
ZU SEHEN Ein naturkundliches Museum mit pädagogischen Zielen. Man zeigt, was Grotten und Schutzgebiet bezüglich Vegetation, Fauna und Geologie auszeichnen. Es gibt auch einen botanischen Garten. Alles ist angeschlossen ans Besucherzentrum der Grotten in der antiken Pieve Santa Colomba, und das ist wirklich ein “Muss“ für beste Exkursionen in der Zone und in den Höhlen.
Die Grotten sind ein Karstkomplex von beachtlichem Wert, dessen wissenschaftliche Erkundung 1916 der Speleologe Quarina durchführte. Ein unterirdisches Rinnsal hat die Kalkfelsen ausgehöhlt und über 750 m die verschiedensten Formen hinterlassen. 400 m sind dem Publikum zugänglich, mit großen “Zimmern“ und seltenen “Titten“-Gebilden, Korridoren längs des Wasserlaufs und verschiedenen Fledermaus-Kolonien. Beim Grottenausgang beginnen 400 weitere Meter mit Wasser, Felsen, Höhlungen und herrlicher Vegetation. Die begleitete Führung mit Ausrüstung, die vom Besucherzentrum gestellt wird, schenkt etwa 1 Stunde lang sehr suggestive Eindrücke. Überm Grottenberg erhebt sich Onferno, einstmals ein ländliches kleines Kastell, heute wiedererstellt für Bewirtungszwecke.
Naturschutzgebiet Onferno
123 ha von unbezweifeltem naturalistischem Wert mit dichter und reicher Vegetation, seltenen Wildtieren, und besonderer Geologie aus Kalkformationen und schründigen Furchen. Dies schöne und vielseitige Territorium erlaubt mit ein wenig Augenmerk und begünstigt durch sorgfältige Kennzeichnungen Beobachtungen hohen Niveaus. Zu den markierten Hauptstrecken gehören der Pfad der Madonna “des Regens“, der Buchenund der “botanische“ Weg.
Kirche von Carbognano Carbognano
Eine kleine harmonische ländliche Kirche in schöner Lage. Man verehrt ein schönes Madonnenbild. Die Idee kleiner Sanktuarien im Grünen lässt sich hier gut nachvollziehen
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Das Zentrum von Gemmano
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NICHT VERSÄUMEN
des Wildschweins
Volksfest der Pappardella-Nudel und
Um Ferragosto (15.8.) herum Ein für einen kleinen Ort typisches gastronomisches Volksfest mit kräftigen lokalen Gerichten, unter denen “Nudeln an Wildschweinsauce“ den ersten Platz einnimmt. Die Wildschweine findet man in den Tälern unterhalb des Ortes.
Erster Oktobersonntag
Fest der Grotten von Onferno
Liscio-Tanzorchester und Gratis-Fisch für alle. Man feiert die Grotten und deren Wichtigkeit für den Ort. Exkursionen im Ventena-Tal Dies kleine Tal erstreckt sich zwischen Gemmano und Montefiore und erscheint einem wie ein Wunder; es hat wilde Abschnitte bewahrt, die so nah der Küste und großen Städte einfach unvorstellbar sind. Der Ventena fließt durch einen Korridor spontaner Vegetation (mit seltenen Erlen und Orchideen). Eine der ältesten und überraschendsten Landschaften der Provinz. Ein gut strukturiertes Netz von Pfaden erlaubt optimale Exkursionen zwischen den zwei Orten und berührt verschiedene ländliche Dörfer. Viele begeisterte Mountainbiker schätzen die ganze Zone.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Besucherzentrum des Naturschutzgebietes tel. 0541 984694 - 854060 (Rathaus) www.comune.gemmano.rn.it www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 127
KÜHLE UNTERWELTEN Inferno, “Hölle“ war der antike Name des heutigen Onferno. Gewiss ist dieser Name den Grotten geschuldet, die bereits in alter Zeit berühmt waren und bereits in der Vergangenheit als mysteriös galten, in mancher Hinsicht beängstigend aber faszinierend. Man stelle sich vor, es gab sogar welche, die in diesen Grotten den physischen Ort sehen wollten, der Dante bei der Beschreibung der Höllenstruktur in der Göttlichen Komödie inspiriert habe. Gewiss musste dieser schwer zu “verstehende“ große unterirdische Raum einstmals unzugänglich und voll von Beunruhigendem erschienen sein. Heute haben diese Grotten nichts “Höllisches“ mehr an sich, aber Mysterium und Faszinosum bleiben intakt; sie sind nun den Naturschönheiten zu verdanken, die den ganzen Grottenverlauf und den Umweltkontext kennzeichnen, der heute unter Schutz steht. Die Grotten sind im Gegenteil sogar ein Platz des Vergnügens geworden, man lernt und nähert sich der Natur mit Respekt, wobei man die Schönheit der wertvollen und einzigartigen Umwelt genießt. Und dies steht im Führer, der den Besucher begleitet: “Längs der Strecke, die in einer Höhe von 290 m beginnt, um 70 m in die Tiefe zu führen, kannst Du das unterirdische System der Grotten von Onferno erkunden. Du wirst suggestive Ambiente bestaunen, glatte und polierte Decken, den Kalk-”Wasserfall“, den Weg mit den “Grottenperlen“ und die größten “Titten“ Europas: riesige Kristallmassen an der Decke des QuarinaSaals. Der Weg ist teils gepflastert, teils naturbelassen, und deshalb muss man sich umsichtig bewegen. Man durchquert Canyons, Sturzsäle und Engen, aber der Eingang unten und der Ausgang oben begünstigen eine optimale Durchlüftung. Da alles aus kalkhaltigem Fels besteht, sind sie durch Infiltrationswasser-Erosion in unterschiedlich kompakten, durchlässigen, löslichen Schichten entstanden. Es handelt sich also um Karstgrotten mit einem unterirdischen Wasserlauf und einer Reihe von Höhlungen auf verschiedenen Niveaus, die durch Stollen, Engen und Risse miteinander verbunden sind. Das über die Oberfläche der von ihm selbst geformten Höhlungen laufende Wasser hat an einigen Stellen Mineralkalk-Konkretionen mit bizarren Formen hervorgebracht. Die Grotte ist bewusst schwach beleuchtet, denn sie beherbergt eine kostbare Fledermauskolonie von etwa 4000 Exemplaren. Sechs Arten, einige von beachtlichem wissenschaftlichen Wert, denn sie sind vom Aussterben bedroht. Während des Sommers kann man sie dort bei der Fortpflanzung und den ersten Flugversuchen sehen. Eine gute Gelegenheit für ein “Face to Face“ und zum Beseitigen einiger Vorurteile: sie ernähren sich von Insekten und nicht von Blut! Die Besichtigung wird begleitet; vor dem Abmarsch bekommen die Besucher Helm und Taschenlampe. Man sollte bequeme Schuhe mit guten Sohlen tragen, denn durch die Feuchtigkeit kann der Boden rutschig sein. Dickere Oberbekleidung ist auch im Sommer angesagt, denn die Temperatur dreht sich immer um die 12 – 14 Grad.“ Daher: auch wenns in die Hölle geht, wird es immer frisch bleiben.
REISENOTIZEN APPUNTI DI VIAGGIO
Die Grotten von Onferno
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Saludecio
Rimini> 30 km • 40 min
Bellaria> 35 km • 50 min
Misano> 17 km • 20 min
Riccione> 20 km • 25 min
Cattolica> 15 km • 20 min
HÖHE Ü. D. M. 348
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M
SALUDECIO An dieser Hangseite der Signoria haben die Hügel ein sanftes und lang gestrecktes Profil, ideal um darauf Kastelle und Orte zu errichten, bei denen Verteidigungszwecke und gesellschaftliche Entwicklung zugleich bestehen und das Beste geben konnten. So ist es bei Saludecio gewesen, dass ab dem XV und bis zum XVIII. Jh. das wichtigste Städtchen dieses Teils des Conca-Tals geworden war. Ein kleiner Hauptort, wo raffinierte Palazzi und dürftige Häuschen einen volkstümlichen und zugleich noblen Stil kreierten, der bis heute intakt geblieben ist. Eine große Kirche, fast eine Kathedrale, dominiert die Piazza, ein kleines, aber gepflegtes Museum erzählt von der Kunst und Geschichte des Ortes, die Stadtmauern sind von baumgesäumten Straßen und Gärten umgeben, die inneren Straßen werden im Sommer dank einer Reihe von Veranstaltungen und Festen belebt.
Riccione Coriano
Misano
Montescudo Montecolombo
Cattolica San Clemente Morciano S. Giovanni Gemmano in Marignano Montefiore Saludecio Mondaino
Montegridolfo
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Cerreto
WISSENSWERTES Auf diesen Hügeln haben die Menschen schon seit Urzeiten gesiedelt; denn sie sind fruchtbar, mit einem guten Klima, leicht zu leben und, nicht zuletzt, entschieden schön. Es ist also normal, bei Saludecio Zeugnisse der Römerzeit und des frühen Mittelalters zu finden, und offensichtlich ist hier ein reicher, mächtiger Ort entstanden, der seine Rolle auch nach dem Niedergang des Hauses Malatesta zu festigen verstand. Dass es ein Hauptzentrum der Verteidigungslinie, aber auch eine der blühendsten Gemeinden der Signoria war, ist heute noch sehr evident. Außerdem lebte hier im XIII. Jh. eine Person, die dem Ort in allen umgebenden Landen zu großem Ruf verhalf: der Selige Amato Ronconi, eine auch heute im Volksglauben sehr wichtige Figur. Wie alle Kastelle der Zone, sah auch Saludecio andauernde Fehden zwischen Malatesta und Montefeltro. Daher stammen große Arbeiten (XIII., XIV., XV. Jh.) zum Bau einer Burg und einer weiten und starken Stadtmauer, in die das historische Zentrum harmonisch eingeschlossen bleibt. Das Ende der Malatesta-Herrschaft zeigt jedoch im Unterschied zu andern Orten hier nicht den Beginn des Niedergangs an: potente Familien erbauten wertvolle Palazzi, lokale Intellektuelle erlangten Bekanntheit, man baute eine großdimensionierte Kirche von optimaler Machart, und noch im XIX. Jh. wuchs der Ort und schuf Institutionen, die ihn zum Hauptort des Conca-Talgebiets machten. Bei alldem blieb die antike Struktur maßvoll und elegant erhalten. Heute spielt Saludecio die Karten Landwirtschaft und Tourismus und bleibt ein privilegierter Ort der malatestianischen Signoria. Wegen seiner gefestigten Tradition von “Murales“ gehört es nun auch zu den “Städten der Wandmalerei“. 132
SALUDECIO
ZU SEHEN
“Marina”-Tor XIV. Jh.
Das Haupttor zum Ort, eine schöne Struktur aus der Zeit Sigismondo Pandolfos, die gemeinsam mit den Nachbargebäuden eine Idee davon gibt, was die Gesamtbefestigung sein sollte.
Piazza Beato Amato Ronconi
Rechtwinklig, man tritt von der Porta Marina hier ein; von einer Seite die Pfarrkirche, gegenüber das Rathaus und unten der Ort und der Stadtturm.
Pfarrkirche San Biagio Sanktuarium des Seligen Amato Museum religiöser Kunst Piazza Beato Amato Ronconi 0541 982100
Rathaus Piazza Beato Amato Ronconi
Zu Recht eine kleine Kathedrale genannt; nicht nur ihre Ausmaße und die wertvolle Architektur (XVIII. Jh.), auch das Gesamte, einschließlich beachtlicher Kunstwerke und der Überreste des sehr verehrten Seligen Amato Ronconi, rechtfertigt diese Definition. Sogar ein sehr interessantes Museum religiöser Kunst gehört dazu, mit Ritus-Geräten und gut gemachten Exvoti. In diesem Komplex findet man eine echte kleine Pinakothek mit folgenden Werken: • Die Enthauptung des Täufers, Claudio Ridolfi, gen. “il Veronese“, 1605 • Die heiligen Giuseppe, Sebastiano, Rocco und Antonio da Padova, von Bernadino Guerrini, 1610 • S. Sisto Papst in Ekstase, von Guido Cagnacci, 1628 • Die Prozession des Heiligen Sakramentes, von Guido Cagnacci, 1628 • S. Antonio Abate und S. Antonio da Padova, von G. F. Nagli, genannt “il Centino“, 1660 • Madonna mit Kind und Heiligen, von Sante Braschi, 1704 • Madonna della Consolazione, von Giuseppe Soleri Brancaleoni, 1802 • S. Biagio, von Padre Atanasio aus Coriano, 1800
Gemeindeverwaltung und Kulturinstitutionen residieren hier im Palazzo auf den Trümmern der antiken zerstörten Burg. Signifikante Spuren der Mauern finden sich innen. Er diente auch schon als Gefängnis. Beachtlich der externe Säulengang. 133
ZU SEHEN Im Museum für religiöse Kunst
Palazzo Albini XVI. Jh. via Roma Privatbesitz
Nicht immer zu besichtigen: das große Tor öffnet sich auf den herrlichen Hof mit Säulengang im urbinater Stil. Eine gute Gelegenheit zur Erdgeschossbesichtigung bietet das “Ottocento-Festival“.
Stadtturm XIV. Jh. via Beato Amato 1 0541 869701
Einer der mittelalterlichen Türme, der das Profil des Orts von weitem charakterisiert. Hier ist das Stadtwappen eingemauert.
Kirche der Hieronymiten via Piero Albini 15
Eine weitere wichtige Kirche, in der einige Werke aus dem XVIII. Jh. aufbewahrt werden.
Kloster der Hieronymiten XVII. Jh. via Piero Albini 15
Ein schöner Gesamtkomplex mit Kirche im höchsten Ortsteil. Es gibt einige interessante Spuren aus der Gründungszeit um 1640.
“Montanara“-Tor XIV. Jh. via Roma
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Dies befestigte Tor ist aufs Landesinnere mit Hügeln und ersten Bergen des Apennins ausgerichtet; so kontrollierte man die Grenzen der Montefeltro, der historischen Gegner der Malatesta.
SALUDECIO Garten der Düfte “Montanara”-Tor
Largo Santiago de Compostela
ZU SEHEN Gleich außerhalb des Montanaro-Tors: ein “Italienischer Garten“ mit geometrisch auf Terrassen angeordneten Blumen und Aromapflanzen, so dass die Farben- und Duftkombinationen noch gesteigert werden. Dem Beato Amato und seinen Pilgerreisen zum berühmten Sanktuarium gewidmet, ein Aussichtsbalkon, der den Brunnen und das GefallenenDenkmal einbezieht. Hier beginnt der Spaziergang entlang der Bastionen mit einem baumbestandenen Weg und gepflegten Grünzonen.
Wandmalerei im Ort
Eine bunte und kuriose Streckenführung mit Kunst “en plain air“ lädt mit eigenen Schildern und Beschriftungen ein, sich in die Winkel und Plätzchen des historischen Zentrums zu begeben, um die Erfindungen des XIX. Jhs. zu entdecken, mehr als 40 Malarbeiten der ARPEC-Künstler auf den Hausmauern. Es handelt sich um eine kontinuierlich wachsende lebendige Tradition, die jeden Sommer bei Gelegenheit des Ottocento-Festivals erneuert wird, wenn die Künstler in Kontakt zum Publikum neue “Murales“ malen und dabei auch den historischen und symbolischen Aspekt hervorheben.
Kirche Sant´Ansovino via Sant’Ansovino 1
Die Kirche des kleinen Ortsteils an der Straße nach Morciano.
Oratorium des Hospitals des Seligen Amato XIII. Jh. via Ospedale
Ein weiterer dem Seligen Amato Ronconi, dem beschützenden Pilger und bereits im XIV. Jh. Verehrten gewidmeter Ort.
Astronomisches Observatorium N. Koppernik Via Pulzona 1708 0541 857026
Angeleitete Beobachtungen des Himmelzeltes: mit der Hilfe von Experten kann man ganze Abende zur Erkundung der Wunder des Sternenhimmels organisieren.
Kastell Cerreto Cerreto
Eines der schönsten Dörfer der Signoria, das noch über offensichtliche mittelalterliche Befestigungen verfügt. Einige km von Saludecio, hinter Mondaino, eingebettet in Natur und Landwirtschaft von beachtlichem Wert über dem Ventena-Tal. Ein Besuch erlaubt das Verständnis solcher Gemeinschaften in Epochen, die so sehr weit ja nicht zurückliegen. Im rimineser Gebiet ist Cerreto auch berühmt wegen seines einzigartigen Karnevals und der Witze, die man über seine Einwohner erzählt, von denen es nur noch wenige gibt.
Kastell Meleto Meleto
Weiteres befestigtes Dorf einige km von Saludecio mit interessanten Zeugnissen antiker Strukturen.
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Ottocento Festival
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NICHT VERSÄUMEN Festival Ottocento In der ersten Augustwoche. Gewiss eines der größten Sommerfeste des Binnenlandes, seit fast 20 Jahren zieht es die Aufmerksamkeit eines zahlreichen Publikums auch von weit her mit einer Woche voller Musik, Show, Ausstellungen, Bankette des XIX. Jhs. auf sich. Märkte für Antiquitäten und Handwerksprodukte, Inszenierungen, Gelegenheits-Gasthäuser in Gassen und Kellern, Künstler aus ganz Italien mit großen und kleinen Darbietungen: ein vergnüglicher Treffpunkt mit vielen guten Gründen für großes Interesse. www.ottocentofestivalsaludecio.it
25. April und die Tage drumherum. Saluserbe
Veranstaltung für natürliches Leben, besonderes Augenmerk auf Kräuter, Ernährung und biologische Landwirtschaft; mit Ausstellungen, Konventen, Frühjahrsmarkt. www.saluserbe.ottocentofestivalsaludecio.it Interessante Spaziergänge ums Kastell von Cerreto und bei Montepetrino zum Tal des Ventena von Saludecio: besonders konservierte Teile des mittleren Conca- Tals, vor allem im Frühjahr und Herbst mit beachtlicher Landschaft; beste Trekking- und MountainbikeStrecken.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Proloco tel. 0541 981152 Tourismusinformationsbüro IAT (saisonal) tel. 0541 981345 wwww.ottocentofestivalsaludecio.it www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 137
SELTSAME GESCHICHTEN Saludecio hat eine Insel. In einem der schönsten Landstriche der Signoria, getrennt von Saludecio durch die Nachbargemeinde Mondaino und genau an der Grenze zu den Marken, da liegt Cerreto. Es handelt sich um eine echte Verwaltungs- “Enklave“, um ein kleines ländliches Kastell, das – man weiß nicht, warum – an die Gemeinde Saludecio gebunden blieb. Aber dies allein macht Cerreto nicht zu etwas Besonderem, das ist etwas ganz Anderes. Bis vor Längerem – aber die Erinnerung ist noch lebendig – zirkulierten im ganzen Conca-Talgebiet und darüber hinaus seltsame Geschichten, die alle Cerreto betrafen, besser: Missgeschicke der Einwohner. Heute leben zwischen den Mauern dieses schönen befestigten Ortskerns, der die antiken Gebäude intakt hielt, nur ganz wenige, aber einstmals war dort eine nicht nur zahlreiche, sondern auch besonders lebendige, für extravagant gehaltene Gemeinschaft. Die Geschichten verspotten die Cerretaner wegen der absurden Machenschaften, die immer ein komisches Ende finden. Am berühmtesten ist die von der “Polenta im Brunnen“ (die mit dem Ertrinken aller Einwohner endet, die hineintauchen, um sie zu kosten), aber es gibt auch andere, wie die der Holzkanone, die den Nachbarort beschießen sollte (aber natürlich hier explodierte), oder die des Fehlens von Intelligenz im Ort. Um diesem zu begegnen, entschieden die Einwohner, sie in der Stadt zu kaufen, also in Rimini. Eine Gruppe der Erfahrensten ging zu Fuß los, machte aber am Abend müde und entmutigt auf halbem Weg kehrt. Zu Haus angekommen sagen sie den anderen, die voller Bangen warteten, dass sie nun die Hälfte des Weges schon gemacht hätten, das Fehlende würde sie am nächsten Tag erledigen. Außer für dutzende Geschichten dieser Art, war Cerreto auch für einen Ausdruck der traditionellen Kultur bekannt, der jedoch nicht völlig getrennt ist von den Spottgeschichten, wie einige Studien zeigen. Es handelt sich um einen archaischen Karneval, bei dem Maskeraden antiken Ursprungs auftauchen, von primitivem Aussehen, wie die laubbedeckten Männer und der “Pagliaccio“, eine Strohgestalt. Auch heute noch, wenn auch nicht garantiert jedes Jahr, kann man an diesem Karneval teilnehmen. Informieren Sie sich aber, bevor Sie sich auf den Weg machen. Allerdings, mit oder ohne dieses Fest, Cerreto verdient gewiss einen Besuch.
REISENOTIZEN
Der “Pagliaccio“ des Karnevals von Cerreto
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Mondaino
Rimini> 30 km • 35 min
Bellaria> 42 km • 45 min
Misano> 17 km • 20 min
Riccione> 20 km • 25 min
Cattolica> 15 km • 20 min
HÖHE Ü. D. M. 400
140
M
MONDAINO Auf einem hohen Hügel des mittleren Conca-Tals, wo einstmals Damwild graste und ein Tempel Dianas aufragte, der großen Jagdgöttin und Beschützerin der Wildnis, entstand ein Dorf. Der “Monte dei Daini“ wurde ein befestigter Ort, ein Stützpunkt der Signoria der Malatesta an der Grenze zu den Rivalen Montefeltro, Herzögen von Urbino. Mauer und Festungstor, eine mächtige Burg und die ganze Ortsstruktur erzählen diese Vergangenheit, die in einem der best betreuten und faszinierendsten Revivals der gesamten Signoria und der ganzen Emilia Romagna jedes Jahr wieder auflebt. Aber die Geschichte hat Mondaino auch in den folgenden Jahrhunderten Schönes geschenkt: die einzigartige runde Piazza, die Palazzi und die Kirchen. Die Landschaft mit ihren Ländereien und Waldflecken ist immer noch unversehrt und bäuerlich; in jeder Jahreszeit lädt sie dazu ein, durchquert und betrachtet zu werden. Riccione Misano
Coriano Montescudo
Montecolombo
Cattolica San Clemente Gemmano Montefiore
S. Giovanni Morciano in Marignano Saludecio
Mondaino
Montegridolfo
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Piazza Maggiore während des Palio “del Daino“
WISSENSWERTES Schon der Name von Mondaino erzählt uns etwas von seiner Geschichte: der hier aufragende Dianatempel muss besonders wichtig gewesen sein, wenn er in römischer Zeit als Vicus Dianensis erinnert wird, d.h. die Ansiedlung, in welcher der Ort seinen Ursprung hat. Das aufkommende Christentum änderte den Namen in Mons Damarum, den “Monte dei Daini (Damwildberg)“, aus dem Mondaino wurde, das Kastell, dessen militärische und zivile Macht zur Zeit der Signoria beachtlich anwuchs. 1289 regierten bereits die Malatesta, die es stets als bevorzugten Ort (nicht nur weil es Grenzpunkt, sondern auch hinreichend sicher und repräsentativ war) für Vertragsschlüsse mit ihren Todfeinden, den Montefeltro, Signori des strahlenden Urbino (25 km entfernt) und aller Bezirke des oberen Conca-Tals, betrachteten. Die Mauern Mondainos haben also Schlachten gesehen, aber auch Verträge und politische Treffen höchsten Niveaus. Erst von Carlo Malatesta mit Antonio da Montefeltro, 1393, dann von Sigismondo Pandolfo mit Federico, Herzog von Urbino, 1459; sie trafen sich zu Friedensabkommen, die jedoch nicht lange dauerten, wie man daran sieht, dass Federico das Kastell 1462 eroberte und der Kirche schenkte. In den folgenden Jahrhunderten blieb es einer der Hauptorte des Talgebietes; seine schöne halbrunde Piazza (XIX. Jh.), mancher Adels-Palazzo, die Bauwerke und auch das solide Stadtgeflecht lassen die Vitalität eines heute noch geschätzten historischen Zentrums und Gebietes erkennen. 142
MONDAINO
ZU SEHEN
“Marina”-Tor
Das schöne Eintrittstor des Ortes, es wird den VerteidigungsModernisierungsarbeiten unter Sigismondo Pandolfo Malatesta zugeschrieben.
Piazza Maggiore XIX. Jh.
Vielleicht die einzigartigste des rimineser Gebiets, sicher die interessanteste von denen des XIX. Jhs. Die durch den neoklassischen Portikus definierte halbrunde Form schuf der Architekt Francesco Cosci. Die Hauptstraße führt so auf diesen runden Platz, dass die Bürger ihn anhänglich ihre “Bratpfannen“-Piazza nennen. Er ist das Herz des Ortes, hier finden die Ortsviertel-Wettkämpfe statt, der “Palio del Daino“.
Malatesta-Burg XIV. – XV. Jh. Rathaus Piazza Maggiore 1 0541 981674 (Gemeindeverwaltung)
Ein fundamentaler Fixpunkt der Malatesta-Verteidigungslinie, strategisch für die Kontrolle der gefährlichen Nachbarkastelle und die Truppenbewegungen der Montefeltro. Die Außenstruktur ist gut erkennbar, sie ruht mit ihren ghibellinischen Zinnen fest auf einer geböschten Mauer. Der gesamte VerteidigungsApparat ist von Sigismondo potenziert worden: es soll 13 Festungstürme gegeben haben. Federico da Montefeltro sagte vom Kastell: “starker und wichtiger Ort, den kein Pakt erobern kann“. Heute führen die Mauern von den Außenstraßen hin zum historischen Zentrum, das man ganz besichtigen sollte. In der Burg befinden sich die Ortsverwaltung und die Kulturinstitutionen. Zwei nicht einfach zugängliche Kuriositäten der Burg sind die Dachterrasse mit ihrer unvergleichlichen Sicht und das Fundament mit geheimen Militär-Gängen. In einem Saal hängt das Fresko “Stillende Madonna“ von Bernardino Dolci (XV. Jh.).
Dauerausstellung Majoliken aus Von beachtlichem Interesse ist die Sammlung der Renaissance-Majoliken. Mondaino Mondaino war ein wichtiges Produktionszentrum. via Secondaria Levante 0541 981674
Klarissen-Kloster via Roma
Ein großer Komplex mit vielen Gebäuden aus unterschiedlichen Epochen und ein schöner Garten innerhalb der Mauern. Muss großenteils noch rückgewonnen werden und ist nicht immer zugänglich. Anlässlich des Palio kann man innen vieles besichtigen. In der kleinen Kirche an der Hauptstraße befinden sich ein Chor und einige Holzkruzifixe des XVII. Jhs. 143
ZU SEHEN “Marina“-Tor
unten Momente des Palio
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rechts Antependium in der Kirche San Michele Arcangelo
MONDAINO
Pfarrkirche S. Michele Arcangelo via Roma 31
Ex-Kloster S. Francesco via Belvedere Fogliense
Paläontologisches Museum In der Burg Piazza Maggiore 1 0541 981674
ZU SEHEN Eine schöne, geräumige Kirche (XVIII. Jh.) mit kostbaren Arbeiten des XV. und XVI. Jhs. und drei suggestiven, mit einer antiken Technik fein dekorierten Antependien (Frontseite des Altars)(XVIII. Jh.). Man sagt, hier habe der antike Dianatempel gestanden.
Gleich außerhalb der Altstadt, auf dem Hügel Formosino, ein Komplex aus dem XIII. Jh. Hier wurde 1459 der Frieden zwischen Sigismondo Malatesta und Federico da Montefeltro unterzeichnet, und hier trug Papst Clemente XIV die franziskanische Kutte.
Die Räumlichkeiten befinden sich in der Burg. Hier werden Fossilien aus Mondaino und Umgebung aufbewahrt und katalogisiert. Eine schöne Sammlung spektakulärer Funde, Abdrücke von Fischen (21 Arten), Tieren und Pflanzen, sogar 4 Millionen Jahre alt. Wegen einer Besonderheit des Steines sind die Spuren der Organismen außergewöhnlich klar. Zahlreiche Publikationen behandeln die verschiedenen wissenschaftlichen Aspekte der Ausstellung und der hier durchgeführten Forschungen.
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DidaDidaDidaDidaDida
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NICHT VERSÄUMEN del Daino Palio August
Mitte November
Die verschiedenen Ortsviertel Mondainos führen an vier Tagen einen “Palio (Wettstreit)“ mit Spielen und Herausforderungen aus der Tradition der Renaissance und des Mittelalters durch. Eine Reihe von Darbietungen, Umzügen und Zeremonien bildet hierzu den Rahmen. Optimal ist die Nutzung der Altstadt, wo viele sonst unzugängliche Räumlichkeiten sich als Tavernen, Keller und Aufführungsorte öffnen. Nicht nur die Inszenierung des Ortes (mit Lichtern, Kostümen, Aufbauten, Ständen usw., auch alle gastronomischen Aspekte des Festes verraten besondere Sorgfalt und werden von einem sehr zahlreichen Publikum geschätzt. Es ist eines der größten und faszinierendsten Feste der Signoria, außergewöhnlich reich an Anregungen und Darbietungs-, Gastronomie- und Handwerksangeboten. www.terrediconfine.it
Ausstellung und Markt des geschätzten Weißen Trüffels aus dem rimineser Hügelgebiet. Info 0541 869046 Pro Loco Mondaino www.terrediconfine.it
Eine kleine aber bedeutsame Musikreihe Musikfest Juli
mit Terminen von lokalen und national bekannten Gruppen. Die Kurse des “Arboretums“ Theaterund KommunikationsLaboratorien mit Teilnehmern aus ganz Italien. info 0541 25777 www.arboreto.org
Ludus Mai – Juni Latinus Dieser Lateinübersetzungs-Wettbewerb für Schüler ist Don Sebastiano Sanchini gewidmet, dem Lehrer des jungen Leopardi. info 0541 981674 - www.mondaino.com
Bacchus, Trüffel und Venus
Fest der Santa Bibiana
November/Dezember
Messe und Markt für typisch mondaineser (Öl, Honig, Käse) und andere Produkte des rimineser Hügelgebietes. Der geschätzte FossaSchafskäse wird aus den Gruben geholt. Weihnachtsgegenstände und lokales Handwerk. Info 0541 981674 - www.mondaino.com Die schöne Umgebung Mondainos wird von Wegen und Pfaden beachtlichen naturalistischen und kulturellen Interesses durchzogen. Es gibt Wegepläne. Das sehr besondere Areal des Valmala sollte man mit einem schönen Bändchen zur Geschichts- und Umweltsituation der Zone durchstreifen. Es gibt auch ein Ex-Arboretum mit 7 ha, auf denen Pflanzen des Mittelmeerraumes wachsen; heute wird die Anlage für Seminare und TheaterKultur- Labors genutzt. Beim Markt des “Palio del Daino“ bieten sich zahlreiche Kaufmöglichkeiten von gut gearbeiteten Handarbeiten, perfekten Waffenkopien, bis hin zu Musikinstrumenten, Körben und historischem Schuhwerk.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Proloco tel. 0541 869046 - 981291 www.terrediconfine.it www.mondaino.com www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 147
ERDERINNERUNGEN Es scheint, dass die Erde, u. zw. Erde im Sinne des physischen Elements, Mondaino besondere Beachtung einbringt. Mit Erde und Fels sind die seltenen, Millionen Jahre alten Fossilien verbunden, mit modellierter Erde aus den Händen tüchtiger Meister die eindrucksvollen Keramiken aus Mittelalter und Renaissance, und ebenfalls mit der Erde als Boden verbindet sich eine jüngere, aber schon sich behauptende lokale gastronomische Produktion: die des Käses, der zur Reifung in antike Korn-”Gruben“ (Fosse) eingelagert wird. Fangen wir mit den Fossilien an, Organismen, die ihren Abdruck in verschiedenen Typen von Fels hinterlassen haben und die heute in einem gut strukturierten Paläontologischen Museum Platz finden, das in den historischen Räumen der Burg seinen Platz hat. Walter Landini schreibt: “in der Vergangenheit haben die Entdeckungen fossiler Körper breit dazu beigetragen, die kollektive Phantasie um neue einzigartige Elemente zu bereichern, indem sie oft historische Erinnerungen evozierten, Mythen und Legenden nährten oder ganz einfach die Neugier stimulierten. So die Spuren fossiler Wirbeltiere, die nächtlichen Teufelsbesuchen zugeschrieben wurden; Ammoniten (ausgestorbene Mollusken) wurden als versteinerte Schlangen interpretiert; Rudisten-Schalen (ebenfalls ausgestorben) assoziierte man mit Drachenzähnen; oder glänzende fossile Fische auf Kalksteinplatten – sie fungierten als Gabe an einigen Kultplätzen. Für Mondaino gibt es keine spezifischen Bezüge in der lokalen Volkstradition (...) und sein Name gelangt erst im vorigen Jahrhundert offiziell in die paläontologische Chronik. Genau genommen 1832, als Vito Procaccino Ricci die Präsenz von “umifizierten Körpern“ anzeigt. Fossilien gibt es in Mondaino (und den nahen Gebieten, Saludecio, Montefiore) viele, und viele sind sehr spektakulär und äußerst detailliert, sie haben sich in den weichen “Tripoli“-Platten gebildet. Ein Wissenschaftler sagte 1880: “die Existenz von Ittioliten in Mondaino ist bereits seit langer Zeit allen Naturalisten bekannt; und Reisende, die sich dort hin begeben, um zu sammeln, werden gut erkennen, wie leicht es ist, sich ihre Wünsche zu erfüllen.“ Heute hütet das Museum viele Fische (mehr als 20 Arten), aber auch viele Mollusken, seltene Pflanzen und noch seltenere Vogelreste. Eine weitere Ausstellung, in einer Straße des Zentrums (Via Secondaria Levante), bietet eine bedeutende Auswahl antiker Keramiken, die man im historischen Zentrum und umzu gefunden hat. Was aus den Fundstücken hervorgeht, ist jenseits der zweifelsfreien Schönheit der Stücke die Präsenz einer echten Schule, die, trotz eigener Züge, mit den nahen großen Keramikschulen, wie Rimini, aber auch Urbino, Casteldurante und Pesaro verwandt ist. Eine sehr interessante Entdeckung fürs Verständnis dessen, was die wirkliche historische und künstlerische Bedeutung der Gemeinde Mondaino in mehreren Jahrhunderten Mittelalter und Renaissance gewesen ist. Zum “Fosso“-Käse von Mondaino gibt es nur dies zu sagen: die ungefähr drei Monate, die er zur Reifung unter der Erde verbringt, verleihen ihm einen wirklich besonderen Geschmack, der ihn mit den anderen bereits berühmten romagnolischen und marchigianischen “Fossa“-Käsesorten gleichziehen lässt. Optimal: wer´s nicht glaubt, probiere!
REISENOTIZEN APPUNTI DI VIAGGIO
Fundst체cke des Pal채ontologischen Museums
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Eingangstor von Montegridolfo
Rimini> 38 km • 35 min
Bellaria> 50 km • 50 min
Misano> 23 km • 20 min
Riccione> 26 km • 20 min
Cattolica> 20 km • 20 min
HÖHE Ü. D. M. 290
150
M
MONTEGRIDOLFO Eine Reihe wenig voneinander entfernter Kastelle sollte die Verteidigung der Signoria der Malatesta gegen die angrenzenden marchigianischen Lande unterm Herzogtum von Urbino sicherstellen. Montegridolfo war und ist auch heute ein Wachtposten auf dem Höhenrücken, der das ConcaTalgebiet am romagnolischen Hang vom Foglia-Talgebiet am marchigianischen Hang trennt. Ein ganz von einer hohen Mauer umschlossener Ort mit einem mittelalterlichen Torturm. Während der letzten Jahre ist dieser in seiner Struktur unverletzt gebliebene Ort Gegenstand sehr sorgfältiger Restaurierung mit dem Zweck gewesen, als ein Platz der Gastlichkeit, des Tourismus und der Kultur wieder aufzuleben.
Riccione Coriano Montescudo
Misano
Montecolombo
Cattolica San Clemente S. Giovanni Morciano in Marignano
Gemmano Montefiore
Saludecio Mondaino
Montegridolfo
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Eine Straße des Zentrums
WISSENSWERTES Das Kastell Montegridolfo war weder herrschaftliche Residenz noch Militärsiedlung, sondern ein ummauerter Ort oder “Cassero“, eine rechtwinklige Umfriedung mit Torturm zur Verteidigung. Es war von Handwerkern und vermögenden Landwirten bewohnt. Ungewiss ist immer noch die Namensherkunft. Die glaubwürdigste Hypothese meint, es handele sich um ein Wort germanischen Ursprungs, das “gestrüppig“, “rau“ bedeutet. Unbekannt ist das Gründungsjahr, vermutet wird die Zeit um 1000. 1148 (erstes sichere Datum) gehörte es zur Abtei SS. Pietro e Paolo in Rimini. Ende des XIII. Jhs. gelangte es unter die Signoria der Malatesta. Leider geriet seine Lage zur heißen Zone zwischen den Feindes-Signorien Malatesta und Montefeltro. Angriffe und Überfälle waren häufig. Bei einem verursachte die Soldateska Ferrantinos, eines Alliierten Montefeltros und im krieg mit dem Vetter Malatesta, schwerste Schäden. Das war im Jahr 1336. Im folgenden Jahr jedoch begannen die Malatesta die Rekonstruktion mit einer höheren, von vier Festungstürmen beschützten Mauer. Bis Ende 1500 blieb das Kastell bei den Malatesta, dann kam es unter die Herrschaft des Herzogs Valentino Borgia. Nachdem er diesen 1503 besiegt hatte, verkaufte Pandolfo Malatesta das Gebiet an die venezianische Republik, die es nach sechs Jahren dem Kirchenstaat “überlies“.
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MONTEGRIDOLFO
ZU SEHEN
Eingangstor
Es handelt sich um den befestigten Zugang: das entschieden schöne Tor stammt aus dem XVI. Jh. und ist im Lauf der Zeit verändert worden. Der Torbogen wird von einem Turm überragt; man erkennt gut die Anzeichen einer Zugbrücke.
Kastell
Die urbanistische Anlage ist die des Mittelalters. Die Erdaufschüttung ist von der kräftigen, turm-flankierten Mauer umgeben; innen durchziehen Gassen den ganzen Ort mit seinen Haupt-Gebäuden und Häuschen. Das Rathaus schließt sich ans Turmtor an, das andere beachtliche Gebäude ist der Palazzo Viviani (jetzt ein hochklassiges Hotel und Restaurant), der auf den Trümmern der Burg gründet. Das ganze historische Zentrum bietet ein präzises Bild des kleinen Kastells, das sich zu bewahren und während der Jahrhunderte harmonisch anzupassen verstand. Die Aussicht von der Mauer aus geht auf die pesareser und rimineser Küste und das untere Foglia-Talgebiet.
Kirche San Rocco XIV. Jh. via Borgo
Alters Kirche S. Maria oder “dell´Ospedale“ genannt, wegen des benachbarten Lazaretts. Im Oratorium gleich außerhalb der Stadtmauer werden 3 Kunstwerke aus unterschiedlichen Jahrhunderten aufbewahrt, die sich an derselben Wand befunden haben. Die Restaurierungs- und Ablösungsarbeiten haben die Gemälde jedoch voneinander getrennt und so kostbare Malereidokumente verschiedenen Stils, doch bezogen auf denselben Marienkult, nun wieder verfügbar gemacht. Die drei Arbeiten sind: • Madonna mit Kind auf dem Thron, mit S. Rocco und S. Sebastiano; marchigianischer Anonymus (1427 ?); • Madonna mit Kind auf dem Thron, mit S. Rocco und S. Sebastiano; Girolamo Marchesi (1520-1525); • Madonna mit Kind und Heiligen; Guido Cagnacci (1623). 1987 ist das Oratorium um die 14 Terracotta-Hochrelief-Fliesen einer Via Crucis vom Maestro Guerrino Bardeggia angereichert worden.
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ZU SEHEN Palazzo Viviani
unten L채den im Ort
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rechts Kirche San Rocco
MONTEGRIDOLFO
ZU SEHEN
Außerhalb der Stadtmauer in einer bunkerähnlichen Anlage. Objekte, Museum der Dokumente, Zeitungen, Plakate der Nazi- und Faschistenpropaganda, Gotenlinie demgegenüber auch der von den Alliierten und dem Nationalen 0541 855320 - 855054 Befreiungskomitee; außerdem viele Fotos und audiovisuelles Material (Film, Dia, Video)
Kirche San Pietro XX. Jh. via San Pietro
Trebbio di Montegridolfo. Sanktuarium der Seligen Jungfrau “delle Grazie“ via Beata Vergine delle Grazie 13
Vom romanischen Gebäude ist nichts geblieben: die 1962 erbaute Kirche erinnert an den Ort, an dem sich zwei Vorgängerinnen erhoben hatten. Man bewahrt eine Kreuzigung eines anonymen romagnolischen Meisters aus dem XV. Jh. auf; das Fresko wurde 1949 glücklicherweise wieder aufgefunden.
Das Sanktuarium ist in der ganzen Zone bekannt und wird noch heute viel besucht. Vom Ursprungsbau (der Kult stammt aus 1548) blieb das schöne Bild mit der Madonnenerscheinung; Pompeo Morganti da Fano, 1549. Beachtlich ist der landschaftliche Hintergrund des Gemäldes mit dem Kastell und der Umgebung. Die jetzige Kirche (XVIII. Jh.) ist kostbar ausgestattet: Madonna “del Rosario“, 1751; die Kantorei mit der ausgestellten Orgel, gebaut im letzten Viertel des Jhs.
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Ein Abend im Ortskern
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NICHT VERSÄUMEN der Via Crucis Prozession Karfreitag Seit etwa 20 Jahren werden bei dieser Darstellung der Leidensgeschichte Christi etwa hundert kostümierte Personen eingesetzt. Der Umzug startet von der Kirche S. Rocco aus und schlängelt sich durch die fackelbeleuchteten Gassen. Er endet auf der großen Piazza.
Juli - August
Ein Kastell der Stimmen
Die Burg bietet den Raum für eine Musikveranstaltungsreihe bereits gestandener Künstler. Im Zentrum der Musikaktivitäten steht die Stimme: es nehmen geschätzte Namen der Opernwelt teil. Angemessener Raum ist auch Instrumental-Konzerten klassischer und moderner Musik vorbehalten.
Zweiter Dezember-Sonntag
Das Neue Öl auf dem Tisch
Die Veranstaltung ist ein Bezugspunkt nicht nur für die lokalen Hersteller, sondern auch für die Freunde hochklassigen Olivenöls geworden. Es wird ein Preis für die beste Produktion des Jahres vergeben, außerdem gibt es Konvente und Proben. In den zahlreichen Gassen bieten Aussteller Öle für jeden Geschmack, auch die Gastronomie dreht sich anlässlich dieser Gelegenheit um diese herrliche Zutat.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Proloco tel. 0541 855320 www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 157
DIE GOTENLINIE Montegridolfo hat ein an Dokumentationen reiches Museum der “Gotenlinie“ gewidmet. Hinter diesem Namen verbergen sich Spuren eines Kreuzpunktes für die Geschichte Italiens und Europas, eines dramatischen Momentes, der mit dem Opfer einer erschreckenden Zahl Menschenleben zum Ende des Zweiten Weltkrieges und zur Befreiung des italienischen Territoriums von den Nazitruppen geführt hat. “Die Gotenlinie war eine Verteidigungslinie, die vom deutschen Militär 1944 gebaut wurde, um zu verhindern, das die Alliierten die Padanische Tiefebene erreichten: wenn man sie durchbräche, würden die Alpen und dann Deutschland in Reichweite liegen. Auch als Grüne Linie bekannt, zerteilte sie die italienische Halbinsel von Massa-Carrara bis Rimini (oder Pesaro, wie gewichtige Forscher unterstützen), sie erstreckte sich über eine Länge von 320 km und eine Tiefe, die an einigen Stellen 30 km erreichte. Sie war mit Verteidigungsmitteln verschiedener Art versehen, verminten Feldern, Drahtverhauen, Panzergräben, Schützengräben, Unterständen, Bunkern für Artillerie und Maschinengewehre. Die Gotenlinie wurde von den Alliierten im September 1944 angegriffen, und auch wenn sie die ersten Linien an vielen Punkten durchbrachen, waren sie insgesamt nicht in der Lage, den Angriff zu Ende zu bringen. Die schweren Verluste, die Schwierigkeit, Verstärkung und den für die Fortführung des Angriffs erforderlichen Nachschub zu bekommen sowie der Wintereintritt zwangen die Alliierten, den ganzen Winter über anzuhalten. Als mit der Wiederaufnahme der angloamerikanischen Offensive die Gotenlinie schließlich zerbrach, hatte diese ihren Auftrag bereits erfüllt, nämlich so lang wie möglich den alliierten Vormarsch aufzuhalten. Man hat berechnet, dass Deutschland an der Gotenlinie etwa 75.000 Mann an Gefallenen, Verwundeten und Vermissten zu verzeichnen hatte, die Alliierten etwa 65.000“. Im rimineser Gebiet hat die Niederkämpfung der Gotenlinie einen ihrer dramatischsten Momente erfahren. Der Historiker Amedeo Montemaggi sagt hierzu: “die Schlacht von Rimini war die größte je in Italien durchkämpfte Materialschlacht und eine der entscheidendsten (und ignorierten) Schlachten des 2. Weltkrieges; es kämpften 1.200.000 Soldaten mit tausenden von Flugzeugen, Kanonen und Panzern.“ Das ganze Territorium des Hügelgebiets im Rücken von Rimini war in die Gefechte einbezogen. Das Museum von Montegridolfo ruft diesen Moment durch die Ausstellung von Kriegsfunden, zahlreichen Zeitungen und Papiermaterialien wieder ins Gedächtnis, die dem Besucher erlauben, sich nicht nur dem Militärgeschehen, sondern auch dem Thema der politischen Propaganda zu nähern. Unter den Gegenständen befinden sich auch die verschiedenen persönlichen Ausrüstungen der Soldaten. Zu sehen sind ebenfalls Filmdokumente aus dem Zweiten Weltkrieg, welche die Orte in der Nachbarschaft betreffen.
APPUNTI DI VIAGGIO REISENOTIZEN
Ein St端ck des Museums der Gotenlinie
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Die Mauer von Albereto
Rimini> 18 km • 20 min
Bellaria> 32 km • 35 min
Misano> 25 km • 35 min
Riccione> 24 km • 30 min
Cattolica> 24 km • 30 min
HÖHE Ü. D. M. 386
160
M
MONTESCUDO Wir sind im mittleren Teil des Conca-Tals, an den Grenzen zur Republik San Marino und dem Montefeltro. Wir sind auf einem Höhenrücken, der die rimineser Ebene von der Straße trennt, die zu den ersten Bergen des Apennins führt, die in dieser Zone vom Monte Carpegna dominiert werden. Montescudo ist also ein absolut strategischer Punkt zur Kontrolle des Territoriums gewesen, und heute ist es ein strategischer Punkt zum Kennenlernen der eher internen, vielleicht verborgensten Bereiche der Signoria. Hier ist die Landschaft substantiell landwirtschaftlich geprägt, ganze Hügelketten sind kultiviert, nur wenige Bauernhäuser über die Felder verstreut, Ortsteile haben ihre antike Anlage bewahrt. Die handwerklichen Traditionen leben noch, und die Gastronomie wartet mit der angenehmen Überraschung eines ganz besonderen Produktes auf. Riccione Coriano Montescudo
Misano
Montecolombo
Cattolica San Clemente Gemmano Montefiore
S. Giovanni Morciano in Marignano Saludecio
Mondaino
Montegridolfo
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Das Zentrum von Montescudo
rechts Albereto
WISSENSWERTES Dies sind schön liegende, fruchtbare Lande, von zwei Flüssen – dem Marano und dem Conca – durchquert; natürlich hat es deshalb auch sehr antike Ansiedlungen gegeben. Manche sprechen von Etruskern und Kelten: einige Funde könnten dies belegen; gewiss haben die Römer hier zur Zeit des Kaisers Augustus eine Poststation eingerichtet, strategisch für den ersten Abschnitt der Straße, die von Rimini nach Rom führte. Zitiert wird Montescutulum im Diplom Ottos I. für die Carpegna, die ältesten und mächtigsten Signori der oberen Lande des Conca-Talgebietes. Man schreibt das Jahr 962, es ist die Morgendämmerung jenes Mittelalters, das erst später die Geburt und Behauptung der Malatesta-Macht auch an diesen Orten sehen wird. Im Verteidigungssystem der Malatesta wuchs dem Platz eine fundamentale Funktion zu, da diese Orte in ständiger Bedrohung durch die Montefeltro standen, die alle benachbarten Hügel mit Türmen und mächtigen Befestigungen versehen hatten, wie das nur wenige km entfernte Sassofeltrio. Sigismondo Pandolfo wollte 1460 hier eine robuste Burg als “Scudo (Schutzschild)“ Riminis errichten, wie eine Inschrift an der Südbastion bestätigt. Aus dieser Zeit hat man ein außergewöhnliches Zeugnis gefunden: während der Restaurierungsarbeiten am Mauergürtel ist eine Amphore mit 22 Medaillen aufgetaucht, die den Tempio Malatestiano von Rimini und Sigismondo Pandolfo darstellen. Beachtlich ist auch die befestigte Ansiedlung Albereto, ebenfalls ein wertvolles malatestianisches Bauwerk. 162
MONTESCUDO
ZU SEHEN
Ortsturm XIII. Jh.
Ein schöner Turm, der trotz Umarbeitungen substantiell seine Struktur aus dem XIV. Jh. bewahrt hat.
Ghiacciaia (Eiskeller) via S. Paolo dell’Olmo
Seltenes Beispiel eines Eiskelles aus der malatestianischen Zeit: an der Seite des Hauptplatzes. Sehr interessant ist seine Konstruktionstechnik.
Unterirdische Gänge
Sie verbanden die Burg mit dem Wachturm.
Mauergürtel
Überreste der mächtigen, von Sigismondo errichteten Mauern. Durch ihre Höhe und Neigung sollten sie das Kastell uneinnehmbar machen.
Kastell von Albereto Albereto 0541 984240
Der Wald von Albereto
Ein kleiner ländlicher Ort von beispielhafter befestigter Struktur: die jüngsten und sorgfältigen Restaurierungsarbeiten haben daraus eine der architektonischen Perlen der Signoria gemacht. Bereits im Jahr 1233 zitiert, wird das Kastell von Sigismondo Malatesta um die Mitte des XV. Jhs. verstärkt. Herausragend sind der nach den Regeln der typischen “malatestianischen Böschung“ erbaute Mauergürtel, die drei starken Rundtürme, der Glockenturm und die Aussichtsterrasse, von der aus man das Panorama der ganzen rimineser Küste genießt. Eine schöne Macchia von etwa 25 ha: sie lässt sich gut zu Fuß durchqueren, wobei man seltene Pflanzen und ein für diese Höhe einzigartiges Ambiente entdeckt.
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ZU SEHEN
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MONTESCUDO
ZU SEHEN
Sanktuarium von Valliano Ortsteil Valliano
Das Sanktuarium liegt in einem landschaftlich besonders schönen Ortsteil. In der Kirche wichtige Fresken aus dem XV. Jh., die der Schule des Ghirlandaio zugeschrieben werden.
Ethnografisches Museum von Valliano Ortsteil Valliano 0541 984076
Die Räumlichkeiten neben der Kirche dienen einem kleinen, aber gepflegten Museum, das der bäuerlichen Kultur gewidmet ist. Die moderne Machart erlaubt es, die verschiedenen Gegenstände in ihrem Verhältnis zu ihrer Verwendung und zum allgemeinen Kontext der lokalen Volkstradition zu “lesen“.
Friedenskirche von Trarivi Ortsteil Trarivi
Ursprünglich eine antike “Pieve (Pfarrei)“; nach umfangreicher Restaurierung nun die “Friedenskirche“, der Völkerfreundschaft gewidmet, da man sich hier im 2. Weltkrieg heftige Schlachten geliefert hat. Zur Erinnerung an das tragische Geschehen ist der Kirche das Museum der Östlichen Gotenlinie angegliedert worden, in dem Funde und Zeugnisse der Kämpfe aus diesem Gebiet gesammelt wurden.
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Volksfest der Kartoffel
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NICHT VERSÄUMEN der Kartoffel Volksfest Zweiter August-Sonntag Ein reichhaltiges, ganz diesem Produkt und den verschiedenen Zubereitungsmöglichkeiten gewidmetes Fest. Wegen der optimalen Küche und vielerlei Unterhaltung sehr besucht. Montescudo ist berühmt für seine Kartoffeln, die besondere Erde verleiht ihnen spezielle Eigenschaften. Fest und geschmacksstark eignen sie sich bestens für Gnocchi. Außer den traditionelleren Gerichten beim Volksfest für diese Frucht wird man dort viele weitere Möglichkeiten des Genusses dieses lokalen Produktes entdecken, das als eines der besten in der gesamten Emilia Romagna gilt. Auch die anderen lokalen Produkte (Wein, Honig, Käse) werden durch ihre Beteiligung am speziellen Kreis “Aromen von Montescudo“ zur Geltung gebracht, in dem Hersteller, Restaurants und Wiederverkäufer zusammenwirken. Im Ortsteil Santa Maria del Piano gibt es eine antike und gefestigte Terracotta-Tradition. Auch heute sind noch verschiedene Werkstätten und Produktionszentren aktiv. Wir empfehlen den Besuch der Läden, wo man noch manches traditionelle Stück und eine breite Auswahl moderner Produkte vorfindet.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Proloco tel. 0541 984788 www.comune.montescudo.rn.it www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 167
TRADITIONELLES LAND Das Land um Montescudo ist noch dicht besiedelt, und die landwirtschaftlichen Aktivitäten haben in der Gegend viele interessante Zeichen hinterlassen. Die Organisation der Ländereien, die kleinen von Hecken begrenzten Verbindungsstraßen zwischen den Höfen und viele schöne, noch über die Felder verstreute Bauernhäuser bilden die offensichtlichsten Spuren einer bäuerlichen Vergangenheit, welche die Ökonomie und traditionelle Kultur stark beeinflusst hat. Und genau um diese Vergangenheit zu dokumentieren, sind im Laufe einer wertvollen Forschungsaktivität seitens einiger Lehrer der ansässigen Schulen schon vor vielen Jahren auch andere “Zeichen“ gesammelt worden: Gegenstände des Hauses, der Arbeit, des Spiels und, allgemeiner, des bäuerlichen Lebens und seiner Welt. Heute haben diese Gegenstände zum Glück eine angemessene Unterbringung gefunden, die sie unter allen Gesichtspunkten sowohl ästhetisch wie dokumentarisch zur Geltung bringt. Im Pfarrhaus neben der Kirche von Valliano, inmitten von Grün und als Hüter sehr schöner Fresken, ist ein kleines aber wirklich interessantes und gut betreutes ethnografisches Museum eingerichtet worden. “Das Museum von Montescudo hat einen Aufbau, der die Aufmerksamkeit auf einen besonderen Aspekt der sozio-ökonomischen Struktur des Territoriums konzentriert: das Bauernhaus als Zentrum der bäuerlichen Welt. Mit vorwiegend didaktischer Absicht bietet das Museum die Möglichkeit, Berufe, Sitten und Gebräuche der örtlichen Bevölkerung und die Organisation des Landlebens kennenzulernen, wie es sich auf die Schweinezucht, Bodenprodukte, Imkerei und Weinbau gründet.“ Die verschiedenen Abteilungen betreffen das Weben und den Rostdruck von Stoffen, den Weinbau (mit Fässern, Krügen und anderen Werkzeugen der Weinherstellung), das Spielzeug und die Spiele der Bauernkinder, die lokale Terracotta-Produktion. Im Gebiet von Montescudo war nämlich – und ist noch heute – eine signifikante Produktion traditioneller Terracotta-Behälter in gang, wie Krüge, Terrinen, Schüsseln und verschiedenerlei Vasen: der Besuch des Museums stellt einen Ausgangspunkt dar, um sich dieser Produktion zu nähern, indem es lehrt, die ältesten Formen und traditionellsten Farben zu wählen.
REISENOTIZEN APPUNTI DI VIAGGIO
Ethnografisches Museum
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Montecolombo
Rimini> 20 km • 25 min
Bellaria> 34 km • 35 min
Misano> 23 km • 30 min
Riccione> 22 km • 30 min
Cattolica> 22 km • 30 min
HÖHE Ü.D.M. 315
170
M
MONTECOLOMBO Ein Dorf, das eine ganz eigne Harmonie zu erhalten verstand; wie alle andern malatestianischen Kastelle des ConcaTalgebietes auf einem sanften Hügel, der den Flusslauf und die untere Ebene dominiert. Das historische Zentrum hat viele von weiten Grünbereichen umgebene Spuren des befestigten Ortes bewahrt. Alles zusammen wirkt besonders ausgewogen. Gut zu erkennen ist, inwiefern das Kastell zum dichten System der malatestianischen Verteidigung gehört, wie es sich gegen die Attacken aus dem oberen ConcaTalgebiet gerichtet hat. Beachtlich sind die Ländereien mit großen Weinbergen und Olivenhainen: wir befinden uns auf einer der sogenannten “Durchgangsstraßen“ der Signoria. Bemerkenswert ist der gute Zusammenklang von Ansiedlungen und landwirtschaftlicher Aktivität. Von Montecolombo aus erreicht man schnell San Marino, und man kann die Talstraße erreichen, über die es zu ersten apenninischen Höhen geht, in eine Gegend, die allmählich die Züge des unteren Hügelgebietes ablegt und sich zunehmend durch Weiden und Wälder auszeichnet. Riccione Coriano Montescudo
Misano
Montecolombo
Cattolica San Clemente Gemmano Montefiore
S. Giovanni Morciano in Marignano Saludecio
Mondaino
Montegridolfo
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Das historische Zentrum von Montecolombo
WISSENSWERTES Montecolombo hat stets enge Beziehungen zur Geschichte Riminis gehabt. Bereits 568 war der Ort von Rimini regiert, und unter der direkten malatestianischen Herrschaft finden wir es 1271. Die verschiedenen Baumaßnahmen am Kastell stammen aus der Malatesta-Zeit; als Basis hatten sie eine antike Anlage, die bis aufs Jahr 1000 zurückgeht. Mit dem sehr nahen Montescudo musste es eine solide Schutzbarriere auf jenem Kamm bilden, der nach einer Eroberung sofort einen schnellen Weg in die rimineser Ebene zuließ. Auch S. Savino (heute ein Ortsteil von Montecolombo) hat seine kleine Burg, die die Hauptstraße und die umliegenden Täler überwacht. Montecolombo wurde selbstständige Gemeinde, indem es sich 1815 durch Verordnung von Pio VII von Montescudo löste.
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MONTECOLOMBO
ZU SEHEN
Das historische Zentrum
Es hat seine gut erkennbare mittelalterliche Struktur bewahrt: schön sind die Zugangstore, die von einem massiven Rundturm kontrolliert werden, und beachtenswert ist auch die Stadtmauer, die von einer dichten Vegetation umgeben ist. Hierher passt auch der Uhrenturm. Das Ganze hat, wie wir bereits gesagt haben, eine Harmonie, die durch Umbauten und Hinzufügungen in Jahrhunderten nicht beeinträchtigt wurde; das urbanistische Gleichgewicht liefert einem sehr gut die Idee vom “Ortsleben“.
Antiker Waschplatz
Diese antiken kleinen Bauten, die einstmals Örtlichkeiten erster Ordnung im Bauern- und Ortsleben darstellten, sind heute sehr selten: in Montecolombo sind zwei sehr sorgfältig restauriert worden, einer in der Nähe des Ortes und einer im Ortsteil Taverna. Der beim Ort befindet sich unterhalb vom Kastell, man erreicht ihn über eine schöne Pflasterstraße mit breiten Stufen, die “la Villa“ und den Ort verbindet. Sie wird bereits im XVIII. Jh. dokumentiert und ist als eine Anlage “a Trabocchi“ gebaut worden, d. h. mit Becken von abnehmender Höhe. Der Waschplatz von Taverna hingegen stammt aus dem Jahr 1874, und sein optimales Wasser ist dasselbe, wie beim Brunnen im Zentrum der Ansiedlung.
Kirche S. Martino
Die Pfarrkirche; innen ein schönes Bild aus dem XVIII. Jh., eine Arbeit, die den Heiligen darstellt, von Brancaleone.
Kastell S. Savino Ortsteil S. Savino
Ein kleiner Ortsteil an der Kammstraße, die nach Rimini führt. Ein hübscher Ort, der einige wertvolle Gebäude bewahrt hat. Klar erkennbar sind die Bauten des Kastells, denen man nach Restaurationsarbeiten die Ursprungsstruktur wieder ansieht. Es handelt sich um eine kleine Ansiedlung, die es verstanden hat, eine schöne Atmosphäre und Lebendigkeit zu bewahren. Schön ist der Blick auf die gesamte Ebene und den Binnenland-Bereich des Conca-Talgebietes.
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San Savino
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NICHT VERSÄUMEN
Strozzaprete (Kuddeln und Nudeln) Volksfest der Trippa und des
Juli Diesen zwei robusten Speisen ist das typische Fest gewidmet, bei dem Essen und Tanzen die Hauptzutaten sind. “Kuddeln“ kennt man ja, die “Strozzapreti“ weniger: es sind für diese Gegend typische Teigwaren, deren Name vielleicht von der gedrehten Form herrührt, durch die sie sich bestens für deftige Saucen eignen. Einige lokale Hersteller haben das Öl zu optimaler Qualität gebracht, und der Wein in einigen lokalen Kellereien hat Niveaus von absoluter und erwiesener Exzellenz erreicht, nicht nur bei den Sangiovesi DOC Superiori, sondern auch bei besonderen Verarbeitungsarten, wie der eines sehr gesuchten “Passito“. Es ist schön, die Kellereien zu besuchen, beachtenswert sind die im Ortsteil S. Savino. Im Talgrund in Richtung der Ortsteile Taverna und Osteria Nuova sind immer noch TerracottaWerkstätten aktiv. Die gesamte Zone rühmt sich einer großen Töpfertradition; man schuf hier Haushaltswaren, Behälter und Schüsseln für die gesamte Talgegend und ein Gutteil der Provinz Rimini. Auch heute noch kann man Traditionswaren kaufen.
Weitere Informationen über zu besichtigende Örtlichkeiten und Events: Proloco tel. 0541 984591 www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it 175
ERINNERUNGEN AUS WASSER Die Geschichte der Waschplätze von Montecolombo ist wirklich schön: mit einem guten Ende für diese kleinen Bauten, die im Unterschied zu vielen anderen (einstmals waren sie in jedem Ortsteil und Dorf vorhanden) nicht zerstört oder völlig verlassen worden sind, bis hin zum definitiven Verfall, sondern man hat sie sorgfältig restauriert, und heute stellen sie ein “historisches Zeichen“ dar, das vielleicht etwas bescheidener als andere ausfällt, aber äußerst selten und interessant ist. Der Waschplatz war jenseits seiner baulichen Gestaltung, die spezifische hydraulische Kompetenzen erforderte, eine der wichtigsten Arbeits- und Zusammenkunftsörtlichkeiten des Volkslebens, ein echter Raum des Gemeinschaftslebens der Frauen, die hier, außer zu waschen, die Möglichkeit hatten, freier als zuhause zu reden, zu singen, Ideen auszutauschen. Im Gebiet von Montecolombo hat man zwei dieser Waschplätze “zurückgewonnen“, und ihre Wiederherstellung ist zum trefflichen Vorspiel dafür geworden, den ganzen sie umgebenden Bereich auch unter landschaftlichem Gesichtspunkt nutzbar zu gestalten. Den ersten, unterhalb des historischen Zentrums, kann man auch zu Fuß erreichen, indem man eine antike Pflasterstraße oder ein Sträßchen inmitten des Grüns benutzt (eine echt naturalistische Strecke), die im Ortsteil Ca´Mini beginnt. Von diesem Waschplatz gibt es bereits im XVIII. Jh. Zeugnisse, aber der Ursprung seiner sich überlagernden Struktur kann auch historisch früher angesiedelt werden. Die Becken befinden sich in der Nähe der Quelle des Rio Calamino, eines kleinen Conca-Zuflusses, und die Restaurierungsarbeiten haben sowohl die Steingut-Leitungen des XVIII. Jhs. wie die neueren Gusseisenrohre ans Licht gebracht. Der andere Waschplatz befindet sich im Ortsteil Taverna, einem Siedlungskern, der sich an der Straße im Talgrund entfaltet. Dieser Waschplatz hingegen hat ein präzises Datum, was seine Realisierung in der aktuellen Form angeht: er stammt genau aus 1874. Sein Wasser versorgt, bevor es die Becken erreicht, den Brunnen mitten im Ortskern; es hat eine optimale Qualität und füllt nicht nur die Krüge aller Häuser des Dorfes, sondern dürfte auch eine großartige Erfrischung für alle Reisenden dargestellt haben, die durch Taverna kamen, um zum oberen Conca-Talgebiet zu gelangen.
REISENOTIZEN APPUNTI DI VIAGGIO
Waschplatz von Montecolombo
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Die Straße der Weine und Aromen des Hügelgebiets von Rimini Die Straße der Weine und Aromen des Hügelgebiets von Rimini wird von der Adria und zwei Talgebieten gezeichnet: dem Talgebiet des Conca und dem Talgebiet des Marecchia, und ausgehend von in der Ebene im Rücken der Strände, erreicht sie das Hügelgebiet, die Kastelle und die historischen Ortskerne des Binnenlandes. In diesem noch ganz zu entdeckenden Territorium ist die Straße der Weine und Aromen des Hügelgebiets von Rimini ins Leben gerufen worden, und daran beteiligt sind Ölmühlen, Weinfirmen, Kellereien, Landtourismusbetriebe, Restaurants, Handwerkerläden, Öffentliche Einrichtungen (Gemeinden, Provinz, Handelskammer) und Berufsvereinigungen. Jede Firma bietet Die Straße der Weine andere Aromen, und alle zusammen erzählen die Geschichte dieses und Aromen Territoriums. Wein und Öl sind die Spitzenprodukte dieses Winkels der des Hügelgebiets Romagna, und sie werden zu idealen Begleitern bei einer Reise zum von Rimini Kennenlernen typischer Produkte und köstlicher traditioneller Gerichte, Piazzale Bornaccini 1 von Fleisch bis Blaufisch, von Aufschnitt bis Käse, von der Piadina bis zu 47900 Rimini typischen Süßspeisen, von Trüffeln bis zum Honig und den Kastanien. 0541 634844 Alles begleitet von den verbreiteten typischen Handwerksaktivitäten und fax 0541 634847 der angeborenen Gastfreundschaft der Menschen der Romagna. Auf den info@stradadeivinidirimini.it Strecken der Straße der Weine und Aromen des Hügelgebiets von Rimini www.stradadeivinidirimini.it unterwegs zu sein, ist auch eine Zeitreise, ein Entdecken der Erbschaft, die uns hinterlassen wurde; man sieht die Farben der Jahreszeiten, spürt ihre Düfte, hört den Menschen zu. Jede Landschaft ist ein Ausdruck desUnterstützende Mitglieder sen, was Natur und Menschenarbeit geschaffen haben, jede • Provinz Rimini Geschmacksprobe führt zu den Wurzeln des Aromas der Natur und des • Handelskammer Wissens zurück. Gastlichkeit, Kultur und Tradition, Wein und • Berufsvereinigungen Gastronomie: dies und noch vieles mehr bietet die Straße der Weine und • 20 Gemeinden Aromen des Hügelgebiets von Rimini. der Provinz Rimini
Die Weine, die typischen und handwerklichen Produkte Wein
Colli di Rimini DOC - Weine der Romagna
öl
Extra Vergine Olivenöl - Hügelgebiete der Romagna DOP
Fleisch
Spanferkel, Mora-Romagnola-Schwein, Romagnolisches Rind
Käse
Fossa, Rohmilch-Schafskäse, Ricotta-Frischkäse von Kuh und Schaf, Squacquerone-Weichkäse
Früchte
Kastanien aus Montefiore, Erdbeeren der Romagna, Pfirsich-Nektarinen
Gemüse
Kartoffeln aus Montescudo
Trüffel
Weiß und schwarz
Süßspeisen
Saba, Savor, Bustrengo, Piada “des Totensonntags“
Typische Brotsorten
Piadina Romagnola, Bizulà, hausgebackenes Brot
Honig Liköre
Nocino (aus Walnuss-Extrakt)
Handwerk
Stoffe mit Rostdruck-Dekoration
Koordinierung des Projektes für die Provinz Rimini Massimo Masini Symon Buda Francesca Sancisi Valerio Lessi
Graphic design Viviana Bucci, Multipla Umbruchassistenz Sara Pandolfi, Multipla
Mitarbeit am Kommunikationsprojekt und Texte Studio marketing turistico Alessandro Sistri
Photo Tonino Mosconi
Weitere Foto-Referenzen - Archive der Gemeinden und der ProLoco der Provinz Rimini - Fotoarchiv des Assessorats für Tourismus und des Assessorats für Kultur der Provinz Rimini - Fotoarchiv der Archäologischen Oberaufsichtsbehörde der Emilia Romagna beim Ministerium für die kulturellen Güter und Aktivitäten
Druck Pazzini Stampatore Editore srl, Verucchio
Informationen und Daten Assessorat für den Tourismus der Provinz Rimini Ein Dank geht an die Gemeinden und ProLoco der Signoria dei Malatesta
Übersetzung Erich Czichy, Link Up
Fertig gedruckt Januar 2006
Informationen Provinz Rimini Assessorat für Tourismus piazza Malatesta 28 47900 Rimini Tel. 0541 716380 fax 0541 783808 turismo@provincia.rimini.it www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it
Die Verรถffentlichung wurde innerhalb des Projekts "Terre Malatestiane e del Montefeltro" mitfinanziert
Progetto interregionale di sviluppo turistico (Legge 135/01)
Koordination Regione Emilia-Romagna Assessorato Turismo.Commercio viale Aldo Moro 64 - 40127 Bologna tel. 051 283491 - fax 051 284169 www.emiliaromagnaturismo.it emiliaromagnaturismo@regione.emilia-romagna.it
REGIONE MARCHE Assessorato al Turismo
AUF REISEN IM RIMINESER HÜGELGEBIET
FÜHRER DURCH DIE SIGNORIA DEI MALATESTA
DEUTSCHE ÜBERSETZUNG
Info 0541 716380 turismo@provincia.rimini.it www.signoriadeimalatesta.it www.turismo.provincia.rimini.it
FÜHRER DURCH DIE SIGNORIA DEI MALATESTA
AUF REISEN IM RIMINESER HÜGELGEBIET