special Streifzug durch die Kunstszene des Südens
Wirtschaft Deutsche Unternehmen setzen auf Frankreich
Monaco Flächendeckendes 5G-Netz fürs Fürstentum
Geschichte Auf jüdischen Spuren in der Provence
riviera mehr sehen, mehr entdecken, mehr wissen
Nr. 310 NOVEMBER /DEZEMBER 2018 4,90 € D A S
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Editorial Von aila stöckMann
Meine Tennispartnerin Rachel erzählt gerne von früher. besonders gerne mir, habe ich den Eindruck, denn ich bin Deutsche. Rachel ist Jüdin, geboren und aufgewachsen in Marokko. Ihre Familie stammte ursprünglich aus dem spanischen Toledo, wo Juden – wie im gesamten Land – schon im 15. Jahrhundert per staatlichem Dekret vertrieben wurden. Ihr ist es ein bedürfnis, über die Geschichte ihrer Familie zu sprechen, und ich höre gerne zu und habe schon viel durch sie gelernt. Ihr Enkel sei ein gefragter DJ in berlin, erzählt sie auch, stolz und doch einen Hauch erstaunt darüber, dass es ihn ausgerechnet in die deutsche Hauptstadt gezogen hat. Rachel ist ein Jahrzehnt nach den sogenannten Novemberpogromen geboren. Genau 80 Jahre nach diesen Pogromen von 1938 im gesamten Deutschen Reich spielt jüdisches Leben in Europa in diesem Heft eine besondere Rolle (ab Seite 32). Wir laden ein zu einer Ausstellung in Nizza, die an die Anfänge der systematischen Juden-Vernichtung in Deutschland erinnert. In einem Artikel über die Exilliteraten in Sanarysur-Mer begegnen wir zahlreichen deutschen Intellektuellen, Juden und Nicht-Juden, die sich großenteils bereits
mit dem Erstarken der Nationalsozialisten zu beginn der 1930er-Jahre auf ins vermeintlich rettende Ausland gemacht hatten. Und wir folgen unserer Autorin Gudrun Mangold auf jüdischen Spuren durch die heutige Provence. Mit ihr entdecken wir Frankreichs älteste Synagoge in Carpentras und erfahren vom vielfältigen jüdischen Leben in Marseille, auch in kulinarischer Hinsicht. Nach Marseille ist übrigens Rachel im Alter von 19 Jahren gekommen, der Liebe wegen. Als ihre Kinder später groß waren, führte das Leben sie nach Monaco und schließlich nach Grasse, wo ich sie kennen gelernt habe. Ich verehre diese immer gut gelaunt-quirlige Frau, die sich sonnigen Gemüts von mir über den Platz scheuchen lässt, ehe wir beim Kaffee danach ins Erzählen kommen. Und ich würde mir wünschen, dass jeder Mensch begegnungen wie diese hätte, vor allem jene wieder erstarkenden Rechten in vielen Teilen Europas. Es muss ja nicht auf dem Tennisplatz sein. In diesem Sinne: Ihnen allen eine besinnliche Zeit zum Jahresende!
Das teaM
PETRA HALL
CAROLE HEbERT
FRANÇOISE MULLER
PATRICE SAINT-LEGER
bICH LECOURT
VINCENT ARTUS
DOMINIQUE FREULON
DANIEL NARO
aila stöckmann (Chefredakteurin) hat das Ruder der RivieraZeit von Gründerin Petra Hall übernommen. Sie lässt die Leser nach mehr als 15 Jahren Côte d’Azur und ebenso langer Zeit in der Redaktion der RZ mit unverminderter begeisterung teilhaben an ihren Erlebnissen und begegnungen im Süden. Das Kind des Ruhrpotts könnte nicht mehr ohne – ohne die Sonne, die Natur und die Zeitschrift für alle, denen es genauso geht. petra hall (Gründerin) hat vor 26 Jahren die Riviera Côte d’Azur Zeitung aus der Taufe gehoben, die sich unter dem Namen RivieraZeit zu einem attraktiven Magazin gemausert hat. Ihr Ziel von Anfang an: Lesern Spannendes, Informatives und Kurioses vom Mittelmeer in hochwertiger journalistischer Qualität zu liefern. Die gebürtige Hamburgerin ist in der südfranzösischen und monegassischen Medienlandschaft eine Institution. Bich lecourt (Geschäftsführerin unseres Verlags Riviera Press) wurde in Antibes geboren. Seit der Promovierung nach ihrem Wirtschaftsstudium arbeitet sie in Sophia-Antipolis und kennt sich bestens in der business-Szene des Technologieparks aus. Sie liebt Architektur und Innendesign und ist immer darauf aus, Neues in ihrer Heimatregion und auf ihren Reisen zu entdecken. carole hébert (Sekretärin) ist die gute Seele im Team. Neben buchhaltung, Abo-Verwaltung und Leser-Anliegen hat die Nordfranzösin mit einem Faible für Zahlen immer im Visier, dass weder Druckerpapier noch Kaffeepulver ausgehen.
Vincent artus (Art Director, Freelance) gestaltet, was Sie hier in den Händen halten. Der waschechte Nizzarder hat eine Vorliebe für klare Linien und das Spiel mit weißen Flächen. Das Multi-Talent macht auch Fotos und Filme. françoise Muller (Anzeigen & PR) stammt aus der Senfstadt Dijon. Sie lebt und arbeitet aber bereits seit 1993 an der Côte d’Azur, wohin sie die Liebe verschlug. Seit 14 Jahren arbeitet die Powerfrau mit begeisterung im bereich Kommunikation & Marketing. Ihre Hobbys: Literatur und Sport. Dominique freulon (Vertrieb, PR & Events, Freelance), gebürtige Pariserin und seit 15 Jahren an der Côte d’Azur, arbeitet mit viel Energie und Dynamik in unserer VertriebsAbteilung. Sie liebt den Kontakt mit Menschen und unsere Magazine. Ihre Hobbys: Reisen in ferne Länder, Literatur. patrice saint-léger (Anzeigen & PR) arbeitet seit mehr als zehn Jahren in der Kommunikationsbranche. Nach dem bWL-Studium und einem beruflichen Abstecher nach London hat der gebürtige Cannois seine Passion für Anzeigen entdeckt – ihre kreative Seite und die Wirkung, die sie haben können. In der Freizeit geht ihm neben der Familie nichts über Sport und die Natur. Daniel naro (Anzeigen & PR) wäre in seiner nordfranzösischen Heimat bei Metz beinahe Profi-Fußballer geworden. Plan b wurde die Versicherungsbranche. 25Jahre später suchte er die Sonne und fand sie an der Côte d’Azur. Hier startete er in den Medien neu durch – jetzt im Team von Riviera Press, wo er die Professionalität und Kollegialität schätzt. NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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ausgabe 310 MEHR SEHEN, MEHR ENTDECKEN, MEHR WISSEN
Prinzessin Jasmin: Eine Zukunft für einen besonderen Duft
Das ist neu Foto Titelseite «mantel des gewissens», werk von anna Chromy (im Bild) Foto: Aurelio Amendola Foto unten Biot, so hüBsCh und doCh oft mensChenleer, siehe seite 44-47 © Ville de Biot
Highlights an der Côte d’Azur, die Sie nicht verpassen sollten
6 Aktuell Der Mittelmeerraum: «Die spannendste Region der Welt»
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12 Kunst-Special blick in die rege Kunstszene Südfrankreichs
15-29 Kultur Auch Schriftsteller Anton Tschechow war begeistert von Nizza
30 Sanary: Hinter den Fassaden der «Hauptstadt der deutschen Literatur»
32 Jüdisches Leben in der Provence: ein Streifzug
34 Das Ende der Zivilisation: Ausstellung in Nizza erinnert an Pogrome
36 Monaco Der Kleinstaat schreibt Geschichte: 5G fürs Fürstentum
38 Karl Marx’ letzte große Reise – ausgerechnet nach Monaco
40 Biot Vom Segen und Fluch, ein Adlernestdorf hoch über dem Meer zu sein
44 Ligurien Kuriositäten aus einem faszinierenden Landstrich
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Wirtschaft Das Zukunftslabor thecamp beendet seine betaphase
50 Deutlich attraktiver: Deutsche Unternehmen sind mit Hexagon zufrieden
52 Immobilien bezahlbarer Wohnraum im Süden: Mangelware
54 Golf Alles eine Frage des Kopfes?
56 Umwelt «Grüne» News von der Côte d’Azur
63 Gourmet Restaurant-Tipps: Vom Sternelokal bis zur Osteria
66-71 Veranstaltungen Konzerte, Festivals, Sport-Events und Weihnachtliches
72-75 Info Monaco: Schwiegersohn gab Mord an Milliardärin in Auftrag
78 Oktoberfest: 30 Jahre deutsche Abteilung am CIV
79 Endspurt Impressum
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LES VILLAS DU P LE PAR AR RC ANTIBES - LES SEMBOULES
Autofreie Wohnanlage, Kinderspielplatz,, hochwertige Ausstattung,, Fliesen aus glänzendem Feinsteinzeug 90x90cm, 90x90cm, Küche & B ad voll ausgestattet,, elektrische Rollläden… … 9 moderne, sichere Häuser inmittenn einer grünen Wohnanlagee LO I PINEL
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DAS IST NEU!
Wahrzeichen neue skyline in marseille
Marseille erhält ein neues Wahrzeichen: Seit kurzem bereichert der feingliedrige büroturm La Marseillaise des Architekten Jean Nouvel in 27 Nuancen der Farben bleu-blanc-rouge die Skyline der Stadt. Neben seinen Kollegen Zaha Hadid (CMA-CGM-Tower) und Sir Norman Foster (Neugestaltung des Vieux Port) prägt mit Nouvel nun schon der dritte Pritzker-Preisträger die Silhouette des Stadtbildes. Am 24. Oktober feierlich eröffnet, wird das Gebäude auf mehr als 35 000 Quadratmetern und 31 Stockwerken unter anderem die büros des eigenen bauträgers Constructa, der Metropole Aix-Marseille Provence und der Verwaltung von Haribo France sowie das World Trade Center beherbergen. Im zweiten und dritten Stock befinden sich ein Restaurant und der Kinderhort, in der 29. und 30. Etage können Unternehmen ihre Gäste in der Provence business Sky Lounge des World Trade Centers empfangen. Constructa investiert in die Neugestaltung des umliegenden Areals Quai d’Arenc insgesamt 1,7 Milliarden Euro. Ch
© Michèle Clavel für Constructa Ateliers Jean Nouvel
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Rekordverdächtig im ruderBoot üBer den atlantik
Wenn alles gut geht, landet die in Grasse lebende Shirley Thompson im Februar in Saint bart’s in der Karibik. Gelingt ihr Vorhaben, hat sie zwei Weltrekorde gleichzeitig gebrochen: Sie wäre dann die erste irische Frau, die alleine im Ruderboot einen Ozean überquert hat, und überdies die älteste Frau, die solch ein Unterfangen vollbracht hat. bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg: Am 24. November will die mutige
Sportlerin in Puerto de Mogàn (Gran Canaria) mit ihrem blauen Ruderboot «Amigo» in See stechen – ganz allein und ohne Motor. «Es ist ein Geschenk, das ich mir selbst zum 60. Geburtstag mache», sagt die Abenteurerin, die von ihren Freunden nur Shirl genannt wird. Ihr gehe es um die persönliche Herausforderung, nicht um die Rekorde. bis sie sich auf den Atlantik begibt, absolviert sie weiterhin ein täglich 14stündiges Training im boot. Doch das Rudern werde ihre geringste Sorge, sagt sie. Fürchten müsse sie vielmehr Winterstürme oder die Kollision mit einem Containerschiff in der Nacht. Mehr auf Facebook unter: Shirl’s Row.
Authentisch die sChattenseiten des ProfiradsPorts
Der deutsche Reisejournalist Ralf Nestmeyer legt mit «Die Toten vom Mont Ventoux» seinen zweiten Provence-Krimi vor. Sein Roman spielt an einer der legendären Etappen der Tour de France. Unter Radsportlern hat der windumtoste berg schon viele Opfer gefordert, bei Südfrankreich-Kenner Nestmeyer nun wird er zum Schauplatz eines brutalen Vierfachmordes. Steckt ein Vergeltungsakt aus dem Drogenmilieu hinter der Tat – oder war ein ehemaliger Radsportstar das eigentliche Ziel des Mörders? Capitaine Malbec ermittelt zwischen Gier, Eifersucht und Erpressung. Der Autor kontrastiert dabei die tödlichen Vorkommnisse auf dem berg geschickt mit der blühenden Idylle der Provence. Ralf Nestmeyer ist ein langjähriger Fan der Tour de France. «Leider», so sagte er der RZ, «kommt man bei diesem Thema an der Dopingproblematik nicht vorbei.» Er selbst griff natürlich nicht zu unlauteren Substanzen, als er sich in den Fahrradsattel schwang, um beim Anstieg auf den berühmten berg ein Gespür für die Strapazen des Rennens zu kriegen… NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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Neue Promenaden küstensChutz in Cannes
bei praktisch jeder Sturmflut steht in Cannes der Digue Laubeuf unter Wasser, jener vom Alten Hafen ins Meer reichende Kai, von dem die Fähren zu den Iles de Lérins abfahren (rechts im bild). Auf einer Länge von 615 Metern soll der Kai deshalb bis hinaus zur Hubschrauber-Landeplattform mit besonderen Wellenbrechern verstärkt werden. Im gleichen Zug wird die Kaimauer mit einer breiten, 400 Meter langen Promenade mit 360-Grad-blick
über das Meer und die Stadt versehen. Der bau vollzieht sich in drei Etappen in den kommenden drei Wintern. begonnen wurde das 25,6-Millionen-Euro-Projekt im Oktober an der Hélistation Musoir am Ende des Kais. Der Hubschrauber-Landeplatz bleibt bis zum Ende der ersten bauphase im April 2019 geschlossen. Gerade erst hat die Stadt Cannes übrigens einen Preis für die Aufwertung ihrer Promenade «boccaCabana» im westlich an den Alten Hafen anschließenden Stadtteil La bocca erhalten. bei dem ebenfalls noch in der Umsetzung befindlichen Projekt geht es vor allem um mehr Grünfläche, den Schutz der Strände und die Gestaltung als Sport- und Freizeitzone für die ganze Familie.
Ökologisch gratise-shuttle für antiBes
Anfang November nimmt dieses kleine Gefährt in Antibes probeweise seinen Dienst auf: ein 6-sitziger Elektro-Minibus, der seine Passagiere auf Handzeichen kostenlos von A nach b fährt. Gesucht hatte die Stadt einen Kleinbus, der in den kommenden drei Jahren 50 000 Kilometer zurücklegen kann. Entschieden hat man sich schließlich für das Modell Geco von Mobilité Plus, das ganzjährig nutz- und mit einem normalen Pkw-Führerschein steuerbar ist. Mit einer Ladung Strom hat der Shuttlebus eine Reichweite von
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nur 80 Kilometern. Er soll entsprechend ausschließlich im Stadtzentrum inklusive der Fußgängerzone eingesetzt werden – zwischen Rue de la République, Place Nationale, Rue Aubernon und boulevard d’Aguillon.
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«Die spannendste Region der Welt» Der Mittelmeerraum hört für europäer gedanklich oft an der eU-Grenze auf. Warum sich das unbedingt ändern sollte, erklärte der in der Nähe von Nizza lebende Wissenschaftler Tobias Bütow unserer autorin annika Joeres.
Tobias Bütow, sie leben als Deutscher am südfranzösischen Mittelmeer und beschäftigen sich mit den Beziehungen der Mittelmeerstaaten zueinander. Was ist das Interessante an dieser Region? Historiker bezeichnen das Mittelmeer als die Wiege der europäischen Zivilisation. Für mich ist es die spannendste Region der Welt. Ich habe mich wissenschaftlich auf die Konfliktund Gewaltforschung spezialisiert, und als 2011 der «Arabische Frühling» begann, die hoffnungsvollen Umwälzungen in Tunesien oder in Ägypten, war mir klar: Wir Akademiker müssen das verstehen, erklären und unterrichten. Persönlich habe ich prägende Jahre meines Lebens am Mittelmeer verbracht. In Jerusalem arbeitete ich als Freiwilliger in einem israelischen Frauenhaus sowie in der Holocaust-Gedenkstätte Yad VaShem, im bosnischen Sarajevo für die OSZE und bin schließlich an das einzigartige Europa-Institut CIFE in Nizza entsandt worden. Warum sollten wir uns mit dem Mittelmeer-Raum beschäftigen? Für viele Deutsche und Europäer sind beispielsweise die maghrebinischen Staaten weit weg. In unserer rasant-dynamischen Zeit vergessen wir, wie viel wir gemeinsam haben. botaniker oder Klimaforscher betonen, wie sehr sich Vegetation, Landschaft und Klima dieser Region ähneln. Kartografen und Geografen bestimmten den Mittelmeerraum gar als einen Teil Europas und grenzten ihn von Asien und Afrika ab. Vor allem jedoch: Die Mittelmeerländer sind unsere direkten Nachbarn. Wir sind voneinander abhängig. Nizza liegt deutlich näher an Tunis als an berlin oder Paris. Aber noch viel wichtiger sind die Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen: Ich kann mich mit einem tunesischen Politikwissenschaftler besser verständigen als mit einem österreichischen Mathematiker. Sport-Lehrerinnen in Rabat oder in Cannes haben möglicherweise mehr miteinander gemeinsam als mit ihrem Sitznachbarn im bus. An allen Mittelmeer-Küsten prägen Facebook, Netflix oder Mobiltelefone légende à remplacer © D.R. unseren Alltag. NOVEMBER / DEZEMBER 2018
Das würden die meisten Menschen wahrscheinlich anders sehen – sie empfinden Flüchtlinge oder Zugereiste als Fremde, als Bedrohung. Angst ist kein guter Ratgeber. Es ist wieder in Mode gekommen, Komplexität fahrlässig zu reduzieren und simplizistische Feindbilder zu schüren. Dieses Denken hat uns schon viele Male an den Abgrund gebracht. Im Gegensatz dazu arbeiten wir hier am CIFE auch stark daran, unseren Studierenden interkulturelle Kompetenz zu vermitteln. Das ist eine Kompetenz, die trotz Globalisierung vielerorts fehlt. Uns mangelt es häufig an realistischen bildern von Migranten oder von anderen Kulturen. In der öffentlichen Debatte werden Migranten und Migrantinnen nur als Extreme wahrgenommen: entweder als von vornherein hilfsbedürftige, gute Menschen. Oder andererseits als gefährliche, bösartige Terroristen. Wie könnten wir diese einseitigen Bilder verändern? Wir bräuchten Intellektuelle, öffentlich bekannte Denker, die uns unsere Nachbarländer und deren Einwohner näher bringen. Solche Sprachrohre waren zum beispiel Gerd Ruge für Russland oder Peter Scholl-Latour für arabischsprachige Länder. Oder natürlich Ulrich Wickert für Frankreich, der heute noch unheimlich beliebt ist und vielen TV-Zuschauerinnen und Zuschauern das Leben im Nachbarland erklärte. In deutschen Talkshows fehlen die wahren, die einheimischen Experten: Warum soll nicht mal eine Politikerin aus Tunesien bei Anne Will den Abschiebestopp analysieren? Warum nicht mal ein marokkanischer Journalist über sein Land erzählen? Es ist schade, dass wir auf diese interessanten Quellen verzichten und stattdessen auf die immer gleichen urdeutschen Erklärer oder gar eindimensionalen Verschwörungstheoretiker zurückgreifen. Was müssten Wissenschaftler wie Sie zum größeren Verständnis beitragen? Ja, da gibt es auch noch großen Nachholbedarf, gerade im deutschsprachigen Raum.
Seit dem Ende des Kalten Krieges ist es dringender denn je für Geisteswissenschaftler, sich nicht nur mit den östlichen, sondern auch mit den südlichen Nachbarländern der Europäischen Union zu beschäftigen. Die unterschiedlichen Transformationsprozesse, sei es in Tunesien, Ägypten, Israel oder der Türkei, waren akademisch betrachtet unterbelichtet. Jedoch gibt es einen Generationswechsel an den Universitäten und Think Tanks: Es gibt europaweit eine nachwachsende Generation an Mittelmeer- oder Migrations-Experten, auf deren Expertise wir vertrauen können. Denn wir sollten nicht noch einmal Tatsachen durch Emotionen oder Feindbilder überdecken. Haben wir die Geschichte der 1990erJahre vergessen? Schon einmal wurden in Europa Muslime verteufelt. In Sarajevo beschützten Muslime trotz serbischer bombardements die Kirchen ihrer multiethnischen Heimatstadt; ihre Landsmänner wurden dann trotzdem in Mostar oder Srebrenica von christlichen Nationalisten ermordet. bis heute ist der europäische Islam, wie er in bosnien praktiziert wird, liberaler, weltoffener und moderner als das Gesellschaftsverständnis mancher Ewiggestriger in der Sächsischen Schweiz. Angela Merkel hat 2015 einen neuen Blick auf die Flüchtlingsdebatte versucht, als sie angesichts von vielen ankommenden Menschen sagte: «Wir schaffen das.» Dieser Satz wird ihr noch heute von vielen vorgeworfen und für den Abstieg der CDU verantwortlich gemacht. Wir hyperventilieren. bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Recht, als sie sagte, wir schaffen das. Wir haben es im Großen und Ganzen geschafft. Deutschland ist heute so sicher wie lange nicht mehr, alle aktuellen Kriminalitätsstatistiken beweisen dies. Und wir haben Gutes getan. Darauf können wir Deutschen stolz sein. Viele zukunftsorientierte Unternehmer wollen, dass Flüchtlinge bleiben, weil sie ohne sie schlicht zu wenig beschäftigte hätten. Deutschland hat einen Steuerüberschuss. Wo also ist das Problem? Ja, wo ist das Problem? Ihre Analyse wird wahrscheinlich nicht von der Mehrheit geteilt. Das wäre auch überraschend. Denn nicht jeder Mensch ist hilfsbereit. Das wissen wir aus dem Straßenverkehr bei Verkehrsunfällen. Auf gesellschaftlicher Ebene landen wir hier wieder bei der interkulturellen Kompetenz. Ich glaube, die Menschen sind überfordert. Es fällt manchem schwer, Verständnis für andere aufzubringen. Wir sind mitten in einer Informations-Revolution, eine Revolution, die wir nicht überblicken. Eine gute Analyse hat mir dazu mal ein tunesischer Taxifahrer geliefert. Er sagte: Internet sei wie Fast Food. Weder macht es satt, noch ist es nahrhaft. Und doch muss man sich überwinden, es nicht zu essen. Er hat Recht. Das Internet ist die große Welle, die große Veränderung unserer Zeit. Nicht die Flücht-
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linge; die hat es schon immer gegeben und wird es auch immer geben. Wer erinnert sich noch daran, dass in den 90er-Jahren hunderttausende bosnien-Flüchtlinge nach Deutschland kamen? Es ist weitgehend vergessen. Hier am Mittelmeer sind Flüchtlinge und Migranten präsenter als beispielsweise in Schleswig-Holstein. An der französisch-italienischen Grenze gibt es täglich Menschen, die zwischen den ländern hin- und hergeschoben werden, der Streit um Rettungsschiffe wie die Aquarius beherrscht die Debatte. Ändert sich da gerade etwas Grundsätzliches im Verhältnis der Mittelmeerstaaten? Die Côte d’Azur ist ein Mikrokosmos internationaler Politik. Es leben Putin-Freunde am Cap d’Antibes. Hier wohnten Tschetschenienkämpfer genauso wie das Netzwerk um den tunesischen Ex-Diktator ben Ali. Wir haben das Kirchenasyl in Ventimiglia, das von 2015 bis jetzt mehr als 13 000 Migrantinnen und Migranten aufgenommen hat, davon 3000 unbegleitete Minderjährige. Zugleich ist das Mittelmeer zu einem paradoxen Ort geworden. Das Meer, in dem wir baden und das uns alle glücklich macht, ist immer noch ein Phantasie-Ort, ein WunschOrt. Dieses selbe Meer ist andernorts zu einem «Friedhof» geworden, wie Präsident Macron es kürzlich nannte. Wenig bekannt ist, dass das Mittelmeer mittlerweile die tödlichste Grenze weltweit ist. Dort ertrinken mehr Menschen, als an der deutsch-deutschen Grenze ihr Leben verloren haben. Historiker streiten sich noch heute, ob es in der gesamten Geschichte des Eisernen Vorhangs mehr oder weniger als 1000 Opfer gab, also Menschen, die an der Grenze erschossen, von Hunden zerfleischt oder in Spree, Elbe oder Ostsee ertrunken sind. 1000 Opfer – so viele und noch mehr – ertrinken jedes Jahr im Mittelmeer. Seit mehr als zehn Jahren sterben jährlich mehr Menschen im Mittelmeer als in der gesamten Geschichte des Kalten Krieges. Ungezählte Familien sind davon betroffen. Natürlich löst solche Not gesellschaftliche Debatten aus. Ich selbst komme aus dem Osten. Auch meine Familie kennt wie viele deutsche Familien Migration und Flucht. Meine Großeltern flohen 1945 aus Pommern und verloren ihr Hab und Gut. 1989 wollten wir aus SED-Diktatur und Unfreiheit über Ungarn fliehen, hatten aber nicht den Mut, den möglicherweise lebensgefährlichen Grenzübertritt zu wagen. Gott sei Dank fiel wenig später die Mauer. Nahezu jede Familie in Deutschland kann solche Geschichten erzählen. Deutschland würde seine Geschichte verraten, wenn wir in Europa wieder Mauern bauen würden. Welche lehren können wir aus der Geschichte ziehen? Wir können erkennen: Es gibt entscheidende Herausforderungen, die unsere Gesellschaften verbinden. Zum beispiel den Klimawandel, die Migrationsbewegungen oder den aufhaltsamen Aufstieg menschenfeindlicher Ideologien.
Es wäre naiv zu glauben, es sei egal, wie es unseren Nachbarländern geht. Mit einer instabilen Nachbarschaft steigen die Risiken auch bei uns in Europa. Das heißt, wir müssen den «Wandel durch Annäherung» suchen. Die EU-Geschichte ist voll von politischen Meisterleistungen, aus denen wir lernen können. Der Jugendaustausch hat funktioniert. bei der deutsch-deutschen Vereinigung hat der Soli funktioniert. Die Städtepartnerschaften haben Menschen einander näher gebracht. bürgermeister, Lehrer, die Zivilgesellschaft haben eine große Wirkungsmacht, auch wenn sie bisweilen schwierig zu quantifizieren ist. Die meisten jungen Menschen beispielsweise wollen aber doch in benachbarte EU-Staaten für ihr Studium, nur wenige nach Algerien oder Tunesien. Ja, weil sie diese besser kennen. Das liegt auch am Schulcurriculum, das bei den Mittelmeerstaaten einen blinden Fleck hat. Außerdem müssten wir das Erasmus-Programm auf den Mittelmeer-Raum ausweiten. Es gibt Studierenden ein kleines Stipendium, um für ein paar Monate an einer ausländischen Universität zu lernen. bislang gibt es jährlich aber nur rund 8000 Erasmus-Stipendien für euromediterrane begegnungen. Angesichts der Anzahl an jungen Menschen ist das zynisch wenig. Das ist keine wirkungsvolle Investition, sie müsste vervielfacht werden. Wie ist es denn auf der anderen Seite des Mittelmeeres – wollen die jungen Tunesier und Marokkaner überhaupt nach Europa? Viele Maghrebiner sehen sich als Süd-Europäer. Ein hoher Prozentsatz an maghrebinischen Intellektuellen oder Unternehmern hat in der Europäischen Union, insbesondere in Frankreich, studiert. Das prägt. Doch Europa vergisst und verdrängt immer wieder, wie stark und kontrovers unsere koloniale Vergangenheit den südlichen Mittelmeerraum prägte. Dabei war in den 1950er-Jahren das Mittelmeer ein europäisches binnenmeer. Denn das nördliche Algerien, das bis zur Unabhängigkeit 1962 zu Frankreich gehörte, war Gründungsmitglied der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, des Vorläufers der Europäischen Union. Der Wunsch, die Heimat zu verlassen, ist nur wenigen Menschen in die Wiege gelegt. Zugleich scheint mir interkulturelle Kompetenz in manchen Milieus in Tunis oder Kairo stärker ausgeprägt als in Lille oder Chemnitz. Sicherlich auch, weil das südliche Mittelmeer wesentlich vom Tourismus und Austausch geprägt wurde. Die Mittelmeer-Union geht auf eine famose Idee von Hannah Arendt und Fernand braudel zurück – und ist doch noch immer eine der ärmsten internationalen Organisationen weltweit. Ihr Jahresbudget beträgt acht Millionen Euro. Die OSZE oder das Deutsch-Französische Jugendwerk sind wesentlich besser ausgestattet – und deshalb auch wirkungsvoller. Sie schlagen mehr Städtepartnerschaften vor. Ja, für mich ist das ein wichtiges, konkretes
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Instrument der internationalen Politik. Egal ob im beruf oder Ehrenamt, wir alle sind gefragt. bilaterale Zusammenarbeit, internationale Kompetenz und Weltoffenheit wurzeln in Schul- und Städtepartnerschaften. Aber während kommunale begegnungsarbeit über die Grenzen des Eisernen Vorhangs trotz aller Schwierigkeiten praktiziert wurde, haben wir in Deutschland noch immer keine einzige Städtepartnerschaft mit dem Königreich Jordanien, mit Algerien oder Ägypten. Einfach, weil dieser Austausch nicht wichtig genug genommen wird und meistens von Ehrenämtlern organisiert werden muss. In Frankreich werden die Partnerstädte hofiert, das sollte unser Vorbild sein. Das ist auch Ihre Methode am CIFE: Studierende aus aller Welt kommen hierher, um zusammen zu lernen – über ihre Kultur, über Europa. Ja, genau: Wir wollen raus aus dem Elfenbeinturm. Anders als klassische Universitäten legen wir großen Wert darauf, dass Studierende und Lehrende den Hörsaal in ein fliegendes Klassenzimmer verwandeln und wir an drei Studienorte reisen. Die Studierenden leben und lernen gemeinsam. Daher rekrutieren wir nach Diversität. Soeben beendeten eine perfekt deutschsprachige Ägypterin, ein syrischer Migrant und natürlich viele Europäer ihr Studium erfolgreich. Das ist nicht immer einfach – aber wir wollen im Kleinen schaffen, was die europäische und internationale Gemeinschaft machen sollte: gemeinsame Lösungen für gemeinsame Probleme entwickeln.
BIOGRAPHIE Tobias Bütow, 1978 in Magdeburg geboren, ist Historiker und Politikwissenschaftler. in Nizza baute er am europa-institut CiFe (Centre International de Formation Européenne) das Mittelmeer-Programm auf und ist Programmleiter «internationale Beziehungen». Zudem ist er vorstandsvorsitzender des Deutsch-Französischen Kulturzentrums CCFa in Nizza.
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Maurin pisani und seine lebensgefährting anne caluzio können sich ihren traum vom Jasmin-anbau erfüllen - dank einer neuartigen investitions-kooperative: Der staat, die region und private investoren der parfüm-Branche haben sich zusammengetan, um den kauf der ackerfläche zu ermöglichen, die die Zwei nun bewirtschaften. © A. S.
Prinzessin Jasmin Eine Zukunft für einen außergewöhnlichen Duft Von aila stöckMann
vom Glück eines jungen Paares und eines ganzen Landstrichs: Wie es Grasse und seinem Umland gelingt, sein einzigartiges Kulturerbe am Leben zu erhalten.
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erste Jasminpflanzen haben die jungen leute bereits diesen sommer gesetzt, zart-weiße Blüten zeigten sich bereits im herbst. Die ernte-premiere steht kommenden sommer an © A.S.
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ie Freude in ihren Gesichtern ist an diesem Herbstmorgen ansteckend. Maurin Pisani (34) und seine Lebensgefährtin Anne Caluzio (32) haben Persönlichkeiten aus der gesamten Region zu Gast, um mit ihnen die Eröffnung ihrer Domaine de la Colle blanche zu feiern. Hier, auf knapp einem Hektar Land mit blick über die Ebene von Grasse, bauen die beiden jungen Leute in Zukunft Jasmin an. Der Duft der blüten wandert anschließend in Dior-Parfüme. Was so logisch und für diese Gegend zwingend klingt, ist in Wahrheit ein kleines Wunder. Nur mit großer finanzieller Unterstützung und langem Atem sind Maurin und Anne am vorläufigen Ziel ihrer Träume angelangt. Denn als junge Menschen an der Côte d’Azur an eine ausreichend große Fläche Land zu gelangen, die die Produktion des kostbaren Rohstoffs rentabel macht, ist fast undenkbar. Andererseits braucht es couragierte Leute, die an das Fortbestehen einer
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Alpes-Côte d’Azur). Dabei handelt es sich um eine Art gemeinnützigen Helfer für den Erwerb landwirtschaftlichen Grundbesitzes, der seine Projekte durch den Verkauf von Gesellschaftsanteilen an Kommunen, aber auch an Privatunternehmen finanziert.
Größter Jasmin-Anbau
Dior-parfümeur françois Demachy (M.), hier bei der eröffnungsfeier der Domaine de la colle Blanche, garantiert den beiden Jung-landwirten die abnahme ihrer kompletten Jasmin-ernte © A.S.
branche glauben, die die Stadt einst groß gemacht hat. Die beiden Nachwuchs-Landwirte haben ihr Glück vor allem einer begegnung zu verdanken. Vor sechs Jahren, erzählt uns Maurin Pisani, hätten er und seine Freundin, die eigentlich im Finanzwesen arbeitete, begonnen, regelmäßig als Saisonarbeiter bei Carole biancalana anzuheuern. Auf deren Domaine de Manon, die sie in vierter Generation ein paar Kilometer weiter – ebenfalls im Grasser Stadtteil Plascassier – betreibt, wird Jasmin angebaut. Neben der Tuberose und der Centifolia-Rose gilt Jasmin als die blume von Grasse. Voller begeisterung ließen sich Anne und Maurin von Carole in die Geheimnisse einweihen, die den Anbau der eigensinnigen Duftpflanze erst möglich machen.
Initiative zur Rettung von Parfüm-Pflanzen «Irgendwann habe ich die Zwei dann gefragt: Wollt ihr nicht selbst Jasmin anbauen?», sagt uns Carole. Die engagierte blütenspezialistin hat 2006 die Association Fleurs d’exception du Pays de Grasse gegründet. «Ich hatte Angst, dass unser Metier verloren geht, dass all das Wissen sich verliert», erklärt sie. «Damals gab es kaum noch Parfümpflanzen in der Gegend; bauern wie wir waren kurz vor dem kompletten Verschwinden. Mir war klar: Wenn wir was bewegen und große Namen anlocken wollten, würde das nur gehen, indem wir unsere Kräfte bündeln und zusammen arbeiten.»
Der Erfolg ihrer Initiative gibt ihr Recht. Mit den Häusern Dior und Vuitton haben sich vor rund fünf Jahren Weltmarken mitten in der Parfümstadt angesiedelt. Diors Parfümeur François Demachy, gebürtiger Grassois, ist an diesem Morgen ebenfalls in den Hügeln schräg gegenüber der Altstadt zu Gast. Er, die Nase Demachy, hat Maurin und Anne bei seinen regelmäßigen besuchen auf den Feldern von Carole kennen und schätzen gelernt und ihnen unterdessen vertraglich zugesichert, ihnen sämtliche Erträge ihrer Jasmin-Ernte abzunehmen. Der Duft, der daraus unweit entfernt in lokalen Laboratorien hergestellt wird, wandert vor allem in zwei Parfüms, wie er uns verrät: in Miss Dior und das neue große Parfüm der Marke, Joy. Nachdem Dior ihnen vor vier Jahren signalisiert hatte, es habe bedarf an mehr Jasminblüten aus Grasse, hätten sich Maurin und seine Freundin wenig später auf die Suche nach einem Terrain gemacht. «Vergeblich», erinnert sich Marin, «alles war schlichtweg zu teuer.» Ende vergangenen Jahres dann seien sie auf das brach liegende Gelände in den Hängen über Grasse-Le-Plan – der Ebene, wo Duftstoff-Fabrikant neben Duftstoff-Fabrikant sitzt – gestoßen. banken winken bei Vorhaben wie dem der jungen Landwirte in der Regel direkt ab. Vom Projekt der Jungbauern überzeugt zeigte sich jedoch die Gesellschaft SAFER PACA (Société d’Aménagement Foncier et d’Etablissement Rural der Region Provence-
Dank am Ende williger Akteure auf allen Seiten herrschen die beiden passionierten Jasminzüchter heute über fast ein Hektar Land. Auf etwa einem Drittel der Fläche stehen schon jetzt die kleinen Jasminstöcke; die übrige Fläche wird im kommenden Frühjahr bepflanzt. Ab Juli schließlich werden Anne und Maurin am Rande von Grasse blüten in großem Stil ernten und dann eine, wenn nicht die größte Jasmin-Anbaufläche der Region verantworten. Keine Frage, auf die Zwei kommt jede Menge Arbeit zu. «Jasmin ist für mich die Prinzessin der Duftpflanzen», sagt Carole. «Prinzessin nenne ich sie, weil sie so sensibel ist. Sie mag keinen Wind und keinen Frost, mag es weder zu trocken, noch zu nass. Gleichzeitig ist sie aber absolut außergewöhnlich, sie ist voller Duft und ebenso großzügig wie anspruchsvoll – einfach eine unvergleichliche Pflanze!» Maurin und Anne wissen, dass die Zukunft kein Spaziergang wird. Jasmin blüht drei bis vier Monate lang – das ist toll für den Ertrag, bedeutet aber auch, dass sie drei bis vier Monate lang sieben Tage die Woche 20 bis 25 Saisonkräfte anstellen müssen, um die reifen blüten abzupflücken. Ab November, wenn es sich ausgeblüht hat, gilt es dann, den boden und die Pflanzen für die nächste Saison vorzubereiten. Die beiden blicken dennoch voller Optimismus nach vorn. Sie wissen um die vielen Helfer in ihrem Rücken und fühlen sich vorläufig «wie im siebten Himmel», wie Maurin schwärmt. Jeder, der sie an diesem Tag erlebt hat, glaubt ihnen das aufs Wort.
DUFTPFLANZEN IN GRASSE Die Stadt Grasse hat ihren Flächennutzungsplan jüngst angepasst, um dem anbau von Duftpflanzen, aber auch anderen landwirtschaftlichen erzeugnissen vor Ort eine Zukunft zu geben. Derzeit verfügt Grasse über 187 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Diese Fläche wird nun um 72 Hektar, die bislang als zones urbaines galten, sowie um 700 Hektar zones naturelles ergänzt.
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SPECIAL KUNST
«rocking oil» von Mr oneteas © Foto: Gabriel Martinez
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inhalt
Gemälde, Skulpturen, Fotos
Stefan Szczesny: Der Künstler als Botschafter des Glücks
16 Mr OneTeas: Sein Weg von der Haus- zur Leinwand
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Nicht nur im 19. und 20. Jahrhundert zog es Künstler immer wieder nach Südfrankreich. auch heute noch verfügt die Gegend über eine rege Kunstszene. Für unser Special haben wir einige der interessantesten Maler und Bildhauer der Gegenwart besucht – und erinnern an zwei unvergessene Genies. Lassen Sie sich inspirieren!
Kunst in Marseille: Zwischen Szene und establishment
20 Anna Chromy: ihr Mantel erobert die Welt
23 Kunst-Ausstellungen: Highlights der Winter-Monate
24 Galerie Gabel: Untypisch provenzalisch
25 Salvador Dalí: Die Weichen zu seinem Weltruhm wurden in Hyères gestellt
26 Pablo Picasso: ein Museum für aix
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Stefan SzczeSny
dEr KünstlEr als BotschaftEr dEs GlücKs Von alfreD thuM
Vip-Besuch: schauspieler pierce Brosnan zu Gast in szczesnys atelier © D.R.
Stefan Szczesny, facettenreicher Künstler aus München, im Laufe seines Lebens zum Weltbürger geworden zwischen New York und der Karibik, international renommiert, mediterran in seinem Selbstverständnis, seit zwanzig Jahren fest etabliert in Saint-Tropez: Die Spannweite seiner materiellen existenz ist so groß wie seine künstlerische ausdrucksvielfalt. Nun schickt er sich an, seine verbundenheit mit Saint-Tropez in einer Stiftung und einem zukünftigen Museum zu zementieren. machen den Künstler zum botschafter einer positiven Welterfahrung und damit des Glücks. Wer ist dieser Künstler, wo und wie lebt er, und wie schafft er es, diese Freudenbotschaft des Lebens ohne Kitschgefahr herüberzubringen? Ein besuch im lichten, weiträumigen Atelier an der Spitze der Halbinsel von SaintTropez bringt Aufschluss und direkten Zugang zu Arbeit und Arbeitsweise von Stefan Szczesny. Oberstes Prinzip ist die Authentizität: Er lebt hier an einem der unleugbar schöneren Fleckchen der Erde und doch ist jedes Stück neuer Kunst eine sorgfältig erarbeitete Etappe auf der ewigen Suche nach dem adäquaten Ausdruck.
Keine Einschränkung, keine Missstimmung, keine Gefühlsmischungen
stefan szczesny mit einer seiner Metall-skulpturen © D.R.
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ür Stefan Szczesny hat die Kunst die Aufgabe, glücklich zu machen. Dies ist ein bekenntnis aus späteren Jahren, doch das Positive dieses Ansatzes zeigt sich schon in der frischen Unbekümmertheit des jungen Szczesny, der in den 80er-Jahren als Neuer Wilder schlagartig bekannt geworden ist. Sein positives Verhältnis zur Natur, die Erfahrung ihrer Schönheit und ihrer Sinnlichkeit NOVEMBER / DEZEMBER 2018
Wiederkehrende Motive sind die Palmen und die Küste des Mittelmeers und der Karibik sowie die Schönheit des weiblichen Körpers, der in vollkommener Harmonie mit der üppigen paradiesischen Wohlfühlnatur dargestellt wird. Die Farben unter der subtropischen und tropischen Sonne sind stark, Farbmischungen sind tabu, sie würden die Strahlkraft der Farben mindern oder sie gar schmutzig machen. Szczesny bevorzugt starke Grundfarben, keine Einschränkung, keine Missstimmung, keine Gefühlsmischungen. In seinem Lebenswerk gibt es große Variationen, es geht von zweidimensionalen bildern auf traditionellen bildträgern wie Papier und
Leinwand bis hin zu einem Zeppelin (im Zusammenhang mit einer großen Kunstaktion am bodensee, dem Mainau-Projekt 2007), der durch bemalung zu einer Mischung aus Skulptur und bild geworden ist. Es umfasst aber auch Kunst am bau, das heißt die vollständige äußere und innere Ausgestaltung von Einrichtungen wie Hotels oder von Privathäusern. Zudem wird er phasenweise im Theater aktiv und liefert das bühnenbild für Inszenierungen in Zusammenarbeit mit namhaften Regisseuren.
Zwitterskulpturen aus Metall, zwei- und dreidimensional zugleich Wie man im Sommer vergangenen Jahres in Saint-Tropez sehen konnte, nimmt die bildhauerische Arbeit einen wichtigen Teil des Schaffens von Szczesny ein. Mächtige Skulpturen von etwa drei Metern Höhe waren in einer Open-Air-Ausstellung auf der Zitadelle von Saint-Tropez verteilt. Es sind eigenartige Zwitterskulpturen aus Metall, die zwei- und dreidimensional zugleich sind: Sie sind aus Metallplatten ausgeschnitten, also flach, und doch keine Halbreliefs, die auf eine Wand gepresst werden. Sie sind freistehend und rundum beschaubar. Oft bestehen sie sogar aus zwei Motiven, deren Flächen schräg hintereinander gesetzt sind, sodass die Skulptur als ganze wirklich dreidimensional ist. Das war übrigens dann auch eine Situation, in der aus dem Szczesny-Künstleratelier eine «Szczesny-Factory» wurde, das heißt die Zusammenarbeit einer Gruppe von handwerklichen Spezialisten zwecks Realisierung eines Großprojekts. Das Gespräch mit Szczesny findet in dem nach seinem Entwurf gebauten (gefühlt 200 Quadratmeter großen) Atelier in Saint-Tropez statt. Die Aufnahme ist freundlich, die Atmosphäre so lind wie das Spätsommerlüftchen, das draußen weht. Er berichtet bereitwillig auch von seiner Familie, insbesondere von seinem damals sehr bekannten PhilosophenVater, zu dem er ein gutes, von fruchtbaren Gesprächen geprägtes Verhältnis hatte. Und
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also die äußere und innere Gestaltung von Architektur beinhalten. Ich blicke gerne zurück auf die Arbeit am und im Hotel Kempinski in Estepona in Spanien. Skulptur, Malerei inklusive Fresken, Keramik als Wandbilder, Vasen und Fußbodengestaltung, Glasmalerei und Teppichkunst finden sich zusammen, um ein Ganzes, eine vielstimmige harmonische Atmosphäre zu schaffen.
stefan szczesnys großes, lichtes atelier in saint-tropez © D.R.
ebenso vom Wunder des damaligen Comingout als Künstler mittels einer in München organisierten Ausstellung «Rundschau Deutschland» einer Künstlergruppe, die unter dem Namen «Neue Wilde» in die neuere Kunstgeschichte einging. Könnte man sagen, dass es in Ihrer bildnerischen Arbeit hauptsächlich um zwei Motive geht: die (paradiesische) Natur und die Frau? Das sind in der Tat Motive, die periodenweise im Vordergrund stehen. Vergessen Sie aber nicht, dass mein Werk sich über Jahrzehnte spannt und eine Vielfalt von Themen und Motiven umfasst. Als Beispiele nenne ich eine Portraitserie, die Auseinandersetzung mit großen Figuren der Kunst- und Geistesgeschichte wie Caspar David Friedrich oder Friedrich Nietzsche. Wie gehen Sie bei mittel- bis großformatigen Bildern vor: Machen Sie vorher Entwürfe, bevor Sie sich mit dem Pinsel an die Leinwand begeben oder ist es eher pure, spontane gestische Malerei? Nein, ich mache keine Skizzen, aber ich habe vorher ein klares Konzept in meinem Kopf ent-wickelt, ich weiß, wie die Bilder am Ende auszusehen haben. Korrekturen während des Arbeitsprozesses sind kaum nötig, die malerischen Gesten beruhen auf jahrzehntelanger Erfahrung. Ihre Farben sind klar, stark und unvermischt. Ja, ich mag keine Farbmischungen, sie wirken wie verschmutzt auf mich. Farben sollen Träger von positiven Emotionen sein, die Bilder sollen Lebensfreude und Glück beim Betrachter auslösen.
Die Freude an den starken Farben als Glücksbotschafter findet man wieder in Ihren großen Skulpturen. Auffallend ist allerdings, dass eine ganze Reihe von ihnen in Schwarz gehalten ist. Das hat mit einer persönlichen Erfahrung in den Tropen zu tun: Die Sonne wirft dort sehr klar konturierte, tiefdunkle Schatten. Meine Bilder rund um die Karibik enthalten deshalb oft zweidimensionale schwarze Schattenfiguren. Wie läuft die technische Seite der Herstellung der um die drei Meter hohen Metallskulpturen ab? Ich zeichne einen Entwurf auf Papier. Er wird gescannt. Das Ausschneiden aus der Metallplatte übernimmt ein computergesteuertes Laser- oder Wasserstrahlgerät. Bei Großprojekten taucht der Name «Szczesny-Factory» als ausführendes Organ auf. Dies klingt nach Andy-Warhol- oder Jeff-Koons-Factory, also nach einer typisch amerikanischen privaten Institution, die fabrikmäßig in großen Gebäuden mit vielen ständigen Mitarbeitern den Welt-Kunstmarkt mit großkalibrigen Werken versorgt. Ja, im Namen und im Geist der Bündelung von Qualifikationen hat tatsächlich dieses «amerikanische Modell» Pate gestanden. Man muss sich dann aber eine punktuelle Zusammenarbeit einiger oder vieler Leute vorstellen, die zu einem Projekt zusammengerufen werden und die nach Beendigung des Projekts in ihren normalen Arbeitskontext zurückkehren. Als äußerst reizvoll empfinde ich Aufträge, die mich als Schöpfer eines Gesamtkunstwerks fordern. Es sind «Kunst am Bau»-Projekte, die
Sie bezeichnen sich als mediterranen Künstler. Ist der Begriff nicht zu eng angesichts der langen Perioden in Ihrem Leben, die Sie ganz woanders verbracht haben, und angesichts des Wechsels der Thematiken in Ihren Werken? Die Bande zum Mittelmeer knüpften sich über meine Eltern schon in der Kindheit und rissen Zeit meines Lebens nie ab. Die Ferienzeiten mit meinen Eltern auf der Insel Elba waren ebenso prägend wie das spätere Wurzelschlagen auf der Halbinsel von Saint-Tropez. Ja, der langjährige Aufenthalt in New York stellte einen Wendepunkt in meinem künstlerischen Leben dar. Die amerikanische Art, groß zu planen, es dann beherzt anzupacken, indem man unterschiedliche Qualifikationen zu einem Projekt zusammenführt und bis zum guten Ende verfolgt – das hat mir imponiert. Das «Art-Factory-Modell» habe ich für mich und auf meine Weise modifiziert übernommen. Die Wohn- und Arbeitssituation von Stefan Szczesny in Saint-Tropez ist keineswegs ein «Goldener Käfig». Das Mikroklima in Saint-Tropez ist wirklich paradiesisch, man zählt hier mehr Sonnentage als woanders an der Côted’Azur, doch der Terminkalender ist voll, Ausstellungseröffnungen in Galerien und Teilnahmen an großen Kunstmessen wie der Art basel in Miami erfordern die persönliche Anwesenheit des Künstlers. Und da sind auch noch die von Szczesny besonders geliebten Kunst-am-bau-Projekte, die zum Teil in privater Reserviertheit weiterlaufen. Gespannt sein darf man auf einen Plan, der das Werk Stefan Szczesnys auf lange Sicht in Saint-Tropez in Szene setzen wird: die Einrichtung einer Stiftung und die Gründung eines Museums innerhalb der Mauern der Stadt.
DIE GALERIE in Szczesnys Galerie «espace des Lices» in Saint-Tropez sind ausgewählte Werke, mittelgroße Bilder und Kleinskulpturen, zu sehen. 9, Bd. Louis Blanc 83390 Saint-Tropez Kontakt: Josyane Quinanzoni Tel. +33 (0)6 24 62 39 44 www.szczesny-online.com NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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dEr autodidaKt Mr OneTeas’ Weg von der Hauswand zur Leinwand Künstler anthony alberti hat was zu sagen. Das demonstrieren die Werke des jungen Mannes in aller Deutlichkeit. Von aila stöckMann
anthony alberti alias Mr oneteas © Gieffo
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eligion, gesellschaftliche Missstände aller Art und vor allem soziale Netzwerke sind für Mr OneTeas unerschöpfliche Quellen der Inspiration. Er ist einer jener Künstler, denen es immer um eine botschaft geht. Ob Foto, Gemälde, Collage oder Installation – jedes seiner Werke transportiert, meist plakativ, Kritik. Kunst als Selbstzweck: nein, danke. bekannt sein dürfte der junge Mann einem größeren Publikum an der Côte d’Azur vor allem durch seine riesige, prominent an der Formel-1-Rennstrecke platzierte Fotoplane in Monaco, für die er vor zweieinhalb Jahren mehr als 600 Menschen in Schwarz-Weiß porträtiert hatte: sein «Inside Out Project». Alle Abgelichteten arbeiten in irgendeiner Form im Fürstentum und tragen auf ihre NOVEMBER / DEZEMBER 2018
Weise zur internationalen Strahlkraft des Landes bei, ohne üblicherweise dafür im Rampenlicht zu stehen. Weltweit hat Mr OneTeas mit seinem 2011 gestarteten Wack-Donald’s-Project erstmals öffentliche Aufmerksamkeit erregt: dafür klebte er verschiedene Plakate mit satirischer Abwandlung des berühmten Clowns einer Fastfood-Kette als zentralem Motiv europaweit an Mauern und Hauswände. Eines der bilder zeigt etwa ein kleines Mädchen in Ronald-Mc-Donald-Farben, das an eine Wand schreibt: My father is a terrorist. Die eigentliche botschaft des gebürtigen Nizzarders ist: Fastfood macht dich krank. En passant kritisiert er die Auswüchse der Gesellschaft, die dazu führen, dass man hinter allem und jedem schnell Terrorismus vermutet. Mr OneTeas, mit bürgerlichem Namen Anthony Alberti, kommt aus der Street Art. 2004 begann er als 19-Jähriger mit dem Sprühen von Graffiti. Er ist talentiert, das zeigt sich schnell, und er kniet sich rein, bis aus anfangs dicken, ausgefransten Farbspuren feine Striche und später kunstvolle bilder werden. Wer einmal versucht hat, mit einer Dose zu zeichnen, versteht den Unterschied. Anthony ist Autodidakt. Im «offiziellen» Leben arbeitet er mal in der Hotellerie, mal in einer Immobilienagentur, und er studiert Psychologie. Seine Leidenschaft aber bleibt das Sprühen, wobei es ihm von Anfang an nicht um das beschädigen von Eigentum geht, sondern um seine botschaft. Was ab 2004 Hauswände sind, wird 2011 um Leinwand erweitert. Der Sohn einer französischen Mutter und eines italienischen Vaters beschließt, sich nur noch der Kunst zu widmen. Der Schritt zahlt sich aus: Er kann sofort davon leben. Das Sprühen gibt er nicht auf. Spuren von ihm finden sich mittlerweile überall im Straßenbild der Côte d’Azur, Auftraggeber sind oft die Gemeinden: In beausoleil sind seine
Jars vs JaWs © Anthony Alberti, Foto: Gabriel Martinez
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Graffiti von Mr oneteas finden sich überall an der côte d’azur, hier in Biot © AS
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Graffiti beim Verfassen dieses Textes kaum getrocknet, in biot verewigte er den langjährigen patron André brothier am Hotel des Arcades (siehe auch Seite 44ff.), in Nizzas Problemviertel Les Moulins ziert eines seiner Werke eine Straßenflucht. Doch seine Arbeit ist mehrdimensionaler geworden. «Ich bin neugierig und eigne mir Dinge an», sagt er. Vom Graffiti kam er zur Skulptur, von Holzarbeiten bis zu Installationen, für die er sich unter anderem das Schweißen beigebracht hat. In seinem Atelier stehen großformatige Werke: Ein riesiges Smartphone, das sich öffnen lässt und einen Spiegel freigibt – seine Kritik am Selfiewahn; Fotos mit einer nackten, tätowierten Frau, die das Gesicht verschleiert hat – botschaft: Religion sollte für Frieden stehen; ein Hai in Plastikflaschenform – sein beitrag zum Müllproblem; ein babybett, über dem als Mobile (wieder) iphones baumeln … «Ich mag es, Dinge in einen anderen Kontext zu stellen.» Oft sieht er einen Gegenstand und weiß sofort, wie er ihn in ein Werk integrieren wird. Ein altes Gewächshaus in Roquebrune-CapMartin dient ihm als Lagerhalle für seine Sammlung an unmöglichen Objekten – von Flaschendeckeln über Fernbedienungen bis zu Gasmasken. Für ihn taugt alles zur Kunst. Ideen? «Davon habe ich Millionen.» So, wie er der Autorin seit 60 Minuten seine Visionen und die bedeutung seiner Werke im Takt einer Maschinengewehrsalve in den block diktiert, wirkt das nicht mal übertrieben. Alles inspiriert ihn, auch jede begegnung mit Menschen – «außer mit blöden». Er erzählt, dass er schon immer hyperaktiv war, am liebsten alles gleichzeitig macht und das zu 2000 Prozent. «Ich bin obsessiv in meiner Arbeit.» Vier Tage hat er in diesem Jahr bisher Urlaub gemacht. Während des Festivals «Les Gourmand’Eze» im Oktober kippte er um – nachdem er zwei Tage quasi am Stück den Sprühnebel der Spraydosen eingeatmet hatte. Letztes Jahr habe er einmal 83 Werke in 60 Tagen geschaffen – und dabei 14 Kilo an Gewicht verloren. Anthony Alberti hasst soziale Netzwerke, Facebook ist ihm ein Gräuel – auch wenn er es selbst nutzt, um seine Werke zu zeigen – «aber nur dafür!». Was er sehr mag, sind Kinder. Für Projekte mit Schülern ist er jederzeit zu haben. Auch für gute Zwecke bringt er sich regelmäßig ein; «da muss ich zwischendurch aufpassen, dass ich auch noch mal in die eigene Tasche wirtschafte». Diese einnehmende Freundlichkeit, sein offenes Lächeln, begleitet von jenem leicht schludrigen Auftreten, das junge Männer so attraktiv machen kann, gepaart mit Intelligenz und Kreativität… klare Sache: Anthony Alberti ist ein beeindruckender Typ. Gerade ist er 34 geworden. Ein Museum in Nizza hat ihm eine Einzelausstellung angeboten; in berlin hätte man gerne eine Wand von 30 mal 50 Metern von ihm gestaltet. Mr OneTeas sieht seiner Zukunft gelassen entgegen: «Nichts ist unmöglich, wenn man nur will.» NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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zeitgenöSSiSche KunSt in MarSeille
ZwischEn sZEnE und EstaBlishmEnt Von christine helfritZ
Marseille, die Stadt der extreme und Gegensätze, hat in den letzten Jahren eine gewaltige entwicklung durchgemacht. Und so erstaunt es nicht, dass sich auch ihre Kunstszene in ständiger Bewegung befindet. ein Überblick. Das ehemalige kloster levat ist zu einem ort der kunst geworden © Karine Terlizzi
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arina Kurta führt mich durch eine enge Gasse in Marseilles nördlichem Arbeiterviertel belle de Mai. Ringsum nur Stein, Verkehr, Häuser – alles eng ineinander geschachtelt. In einer hohen Mauer öffnet sich eine schmale Tür, dahinter ein kleines Paradies: das ehemalige Kloster Levat, 1838 von der Schwesterngemeinschaft Les Victimes du Sacré Coeur de Jésu gegründet. Die der inneren Einkehr und landwirtschaftlichen Selbstversorgung verschriebenen Schwestern flohen vor einigen Jahren vor der zunehmenden Geräuschkulisse des Viertels; insbesondere die dröhnenden bässe des benachbarten Kulturzentrums La Friche la belle de Mai mit seinen regelmäßigen Wochenend-Clubbings vertrugen sich nicht mit der klösterlichen Lebens- und Arbeitsweise der Schwestern. So wurde die Stadt Marseille Eigentümerin des Geländes, das bis zu seiner endgültigen bestimmung für einige Jahre zu einem Ort der Kunst mutiert ist: Auf 1000 Quadratmetern Klosterfläche und einem Gelände von insgesamt rund 1,7 Hektar haben 90 Künstler, Handwerker, Kreative und Kulturschaffende ihre Ateliers eingerichtet – in einer bunten Mischung der Disziplinen, unter ihnen auch viele Street-Art-Künstler. Für einen reibungslosen betrieb sorgt die Organisation Juxtapoz, die den Garten des Klosters regelmäßig für den Publikumsverkehr öffnet und im Sommer dort zahlreiche Veranstaltungen und Events organisiert. Beliebtes kulturzentrum la friche la Belle de Mai © CMJM Alexa Brunet
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Die großen flaggschiffe: links das Musée d’art contemporain, Mac © D.R., in der Mitte das frac © Christine Helfritz und rechts das beliebte MuceM © Mucem - Lisa Ricciotti
Viele Kunstschaffende, wenige Käufer Von Adressen wie dem Couvent Levat oder auch den besonderen, kleineren Ausstellungsorten der Stadt haben die beiden Österreicherinnen Carina Kurta und ihre Kollegin Pia Leydolt-Fuchs von der Agentur CaP.CULT noch so einige auf Lager: Seit 2012 in Marseille ansässig, organisieren sie Führungen und Reisen zum Thema Kunst, Kultur, Architektur und Stadtentwicklung; überdies beraten sie Städte, die das bewerbungsverfahren als Europäische Kulturhauptstadt durchlaufen wollen. Carina Kurta auf die Frage, ob Marseille sich zu einer Stadt der Kunst entwickle: «Zu einer Stadt der Künstler auf jeden Fall – sie bietet einen hochattraktiven Nährboden für Kreative aller Art. Und was Museen und Ausstellungsorte betrifft, verfügt Marseille spätestens seit der Zeit des Kulturhauptstadtjahres 2013 über ein einfallsreiches und besonderes Angebot auf dem Gebiet der zeitgenössischen Kunst – mit den großen Flaggschiffen MuCEM, FRAC und MAC. Allerdings hat der Kunstmarkt hier noch viel Spielraum.» Und Élodie Gaillard vom Atelier Juxtapoz ergänzt: «In Marseille gibt es viele Kunstschaffende und wenige Käufer – der Markt erzielt einfach noch zu geringe Preise. Die Stadt ist aber auf einem Gebiet sehr stark: der Street Art – unschwer zu erkennen, wenn man sich durch die Stadt bewegt.» Trotzdem entwickelt sich Marseilles kleine, aber feine zeitgenössische Kunstmesse ARTO-RAMA sehr erfreulich (jedes Jahr Ende August; 2018 im 12. Jahr erstmals im Hafenhangar J1 an Marseilles schicker neuer Uferpromenade). Insider schwören auf sie – mit ihren mittlerweile rund 30 internationalen Ausstellern verläuft sie in familiärer Atmo-
carina kurta & pia leydolt-fuchs von cap.cult © D.R.
sphäre, bietet auch Kunst für den schmaleren Geldbeutel und stellt ein angenehmes Gegengewicht zur hektischen Pariser internationalen Messe für zeitgenössische Kunst FIAC dar. Parallel zur ART-O-RAMA widmen sich die beiden kleineren internationalen Kunstmessen Paréidolie und Polyptyque der zeitgenössischen Zeichnung und Fotografie. Auch sonst hat Marseille einiges an KunstEvents zu bieten: Die Marseiller Galerien und Ausstellungsorte verfügen mit ihrem gemeinsamen Netzwerk Marseille Expos über eine gut funktionierende Kommunikations- und Veranstaltungsplattform – Marseille Expos dient auch als Träger des jährlich im Mai stattfindenden Festivals Printemps de l’Art Contemporain, an dem sich jüngst rund 50 Aussteller und mehr als 250 Künstler beteiligten. Immer beliebter werden zudem die OAA! (Ouvertures d’Ateliers d’Artistes, sozusagen das Wochenende der offenen Tür der Marseiller Künstlerateliers, Ende September), an der sich dieses Jahr zum 20-jährigen bestehen 57 Ate-
liers mit der Rekordzahl von 165 Künstlern dem Publikum stellten. Herzstück der kunstschaffenden Szene Marseilles ist seit den 1990er-Jahren die eingangs schon genannte Industriebrache La Friche La belle de Mai, ein ursprünglich autonom organisiertes «Künstlerzentrum» auf dem Gelände einer ehemaligen Tabakfabrik, das von der Stadt Marseille finanziert wird. An der Friche sind auf 45 000 Quadratmetern über 70 Organisationen respektive über 400 Kunst- und Kulturschaffende aller Disziplinen tätig. Rund 600 öffentliche Kulturveranstaltungen, darunter viele Ausstellungen und Performances von dort angesiedelten Künstlern, ziehen etwa 400000 besucher jährlich an. Die rebellische, autonome Aura der Friche mit ihren Rohbetonwänden steht in einem deutlichen Gegensatz zu der Tatsache, dass sie eigentlich längst – spätestens seit dem Kulturhauptstadtjahr 2013 – zum kulturellen Establishment avanciert ist. Als stark frequentierte coole Anlaufadresse im Kreativ- und Wochenendtourismus übersteigen ihre Ateliermieten
Die cabane Georgina, für die kunst zur Verfügung gestelltes privathaus © D.R.
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mittlerweile die Möglichkeiten junger Künstler. «Die Friche leidet unter ihrem Erfolg», erklärt Carina Kurta. «Durch die Subventionen zur Zeit der Kulturhauptstadt ist sie immer weiter institutionalisiert worden; die dort ansässigen Künstler sind jetzt etabliert, junge Künstler müssen sich nach günstigeren Ateliers umsehen.» Ihre Kollegin Pia Leydolt-Fuchs sieht es von der positiven Seite: «Die Friche hat auch einen gesellschaftlichen Auftrag – sie soll Menschen aller Altersgruppen und sozialen Schichten zusammenbringen. Das gelingt an diesem Ort immer wieder gut, wahrscheinlich weil genau dies auch ein Anliegen zeitgenössischer Kunst und Kultur ist.»
«Manifesta 13» kommt 2020 nach Marseille Die insgesamt im Aufwärtstrend befindliche Marseiller Kunstszene steuert bereits auf ein neues Ziel zu: Im Jahr 2020 wird die «Manifesta 13» in Marseille stattfinden – eine europäische biennale für zeitgenössische Kunst, die jetzt gerade in Palermo zu Ende geht und 2016 in Zürich stattfand. Marseille als erster französischer Gastgeber der 1996 gegründeten Schau erwartet mit diesem sommerfüllenden, für die Kunstwelt bedeutenden Ereignis einen weiteren Impuls internationaler Wahrnehmung. 2016 zog die Manifesta rund 200 000 besucher nach Zürich. Zeitgleich mit der Ankündigung dieses Events wurden sieben zum Teil internationale Galerien für zeitgenössische Kunst in der innenstadtnahen Rue du Chevalier Roze (zwischen Vieux Port und Panier) eingeweiht. Der damalige betreiber des Areals, ANF Immobilier (kürzlich im Immobilieninvestor ICADE aufgegangen), stellte den Galeristen insgesamt 800 Quadratmeter renovierter Fläche mietfrei über einen Zeitraum von drei Jahren zur Verfügung – mit dem Ziel der belebung und Aufwertung des Viertels. bisher ist diese Rechnung noch nicht aufgegangen – die Hoffnungen liegen nun auf der Manifesta. bis dahin aber blickt die Kunstszene Marseilles einem Ereignis der ganz anderen Art entgegen: der Einweihung des letzten Teilstücks der Rocade L2 von Marseille-Nord in Richtung Osten – einem seit über 80 Jahren geplanten und nun endlich fertiggestellten Unterfangen mit erheblichem Potential zur Verkehrsentlastung der Stadt. Was diese Umgehungsstraße mit zeitgenössischer Kunst zu tun hat? Es handelt sich um eines der größten Street-Art-Projekte in Europa – mit 20 Fresken auf mehr als 36 000 Quadratmetern Fläche, realisiert durch 48 teils international renommierte Künstler in Zusammenarbeit mit Jugendlichen und Sozialzentren. Ihre Umsetzung ist angepasst an ein Erfordernis der besonderen Art: dass der betrachter sich – wenn nicht gerade Stau herrscht – in bewegung befindet... Wenn auch im Käufermarkt noch Luft nach oben ist – produktiv und einfallsreich ist die zeitgenössische Kunstszene in Marseille allemal. NOVEMBER / DEZEMBER 2018
ZEITGENÖSSISCHE KUNST IN MARSEILLE Der etablierte Ausstellungsbetrieb MuCEM (Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée), 7 promenade robert Laffront, 13002 Marseille, www.mucem.org. Fünf Jahre nach seiner eröffnung ist das MuCeM als Museum längst zur institution geworden – aber auch als emblematischer aufenthaltsort mit Blick auf Stadt und Meer (freier Zugang zu Fort St. Jean und Dachterrasse). ausstellungen zeitgenössischer Kunst: bis 12.11. ai Wei Wei Fan Tan, 23.11.2018 bis 3.3.2019 Kacimi 1993–2001, une transition africaine. FRAC (Fonds Régional d’Art Contemporain), 20 boulevard de Dunkerque, 13002 Marseille, www.fracpaca.org. ausstellungshaus der Sammlung zeitgenössischer Kunst der région PaCa in einem Gebäude des architekten Kengo Kuma. ausstellungen: Dominique angel, Maya Dunietz, rodolphe Huguet. MAC (Musée d’Art Contemporain), 69 avenue d’Haïfa, 13008 Marseille, www.culture.marseille.fr, Tel. 04 91 25 01 07. Sehr sehenswertes städtisches Museum für zeitgenössische Kunst mit integriertem Skulpturengarten und vielen Werken des international bekannten Marseiller Künstlers César. Neben der ständigen ausstellung bis 24.2.2019 Julien Prévieux, Mordre la Machine. MAMO (Marseille Modulor, Centre d’Art de la Cité Radieuse), 280 Boulevard Michelet, 13008 Marseille, www.mamo.fr. Juli bis September. Privatinitiative des Designers Ora ito, der auf dem Dach von Le Corbusiers Cité Radieuse zeitgenössische Künstler ausstellt. Maison de l’Architecture et de la Ville MAV PACA, 12 boulevard Théodore Thurner, 13006 Marseille, www.mavpaca.fr. Sehr aktives Netzwerk zur architekturvermittlung bis zum 7.12. ausstellung La Ville en Jeux, Präsentation von pädagogischen Spielen zur entdeckung von architektur und urbanem Leben. Für Kinder und Familien. vom 16.3. bis 15.5.2019 ist der deutsche Beitrag zur architekturbiennale venedig 2016 zu sehen: Making Heimat. Germany, arrival Country. vernissage 15.3.2019, 18 Uhr.
SZENE UND STADTTEILAUSSTELLER: Friche La Belle de Mai, 41 rue Jobin, 13003 Marseille (Parkplatz: 12 rue François Simon), www.lafriche.org. ausstellungen: 10.11. bis 16.12. Supervision, 10.11. bis 10.2.2019 Biomorphisme, 16.12.2019 bis 20.1.2019 extension de la Pratique des idées. Seit 2014 betreibt das Goethe-institut hier eine kleine außenstelle, die mit regelmäßi-
gen kulturellen veranstaltungen – immer in Kooperation mit Partnerorganisationen stadtweit für die vermittlung deutscher Kultur sorgt. 16.12. bis 20.1.2019 Kevin Mcelvaney, THe FeSTivaL aLBUM (vernissage 15.12.2018, 18 Uhr). 16.3. bis 15.5.2019 Marseille: ville d’arrivée. Parallel zur ausstellung Making Heimat in der Maison de L’architecture Mav PaCa (s. links unten). Couvent Levat/Atelier Juxtapoz, 52 rue Levat, 13003 Marseille, www.atelier-juxtapoz.fr. in Fußentfernung zur Friche La Belle de Mai gelegen. Die Künstlerateliers sind außer an Tagen der offenen Tür nicht zu besichtigen; Garten und Gelände sind im Winter wochentags für den Publikumsverkehr geöffnet, kleine restauration und zahlreiche veranstaltungen im Sommer. Studio Fotokino, 33 allée Léon Gambetta, 13001 Marseille, www.fotokino.org. Kleiner urbaner ausstellungsraum mit sehenswerten ausstellungen, betrieben vom Kunstverein Fotokino. Bis 19.11.2018: Mari Kanstad Johnsen, inner Planets; 8.12.2018 bis 3.2.2019: Blexbolex. Château de Servières, 11-19 Boulevard Boisson, 13004 Marseille, www.chateaudeservieres.org. Kein Château mehr, sondern Künstlerateliers und ausstellungsräume in Marseilles nordöstlich gelegenem arbeiterviertel La Blancarde. Kollektivausstellung À l’heure du dessin 6e temps (Zeichnungen) vom 30.10. bis 21.12. Galérie des Grands Bains Douches (Association Art-Cade), 35 bis rue de la Bibliothèque, 13001 Marseille, www.art-cade.org. Sehr sehenswerter ausstellungsort des Kunstvereins art-Cade in den ehemaligen räumlichkeiten einer öffentlichen Badeanstalt mit grünem innenhof. 9.11. bis 15.12. Quentin Destieu, master/slave. vernissage 8.11., 18.30 Uhr. La Compagnie, 19 rue Francis de Pressensé, 13001 Marseille, www.la-compagnie.org. Stadtteilgalerie für zeitgenössische Kunst des vereins La Compagnie, der bewusst die Bewohner des umliegenden viertels Belsunce in seine aktivitäten einbeziehen möchte. 29.11. bis 9.2.2019 Gary Hurst, valérie Horwitz, The Meaning of Symptoms. Cabane Georgina (association /a.K3N/), 2 chemin du mauvais pas, 13008 Marseille. Privathaus des Künstlers Jérémy Chabaud in der Nähe der Pointe Rouge mit Blick aufs Meer; jedes Jahr im Sommer stellt er es im rahmen des Stadtteilfestes für eine Kollektivausstellung mit rund 120 Künstlern und 350 ausstellungsobjekten zur verfügung. Sehenswert!
CaP.CULT, Pia Leydolt-Fuchs und Carina Kurta, expertinnen für europäische Kulturhauptstädte sowie Marseiller Kultur- und Stadtentwicklung; private Stadtrundgänge auf anfrage. info@capcult.org, www.capcult.org
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anna chroMy
mEhr als 40 JahrE schaffEn Ihr «Mantel des Gewissens» erobert die Welt Von aila stöckMann
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hr bisher wichtigstes Werk geht, wie es in der Kunst so häufig ist, einher mit dem Sieg über eine große Lebenskrise. Als Anna Chromy 1992 einen beinahe tödlichen Sturz überlebt hatte und ihr Zustand allmählich das Arbeiten wieder zuließ, schuf sie den «Mantel des Gewissens» – einen Vorläufer der Monumentalskulptur auf unserer Titelseite. Damals zuerst in bronze, mit einer Höhe von 1,60 Meter. Heute stehen Variationen dieses in Falten gelegten Umhangs mit menschlicher Silhouette an 19 verschiedenen Orten weltweit, darunter Monaco, London und Salzburg, aber auch New York und ab diesem November Jerusalem. besondere Verehrung genießt die Künstlerin in China, wo ihr 2015 als erster Nicht-Chinesin eine Ausstellung im Nationalmuseum in Peking gewidmet war und in dessen Eingangshalle heute ebenfalls ein bronzener Mantel steht, bewundert von rund acht Millionen besuchern im Jahr. Im Reich der Mitte liebe man ihre figurative Arbeit, habe man ihr sogar ein großes Atelier angeboten, damit sie ihre Kunst dort weitergeben könne. «Aber ich wollte nicht!» so die entschiedene
Antwort der Künstlerin. Den Rest seines Lebens müsse man bewusst dort verbringen, wo man sich am wohlsten fühle. Seit 40 Jahren ist Monaco die Wahlheimat Anna Chromys, die sie aber regelmäßig für Arbeitsaufenthalte in ihrem Atelier im toskanischen Pietrasanta und für Reisen durch die ganze Welt im Dienste ihrer Kunst verlässt. bei unserem Gespräch kommt die in Krumau an der Moldau geborene Österreicherin gerade aus New York und ist noch voller Eindrücke aus dem großen Staat jenseits des Atlantiks. Ein Sammler hat einen ihrer Mäntel dort in seinen Skulpturenpark aufgenommen. «Denn», so Anna Chromy mit ihrem charmanten Salzburger Zungenschlag, «das Sujet ist in der heutigen Zeit so aktuell wie eh und je.» Und vor allem lasse der Anblick des Werkes niemanden unberührt, gleich welcher Nation oder Religion der betrachter sein mag. Darin, das weiß die Künstlerin, liegt der große Erfolg der Skulptur begründet. Während der Mantel leer erscheint, enthält er für Anna Chromy genau das, was den Menschen ausmache: die Seele und das Gewis-
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sen. «Was man nicht sieht, was man nicht berühren kann, ist das Wertvollste im Leben», sagt sie. «Das wird uns überleben.» An jedem selbst liege es, die Leere seines Mantels sinnvoll auszufüllen – mit guten Taten und Liebe. Der Mantel sei, so die bildhauerin, ein universelles Symbol für Frieden und Solidarität. Später, als der Umhang seinen Eroberungsfeldzug um die Welt begonnen hatte, erhielt Anna Chromy die Chance ihres Lebens – eigentlich ein Wahnsinn, den jeder vernünftige Mensch vermutlich ausgeschlagen hätte. Ihr wurde ein 250 Tonnen schwerer Marmorblock aus Carrara zur Verfügung gestellt, jenem Steinbruch in der Toskana, in dem sich schon Michelangelo oder bernini den kostbaren Rohstoff für ihre Skulpturen beschafften. Vier Jahre lang klopfte sie vor Ort an dem Gigablock herum, bis sie jene feinen Falten herausgearbeitet hatte, die vor ihr zuletzt die
AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL): Nationalmuseum athen vatikan Place Vendôme in Paris Nationalmuseum Peking
AUSZEICHNUNGEN
Michelangelo-Preis Kafka-Preis Preis der Nationalakademie China Salvador-Dalí-Preis
Altmeister der Renaissance beherrschten. «Mein Meisterwerk» nennt sie selbst das Ergebnis jener Arbeit: einen fünf Meter hohen, begehbaren Mantel des Gewissens, der im Innenraum Platz zum Meditieren biete – die größte je aus einem block erstellte Marmorstatue der Welt, für die sie nun den passenden Standort sucht. «Ich hab’ mein ganzes Leben nur Kunst gemacht», zieht Anna Chromy bilanz und klingt glücklich. Früher malte sie ausschließlich; erst nach dem Unfall hat sie mit der bildhauerei zu ihrem heute wichtigsten Ausdrucksmittel gefunden. Dem ist auch Frédéric Pont verfallen. Er führt die Continental Art Gallery in beaulieu-sur-Mer unweit von Monaco und vertritt die Österreicherin seit Jahren. «Kunst muss mit Menschen geteilt werden», findet der Galerist. Und beide gemeinsam arbeiten daran, dass der Mantel weiter die Welt erobert.
CONTINENTAL ART GALLERY anna chromys Mantel taucht auch in ihren im stil häufig an Dalí erinnernden Gemälden immer wieder auf, hier das Werk «the Door», 200 x 150 cm, öl auf leinwand, aus der serie «chromatology»
Frédéric Pont Tel. +33 (0)6 88 87 52 64 frederic@continentalartgallery.com www.annachromy.com NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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Kunst-Ausstellungen
MONACO
Highlights der Winter-Monate
«la promesse du Bonheur» 25 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen, die der Künstler Tom Wesselmann von 1963 bis 1993 geschaffen hat. NMNM, Villa Paloma. bis 6. Januar. www.nmnm.mc
NIZZA Drei Ausstellungen in einer Das Musée des Arts Asiatiques in Nizza führt
ANTIbES
CARROS
«les Vacances de M. Pablo»
«Vingt ans après…»
Das Picasso-Museum in Antibes lädt dazu ein, die Sommer der Jahre 1920 bis 1946 zu erkunden, die Picasso beinahe ausnahmslos in Antibes-Juan-les-Pins verbrachte. Aus den Werken dieser Zeit sprüht Lebensfreude und ein mediterraner Geist. Musée Picasso. bis 13. Januar.
Retrospektive zum 20. Geburtstag des zeitgenössischen Kunstmuseums Château de Carros (CIAC): Eine Reise durch die hier seit 1998 gezeigten Ausstellungen – Gemälde, Zeichnungen, Fotos, Skulpturen. bis 30. Dezember. www.ciac-carros.fr
HYERES «Nonante kilomètres heure» Ein Rundgang durch Toulon und Umgebung: Fotos, die Joël Tettamanti im Laufe von zwei Jahren im Auftrag des Kunstzentrums Villa Noailles gemacht hat. Villa Noailles. bis 13. Januar villanoailles-hyeres.com
LE CANNET «Inspirantes Inspiratrices» Die Ausstellung widmet sich den Frauen berühmter Künstler und betrachtet, wie sie die Arbeiten ihrer Ehemänner oder Liebhaber beeinflusst haben – als Muse und Inspiration. Die Musen von Toulouse-Lautrec bis Picasso, über bonnard, Matisse, Chagall und Dalí stehen in dieser Ausstellung im Vordergrund. Musée bonnard. bis 4. November. www.museebonnard.fr léger-Museum Biot: stéphane couturier - sè̀te ciba n°3, 2018 cibachrome flottant © Stéphane Couturier
bIOT Fernand léger trifft Stéphane Couturier Zwei Jahre, nachdem Fernand Léger (18811955) gestorben war, kam der Fotograf Stéphane Couturier zur Welt. Thematisch sind sich die beiden Künstler näher. Inspiriert von den Werken Légers, insbesondere des Gemäldes «Le Grand remorqueur», suchte sich Couturier korrespondierende Motive in Sète im Herbst 2017. Musée National Fernand Léger. bis 4. März. www.musees-nationaux-alpesmaritimes.fr
CANNES «Avis de grand frais» La station, eine association niçoise, nimmt bis Ende November den Saal Suquet des Art(iste)s ein. Elf Künstler der Region präsentieren ihre eigens für die Ausstellung angefertigten Werke und entführen den betrachter in elf unterschiedliche Universen. bis 25. November. www.cannes.com NOVEMBER / DEZEMBER 2018
gleich drei Ausstellungen in einer zusammen und lädt die besucher auf eine Entdeckungsreise ein: Das Thema Gold, die mongolische Steppe und eine zeitgenössische Künstlerin erwarten Interessierte. Musée des Arts Asiatiques. Bis 25. november.
NIZZA Venets Jahre der Konzeptkunst Das MAMAC widmet einer eher unbekannten Epoche des Künstlers bernar Venet eine Ausstellung. In «Les années conceptuelles 1966-1976» werden wissenschaftliche und mathematische zu Papier gebrachte Überlegungen des Künstlers, der diese Zeit in Nizza verbrachte, ausgestellt. In hundert Werken kann der kreative Schaffungsprozess des Künstlers, der für seine Großskulpturen bekannt ist, nachvollzogen werden. Musée d’Art Moderne et d’Art Contemporain. bis 13. Januar. www.mamac-nice.org
NIZZA «Topographies» berenice Abbott galt als die große Fotografin New Yorks. Über sechs Jahrzehnte widmete sie sich ihrem beruf voller Leidenschaft und fing Momente, Persönlichkeiten und den Geist berühmter Städte ein. In der Ausstellung im Musée de la photographie in Nizza stechen vor allem ihre berühmten frühen Aufnahmen aus New York hervor. Musée de la photographie. bis 27. Januar. www.museephotographie.nice.fr
NIZZA «OVNIS – Objecif Vidéo Nice» Musée regards de provence: Matsushima 2013, Jet d’encre sur papier Baryté, 150 x 210 cm, collection Galerie rX, paris
MARSEILLE «Utopie & Métamorphoses» Vor fünf Jahren wurde das Musée Regards de Provence eröffnet. Zum Jubiläum lässt es die Zeit vor der Eröffnung Revue passieren. «Utopie & Métamorphoses» betrachtet die Verwandlung einer alten maritimen Gesundheitsstation aus dem Jahr 1948 in die heutige Kulturstätte. Der Fotograf und bildende Künstler Georges Rousse hat zu diesem Anlass Installationen im Inneren des Museums aufgebaut, die optische Täuschungen hervorrufen. Musée Regards de Provence. bis 10. März. www.museeregardsdeprovence.com
Video-Kunst-Festival mit knapp 100 Künstlern – an mehr als 30 öffentlichen Orten und im Hotel. 16.-25. November, mit einer Messe für zeitgenössische Kunst «Salon Camera Camera» zum Abschluss am 24./25. November im Hotel Windsor. Programm und weitere Info: www.ovni-festival.fr
TOULON «Exagérer pour inventer» Joana Vasconcelos mag es zu übertreiben. Ihre Werke sind oft ein bunter Mix aus Farben und Materialien. Die gebürtige Portugiesin möchte mit ihrer Kunst unterhalten, doch auch Kritik an der heutigen Gesellschaft äußern. Hotel des Arts in Toulon. bis 18. November. hda.var.fr
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untypisch provEnZalisch Moderne Kunst in der Galerie Gabel in Biot
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Spanien lebenden Amerikaners dominieren regelmäßig mediterrane Motive: Zitronen, Oliven, Palmen … Neben gestandenen Künstlern gibt Valérie Gaidoz auch Nachwuchs eine Chance. «Wenn man gerade von der Hochschule kommt, ist es oft nicht einfach, sich in der Kunstwelt zu behaupten», sagt die Galeristin, die die in biot seit vier Jahren jeden Sommer unter freiem Himmel stattfindenden «Nocturnes d’Art» federführend mit ins Leben gerufen hat. Auch für ihre Kunden sei ihr Faible für Jungkünstler von Interesse: So könne sie neben hochpreisigeren Werken auch bilder und Skulpturen zu deutlich günstigeren Preisen vorhalten. Als besonderen Service bietet die Wahl-biotoise ihren oft aus Skandinavien und Deutschland stammenden Käufern zweierlei an: Zum einen gestaltet sie am Computer
KÜNSTLER DER GALERIE GABEL Patrick Moya, mit seinen rosafarbenen DollySchäfchen einer der derzeit gefragtesten Künstler der Côte d’azur, ist in der «Galerie Gabel» ebenso vertreten wie der auch in Genf, London oder New York ausstellende Joseph, wie René Galassi und seine monochromen Flachreliefs oder auch Masaya und seine farbintensiven Neo-Pop-art-ansichten von New York auf aluminium – um nur einige zu nennen.
Die farbenfrohen Bilder von Gordon hopkins zählen derzeit zu den begehrtesten Werken der Galerie © D.R.
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avendel-Landschaften oder farbige Segelboote auf blauem Meer sucht man hier vergebens: Valérie Gaidoz gönnt sich den Luxus, Kunst ganz nach ihrem eigenen Geschmack auszuwählen. In ihrer Galerie in biot verkauft sie zeitgenössische Gemälde regionaler und internationaler Künstler – Gegenständliches, Abstraktes, Street Art, Collagen … und zahlreiche Skulpturen, von klein bis monumental. Skulpturen sind ihr ein besonderes Anliegen, klar: Die gebürtige Pariserin hat sich an der Ecole des beaux Arts in der Hauptstadt selbst auf bildhauerei spezialisiert. Ein besuch in Valéries Galerie am Eingang der Altstadt überrascht jedes Mal aufs Neue – denn das ist ihr großes Anliegen: außergewöhnliche Kunst bieten statt 08/15. Schon die Szenerie ist originell: In einem ehemaligen Wohnhaus hat sich die Galeristin vor
sechs Jahren eingerichtet. Und damit ihre Kunden immer wieder Unbekanntes entdecken, wechselt sie die Werke ihrer zahlreichen Künstler mehrfach im Jahr aus. Im einstigen Esszimmer mit altem Kamin hängen aktuell unter anderem Gemälde von Philippe Croq, den sie erst vor kurzem entdeckt hat. Sein intuitiver Stil lässt sich schwer kategorisieren; er bringt auf die Leinwand, was ihm durch den Kopf geht, in gedeckten Farben, Ton in Ton. besonders Nordeuropäer lieben seinen Stil, sagt Valérie. In der Durchreiche zur Küche stehen die verschiedensten Skulpturen; in der Küche selbst hat Valérie zusätzlich zu Gemälden zwei phantasievolle Köpfe aus Keramik platziert. Das ursprüngliche Wohnzimmer ist neben zwei weiteren ihrem derzeit begehrtesten Künstler gewidmet: Gordon Hopkins. In den fröhlich-naiven Ölbildern des in belgien und
Foto-Montagen, in denen sie Wunsch-Gemälde virtuell ins Wohnzimmer der Interessenten hängt, zum anderen bringt sie dem Kunden ein Werk auch schon mal probeweise vorbei, damit er sich seiner Entscheidung schließlich ganz sicher sein kann. Um Valérie Gaidoz’ ureigene Vorstellung von Kunst zu entdecken, kann man ihre Galerie im mittelalterlichen Stadtkern von biot besuchen. Verschiedene Monumental-Skulpturen hat sie überdies gerade für ein Jahr ans beachcomber-Hotel in Sophia-Antipolis verliehen. Und schließlich ist sie regelmäßiger Gast auf Kunstmessen – etwa in Paris, Lille, Dubai, aber auch in Antibes.
GALERIE GABEL 27 Rue Saint-Sébastien F-06410 Biot Geöffnet in den Wintermonaten immer dienstags, freitags, samstags und sonntags sowie nach vereinbarung, im Juli und august täglich. Tel. +33 (0)6 10 81 47 90 galeriegabel.com NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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dEr mEistEr und sEin mäZEn Die Weichen zu Dalís Weltruhm wurden 1930 in Hyères gestellt salvador Dalí © D.R.
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1930 beginnt im Departement var der kometenhafte aufstieg des Surrealisten Salvador Dalí (1904-1989). einer seiner Wegbereiter zum Gipfel des damaligen europäischen Kultur-Olymps Paris war der Vicomte Charles de Noailles. Von rolf liffers
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alí ist wieder einmal knapp bei Kasse. Der an Geld und Einfluss reiche Vicomte Charles de Noailles mit dem sicheren blick fürs Ausgefallene lässt den spanischen Maler im Frühjahr 1930 für bahnbrechende Absprachen zu sich nach Hyères holen, wo der Kunstmäzen sich soeben vom Stararchitekten Mallet-Stevens eine bauhaus-inspirierte Villa (heute Kulturzentrum) hat errichten lassen. Noailles, der ein paar Monate zuvor das Geniepotential des jungen und verklemmten Katalanen erkannt hat, verspricht sich von der Zusammenarbeit einen Zugriff auf dessen Frühwerk. Zum Global Player wird Dalí aber erst durch das raffinierte Management seiner überaus geschäftstüchtigen Geliebten Gala alias Jelena Dmitrijewna Djakonowa (1894-1982), mit der er zu dieser Zeit westlich von Marseille, im Hôtel du Chateau von Carry-leRouet, mehrmonatige vorgezogene Flitterwochen verlebt, bevor er die vorherige Ehefrau des Erfolgslyrikers Paul Éluard 1934 endgültig zur Frau nimmt. Die selbstbewusste gebürtige Russin hatte den Dichter (1895-1952) 1919 und durch ihn die gesamte Pariser Dadaisten-Clique um breton, Soupault und Aragon kennengelernt, wo sie sich regelrecht einnistete. Intellektuell war sie zwar nicht gerade überfrachtet. Umso mehr aber glänzte sie durch ihr stets schrilles Auftreten. Der Poet an ihrer Seite, dem sie als Steigbügelhalterin zu wachsendem Ruhm verhalf, machte einen regelrechten Kult um sie. In seinen Versen verklärte er seine «Göttin» speziell wegen ihrer erotischen Vorzüge. In der Tat war sie kein Kind von Traurigkeit und machte als enfant terrible der Szene vielen Alphatieren des damaligen geistigen Gratins großen Eindruck. breton waren ihre Allüren zwar eher ein Dorn im Auge. Trotzdem besetzte er sie in einem Theaterstück. Auch der aufstrebende Max Ernst, der 1921 einen Gedichtband von Éluard illustrieren sollte und daher mit Gala nach Köln reiste, betet Gala an. bald malt er sie leicht geschürzt, woraus unter Ausschluss von Ernsts Frau Luise Straus eine offen gelebte ménage à trois entsteht, an der die Ehe schließlich zerbricht. Auch Éluards Ehe geht den bach herunter. Gala – stets auf der Jagd nach Ausnahmetalenten – und er hatten immer eine offene beziehung geführt und gern mit ihren vielen Amouren geprahlt. Insofern hat der Dichter zunächst auch kein Problem damit, dass sich das Früchtchen gelegentlich eines be-
suchs in Spanien flugs auf den zehn Jahre jüngeren Dalí einlässt. Als Paul jedoch bemerkt, dass es den beiden ernst ist und Gala ihm abhanden zu kommen droht, kämpft er um ihre Rückkehr. Doch sie entscheidet sich für den affektierten Spanier. Wie seine Vorgänger kann sich Dalí an Gala nicht satt sehen. Er verfällt ihr, erwählt sie zu seiner Muse und verewigt sie praktisch unablässig in seinen altmeisterlich-surrealen Gemälden. Dabei macht sie ihn allmählich zum Markenprodukt seiner selbst und letztendlich zum bestverdienenden Künstler seiner Zeit. Sie war es auch, die ihm das Image eines revolutionären Vordenkers verschafft. Nach außen war der Dandy mit seinem zur Sinuskurve hochgezwirbelten bärtchen und dem Ozelot an der Leine durchaus der King; zu Hause aber hatte sie die Hosen an. Er, der mit Geld nicht umgehen und sich schon gar nicht selbst vermarkten konnte, stattdessen aber nach immer neuen Sinnesfreuden strebte, konnte von Glück sagen, in dem Rasseweib eine offensichtlich geborene Promotorin zur Sekundantin zu haben. Dalí befreundet sich mit Luis buñuel. Gemeinsam schreiben sie Drehbücher zu kafkaesken Filmen. Meist steht der Vicomte hinter den Projekten. André breton kommt Dalí mit seinen schrägen Ideen und Motiven nur zu gelegen, zumal seine einigermaßen abgeschlaffte Surrealisten-Truppe in der Pariser bohème dringend frisches blut braucht. Es gelingt (vermutlich ebenfalls Gala), seine erste Einzelausstellung durchzusetzen, die sehr vielversprechend verläuft. Doch am Jahresende muss Dalí einen schweren Rückschlag einstecken. Sein Galerist, der belgier Camille Goemans, taucht unter. Der Meister ist mal wieder pleite. buñuel informiert Noailles. Der übernimmt kurzerhand die verwaiste Galerie, lässt Dalí in seiner Limousine von Carry aus nach Hyères chauffieren. Dort vereinbart der Maler mit dem Aristokraten, dessen kunstbeflissene Frau Marie-Laure einen nicht minder ausgeprägten Sinn für alles Skandalöse hat, ein Gegengeschäft. Für den Zugriff auf verschiedene bilder aus seiner aktuellen Produktion zahlt ihm der Vicomte ein Monatssalär. Außerdem erhält Dalí 20 000 Francs für den Ankauf einer Fischerkate in Cadaqués, die der Maler später Schritt für Schritt zu einer Villa ausbaut. In Paris bringt Dalí mit fotografischer Akkuratesse immer neue Tabuthemen auf die Leinwand, in denen er seine eigenen sexuel-
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len Komplexe metaphorisiert. Sie handeln von Kastration und Masturbation, exhibitionistischen begierden, Scham und Angst. So wird er zur treibenden Kraft der Truppe breton/Tanguy/Miró. Seine künstlerische Auseinandersetzung mit Traumdeutung und Psychoanalyse à la Freud passt genau zum Trend der Zeit. Ebenfalls 1930 liefert der neue «Messias» der aktuellen Avantgarde auch das Frontispiz zu bretons zweitem surrealistischen Manifest. Lange geht das jedoch nicht gut. Seine Koketterie mit Hitlers, Francos und Mussolinis Faschismus, mit Katholizismus und Monarchie sowie anderer antirevolutionärer Akte geht seinen Künstlerfreunden gehörig gegen den Strich. 1934 wird er von der dogmatischen Linken kurzerhand rausgeschmissen. Für diesen Fall hat Gala jedoch vorgebeugt. Längst verkehren die beiden in höheren Kreisen und haben 1934 erste Erfolge auch in Übersee. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen wählen sie das freiwillige Exil und wandern in die USA aus. Nachdem das renommierte MoMA in New York eine Retrospektive seines Schaffens gezeigt hat, kann Gala für Dalís Werke astronomische Summen verlangen. Und der Erfinder des Happenings und der Performance-Kunst wird zum meistgefragten Mann – egal ob als Porträtist in der High Society, als Illustrator von Modemagazinen oder Schmuckdesigner. Er denkt sich Opern und Filmszenen für Alfred Hitchcock aus. Als Gala und Salvador 1948 nach Spanien zurückkehren, hat sich ihre Firma bereits zu einem millionenschweren Unternehmen entwickelt, das allein mit Werbung und Merchandise-Produkten Unsummen verdient. Dalí und Gala leisten sich einen ausschweifenden Lebensstil. Dalí ist weltweit in den Medien. Mehr und mehr verkommt er zur traurig-größenwahnsinnigen Karikatur seiner selbst. Sein Oeuvre unterfällt einer galoppierenden Trivialisierung. Noch heute aber, ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod, zählt er zu den bekanntesten Künstlern der jüngeren Geschichte. In diesem Jahr fand einmal mehr eine DalíAusstellung im Pariser Centre Pompidou statt. Der «Devotionalien»-Sammler Jordi Casals aus dem Departement Var veranstaltet unablässig Dalí-Präsentationen an der Côte d’Azur, in diesem Jahr mit dem Schwerpunkt Göttliche Komödie.
Villa noailles © Daniel Wilk
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ausGErEchnEt aix PicaSSo zieht Mitten in die Stadt Von peter Bausch
Die Stieftochter des Jahrhundertgenies will in aix-en-Provence 2021 ein neues Museum mit 2000 Werken des spanischen Malers eröffnen, der unweit entfernt im Schloss von vauvenargues beerdigt ist.
P
ablo Picasso ist und bleibt der Superstar der modernen Kunst. Allein in der Provence sind 2018 sechs Ausstellungen dem spanischen Maler gewidmet, der 1973 im Alter von 92 Jahren an der südfranzösischen Côte d’Azur stirbt. Museen tragen seinen Namen in barcelona, Paris oder Antibes. 2021 kommt das nächste Haus, wenn Catherine Hutin, die Tochter von Picassos letzter Frau Jacqueline, mitten in Aix-enProvence ein Museum eröffnen will, in dem gut 2000 Werke aus ihrem Erbe zum ersten
Mal in der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen. Aix-en-Provence wird damit zum Eldorado für moderne Kunst. Ausgerechnet Aix. Die ehemalige Hauptstadt der Provence hat sich im 20. Jahrhundert wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert, was den Umgang mit ihrem berühmten Sohn Paul Cézanne (1839 – 1906) angeht. Das große Vorbild für Pablo Picasso wird zu Hause geschnitten, wo es nur geht. Der damalige Konservator des städtischen Museums schwört, dass zu seinen Lebzeiten
an der place des prêcheurs in aix-en-provence entsteht links neben der kirche das neue picasso-Museum © Peter Bausch
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gung gestellt hat, auf dem der Vater der OpArt 1976 sein selbst konzipiertes Museum eingeweiht hat. Ganz bewusst in Sichtweite zum Gehöft Jas de bouffan, in dem die Familie von Paul Cézanne lebte. Selbst die bewunderung von Victor Vasarely oder Pablo Picasso für den 1839 in Aix-en-Provence geborenen Maler hat im Rathaus seiner Heimatstadt lange keine Wirkung gezeigt.
Bewusstsein bringt erst ein Feuer
pablo picasso im sommer 1912 © D.R.
kein Cézanne-bild über die Schwelle des ehemaligen Palastes der Malteserritter kommt, und das Haus, in dem der junge Paul Cézanne Unterricht nimmt, wird schließlich auf den Namen von François-Marius Granet getauft, der 1775 auch in Aix-en-Provence geboren ist. Aix-en-Provence wacht erst spät auf. Es sind Amerikaner, Engländer oder Deutsche wie John Rewald oder Leo Marschütz, die das Erbe von Paul Cézanne in seiner Heimatstadt hoch halten, das Atelier des Malers vor dem Abriss retten und erste blätter des Künstlers dem Granet-Museum schenken. Nicht vor 1984 lässt der erste sozialistische Kulturminister Frankreichs, Jack Lang, die ersten Ölgemälde von Cézanne aus dem Pariser Musée d’Orsay in die Provence bringen. Für die Kunst gibt es nur einen Lichtblick. Es ist ein Wunder, dass Aix-en-Provence zwischendurch dem aus Ungarn stammenden Victor Vasarely das Grundstück zur Verfü-
Erst das verheerende Feuer, das im Sommer 1989 das Gebirge Sainte-Victoire vor den Toren der Stadt verwüstet, schafft ein neues bewusstsein. Die ganze Welt klagt darüber, dass Paul Cézannes wichtigstes Motiv zerstört ist. Mit einer großen Ausstellung im Musée Granet macht die internationale Künstlerschaft 1990 mobil für die Wiederaufforstung des magischen Kalkfelsens, der Paul Cézanne das Licht für seine damals revolutionäre Arbeit mit Farbe und Form gegeben hat. Der verlorene Sohn erfährt endlich Anerkennung in seiner Heimatstadt. Das Musée Granet wird renoviert und umgebaut, 2006 sehen zum 100. Todestag von Paul Cézanne rund 450 000 Menschen seine bilder. Pablo Picasso kauft 1958 das Schloss von Vauvenargues auf der Nordseite der SainteVictoire und verkündet stolz: «Ich wohne jetzt bei Cézanne.» Zwar lebt der spanische Maler wegen des Klimas mit dem kalten Mistral-Wind nur ganz wenige Jahre in dem Weiler bei Aix-en-Provence, ist aber dort im Schlosshof mit seiner letzten Frau beerdigt. Das Schloss ist seit dem Tod von Jacqueline 1986 nicht mehr bewohnt, auf dem Grabmal steht kein Kreuz, kein Name, sondern nur die bronzestatue «Femme au vase». Am verschlossenen Tor der imposanten Anlage verweist ein kleines Schild auf das Picasso-Museum. Nicht in der Provence, sondern in Paris, wo im Marais-Viertel bis zum 13. Januar 2019 Meisterwerke des Malers gezeigt werden.
letzte ruhestätte picassos: das château de Vauvenargues © Peter Bausch
Catherine Hutin, die Tochter von Jacqueline Roque und Stieftochter Picassos, hat das Schloss nur drei Sommer lang – von 2009 bis 2011 – geöffnet. Den Impuls dazu gab 2009 die Ausstellung mit 370 000 besuchern im Granet-Museum, die endlich Cézanne und Picasso in Aix-en-Provence vereint. Die Tickets für den besuch des Schlosses von Vauvenargues sind schnell vergriffen, der kleine Weiler ächzt unter dem Ansturm der gut 40 000 besucher, die gleichwohl über einen Shuttle-bus aus der Stadt kanalisiert werden. Die Idee des Kulturministeriums, das Schloss dauerhaft zu öffnen, scheitert am Widerstand der Dorfbewohner. Seit 2011 herrscht wieder Stille in Vauvenargues.
500 000 Besucher jährlich erwartet Das neue Domizil für Picassos Werke befindet sich mitten in der Stadt, gleich neben der Madeleine-Kirche gegenüber des Justizpalastes auf der Place des Prêcheurs, die bis 2019 für den neuen Marktplatz im Zentrum komplett saniert und umgebaut wird. Catherine Hutin wird über ihr Unternehmen «Madame Z» – so hieß die Villa, die Jacqueline Roque/Picasso in Vallauris bewohnte – rund 11,5 Millionen Euro für das ehemalige Kloster aus dem 13. Jahrhundert an die Stadt bezahlen, das als Schule und Collège des Prêcheurs 2016 endgültig geschlossen wird. Seit Sommer 2018 laufen die archäologischen Untersuchungen; das Museum mit Cafeteria, Werkstätten und Dokumentationszentrum soll 2021 eröffnen. Die Stadt geht davon aus, dass jährlich gut 500 000 besucher kommen, also doppelt so viele wie im Musée Granet üblich. Picasso ist gleichwohl heute schon präsent in Aix und in der Provence. In der Filiale des städtischen Museums Granet XXe an der Rue Maréchal Joffre sind über die Sammlung von Jean und Suzanne Planque seit 2010 ein gutes Dutzend Picasso-Werke wie «Le Sauvetage» oder «Nu et homme à la pipe» als Leihgabe für vorerst 15 Jahre zu sehen. Das 2015 eröffnete Ausstellungszentrum Hôtel de Caumont im Mazarin-Viertel von Aix-en-Provence hat im Frühjahr 2018 schon die Vergleichsausstellung Picassobotero organisiert. Der Eigentümer, die Firma Culturespaces, zeigt außerdem in den alten Steinbrüchen von Les-baux-de-Provence noch bis 6. Januar 2019 die Medienschau «Picasso und die spanischen Meister».
Das 1976 eingeweihte Victor-Vasarely-Museum © Peter Bausch
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«Jeder Hund riecht hier nach Zivilisation» Anton Tschechow war begeistert von Nizza Von rolf liffers Wie viele andere intellektuelle, reiche oder Prominente überwintert der Schriftsteller in der Hoffnung auf Heilung von der Tuberkulose vor rund 120 Jahren mehrfach im milden Klima Südfrankreichs. Das schöne Wetter lässt ihn aufatmen. Gesund jedoch wird der 37-jährige russe auch hier nicht wieder. er stirbt mit 44 Jahren in Deutschland.
porträtaufnahme von tschechow im Jahr seiner ankunft in südfrankreich (1897). Repro: RL
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897 quartiert sich Anton Tschechow zunächst für einen Monat im Hotel «Victoria» in biarritz ein. Den Rest des Jahres bis 1898 sowie 1900/1901 wohnt er für längere Zeit in der «Pension Russe» in Nizza. Dort geht es dem Dichter scheinbar gut. «Das Wetter ist hier paradiesisch», notiert er am 10. November 1897. «Es ist heiß, still, freundlich», wie er es sich «auf dem Weg ins Warme» gewünscht hat. Nicht einmal abends sei es herbstlich. «Das Meer ist freundlich. Die Promenade NOVEMBER / DEZEMBER 2018
des Anglais ist über und über grün und glänzt in der Sonne. Die Musikwettbewerbe haben begonnen. Orchester ziehen durch die Straßen, mit Lärm, Tanz, Gelächter. Ich sehe das alles und denke dabei: Wie dumm, dass ich nicht schon früher länger im Ausland gelebt habe.» Die Natur sei ihm zwar «fremd», bemerkt er. «Aber ich liebe leidenschaftlich die Wärme, liebe die Kultur, und die Kultur schaut einem hier aus jedem Ladenfenster entgegen, aus jedem Spankorb; jeder Hund riecht hier nach Zivilisation, während das Leben die Menschen in Russland wie eine kiloschwere Keule schlägt.» «Mein befinden ist großartig», jubelt der Dichter in seiner Korrespondenz – wider besseres Wissen. «Tatsächlich bin ich nur äußerlich völlig gesund. Das Schlimme ist mein anhaltender bluthusten», vertraut er einer Freundin an. «Es fließt zwar wenig blut, das aber lange.» Daher muss er sich «verschiedene Einschränkungen» auferlegen. Nach drei Uhr nachmittags verlässt der Erfolgsautor nur noch selten das Haus, trinkt so gut wie nichts, isst nichts Heißes. Nur manchmal geht er etwas spazieren. «Ich lebe nicht, ich vegetiere», fasst er verzweifelt zusammen. Im letzten März hatte Tschechow noch in Moskau eine besonders heftige Lungenblutung erlitten, nach der er für mehrere Wochen ins Krankenhaus musste. Es war das erste Mal überhaupt, dass er – selbst Mediziner – sich auf TbC hin untersuchen ließ. bis dahin hatte er es stets abgelehnt, sich behandeln zu lassen. Jetzt aber mahnten ihn die Ärzte, sich zumindest in der kalten Jahreszeit in gemäßigten Zonen aufzuhalten. Hustenanfälle, Schweißausbrüche und Atembeschwerden werden jedoch auch im Süden Frankreichs nicht wirklich besser. In seine gesundheitlichen Probleme weiht Tschechow nur enge Freunde ein. Er vergattert
sie, mit niemandem darüber zu sprechen. «Nach Hause schreibe ich, ich sei völlig gesund.» Alles andere hätte keinen Sinn. «Denn wenn man dort erführe, dass ich immer noch blut spucke, würde man nur in heilloses Wehgeschrei ausbrechen.» Außerdem darbt er an Herzeleid. In biarritz hatte er Margot kennengelernt, ein 19-jähriges Mädchen, «das ich für mein Französisch brauchte». Sie hatte ihm beim Abschied versprochen, nach Nizza nachzukommen. «Aber ich kann sie einfach nirgends finden.» Der Poet schiebt das auf seine schlechten Französischkenntnisse («Die Zugschaffner lachen, wenn ich Französisch spreche. beim Umsteigen verhalte ich mich wie beim blindekuh spielen»). Jedenfalls ist Tschechow, der auch sonst wenig Glück in der Liebe hatte, tief enttäuscht. Morgens sitzt der Kurgast im Schatten und liest. bei der Zeitungslektüre ist sein Hauptaugenmerk auf die Affäre Dreyfus gerichtet. Nach seiner festen Überzeugung ist der wegen Landesverrats verurteilte jüdische Artillerieoffizier aus dem Elsass unschuldig. Für ihn ist die Psychologie der französischen Regierung durchsichtig: «Wie eine anständige Frau, die ihren Mann einmal betrogen hat, danach eine Reihe grober Fehler begeht und Opfer einer frechen Erpressung wird und sich schließlich umbringt. Und alles nur, um ihren ersten Fehler zu vertuschen», kommentiert er im Februar 1898. «So geht auch die französische Regierung jetzt vor, mit zusammengekniffenen Augen, nach rechts und nach links prügelnd, nur um den Fehler nicht eingestehen zu müssen.» Mit gespannter Solidarität verfolgt er Emile Zolas Engagement im Dreyfus-Prozess, studiert dessen soeben veröffentlichten Offenen brief an den Staatspräsidenten («J’accuse»), hält sich selbst aber fein raus, jedenfalls öffentlich, weil sich ein Schriftsteller mit Politik «nur insoweit befassen sollte, als es nötig ist, sich ihrer zu erwehren». In Nizza arbeitet der Autor der berühmten «Möwe», der keine Romane verfasste, sondern durch Erzählungen international bekannt geworden ist, an seinem Theaterstück «Die drei Schwestern». Doch er kommt kaum voran: «Ich tue nichts, ich schreibe nichts und habe auch keine Lust dazu», lässt er eine bekannte wissen. «Ich bin schrecklich faul geworden.» Jedenfalls greift er weit weniger zur Feder, als er sich vorgenommen hat. Manchmal redet er
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sich damit heraus, dass ihm das Wetter zu schön ist. Manchmal ist es der Tisch in seinem Hotelzimmer, der ihm nicht passt. Gereizt beobachtet er die vielen Kopatrioten in der Stadt. «Ich habe dauernd den Eindruck, als redeten die Russen bei Tisch nur dummes und banales Zeug, und es kostet mich Überwindung, ihnen keine Grobheiten zu sagen.» Insgesamt jedoch ist Tschechow mit seiner
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beginnen. Anfang Juni 1904 geht Tschechow mit der großen Liebe seines Lebens, der Moskauer Schauspielerin Olga Knipper, nach Deutschland, um sich im Schwarzwald-Kurort badenweiler abermals behandeln zu lassen. Von dort aus schreibt Tschechow etliche, für sein Gastland übrigens wenig schmeichelhafte briefe nach Moskau. Darin ätzt er über «das ordnungserfüllte und wohlhabende, jedoch oft langweilige und untalentierte Leben der Deutschen». Schließlich erleidet der erst 44-jährige mehrere Herzanfälle. Olga Knipper erinnert sich: «Kurz nach Mitternacht (14. Juli) wachte er auf und bat erstmals in seinem Leben selbst darum, einen Arzt zu holen.» Der Doktor, der kam, verfügte, ein Glas Champagner zu bringen. «Anton Pawlowitsch setzte sich auf und sagte irgendwie bedeutungsvoll auf Deutsch: ‚Ich sterbe …‘ Dann nahm er das Glas, trank in aller Ruhe aus, legte sich still auf die linke Seite und ward für immer verstummt.» In einem Austernwaggon wird der Tote von badenweiler nach Moskau überführt und am 22. Juli 1904 unter großer öffentlicher Anteilnahme beigesetzt. In Nizza erinnert ein Relief an der Fassade seines Hotels an Tschechows Aufenthalte. In badenweiler gibt es eine Gedenkstätte am Anton-Tschechow-Platz sowie eine Gedenktafel am ehemaligen Hotel Sommer (heute Rehabilitationsklinik Park-Therme).
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Licences : 1-1078988 / 2-1078987 / 3-1078989 - © Palais des Festivals et des Congrès de Cannes - Photo : Riccardo Tinelli. Toute reproduction ou copie est interdite.
tschechow im hof seines hotels «pension russe» in nizza; rechts von der laterne hängt heute ein Gedenkrelief zu seinen und lenins ehren. Repro: RL
Unterkunft in der «Russischen Pension» zufrieden. Sein Zimmer ist geräumig, hat Fenster nach Süden, einen raumfüllenden Teppich. «Es hat eine Loge wie für Kleopatra, eine Garderobe. Und die von einer russischen Köchin bereiteten Mahlzeiten – darunter Piroggen – sind ebenso üppig wie schmackhaft.» So isst er «ununterbrochen». Und das nebst Logis für ganze elf Francs am Tag. Erst 1900 vollendet der Autor «Die drei Schwestern», 1903 den «Kirschgarten» sowie «Die Dame mit dem Hündchen», die in Deutschland noch gern gelesen wird. Tschechow, der nach eigenem bekunden regelrechte Angst vor seinem Publikum hat, wundert sich, dass seine Romanhelden von den Lesern vielfach als «düster» empfunden werden. «Ich selbst habe nicht den Eindruck, dass ich düster schreibe», sinnt er in Nizza nach. Im Gegenteil: «Gerade beim Arbeiten habe ich immer gute Laune. bekanntlich schreiben düstere Menschen, Melancholiker, immer lustige Dinge, während einen die Lebensfrohen mit ihren Schreibereien in Trübsinn stürzen», meint er beobachten zu können. Die Erklärung sei also wohl, dass er eben selbst so ein lebensfroher Typ sei: «Zumindest habe ich die ersten 30 Jahre meines Lebens zu meinem Vergnügen gelebt». Auch «Die drei Schwestern» empfindet Tschechow selbst als Komödie und ist bass erstaunt, als alle Schauspieler bei der Lesung zu weinen
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Sanary – wie es wirklich war Neues Buch blickt hinter die Fassaden der «Hauptstadt der deutschen Literatur» Von rolf liffers
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m idyllischen Hafenstädtchen Sanary-sur-Mer gibt es seit ein paar Jahren so etwas wie ein Künstlerkataster: In Analogie zu den deutschen Stolpersteinen zum Gedenken an im Dritten Reich verschleppte Juden erinnern hier kleine Gedenktafeln an Häusern, in denen während des Naziregimes geflüchtete Intellektuelle Unterschlupf fanden, an die einstige Dichterkolonie, die Ludwig Marcuse als «Hauptstadt der deutschen Literatur» bezeichnet hatte. Die Schilder sagen zwar in knappen Sätzen, wer sich hier aufhielt und wann. Über die individuellen Schicksale und über die sozialen beziehungen der zumeist deutschsprachigen Kreativen untereinander, die es in das kleine Fischernest verschlagen hatte, verraten sie aber nichts. Inlégende ihremàneuen buch hat die Migrationsforscherin Magali Nieradkaremplacer © D.R. Steiner jetzt erstmals das beziehungsknäuel weitgehend entflochten, NOVEMBER / DEZEMBER 2018
in das etliche auch aus anderen Ländern stammende Denker mehr oder weniger zufällig verstrickt waren. Die promovierte Literaturwissenschaftlerin von der Uni Heidelberg bringt nach jahrelangem Quellenstudium Licht in den beziehungsdschungel der Exilgemeinde, die zwischen 1933 und 1942 ein intensives Eigenleben entwickelte. Man erfährt eine Menge über Hilfsbereitschaft, Mut und Empathie der beteiligten Männer und Frauen, aber auch über durchaus fiese Charaktere, über Leid und Not von ausgebürgerten Exilbettlern, Arroganz und Ignoranz von in Nazideutschland missliebigen, aber international erfolgreichen Literaturmillionären, Futterneid, Feindschaft und Fehden. Übrigens auch über Liebe, Laster und Leidenschaft in den verschiedenen Zirkeln. Allein Franz Werfel beispielsweise soll am Ort unter tätiger Mitwirkung seiner Frau Alma Mahler mindestens zwölf namentlich bekannte Geliebte
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gehabt haben, und zwar in ménages de toutes les couleurs. Magali Nieradka erwähnt das alles zum besseren Verständnis, lässt sich aber trotz allen «Vögelns» und «Herumhurens» nicht ein einziges Mal zu voyeuristischen Indiskretionen hinreißen. Es waren deutlich über 50 Poeten, Maler, Musiker, Wissenschaftler und andere «Kadaver auf Urlaub» (Joseph Goebbels), vielfach mit jüdischen Wurzeln, deren Wege sich hier im Midi kreuzten, weil Frankreichs Süden damals von Hitlers getreuem General Pétain von Vichy aus regiert wurde und daher nicht von deutschen Truppen besetzt war. Wer den heutigen Literatur-Parcours von Sanary abschreitet, kommt sich vor wie in einem Who is who der damaligen bestsellerwelt: Man liest Namen wie Thomas, Klaus und Golo Mann, Aldous Huxley, Franz Werfel, bertolt brecht, Lion Feuchtwanger, Walter Hasenclever, Willam Seabruck und wie sie sonst noch alle hießen. Aber diese Geschichte hat die Autorin schon früher aufgearbeitet. In ihrem neuen buch «Exil unter Palmen» (Theiss-Verlag) ist es Nieradka-Steiner offenkundig mehr um die Veranschaulichung der sozialen Infrastruktur hinter ES WAREN den Gebäudefassaden getan, so dass DEUTLICH MEHR sich der Leser am Ende fühlt, als sei er ALS 50 POETEN, Teil des überaus sensiblen beziehungsgeflechts gewesen. MALER, MUSIKER, Mehrere Autoren sind auf den spät, soWISSENSCHAFTdann aber umso rasanter anfahrenden LER, DEREN WEGE Zug Richtung Les Milles (InternierungsSICH IM MIDI lager bei Aix-en-Provence) aufgesprunKREUZTEN gen, haben mit zum Teil oberflächlichen und schlagzeilenträchtigen Recherchen eine schnelle Mark gemacht und sind zu regelrechten Weltreisenden in Sachen Exilliteratur aufgestiegen. Nur die junge Deutsch-Französin Nieradka-Steiner ist ihrer Domäne treu geblieben. Sie hat unablässig weiter geforscht, in Sanary und Umgebung. Ihrer enormen Fleißarbeit, mit der sie sich bisher weitgehend unentdeckte Quellen erschloss, ihrer fast schon detektivischen Kombinationsgabe und klaren Sprache verdanken wir, dass wir nunmehr begreifen können, was damals hinter den Kulissen der Schicksalsgemeinde abging – tatsächlich, literarisch und atmosphärisch. Und wir erfahren viel Neues über die wahre Identität der Figuren in den damals entstandenen biografischen Romanen. Angenehm aufgelockert wird das «Exil unter Palmen» durch geschickt eingestreute und unterhaltsame Episoden. So die vom deutschen Soldaten, der Sanary 1944 vor der Sprengung rettete, die der Geschwister Oppermann, die der Maler vom Montparnasse sowie von Sissi und Heinrich Heine. Mehr wird hier nicht verraten. Zu Magali Nieradka-Steiners Verdiensten gehört fraglos, dass Sanary trotz der unzähligen Veröffentlichungen aus verschiedensten Federn über die Vertreibung ins Paradies bisher nur vom Qualitäts- und (noch) nicht vom Massentourismus entdeckt wurde. «Es gibt kein peinliches Merchandising per T-Shirts» (womöglich mit «Wir sind nicht alle Nazis»-Aufdruck), stellt die Autorin mit Genugtuung fest. Auch «Moules frites à la Katia Mann» sind uns bisher erspart geblieben. Ein Menu littéraire indessen würde als gastronomische Herausforderung vielleicht nicht schlecht in die Landschaft passen.
EXIL UNTER PALMEN Deutsche emigranten in Sanary-sur-Mer von Magali Nieradka-Steiner wbg Theiss, 2018, 272 Seiten, 24,95 euro
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Über die Autorin es ist kein Zufall, dass Magali Nieradka-Steiner ausgerechnet Sanary-surMer als ausgangspunkt spannender Forschungsarbeit für sich entdeckt hat: ihr vater stammt aus dem pittoresken Fischerdorf westlich von Toulon und praktiziert seit 40 Jahren im benachbarten Six-Fours als Zahnarzt. Für die Deutsch-Französin, die in der Nähe von Karlsruhe aufgewachsen ist, hieß das von klein auf: Die Ferien werden in Sanary verbracht! Sie war elf, als dort 1987 die erste Gedenktafel in erinnerung an die überwiegend deutschen exilliteraten enthüllt wurde. «So kam es, dass ich schon zu Schulzeiten mit dem Thema in Berührung kam und viel exilliteratur gelesen habe», erinnert sich die autorin, die heute selbst eine kleine Tochter hat. eigentlich kommt sie aus dem Journalismus, doch schließlich bestimmten die Manns, Feuchtwangers, Brechts und all die anderen Schriftsteller, die es vor bald einem Jahrhundert nach Südfrankreich verschlagen hatte, ihr berufliches Schicksal. als abschluss-arbeit an der Uni legte sie eine Biografie Franz Hessels vor. Der deutsche Schriftsteller war vergleichsweise spät nach Sanary gekommen und starb dort 1941 nach der rückkehr aus einer 2-monatigen internierung in Les Milles, wo er einen Schlaganfall erlitten hatte. Für ihre Promotion in Heidelberg 2009 baute die junge Frau das Thema aus und etablierte sich als expertin für die deutschen emigranten im var. Wichtige Grundlage für ihre Dissertation waren damals Gespräche, die sie zu Beginn der 2000er-Jahre mit Zeitzeugen in Sanary geführt hatte. «Sie sind mittlerweile alle tot», bedauert sie. Heute lehrt Magali Nieradka-Steiner an den Universitäten Heidelberg, Mannheim und Hildesheim; sie ist sowohl in französischen Themen als auch in der Germanistik zu Hause. Parallel arbeitet sie an ihrer Habilitation, die ausnahmsweise keinen Bezug zur exilliteratur hat: Geplant ist eine Literaturgeschichte des Spielzeugs. auch Nizza war übrigens vier Jahre lang die wissenschaftliche Heimat der Deutsch-Französin. ihren Studenten brachte sie nicht nur die deutsche Sprache und Literatur nahe, sondern besuchte mit ihnen auch die redaktion unserer damaligen riviera-Côte d’azur Zeitung. Der Süden – Nizza ebenso wie Sanary-sur-Mer – ist für sie Sehnsuchtsort geblieben, sagt sie, wie einst (wenn auch unfreiwillig) für so manchen exilliteraten und (ganz freiwillig) die vielen Côte d’azur-Liebhaber heute. Welch ein Glücksfall für letztere, dass Magali Nieradka-Steiner den Stoff ihrer Dissertation nun auf Wunsch des Theiss-verlags in belletristischer Form neu aufbereitet hat! AS NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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silberne rimonims (bekrönende aufsätze der beiden hölzernen rollstäbe einer torarolle) in der synagoge in carpentras © R. P. van Beets
Die älteste synagoge frankreichs steht in carpentras, unscheinbar zwischen zwei höheren Gebäuden © Gudrun Mangold
Synagogen, Tauchbad, koschere Speisen Vor allem in Marseille existiert noch heute ein reges jüdisches Leben Von GuDrun ManGolD Die region Provencealpes-Côte d’azur lädt Touristen ein, sich mit der Geschichte des Judentums in der Provence auseinanderzusetzen.
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er weiß eigentlich, dass der Süden Frankreichs einen ganz besonderen bezug zum Judentum hat? Mit der broschüre «Histoire et Patrimoine Juif en Provence», Geschichte und jüdisches Erbe in der Provence, sollen Touristen auf eine Route geführt werden, an der 13 Städte und Dörfer mit ausgeprägter jüdischer Vergangenheit und teilweise auch Gelégende à remplacer © D.R. genwart liegen. In der quirligen, alten NOVEMBER / DEZEMBER 2018
Hafenmetropole Marseille etwa stehen 44 Synagogen bei rund 75 000 jüdischen Einwohnern. Zum Vergleich: In Paris gibt es sieben Synagogen bei mehr als dreimal so vielen jüdischen Einwohnern. Wir beginnen unsere Reise im Hinterland – dort, wo die provenzalisch-jüdische Geschichte zu einer so eigenen wurde. Carpentras ist ein auf einer sanften Anhöhe gelegenes Städtchen südlich des Mont Ventoux, dieses einsam aus den Voralpen ragenden Kolosses, zu dem man von hier aus gut hinüber sieht. Touristen halten meist nur vor den Supermärkten an der Peripherie und wollen weiter zu den notorisch pittoresk genannten Dörfern am Fuß des berges.
Frankreichs älteste Synagoge Eine breite, steile Treppe führt uns vom Ring hinauf zu einem Torbogen und dem dahinter gelegenen Stadtkern. Oben angekommen, ist es gleich angenehm ruhig. Die einst ringsum
von einer Mauer geschützten Straßen und Gassen von Carpentras sind kreisförmig angeordnet und ergeben ein perfektes Labyrinth. Wer sich lange genug darin verliert, stößt irgendwann auch auf die Place Maurice Charretier. Ein pompöses Rathaus kontrastiert die sich um den Platz versammelnden, recht unprätentiösen Cafés und Restaurants. Wüssten wir es nicht, wir würden an dem hellgrauen, zwischen zwei andere Gebäude geduckten und in ein Eck gedrängten Haus höchstwahrscheinlich vorbeigehen. Es ist die älteste Synagoge Frankreichs. Mit Clemens V. wurde 1305 zum ersten Mal ein Franzose zum Papst gewählt, der zudem seinen Sitz vom Tiber an die Rhone verlegte. Die sieben Päpste, die hier in Folge residierten, machten ihre eigene, von den französischen Königen abweichende Asylpolitik. Für die aus den angrenzenden Gebieten vertriebene jüdische bevölkerung wurde der Kirchenstaat so immer wieder zum Zufluchtsort – man sprach von «les juifs du pape», den Juden des Papstes. Überzubewerten braucht man das allerdings nicht, denn der Schutz war nicht durchgängig, und auch hier gab es zeitweilige Vertreibungen, Handels- und berufsverbote. bevor mit dem die Stadtsilhouette Avignons bis heute dominierenden bau des Papstpalastes begonnen wurde, war Carpentras von 1306 bis 1309 die offizielle Residenz von Clemens V. Wir stehen quasi mitten im ehemaligen Ghetto, wo – mit Unterbrechungen – über Jahrhunderte eine bisweilen stattliche jüdische Gemeinde wohnte. Im 19. Jahrhundert hat man die Häuser direkt gegenüber der Synagoge zugunsten des Platzes abgerissen. An der ansonsten völlig unscheinbaren Hauswand der Synagoge fallen die schmal hochgezogenen Fenster mit ihren runden bögen auf. Die Außenansicht hat man zuletzt 1909 verändert und bewusst so unauffällig gestaltet. Urkundlich belegt ist der bau bereits 1367. Erhalten ist er jedoch nicht in der Originalgestalt, sondern wurde 1741-43, zur Zeit des Rokoko, restauriert. Über eine enorm überdimensioniert wir-
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camp des Milles: tausende «feindliche subjekte» und «unerwünschte» wurden in der als internierungslager genutzten ehemaligen fabrik zwischen 1939 und -42 gefangen gehalten © Gudrun Mangold
kende Treppe geht es hoch zum betsaal. Welch ein Unterschied zur blässlichen Außenhaut! Hier drinnen summt es fast vor Heiterkeit, ist es bunt, glitzernd, leicht! Lüster und Leuchter verschiedener Art schmücken den Raum ebenso wie ornamentale Wandmalereien auf und über der Holzvertäfelung. Durch die teilweise bunten Fenster flutet angenehm viel Licht. Die barocke Symmetrie scheint leichtfertig aufgegeben zugunsten von Sorglosigkeit. Hier treffen wir nun doch auf Touristen – ein Ehepaar aus brasilien besucht die Synagoge. Ihre jüdische Familie stammte aus Europa, aus bessarabien, erzählen die beiden. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich wieder eine jüdische Gemeinde in Carpentras und den benachbarten Dörfern zusammengefunden, die die Synagoge ständig nutzt. Und seit 1999 verwandelt sich die kleine Stadt jeden Sommer für ein paar Tage zum internationalen Zentrum jüdischer Musik mit einem Festival, zu dem namhafte Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt anreisen und den Ort mit ihren Klängen erfüllen. Das vom Mont Ventoux und den Flüssen Rhone und Durance eingegrenzte Comtat Venaissin, ein großer Teil des heutigen Departements Vaucluse, war bereits seit dem 13. Jahrhundert und bis zur Französischen Revolution in päpstlichem besitz, wo in weiteren Kommunen jüdische Gemeinden entstanden. Etwa im nur wenige Kilometer südlich von Carpentras liegenden Pernesles-Fontaines, wo wir im verschlafenen Ortskern zwar noch eine Place de la Juiverie finden – viel mehr als eine private Mikwe aus dem 16. Jahrhundert, ein Tauchbad, ist aber an jüdischen Spuren nicht zu entdecken.
Jüdisches Viertel im «Venedig der Provence» Weiter also in das noch einmal gut zehn Kilometer entfernte L’Isle-sur-la-Sorgue. Ist die Provence sonst weithin von Wassermangel geprägt mit teils ausgetrockneten Flussläufen, so ist die Altstadt von L’Isle nicht nur von zwei kräftig strömenden Armen der Sorgue umfasst, sondern dazu ganz und gar durchzogen von Kanälen, deren munter fließende Wasser bis direkt an die Mauern der alten Adelspalais und kleinen Fischerhäuser reichen. «Venedig der Provence» wird der Ort
alain chouraqui © D.R.
auch genannt. Nur ein paar Schritte sind es ins Zentrum der Inselstadt, wo man fast unweigerlich auf das «Café de France» stößt, das durch Willy Ronis (1910-2009), einen der berühmtesten Fotografen Frankreichs und Sohn eines jüdischen Flüchtlingspaars, bekannt geworden ist. Wer will, kann sich quasi ins bild setzen. Direkt gegenüber erhebt sich die mächtige Kirche Notre-Dame-des-Anges. Im Schiff des reich verzierten barocken baus hat jede Zunft eine eigene Kapelle. Das schmiedeeiserne Geländer vor dem Chor der Kirche, erklärt uns Marie vom örtlichen Tourismusbüro, stamme von der ehemaligen Synagoge. Wo sie stand? Marie führt uns ins nahe quartier juif, das jüdische Viertel. Dort finden wir von der Synagoge nur noch ein paar übrig gebliebene Steine, und man braucht schon einiges an Vorstellungskraft, um sich von dem inzwischen als Parkplatz genutzten Gelände in die Vergangenheit zu denken.
Gedenkstätte «Camp des Milles» Unsere Reise führt uns nun vorbei an Lavendelfeldern und Ockerfelsen nach Les Milles, ein ehemaliges Dorf und heutiger Stadtteil von Aix-en-Provence. Im September 2012 wurde hier vom französischen Verteidigungsministerium das Camp des Milles als Gedenkstätte eröffnet. «Inzwischen haben wir etwa hunderttausend besucher pro Jahr», sagt Universitätsprofessor Alain Chouraqui, den wir in seinem bescheidenen büro über der ehemaligen Ziegelei treffen und dessen maßgebliche Initiative es war, diesen Ort zu erhalten. Sein Ziel war es, ihn so zu gestalten, dass er hilft zu verstehen. Chouraqui will vor allem eines: die Intelligenz ansprechen. Er hat das Lager zu einem Ort der intellektuellen Auseinandersetzung gemacht. «Die Geschichte der Shoah», sagt Chouraqui, «ist ein starker Indikator für eine fehlgeleitete Moderne, aber auch für die Gesamtheit der sich wiederholenden, menschlichen Mechanismen.» Tausende «feindliche Subjekte» und «Unerwünschte» wurden in der als Internierungslager genutzten ehemaligen Fabrik zwischen 1939 und -42 gefangen gehalten, über zweitausend Juden wurden von hier aus nach Auschwitz deportiert. Und doch ist es ein
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Anliegen von Chouraqui und seinen Mitarbeitern, dass die besucher, ganz besonders die jungen, die Gedenkstätte nicht niedergeschlagen verlassen. Vielmehr sollen die Verkettungen, die zu Verbrechen führen, aufgezeigt werden. Im Camp des Milles waren viele Intellektuelle eingesperrt, unter ihnen Lion Feuchtwanger (siehe auch unsere buchbesprechung auf Seite 32/33), der das Erlebte in seiner Schrift «Unholdes Frankreich» verarbeitete, die später als «Der Teufel in Frankreich» erschien. Im ganzen Lager finden sich an den Wänden und balken über 400 Zeichnungen und Malereien von teils weltberühmten Künstlern, darunter – von einer unbekannten Person und vielleicht mit am berührendsten – ein schlichtes Herz mit der Inschrift «La Liberté, La Vie, La Paix», die Freiheit, das Leben, der Frieden.
Multikulti-Küche in Marseille Wir fahren nach Marseille, wo sich im Impasse Dragon das jüdische Kulturzentrum «JudaiCité» befindet. Michèle Teboul, die ehemalige Präsidentin des provenzalischen Crif (Conseil représentatif des institutions juives de France), beantwortet uns die Frage, ob es für jüdische Reisende heute gefährlich sei, in die Provence zu kommen, mit einem klaren Nein. Und wer koscher essen und trinken wolle, der solle unbedingt Marseille besuchen, empfiehlt sie. bekommen wir einen Tipp? Na klar, viele! Madame Teboul nennt Adressen von «Kaschrut»-Restaurants, -bäckereien, -Konditoreien, -Feinkostläden. Was, wo, wie wollen wir essen? Algerisch, tunesisch, marokkanisch, israelisch, italienisch, vielleicht französisch? Das ist Marseille – alle Küchen des Mittelmeers sind hier vertreten, und nicht wenige von ihnen bereiten ihre Speisen nach jüdischen Vorschriften zu. Wir gehen Richtung Alter Hafen – dorthin, wo fast alle Fremden früher hier angekommen sind.
WEITERE INFO
Die Broschüre «Histoire et Patrimoine Juif en Provence» ist online auf englisch zu lesen auf www.tourismpaca.com und kann beim Comité Regional de Tourisme PACA (61 La Canebière, 13001 Marseille) kostenlos bezogen werden. www.campdesmilles.org
Lektüre-Tipps: «Jüdisches Marseille und Provence» von alexander Kluy, Mandelbaum verlag Wien 2013, 256 S., 19,90€. «Les Juifs du Pape en Provence» von Jules B. Farber, actes Sud arles 2006, 360 S. 39€.
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Das Ende der Zivilisation
Von aila stöckMann
auch in nizza setzte eine ausführliche Berichterstattung nach dem pogrom ein. am 15. november 1938 schrieb der petit niçois, die lokalzeitung der stadt der 30er-Jahre, über das konzentrationslager Buchenwald und den tod von nahezu 150 jüdischen Deutschen. © Quelle: Petit Niçois, 15. November 1938, Stadtarchiv Nizza
Gouache von charlotte salomon, 1940: Die künstlerin, die selbst Zeugin des pogroms in Berlin wurde, stellte ihn als Massenevent dar. tausende Zivilisten waren auf der straße, beobachteten Demütigungen, beteiligten sich an Gewaltaktionen – und «nahmen alles, was sie nehmen konnten» Collection Jewish Historical Museum, Amsterdam © Charlotte Salomon Foundation, Charlotte Salomon®
Eine Ausstellung in Nizza erinnert an die Novemberpogrome vor 80 Jahren
Brennende synagoge in chemnitz. Das foto entstand am 10. november 1938 © Quelle: Stadtarchiv Chemnitz
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or 80 Jahren nahm in Deutschland für alle sichtbar seinen Anfang, was wenig später in der systematischen Vernichtung von Millionen Juden münden sollte. Das Wissen über die Gewaltexzesse während der Pogrome verbreitete sich europaweit; auch im Lokalblatt von Nizza erschien darüber am 15. November 1938 ein Artikel. Das deutsch-französische Kulturzentrum Nizza (CCFA) zeigt noch bis Ende Januar eine kleine, mit Unterstützung unter anderem vom Jüdischen Museum berlin und dem Verein Yad VaShem Nizza zusammengetragene Ausstellung zum Thema «bruch der Zivilisation: Das Novemberpogrom 1938 in Deutschland». Antisemitische Angriffe hatten sich bereits seit 1933, dem Zeitpunkt der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, vervielfacht. Dennoch hatte bis 1938 nur ein Drittel der rund 600000 deutschen Juden das Land, seine Heimat, verlassen. Im Sommer 1938 wurden etwa in München und Nizzas heutiger Partnerstadt Nürnberg Synagogen abgerissen. Am Abend des 9. November schließlich, kurz nach einer Widerstandsaktion eines in Deutschland aufgewachsenen jüdischen Jugendlichen in Paris, kulminierte die antijüdische Stimmung in den öffentlichen befehl, Juden, Synagogen und jüdische Einrichtungen anzugreifen und zu zerstören. Die Reichskristallnacht nahm ihren Lauf, wahrgenommen, geduldet und nicht selten unterstützt von der nichtjüdischen bevölkerung. Die Zeitzeugnisse des Pogroms in den Räumlichkeiten
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des Kulturzentrums an Nizzas Promenade sprechen für sich selbst: Fotos von Menschenmengen vor Geschäften mit eingeschlagenen Schaufenstern, von verwüsteten Privatwohnungen, von jüdischen Männern in badenbaden, die – ohne Kopfbedeckung und unter den Augen der übrigen bevölkerung – durch die Stadt geführt wurden auf dem Weg nach Dachau. Längst strahlte das Unsägliche, das sich im Deutschen Reich abspielte, unter anderem bis an die Côte d’Azur aus. Zahlreiche Juden waren bereits nach Südfrankreich geflüchtet, wo sie sich in Sicherheit wähnten, weitere sollten folgen. Unter ihnen die junge Charlotte Salomon: Sie emigrierte 1939 nach der Verhaftung ihres Vaters und lebte zunächst bei ihren Großeltern in Villefranchesur-Mer, wohin sie fünf Jahre zuvor ins Exil gegangen waren. Im Juni 1940 besetzten deutsche Truppen dann weite Teile Frankreichs, und am 22. Juni unterschrieb Marschall Pétain einen Waffenstillstand mit Deutschland, in dem die Auslieferung von 200000 Juden an die Gestapo zugesichert wurde. Charlotte Salomon und ihr Großvater – ihre Großmutter hatte sich im März das Leben genommen – wurden im Lager von Gurs interniert. Um die Ereignisse zu verarbeiten, begann Salomon wieder zu malen. 1943 heiratete sie den österreichischen Emigranten Alexander Nagler. Nach der besetzung Südfrankreichs durch deutsche Truppen 1943 wurden sie und ihr Mann verraten und am 24. September in Nizza verhaftet. Am 27. September wurde das Ehepaar in das berüchtigte Sammellager Drancy bei Paris verschleppt und am 7. Oktober in das KZ Auschwitz-birkenau deportiert. Charlotte Salomon, im fünften Monat schwanger, wurde vermutlich sofort nach ihrer Ankunft ermordet. Ihr Ehemann starb an den Folgen der unmenschlichen Haftbedingungen. Gouache-Zeichnungen von Charlotte Salomon, Teile ihres bilderzyklus «Leben oder Theater», in dem sie Erlebtes festhielt, bilden einige der Kernstücke der Ausstellung in Nizza.
DAS NOVEMBERPOGROM Die vom CCFa-vorsitzenden Tobias Bütow zusammen mit Christoph Kreutzmüller (Jüdisches Museum Berlin) kuratierte ausstellung ist noch bis zum 31. Januar 2019 in den räumen des Kulturzentrums CCFa zu sehen (20 Cité du Parc, Nizza). Der eintritt ist frei. www.ccfa-nice.fr
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Theater Grasse
neues gewanD, vieLFäLtiges programm it viel Kleinkunst und der beinahe Oscar-würdigen Showeinlage einer älteren Dame ist das umfassend renovierte Theater in Grasse neu eingeweiht worden. Die vergangene Spielzeit fand hors les murs statt; ab sofort kommen die Aufführungen, zu denen regelmäßig auch Musik, Tanz und Zirkus zählen, wieder im Herzen der Altstadt auf die bühne. Im Dunkeln macht die neue Fassade des Théâtre de Grasse fast noch mehr her als im Hellen: Eine raffinierte beleuchtung setzt die modern-rostigen Platten vor mittelalterlicher Altstadtkulisse kunstvoll in Szene. Und dann: Willkommen im 42 Jahre
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nach der Eröffnung erstmals, dafür aber umso gründlicher renovierten Theatersaal der Parfümstadt! In den knapp 500 knallroten Polstersesseln halten es selbst groß gewachsene Menschen ohne Schwierigkeiten für die Dauer einer Veranstaltung aus; die Sicht ist auch aus den hinteren Rängen hervorragend. Fehlt nur noch die passende Gelegenheit für Ihren nächsten Theaterbesuch? Die Show-Palette der neuen Saison ist mit 42 Aufführungen beachtlich. Zu Gast sind Ensembles aus ganz Frankreich und darüber hinaus. Highlights vor Weihnachten: 9. november, 20 uhr – «Une Mirada lenta»: Flamenco mit der international bekannten spani-
schen Tänzerin und Choreografin Ana Morales. 24. november, 16 und 20.30 uhr – «A Simple Space»: Von «Schwerkraft und anderen Mythen» erzählt die faszinierende Akrobatik-Show des gleichnamigen australischen Ensembles. Spielort ist allerdings das Zirkuszelt in La Roquette-surSiagne. www.theatredegrasse.com
Deutsch-Französisches Kulturzentrum
Der herbst im ccFa nizza iesen Herbst steht im Deutsch-Französischen Kulturzentrum CCFA in Nizza Literatur auf dem Programm: Den Auftakt macht die deutsche autorin Christine Cazon (Foto), die am 6. November um 19.30 Uhr aus ihrem aktuellen Roman «Wölfe an der Côte d’Azur» liest. Der 5. Fall ihrer beliebten Frankreich-Krimis führt Léon Duval, Kommissar aus Cannes, in die raue Welt der französischen Seealpen. Dort wurden die Überreste eines vermisst gemeldeten Mannes in der Nähe von Duvals Urlaubsort gefunden. War es Mord oder wurde er, wie gemunkelt wird, Opfer eines Wolfsangriffs? Christine Cazon thematisiert in ihrem Roman den Konflikt zwischen Tier-
© Jan Welchering
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schützern, Landwirten und Touristikern. In einer zweisprachigen Lesung widmen sich die schauspielerinnen marion Coutris (Marseille) und Petra weimer (Stuttgart) am 22. November um 19.30 Uhr Texten von Heiner Müller. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf seinem lyrischen Werk. Heiner Müller gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker des 20. Jahrhunderts und als einer der wichtigsten Schriftsteller der ehemaligen DDR.
Orchester Monte-Carlo
Literarische spuren
uf literarischen Spuren wandelt das philharmonische Orchester MonteCarlo in dieser Saison: Vertonungen von «Romeo und Julia» (Shakespeare), «Peer Gynt» (Henrik Ibsen), «Ruy blas» (Victor Hugo), «Scheherazade» (Tausendundeine Nacht) und «Candide» (Voltaire) stehen auf dem Programm; für die jungen Zuhörer unter anderem «Der kleine Prinz» von Saint-Exupéry. Der November beginnt ganz klassisch: Am Sonntag, 4.11., werden im Salle Garnier (Oper) um 11 und 15 Uhr Werke von Mozart und Haydn gespielt (Di-
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Seine Stücke werden bis heute in Deutschland sowie in der ganzen Welt aufgeführt. In Frankreich, wo 1979 sein Stück «Die Hamletmaschine» Premiere feierte, wird Müllers Werk nach wie vor besonders intensiv wahrgenommen. Und darüber hinaus? Kinder können sich im November wieder auf den vorweihnachtlichen Bastelnachmittag und eine Veranstaltung im Rahmen der kinder- und Jugendfilmtage im CCFA freuen. Wie in den vergangenen Jahren veranstaltet das Kulturzentrum im Dezember mit der Unterstützung der Deutschen botschaft Paris sein traditionelles weihnachtskonzert. Infos dazu finden Sie rechtzeitig auf der Website der RivieraZeit.
rigent: Gábor Takács-Nagy). Mit dem Themenabend «Fantaisies à Cinecittà» geht die Serie Grande Saison am Sonntag, 2. Dezember, um 18 Uhr im Auditorium Rainier III weiter (Dirigent: Philippe béran, Geige: David Lefèvre). «Warten auf Père Noël» heißt es am Sonntag, 16. Dezember, um 15 Uhr für die ganze Familie im Auditorium Rainier III zu Werken mit Harfe von Debussy und Ravel. Ein Weihnachtskonzert in der Kirche St. Charles (Eintritt frei) folgt am Sonntag, 23. Dezember (Dirigent: Fabio bonizzoni). Highlight zum Jahresausklang ist das Konzert «Shall we dance?» (Dirigent: Christian Arming) mit Werken von Smetana, Dvoràk, Weinberger sowie Richard und Johann Strauss. Literarisch wird es am Mittwoch, 9. Januar, in der Serie Jeune Public mit dem Konzert «Peer Gynt» (Dirigent: Eivind Aadland) und Daria Kotyukh, die während des Konzerts bilder in Sand zeichnet. www.opmc.mc
© Olivier Houeix
Ballett Monte-Carlo
entDeckungsreise uf eine Entdeckungsreise lädt das ballett Monte-Carlo seine Zuschauer in der neuen Saison ein. Zu Gast in Monaco werden diverse Ensembles und Choreografen aus aller Welt sein – mit indischem Tanz, traditionell baskischem aus neuem blickwinkel und einem Werk des israelischen Choreografen Hofesh Shechter. Nicht zu verpassen gilt es das Stück «The Great Tamer» (12. Dezember), und unter den alten bekannten im Fürstentum ist wiederum der deutsche Choreograf Marco Goecke. Das ballett von Monte-Carlo selbst ist fast ganzjährig auf Tournee, die seltenen Gastspiele in der Heimat sollten Sie sich deshalb gut vormerken: Am 8. und 9. Dezember stehen im Salle Garnier (Oper Monte-Carlo) Vorführungen unter dem Titel «En compagnie de Nijinsky» auf dem Programm mit Choreografien von Monacos ballett-Chef Jean-Christophe Maillot («Daphnis et Chloé»), Marco Goecke («Le Spectre de la Rose»), Jeroen Verbruggen und Johan Inger. Die Musik spielt das Philharmonie-Orchester Monte-Carlo. Im Rahmen des Monaco Dance Forums vom 10. bis 16. Dezember dann ist – wie versprochen – die Welt zu Gast im Fürstentum: mit oben genannten Tänzen und anderem mehr (in verschiedenen Spielstätten). www.balletsdemontecarlo.com
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Mit 5G-technologie übermitteltes Drohnenfoto von Monaco © Michael Alesi – Direction de la Communication
Monaco, weltweit erstes 5G-Land Von nicole ruskell
Monaco Telecom und der chinesische Konzern Huawei schreiben Geschichte
frederic Genta, Monacos Verantwortlicher in sachen Digitalisierung, Martin perronet, ceo Monaco telecom, fürst albert ii., ren Zhengei sowie der huawei-chef für frankreich & Monaco, Weiliang shi, mit kollegin (v.l.) © Axel Bastello
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m Freitag, 7. September, schrieb das Fürstentum Geschichte – ohne dass ein Großteil der bevölkerung irgendetwas davon mitbekommen hätte. Tausende Kilometer östlich unterzeichnete Monaco Telecom an diesem Tag einen Vertrag mit dem chinesischen TelekommunikationsGiganten Huawei. Gegenstand des Deals: Monaco soll der weltweit erste Staat werden, der flächendeckend mit dem ultraleistungsstarken 5G-Mobilfunknetz ausgestattet ist. Fürst Albert war neben Huawei-Gründer Ren Zhengei in Peking dabei, als Martin Peronnet, Chef von Monaco Telecom, und Shi Weiliang, sein Pendant bei Huawei Frankreich & Monaco, ihre Unterschriften unter das Abkommen setzten. Der Vertrag selbst kam in Rekordzeit zustande: Die Initiative geht zurück auf ein Treffen zwischen dem Fürsten und Guo Ping, einem wichtigen Huawei-Vertreter, während des Weltwirtschaftsforums in Davos im Januar dieses Jahres. Albert II. will sein Fürstentum zu einem führenden Staat in Sachen moderner Wirtschafts- und digitaler Technologien machen. Das schnelle 5G-Netz für kabellose Datenübertragung – der neue Mobilfunkstandard der fünften Generation – ist ein wichtiger Schritt dazu. Schon seit 2017 arbeitet Monaco Telecom (MT) mit Huawei zusammen. Das neue 5G-Abkommen gilt als beginn einer neuen Ära in der erfolgreichen Zusammenarbeit. Und wieder ließen beide Parteien nichts anbrennen: Nur drei Wochen nach Vertragsunterzeichnung demonstrierte MT die weltweit erste Echtzeit-Übertragung eines 360-Grad-Videos in HD über ein 5GNetz.
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launch während der MYS Es war ein Vorgeschmack auf das, was das «Supernetz» 5G kann, den die Telekom-Spezialisten während der Monaco Yacht Show Ende September vor der ohnehin zahlreich
Martin perronet, ceo Monaco telecom. neben ihm Bilder, die eine Drohne live übermittelte © Michael Alesi – Direction de la Communication
anwesenden internationalen Presse gaben. Eine mit 5G-Router und 360-Grad-Kamera bestückte Drohne hob live vor den Anwesenden über dem Port Hercule ab und sendete zeitgleich bewegte bilder auf eine Großleinwand. Sobald die per Smartphone bediente Kamera ihre Ausrichtung änderte, änderte sich auch das bild auf der Leinwand – ohne jegliche Zeitverzögerung, wie sie beim Streamen von Videos heute noch lästige Gewohnheit ist. «5G wird die nächste industrielle Revolution ermöglichen», sagte Monaco-Telecom-Geschäftsführer Martin Perronet und beschrieb die ungeahnten Möglichkeiten, die das Netzwerk bieten soll. Während das aktuelle 4GNetz eine Streamingrate von einem Gigabyte pro Sekunde erlaube, verzehnfache sich die Geschwindigkeit mit 5G. Für Privatnutzer sei das komfortabel, für Wirtschaft und Industrie ein Wendepunkt. Die neue Technologie werde die Datenverarbeitung gewaltig verändern und vor allem das Internet der Dinge massiv voranbringen. bereiche, die von 5G profitieren werden: die Automobilindustrie: die Entwicklung autonomer Fahrzeuge wird einen Sprung machen, denn eine umgehende Reaktion etwa auf Hindernisse wie Fußgänger wird möglich sein; das Gesundheitswesen: Krankenhäuser können sich 5G auf vielfache Weise zunutze machen, zum beispiel bei ferngesteuerten OPs, holografischer Diagnose oder der Sicherheit von Patienten-Akten; die Computerspiel-Industrie: die schnelle Verbindung wird interaktives Spielen und virtuelle Realität auf ein neues Level heben; Städte: Sie können sich zu Smart Cities entwickeln, in denen beispielsweise der Verkehr besser fließt und die Luftqualität besser steuerbar wird. Fachleute sehen unbegrenzte Möglichkeiten durch die Einführung von 5G. Für Frédéric Genta, verantwortlich für die Digitalisierung Monacos, ist das schnelle Netz daher ein elementarer Schritt auf dem Weg zu einer weltweit führenden Rolle des Fürstentums im Digitalzeitalter. Die größte Herausforderung für das kleine Land liegt in seiner von bergen umschlossenen Lage und der dichten bebauung. Denn das zehnmal schnellere Signal ist auch zehnfach anfälliger für Störungen. Doch bei Monaco Telecom ist man zuversichtlich, 5G tatsächlich flächendeckend zur Verfügung stellen zu können – vom unterirdischen Parkhaus bis zur Dachterrasse. An den Investitionen unter anderem für eine große Anzahl an Antennen wird sich auch die Regierung beteiligen.
Ist 5G schädlich?
eine mit 5G-router und 360-Grad-kamera bestückte Drohne hob während der pressekonferenz live vor den anwesenden über dem port hercule ab © Michael Alesi – Direction de la Communication
Das 5G-Mobilfunknetz sorgt immer wieder für Diskussionen um die von ihm ausgehende elektromagnetische Strahlung. Martin Perronet (Monaco Telecom) sagte der RivieraZeit, man sei sich der besorgnis bewusst.
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Seit 2010 bereits gebe es in Monaco sehr strenge Kontrollen der Strahlung, die im Fürstentum heute um ein Vielfaches niedriger sei als in anderen europäischen Ländern. Daher bleibe der Kleinstaat trotz der erhöhten Strahlung durch 5G innerhalb der als sicher geltenden bereiche.
Wann ist 5G nutzbar? Das 5G-Mobilfunknetz ist in Monaco zum Teil bereits eingerichtet und funktionstüchtig. Die ersten Antennen wurden im Pilotgebiet rund um den Hercule-Hafen errichtet und machten die Demonstration Ende September möglich; der erste mobile Telefonanruf per 5G ging bereits am 1. September nach Peking. Es liegt jedoch noch viel Arbeit vor den Monegassen. In den kommenden Monaten werden die fehlenden Antennen installiert. Zwischen Juni und September 2019 soll eine hundertprozentige Abdeckung erreicht sein – theoretisch genau dann, wenn die ersten 5G-Mobiltelefone auf den Markt kommen. Denn um von 5G zu profitieren, benötige man – neben einem entsprechenden Handyvertrag mit Monaco Telecom – ein 5Gfähiges Telefon.
5G-antenne der Monaco telecom © Michael Alesi – Direction de la Communication
WARUM 5G? Der weltweit meistgenutzte Zugang zum internet ist das Mobiltelefon. 5G
ist 10-mal schneller als 4G
hat 10-mal weniger Signalverzögerung (Latenzzeit)
unterstützt 10-mal so viele verschiedene Geräte ist sicherer
verbessert Streaming und virtuelle realität bietet der Wirtschaft riesige Chancen
ist unerlässlich für vernetzte Häuser, autos und Geräte
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karl Marx © John Jabez Edwin Mayall
Karl Marx’ letzte große Reise Von rolf liffers
im Spielcasino von Monte-Carlo versucht anfang Mai 1882 jemand sein Glück, den man dort am wenigsten erwartet hätte: der Kapitalistenschreck Karl Marx (1818-1883). an einer der tables de trente-et-quarante verliert er geliehene 200 Francs.
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u seinem Glück dürfte der berühmte Philosoph aus Trier, der sich im vermeintlich auch winters milden Heilklima der Côte d’Azur insbesondere von seinem schweren Lungenleiden zu erholen trachtet, von fast niemand entlarvt worden sein. Denn der wirkmächtigste deutsche Denker der Moderne hat sich erst wenige Tage zuvor von einem algerischen barbier seinen unverwechselbaren «Prophetenbart und die Kopf-Perücke wegräumen lassen» (Marx) und damit seine Ikonizität verloren. Kurz darauf kann man den praktisch lebenslang klammen Verfasser des Kapitals und des Kommunistischen Manifests bei einem anderen Sakrileg beobachten, das dem Sozialisten so ohne weiteres niemand zugetraut hätte: Der Revolutionär spekuliert an der börse, legt die englischen Pfunde, die ihm sein symbiotischer Freund Friedrich Engels telegrafisch aus England überwiesen hat, in nordamerikanischen Eisenbahn- und Stahlaktien an und – hat diesmal mehr Glück. binnen zweier Wochen macht er über einen Mittelsmann aus seinem monegassischen Hôtel de Russie einen Profit von 4000 Pfund. Damit landet der erbitterte Kritiker der Couponschneiderei einen Coup, der ihn für eine Weile flüssig macht, über den er aber wohlweißlich mit niemandem spricht.
Es ist keineswegs das erste Mal, dass der begründer des wissenschaftlichen Kommunismus in überseeische und englische Papiere investiert, denn «diese Art von Operationen nimmt nur wenig Zeit fort, und man kann schon etwas riskieren, um seinen Feinden das Geld abzunehmen». Überhaupt scheint das Finanzvabanque den Protagonisten der Arbeiterbewegung magisch anzuziehen: Wiederholt taucht der Ökonom in die Casinobourgeoisie Monte-Carlos ein und schlängelt sich nach Gutsherrenart durch die Fegefeuer der Spielhölle bis zum absoluten Olymp der Geldgier – den überfüllten Roulettesaal, wo Gestalten aus der deutschen, russischen, französischen und britischen Aristokratie, wo Müßiggänger und Abenteurer häufig alles auf eine Karte beziehungsweise Zahl setzen. Dabei entgeht dem ebenso widerspruchsfreudigen wie widersprüchlichen Weltgeist kein noch so unscheinbares Detail. Im Hotel analysiert der Philosoph mit Hang zum großbürgerlichen Luxus seine Wahrnehmungen, sinniert und moralisiert über «Kasinokapitalismus» und ereifert sich: «Was für eine bande, diese verkommenen bourgeois. Sie verspielen die von der Arbeiterklasse geschaffenen Werte und meinen, sie seien die Herren der Welt.» Und: «Welche Kinderei ist eine solche Spielbank verglichen mit der börse. Hier und da gewinnt eine russische junge Dame 100 Francs, verliert dagegen 6000. Andere verzocken ganze Familienvermögen. Von Verstand kann nicht die Rede sein. Man wähnt sich in einem Narrenhaus.» Und Marx sieht: «Die besitzer der Produktionsmittel und Spekulanten, die gnadenlos Heere von Lohnsklaven ausbeuten, die ihrerseits nichts besitzen außer ihrer Arbeitskraft, sind wie süchtige Spieler, die immer weitermachen müssen, um im Spiel zu bleiben.» Ein rouletteerprobter Weinhändler, der ihn zeitweise begleitet, kommentiert Marxens Narrenhaus-Metapher bissig: «Jene Grimaldis da oben im Schloss, diese Seeräuber, freuen sich, wenn diese Damen und Herren hier unten sich wie die Irren aufführen.» Marx muss feststellen, dass das «öde Raubnest» Monte-Carlo seine «Monumentalität allein den Hotels» verdankt. «Es gibt keine plebejische Mittel- oder Unterschicht, von dem Lumpenproletariat mit seinen Dienstboten und Domestiken abgesehen.» Das Fürstentum vergleicht er mit dem Duodezstaat aus Offenbachs parodistischer Operette «Die Großherzogin von Gerolstein». Denn die ökonomische basis von «Monaco-Gerolstein» sei die Spielbank. Seinen Töchtern gegenüber beteuert er in briefen: «Ich liebe nicht den besuch des Spielsaals.» Er müsse allerdings einräumen, dass kein Haus in Monaco mit internationalen Zeitungen so gut sortiert sei wie der Lesesaal des Casinos. Tatsächlich weckt das «dekadente Monte-Carlo» noch einmal die Lebensgeister des körperlich zusehends verfallenden Reformpolitikers, der hier am Mittelmeer den umgänglichen Professor gibt und den Gentle-
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Das casino von Monte-carlo im Jahr 1897 © D.R.
man raushängen lässt. In Monte-Carlo wird dem Philosophen klar, dass «jede bank potienziell eine banque de jeu ist und dass dies insgesamt und überall the financial basis of the whole trinity von Politik, Staat und Regierung darstellt», wie er in dreisprachigem Kauderwelsch vermerkt. Daher legt er Joseph Roy, dem Übersetzer seines Kapitals, dringend ans Herz, diese seine Erkenntnis unbedingt ins Vorwort der französischen Ausgabe einzubauen. Im Hôtel de Russie hat sich der «Aufrührer» unter falschem Namen einquartiert. Seit Jahren wird «der gefährliche Umstürzler» von preußischen Spitzeln beschattet. Und so erfährt trotz all seiner Nebelbomben Kronprinzessin Viktoria in berlin schon bald von dem Aufenthaltsort des illoyalen Agitators, der schon vor Jahren ausgebürgert wurde und im englischen Exil wegen politischer Unzuverlässigkeit mit seinem Antrag auf britische
Das innere des casinos um 1900 © D.R.
Staatsbürgerschaft scheiterte. Man hat dem Advokaten kommunistischer Prinzipien eben nie verziehen, wie er als leitender Redakteur der in Köln erscheinenden Rheinischen Zeitung über die Not der Moselwinzer und den Wirtschaftsprotektionismus von Zar Nikolaus I. polemisierte, bis König Friedrich Wilhelm IV. das demokratische blatt 1843 verbieten ließ. Ohne Pass lebt der vaterlandslose Geselle im Ausland stets im wirtschaftlichen Elend. Tafelsilber und Schmuck seiner kurz vor seinem Aufbruch gen Süden gestorbenen Ehefrau Jenny von Westphalen sind längst verpfändet. Seine gelegentlichen Einnahmen aus Aufsätzen reichen nicht für Kleidung; nicht einmal für Kohlen. Seine Familie hungert und friert zwischen erbärmlichen vier Wänden. Und manchmal «möchte ich lieber 100 Klafter tief unter der Erde liegen als so fortvegetieren». So hängt der morbide Welterschütterer jahrzehntelang am Tropf seines wohlhabenden Gesinnungsgenossen Engels, der ihm schließlich sogar eine respektable Jahresrente aussetzt und nach heutiger Währung bis zu seinem Lebensende wohl rund eine halbe Million Euro zuschustert. Selbstverständlich finanziert Engels auch die letzte große Reise seines Kampfgefährten – zur privaten «Reha» in den Süden. In Marseille übernachtet er im Hôtel au petit Louvre an der Canebière, bevor er sich für zehn Wochen (28. Februar bis 4. Mai 1882) nach Algier einschifft, damals Luxusort der englischen Oberschicht. Auch Marx kasteit sich keineswegs. Er lebt gut von Engels Schecks, liegt jedoch mit Petrus im Dauerclinch. Die ganze Zeit herrscht im Maghreb katastrophales Wetter, so dass er trotz Dauerbehandlung durch die besten Ärzte am Ort einen Rückschlag nach dem andern erlebt.
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Schließlich flieht er auf Anraten der Doktoren nach Südfrankreich, wo seit Monaten die Sonne scheint. Doch der auch von der unruhigen Schiffsüberfahrt schwer Mitgenommene kommt erneut vom Regen in die Traufe. Wie er schreibt, «bringe ich am 4. Mai den Regen mit» von Afrika nach Marseille. Und auch nach seiner Ankunft dort bleibt das Wetter «an der ganzen Riviera ungewöhnlich schlecht, anomal». Kälte, Feuchtigkeit und Stürme pressen ihm «das blut aus den Lungen». Nach nur zwei Tagen (5./6. Mai) nimmt er bis zum 2. Juni 1882 in Monaco Quartier und verbringt «eine kurze Zeit der Emigration» auch in Cannes. Schließlich reicht es dem blut spuckenden Patienten, des ewigen Klagens über die Unbilden der Witterung überdrüssig: Er beschließt, seine Tochter im grauen Paris zu besuchen. Monate lang hat Marx zu diesem Zeitpunkt nichts Nennenswertes mehr zu Papier gebracht, zumal ihm die Mediziner auch «geistige Anstrengungen» verboten hatten. Doch sein unvollendetes Lebenswerk zeitigt trotzdem unerhörte Wirkung. Immerhin lebt im 20. Jahrhundert mehr als ein Drittel der Menschheit unter Regimen, die sich auf die Lehren des selbst ernannten Fürsprechers des geknechteten Proletariats berufen. Sein «Manifest» liefert das Rüstzeug für eine internationale Arbeiterbewegung, die später in sozialdemokratisch orientierten Parteien ihren Siegeszug antreten wird, zugleich aber auch das ideologische Fundament totalitärer Regime bildet. In diesem Jahr wird Marx’ 200. Geburtstag gefeiert. Weltweit erinnerten Presse und buchverlage an den großen Kämpfer für eine gerechtere Gesellschaft. Das deutsche Fernsehen strahlte ein viel beachtetes Dokudrama mit Mario Adorf in der Titelrolle aus. Allerdings war Marxens Abbild auch aus einem anderen, weniger erbaulichen Grund 2018 so oft in den TV-Nachrichten wie lange nicht: Um seine monströse büste in Chemnitz (von 1953 bis 1990 Karl-Marx-Stadt) tobte ein rechter Mob gegen die Asylpolitik der bundesregierung. Kettenraucher Marx starb am 14. März 1883 in London an einer Kehlkopfentzündung, rund zehn Monate nach seiner Rückkehr von der feudalen Côte d’Azur der belle Époque.
LITERATUR
«Neues Deutschland», 18. Oktober 1975
«Die letzte reise» von Hans Jürgen Krymanski (Westend) «Karl Marx beim Barbier» von Uwe Wittstock (Blessing)
Briefwechsel Marx/engels (Hg. Friedrich engels)
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DIE SOMMER-AUSSTEllUNG «L’Or des
Dieter Spaethe
ehemaLiger honorarkonsuL gestorben nfang September ist der langjährige deutsche Honorarkonsul in Monaco (1988-2012), Dr. Dieter Spaethe, verstorben, wie der deutsche internationale Club, CAI, mitteilte. Spaethe war überdies Präsident des Vereins der Freunde des Opernhauses von Monaco und treues Mitglied des CAI. Der Verstorbene hinterlässt seine Frau Liliane sowie zwei Töchter und drei Enkelkinder.
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WINTERRAllYE: Die 22. Ausgabe der
Dieter spaethe (r.) im Jahr 2012 bei seiner Verabschiedung als honorarkonsul neben fürst albert; links im Bild seine frau liliane © Gaëtan Luci / Palais Princier
Printemps des Arts
programm enthüLLt chon im Oktober hat Monaco das Programm seines kommenden Kultur-Frühlings – «Printemps des Arts» – preisgegeben, der vom 15. März bis 14. April in den verschiedenen Kulturstätten des Landes stattfindet. Von Nizza und Menton fahren kostenlose Shuttlebusse zu den einzelnen Events. 22 Konzerte und ein Film sowie Masterkurse, Treffen mit den Künstlern und einiges mehr ist geplant. Zu den internationalen Gästen zählt unter anderem der deutsche Organist Matthias Geuting (Foto).
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© Emanuela Danielewicz
No Finish Line
LauFen Für Den guten zweck um 19. Mal organisiert der Verein Children and Future zwischen dem 10. und 18. November in Monaco den Lauf «No Finish Line». Die Teilnehmer können in diesen Tagen rund um die Uhr auf einer 1400 Meter langen Strecke im Stadtteil Fontvieille rennen oder auch zu Fuß gehen. Die zurückgelegte Distanz wird gemessen, und am Ende fließt für jeden Kilometer ein Euro in Projekte zugunsten benachteiligter Kinder. Im vergangenen Jahr kamen so mehr als 430 000 Euro zusammen. Dieser Rekord soll natürlich geknackt werden! Der Startschuss fällt am Samstag, 10. November, um 14 Uhr. beendet wird der Lauf am Sonntag drauf, ebenfalls um 14 Uhr. Die Einschreibung ist direkt vor Ort im Zirkuszelt möglich; die Startgebühr für Erwachsene beträgt 12, für Kinder unter zehn Jahren 6 Euro.
© photo Palomba
weLtrekorD!
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ES WERDE lICHT: bereits seit Anfang
Oktober und noch bis Ende November wird in Monaco allüberall die Weihnachtsbeleuchtung angebracht. Mehr als 700 mit LEDs bestückte Leucht-Objekte sollen die Straßen und Plätze des Fürstentums festlich erhellen. Eingeschaltet werden die Lichter am Freitag, 23. November, um Punkt 18 Uhr (Festakt an der Place du Marché de La Condamine). DIE BEACH BOYS kommen nach Mo-
naco: Am 13. Juli tritt die seit mehr als 50 Jahren aktive Kultband («Surfin’ USA», «Good Vibrations») bei der Gala des Vereins «Fight Aids Monaco» im Salle des Etoiles auf. NACHTSCHWÄRMER, AUFGEPASST:
GROSSE NAMEN WIE Gregory Porter
Herculis
© Direction de la Communication Monaco - Manuel Vitali
AvD-Histo-Monte (12. – 16. Februar 2019) startet erstmalig in Rothenburg ob der Tauber. Von dort geht es für die teilnehmenden Oldtimer unter anderem über Freiburg und Cannes in den Hafen des Fürstentums – vielfach auf Original-Strecken des großen Vorbilds, der 1911 gegründeten Rallye Monte-Carlo. Anmeldeschluss ist der 15. Dezember.
Das Grimaldi Forum hat am 7. und 8. November zum neunten Mal die Welt des Clubbings zu Gast bei der «Monaco International Clubbing Show – MICS». Ein Programmpunkt der Messe rund ums Nachtleben (Mobiliar, Alkohol, Technik der Avantgarde, internationale Künstler) ist die Vergabe der NRJ DJ Awards.
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as jedes Jahr im Fürstentum ausgetragene LeichtathletikMeeting «Herculis» ist als weltweit bestes IAAF-Meeting des Jahres 2018 ausgezeichnet worden. Zu den Rhythmen von Star-DJ Martin Solveig haben die Athleten am 20. Juli enorme Leistungen erzielt: 14 nationale Rekorde, 7 Jahresbestleistungen, 6 Meeting-Rekorde, 4 Kontinentalrekorde und 2 IAAF-Diamond-LeagueRekorde – darunter der Sieg über 400 Meter der US-Amerikanerin Shaunae Miller-Uibo (Foto) in 48,98 Sekunden – sowie ein Weltrekord (von der Kenianerin beatrice Chepkoech im 3000-Meter-Hindernislauf) konnten verbucht werden.
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Pharaons» hat 80 000 besucher ins Grimaldi Forum gezogen. Dies ist die zweithöchste besucherzahl der alljährlich selbst kuratierten Sommer-Ausstellung seit der Eröffnung des Konferenz- und Kongresszentrums im Jahr 2000. 2019 will das Grimaldi Forum mit einer Expo zu Salvador Dalí an den diesjährigen Erfolg anknüpfen.
und bobby McFerrin sind bei der diesjährigen Ausgabe des Monte-Carlo Jazz Festivals im Programm. Die Konzerte finden zwischen dem 13. November und 2. Dezember in der Opéra Garnier statt. Highlight: Der Abend zum 300. Geburtstag von New Orleans mit Sanseverino und Hugh Coltman (23.11.). AKZEPTABlE
ZAHlEN konnte die Société des bains de Mer (SbM), betreiberin unter anderem des Casinos und des Hôtel de Paris im Fürstentum, für die vergangene Saison (2017/18) vorlegen: Mit einem Umsatz-Plus von 15,8 Millionen Euro im Vergleich zur Vorsaison könne man zufrieden sein, auch wenn absolut gesehen ein Minus von 27,1 Millionen Euro eingefahren wurde. Hintergrund des kalkulierten Verlusts sind die andauernden Renovierungsarbeiten im Hôtel de Paris, das noch vor Ende des Jahres wieder vollständig in betrieb gehen soll.
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Mit dem Besuch eines Gottesdienstes begann auch im vergangenen Jahr der nationalfeiertag für die fürstenfamilie © Eric MATHON, Palais Princier
19. November
Das Fürstentum Feiert einen Nationalfeiertag begeht Monaco alljährlich mit großer Ernsthaftigkeit, wobei ein ausgelassenes Programm fürs Volk nicht fehlen darf. Während die Fürstenfamilie mit einem Gottesdienst und dem obligatorischen Gruß in die Menge vom Palastbalkon in den 19. November startet, wird es am Vorabend laut: Am 18. November um 20 Uhr erwartet die Monegassen und ihre Gäste ein Feuerwerk im Port Hercule. Am 19. November dann – dem letzten Tag der großen Herbstkirmes am Hafen – bleiben die buden und Fahrgeschäfte zur Feier des Tages bis 1 Uhr nachts geöffnet.
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3. Oktober
cai LuD zum Deutschen nationaLFeiertag
Die präsidenten des cai, patrick Wetzel und Beatrix freifrau von Dellingshausen, mit ihren Gästen Matthias Waechter und christiane amiel (v.l.)
it einem Gänsehaut-Moment begannen die Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit in Monaco. Der deutsche internationale Club des Fürstentums, CAI, hatte am 3. Oktober in den Automobil-Club geladen, um diesen Anlass würdig zu begehen. Nach dem Aperitif wurden die monegassische Hymne des Gastlandes sowie die deutsche Nationalhymne gesungen. Zwei Vorträge bereicherten den gelungenen Abend: Dr. Christiane Amiel, Ärztin und deutsche Stadträtin in Nizza, sprach über den deutsch-französischen «Elysée-Vertrag – gestern und heute». Dabei mangelte es nicht an spannenden Anekdoten und Insider-blicken hinter die Kulissen. Anschließend hielt der deutsche Honorarkonsul in Nizza und Generaldirektor des CIFE, Dr. Matthias Waechter, eine informative Rede zum Thema «Deutschland im europäischen Einigungsprozess». beide Sprecher wurden mit lebhaftem Applaus bedacht, bevor ein exquisites Abendessen serviert wurde – ein gepflegter Rahmen, in dem es sich vorzüglich weiterdiskutieren ließ.
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Das Dorf soll leben! Vom Segen und Fluch, ein village perché hoch über dem Meer zu sein So authentisch Biot und seine einwohner sind: Manchmal wirkt der Ort wie leergefegt. vielleicht ist man zu bequem geworden, die steilen Treppen zur altstadt zu erklimmen? rZ-Praktikantin und Wahl-Biotoise Catharina Jäckel spürte dem ganz besonderen Charme des adlernestdorfes nach und stellte fest: Unter dem Besuchermangel leiden vor allem die Künstler und die einzige Glasbläserei im Zentrum.
hübsche Gässchen charakterisieren Biot © Ville de Biot
tin, Lucie Noël, die in den Ferien ihr Geld im Office de Tourisme verdient, aber eigentlich aus dem Poitou im Nordwesten Frankreichs kommt und sich in das kleine biot verliebt hat. Sie lebt und studiert in Sophia-Antipolis, doch wollte unbedingt in biot arbeiten: «Dieses Dorf hat so einen ganz besonderen Charme, überall hat sich die Geschichte verewigt.» Sie führt mich herum und holt aus: Vermutlich wurde das heutige biot das erste Mal von Ligurern im zweiten Jahrhundert vor Christus besiedelt. 154 vor Christus eroberten Römer den Ort; sie bewohnten die Altstadt und unterstellten biot dem heutigen Antibes. Im Mittelalter dann übergab der Graf der Provence das Territorium um biot dem Templerorden. Zu dieser Zeit existierten bereits die beliebte Place des Arcades, die Église Sainte-Marie-Madeleine und einige Häuser. bis 2014 veranstaltete der Ort einmal jährlich ein riesiges Templerfest; seither wird das Wahnsinns-budget auf mehrere kleinere Events und dringliche Angelegenheiten verteilt.
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lauer Himmel und Sonnenschein empfangen die Marktbesucher an diesem Dienstag in biot. Es ist noch früh. Geschäftsleute räumen ihre Ware auf die Rue Saint-Sébastien, die Hauptfußgängerstraße. Die Händler kommen angefahren mit Schmuck, Obst, Gemüse und socca. Auch die ersten Kunden schwirren zwischen den Ständen umher, biotois; für Touristen ist es noch zu früh. Man kennt sich: Küsschen, Küsschen, wie geht’s zu Hause? Am Ortseingang empfängt mich eine Studen-
spuren der tempelritter an einer hausfassade © C. Jäckel
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Die einzige in der altstadt gelegene Glasbläserei «le souffle de Verre» macht nicht genug umsatz © Ville de Biot
«Noch heute sieht man an einigen Gebäuden Stellen, in die die Tempelritter ihre Zeichen eingraviert haben», sagt Lucie und zeigt auf einen Stein, der in einem Haus in der steilen Rue de la Calade verbaut wurde. Im 14. Jahrhundert dezimierten Krieg und Pest die bevölkerung radikal, übrig blieben am Ende einzig Räuber und Wegelagerer, die hier Zuflucht suchten. biot blieb verlassen, bis König René 1470 etwa 50 italienische Familien aus der Gegend von Imperia dazu animierte, sich in biot niederzulassen. Es folgte eine Zeit des Wiedererblühens. In den kommenden Jahrhunderten widmete sich biot der Töpferei; der an Vulkanasche reiche boden der Stadt eignete sich ideal dafür. Die Produktion von Krügen und Gefäßen, um beispielsweise Wasser und Olivenöl zu transportieren, machte biot bekannt. Noch heute prägen in den engen Gassen des historischen Zentrums zahlreiche alte Krüge, nun mit Pflanzen gefüllt, das Stadtbild. In den 1950er-Jahren eröffnete schließlich die erste verrerie, die erste Glasbläserei, das heutige Markenzeichen von biot. Etwa zur selben Zeit ließen sich Künstler wie Fernand Léger oder Raymond Peynet sowie Kunsthandwerker in der Stadt nieder und verhalfen ihr zu Ansehen.
zu dem mich meine Stadtführerin Lucie Noël nach getaner Arbeit schickt. Das Haus zählt quasi zum Kulturerbe der Stadt. Im Keller des Hotel-Restaurants von Mimi brothier verbirgt sich eine Galerie. Mimis Enkel Valentin geleitet mich durch die niedrige Tür und erzählt: «Im Jahr 1960 ist André brothier, mein im Februar verstorbener Großvater, als begeisterter Kunstsammler mit einem Koffer voll mit Gemälden seiner Freunde aus Paris zurückgekehrt und hat diese in biot ausgestellt.» Zu dieser Zeit habe sich der Mosaik-Künstler Lino Melano im Hotel des Arcades ein Zimmer genommen, um die Fassade des etwas außerhalb gelegenen Fernand-Léger-Museums zu gestalten.
léger-Museum außerhalb von Biot © Ville de Biot
Doch nicht nur er war dort Gast. Mimi kochte für viele Künstler, die Freunde waren oder zu Freunden wurden: Picasso, Chagall, braque, um nur einige zu nennen. Ergebnisse dieser Aufeinandertreffen finden sich in der privaten Galerie: zum beispiel ein Mosaik, das braque gemeinsam mit Melano gestaltet hat.
Das Kunsthandwerk im Tief
im keller des hotel des arcades verbirgt sich eine Galerie © C. Jäckel
Verewigt haben sich viele von ihnen in dem berühmten Restaurant et Hotel des Arcades, NOVEMBER / DEZEMBER 2018
Zwei im Jahr 1962 zugereiste Künstler bemühen sich seither, das Kunsthandwerk in biot aufrechtzuerhalten: Jean-Paul van Lith, Maler, Keramikkünstler, Glasbläser, Autor und Designer, und Claude Pelletier, der Schmuck entwirft und herstellt. beide kamen unabhängig voneinander aus der Nähe von Paris nach biot und bauten die Kunsthandwerksszene mit auf. «Heute», so sagt van Lith in seinem riesigen, verwinkelten Atelier, «befindet sich biot im Hinblick auf das Kunsthandwerk eher in
einem Tief.» Dabei seien die besucherzahlen laut dem Tourismusamt gar nicht mal gering. Auch bürgermeisterin Guilaine Debras spricht bei unserem Treffen von einem gleichbleibend guten Niveau: «Die Anstrengungen der Stadt zahlen sich aus.» 2017 habe biot außerdem das Label «Qualité Tourisme™» erhalten, sagt sie stolz. Die Stadt sei ständig dabei, ihre Angebote zu verbessern, um besuchern eine einzigartige biot-Erfahrung zu bieten. Auch die Inhaber zweier prominenter Restaurants der Stadt beklagen sich nicht. Thierry Piel führt mit seiner Frau Valérie das Café de la Poste aus dem Jahr 1885, eines der ältesten Etablissements im Ort, direkt am Hauptplatz Général de Gaulle. Er meint: «Es sind zwar nicht übermäßig viele Touristen hier, aber das stört mich nicht: Unser Restaurant ist trotzdem immer voll.» Erst vor wenigen Monaten haben die beiden das Restaurant übernommen, schon davor waren sie hier jedoch regelmäßige Gäste. «biot ist eine schöne Stadt, die sich immer neu erfindet. Es ist eine authentische Stadt, keine touristische, das mag ich an biot», sagt Piel. Sind die Piels noch frische biotois, haben die Inhaber Mimi brothier und ihr verstorbener Ehemann André brothier ihr Restaurant des Arcades bereits vor 65 Jahren eröffnet. «Hier kennen uns alle nur als Mimi und Dédé», lacht sie und summt fröhlich vor sich hin, während sie die blumen bindet, die abends als Tischdekoration auf den rot-weiß-karierten Deckchen stehen sollen. Die Place des Arcades, direkt vor der Kirche, auf die zurzeit leider bauarbeiten die Sicht versperren, steht noch Ende der Saison beinahe voll mit Tischen. Touristen und Einheimische tummeln sich hier jeden Abend. bei warmem Laternenlicht wird gesungen und gelacht und vor allem die provenzalische Küche Mimis genossen. «biot ist das schönste Dorf in Frankreich. Ich liebe es», sagt Mimi über ihre Geburtsstätte und bekommt prompt beifall von Freunden und ihrem Sohn, die um den Tisch herum stehen, zuhören und Anekdoten einwerfen. «Im Sommer ist es immer voll, im Winter kommen weniger, aber das ist auch mal gut, zum Ausruhen. Wir verdienen trotzdem genug, oder?» fragt Mimi lachend ihren Sohn. Dorfgäste von außerhalb kämen in den letzten Jahren weniger, aber bei ihnen spüre man das nicht. Doch an manchen Tagen fällt es deutlich auf: Katja Meyer-Rachner, die vor bald 20 Jahren mit ihrem Mann in die Gegend und vor 14 Jahren nach biot zog, merkt, dass es im village in den letzten zehn Jahren ruhiger geworden ist. Die Deutsche macht dafür auch die bequemlichkeit der Leute verantwortlich. «Noch vor 15 Jahren war es angesagt, in biot auszugehen, da sind die Leute von den Parkplätzen noch den berg hoch gelaufen», schmunzelt sie. Heute gebe es andere Möglichkeiten, im benachbarten Technologiepark Sophia-Antipolis etwa den Espace Saint-Philippe mit zahlreichen Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten,
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Glasbläser frederic Van overschelde © Ville de Biot
studentin lucie noël hilft im tourismusamt aus © C. Jäckel
oder das ähnlich hübsche, aber viel einfacher zugängliche Valbonne. Auch zum Markt jeden Dienstag kommen weniger Menschen, das merken wiederum die Marktverkäufer und erscheinen ihrerseits weniger zahlreich. «biots geografische Lage ist Segen und Fluch zugleich. Auf der einen Seite liegt es so pittoresk auf dem berg und so nahe am Meer, auf der anderen Seite muss man sich biot auch immer erarbeiten», erklärt Katja Meyer-Rachner, die dem besonderen Ort keinesfalls den Rücken kehren will. «Vielleicht kommen wieder mehr Menschen, wenn die neuen Parkplätze fertig sind», mutmaßt sie. Auch im Restaurant des Arcades ist der im bau befindliche Parkplatz am oberen Ortsausgang im Chemin des bachettes Gesprächsthema. Mimis Ehemann war Mitglied in vielen Komitees und Initiativen, immer gab es Diskussionen um die Parkplätze. «Mit jedem neuen bürgermeister, der das Amt übernahm, keimte die Hoffnung: Vielleicht klappt es ja jetzt mit den Parkplätzen. Mit bürgermeisterin Debras, die 2014 gewählt wurde, wird es sie endlich geben», strahlt Mimi. Von den 121 zusätzlichen Parkplätzen, die über breite Fußgängerwege gut zu erreichen sein werden, könnte auch ihr Hotel und Restaurant profitieren. Schon jetzt stolz auf Geschäft, Hotel und Galerie, blickt Mimi positiv in die Zukunft. «Das Restaurant wird es noch lange geben, meine Söhne Marco und François und auch meine Enkel arbeiten schließlich mit», sagt sie, und ihre Entourage nickt entschieden. Während sich die Restaurantbesitzer über die Ruhe freuen, die biot an den Tagen nach der Hauptsaison oft umgibt, leidet das die Stadt definierende Kunsthandwerk darunter. Seit 50 Jahren organisieren Jean-Paul van Lith und Claude Pelletier Ausstellungen, bauen Museen auf und haben geholfen, für biot das Label «Ville et Métiers d’Arts» für sein Glas zu erwerben. Um die Stadt künstlerisch wieder aufblühen zu lassen, riefen sie vor vier Jahren eine bewegung ins Leben, die sie «La Créative» tauften. In der gleichnamigen boutique, die vor zwei Jahren eröffnet hat, stellen derzeit 30 Künstler ihre Werke aus. Einmal im Monat muss jeder von ihnen das Geschäft am Ortseingang verwalten, so wird Personal eingespart. Heute sitzt Maura biamonti an der Kasse. Vor sieben Jahren ist sie aus Italien
Mimi Brothier vom restaurant des arcades © C. Jäckel
nach biot gekommen. Auch sie schwärmt für die Authentizität des Ortes: «Es ist nicht nur eine Vitrine. biot lebt nach Feierabend. Hier gibt es eine Schule, und die Alten fühlen sich hier wohl. Außerdem gibt es Künstler zum Anfassen, Reden und Lernen. biot ist nicht perfekt, aber das macht das Dorf besonders.» Das Konzept von «La Créative» funktioniere gut. Im ersten Jahr, als sie noch direkt an der Église verkauft haben, nahmen sie noch etwas mehr ein, da die besucher automatisch nach ihrem Kirchenbesuch vorbeigekommen seien. Nach dem Start der bauarbeiten habe es einen kleinen Einbruch der Umsatzzahlen gegeben, daraufhin sind sie umgezogen an den Ortseingang.
Auf der Suche nach Gründen Van Lith und Pelletier sehen mehrere Gründe für das ihrer Meinung nach deutlich spürbar geringere besucher-Interesse an biot: Neben den bauarbeiten an Kirche und Parkplätzen machen sie auch die dramatischen Überschwemmungen vor drei Jahren mit verantwortlich, in deren Folge Campingplätze in der Umgebung geschlossen worden seien. Ein weiterer Grund schließlich sei das Internet. Jean-Paul van Lith erklärt: «Junge Menschen, die Kunst-Sammlungen ihrer Eltern erben, interessieren sich heute nicht mehr in gleichem Maße dafür, oder ihre Wohnungen sind zu klein. Sie bieten die Werke über das Internet an.» Der Online-Verkauf von Kunst mache die Preise und den Markt kaputt und sorge dafür, dass weniger Leute in den Ort fahren, um etwas zu kaufen. Ähnliches gilt auch für die verreries, die Glasbläsereien, biots Markenzeichen. In dem einzigen Geschäft mit angeschlossenem Atelier im Ortskern fürchtet die Inhaberin, ihre Türen schließen zu müssen. Das «Le Souffle de Verre», in dessen Regalen die typischen biotGläser mit eingeschlossenen Luftblasen, aber auch Eigenkreationen des souffleurs Frederic van Overschelde stehen, macht nicht genug Umsatz. Die belgische Geschäftsführerin Christel bierinckx, die den Laden 2014 übernommen hat, blickt mit leerem blick durch die Vitrine auf die Straße: «Der Winter ist traurig hier, das Atelier schließt daher wahrscheinlich bald.» Van Lith und Pelletier denken hingegen, dass biots Kunsthandwerk unter der vor Energie
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strotzenden bürgermeisterin wieder zu altem Glanz finden kann. «Guilaine Debras ist maßgeblich für die Wiederbelebung der Stadt verantwortlich. Neben anderen Initiativen unterstützt sie Veranstaltungen wie das biot International Glass Festival im September, zu dem Künstler aus aller Welt kamen», so van Lith. «Mit dem Festival konnten wir eine breite Masse nach biot holen», bestätigt die sympathische bürgermeisterin. «besucher aus aller Welt, aber auch Menschen aus den Nachbarorten und nicht zuletzt die biotois haben das bIG genossen.» Investitionen wie der Parkplatz oder das Festival würden sich im kommenden Jahr auszahlen. Katja Meyer-Rachner findet, dass die Kommunikation der Stadt noch besser werden müsste: «Wenn mal etwas stattfindet, das vorher gut kommuniziert wird, wie die Soirées Salsa oder die bar Éphémère, dann ist das Dorf voll.» Auch bei den Nocturnes d’Art, die in den Sommermonaten jeden Donnerstagabend stattfanden, waren die Straßen voll, erinnert sich Pelletier. Ihre Geschichte, ihre Kunst und Kultur – dazu zählt übrigens auch das weithin bekannte Musikfestival «Heures Musicales» – zeichnen die Stadt aus und heben sie ab von rein touristischen Orten. «Außerdem kennt hier jeder jeden, das ist großartig. Hier lebt nicht der ruppige, arrogante Franzose, ein anderer Geist wird transportiert», sinniert van Lith. Das liege auch an der Struktur der Altstadt: Eine Hauptstraße mit zwei Hauptplätzen halten die bewohner des village dicht zusammen. Zuversichtlich blicken die beiden Künstler auf die Zukunft ihres Dorfes. Als ich van Liths Atelier verlasse, empfangen mich Sonne und Marktduft – nach Hähnchen, blumen, Pfirsichen. Voll ist es noch immer nicht auf der Rue Saint-Sébastien. Doch, na klar, da fällt Pelletier jemand in die Arme. «Ah, lange nicht gesehen», Küsschen, Küsschen, «je te présente une nouvelle biotoise.» Damit meint er mich. Ich lache, froh darüber, vorübergehend ein Teil dieses besonderen Ortes zu sein.
NEUE WEBSITE Biot erneuert sich auch digital: im September hat das Office de Tourisme seinen neuen Webauftritt vorgestellt. Die Seite ist dynamischer, moderner, intuitiver und erlaubt dem Besucher, eine beeindruckend echte Bioterfahrung zu machen. einwohner stellen sich vor und berichten über ihre Lieblingsrestaurants und -orte. es gibt interaktive Karten, ausflugsziele lassen sich in einem «Warenkorb» abspeichern. www.biot-tourisme.com
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Das spätere künstlerdorf Bussana Vecchia wurde bei einem erdbeben im Jahr 1887 fast vollständig zerstört © D.R.
Ligurien für Insider A Kuriositäten aus einem faszinierenden Landstrich
Von aila stöckMann
Diktator Mussolini war mal Grundschullehrer in imperia-Oneglia; 150 Jahre früher lebte im benachbarten Porto Maurizio ein spanischer Prinz mitsamt Gefolge … Beim Stöbern durch die Ligurien-Website einer deutschen Hobbyhistorikerin kommt nicht nur Geschichtliches wieder ans Licht. insider-Tipps für reisende im Hier und Jetzt ergänzen das Sammelsurium an Wissenswertem in deutscher Sprache. NOVEMBER / DEZEMBER 2018
lles begann mit jenen marmornen Gedenktafeln, die in ligurischen Altstädten so manches Haus zieren: «Hier lebte …». Schon Anfang der 1990erJahre stolperte Doris Meier bei regelmäßigen Ligurien-besuchen immer wieder über die dort verewigten Namen. Sie begann sich zu fragen, wer die Menschen waren, denen vor hundert Jahren oder mehr diese Ehre zuteil geworden war. Ein Mammutprojekt nahm seinen Lauf. Seit Anfang dieses Jahrtausends wühlte sich die Süddeutsche durch lokale bibliotheken, durchforstete Archive, sprach mit Einheimischen und löste so ein Rätsel ums andere. Die buchstaben auf den Tafeln bekamen nach und nach Konturen, aus Namen wurden Menschen mit spannenden biographien. Wie nebenbei erfuhr Doris Meier längst vergessene Details und Anekdoten aus der Geschichte des schmalen Landstrichs am Mittelmeer. «besonders ältere Frauen in den Dörfern antworten immer wieder bereitwillig auf meine Fragen und versuchen, mich bei meinen Recherchen zu unterstützen», sagt die Hobbyhistorikerin, die früher beruflich viele Jahre in Italien zu tun hatte und die Sprache sehr gut spricht – und der es besonders das Hinterland angetan hat. Heute hilft ihr natürlich das Internet, auf erste Spuren und an passende Quellen zu kommen.
Stöbern in der Website beim Stöbern durch die Website von Doris Meier alias Dora Cacciatore kann man sich
wahrlich verlieren. Es ist enorm, was sie an Info zusammengetragen und aufbereitet hat. Ein paar beispiele: Im Jahre 1745 beherbergte der Palazzo Gandolfo, eines jener typischen einstigen Herrschaftshäuser, in Imperia-Porto-Maurizio den spanischen Prinzen Don Filippo di borbone mit seinem gesamten Gefolge. Auch seine damals 4-jährige Tochter Isabella, die dann mit neunzehn Jahren Joseph II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, heiratete, war jetzt hier zu Hause. Es war die Zeit des Österreichischen Erbfolgekrieges. Während dieser Zeit kämpfte Don Filippo di borbone in Italien. Er wurde schließlich im Frieden von Aachen 1748 zum Herzog von Parma bestimmt und übernahm die Regierungsgeschäfte offiziell im Jahre 1749. Detailliert schreibt Doris Meier auch über das alte bussana (Vecchia), hoch über dem Meer an der einstigen Römerstraße Giulia Augusta gelegen, sowie das neue bussana (Nuova), heute beide Stadtteile von Sanremo. Im Laufe der Jahrhunderte immer wieder arg gebeutelt durch Sarazenen-Überfälle, erlebte bussana Vecchia im 19. Jahrhundert eine Zeit voller tragischer Naturkatastrophen. bei einem ersten Erdbeben im Mai 1831 fielen 24 Häuser in sich zusammen; Tote waren nicht zu beklagen. 23 Jahre später bebte die Erde in der Region erneut. Obwohl weniger heftig, stürzte der Turm des castello ein, der wiederum ein Haus zerstörte und dabei den Hausherrn unter sich begrub. Die ebenfalls zerstörte Trinkwasseranlage musste wieder aufgebaut werden. Im selben Zuge wurde eine moderne Straße zur Küste gebaut, die den bewohnern gemeinsam mit der neuen Eisenbahnlinie neue Handelswege eröffnete. Doch ein beben bis dahin nicht gekannter Stärke erschütterte das Dorf frühmorgens am 23. Februar 1887 dermaßen, dass bereits
auf der tafel stehen lediglich der namen des hausbewohners – conte tommaso littardi – und hinweise auf freunde, die oft im palazzo littardi zu Besuch waren. Doris Meiers neugierde war geweckt: sie recherchierte, wer der hausherr war, und fand unter anderem heraus, dass sich unter den erlesenen Gästen ein späterer Ministerpräsident und andere ranghohe politiker befanden © D. Meier
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beim ersten Zittern fast alle Häuser im oberen Teil (Rocche) in sich zusammenfielen und der Schaden auch im unteren Teil (Fascette) beträchtlich war. Viele Menschen starben. Um 8.51 Uhr schließlich, beim mittlerweile dritten und zerstörerischsten Erdstoß, fanden zahlreiche der Menschen, die bis dahin zwischen Trümmern überlebt hatten, den Tod. Insgesamt starben durch das beben 56 Menschen in bussana, alle übrigen waren obdachlos. Der Neuaufbau des Ortes erfolgte zwischen 1891 und 1894 direkt an der Küste: bussana Nuova. Zu Normalität kehrte das Leben dort erst mit beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Ein Teil des alten bussana sollte einige Jahrzehnte später schließlich ungefragt als internationales Künstlerdorf und Hippiekommune neu besiedelt werden.
Auch der ligurischen Küche ist ein Denkmal gesetzt Seit fast 30 Jahren trägt Doris Meier detailliert begebenheiten wie diese zusammen; erst viel später hat sie begonnen, sie geordnet niederzuschreiben. «Ich berichte nur über Orte, die ich tatsächlich besucht habe», betont die Deutsche und sagt, Informationen in dieser Ausführlichkeit gebe es nicht mal in Italienisch. Lokale Historiker wie Andrea Gandolfi befassten sich überdies rein mit geschichtlichen Aspekten, während
Doris Meier ihr Werk mit allerlei wertvollen Tipps würzt. Olivenöl etwa solle man um Gottes Willen nicht im Supermarkt, sondern – frisch und hochwertig – direkt bei den bauern im Hinterland kaufen. Überhaupt erhält Kulinarisches seine eigene Rubrik: ligurische Küche. Dort hat die Autorin auch diverse Rezepte der cucina bianca, der lokalen «Arme-Leute-Küche», hinterlegt. Wieder waren es ältere Damen, bekannte in Imperia und andere Einheimische, die Doris Meier mit ihren Varianten an typischen Gerichten versorgten. Gleich ein ganzes Rezeptbuch ließ ihr der bürgermeister von Triora aushändigen. Einziger Haken: Das büchlein ist in ligurischem Dialekt verfasst und will erstmal übersetzt werden … Auch den einen oder anderen Geheimtipp verrät die fleißige Schreiberin, die vor allem die Wintermonate nutzt, um ihr aufwändig erarbeitetes Wissen zu Papier zu bringen: So liest man beispielsweise von jener idyllischen Flussbadestelle in Rezzo nördlich von Imperia, deren genaue Lage Einheimische ungern preisgeben. Was Doris Meier in fast 30 Jahren an Informationen zusammengetragen und aufgeschrieben hat, ist heute für alle nachlesbar auf der Website imperia-online.de abgelegt: ein modernes Geschichtsbuch in deutscher Sprache, das mit jeder Ligurien-Reise der Autorin um einige Kapitel reicher wird.
Südflimmern Ganz persönliche Einblicke ins ligurische Leben, Teil 16. In dieser Ausgabe: «Szenen italienischer Wintertage» Von susanne altWeGer-Minet
ibt es so etwas wie eine unterschiedliche betriebstemperatur der Nationen? Italienische Wintertage legen das nahe. Italiener, Deut-
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sche und Engländer scheinen unterschiedliche Thermostate eingebaut zu haben. Ab 30 Grad Celsius schwitzen alle Nationen gleich, aber im Winter lassen sich erstaunliche beobachtungen machen. Da sitzt man zum beispiel in einer bar beim Aperitif. Landesüblich unbeheizt. Drinnen wie draußen hat es ungefähr die gleiche Temperatur, so um die 12 Grad, es ist gerade Dezember, und die Sonne zum Aufwärmen fehlt. Also tragen wir wie immer unsere italienische Winter-Einheitskleidung: eine ärmellose Steppjacke mit ordentlichem Pulli drunter. Eine Gruppe fröhlicher Engländer braucht nur T-Shirts. «It’s pretty warm today!» finden
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ein Blick in den verfallenen palazzo Gandolfo in porto Maurizio, in dem einst der spanische prinz Don filippo di Borbone mit seinem Gefolge lebte, offenbart seine einstige pracht © D. Meier
IMPERIA-ONLINE.DE Doris Meier ist auf der Suche nach einem verlag, der sich für ihr Werk interessiert – auch, um ihre aufwändige arbeit ein Stück weit gegenzufinanzieren.
sie. Ja, wäre mir nach dem dritten Whisky auch. Nur bis dahin müssen die noch mindestens zwei trinken. Ich bleibe bei meinem Aperol Spritz. Am nächsten Tisch nehmen Italiener Platz: Er in dicker Daunenjacke, Pirelli-Style (so ein Ding nehme ich zum Skifahren in 2000 Metern Höhe), sie im Pelz, den sie endlich mal ausführen kann. beide sind vermummt mit dicken Schals, Handschuhen und Pudelmützen. Letztere werden allerdings im Lokal abgenommen. Man hat das Gefühl, jeder Tisch steht in einer anderen Klimazone. Andere Szene: bummel am herrlich langen Sandstrand in Alassio. Sonne, 12 Grad, gefühlt 15. Die Deutschen – ich natürlich auch, reißen sich Schuhe und Strümpfe vom Leib, krempeln die Jeans hoch, um im Meer zu kneippen. Das 16 Grad kalte Wasser ist der reine Genuss mit Gesundheitsgarantie und perfekte Szenerie für ein Selfie, das zeitgleich per WhatsApp an die bei
minus 6 Grad bibbernden Daheimgebliebenen gesendet wird. Mein Mann nennt es deshalb «Neids-App». Was sehe ich im Meer? Einen hellrosa Engländer, der fröhlich plantscht. Wie gesagt: «It’s pretty warm today.» Die Damen und Herren in dicken Daunenjacken und bommelmützen müssen den Mund nicht aufmachen, um sich zu identifizieren. Was mich am meisten erstaunt: Das Phänomen betrifft selbst die Vierbeiner. Keinem italienischen Hund ist es offenbar zuzumuten, bei Temperaturen unter 20 Grad den Naturpelz zu benutzen. Da muss zumindest ein ordentliches Mäntelchen her! Den Vogel schoss ein kleiner Dackel in Sanremo ab – bei 12 Grad und leichtem Nieselregen. Sein Outfit: dicker Mantel mit Kapuze und warme Schuhe – an allen vier Pfoten! Laufen konnte der arme Kerl damit allerdings nicht, er schlitterte verzweifelt hinter seinem shoppenden Frauchen her.
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thecampbeendet Betaphase Von christine helfritZ
Der bei aix-en-Provence gelegene charismatische Campus für Zukunftsfragen und positive innovation hat sein erstes Jahr im Beta-Modus erfolgreich vollendet. Zwölf Monate nach der eröffnung war die rivieraZeit erneut vor Ort. Foto: auch optisch gibt sich thecamp futuristisch © Caroline Capelle
www.thecamp.fr www.outthere.fr Siehe auch unseren artikel zur eröffnung von thecamp: rZ Nr. 303 von Sept./Okt. 2017
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in futuristisch anmutendes Zukunftslabor und zugleich ein lichtdurchfluteter Ort der Inspiration und begegnung – inmitten von provenzalischer Natur: So präsentierte sich thecamp in den letzten zwölf Monaten seinen seither über 30 000 besuchern (den «campers» – unter ihnen im Juli auch Frankreichs Staatssekretär für digitale Angelegenheiten Mounir Mahjoubi). Gemeinsam mit rund 100 Experten und Konferenzleitern erörterten sie Zukunftsfragen, erarbeiteten Lösungen und entwickelten kreative Energie. In einer bewusst bunten Mischung trafen junge Kreative aus aller Welt, Experten, interessierte Privatpersonen, Vertreter von rund 300 Unternehmen sowie ausgewählte Startups aus dem Förderprogramm des Accelerators Le Village by CAAP im ersten Jahr seit der Eröffnung aufeinander. Angehörige aus fünfzig verschiedenen Nationalitäten standen in einem intensiven Dialog miteinander – oft über mehrere Tage und mit Übernachtung vor Ort.
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Projekte zu Umwelt, alternativen Nahrungsquellen, das Miteinander von Menschen Unter dem Stichwort der positiven Innovation wurden Formen und Möglichkeiten künftigen Zusammenlebens unter technologischen, ökologischen, ernährungswis-
senschaftlichen oder auch sozialen Aspekten beleuchtet: Es ging zum beispiel um Themen wie kohlenstoffarme Mobilität, vernetzte Projekte zur Verbesserung der Umweltqualität, Entwicklung alternativer Nahrungsquellen oder das Miteinander von Jung und Alt beziehungsweise von Menschen unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft. Gemeinsam mit Partnerunternehmen und vor Ort angesiedelten Startups werden an the camp technologische Projekte wie etwa Demoiselle (selbstfahrende Elektroautos), Aixploration (Entwicklung von Innovationen rund um den bahnhof der Zukunft) oder solarcamp (betrieb von Fahrzeugen durch Sonnenenergie und Rückspeisung überschüssiger Energie ins Smart Grid) vorangetrieben. Der Gründer und Entwickler dieses einzigartigen Projektes, der Unternehmer Frédéric Chevalier, war kurz vor der Eröffnung des Campus’ im Juli letzten Jahres bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Trotz aller Schwierigkeiten kämpfte sich seine junge und schlagkräftige Führungsmannschaft durch die Startphase und präsentiert nun am Ende des ersten Jahres ein eindrucksvolles Projekt in voller Fahrt. Mit Olivier Mathiaud, dem Mitbegründer des französischen E-commerce-Anbieters PriceMinister (jetzt rakuten.fr), hat thecamp die passende besetzung für das Amt des Vorsitzenden der Geschäftsführung gefunden. «Olivier ist Unternehmer, sehr erfahren auch auf dem Gebiet der positiven Innovation, und er bringt ein gutes Netzwerk mit», so Pressesprecher Antoine Meunier. «Wir haben die Schwierigkeiten nach Frédérics Tod durchgestanden und sind gereift dank einer guten Führungsmannschaft und dieses besonderen Ortes – nun sind wir gewappnet für alles, was da kommt.» Die zum Aufbau des Projektes geleisteten Darlehen der öffentlichen Hand wird das junge Unternehmen wie vorgesehen nach und nach zurückzahlen; zur Unterstützung zweier Programme von allgemeinem und globalem Interesse (the Hive und Waves) sowie der Jugendarbeit an thecamp ist kürzlich der Spendenfonds thecamp foundation ins Leben gerufen worden. Neu ist auch die Labster Week, ein ebenfalls vom Accelerator Le Village by CAAP angebotenes Prä-Inkubationsprogramm für junge Unternehmer im Alter von 20 bis 27 Jahren: Innerhalb einer Woche durchlaufen die StartupGründer ein Schnellprogramm mit Trainings beispielsweise auf den Gebieten Rhetorik, Prototypenbau oder Programmierung. Ein wichtiger Aspekt bei der Geschäftstätigkeit von the camp liegt in der Entwicklung und Durchführung passender Veranstaltungsformate für Unternehmen (große Konzerne, aber auch kleine bzw. mittelständische Unternehmen) sowie Gruppen und Organisationen aller Art. Hier geht es um Innovationsprogramme, aber auch um bildungseinheiten oder projektbegleitende Maßnahmen. Darüber hinaus könnte sich thecamp im Laufe des kommenden Jahres auch für den spontanen Publikumsverkehr öffnen – mit Zugang zu bestimmten Veranstaltungen sowie dem Café- und Restaurantbetrieb. Interessanten Lesestoff bietet übrigens das kürzlich ins Leben gerufene Online-Magazin Outthere mit einer fortlaufenden Serie von Fachartikeln rund um zukunfts- und technologieorientierte Themen, die auf Französisch oder Englisch kostenlos via Newsletter zu beziehen sind. besonders stolz ist Pressechef Antoine Meunier auf die neu geschaffenen Jugend-Sommercamps – eine biwakwoche für Jugendliche unterschiedlichster Herkunft, die innerhalb kurzer Zeit eine bemerkenswerte Dynamik und Kreativität entwickelten und zu jungen Akteuren für eine bessere Welt wurden.
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Französische Lebensversicherungen
steuerLiche beurteiLung im erbFaLL ranzösische Lebensversicherungen sind je nach ihrer vertraglichen Gestaltung nach französischem Steuerrecht teilweise erbschaftsteuerbefreit und können damit zur Optimierung der hohen französischen Erbschaftsteuer beitragen. Wie verhält es sich aber, wenn ein ansonsten im Ausland ansässiger Erblasser seine auch im Ausland ansässigen Erben als begünstigte einer französischen Lebensversicherung einsetzt? Je nach ausländischer Rechtsordnung sind Lebensversicherungen nämlich vollständig von der Erbschaftsteuer ausgenommen. Diese werden wie bewegliches Vermögen unter Zugrundelegung der jeweiligen Doppelbesteuerungsabkommen nur in dem Land besteuert, in welchem der Erbe und der Erblasser ihre unbeschränkte Steuerpflicht haben. Im Rahmen der Abwicklung eines Nachlasses in Frankreich ist daher insbesondere darauf zu achten, dass die richtige und damit steuerbefreiende Erklärung gegenüber den behörden und dem französischen Lebensversicherungsträger abgegeben wird. Allzu oft wird andernfalls nämlich gern – auch wenn unberechtigt – auf die nationalen französischen Regelungen zurückgegriffen. Quelle: www.kestinglegal.eu
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Akademie «Frauen und Finanzen»
Dritte ausgabe in engLisch ie monegassische Privatbank CMb lädt zur dritten Ausgabe der Akademie «Frauen und Finanzen», die sich diesmal an ein englischsprachiges Publikum richtet. Hintergrund des Angebots ist, gezielt Frauen Anleitung in Sachen Vermögensaufbau zu geben und ihnen zu mehr Autonomie in bankgeschäften zu
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verhelfen. Zehn Module innerhalb des laufenden Schuljahres sind angesetzt, darunter neu der Teil «bankwesen und Technologie: die neue Mode». Geleitet werden die Kurse überwiegend von Expertinnen der CMb. MarieHélène Parisi, Direktorin der Akademie, unterstreicht: «Der Wissensdurst der Frauen und ihr Wille, komplexe Mechanismen zu verstehen, machen
sie zu exzellenten künftigen Entscheidungsträgern.» Mit ihrer Philanthropischen Akademie und der Akademie «Erste Anlagen» in Zusammenarbeit mit der International School of Monaco verfügt die seit 1976 in Monaco ansässige CMb über zwei weitere innovative bildungsAngebote – und schmiedet für 2019 bereits neue Pläne. www.cmb.mc
Neues Wirtschaftsmagazin
riviera press grünDet «start» nser Verlag Riviera Press vergrößert sich: Das ab sofort zweimonatlich erscheinende, rein französischsprachige Wirtschaftsmagazin «Start» richtet sich an Unternehmer an der Côte d’Azur und solche, die es werden wollen. Wir entdecken Startups, geben praktische Starthilfe, sind Innovationen und Trends auf der Spur, unterhalten uns mit erfolgreichen Gründern in der Region und beschäftigen uns mit all jenen Dingen, die Firmenchefs (nicht nur) von morgen wissen sollten. Erhältlich ist das Magazin kostenlos in den Niederlassungen der Industrieund Handelskammer (CCI), in Startup-Zentren und anderen strategischen Punkten, an denen Unternehmer, Firmen und Akteure der regionalen Wirtschaft aufeinander treffen. Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne einen Link zum E-Paper (e-Mail an a.stoeckmann@riviera-press.fr).
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RECHT IN FRANKREICH
EXKLUSIV FÜR DIE RIVIERAZEIT SCHREIbT RECHTSANWÄLTIN MICHAELA SCHREYER
© Isabelle Schmitt
ei einem ungewöhnlichen Wasserverbrauch hat das Wasserversorgungsunternehmen gemäß dem Gesetz «Warsmann», das am 1. Juli 2013 in Kraft getreten ist, die Verpflichtung, die Kunden schriftlich entsprechend zu informieren. Diese Information erfolgt jedoch einzig mit einem kleinen Vermerk auf Ihrer Rechnung, die Sie per Post oder aber oft auch nur per Email erhalten. Ab Erhalt einer solchen Rechnung, die aufzeigt, dass ein ungewöhnlicher
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Ihre Wasserleitung leckt? WAS SIE ÜbER DEN VERbRAUCHERSCHUTZ DURCH DAS GESETZ «WARSMANN» WISSEN SOLLTEN Wasserverbrauch festgestellt wurde und auf das Gesetz «Warsmann» verweist, verfügen Sie über eine Frist von nur einem Monat, um das Leck an der privaten Kanalisation zu reparieren und dem Wasseranbieter eine entsprechende bestätigung eines Klempners vorzulegen, dass die Reparatur durchgeführt wurde. Nur wenn dies fristgemäß erfolgt, besteht Anspruch auf eine beschränkung der Rechnung auf das Doppelte des normalen Verbrauches, trotz des Lecks nach dem Zähler, das eigentlich unter die Verantwortung des Kunden fällt. Der «normale Verbrauch» ermittelt sich aus dem durchschnittlichen Verbrauch der letzten drei Jahre. Während dieser Einmonatsfrist, die sich aus dem Gesetz «Warsmann» ergibt, kann ebenfalls verlangt werden, dass der Zähler durch den Wasseranbieter überprüft wird. In diesem Fall wird
die Zahlung für alles, was das Doppelte des durchschnittlichen Verbrauches überschreitet, erst nach der entsprechenden Kontrolle durch den Wasseranbieter fällig. Die Rechnungsbeschränkung gilt nicht für den Wasserverlust durch Lecks von Haushaltsgeräten und sofern es sich nicht um reinen Wohnraum und private Kanalisationen handelt. Da so ein Leck sehr teuer werden kann, sollte – auch wenn die Rechnung automatisch abgebucht wird (was oft bei Ferienhäusern der Fall ist) – nicht versäumt werden, diese zeitnah nach Erhalt zu prüfen. Wenn dort durch den Wasseranbieter ein ungewöhnlicher Wasserverbrauch erwähnt wird, besteht kurzfristig Handlungsbedarf. Sobald das Leck behoben ist, muss dem Wasseranbieter am besten per Einschrieben mit Rückschein vor Ablauf der Einmonatsfrist die
bestätigung des Klempners über die behebung des Lecks adressiert werden, mit der Aufforderung, die Rechnung entsprechend Artikel L. 2224-12-4, III bis und R. 2224-20-1 des CODE GENERAL DES COLLECTIVITES TERRITORIALES, zu begrenzen. Wenn die einmonatige Frist bereits abgelaufen sein sollte, kann leider nur noch der oft horrende betrag der Wasserrechnung bezahlt werden – sonst wird das Wasser abgestellt!
Maître Michaela Schreyer 6, avenue Cyrille Besset le virginia ii 06800 Cagnes-sur-mer tel. +33 (0)4 92 02 33 41 +33 (0)4 93 22 90 35 info@mcsavocats.com www.mcsavocats.com NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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WIRTSCHAFT
Standort franKreich
Deutlich attraktiver! Deutsche Unternehmen zeigen sich mit der Wirtschaftslage im Hexagon zufrieden
eutsche Unternehmen mit Standort im Hexagon haben das Vertrauen in Frankreich wiedergefunden und nehmen deutliche Veränderungen des wirtschaftlichen und politischen Umfelds wahr. Das Image sowie die Attraktivität des Landes haben sich stark verbessert, auch die eigene Wirtschaftslage wird deutlich besser eigeschätzt als noch vor zwei Jahren. Die Erwartungen an Unternehmensinvestitionen und die Entwicklung der Anzahl an Arbeitskräften fallen sehr po-
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sitiv aus. Das ergab die Studie «Deutsche Unternehmen in Frankreich: Geschäftslage, Einschätzungen und Erwartungen 2018-2020», die die Deutsch-Französische Industrie- und Handelskammer in Kooperation mit EY (vormals Ernst & Young) im Oktober veröffentlicht hat. «Die neue Attraktivität von Frankreich liegt in seiner hohen Innovationskraft, in den Reformen und dem Willen, Digitalisierung und künstliche Intelligenz in den Mittelpunkt der Entwicklung zu stellen», erklärt Jörn bousselmi, Geschäftsführer der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer.
Die wichtigsten erkenntnisse:
Mit rund 4500 Unternehmen in Frankreich ist Deutschland der zweitgrößte ausländische investor im Hexagon und sichert damit rund 312 000 arbeitsplätze. alle zwei Jahre führt die Deutsch-Französische industrie- und Handelskammer in Zusammenarbeit mit eY eine Studie zur Lage deutscher Unternehmen in Frankreich und deren Sicht auf die Wirtschaftslage des Landes durch. Dazu wurden vergangenen Sommer eine quantitative Umfrage sowie qualitative interviews mit Führungskräften durchgeführt. francoallemand.com
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heute sind 78% der unternehmen mit ihrem französischen Geschäftsergebnis zufrieden, gegen 55% im Jahr 2016.
frankreich poliert sein image bei deutschen investoren wieder auf: im Jahr 2018 beurteilten 90% der deutschen unternehmen die französische wirtschaftslage als zufriedenstellend oder gut (gegenüber 41% im Jahr 2016).
Deutsche Investoren erwarten eine weitere Flexibilisierung des französischen Arbeitsmarktes. Ihrer Ansicht nach sollte auch das Arbeitsrecht zunehmend vereinfacht werden, um die Attraktivität Frankreichs weiter zu steigern. Der Mangel an Technikern wird hervorgehoben, ebenso wie die Modalitäten ihrer Ausbildung, die verbessert werden könnten. Die Unternehmen in der Studie beurteilten die eingeleiteten Reformen insgesamt positiv. Sie begrüßen die neue Effizienz und Reformbereitschaft der Regierung, sind sich aber einig, dass diese Reformen nur in Zusammenarbeit mit anderen Ländern und insbesondere mit Deutschland durchgeführt werden können. Sie sind sich weiterhin bewusst, dass die Auswirkungen nicht sofort spürbar sein werden, dass einige komplexe Themen (Renten, Schuldenabbau, Harmonisierung des Steuersystems) noch zu klären sind, und
rund 50% der deutschen investoren setzen in den Bereichen innovation und digitaler wandel weiterhin hohe Erwartungen an frankreich.
dass die Veränderungen nicht so ausgeprägt sein werden, wie sie es sich wünschen würden. Die deutsch-französischen beziehungen stehen für die befragten deutschen Unternehmen im Mittelpunkt der europäischen Integration. Sie sind heute in einer multipolaren, sich wandelnden Welt mehr denn je gefragt, um der Europäischen Union neue Impulse zu geben und Populismus und Nationalismus entgegenzuwirken. «Das neue bild, das Frankreich vermittelt, ist eine echte Chance für eine Erneuerung Europas. Angesichts der Unsicherheiten, die sich aus einem instabilen internationalen Kontext ergeben, kann der Erfolg nur mit Hilfe Europas und insbesondere einer starken deutsch-französischen Partnerschaft erzielt werden. Dies erfordert mehr Entgegenkommen und Einhaltung der Verpflichtungen zur langfristigen Wiederherstellung des gemeinsamen Vertrauens», betont Serge Guérémy, Partner bei EY.
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symbolfoto: es mangelt an Wohnraum zu bezahlbaren preisen für die arbeitende Bevölkerung © Delpixel / shutterstoCk.Com
Bezahlbarer Wohnraum: Mangelware Blick auf den Immobilienmarkt der Alpes-Maritimes Von JörG lanGer
Der Neubaumarkt Nach dem Tiefstand von 2014 mit 2433 Einheiten kann der Neubaumarkt in den Alpes-Maritimes wieder steigende Zahlen aufzeigen: 3177 (2015), 4204 (2016), 4389 (2017). Das Angebot liegt allerdings unverändert unter dem bedarf, der auf rund 5000 Einheiten geschätzt wird. Dies trifft überwiegend die berufstätigen, die zu wenig Wohnraum zu akzeptablen Preisen finden – mit allen Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung.
Der Altbaumarkt Erheblich lebhafter ist der Altbaumarkt im Departement mit jährlich knapp 12 000 Transaktionen (Jahresschnitt seit 18 Jahren). Auch hier erleben wir seit dem Tiefstand im Jahr 2014 (9344 Verkäufe) einen konstanten Anstieg: 10 605 (2015), 11 953 (2016) und 12 590 im vergangenen Jahr.
Die Preisentwicklung bei Wiederverkäufen wurde im vergangenen Jahr ein Durchschnittspreis von 4038 Euro pro Quadratmeter erzielt, bei Neubauten 5390. Neubauten sind für den Normal-Arbeitnehmer kaum noch erschwinglich: Deren durchschnittliche Obergrenze bei einer Kaufentscheidung liegt bei 4500 Euro. Übrigens hält die Metropole Nice-Côte d’Azur bei den Neubaupreisen die Spitzenstellung in allen größeren Gebietskörperschaften, noch vor dem Großraum Paris (Ile-de-France, allerdings ohne die Stadt Paris selbst) mit 4958 Euro pro Quadratmeter und Lyon (4191).
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Das passt gut zu dem Durchschnittseinkommen aller Haushalte in den verschiedenen Regionen: Nice-Côte d’Azur liegt mit 27 687 Euro an dritter Stelle hinter den Großräumen Lyon (29 263) und Toulouse (27 893), knapp vor der Eurometropole Straßburg (27 527) und weit vor dem Großraum Paris (22041), allerdings auch hier ohne die Stadt Paris. Der Durchschnitt für ganz Frankreich beträgt 26 775 Euro.
Die Demographie Zum Schluss eine überraschende Feststellung zur bevölkerungsentwicklung: Während die bevölkerung im gesamten Hexagon zwischen 2007 und 2015 um 4,12 Prozent und in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA) um 2,96 Prozent wuchs, stagnierte sie im Departement Alpes-Maritimes (-0,023 Prozent). Dagegen liegt die hiesige Arbeitslosenquote von 10 Prozent über dem Landesdurchschnitt (8,9 Prozent).
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ANZEIGE sagt Innenarchitektin Nathalie Ludwig. Ihre Freunde seien regelmäßig wie verzaubert, wenn sie in dieser Zeit zu ihr zu besuch kämen. Denn auch zu Hause setzt die Deutsch-Französin um, was sie den Kunden von Nathalie Ludwig Exclusive Interiors an der Côte d’Azur und international professionell anbietet: eine harmonische Innen-Ausstattung der eigenen vier Wände bis zum letzten i-Tüpfelchen in der Dekoration. «Zu Weihnachten ist bei mir das ganze Haus licht gekleidet», sagt die Mutter eines kleinen Sohnes. «bei mir spielt sich alles entweder in Weiß- und Silbertönen ab, oder in Rot kombiniert mit Gold. Es sollte nicht zu bunt werden und auf keinen Fall kitschig.»
Die Magie der Festtage
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Plädoyer für eine liebevoll arrangierte Weihnachts-Deko Weihnachten ist ihr mit die liebste Jahreszeit – und die Zeit, in der ihre deutschen Wurzeln besonders stark zum Vorschein kommen. Adventskranz, rote Christsterne, viele Kerzen, selbst gebackene Vanillekipferl und Lebkuchen, ein festlich gedeckter Tisch: «Nichts geht über die Magie, die dieses Fest mit sich bringt»,
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Schon beim Auspacken der Kisten mit der Deko der Vorjahre erlebe man immer wieder wunderbare Überraschungen, wenn da plötzlich Kugeln und Sterne zum Vorschein kommen, mit denen man schöne Erinnerungen verbinde. Und überhaupt der baum: Möglichst groß müsse er für sie sein, und am besten eine Nordmanntanne. Den Adventskranz, den man in Frankreich gar nicht kennt, stelle sie selbst her – zusammen mit einem niederländischen Freund in Cannes, dem Floristen Sander Smids, und am liebsten in doppelter Ausführung: einen fürs Haus, einen für die Eingangstür. «Gerade zu Weihnachten sollte unser Zuhause zu einem einladenden, gemütlichen Rückzugsort werden!» findet Nathalie Ludwig. Wer sich eine Vorstellung von ihrer Arbeit machen will, hat dazu in ihrem Showroom in Mougins die beste Gelegenheit.
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IMMOBILIENERWERB DURCH JURISTISCHE PERSONEN – EINE FRANZÖSISCHE STEUERFALLE? Mit dem Gedanken, in Frankreich eine Immobilie zu erwerben, beschäftigen sich viele. Neben den angenehmen Seiten eines Zweitwohnsitzes im Süden kommen häufig rechtliche und steuerliche Überlegungen zu Tage.
Gerade, wenn man in seinem Heimatland unternehmerisch tätig ist oder bereits sein Vermögen in und mit Gesellschaften verwaltet, besteht die Tendenz, die bekannte (ausländische) Struktur auch für den Erwerb des Eigentums in Frankreich zu verwenden. Im Vordergrund steht neben der Verwaltung und der Verfügungsfreiheit die steuerliche Optimierung des Kaufs der französischen Liegenschaft. Sei es in Form eines luxemburgischen Trusts, einer österreichischen Privatstiftung, einer deutschen Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG oder auch z.B. einer Schweizer AG – das nationale französische Steuerrecht sollte keinesfalls außer Acht gelassen werden. Frankreich ist in der Besteuerung ausländischer Strukturen nämlich «sehr erfinderisch».
Hierbei muss eine Steuer dem Grunde nach nicht unbedingt geschuldet sein; alleine die Tatsache, eine «zwingende» Steuererklärung nicht abzugeben, kann eine Besteuerung auslösen.
In Betracht kommen hier z.B. die fiktive «Wohnwertsteuer» (es werden Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung unterstellt und gemäß den örtlichen Wohnwerten geschätzt) oder die sog. 3%-Steuer auf den Verkehrswert der Immobilie, wenn das französische Finanzamt der Auffassung ist, die ausländische Gesellschaft sei ihm nicht «transparent» genug.
Beim Verkauf der Immobilie kann eine Erwerbsstruktur mit einer ausländischen Gesellschaft sogar dazu führen, dass es keine Abschreibungen auf die Haltefrist der Immobile gibt und eine entsprechende Besteuerung des Mehrwerts (plus-value) nach den Grundsätzen der französischen Gewerbe- und Körperschaftssteuer (impôt sur les sociétés) erfolgt.
In diesen und allen anderen denkbaren Fällen unternehmerischer oder privater Aktivität mit Auslandsbezug treten weitere zahlreiche rechtliche und steuerliche Fragestellungen und Fallen auf. Präventive Beratung lohnt sich. Der Verfasser, Rechtsanwalt Stefan Kesting (Hamburg/Cannes/Berlin) informiert in der «RivieraZeit» regelmäßig über Besonderheiten im französischen Recht. Er ist spezialisiert auf französisches Wirtschafts-, Immobilien-, Erb- und Steuerrecht sowie gerichtlich ermächtigter Übersetzer der französischen Sprache.
KESTING & Partner – Der Ansprechpartner für französisches Recht in deutscher Sprache telefon hamburg +49 (0)40/3 86 86 58 86
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Alles eine Frage des Kopfes? Für rZ-Golfkolumnist raimund Theobald (Handycap 12,9) war es ein ganz besonderer Nachmittag: auf der Terrasse des Golfclubs Gernsheim traf er Sportpsychologin Hildegard Schwebel und durfte sie mit Fragen löchern, die (fast) jeden amateurgolfer beschäftigen. heute alles perfekt geklappt hat. In manchen Sportarten spricht man von «Flow».
Was bringt das Üben auf der Driving Range?
raimund theobald zeigt hildegard schwebel die jüngste Golfseite in der rivieraZeit © D.R.
Wie wichtig ist die mentale Einstellung, vor allem bei Menschen, die mit dem Golfen beginnen? Viele Nichtgolfer betrachten den Golfsport als Spaziergang mit ball. beobachtet man dann allerdings Golfanfänger, so ist für die meisten Golfen alles andere als nur Entspannung. Unwahrscheinlich, dass Golfer, die möglicherweise im beruf und anderen Lebensbereichen sehr ehrgeizig und erfolgreich sind, in der Freizeit mühelos umschalten können. Viele Golfer sind aufgrund charakteristischer Merkmale des Golfsports – sichtbare Spielstärke, ständiger Umgang mit Erfolg/Misserfolg, Leistungsvergleich mit Mitspielern – mit ihren Unzulänglichkeiten konfrontiert. Für sie ist Golfen nicht nur Freizeitvergnügen, sondern eine Quelle von Stress. Hier kommt nun die mentale Haltung der Person, der Umgang mit sich selbst, zum Tragen. Erfahrene Spieler sprechen davon, «Demut» zu lernen. Spaß fördernd sind in jedem Fall Gelassenheit und Humor.
Welchen Stellenwert hat die Harmonie zwischen «Bauch» und «Kopf» in dieser Sportart? Wir haben sicher alle schon die Erfahrung gemacht, dass wir dann ein positives Ergebnis erwarten können, wenn unser Denken und Fühlen stimmig, wir also bei der Sache sind. Prof. Eberspächer hat diesen Zustand mit dem begriff «Synchronisation» beschrieben. beim Golfen ist die Fähigkeit zur Fokussierung auf das Hier und Jetzt – bei allem bemühen um Automatisierung unserer bewegungen – Voraussetzung für gelungene Schläge. Ablenkungen, beschäftigung mit vorausgehenden oder nachfolgenden Ereignissen, aber auch die Kontrolle von Teilbewegungen zerstören Rhythmus und Harmonie. Wenn «Synchronisation» gelingt, haben wir das Gefühl, dass NOVEMBER / DEZEMBER 2018
Man kann beobachten, dass Spieler – insbesondere Anfänger – auf der Driving Range massenhaft bälle abschlagen und glauben, auf diese Weise ihr Golfspiel zu verbessern. Diesen Übereifrigen würde ich gerne Erkenntnisse der Lernforschung vermitteln: Durch Üben wird man zwar beständiger, aber nicht zwangsläufig besser. Es entstehen Gewohnheiten, beabsichtigt oder nicht. Wer auf der Range bälle drischt und seine Schläge nach Weite beurteilt, muss sich nicht wundern, wenn er auch auf dem Platz streut. Training auf der Range macht also nur Sinn, wenn man korrekt und spielgerecht übt, also etwa seine Pre-Shot-Routine einübt, ziel- und nicht weitenorientiert schlägt und reale bahnen visualisiert und abspielt. Diese Art des Trainings erhöht die Wahrscheinlichkeit, optimal erarbeitete Schläge auf die Runde übertragen zu können. Wer so übt, schließt einen wichtigen Teil mentaler Vorbereitung in sein motorisches Training auf der Range ein.
Sollten Amateure mentale Übungseinheiten einbauen? Die meisten Golfer, die ich kenne, sind hoch interessiert, wenn es um mentales Training geht. Sie sind überrascht zu hören, dass sie unbewusst bereits häufig mentale Methoden anwenden – allerdings nicht in unterstützender, sondern eher in demotivierender Weise. Viele führen negative innere Selbstgespräche, haben bilder von Misserfolg und Versagen im Kopf. Andere wissen bereits um die bedeutung positiven Denkens und versuchen dies – meist sporadisch und erfolglos – gegen ihre Gewohnheiten einzusetzen. Glücklicherweise ist Lernen jederzeit möglich, und zwar sowohl in Eigenregie als auch unter Anleitung. Damit ist keine längerfristige Zusammenarbeit mit einem Experten gemeint, sondern möglicherweise zwei oder drei Stunden, in denen individuelle Ziele und Lösungen als Grundlage für ein erfolgreiches Selbstcoaching erarbeitet und in mehrwöchigem Abstand nach einer Einübungsphase überprüft und optimiert werden. Auf diese Weise kann eine Leistungsoptimierung – egal auf welchem Niveau – erzielt werden.
Was sagen Sie dem Spieler, der zu Ihnen kommt und sagt: «Bei mir funktioniert nichts mehr»? Meist geht es hier um Spieler, die sehr ehrgeizig sind, hohe Ansprüche haben, eine geringe bereitschaft zu Fehlerverzeihung, dem Golfen eine hohe bedeutung beimessen und Angst vor Misserfolg und blamage haben. Wenn alles nur noch
Krampf ist, kann eine Lösung nur über die Rückgewinnung von Lockerheit und freudiger Erwartung aufs Golfen erfolgen. Möglicherweise reicht es, die Golfschläger einige Tage stehen zu lassen und andere Dinge zu tun, die Spaß machen. Wenn das Golfspiel erst mal vermisst wird, ist ein wichtiger Schritt in Richtung freudiger Erwartung gemacht. Vielleicht sollte der Spieler sich für seine erste Runde mit angenehmen Mitspielern verabreden, von denen er weiß, dass sie eine lockere Atmosphäre lieben. Unterstützen würde ich den Spieler bei der Erstellung einer «Visualisierungsübung». Dazu holt sich der Spieler eine äußerst angenehme Golfrunde auf seinem Lieblingsplatz in Erinnerung und spielt diesen an mehreren aufeinander folgenden Tagen in der Vorstellung durch – von der Ankunft vor Ort, dem Gang zum ersten Abschlag bis zur Einkehr am «19. Grün», wobei er sich immer wieder positive Dinge bewusst macht und genießt. Es geht um die Rückgewinnung des Vertrauens ins eigene golferische Können.
Der leistungsdruck beim Turnierspielen ist für viele Golfer ein Problem. Was raten Sie ihnen? Vorrangig haben Mentaltrainer keine Feuerwehrfunktion. Ich würde den Spieler davon abbringen wollen, sich mit seinem Erregungszustand und den zu erwartenden negativen Konsequenzen zu beschäftigen, um ein «Aufschaukeln» zu unterbinden. Dies kann durch lockere bewegung mit einfachen Übungen zur Muskelentspannung und beruhigenden Atemübungen erfolgen. Möglicherweise reicht auch schon ein ruhiges Gespräch, das dem Golfer das Zutrauen in sein Können stärkt oder eine möglicherweise überschätzte bedeutung des Spiels relativiert. Mittelfristig sollte der Golfer allerdings die Ursachen seiner übermäßigen Aufgeregtheit aufdecken und bearbeiten, um Freude auch am Turnierspiel zu empfinden und den Wettkampf als positive Herausforderung zu erleben.
ZUR PERSON Diplom-Psychologin Hildegard Schwebel (*1940 in Darmstadt) hat 1990 ihre eigene Praxis im Bereich Sportpsychologie und verhaltenstherapie eröffnet. Den Golfsport entdeckte sie erst mit 61 und beschäftigt sich seitdem mit Golf-Mental-Training.
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Golfplatz-Check: GOlF DE lA GRANDE BASTIDE
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UNSER GOLFKOLUMNIST RAIMUND THEOBALD
Jahrgang 1956, seit 1992 leidenschaftlicher Golfer, Frankreichliebhaber in jeglicher Form: Menschen, essen, Wein, Kultur, Provence, Côte d’azur.
Grün, sportlich, sympathisch Hier hat der Jahrhundertsommer wohl nicht stattgefunden: Statt strohfarbener Golfwiesen wie zuletzt in Deutschland überraschten uns auf dem Golfplatz La Grande Bastide bei Grasse an einem wolkenlosen Spätsommertag grasgrüne, überwiegend gut gepflegte Fairways und schnelle, linientreue Greens.
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er Golf de la Grande bastide liegt mitten in der Parfüm-Region im hügeligen Hinterland zwischen Grasse und Nizza. Der Platz mit seinen 5416 Metern vom gelben Tee ist sehr schön und harmonisch in die Landschaft integriert. Für Golfer mit einer etwas aggressiveren Spielweise zeigt er sich einerseits sehr sportlich, dank gut positionierter bunker und Wasserhindernisse. Wegen seiner meist flachen Fairways ist es andererseits ein leichter und idealer Platz für Leute, die Golfspielen mit dem Training des bewegungsapparates verbinden. Ein Elektrotrolley ist hier der ideale Spielbegleiter, es gibt aber auch Voiturettes zu mieten. beim Studieren der Scorekarte vor dem Start hat das Golferauge sofort die eher kurzen Par5-Löcher mit 408 bis 464 Metern im blick. Auf dem Platz war uns jedoch schnell klar, dass auch ein kurzes Par 5 mit
408 Metern erstmal gespielt werden muss. Die beiden kurzen Par-3-bahnen machen richtig Spaß, wenn man sich auf sein 100-Meter-Distanz-Gefühl und das entsprechende Werkzeug verlassen kann. Ebenso bieten einige Par-4-Löcher mit durchschnittlich 300 Metern die Chance, auf der Scorekarte ein Par einzutragen. Hier muss man nicht unbedingt den Driver einsetzen; sichere Schläge mit einem mittleren Eisen oder einem Hybrid führen auch zu einem guten Ergebnis. Die meisten Schwierigkeiten hatten alle Spieler in unserem Flight beim Putten. Hatten wir uns in Deutschland an aerifizierte, hoppelige, langsame Grüns gewöhnt, mussten wir uns hier wieder komplett umstellen: auf schnelle, linientreue, perfekt gepflegte! Nach dreieinhalb Stunden erreichten wir die 16, das gnadenlose Par 3 mit 106 Metern, einem sehr kleinen Grün, davor
Wasser, dahinter bunker. Der Abschlag von jedem Spieler wurde ergebnisoffen vom beifall der anderen Flightpartner begleitet – ein riesen Spaß! Die letzten Löcher haben wir in Vorfreude auf das gemütliche Zusammensein bei etwas spritzig Kühlem mit guten Ergebnissen abgeschlossen. Von der wunderschön gelegenen Terrasse mit tollem blick auf den Golfplatz allerdings hatten wir uns etwas anderes erwartet. Die Plastikmöbel und ein Sammelsurium an verschiedenen Sonnenschirmen wirkten deplatziert. Die Mitarbeiter in der Anmeldung, auf dem Platz und im Restaurant haben die kleinen Makel mit ihrer netten und höflichen Art aber voll und ganz wettgemacht – auch unser Problem am Anfang, überhaupt zur Anmeldung zu finden. Alles in allem hatten wir einen super Golf-Tag auf einem sehr schönen Platz, den wir gerne wieder spielen werden.
GOLF DE LA GRANDE BASTIDE 0761 Chemin des Picholines F-06740 Châteauneuf-de-Grasse Anmeldung: +33 (0)4 93 77 70 08 grandebastide@opengolfclub.fr www.opengolfclub.com/ grandebastide
Der Platz 18 Loch – Par 72 Längen von den verschiedenen abschlägen: 5929 m weiß Slope 133 5416 m gelb Slope 121 4988 m blau Slope 126 4559 m rot Slope 121 Drivingrange, Putting- und Chipping-Grüns sind vorhanden, jedoch sehr reduziert! Clubhaus mit restaurant und Terrasse, Proshop. Greenfee für 18 Loch: 75 €. Sondertarife auf der Webseite. Der Platz ist ganzjährig geöffnet.
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NAUTIK
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1 lulworth, 1920, Big-class-cutter 2 tuiga, 1909, 15mr-Boot von W. fife, flaggschiff Yachtclub von Monaco
er begriff «Nock» stammt aus dem Niederdeutschen und bedeutet so etwas wie «freies Ende». bei großen Fracht- und Passagierschiffen bezeichnet man das – manchmal sogar über die bordwand hinausragende – Ende der Kommandobrücke als Nock, von der der Kapitän vor allem beim An- und Ablegen gute Sicht auf die Kaimauer hat. bei Segelbooten wird das freie Ende von Rundprofilen, also meist des baumes, der Rah oder der Gaffel, als Nock bezeichnet. Am Ende des Großbaums (waagerechte Stange, an der der untere Teil des Segels befestigt ist) wird allerlei laufendes Gut angeschlagen, so zum beispiel Großschot, Unterliekstrecker und Reffleinen oder die Dirk, an der der baum im Hafen festgesetzt wird, damit er nicht nach rechts und links schlägt oder aufs Deck fällt. Die hölzernen bäume der klassischen Segelyachten haben dafür eine Art stabile Kappe aus Stahl oder bronze, manchmal auch als breiter Ring ausgeführt. Über die baumnock gesteckt, geben diese beschläge den dort angeschlagenen Tauen und Seilen zuverlässigen Halt. Oft gibt es dort eine freie Fläche, meist rund, je nach Querschnitt des baumes aber auch eckig oder oval, die einen willkommenen Untergrund für Zierrat bildet. Liegen die boote, wie im Mittelmeer meist üblich, mit dem Heck zur Pier, so kann der besucher manch schöne Verzierung bestaunen und etwas über Alter, Namen, Herkunft oder Geschichte der Yacht erfahren. Eines der schönsten bilder einer baumnock ziert die Moonbeam IV, 1914 von William Fife gebaut. Es sind die Konterfeis von Fürst Rainier III. von Monaco und Gracia Patricia (Grace Kelly), die nach ihrer Hochzeit 1956 auf diesem boot ihre Flitterwochen verbrachten.
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3 kelpie, 1903, Gaffelkutter von alfred Mylne 4 cambria, 1928, 23mr-Boot von W. fife 5 olympian, 1913, p-klasse von William Gardener 6 Moonbeam iV, 1914, von William fife 7 chinook, 1916, new-York-40-typ von herreshoff 8 hispania, 1909, 15mr-Boot von W. fife 9 Doriana, 1930, dänischer Zweimastschoner
Die Baumnock Des Skippers Visitenkarte Text & Fotos von GerharD stanDop
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2018 – ein viel versprechender Jahrgang
lord stephen a. carter (l.), ceo der informa Group, und Gaëlle tallarida, Generaldirektorin der MYs, übergeben fürst albert ii. und Bernard fautrier (r.) einen scheck über 49 000 euro für die umwelt-stiftung des fürsten. © Michael Alesi – Direction de la Communication
enaue Zahlen lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor, aber die Stimmung unter den Messeteilnehmern war gewohnt positiv: Wer im Superyacht-bereich unterwegs ist, kommt an der Monaco Yacht Show nicht vorbei. Was 1991 mit 32 Superyachten im Port Hercule des Fürstentums begann, ist – wie die gesamte branche in den vergangenen 20 Jahren – exponentiell gewachsen. Längst drängen sich Jahr für Jahr mehr als 100 dieser mindestens 24 Meter und oft deutlich längeren Yachten backbord an Steuerbord in den Hafen. 2018 waren es genau 121 strahlende, mit neuester Technologie und jedem denkbaren Komfort ausgestattete Luxusboote, die für potentielle Käufer an den Kais festgemacht hatten. 580 Aussteller aus 38 verschiedenen Ländern zeigten in den umgebenden Zelten, was sie zu bieten hatten – von Schiffstechnik bis zu extravagantem Innendekor.
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Begegnungen Dornbracht International GmbH
Lueur des Sens EléONORE MAlHOMMEMURAOUR
MATTHIAS VOIT Seit rund zehn Jahren ist die MYS jährlich die wichtigste Messe für das Familienunternehmen für exklusive Interieurs aus dem Sauerland. «Wir richten uns an Menschen, die reduziertes Design schätzen», so Voit. Hingucker am Dornbracht-Stand: die neue Wellness-Dusche «Aquamoon», die ein multisensorisches Wassererlebnis ermöglicht. ●
Mercy Ships MARTIN HUMM Chirurgen – daran mangelt es in Afrika aus medizinischer Sicht am meisten. Die CharityOrganisation «Mercy Ships» hat eine ausgediente Fähre in ein «Spitalschiff» verwandelt, auf dem bedürftige Menschen kostenlos operiert werden – aktuell vor Guinea. Martin Humm bezeichnet sich selbst als berufsbettler, denn er wirbt – wie auf der MYS – ehrenamtlich um Spenden für die Ausstattung eines zweiten Schiffs. ●
Die Familie stammt aus Grasse, der Opa landete über Umwege in Genf, wo der Parfümeur 1982 sein Duft-Unternehmen AC & M Parfums aufbaute, geführt mittlerweile von den beiden Töchtern. Heute ist auch Enkelin Eléonore an bord; sie allerdings spezialisiert sich auf hochwertige, personalisierte Duftkerzen – wie sie auf der MYS demonstrierte. ●
MTU Friedrichshafen STEFAN KNORR «Für den Megayacht-bereich ab 50 Meter Länge ist dies die wichtigste Messe», so der Sales Manager des Herstellers von schnell laufenden Großdieselmotoren und kompletten Antriebssystemen – nicht nur für Schiffe. MTU ist seit jeher Aussteller auf der MYS. In diesem Jahr konstatierte Stefan Knorr eine erfreulich rege Nachfrage. ●
Dolce Vita in Holz Ein Tunnel im Fürstentum erzählt vom goldenen Zeitalter der Familie Riva
Der riva-tunnel im rocher (1962) © D.R.
carlo riva 1986 mit claudia schiffer © D.R. Die fürstenfamilie 1971 im riva-Boot © D.R.
ie hölzerne Aquarama der Marke Riva verkörperte wie kein anderes boot das Dolce-Vita-Lebensgefühl der 1960er-Jahre. Stars wie brigitte bardot, Sophia Loren oder Sean Connery besaßen eins; und zur Hochzeit schenkte Firmenchef und Aquarama-Designer Carlo Riva (1922 – 2017) dem befreundeten Fürstenpaar Gracia Patricia und Rainier einen der schicken Wasserflitzer. 1959 hatte der Patriarch des 1842 gegründeten Familienunternehmens seine enge beziehung zu Monaco in Stein geklopft, auch wenn die boote weiterhin in der norditalienischen Heimat, in Sarnico, gebaut wurden: Damals erhielt Carlo Riva die Erlaubnis, einen 90 Meter langen «Tunnel» von
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der Hafenseite in den rocher, den Altstadtfelsen, zu sprengen. Noch heute ist die riesige Halle, in der gelegentlich prachtvolle Feste gefeiert werden, Sitz des mittlerweile von Tochter Lia Riva geführten Monaco boat Service. Dort werden – teils rare – Riva-boote nicht nur eingelagert, sondern auch repariert und liebevoll gepflegt. Die Monaco Yacht Show ist regelmäßig nicht nur wegen der Lage direkt vor der Riva-Werkstatt ein Muss für die Firma. Auch in diesem Jahr wiegten sich reihenweise elegante Holzboote im Wasser vor dem boat Service. Längst baut die heute zur Werft Ferretti gehörende Marke aber auch größere Luxusyachten, die sich von der Hülle aus Holz verabschiedet haben – wie etwa die Duchessa, die soeben auf der MYS zum Verkauf angeboten wurde. NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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Auf ein Gläschen Zahlreiche Leser und Partner besuchten uns auch in diesem Jahr am Stand von riviera Press
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(1) Patrick Wetzel, Co-Präsident des Deutschen Clubs von Monaco, CAI, mit seiner Frau (r.) und RZ-Gründerin Petra Hall (2) Tolle Zusammenarbeit seit vielen Jahren: Johan Pizzardini, Kommunikationsdirektor der MYS, und Petra Hall (3) Ungarns neuer Honorarkonsul für Monaco, Miklos Vasarhelyi, mit beatrix von Dellingshausen, CoPräsidentin des CAI (4) Joachim und Sabine Holz-Strautmann (5) Der RZ seit Langem treu: Irm und bernd Hechler aus Théoule-sur-Mer (6) Peggy und bernhard Peters reisten aus Ligurien an (7) begeisterte RZ-Leser: Monika und Thomas Pelzer-Faraut haben einen Zweitwohnsitz in Nizza (8) Langjährige Abonnenten: Heinz Mahrle und Ute Hemingway lernten sich durch die RZ-Stammtischinfo kennen (9) Karolina Stich, Geschäftsführerin der Firma Eisqueen, und Dirk Kemen (10) Vom Team «Riviera Press»: Marina Carvalho (l.), Chefredakteurin unseres neuen Magazins «Start», Dominique Freulon und unser Golf-Experte Raimund Theobald (11) Interior-Designerin Tanja Haug mit Sohn Leo NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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Münchner E-Scooter
nizza rüstet FLotte auF n Nizza kann man seit Juli umweltbewusst durch die Stadt flitzen. Der Münchner E-Scooter-Hersteller Govecs hat nach eigenen Angaben 2750 Motorroller an den französischen SharingAnbieter Cityscoot geliefert. bis Jahresende möchte Cityscoot seine Flotte sogar noch auf 6000 Roller ausbauen. Nicht nur in der Hauptstadt Paris werden diese eingesetzt, auch in Nizza kann man mit derzeit 450 E-Scootern der Marke «Go! S» von Govecs, die im polnischen breslau hergestellt werden, die Stadt erkunden. bis Ende des Jahres sollen insgesamt 700 Elek-
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© Cityscoot
troroller die Stadt bereichern. Die Roller sind beliebt, Govecs rechnet daher mit einer großen Nachfrage in den kommenden Jahren. Thomas Grübel, CEO und Gründer des jungen Unternehmens aus München: «Uns macht es großen Spaß, den noch jungen E-Scooter-Markt gemeinsam mit stark wachsenden Sharing-Anbietern wie Cityscoot zu gestalten. Gleichzeitig gewinnen wir durch die Zusammenarbeit wertvolles Wissen für die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Produkte.» Der Umwelt tue es gut, Spaß mache es, und schick seien die Elektroroller auch – na, dann: gute Fahrt!
Glas-Recycling
monaco setzt beLohnungssystem ein liiink – ein Programm, das so heißt, wie das klingt, was es fördern will: Um Verbraucher dazu anzuregen, ihr Glas zu recyclen, lockt Monaco mit belohnungen. Glas braucht mehrere tausend Jahre, bis es sich vollständig abgebaut hat, kann alternativ jedoch immer wieder für neue Produkte verwendet, also recycelt werden. Und da kommt Cliiink ins Spiel: Für jedes Glasprodukt, das der Verbraucher in eine der monacoweit 28 Glas-Tonnen wirft, bekommt er einen Punkt gutgeschrieben. Die behälter sind dazu im Vorfeld mit einem intelligenten Zählsystem ausgestattet worden. Punkte kann man sammeln, indem man sich auf der Seite von Cliiink anmeldet und sich
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SAP versorgt sich selbst
strom vom Dach ins leben gerufen wurde die initiative von der Direction de l’aménagement urbain, der société Monégasque d’assainissement (sMa) und der société terradona
mit der jeweiligen Tonne vor dem Recyceln per App oder Karte verbindet. Anschließend kann man auf der Internetseite des Programms nach Angeboten oder Geschenken
der teilnehmenden Händler suchen und seine Punkte einlösen. Wer gleich doppelt Gutes tun will, kann seine Punkte auch in eine Spende umwandeln.
Greenpeace attackiert
umweLtFeinDLiches nizza? izza zeigt sich schlagfertig: Im Sommer hatte Greenpeace eine Studie zur Umweltfreundlichkeit verschiedener französischer Städte veröffentlicht und Nizza ein besonders schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die NGO bemängelte insbesondere, dass die Stadt an der Côte d’Azur keine Maßnahmen in Sachen nachhaltiger Mobilität ergreife. Das ließ die Ville de Nice nicht auf sich sitzen und formulierte zwei Tage später eine Presseerklärung. Laut dieser habe Greenpeace sich nicht bei
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den städtischen Verkehrsdiensten nach dem aktuellen Stand erkundigt: Die Stadt baue mit der Tramlinie 2 und den aufgenommenen Arbeiten zur Linie 3 die öffentlichen Verkehrsmittel aus. Ein weiteres Vorzeigemodell seien die Sharing-Elektro-Autos, die Nizza als erste Körperschaft in Frankreich mit dem Sharing-Modell «Auto bleue» eingeführt habe, ergänzt um E-Scooter (siehe oben). Auch Fahrradwege, die Zahl an Mietfahrrädern und entsprechende Parkplätze würden kontinuierlich ausgebaut.
ie SAP Labs France mit Sitz in Mougins treiben ihr Engagement in Sachen Umweltschutz weiter voran: Das Software-Unternehmen mit deutschem Mutterhaus produziert seit neuestem seinen eigenen Strom. Dazu wurden auf dem Gebäudedach Solarpaneele mit einer Gesamtfläche von fast 500 Quadratmetern installiert. So könnten pro Jahr mehr als 70 000 Kilowattstunden Strom erwirtschaftet werden, verspricht der Direktor der betreiber-Firma ValEnergies, Olivier béchu. Damit würden rund 39 Prozent des Jahresverbrauchs an Strom des SAPStandorts im Technologiepark Sophia-Antipolis gedeckt, inklusive der SAP-LabsFlotte an derzeit rund 110 Elektro-Fahrzeugen. Gekostet hat die Aktion das Unternehmen nichts, stattdessen begleicht SAP seine Stromrechnung nun bei ValEnergies – zum Sonderpreis. Auch auf anderen Feldern zum Schutz der Umwelt sind die Labs aktiv. So wird beispielsweise Gemüse für die Kantine im eigenen Garten angebaut. CEO Hanno Klausmeier: «Als gut laufendes Unternehmen trägt man eine gewisse Verantwortung.»
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Fotos von loic B. photoGraphe fréderic Gallet, elodie lorandi und Gregory Berben (v.l.) von der association sourire & partage
schwimmstar motiviErt KindEr hrengast des besonderen Abends war Élodie Lorandi als Mitbegründerin der wohltätigen Organisation «Sourire et Partage». Die Antiboise zählt zu den erfolgreichsten Sportlern Frankreichs, als paralympische Schwimmerin gewann sie mehr Titel als alle ihre Kolleginnen im Hexagon. bei «Sourire et Partage» setzt sie sich für schwerkranke Kinder und ihre Familien ein.
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RivieraPress-HerbstSoirée Ein lauer Spätsommerabend am Rande des Pools vom AC Hotel by Marriott Ambassadeur in Antibes-Juans-les-Pins: der ideale Rahmen für das Herbstfest unseres Verlags Riviera Press. Partner, Kunden und Leser der RivieraZeit sowie unserer Schwesterzeitschrift Riviera Insider waren unter den Gästen. bei feinen Häppchen und perlendem Champagner wurde so manche neue bekanntschaft geschlossen. Einige besonders glückliche Gäste gingen mit einem Tombola-Gewinn nach Hause – darunter ein Wochenende mit einem nagelneuen DS7 Crossback vom kürzlich eröffneten DS Store in Antibes, 0eine Massage in einem Maison de beauté Carita und ein Abendessen im AC Marriott Antibes. Unser Dank gilt den Stiftern der Preise, aber auch unseren weiteren Partnern des Abends: Are Mineral Water, Comptoir du Caviar, Association Sourire & Partage, blue Coast, Château Lauzade und Château Val d’Arenc.
Élodie, nach über zwölf Jahren im spitzensport, drei teilnahmen an paralympischen spielen und 39 internationalen Medaillen haben sie ihre karriere als schwimmerin beendet und sich als starke ruderin bewiesen. Wie fühlen sie sich damit? Ich bin sehr stolz auf meine Erfolge, insbesondere auf meine Goldmedaille bei den paralympischen Spielen in London über 400 Meter Freistil und auf meinen Weltmeistertitel im Jahr 2006. Aber ich bin jetzt bereit für ein neues Kapitel. beim Rudern kann ich im Team trainieren. Erfolg, aber auch den Schmerz bei harten Trainingseinheiten teilen wir uns. Dass es nun bei den Weltmeisterschaften gleich für eine bronze-Medaille gereicht hat, macht mich unglaublich glücklich. Woher nehmen sie ihre Motivation für das harte training? Ursprünglich habe ich mit dem Schwimmen als Reha-Maßnahme begonnen. Als ich klein war, hat sich mein linkes bein
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infolge einer seltenen Krankheit zurückgebildet. Viele Kinder haben sich über mich lustig gemacht, ich wollte ihnen beweisen, dass ich trotzdem schneller schwimmen kann. Als ich dann gemerkt habe, dass ich im behindertensport tatsächlich viel erreichen kann, hat mich das zusätzlich motiviert. Außerdem haben mich meine Eltern, mein verstorbener Großvater und mein Trainer Régis Gautier immer unterstützt. Wieso haben sie die organisation «sourire et partage» mitgegründet und wie helfen sie kindern? Mir geht es gut und ich habe sehr viel erreicht trotz meiner behinderung. Das möchte ich den Kindern im Krankenhaus vermitteln. Sie müssen verstehen, dass es ein Leben nach dem Krankenhaus gibt und dass ihre behinderung oder ihre Krankheit sie nicht definiert. Ich möchte sie dazu antreiben, ihre Träume zu realisieren. Wir sind alle Menschen, und das, was zählt, ist nicht das, was man von außen sieht, sondern das, was wir in unseren Herzen tragen. sie haben schon so viel erreicht, was sind heute ihre träume? Aus sportlicher Sicht möchte ich im Rudern noch weit kommen. Mein Ziel ist es, bei den paralympischen Spielen 2020 in Tokio teilzunehmen. Außerdem träume ich davon, eine Familie zu gründen. aufgezeichnet von Catharina Jäckel www.sourireetpartage.com
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Weitere Fotos auf unserer
Facebook-Seite: www.facebook.com/rczeitung
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Zu unserem nächsten Fest laden wir im März. einladungen verlosen wir regelmäßig kurz vorher per Facebook. Folgen Sie uns!
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(1) Mit hausgemachtem Eis begeisterte Louis Dubois von «Néron Glacier» (2) Sébastien Fraisse, Herausgeber der RivieraZeit, und bich Lecourt, Geschäftsführerin von Riviera Press (3) Köstliche Häppchen durften nicht fehlen (4) RZ-Leser Arnoud Zevering und Nina Lossau (v.l) sowie Anette und Michael bernhoerster (5) Oberst Thomas Nikolai, Kommandeur des deutsch-französischen Heeresfliegerausbildungszentrum Tiger, und seine Frau Stefanie (6) Girl-Power im Team von Riviera Press (v.l.): Dominique Freulon, bich Lecourt, Petra Hall, Nicole Ruskell, Aila Stöckmann, Catharina Jäckel (7) RZ-Gründerin Petra Hall (M.) mit beatrix Freifrau von Dellingshausen, CAI, und der deutschen Stadträtin in Nizza, Christiane Amiel (r.) (8) Rechtsanwalt Stefan Kesting mit seiner Ehefrau (9) Doppeltes Lottchen am Empfang: RZ-Praktikantin Catharina Jäckel (r.) hatte zur Verstärkung ihre Zwillingsschwester Elisabeth mitgebracht (10) Umzugsspezialist Michel Lemoine und seine Frau Dominique (11) Maxime Artigues und Sophie Gastal (r.) von der Oper Nizza, mit Dominique Freulon (12) Tobias bütow, CCFA und CIFE, mit seiner Frau Juliane (r.) sowie Nadja Graf vom Office de Tourisme Nizza (13) Unser Sponsor DS Automobile Antibes mit (v.l.) Christophe Charles, Imad ben Messaoud, Mathilde Kloc, Frédéric Wehbe und bryan Seillier (14) Rechtsanwältin Michaela Schreyer und Roswitha Jansen, Präsidentin der AFA, Association Franco-Allemande de la Côte d’Azur NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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Eigenwillig, aber oho!
Von aila stöckMann
Dream-team: chef patissier pascal picasse (l.) mit dem neuen chefkoch christophe poard © D.R.
Eine Begegnung mit dem neuen Chefkoch des Park 45 und seinem chef patissier er Erfolg eines Restaurants steht und fällt mit seinem Koch. Wobei dessen Künste weit über sein Geschick am Herd hinausreichen sollten. Wie wahr diese Formel ist, zeigt die Ankunft des neuen chefs im «Park 45», mit einem Michelin-Stern ausgezeichnetes Gourmet-Restaurant im Grand Hotel von Cannes. Der 1863 – gleichzeitig mit der heute so berühmten Promenade – entstandene ursprüngliche Prachtbau war das erste Hotel der Stadt und wurde genau ein Jahrhundert später durch einen deutlich nüchterneren Neubau ersetzt. Charakteristisch bleibt die große Grünfläche vor der Luxusherberge. Seit Christophe Poard zu beginn des Jahres an die Croisette Nummer 45 gekommen ist, sind die rund 70 Plätze des Restaurants selbst an einem Dienstagabend in der Nachsaison zahlreich belegt. Neben neuen Ideen, die der gebürtige Normanne mitgebracht hat, liegt sein Geheimnis wohl in der besonderen beziehung, die er zu seinen Gästen pflegt. Poard nimmt sich am späteren Abend Zeit für die Kundschaft. Er hört den Gästen zu, merkt sich, was gut ankommt und was weniger und nimmt seine Erkenntnisse mit zurück an seinen Arbeitsplatz. «Küche ist wie Theater», sagt der chef, «es liegt nicht nur am guten Essen, wenn die Leute wiederkommen.» Im Juli und August seien es Touristen, die im Park 45 einkehren, in den anderen Monaten vor allem Einheimische aus Cannes und Umgebung – «und sie gilt es, als Stammkunden zu gewinnen». Mit mehreren bewerbern hatte das Hotel zunächst Gespräche geführt, bevor die besten vier zum Vorkochen eingeladen wurden. Christophe Poard, der unter Joël Robuchon gelernt und lange in belgien gelebt hat, machte das Rennen.
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signatur-Dessert von pascal picasse: die schokoladige sünde «le khéops» © D.R.
MENÜS Mittagsmenü (vorspeise, Hauptgericht, Dessert) von Montag bis Samstag zu 39 € (Hauptgericht und Dessert zu 29 €), sonntags zu 50 € (4 Gänge). Gerichte à la carte ab 45 €. Menüs am abend zu 60, 97 und 190 €. «Le Park 45» ist im Dezember und Januar geschlossen.
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Ein Abendessen im nüchtern-elegant eingerichteten Park45 beginnt mit einer der Neuerungen, die mit dem neuen chef Einzug hielten: Jeder Gast kann Olivenöl aus ganz verschiedenen Mittelmeerregionen kosten. Dazu wird selbst gebackene focaccia gereicht. Durch jedes seiner Menüs zieht sich dann die Vorliebe des Kochs für Kontraste. Er bringt gerne Land und Wasser, also Fleisch und Meeresfrüchte zusammen und spielt mit den Geschmacksnerven, indem er Süßes mit Salzigem oder Saurem kombiniert. Sein Stil ist weniger mediterran als bei vielen anderen Köchen an der Côte d’Azur, die touche méditérranéenne dennoch unverkennbares Stilmittel. Viele seiner kleinen Produzenten, denen er seit Jahren vertraut, sind übers ganze Land verstreut. «Aber ich verwende beispielsweise viel mehr Gemüse als zu meinen Pariser Zeiten – denn es schmeckt hier einfach besser», sagt der ruhig veranlagte Koch, dem ein liebenswürdiger, aber eigenwilliger Charakter nachgesagt wird. Eine Vorliebe für bestimmte Produkte habe er nicht, so Christophe Poard. Aber Fisch lasse ihm deutlich mehr kreative Freiheit als Fleisch. Sein Signatur-Gericht ist das tartare au boeuf, eigentlich als Vorspeise gedacht und keineswegs von der regelmäßig erneuerten Karte zu nehmen. «Einige kommen nur deswegen und bestellen zum Teil gleich zwei davon – statt eines Hauptgangs», sagt der Koch. Er serviert das geräucherte Rindertatar mit Neuvic-Kaviar, Auster und Johannisbeer-Gelee. Auf der Zunge zergehen die Jakobsmuscheln mit Gemüse zu Zitronen- und Orangensauce; ebenso wie der Seebarsch mit Ratatouille, Perlzwiebeln und Rotweinsauce. Kaiserhummer serviert Poard jetzt im Spätherbst mit Carpaccio von Winterrettich, Tomatenkonfitüre und Rote-beete-Sauce. Mit beginn der Jagdsaison findet sich beispielsweise auch Rebhuhn auf der Karte. Der Nachtisch kommt ebenso extravagant und ausbalanciert daher wie die ersten Gänge. Wer mag, kostet zuvor noch von der feinen Auswahl an Käse vom neuen Käsewagen. Dann schlägt die Stunde des chef patissier: Pascal Picasse ist dem Park 45 seit vielen Jahren treu und fühlt sich wohl an der Seite des neuen Chefs. Sein VorzeigeDessert ist «Le Khéops», ein Schoko-Haselnuss-Kuchen in Pyramidenform mit Eis – das seit neuestem auch die Titelseite eines buches («Gourmandes») mit Kreationen der besten Konditoren der Côte d’Azur ziert. Einfach köstlich ist sein Werk rund um die Weintraube, und wer’s exotisch liebt, sollte sich an das süß-saure Sorbet aus korsischem Käse (brocciu) mit Kaviar wagen – eine eigenwillig-überraschende Schöpfung. Von wem? Na klar, dem neuen Chefkoch.
für dieses Gericht kommen die Gäste von christophe poard immer wieder: sein tartare au boeuf © D.R.
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Erlebnis Gourmetküche Überraschen – nicht mehr und nicht weniger will Bruno Oger, seit 2011 mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneter Spitzenkoch in Le Cannet. ein Besuch seiner «villa archange» kommt einer Offenbarung gleich. Von aila stöckMann
spitzenkoch Bruno oger © D.R.
SILVESTER 9-Gänge-Menü am Silvesterabend, 31. Dezember, in der Villa Archange: 290 euro (ohne Getränke) Neujahrs-Menü (mittags) in der Villa Archange: 160 euro (o. Getränke) Silvester-Menü im Bistrot des Anges: 180 euro (inkl. 3 Gläser Wein, Wasser, espresso)
LA VILLA ARCHANGE rue de l’Ouest F-06110 Le Cannet Tel. +33 (0)4 92 18 18 28 reservation@ bruno-oger.com www.bruno-oger.com Menüs zu 110, 150, 210 oder 350 euro (ohne Getränke), mittags ab 68 euro. im Bistrot lädt Bruno Oger jeden ersten Freitag im Monat zur Soirée Bistronomie mit mehrgängigem Menü inklusive Getränken zu 56 euro.
er die alte bastide in Le Cannet, zehn Autominuten von der Croisette in Cannes, zum ersten Mal besucht, wird schon bei der Anfahrt die Augen weiten. Inmitten einer Stadtrand-Wohnsiedlung tut sich plötzlich eine grüne Oase auf. Dabei ist die zur Edel-Kette der Relais & Chateau-Häuser gehörende «Villa Archange» von bruno Oger alles andere als übertrieben etepetete: Man setzt auf Wohnlichkeit statt auf steriles Status-Dekor. «Wir pfeifen auf Luxus», betont denn auch der Ausnahmekoch. Das gewisse Understatement macht ihn sofort sympathisch, ebenso der durchgängige Gebrauch von «wir» statt «ich». Und umso raffinierter ist alles, was bei dem bretonen auf den Teller kommt. Die bretagne und das Mittelmeer sind der rote Faden in seinen Gerichten; alles, was im Wasser lebt, ist dem 52-Jährigen am liebsten. Auch seine ausgedehnten Reise, unter anderem durch Asien, schmeckt der Gast heraus. Vier Jahre bangkok etwa wirken in Kräutern wie Koriander und Zitronengras nach. «Grundsätzlich aber, muss ich sagen, entwickelt sich meine Küche nach all den Jahren hin zum Essentiellen – weg vom Überfrachteten. Der Geschmack der einzelnen Zutaten und ihre absolut präzise Zubereitung gehen über alles.» Zu bruno Ogers Signatur-Gerichten zählen Nr.2-Gillardeau-Austern mit Gurke, Minze und Petrossian-Kaviar sowie gebratener Kaiserhummer mit blumenkohl (Vorspeise), im Hauptgang Wolfsbarsch oder auf besonders eigenwillige Weise zubereiteter bretonischer Hummer. Seine Dessert-Spezialitäten sind eine WalderdbeerenKreation und der bretonische butterkuchen Kouign Amann mit Pfirsich. Auch Frösche stehen auf der Speisekarte, als Cappuccino de Grenouilles mit Wein. «Meine Gäste sollen immer Neues entdecken können und überrascht werden», betont der chef. 80 Köche dürfen sich frankreichweit zur Elite der mit zwei Sternen ausgezeichneten Küchenchefs zählen. bruno Oger ist einer von einem knappen Dutzend an der Côte d’Azur. «Die Summe vieler Details macht den Unterschied», erklärt der Koch, der 2011, nur ein paar Monate nach der Eröffnung seiner Villa Archange, vom Guide Michelin direkt mit Doppel-Gold für seine kreative Küche belohnt
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solange das Wetter es zulässt, wird im innenhof serviert © D.R.
wurde. Seine mit Holzförmchen in Form gepresste butter kommt aus der bretagne, ebenso der außergewöhnliche Dessertwein. Den weißen Spargel im Frühjahr holt er aus dem Elsass und kocht ihn, wegen des zu kalkhaltigen Wassers an der Côte d’Azur, in Mineralwasser. Lamm muss, wenn schon, in Sisteron in der Provence aufgezogen worden sein. Sein Metier sei wie haute couture, erklärt er, bloß am Herd. «Der Geschmack geht über alles», so bruno Oger. «Ich will, dass meine Gäste mit einem Gefühl von ‚Wow!‘ nach Hause gehen.» Im Sommerhalbjahr wird im Innenhof des heute denkmalgeschützten bauernhofs aus dem 18. Jahrhundert serviert. Als wir den Hausherrn treffen, purzeln Kastanien von den drei mächtigen bäumen. Große Pendelleuchten in den Ästen schaffen abends eine unvergleichliche Stimmung. Wenn es im Spätherbst zu kalt wird für ein mehrstündiges Spitzen-Diner im Freien, wird in die beiden intimen Esszimmer gebeten, deren Wände farbenfroh-expressive Gemälde von brunos Frau, der Künstlerin Hélène Oger, zieren. Maximal 26 Gäste empfängt der bretone in seinem Gourmet-Lokal – dienstags bis donnerstags ausschließlich abends; freitags und samstags ist zusätzlich mittags geöffnet. Unterhalb des Sterne-Restaurants Villa Archange befindet sich das «bistrot des Anges». Den Ableger für kleinere Portemonnaies hat bruno Oger parallel zum SterneTempel eröffnet. «Ökonomisch funktioniert’s heute nur noch so», erklärt er. Wer etwas ganz besonderes zu feiern hat, kommt in die Villa; familiärer und von den Zutaten her ein wenig weniger exquisit geht’s im bistrot zu. «beide Lokale haben ihre berechtigung, bei beiden müssen Preis und Leistung passen», so der Hausherr, der schmunzelt: «Das bistrot vergleiche ich gerne mit einem Fiat 500, das SterneRestaurant mit einem Ferrari.»
Gillardeau-austern mit kaviar, eines der signatur-Gerichte von Bruno oger © D.R.
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teXt & fotos von susanne altWeGer-Minet
Zweimal Ligurien, zweimal originell
Roberto Ferro führt sein Restaurant nach klaren Vorstellungen: null Emissionen, null Abfall
Tavernazero
wo sich traDition unD moDerne treFFen
(null Emissionen, null Abfall). Das seit fünf Jahren bestehende Lokal setzt so auf den Zeitgeist. Seine Kunden sollen mit gutem Gewissen schlemmen. Engagiert erklärt Roberto, worauf es ihm ankommt: «Über allem steht der begriff Nachhaltigkeit. Das bedeutet für uns, ausschließlich Produkte aus dem nächsten Umfeld zu verarbeiten. Wir sparen Transportwege und somit Kohlendioxid. Plastik und Karton sind streng verpönt. Indem wir auf beste Qualität und natürlich Frische achten, unterstreichen wir den regionalen Charakter unserer Küche, der uns am Herzen liegt.» Fleisch wird nur von gut und verantwortungsvoll gehaltenen Tieren verwendet, unmittelbar aus der Region und somit ohne die Qual der Tiertransporte. Konservierungsstoffe kommen grundsätzlich nicht vor. Als Merkposten für den Gast stehen die Nachhaltigkeits-Grundsätze auf jedem Tischset. Wer jetzt aber denkt, dies sei ein Lokal für leicht überhebliche Grüne, liegt weit daneben. Die überragende Qualität schafft zweimal am Tag ein volles Haus und ist vor allem bei den Einheimischen sehr beliebt. Überrascht haben mich die für Ligurien eher ausgefallenen Gerichte: Zum beispiel Spareribs mit Rosmarinkartoffeln, begleitet von einer selbst hergestellten barbecue-Sauce, die sich geschmacklich wohltuend von Supermarktprodukten abhebt. Oder der in ei-
ner Marinade des Hauses eingelegte Räucherlachs, japanisch dünn geschnitten, serviert auf kleinen Schiefertafeln. Das Auge isst bekanntlich mit, die Gerichte sind optisch einladend und wirklich mediterran leicht. Im Winter steht auch mal Deftigeres auf der Speisekarte, zum beispiel die traditionelle Salsiccia auf Nudeln. Wer gerne auf Fleisch verzichtet, ist mit den Fischgerichten bestens bedient. besondere Gaumenfreude erzeugt der sanft gegrillte pesce spada mit bissfestem Gemüse der Jahreszeit. Die Speisekarte ist klein mit wechselnden Tagesgerichten. Geöffnet ist täglich mittags und abends, die Preise sind moderat. Seit einem Jahr gibt es zudem die gegenüberliegende, moderne bar «buco». Sie bietet sich für einen Aperitivo oder den anschließenden Absacker an. Dort werden auch die empfehlenswerten Süßspeisen für die Taverna zubereitet. besonders überzeugt hat mich die Kinderfreundlichkeit des Lokals. Die bambini erhalten postwendend einen Luftballon, für die kleinsten wird ungefragt der Kindersitz herangeschoben. Auch das Mitbringen von Hunden ist erlaubt. Ein Lokal für die ganze Familie, das dank des Mottos «iss nichts, was deine Urgroßmutter nicht als Nahrung erkennen würde» mit Leichtigkeit den bogen von der Tradition in die Moderne spannt. tavernazero, Via Milano, 39, 18013 Diano Marina iM
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n der Tavernazero macht essen zu jeder Jahreszeit Spaß. Im Sommer sitzt man luftig in der Fußgängerzone, im Winter eng im rappelvollen Innenraum, dessen Tische aus recycelten Rohren von baugerüsten gestylt sind. Ringsum stehen funktionelle Klappstühle, und schlichte Glühbirnen in schicken Drahtgeflechten sorgen für passendes Licht. Inhaber Roberto Ferro unterstreicht so auch im Design das geschlossene Gesamtkonzept des Hauses, für das der Name steht: «Tavernazero» – zero emission, zero waste Nicht gerade typisch ligurisch, aber oho: Spareribs mit Rosmarinkartoffeln in der Tavernazero NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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in Ligurien essen zu gehen, kann leicht zum erlebnis werden. von der Dorf-Pizzeria bis zum Sternelokal findet man immer wieder etwas Besonderes. Dazu zählen auch folgende restaurants mit individueller Note und komplett unterschiedlichen Konzepten: die traditionell geprägte Osteria «Da Puppo» in albenga, die sich einen überregionalen ruf mit ihrer berühmten, an reibekuchen erinnernden Farinata erkocht hat, und die «Tavernazero» in Diano Marina, die auf Nachhaltigkeit, gepaart mit ausgefallenen Gerichten, setzt.
Schlangestehen gehört hier zum guten Ton: Das Restaurant nimmt keine Reservierungen entgegen
Puppo Farinata
es muss nicht immer pizza sein!
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ir schlenderten durch Albenga, und so langsam meldete sich der Hunger. Statt der Geschlechtertürme zogen nun Speisekarten unsere Aufmerksamkeit auf sich. Als wir eine gerade intensiv und unentschlossen studierten, klopfte mir ein freundlicher Herr auf die Schulter und sagte: «Wenn Sie wirklich gut essen wollen, biegen Sie in die nächste Gasse ein.» Gesagt, getan – ein Einheimischer muss es schließlich wissen. In der Via Torlaro erwartete uns eine Menschenschlange. Geduldig und frohgemut, diskutierend und telefonierend, standen zahlreiche hungrige Leute aller Altersklassen vor einer unscheinbaren Tür. Sie öffnete sich einen Spalt, zwei Namen wurden aufgerufen und eingelassen; woraus ich schloss, dass man sich in der «Puppo Farinata» zunächst drinnen anmelden muss. Die großen Lettern auf der Sonnenmarkise signalisierten unmissverständlich, was hier das besondere ist: ein einfach ausgestattetes Restaurant mit Gewölbe, einer domi-
nierenden offenen Küche sowie kleinen und großen Tischen, an denen man traditionell zusammen sitzt. Unsere Namen wurden notiert: noch etwa 20 Minuten. Es ging dann doch zügig voran. Zwei Plätze an einem größeren Tisch wurden uns zugewiesen und nahezu zeitgleich gefragt, was wir bestellen wollten. Ich bat um eine Empfehlung. Die überraschte, freundliche bedienung staunte mich an wie das achte Weltwunder. Was hatte ich falsch gemacht? Gab es hier denn nur Stammgäste? Sicher zum großen Teil. Zumindest weiß der kundige Gast, was er will, ist er doch zwangsläufig an der herrlich duftenden Farinata vorbeigelaufen. Sie wird in einer Pfanne mit mindestens einem Meter Durchmesser präsentiert – wenn diese nicht gerade leer ist, weil die Kichererbsenspeise blitzschnell auf den Tellern der meisten Gäste landet, als Vor- oder Hauptspeise. Portionsgrößen ab etwa drei Euro gibt es. «In welcher Größe möchten Sie die Farinata?» Na ja, vorsichtshalber mal zwei kleine Portionen. Die beiden Damen an unserem Tisch hatten die mittelgroße und stürzten sich gerade auf eine Frittura Mista, die sicher für eine vierköpfige Familie gereicht hätte. Wir wählten als Hauptgang gegrillte Salsiccia, gegrillten Fischspieß und Artischocken nach Art des Hauses, sowie einen Salat. Und schon kam sie, die beste Farinata, die
ich je gegessen hatte. Innen locker und flaumig, die Kruste goldbraun und kross, mit Rosmarin verfeinert. Jeder bissen eine Offenbarung! Warum denkt in Ligurien eigentlich jeder nur an Pizza und Spaghetti? Die Farinata ist eine echte Alternative. Sie gilt als eines der ältesten ligurischen Gerichte, das einer Legende nach schon römische Legionäre auf ihren Schilden zubereitet haben sollen. Als sich das Lokal so gegen 15 Uhr zu leeren beginnt, findet Geschäftsführer Stefano Zeit für ein kurzes Interview. Die Osteria existiert seit 1956 nach dem gleichen Konzept, Reklame gebe es nur durch Mundpropaganda. Die sich täglich einfindende Menschenschlange spreche für sich und sei zugleich das Markenzeichen. Reservierungen werden nicht angenommen. Was das Geheimnis der Farinata sei, will ich wissen? «Gar keines», meint Stefano bescheiden, «vielleicht die hauseigene Mischung.» Er nennt wunderbares Kichererbsenmehl, den Ofen, der immer die exakt richtige Hitze braucht, damit die Kruste knusprig, aber nicht verbrannt wird, und natürlich den specialista mit Engagement, Abdul aus Marokko. Wir empfehlen die «Puppo Farinata» aus voller Überzeugung. Ein bisschen Geduld muss man allerdings mitbringen, um dann umso mehr zu genießen! puppo farinata, Via torlaro, 20, 17031 albenga sV
Farinata ist am ehesten mit dem deutschen Reibekuchen zu vergleichen, besteht nur eben nicht aus rohen Kartoffeln, sondern aus Kichererbsenmehl NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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8. – 12.
16. – 18.
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CAGNES-SUR-MER
MANDELIEU-LA-NAPOULE
CAGNES-SUR-MER
Salon du Palais Gourmand
Salon Saveurs et Terroirs
Fête de la Chataigne
Eine Gourmet-Tour-de-France durch die regionalen Spezialitäten und Delikatessen des Landes. Von den bergen bis hin zum Meer, an Feldern und Seen entlang: Der «Salon du Palais Gourmand» bietet für jeden etwas. Neben foie gras, selbst gemachtem Käse, Milchprodukten und Wurstwaren erwartet die besucher eine Auswahl an Wein, Champagner und frischen Meeresfrüchten. Hersteller und Winzer verkaufen ihre Produkte persönlich. Täglich von 10 bis 19 Uhr im Hippodrom. Eintritt: 8 €.
bereits zum 18. Mal findet diese Messe statt. Auch dieses Jahr unterstützt Sternekoch Stéphane Raimbault (Restaurant «L’Oasis») das Fest für Feinschmecker. Hier werden die besten Produkte aus den benachbarten Regionen präsentiert. Der dreitägige Event gibt den besuchern die Möglichkeit, an verschiedenen Wettbewerben und Kochveranstaltungen teilzunehmen sowie die Vielzahl der angebotenen Spezialitäten zu kosten. Täglich von 10 bis 19 Uhr, Freitag 10 bis 21 Uhr im Centre Expo Congrès. Eintritt: 5 €.
Mit diesem traditionellen Kastanienfest kann man sogar seine Kinder beglücken: Eselreiten und Tiere füttern stehen auf dem Programm. Auf die Erwachsenen warten Glühwein, Kastanien und viele Stände, die handgemachte und biologisch angebaute Produkte wie Honig, Marmelade, eingelegte Delikatessen, Öle und Erzeugnisse der Saison zum Kosten und Kaufen anbieten. Auch für Freunde herzhafter Küche wird mit einem Angebot von Wurst- und Käsespezialitäten sowie Schweinebraten gesorgt. 10 bis 18 Uhr, Place de Gaulle. Eintritt frei.
www.salonpalaisgourmand.com
www.salon-gastronomie.com
www.cagnes-sur-mer.info
Kulinarische Festtags-Vorfreude Ob heiße Maronen und Glühwein oder foie gras und Drei-Sterne-Menü vom Spitzenkoch: Die traditionellen Gourmet-Festivals der vorweihnachtszeit bestechen mit feinsten Spezialitäten, die die Besucher nach Herzenslust probieren und fürs Festmenü kaufen können.
23. – 26.
25. – 27.
1. + 2.
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MONACO
MONACO
ANTIbES
Monte-Carlo Gastronomie
Chefs World Summit
Salon du Sucre et du Chocolat
Auf 2500 Quadratmetern präsentieren mehr als hundert ausgewählte Hersteller französischer, italienischer und europäischer Gourmetprodukte ihre Spezialitäten bei der 23.Fachmesse für Gastronomie von MonteCarlo. Luxusprodukte wie foie gras, Champagner, Pralinen und Meeresfrüchte sowie Spirituosen und bioprodukte warten darauf, entdeckt und gekostet zu werden. Außerdem verwöhnen prominente Spitzenköche und Sommeliers des Fürstentums die besucher mit ihren Kreationen. Freitag und Samstag von 10 bis 21 Uhr, Sonntag und Montag von 10 bis 19 Uhr, Zirkuszelt Espace Fontvieille. Eintritt: 5 Euro, Parken: 3 Euro für 3 Stunden.
Das Gipfeltreffen der Meisterköche geht in die dritte Runde: Der dreitägige Gipfel der Spitzenköche «Chefs World Summit» spezialisiert sich dieses Jahr auf das Engagement der chefs für «planet, employment and other people». Mehr als 200 Marken und Produzenten sowie zahlreiche Starköche und Sommeliers laden zu livecooking, Konferenzen und Vorträgen ins Grimaldi Forum. Der 3-Tages-Pass für das Event ist bei Online-Buchung vor dem 24.11. für 60 Euro erhältlich, danach für 90 €.
Für alle Liebhaber der süßen Küche ein Muss: Der «Salon du Sucre et du Chocolat» verzaubert seine besucher jedes Jahr aufs Neue mit allen Künsten der Patisserie. Organisiert von der Kammer der Konditormeister der Alpes-Maritimes, gibt das Event Einblick in die Produktion der süßen Spezialitäten des Landes und veranstaltet verschiedene Wettbewerbe, bei denen man sich als besucher den einen oder anderen Geheimtipp zur Herstellung von himmlischen Desserts abschauen kann. Täglich 10 bis 19 Uhr. Im Palais des Congrès AntibesJuan-les-Pins.
www.montecarlogastronomie.com NOVEMBER / DEZEMBER 2018
www.chefsworldsummit.com
www.antibesjuanlespins.com
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Nougat nicht vergessen! ougat ist eines der berühmten 13 Desserts, eine alte provenzalische Weihnachtstradition – nicht zu verwechseln allerdings mit dem kakaohaltigen dunklen Nougat, den man im deutschsprachigen Raum mit dem Wort verbindet. Das provenzalische Nougat würde dort eher unter «türkischer Honig» laufen. Während Montélimar der französische Nougat-Ort schlechthin ist, gibt es auch im kleinen Ollioules
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im Var einen Hersteller mit langer Tradition: Nougat Jonquier, gegründet im Jahr 1885. Das Familien-Unternehmen stellt mit Sicherheit eine der besten Honig-EischneeMandel-Mischungen her, die Sie je probiert haben... dank erlesener Zutaten, die in den Kupferschüsseln von anno dazumal vermengt werden. Überzeugen Sie sich selbst bei einem besuch der Fabrik – allerdings nicht mehr vor Weihnachten; da hat die Mannschaft alle Hände voll zu tun.
PROVENZALISCHE KÜCHE HAUSGEMACHTE GERICHTE
Frische, lokale Produkte der Saison
7-9 RUE DE L’EGLISE 06250 MOUGINS TÉL.+33(0) 4 92 98 07 83 PORT.+33(0) 6 08 11 61 88
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Gerhard heißt Sie in seiner neuen Weinbar bei selektiven Weinen aus aller Welt herzlich willkommen. Genießen Sie die entspannte Atmosphäre und den Meerblick sowie köstliche Tapas aus unserer internationalen Küche.
GERHARD'S CAVE
Geöffnet täglich von 17 - 01 Uhr - 42, quai Jean Charles Rey 98000 Monaco - 00377/99907191 - gerhard@monaco.mc
GRoSSE AuSwAhl AN PASTA – hERzlichER EMPFANG GEÖFFNET MITTAGS UND ABENDS Einen Steinwurf entfernt vom Fürstenpalast in Monaco auf der Piaceta François Bosio
Restaurant Le Pinocchio • Tel. +377 93 30 96 20 30 Rue Comte Felix Gastaldi • 98000 Monaco
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VERANSTAlTUNGEN
Frankreich
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Veranstaltungen
21. NOVEMbER CANNES Spendenkonzert Die Einnahmen des Orchestre de Cannes gehen bei diesem Konzert an die gemeinnützige Stiftung «Restos du cœur». 20 Uhr, Auditoirum des Arlucs.
4. NOVEMbER NIZZA Marathon Nizza-Cannes Einer der schönsten Marathone Frankreichs: von der Promenade des Anglais in Nizza zur Croisette in Cannes. www.marathon06.com 7. NOVEMbER NIZZA «Marquis Hill Blacktet» An der Trompete oder am bügelhorn möchte der moderne Jazz-Musiker Marquis Hill Zuschauer im Forum Nice Nord begeistern. 20.30 Uhr. www.nicejazzfestival.fr 10. NOVEMbER CANNES NRJ Music Awards 20. Verleihung des namhaften Radiound TV-Awards an internationale DJs und Musiker. Palais des Festivals. www.palaisdesfestivals.com SAINT-JEAN-CAP-FERRAT Konzert & Dîner Ein Erlebnis: Das Quintett Nico spielt klassische Musik auf außergewöhnliche Art; Champagner in der Konzertpause, dann Dîner bei Kerzenlicht. besichtigung der Villa Ephrussi Rothschild, auch in Englisch. Konzert, Champagner, besichtigung & Dîner 120 € pro Person, ohne Essen 60 Euro. www.villa-ephrussi.com 14. – 18. NOVEMbER NIZZA «Au Grand Marché» Auf einer Fläche von 11 000m² mit über 110 Ausstellern bietet Nizzas große Deko- und Möbel-Messe unter neuem Namen das Neueste in Sachen Wohnen. Eintritt: 5 Euro. Palais des Expositions. www.augrandmarche.fr 15. NOVEMbER GANZ FRANKREICH Beaujolais Nouveau Im gesamten Frankreich wird der neue beaujolais gefeiert – als Zeichen französischer Lebensfreude. Restaurants und bars bieten auch an der Côte den köstlichen Tropfen zusammen mit Aufschnitt- und Käseplatten als Aperitif an. www.loisirs-beaujolais.com 16. NOVEMbER CANNES David Fray spielt Schumann Der junge und talentierte Pianist David Fray spielt Schumanns Klavierkonzert und wird vom Orchestre de Cannes begleitet. 20.30 Uhr, Théâtre Croisette. Wir NOVEMBER / DEZEMBER 2018
MENTON Buenos Aires Desire Eines der weltbesten Tango-Ensembles, Tango Company Argentina, führt das Publikum mit seinen 22 Künstlern in die faszinierende Welt dieses sensuellen Tanzes. Palais de l’Europe, 21 Uhr. www.agenda-menton.fr 24. NOVEMbER NIZZA Jazz aus Israel Im Rahmen des Nice Jazz Festivals tritt der israelische Künstler Omer Avital auf. Der talentierte Jazz-Musiker mischt die Atmosphäre des Mittleren Ostens mit zeitgenössischen Arrangements. 20.30 Uhr, Forum Nice Nord. www.nicejazzfestival.fr 27. NOVEMbER MOUGINS «En attendant Godot» Klassiker von Samuel beckett, Scène 55. www.scene55.fr 26. & 27. NOVEMbER NIZZA Weinfest Einmalige Gelegenheit, die raren, biologisch hergestellten Weine der Hügellandschaft bellet oberhalb der Stadt kennenzulernen. www.vinsdebellet.com 29. NOVEMbER lE CANNET Konzert einer Ikone Die bekannte französische Chansonund Pop-Sängerin Sylvie Vartan tourt mit «Forever Sylvie» durch ganz Frankreich. 20.30 Uhr, La Palestre. www.lapalestre.eu 1. DEZEMbER MOUGINS «liebe, love, Amour» Auch in ihrem neuen Programm interpretieren «Salut Salon» aus Hamburg Klassiker auf ihre ganz eigene humorvolle Art. 2018 dreht sich bei den Musikerinnen alles um die Liebe. Scène 55. www.scene55.fr 2. DEZEMbER BANDOl Fête du Millésime 2018 Weinfest am Hafen, 10-16.30 Uhr www.vinsdebandol.com
2. – 9. DEZEMbER NIZZA «manca Festival» «Prima la musica, dopo le parole» – dient die Musik dem Text oder der Text der Musik? In jeder Epoche wird diese Debatte erneut geführt. bei diesem Klassik-Festival steht die Musik jedenfalls an erster Stelle. An verschiedenen Aufführungsorten in der Stadt. www.cirm-manca.org 2. DEZEMbER CANNES «le Sacre des Oiseaux« Thema und Muse dieses Abends mit dem Regionalorchester Cannes ist die Natur. Vogelgesänge mischen sich mit den Stücken von Strauss, Schubert, Vivaldi und einigen mehr. Théâtre Croisette, 16.30 Uhr. www.orchestre-cannes.com 4. – 8. DEZEMbER AIX-EN-PROVENCE Kurzfilmfestival «Tous courts» besucher können sich zur 36. Auflage auf viele internationale Kurzfilme freuen. 8-10 Rue des Allumettes. www.festivaltouscourts.com 8. DEZEMbER AIX-EN-PROVENCE Klassik-Konzert Das Orchestre de Cannes trägt Stücke von Korngold, Grieg und Rossini vor. Auditorium Campra, Conservatoire Darius Milhaud, 20.30 Uhr. www.orchestre-cannes.com 9. DEZEMbER VAllAURIS Oldtimertreffen Autos und Zweiräder. Théâtre de la Mer, Avenue des Frères Roustan. 8 – 12 Uhr. www.vallauris-golfe-juan.fr 12. DEZEMbER NIZZA Ballett: Anna Karenina Das boris Eifmann-ballett führt die tragische Geschichte aus der Feder von Leo Tolstoï auf. Acropolis, 20 Uhr. www.sean-acropolis.com 14. DEZEMbER AUBAGNE «l’Arlésienne» benjamin Levy bringt mit dem Orchestre de Cannes die Musik von bizet zum Stück l’Arlésienne auf die bühne. Centre des Congrès, 20.30 Uhr. www.orchestre-cannes.com SAINT-JEAN-CAP-FERRAT Christmas Show Weihnachtslieder und britische Christmas Carols; Champagner in der Konzertpause. Konzert, Champagner, besichtigung & Dîner 150 € pro Person. Ohne Essen 90 Euro. Villa Ephrussi. www.villa-ephrussi.com
19. DEZEMbER NIZZA «Noëls du monde» Kurz vor Weihnachten will sich der Kinderchor der Oper von Nizza unter der Leitung von Philippe Négrel in die Herzen der Zuschauer singen. www.opera-nice.org 29. DEZEMbER – 1. JANUAR CANNES Crazy Horse Das berühmte Pariser Cabaret mit seiner Show «Forever Crazy» (Version 2018) zu Gast in der Festivalstadt. Fünf Vorstellungen im Palais des Festivals, Théâtre Debussy, verschiedene Uhrzeiten. palaisdesfestivals.com 30. DEZEMbER CANNES 30 Jahre «Sympho New» «Sympho New», die Akademie des Orchestre de Cannes, feiert ihr 30-jähriges bestehen. Zu diesem Anlass mischen sich ehemalige Akademieschüler aus aller Welt unter das Orchester. Théâtre Croisette, 20.30 Uhr. www.orchestre-cannes.com 1. JANUAR NIZZA Neujahrskonzert Mit klassischer Musik ins neue Jahr, unter anderem mit «boléro» und «Der Nussknacker». 11 Uhr, Opéra Nice. www.opera-nice.org 6. JANUAR NIZZA Ballett: Der Nussknacker Passend zu Weihnachten führen das Nationalballett und -orchester Russlands den «Nussknacker» auf. 16 Uhr, Acropolis. www.sean-acropolis.com
Ausstellungen 17. – 25. NOVEMbER MENTON Photomenton 110 Fotografen zeigen auf 1500 Quadratmetern Ausstellungsfläche ihre Werke. Palais d’Europe. www.photomenton.com bIS 14. JUNI CANNES Kindheit in Cannes Unter dem Titel «Enfance cannoise, quelle histoire?» De l’an pèbre à nos jours» öffnet die Stadt die Archives Municipales. Im Fokus steht der Wandel der Kindheit seit dem 18. Jahrhundert. Durch Dokumente und Objekte aller Art wird übermittelt, wie Kinder früher gelebt haben, wie es um ihre Gesundheit stand und welche Pflichten und Rechte sie hatten. www.cannes.com
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Monaco Veranstaltungen 4. NOVEMbER «les Maîtres du Classicisme» Unter der Leitung von Gábor TakácsNagy interpretiert Andreas Ottensamer vom Philharmonischen Orchester berlin Stücke von Mozart und Haydn an der Klarinette. Salle Garnier, 11 und 15 Uhr. +377 98 06 28 28 6. NOVEMbER Intime Orchestermomente Im Troparium des Auditorium Rainier III kann man den jungen Musikern des Orchestre Philharmonique de MonteCarlo ganz nahe kommen. 18.30 Uhr. +377 98 06 28 28 7. + 8. NOVEMbER International Clubbing Show Messe rund ums Nachtleben. Mit internationalem DJ-Festival. Grimaldi Forum. www.mics.mc 8. NOVEMbER Vortrag Pierre Rabhi lädt zur Diskussion ein. Der französische Schriftsteller gilt als Verfechter einer Gesellschaft, in der die Menschen die Natur und ihre Mitmenschen respektieren. Espace Léo Ferré, 19.30 Uhr. www.francebillet.com 10. – 18. NOVEMbER «No Finish line» Möglichst viele Kilometer sollen bei der 19. Ausgabe von «No Finish Line» auf dem 1,4-km-Parcous in Fontvieille zusammenkommen. Am 10. ab 14 Uhr. Startgebühr: 12 Euro (siehe Seite 42). www.childrenandfuture.com 13. NOVEMbER – 2. DEZEMbER Jazz Festival U.a. mit Gregory Porter (13.11.), Denis Matsuev (18.11.) und John McLaughlin (28.11.). Die Konzerte finden jeweils um 20.30 Uhr in der Opéra de Monte-Carlo im Saal Garnier statt (siehe Seite 42). www.opera.mc
and other people». 150 Starköche laden zu live-cooking, Konferenzen und Vorträgen ins Grimaldi Forum ein. Der 3Tages-Pass für das Event ist bei Online-buchung vor dem 24.11. für 60 Euro erhältlich, danach für 90 € www.chefsworldsummit.com 7. – 9. DEZEMbER Braderie Großer Schlussverkauf der Händler Monacos. Zirkuszelt in Fontvieille. +377 93 50 59 66 7. – 9. DEZEMbER «Sportsboat Winter Series» Skipper aus ganz Europa gehen an den Start, um an Regatten unterschiedlicher Schwierigkeiten teilzunehmen und sich auf den Sommer vorzubereiten. www.yacht-club-monaco.mc 8. – 16. DEZEMbER Monaco Dance Forum Opéra de Monte-Carlo, Grimaldi Forum, Salle des Variétés www.balletsdemontecarlo.com 16. DEZEMbER «En attendant le Père Noël» Das Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo versetzt das Publikum mit Harfe, Flöte und Klarinette in Weihnachtsstimmung. Stücke von Debussy und Ravel stehen auf dem Programm. Auditorium Rainier III, 15 Uhr. www.opmc.mc 23. DEZEMbER Weihnachtskonzert Das Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo lädt zu «Noël baroque à Venise». Der Eintritt ist frei, die Plätze begrenzt. Église Saint-Charles, 16 Uhr. www.opmc.mc 30. DEZEMbER Konzert zum Jahresende Christian Arming lässt das Jahr gemeinsam mit dem Philharmonischen Orchester schwungvoll ausklingen. Auditorium Rainier III, 18 Uhr. www.opmc.mc
Ausstellungen
18. NOVEMbER Feuerwerk Anlässlich des monegassischen Nationalfeiertags am 19. November organisiert die Stadtverwaltung ein Feuerwerk. Port de Monaco, 20 Uhr. www.ports-monaco.com
bIS 28. NOVEMbER Experimentelle Kunst Künstlerisches Aufeinandertreffen: Die deutsche Künstlerin Judas Companion (Jasmin Reif) und die Italienerin Marta Pierobon organisieren eine Art Kurzschluss über Instagram. www.lentrepot-monaco.com
25. – 27. NOVEMbER Chefs World Summit Das Gipfeltreffen der Meisterköche geht in die dritte Runde: Das dreitägige «Chefs World Summit» spezialisiert sich dieses Jahr auf das Engagement der Spitzenköche für «planet, employment
bIS 6. JANUAR «la Promesse du Bonheur» Werke von Tom Wesselmann Nouveau Musée National - Villa Paloma, von 10 bis 18 Uhr. +377 98 98 48 60
Italien Veranstaltungen 3. NOVEMbER – 22. DEZEMbER GENUA Führungen Monumentalfriedhof Staglieno. Jeden Sonntag um 10, 11.30 und 15 Uhr. Treffpunkt: Statua della Fede, Haupteingang. cimitero-di-staglieno 5., 19. & 26. NOVEMbER 3.,10. & 17. DEZEMbER GENUA GOG-Kammerkonzerte Mit hochkarätigen Musikern (am 3.12. z.b. Maurizio Pollini). Giovine Orchestra Genova im Teatro Carlo Felice. 21 Uhr. gog.it 8. – 10. NOVEMbER GENUA «Electropark Festival» Festival der elektronischen und WorldMusik im ungewöhnlichen, historischen Ambiente des Stadtteils Pré! www.electropark.it 9. – 11. NOVEMbER IMPERIA «OliOliva» Fest des neuen Olivenöls: Infos, Markt, Gastronomie, betriebsbesichtigungen, etc. Innenstadt Oneglia, Olivenmuseum und Hinterland. Ganztägig. promimperia.it 10. & 16. NOVEMbER, 14. DEZEMbER GENUA Konzerte Sinfonieorchester des Teatro Carlo Felice mit namhaften Solisten. Teatro Carlo Felice. 20.30 Uhr. carlofelicegenova.it 16. – 18. NOVEMbER GENUA «Esposizione Internazionale Canina - liguria Dog Show» Alle traditionellen ligurischen Rassehunde-Ausstellungen unter einem Dach! Messegelände. esposizone-internazionale-canina 18. – 24. NOVEMbER SANREMO «Sanremo International Guitar Festival & Competition» Konzerte in Zusammenarbeit mit dem Sinfonieorchester Sanremo. Teatro dell’Opera im Spielkasino. 17 Uhr. sinfonicasanremo.it 24. NOVEMbER & 9. DEZEMbER SAVONA Konzerte Teatro Chiabrera. Piazza Diaz 2., 21 Uhr teatrochiabrera.it/3531
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25. NOVEMbER & 30. DEZEMbER DOlCEACQUA «Terra dei Doria» Führung durch den Ort und die Doriaburg mit anschließender RosseseWeinprobe. Parallel dazu findet in Dolceacqua ein bio- und Antiquitätenmarkt statt. Treffpunkt: vor dem Tourismusbüro. 15 Uhr. Anmeldung Pflicht: 0184 229507. cooperativa-omnia.com 2. bIS 15. DEZEMbER GENUA «Aida» Oper von G. Verdi. Teatro Carlo Felice. Um 19 (2.12.), 20 (4. und 5.12.) oder 15.30 Uhr (9., 15. und 16.12.). carlofelicegenova.it 9. DEZEMbER SANREMO «Sanremo Marathon 2018» Marathon, 10 km und Family Run. Radwanderweg am Meer. Ganztägig. sanremo-marathon-2018.html 14. – 23. DEZEMbER GENUA «Natalidea» Großer Weihnachtsmarkt mit Gastronomie und Unterhaltungsprogramm. Messegelände, Halle b. Täglich 10-18.30 Uhr. www.natalidea.it 20. – 23. DEZEMbER GENUA «Der Nussknacker» ballett von P. I. Tschaikowsky. Teatro Carlo Felice 20 Uhr (20., 21. und 22.12.) und/oder 15.30 Uhr (21., 22. und 23.12.). carlofelicegenova.it 26. DEZEMbER – 6. JANUAR 2019 GENUA 18. «Circimnavigandum» Theater- und Zirkusfestival. Altstadt, Porto Antico und Zirkuszelt Area Mandraccio. Programm unter sarabanda-associazione.it
Ausstellungen bIS 24. FEbRUAR GENUA «Fulvio Roiter. Fotografie 19482007» Etwa 150 Aufnahmen des bekannten Venezianers. Palazzo Ducale, Loggia degli Abati. Dienstags bis sonntags 1019 Uhr. bIS 3. MÄRZ GENUA «Da Monet a Bacon – Capolavori della Johannesburg Art Gallery» Etwa 50 Werke aus dem bestand des südafrikanischen Museums, darunter auch einige afrikanische Künstler. Palazzo Ducale. Dienstags bis sonntags 10-19 Uhr. NOVEMBER / DEZEMBER 2018
SPECIAL Streifzug durch die Kunstszene des Südens
WIRTSCHAFT Deutsche Unternehmen setzen auf Frankreich
MONACO Flächendeckendes 5G-Netz fürs Fürstentum
GESCHICHTE Auf jüdischen Spuren in der Provence
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WEIHNACHTEN
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Es weihnachtet sehr … Festliche Events an der Riviera – eine Auswahl ANTIBES
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Weihnachtliches. 30.11. bis 2.12. Auftakt in Juan-les-Pins im Rahmen des Salon du Chocolat (Palais des Congrès). 7.12. Lichter und Paraden im Pinède. Großer Weihnachtsmarkt (Esplanade du Pré aux Pêcheurs und Place Nationale) vom 15.12. bis 6.1.
Weihnachtsmarkt und beginn der Krippen-Ausstellung. 16.12. & 23.12., 9 bis 18 Uhr. Dorfplatz (Place Honoré barralis)
ASPREMONT Weihnachtsmarkt. 1.12., von 9 bis 17.30 Uhr. Salle Honoré Trastour
BARGEMON Weihnachtsmarkt. 9.12., 10 bis 18 Uhr. Place St. Etienne (Zelt)
CAGNES-SUR-MER Weihnachtsmarkt. 15. bis 24.12. Place de Gaulle
CANNES Weihnachtsmarkt. 1.12 bis 6.1. Allée de la Liberté
CHATEAUNEUF-VIllEVIEIllE Weihnachtsmarkt zugunsten des Téléthon. 17.12., von 9 bis 18 Uhr. Rathausplatz
COARAZE Weihnachtsmarkt. 25.11, ab 10 Uhr. Route du Col Saint-Roch
DRAGUIGNAN Weihnachtsmarkt. 2.12., von 9 bis 19 Uhr. Weihnachtlicher Kunsthandwerksmarkt, Marktplatz in der Altstadt
FlAYOSC Weihnachtsmarkt. 2.12., von 10 bis 18 Uhr. Place de la République
GATTIÈRES Weihnachtsmarkt. 8.+9.12., jeweils von 9 bis 17 Uhr. Im Dorf
GRASSE Weihnachtsmarkt. 1. + 2.12, jeweils 10 bis 20 Uhr. Vor der Mairie Annexe von Saint-Antoine
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MANDElIEU-lA-NAPOUlE
SAINT-RAPHAEl
TOUET-SUR-VAR
Dänischer Weihnachtsmarkt. 24. & 25. November. Auf eine lange Tradition blickt dieser von der dänischen Kirchengemeinde ausgerichtete Markt mit Geschenkideen, nordischer Deko und typischen kulinarischen Spezialitäten (darunter heißer «Glögg») zurück. Golf Park Hotel, 780 Avenue de la Mer www.danishchristmas.org
Weihnachtsmarkt. 9. bis 31.12., täglich von 10.30 bis 20 Uhr, gelegentlich abends länger. Promenade de Lattre de Tassigny
Weihnachtsmarkt. 2.12., von 9 bis 18 Uhr. Dorfplatz
MONACO Weihnachtsdorf. 7.12. bis 6.1., täglich von 11 bis 21 Uhr, freitags und samstags bis 22 Uhr. Regionale Spezialitäten, Schlittschuhbahn und bunte Animationen entführen Klein und Groß in eine Märchenwelt. Port Hercule
TOURRETTE-lEVENS
SAINT-TROPEZ
Weihnachtsmarkt. 24. + 25.11., 9 bis 18 Uhr. Salle des fêtes (im Dorf)
Weihnachtsmarkt. 7.12. bis 7.1., mit weihnachtlicher beleuchtung, Ankunft des Weihnachtsmannes übers Meer, Eislauffläche, Weihnachtskonzerten, Krippe und vielem mehr. Place des Lices und Dorf www.sainttropeztourisme.com
Weihnachtsmarkt. 22. bis 24.12. Drei Tage lang wird es festlich in der hübschen Altstadt von Valbonne. Mit Musik, Animationen für Kinder & provenzalischem Markt. www.valbonne.fr
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MOUANS-SARTOUX krippenfiguren-Markt. 9.11. bis 24.12., täglich von 14 bis 18 Uhr. Wichtigster und ältester Markt für Santons in den Alpes-Maritimes. 21 provenzalische Hersteller präsentieren Figuren aller Größen, Accessoires für Krippen etc. Médiathèque La Strada, Eintritt frei. Weihnachtsmarkt. 2.12., 9 bis 18 Uhr. Avenue de Cannes
NIZZA Weihnachtsdorf. 1. bis 13.12., täglich 11 bis 20 Uhr (freitags und samstags bis 21 Uhr). Zu Weihnachten zeigt sich Nizza von seiner schönsten Seite. Weihnachtsmarkt, Animationen für Groß und Klein, Cabanes à sucre… Place Masséna und Jardin Albert 1er Weihnachtskrippe. 24. Dezember-2. Februar, Ausstellung einer großen Krippe des Hauses Fouque in Aixen-Provence in der Kirche Sainte-Rita in Nizza. Eintritt frei
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PEYMEINADE
Weihnachtsmarkt. 1.12., von 10 bis 18 Uhr. Mehrzwecksaal, Avenue de l’Hôtel de Ville
Weihnachtsdorf mit buntem Programm. 8. + 9.12., jeweils von 10 bis 18 Uhr. Im Zentrum NOVEMBER / DEZEMBER 2018
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BlICKPUNKT
Der Groom Aus dem Leben eines Anästhesisten in Südfrankreich Von BertraM Diehl
iens, halt' mal, sagt die Tochter. Sie ist immer eine der ersten mit ihrem Pferd auf dem Parkplatz, obwohl es typischerweise als letztes in den Lastwagen klettert. Ich soll es jetzt halten. Warum denn ich? – Qui d’autre, wer denn sonst? Ich bin der Tochter palefrenier, der Pferdeknecht, der Stallbursche. Unter dem begleitpersonal, mit selbstironischer Konnotation, nennen wir uns lieber groom. Klingt ein bisschen sympathischer als palefrenier. Groom ist einer der zahlreichen französischen Anglizismen – weekend, parking, check-list – und gilt als reimportiert. Soll seine Ursprünge seinerseits aus dem Französischen, gromet, Hausangestellter, haben. Die bedeutung «bräutigam» hat das Wort als Anglizismus nicht ins Französische mitgebracht. Als Pferdeknecht steht mir eine eigene Meinung oder gar Widerspruch nicht wirklich zu. Ich darf das Pferd halten. Ohne groom geht gar nichts. Gerne aber unauffällig und vor allem bitte nicht so peinlich, wie Eltern eben manchmal sind. Keine Küsschen, keine Kosenamen. Die Pferdeknechte spielen brav mit. Unauffällig und vor allem nicht peinlich. Halten das Pferd, zurren den Sattelgurt, kontrollieren die Steigbügel. Striegeln das Fell, kratzen den Mist aus den Hufen. Tragen Wassereimer, fegen Pferdeäpfel. Warten auf Anweisungen, sprechen Mut zu, halten Taschentücher bereit. Fiebern mit den Töchtern, vor jedem Hindernis wieder, applaudieren. Manchmal gibt’s am Ende eine Medaille, einen Pokal. Gutscheine, Ehrenrunden. Das Turnier beginnt um acht Uhr. Elf Hindernisse, eher schwierig, sagen fachsimpelnd die grooms. Die Tochter sagt pff, si tu le connais, tout parcours est facile, wenn du ihn kennst, ist jeder Parcours einfach. Über siebzig Reiter und vor allem Reiterinnen, ebenso viele Tiere und Pferdeknechte. Ein paar Trainer. Die Mädchen sagen coach. Noch so ein Anglizismus. Coaches erkennt man am stimmgewaltigen Auftritt, sogar der coach meiner Tochter, die zierliche Gaëlle, kann erstaunlich stimmgewaltig. Sie überwacht das Warmreiten und gibt während des Parcours lautstark Anweisungen. Allez, ma
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puce! Schneller, mein Floh! Coach ist ganz einfach; zwei, drei Kommandos reichen. Alle 15 Sekunden Regarde où tu vas, ma chérie! Schau, wo du hinwillst, mein Schatz! Wenn ich puce oder chérie sagen würde, wäre das peinlich, über alle Maßen peinlich. Mais, Papa! Arrête de me faire la honte! Gaëlle allein darf das. Gaëlle ist auf dem Platz das Maß aller Dinge. Nicht nur auf dem Platz. Die Tochter tritt für 55 Zentimeter an. Holt den zweiten Platz. Très bien, ma choupinette, sagt Gaëlle, sehr gut, mein Schnuckilein. Die grooms applaudieren und nicken beifällig. Das Pony der Freundin reißt einen balken am letzten Hindernis. bestzeit, aber eben vier Strafpunkte für den gerissenen balken. Keine Chance auf Medaille und Ehrenrunde. Putain de bordel de merde, fais chier! Papa nimmt die Performance seiner Tochter sehr ernst, macht seiner Enttäuschung mit einem hässlichen Fluch Luft, Mama reicht der Tochter ein Taschentuch für die Tränen. Die anderen grooms nuscheln dommage, schade, gucken betroffen. Im 70Zentimeter-Durchgang übersieht meine Tochter ein Hindernis. Mais où tu vas, ma puce, ruft Gaëlle noch, leider zu spät. Auch keine Medaille. Die grooms gucken betroffen, nuscheln il y en a pire. Meine Tochter braucht kein Taschentuch. Il y en a pire, sagt sie, es gibt Schlimmeres. Für die Siegerin gibt’s eine Pferdedecke. Schwarz mit weißer borte. Mit eingesticktem Emblem des Herstellers und Strassbesatz. Reitermädchen stehen auf Strass. Das schnödeste Zubehör vom Steigbügel bis zum Zaumzeug gibt es auch mit Strass. Und Ton in Ton von den Handschuhen bis zu den Stiefeln. Das Pony-Umfeld ist so ein bisschen wie barbie für größere Mädchen. Die Pferdedecke hätte meiner Tochter gefallen. beim nächsten Mal lässt du dich besser nicht beim Versuch erwischen, eine Abkürzung zu nehmen. – Je t'ai pas demandé ton avis, ich habe dich nicht nach deiner Meinung gefragt. Ich hatte vergessen: Eine eigene Meinung oder gar Widerspruch steht dem groom nicht zu.
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IMMOBIlIENAGENTUR lUD NACH SAINTJEAN-CAP-FERRAT Zu einem Luxus-Lifestyle-Abend rund um exklusive Immobilien, Yachting, Design und Sammler-Wagen hat die Immobilienagentur Engel & Völkers Côte d’Azur kürzlich auf ein Anwesen in Saint-Jean-Cap-Ferrat geladen. bei dem Cross-Marketing-Event des Immobilien- und des Yachting-Zweigs trafen Akteure der Luxus-Lifestyle-Welt auf potentielle Kunden. Für Prestige-Objekte als Zweitwohnsitz bleibe die Côte d’Azur führend am Markt, erklärt Engel & Völkers. Deswegen sei das deutsche Franchising-Unternehmen gleich mit drei Agenturen in der Region vertreten: Cannes, Saint-Jean-Cap-Ferrat und Saint-Tropez. Allein im ersten Halbjahr 2018 habe man den Umsatz um 116 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigern können. Der Abend in Saint-Jean-Cap-Ferrat spielte sich auf einem aktuell für 20 Millionen Euro zum Verkauf stehenden Anwesen ab: 760 Quadratmeter Wohnraum mit einem Grundstück von über 2000 Quadratmetern mit direktem Zugang zum Meer. Im beisein von E & V-Frankreich-Chef David Scheffler und dessen Kollegin aus dem bereich Yachting, Anissa Mediouni, konnte neben der für die Gelegenheit mit Kunst- und Design-Objekten bestückten Villa auch eine in der bucht von Villefranche-sur-Mer vor Anker liegende, ebenfalls zum Verkauf angebotene Luxusyacht besichtigt werden.
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DS Automobiles
neuer showroom in antibes
Neuer Bentley Bentayga
or wenigen Monaten hat in Antibes der erste DS Store der Alpes-Maritimes eröffnet. DS Automobiles ist die Premiummarke des französischen Automobilkonzerns Groupe PSA. Frédéric Wehbe berät seine Kunden in einem modernen 380-Quadratmeter-Showroom. Sechs Modelle der eleganten Marke sind hier ausgestellt: DS3, DS3 Cabrio, DS4, DS4 Crossback, DS5 und der neue, charismatische SUV DS7 Crossback mit innovativer Technologie (u.a. autonomes Fahren, DS Night Vision zur besseren Sicht bei Nacht). 2019 kommt mit dem DS3 Crossback E-Tense unter anderem ein Elektro-Wagen auf den Markt. Ds store antibes – 1945 route de Grasse
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noch mehr power
UV – seit einiger Zeit auch von bentley. Der neueste bentley bentayga V8, der kürzlich in Saint-Tropez am Rande der Riva Trophy stilgerecht einen ersten Auftritt feierte, hebt Luxus auf einen neuen, ultrasportlichen Level: Von null auf hundert in 4,5 Sekunden und dank seines 4,0-Liter-V8-Ottomotors mit Doppelturboaufladung der kraftvollste auf dem SUV-Markt, allradangetrieben, mit handgearbeitetem, mit Metall und Leder abgesetztem Holzinterieur. Ob Schnee, Sand oder offroad: Der Wagen ist nicht nur ein Alleskönner, sondern wegen des intelligenten Stabilisie-
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rungssystems bentley Dynamic Ride dabei auch extrem sicher. bei einer Probefahrt rund um Saint-Tropez konnte RZ-Mitarbeiterin Dominique Freulon sich von den Qualitäten des Luxus-Giganten überzeugen, ohne dabei die Power des Gefährts vollständig auszureizen. «Die Fahrt war beeindruckend. Trotz seines Gewichts lässt sich der Wagen leicht steuern und flog beinahe die engen, kurvigen Straßen nach Ramatuelle hinauf. Eigentlich bin ich eine vorsichtige Fahrerin, aber der bentley riss mich zu einem sportlichen Trip hin. Was für ein Spaß!»
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Prozess mit Knalleffekt
Schwiegersohn beauftragte Mord an Hélène Pastor as viele vermuteten, bestätigte der Anwalt von Wojciech Janowski, 69, am 16. Oktober plötzlich vor Gericht in Aix-en-Provence: Der Schwiegersohn der monegassischen Immobilienerbin Hélène Pastor hat den Mordanschlag, der im Mai 2014 in Nizza auf sie verübt wurde, in Auftrag gegeben. Insgesamt zehn Personen waren in den Komplott verwickelt. bei Prozessauftakt hatte der ehemalige polnische Honorarkonsul in Monaco noch seine Unschuld beteuert. Nun wurden Janowski sowie zwei weitere Täter zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Sein ehemaliger Sporttrainer, Pascal Dauriac, hatte sofort auf schuldig plädiert und geht für 30 Jahre hinter Gitter. Pastors Sohn Gildo Pallanca-Pastor, der dem gesamten Prozess beigewohnt hatte, drückte gegenüber dem regionalen Fernsehsender France 3 seine Genugtuung bezüglich des Urteils aus. befragt nach Janowskis Entschei-
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dung, in berufung zu gehen, zuckte er lakonisch mit den Schultern und sagte: «Da wird er nur weitere Lügen auftischen.» Aus Sicht der Anklage war Geldgier das Motiv für den Mord. Janowski, der angeblich finanziell am Abgrund stand, soll auf das Erbe seiner Lebensgefährtin, Hélène Pastors Tochter Sylvia, spekuliert haben. Im Mai 2014 waren die 77-jährige Milliardärin und ihr Chauffeur Mohamed Darwich in Nizza von Kugeln durchsiebt und lebensgefährlich verletzt worden. Sie starben einige Tage später. Die zwei Täter hatten Pastor vor dem Krankenhaus abgefangen, wo sie ihren Sohn besuchte, der dort nach einem Schlaganfall eingeliefert worden war. Die Ermittler identifizierten überraschend schnell die beiden Tatverdächtigen mit Videoaufnahmen aus Überwachungskameras, Mobiltelefon-Daten und DNA-Spuren auf dem Duschgel in einem Hotelzimmer in der Nähe des bahnhofs von Nizza. Die Familie Pastor, deren Vorfahren Anfang des
20 JAHRE ERFAHRUNG
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lebenslänglich für Wojciech Janowski © D.R.
20. Jahrhunderts mittellos aus dem benachbarten Ligurien zu Fuß nach Monaco gekommen waren, hat durch Immobiliengeschäfte ein gigantisches Vermögen in Monaco angehäuft. Nach dem Tod des Patriarchen Gildo Pastor 1990 erbten dessen Kinder Hélène und ihre inzwischen ebenfalls gestorbenen brüder Victor und Michel das Vermögen, das laut FAZ auf bis zu 20 Milliarden Euro geschätzt wird. Ph
Autobahn A8
höchstgeschwinDigkeit auF 90 km/h gesenkt ur noch 90 km/h: Auf einem vier Kilometer langen Teilstück der Autobahn A8 im Departement Alpes-Maritimes ist die Höchstgeschwindigkeit seit dem 1. Oktober um 20 km/h gesenkt. Aber keine Angst – der Zeitverlust für vorschriftsmäßig fahrende Verkehrsteilnehmer beträgt gerade mal eine halbe Minute auf der betroffenen Strecke zwischen Cagnes-sur-Mer und Saint-Laurent-du Var. Gleich vier Gründe gebe es für die in der bevölkerung umstrittene Entscheidung, so der Präfekt des Departements: eine höhere Sicherheit für die Nutzer, flüssigerer Verkehr, dadurch weniger Stau, und schließlich weniger Luftverschmutzung und Lärm für die Anrainer.
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Baubeginn für Ikea
im oktober ging’s enDLich Los s war ein langer Weg, doch nun haben die bauarbeiten für die erste Ikea-Filiale an der Côte d’Azur begonnen: Ende Oktober wurde der Grundstein in Nizzas Plaine du Var hinter dem Stadion Allianz Riviera gelegt. Auf einer Fläche von 32 000 Quadratmetern will Ikea künftig seine Möbel im «Eco-Vallée» in Saint-Isidore verkaufen. Ende 2020, spätestens Anfang 2021, soll die Filiale eröffnet werden. Seit September 2006 verfolgt Ikea den Plan, eine Filiale an der Côte d’Azur zu eröffnen. Zuletzt hatte sich der Start der bauarbeiten durch eine Klage der association «En toute franchise», die sich für Geschäftsinhaber einsetzt, verschoben. Die Klage wurde im April vom Verwaltungsgericht in Marseille zurückgewiesen.
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Oktoberfest zum Jubiläum
30 Jahre Deutsche abteiLung am civ
VERSICHERUNG IST VERTRAUENSSACHE
rZ-Mitarbeiterin ira söhnge (l.) und jede Menge weitere eltern, deren kind(er) das ciV besuchen, feierten im eco-parc Mougins © AS
it 22 Schülern wurde vor genau 30 Jahren die deutsche Abteilung am Centre Internationale de Valbonne (CIV), einer der begehrtesten internationalen Schulen Südfrankreichs, gegründet. Die aus Collège und Lycée bestehende öffentliche Schule im Technologiepark Sophia-Antipolis ist durchgehend auf Zweisprachigkeit ausgerichtet und wendet sich gezielt (wenn auch nicht ausschließlich) an Schüler ausländischer Eltern, die etwa aus beruflichen Gründen an die Côte d’Azur kommen. basis-Unterrichtssprache ist Französisch, dazu wählt jeder Schüler eine Fremdsprache, in der er ausführlich – inklusive Erdkunde und Geschichte – bis zum baccalauréat unterrichtet wird. Die Schüler legen schließlich in der Regel ein internationales Abitur – OIb (option internationale du baccalauréat) inklusive vollwertigem deutschem Abitur – ab. Neben der deutschen Abteilung am CIV gibt es auch eine englische, spanische, italienische und chinesische Abteilung. Eine besonderheit der deutschen Abteilung ist, dass der deutsche Staat – im Gegensatz zu anderen Ländern – die deutschsprachigen Lehrer (mit deutschem Staatsexamen) in Südfrankreich nicht finanziell unterstützt. Sie allein aber haben die befugnis, Prüfungen für das deutsche Abitur abzunehmen. Um genug muttersprachliche Deutschlehrer für im Schnitt 30 Schüler pro Jahrgang zur Verfügung zu haben, kommen die Eltern für das Gehalt derjenigen Lehrer auf, die keinen entsprechenden französischen Hochschulabschluss haben und daher nicht von der französischen Schulbehörde (Education Nationale) angestellt werden können. Klingt kompliziert? Ist es auch. ein kleiner rückblick: 1988 drücken die ersten Schüler in der neu gegründeten deutschen Abteilung die Schulbank – 17 in der Seconde (erstes Schuljahr am Lycée, vergleichbar mit der deutschen Oberstufe) und fünf in der Sixième, der 6. Klasse (erste Klasse im Collège). Jahr für Jahr wächst die Abteilung daraufhin. 1989 sind es 41 Schüler, ein Jahr später 58, dann 80 und 1992 bereits 119. Heute ist diese Zahl konstant fast doppelt so groß: Seit mittlerweile diversen Jahren sind in der deutschen Abteilung sämtliche Klassenstufen mit bis zu 30 Schülern pro Jahrgang belegt – unterteilt jeweils nach Leistungsstand im Deutschen in A- und bGruppen. Im Jahr 2004 konnten die Abiturienten erstmals sämtliche Abiturprüfungen vor Ort ablegen; zuvor mussten sie für die mündliche Deutschprüfung bis in die Pariser Region fahren. bereits 1994 wurde die APEG gegründet, der Elternverein der deutschsprachigen Abteilung, der sich vornehmlich um die Auswahl, Anstellung und bezahlung der Deutschlehrer kümmert. Aber auch deutsche Feste und Kultur sind dem Verein ein Anliegen, ebenso wie das Vernetzen der Eltern untereinander durch regelmäßige Treffen etwa zum morgendlichen Kaffeeklatsch. Das 30-jährige bestehen der deutschen Abteilung am CIV wurde nun Ende Oktober entsprechend zünftig mit einem Frühschoppen beim Oktoberfest in Mougins gefeiert: Eltern und Kinder genossen unter traumhafter Herbstsonne gesellige Stunden bei bier, brezeln und deutsch-französischem Sprachgewirr. www.apeg.eu - www.civfrance.com
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