FREIZEIT Wintersport abseits der Pisten
MONACO Venturi: Vorreiter in Sachen E-Mobilität
SPECIAL «SCHULE» Zweisprachigkeit macht schlauer
WETTER Zu grau, zu nass, zu heiß – Klimakapriolen 2018
riviera mehr sehen, mehr entdecken, mehr wissen
Nr. 311 JANUAR / FEBRUAR 2019 4,90 € D A S
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EDITORIAL Von AILA STöCkMANN
Ich bin stolz auf meine Kinder, die ohne mit der Wimper zu zucken vom Deutschen ins Französische wechseln und zurück. Quasi akzentfrei, soweit ich das beurteilen kann. Die Zweisprachigkeit wird ihnen niemand mehr nehmen, und sie wird ihnen hoffentlich nicht nur auf ihrem Lebensweg nützlich sein, sondern sogar ihr Gehirn – das legt zumindest die Wissenschaft nahe – positiv beeinflussen. Umso mehr hadere ich manchmal mit dem Schulsystem, dem wir, ihre Eltern, sie aussetzen: «travail, travail, travail» ist angesagt, ständige Lernkontrollen und eine krampfhafte Fixierung auf Noten; schon die Kleinsten werden ihrer natürlichen Kreativität beraubt. Was gäbe es da für Möglichkeiten! Möglichkeiten, die man sich bislang teuer erkaufen muss. Was ist der richtige Lehransatz, gibt es ihn überhaupt? In unserem Schul-Special (ab Seite 58) gehen wir dieser und vielen anderen Fragen nach. Und für diejenigen, denen das Französische wie auch
mir nach vielen Jahren noch nicht so lässig über die Lippen kommt wie dem Nachwuchs, stellen wir zwei interessante Sprachschulen vor. Welches Thema zieht neben Kindern (und Tieren) immer? Genau: das Wetter. Auch damit beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe (ab Seite 10) und stellen fest, dass 2018 an der Riviera in jeder Hinsicht extrem war. Hoffen wir auf weniger Grau und weniger Regen zunächst mal während der anstehenden Frühlingsfeste (Seite 72), die den Winter im Süden wie immer schon ab Februar farbgewaltig ausklingen lassen. Und Ihnen allen, liebe Leser, ein in jeder Hinsicht sonniges Jahr 2019!
DAS TEAM
PETRA HALL
CAROLE HEbERT
FRANÇOISE MULLER
PATRICE SAINT-LEGER
bICH LECOURT
VINCENT ARTUS
DOMINIQUE FREULON
DANIEL NARO
Aila Stöckmann (Chefredakteurin) hat das Ruder der RivieraZeit von Gründerin Petra Hall übernommen. Sie lässt die Leser nach mehr als 15 Jahren Côte d’Azur und ebenso langer Zeit in der Redaktion der RZ mit unverminderter begeisterung teilhaben an ihren Erlebnissen und begegnungen im Süden. Das Kind des Ruhrpotts könnte nicht mehr ohne – ohne die Sonne, die Natur und die Zeitschrift für alle, denen es genauso geht. Petra Hall (Gründerin) hat vor 26 Jahren die Riviera Côte d’Azur Zeitung aus der Taufe gehoben, die sich unter dem Namen RivieraZeit zu einem attraktiven Magazin gemausert hat. Ihr Ziel von Anfang an: Lesern Spannendes, Informatives und Kurioses vom Mittelmeer in hochwertiger journalistischer Qualität zu liefern. Die gebürtige Hamburgerin ist in der südfranzösischen und monegassischen Medienlandschaft eine Institution. Bich Lecourt (Geschäftsführerin unseres Verlags Riviera Press) wurde in Antibes geboren. Seit der Promovierung nach ihrem Wirtschaftsstudium arbeitet sie in Sophia-Antipolis und kennt sich bestens in der business-Szene des Technologieparks aus. Sie liebt Architektur und Innendesign und ist immer darauf aus, Neues in ihrer Heimatregion und auf ihren Reisen zu entdecken. Carole Hébert (Sekretärin) ist die gute Seele im Team. Neben buchhaltung, Abo-Verwaltung und Leser-Anliegen hat die Nordfranzösin mit einem Faible für Zahlen immer im Visier, dass weder Druckerpapier noch Kaffeepulver ausgehen.
Vincent Artus (Art Director, Freelance) gestaltet, was Sie hier in den Händen halten. Der waschechte Nizzarder hat eine Vorliebe für klare Linien und das Spiel mit weißen Flächen. Das Multi-Talent macht auch Fotos und Filme. Françoise Muller (Anzeigen & PR) stammt aus der Senfstadt Dijon. Sie lebt und arbeitet aber bereits seit 1993 an der Côte d’Azur, wohin sie die Liebe verschlug. Seit 14 Jahren arbeitet die Powerfrau mit begeisterung im bereich Kommunikation & Marketing. Ihre Hobbys: Literatur und Sport. Dominique Freulon (Vertrieb, PR & Events, Freelance), gebürtige Pariserin und seit 15 Jahren an der Côte d’Azur, arbeitet mit viel Energie und Dynamik in unserer VertriebsAbteilung. Sie liebt den Kontakt mit Menschen und unsere Magazine. Ihre Hobbys: Reisen in ferne Länder, Literatur. Patrice Saint-Léger (Anzeigen & PR) arbeitet seit mehr als zehn Jahren in der Kommunikationsbranche. Nach dem bWL-Studium und einem beruflichen Abstecher nach London hat der gebürtige Cannois seine Passion für Anzeigen entdeckt – ihre kreative Seite und die Wirkung, die sie haben können. In der Freizeit geht ihm neben der Familie nichts über Sport und die Natur. Daniel Naro (Anzeigen & PR) wäre in seiner nordfranzösischen Heimat bei Metz beinahe Profi-Fußballer geworden. Plan b wurde die Versicherungsbranche. 25Jahre später suchte er die Sonne und fand sie an der Côte d’Azur. Hier startete er in den Medien neu durch – jetzt im Team von Riviera Press, wo er die Professionalität und Kollegialität schätzt. JANUAR / FEBRUAR 2019
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Nirgends punkteten die Pointillisten so perfekt wie an der Côte des Maures
Ausgabe 311 MEHR SEHEN, MEHR ENTDECKEN, MEHR WISSEN
Einmal auftanken, bitte: Wintersport jenseits der Pisten
Das ist neu Foto Titelseite SchneeSchuhwandern wellneSS für Körper & Seele. Seite 14 © Jag_cz / Shutterstock.com Foto unten Kinder brauchen SpaSS am lernen. mehr zum thema «Schule» in unSerem Special, Seite 58-71 © Sunny studio / Shutterstock.com
Highlights an der Côte d’Azur, über die Sie bescheid wissen sollten
6 Aktuell Zu grau, zu nass, zu heiß: Was war 2018 nur mit dem Wetter los?
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14 Monaco Vorreiter Venturi: Visionäres Unternehmen im Fürstentum
18 Das erste bergrennen der Welt führte 1897 von Nizza nach La Turbie
22 Ligurien Aus dem Nichts entstand Italiens größter Yachthafen
28 Umwelt «Grüne» News von der Côte d’Azur
30 Wirtschaft Industrie 4.0: auch in den Alpes-Maritimes wird für die Zukunft gerüstet
32 Menschen Aus dem Leben einer Multi-Kulti-Familie an der Côte d’Azur
36 bundesverdienstkreuz für Nizzas deutsche Stadträtin
37 Geschichte Von Waisenhäusern bis zu Strandspaß: Facetten einer Kindheit in Cannes
38 Kunst Zu Asche zerfallen: bauhaus-Pläne für Südfrankreich
40 JANUAR / FEBRUAR 2019
42 besuch im Skulpturenpark von Carin Grudda
44 Nautik Die Cambria ist 90: Porträt einer bildhübschen Segelyacht
50 Golf Ein Platz, der es in sich hat: Dolce Frégate bei bandol
52 Gourmet Die schwarze Trüffel hat Hochsaison
53 Gui Gedda, Leuchtturm der cuisine provençale
54 Special «Schule» Was Kinder motiviert und was ihren Entdeckergeist hemmt
58-71 Veranstaltungen Frühlingsfeste, Sport-Events und vieles andere mehr
72-75 Info Wie es zur bewegung der gilets jaunes kam
78 Endspurt Impressum
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DAS IST NEU!
Weltkulturerbe uneSco Stellt parfümKunSt in GraSSe unter Schutz
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Die Jahrhunderte alte Kunst des Parfüm-Herstellens in Grasse ist von der Unesco in die Liste des «immateriellen Kulturerbes der Menschheit» aufgenommen worden. Für die kleine Stadt an der Côte d’Azur nicht nur symbolisch ein unglaublicher Erfolg, an dem die Association Patrimoine Vivant du Pays de Grasse unter Leitung des ehemaligen bürgermeisters Jean-Pierre Leleux seit rund zehn Jahren gearbeitet hat. Vielmehr soll das neue Label der Stadt auch wirtschaftlich einen Schub geben: Felder zum Anbau der Parfümpflanzen sollen besseren Schutz erhalten, die bauern mehr Subventionen, um sich gegen andere Produktionsstandorte und Synthetik-Parfüms behaupten zu können. bereits 2014 wurde die Parfümkunst aus Grasse als französisches Kulturerbe deklariert; Anfang 2015 reichte man die bewerbung bei der Unesco ein. Knapp drei Jahre später kam die Erfolgsmeldung. Das Welterbekomitee der UN-Kulturorganisation würdigte konkret drei Aspekte der Parfümkunst in Grasse: die Züchtung der Duftpflanzen, das Wissen über die Rohstoffe und deren Umwandlung sowie die Kunst, den Duft zusammenzusetzen. savoirfaireparfum.paysdegrasse.fr
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DAS IST NEU!
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Billig-TGV ab 19 euro von nizza nach pariS
Seit Anfang Dezember fahren die billig-TGV «Ouigo» der französischen Staatsbahn SNCF von Paris auch bis nach Nizza. Zuvor war Marseille die Endhaltestelle im Südosten des Landes. Tickets für die «Ouigo»-Züge zwischen Paris (Gare de Lyon) und Nizza-Hauptbahnhof sind ab 19 Euro erhältlich, Kinder bis elf Jahre zahlen pauschal 8 Euro. Die Fahrtdauer beträgt 5 Stunden und 45 Minuten. Die himmelblauen Züge mit rosa Akzenten halten auf dem Weg nach Nizza (und andersherum) auch in Toulon, Les Arcs-Draguignan, Saint-Raphaël, Cannes und Antibes. Ihr Lowcost-Angebot hat die SNCF im April 2013 auf ersten Strecken eingeführt. Mittlerweile fahren die billig-TGV in fast alle Ecken des Landes. Die Idee folgt dem Prinzip der billig-Airlines: abgespeckter Service, dafür günstige Preise. Konkret heißt das für die Ouigo-Züge: Fahrkarten können nur online gekauft werden (unter ouigo.com – bis maximal vier Stunden vor der Abfahrt), es gibt keinen Speisewagen, die hellblauen Züge rollen täglich doppelt so viel wie ihre Kollegen, die Anzahl der erlaubten Gepäckstücke und ihre Größe sind limitiert. Die Fahrkarten werden bereits beim Einstieg kontrolliert; im Zug selbst wird nur ein Minimum an Mitarbeitern eingesetzt.
© Ville de Nice
Peu à peu zweiteS teilStücK der tram-linie 2 in betrieb
Nach mehrwöchigem Probebetrieb ist Mitte Dezember das zweite Teilstück der im bau befindlichen Tram-Linie 2 in Nizza eingeweiht worden. Seither können Passagiere die Straßenbahn auch zwischen dem Flughafen (Terminal 1 und Terminal 2) und der Haltestelle Grand Arénas Sud nutzen. Das erste große Teilstück vom Verwaltungszentrum CADAM ganz im Westen der Stadt bis zur Station Magnan (nach Krankenhaus Lenval) war vergangenen Sommer in betrieb gegangen. Die komplette Linie 2 soll kommenden September vollendet sein. Aktuell wird noch an der unterirdisch verlaufenden Teilstrecke zum Hafen gearbeitet. Ende 2019 soll überdies bereits die dritte Linie ihren betrieb aufnehmen, die vom Flughafen nach Norden übers Fußballstadion bis Nizza-SaintIsidore führt. Die vor mehreren Jahren vollendete Linie 1 verbindet den Stadtteil Nizza-Nord über die Innenstadt mit Nizza-Ost.
© Emeric Fohlen/SNCF
Der Schönste nizzaS bahnhof Sticht KonKurrenz im Süden auS
Zum schönsten bahnhof der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur ist gerade Nizzas Hauptbahnhof gekürt worden. Damit konkurriert die Gare Nice Thiers jetzt um einen Platz auf dem nationalen Thron. Mehr als 15 Millionen Euro hat die Stadt zuletzt in die Renovierung von bahnhof und Umgebung gesteckt; Gebäude und Vorplatz sollen jetzt im Januar offiziell eingeweiht werden. Der bereich wird zum multimodalen Umsteigepunkt (bahn, bus, Tram) samt neuem Hotel-GeschäftsRestaurant-Komplex, der das gesamte Viertel aufwerten soll – auch im Interesse der Touristen. Elf Millionen Passagiere werden hier im Jahr 2020 erwartet.
© Ville de Nice
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Nach 80 Jahren endlich fertiG: marSeilleS neue Stadtautobahn
In den 1930er-Jahren erdacht, seit den 90er-Jahren im bau – und in der Fertigstellung immer wieder verzögert: Ende Oktober ist nun endlich das letzte Teilstück von Marseilles Umgehungsstraße L2 (A507) eröffnet worden. Ab sofort herrscht (maut)freie Fahrt von Osten in Richtung Norden der Stadt – bei gleichzeitiger Verkehrsentlastung im Zentrum. Das besondere an der L2: Sie ist eine der größten «Street Art Galleries» in Europa.
Ihre Wände wurden auf über 40 000 Quadratmetern von rund 50 ausgewählten französischen Street-Art-Künstlern bemalt; unter ihnen einige mit internationalem Aktionsradius und Renommee (auf dem Foto das Werk des normannischen Straßenkünstlers Jace). Unter Federführung des sozio-kulturellen Vereins Planète Émergence boten die Künstler überdies Workshops für Schulklassen und Sozialzentren in den angrenzenden Stadtteilen an. Im Frühjahr 2018 wurden im Pariser Kultusministerium sowie im Palais Royal ausgewählte Werke des Projekts im Rahmen der Ausstellung «A l’échelle de la ville!» gezeigt. CH
© SRL2/We are Contents
Originell GeSchichtSStunde in romanform
Cartouche – diesen den Herrschenden im Frankreich unter Ludwig XIV. Angst und Wut einjagenden Namen trug Louis Dominique bourguignon, der Meisterdieb von Paris. Sein Leben begann 1693 in der französischen Hauptstadt, und dort soll er am 28. November 1721 den Tod auf dem Rad erlitten haben. So sagen es jedenfalls die offiziellen Quellen. Was aber wäre, wenn Cartouche dank listiger Hilfe die grausame Hinrichtung überlebt und später durch eine Maske geschützt weiter gelebt hätte? Genau dieser Idee folgt das buch «Leben auf Messers Schneide» (Verlag Edition
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Digital, 424 Seiten, 16,80 Euro) des jungen Österreichers Arnold Hiess. basierend auf realen Ereignissen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, schuf der Autor nicht nur einen brillant erzählten Mix aus Survival- und Rachedrama, sondern ein aufwühlendes Sozialepos vor dem Hintergrund des französischen Absolutismus in der ausgehenden Ära von Sonnenkönig Ludwig XIV. Hiess erzählt nicht nur die fesselnde, bildgewaltige Geschichte eines Meisterdiebes aus Paris. Er lässt nebenbei die Welt des geheimnisumwitterten Templerordens wieder auferstehen und gibt Einblicke in Glanz und Elend des höfischen Lebens.
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Niederschlagsmenge in den Alpes-Maritimes 2018 im Vergleich zum Jahresmittel des Referenzzeitraumes 1981-2010
Zu grau, zu nass, zu heiß Was war 2018 nur mit dem Wetter los? Manch ein Côte-d’azur-Bewohner wollte im vergangenen Jahr nur noch eines: die Flucht ergreifen – (zurück) in den Norden. Meteorologin Marie-France Delansorne (Foto) bestätigt im rZ-Gespräch, dass die letzten zwölf Monate alles andere als normal waren. Geht das nun weiter so? Von AILA STöCkMANN
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Sonnenscheindauer in Frankreich 2018 im Vergleich zum Jahresmittel des Referenzzeitraumes 1981-2010
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ährend die Sonne 2018 nördlich der Alpen monatelang fast ununterbrochen kräftig lachte, gab sie sich im Süden ungewohnt kapriziös. Endlose Folgen grauer Tage ohne Lichtblick, dichte Wolkendecken statt des, bitteschön, erwartbaren blauen Himmels: Das Wetter drückte aufs Gemüt. Nicht im Hochsommer freilich, der mit seiner Hitze nah dran war am Rekordsommer von 2003. Im Frühjahr dagegen ließen sich Ausflüge an der Côte d’Azur kaum längerfristig ansetzen, weil immer wieder Regen jegliche OutdoorPläne durchkreuzte. Und zum Jahresabschluss ein Herbst, in dem es sich ganz ähnlich verhielt – mehrfach in Form von Extremwetter mit Überschwemmungen (siehe auch «Apokalypse in Ligurien», S.12). Ist es an der nördlichen Mittelmeerküste vorbei mit dem ganzjährig zuverlässig sichtbaren blau am Himmel? Oder war das Wetter-Empfinden so vieler Sonnenhungriger in den vergangenen Monaten allzu subjektiv? «2018 war sehr wohl ein ganz besonderes Jahr», bestätigt Wetter-Expertin MarieFrance Delansorne von Météo France Nizza. Es sei in vielerlei Hinsicht abgewichen von der Norm, wobei die Norm aus einem Durchschnitt der Wetterdaten der letzten drei Jahrzehnte bestehe: Temperaturen, Niederschlagsmenge, Sonnenscheindauer und Co. würden im Kontext dieses Zeitraums analysiert, erklärt die Chefin des Meteorologie-Zentrums mit Sitz am Flughafen. «Es hat 2018 tatsächlich besonders viel geregnet», so die Wetter-Expertin. Zwischen Januar und unserem Gespräch Mitte November habe es im Großraum Nizza 805 Millimeter Niederschlag gegeben: Das ist 1,4-mal so viel wie in diesem Zeitraum üblich. Nach dem Vorjahr muss das nasse 2018 dem Wettersensiblen noch extra regenreich vorgekommen sein, denn 2017 wurde an der Côte d’Azur ein Niederschlagsdefizit von 40 Prozent verzeichnet. Kein Wunder, dass die Natur in den vergangenen zwölf Monaten im wahrsten Wortsinn aufgeblüht ist – während Sonnenanbeter die Welt nicht mehr verstanden. besonders nass war es 2018 übrigens im Südwesten des Departements Alpes-Maritimes, wie Grafik 1 zeigt. Der Grund für das regenreiche Jahr liege übrigens im Azorenhoch, das sich weiter südlich bewegt habe als üblich, so MarieFrance Delansorne. Daher habe nicht nur Südfrankreich, sondern beispielsweise auch Spanien viel Niederschlag erlebt, während Nordeuropa von ungekannten Dürreperioden heimgesucht wurde.
Rekord-Mangel an Sonne Wo viel Regen ist, fehlt folglich Sonne: Auch diesen Eindruck bestätigt die Expertin. Zwischen Januar und Mai 2018 lag die Zahl der Sonnenstunden rund um Nizza etwa 20 Prozent unter der Norm. «Seit beginn der Aufzeichnungen 1945 hat es hier in diesem
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Abweichung der Durchschnitts-Temperatur in Nizza von Januar 2018 bis Oktober 2018 im Vergleich zum jeweiligen Monatsmittel des Referenzzeitraumes 1981-2010
Zeitraum nie weniger Sonne gegeben!» betont sie. Der blick aufs gesamte Jahr (bis Mitte November) unterstreicht das Gefühl, das manchen Auswanderer bereits an seinem Unterfangen hat zweifeln lassen: Während der Süden des Hexagons weniger Sonne als in einem normalen Jahr hatte, schien sie im Norden deutlich mehr als üblich (Grafik 2). Auch was die Temperaturen betrifft, war 2018 ungewöhnlich – und zwar trotz allen Regens und sich rar machender Sonne ungewöhnlich heiß. Abgesehen von zwei unterdurchschnittlich warmen Monaten, die an der Côte d’Azur für Schnee bis an die Küste und in den bergen für bis weit in den Frühling hinein befahrbare Skipisten gesorgt haben, lagen die Temperaturen deutlich über den Mittelwerten. Die Monate Januar, August und September taten sich in Sachen unnatürlicher Wärme besonders hervor (Grafik 3).
Es wird immer wärmer und trockener Trotz des fortschreitenden Klimawandels sei es keinesfalls so, dass man an der Côte d’Azur in Zukunft nur noch mit Wetter-Kapriolen wie im vergangenen Jahr rechnen müsse. «Das Klima ist von einem Jahr zum anderen sehr variabel», sagt Marie-France Delansorne. Die großen Tendenzen seien indessen klar: Es wird wärmer und trockener. Die durchschnittliche Jahrestemperatur sei hier an der Küste seit beginn des Industriezeitalters um etwa 1,5 Grad gestiegen. Die drei wärmsten Jahre in Südfrankreich seit Anfang der Aufzeichnungen waren das Ausnahmejahr
2003, 2009 und 2011. 2018 war bei Redaktionsschluss noch nicht vollendet, hat aber gute Chancen, sich darunter zu schieben. Hitzewellen – la canicule – seien in den vergangenen 30 Jahren deutlich häufiger auf-
WETTERSTATION NIZZA im Centre Météorologique de Nice laufen meteorologisch gesehen die Fäden aus drei Departements zusammen: den alpesMaritimes, den alpes-de-Haute-Provence und den Hautes-alpes. Hier arbeiten 23 Meteorologen mit verschiedenen Spezialgebieten. Sie sind unter anderem Wetterdatenlieferant für die Flughäfen ganz Süd-Ost-Frankreichs und beobachten und analysieren atmosphäre, Meer, Klima. Nizza verfügt auch über Nivologen, Spezialisten für Schneeforschung und Lawinenkunde, die für die gesamten Südalpen zuständig sind. in Nizza und Umgebung gibt es rund 20 Messstationen, die automatisch Wetterdaten aufzeichnen; außerdem wird mit Hilfe von Satelliten gearbeitet. Wetterwarnungen der verschiedenen Stufen werden dagegen frankreichweit zentral von Toulouse ausgegeben – in absprache mit den Meteorologen vor Ort.
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getreten. «Ende dieses Jahrhunderts», prophezeit die Meteorologin in Nizza, «wird die Hitze des Jahres 2003 an der Côte d’Azur Standard sein.»
Wetterphänomen «mediterraner Starkregen» Die Regenmenge gehe zwar tendenziell zurück, so Marie-France Delansorne weiter, in seiner Intensität aber nehme der Niederschlag zu. «Es wird häufigere und stärkere Episoden des oft gewittrigen typisch mediterranen Starkregens geben», sagt sie. Vor allem im September und Oktober, wenn das Meer noch sehr warm sei, während sich die Luft abkühle, seien heftige Gewitter und Starkregen vorprogrammiert (épisode méditerranéen). Und die Schäden wie zuletzt Ende Oktober durch Sturm Adrian würden ein immer größeres Ausmaß annehmen – auch, weil der Meeresspiegel weiter steige. Seit dem beginn der Industrialisierung seien die Ozeane um rund 20 Zentimeter angewachsen. «Unser Klima hier an der Côte d’Azur wird in absehbarer Zeit dem von heute in Algir vergleichbar sein, und die Pariser können sich auf Nizza-Wetter einstellen», sagt MarieFrance Delansorne. «Skifahrer in den Südalpen müssen sich mit einer kürzeren Saison abfinden und werden Schnee tendenziell nur noch oberhalb von 1800 Metern finden.» Foto Orangen mit Haube: Schnee fiel im Februar 2018 bis hinunter an die küste © AS
APOKALYPSE IN LIGURIEN verwüstung, wohin das auge schaute: ende Oktober wurde die region zwischen albenga und rapallo (Ligurien) von Sturm adrian mit besonderer Wucht getroffen. Das aufgepeitschte Meer mit bis zu acht Meter hohen Wellen ergoss sich in die Gassen der Küstenorte, zerstörte Strandpromenaden und Häfen, Kaimauern brachen ein, ganze Straßenteile wurden weggerissen. verkehrsadern mussten gesperrt werden, unzählige Bäume wurden entwurzelt oder wie Streichhölzer geknickt. Der Zugverkehr war stark eingeschränkt, die meisten Schulen blieben vorübergehend geschlossen. Portofino und ein Teil der Cinque Terre waren von der außenwelt abgeschnitten. Der Flughafen von Genua wurde wegen der verheerenden Flut geschlossen, alle Flüge annulliert. Wie durch ein Wunder forderte die Katastrophe lediglich ein Todesopfer, die materiellen Schäden jedoch sind immens.
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Kampf gegen Krebs
Foto Ellie Goblet D’Alviella (Mimosa), Gérard Van den Bulcke (Direktor der Ligue contre le Cancer), Sara Parks (Mimosa), Eugénie Clayon (Ligue contre le Cancer) und Juliette Clarkin (Mimosa), v.l.
«Mimosa Matters» lädt zum Charity-Maskenball im Negresco
© Hannah Walker
DER BALL AM 30. MÄRZ eintrittskarten zum Maskenball sind ab sofort erhältlich über die Website www.mimosamatters.org Wer sich einbringen möchte oder Fragen hat, wende sich an info@mimosamatters.org Unser verlag Riviera Press ist mit den Zeitschriften riviera insider und rivieraZeit Medien-Partner des abends.
Die Leidenschaft für wohltätiges engagement der englischsprachigen Community macht auch vor expats nicht halt: Wenn es darum geht, Geld zu sammeln für einen guten Zweck, finden sie kreative Lösungen und zeigen jede Menge persönlichen einsatz. ein Hoch auf diese typisch britische art, der Gesellschaft etwas zurückzugeben!
imosa Matters» ist so eine lokale, von englischsprachigen Zuwanderern gegründete Wohltätigkeitsorganisation an der Côte d’Azur; eine der aktivsten und erfolgreichsten der Gegend mittlerweile. Es geht um Krebs: Finanziert werden mit den eingesammelten Spenden Initiativen zur Unterstützung von Erkrankten und ihren Angehörigen sowie Forschungsprojekte, damit es eine Tages gelingt, die tückische Krankheit zu besiegen. Die Mitglieder von Mimosa Matters bringen sich vor allem in lokalen Missionen ein, bei denen es um Hilfe für
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betroffene geht. Durch ihre zahlreichen Spenden-Aktionen hat sich die 2013 gegründete Organisation in den Alpes-Maritimes einen Namen gemacht. Mimosengelbe T-Shirts etwa mischen sich unter Volksläufe wie den Marathon Nizza-Cannes: Wer für Mimosa startet, spendet gleichzeitig für den guten Zweck. Acht ausgewanderte Frauen standen am Anfang der Idee: Sie wollten der Gesellschaft etwas zurückgeben; und fast alle von ihnen waren mit der Krankheit zumindest indirekt schon in berührung. Trotz ihres enormen Erfolges wird die Organisation nach wie vor völlig ehrenamtlich geführt, Aktionen neben Familie und Job geplant und durchgeführt. Hoch bezahlte Vorstandsmitglieder gibt es bei Mimosa Matters ebenso wenig wie einen budget-fressenden Verwaltungsapparat. Spenden fließen dorthin, wo sie gebraucht werden: in die Unterstützung von Menschen mit Krebs. «Wir sind überglücklich, dass wir in den vergangenen Jahren eine so aktive Community um uns geschart haben», sagt Gründungs-Mitglied Juliette Clarkin. Fürs neue Jahr ist geplant, weitere eigene Events auf die beine zu stellen und die Community weiter wachsen zu lassen. bislang hat Mimosa sich meist bestehenden Veranstaltungen in der Gegend angeschlossen und beispielsweise durch Kuchen- oder bücherverkäufe Geld eingenommen. Erstaunliche 250 000 Euro sind so in nur fünf Jahren zusammengekommen. Eines der Erfolgsgeheimnisse von Mimosa sei ganz klar der lokale bezug, sagt Juliette Clarkin. «8000 Menschen erhalten in den Alpes-Maritimes jedes Jahr die Diagnose Krebs. Wir wollen so vielen von ihnen wie möglich helfen, indem wir das Geld vor Ort einsetzen.» So würden PACA-weit verschiedene Organisationen von ihnen bedacht – etwa «La Ligue contre le Cancer», die unter anderem dank der Unterstützung von Mimosa Matters ihren «Espace Ligue» in Antibes eröffnen konnte. Dieses besondere Zentrum bietet Erkrankten und ihren Familien kostenlose Hilfe in vielerlei Weise an. Ebenfalls unterstützt würden Präventions-Kampagnen sowie die CSG06, die «Cancer Support Group 06», eine englischsprachige Gruppe, die sich um moralische Hilfe für betroffene kümmert. Im gerade begonnen Jahr stehen neue, selbst initiierte Events auf dem Programm. Neben dem «Kid’s Fun Run», der im April 2016 ins Leben gerufen wurde und bei dem im vergangenen Jahr 10 000 Euro für die KinderkrebsStation im L’Archet-Krankenhaus in Nizza zusammenkamen, wird ein «Coffee Morning» am Weltkrebstag (4.Februar), der nächste «Kid’s Fun Run» (28. April), der «Mimosa Golf Day» (4. Mai), eine «Mimosa Cycle Challenge» (Oktober) und schon traditionell eine beteiligung am Marathon Nizza-Cannes organisiert. Das größte Event aber bleibt der jährliche ball, eine Spenden-Gala in glamourösem Ambiente, bei der jeweils beträchtliche Summen zusammen kommen. Im legendären Hotel Negresco in Nizza wird diesmal am 30. März zum Maskenball geladen – mit allem Glanz und Glitter einer Côte d’Azur! Nach dem Champagner-Empfang folgt ein exquisites, von der neuen Chefköchin Virginie basselot (ein Michelin-Stern) zubereitetes 3-Gänge-Menü. Live-Unterhaltung begleitet die Gäste durch den Abend und mündet in der Charity-Auktion, dem Highlight der Veranstaltung. Lokale Unternehmen stiften dazu großzügige Preise. In der Vergangenheit waren dies etwa Wochenend-Ausflüge im Privatjet, Kunstwerke und Mitgliedschaften in Golf-Clubs. Zur Musik eines DJs wird anschließend in die Nacht getanzt. JANUAR / FEBRUAR 2019
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Einmal auftanken, bitte! Wintersport jenseits der Pisten: Schneeschuhwandern Von AILA STöCkMANN ein Tag zu Fuß im blauweißen Königreich der Seealpen – fern des Skitrubels, aber mitten in der Natur – ist Wellness für Körper und Geist. Und das Beste daran? Jeder kann’s!
© Zhukovvvlad - Shutterstock.com
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s muss ja nicht immer Skifahren sein! Ein Tag in den schneebedeckten Südalpen ist in jedem Fall ein Erlebnis: Das gleißende Licht, die märchenhaft bezuckerten Hänge und die Stille abseits der Skipisten sind einfach magisch. Noch intensiver wirkt das Naturschauspiel bei einer Wanderung entlang verschneiter Kämme mit blick womöglich bis zum Meer und durch weiß-glitzernde Nadelwälder. Je weiter man sich von Pisten, Parkplätzen und Dorfzentren entfernt, desto ruhiger wird es. Und desto größer ist die Chance, eines der Tiere zu entdecken, die auf einen Winterschlaf verzichten. Gämsen, Moorschneeund birkhühner, weißpelzige Hermeline und Hasen, Mufflons, Hirsche, Rehe oder Wildschweine lassen sich in den Seealpen mit Glück und Geduld erspähen, Spuren auch von Wolf, Fuchs oder Marder. Wer die weitere Anfahrt (rund zwei Autostunden von der Küste) nicht scheut, wird im relativ schneesicheren Mercantour-Nationalpark ganz im Norden des Departements Alpes-Maritimes mit blicken auf umliegende 3000er-Panoramen belohnt, die bis weit ins Frühjahr hinein weiß bleiben. Aber auch die weniger mächtigen Gipfel in Küstennähe (gut eine Stunde Anfahrt ab Küste) zwischen Estéron- und Loup-Tal lohnen die Erkundung – sofern die Schneelage es zulässt. Februar und März sind etwa in Gréolières-les-Neiges und l’Audibergue die zuverlässigsten Wintermonate, wobei der Klimawandel Schneeschuhe hier leider zunehmend überflüssig macht. Viele Gebirgswege, die Wanderer aus den Sommermonaten kennen, eignen sich auch im Winter hervorragend für Touren. Oft bieten Skiorte und bergdörfer aber auch Pfade eigens für Schneeschuhsportler an. Wer eine Schneeschuhwanderung plant, kann sich vorher im Internet oder in einem Office de Tourisme vor Ort nach geeigneten Wegen erkundigen. Auch bergführer bieten flächendeckend ihre Dienste an. Material wird in Wintersportorten verliehen, üblicherweise aber auch in großen Sportläden an der Küste. Und wer einmal Gefallen an Schneeschuhen gefunden hat, kauft sich am besten selbst ein Paar: Sie kosten nicht die Welt. Rein technisch kann man übrigens nicht viel falsch machen: Laufen mit Schneeschuhen ist nicht kompliziert – je nach Schneetiefe nur ein wenig anstrengender als Wandern auf festem Untergrund. Stöcke erleichtern das Vorwärtskommen! Dass wie bei jeder Wintersportart im Gebirge Vorsicht geboten ist, versteht sich von selbst. Wanderer sollten sich vorab immer über das Wetter und die Lawinengefahr informieren und natürlich nicht zu spät aufbrechen, um nicht von einbrechender Dunkelheit überrascht zu werden.
WANDER-TIPPS Estenc-Entraunes (1780m – 1850m)
Auf dem Planeten-Weg in Valberg © P. Tardieu/C. Audbert
Valberg: «Le Sentier Planétaire» Besonders originell und familientauglich ist der Planeten-Weg im Skigebiet valberg. Losgelaufen wird im Ortskern, und je nach Kondition kann die gesamte Länge von 9 Kilometern abgelaufen werden oder nur ein Teilstück. im Maßstab 1:1 000 000 ist dort das Sonnensystem mit seinen Planeten nachgebaut. Mit eigener app! Daneben gibt es diverse weitere Schneeschuh-Wanderwege, auch ab Les Launes und Beuil. Saint-Dalmas-le-Selvage rund um das höchstgelegene Dorf (1500m) der alpes-Maritimes, 100 Kilometer nördlich von Nizza, befinden sich markierte Schneeschuhpisten von insgesamt 50 Kilometer Länge für alle Fitnessstufen. Weder abfahrts-Skitrubel noch Liftanlagen trüben hier das Naturerlebnis. Wer den Nervenkitzel liebt, wirft einen Blick auf die eiswasserfallkletterer in den Gialorgueseiswänden – oder versucht sich sogar selbst in einem der beiden 100 bzw. 150 Meter hohen gefrorenen Wasserfälle. auch Langläufer oder Skitourengeher finden in Saint-Dalmas ihr Glück. erreichbare Gipfel: Col de la Braïssa (2599m), Mont Aunos (2514m), Croix de Carlé (2529m) und Col de la Moutière (2454m). www.saintdalmasleselvage.com
Der zu entraunes gehörende Weiler estenc auf der Route des Grandes Alpes befindet sich an der Quelle des Flusses var. Umrahmt von einem grandiosen alpenpanorama gehen von hier 11 präparierte Pistenkilometer für Langläufer und Schneeschuhwanderer ab sowie weitere, naturbelassene Wege – etwa hinauf zum Col de la Cayolle (2326m). Centre nordique du Boréon (1500m – 1800m) in der Nähe von Saint-Martin-vésubie befindet sich eines der größten Zentren für Langlaufsport in den Seealpen. auch mit Schneeschuhen findet man hier im Hochgebirge herrliche Wege mit einer Gesamtlänge von 18 Kilometern mit Blick auf die Gipfel Col de Salèse, Madone de Fenestre und La Gordolasque. www.centre-nordique-du-boreon.fr Castérino-Tende (1540m – 1600m) vom liftfreien Plateau von Castérino bei Tende führen unterschiedlich anspruchsvolle, schöne SchneeschuhTouren auf umliegende Gipfel. Beobachten (und buchen) kann man hier oben auch Hundeschlittenfahrten. www.tendemerveilles.com Auron & andere in sämtlichen Skigebieten der Seealpen gibt es Wege für Schneeschuhwanderer. in auron werden beispielsweise wöchentliche Themen-Wanderungen organisiert und von erfahrenen Bergführern begleitet. Sie haben nicht nur ein auge auf die Sicherheit der Gruppe, sondern erkennen geübten Blickes auch Wildtiere in der Ferne. ein eigenes Büro der Führer befindet sich im Ort (Guides Tinée Mercantour). Für den 24. Februar ist eine Fête de la Raquette geplant.
SCHNEESCHUH-WANDERWEGE
WEITERE INFO
randoxygene.departement06.fr
www.cotedazur-neige.com JANUAR / FEBRUAR 2019
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…UND FÜR DIE ABFAHRER?
Neues von den Pisten
Winterwunderland Valberg - die Piste de la Croix mit Blick aufs Dorf © Cédric Robion
SKIGEBIETE IN DEN ALPES-MARITIMES Die großen 3: auron isola 2000 valberg Die kleineren: La Colmiane-valdeblore roubion-Les Buisses Beuil-Les Launes Gréolières-les-Neiges L’audibergue-La Moulière val-Pelens Turini-Camp-d’argent Casterino-Tende
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nvestiert wurde vor der neuen Saison wie gewohnt in verschiedene der beliebten Abfahrts-Skigebiete in den Seealpen. Neue, digitalisierte beschneiungsanlagen sollen in valberg für bestes Pistenvergnügen sorgen – bei gleichzeitiger Senkung von Wasserverbrauch und Strom. Valberg ist überdies als erstes Skigebiet der Südalpen mit dem Label «Flocon vert» ausgezeichnet worden, das – ähnlich der blauen Flaggen für Strände – an nachhaltig betriebene Skigebiete verliehen wird. Das höchstgelegene Skigebiet der Alpes-Maritimes, isola 2000 (42 Pisten, 20 Liftanlagen), verfügt über eine neue FISAbfahrtspiste. Die 1600 Meter lange Rennstrecke weist einen Höhenunterschied von 380 Metern auf, ist durchschnittlich 40 Meter breit, und an ihrer steilsten Stelle beträgt das Gefälle 82 Prozent. bereits im März werden hier Rennen um die französischen Skimeisterschaften ausgetragen. Isola 2000 ist bekannt für seine Schneesi-
PLATZ 2 Frankreich lag vergangenen Winter (2017/18) weltweit an zweiter Stelle, was die Zahl verkaufter Tagesskipässe betrifft: Österreich:
54,5 Millionen Frankreich:
53,8 Millionen USA:
53,3 Millionen an vierter Stelle folgt, weit abgeschlagen, italien, mit rund 30 Millionen.
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cherheit bei gleichzeitig besonders viel Sonnenschein. Die Saison endet hier in diesem Jahr erst am 22. April. In auron (135 Pisten-Kilometer, 17 Liftanlagen) verfügt ab diesem Winter eine weitere Piste über Schneekanonen: die Piste du Riounet. Der fast österreichisch anmutende Skiort im Tinée-Tal ist mit einem hoch modernen beschneiungssystem ausgestattet, das europaweit zu den leistungsfähigsten zählt. Die 440 Kanonen des Skigebiets wer-
den vollautomatisch gesteuert, wobei Auron als Testzentrum für eine neue Generation an beschneiungsanlagen bestimmt wurde. In dem hübschen Ort entstehen aktuell überdies mehrere Luxus-Wohnanlagen. Skifahrer können für Isola 2000 und Auron immer dienstagabends Schnäppchen ergattern: Jeweils ab 20 Uhr werden online (www.auron-skipass.com) Skipässe zum halben Preis angeboten (Tagespässe sowie Mehrtagespässe).
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26./27. JANUAr ISOLA 2000 XSPEED Wer ist der Schnellste? Für alle Skifahrer offener Wettbewerb.
17. FEbrUAr VALbERG Trüffelmarkt Tag rund um die Trüffel, mit Verkostung. Place Charles Ginésy.
18. FEbrUAr VALbERG Karneval Kleiderordnung für alle: Verkleidung! Mit Umzug und DJ sowie Attraktionen für Kinder. Dorfplatz.
24. FEbrUAr AURON «Fête de la raquette» Ein Fest rund ums Schneeschuhwandern. Details standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
2. – 5. MärZ VALbERG «Festival du rire en Montagne»
Urige Hütten laden im Skigebiet Auron zur Sonnenpause © A. Stöckmann
WAS IST LOS? ZAHLEN & FAKTEN 250
Skigebiete in Frankreich 10 Millionen Winter-Touristen, darunter 7 Millionen Skisportler mehr 120 000 arbeitsplätze hängen am Wintersport 9 Milliarden euro werden jeden Winter in Frankreichs Skigebieten ausgegeben (Unterkunft, Skipass, verpflegung etc.) 81 euro gibt ein Skifahrer im Schnitt pro Tag aus Platz 1 für Frankreich als Land mit den meisten Skiliften weltweit: 3268 26,60 euro kostete der Tagesskipass in der vergangenen Saison im Schnitt
11./12. JANUAr ISOLA 2000 Trophée Andros Autorennen auf Eis mit Profi-Rennfahrern.
19. – 25. JANUAr AURON «les Chefs au Sommet» Unter der Schirmherrschaft der Chefköchin des Negresco, Virginie basselot, laden einige der besten Köche der Region zum bereits 8. Gourmet-Festival ins winterliche bergdorf. Günstig und gut essen ist in dieser Woche angesagt!
Humor, Gastfreundschaft, Skifahren: Zum 5. Mal sind französische Komiker zu Gast bei diesem Festival im Skigebiet – diesmal mit Vincent Moscato (bekannt aus Radio und TV) als Ehrengast.
16. MärZ AURON Snowday Challenge Charity-Event der «Ligue contre le Cancer des Alpes-Maritimes» im Kampf gegen Krebs.
18. – 31. MärZ ISOLA 2000 + AURON Französische alpine Skimeisterschaften
30. MärZ – 2. APrIl ISOLA 2000
Französische SnowboardMeisterschaften
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Venturi, unbeirrbarer Vorreiter Die Pfeiler des Venturi-Rennsport-Teams: Venturi-Chef Gildo Pallanca Pastor (l.), Teamchefin Susie Wolff und Fahrer Felipe Massa © Venturi
Weiblicher boss fürs rennsport-Team in Monaco sitzt einer von weltweit einem Dutzend rennställen, die in der Formel e unterwegs sind. Seit vergangenem Sommer ist Susie Wolff mit an Bord. Die schottische ex-rennfahrerin soll venturi in der elektroSerie entscheidende impulse nach vorn geben. Von AILA STöCkMANN
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it 35 hat Susie Wolff ihre erste Karriere bereits hinter sich – zunächst als beste weibliche Kartfahrerin der Welt, später am Steuer in verschiedenen Rennserien (Formel Renault, Formel 3, DTM) und schließlich als Testfahrerin in der Königsklasse, der Formel 1. Ende 2015 beendete sie ihre Profi-Laufbahn. Dann kam ihr Sohn zur Welt, und nun startet die gebürtige Schottin wieder voll durch: als Teamchefin des monegassischen Rennstalls Venturi in der Formel E. Obwohl sie sich mit ihrer Initiative «Dare to be different» seit 2016 selbst aktiv für mehr Frauen im Motorsport einsetzt, ist sie nicht gerade scharf darauf, auf ihre Ausnahmestellung als weiblicher boss eines Motorsportteams angesprochen zu werden. Zu oft war ihr Geschlecht Thema in den zahlreichen Interviews, die sie im Laufe ihrer aktiven Zeit gegeben hat. Und Gildo habe sie gewiss nicht deshalb nach Monaco geholt, weil sie eine Frau sei: «Ich werde hier in bezug auf meine Leistung und die Erfahrung im business betrachtet.» Gildo Pallanca Pastor ist der Kopf von Venturi Automobiles, jenes eher in Insider-Kreisen bekannten Unternehmens, das aus Monaco die Elektromobil-Welt aufwirbelt. Zuletzt dreht der Venturi-Chef, Spross der durch Immobilien reich gewordenen Pastor-
Dynastie in Monaco, verstärkt an allen möglichen Schrauben, um seinen Formel-E-Rennstall weiter nach vorn zu bringen. Venturi ist eines von weltweit zehn PionierTeams, die 2014 in die erste Saison der FIAElektro-Serie gestartet sind. Dort konkurriert der monegassische Niemand mit Namen wie bMW, Audi oder Nissan. Nach einem neunten, dann sechsten, wieder neunten und zuletzt siebten Platz im Gesamtklassement der Weltmeisterschaft soll es in den kommenden Jahren unbedingt Richtung Podest gehen. Dabei ist das Formel-E-Team, das Pallanca Pastor aufgebaut hat, nur eines von verschiedenen Projekten der E-Mobilität, die der visionäre Geschäftsmann seit Jahren vorantreibt. Alles begann, als der heute 51-Jährige das damals marode Unternehmen im Jahr 2000 kaufte. 2004 bereits präsentierte Venturi mit dem schnittigen «Fétish» den weltweit ersten rein elektrisch betriebenen Sportwagen. 2006 folgte ein Hybrid-Fahrzeug, das sich teils batteriebetrieben, teils mit Solarenergie fortbewegte, 2008 mit «Volage» eine Designstudie für ein Elektroauto, bei dem sich Motoren in den Rädern befinden. 2009 hob Gildo Pallaca Pastor die «Global Challenges» aus der Taufe, eine interne Wettbewerbsreihe, um die Kapazitäten von E-Fahr-
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DAS ANTARCTICAPROGRAMM ende November hat venturi im Fürstenpalast sein erstes elektrisch betriebenes Polarexpeditionsfahrzeug vorgestellt: Venturi Antarctica (Foto). Die initiative zum Bau des kompakten Fahrzeugs geht auf Fürst albert ii. und seine Umweltstiftung zurück. Geschaffen werden sollte ein vehikel, das emissionsfrei in unwirtlichem Gelände bei extremTemperaturen von bis zu minus 50 Grad Celsius fahren würde. Mit Hilfe des venturi antarctica könnten künftig wichtige erkenntnisse über die Polarregionen gewonnen werden, so der Fürst in seiner ansprache. Die Polarregionen seien die ersten Zeugen des Klimawandels und zählten zu den ersten Gebieten, die die negativen Konsequenzen zu spüren bekämen. Das Fahrzeug ist für Wissenschaftler in Forschungsstationen an den Polen bestimmt. Zwischen 2013 und 2015 hat Venturi Automobiles zunächst einen Prototypen von antarctica gebaut und in kalten europäischen regionen getestet. Das Polar-Mobil nutzt die gleichen Batteriezellen wie die Formel-eWagen von venturi. Das neue, zweite Modell von antarctica verfügt über eine deutlich verfeinerte Technologie bei stärkerer Leistung. Das rund zwei Tonnen schwere Fahrzeug kann mit drei Mann Besatzung plus Gepäck und technischem equipment rund 45 Kilometer mit einer Geschwindigkeit von 20 km/h zurücklegen. anfang März wird antarctica auf einer expedition in Kanada einem ersten Härtetest unterzogen: auf den Spuren einer rallye, die 1934 in Kanada ausgetragen wurde. Damals konnte das letzte etappenstück zwischen Lake Dease und dem 42 Kilometer entfernten Telegraph Creek wegen extremen Wetters nicht bezwungen werden. am Steuer wird auf diesem abschnitt 2019 abwechselnd mit zwei Kollegen Fürst albert sitzen. «Back to Telegraph Creek» ist eine der regelmäßig durchgeführten Venturi Global Challenges, bei dem das Unternehmen elektro-Fahrzeuge unter schwierigsten Bedingungen testet. Nach abschluss dieser Mission wird antarctica dem Namen entsprechend in die antarktis gebracht, wo das Fahrzeug Wissenschaftlern zur verfügung gestellt wird.
Felipe Massa beim Saison-Auftakt-Rennen in Ad Diriyah (Saudi-Arabien) am 15. Dezember. Bei seinem ersten Einsatz in der Formel E wurde der Brasilianer 15.; er «hatte viel Spaß» und habe viel gelernt. © Spacesuit Media / Venturi
SUSIE WOLFF ANTWORTET
Stichwort…
…Exot Venturi – belächelt? ich sehe keinen, der über venturi lacht. Bei dem Level, auf dem wir fahren, hat jeder respekt für den anderen, jeder gibt sein Bestes – auch der, der Letzter wird, hat alles gegeben. Die Brutalität des Sports ist: es gibt nur einen Sieger – und wir kämpfen alle darum, dieser Sieger zu sein.
…Führungsstil
…Fürst Albert
ich habe den großen vorteil, dass mein Mann in der Formel 1 die letzten fünf WMs gewonnen hat. So weiß ich ziemlich genau, was es braucht, um ein erfolgreiches Team aufzubauen.
Der ist sehr interessiert an dem, was wir tun, und unterstützt venturi. Wir hatten gerade einen event mit dem Palast zum antarctica-Projekt. Gildo ist enger Freund des Fürsten.
ich bin sehr fokussiert auf unsere Leistung auf der rennstrecke. Dazu brauchen wir im Team die richtigen Leute. Zum erfolg auf der rennstrecke führt nicht die Leistung eines einzelnen und er hängt nicht von einzelnen entscheidungen ab, sondern viele gute Leute müssen zusammenkommen und viele gute entscheidungen treffen.
…E-Mobilität Gildo ist ein absoluter Pionier, er baute schon e-Fahrzeuge, bevor sonst irgendjemand darüber sprach. ich denke, elektroautos sind nun tatsächlich im Kommen, als erstes in den Stadtzentren. ist es auf lange Sicht die beste Technologie? Das kann ich nicht beurteilen; da
kann ich nur auf die industrie vertrauen, die ja auch noch ganz andere entwicklungen vorantreibt wie etwa autonomes Fahren. Hier in Monaco ist der verkehr schockierend, wenn man morgens reinfährt. auf einigen Strecken kommst du zu Fuß schneller zum Ziel als mit dem Wagen. Das sorgt für enorme Luftverschmutzung, und in der Hinsicht sind eFahrzeuge der richtige Weg nach vorne. ich denke, unsere art der Fortbewegung wird sich massiv ändern. es wird weniger autobesitzer geben, stattdessen Carsharing. …Monaco als jemand, der aus dem kalten, dunklen, nassen Großbritannien stammt, gefällt mir Monaco ziemlich gut… Mein Familienleben spielt sich nicht hier ab, aber es ist fantastisch, wenn ich hierher zum arbeiten komme! Monaco ist wunderschön gelegen, ich liebe den Blick aufs Meer und die Sonne.
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FIT IM SIMULATOR Beim rZ-Besuch im venturiHauptquartier erklärt uns Norman Nato (Foto), der kurz danach offiziell als ersatzfahrer des Teams nominiert wurde, den renn-Simulator. in einem kleinen Büro sitzen mehrere Techniker und er selbst an ComputerBildschirmen. Durch eine Glasscheibe sind sie getrennt vom vor ihnen stehenden rennwagen, in dem gerade Testfahrerin Simona de Silvestro sitzt. ihr Blick ist auf die riesenleinwand vor ihr gerichtet, auf der sie – virtuell – die rennstrecke von Diriyya abfährt, wo zwei Wochen später das Saison-auftaktrennen stattfinden würde. «in der Formel e wird hauptsächlich am Simulator trainiert», hatte uns vorher schon Teamchefin Susie Wolff erklärt. Nur gelegentlich nutze man etwa die rennstrecke in Le Castellet für Testfahrten. auf den Bildschirmen schlagen Kurven aus wie im Krankenhaus auf einem vitaldatenmonitor. Sie stehen unter anderem für Simonas aktuelle Geschwindigkeit, ihre Lenkradbewegungen, den Batterieverbrauch. Sämtliche Daten werden aufgezeichnet und penibel ausgewertet.
zeugen auf vielerlei Weise zu demonstrieren. So stellte Venturi im September desselben Jahres mit einer Spitzengeschwindigkeit von 487 km/h einen Rekord für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge auf; weitere bestleistungen sollten folgen – auch in der Disziplin «Ausdauer»: 2010 legte ein elektrisch angetriebener Citroën berlingo «Powered by Venturi» (im Einsatz auch bei der französischen Post) eine 14000-Kilometer-Strecke von Shanghai nach Paris zurück. 2011 startete die Firma das aktuell in eine neue Runde gegangene Antarctica-Programm (siehe Info-Kasten auf Seite 19). 2012 legte im Rahmen der Global Challenges wieder ein mit Venturi-batterien ausgestatteter Citroën berlingo erfolgreich 5800 Kilometer durch Afrika zurück – von Nairobi nach Johannesburg, durch Gegenden ohne befestigte Straßen und zuverlässige Stromversorgung. Und seither spielt die vor fünf Jahren gegründete «Formel E» eine Hauptrolle im VenturiHauptquartier in Monaco-Fontvieille. Formel1-Veteranen wie Jacques Villeneuve (Kanada) und Nick Heidfeld (Deutschland) gehörten als Fahrer ebenso bereits zum Team wie bis zur letzten Saison der in Monaco aufgewachsene Deutsche Maro Engel. In der gerade begonnenen Serie 2018/19 sind der brasilianische ehemalige Formel-1-Vizeweltmeister Felipe Massa und weiterhin Edoardo Mortara (Italien/ Frankreich/Schweiz) unter monegassischer Flagge am Start. Als Ersatzmann wurde unlängst der Franzose Norman Nato nominiert.
Als Gildo anrief, um sie ins Fürstentum zu holen, «fühlte es sich sofort richtig an», erinnert sich Susie Wolff. Den Venturi-Chef hatte sie in der ersten Formel-E-Saison beim Rennen in Paris kennen gelernt. Damals wollte Gildo sie als Fahrerin gewinnen, doch sie steckte in Verpflichtungen in der Formel 1. Seit vergangenem Juli nun hat sie ein büro in der obersten Etage des Gildo-Pastor-Centers in Monaco, Meerblick inklusive, und ist «sehr stolz, Teil des Teams zu sein». Fast sieht es so aus, als wolle sie ihrem eigenen Mann nacheifern. Schließlich ist der Österreicher Toto Wolff seit 2013 Formel-1Teamchef von Mercedes und als fünfmaliger WM-Sieger in Folge ein äußerst erfolgreicher dazu. Tatsächlich aber lasse sich die Formel 1 mit der Formel E überhaupt nicht vergleichen, erklärt Susie Wolff. Allein die Zahlen sprechen bände: 600 bis 800 Leute arbeiten für ein Team der Formel 1, rund 30 sind es bei Venturi in Monaco. «Außerdem hat die Formel 1 weit über 50 Jahre Geschichte auf dem buckel und eine riesige weltweite Anhängerschar», sagt die blonde Frau mit dem putzigen schottischen Akzent. «Die Formel E dagegen zeigt auf, wohin es mit der automobilen Welt geht, und deshalb ist die Formel E so relevant: Was wir entwickeln, hilft den Herstellern der neuen E-Wagen für jedermann.» Das eine sei wie ein arriviertes Unternehmen, das andere ein kleines Start-up, das noch um
FIA-FORMEL-EMEISTERSCHAFT
E-PRIX IN MONACO
Die Fia-Formel-e-Meisterschaft geht 2018/19 in die fünfte Saison. auftakt war am 15. Dezember in ad Diriyah (Saudi-arabien). Das letzte der 13 grundsätzlich auf Stadtkursen ausgetragenen rennen findet am 14. Juli in New York City statt.
Der Monaco e-Prix kehrt nach einen Jahr Pause in den rennkalender zurück: Das dritte Formel-e-rennen im Fürstentum wird am 11. Mai ausgetragen, zwei Wochen vor dem Grand Prix der Formel 1. Zuvor waren die elektroboliden 2015 und 2017 in Monaco im einsatz gewesen.
«Die Kunst ist es», so Norman Nato, «so schnell und gleichzeitig so energiesparend wie möglich zu fahren.» verglichen mit der Formel 1 funktioniere die Steuerung eines Formel-e-Wagens komplett anders, beispielsweise gebe es keine Gänge, und durchs Bremsen werde die Batterie geladen. Das abnehmbare Lenkelement ist überzogen mit unzähligen Knöpfen und Schaltern in allen Farben. «Formel e ist vor allem mental anstrengend», sagt Nato. Wer sich viel im Simulator vorbereite, habe klare vorteile.
Teamchefin Susie Wolff mit ihren beiden Stammfahrern für die gerade begonnene Saison: Edoardo Mortara (M.) und Ex-Formel 1-Pilot Felipe Massa © Venturi
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Susie Wolff, Venturi-Chef Gildo Pallanca Pastor und Formel-E-Fahrer Felipe Massa in einem Venturi-Straßenfahrzeug, natürlich elektrisch angetrieben © Venturi
seine Anerkennung ringe, und beide hätten ihre Daseinsberechtigung, so Susie Wolff: «Die Formel E ist nicht dazu da, die Formel 1 zu ersetzen, sondern sie zu ergänzen.» Auch das ist ein Teil von Susies neuem Job: Dass die Nischen-Serie ihr Nischen-Dasein verlässt. Hauptsächlich aber ist sie als Teamchef für die Leistung und das Funktionieren ihrer Mannschaft verantwortlich. «Ich will aus Venturi einen Rennstall machen, der Rennen gewinnt», sagt die Schottin, die zuhause mit Mann und Sohn teils Englisch, teils Deutsch spricht. «Wir haben die letzte Saison als siebtes von zehn Teams abgeschlossen. In meinem ersten Jahr wollen wir stabil in den Top sechs sein und innerhalb von drei Jahren ein Sieger-Team werden.» Wenn alles gut geht, bleibt Susie Wolff auf längere Sicht bei Venturi: Schließlich hat sie direkt Anteile am Unternehmen erworben. Mindestens zweimal im Monat kommt die Mutter eines knapp zweijährigen Sohnes nach Monaco. Das Familienheim bleibt vorläufig am bodensee, Schweizer Seite, wobei sie wegen des Jobs ihres Mannes auch regelmäßig in England ist. Im Fürstentum arbeiten mit ihr in der elften Etage des Pastor-Hochhauses die besagten 30 Leute. Im Großraumbüro tummeln sich drei Ingenieure für das Antarctica-Projekt, zehn Ingenieure für die Formel E, außerdem das Verkaufs-, Marketing- und Presse-Team. Und wer beim besuch der Venturi-Zentrale genau hinhört, nimmt regelmäßig eine Art Rauschen wahr: Das sind Geräusche des Renn-Simulators, der sich in einem Raum mittendrin befindet. Susie fühlt sich wohl in Monaco. «Ich hatte im
Motorsport alles erreicht, was ich erreichen konnte», erklärt sie ihr bewusstes Karriereende im Jahr 2015. «Und ich spürte damals, dass es Zeit war, etwas Neues zu beginnen.» Heute steigt sie beruflich nicht mehr in einen Wagen – und kommt gut klar damit. Dabei liebte sie schon als kleines Mädchen den Rausch der Geschwindigkeit und «die Adrenalinschübe, die ich erlebte, wenn ich schnell unterwegs war». Mit zwei bekam sie, deren Eltern noch heute einen Motorradladen in Schottland betreiben, ihr erstes Mini-Motorrad. «Ich war eines dieser nervigen kleinen Mädchen, die immer gewinnen wollen», muss sie heute lachen. «Und all dies zusammengenommen sorgte wohl dafür, dass Karting zu meiner großen Leidenschaft wurde.» Einen Motorradführerschein dagegen hat Susie Wolff bis heute nicht: Zwei Räder seien dem Vater später zu heikel gewesen für die Tochter. Die wiederum hat nach dem eigenen Mutterwerden schnell gemerkt, dass sie jemand ist, der Herausforderungen braucht und Ziele, für die er kämpfen kann. Daher ist sie gerade rundum glücklich über ihren neuen Karriereschritt: «Es ist phantastisch! Die Leute, mit den ich arbeite, sind super!» Sie lerne viele neue Dinge und könne selbst alles geben. «Ganz besonders imponiert mir der Teamgeist bei Venturi und dass alle Abteilungen auf ihre Weise am selben Ziel arbeiten. Wir haben schon viel geschafft, aber es bleibt auch noch viel zu tun. Die Herausforderung motiviert mich sehr und es fühlt sich ganz so an, als sei ich auf dem richtigen Platz gelandet.»
«DARE TO BE DIFFERENT» Nachdem sie ihren eigenen Helm an den Nagel gehängt hatte, gründete Susie Wolff zusammen mit dem britischen Motorsportverband die initiative «Dare to be Different» für Mädchen und Frauen, die Lust auf Motorsport haben. ihre Logik: Mehr weibliche Fahrer müssten den Sport betreiben, dann würden auch mehr an die Spitze gelangen. «Damit eine Leidenschaft entfacht werden kann, muss man aber zunächst mal die Gelegenheit zum Kennenlernen des Sports haben», so die Gründerin. Und genau die will sie dem Nachwuchs bieten. Susie Wolff hat zahlreiche prominente Botschafter für ihre initiative gewonnen, darunter die junge deutsche rennfahrerin Sophia Flörsch und die österreichische TvModeratorin für Formel 1, Tanja Bauer. www.daretobedifferent.org
Mädchen-Projekt © D.R.
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Erstes bergrennen ab Nizza
Das damals schon klassische Bergrennen Nizza-La Turbie am 1. April 1903, kurz vor Zielankunft. Am Steuer sitzt Baron Pierre de Caters mit einem 60-PS-Mercedes-Rennwagen. © Mercedes-Benz Classic
Ein Motorsportverein am Mittelmeer zählt zu den Pionieren im rallye-Sport Die in ihr 87. Jahr gehende rallye Monte-Carlo ist gewiss das renommierteste Bergrennen der Welt, und der veranstaltende Automobile Club de Monaco gehört zu den bekanntesten Motorsportvereinen überhaupt. ausrichter aber des allerersten rennens mit anstieg war nicht der monegassische Club. Von JöRG LANGER
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as nämlich war vor über 120 Jahren der noch ältere Automobile Club de Nice et Côte d’Azur, der erste Regionalclub der Welt. Gegründet worden war er von dem rührigen Monsieur Paul Meyran im Jahr 1896, also kurz nach der Erfindung des Automobils. Damals war der Erwerb eines solchen Gefährts eine teure Angelegenheit, und so wurden Mitglied wohlhabende Automobilisten, Mäzene und Avantgardisten. Neben Franzosen Légende à remplacer © D.R. wurden schon damals besonders gerne EngJANUAR / FEBRUAR 2019
länder und Russen angeworben, vornehmlich aus Adel und Geldadel. Und Rennen waren große gesellschaftliche Veranstaltungen, bald abgerundet durch sogenannte Concours d’Elégance mit den entsprechenden Karossen und wiederum erfunden vom Club in Nizza. Monaco machte es dem Nachbarverein einige Jahre später nach, ebenfalls mit dem Ziel, die Großen und Reichen nach Monaco zu locken. Das weltweit erste Automobilrennen überhaupt fand bereits im Juli 1894 statt: Damals ging es über 126 Kilometer von Paris nach
Rouen. In der Antriebsfrage war man übrigens noch gespalten: 39 der 102 gestarteten Fahrzeuge waren mit Dampfantrieb unterwegs, 38 mit benzinmotor, fünf mit elektrischem (!) Antrieb, fünf weitere mit komprimierter Luft betrieben sowie ein Fahrzeug mit Federmechanismus. 15 Wagen schafften es ins Ziel. Das erste bergrennen aller Zeiten wurde dann im Januar 1897 ausgetragen, als dritte und letzte Etappe einer Wettfahrt von Marseille nach Nizza. Gewonnen hat es André Michelin – ja, der Reifen-Michelin! – auf einem noch dampfbetriebenen De Dion. Die Strecke begann in Nizza und führte genau 17 Kilometer über die heutige Grande Corniche hinauf nach La Turbie oberhalb von Monaco. Deutsche und französische Automobilfabrikanten belegten anschließend immer die ersten Plätze, bei den Franzosen De Dion, De Dietrich und Panhard-Levassor. Diese wurden meist von Daimler-Motoren angetrieben, hatte Daimler doch das Patent. Daimler führte jedoch bald generell das Feld an, auch dank der Tatkraft seines österreichischen Importeurs Emil Jellinek. Jellinek, geboren 1853 in Leipzig, war in seiner eher geisteswissenschaftlich orientierten Familie ein geschäftstüchtiger Außenseiter, der mit Erzeugnissen aus unterschiedlichsten
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Emil Jellinek im Jahr 1901 bei der Präsentation des neu entwickelten Mercedes 35 PS. Beim Bergrennen Nizza-La Turbie belegte das Modell in dem Jahr die ersten drei Plätze. © Mercedes-Benz Classic
branchen handelte – angefangen bei Tabak, Wollwaren und Versicherungspolicen bis hin zum Schiffsbau. Seine größten Erfolge aber feierte er ein Jahrzehnt lang mit Automobilen der genialen Erfinder Daimler, benz und Maybach. Er lebte schon länger in Nizza, der damaligen Winterhauptstadt Europas, war wohlhabend, angesehen und vor Ort Generalkonsul des österreichischen Kaiserreichs. Gerne posierte er auch mit Familie mit den neuesten Fahrzeugmodellen an der Stirnseite des Hafens von Nizza, vor seiner Dampfyacht «Mercedes II». Es gelang ihm, kurz nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, den deutschen Fahrzeugbauern nicht nur einen Großteil ihrer Jahresproduktion abzukaufen, sondern er schlug auch ständig Verbesserungen vor und überredete sie zur Produktion renntauglicher Gefährte. Dabei half ihm, dass er selber Fahrer – oder besser «Herrenfahrer» – war und die Rennen teilweise selbst bestritt. Ein großer Coup war 1902 schließlich die offizielle Übernahme des Namens seiner Tochter Mercedes als Warenzeichen Daimler-Mercedes, was ihm dank des besagten Großeinkaufs gelang: 72 Neuwagen, mehr als 60 Prozent der Daimler-Jahresproduktion. Wie erwähnt, fuhren die reichen Automobilbesitzer die Rennen oft selbst. berufsfahrer waren selten, aber es gab auch sie schon – in Nizza natürlich auch Deutsche. Sie kamen im Gefolge der Daimler und Co. Nennenswert sind Wilhelm bauer und Wilhelm Werner, beide sehr erfolgreich. Wilhelm Werner fuhr 1901 für baron Henry de Rothschild in einem Mercedes. Die drei neu entwickelten Mercedes 35 PS mit gewaltigem Kühler und vier Zylindern belegten in dem Jahr die ersten drei Plätze. Werner wurde wenige Jahre später Fahrer und Leiter des Fuhrparks von Kaiser Wilhelm II. Wilhelm bauer dagegen verunglückte nach dem Start in Nizza im Jahr 1900 in der ersten scharfen Linkskurve des boulevard bischoffsheim in einem Phönix-Rennwagen der Daimler-Motoren-Gesellschaft tödlich. Noch heute erinnert dort eine kleine Gedenktafel an den tragischen Unfall. An fast derselben Stelle verstarb 1903 Eliot Zborowski. Dem hervorragenden Ruf von Mercedes scha-
30. März 1900: Bei diesem Unfall kurz nach dem Start in Nizza verunglückt Fahrer Wilhelm Bauer, Werkmeister der DMG, in seinem Daimler-Phönix tödlich. © Mercedes-Benz Classic
auf Küstenhöhe und die Moyenne zwischen beiden wiederum 50 Jahre später. Emil Jellinek, fotografiert von Baron Henry Rothschild © Mercedes-Benz Classic
deten die Unglücke nicht. Der Gründer des Clubs Nizza, zusätzlich später Secrétaire Général des Automobile Club de France, Paul Meyran, stellte anerkennend fest: «Nous sommes entrés dans l’ère Mercedes – wir sind in die Ära Mercedes eingetreten.» Die Rennstrecke, die damals hinauf nach La Turbie führte, war die eingangs bereits erwähnte, noch heute viel befahrene Grande Corniche. Zu verdanken ist sie Napoleon. Dieser befahl den bau knapp 100 Jahre vor den ersten Rennen, 1806, um das gerade an Frankreich angeschlossene Nizza mit Italien zu verbinden. Die stetig bergan führende Straße ist hinter den Hügeln und bergen der Küste versteckt, also von auf See kreuzenden Kriegsschiffen kaum einsehbar. Napoleon hatte seine Erfahrungen mit den damals eher kriegerisch gesinnten Engländern. Die Grande Corniche war die erste Straße, die von Nizza gen Italien führte. Die basse Corniche folgte rund 50 Jahre später parallel dazu
Graf Eliot Zborowski (Startnummer 5) beim Bergrennen 1902, das er in der kategorie «Tourenwagen, 4-sitzig, über 1000 kg» gewinnt. Ein Jahr später sollte er während des gleichen Rennens von Nizza nach La Turbie tödlich verunglücken - wie übrigens auch sein Sohn Louis gut 20 Jahre später beim Grand Prix in Italien © Mercedes-Benz Classic
Automobilclub Monaco Mittlerweile organisiert der monegassische Club neben der rallye Monte-Carlo und dem Grand Prix der Formel 1 in Monaco auch die historischen sowie die e-varianten beider rennen. Rallye Monte-Carlo 2019 Die 87. ausgabe der legendären rallye führt vom 22. bis 27. Januar durch das Hinterland der Côte d’azur. Das auftaktrennen der diesjährigen Fia-Weltmeisterschaft ist geprägt von vielerlei Herausforderungen für die Fahrer. Zum 3,35-Kilometer-Shakedown wird wie in den letzten Jahre am Donnerstagmorgen, 24. Januar, gebeten. Offizieller Start ist am selben abend um 19.17 Uhr am Place Desmichels in Gap. Nach den ersten renntagen rund um Gap kommen die bis dahin im rennen verbliebenen Fahrer am frühen Samstagabend in Monaco an. Der Finaltag am Sonntag wird in den alpesMaritimes ausgetragen: es geht unter anderem durch La Bollène-Vesubie, PeïraCava und über den Col de Braus. Wer sich einen Teil des rennens vor Ort anschauen will: Der genaue Streckenplan wird rechtzeitig auf der Website des automobilclubs Monaco bekannt gegeben. Historische Rallye Die 22. historische rallye Monte-Carlo wird in diesem Jahr vom 30. Januar bis 6. Februar ausgetragen; die dritte Rallye Monte-Carlo Classique geht zwischen dem 30. Januar und 2. Februar über die Bühne. acm.mc
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Zirkus-Festival
unvErgESSlichE momEntE untErm zEltdach ie Augen kleiner wie großer Zuschauer strahlen, wenn im Zirkuszelt von Monaco-Fontvieille zu Jahresbeginn die besten Artisten der Welt ihre spektakulärsten Nummern vorführen. Das 43. Internationale Zirkusfestival lädt diesmal vom 17. bis 27. Januar zu täglichen Vorführungen ins Fürstentum. Mehr als 150 Artisten aus 15 Ländern werden um Goldene, Silberne und bronzene Clowns kämpfen, darunter der glamouröse Royal Circus
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von Gia Eradze aus Russland, Chinas berühmte nationale Akrobatik-Truppe aus Peking, Martin Lacey Junior mit der größten Raubtiergruppe der Welt (Löwen und Tiger) sowie der deutsche Tierlehrer Marcel Kremer mit seiner einmaligen Nummer mit fünf amerikanischen bisons. Das Nachwuchs-Festival «New Generation» geht 2019 in sein achtes Jahr (2. und 3. Februar). Info & Reservierung: www.montecarlofestival.mc
Legende
Jutta klEinSchmidt auSgEzEichnEt it dem zum dritten Mal in Monaco verliehenen World Sports Legends Award ist im Dezember unter anderem die deutsche Motorsportlerin Jutta Kleinschmidt ausgezeichnet worden. Die bislang einzige Rallye ParisDakar-Siegerin, die seit vielen Jahren einen Wohnsitz im Fürstentum hat, wurde für ihre außergewöhnliche Karriere geehrt. Der «Oscar des Sports» wird an Spitzensportler vergeben, die eine besondere Vorbildfunktion auszeichnet, unabhängig davon, ob sie noch aktiv sind oder nicht. Zu den bisherigen
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© Agnès Diot
Seltene Muschelart
EpidEmiE bEdroht StEckmuSchEln Jutta kleinschmidt (M.) wurde mit dem «Oscar des Sports» ausgezeichnet © D.R.
Preisträgen zählen Rennfahrer Mika Häkkinen, Fußball-Torhü-
ter Jean-Marie Pfaff und Skifahrerin Pernilla Wiberg.
Internationale Automesse
daS nEuEStE auf viEr rädErn um dritten Mal wird zur internationalen Auto-Messe von Monaco – SIAM – geladen: Vom 28. Februar bis 3. März ist der Quai Albert Ier Schauplatz des Salons für hochklassige Wagen. Von neuesten technischen Entwicklungen über Prototypen bis hin zu exquisiten Luxusautos finden Liebhaber des vierrädrigen Untersatzes alles, was das Herz begehrt. Selbst automobiler Rennsport ist vertreten, und natürlich liegt ein Akzent der unter der Schirmherrschaft von Fürst Albert veranstalteten Messe auf umweltfreundlichen Alternativen. In vier verschiedenen Pavillons finden besucher die verschiedenen Themenwelten. Am Freitag, 1.
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März, von 15 bis 17 Uhr findet ein gemeinsam mit der Stiftung des Fürsten organisiertes «Forum de l’Automobile Ecologique» statt. Während der gesamten Messedauer können ausgestellte Wagen im Fürstentum probegefahren werden. Täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr, Eintritt 15 Euro, gratis für unter 10-Jährige. www.salonautomonaco.com
orge um Edle Steckmuscheln: Die im Meer vor der monegassischen Küste lebenden Riesenmuscheln der Art Pinna nobilis sterben zuletzt in großer Zahl. Laut Monacos Umweltamt sind sie von neuartigen Parasiten bedroht, die erstmals Ende 2016 rund um die balearen auftauchten und dort für ein Massensterben der bis zu 1,20 Meter groß werdenden Muschel sorgten. Das Umweltamt befindet sich in Kontakt mit spanischen und französischen Wissenschaftlern, um mit deren Hilfe alles für den Erhalt der Art zu tun. So wurden einzelne Spezies bereits in tiefere Gewässer versetzt, da der Parasit in kühlerem Wasser weniger aktiv zu sein scheint. Die Edle oder auch Große Steckmuschel gehört zu den größten Muschelarten weltweit. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über das gesamte Mittelmeer, wo sie meist in küstennahen, sandigen Seegraswiesen in drei bis zehn Metern Wassertiefe lebt. Die Tiere stecken aufrecht mit der Spitze im Sediment, wobei das Gehäuse zu einem bis zwei Dritteln sichtbar herausragt. Die bis zu 25 Jahre alt werdende, unter Naturschutz stehende Muschel filtert Plankton aus dem Wasser. Sie benötigt sauberes Wasser, gute Lichtverhältnisse und eine gleichmäßige, leichte Strömung.
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MONACO
BRUTTO-INlANDSpRODUkT. Mona-
Rum-Route
glänzEndEr fünftEr platz ls Fünfter in seiner Klasse (Imoca) hat der für den Yacht Club Monaco startende deutsche Segler boris Herrmann mit dem Einrumpfboot «Malizia II» die Ziellinie bei der «Route du Rhum» überquert. Die alle vier Jahre ausgetragene Solo-Transatlantik-Regatta führte im November von Le Havre nach Guadeloupe. Boris Herrmann © Stan Thuret Herrmann benötigte für die 4437 Seemeilen genau 13 Tage, drei Stunden, 47 Minuten und 30 Sekunden. Für den 37-Jährigen, der 2020 als erster Deutscher bei der ebenfalls nur alle vier Jahre veranstalteten berühmten Nonstop-Regatta um die Welt «Vendée Globe» an den Start gehen will, war es die erste Atlantik-Überquerung in Eigenregie. Er habe sehr viel gelernt, sagte er hinterher und zeigte sich zufrieden mit seiner Leistung.
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Fight Aids Monaco
nEuE info-kampagnE nfo-Kampagne gegen Aids: Im Rahmen der Aktion «Vers Monaco sans sida» haben Monacos bürgermeister Georges Marsan (im Foto l.) und Gesundheitsminister Didier Gamerdinger (r.) im beisein von Prinzessin Stéphanie am Welt-Aids-Tag (1. Dezember) ein Protokoll zum Auftakt der Kampagne «Indétectable = Intransmissible» (I=I) unterzeichnet. Die Prinzessin ist Präsidentin des 2004 ins Leben gerufenen Vereins Fight Aids Monaco, der sich um Präventionsarbeit, Aufklärung, aber vor allem auch um mit dem Virus Infizierte kümmert.
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No Finish Line
mEhr läufEr dEnn JE ehr Teilnehmer, aber etwas weniger Kilometer als erhofft: Knapp verpasst hat der 19. Lauf für den guten Zweck «No Finish Line» einen neuen Streckenrekord, dafür aber in Sachen beteiligung erneut für eine bestleistung gesorgt. 14 278 Teilnehmer legten im November auf dem 1400-Meter-Rundkurs in Monaco-Fontvieille innerhalb von neun Tagen insgesamt 432662 Kilometer zurück. Das heißt: 432662 Euro fließen mit Hilfe des organisierenden Vereins Children and Future in Projekte für kranke oder bedürftige Kinder. Das Wetter hatte es diesmal nicht allzu gut gemeint mit den Läufern; ein Teil der Strecke musste zwischenzeitlich sogar für mehrere Stunden gesperrt werden. Dennoch wurden erstaunliche Leistungen verbucht: Didier Sessegolo (Frankreich) kam allein auf 900 abgelaufene Kilometer. Als ausdauerndste Frau erwies sich Mimi Chevillon, die es auf 843 Kilometer brachte. Am Lauf beteiligte sich an der Seite von Prinzessin Alexandra von Hannover (im Foto l. neben Sy) zum Finale auch basketballer Amara Sy (Mitte), der für das äußerst erfolgreiche Team der AS Monaco spielt.
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«Agora»
diözESE monaco Erhält nEuES hEim ieses neue Gotteshaus stehe ab sofort allen Menschen offen, Christen wie Nicht-Christen, unterstrich Monacos Erzbischof bernard barsi (l. im bild) bei der Einweihung des neuen Sitzes der Diözese Monaco. Fürst Albert (M.) eröffnete das moderne Gebäude im beisein unter anderem seiner Frau Charlène (r.) und seiner Schwester, Prinzessin Caroline. Die «Agora» befindet sich inmitten des Fürstentums, oberhalb des boulevard Princesse Charlotte. Das Haus verfügt über 1800 Quadratmeter Räumlichkeiten, darunter eine Kapelle mit 30 Sitzplätzen, fünf Säle für 8 bis 130 Personen, neun büros, eine bibliothek und ein Archiv.
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cos bIP für das Jahr 2017 beläuft sich auf 5,68 Milliarden Euro (pro Kopf: 67 786 Euro). 2016 lag es bei 5,85 Milliarden. Die Zahl der Angestellten stieg 2017 um 1853 (+3,5 Prozent). Die drei in bezug auf das bIP wichtigsten Sektoren waren Finanzen & Versicherungen, Wissenschaft & Technik sowie Verwaltungs-Dienstleistungen. IN MONACO BEGINNT DIE ÄRA
DER «E-GESUNDHEIT» (E-SANTé): Im Laufes des Jahres 2019 sind verschiedene Schritte der Digitalisierung im Gesundheitssektor geplant, darunter die Möglichkeit, online Termine beim Arzt zu vereinbaren. Patienten wie Ärzte sollen über eine Plattform überdies Zugang zu Gesundheitsdaten der Patienten erhalten. Alle Neuerungen gelten dem bestreben, eine reibungslosere Versorgung der bürger zu ermöglichen. MONACOS FÜHRENDE HElIkOp-
TER-GESEllSCHAFT Monacair hat soeben ihren 30. Geburtstag gefeiert. Gegründet wurde das Unternehmen mit Sitz in Fontvieille von Stafano Casiraghi. Es fliegt vom Heliport Monaco nicht nur regelmäßig Mitglieder des Fürstenhauses, sondern bietet VIP-Transfers zum Flughafen Nizza (7-minütiger Flug), Privat- sowie Panoramaflüge in einem Radius von 500 Kilometern an. Monacair verfügt über eine Flotte von 33 Hubschraubern. NEUES pOSTBÜRO. Vor kurzem hat
eine Zweigstelle der Post im Grimaldi Forum eröffnet. Kunden werden werktags von 9.30 bis 12.30 und von 13.30 bis 17 Uhr sowie an Samstagen von 9.30 bis 12.30 Uhr empfangen. briefe und Pakete können aufgegeben und abgeholt werden, bankgeschäfte jedoch sind weiterhin nur in einer der sechs anderen Filialen im Fürstentum möglich. GENERAlkONSUlAT IN DÜSSEl-
DORF. Seit Mitte November ist Düsseldorf Sitz eines Generalkonsulats des Fürstentums. Sitz der diplomatischen Vertretung ist auf dem Messegelände der Stadt. Der Standort sei nicht zufällig gewählt, heißt es von Seiten der Messe. Der Fürst habe regelmäßig vor Ort zu tun; erst 2017 hatte er während der «boot» einen Preis seiner Umweltstiftung ausgeschrieben, den «ocean tribute», der nun jährlich verliehen wird. pARkSCHEIN pER TElEFON. Tickets
für die rund 1000 oberirdischen Parkplätze in Monaco können ab sofort per Smartphone bezahlt werden. Mit Hilfe der App «PaybyPhone» können innerhalb weniger Klicks die Parkdauer und -zone bestimmt und die entsprechende Gebühr beglichen werden. Die Parkdauer lasse sich später noch punktgenau anpassen, so bürgermeister Georges Marsan.
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Der Hafen vor der kulisse der Cinque Terre © Porto Mirabello
Aus dem Nichts D Porto Mirabello, Italiens neuester und größter Yachthafen einfallsreichtum und architektonisches Können zeichnen das Projekt im ligurischen La Spezia aus. Noch vor einem Jahrzehnt befand sich dort, wo heute Superyachten liegen, eine große, unberührte Meeresbucht. Von NICOLE RUSkELL & CATHARINA JäCkEL
as 143 Millionen Euro teure PortoMirabello-Projekt wurde innerhalb von nur zwei Jahren umgesetzt. Ein Grund für diese Rekordzeit ist die Tatsache, dass private Geldgeber den bau finanzierten. Alessandro Menozzi, Unternehmer aus Modena, der vorher mit booten nichts am Hut hatte, nahm sich des enormen Projektes an. Alles startete «mit einem Witz» über die Herausforderungen, einen Fünf-Sterne-Hafen aus dem Nichts zu kreieren. Menozzi stieß zufällig auf das Projekt, das seit 40 Jahren angedacht war und herumgereicht wurde, zuletzt in einem dicken Ordner verschwand – zu wahnwitzig der Plan, unmöglich, ihn umzusetzen. Den Unternehmer reizte die Idee, und so machte er sich ans Werk.
Verhaltener Start Menozzi ist keineswegs einer, dem alles in den Schoß fiel. Er sagt: «Ich komme aus keiner wohlhabenden Familie. Ich habe mir alles, was ich besitze, selbst erarbeitet.» Zu unsem Treffen trägt er einen strahlend blauen Designer-Anzug und begrüßt uns in seinem büro, das einen Panorama-blick über den 40 000 Quadratmeter großen Hafen bietet. Er besteht darauf, kein reicher Mann zu sein. Stattdessen ist er enorm stolz auf seine gigantische Leistung und lacht in sich
hinein, wenn er daran zurückdenkt, wie alles begann. «Sie müssen gedacht haben, ich sei verrückt; jemand ohne jegliche Ahnung von booten und aus einer ganz anderen Geschäftsbranche», grinst er und erinnert sich an die absurden Umstände, die zu dem Gebäude geführt haben, in dem wir heute sitzen. Er führt es auf das Schicksal zurück, dass er nicht nur das Projekt ergattert, sondern auch großzügige Unterstützung von seiner bank erhalten hat. Für den Rest dankt er seiner Heimatstadt Modena, die einige der Top-Produkte und Marken Italiens hervorgebracht hat. «Modena hat nichts zu bieten außer Felder und Nebel, dennoch haben wir einen so starken Arbeitsethos, dass wir viele herausragende Produkte Italiens produzieren, von Lebensmitteln bis Mode, von Autos bis zu Küchen.» Er denkt an Marken wie Ferrari, Lamborghini, Maserati und Ducati, um bei den Wagen zu bleiben. Gourmets schätzen Modena als Ursprung des berühmten balsamico-Essigs und des Parmesans Parmigiano Reggiano. Außerdem wurde die Osteria Francescana, zu finden ein einer kleinen, ruhigen Straße Modenas, zum besten Restaurant der Welt 2018 gewählt. Ungeachtet aller Pessimisten und Warnungen, dass ihn das Projekt in den finanziellen Ruin stürzen werde, begann Alessandro Menozzi 2007 mit den Trockenlegungsarbeiten und 2008 mit der Konstruktion der Kais. Im Jahr 2009 standen die ersten Anlegestellen zur Verfügung. Während die bauarbeiten voranschritten, verkaufte Menozzi Liegeplätze an einige besitzer großer Yachten, darunter der Eigner der bekannten dunkelblauen Armani-Yacht, die mittlerweile beinahe schon zum Inventar des Porto Mirabello zählt.
Eine schwimmende Stadt Eine moderne Fußgängerbrücke verbindet La Spezia heute mit dem Hafen. Sowohl Anwohner als auch Touristen können so von den vielen Annehmlichkeiten des Porto Mi-
ZAHLEN & FAKTEN Fläche: 40 000m² 1107 Liegeplätze
100 Liegeplätze für Superyachten 2 High-Flow-Tankstellen
1 Hubschrauberlandeplatz 1300 Parkplätze 287 Garagen
1 Fitnessstudio für Kapitän & Crew
30+ Geschäfte, restaurants und Cafés 24 Stunden Sicherheit
Servicepersonal rund um die Uhr Blick von oben auf den neuen Hafen © Porto Mirabello
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rabello profitieren. Mehr als 30 Geschäfte beherbergt der moderne Komplex, darunter einige Restaurants, Cafés, Weinbars und sogar ein englischer Pub. La Pia, eine über hundert Jahre alte Institution in La Spezia, hat ebenfalls eine Filiale eröffnet, in dem farinata serviert wird, eine ligurische Spezialität (italienische Version des socca niçois). Das Luxusrestaurant Akua lockt mit einem 25-Meter-Pool und einer Outdoor-bar. An lauen Sommernächten wandelt sich der Ort zu einem schicken Club, in dem die Gäste auf den Feierabend anstoßen. Porto Mirabello bietet insgesamt 1107 Liegeplätze, darunter hundert Plätze für Superyachten mit einer Länge von 40 bis 130 Metern, und macht damit der Côte d’Azur große Konkurrenz. Tatsächlich ist der neue Hafen der drittgrößte Europas. Sein exklusiver Megayachten-Kai hat 16 Anlegestellen für Yachten zwischen 50 und 130 Metern. Eingang per Schlüsselkarte, privates Lounge-Deck, Grillbereich, eine eigene Großdiesel-Tankstation und ein Hubschrauberlandeplatz zählen zur Ausstattung des Kais. Allen Kunden und ihren Schiffen garantiert Porto Mirabello rund um die Uhr Sicherheit durch Videoüberwachung, Dienstpersonal und einen Hausmeister-Service. Es ist zudem einer der wenigen Häfen, die einen Rundum-Service in einer Werft mit
Zu jeder Jahreszeit attraktiv La Spezias ausladende Meeresbucht ist sowohl durch ihre natürliche Lage, als auch durch einen 620 Meter langen Wellenbrecher geschützt. Das garantiert auch im Winter eine ruhige Schifffahrt und die Sicherheit der anlegenden Yachten. Das beste am Porto Mirabello ist laut Menozzi jedoch die strategische Lage von La Spezia. Während jeder Yachthafen mit Erholungsangeboten im Sommer werbe, weist der Geschäftsführer von Porto Mirabello auf die zahlreichen möglichen Winteraktivitäten hin. «Was mag man an Italien?» fragt er, begleitet von einer typisch italienischen Geste: Hände und Handflächen nach oben. «Die Autos? Mode? Geschichte? Skifahren? Hier gibt es alles.» Tatsächlich sind die gefragtesten Orte Italiens für alles Genannte von La Spezia innerhalb von zwei Stunden mit dem Auto zu erreichen und am entspanntesten in den kühleren Monaten zu besuchen.
Ganz persönliche Einblicke ins ligurische Leben, Teil 17. In dieser Ausgabe: «Shoppen auf Italienisch» Von SUSANNE ALTWEGER-MINET
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Trockendock vor Ort anbieten. Eine weitere Spezialität sind die Langzeit-Liegeplätze. In Zusammenarbeit mit der Hafenbehörde von La Spezia werden 407 Plätze angeboten, die Laufzeiten von bis zu 60 Jahren genehmigen – eine Seltenheit im Mittelmeerraum.
Südflimmern
as ist gar nicht so einfach, wenn man wie ich zu den Eulen und nicht zu den Lerchen gehört. Anders gesagt: Der frühe Morgen ist nicht meine Zeit. Praktisch fällt damit der Vormittag für besorgungen nach einem gemütlichen Frühstück aus. Parkplätze im Städtchen sind rar; die Italiener sind natürlich schon da. bis ich einen gefunden habe, ist es meist 11 Uhr. Mehr als ein Geschäft kann ich nun nicht mehr anpeilen. Die italienische Mittagspause droht. In deutschen Geschäften wird Kommunikation effizient auf das nötigste beschränkt und ist kaum erwünscht, Verkaufspersonal ist rar. Also shoppt man still vor sich hin, sucht und findet, oder auch nicht. Ganz anders in Italien. Erstens gibt es hier noch deutlich mehr Einzelhandel, der in Deutschland langsam zum Erliegen kommt. Zweitens wird liebevoll beraten,
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manchmal auch mit geradezu Nerv tötender Hingabe. Mein liebstes beispiel ist aus einem winzig kleinen Kurzwarenladen. Schon seine pure Existenz entzückt mich. Ich betrete ihn um elf, um einen neuen Gummizug für eine Pyjamahose zu kaufen. Kein großes Ding, denke ich. Mit mir und einer älteren Dame, die vor mir dran ist, ist der Laden voll. Ihr Erwerb einer Spitzenbordüre hört sich an wie eine Therapiestunde und dauert auch fast so lang. Sortiment voller Schätze Gegen zwölf wendet sich mir die sanfte Verkäuferin lächelnd zu: Meine einfache bitte nach einem Gummizug lässt sie in den Tiefen ihrer Schubladen verschwinden, um dann mit einem Sortiment voller Schätze wieder aufzutauchen. Vorzüge einzelner Exemplare werden aufgezählt, Ratschläge erteilt, Kompatibilität mit Stoffarten er-
Alessandro Menozzi, der Hafen-Chef © Porto Mirabello
VON LA SPEZIA NACH… Monaco: 106 Seemeilen Portovenere: 3,5 Seemeilen viareggio: 20 Seemeilen Portofino: 33,5 Seemeilen elba: 78 Seemeilen
wähnt. Fragen werden mir an den Kopf geworfen, die meinen italienischen Wortschatz mächtig bereichern. Sie gibt mir das Gefühl einer Willkommenshaltung, die in meiner Heimat beim Kauf eines Autos aus dem oberen Premiumsegment zu erwarten ist. Eine Schlange bildet sich Hinter mir bildet sich eine kleine Schlange, die aber nicht ungeduldig ist, im Gegenteil, man findet Zeit, sich bestgelaunt über Kindererziehung zu unterhalten. Mir treten Schweißtropfen auf die Stirn, nicht nur wegen der südlichen Temperatur, sondern aus typisch deutscher Angst vor Unhöflichkeit. Für 2,50 Euro hatte ich ein halbstündiges beratungsgespräch. Meine Sorgen um das italienische brutto-Sozialprodukt lindert der Genuss des ersten Espresso des Tages. Nun ist es 12.15 Uhr. Ich blicke noch kurz in eine Zeitung, und dann erinnert mich Punkt 12.30 Uhr ein typisches Geräusch, dass es mit den Einkäufen erst mal vorbei ist. Rrrrummms! Die Rollläden sausen runter! Scherengitter schließen sich, unser kleines Städtchen wird verrammelt, als gelte es, sich gegen zwei rivalisierende Straßengangs zu schützen. Schluss mit Shoppen.
Nicht für meinen Mann. Er nutzt die kundenarme Zeit im Supermarkt und muss sich dann weniger über zu kurze Förderbänder und umgekehrt proportional lange Diskussionen über die Gültigkeit von Rabattbons ärgern. Gefühlt scheint für den Effizienz-Freak nur eine Kassiererin das Chaos zu beherrschen. Am liebsten würde er seine Einkäufe nach ihrem Dienstplan richten. Ab vier erwacht die Stadt wieder und es wird ernmeut geshoppt, was das Zeug hält. Italienerinnen schleppen glücklich ihre beute durch die Gegend. Touristinnen lassen ihre Männer schleppen. Und ich besuche weiter Lieblingsläden, von mir liebevoll «vermischte Warenhandlungen» genannt. Herzstück der Wirtschaft Da gibt es alles, auch die ausgefallensten Dinge. Winzig und unübersichtlich, ohne nachvollziehbare Ordnung charakterisieren sie das Herzstück der italienischen Wirtschaft. Für meine besuche bringe ich meist eine lange Liste mit. Alles, was ich bei einer Odyssee durch baumärkte oder Studium des Internets nicht gefunden habe, überreichen mir, der Fassungslosen, mit selbstverständlicher Lässigkeit die fröhlichen Inhaber. «beehren Sie uns bald wieder!»
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UMWElT
Bessere Luft
monaco macht ErnSt
as kleine, dicht bebaute, von bergen umschlossene Fürstentum, auf dessen Straßen quasi Dauer-Stau herrscht, braucht bessere Luft. Daran arbeitet die Regierung mit verschiedenen Maßnahmen. Hauptverschmutzer seien der Straßenverkehr und das Heizen mit Heizöl. Letzteres wird in Monaco ab 2022 verboten. Schon längst würden Alternativen wie Solarstrom und das Heizen mit Meerwasser über ein Wärmepumpensystem (thalassothermie) vorangetrieben. Der Gebrauch von Schweröl für Schiffe in monegassischen Gewässern ist bereits verboten. Und in Sachen Mobilität appelliert die Regierung an die Vernunft jedes
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Kleine Erinnerung
nichtS wEgSchmEiSSEn! it aufgesprühten Tags «Ne rien jeter, tout part à la mer» (Nichts wegschmeißen, alles landet im Meer) und einer blauen Schildkröte in der Mitte macht der Verein Paddle Cleaner in Nizza in Absprache mit der Stadt auf das MüllDrama aufmerksam. bislang waren die Mitglieder rund um den Hafen, an der Promenade des Anglais und in Fußgängerzonen aktiv. Ihr Motiv sprühen sie bewusst neben Kanaldeckel. Die Schächte unter den Gullis sind dazu da, Regenwasser
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aufzunehmen – das von dort direkt ins Meer geleitet wird. Jede Zigarettenkippe, jedes Kaugummi, jeder Papierrest, die achtlos in so einen Schacht geworfen werden, verschmutzen also ungefiltert das Wasser. Der Verein Paddle Cleaner ist 2015 in Nizza von zwei begeisterten Stand-up-Paddlern gegründet worden. Regelmäßig unternehmen die Mitglieder per Stehpaddelbrett Ausflüge, um Müll aus dem Meer zu fischen. Sie gelangen auch an Stellen, die für Motorboote schwer zu erreichen sind.
SOlARSTROM.
Nur rund 30 000 Haushalte in Frankreich gewinnen ihren eigenen Strom durch Solarpaneele. Zum Vergleich: Im Nachbarland Deutschland sind es 1,5 Millionen Haushalte. Trotz staatlicher Initiativen wie Steuererleichterungen oder des Plans «Place au Soleil» von Juni 2018 lag der Anteil an durch Photovoltaik gewonnenem Strom im ersten Halbjahr 2018 im Hexagon nur bei 1,9 Prozent (Deutschland: 11 Prozent). EDlE STECkMUSCHEl. Inventur im Westen der bucht von Villefranche («Rochambeau»): 40 Taucher haben dort Ende Oktober 1045 Edle Steckmuscheln gezählt. 85,2 Prozent von ihnen lebten, knapp 400 maßen zwischen 30 und 40 Zentimetern, mehr als 250 von ihnen brachten es auf über 40 Zentimeter. Rund 60 zerstörte Muscheln wurden angetroffen, getötet vermutlich durch ankernde boote (siehe auch Artikel auf Seite 24). SCHlUSS MIT plASTIk. Die Metropole Nizza geht mit gutem beispiel voran, indem bei Versammlungen der Stadtverwaltung Einwegprodukte wie Plastikflaschen oder -becher verboten werden. Aus den Kantinen der Metropolregion waren Einwegprodukte bereits im September verbannt worden. Im ersten Halbjahr 2019 werde das Verbot auch auf die Schulküchen ausgeweitet.
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Ausgezeichnet
mEhr grün am cap 3000
in umweltfreundliches Einkaufszentrum, geht das überhaupt? Zumindest ist Cap 3000 neben dem Flughafen Nizza jetzt ausgezeichnet worden für seine Unternehmungen zum Wohle der Umwelt. Die Giga-Shopping-Mall wird seit 2014 umfassend renoviert, umgebaut und erweitert. Neben Maßnahmen zum Energiesparen wird am Ende des Umbaus (Foto) vor allem eines signifikant: die Erweiterung der Grünflächen auf dem Gelände, das vorher im Wesentlichen aus einem riesigen, das Center umgebenden, vollständig asphaltierten Parkplatz bestand.
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einzelnen: Das Auto mit Verbrennungsmotor öfter mal zu Hause lassen, stattdessen bus fahren, zu Fuß gehen, «saubere» Autos kaufen, statt zur Arbeit zu fahren, regelmäßig Telearbeit einplanen. Wie es um die Luftqualität tatsächlich bestellt ist, wird täglich unter www.gouv.mc veröffentlicht, inklusive Vorhersage für den Folgetag. bereits seit 1991 wird im Fürstentum an fünf fest installierten Messstationen die Luftgüte gemessen. Vor rund einem Jahr kamen 52 mobile Messbecher (Foto) an strategischen Orten wie Tunnels, Häfen, Hubschrauberlandeplatz hinzu, an denen in Kooperation mit AtmoSud (vormals Air PACA) Daten gesammelt und ausgewertet werden.
i buS Von PETRA HALL
Ich könnte es ja eigentlich als Geste für unsere Umwelt erklären, und das tue ich manchmal auch. Aber die Wahrheit ist, dass ich nach jahrelangem Dschungelkampf auf den Straßen der Riviera und insbesondere auf der Autobahn zwischen Monaco und Sophia-Antipolis einfach die Nase voll hatte. Von endlosen Staus, Aggressivität und Parkplatz-Notstand. basta. Kein Auto mehr. Eine immense Erleichterung, zumindest, wenn ich in Nizza unterwegs bin. bis zehn Kilometer schaffe ich leicht zu Fuß. Aber dann, wenn es über die Stadtgrenze hinausgeht, bin ich begeisterte busfahrerin. I love bus! Ohne große Probleme kommt man an die entlegensten Stellen zu Preisen, an denen sich Großstädte wie Hamburg oder München ein beispiel nehmen sollten: Für 1,50 Euro bringt mich der klimatisierte bus etwa von Nizza nach Monaco, Menton oder in die andere Richtung nach Sophia-Antipolis, ja sogar ins Hochgebirge nach Valberg. Hat man einen Sitzplatz, was außerhalb der Stoßzeiten meistens der Fall ist, lässt es sich so richtig entspannt reisen, mit oft herrlichem Meerblick. Nicht vergessen sollte man, den Fahrer beim Einsteigen – bei Minibussen auch beim Aussteigen – freundlich zu grüßen, als kenne man ihn schon seit Langem. Meistens grüßt er zurück. Nur einmal, es war gegen Abend, war er genervt. Ich wollte mein Ticket lösen, aber er winkte mich ungeduldig durch. «Gehen Sie, na gehen Sie schon!» herrschte er mich an. «Aber ich habe doch noch keinen Fahrschein», erwiderte ich eingeschüchtert. «Ich habe auch keine mehr», blaffte er zurück.
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Kleinod mit Seele Von AILA STöCkMANN
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größte Lotusteich Europas. Die blüten, aber auch andere Ansichten des üppigen Anwesens finden sich immer wieder in den vielen Kunstwerken, mit denen die Mutter zweier Teenager die Wände im Manoir dekoriert. «Der Ort bietet sich einfach an für Kunst – und die bilder wecken Emotionen», sagt sie. Regelmäßig organisiere sie Ausstellungen, und Gäste, inspiriert von der Umgebung, ließen ihr eigene Werke da. Die Schwedin, die fließend Englisch und Französisch spricht, aber auch Deutsch versteht und natürlich die skandinavischen Sprachen, empfängt ihre Gäste ganzjährig höchstpersönlich. Nur im Spätherbst wird für fünf Wochen geschlossen; ab Dezember geht die Saison für sie wieder los. Während im Hochsommer Urlauber die auf das Haupthaus und mehrere kleinere bauten ver-
BRUNCH Jeden Samstag – pro Person 29 euro (15 euro für Kinder unter 10 Jahre)
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Entspannen im einzigartigen «Manoir de l’Etang» ppig liegt das Grün dem alten Herrenhaus zu Füßen, mediterrane Landschaft, soweit das Auge reicht. Camilla Richards herrscht über das sonnenverwöhnte fünfeinhalb-Hektar-Areal mit kleinem Hotel-Restaurant im Hinterland von Cannes, den «Manoir de l’Etang». Die hellblonde Schwedin hat hier in den vergangenen 15 Jahren nach und nach eine fast märchenhafte Oase geschaffen – mit sonnigen Terrassen, gemütlichen Zimmern mit Kamin, glitzerndem Pool und herzlichem Personal. «Meine Gäste sollen sich bei mir wie zu Hause fühlen!» so die besitzerin des Anwesens mit heute 22 Zimmern. Mit Zahlen kennt sich die ehemalige bankerin, die ihre Karriere in der Londoner Finanzwelt startete, aus: «Man muss die laufenden Kosten im Griff behalten.» Wie sie aber aus einem Rohdiamanten ein Juwel mit Herz und Seele schleift, wie sie das Hotel zu einem Sehnsuchtsort formt, an den die Gäste wiederkehren und zu Freunden werden, musste sie sich erst hart erarbeiten. Alles steht und fällt mit dem Personal, hat sie erkannt. «Heute habe ich ein super Team um mich herum, auf das ich stolz bin», sagt sie und spricht vom «Manoirisieren» ihrer Mitarbeiter: «Sie haben verinnerlicht, dass der Kunde über allem steht.» Rein zufällig findet man nicht zum Manoir de l’Etang am Rande von Mougins, zu gut liegt er versteckt zwischen dem Naturpark Valmasque und der Schnellstraße zwischen Cannes und Grasse. Dabei kennen viele den Lotusblumen-Teich tief unterhalb des Herrenhauses, am Rande eines beliebten öffentlichen Parks. Eine Frau aus dem Ort soll einzelne Pflanzen vor Jahren aus Japan mitgebracht und dort eingesetzt haben. Heute ist daraus ein Seerosenmeer erwachsen; laut Camilla Richards der
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2 2 Foto 1 Der Manoir de l’Etang erhebt sich über einer traumhaften Gartenlandschaft © DR
Foto 2 Camilla Richards führt das Haus aus dem 19. Jahrhundert voller Leidenschaft © DR
Foto 3 Schick essen, Urlaub machen, Hochzeit feiern ... Zimmer im Winter ab 150, im Sommer ab 220 Euro © DR
MANOIR DE L’ETANG 66 allée du Manoir 06250 Mougins Tel. +33 (0)4 92 28 36 00 Das Restaurant ist täglich außer dienstags und mittwochs geöffnet. manoir-de-letang.com
teilten Zimmer belegen und im Winter Tagungsgäste in der Mehrzahl sind, reserviert Camilla die Wochenenden der Monate Mai und September gezielt für Hochzeiten: Fast jede Woche wird dann hier gefeiert; meistens findet sogar die Zeremonie vor Ort statt. Unter der Woche wird man am Pool regelmäßig auf Menschen beim Yoga treffen, zu Ostern lädt die Chefin zur großen Eiersuche im Garten, und für kommenden Sommer plant sie Picknicks. Risotto von Chefkoch Sébastien Saint-Paul An fünf Tagen die Woche ist das Restaurant geöffnet – nicht nur für die eigenen Gäste. Mittags (außer sonntags) gibt’s das Tagesgericht plus Dessert zu 19 Euro. Immer auf der Speisekarte: ein Risotto, Lieblingsgericht von Chefkoch Sébastien Saint-Paul. Als Camilla uns durch ihr Reich führt, neigt sich ihr Jahresurlaub dem Ende zu. November, das heißt für sie aber auch: Ein Teil des Hotels wird erneuert. Im Vorjahr waren es die betten in allen Zimmern, diesmal erhält das Restaurant ein Lifting. Für einen kleinen Urlaub hat die Powerfrau sich dennoch Zeit gegönnt. Israel stand auf der Agenda. Ihre Mitbringsel: Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Kleidern. «Die neue Restaurant-Deko!» strahlt sie. 3
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WIRTSCHAFT
© Alexander Limbach
Die D Industrie der Zukunft
ie digitale Transformation krempelt weltweit Industrie und Märkte um und schrumpft die barrieren zwischen Produkten und Service, Anbietern und Kunden. Auch Unternehmen im Departement Alpes-Maritimes sind diesem digitalen Wandel unterworfen. Ein Programm, das ihnen dabei helfen soll, sich den Neuerungen zu stellen, hat die Chambre de Commerce et d’Industrie (CCI) Nice Côte d’Azur vor gut einem Jahr gestartet. Es bricht das nationale Programm «Industrie du futur» auf eine lokale Ebene herunter.
kunden-Orientierung
Von CATHARINA JäCkEL
ein Programm der Handelskammer hilft Unternehmen in den alpes-Maritimes, sich dem digitalen Fortschritt anzupassen.
Derzeit sind 36 unterschiedliche Unternehmen, darunter Maschinenhersteller, Druckereien, Hersteller von Metallprodukten sowie von elektronischen, IT- und optischen Produkten, Teil des Programms «Industrie 4.06». Der Name des Programms ist eine Anspielung auf das Departement 06. Es sieht vor, neueste Technologien und intelligente, digital vernetzte Systeme in Produktionsprozesse auf jeder Ebene zu integrieren, Maschinen, Geräte und Werkzeuge zu modernisieren und auch das zu Grunde liegende Wirtschaftsmodell entsprechend anzupassen, um in die Industrie der Zukunft, die sich noch mehr am Kunden orientiert, zu starten. Dimitri Taïle, Verantwortlicher für den bereich Industrie bei der Industrie- und Handelskammer, erklärt, warum das Programm für bestimmte Unternehmen und die Alpes-Maritimes so wichtig ist: «Die Unternehmen müssen sich anpassen, um global wettbewerbsfähig zu bleiben.»
60 000 Arbeitsplätze in der Industrie Die Industrie nimmt in den Alpes-Maritimes wider Erwarten einen hohen Stellenwert ein: Mehr als 7500 Firmen, die mehr als 60 000 Arbeitsplätze stellen und jährlich einen Umsatz von ungefähr 15 Milliarden Euro machen, sind hier angesiedelt. Es steht also viel auf dem Spiel. Dennoch betrachtet Taïle den digitalen Wandel als Chance: «Zwar ändert die Digitaltechnik die JANUAR / FEBRUAR 2019
Arbeitsweisen in der Industrie von Grund auf, doch liefert sie auch neue Perspektiven. beispielsweise können einige Unternehmen ihre Produkte dank des Internets heute direkt an ihre Kunden verkaufen. Künstliche Intelligenz oder blockchain, eine dezentrale und transparente Datenbank für Transaktionen aller Art, revolutionieren die Produktionsweisen.» Das einzige Risiko liege in der Schnelligkeit des Wandels. «Jeden Tag eröffnen sich durch die Digitaltechnik neue Möglichkeiten», so Taïle, «deswegen wollen wir die Unternehmen dazu ermuntern, flexibel und agil zu bleiben.» Das Programm fokussiert sich auf zwei Herausforderungen: Die Modernisierung von Maschinen, Geräten und Werkzeugen sowie die Transformation des Marktes und der industriellen Produktion durch Digitaltechnik. Das Durchschnittsalter eines französischen Maschinenparks betrage 19 Jahre. Zudem existieren 65 Prozent der Jobs, die es 2050 gebe, heute noch gar nicht.
Aussterbende und neue Berufe In vier Schritten soll «Industrie 4.06» die betroffenen Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Agence Régionale pour l’innovation et l’internationalisation (ARII) und dem Conseil Régional PACA zukunftsfest machen: Sensibilisieren und informieren, analysieren und bewerten, weiterentwickeln und Ziele umsetzen sowie den gemachten Fortschritt nach außen tragen und vorzeigen. Die Unternehmen haben bereits ihre bedürfnisse und Fragen formuliert und gemeinsam mit der CCI erste Lösungsansätze entwickelt. Dazu gehören die Pläne, individuelle businessund Kommunikationsmodelle zu erstellen sowie die bildung eines «Think tanks», um sich nach und nach über die Entwicklung aussterbender sowie neuer berufe auszutauschen und darauf zu reagieren. bis Ende 2018, so Taïle, sollten weitere 14 Unternehmen für das Programm gewonnen werden.
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Riviera Business Club
intErnationalE untErnEhmEr auSgEzEichnEt
s ist immer wieder bewundernswert, mit wie viel Mut, Passion und Kreativität sich ausländische Unternehmer an der Côte d’Azur selbstständig machen. Diesen Kraftakt würdigt seit Jahren der Riviera business Club mit der Wahl der «business Person of the Year» und des «Start up of the Year». Im Laufe einer gut besuchten Galasoirée im Hotel Radisson in Cannes Anfang Dezember gewannen Antonio barona von Vertech Group beziehungsweise Niamh Cogan von Nunii Laboratoire (beide im Foto) die begehrten Auszeichnungen.
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Tourismus-Saison
diE SachE mit dEr StatiStik ährend Nizzas bürgermeister Ende November die zurückliegende Sommer-Saison an der Côte d’Azur lobte, hieß es zuvor vom nationalen StatistikInstitut Insee: 2,1 Prozent weniger Übernachtungen in der Hochsaison (Juli und August) als im Vorjahr. Estrosi spricht vom Umsatz in der Tourismusbranche, der von Juli bis September 2018 in der Metropolregion Nizza um 4,41 Prozent im Vergleich zu 2017 gestiegen sei. Aber auch im übrigen Departe-
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ment Alpes-Maritimes habe man einen Umsatzanstieg von 3,73 Prozent verzeichnet. Laut Insee sei die Zahl der Übernachtungen in der gesamten Region PACA während der Monate Juli und August um 323 000 gesunken (-1,9 Prozent) auf insgesamt 16,496 Millionen. Knapp zwei Drittel dieser Übernachtungen verteilen sich auf Campingplätze, speziell im Departement Var (40 Prozent aller Camping-Übernachtungen in der Region PACA), der Rest auf Hotels. Die Statistikbehörde führt
den Rückgang auf ein Zurückgehen der französischen Klientel (-3 Prozent) zurück, während die Zahl der Touristen aus den USA (+ 30,4 Prozent) regelrecht explodierte. Aus Deutschland reisten 3,7 Prozent weniger Urlauber an als im Vorjahr. Und wer hat nun Recht? Entweder war der September außergewöhnlich gut und erklärt die unterschiedlichen Zahlen – oder die Preise sind dermaßen gestiegen, dass der Umsatz trotz gesunkener Gästezahlen steigen konnte …
Air France
nEuES konzEpt in nizza urück zu echtem Kundenkontakt: Air France hat in Nizza (10 Avenue de Verdun) ein Service-Center eröffnet, das den Klienten ein «Eintauchen ins Firmen-Universum» ermöglichen soll. Neben schickem Verkaufsbereich, in dem Flüge gebucht werden können, gibt es eine Merchandise-Ecke mit Air-France-Accessoires aller Art bis hin zu Koffern und schließlich einen «Travel»-bereich, der den besucher virtuell direkt an sein nächstes Urlaubsziel befördert. Termine mit einem Reise-berater können vorab online ausgemacht werden.
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RECHT IN FRANKREICH
EXKLUSIV FÜR DIE RIVIERAZEIT SCHREIbT RECHTSANWÄLTIN MICHAELA SCHREYER
© Isabelle Schmitt
n Frankreich gibt es ein sehr praktisches und einfaches Prozedere, um Personal für Serviceleistungen wie Putzen, Gartenarbeiten, Kinder oder Seniorenbetreuung über den «chèque emploi service» (ServiceScheck) einzustellen, was zusätzlich steuerliche Vorteile hat, da 50 Prozent der Kosten von der Einkommenssteuer abgesetzt werden können. Um arbeitsrechtliche Fallstricke zu umgehen, sollte Folgendes beachtet werden: bei Einstellung Eröffnung eines
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für Urlaub oder auch andere Gründe mit dem Angestellten abzustimmen und schriftlich festzuhalten. Denn sonst kann zukünftig eine Gehaltsnachforderung auf Sie zukommen. bei Kündigung des Arbeitsvertrages ist besondere Vorsicht geboten; hier kommen formelle Pflichten auf den Arbeitgeber zu. Eine Kündigung muss schriftlich am besten per Einschreiben mit Rückschein erfolgen und immer motiviert sein. Es muss eine Kündigungsfrist eingehalten werden (je nach betriebszugehörigkeit zwischen zwei Wochen und zwei Monaten), und bevor die Kündigung durch den Arbeitgeber ausgesprochen werden darf, muss eine Vorladung zu einem Gesprächstermin erfolgen. bei Ableben des Arbeitsgebers beendet dies zwar automatisch den Arbeitsvertrag, dennoch ist es notwendig, dass die Erben formell ein Einschreiben mit Rückschein an den Arbeitnehmer richten, um ihn entsprechend zu informieren.
Es läuft ab dem Datum des Todes eine Kündigungsfrist an, die wie auch das letzte Gehalt aus dem Nachlass bezahlt werden muss. Sofern diese Formalität nicht erledigt wird, läuft der Vertrag zu Lasten des Nachlasses weiter, was sehr teuer werden kann. Dem Arbeitnehmer muss bei Kündigung eine Arbeitsbescheinigung und Abrechnung sowie eine bestätigung für das Arbeitsamt («attestation pôle emploi») ausgehändigt werden. Dieses Dokument muss über die Website des Arbeitsamtes www.pole-emploi.fr beschafft werden. Sofern dies nicht erfolgt, können Schadensersatzansprüche geltend gemacht werden. Maître Michaela Schreyer 6, avenue cyrille besset le virginia ii 06800 cagnes-sur-mer tel. +33 (0)4 92 02 33 41 +33 (0)4 93 22 90 35 info@mcsavocats.com www.mcsavocats.com JANUAR / FEBRUAR 2019
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Kunst in der bank Die CMb engagiert sich seit Jahren nachhaltig für Kunst & Kultur eit ihrer Gründung im Jahr 1976 legt die auf Vermögensberatung spezialisierte monegassische Privatbank Compagnie Monégasque de banque (CMb) großen Wert auf ihre Verbundenheit mit dem Fürstentum. So engagiert sich die bank seit Jahren aktiv im Kultur-Sponsoring, unter anderem als Förderer des Grimaldi Forums und seiner Veranstaltungen wie der jährlichen großen Sommer-Ausstellung und des Philharmonie-Orchesters Monte-Carlo. «Es liegt uns sehr am Herzen, Partnerschaften einzugehen, die das Image der bank und Monacos positiv beeinflussen», so Werner Peyer, Schweizer CEO der international aufgestellten Privatbank mit Mitarbeitern aus über 20 Ländern. Auch die Kunst spielt eine große Rolle für die regelmäßig als beste Privatbank Monacos ausgezeichnete CMb: Sie fördert Nachwuchskünstler auf verschiedene Weise, regt zum Austausch zwischen Künstlern, Kunst-Interessierten und Experten an und hilft so Sammlern, ganz besondere Werke zu entdecken.
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«Défilé» (2017) - 97 x 147cm Acryl, Werk von Natalie Vassil © DR
«La Flâneuse» von Daphné Du Barry ziert aktuell den Eingang zur Bank © DR
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Zu den neueren Engagements der bank zählt etwa die beteiligung an den «Open des Artistes» der Galerie «L’Entrepôt» im Fürstentum. So sitzt CMb-Geschäftsführer Werner Peyer bei der jährlichen Preis-Vergabe an die besten Talente seit drei Jahren in der Jury. Im Anschluss an die «Open des Artistes» erwirbt die bank eines der Werke und ergänzt damit ihre eigene Kunst-Sammlung. In den bereich des Kultur-Engagements fällt auch die Initiative «Investment of Passion», zu denen die CMb dreimal pro Jahr in ihren Räumlichkeiten lädt. Dabei wird ausführlich die Möglichkeit vorgestellt, in ganz bestimmte Sammlungen zu investieren und dadurch sein Portfolio zu diversifizieren: Experten eines Luxusgüter-bereichs wie Wein, Schmuck oder Handtaschen werden dazu in lockerem Rahmen mit Liebhabern und Sammlern dieser Produkte zusammengebracht. Seit vergangenem Sommer schließlich holt die monegassische bank Kunst aktiv zu sich, indem sie eigene Ausstellungen in ihrem Sitz an der Avenue de la Costa organisiert. Den Auftakt machte die Malerin Natalie Vassil, selbst aus dem internationalen banking, die sich in zweiter Karriere ins Abenteuer eines Künstlerdaseins stürzte. In ihren Werken versucht sie die gesamte Palette menschlicher Emotionen auszudrücken. Aktuell sind bronze-Statuen der international renommierten Daphné Du barry in der Eingangshalle der bank zu sehen. Ihre «Flâneuse» vor dem Haus lädt dazu ein, die bank zu betreten und ihre Werke zu entdecken. «All diese Aktionen dienen dazu, mit unseren Kunden und Partnern eine echte Verbindung einzugehen», erklärt CEO Werner Peyer. «Wir sorgen für begegnungen, die weit über unser eigentliches Metier hinausreichen - im bestreben, eine menschliche bank überschaubarer Größe zu bleiben.»
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BERATUNG FÜR FIRMEN UND PRIVATPERSONEN IM FRANZÖSISCHEN WIRTSCHAFTS- UND ZIVILRECHT KESTING & Partner ist eine international tätige Rechtsanwalts- und Steuerberatungskanzlei mit Sitz in Hamburg und Zweigniederlassungen in Berlin und Cannes mit ausgeprägter Spezialisierung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der rechtlichen und steuerlichen Begleitung von ausländischen Unternehmen in Frankreich sowie der Beratung von Privatpersonen in allen Vermögensfragen (z.B. Immobilientransaktionen, Erbschaften, Steuern).
Wir werden u.a. zu folgenden Themen tätig:
● Wer soll erwerben, eine natürliche Person, Eheleute oder eine zu gründende oder existierende SCI (Immobilienpersonengesellschaft)? ● Steht die Immobilie vielleicht schon im Eigentum einer SCI und werden statt des unmittelbaren Erwerbs der Immobilie die Anteile der SCI angeboten? ● Was passiert mit Veräußerungsgewinnen (und/oder -verlusten)? ● Welche Wirkungen werden die Reformvorhaben der französischen Regierung haben? ● Wie kann ich Doppelbesteuerung vermeiden? ● Kann eine teilweise oder vollständige Fremdfinanzierung sinnvoll sein? ● Was muss bei der Erstellung des Kauf-Vorvertrages (meist compromis de vente genannt und nicht notariell beglaubigt) beachtet werden? ● Enthält der notarielle Kaufvertrag versteckte Klauseln? ● Benötige ich eine erbrechtliche Lösung, besonders im Hinblick auf Steuernachteile und Pflichtteilsrechte? Der Verfasser, Rechtsanwalt Stefan Kesting (Hamburg/Cannes/Berlin) informiert in der «RivieraZeit» regelmäßig über Besonderheiten im französischen Recht. Er ist spezialisiert auf französisches Wirtschafts-, Immobilien-, Erb und Steuerrecht sowie gerichtlich ermächtigter Übersetzer der französischen Sprache.
kESTING & partner – Der Ansprechpartner für französisches Recht in deutscher Sprache telefon hamburg +49 (0)40/3 86 86 58 86
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MENSCHEN
LEBEN UND ARBEITEN IM SÜDEN
Neutrales Terrain Von AILA STöCkMANN
Früh hatte Gertrud Binder eine Sehnsucht nach italien gepackt. Dann aber kam alles ganz anders. aus dem Leben einer Multi-Kulti-Familie an der Côte d’azur – gleich hinter der Grenze zum Stiefel. Gertrud Binder (M.) mit ihrem Mann Bino, Sohn Bastian und Tochter Lea
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ie Liebe, natürlich steckte hinter allem die Liebe! Am beginn ihrer Erzählung muss Gertrud binder erstmal lachen: Sie sprach kein Wort Französisch, als sie sich beim DAAD, Deutscher Akademischer Austauschdienst, um einen Job als Lektorin, also Deutschlehrerin, in Frankreich bewarb. Sie hoffte auf eine Stelle in Paris, denn dort lebte und arbeitete der Mann, in den sie sich am Ende ihres Studiums verguckt hatte. Die gebürtige Rosenheimerin unterrichtete damals Deutsch für Ausländer an einer Sprachschule in Freiburg. Dort an der Uni hatte sie Germanistik, Kunstgeschichte und Italienisch studiert – mit dem Ziel, als Deutschlehrerin nach Italien zu gehen, das Land, von dem sie seit der Kindheit träumte und in dem sie ein Jahr als Au-Pair-Mädchen gelebt hatte. Doch ihr Deutschkurs sollte Schicksal spielen: Einer ihrer Schüler dort war bino, schon länger in Paris lebender Türke, der die Sprache Goethes lernen wollte. Lehrerin und Schüler verliebten sich ineinander – und statt Italien war für Gertrud plötzlich Frankreich Sehnsuchtsort. Während der bewerbungsprozedur beim DAAD jobbte sie zwischenzeitlich am Pariser Goethe-Institut, um bei ihrem Freund zu sein. Ob ihr Lektoren-Wunsch in Erfüllung gehen würde, war lange Zeit völlig offen. Doch irgendwann dann kam der ersehnte brief: Sie ist akzeptiert … an der Uni Nizza! «‚Du brauchst nicht zu glauben, dass ich jemals nach Nizza gehe!‘, hat mir bino damals entgegen geschmettert», erinnert sich Gertrud und muss erneut grinsen. Denn mehr als 25 Jahre ist es nun her, dass beide an der Côte d’Azur gemeinsam eine neue Heimat gefunden haben – nach einem Jahr Pendeln zwischen Nizza und der Hauptstadt. Die 20-jährige Tochter Lea ist mittlerweile aus dem Haus und studiert in einem deutschfranzösischen Studiengang internationales Tourismusmanagement. Sohn bastian, 12, geht auf die internationale Schule CIV in Valbonne. Das gemeinsame Familienheim befindet sich seit vielen Jahren in Juan-les-Pins. Der Lektorenjob an einer Uni ist auf maximal JANUAR / FEBRUAR 2019
vier Jahre begrenzt. Gertrud hatte unterdessen – Mitte der 90er-Jahre – Gefallen gefunden an der Côte d’Azur und ihrer Sonne, und auch mit der Sprache kam sie immer besser zurecht. «Aber wäre ich alleine gewesen, wäre ich nach vier Jahren sicher wieder zurück nach Deutschland gegangen.» Mit bino an ihrer Seite entschied sie sich stattdessen, nach anderen Jobmöglichkeiten in der Gegend Ausschau zu halten. Freiberuflich unterrichtete sie an verschiedenen Schulen Deutsch – bis 1998 Tochter Lea zur Welt kam. «Da zeigte sich, dass Kind und Freiberuflichkeit schlecht zu vereinbaren sind.» Um die Jahrtausendwende fand die bayerin eine Stelle bei einer Wirtschaftshochschule in Nizza, wo sie vor allem für die Koordination von Austauschen mit Deutschland, Österreich und Italien zuständig war. Als die Schule ein paar Jahre später nur noch eine Fremdsprache zur Pflicht machte und die Wahl der meisten Studenten auf Englisch fiel, war es nur noch eine Frage der Zeit, wann Gertruds Job obsolet werden würde. Also musste wieder eine neue berufliche Zukunft her – und die führte sie diesmal auf ganz neues Parkett. Noch während ihrer Zeit an der Hochschule hatte sie eine Fortbildung im bereich Personalwesen gemacht – eine Qualifikation, die ihr bei der Suche nach einer neuen Aufgabe sicher nicht geschadet hat. Seit 2005 nun arbeitet die Deutsche bei der Mission Locale in Antibes. Diese association, die Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren in Arbeit bringt, gibt es in allen größeren Städten des Landes. Sie greift sozial benachteiligten Jugendlichen unter die Arme, aber auch jungen Menschen mit allen gefragten Qualifikationen, die auf Jobsuche sind. Gertrud binder ist innerhalb des Teams für Antibes und die umliegenden Städte zuständig dafür, Ausbildungsplätze für die Jugendlichen aufzutun: Sie knüpft Kontakte zu Unternehmen und verschiedenen CFA (centre de formation d’apprentis), vergleichbar mit deutschen berufsschulen. Wenn es darum geht, eine passende Firma für
einen der Jugendlichen zu finden, stehen der Deutschen ehrenamtliche Helfer zur Verfügung: «Das sind gestandene Firmen-Mitarbeiter oder Rentner, die der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen, indem sie ihre Schutzbefohlenen quasi an die Hand nehmen und bei jedem Schritt der bewerbung unterstützen; im Idealfall, bis sie einen Vertrag unterschrieben haben», erklärt Gertrud. Mit Fremdsprachen hat ihr aktueller beruf zu ihrem großen bedauern nichts mehr zu tun. Erfüllung findet sie trotzdem: «bei uns ist jede Menge Kreativität gefragt – und wenn du es schaffst, die Jugendlichen zu motivieren, ist das einfach klasse!» Französisch ist der Deutschen längst in Fleisch und blut übergegangen. Nicht nur im Job, auch zu Hause ist das die gemeinsame Familiensprache. beide Kinder parlieren überdies fließend Deutsch, Türkisch leider kaum. Mit dem Erwachsenwerden erwachte in Tochter Lea der Wunsch, auch in die Sprache des Vaters einzutauchen. Nach einem Auslandsjahr in Australien stand nach dem Abi deshalb eine Sprachschule in Istanbul auf dem Programm. Zum Studium aber hat es sie schon immer nach Deutschland gezogen – wo sie heute das Studentendasein an der Nordseeküste genießt. Ob es auch Sohn bastian einmal in die Heimat der Mutter führen wird? Das vermag Gertrud binder heute noch nicht einzuschätzen. Sie selbst und ihr Mann aber stellen fest: Je älter sie werden, desto stärker wird die Sehnsucht zurück zu den Wurzeln. «Auftanken» nennt sie ihre regelmäßigen besuche in der Heimat, in der noch immer ihr Vater und die fünf Geschwister mit Familie leben. Ihrer beziehung dagegen, denkt sie, habe das «neutrale Terrain» Frankreich immer gut getan. «bei uns beiden prallen ja zwei ganz verschiedene Kulturen aufeinander.» Das Leben in einem dritten Land habe beide für die Unterschiede ihrer Herkunft sensibilisiert. «Wir übernehmen aus jeder Kultur Elemente, die uns gefallen, und verwurschteln sie zu unserem ganz eigenen Ding!» sagt Gertrud und strahlt.
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Diese Frau lässt nicht locker Von PETRA HALL
MENSCHEN
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Christiane DingesAmiel erhält das deutsche bundesverdienstkreuz n überaus herzlicher Atmosphäre überreichte der deutsche Generalkonsul Dr. Rolf Friedrich Krause der engagierten Frauenärztin und Stadträtin in Nizza Christiane Dinges-Amiel Ende November das deutsche bundesverdienstkreuz am bande für ihre Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft. Die Zeremonie fand – wo sonst – vor zahlreichen Gästen im von ihr 2015 gegründeten deutsch-französischen Kulturzentrum in Nizzas Altstadt statt. Auch bürgermeister Christian Estrosi ließ es sich nicht nehmen, seine conseillère municipale zu beglückwünschen. Grund zum Stolz hat er allemal: Christiane Dinges-Amiel ist wohl die einzige deutsche Stadträtin Frankreichs. In seiner launigen Ansprache unterstrich Estrosi die Tatsache, dass die Ärztin bei den Stadtratswahlen 2014 als Kandidatin deutscher Nationalität auf seiner Liste stand: «Es hat damit nie ein Problem gegeben, im Gegenteil, in all’ diesen Jahren habe ich nur Gutes und viel bewunderung gehört, wenn es um Christiane geht.» Nicht selbstverständlich, wenn man an die Vergangenheit zurückdenkt. Aber heute erlebt die deutschfranzösische Freundschaft Sternstunden, man erinnere sich nur an den gemeinsamen Auftritt von Emanuel Macron und Angela Merkel am 11. November in Paris. Und die Ausgezeichnete ist ein wichtiger Teil davon. Christiane Dinges-Amiel ist mit ihrer längst doppel-
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ten Staatsangehörigkeit das beste beispiel für eine gelungene Integration. Die Liebe zu ihrer deutschen Heimat trägt sie jedoch immer noch in sich. So engagierte sie sich mit all ihren Kräften für die Gründung des deutsch-französischen Kulturzentrums in Nizza. Und wer sie kennt, weiß: Diese Frau lässt nicht locker! Mit der Unterstützung der deutschen botschaft in Paris, des bürgermeisters von Nizza, des deutschen Clubs von Monaco und des Unternehmens SAP Labs France konnte das Zentrum schließlich 2016 eingeweiht werden. «Neben den hier stattfindenden kulturellen Veranstaltungen ging es mir vor allen Dingen um den Erhalt der deutschen Sprache durch regelmäßige Kurse und den Austausch zwischen den beiden Ländern», sagt sie. Auch ihr Einsatz für die Städtepartnerschaft NizzaNürnberg wurde bei diesem Anlass gewürdigt. Und da die gebürtige Saarländerin vor Ideenreichtum nur so sprüht, gelang es ihr, diese Partnerschaft gleich auch auf die Krankenhäuser der beiden Städte auszuweiten. Christiane Dinges-Amiel strahlte mit dem ihr verliehenen bundesverdienstkreuz um die Wette. Zu Recht. Wenn eine diese Auszeichnung verdient hat, ist es sie.
CHRISTIANE DINGES-AMIEL Christiane Dinges wurde 1953 im pfälzischen rodalben geboren. 1978 absolvierte sie ihr medizinisches Staatsexamen an der Johannes Gutenberg Universität Mainz und promovierte 1984 an den Unikliniken der Universität Homburg/Saar. Seit 1981 ist sie mit Professor Jean amiel, Chefarzt der Urologie der Universitätskliniken Nizza, verheiratet. Das Paar hat zwei Söhne. Seit vielen Jahren arbeitet die Ärztin für Frauenheilkunde als Medizinaldirektorin im öffentlichen Gesundheitswesen der alpesMaritimes, als Frauenärztin in der Haftanstalt Nizza sowie als Koordinationsärztin im Bereich Frauenheilkunde und Geburtshilfe für die Gesellschaft Securité Naissance (Sicherheit und Geburt) PaCa-Monaco. Seit 2014 ist Christiane Dinges-amiel Stadträtin der Stadt Nizza für Gesundheit und europäische Beziehungen. 2015 gründete sie das deutsch-französische Kulturzentrum in Nizza.
Christiane Dinges-Amiel bekam im Beisein von Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi (r.) und ihres Mannes Dr. Jean Amiel das Bundesverdienstkreuz von Dr. Rolf Friedrich krause (l.) überreicht. © D.R.
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GESCHICHTE
Statistik über kinder im Waisenhaus von Toulon. Nur ein Bruchteil überlebte © Archives municipales de Cannes
Wie kamen Sie auf das Ausstellungsthema «kindheit in Cannes»? Wir haben nach einem Thema gesucht, das wir noch nicht behandelt hatten. Es sollte «leicht» sein und alle ansprechen.
Sähe die Ausstellung anders aus, wenn sie beispielsweise in paris erstellt worden wäre? Ja, allein deshalb, weil die verwendeten Dokumente von hier stammen. Eine Vielzahl der genutzten Quellen datiert aus dem 19. Jahrhundert. Und obwohl dieses Jahrhundert allgemein eine Ära der Veränderung war, so veränderte sich das Leben in Cannes
Philippe Fandeux im August 1933 - an der menschenleeren Croisette © Archives municipales de Cannes
Facetten einer Kindheit in Cannes Wie war es eigentlich früher, das leben im noch unbedeutenden Ort am Mittelmeer?
Jacqueline Burke und ihre Mutter beim Spaziergang an der Croisette mit Puppe © Archives municipales de Cannes
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Ernüchternde Zahlen über tote Kinder in Waisenhäusern, über Findlinge und Nottaufen, ein paar Vitrinen weiter bilder fröhlich am Strand spielender Jungs und Mädchen: Die Facetten einer Kindheit in Cannes vom 16. Jahrhundert, in dem die Kleinen noch kein Recht auf Kindsein hatten, bis zum beginn des 20. Jahrhunderts zeigt eine kleine, aber informative Ausstellung in der Festivalstadt. Historikerin Joséphine Saia hat in den Tiefen des städtischen Archivs von Cannes gestöbert und hochinteressante Dokumente zutage gefördert. Darüber, wie sich die Welt der Kinder über die Jahrhunderte verändert hat, sprach sie mit RZ-Chefredakteurin Aila Stöckmann.
LES ARCHIVES MUNICIPALES DE CANNES Die ausstellung «Enfance cannoise – quelle histoire? De l’an pèbre à nos jours» ist die Jahres-expo des Stadtarchivs von Cannes, zu sehen noch bis zum 27. Juni in der Zweigstelle «espace Calmette» (18 rue Docteur Calmette, Mo-Fr jeweils 13.30-17 Uhr). Der eintritt ist frei. Während hier archivierte Zeitzeugnisse, Zeitungen, Fotos, Schriftstücke ab 1945 gelagert sind, befinden sich ältere Dokumente (ab 16. Jahrhundert) in der Zweigstelle villa Montrose. Sämtliches Material ist kostenfrei vor Ort einsehbar, die meisten Dokumente sind aber auch online abrufbar. Deshalb sei in den archiven selbst immer weniger los, erklärt eine Mitarbeiterin im Espace Calmette. Die Originale – vier Kilometer Ordner – befinden sich dort im Keller. vergangenes Jahr behandelte die ausstellung den Zweiten Weltkrieg aus dem Blickwinkel der Stadt Cannes, im vorjahr ging es um La Grande Guerre, den ersten Weltkrieg. Häufig kommen Schulklassen die sorgsam zusammengetragenen und museal aufbereiteten Dokumente anschauen.
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doch ganz besonders: durch den Zustrom von Menschen vom Lande und aus anderen Ländern, die Wintergäste, die Urbanisierung… An der Côte d’Azur wurden schon damals zahlreiche Veranstaltungen organisiert zur Zerstreuung der Wintergäste – etwa die Woche des Automobils oder Tennisturniere, aber auch Kinderfeste und Karneval.
Wie hat sich eine kindheit in Cannes verändert im laufe der vergangenen Jahrhunderte? Die Mentalität Kindern gegenüber hat sich im Zeitalter der Aufklärung geändert: 1762 publizierte Jean-Jacques Rousseau sein pädagogisches Hauptwerk «Émile oder Über die Erziehung». Zuvor wurde das Kind als MiniaturAusgabe eines Erwachsenen angesehen, das sehr schnell für seinen eigenen Lebensunterhalt aufkommen musste. Im 19. Jahrhundert verbesserte sich die Situation für Kinder noch einmal gebührend: Im Jahr 1882 wird Schule dank des Gesetzes von Jules Ferry zur Pflicht für 6- bis 13-Jährige, seit 1874 sind die Arbeitsbedingungen für Kinder besser geregelt – mit maximaler Dauer, Pause und dem Verbot bestimmter Tätigkeiten. Damals gab es bereits Spielzeuge zu kaufen, wovon Kataloge der großen Geschäfte von um 1890 zeugen – Dreiräder, Reifen, Puppen. Aber zugänglich waren diese Dinge nur den höheren Gesellschaftsschichten. Kinder, die aus einem einfacheren Elternhaus kamen, spielten auf der Straße.
War das leben als kind damals ein hartes? Schwer zu sagen, jedenfalls wurde ein Kind in seiner Familie liebevoll umsorgt; das zeigen Fotos.
Wären Sie vor 1900 gerne kind gewesen? Ja, das hätte mir gefallen, denn es war eine Welt, in der Familien und Nachbarn zusammenhielten. Zu beginn des 20. Jahrhunderts stellte im Sommer jeder einfach seinen Stuhl vor die Tür. Die Kinder spielten mit dem, was sie auftrieben, und das genügte ihnen.
Was hat Sie während der Recherchen für diese Ausstellung besonders überrascht? In Zeitungsartikeln wurden Kinder gelegentlich als hinterhältige Gefahr dargestellt, etwa
wenn von einem 17-Jährigen die Rede ist, der ein paar Mandarinen geklaut hatte und dafür 1889 für sieben Tage ins Gefängnis musste. Oder, typisch für Cannes: Junge Waisenkinder, vermutlich um die sieben Jahre alt, wurden als Schiffsjungen zur Marine geschickt.
Es gab in den vergangenen Jahrhunderten viele ausgesetzte oder verwaiste kinder in Cannes und Umgebung, die ohne Eltern aufwuchsen. Warum? Für diese Kinder waren die Gemeinden zuständig. Zu beginn des 19. Jahrhunderts wurde der «service des enfants assistés» ins Leben gerufen. Mit dessen Hilfe wurden die Kinder untergebracht und peinlich genau registriert. Ausgesetzt wurden Kinder damals häufig, wenn sie von jungen Mädchen geboren wurden, die aus den Dörfern kamen und in der Stadt verführt worden waren. Oder sie wurden auf dem Lande ungewollt schwanger und kamen in die Stadt, um anonym ihr Kind auf die Welt zu bringen. Verzeichnisse von 1760 zeigen, dass es solche Kinder immer schon gegeben hat, aber die Zahl der elternlosen Kinder stieg mit dem Zustrom der Leute vom Land. Für die hohe Zahl der Waisen waren je nach Zeitalter auch andere Gründe verantwortlich. Mitte des 19. Jahrhunderts lag die Lebenserwartung nur bei rund 40 Jahren, dann waren da der verheerende Krieg von 1870, bei dem 200 000 Soldaten starben, Epidemien …
Was genau sind «enfants assistés»? Der begriff kommt 1811 auf, als per nationalem Dekret Waisenhäuser für elternlose Kinder gegründet werden mussten. Drei verschiedene Fälle wurden hier temporär aufgenommen: Findelkinder, deren Eltern man nicht kannte; verwahrloste Kinder, von denen zumindest ein Elternteil bekannt war, das sich aber nicht kümmern konnte (Häftlinge, Arme); und schließlich Waisen. Das Departement kümmerte sich fortan bis zu deren Volljährigkeit mit dem 21. Lebensjahr um deren Erziehung. bevor ein Kind aufgenommen wurde, versuchte man alles, dessen Eltern zu finden, denn die betreuung war teuer. Jedes aufgenommene Kind wurde entsprechend seiner «Kategorie» verzeichnet – als Findelkind, verwahrlost, Waise oder vorübergehend aufgenommen. Im livret de placement wurden Informationen über das Kind notiert. Kinder bis zum Alter von vier Jahren trugen Anhänger mit einer Nummer und dem Namen ihres Waisenhauses um den Hals. Hundert Jahre später bezog sich der begriff der «enfants assistés» auf schwer erziehbare Kinder.
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Frankreich war früh fortschrittlich, was Familienpolitik betrifft. Stimmt das? In der Tat, es wurden früh Maßnahmen zum Schutz des Kindes getroffen, aber auch im Sinne seines Wohlergehens: So wurde der Dienst der Hebamme zum beruf erhoben, Tagesmütter mussten einen Leistungsnachweis vorlegen. Familien mit vielen Kindern wurden ab 1920 mit Medaillen ausgezeichnet, im Nachgang wurde Kindergeld eingeführt. In den Zwanzigerjahren oblag es den Arbeitgebern, ob sie Kindergeld auszahlten. Mit einem Gesetz von 1932 wurden sie verpflichtet, in die entsprechende Kasse einzuzahlen. Auch die Vichy-Politik pries die Werte der Familie und bot finanzielle Hilfe. 1945 wird die neue Form der Sozialversicherung ins Leben gerufen, die auch das Kindergeld betrifft, das fortan unabhängig vom Arbeitgeber gezahlt wird.
Seit 1882 gilt in Frankreich die allgemeine Schulpflicht. In der Folge wurden listen geführt, in der Fehltage der kinder eingetragen wurden. Wie kam es dazu? Ja, mit dem Gesetz von Jules Ferry aus dem Jahr 1882 wurde festgelegt, dass die Schule verpflichtend, kostenfrei und laizistisch zu sein habe. Es wurden Kommissionen eingerichtet, die das überprüften: So wurde in Verzeichnissen festgehalten, wenn ein Kind fehlte – mit dem Namen der Schule, der Anzahl der Fehltage und dem Grund. Unter den Gründen findet sich etwa «commerce», was durchblicken lässt, dass das Kind im elterlichen Geschäft aushelfen musste; «pflegt seine kranke Großmutter», «von den Eltern beschäftigt», «kranker bruder». All das, weil Schule damals nicht als Priorität angesehen wurde.
DIE AUSSTELLUNGSSTÜCKE Die Objekte und Dokumente, die in der aktuellen ausstellung gezeigt werden, stammen überwiegend aus dem eigenen Fundus. es befinden sich darunter Papiere verschiedener institutionen wie der Schulen aus Cannes, der Krippen, des amtes «Hygiene und Gesundheit und Umwelt», der Waisenhäuser aus dem 19. Jahrhundert etc. ebenso wurde auch auf alte Zeitungsartikel zurückgegriffen, Personenstandsregister, Tagesmütter-verzeichnisse aus dem Jahr 1945…, sowie natürlich auf Dokumente aus der Bevölkerung von Cannes in Form von Fotos, Spielzeugen etc.
Rathausplatz von Cannes und Rue d’Antibes mit Straßenbahn, 1913 © Archives municipales de Cannes
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Zu Asche zerfallen Die 100-Jahr-Feier des bauhauses hätte fast an der Côte d’Azur stattgefunden Das 1932/33 von den Nationalsozialisten in Dessau und Berlin verbotene Bauhaus sollte bereits zwei Jahre später in neuem Glanz erstrahlen. als europäische Kunsthochschule für Gestaltung, schöner und größer noch als das Mutterhaus – und zwar an der Côte d’azur. am vorabend der Grundsteinlegung jedoch zerstörte ein verheerender Waldbrand die hochfliegenden Pläne. Von ROLF LIFFERS
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etzt, 2019, wäre die ehemalige, von Walter Gropius in Weimar gegründete staatliche Akademie hundert Jahre alt geworden. Die Zahl der Jubiläumsfeierlichkeiten zur Erinnerung geht schier auf keine Kuhhaut. Wenn im Departement Var nichts dazwischen gekommen wäre, hätte die zentrale Festveranstaltung womöglich in Le Lavandou stattgefunden. Es kam aber anders: Eine Feuerwalze sondergleichen verwüstete das für das Millionenprojekt bereit stehende 104 Hektar große Terrain im heutigen Ortsteil Cavalière. Es ist Montag, der 16. Juli 1934: Der Amsterdamer Architekt Hendricus Theodorus Wijdeveld, der im Dörfchen Cavalière mit Studenten an der praktischen Umsetzung des Traums von einer Mittelmeer-Akademie («Académie Européenne Méditerra-
Von der mittleren Ebene des Hügellandes hinter Cavalière hätte die internationale kunsthochschule für Gestaltung zwischen Cap Nègre und Pointe du Rossignol diesen traumhaften Blick aufs Mittelmeer gehabt - der ideale Standort für den geplanten globalen Ideenaustausch an der «Wiege der europäischen kultur». © D.R.
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née»/AEM) arbeitet, schreibt in sein Tagebuch: «Mit Entsetzen sehen wir die Katastrophe: Die berge zwischen Le Lavandou und Le Rayol sind eine graue Masse geworden.» Nach dem Flammeninferno bietet das Grundstück den «Anblick eines Schlachtfeldes». Und allen ist klar: Die AkademiePläne sind damit unumkehrbar zerstört. Niederländer Wijdeveld begreift resignierend: «Es scheint kein Segen auf unserer Unternehmung zu ruhen. Das Schicksal hat entschieden.» Die Nachricht von dem Unglück verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Der deutsche Physiker Albert Einstein, der berliner Theaterregisseur Max Reinhardt, der französische Dichter Paul Valéry, der englische Dirigent Leopold Stokovski und der russische Komponist Igor Strawinsky, die Architekten Henry van de Velde (belgien) und Frank Lloyd Wright (USA), die allesamt dem Gründungskomitee der geplanten Schule angehören, sind erschüttert. Der Standort des internationalen bauhauses hatte nach dem Willen der Initiatoren unbedingt am Mittelmeer liegen sollen, an der «Wiege der europäischen Kultur», wie sie schwärmten. Dazu hatten drei Architekten – der erwähnte Wijdeveld, der berliner Erich Mendelsohn sowie Amédée Ozenfant, Le-Corbusier-Partner und puristischer Maler aus Paris, alle Mitte 40 und auf der Höhe ihres künstlerischen Schaffens – monatelang die Küsten abgeklappert. «Wir fahren jeden krummen Weg, um jede schöne Stelle zu finden, bezeichnen die Karten mit Zensuren», schreibt Mendelsohn seiner Frau. «Von der Platzanlage hängt schließlich die Geburt der Realität ab.» Und am Ende war das Trio übereingekommen: Nirgends ist es klassischer als in Cavalière, damals nur ein Nest mit ein paar versprengten Seelen. Ein idealer Ort «zum Zweck eines paneuropäischen Ideenaustausches» mit seinem innovativen Anliegen, die strengen Grenzen zwischen bildender, darstellender und angewandter Kunst interdisziplinär aufzulösen.
Daraufhin hatte die hinter der AEM stehende Aktiengesellschaft auf den Höhen über dem langgestreckten schneeweißen Sandstrand zwischen Cap Nègre und Pointe du Rossignol ein abgeschiedenes, aber trotzdem gut erreichbares Grundstück erworben und die vereinzelten Villenbesitzer ausgekauft. Auf dem Reißbrett waren die bau- und Detailpläne bald vollendet. Was in Dessau nur eine Klasse je Disziplin abgegeben hatte, sollte hier jeweils über ein eigenes Institutsgebäude verfügen. Auch die Dozenten – allesamt Künstler von hoher Reputation – waren nicht schwer zu finden. Der berliner Komponist Paul Hindemith sollte die Sektion Musik leiten. Paul bonifas aus Genf, puristischer Keramikkünstler sowie Generalsekretär der von Ozenfant und Le Corbusier editierten Zeitschrift «L’Esprit nouveau», sollte die Abteilung Keramik übernehmen. Dem spanischen bildhauer Pablo Gargallo, Picassofreund und -Ateliergenosse, war die Abteilung Skulptur zugedacht. Dem Innenarchitekten Serge Chemayeff sowie dem bildhauer/Typografen Eric Gill – beide aus England – wurden die entsprechenden Disziplinen zugesprochen. Die drei AEM-Direktoren Wijdeveld, Ozenfant und Mendelsohn selbst sollten den Abteilungen Theater, Malerei beziehungsweise Architektur vorstehen. Lediglich die Kursleiter für Tanz, Textilverarbeitung und Fotografie waren noch nicht bestellt. Das abrupte Ende der AEM hat die beteiligten Idealisten damals mehrfach getroffen: Erst die Schließung des Weimarer Mutterhauses, dessen Gebäude seit 1996 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören, danach in berlin. Dann die bücherverbrennung von 1933 in berlin. Zu den missliebigen Intellektuellen gehören Schriftsteller wie die brüder Mann, Franz Werfel und Lion Feuchtwanger sowie Maler und Musiker, die vor Hitler ins (noch) unbesetzte Südfrankreich geflohen waren. Nach dem AEM-brand und dem Einmarsch der deut-
Bis auf den heutigen Tag ist das Riesenterrain des geplanten Europäischen Bauhauses zwischen Le Lavandou und Le Rayol unberührt geblieben. Im Westen wird es von der kleinen Privatkirche des Schnapsfabrikanten Ricard begrenzt, der im Umfeld für seine Beschäftigten einen Freizeitpark («Centre des Loisirs Ricard») unterhält, im Osten auf der Höhe vom Cap Nègre, wo heute die Familie Bruni/Sarkozy zu Hause ist. Viele Aktionäre der AEM-Trägergesellschaft trennten sich erst nach Jahrzehnten von ihren Anteilen. Das verbrannte Grundstück ist längst wieder grün bewaldet © Rolf Liffers
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Auf dem Reißbrett war das europäische Bauhaus «Académie Européenne Méditerranée» bereits fertig. Die nach dem 2. Weltkrieg völlig in Vergessenheit geratenen Lagepläne hat unser Reporter nach mehrwöchiger Recherche im Europäischen Architektur-Archiv von Den Haag ausgegraben. © Repro R.L.
schen Truppen 1942 in die bis dahin italienisch (sprich: von Mussolinis Schwarzhemden) kontrollierte Vichy-Provence setzte sich der Emigrantenstrom von Marseille in Richtung Amerika in bewegung, was zurzeit eine Ausstellung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe («bauhaus und Amerika») in Münster schwerpunktmäßig beleuchtet (bis 10. März). Auf der Flucht waren nun auch die meisten bauhaus-Schüler und -Meister – Walter Gropius, Oskar Schlemmer, Georg Muche, Josef Albers, László Moholy-Nagy, Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Paul Klee. Im Exil trugen sie den Grundgedanken des bauhauses in die Welt hinaus. Mit ihrer Intervention in Dessau hatten die Nazis insofern also ein Eigentor geschossen. Die AEM-Aktiengesellschaft wurde nach dem Großbrand von Cavalière zunächst inaktiv. Nur sehr allmählich trennten sich die Anleger von ihren Anteilen. Wijdeveld und Ozenfant waren die letzten, die ihre Papiere abstießen – übrigens erst in den 60er-Jahren. www.bauhausfestival.de
BAUHAUS Das Staatliche Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar als Kunstschule gegründet. Nach art und Konzeption war es damals etwas völlig Neues, da das Bauhaus für eine Zusammenführung von Kunst und Handwerk stand. Das historische Bauhaus stellt heute die einflussreichste Bildungsstätte im Bereich der architektur, der Kunst und des Designs im 20. Jahrhundert dar. Das Bauhaus bestand von 1919 bis 1933 und gilt heute weltweit als Heimstätte der avantgarde der Klassischen Moderne auf allen Gebieten der freien und angewandten Kunst und architektur. Quelle: Wikipedia
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berührten Paradies» (Signac) und der innovativen Maltechnik. Sie wollen die Herausforderung meistern, das bisher als unmalbar geltende flirrende Licht der Provence einzufangen. So erlebt der Pointillismus am Ufer des kurzen Küstenabschnitts zwischen bormes-les-Mimosas und Saint-Tropez seine blüte und Vollendung. Seine Erfinder, Meister und viele ihrer Adepten werden weltberühmt. Lediglich Cross fristet nach einem schnell verglühenden Strohfeuer der Popularität ein Mauerblümchendasein und gerät unverdientermaßen in Vergessenheit. Damit soll jetzt Schluss sein. Das prominente Potsdamer Museum barberini widmet dem französischen Künstler bis zum 17. Februar die erste große Retrospektive auf deutschem boden – gut hundert Jahre nach seinem Tod. In Saint-Tropez findet aktuell ein Vortragszyklus zum Thema Neoimpressionismus/Pointillismus/Fauvismus unter der Leitung der Pariser Kunsthistorikerin Géraldine bretault statt.
So ein licht, solche Farben!
Der Strand von Saint-Clair (heute Ortsteil von Le Lavandou) bildete die keimzelle des mediterranen Pointillismus. Das Museum Barberini in Potsdam zeigt die malerische Bucht im Var aus allen nur denkbaren Perspektiven (oben eine Cross-Version von 1896 aus Privatbesitz) © Barberini
Punkt, Punkt, Komma, Strich Nirgends punkteten die Pointillisten so perfekt wie an der Côte des Maures Von ROLF LIFFERS Die Malerfreunde Signac, rysselberghe und Cross zieht es von Paris an die Côte d’azur. Hier fangen sie das als unmalbar geltende flirrende Licht der Provence ein und verhelfen einer neuen Stilrichtung zur Blüte.
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s muss um 1885 gewesen sein, als Georges Seurat (1859-1891) im stillen Kämmerlein mit Farben zu experimentieren begann. Resultat war eine revolutionäre Maltechnik. Paul Signac stieg nach kurzem Zögern mit ein und wendete sich von seinem großen Vorbild Claude Monet ab. Andere Pariser Avantgardisten adaptierten bald ebenfalls die neue Richtung. Aus dem Impressionismus entwickelte sich der Pointillismus (Neoimpressionismus). Zur vollen Entfaltung kam der Stil aber erst nach 1890 – an der Côte d’Azur, die Henri-Edmond Cross für die Kunst entdeckte. JANUAR / FEBRUAR 2019
Drei junge Malerfreunde aus bürgerlichen Verhältnissen – Paul Signac (1863-1935), Théo van Rysselberghe (1862-1926) und Henri-Edmond Cross (1856-1910) – sind Ende des 19. Jahrhunderts derart hingerissen von der Schönheit der Côte des Maures, dass sie nicht länger in der Metropole leben wollen, woher sie sich kennen. Um ihre begeisterung zu teilen, laden die Heißsporne, die für den Neoimpressionismus brennen, immer häufiger unkonventionelle Kreative zu sich in den Süden ein. bald berauschen sich weitere progressive Kräfte wie Luce, Manguin, Camoin, Marquet und Matisse an dem «un-
Als Signac 1891 auf seiner kleinen Segelyacht «Olympia» von Cassis aus in östliche Richtung gondelt, stockt ihm fast der Atem. So ein Licht, solche Farben, so eine Landschaft hat er noch nie gesehen! beim Anblick dieses «achten Weltwunders» überwältigen ihn «Glücksgefühle», schreibt er seiner Mutter. Und Rysselberghe, sein begleiter an bord, ist nicht minder fasziniert. Der Dritte im bunde der enthusiasmierten Postimpressionisten ist Henri-Edmond Cross in Cabasson (heute bormes-les-Mimosas), wo er zu bleiben beschlossen hat und nun seine beiden Freunde empfängt. Mit blick auf das Fort de brégançon, damals Ruine und heute Sommerresidenz der französischen Staatspräsidenten, hat er sich an der Plage de la Vignasse ein kleines Haus gemietet. Und er schildert Signac, so «überglücklich» zu sein, «dass ich nur noch das Glück malen möchte». Der im benachbarten Saint-Clair (heute Le Lavandou) verkehrende Dichter Émile Verhaeren bestätigt: «Crossens bilder sind eine Verherrlichung der Natur.» Selbst Vincent van Gogh bewundert dessen «feuriges Temperament». Cross arbeitet bereits nach der neuen Methode, setzt leuchtende Farben in kurzen Pinselstrichen nebeneinander und zerlegt damit die Wirklichkeit in einzelne Farbinformationen. Von Cabasson aus unternimmt Signac Segelturns in die Umgebung. In der bretagne hat er Guy de Maupassants Hymne auf Saint-Tropez («Auf dem Wasser») gelesen, und seither treibt ihn «ein sonderbarer Wind» unaufhaltsam dorthin. Durch die Lektüre des buchs stellt er sich das einfache Fischerdorf als den «Rückzugsort seiner Träume» vor und wird nicht enttäuscht: Es ist Liebe auf den ersten blick. Über 20 Jahre bleibt der Apostel des Nachimpressionismus in dem
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chitekten, der die Pläne für Signacs «La Hune» entwirft. Nach Octaves Tod übernimmt Théo das Haus seines bruders, das heute als kleines Museum («Villa Théo») an ihn erinnert. Unterdessen heißt die Straße nach dem (späteren) Literaturnobelpreisträger André Gide, der mit der flämischen Familie Rysselberghe eng verbunden war. 16 Jahre nach Cross stirbt Théo und wird in Le Lavandou beigesetzt – seinem letzten Willen entsprechend Schulter an Schulter mit Cross. In Saint-Clair markieren unterdessen zahlreiche wetterfeste Reproduktionen von Gemälden den Saum eines zweieinhalb Kilometer langen «chemin des peintres», just dort, wo Signac, Cross und Rysselberghe einst ihre Staffeleien aufstellten. Henri-Edmond Cross, dem die aktuelle Retrospektive in Potsdam gewidmet ist, hat Saint-Clair nie wieder verlassen. 1910 wurde er auf dem Friedhof von Le Lavandou beigesetzt, wo er noch heute Schulter an Schulter mit seinem Freund Rysselberghe ruht © Rolf Liffers Diese beiden Ansichten des Strandes von Saint-Clair stammen von Théo van Rysselberghe und Paul Signac. Heute säumen wetterfeste Repliken den zweieinhalb kilometer langen «chemin des peintres». Die Tafeln stehen jeweils dort, wo die Maler einst ihre Staffeleien aufgebaut hatten, so dass ein Abgleich von Gemälde und Wirklichkeit möglich ist © Rolf Liffers (2)
Er jauchzt: «Vor der Villa die goldene Küste des Golfs, das blaue Meer bricht sich am schmalen Strand, mein Strand ... und ein guter Platz für die Olympia. Zudem gibt es genügend Material, um daran für den Rest meines Lebens zu arbeiten.»
Nur noch selten paris
noch völlig unbekannten Örtchen hängen und gilt inzwischen als der Schöpfer des Mythos’ der heutigen Schickimicki-bastion. Für 55 Francs im Monat mietet er an der Plage des Graniers «ein hübsches kleines Häuschen» mit Garten und Veranda, «La Ramade».
Später baut Signac, der sich bereits als Impressionist einen Namen gemacht hatte, ein ortsnäheres Haus, das er «La Hune» («Mars») nennt und das an der Avenue liegt, die inzwischen seinen Namen trägt. Nach Paris fährt der Autodidakt jetzt nur noch einmal jährlich – zum von ihm mitbegründeten «Salon des Artistes Indépendants». 1913 zieht Signac nach Antibes – der Liebe wegen – und 1921 nach Saint-Paul-de-Vence. Rysselberghe, der sich 1888 unter dem Einfluss von Signac vom Pointillismus anstecken lässt, entscheidet sich für Saint-Clair als neue Heimat. Cross hat sich dort inzwischen «La Maison blanche» errichten lassen. Théo wohnt nur hundert Meter weiter bei seinem bruder Octave, einem Ar-
Die allesamt aus wohlhabenden Elternhäusern stammenden jungen künstler Cross, Rysselberghe und Signac unterlagen bei ihrer Arbeit keinem wirtschaftlichen Druck. Cross ließ sich in Saint-Clair die schöne Villa «Maison blanche» (linkes Bild) errichten. Paul Signac entschied sich für ein Leben in Saint-Tropez und ließ sich dort das ortsnahe luxuriöse Anwesen «La Hune» (Bild rechts) bauen. © Liffers (2)
pionier Georges Seurat Ehre jedoch, wem Ehre gebührt: Der eigentlicher Pionier der so genannten divisionistischen Malerei war fraglos Georges Seurat. Der zurückgezogen lebende Künstler hatte sich als erster dem Problem der Strahlkraftoptimierung von Farben genähert – und zwar physikalisch. Und beim Studium der Phänomene des Sehens lernte er, dass sich nebeneinander stehende Pigmentpunkte im Zusammenwirken erst im Auge des betrachters mischen und auf eine gewisse Entfernung viel leuchtender wirken als Farben, die auf Palette oder Leinwand gemischt werden. Man spricht daher vom «wissenschaftlichen Impressionismus». Diese Erkenntnisse nutzen die Pointillisten nach ihrer Ankunft am Maurenstrand. Durch das Aufbringen von Hunderten von Pigmentpunkten ist es plötzlich möglich, das bis dahin als unmalbar geltende Licht der Provence verlustfrei mit dem Pinsel einzufangen. Paul Cézanne, der behauptete, man könne es «nur mit Gold und Edelsteinen» abbilden, ist widerlegt. Paul Gauguin allerdings verwahrt sich gegen die Sysiphusarbeit des Punktierens und kann «die jungen Chemiker» nur müde belächeln. Camille Pissarro und Pablo Picasso verfallen zwar der Punktehybris. Doch nur kurzzeitig. Den Ungeduldigen wird die in ihrer Präzision zu anstrengende Farbdivision bald zu nervig. Matisse indessen lässt sich von der zeitraubendenTupfentechnik nicht abschrecken, so dass namentlich Cross wegen der vorwiegenden Verwendung von Primärfarben später den Wegbereitern des Fauvismus zugerechnet wird. Übrigens: Um sich zu erholen und zu malen, war der lungenkranke Maler, der eigentlich Delacroix heißt und sich wegen Verwechslungsgefahr fortan Cross nannte, 1883 erstmals ans Mittelmeer gereist, nach Monaco, wo sein Onkel eine Villa hatte. Der begüterte Arzt, Vetter von Cross’ Vater, war es auch, der das Talent des Jungen früh erkannt und gefördert hatte, indem er seinen Neffen aus Douai schon 1866 zum privaten Malunterricht in Lille anmeldete. JANUAR / FEBRUAR 2019
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Monumentale Phantasiewelt besuch im «Parco Tra i Mondi» in lingueglietta Wer den weitläufigen Skulpturengarten der Künstlerin Carin Grudda betritt, steht plötzlich in einer Welt von unglaublichen Geschöpfen aus gegossener Bronze – merkwürdigen Tieren, Fabelwesen, kleinen und großen Königen, die die arme ausbreiten und glücklich die Menschen willkommen heißen. Von SUSANNE ALTWEGER-MINET
Der Phönix von Carin Grudda erhebt sich hoch über dem Meer © D.R.
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Glücklicher könig © D.R.
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Riesen-katze «Blau-Miau» © D.R.
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orher muss man den Park «Zwischen den Welten» mit dem phantastischen Meerblick erst einmal finden. Ausgewiesen ist er nahe Cipressa, in einem hoch gelegenen Dorf namens Lingueglietta. Von dort wird er aber noch durch ein tiefes Tal getrennt. Einfacher erreicht man ihn von San Lorenzo über die gut ausgeschilderte SP 45. Auf dem Hügel blickt dann als weit sichtbares Markenzeichen der blaue «Zerberus» über das Tal. Ein alter bekannter, dessen Double in San Lorenzo al Mare auf der Promenade steht. In der griechischen Sage ist er der Höllenhund, der das Tor zur Unterwelt bewacht. Von Carin Grudda in bronze gegossen, ist er ein freundlicher beschützer des jungen erwachenden Lebens. Unbeschadet konnte ich also den Höllenhund zum Park passieren und mich in den Skulpturengarten begeben. Dort wurde ich von Carin Gruddas Ehemann sachkundig begleitet und mit den Werken bekannt gemacht. Für die originelle baumskulptur «Hommage an Josef beuys» nahm sie Abdrücke der bei der Dokumenta 7 von einem betrunkenen umgefahrenen Eiche Nr. 115 und hat sie inklusive Wurzeln und blättern in bronze gegossen. Der am baum hängende typische beuys-Hut ist eine Hommage an den früh verstorbenen, oft geschmähten Künstler. Ein Zwilling dieser beuys-Eiche ist vor dem Oratorium in San Lorenzo zu sehen. Im Park finden sich ebenso in bronze verewigte Spuren im Sand, oder ein «Filmtisch», dessen Platte eine Filmrolle zeigt und so dem Medium Film huldigt. besonders angetan hat es mir «blau-Miau», eine riesige blaue Katze. Wer ist hier die Katze, wer die Maus? Ich fühle mich ganz klein. Je länger ich staunend durch den Garten schlendere, umso mehr verstummen meine Fragen. Ich möchte mich einfach nur ganz kindlich an dieser Welt erfreuen. So wie die Tiere ihre Gliedmaßen tauschen (ein Wolf kommt zum beispiel auf den beinen eines Schweines daher), so verwan-
deln sie auch ihr Inneres. Sie leben in friedlicher Eintracht wie einst im Paradies. Herrscht über sie der «glückliche König»? Oder ist der «Phönix» der heimliche Herrscher? Groß und schwarz, als sei er eben der Asche entstiegen, und mit goldenem Schnabel blickt er über das Tal auf das Meer. Ich bin bereits vollkommen verzaubert, als die Künstlerin aus ihrem großzügigen Atelier tritt und mich herzlich, aber mit stiller Zurückhaltung empfängt. Nach und nach entdecken wir Gemeinsamkeiten, so zum beispiel die Liebe zur österreichischen Schriftstellerin Ingeborg bachmann. Genau wie die Dichterin erweist sich Carin Grudda als tiefsinniger, philosophischer Mensch, dessen ganze Schaffenskraft ein Leben lang der Kunst gewidmet ist. Geboren in Gudensberg bei Kassel, begleitet die Documenta ihre schulische Ausbildung. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Gießen, führt ihr Weg über die Villa Massimo in Rom nach Madrid und Frankfurt am Main, wo sie bis Anfang der Neunzigerjahre als freischaffende Künstlerin lebt. Nach einem Stipendiums-Aufenthalt in Florida zieht sie nach Ingelheim am Rhein. 1998 findet sie mit der Kunstgießerei Caporrella in Rom den idealen Partner für ihre monumentalen Skulpturen, mit denen sie bekannt wird. 2011 wird sie zur 54. Kunstbiennale nach Venedig gerufen. Außerdem ist sie regelmäßig zu Gast bei der Schweizerischen Triennale der Skulptur in bad Ragaz. Ihre Werke, deren Zwillinge man im Parco bewundern kann, stehen unter anderem in Alessandria, Rom, Kassel, im österreichi-
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schen Leogang, im schweizerischen Zug und in den heimischen Orten Gudensberg und Ingelheim. Jüngst wurden die Werke «Erdbeerliebchen» und «ballerina» von der Gemeinde Costarainera erworben und sind dort zu sehen. «Der Sprung» steht als Leihgabe vor der Kirche von San Lorenzo. Viele Skulpturenanordnungen wurden als Tummelplätze für Kinder ganz bewusst in den öffentlichen Raum gestellt – als Gegengewicht zu modernen, oft charmefreien Städten, die manchmal nüchtern bis abweisend wirken. «Ich arbeite die Schrecken weg, gegen die Kälte. Es ist mein Anliegen, einen vernachlässigten Platz zu einem unübersehbaren besseren Ort zu machen», meint die Künstlerin nachdenklich. «Der Standort ist ganz wichtig für meine Werke. Falsch gewählt, erschlägt eine Skulptur die andere oder lässt sie nicht zur Sprache kommen.» Den Schrecken zu bannen scheinen auch ihre bilder, für die sie gerne ungewöhnliche Materialien wie etwa Holz als Grundlage verwendet. Archaische Masken, die Dämonen vertreiben, oder fröhlich lachende Kopffüßler erinnern an Kinderzeichnungen: unglaublich gekonnte Art brut, oft unterlegt mit humoristischen Titeln. betroffen macht mich ein ratlos blickendes Schwein, das weiß, dass es in «gestundeter Zeit» lebt (auch dies ein Titel nach Ingeborg bachmann). Regelmäßig geöffnet ist der Park «Tra i Mondi» wieder von April bis Oktober, jeweils Donnerstag bis Sonntag von 15 bis 19 Uhr. Er wird Ostermontag mit einem großen Fest eröffnet. Im Winter meldet man sich am besten per Mail an: park@carin-grudda.de.
Widmet ihre ganze Schaffenskraft der kunst: Carin Grudda, hier in ihrem Atelier in Ligurien © D.R.
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Formaten. Die Preise gibt in der Regel der Künstler vor. Im Leben von Valérie Gaidoz, selbst ausgebildete Künstlerin, dreht sich übrigens fast alles um Kunst. Um ihre Leidenschaft hinaus zu den Menschen zu tragen und das Dörfchen biot zu beleben, hat die Galeristin vor einigen Jahren die im Sommer immer donnerstags unter freiem Himmel stattfindenden «Nocturnes d’Art» federführend mit ins Leben gerufen. Neben Kunst gibt’s da Musik, Mode und vieles mehr. Kommenden Juli beginnt die 5.Ausgabe.
WELCHES GEMÄLDE IST DAS RICHTIGE?
Blick in die Galerie Gabel: Gemälde von Jérémy Besset und Akir Ovitch, Skulptur von René Galassi, Figur an der Wand von Mr Lover de Faben © DR
Hingucker
als besonderen Service bietet valérie Gaidoz ihren Kunden zweierlei an: Sie gestaltet FotoMontagen, in denen sie Wunsch-Gemälde virtuell ins Wohnzimmer der interessenten hängt, und bringt ihnen ein Werk auch schon mal probeweise vorbei, damit sie sich ihrer entscheidung ganz sicher sein können.
Von AILA STöCkMANN
Moderne Kunst in der «Galerie Gabel» in biot
Flachrelief von René Galassi © DR
alérie Gaidoz’ Galerie ist die reinste Fundgrube: Gegenständliches, Abstraktes, Street Art, Collagen und Skulpturen in allen Größen drängen sich im frisch renovierten Dorfhaus mitten in biot. Alles ist denkbar – aber zeitgenössisch müssen die Werke sein.
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Die gebürtige Pariserin vertritt regionale ebenso wie internationale Künstler. Ihr wichtigstes Kriterium: «Die Werke müssen mir gefallen!» Dass auch der Kunde eine Arbeit findet, die ihm dauerhaft Freude macht, ist ihr Herausforderung und Erfüllung zugleich. Neben vielen Franzosen vertritt Valérie Gaidoz Amerikaner, Italiener, eine Koreanerin … begeistert sucht sie immer wieder neue Talente. So stellt beispielsweise frankreichweit nur bei ihr ein Kalifornier aus, der mit seiner Art brut weltweit von sich reden macht: Lyle Carbajal. Die Galeristin scheut sich auch nicht, schwer Verkäufliches zu präsentieren – wie einen getöpferten Kopf mit blüten als Haaren und versteckten Schublädchen für Schmuck, ein Einzelstücke von Mélanie broglio aus SaintRaphaël. «Wichtig ist mir, dass meine Kunden immer wieder überrascht werden.» Deutlich leichter zugänglich sind Skulpturen von Philippe berry, etwa sein niedlicher Turm aus balancierenden Elefanten. Auch die Ölbilder von Clothilde Lasserre sind eingängig: Am liebsten malt die Mathematikerin Menschenmengen – Köpfe, die sich in der bunten Masse verlieren. So riesig die Auswahl unterschiedlicher Werke in dem ehemaligen Wohnhaus ist, so groß ist auch die Preisspanne der bilder und Objekte. Und selbst für den kleinen Geldbeutel gibt’s in der Galerie Gabel Originalwerke: von Nachwuchskünstlern, als Lithografien oder in Mini-
Flachrelief von René Galassi © DR
GALERIE GABEL 27 Rue Saint-Sébastien F-06410 Biot Geöffnet in den Wintermonaten immer dienstags, freitags, samstags und sonntags sowie nach vereinbarung, im Juli und august täglich. Tel. +33 (0)6 10 81 47 90 galeriegabel.com
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Kulturelles in Kürze JAMIROqUAI
SupErhEld für krankE kindEr in Super-Totor begrüßt seit Neuestem die kleinen und größeren Patienten im Kinderkrankenhaus Lenval in Nizza. Totor ist eine bekannte Figur des Nizzarder Künstlers Stéphane bolongaro: ein weißgrundiger Jack-Russell-Terrier in Übergröße, den typisch menschliche Mimik auszeichnet. Diesmal hat er sich in ein Superman-Kostüm geworfen und ist mit seinen mehr als drei Metern Höhe in der Eingangshalle des Hospitals ein echter Hingucker und beliebtes Fotomotiv. bolongaro hat dem Krankenhaus sein Werk zum 130. Geburtstag der «Fondation Lenval» geschenkt – auf dass der Hund die Phantasie der Kinder anrege und die Kleinen ebenso wie ihre Eltern von ihren Sorgen ablenke.
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& CO. Die Namen der ersten drei im Sommer (12. – 21. Juli) bei «Jazz à Juan» im berühmten Pinienwäldchen von Antibes-Juan-les-Pins auftretenden Künstler sind bekannt: Neben der britischen Acid-Jazz-band Jamiroquai (18. Juli) sind dies die Franzosen von Electro Deluxe (14. Juli) mit ihrem Mix aus Jazz, Funk und HipHop im Stile Herbie Hancocks sowie Diana Krall (19. Juli). Die kanadische Jazz-Pianistin und Sängerin ist eine alte bekannte beim legendären Festival, das zu seiner 59. Ausgabe lädt. Tickets für Jamiroquai sind ab 31. Januar im Verkauf. www.jazzajuan.com
BEATE
UND SERGE klARSFElD sind Gegenstand der Ausstellung «Les combats de la mémoire (19681978)», die noch bis zum 27. Januar in Nizzas Musée Masséna (65 Rue de France) gezeigt wird. 50 Jahre nach der berühmt gewordenen backpfeife, die beate Klarsfeld dem damaligen deutschen Kanzler Kurt Georg Kiesinger verpasst hat, und 40 Jahre nach der Veröffentlichung von Serge Klarsfelds «Mémorial de la déportation des Juifs de France», in dem er die Namen aller aus
Frankreich deportierten und ermordeten Juden während des Zweiten Weltkriegs listete und so erst das Ausmaß des Holocaust in Frankreich ans Licht brachte. Die Ausstellung in Nizza zeigt zahlreiche bisher unveröffentlichte Dokumente und Objekte, die das Engagement des Paares bei der Jagd nach untergetauchten NS-Verbrechern nachzeichnen und erläutern. VORlÄUFIG
GESCHlOSSEN bleibt das Cocteau-Museum in Menton nach den verheerenden Überflutungen Ende Oktober.
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NÄCHSTE ART-DINNER, organisiert von der Österreicherin Marie-Theres Michel in Zusammenarbeit mit den Amis de la Villa Ephrussi de Rothschild, findet am 1. Februar im edlen Rahmen der genannten Villa auf Cap Ferrat statt. Neben kulinarischen Genüssen und Live-Jazz-Musik erwartet die Teilnehmer eine Ausstellung mit Fotos von Hannah b. Walker und zeitgenössischer Keramik von Eva van Leer. Preis pro Person: 140 Euro (Getränke inklusive); Reservierung unter +33 (0)6 63 85 26 96 oder +33 (0)6 60 49 96 25.
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Foto 1 Am 18. Dezember 1994 machten die drei Höhlenforscher Eliette Brunel, Jean-Marie Chauvet und Christian Hillaire eine sensationelle Entdeckung © Ministere de la culture, Grotte Chauvet
Foto 2 In der später nach Chauvet getauften Höhlen fanden sie die ältesten Höhlenzeichnungen, die je gefunden wurden, darunter dieses Fresko mit jagenden Löwen und einem besonders filigran wiedergegebenen Nashorn (Detail: Foto 1) © Jean Clottes Centre national de la préhistoire
Foto 3 Das neue Besucherzentrum © CB-adt07, Caverne du Pont d'Arc, Conception Fabre-Speller Architectes, Atelier 3A Ollier, F. Neau
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Die beste Fälschung der Welt Ausflugs-Tipp: Nachgebaute Chauvet-Höhle mit Zeichnungen aus der Steinzeit Von CHRISTINE MAACk Der Sensationsfund aus dem Jahr 1994 im ardèche-Tal ist heute für Touristen zugänglich. Besuch einer fremden Welt aus Wildpferden, riesigen Hirschen, Nashörnern und Pumas.
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ie Löwen kommen im Rudel. Sie befinden sich in Angriffsstellung, die Köpfe nach vorne gereckt, die Augen aufgerissen, die Zähne gebleckt. Da vorne scheint es beute zu geben. Ein bison oder ein Mammut. Aber noch eine andere Gattung liegt in der waldreichen, verkarsteten Landschaft am Ufer des Flusses Ardèche auf der Lauer, weit weniger kräftig, aber dafür intelligenter: eine Gruppe menschlicher Jäger. Es sind Steinzeitmenschen, die bereits so aussehen wie wir, sie haben den grobschlächtigen Neandertaler mit seiner wulstigen Stirn und seinem fliehenden Kinn evolutionstechnisch hinter sich gelassen. Diesen Jägern wird die Zukunft gehören, denn sie können Feuer machen, Kleidung nähen, Nahrung zubereiten – und sie können malen. So gut, dass sich über 25 000 Jahre später der Maler Pablo Picasso vor ihnen verneigen wird. Und auf einmal auch beginnen wird, Stiere zu malen. Doch zurück in die Ardèche der Neuzeit. Am 18. Dezember 1994 machten die drei Höhlenforscher Eliette brunel, Jean-Marie Chauvet und Christian Hillaire eine sensationelle Entdeckung. In der Nähe des Dorfes Vallon Pont-d’Arc nordwestlich von Orange stießen sie auf eine bis dahin von dicken Felsen verschlossene Grotte. Was sie kaum zu hoffen gewagt hatten, ging in Erfüllung – sie entdeckten Höhlenzeichnungen. Die, wie Untersuchungen ergaben, älter waren, als alle, die man bisher gefunden hatte.
Über 400 Wandbilder mit 1000 gravierten und gezeichneten Tier- und Symboldarstellungen wurden bisher erfasst. Sie entstanden in einem sehr langen Zeitraum, die ältesten bilder sind 37 000 Jahre alt, die jüngsten 28 000. Danach wurde die Höhle bis zu dem besagten Dezembertag nie mehr betreten, denn eine Felswand, die zu dem darüber liegenden Massiv gehörte, war heruntergekracht und hielt den Eingang mehr als 20 000 Jahre verschlossen. Nun war das Geheimnis der Höhle gelüftet, die Neugierde wuchs, die Neuzeitmenschen wollten die Zeichnungen sehen, es war eine Sensation. Dass man keine Touristen in die Originalhöhle lassen durfte, war klar. Also was tun? Und so entstand eine ebenso bahnbrechende wie kühne Idee: die exakte Nachbildung der originalen Höhlenwände in einer künstlichen Grotte. Das Mammut-Projekt verschlang 55 Millionen Euro, die von der Region Ardèche, dem französischen Staat und der EU aufgebracht wurden. Seit knapp vier Jahren ist der Nachbau jetzt geöffnet. Wer bis dahin skeptisch gewesen sein mag, ob eine Grotte ohne die Aura des Originals überhaupt gelingen könne, ist spätestens nach dem Eintritt in den kühlen, feuchten und dunklen Raum überzeugt: das hier ist die beste Fälschung der Welt. Gerhard, der deutsche Führer, spricht über Kopfhörer zu seiner besuchergruppe, er ist leise, sein Vortrag beschwört mühelos die Vergangenheit herauf, man spult sich zurück
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in die Zeit der Höhlenbären, deren Gebisse man zahlreich fand und die nun in der besucherhöhle liegen. Es war eine gefährliche, lebensbedrohliche Welt, in der der Mensch nur dank seines überlegenen Verstandes bestehen konnte. Der Weg durch die nachgebildete Höhle ist zwar verschlungen, aber bequem und auch für Rollstuhlfahrer geeignet. 8200 Quadratmeter Wände und Gewölbe wurden aus Kunstharz exakt nachgebaut, die Zeichnungen wurden erst als Drucke aufgebracht und dann von Künstlern mit Holzkohle und Farbpigmenten vollendet. Man steht fasziniert vor dieser fremden Welt aus Wildpferden, riesigen Hirschen, Nashörnern und Pumas. Menschen lebten nicht in der Grotte, «sie stiegen nur herab mit Fackeln und ihrem Zeichenmaterial», erklärt Gerhard, der Höhlenführer, mit seiner beschwörenden Stimme. «Auch Kinder waren dabei, es wurden Fußabdrücke gefunden.» Die Maler haben vorher vermutlich geübt, denn jeder Strich sitzt, jede Mähne, jeder Löwenschädel ist ein Meisterwerk. Echt oder nachgebildet? Eine Frage, die sich hier nicht mehr stellt. Man ist dankbar, dass es diese wunderbare Fälschung gibt.
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DIE KÜNSTLICHE GROTTE IN VALLON PONT D’ARC Die Caverne du Pont d’Arc liegt in der region ardèche nahe dem Ort vallon-Pont-d’arc, etwa drei Kilometer entfernt von der Originalhöhle. Sie ist nur mit einer Führung zu besichtigen, für die sich Besucher anmelden müssen, vor allem, wenn sie auf Deutsch sein soll. auf dem großen areal im Wald gibt es ein anschauliches und kindgerechtes Museum mit einem 3D-Kino, vielen Parkplätzen, restaurants sowie Shops. Weitere informationen sind erhältlich unter der internetadresse: www.cavernedupontdarc.fr
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GLÜCKWUNSCH, CAMBRIA!
Juwel klassischer bootsbaukunst
ie 1920er-Jahre waren die Zeit des big Class Sailing. Aristokraten, Industrielle und aufstrebender Geldadel ließen sich boote wie britannia, Lulworth oder Westward bauen, spannende Regatten waren an der Tagesordnung. 1928 liefen zwei neue Yachten mit ganz neuem Konzept vom Stapel: die Astra (Segelzeichen K2) des im Segeln erfahrenen englischen Nähmaschinenfabrikanten Sir Mortimer Singer, entworfen von Charles Nicholson, und die sechs Meter längere Cambria (K4) des Segel-Newcomers und Zeitungsverlegers Sir William berry, ein Design des berühmten schottischen bootsbauers William Fife III. beides waren sogenannte 23mR-Jachten, vermessen nach der neuen europäischen Second International Rule von 1928. Erstmals wurde in England durch die neue Regelung die Verwendung der «bermudaRiggs» genannten Segel mit durchgehendem Mast und einem einzigen Großsegel möglich. Mit der neuen Takelung reagierte man auf die aus den USA kommenden J-Class-boote, die nach der dort inzwischen üblichen Universal Rule bereits mit den neuartigen Mas-
Ein Porträt zum 90. Geburtstag des berühmten Segelkutters von William Fife Text & Fotos GERHARD STANDOP
1928 vom Stapel gelaufen: die elegante Cambria, die regelmäßig im Mittelmeer anzutreffen ist - wie hier vor Saint-Tropez
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ten gebaut wurden. Schließlich wollte man konkurrenzfähig sein. Und so dauerte es auch nicht lange, bis man die Astra 1930 ein wenig an Rigg und Segelfläche veränderte, sodass man sie nach der Universal Rule der J-Class vermessen konnte und sie dort auch an Wettfahrten teilnehmen durfte. Cambria war, obwohl etwas größer und mit 40 Quadratmetern mehr Segelfläche ausgestattet, langsamer als Astra, aber man verzichtete damals auf die Modifizierung zur J-Class. Schließlich kam 1929 eine weitere 23mRJacht hinzu, wie Astra ebenfalls von Nicholson entworfen, die knapp 40 m lange Candida (K8). Auch sie war schneller als die Cambria. Die drei boote Cambria, Astra und Candida sind die einzigen noch erhaltenen von insgesamt sechs gebauten 23mR-Yachten, der größten der sogenannten Meterklassen. Dennoch zeigte sich aber zu der Zeit schnell, dass die großen Segelkutter der british big Class nach hergebrachtem Design der viel moderneren J-Class nach amerikanischer Vermessung deutlich unterlegen waren. Die Hoffnung, die britischen boote allein mit ein paar Veränderungen nach JClass-Regeln konkurrenzfähig zu machen, erfüllte sich nicht. Der endgültige Durchbruch für die modernen bermudariggs läutete der britische «Teebaron» Sir Thomas Lipton schließlich im Jahre 1930 mit seiner fünften Herausforderung zum America’s Cup ein, als er mit der JClass Shamrock V antrat.
Chancenlose Cambria wird 1934 verkauft William berry hingegen war mit seiner Cambria letztlich chancenlos, und obwohl er in drei Jahren über hundert Rennen bestritt, musste er schließlich die Suche nach einem großen Erfolg aufgeben und verkaufte seine Yacht im Jahr 1934, sicher etwas frustriert vom ganzen Regel-Hickhack. Cambria zog sich daraufhin aus dem Regattageschehen ganz zurück und war eher zu privaten Reisen unterwegs, viel in Griechenland und in der Türkei, wo angeblich auch der erste türkische Premier Atatürk zu besuch an bord gewesen sein soll. Anfang der 1960er-Jahre ging das boot an einen belgier, zu beginn der 1970er-Jahre kaufte es ein Amerikaner, der mit der Yacht auf Weltreise ging und 1975 das Rigg zu einer Yawl umbaute und mit einem zusätzlichen Mast ganz achtern versehen ließ. Schließlich gelangte das boot nach Australien und wurde dort 1995 umfangreich renoviert, ehe es 2001 im englischen Cowes wieder zur bermuda-Takelung zurückgebaut wurde. Gleichzeitig wurde die Yacht auch erstmals als J-Class-boot nach der Universal Rule vermessen. Cambria durfte auf diese Weise an den Jubiläums-Veranstaltungen und Regatten in Cowes zur Feier des 150. Geburtstags des America’s Cups teilnehmen.
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Gerade stolze 90 Jahre alt geworden: die Segelyacht Cambria © D.R.
Heute regelmäßig bei Regatten im Mittelmeer unterwegs 2004 erfolgte erneut ein Eignerwechsel, und seitdem ist das boot wieder verstärkt zu Regatten, vor allem in mediterranen Gewässern, unterwegs. Lässt der stramme Wettfahrtkalender es zu, genießen Eigner, Familie und Freunde das Segeln zu den schönsten Ankerplätzen des Mittelmeers. Die Schwesterschiffe Astra und Candida
kreuzen zwar heute ebenfalls noch irgendwo durchs Mittelmeer, auf den einschlägigen Regattaveranstaltungen sieht man sie allerdings nicht. 2018 feierte die Fife-Yacht Cambria – ohne ihre Schwestern – ihren 90. Geburtstag. Möge das Meisterstück des Erbauers William Fife III. noch lange als Zeugnis der klassischen bootsbaukunst auf den Meeren unterwegs sein!
CAMBRIA (K4)
Baujahr: 1928 entwurf: William Fife iii. Werft: Fife, Fairlie (Schottland) erster eigner: Sir William Berry Gesamtlänge: 41,14 m rumpflänge: 33,80 m Wasserlinie: 23,80 m Breite: 6,20 m Tiefgang: 2,83 m verdrängung: 162 to Segelfläche: 769 qm
MEHR UNTER www.standop.net/voiles JANUAR / FEBRUAR 2019
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Golfplatz-Check: GOlF DOlCE FRéGATE pROVENCE
Jahrgang 1956, seit 1992 leidenschaftlicher Golfer, Frankreichliebhaber in jeglicher Form: Menschen, essen, Wein, Kultur, Provence, Côte d’azur.
Traumhafter Platz, der’s in sich hat Über keinen Golfplatz zwischen Nizza und Marseille habe ich mehr Storys gehört als über Dolce Frégate … steil, windig, knochenhart, eng, mit schrägen Lagen, unfair, wunderschön und vieles mehr sei er. Umso größer war die Spannung, als ich mit Freunden nach Saint-Cyr-sur-Mer in der Nähe von Bandol fuhr, um den ominösen Kurs zu bezwingen.
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s war ein wunderschöner Septembermorgen, als wir den ersten blick auf den Platz warfen. Genauer gesagt, auf die 18. bahn mit ihren sieben Wasserfällen, die sich bergauf dem Clubhaus nähert. Der erste Anblick hat die Respektgrenze schon mal nach oben steigen lassen. Der Par-72Kurs mit seinen 5390 Metern von Gelb liegt sozusagen auf einer großen Klippe direkt am Meer. Architekt Ronald Fream, der diesen Platz 1992 in seiner unvergleichlichen Form schuf, hat sich sehr viel Mühe gegeben, die vielfältige Flora der südlichen Provence mit einzubeziehen. So winden sich die Fairways durch Pinienwälder und Weinberge, vorbei an großen Felsen und mit einem oft wiederkehrenden blick auf das stahlblaue Meer. Dann waren wir soweit! Formalitäten erledigt, Schläger im bag, ausreichend bälle dabei (bester Ratschlag des Tages), Essen und genügend Getränke. Den zweitbesten Ratschlag des Caddymasters, eine voiturette zu mieten, haben wir leider nicht beherzigt – was wir später bitter bereuen sollten.
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Los ging’s an Loch 1, einem Par4 mit Traumblick aufs Meer. Vor uns der abschüssige Fairway nach rechts hängend, mit 300 Metern eine kurze bahn, aber bereits die erste Herausforderung. Das erste Par 5 des Kurses spielt sich einfach und ist wie die anderen mit durchschnittlich 420 Metern nicht so lang. Hier ist das erste Par möglich. Kniffelig sind die Par-3-Löcher, da der Wind sehr oft mitspielt; beispielsweise Loch 3, vorbei an einer imposanten Felswand auf ein mehrstufiges Grün. Da ist je nach Lage des balles das Putten eine große Herausforderung. So wechseln sich flache Parklandbahnen mit engen Fairways, vorbei an teils sehr gefährlichen Wasserhindernissen, ab. Der Spieler wird ständig gefordert, die Wahl seiner Schläger zu überdenken. Ich habe an diesem Tag fast alle der 14 Schläger aus meinem bag benutzt, was auf meinem Heimatplatz nicht so oft vorkommt. Durch die Lage direkt an der Küste werden die Löcher bei starkem Wind schon mal einige Meter länger. Vor allem bei hohen Annäherungen sind die
UNSER GOLFKOLUMNIST RAIMUND THEOBALD
böen ein starker Gegner. Am Abschlag 10 haben wir zuerst das tolle Panorama genossen, bevor wir uns des doch recht langen Pars 4 angenommen haben. Insgesamt haben uns die Par-4-Löcher der Anlage durch ihre Längen und den Einbau ins Gelände die meisten Schwierigkeiten bereitet, ein vernünftiges Ergebnis auf die Scorekarte zu schreiben. Am meisten Spaß gemacht haben die Par-5-Löcher, die durch ihre Form und Lage immer wieder einen guten Score erlaubten. Fünf Stunden nach beginn betraten wir endlich den Abschlag der 18. bahn, die wir anfangs schon von oben bewundert hatten. Nach den gut platzierten Abschlägen hangelten wir uns über 400 Meter hinauf in Richtung Terrasse des imposanten Clubhauses mit Hotelanlage. Die eingangs erwähnten Storys haben sich bewahrheitet: Nach den erlösenden Putts klatschten wir uns erschöpft, aber voller begeisterung ab. Trotz aller Strapazen werden wir diesen tollen Platz wieder spielen, dann aber mit voiturette!
GOLF DOLCE FRÉGATE PROVENCE Lieu-dit Frégate, Route de Bandol F-83270 Saint-Cyr-sur-Mer Anmeldung: +33 (0)4 94 29 38 00 golf-fregate@dolce.com www.dolcefregate-golf-provence.com
Der Platz 18 Loch – Par 72, Längen von den verschiedenen abschlägen: 6209 m schwarz Slope 136 5850 m weiß Slope 134 5390 m gelb Slope 127 4965 m blau Slope 134 4579 m rot Slope 128 Drivingrange, Putting- und Chipping-Grün. Clubhaus mit restaurant und Terrasse sowie ein Proshop. ausrüstung kann gemietet werden. Greenfee für 18 Loch: 70 bis 95 €, Weitere Tarife und Hotel-arrangements auf der Webseite, Der Platz ist ganzjährig geöffnet.
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Gute Ernte Im Januar und Februar haben die Trüffelmärkte der region Hochsaison nale Trüffel-Vereinigung mit einem Stand präsent, an dem Fragen aller Art beantwortet werden. Die diesjährige, Anfang November begonnene Trüffelsaison ließ übrigens frühzeitig Gutes erwarten: Der Regen, der in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA) häufig und in ungewohnt großen Mengen niederging, tat der Entwicklung des Pilzes gut. Weniger Glück mit dem Trüffel-Wetter hatten hingegen andere Regionen Frankreichs, die in diesem Jahr unter besonderer Trockenheit litten – wobei sich rund die Hälfte der Trüffelfelder des Landes in der Region PACA befinden.
TRÜFFELMÄRKTE regelmäßige Trüffelmärkte finden den Winter über auch in anderen Orten der alpes-Maritimes und der Provence statt. Schwarze Trüffel sind nicht nur für kenner ein Genuss © Valentyn Volkov - Shutterstock.com
um 23. Trüffelmarkt laden Grasse und Le Rouret wie gewohnt zu Anfang des Jahres. Am Samstag, 5. Januar, steht die schwarze Knolle bei Sterne-Koch Jacques Chibois im Mittelpunkt. In seiner urgemütlichen und wunderschönen bastide in Grasse-Saint-Antoine beginnt das Programm um 9.30 Uhr mit der Eröffnung eines provenzalischen Marktes, auf dem natürlich auch Tuber melanosporum zum Verkauf angeboten wird. Um 10.30, 11.30, 12 und 15 Uhr stehen Trüffelhund-Vorführungen auf dem Programm. Mittags gibt’s – nach Anmeldung – ein Gourmet-Essen rund um die schwarzen Diamanten. Am Sonntag der Folgewoche, 14. Januar, spielt
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sich das bunte Treiben rund um die Trüffel auf dem Dorfplatz im kleinen Le Rouret unweit von Grasse ab. Der Ort verfügt seit Jahren über ein eigenes Trüffel-Versuchsfeld und lädt ebenso wie Chibois zu einem provenzalischen Markt (9 bis 17 Uhr) mit Trüffelverkauf. Auch hier finden über den Tag verteilt mehrere Demonstrationen von Trüffel-Hunden statt; besucher sind eingeladen, ihre eigenen Vierbeiner vor Ort an die Trüffelsuche heranzuführen. Außerdem gibt’s vormittags kommentierte besuche des Trüffel-Versuchsfeldes (Abfahrt mit dem bus regelmäßig ab 9 Uhr am Rathaus). Um 15 Uhr folgt ein Vortrag zum Thema «Trüffel und seine Sexualität», ehe um 16.30 Uhr Koch Daniel Ettlinger ein Trüffelgericht zubereitet. An beiden Veranstaltungstagen ist die regio-
Aups im Departement var zählt mit seinem Markt zum drittwichtigsten Treffpunkt für Trüffel-Gourmets in ganz Frankreich. Hier wird die Knolle zwischen ende November und ende Februar/Mitte März (je nach ernteausfall) immer donnerstagmorgens angeboten. am 4. Januar-Sonntag wird zu einem großen Trüffelfest geladen. Die beiden wohl berühmtesten TrüffelMärkte werden im Departement vaucluse abgehalten. in Richerenches gibt’s den berühmten Pilz von Mitte November bis Mitte März immer samstags von 9 bis 13 Uhr in der Avenue de la Rabasse (Provenzalisch für die schwarze Knolle) und in der Cours du Mistral zu kaufen. Die zweite Hochburg des Trüffels dort ist Carpentras, wo im gleichen Zeitraum freitagvormittags zum Markt gebeten wird.
KÖSTLICHE HAUSGEMACHTE SPEZIALITÄTEN AUS ITALIEN
Gerhard heißt Sie in seiner neuen Weinbar bei selektiven Weinen aus aller Welt herzlich willkommen. Genießen Sie die entspannte Atmosphäre und den Meerblick sowie köstliche Tapas aus unserer internationalen Küche.
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Restaurant Le Pinocchio • Tel. +377 93 30 96 20 30 Rue Comte Felix Gastaldi • 98000 Monaco JANUAR / FEBRUAR 2019
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Der leuchtturm der cuisine provençale Für Michelin-Sterne wollte Gui Gedda nie seine Freiheit aufgeben. Und sein erfolg gibt ihm recht: Noch heute, 86-jährig, begeistert der Spitzenkoch aus Bormes-les-Mimosas seine Gäste ebenso wie die Leser seiner zahlreichen Kochbücher. eine Liebeserklärung von rZ-autorin Gudrun Mangold.
Gui Gedda © Dorling Kindersley
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ch bin in der Küche geboren!» scherzt er, und es ist einer der seltenen Momente, in denen sich Gui Gedda erlaubt, auch ein bisschen Stolz durchblitzen zu lassen. Als «pape de la cuisine provençale», Papst der provenzalischen Küche, krönt ihn die französische Presse seit Jahrzehnten bei jeder Gelegenheit. Der «Marcel Pagnol der französischen Küche» nach dem großen Dichter der Provence hat sich ebenfalls etabliert. Gui Gedda zu begegnen, ist einfach nur wunderbar. Kennengelernt habe ich ihn 2010 in bandol, wo man ihn engagiert hatte, uns aus aller Herren Länder angereiste Wein-Journalisten zu verwöhnen. Während wir uns von Winzern önologisch wichtige Fakten in die Feder diktieren ließen, rührte Gui Gedda abseits der Schar in seinen Töpfen. Was er uns damals servierte, weiß ich nicht mehr, aber ich erinnere mich genau, dass es unglaublich gut geschmeckt hat. Der Koch trat anschließend für einen Moment vor uns, bedankte sich für den Zuspruch – und ließ völlig unvermittelt seinem Zorn über den Missbrauch des geschützten Namens eines lokalen Produkts, der Kastanie aus Collobrières, freien Lauf. So begann meine Verehrung für Gui Gedda. Seit bandol besuche ich Guis Veranstaltungen, wann immer es geht. Mehrfach waren es Happenings unter freiem Himmel. Flugs bugsierte Gui seine mobile Küche aus seinem weißen Transporter und – Abrakadabra! – alles da, was der Maître zum Kochen braucht. Das ist außer einem Tisch, einem Zweiplattenherd und den Zutaten nicht viel. Es geht hier nicht um Schaumschlägerei, sondern um Handwerk. Auf dem Marktplatz in Pierrefeu zum beispiel, wo Gui im Frühjahr 2012 zugunsten von Fanny auftrat, einem von Geburt an behinderten Mädchen. Fanny verfolgte das Treiben mit fröhlichem Gesicht aus dem Rollstuhl heraus, und Gui demonstrierte vor interessiertem Publikum, wie man einen fast halben Meter hohen Kegel aus Windbeuteln aufbauen kann, der wieder und wieder mit flüssigem Zucker übergossen und schließlich mit essbaren blüten beklebt wird. Oder ebenfalls 2012 in Mouans-Sartoux, wo Gui Gedda mal wieder der unangefochtene Star der Fête du Miel war, des alljährlichen und immer gut besuchten Honigfestes. Hier standen die Leute Schlange, um sein gerade wieder neu aufgelegtes buch «Saveurs de Miels» signiert zu bekommen. In den vielen Rezeptbüchern, die Gui geschrieben hat, geht es ihm durchweg nur um das eine: seine glühende Passion für die unverfälschte Sonnenküche der Provence. Wo gibt es das schon, dass – ganzjährig! – zahllose Gemüse- und Obstsorten im Garten und auf den Feldern wachsen und noch dazu die Fischer fast jeden Morgen mit ihrem Fang in den Hafen einlaufen? Findet man etwas besseres als Sisteron-
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Schafe, die ihr Leben lang würzige Kräuter der Haute Provence fressen? Für Gui ist es selbstverständlich, dass gutes Kochen mit dem richtigen Einkauf anfängt – eben frühmorgens direkt auf dem lokalen Fischmarkt und bei den bauern der allernächsten Umgebung, die ihre selbst angebaute Ware tagesfrisch auf die Wochenmärkte bringen. Guis Küche ist das genaue Gegenteil von Schnickschnack. Dem Fenchel, den Feigen, den Pflaumen zum beispiel hat er jeweils eigene Kochbücher gewidmet. Der im Umgang mit anderen Menschen stets sehr feine, zugewandte und vornehme Grandseigneur – der übrigens auch die Kunst des Handkusses noch beherrscht – kann nicht nur umwerfend gut kochen und, wenn es sein muss, auf den Tisch hauen, sondern auch richtig spannend erzählen. bereits 1974 veröffentlichte er seinen allerersten band «Mon village hier» über bormes-les-Mimosas und die von ihm augenzwinkernd beobachteten bewohner dieses schönen Fleckens hoch über dem Meer. Viele der hier durchreisenden Gäste hat Gui aus nächster Nähe kennen gelernt, auch viele prominente. Zum beispiel Yul brynner. Mit einer schönen Frau habe der Hollywood-Star mehrfach «La Terrasse», das erste Restaurant der Geddas in bormes, besucht, erinnert sich Gui. brynner habe so perfekt Französisch gesprochen, dass es auffällig gewesen sei – besser als so mancher Provenzale! Unvergesslich auch der Tag, an dem Otto Preminger, ebenfalls in hübscher begleitung, bei den Geddas aufgekreuzt sei. Das muss 1957 gewesen sein, als der berühmte Regisseur am wenige Kilometer entfernten Strand von La Fossette den Kinofilm «bonjour Tristesse» drehte. Nur – Preminger hatte nicht reserviert und die Geddas absolut keinen Platz mehr; die namengebende Terrasse des Restaurants war brechend voll! Zwar hatte das Lokal auch einen Innenraum, aber der war schmucklos und eigentlich gar nicht bewirtschaftet. Preminger blieb trotzdem und aß drinnen. Zig solcher Storys fallen Gui ein, und im Moment ist er dabei, sie zu Papier zu bringen. Vielleicht kommt ins neue buch ja auch jene Geschichte, wie Gui eines Tages, als er in Fréjus bei einer Veranstaltung ein paar Hundert Leute zu verköstigen hatte, von einem Monsieur der Handelskammer auf seine frittierten Karotten angesprochen wurde: Ein solches Rezept finde sich doch auch bei Apicius! Gui wusste zunächst nicht so recht, was er mit dieser Information anfangen sollte. Ein Apicius war ihm bis dato völlig unbekannt; ebenso wenig wusste er von einem Rezept aus der Antike, das noch dazu seinem eigenen ähneln solle. Neugierig geworden, fing er aber an zu re-
cherchieren und sich mit der Sammlung zu beschäftigen, die gern als ältestes Kochbuch der Welt tituliert und einem Römer namens Apicius zugeschrieben wird. Als gesichert gilt, dass diese Rezepte im 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus zusammengestellt wurden. Tatsächlich fand Gedda in besagter Schrift dann unter Nummer 122 das Rezept für «Carotae frictae oenogaro inferuntur» – und konnte es kaum fassen: Es entsprach genau seinem alten Hausrezept, nur war es eben auf Lateinisch! Wie das Rezept in seine Familie kam, weiß Gui beim besten Willen nicht. Aber die ursprünglich aus Italien mitgebrachten Familienrezepte wurden ja ganz selbstverständlich von Generation zu Generation weitergegeben – wie seine «Carottes à la crème d’olives vertes». Diese Karotten, die Gui wie Kartoffelstifte in Öl frittiert, sind eine absolute Spezialität der Geddas. Alle seine Vorfahren seien Köchinnen und Köche gewesen, erzählt Gui, der 1932 direkt am alten Hafen von Marseille geboren wurde. Eigentlich als «Guy», aber das änderte er später in «Gui» – weil das Provenzalisch sei, und nichts anderes als ein Provenzale will er sein. Eingewandert waren seine Urgroßeltern aus dem Piemont – wie so viele damals auf der Suche nach Arbeit. In Marseille ließen sie sich nieder, wo die begabte Urgroßmutter in einigen bourgeoisen Häusern schnell als Köchin unterkam. Später eröffneten die Geddas ein kleines Restaurant direkt neben einer Fabrik, wo sie jeden Mittag einfache wie herzhafte Gerichte für die Arbeiter bereithielten. Doch Guis kleiner bruder André kränkelte ständig, und ein Arzt riet der Familie dringend, weg von Marseille an einen Ort mit besserer Luft zu ziehen. Das war 1946, und in bormes-les-Mimosas fand Guis Vater ein nach dem Krieg verwaistes bistro, das er in das Restaurant «La Terrasse» verwandelte. Es wurde schnell ein voller Erfolg. Gui selbst betrieb nach seinen Lehrjahren das benachbarte «La Tonnelle» und «Le Jardin de Perlefleurs». Heute betreiben die Geddas keine Restaurants mehr. Gui war später mehr und mehr als Lehrer für Jungköche, zum beispiel in Paris, gefragt. Im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums gab er 20 Jahre lang Kurse für bäuerinnen, die eine Ferme Auberge betreiben wollten, aber noch nie fremde Gäste bewirtet hatten. bei einem kulinarischen Groß-Event in den Vereinigten Arabischen Emiraten vertrat Gui Gedda die Provence, während neben ihm Alain Ducasse für Frank-reich als Ganzes kochte. bereut Gui, nie wie zum beispiel Freund Ducasse nach den doch zum Greifen nahen Michelin-Sternen gegriffen zu haben? Gui lächelt, «ein bisschen vielleicht», sagt er. Aber er habe sich eben nicht anpassen wollen, und das wäre der Preis gewesen. Er hat sich für die Freiheit entschieden. Zum beispiel wollte er sein Restaurant im Winter
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schließen und lieber mit seiner Frau auf Messen in ganz Frankreich und im Ausland kochen. Wenn es um seine Provence und die provenzalische Küche geht, kann der ansonsten sanfte Gui unerbittlich werden. Dass ein Kulturgut wie diese hochentwickelte, so schmackhafte wie gesunde regionale Küche durch allerlei Trends, Ignoranz und vor allem Geldgier bedroht wird, lockt ihn aus der Reserve. Aus diesem Impuls heraus hat er 2015 «Coup de Mistral sur la cuisine provençale» geschrieben. Eigentlich sollte das buch «Der siebenfache Zorn eines Chefs» heißen, aber da hat der Verleger nicht mitgemacht. Auch das «Coup de Mistral» wurde nur recht klein abgedruckt. Darf ich dir einen neuen Titel ans weiße Revers heften, lieber Gui? Denn ohne Menschen wie dich hätte ich den Glauben an diese Gesellschaft längst verloren. Zudem bist du einfach der beste Koch, den ich kenne. Du bist der «Leuchtturm der provenzalischen Küche» – unverrückbar, verlässlich und weithin sichtbar.
BÜCHER VON GUI GEDDA Das einzige auf Deutsch erschienene Kochbuch von Gui Gedda ist: «Die Küche der Provence. eine Kochschule für Genießer», © Didier Vasse 2008 bei Dorling Kindersley erschienen. ein Jahr später erschien im selben verlag auch die englische ausgabe: «The Provencal Cookbook». auf Französisch hat man die Qual der Wahl. eine kleine Kostprobe: «Mon Village Hier», Les Presses Universelles, 1974 «La Table d’un Provençal», edition roland escaig, 1992 «Tout Mièl», zusammen mit dem Gastro-Kritiker Jacques Gantié, 1996 «La cuisine du soleil», edition Jeanne Laffitte 2005 «Lettres de ma cuisine», Melis editions, 2010 «Renaissance de la chataigne dans la cuisine», Melis editions, 2010 «Vivre la vraie cuisine provençale», editions de l’archipel, 2015 «Graine de Chef», Phenix edition, 2017
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Haben wir bald keinen Fisch mehr auf dem Teller? Der Fischbestand im Mittelmeer ist in den letzten 20 Jahren dramatisch gesunken rZ-Gründerin Petra Hall wohnte einer Konferenz zu diesem Thema in Nizza bei. erschütternde Zahlen, ein kleiner Lichtblick und ein aufruf an den verantwortungsvollen verbraucher. er hätte gedacht, dass der Fischfang ein so explosives Thema sein könnte! Auf einer Konferenz des Centre de Découverte du Monde Marin, CDDM*, in Nizza ging es kürzlich jedenfalls hoch her. Der Präsident des um Entdeckung und Schutz der Unterwasserwelt bemühten Zentrums hatte kompetente Referenten eingeladen, unter ihnen den Direktor des Labors ECOMERS der Universität Nice Sophia-Antipolis, Paolo Guidetti, den Meeres-biologen Jean-Michel Cottalorda und den Präsidenten des Fischerei-Komitees 06, Denis Genovese. Sie alle präsentierten Zahlen und Fakten zum Thema «Haben wir bald keinen Fisch mehr auf dem Teller?».
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Illegale Fischerei Für Millionen Menschen sind die Ozeane eine lebenswichtige Nahrungsquelle. Weltweit werden offiziell 130 Millionen Tonnen Fisch pro Jahr gefangen, vier Prozent davon im Mittelmeer. In Frankreich arbeiten heute 300 000 Personen in dieser Industrie. In den vergangenen 50 Jahren hat sich die weltweite Nachfrage an Fisch verdoppelt, und die geschätzten Zahlen der illegalen Fischerei sind haarsträubend: 10 bis 25 Millionen Tonnen im Wert von 10 bis 20 Milliarden Dollar! Alarmierend ist auch die Tatsache, dass der Fischbestand (nicht nur) im Mittelmeer in den letzten zwei Jahrzehnten dramatisch gesunken ist. Die Meere werden also gnadenlos ausgebeutet, trotz zahlreicher Kontrollinstanzen, vor allem in Europa. Die Überfischung führt zum Aussterben unzähliger Arten und schadet dem Ökosystem ebenso wie der biodiversität. 90 Prozent des Mittelmeers sind von diesem Problem betroffen, 40 Prozent der Fische im nordöstlichen Atlantik sind in Gefahr. 23 Prozent der gefangenen Fische werden, so die Statistiken, in Europa wieder ins Meer geworfen, weil sie zu klein sind. Die meisten überleben das nicht. Mehr als 40 Fischarten, unter ihnen Haie und Rochen, laufen Gefahr, in den nächsten Jahren ganz aus dem Mittelmeer zu verschwinden. Nach dem roten Thunfisch, der in Monaco schon vor Jahren von den Speisenkarten verbannt wurde, darf der Schwertfisch seit 2017 auch nur noch in gewissen Mengen gefangen werden. Das ProJANUAR / FEBRUAR 2019
blem: Wer hält sich wirklich daran? Und wer kontrolliert die unzähligen Freizeitfischer, deren Fang laut Guidetti immerhin mehr als zehn Prozent der weltweiten Ausbeute ausmacht – Tendenz steigend.
Freizeitfischer leeren das Mittelmeer Allein in den Alpes-Maritimes machen die Freizeitfischer nach Angaben des Forschers 70 Prozent des Fischfangs aus. Von der Dunkelziffer gar nicht zu reden. In der Region Provence-AlpesCôte d’Azur (PACA) gibt es heute noch 900 professionelle Fischer. Sie werden vom Fischereiverband kontrolliert – ganz im Gegensatz zu den Freizeitanglern. Die Referenten sind sich einig: Ein Gesetz zur Regulierung dieses «Sports» ist dringend notwendig. Aus dem Publikum kommt Gegenwind, offensichtlich von anwesenden Hobby-Fischern. Die Diskussion wird mit vehementem südlichem Temperament geführt. An der besorgniserregenden Situation des Fischfangs ändert sie nichts.
«Leider wildern immer noch zu viele Jäger unter Wasser, und extrem rare Arten sind vielleicht für immer verschwunden.» Die Rückkehr des Zackenbarsches ist also nur ein kleiner Lichtblick, der von der bedrohlichen Situation des Fischbestands im Mittelmeer und auch weltweit nicht ablenken kann. Die Gier des Menschen ist immens. Haben wir bald keinen Fisch mehr auf dem Teller? Diese bange Frage können die Wissenschaftler nicht eindeutig beantworten, doch unterstreichen sie die Wichtigkeit des mediterranen Fischfangs unter anderem für die kulturelle Identität der Gegend. «Es liegt auch am Verbraucher, welche Fischart er wählt», so Guidetti. Verantwortungsvolles Einkaufen ist vielleicht ein Tropfen auf den heißen Stein, aber immerhin. *Der Verein «Centre de Découverte du Monde Marin» wurde 1991 von einer Gruppe passionierter Taucher in Nizza gegründet.
Gute Nachricht: Der Zackenbarsch ist zurück Eine einigermaßen gute Nachricht gibt es dennoch: «Der Zackenbarsch ist wieder da», freut sich Meeresbiologe Jean-Michel Cottalorda. «Und wenn der zurückkommt, stimmt das Ökosystem.» In den 1980er-Jahren war der mérou im Mittelmeer fast nicht mehr anzutreffen. Heute kann man, so Cottalorda, bis zu 200 Tiere bei einem einzigen Tauchgang erspähen – allerdings nur in geschützten Meereszonen wie beispielsweise am Archipel des Embiez. Außerhalb sind es höchstens fünf oder sechs Fische, von denen es über 80 verschiedene Arten gibt und die bis zu einem Meter groß werden können.
VERANTWORTUNGSBEWUSST FISCH KAUFEN Sie möchten nicht auf Fisch verzichten, aber die konventionelle Fischerei nicht weiter anheizen? auf www.wwf.de finden Sie eine nachhaltige entscheidungshilfe für den Fischkauf, Stichwort «einkaufsratgeber».
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Geschichten aus dem Midi Von HANNELORE SALINGER
Zwei Gläschen täglich ... ehmen Sie zwei Tabletten dreimal täglich mit etwas Wasser.» Das hörte Sabine nun bereits vom dritten Arzt, und immer waren es neue Medikamente, die jeder Depression den Garaus machen würden, frisch auf dem Markt und mit durchschlagender Wirkung. Sie halfen alle nichts. Sabine war unglücklich, litt wegen ihrer Scheidung, unter Einsamkeit und am meisten unter sich selbst. Der vierte Spezialist, ein Mann über 60, hörte ihr lange zu, ohne zu unterbrechen. Dann sagte er bedächtig: «Werfen Sie sämtliche Pillen weg und nehmen Sie künftig keine mehr! Ich schreibe Ihnen ein neues Rezept aus und garantiere Ihnen dessen Wirkung. Allerdings werden Sie es in keiner Apotheke bekommen.» Auf der Straße las Sabine das Rezept: Drei Wochen lang täglich zum Abendessen zwei Gläschen Rotwein einnehmen. Und das auf einer Terrasse an der Côte d’Azur mit blick aufs Meer. So ein Volltrottel, dachte sie. Aber warum eigentlich nicht? Schließlich hatte sie nichts besseres zu tun und schon gar nichts zu verlieren. Ein paar Wochen später bezog sie ein Ferienhaus im Hinterland von Saint-Tropez. Jeden Abend ging sie zum Essen ins gleiche Restaurant, es lag direkt am Meer und war immer rappelvoll. Sie lernte Leute kennen, und nach einer Woche bereits hatte sie gleich zwei Jobs, beide ehrenamtlich: zweimal pro Woche fuhr sie eine ältere Frau zur Massage, anschließend landeten sie im Café und danach schob Sabine die Dame im Rollstuhl über die Shopping-Meile. An zwei weiteren Tagen ging sie, die noch nie ein Haustier besessen hatte, stundenlang mit TierheimHunden Gassi. Und dann war da noch Antoine. Hätte sie ihn ihrer Mutter vorgestellt, die hätte glatt der Schlag getroffen. Ein Maler und Musiker, jünger als sie und mit seiner lockigen Mähne überaus attraktiv. Vor allem aber war er ein Lebenskünstler, ein Netter noch dazu. Sabine dachte über Dinge nach, an die sie bisher keine Gedanken verschwendet hatte. Ihr wurde klar, dass es Lebewesen gab, die we-
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sentlich schlechter dran waren als sie, und andere, die das beste aus ihrem Leben machten. Sie verlängerte ihren Urlaub um zwei Wochen. Auf der Rückfahrt saß Zeus neben ihr, der größte, hässlichste und mit Abstand liebste Hund, den sie finden konnte. Auf der Rückbank lag das Abschiedsgeschenk von Antoine, ein farbenfrohes Gemälde, daneben eine Kiste guten Rotweins. Zurück in Hannover ging sie in die Praxis, um
sich für das Super-Rezept zu bedanken, aber auf dem Türschild stand ein anderer Name. «Der alte Doktor ist nun in Rente», sagte die Sprechstundenhilfe bedauernd. «Der wohnt jetzt irgendwo in Südfrankreich.» Recht hat er, dachte Sabine. Und genau so mache ich das auch. Im März 2017 bezogen Sabine und Zeus ihr neues Domizil in der Nähe von Ramatuelle. Es geht eben nichts über einen guten Arzt ...
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© Sunny studio / Shutterstock.com
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Inhalt Glücklich trotz Schule? Neurobiologe Gerald Hüther im rZ-Gespräch
60 Positive Erziehung Wie geht das?
Möge der Nachwuchs gedeihen! Spaß an der Schule ist der beste Motor für nachhaltiges Lernen. Wir versuchen in diesem Special zu ergründen, was Kinder und Jugendliche motiviert und was ihren entdeckergeist eher hemmt. außerdem werfen wir einen Blick auf Hochschulen in Südfrankreich und stellen interessante Sprachschulen vor.
62 Spaß am Lernen finden Wie die iBS of Provence Weltbürger ausbildet
63 Ecole Polytech Fachkräfte für den Technologiepark
64 30 Jahre IUM Monacos internationale Uni feiert Geburtstag
65 Aufgelistet adressen internationaler Schulen & Hochschulen
66 Gelebte Sprache Französisch lernen mit bewährter alternativer Methode
67 Campus International Sprachferien am Strand
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GLÜCKLICH TROTZ SCHULE!?
den anderen alles lernen, was sie für ihr Leben brauchen. Das machen sie ja am Anfang, vor der Schuleinführung, auch so. Und wenn es so weitergehen soll, dann müsste die Schule ein ganzes Dorf oder ein ganzer Stadtteil sein. Je mehr dort los ist und je vielfältiger die Welt dort ist, desto mehr gibt es dort für sie zu lernen. Es ist schwer zu sagen, welche Aufgabe Schulen heutzutage wirklich haben. Sind sie Aufbewahrungsorte für die Kinder berufstätiger Eltern? Oder Erziehungsanstalten für diejenigen, deren Eltern sich nicht um sie gekümmert haben? Sind sie Sortiereinrichtungen, in denen es darum geht, die besten herauszulesen und auf weiterführende bildungseinrichtungen zu schicken? Oder dienen sie womöglich nur der Nachzucht einer neuen Generation von Leuten, die das jeweilige gesellschaftliche, ökonomische oder politische System stabilisieren? Wir müssten uns entscheiden, was davon Schule wirklich sein soll. Dann wäre es ziemlich einfach, sie auch genau dafür zu optimieren.
«DIE IDEALE SCHULE GIBT ES NICHT» Damit Kinder was von ihrer Schulzeit haben, müssen sie mit Spaß bei der Sache sein. Sie brauchen vielfalt, ein wohlwollendes Umfeld und die Möglichkeit, ihrer entdeckerlust nachzugehen, sagt Neurobiologe Gerald Hüther im Gespräch mit der rivieraZeit.
Wer sich mit Ihrer Forschungsarbeit und Ihren Thesen zu kindgerechtem lernen auseinandersetzt, will sein kind sofort aus der «normalen» Schule nehmen. Zu Recht? Es würde ja völlig reichen, wenn Eltern ihr Kind erst nehmen und wirklich herauszufinden versuchen, ob es gern in die Schule geht. Ob es sich dort wohl fühlt und gern lernt, ob es dort Lehrer gefunden hat, die ihm ein Vorbild sind und von denen es etwas lernen will. Das werden Kinder nicht von sich aus sagen. Und wenn man sie danach fragt, werden sie wahrscheinlich etwas antworten, das ihre JANUAR / FEBRUAR 2019
Neurobiologe Gerald Hüther © Josef Fischnaller
ihre Eltern nicht allzu sehr verstört. Kinder lieben ihre Eltern und sind bereit, ziemlich viel auf sich zu nehmen, um sie glücklich zu machen. Es geht also gar nicht darum, ob die Schule optimal ist oder ob sie nach den neuesten Erkenntnissen arbeitet. Es ist viel einfacher. Es geht nur darum, ob ein Schüler das Gefühl hat, dort in die schulische Gemeinschaft aufgenommen, also mit den anderen verbunden zu sein, und gleichzeitig als autonomes Subjekt und mit kompetenter Unterstützung durch die Lehrer den eigenen Lernprozess selbst gestalten kann. Wenn das beides der Fall ist, dann gehen Kinder gern in die Schule und dann lernen sie dort auch genug. Wenn das nicht der Fall ist, haben sie ein ziemlich großes Problem. Und dann müssten sich die Eltern fragen, wie sie ihr Kind bei der Lösung dieses Problems unterstützen können. Wenn Kinder mit einem solchen Problem in die Schule gehen müssen, werden sie dort keine der angebotenen Lernmöglichkeiten nutzen können. Denn es führt im Gehirn zur Aktivierung der gleichen Netzwerke, die auch dann aktiv werden, wenn das Kind körperlichen Schmerz erleidet. Da kann ja auch niemand etwas lernen, außer was er tun sollte, damit der Schmerz aufhört. Wie sieht Ihrer Meinung nach die ideale Schule aus? Die gibt es nicht. Schulen sind immer nur ein notdürftiger Ersatz für eine Gemeinschaft, in die Kinder hineinwachsen und in der sie von
Wie sieht sie garantiert nicht aus? Sie haben in einem anderen Interview mal gesagt, dass «Schulen leidenschaftslose pflichterfüller produzieren» … Wenn eine Gesellschaft leidenschaftslose Pflichterfüller braucht, dann sollte sie dafür sorgen, dass die Schüler in den Schulen möglichst wenig selbst entdecken und gestalten können. Alles sollte genau vorgeschrieben sein und abgearbeitet werden müssen. Und diejenigen, die solche Aufgaben dann am besten erfüllen, sollten dafür dann auch entsprechende belohnungen in Form guter Noten bekommen. Wenn eine Gesellschaft aber lieber kreative Gestalter und Querdenker mit innovativen Ideen aus ihren Schulen hervorbringen möchte, dann wird das kaum gelingen, wenn sie den Schülern nicht auch genügend Raum und Möglichkeiten bietet, um ihrer Entdeckerfreude und Gestaltungslust nachzugehen. Und wenn es vor allem darum geht, dass die Kinder und Jugendlichen ordentlich aufbewahrt und beschäftigt werden, während ihre Eltern arbeiten, dann wären dafür eigentlich keine pädagogischen Konzepte und Vorgaben notwendig. Was sollte eine Schule vermitteln? Was sollte die Schule aus den Schülern machen? Eine Schule kann gar nichts aus den Schülern machen. Auch die Lehrer nicht. Sie können nur mit ihrer ganzen pädagogischen Kompetenz dafür sorgen, dass die Schule zu einem Ort wird, den die Schüler gern aufsuchen, weil sie dort so viel lernen können. Denn die einzigen, die etwas aus sich machen könnten, sind die Schüler selbst. Aber wenn die ihre Freude am Lernen erst einmal verloren haben, machen sie dann eben nichts mehr aus sich. Dann beschränkt sich ihr Interesse auf die Freizeitgestaltung.
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Wie kann in Schulen die kreativität von kindern und Jugendlichen gefördert werden? Die Kreativität junger Menschen lässt sich nicht fördern, nur unterbinden oder gar ersticken. Oft geschieht das schon vor der Einschulung, meist in den ersten beiden Schuljahren, weil die Kinder die Erfahrung machen, dass ihre Ideen nicht erwünscht sind, ihre Phantasien nicht zu den Vorstellungen der Erwachsenen passen und ihre Gestaltungsfreude diese Erwachsenen oder den Unterricht eher stört. Und dann unterdrücken sie eben ihre eigene Kreativität. Es ist recht schwer, sie später noch einmal wiederzuerwecken. «Wir zeigen jungen Menschen, was in ihnen steckt. Dafür gibt es leider immer noch kein Schulfach» – steht auf der Seite Ihrer «Akademie für potentialentfaltung». Wie würde dieses Schulfach denn aussehen? Diese Hero-Society-Initiative kommt aus Leipzig, und die Verantwortlichen machen mit den Schülern in Schulen etwas, was denen richtig Freude macht. Rappen zum beispiel oder Graffiti-Sprayen oder Theaterspielen, also etwas, das sie wirklich begeistert. Dabei lernen sie dann auch unglaublich viel, eben vor allem, was sie selbst wirklich «draufhaben», wie sie das nennen. Manche finden das so gut, dass sie es weiterentwickeln und zu ihrem beruf machen wollen. Und fangen dann auch wieder an zu lernen, was in der Schule im normalen Unterricht angeboten wird. kennen Sie sich im französischen Schulsystem aus, dem man nachsagt, es hinke noch Jahre hinter dem deutschen hinterher? Stichworte: Einpauken von Stoff, ständige lernkontrollen und leistungsvergleiche, wenig Raum für eigenes Entdecken, ein rein auf Noten basiertes System, das schlechten Schülern früh die Zukunft verbaut … klingt nach «Verhinderung von potentialentfaltung» par excellence. Wie beurteilen Sie das System? Ich kenne das französische Schulsystem nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob es noch problematischer als das deutsche ist. In Deutschland legt ja die Regierung eines jeden bundeslandes jeweils eigene bildungsrichtlinien fest – und das immer wieder neu, wenn eine andere Partei die nächste Wahl in diesem bundesland gewinnt. Dadurch bleibt die bildungslandschaft sehr uneinheitlich und wird immer wieder aufgemischt. Wenn ein bundesland einen Weg einschlägt, der sich als ungeeignet erweist, trifft das nicht gleich alle Schüler im ganzen Land. Und es korrigiert sich dann auch leichter, spätestens mit der nächsten Wahl. In Frankreich ist das alles sehr zentralistisch geregelt, wenn da etwas in
eine ungünstige Richtung läuft, dauert es viel länger, bis es wieder korrigiert werden kann. Was müsste sich als allererstes ändern – egal, ob in deutschen oder französischen Schulen? Es dürfte künftig kein einziges Kind in der Schule mehr seine angeborene Entdeckerfreude und Gestaltungslust, also seine Freude am Lernen verlieren. Mehr braucht es eigentlich nicht. Und was ist daran so schwierig? Was soll denn aus Frankreich werden, wenn künftig lauter junge Leute aus der Schule kommen, die so große Freude am eigenen Entdecken und am gemeinsamen Gestalten haben, dass sie nicht mehr darauf warten, was ihnen alles angeboten wird? Die sind als willfährige Konsumenten nicht mehr zu gebrauchen, auch nicht mehr als leicht manipulierbares Wahlvolk und auch nicht als unreflektierte Nutzer digitaler Medien. Die sind für alle Werbestrategen ein Totalausfall. Also ist es besser, es bleibt in den Schulen alles so, wie es ist. Oder? Wenn schon die Schule nicht so agiert, wie es zur Entfaltung der kinder wünschenswert wäre – wie können Eltern ihre kinder unterstützen, damit sie zu kreativ denkenden köpfen und glücklichen, erfüllten lebewesen werden? Ich bin ziemlich sicher, dass das die meisten Eltern ja versuchen. Die unterstützen dann ihre Kinder, dass sie die Schule möglichst mit bestnoten abschließen, wollen sie zu Höchstleistungen bringen und ihnen den Weg für eine erfolgreiche Karriere ebnen. Es kann aber sein, dass ihr Kind dann später, wenn es erwachsen ist und es in den Augen der Eltern tatsächlich zu «etwas gebracht» hat, gar nicht glücklich ist. Dass all sein Erfolg gar nicht zur Folge hat, dass es dann auch ein erfülltes Leben führt. Deshalb wäre es gut, wenn die Eltern sich vorher überlegen, was ihr Kind wirklich für ein glückliches und erfülltes Leben braucht. Vielleicht müsste es sich einfach nur bedingungslos geliebt fühlen. Wie finden kinder und Jugendliche in der heutigen komplexen, schnelllebigen, social-media-durchdrungenen digitalisierten Welt ihren Weg zum richtigen Beruf? Wenn sie wissen, was sie wollen, ist das kein Problem. Aber damit sie das herausfinden, müssten sie auch genügend Gelegenheit haben, das Leben in all seinen Facetten kennenzulernen. Und zwar von Anfang an, nicht erst, wenn sie aus der Schule kommen. In den Schulen geht das ja auch nicht. Es sei denn, wir verwandeln das, was wir heute Schule nennen, in einen Ort, an dem dann aber auch ein anderes Anliegen verfolgt wird.
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Wenn man nun schon erwachsen ist, ist man noch «zu retten»? Was kann man auch im reiferen Alter tun für seine eigene potentialentfaltung? Das ist ja die beste Nachricht der Gehirnforscher: Das menschliche Gehirn ist zeitlebens plastisch, also umbaufähig. Deshalb ist es nie zu spät, um im Leben noch einmal etwas Neues anzufangen, wieder – wie damals als Kind – etwas zu entdecken und sich für etwas zu begeistern und das dann – mit all den inzwischen erworbenen Kompetenzen – auch konsequent umzusetzen. Das geht alles, auch bis ins hohe Alter, aber nur dann, wenn jemand es wirklich will. Das Gespräch führte Aila Stöckmann
ZUR PERSON Prof. Dr. Gerald Hüther ist Neurobiologe. Seit Beendigung seiner Hochschullaufbahn vor gut zwei Jahren widmet er sich mit ganzer Kraft der von ihm initiierten «akademie für Potentialentfaltung». Die wichtigsten etappen seiner akademischen Laufbahn: Biologiestudium, Forschungsstudium und Promotion an der Universität Leipzig, Habilitation an der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen. Wissenschaftliche Tätigkeit am Zoologischen institut der Universität Leipzig und Jena, am Max-Planck-institut für experimentelle Medizin Göttingen und an der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen. Wissenschaftliche Themenfelder: einfluss früher erfahrungen auf die Hirnentwicklung, auswirkungen von angst und Stress und Bedeutung emotionaler reaktionen. er ist autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und populärwissenschaftlicher Darstellungen. in seiner Öffentlichkeitsarbeit geht es ihm um die verbreitung und Umsetzung von erkenntnissen aus der modernen Hirnforschung. er versteht sich als «Brückenbauer» zwischen wissenschaftlichen erkenntnissen und gesellschaftlicher bzw. individueller Lebenspraxis. Ziel seiner aktivitäten ist die Schaffung günstigerer voraussetzungen für die entfaltung menschlicher Potentiale. www.gerald-huether.de www.akademiefuerpotentialentfaltung.org www.wuerdekompass.de
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POSITIVE ERZIEHUNG: WIE GEHT DAS? 70 Prozent aller Eltern durchleben täglich Konflikte mit ihrem Nachwuchs
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ine gute Erziehung hat Eltern schon immer Kopfzerbrechen bereitet, wobei die Definition einer solchen sich im Laufe der Zeit ständig gewandelt hat. Gut erzogen, heißt das: gehorsam? Angepasst? Angstfrei? Selbstbewusst? Nie war die Kindererziehung so komplex wie heute. Die Welt ändert sich mit rasanter Geschwindigkeit, die Pädagogik darf nicht hinterherhinken. Eine Veranstaltung in Nizza über «Positive Erziehung» zeigte kürzlich, wie groß die Verunsicherung und das Interesse an den damit verbundenen Fragen ist: Im Kongress-Saal des MAMAC war kein Platz mehr frei. Eltern, Lehrer, Kindergärtnerinnen oder Sozialarbeiter – sie alle sind täglich mit Problemen konfrontiert, die sich schon im frühesten Alter manifestieren können und denen sie oft hilflos gegenüberstehen. Daher setzt der Veranstalter des Gesprächsabends, das 2004 gegründete Unternehmen people&baby, auf professionell geführte Krippen für die ganz Kleinen. In Frankreich, wo die Mütter – Schuldgefühle hin oder her – meistens schon bald nach der Geburt wieder im Job sind, hat die Firma eine Marktlücke gefunden, die sie stetig ausbaut. Heute verfügt sie über 330 Kitas im ganzen Land (30 davon in der Region PACA), wo insgesamt 3850 Mitarbeiter täglich 9000 Schützlinge unter ihren Fittichen haben. Durch Notfall-betreuung und die Zusammenarbeit mit mittlerweile 600 Unternehmen und 80 Stadtverwaltungen sollen der Alltag vereinfacht und der Stress der Eltern abgebaut werden, was wiederum dem Kind zugutekommt. Nachhaltigkeit; biologische Ernährung und vor allem das pädagogische Konzept zum Wohl des Kindes gehören zu den Erfolgsrezepten von people&baby. «Wir ermöglichen dem Kind, diese vielfältige Welt in aller Sicherheit vertrauensvoll und heiter zu entdecken», erklärt Mitbegründerin Odile broglin. «Uns liegen sein Wohlbefinden, die Erweckung all’ seiner Sinne und seine individuelle Entfaltung besonders am Herzen. Ebenso wichtig ist aber auch die innere Ausgeglichenheit von Eltern und betreuern.» So lernen zum beispiel die Kleinen schon sehr früh, ihre Emotionen zum Ausdruck zu bringen und sie zu bewältigen. Neu in der Unternehmensstrategie: 2017 wurden in Paris zweisprachige Krippen (mit Spanisch, Italienisch, Englisch und Deutsch) erJANUAR / FEBRUAR 2019
öffnet, besonders für ausländische Eltern interessant. Demnächst soll dieses Angebot auf Sophia-Antipolis erweitert werden. Wie wichtig gerade die ersten Lebensjahre für die spätere Entwicklung sind, ist bekannt. Wie aber dem Druck der Gesellschaft begegnen, in der viele Kinder schon mit acht oder gar früher ein eigenes Handy besitzen und oft unkontrolliert im Web unterwegs sind? Ein junger Vertreter von Radio Pitchoun, ein Radio für Kinder zwischen drei und zwölf zwischen Menton und Toulon, betritt die bühne. Er spricht von «vernetzter Kindheit» und schockt mit Zahlen: Ein- bis Sechsjährige verbringen durchschnittlich 4,37 Stunden pro Woche im Internet beziehungsweise am Handy. Über 50 Prozent der 11- bis 18-Jährigen sind in einem oder mehreren sozialen Netzwerken registriert, 58 Prozent veröffentlichen Fotos von sich, der Familie und Freunden. Als Gegenmittel spricht der eloquente Mann von Medien ohne bildschirm, von erzieherisch wertvollem und kontrolliertem Inhalt sowie
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intelligentem und gemäßigtem Gebrauch des Webs. Leichter gesagt als getan. Das Publikum erfährt auch, dass es im kindlichen Gehirn etwa eine billiarde Synapsen, also Kontaktstellen zwischen Nervenzellen, gibt – zehnmal so viel wie alle Internet-Verbindungen weltweit zusammen. Was ein Erziehender nie vergessen sollte: Alle Interaktionen mit dem Kind, negative wie positive, hinterlassen eine Spur und bilden das Fundament für die weitere Entwicklung. Kinder spüren Dinge, die Erwachsene nicht spüren. Ihr emotional gesteuertes Hirn braucht Empathie und Trost, denn sie sind noch nicht in der Lage, sich zu beherrschen. 70 Prozent aller Eltern durchleben täglich Konflikte mit ihrem Nachwuchs. Oft zweifeln sie ihre Kompetenz als Erziehende an. An der eigenen Geschichte zu arbeiten und sich vom Mythos der perfekten Mutter oder des perfekten Vaters zu befreien, hilft in vielen Fällen. Kinder brauchen innere Sicherheit, keine Perfektion. Auch sollte man nicht zu streng mit sich selbst ins Gericht gehen und die Urteile der anderen ignorieren. Seinen Spross mit anderen zu vergleichen, bringt nichts. Jedes Kind ist anders und hat seinen eigenen Rhythmus. Positive Erziehung – das ist ein Zusammenspiel von Regeln und Grenzen, deren Überschreitung Konsequenzen mit sich ziehen muss. Ein Zusammenspiel von Kommunikation und der Kunst des Zuhörens ohne ständige Nörgelei und Vorwürfe. Positive Erziehung ist aber auch gegenseitiges Vertrauen, Solidarität, Motivation und Mitgefühl. Und wenn Ihr wunderbares Kind Sie dann doch bis aufs blut reizt, gibt es einen ziemlich gut funktionierenden Tipp: kurz den Raum verlassen und ein großes Glas Wasser trinken … ph
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Foto oben Gelegen zwischen Aix und Marseille, bestehend aus hochmodernen Gebäuden: die International Bilingual School of Provence © IBS Foto links Wendy Heinicken, an der IBS zuständig für die Aufnahme neuer Schüler © IBS
SPASS AM LERNEN FINDEN! Die IBS of Provence bildet Weltbürger aus Seit mehr als 30 Jahren führt die International Bilingual School of Provence, kurz IBS of Provence, ihre Schüler zweisprachig – in englisch und Französisch – zum Schulabschluss. Neben der heute so wichtigen internationalen, interkulturellen ausbildung profitieren die Schüler hier davon, wie Zweisprachigkeit per se auf Menschen wirkt: Sie macht sie schlauer.
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ie in Luynes bei Aix-en-Provence gelegene internationale Privatschule zählt aktuell mehr als 750 Schüler zwischen 2 und 18 Jahren aus gut 75 Nationen, die hier – unter anderem – bis zum internationalen Abitur geführt werden. Englisch und Französisch werden parallel gesprochen, sowohl im Unterricht als auch in der Freizeit. Kleine Klassen von etwa 16 Schülern, neue Gebäude, eine große bandbreite an Sportstätten (u.a. Tennisplätze, Schwimmbad, Turnhalle, Fitness- und Yogaraum, Golf-Simulator, Fußballplatz) und sogar ein eigener Radiosender gehören zu den weiteren besonderheiten der Schule. So viel zu den «harten» Faktoren. Wie aber sieht der Unterricht an der IbS aus? «Wir versuchen, das beste aus allen Schulsystemen herauszugreifen, auch aus dem französischen», sagt Wendy Heinicken, verantwortlich für die Aufnahme neuer Schüler. «Das perfekte System gibt es nicht. Für uns sind überschaubare Klassengrößen wichtig, ebenso wie Sport und kreative Fächer für die umfassende Entwicklung eines Kindes unerlässlich sind. Zwischen Eltern, Lehrern und Verwaltungsmitarbeitern gibt es bei uns einen engen
Kontakt, um bestmöglich auf die bedürfnisse unserer Schüler reagieren zu können.» Schulstoff komme eine große bedeutung zu, wobei das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen immer im Auge behalten werde: «Uns geht es um die ganzheitliche Entwicklung der Schüler.» Eine moderne Schule, so die IbS-Mitarbeiterin, biete ihren Schülern eine sichere Umgebung, in der sie sich sowohl intellektuell als auch sozial bestmöglich entwickeln können. «Zu unseren Überzeugungen an der IbS zählt, dass der Spaß am Lernen ein Geschenk fürs Leben ist. Damit die Schüler diese Lust entdecken, müssen sie sich wertgeschätzt, ermutigt und respektiert fühlen.» Hinzu komme an der IbS der multikulturelle Kontext: «Er sorgt für Toleranz und Verständnis für andere, was in der heutigen global vernetzten Welt essentiell ist.» Auch deshalb kämen Sprachen an der Schule eine so große bedeutung zu. So würden an der IbS neuerdings Sprachen wie Chinesisch oder Russisch schon in der dritten Grundschulklasse angeboten. Weitere Fächer wie internationale Politik für die älteren Schüler runden das Unterrichts-Angebot ab. Damit die Jugendlichen schon früh einen
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Überblick darüber erhalten, was sie nach der Schule an Universitäten und im beruf erwartet, veranstaltet die IbS jedes Jahr einen «University/Career Day». Vertreter bestimmter berufsgruppen, etwa Ärzte, Anwälte, Künstler, Wissenschaftler, berichten den Schülern aus ihrem beruf, aber auch Universitäten aus diversen europäischen Ländern sowie den USA stellen sich vor. Das ganz objektiv gewichtigste Argument für eine bilinguale Schule bleibt das Nebeneinander zweier Sprachen. «Eine zusätzliche Sprache wie etwa Englisch zu beherrschen, ist in der heutigen globalisierten Gesellschaft nicht nur nützlich, sondern erweitert erwiesenermaßen die intellektuellen Kapazitäten und schützt im Alter möglicherweise vor Demenz», sagt Wendy Heinicken. Sie zitiert die New York Times, die kürzlich schrieb: «Zweisprachig zu sein, so hat sich herausgestellt, macht schlauer. Zweisprachigkeit kann einen tiefgreifenden Einfluss aufs Gehirn haben und dabei auch kognitive Fähigkeiten verbessern, die mit Sprache nichts zu tun haben.» Erweiterte geistige Verarbeitungsfähigkeiten, ein besseres Gedächtnis, größere mentale Flexibilität, bessere interkulturelle Fähigkeiten bis hin zu einer besseren Gesundheit zählen zu den wissenschaftlich erwiesenen Resultaten einer Zweisprachigkeit. An der IbS of Provence wird die Internationalität regelrecht gelebt. Schüler lernen hier nicht nur von ihren Lehrern, sondern auch von den Klassenkameraden. Das Aufeinandertreffen von Sprachen und verschiedenen Kulturen fördere, so Wendy Heinicken, die Entwicklung einer «internationalen Haltung» bei den Schülern. «Und daran ‚wachsen‘ sie.»
BEWERBUNG Bewerben kann sich jeder; unter anderem sind die letzten Zeugnisse und ein Motivationsschreiben gefordert. aktuell gibt es eine Warteliste für die meisten Klassen, Bewerbungen für das kommende Schuljahr 2019/20 werden jedoch noch entgegen genommen. Die Gebühren für die unabhängige Privatschule entsprechen denen an gängigen Privatschulen in england.
THE INTERNATIONAL BILINGUAL SCHOOL OF PROVENCE (IBS) Domaine des Pins – aix-en-Provence 500 route de Bouc-Bel-air F-13080 Luynes Tel: +33 (0)4 42 240 340 Fax: +33 (0)4 42 240 981 www.ibsofprovence.com JANUAR / FEBRUAR 2019
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«ES FEHLT AN INGENIEUREN» Hochschule im Aufwind Von AILA STöCkMANN im Technologiepark Sophia-antipolis mangelt es an Fachkräften. Deshalb will die renommierte lokale Ecole Polytech ihre absolventenzahl so bald wie möglich verdoppeln. Porträt einer ingenieurschmiede.
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er blick vom Campus SophiaTech ist so, wie man ihn sich an der Côte d’Azur wünscht. Nach vorne reicht er bis zum Meer, im Rücken erheben sich am Horizont die berge; rundherum dominiert Grün. Rund 5000 Menschen gehen hier werktags ein und aus, vor allem Studenten, Forscher und wissenschaftliche Mitarbeiter. Der hochmoderne Komplex aus kastenförmigen Gebäuden, die mit der Landschaft verschmelzen, bietet erstklassigen wissenschaftlichen Einrichtungen eine Heimstatt – darunter verschiedene Fachgebiete der Uni Nizza-Sophia, die private Telekommunikations-Hochschule Eurecom, Forschungseinrichtungen wie das nationale Institut Inria und die staatliche Ingenieur-Hochschule Polytech Nice SophiaAntipolis.
Für die Ingenieurs-Elite von morgen Letztere – wie Eurecom eine sogenannte Grande Ecole – gehört verwaltungstechnisch zur Uni Nizza Sophia-Antipolis, vor allem aber zum nationalen Netz aus 14 Polytech-Standorten, an denen ein Teil der französischen Ingenieurs-Elite von morgen ausgebildet wird. Im nationalen Ranking unter 164 IngenieursHochschulen belegt die Hochschule im Technologiepark einen Platz im ersten Drittel. Nicht selten haben die Absolventen schon vor ihrem Diplom einen Arbeitsvertrag so gut wie in der Tasche. In fünf Jahren werden Studenten hier zum Master-Abschluss («bac +5») in einer von sieben Spezialisierungen geführt: bauingenieurwesen, biotechnik, Wasserbautechnik, Elektroingenieurwesen für sich oder gekoppelt mit Prozessinformatik, reine Informatik sowie angewandte Mathematik. Studenten beginnen entweder direkt nach dem Abitur mit dem zweijährigen allgemeinen Vorbereitungskurs «cycle préparatoire intégré» oder steigen nach zwei Jahren quer ein – und entscheiden sich dann für eine der dreijährigen Spezialisierungen. Auch die übrigen Polytechs im Hexagon mit insgesamt 70 Fachrichtungen stehen erJANUAR / FEBRUAR 2019
folgreichen prépa-Absolventen offen. Die Zulassung zum Studium an der Polytech erfolgt überwiegend nach Noten im concours: die besten Schüler haben die größten Chancen auf Aufnahme. Mit dem Informatik-Professor Alexandre Caminada ist im Herbst 2017 ein neuer Direktor der Ingenieurschmiede an die Côte d’Azur gekommen. Für sein Mandat von zunächst fünf Jahren hat er sich viel vorgenommen. Vordringlichstes Ziel: die Zahl der Polytech-Studenten in Sophia-Antipolis innerhalb der nächsten zehn Jahre von aktuell 1500 auf 3000 zu verdoppeln. «Pro Jahr wollen wir eine Absolventenzahl von 600 erreichen», sagt der Direktor. «Denn der bedarf ist enorm: Alle Unternehmen hier im Technologiepark Sophia-Antipolis monieren, es fehle an Ingenieuren.»
Bald kompetenz-Zentrum für künstliche Intelligenz? Damit die Studentenzahl derart wachsen kann, muss die Infrastruktur mitwachsen – und das geht, zumal an einer Hochschule, die finanziell am Tropf des Staates hängt, nicht von heute auf morgen. Die Räumlichkeiten auf dem Campus SophiaTech müssen erweitert werden, erklärt der Direktor, neue Studentenwohnheime gebaut und für eine bessere Verkehrsanbindung gesorgt werden. Eine große Erleichterung dürfte die Inbetriebnahme der «bustram» aus Antibes werden, die für Ende 2019 geplant ist und deren Endstation sich direkt vor dem Campus befindet. Auf eine beachtliche Finanzspritze hofft Caminada dank der Entscheidung Macrons, eines von frankreichweit vier Kompetenzzentren für künstliche Intelligenz in Sophia-Antipolis anzusiedeln. Dass es der Polytech an der Côte d’Azur auf absehbare Zeit an Studenten mangeln könnte, ist wiederum undenkbar. Zu viele Trümpfe sprechen für den Standort. Die vier wichtigsten sind für Direktor Caminada: Die doppelte Zugehörigkeit einerseits zur Universität Nizza Sophia-Antipolis und andererseits zum nationalen Netzwerk der 14 staatlichen Polytech-Schulen.
Alexandre Caminada, Direktor der Polytech Nice Sophia-Antipolis © AS
Die Gegebenheiten vor Ort: Sophia-Antipolis verfügt allein über rund 40 000 Arbeitsplätze vor allem für Ingenieure aller Art. Schon während der verpflichtenden 28-wöchigen Praxiszeit im Laufe des Studiums knüpfen die Studenten wichtige Kontakte in die Arbeitswelt. Die internationale bindung: Die Hochschule verfügt über zahlreiche Partnerschaften mit ausländischen Unis. Jeder Student geht für mindestens zwei Monate ins Ausland. Die Interaktion mit dem Forschungs-Sektor schon allein durch die Präsenz verschiedener hochrangiger Forschungseinrichtungen auf dem Campus – so sei man in der Lehre immer am Puls der Zeit, so Caminada. Hinzu komme der finanzielle Aspekt. Während Studenten (oder deren Eltern) für ein Studium an einer privaten Ingenieursschule zwischen 8000 und 14 000 Euro pro Jahr an Studiengebühren aufbringen müssen, kostet das akademische Jahr an der Polytech in Sophia nur rund 600 Euro.
GRANDE ECOLE als Grande Ecole wird in Frankreich eine spezialisierte Hochschule bezeichnet, die Master-abschlüsse anbietet («bac +5») und an der ein bestimmtes Fach oder eine Gruppe verwandter Fächer unterrichtet wird. Grandes Ecoles gelten als die angesehensten Hochschulen des Landes, an denen die künftige Führungselite ausgebildet wird. im Prestige rangieren sie meist weit vor den Universitäten. ihr ansehen verdanken sie nicht zuletzt der strengen auslese: Um an der aufnahmeprüfung (concours) teilnehmen zu können, müssen interessenten nach dem abitur für zwei Jahre eine der höchst anspruchsvollen so genannten classes préparatoires (prépas) besuchen. erhalten sie durch den concours keinen gewünschten Studienplatz, können sie sich an einer Universität in der regel direkt ins dritte Studienjahr einschreiben. Dort gelten sie nicht als versager, sondern als Studenten mit soliden vorkenntnissen und hohem Potential.
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INTERNATIONALE IDENTITÄT 30 Jahre business School «International University of Monaco»
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ie International University of Monaco (IUM) feierte 2016 ihr 30-jähriges bestehen. Sie ist eine der wenigen business Schools an der Riviera, die alle Seminare in Englisch anbietet. Die IUM teilt die Werte des Fürstentums – wie das Streben nach Exzellenz und Harmonie bei Offenheit gegenüber der Welt. Die Universität bietet bachelor-, Masterund MbA-Studiengänge an.
Die IUM hat in den letzten drei Jahrzehnten eine starke internationale Identität entwickelt. Die Fächer werden von Professoren verschiedener Nationalitäten unterrichtet, und der Campus der IUM empfängt Studenten aus der ganzen Welt. Rund 20 Prozent unter ihnen sind Franzosen oder Monegassen und die restlichen 80 Prozent Studenten aus mehr als 60 verschiedenen Ländern. Die Universität bietet exzellent ausgerichtete Studiengänge an, die sich auf die in Monaco dominierenden Sektoren konzentrieren. Nach dem bachelor können die Studierenden zwischen fünf Masterstudiengängen in Luxury Management, Finance, Marketing of Luxury Goods & Services, Sports business Management und International Management wählen. Auch der MbA-Abschluss nimmt bezug auf die Hauptaktivitäten des Fürstentums, etwa in Form von Seminaren zu Luxus, Finanzen, Unternehmertum und Innovation. Ein weiterer Aspekt, der die Universität in Ein-
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klang mit den besonderheiten Monacos bringt, ist die Tatsache, dass die business School eine sehr überschaubare Größe hat. Das Fürstentum selbst fungiert fast wie ein Campus für die IUM. Die 650 Studierenden erhalten eine persönliche und qualitativ hochwertige betreuung, wobei die Universität, die über starke Verbindungen zur internationalen Geschäftswelt verfügt, zum Zentrum ihres Netzwerks wird. Da die Studieninhalte direkt mit den wirtschaftlichen Aktivitäten des Fürstentums verbunden sind, entstehen enge beziehungen zu vielen verschiedenen Unternehmen in Monaco. Fachleute aus den zahlreichen Unternehmen im Fürstentum halten Lehrveranstaltungen an der IUM ab, und Studierende absolvieren bei ihnen Praktika. Die IUM hat vor kurzem zwei neue Fachrichtungen entwickelt: eine auf dem Gebiet des Yachting in Zusammenarbeit mit dem Monaco Yacht Club und ein «Sandwich»-Programm mit dem Titel «Monaco banking & Financial Services», das in Zusammenarbeit mit dem Monaco Employment Service und verschiedenen Finanzinstituten des Fürstentums entwickelt wurde. Die Mission der Internationalen Universität von Monaco ist, zu einem exzellenten Image Monacos in der Welt beizutragen und selbst unaufhörlich nach Exzellenz zu streben. Die Hochschule ist auf dem besten Weg, die AACSb-Akkreditierung zu erhalten, die die angesehensten business Schools weltweit auszeichnet.
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Internationale Schulen & Hochschulen Schulen & Kindergärten
tel. +39 (0)10 56 43 34 segretim86@dsgenua.it www.scuolagermanica.it
Aix-en-Provence Ecole Privée Val Saint André 19 av. henri malacrida 13100 aix en provence tel. + 33 (0)4 42 27 14 47 ecolevsa@hotmail.fr www.ecole-val-saint-andre.fr
Grasse Institut Fénelon (mit englischem zweig) 7 avenue Yves emmanuel baudoin 06130 Grasse tel. +33 (0)4 93 40 60 59 www.institut-fenelon.org
International Bilingual School of Provence 500 petite route de bouc-bel-air, 13080 luynes/aix tel. +33 (0)4 42 24 03 40 www.ibsofprovence.com Antibes Ecole Montessori d’Antibes, Terre Enfantine les colonnes, 732 chemin des eucalyptus 06160 antibes Juan-les-pins tel. +33 (0)6 49 28 32 52/+33 (0)6 11 94 26 69 info@terre-enfantine.com www.terre-enfantine.com beausoleil Waldorf-kindergarten «Ecole Maternelle Privée Internationale» 403 ave prince rainier iii de mc 06240 beausoleil tel. + 33 (0)4 92 10 89 48 www.steiner-lebeausoleil.org biot collège de l’eganaude 3140 route des dolines 06410 biot tel. +33 (0)4 97 23 42 20 Cagnes-sur-Mer EIB International Bilingual School «Le Pain de Sucre» 43 chemin du pain de Sucre 06800 cagnes-sur-mer tel. +33 (0)4 93 73 70 41 www.eibcagnes.fr Fuveau (Pays d’Aix) Sainte-Victoire International School (SVIS) domaine chateau l’arc, chemin de maurel 13710 fuveau tel. +33 (0)4 42 26 51 96 infos@svis.fr www.svis.fr Genua Deutsche Schule Genua via mylius 1 16128 Genua - italien JANUAR / FEBRUAR 2019
Manosque Ecole Internationale 159 av du d. bernard foussier 04100 manosque tel. +33 (0)4 92 74 23 11 www.ecole-internationale.ac-aixmarseille.fr Monaco International School of Monaco 10-12 Quai antoine premier 98000 monaco tel. +377 93 25 68 20 www.ismonaco.org Mougins Ecole Saint Martin (internationale abteilung für ce2 und cm1 – 8 bis 10 Jahre) 841 chemin de la plaine 06250 mougins tel. +33 (0)8 99 18 77 03 Mougins School 615 ave docteur maurice donat, font de l’orme bp 401, 06251 mougins cedex tel: +33 (0)4 93 90 15 47 information@mouginsschool.com www.mougins-school.com Nizza ABC School (Maternelle und Primaire) 72 bd carnot 06300 nizza abc School (collège und lycée) 12 rue Gioffredo 06000 nizza tel. +33 (0)4 92 00 01 23 contact@abcschool.fr www.abc-schoolinternational.com EIB Collège-Lycée Int. La Fayette 10 av clemenceau 06000 nizza tel. +33 (0)4 93 62 00 29 www.ecolesbilingues.com EIB International Bilingual School «Le Pain d’Epice»
23 bd Gambetta 06000 nizza tel. +33 (0)4 93 44 75 44 www.eibnice.fr International School of Nice (ISN) 15 ave claude debussy 06200 nizza tel. +33 (0)4 93 21 04 00 www.isn-nice.com Montessori School Nice 312 ave de fabron 06200 nizza tel. +33 (0)6 14 74 53 05 contact@montessori-nice.fr www.montessori-nice.fr Pégomas EIB International Bilingual School «Le Pain de Sucre 3» la bergerie, 1257 route de Grasse 06580 pégomas tel. +33 (0)4 93 09 65 56 www.eibpegomas.fr Sophia-Antipolis Centre International de Valbonne (CIV) 190 rue frédéric mistral 06560 Sophia-antipolis tel. +33 (0)4 92 96 52 06 www.civfrance.com Ecole Bilingue Internationale Côte d’Azur (EBICA) 245 route des lucioles 06560 Sophia-antipolis tel. +33 (0)4 93 64 32 84 www.ebicaschool.com
06270 villeneuve-loubet tel. +33 (0)4 93 20 89 76
Hochschulen Marseille, Aix-en-Provence Université de la Méditerranée Aix-Marseille 58 bd charles livon 13284 marseille cedex 07 tel. +33 (0)4 91 39 65 00 www.univ-amu.fr Monaco International University of Monaco (IUM) 2 avenue albert ii mc-98000 monaco tel. +377 97 98 69 86 www.monaco.edu Nizza Centre international de formation européenne (CIFE) 10 avenue des fleurs 06000 nizza tel. +33 (0)4 93 97 93 97 cife@cife.eu www.cife.eu Edhec Business School 79 boulevard rené cassin 06200 nizza tel. +33 (0)4 93 18 99 66 Ipag, Wirtschaftsschule 4 boulevard carabacel 06000 nizza tel. +33 (0)4 93 13 39 00 www.ipag.fr
Ecole Bilingue Montessori «Les Colibris» 3735 route des dolines 06410 biot/Sophia-antipolis tel. +33 (0)4 93 63 29 96 info@colibrischool.fr www.colibrischool.fr
Université de Nice Sophia-Antipolis Grand château 28 avenue valrose; bp 2135 06103 nizza cedex 2 tel. +33 (0)4 92 07 60 60 unice.fr
Ecole Elémentaire Sartoux 160 promenade de la bouillide 06560 valbonne S.-antipolis tel. +33 (0)4 93 12 34 95 www.ac-nice.fr/ienvalbonne/sartoux
Sophia-Antipolis Skema Business School 60 rue dostoïevski 06902 Sophia-antipolis tel. +33 (0)4 93 95 44 44 www.skema.edu
Skholè le Golden tulip, cente d’affaires wtc2 120 route des macarons 06560 Sophia-antipolis www.skhole.net
Eurecom 2229 route des crêtes 06560 Sophia antipolis tel. +33 (0)4 93 00 81 00 www.eurecom.fr
Villeneuve-Loubet Cours Champollion 109 ave des beaumettes
die liste erhebt keinen anspruch auf vollständigkeit.
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GELEBTE SPRACHE Natürlich, schnell und effizient Französisch lernen: im «Univers des langues» in Cannes wird mit einer bewährten alternativen Methode gelehrt. Dieser pragmatische ansatz ist von Business Schools aus england importiert. Wie er funktioniert, erklärt Hubert Fort, der die Sprachschule vor über 20 Jahren gegründet hat.
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Techniken bringen wir unseren Schülern bei, wie sie ihre Aufnahmebereitschaft für die Fremdsprache durch genauere Aufmerksamkeit deutlich verbessern können. In einer entspannten Atmosphäre geben wir ihnen die realistisch benötigte Zeit, um sich in dem für sie relevanten Kontext auszudrücken, und wir freuen uns gegenseitig, dass sie nach kurzer Zeit spontan in der neuen Sprache reagieren können. Sie werden wiederholt stimuliert, die geeigneten Ausdrücke aktiv im passenden Kontext zu benutzen, auch anhand verschiedener Materialien. Wie beim Erlernen der Muttersprache bleibt der Schüler auch zu Hause in Kontakt mit der Sprache: Er erhält Aufnahmen von Konversationen aus dem Unterricht, die neue Ausdrücke sowie vorrangige Strukturen beinhalten. So nehmen die Schüler ein regelrechtes «Sprachbad».
«UNSERE MOTIVATION ERGIbT SICH AUS DER bEGEISTERUNG UNSERER SCHÜLER, DIE MERKEN, DASS SIE FORTSCHRITTE MACHEN.» marie-paule croSbie, lehrerin für franzöSiSch, deutSch und enGliSch am «univerS deS lanGueS»
Was planen Sie für 2019?
Marie-Paule Crosbie unterrichtet seit 16 Jahren an der Sprachschule, Hubert Fort hat das «Univers des Langues» vor mehr als 20 Jahren gegründet
Herr Fort, welche Sprachen unterrichten Sie an Ihrer Schule? Abgesehen von Französisch für Ausländer und den klassischen Sprachen Englisch, Deutsch, Italienisch und Spanisch unterrichten wir auch Russisch, Chinesisch und Arabisch.
Und wer sind Ihre Schüler? Wir haben ein breit gefächertes Publikum: Unser offener, sprachnaher Ansatz motiviert nicht nur Jugendliche, sondern auch ältere Schüler – bis ins Alter von 90 Jahren! – eine Sprache schneller sprechen zu lernen. Dank unserer Zertifizierung als AusbildungsUnternehmen haben viele unserer Schüler Anspruch auf staatliche Förderung – etwa Arbeitssuchende oder Angestellte im Rahmen einer Weiterbildung. Wir kümmern uns auf Wunsch um die administrative Seite und arbeiten dazu mit dem Arbeitsamt zusammen. In diesem Zusammenhang bereiten wir auch
auf den international anerkannten englischen Sprachtest TOEIC – Test Of English for International Communication – vor, der in Unternehmen vielfach gefragt ist. Firmen bieten wir sowohl Einzel- als auch kleine Gruppenkurse vor Ort an. Kunden sind beispielsweise die Renault Retail Group in Grasse, balitrand in Cannes, das nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS sowie das IMREDD, Institut Méditerranéen du Risque, de l’Environnement et du Développement Durable, der Universität Nizza-Sophia-Antipolis. Ärzte, buchhalter oder Menschen aus der Tourismusbranche etc. bevorzugen häufig Einzelunterricht, in dem wir uns gezielter auf ihre bedürfnisse konzentrieren können.
Wir werden zuletzt immer stärker von Unternehmen gebucht. Selbstverständlich bieten wir auch einzelnen Schülern kostenlos eine Einschätzung ihres Niveaus an, mit einer kurzen Einleitung zu einer optimierenden Haltung fürs schnelle Sprachenlernen. Alle Interessenten erhalten eine kostenlose Probestunde, in der sie sich ein bild unserer effizienten Dynamik machen können, die ihre Lernmethode nur verbessern kann. Selbst mit begrenzter Stundenzahl tauchen auch weniger talentierte Schüler erstaunlicherweise schnell in die neue Sprache ein!
BUCHEN SIE GRATIS EINE UNVERBINDLICHE PROBESTUNDE! L’Univers des Langues 42 boulevard Carnot - 06400 Cannes Tel. 04 93 39 91 00 www.univers-langues.com
Was sind die Besonderheiten Ihrer Sprachschule? Mithilfe natürlicher, präziser und einfacher JANUAR / FEBRUAR 2019
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SPECIAL SCHULE
ELTERN SEIN IM DIGITAL-ZEITALTER Wir, die heutige eltern-Generation, sind nicht mit dem WWW aufgewachsen. Deshalb müssen wir erst lernen, wie wir mit dem internet-Konsum unserer Kinder umgehen. Schulen können da helfen. Von NICOLE RUSkELL
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in Leben ohne Verbindung mit dem World Wide Web – als grenzenlose Wissensquelle und Draht zur Welt – ist heute nicht mehr denkbar. Expat-Familien haben es besser denn je; sie können ihre Lieben zu Hause in Echtzeit sehen und Freunde per Social Media über ihr Leben auf dem Laufenden halten. Und doch hat die digitale Technologie einen Nachteil: Sie kann Gesundheit und Sicherheit von Kindern gefährden. Eltern haben heute gelernt, mit der Technik umzugehen, aber sie sind sich nicht unbedingt ihrer Fallstricke bewusst. Wir haben mit Vertretern der englischsprachigen Mougins School und der International School of Monaco (ISM) darüber gesprochen, wie sie Schüler schützen und Eltern über die digitale Welt informieren, in der ihre Kinder aufwachsen. Von Live-Vorträgen bis hin zu aufgezeichneten Podcasts unternehmen beide Schulen große Anstrengungen, um Eltern in die Diskussion einzubeziehen. brian Hickman, Direktor der Mougins School,
sagt, dass die Vorbereitung der Schüler auf die High-Tech-Welt eine Herausforderung sei, zumal die Entwicklung der Technologie so schnell voranschreite. «In immer mehr Fächern machen wir uns die neue Technologie zunutze, was das Lehren und Lernen spannend und abwechslungsreich macht. Der einzige Weg, unsere Schüler zu schützen, ist der Dialog. In einigen Fächern greifen wir das Thema «eSafety» auf, auch mit Hilfe von GastReferenten. Wir können nur sicherstellen, dass wir diese Dinge lehren, und hoffen, dass wir genug tun, um die Kinder zu schützen.» Francis Gianni, Direktor der ISM: «Wir bereiten die Schüler darauf vor, effektiv zu kommunizieren, kompetent und sicher mit den digitalen Technologien umzugehen, Daten ehrlich und mit sozialer Verantwortung in unserer sich ständig verändernden Welt zu nutzen.»
Bildschirmzeit Die begründer unseres digitalen Zeitalters, darunter bill Gates und der verstorbene Steve
LIEBE ZUM LERNEN Wie findet man die richtige Schule fürs Kind?
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ie Frage, wie man die richtige Schule für sein Kind auswählt, ist eine, die David Johnson, Direktor der International School of Nice (ISN), täglich mit Eltern bespricht, die seine Schule anschauen kommen. «Ich denke, dass es sich um eine sehr individuelle Angelegenheit handelt. Folgende Faktoren sollten Eltern berücksichtigen, um die richtige Schule auszuwählen: Welche Sprachen werden zu Hause gesprochen? beinhalten Ihre Zukunftspläne den Umzug in ein anderes Land? Wenn ja, könnte es wichtig sein, Schulen mit ähnlichen Lehrplänen zu wählen. Welche Ambitionen haben Sie für die Hochschulbildung Ihres Nachwuchses? Hat die Schule, die Ihr Kind besuchen soll, eine solide JANUAR / FEBRUAR 2019
Erfolgsbilanz darin, Studenten an die entsprechenden Universitäten zu bringen? bietet die Schule eine sichere Lernumgebung und gibt es einen Campus, der für möglichst wenig Ablenkung beim Lernen sorgt? bietet die Schule ein breites Spektrum an Sportprogrammen und Austauschmöglichkeiten mit Schülern anderer Schulen? Die wichtigste Überlegung aber ist, ob Ihr Kind in der jeweiligen Schule und Umgebung eine Liebe zum Lernen entwickeln kann. Dies ist von entscheidender bedeutung, denn es ist die Liebe zum Lernen, die dazu führt, dass die Schüler zu lebenslang Lernenden werden – was in der heutigen Welt notwendig ist, um sich an die sich verändernde Arbeitswelt und die sich verändernden Karrierepfade anzupassen. Wie Guy berger, der Ökonom von Linke-
Jobs, schränkten den Einsatz von Technologie für ihre eigenen Kinder stark ein. Sogar der Designer des iPad, Jonathan Ive, weigerte sich, seine kleinen Kinder eines benutzen zu lassen. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber die Sorge vor Sehschäden, Spielsucht und sozialer Isolation steckt mit dahinter. Die größte Gefahr stellen Smartphone und Co. für babys dar, da Touchscreens die Entwicklung des Gehirns und der feinmotorischen Fähigkeiten beeinträchtigen können. Amerikanische Kinderärzte empfehlen eine strenge Limitierung der bildschirmzeit von Kindern und fordern ein Verbot für Kleinkinder unter zwei Jahren. Schulleiter Hickman von der Mougins School empfiehlt, dass vor allem kleinere Kinder Tablet-Computer nicht mit in ihr Zimmer nehmen sollten. Auch ältere Kinder bräuchten eine beschränkung der bildschirmzeit, sagt er und schlägt Eltern vor, ein Internet-ShutdownGerät zu installieren.
Cybersicherheit beide Schulen bieten Vorträge und Workshops zum Thema «Cybersicherheit» für Eltern an. Diese helfen Eltern, die sich von der Aufgabe überfordert fühlen, die Internetnutzung ihres Kindes zu kontrollieren. Wer nicht an den Vorträgen teilnehmen kann, kann sie als Podcast herunterladen. In der Mougins School war kürzlich die eSecurity-Spezialistin Elizabeth Milovidov für einen Vortrag zu Gast. Die in Amerika geborene Juraprofessorin unterstützt Regierungen und Verbände in Sachen OnlineKinderschutz, reist um die Welt, um Vorträge über Internetsicherheit zu halten und coacht Eltern und Erzieher zu den besten Praktiken im digitalen Zeitalter.
dIn, sagt: ‘Ein College-Abschluss hat dich früher in eine 40-jährige Karriere gebracht. Jetzt ist es nur noch ein Einstieg für deinen ersten Job.’ Unsere neue und sich ständig wandelnde Wirtschaft braucht Menschen, die in der Lage sind, neue Fähigkeiten zu erlernen und neue Kompetenzen zu entwickeln. Die International-baccalaureate-(Ib)-Programme wecken eine lebenslange Leidenschaft für das Lernen, indem sie den Schüler in den Mittelpunkt eines forschungsbasierten Lernprozesses stellen. Durch die Entwicklung der Fähigkeit, sinnvolle Fragen zu stellen, wird der Schüler aktiv in seine eigene Ausbildung einbezogen. Alec Peterson, der erste Ib-Generaldirektor, sagte einmal: ‘Ib-Programme haben die Schüler schon immer herausgefordert, sich nicht nur im Studium, sondern auch in ihrer persönlichen Entwicklung zu übertreffen. Das Ib zielt darauf ab, ein lebenslanges Streben nach Lernen zu inspirieren, das von begeisterung und Empathie geprägt ist ... Was von größter bedeutung ist, ist nicht das, was gelernt wird, sondern das Lernen, wie man lernt’.»
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SCHULE, SPASS UND STRAND Französisch lernen am Campus International in Cannes Von IRA SöHNGE
I
n der Sonne Vokabeln büffeln, ein Pan bagnat am Stand essen, mit netten Leuten Französisch lernen – eine Sprachreise sollte das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Diese Möglichkeit bietet der Internationale Campus in Cannes (CiC). Gegründet wurde das private Institut 1931 von Dichter Paul Valéry, und es hat den Ruf, eine der bedeutendsten Sprachschulen Frankreichs zu sein. Hier tummeln sich Menschen aus allen Teilen der Welt und darunter natürlich auch deutschsprachige Gäste. Die Sprachschule liegt von der Croisette aus gesehen in Richtung Cannes-La bocca, nur die Eisenbahnschienen trennen sie vom Sandstrand. «Unser Standort ist einfach fantastisch, zur Innenstadt sind es knapp 15 Minuten zu Fuß, und das Meer liegt direkt vor der Haustür», schwärmt Schuldirektor Serge bottin, der die Schule seit knapp einem Jahr leitet. bottin hat begonnen, das Institut zu modernisieren. Sein Ziel, der Schule neuen Schwung zu geben, wird ihm bestimmt gelingen. Wenn er über die Schule spricht, sprüht er vor begeisterung, und seinen wachen Augen entgeht nichts. Man merkt, dass er langjährige Erfahrung an der Hotelfachschule gesammelt hat. Service und Sauberkeit sind für ihn elementar. Die Schule ist für bottin nicht nur Lern-, sondern auch Lebensort. Schüler und Lehrer sollen einen freundlichen Arbeitsplatz vorfinden. Die Klassen und Räume sind ästhetisch anspre-
chend gestaltet und haben oft einen traumhaften Meerblick. Auf den Fluren und dem Schulhof liegt kein Unrat herum. beim Rundgang durch die Schule hebt der Direktor herumliegende Papiertaschentücher auf und wirft sie weg. Einen überfüllten Mülleimer lässt er schnell leeren. «Ich will mit dem Projekt ‚Campus 2030‘ neue Wege einschlagen. Mir ist es wichtig, nicht nur die französische Sprache, sondern auch die Kultur zu vermitteln!» erklärt er. Der Direktor will ein fundiertes Sprachstudium verstärkt mit praktischen Erfahrungen kombinieren. «Es ist wichtig, die Studierenden auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten oder berufstätigen interessante Weiterbildungsmöglichkeiten zu bieten. Die Möglichkeiten in Cannes sind hierzu fantastisch.» Ob mit Mode, Kino oder vor allem der Hotellerie und Gastronomie schweben ihm noch viele Partnerschaften vor. Die Schule hat für die gewachsene Nachfrage an Kursen für «Französisch für den beruf» ein neues Konzept erarbeitet. «Am Morgen gibt es drei Stunden Unterricht und dann folgen verschiedene Optionen», sagt Muriel Farin, die pädagogische Leiterin. Die Schüler haben Freizeit oder lernen weiter. Durch den direkten Kontakt zu Unternehmen kann eine maßgeschneiderte Kursgestaltung wie zum beispiel die «Sprache der Mode» angeboten werden. Des Weiteren gibt es unterschiedliche Module vom klassischen Sprachunterricht bis zur gezielten Zertifikatsvorbereitung. Mit einem Einstufungstest wird das aktuelle Sprachniveau in bezug auf Wortschatz und Grammatik ermittelt. «So stellen wir sicher, dass die Schüler bei uns einen auf ihre bedürfnisse zugeschnittenen Kurs belegen, der sie weiterbringt», erläutert Muriel Farin. Die Gruppenkurse sind klein, mit maximal 14 Teilnehmern belegt. Im Unterricht wird großer Wert auf das aktive Sprechen gelegt. Und immer auf Französisch. Die blonde Frau lacht herzlich: «Wir sind alle Muttersprachler, und jeder meiner Kollegen kann jedes Wort malen oder pantomimisch darstellen!» Auf diese Weise trauen sich die Sprachkursteilnehmer normalerweise schnell frei zu sprechen. «Die Schüler sollen
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Spaß haben und keine Angst vor der Grammatik», so Muriel Farin. «Wir quälen sie nicht mit Tabellen von unregelmäßigen Verben.» Lehre tut viel, aber Aufmunterung tut alles, schrieb schließlich schon Johann Wolfgang von Goethe. Die Atmosphäre der Sprachenschule ist freundlich, offen und sehr international. Marketingleiter Andreas Schweitzer kommt aus Deutschland und möchte gerne mehr deutschsprachige Kunden an die Schule holen. «In sieben deutschen bundesländern werden unsere Sprachkurse derzeit als bildungsurlaub anerkannt, diese Kurse sind für ein oder zwei Wochen buchbar», sagt er. «Es gibt Kurse ab einer Woche bis zu einem Jahr, der Durchschnitt liegt bei etwa drei Monaten, außer im Sommer, wo sich die meisten für zwei, drei oder vier Wochen anmelden. Es kommen zwar oft auch Schulklassen für eine Klassenfahrt, diese sind jedoch in separaten Klassen.» Die Schule ist das ganze Jahr geöffnet. Auf dem Campus befinden sich unter anderem auch eine Journalistenschule sowie ein Trickfilmstudio. Das CiC ist die einzige Einrichtung dieser Art in Frankreich, wo auf einer Fläche von 11 000 Quadratmetern Campus, Schulräume, Unterkunft, Restaurant und Freizeiteinrichtungen vorhanden sind. Ein Team von über 50 Festangestellten sorgt für das Wohl der Sprachschüler. Es gibt mehr als 20 voll ausgestattete Klassenzimmer und den Wohnbereich. Dazu kommen ein großer Speisesaal, ein bistro mit bar, ein Theater und eine wunderschöne alte Kapelle. Diese Kapelle sowie die große schattige Terrasse mit Meerblick erinnern an die Vergangenheit der Einrichtung. Gegründet wurde die Anlage einst für kranke Kinder, die sich im guten Klima der Riviera erholen sollten.
Andreas Schweitzer (Marketingchef), Philippe Masquelez, Muriel Farin (pädagogische Leitung) und Direktor Serge Bottin (v.l.)
CAMPUS INTERNATIONAL DE CANNES (CiC) 1 avenue du Docteur alexandre Pascal 06400 Cannes Tel. +33 (0)4 93 47 39 29 info@french-in-cannes.fr Detaillierte informationen zum gesamten Schulungsprogramm mit allen inhalten, Terminen und Gebühren unter www.french-in-cannes.com JANUAR / FEBRUAR 2019
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SPECIAL SCHULE
ALTERNATIVES LERNEN Warum Montessori-Schulen in Frankreich immer beliebter werden «Les Colibris» ist eine zweisprachig in englisch und Französisch arbeitende Montessori-Schule im Technologiepark Sophia-antipolis. Unterrichtet werden Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren. Georgina Wattel, Mitgründerin der Schule und für den Bereich Pädagogik verantwortlich, erklärt im rZ-interview die Grundsätze der einrichtung. Frau Wattel, Montessori Schulen werden immer beliebter. Woran liegt das? Ja, das stimmt. Vor zehn Jahren gab es frankreichweit rund 50 Montessori-Schulen. Heute sind es 250. Ich glaube, Eltern begreifen, dass Kinder von einer Schule mehr brauchen. Es wird immer klarer, dass wir eine andere Art des Lehrens brauchen, und Eltern treiben das voran.
Worin unterscheidet sich Montessori-pädagogik von der traditionellen Schul-Ausbildung? Maria-Montessori-Pädagogik hat sehr großen Erfolg bei den Kindern; das ist wissenschaftlich erwiesen. Worin der Erfolg begründet liegt? Sie beobachtete Kinder lange Zeit und entwarf anschließend Materialien, mit denen sich die Entwicklung der Kinder in den jeweils unterschiedlichen, sensiblen Phasen fördern ließe. Dank dieser Materialien können Kinder im Klassenraum all ihre Sinne entfalten. Sie werden emotional, sozial und intellektuell gefordert – es ist eine ganzheitliche Erziehung. Es gibt sieben verschiedene Arten des Lernens bei uns: visuell, durch Hören, durch Sprache, durch Anfassen (physisch), logisch (mathematisch), sozial (mit anderen) und allein. Die Kin-
franzöSiSch in frankrEich lErnEn I
Stimmt es, dass es bei Ihnen weder klassenarbeiten noch Noten gibt? bei uns gibt es in der Tat keine Noten. Die Kinder bewerten sich nur selbst. Wir fragen sie: Hast du dein bestes gegeben? Wolltest du dieses Ergebnis? Wenn ja, so ist das prima. Wenn nein, warum ist es nicht so geworden, wie du wolltest? Wie bist du denn zu deinem Ergebnis gekommen? Wir müssen dazu nichts rot anstreichen. Die Kinder wissen schon, wenn irgendwas nicht gut erledigt wurde. Und das Phantastische mit Kindern ist ja: Sie wollen ihre Sache gut machen! Daher werden sie es immer wieder versuchen, bis es gut ist. Dafür brauchen sie keinen Preis und keine Note, denn wenn sie es geschafft haben, strahlen ihre Gesichter. Das ist ihr Preis, und es ist der beste Preis.
Jede klasse hat bei Ihnen einen muttersprachlich französischen und einen muttersprachlich englischen lehrer. Wir funktioniert die Zweisprachigkeit? der können bei uns alles ausprobieren und so entdecken, welche Art am besten zu ihnen passt. Wir verfügen über die nötigen Mittel, um all diese Arten des Lernens zu unterstützen. Unsere Schüler dürfen sich frei bewegen und mit den anderen diskutieren. Sie beschäftigen sich mit den Materialien und haben Spaß daran. Auf die Weise entwickeln sie Konzentrationsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Entscheidungen zu treffen, Autonomie, und sie lernen zu lieben, was sie tun. Wir wollen den Kindern helfen, glückliche Menschen zu werden, die sich mit ihrer Umwelt beschäftigen. Hier bei uns sind sie aktive Mitglieder in einer kleinen Welt. Sie machen Kompost, sortieren Müll, kümmern sich um
ntensiv-Sprachkurse für Erwachsene im Herzen der Provence bietet die Sprachschule CREA-Langues in einem ehemaligen Kloster bei Moustiers-Sainte-Marie im Verdon-Regionalpark. Leben und Lernen an einem Ort – im Kreise gleichgesinnter Menschen: In Kleingruppen wird hier von morgens bis abends Französisch gesprochen, auch beim köstlichen Essen. Zum Schulalltag gehören Ausflüge, auf Wunsch aber auch Yoga und Entspannen mit Pool und Sauna. www.crealangues.fr
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Pflanzen, decken den Tisch zum Essen und waschen hinterher ab… Wir haben hinter der Schule einen großen Garten mit Tieren, um die sich ebenfalls die Kinder kümmern. Dies ist ihre Welt. Wenn Kinder merken, dass sie an ihrer eigenen Erziehung beteiligt sind, reagieren sie auf eine andere Weise.
Anfangs sollen die Kinder sich einfach eingewöhnen. Es ist ein Eintauchen und sollte mit der Sprache beginnen, in der das Kind sich wohler fühlt. Später kommt dann der andere Lehrer dazu. Wir wollen, dass den Kindern nicht zu viel auf einmal zugemutet wird. Stellen Sie sich ein Kind vor, dass gerade erst in die Gegend gezogen ist. Es hat vielleicht sein Heimatland verlassen, muss eine neue Sprache lernen, wohnt in einem fremden Haus mit einem fremden Kinderzimmer – das ist sehr viel für ein Kind. Wir lassen ihnen also Zeit zum Eingewöhnen, und nach und nach machen sie den Schritt in die andere Sprache. Sehr schnell lernen sie dann in beiden Sprachen zu lesen, zu schreiben und zu rechnen.
SchluSS mit dEm klapS N
ach langen Debatten ist in Frankreich ein Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht worden, das Schluss machen soll mit elterlicher Gewalt gegen Kinder. Konkret geht es um Schläge aller Art, von der Ohrfeige bis zum kleinen Klaps auf den Po. 22 der 28 EU-Staaten haben bereits ähnliche Gesetze. In Deutschland sind «körperliche bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen» seit Ende 2000 unzulässig.
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dEutSchE abtEilung D
ie Deutsch-Abteilung der Grundschule Sartoux in Valbonne-Sophia-Antipolis vergibt im Frühjahr ihre Plätze für Erstklässler im kommenden Schuljahr (2019/20). Es handelt sich um eine staatliche Schule, die sowohl eine englische als auch deutsche Abteilung bietet. Die Kinder der section allemande sind gemeinsam mit rein französisch-
ingEniEurSchulE für graSSE G
rasse entwickelt sich zum Hochschulstandort: Nachdem vergangenen Herbst ein neuer Studiengang rund ums Parfüm eingerichtet wurde, der bis zum Master-Abschluss führt, geht es kommenden September weiter mit der Eröffnung einer Ingenieurschule. Die renommierte ECAMEPMI, 1992 in Cergy-Pontoise bei Paris gegründet, eröffnet eine Zweigstelle in der Parfümstadt. www.ecam-epmi.fr
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tErminE sprachigen Kindern in der Klasse, haben aber mehrere Stunden pro Woche separaten Deutschunterricht. Sie lernen dort Deutsch zu lesen und zu schreiben wie in einer deutschen Grundschule. Um in die Abteilung aufgenommen zu werden, absolvieren die Kinder im Frühjahr einen Aufnahmetest. Der besuch der Schule ist kostenfrei. www.apeg.eu
fahrgEmEinSchaftEn zur SchulE E
ine findige Mutter schulpflichtiger Kinder in Grasse hat eine Website geschaffen, mit deren Hilfe Eltern sich zu Fahrgemeinschaften verabreden können – für den Schulweg oder auch für Freizeit-Aktivitäten, zu denen der Nachwuchs oft mit dem Auto gebracht werden muss. Einschreiben, Kontakt knüpfen, fertig! drivekidz.com
Nizza In Nizza findet am 18. (9 bis 17 Uhr) und 19. Januar (9.30 bis 17.30 Uhr) die 19. Messe «Studyrama» rund um die HochschulAusbildung statt. Mehr als 200 (Aus-)bildungseinrichtungen stellen rund 1500 verschiedene Ausbildungen vor (bac bis bac+5). Die Messe richtet sich an Schüler der Terminale-Klassen sowie an Studenten. Acropolis/Palais des Expositions, Esplanade Kennedy. www.studyrama.com Monaco Monaco bietet seinen Lycéens und ihren Familien Info-Tage zu verschiedenen Themen, damit sie sich gezielt auf die Zeit nach dem Abitur vorbereiten können. Samstag, 2. März: Parcoursup Samstag, 30. März: Wie finanziere ich ein Studium? Die Info-Tage finden jeweils zwischen 10 und 16.30 Uhr im CIEN (Centre d’Information de l’Education Nationale), 18 Avenue des Castelans, statt. www.cien.gouv.mc
Ideales Umfeld zur Entfaltung von Kindern von 0 bis 12 Jahren, im Unterricht oder in zweisprachigen Arbeitsgruppen. The ideal environnment for children’s development from 0 to 12 years old, at school or bilingual workshops
FENEN TÜ1R. TAGE DER 6O.FM ärz und 1 Samstag, 1 13 Uhr Mai, von 9 bis
TH CH 16 SATURDAY MAR1PM OPEN DAY ON TH FROM 9AM TO & MAY 11
ECOLE MONTESSORI LES COLIBRIS Erziehung fürs Leben
3735 Route des Dolines - Biot Sophia Antipolis
+33 (0)4 93 63 29 96
www.ecole-montessori-colibris.com
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FRÜHlINGSFESTE
Willkommen im Frühling!
Im Jardin Biovès in Menton sind während des Zitronenfestes riesige Skulpturen aus echten Zitrusfrüchten aufgebaut © Ville de Menton
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Karneval
Mimosen-Feste
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NIZZA 16. Februar – 2. März Das diesjährige Thema des berühmten Karnevals von Nizza lautet «Der König des Kinos». Place Masséna. www.nicecarnaval.com
Zitronen-Fest
lE lAVANDOU
MENTON
SAINTE-MAXIME 2. + 3. Februar CAVAlAIRE-SUR-MER
19. März Karneval mit blumenkorso
COGOlIN Im März lA lONDE-lES-MAURES Im April
Mit den traditionellen Karnevals-Umzügen, Blumenschlachten und dem weltbekannten Zitronen-Fest in Menton hält der Frühling einzug an der Côte d’azur.
16. Februar – 3. März Mentons weltbekannte «Fête du Citron» findet wieder an der Promenade du Soleil und in den Gärten biovès statt. «Phantastische Welten» ist das Motto in diesem Jahr. www.fete-du-citron.com
20. – 27. Februar Das Mimosen-Fest mit seinen strahlendgelben blüten läutet den Frühling ein. Das diesjährige Thema lautet «Die Reisen des Marco Polo». Mit Paraden bei Tag und bei Nacht und Wahl der Mimosen-Königin (23.2., 14 Uhr, Kongresszentrum). Tickets für die Umzüge erhältlich online oder im Office de Tourisme. Täglich außerdem geführte Wanderungen durch die Mimosenwälder: 13.30 bis 16 Uhr, am 24. von 9.30 bis 12 Uhr. Start vor dem Tourismusbüro in Mandelieu. www.ot-mandelieu.fr
TANNERON
3. Februar Von 9 bis 17 Uhr auf dem Rathausplatz – mit provenzalischer Messe, Prozession, Tanz, Markt und blumenkorso.
BORMES-lES-MIMOSAS
24. Februar bei dem großen «Corso Fleuri» werden zahlreiche Wagen mit etwa 80 000 blumen geschmückt, die durch die Straßen des Ortes ziehen. Ab 14.30 Uhr in der Altstadt. Eintritt 6 Euro, Kinder bis 10 kostenlos. www.corso-fleuri-bormes.com
Veilchen-Fest
9. + 10. Februar
VAllAURIS-GOlFE-JUAN 10. Februar beginn um 10.30 Uhr mit einem Umzug durchs Stadtzentrum von Golfe-Juan; Start am Square Nabonnand. 15 Uhr Umzug durchs Stadtzentrum von Vallauris; Start am Stadion/Avenue des Jasmins. 16.30 Uhr wird König «Darnéga» verbrannt (boulesplatz am Stadion). Eintritt frei!
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MANDElIEU-lA NApOUlE
MOUANS-SARTOUX
24. Februar Rund um das Thema «Sport». Ein Umzug startet vor dem Rathaus; Kirmes auf dem bahnhofsParkplatz. www.mouans-sartoux.com
FRÜHlINGSFESTE
TOURRETTES-SUR-lOUp 2. – 3. März bereits seit 1952 feiert Tourrettes-sur-Loup seine Symbolblume, das Veilchen, in der Altstadt. Auf dem Programm: Stände mit lokalen Spezialitäten, Kunsthandwerk, Musik und vieles mehr. www.tourrettessurloup.com JANUAR / FEBRUAR 2019
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VERANSTAlTUNGEN
Energie. Für die ganze Familie. 16 Uhr. Palais des Festivals et des Congrès - Grand Auditorium. www.cannes-destination.fr
KARNEVAL, ZITRoNENFESTIVAL & BLUMENFESTE auf Seite 72 !
Frankreich Veranstaltungen 12. JANUAR MOUGINS klassik-konzert Das Regionalorchester Cannes spielt Chopins Konzert Nr. 2, am Piano: Nino Gvetadze. 20.30 Uhr, Scène 55. www.orchestre-cannes.com 12. JANUAR + 16. FEbRUAR + 16. MÄRZ CAp FERRAT «Soirées Musicales» In der traumhaften Villa Ephrussi de Rothschild wird zu MusikAbenden in intimem Rahmen geladen, jeweils mit Dinner zu Kerzenschein und Rundgang durch den beleuchteten Garten – wie einst zu Zeiten der Wintergäste der baronin Rothschild. Januar: «baikal-Trio», Februar: «Libera me», März: «Harpsody Orchestra». Konzert + Champagner: 60 Euro. Plus Dinner: 120 Euro. beginn jeweils um 18.30 Uhr. Reservierung: +33 (0)4 93 76 44 08 www.villa-ephrussi.com 18. – 24. JANUAR NIZZA Don Giovanni Mozarts bekannte Oper, gesungen in Italienisch mit französischen Untertiteln. Oper Nizza. www.opera-nice.org 20. JANUAR CANNES «lorenzoaccio» Das Tanz-Ensemble PietragallaDerouault interpretiert dieses Stück, das im Florenz des 16. Jahrhunderts spielt, auf kreative Weise. 17 Uhr, Grand Auditorium, Palais des Festivals. www.palaisdesfestivals.com 27. JANUAR CANNES «Break the Floor International» 13. Talentwettbewerb im HipHop-Tanz. Spektakuläre Choreografie, Shows voller positiver JANUAR / FEBRUAR 2019
9. FEbRUAR CANNES Zirkus-Show Der weltbekannte Zirkus Phénix mit Stars des Zirkus’ von Peking. Aufsehenerregende Show für besucher ab 6 Jahren. Palais des Festivals – Grand Auditorium 16 und 20.30 Uhr. www.cannes.fr 16. FEbRUAR CANNES Birkin/Gainsbourg – le Symphonique Jane birkin singt Werke ihres Lebensgefährten Serge Gainsbourg, begleitet vom Philharmonie-Orchester Cannes. 20.30 Uhr, Grand Auditorium, Palais des Festivals. www.orchestre-cannes.com 22. – 24. FEbRUAR CANNES «Festivals des Jeux» An der Croisette steht an zwei Tagen das Spiel in all’ seinen Varianten im Mittelpunkt. 10 - 19 Uhr im Palais des Festivals et des Congrès. www.festivaldesjeux-cannes.com 1. MÄRZ GOlFE-JUAN landung Napoleons Jedes Jahr wird die Landung Napoleons am Strand von GolfeJuan aufwändig nachgespielt. Vorträge, Ausstellungen und andere Events zum Thema im ganzen Ort. www.vallauris-golfe-juan.fr 1. – 5. MÄRZ NIZZA «la Carrière du libertin» Strawinskys Oper «Die Laufbahn eines Wüstlings», gesungen in Englisch, mit französischen Untertiteln. Oper Nizza, unterschiedliche Uhrzeiten. www.opera-nice.org 16. MÄRZ SAINT-RApHAël Swimrun «Agathos» 3. Ausgabe dieses Laufs gepaart mit einer Schwimmstrecke – nur für 2er-Teams: 9 Kilometer (7 + 2) für jedermann, 23 Kilometer (18,4 km entlang der Küste, 4,8 km Schwimmen) für gut Trainierte und 42 Kilometer (34 km Trail + 8 km Schwimmen) für die Experten. www.swimrun.esterel-cotedazur.com
Ausstellungen 11. JANUAR – 9. FEbRUAR ROqUEFORT-lES-pINS «Tellus» Ausstellungen dreier Künstler; neben dem Deutschen Roland Kraus sind Jacques Godard und Hala Hilmi-Hodeib vertreten. Centre Culturel, 2085 Route Départementale. bIS 15. JANUAR SAINT-TROpEZ «Des animaux et des stars» Im «Musée de la gendarmerie et du cinéma» werden Schnappschüsse von Stars und ihren vierbeinigen Lieblingen gezeigt. Grace Kelly, Fürst Rainier III., Pablo Picasso, brigitte bardot und viele andere hat der Fotograf Edward Quinn mit seiner Kamera festgehalten. 2 Place blanqui. www.saint-tropez.fr bIS 27. JANUAR NIZZA «Topographies» Fotoausstellung von berenice Abbott. Diese bedeutende Fotografin wurde in den 1920er-Jahren von Man Ray ausgebildet und ist eine hervorragende Porträtistin, bekannt vor allem durch ihre Dokumentaraufnahmen architektonischer Veränderungen. Musée de la Photographie Charles Nègre. Geöffnet täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, 1 Place Pierre Gautier. www.museephotographie.nice.fr bIS 27. JANUAR NIZZA «Beate et Serge klarsfeld, les combats de la mémoire (19681978)» Thema ist der Kampf von beate und Serge Klarsfeld gegen das Vergessen, Verdrängen und Vertuschen der Shoah. Das Paar brachte zahlreiche NS-Schergen vor Gericht, verfolgte die Schreibtischtäter und Schlächter des Holocaust. Im Musée Masséna, 65 Rue de France. www.nice.fr bIS 31. JANUAR SAINT-TROpEZ «Regards sur Van Dongen» Werke des berühmten Malers, Zeitgenosse von Henri Matisse und Pablo Picasso. Musée de l’Annonciade, 2 Place Georges Grammont. www.saint-tropez.fr
14. FEbRUAR – 26. MAI NIZZA Fotoausstellung Werke der französischen Kriegsfotografin Christine Spengler. Seit 1970 fotografiert und berichtet sie über Konflikte, vor allem aus der Sicht der Kriegsopfer. Musée de la Photographie Charles Nègre. www.museephotographie.nice.fr bIS 24. FEbRUAR CANNES De Brauner à Giacometti et de léger à Matta Meisterwerke großer Künstler aus der Fondation des Treilles. Centre d’art La Malmaison, 47 La Croisette. www.cannes.com bIS 4. MÄRZ BIOT «Stéphane Couturier/Fernand léger» Werke der beiden Künstler im Musée national Fernand Léger, 255 Chemin du Val de Pôme. www.musees-nationaux-alpesmaritimes.fr bIS 5. MÄRZ NIZZA «Histoire de briques» Ungewöhnliche Ausstellung über die Welt zu Zeiten von Napoleon: Paläste, Monumente, Schlachten … und das alles mit Lego-bausteinen nachgebaut. Musée Masséna, 65 Rue de France. Mittwochs bis freitags , 11-18 Uhr. www.nice.fr bIS 7. APRIL BIOT «Glass is Biotiful» Französische und internationale Glaskünstler zeigen ihre Werke. Salle d’expositions municipales. Eintritt frei. Sonntags und montags geschlossen. www.biot.fr
Monaco Veranstaltungen bIS 3. MÄRZ Eislaufen Eisfläche unter freiem Himmel am Hafen. 6. JANUAR Doku & Führung Projektion des Dokumentarfilms «Pop art ect…» von brigitte Cornand, anschließend Führung durch die TomWesselmann-Ausstellung (in Englisch). 15 Uhr, NMNM, Villa Paloma. www.nmnm.mc
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9. JANUAR Sinfoniekonzert Das Orchester Monte-Carlo spielt für Jugendliche: Edvard Grieg. Mit Dirigent Eivind Aadland und Daria Kotyukh, Sand-Zeichnerin. 15 Uhr, Auditorium Rainier III. www.opmc.mc 10. – 13. JANUAR Segelregatta Monaco Optimist Team Race, bucht von Monaco, organisiert vom Yacht Club de Monaco. www.yacht-club-monaco.mc 11. JANUAR «5 à 7 avec Aznavour» Hommage an den großen Sänger, Compagnie Musicale Y.G., Théâtre des Variétés, 20 Uhr. Tel. +377 93 25 67 83 13. JANUAR konzert «Série Grande Saison»: Das Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo unter der Leitung von Eivind Aadland spielt Werke von Dvořák, Mozart und brahms mit Louis Lortie, Piano. Um 17 Uhr Präsentation von André Peyrègne im Auditorium Rainier III. Konzertbeginn: 18 Uhr. www.opmc.mc 16. JANUAR Vortrag Vortrag über die Chauvet-Höhle (siehe auch S. 48) von Historiker Gilles Tosello, der für die Nachbildung der Höhle verantwortlich ist, sowie Carole Fritz, Forscherin des CNRS. 18.30 Uhr, Théâtre des Variétés. Info: +377 97 70 65 27 Fußball 1. Liga: Derby Monaco – Nizza. 19 Uhr, Stade Louis II. 17. – 27. JANUAR Internationales Zirkus-Festival Unter der Präsidentschaft von Prinzessin Stephanie ist dieses Zirkus-Event das prestigereichste seiner Art. SpitzenArtisten aus aller Welt kämpfen um den Goldenen Clown. Monaco-Fontvieille. www.montecarlofestival.mc 22. – 27. JANUAR Rallye Monte-Carlo Mit der 87. Ausgabe der Rallye eröffnet dieses Event das Internationale World Rally Championship. Gestartet wird im 311 Kilometer entfernten Gap, das Finale findet am Tag der Heiligen Devote, der Schutzheiligen Monacos, im Fürstentum statt. www.acm.mc 25., 27., 29., 31 JANUAR Oper «Falstaff» von Giuseppe Verdi steht auf dem Programm. Mit Nicola Alaimo,
Jean-François Lapointe und Enea Scala, dem Chor der Oper Monte-Carlo und dem Orchestre Philharmonique, unter der Leitung von Maurizio benini. 20 Uhr (außer 27.: 15 Uhr), Oper Monte-Carlo, Salle Garnier. www.opera.mc 26. + 27. JANUAR «Sainte-Dévote» Verschiedene Feierlichkeiten anlässlich der Heiligen Dévote, Schutzpatronin der Fürstenfamilie, des Fürstentums et und der Diözese von Monaco. Messe, Prozession, Verbrennung der symbolischen barke auf dem Platz der Kirche SainteDévote, Feuerwerk. Tel. +377 93 30 87 70 30. JANUAR – 6. FEbRUAR Rallye Monte-Carlo Historique 22. Ausgabe der Rallye mit historischen Fahrzeugen. www.acm.mc 30. JANUAR – 2. FEbRUAR Rallye Monte-Carlo Classique 3. Ausgabe des neuen Rennens. www.acm.mc 16. + 17. FEbRUAR Monaco-Run Verbessern Sie Ihre Laufzeit! 5-Kilometer-Volkslauf gemeinsam mit Europaund Weltmeistern am Sonntag. Am Vortag: 1000-Meter-Lauf. Gemeinschafts-Veranstaltung des IAAF Diamond League Herculis-Meetings und Monaco Run. Details + Anmeldung: www.herculis.com 9. MÄRZ Gamer-Messe «Magic» 5. Ausgabe der Messe rund um Animationen und Videospiele - Monaco Anime Game International Conference (MAGIC). Eintritt frei nach Online-Einschreibung. 9-19 Uhr, Grimaldi Forum. magic-ip.com
Ausstellungen bIS 31. JANUAR «l’art préhistorique et protohistorique» Im 1902 von Fürst Albert I. gegründeten Musée d'Anthropologie préhistorique, 56 boulevard du Jardin Exotique. Mit der Eintrittskarte für 7,20 Euro (Kinder 3,80 Euro) hat man Zutritt zum Exotischen Garten, zur Grotte und zum Musée d’Anthropologie Préhistorique. Map-mc.org bIS 15. MÄRZ Ferrari-Ausstellung Renn- und Sportwagen der italienischen Marke. Auto-Sammlung des Fürsten. Les Terrasses de Fontvieille, täglich 10 bis 17.30 Uhr. www.mtcc.mc
Italien Veranstaltungen 3. – 5. JANUAR VENTIMIGlIA «Tea Time at Villa Hanbury» Führung durch den Park. 14.30 Uhr. Anmeldung Pflicht: 0184 229507. cooperativa-omnia.com
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italienweit große Aufmerksamkeit auf sich und wird live bis nach Südamerika übertragen. Allabendlich, Teatro Ariston 15. – 19. FEbRUAR GENUA «Simon Boccanegra» Oper von G. Verdi. Teatro Carlo Felice. Um 20 (15. und 19.2.) oder 15.30 Uhr (16. und 17.12.). carlofelicegenova.it
10. JANUAR, 2. & 22. FEbRUAR SAVONA konzerte im Teatro Chiabrera. Piazza Diaz 2. 21 Uhr teatrochiabrera.it
15. – 17. FEbRUAR GENUA Führungen: Villa del principe blick auf die Verdi-Zimmer. Piazza del Principe, 4. 15.2. um 15.30 Uhr, 16.2. und 17.2. um 11 Uhr. Anmeldung unter info.ge@trustfdp.it oder 3318701089
11. – 13. JANUAR GENUA «Schwanensee» Getanzt vom ballett des Astana OperaTheaters. Teatro Carlo Felice. Um 20 Uhr (11. & 12.1.) oder 15.30 Uhr (11., 12. & 13.1.). carlofelicegenova.it
15. – 18. FEbRUAR GENUA 14. «ArteGenova» Verkaufsschau für moderne und zeitgenössische Kunst. Messegelände. artegenova.com
13., 20. & 27. JANUAR, 3., 10., 17. & 24. FEbRUAR GENUA «Domenica in Musica» Sonntagmorgen-Programm des Teatro Carlo Felice. Kammermusik, öffentliche Opern-Generalproben, Sinfoniekonzerte, ballett und mehr! 11 Uhr. carlofelicegenova.it 14., 21. & 28. JANUAR 4., 11., 18. & 25. FEbRUAR GENUA GOG-kammerkonzerte Mit hochkarätigen Musikern. Giovine Orchestra Genova im Teatro Carlo Felice. 21 Uhr. gog.it 26. JANUAR – 3. FEbRUAR GENUA «Antiqua» Große Antiquitätenmesse. Porto Antico, Magazzini del Cottone. Werktags 14-20 Uhr, feiertags und an Tagen vor Feiertagen 10-20 Uhr. antiquagenova.it 31. JANUAR SAVONA «Orpheus in der Unterwelt» Operette von J. Offenbach. Teatro Chiabrera. Piazza Diaz 2. 21 Uhr. teatrochiabrera.it/3566 31. JANUAR – 3. FEbRUAR GENUA «Dornröschen» Getanzt vom Schlittschuh-ballett Sankt Petersburg. Teatro Carlo Felice. Um 20 Uhr (31.1., 1. und 2.2.) oder 15.30 Uhr (1., 2. und 3.2.). carlofelicegenova.it 5. – 9. FEbRUAR SANREMO 69. «Festival della Canzone » Das italienische Schlagerfestival zieht
23. FEbRUAR GENUA «paolo Conte in concert» Konzert eines der größten Jazzsänger Italiens. Teatro Carlo Felice. 21 Uhr. carlofelicegenova.it 23. FEbRUAR SAVONA «Romeo und Julia» ballett von P. I. Tschaikowsky mit dem balletto di Milano. Teatro Chiabrera. Piazza Diaz 2. 21 Uhr. teatrochiabrera.it/3563 23. & 24. FEbRUAR TAGGIA «San Benedetto»-Fest Mit Mittelaltermarkt, historischen Szenen und Umzug in historischen Kostümen. Ganztägig.
Ausstellungen bIS 3. MÄRZ GENUA «Da Monet a Bacon» Meisterstücke der Johannesburg Art Gallery. Über 60 Werke der weltgrößten Künstler. Palazzo Ducale. Dienstags bis sonntags 10-19 Uhr bIS 3. MÄRZ GENUA «Da Monet a bacon». www.palazzoducale.genova.it bIS 10. MÄRZ GENUA «Anton Maria Maragliano» Leben und Werk des bekannten Holzschnitzers. Palazzo Reale, Via balbi 10. Die bis Fr 9-19, Sa, So und feiertags 13.30-19 Uhr JANUAR / FEBRUAR 2019
RivieraZeit mal drei! Nutzen Sie unser gesamtes Informations-Angebot:
Reportagen, Hintergrundberichte, Interviews – kurz: spannenden Lesestoff und nützliche Info – finden Sie in der zweimonatlich erscheinenden Papier-Ausgabe der RivieraZeit
Tägliche Kurznachrichten aus dem Süden (zum beispiel über Streiks, neue Gesetze, tolle Events …) stellen wir kostenlos online zur Verfügung unter www.riviera-press.fr/zeit
Für ganz Eilige: UnwetterWarnungen, Last-Minute-Tipps für Events, Fotos von der Riviera und vieles mehr posten wir täglich in Stakkato auf Facebook (www.facebook.com/rczeitung)
… mit der RZ jederzeit umfassend und sympathisch im Bilde!
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Marseilles einstürzende Häuser
dominoEffEkt mit anSagE er Einsturz dreier Häuser in der Rue d’Aubagne im Zentrum von Marseille hat im November acht Menschenleben gekostet. Aus Angst vor weiteren Dominoeffekten wurden Nachbarhäuser vorsorglich evakuiert. Im Stadtgebiet gelten 40 000 Wohnungen als gefährlich, 13 Prozent des privaten Wohnungsmarktes. In den baufälligen Gebäuden leben um die 100 000 Menschen. Von den drei eingestürzten Häusern ist nichts geblieben als Schuttberge, durchsetzt von Holzbalken, Rohrteilen, Fensterläden, Glas. Neben sechs bewohnern, darunter eine Mutter, die nicht zum Abholen an der Schule ihres Kindes erschienen war, wurden auch zwei Passanten unter den Häusern begraben. Eine Über-
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«Es war nicht der Regen», steht auf dem Schild dieser Teilnehmer eines Schweigemarsches in Marseille nach dem Einsturz der drei Häuser Anfang November
wachungskamera hatte die beiden kurz vor dem Einsturz aufgezeichnet. Das Stadtviertel Noailles, in dem das Unglück geschah, befindet sich unmittelbar hinter dem Hafen der Stadt, unweit der Prachtstraße Canebière. Das erste, morgens gegen 9 Uhr in sich zusammengefallene Haus mit der Nummer 63 war bereits 2008 für baufällig erklärt und von der Stadt zugemauert worden. Wie die später am selben Tag eingestürzten beiden Nachbargebäude stammte das einst stattliche bürgerhaus aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert. In Nummer 65 lebten neun Parteien, Paare und Familien. Die mit Hilfe der Feuerwehr anschließend zum Einsturz gebrachte Nummer 67 wiederum stand leer. In der Nachbarschaft wächst die Angst, dass der Dominoeffekt anhalten und weitere Häuser einstürzen könnten. Im quartier Noailles gelten 48 Prozent des baubestands als heruntergekommen und menschenunwürdig. Treppenhäuser sind vergammelt, Dächer undicht, die Wände rissig. Von der bürgerinitiative «Ein Stadtzentrum für alle» wird die Nachlässigkeit beklagt, mit der die Stadt die im Grundsatz bereits vor 20 Jahren beschlossene Sanierung betreibe. Was genau zum Einsturz des ersten Hauses geführt hat, ist noch nicht vollständig geklärt. Eine Rolle soll der sintflutartige Regen in den Vortagen gespielt haben. Wer Schuld trägt an dem Drama, ermittelt unterdessen die Staatsanwaltschaft.
Für Arbeitgeber
nEu zum 1. Januar Sie beschäftigen Arbeitnehmer in Frankreich? beachten Sie die Gesetzesänderungen zum 1. Januar 2019! Was bleibt? • Notwendigkeit einer französischen Gehaltsabrechnung (per Hand oder mit System) • An- und Abmeldung bei den französischen Sozialversicherungsträgern • Zusatz- und Pflichtversicherungen • Arbeitsrechtliche Fragen Was ändert sich? • Lohnsteuerabzug auf Gehaltsabrechnung (früher war Arbeitnehmer verantwortlich) • bündelung der Sozialabgaben inkl.
Lohnsteuerabzug • Obligatorische Sozialversicherungsnummer • Einheitliche Meldungen (déclaration sociale nominative - DSN) Was ist zu tun? • Auslagerung der Lohnbuchhaltung und HR für Frankreich auf externe und spezialisierte Dienstleister • Prüfung und Anpassung bestehender Arbeitsverträge, Gestaltung neuer Verträge • Feststellung der Voraussetzungen und Konsequenzen bei grenzüberschreitenden sozial- und steuerrechtlichen Fragestellungen (z.b. auch Grenzgänger und Arbeitnehmerüberlassung) www.kestinglegal.eu
NEWS
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VERkEHRSTOTE Die Statistik der ersten zehn Monate des Jahres 2018 sieht für das Departement Var vergleichsweise gut aus, immerhin starben auf den Straßen zehn Menschen weniger als im Vorjahreszeitraum: bei 663 Unfällen, die über blechschäden hinausgingen (-6 Prozent), starben 51 Menschen, 843 wurden verletzt. MEHR ARBEITSlOSE
Auch im dritten Quartal 2018 ist die Zahl der Arbeitslosen in den Alpes-Maritimes nicht gesunken, sondern um 0,2 Prozent gestiegen. Frankreichweit lag die Quote sogar bei + 0,4 Prozent, was einem Plus von 16 400 Arbeitslosen (Kategorie A) entspricht. Im Departement Alpes-Maritimes suchten zwischen Juli und September im Schnitt 69580 Menschen einen Job. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum immerhin bedeutet die Zahl eine Verbesserung um 1,5 Prozent. Seit 2015 bewegt sich die Arbeitslosenzahl im Departement 06 auf relativ konstant hohem Niveau. Noch 2008 beispielsweise wurden unter 40 000 Arbeitslose gezählt. GRATIS-TANkSCHECkS
Nizzas bürgermeister Christian Estrosi gibt sich volksnah: Er vergibt ab 1. Januar monatliche Tank-Schecks über 20 Euro an die bürger der Metropole. Er reagiert damit auf die gestiegenen Kraftstoffpreise. Anspruch auf den «chèque carburant» haben Menschen, die einen Arbeitsvertrag CDI oder CDD vorweisen können, auf dem Metropolgebiet wohnen (Nizza und 48 umliegende Orte), weiter als 500 Meter von einer Tram-Haltestelle entfernt wohnen, kein vom Arbeitgeber subventioniertes Abo für den öffentlichen Nahverkehr verfügen, mehr als zehn Kilometer bis zum Arbeitsplatz zurücklegen müssen und maximal 2346 Euro netto pro Monat verdienen. Antragsformulare sollen online verfügbar sein (www.nice.fr).
GEWINNEN SIE!
Wir verlosen je zwei Eintrittskarten zum Konzert des Orchestre Régional Cannes mit dem jungen Solo-Harfisten Emmanuel Ceysson (Foto, Metropolitan Oper New York) am Freitag, 8. Februar, um 20.30 Uhr im Théâtre Debussy (Palais des Festivals). Ceysson spielt Werke von Joaquín Rodrigo, gefolgt von der ersten Sinfonie von Felix Mendelssohn-bartholdy (nur Orchester), die der Musiker im Alter von 15 Jahren komponiert hat. Am Taktstock ist Pavel baleff. Teilnahmebedingungen unter www.riviera-press.fr/zeit (Rubrik NEWS, Unterpunkt GEWINNSPIELE) NOCH MEHR FITNESS
Die Riviera-Fitness-Kette Fitlane expandiert weiter. Nach der Eröffnung eines nagelneuen Studios in Antibes (Höhe Autobahnausfahrt) Ende November, geht es in diesem Jahr nahtlos weiter: Im Januar eröffnen FitlaneMuckibuden in Fréjus und Nizza-Madeleine, im Februar in Nizza-Riquier. Für April sind weitere Eröffnungen in Grasse und Saint-Laurentdu-Var geplant und für September schließlich in Nizza-Arénas. kEIN BIkER-FESTIVAl
Harley Davidson hat bekannt gegeben, dass es 2019 kein «Euro-Festival» in Grimaud/Saint-Tropez geben wird. 2020 soll es in die nächste Runde des traditionellen Festivals gehen, bei dem sich ein Wochenende lang Harley-Fahrer aus ganz Europa treffen. JANUAR / FEBRUAR 2019
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INFO
Gilets jaunes, soweit das Auge reicht Von ESTELLE MANCINI & AILA STöCkMANN
Das steckt hinter den Protesten
«Vive la France», nennt der Autor dieser bearbeiteten Version des Delacroix-Bildes von 1830 sein Werk © J. P. Nelson cc-by-sa-2.0
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er Einfall ist genial: Gelbe Warnweste drüber, und du wirst gesehen! Je mehr gelbe Warnwesten über Straßen wuseln und Kreisverkehre belagern, desto sichtbarer sind sie – im ganzen Land. Die botschaft der Protestierenden entwickelt sich peu à peu, nicht überall im Gleichschritt, nachzulesen auf mitgeführten Plakaten. Eine regelrechte Volksbewegung ist in Gang gekommen. Kurz bevor wir mit der aktuellen RIVIERAZEIT in Druck gehen, schwappt die Welle auch nach Deutschland: Die Protest-Idee der gilets jaunes, der Gelbwesten, überschreitet Grenzen. In Frankreich sorgt die bewegung seit November für Schlagzeilen. Die fluoreszierende gelbe Sicherheitsweste am Straßenrand ist heute zum Symbol des Grolls geworden, den eine beträchtliche Anzahl von französischen bürgern gegen die Regierung hegt. Wie viele bürgerproteste wurde die bewegung spontan in sozialen Netzwerken geboJANUAR / FEBRUAR 2019
ren und verbreitete sich schnell und unerwartet. Es heißt, dass alles mit einer Online-Petition von einer Frau begonnen habe, die die Regierung aufforderte, eine angekündigte Steuererhöhung auf Kraftstoff zurückzunehmen. Die Petition wurde bis November 800 000-mal unterzeichnet. Die tatsächlichen Gelbwesten-Proteste wurden jedoch durch eine Facebook-Kampagne ausgelöst, in der ein Pariser Lkw-Fahrer dazu aufrief, alle Straßen in und um Paris zu blockieren und sich am 17. November vor dem Elysée-Palast zu treffen. Schnell wurde die Aktion in allen Landesteilen kopiert. Woher kommt die kraftstoffsteuerkrise? Die Dieselpreise sind 2018 in Frankreich um 16 Prozent von durchschnittlich 1,24 auf 1,48 Euro pro Liter gestiegen und erreichten im Oktober einen durchschnittlichen Höchststand von
1,53 Euro. Dies ist vor allem auf den Großhandelspreis für Öl zurückzuführen, der in der ersten Jahreshälfte 2018 um mehr als 20 Prozent gestiegen ist. Im Januar bereits waren im Rahmen des neuen Umweltsteuersystems der Regierung für die transition écologique 7,6 Cent pro Liter Diesel und 3,9 Cent pro Liter benzin hinzugefügt worden. Dann sollten die Steuern in diesem Januar um weitere 6,4 Cent für Diesel und 2,9 Cent für benzin steigen. Am Samstag, 17. November, zog der erste Protest über 300 000 Menschen in mehr als 2000 Orten in ganz Frankreich an, mit der blockade von Straßen und Tankstellen, Go-Slow-Operationen, Protestmärschen und der besetzung von Kreisverkehren. Im Departement Alpes-Maritimes blockierten einige hundert gilets jaunes die Autobahn A8 am Eingang von Antibes und lähmten den Verkehr stundenlang an einem ohnehin schon geschäftigen Samstag. Die Proteste wurden am folgenden Tag fortgesetzt – und ebbten auch in den folgenden Wochen kaum ab. Soziale Unzufriedenheit weitete sich zu einer pauschalen Demonstration von Wut und Frustration gegen die herrschende politische Klasse und insbesondere gegen Präsident Emmanuel Macron aus, der immer häufiger als «Präsident der Reichen» bezeichnet wird. Die Unruhen durch die Gelbwesten sind nicht nur auf die gestiegenen benzinpreise zurückzuführen. Das war der letzte Funke, der die Flammen der sozialen Unruhen entfachte, die seit Monaten, wenn nicht sogar seit Jahren darauf gewartet hatten. Die Wut der Demonstranten ist viel tiefer verwurzelt. Die bewegung der gilets jaunes ist eine Krise, die durch einen weit verbreiteten Mangel an Kaufkraft, ungerechte Vermögensverteilung und eine allgemeine Verurteilung von Wirtschaftsreformen verursacht wird, die als vorteilhaft für die Reichen angesehen werden. Macrons Entscheidung, eine Vermögenssteuer («impôt sur la fortune») zu streichen, die für Personen galt, die ein Nettovermögen von über 1,3 Millionen Euro besaßen, hatte ihn bereits bei der Arbeiterklasse unbeliebt gemacht. Das Insee, das französische Institut für Statistik und Wirtschaftsstudien, hat ergeben, dass Steuer- und Sozialreformen zwischen 2008 und 2016 zu einem durchschnittlichen jährlichen Verlust von 500 Euro an verfügbarem Einkommen in französischen Haushalten geführt haben, wobei Familien mit mittlerem und niedrigem Einkommen am stärksten betroffen sind. Kurz gesagt, die Gelbwesten sind zum größten Teil Arbeiter, Rentner und Selbstständige, deren Einkommen auf das Existenzminimum gesunken ist und die die herrschende Klasse als von ihrer Realität abgeschnitten betrachten.
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protest in (vorerst) vier Akten Am 24. November wurde ein zweiter nationaler Protest mit dem Titel «Akt 2» organisiert. Er versammelte zwischen 150 000 und 200 000 Demonstranten im ganzen Land. Auf den Champs-Elysées kam es zu Gewaltausbrüchen zwischen Demonstranten und der Polizei, die sie mit Tränengas und Wasserwerfern daran hinderten, zur Place de la Concorde zu marschieren. In den letzten Novembertagen schickte ein Sprecher der gilets jaunes eine Erklärung an die Medien und Abgeordneten mit einer Liste von 40 Forderungen, die der Nationalversammlung vorzulegen waren. Neben Vorschlägen zu Wohnen, Steuern, Gesundheit, bildung und öffentlichen Finanzen wurde eine Erhöhung des Nettomindestlohns SMIC von 1153,82 auf 1300 Euro pro Monat gefordert und höhere Steuern für große internationale Unternehmen wie Google oder Amazon. Ein Teil der Forderungen wurde später von der Regierung abgenickt. Am 1. Dezember brachte «Akt 3» ein beispielloses Ausmaß an Gewalt mit sich. Mehr als 130 000 Menschen demonstrierten. In Paris verwandelten sich die Proteste, obwohl die große Mehrheit der Demonstranten friedlich war, schnell in feurige Unruhen und gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Ge-
Neuer Flugplan ab Nizza
auch im wintEr nach Stuttgart
as gibt’s Neues vom Flughafen Nizza Côte d’Azur? Unter den Winter-Destinationen der Saison 2018/19 findet sich nun unter anderem eine Verbindung nach Stuttgart, die bisher nur im Sommer bestand. Insgesamt bietet der Airport in der Ende Oktober gestarteten Winter-Saison 71 DirektVerbindungen in 30 verschiedene Länder an – drei mehr als im vergangenen Winter. Neben der Verbindung nach Stuttgart gibt es sieben weitere neue Destinationen verglichen mit der letzten Wintersaison (immer letztes OktoberWochenende bis letztes März-Wochenende): Athen, Metz-Nancy, Porto, Riga, Sevilla, Sofia und Teneriffa. Auf vier weiteren Strecken wird der Takt erhöht: Häufiger als zuletzt geht es diesen Winter nach Wien, bukarest, Luxemburg und Tel Aviv. Die Destinationen in 30 verschiedenen Ländern (Vorjahr: 29) werden von
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bäude, Autos und Mülltonnen wurden in brand gesteckt, Restaurants und Ladenfronten in einer der exklusivsten Gegenden von Paris zerstört und nationale Denkmäler demoliert. bis zum Ende des Tages waren etwa 400 Personen verhaftet worden. Laut behörden hatten rechts- und linksextreme Gruppen den Protest infiltriert, aber viele der Verhafteten waren normale Gelbwesten. In Nizza wurde der Zugang zum Flughafen von den Demonstranten blockiert; ihre Zahl wurde so groß, dass die Polizei Tränengas verwendete, um sie abzuwehren. Nach den Unruhen in Paris und anderen Städten stellten Meinungsumfragen fest, dass 81 Prozent der Franzosen den Einsatz von Gewalt verurteilten, 72 Prozent von ihnen aber immer noch mit dem Protest der Gelbwesten sympathisierten und 90 Prozent der Meinung waren, dass sich die Regierung als unfähig erwiesen hatte, die Krise zu bewältigen. Versuchter Waffenstillstand Am 4. Dezember kündigte Premierminister Edouard Philippe schließlich einen sechsmonatigen Stopp der nächsten geplanten Erhöhungen der Kraftstoff-, Gas- und Strompreise an. Stunden später erklärte die Regierung, dass die Erhöhung der Kraftstoffsteuer aus dem Haushalt 2019 endgültig gestrichen
39 verschiedenen Airlines bedient, darunter mit Aegean Airlines (Athen) und Air baltic (Riga) zwei neue. Flüge nach Deutschland Nach berlin-Schönefeld geht es in der Wintersaison täglich (Easyjet), nach Köln-bonn (Eurowings) viermal pro Woche, nach Düsseldorf (Eurowings) fünfmal pro Woche, nach Frankfurt und München je dreimal täglich (Lufthansa), nach Hamburg (Eurowings) sowie Stuttgart zweimal wöchentlich (Eurowings). Flüge nach österreich Täglich geht es mit Austrian Airlines von Nizza nach Wien, sowie – neu seit 26. November – viermal wöchentlich mit Wizz Air. Flüge in die Schweiz Zehn Verbindungen pro Woche gibt es von Nizza nach basel (Easyjet), 18 mit Easyjet sowie vier mit Swiss nach Genf und 20 wöchentliche Verbindungen nach Zürich (Swiss). Mit 13,3 Millionen Passagieren im Jahr 2017 ist der Aéroport Nice Côte d’Azur der größte Flughafen Frankreichs nach Paris. Neben innerfranzösischen und innereuropäischen Flügen werden regelmäßig vier Langstrecken direkt bedient: Nizza-Dubai, Nizza-New York, Nizza-Montreal und Nizza-Doha. Hinzu kommt ab 31. März eine neue Direkt-Verbindung nach New York-Newark mit der Airline La Compagnie.
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würde. Die bewegung ist jedoch so weit gewachsen, dass viele der gilets jaunes beschlossen haben, die Zugeständnisse als zu gering abzulehnen und daher einen weiteren Aktionstag am 8. Dezember, «Akt 4», einzulegen. beliebte Touristenziele wie der Eiffelturm blieben an dem Tag geschlossen, um weitere Schäden zu vermeiden. Auch die Geschäfte auf den Champs-Elysée wurden zur Schließung aufgefordert. Zwölf gepanzerte Fahrzeuge und 89 000 Polizisten waren im ganzen Land im Einsatz, davon allein 8000 in Paris. In der Hauptstadt und anderen Großstädten kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, aber die meisten Unruhen konnten dank der Strategieänderung der Sicherheitskräfte von defensiv zu offensiv und der frühzeitigen Verhaftung von verdächtigen Zerstörern eingedämmt werden. Mehr als 1700 Menschen wurden an diesem Tag verhaftet. bis Anfang Dezember, so die Regierung, habe die bewegung zu einem Umsatzverlust von 15 bis 25 Prozent im Groß- und 40 Prozent im Einzelhandel geführt. bis Redaktionsschluss hatten vier Menschen ihr Leben verloren, und Hunderte waren bei den schlimmsten Unruhen, die Frankreich seit den Studentenaufständen vom Mai 1968 heimgesucht haben, verletzt worden.
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Neue Galerie nverwechselbares Markenzeichen der in Südfrankreich und Deutschland lebenden Künstlerin Gaby Fey sind ihre Fotos von Motiven, die sie unter Wasser mit Menschen und Gegenständen komponiert. Der hohe technische Aufwand, die Liebe zum Detail sowie ihre ungebremste Schaffensfreude beeindrucken immer wieder neu. Gaby Fey selbst scheint ihre Kraft aus dem Element Wasser zu schöpfen, das für sie das Leben schlechthin symbolisiert: «Es ist nie fassbar und bleibt immer faszinierend.» 2018 war ein aufregendes Jahr für sie. Unter anderem zeigte sie ihre Fotos im Weingut Château de L’Aumérade im Var. Ende des Jahres dann eröffnete Gaby Fey eine eigene Galerie im angesagten belgischen Viertel ihrer Heimatstadt Köln. bei der Vernissage wurde auch Prominenz gesichtet, etwa ihr langjähriger Freund bruce Darnell (ehemals «Germany’s next Topmodel»), der für sie bereits als Darsteller eines bildes im Anzug abgetaucht ist. Auch aus ihrer zweiten Heimat Frankreich waren viele Freunde und Freundinnen zu besuch, so zum beispiel Valery Russo, die Repräsentantin von «Aquavision», einer Stiftung zur
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Gaby Fey mit Bruce Darnell während der Galerie-Eröffnung
Förderung von Unterwasserprojekten. Die großzügig gestalteten Räume über zwei Etagen bringen ihre großformatigen UnterwasserInszenierungen wie «Das Floß der Medusa» nach Théodore Géricault oder «Die Freiheit führt das Volk an» nach Eugène Delacroix, «Die Geburt der Venus» nach botticelli sowie das imposante «Abendmahl» nach Leonardo da Vinci hervorragend zur Geltung. Für viele besucher überraschend sind nicht zuletzt die Video-Installationen, mit denen Gaby Fey Einblicke in die Entstehungsweise ihrer Fotos gewährt. SAM
Fanny ist eine liebe Jack Russell-Hündin. Sie wurde Anfang 2014 geboren und ist verträglich mit allen anderen Hunden. Sie ist kein Angsthund, sondern selbstbewusst, sehr anhänglich und neugierig.
krimi-Abend im CCFA. Das Deutsch-Französische Kulturzentrum in Nizza gibt sich in diesem Winter besonders literarisch. Unter den verschiedenen Lesungen fand der Krimi-Abend mit der Autorin Christine Cazon (Foto) besonderen Anklang. Die Schriftstellerin, die mit ihrem vergnüglichen ersten buch «Zwischen boule und bettenmachen» einen authentischen Einblick in das rurale Leben Südfrankreichs erste Erfolge einheimste, stellte nun ihren aktuellen Roman «Wölfe an der Côte d’Azur» vor. JANUAR / FEBRUAR 2019
Monte-Carlos ballettEnsemble lädt zu Entdeckungsreise 5. Dezember 1914: Apollinaire meldet sich in Nizza zur Waffe billig-TGV der SNCF: Ab 19 Euro von Nizza nach Paris
chefredakteurin AILA STÖCKMANN a.stoeckmann@riviera-press.fr chefreporter ROLF LIFFERS mitarbeiter Susanne Altweger-Minet, Gudrun Mangold, Christine Helfritz, Catharina Jäckel, Dr. Jörg Langer, Hannelore Salinger, Ira Söhnge, Gerhard Standop, Raimund Theobald, art director VINCENT ARTUS vincent.artus@wanadoo.fr
Nemo ist im November ein Jahr alt geworden. Niemand hat diesen Tag mit ihm gefeiert, er hat ihn allein und frierend in einem tristen Zwinger verbracht. Wir vermuten, dass er ein Weihnachtsgeschenk war. Er ist ein bildschöner Malinois, freundlich, verträglich mit anderen Hunden, kennt die ersten Grundkommandos und wünscht sich eine sportliche Familie.
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wir veröffentlichen täglich aktuelle news aus dem Süden auf unserer website. hier einige der meistgelesenen artikel im november und dezember: Côte d’Azur: Warnung vor Gewittern und heftigen Regenfällen Strafanzeige nach Paris abgegeben: Ermittlungen gegen Depardieu Es weihnachtet sehr… festliche Events an der Riviera
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Griffou, ein junger, schöner Mischling, wurde von der Polizei mit einem Lasso eingefangen und dann über den boden ins Auto geschleift. Das war völlig unnötig, denn er ist brav, ruhig und geduldig. Er wünscht sich ein neues Heim mit Menschen, die ihn lieb haben. Fanny, Nemo, Griffou und viele andere, auch ältere Hunde, warten in einer Auffangstation auf neue besitzer. Sie frieren, die Nächte sind eisig kalt. Der deutsche Tierschutzverein «JOSHI die 2. Chance» bittet um Spenden für die beschaffung von warmen Hütten. bitte helfen Sie! Tel. + 33 (0)6 43 06 19 60, +49 (0)172-45 55 033 www.joshi2.de
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