Editorial
Weit hinten, hinter den Wortbergen, fern der Länder Vokalien und Konsonantien leben die Blindtexte. Abgeschieden wohnen Sie in Buchstabhausen an der Küste des Semantik, eines großen Sprachozeans. Ein kleines Bächlein namens Duden fließt durch ihren Ort und versorgt sie mit den nötigen Regelialien. Es ist ein paradiesmatisches Land, in dem einem gebratene Satzteile in den Mund fliegen. Nicht einmal von der allmächtigen Interpunktion werden die Blindtexte beherrscht – ein geradezu unorthographisches Leben. Eines Tages aber beschloß eine kleine Zeile Blindtext, ihr Name war Lorem Ipsum, hinaus zu gehen in die weite Grammatik. Der große Oxmox riet
ihr davon ab, da es dort wimmele von bösen Kommata, wilden Fragezeichen und hinterhältigen Semikoli, doch das Blindtextchen ließ sich nicht beirren. Es packte seine sieben Versalien, schob sich sein Initial in den Gürtel und machte sich auf den Weg. Als es die ersten Hügel des Kursivgebirges erklommen hatte, warf es einen letzten Blick zurück auf die Skyline seiner Heimatstadt Buchstabhausen, die Headline von Alphabetdorf und die Subline seiner eigenen Straße.
Max Fischer Max Fischer Chefredakteur bei Skuril
Nr.5 5
Contents of Issue Politik|Seite 5
Religion|Seite 5
Impressum|Seite 5
Wirtschaft|Seite 7
Musik|Seite 5
Ausblick|Seite 5
Kultur|Seite 9
Sport|Seite 5
Lyrik|Seite 11
Film|Seite 5
Rebellen in Burma
Das Ende einer W채hrung?
Ein Wasserbett f체r Tote
Das Ende C. Morgenstern
Rebellen in Burma
Rebellen in Burma
Rebellen in Burma
Rebellen in Burma
Rebellen in Burma
Rebellen in Burma
Wenn Ideale zu Kompromissen werden.
I
n den Bergen zwischen Thailand und Burma kämpfen seit sechs Jahrzehnten Rebellen des KarenBergvolks gegen das burmesische Militärregime. Doch sie haben kaum eine Chance - ihnen fehlen Waffen und internationale Unterstützung.
Mae Sot - Heiß ist es und feucht, selbst den Dschungelkämpfern mit den abgetragenen olivgrünen Uniformen rinnt der Schweiß übers Gesicht. Sie haben in einem Maisfeld Schutz gesucht, das noch nicht abgeerntet ist. Gerade hat einer ihrer Leute über Funk gemeldet, dass eine thailändische Armeepatrouille im Anzug ist, und jetzt kauert der ganze Tross im Mais und hält den Atem an. Wie hier in der Nähe der siamesischen Stadt Mae Sot führen überall geheime Wege durch das Grenzgebiet von Thailand nach Burma. Es sind Nachschubwege der Rebellen, Schmuggelrouten, Ameisenpfade. Es herrscht Krieg im Osten Burmas, seit 60 Jahren schon. Es ist der Krieg der Karen, eines Bergvolks, das in diesem Grenzgebiet zu Thailand beheimatet ist, gegen die Regierung, die überwiegend aus den Reihen der Burmanen stammt, also aus der dominierenden Volksgruppe der im 50-Millionen-Einwohner-Staat. Geschätzte vier bis sieben Millionen gehören zum Volk der Karen. Es ist auch der Krieg einer Rebellenarmee, die sich
“Karen National Liberation Army” (KNLA) nennt, gegen eine hochparanoide und undemokratische Junta mit einer auf 400.000 Mann hochgerüsteten Armee, die jeden noch so zaghaften Protest im Keim zu ersticken versucht. Es ist auch ein Krieg der Religionen: Die Karen sind überwiegend christlich, während die Burmesen buddhistisch sind. Es ist ein aussichtsloser Kampf, und dennoch ist es ein ewiger Krieg. Zwei Millionen Burmesen sollen vor den Auseinandersetzungen schon nach Thailand, ins Nachbarland, geflüchtet sein. Oberst Ner Dah Mya ist Bataillonskommandant der KNLA, ein etwas pausbäckiger, gutmütig dreinschauender Mann im Kampfanzug. Schon sein Vater, General Saw Bo Mya, hatte sein Leben dem Unabhängigkeitskampf seines Volkes gewidmet. Am 24. Dezember 2006 starb der alte
General, und nun führt der Sohn den Kampf weiter. Doch erstmal hockt er im Maisfeld und wartet auf eine Nachricht der Vorhut. Dann geht es weiter, geduckt und im Laufschritt. Ziel ist eines der unzähligen Dörfer auf der burmesischen Seite. Ner Dah hat hier eine kleine Truppe stationiert, 80 wackere Soldaten, die auf drei Seiten vom Feind umzingelt sind. Hinter dem Maisfeld liegt Thailand, das angesichts der Rebellenaktivitäten offenbar ein Auge zudrückt. Aber so richtig will man sich im Land des Lächelns die Sympathien mit dem Regime in Burma auch nicht verscherzen. Immerhin verfügt der Nachbar über reichlich Erdgasreserven, und daran sind auch die Thais interessiert. Ner Dah pendelt derzeit ständig zwischen den Welten hin und her. Von Mae Sot in Thailand, wo er mit seiner Frau und den Kindern lebt,
hinüber in die Militärcamps auf der anderen Seite. Heute ist er gekommen, um seine Leute in Wehrkunde zu unterweisen. Viele der Männer sind junge Burschen, ihnen baumeln Handgranaten an den Gürteln, und auf der Schulter tragen sie uralte Karabiner. Ihre Familien befinden sich zum großen Teil in den Lagern in Thailand. Über 200.000 Burmesen sollen mittlerweile in solchen Camps leben, und 10.000 Karen sollen bei der Rebellenarmee unter Waffen stehen. “Früher war unser Ziel die totale Unabhängigkeit”, sagt der Kommandeur, “doch davon sind wir bereits abgerückt, jetzt würden wir uns mit einer föderalen Union zufriedengeben”. Und dann schwärmt er von der Demokratie, der Einigkeit seines Karen-Volks, das geschlossen hinter seiner Truppe stehe, der eigenen Fahne und eigenen Sprache und der Heimatverteidigung. Und er erzählt vom “Genozid” der Generäle an seinem Volk und wie “brutal und ausbeuterisch” die Regierung in ihrer Dschungelhauptstadt Nay Pyi Taw ist, dass sie den Namen Karen aus der “Geschichte löschen möchte” und “überwiegend vom Drogenhandel” lebe. Aber haben sie denn eine Chance gegen den übermächtigen Feind? Ner Dah gibt sich zwar siegesgewiss: “Wir stehen kurz vor dem Ziel”, verkündet er etwas großspurig. Doch dann klagt er über einen Mangel an Waffen und internationaler Unterstützung für seine Bewegung, die den militärischen Flügel der Karen National Union darstellt. “Wir müssen alles auf dem Waffenmarkt in Kambodscha zusammenkaufen”, sagt er. Seit Nargis, dem tödlichen Zyklon, der Anfang Mai über das Land here-
inbrach, würden zwar besonders die Kommunisten auf und macht sich auf Amerikaner die Opposition stärker den Heimweg. Zurück durchs Maisfördern. Aber bei den Karen-Rebellen feld. scheint davon nicht allzu viel anzukommen. Die Männer schaufeln Reis und Huhn mit Chili-Sauce in sich hinein, als hätten sie seit einer Woche nichts mehr zu essen bekommen. Die Strategie der Generäle In Burma, diesem tiefreligiösen Buddhaland, sind 135 verschiedene Volksgruppen offiziell registriert. Mit taktischem Geschick verstand es die Regierung, den Aufstand vieler dieser Völker niederzuwerfen oder sie durch territoriale Zugeständnisse dazu zu bewegen, die Waffen zu strecken. Nur noch wenige leisten Widerstand. Die Opposition ist zerstritten. Scheitert der Kampf gegen das unbarmherzige Regime etwa an der Uneinigkeit der verschiedenen Oppositionsgruppen? “Nein, nein”, versichert Ner Dah, “wir unterhalten hervorragende Beziehungen zu allen Gruppen.” Aber dann plaudert er aus, dass die “National League for Democracy” der unter Hausarrest stehenden Friedensnobelpreisträgerin von 1991, Aung Sang Suu Kyi, “überwiegend in Hauptstädten wie Washington und Berlin” herumhänge, die “Democratic Alliance” im Exil in Thailand “nur Blabla” produziere. Für die abtrünnige “Democratic Karen Buddhist Army”, die sich auf die Seite der Regierung geschlagen hat, hat er sowieso nur Verachtung übrig: “Wer sind die denn, bitteschön.” Und langsam wird klar, warum die Karen-Rebellen wohl noch lange auf ihre Freiheit warten müssen. Ner Dah muss jetzt wieder zurück nach drüben. Er legt seine Uniform ab, setzt sich die blaue Schirmmütze mit dem Schriftzug der italienischen
9
Das Ende einer Währung?
W
olle man die EUWährung nicht nachhaltig gefährden, müssten schwache Länder die Eurozone verlassen, sagt Ökonom Dirk Mayer. Wie man mit Griechenland verfährt, ist für den Volkswirt Dirk Meyer der Lackmustest dafür, wie es Europa mit dem Euro hält.
Ist Griechenland ein Testfall für den Bestand der Eurozone? Ja, das ist der erste wesentliche Problemfall, der darüber etwas aussagt, wie die Eurozone überhaupt für eine gemeinsame Währung geeignet ist. Es gibt einige Ökonomen, die mit einem Zerfall der Eurozone rechnen.
Wie schätzen Sie die Lage ein? Es wird dazu führen, dass mittelfristig einzelne Länder aus der Eurozone ausscheiden werden. Es kann sein, dass Griechenland, Italien, Portugal und Spanien, die in eine Kategorie fallen, sich dann zusammenschließen und eine eigene südeuropäische Währung schaffen. Die Alternative wäre, dass ein Land wie Griechenland, das akut in Probleme kommt, mehr oder weniger unfreiwillig aus der Eurozone ,heraus gelobt‘ wird, und es dann eine eigene Währung gibt. Um nicht Spielball der Spekulanten zu werden, könnten die Griechen diese Währung an den Euro anbinden. Griechenland sagt klar, dass man in der Eurozone bleiben will. Erwarten
Sie, dass die anderen Länder trotz der No-bail-out-Klausel (verbietet der EU, Verbindlichkeiten eines Landes zu übernehmen, Anm.) helfen werden? Also formal ist die No-bail-out-Klausel Bestandteil des EU-Vertrags. Aber was passiert, wenn Griechenland ähnlich wie früher Argentinien tatsächlich nicht zahlen kann? Das hat dramatische Auswirkungen auf den Euro selbst, der würde als Schwachwährung eingeschätzt werden. Zum anderen würde es erhebliche Zinsanstiege in der Eurozone geben. Andere Länder wie Italien und Spanien könnten folgen. Das kann sich die Eurozone nicht leisten. Mit anderen Worten, es muss irgendwie geholfen werden. Es gibt zwei Möglichkeiten. Erstens das
Instrument einer Gemeinschaftsanleihe der Euroländer mit gesamtschuldnerischer Haftung für die Länder, die kurz vor der Insolvenz stehen. Das hat zur Folge, dass der Zinssatz für die Anleihe höher liegt. Zweitens wäre es möglich, dass Länder bilateral helfen. Die dritte Möglichkeit, die man aber derzeit ausschließen muss, wären Hilfen des Internationalen Währungsfonds. Das wird die Eurozone aus Gründen des Selbstverständnisses aber nicht zulassen. Die wirtschaftliche Bedeutung Griechenlands für die EU ist nicht sehr groß. Da drängt sich die Frage auf, warum es sich die EU nicht leisten kann, das aufzufangen? Aber wenn man den Griechen jetzt einmal aus der Patsche hilft, hat das Folgewirkungen. Für Griechenland und für andere Länder. Es gibt das Argument, die EU sei eine Schicksalsgemeinschaft, in der müsse man einander helfen. Mein Plädoyer wäre, dass man jenen hilft, die unverschuldet in eine Notlage geraten. Das kann man bei Griechenland nun wirklich nicht behaupten. Wenn diese Politik einreißt, naht das Ende des Euro. Wir stehen also an dem Punkt, wo man entscheiden muss, ob man den Griechen noch einmal hilft, um das politische Projekt Eurozone zu retten. Oder ist die Zeit gekommen, einen Präzedenzfall zu schaffen und zu sagen, solche Ländern gehören nicht in die Eurozone? Die EU sollte ehrlich sein und auf die langfristige Perspektive schauen. Und dann dafür sorgen, dass der Euro neu gestaltet wird. Das bedeutet natürlich einen Gesichtsverlust, weil man sich eingestehen müsste, was schon vor der Einführung diskutiert wurde.
Nämlich die Frage, ob der Euro einen optimalen Währungsraum darstellt. Die muss man ganz klar verneinen. Ob man das öffentlich eingesteht oder ob man das über solche Problemfälle praktisch hinnimmt, muss man entscheiden.
mit dem Euro nicht klarkommen. Die ökonomischen Fakten sind klar. Was wird politisch passieren? Ich gehe davon aus, dass man versuchen wird, das Problem Griechenland intern in den Griff zu bekommen. Aber wenn andere Länder dazukommen, führt mittelfristig an dem SzeWenn man bei Griechenland ein Ex- nario, dass ich skizziert habe, kein empel statuiert und andere Länder Weg vorbei. in ähnliche Situationen geraten, wird die Eurozone aber rasch zur kleinen Kernzone? Ja,. Aber es kann bei geänderter Politik ja auch wieder Aufnahmen in den Euroraum geben. Wenn die Strategie der Eurozone klar ist, wird es Lerneffekte geben. Dann werden auch Länder nicht anklopfen, die nicht fit für die Eurozone sind. Jeder, der eine schwache Währung und Probleme mit Währungsspekulationen hat, trachtet danach, in die Eurozone zu kommen. Das geschieht ja. Dirk Mayer ist Senior Consultant Derzeit gibt es aber keine klaren bei der Experian Deutschland GmbH. Regeln für einen Austritt? Das Unternehmen unterstützt OrEigentlich schon. Ein Austritt wäre ganisationen und Verbraucher darin, durch einen Auflösungsvertrag die Risiken von Geschäfts- und Fimöglich. Zudem sieht das EU-Recht nanzentscheidungen zu steuern und so vor, dass bei schwerwiegenden Verdie Profitabilität der Entscheidungen zu tragsverletzungen ein Ausschluss aus maximieren. der EU möglich ist. Ein andauernder Verstoß gegen Defizitkriterien macht den Euro weich. Es ist nur die Frage, wie hart man die Kriterien auslegt. Die Griechen würden sich einen Ausstieg vermutlich abkaufen lassen. Griechenland will die Dinge allein in Ordnung bringen. Ist das aus Ihrer Sicht realistisch? Ich habe Zweifel daran, dass sie sich selbst helfen können. Ein Hinweis dazu: Nach 1999, als der Euro geschaffen wurde, ist der innereuropäische Handel dieser schwachen Länder zurückgegangen. Das zeigt, dass sie
Ein Wasserbett für Tote
D
ie Friedhofsinsel S.Michele gibt es als solche erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Napoleon befahl aus hygienischen Gründen die Anlage eines Friedhofes außerhalb der eigentlichen Stadt. 1837 wurde der Kanal zur westlich von S.Michele gelegenen Ísola di S.Cristoforo teilweise zugeschüttet (auf der Nordwestseite ist noch ein Stück Kanal vorhanden), die Kirche aus dem 14. Jh. abgerissen und der Friedhof so erweitert. Die Bauarbeiten wurden erst 1870 abgeschlossen. Bis zur Einrichtung des zentralen Friedhofes hier auf den beiden Inseln wurden die Toten neben den Kirchen oder in Gärten beigesetzt. Der ältere Teil des Friedhofs ist nach Bereichen für die verschiedenen Konfession eingeteilt, also auch für Protestanten und Orthodoxe, während die Juden schon seit dem Mittelalter auf dem Lido beigesetzt werden. Eine Erweiterung wurde nach Plänen des englischen Architekten David Chipperfield vorgenommen. Für den Fall der Fälle (es gibt aber noch genügend Platz) hat man vorsorglich mit dem Projekt “Neuer Friedhof” eine Aufschüttung östlich neben S.Michele geschaffen. Die etwa 10 Franziskanermönche des alten Klosters betreuen den Friedhof. Die Vorschrift legt fest, daß auf dem Friedhof nur Veneter beigesetzt werden dürfen, denn der Platz ist begrenzt. Der berühmteste Tote (im orthodoxen Teil) auf der Insel ist allerdings wohl der russische Komponist Igor Strawinskij (1885-†1971), für den samt Gattin eine Ausnahme gemacht wurde (schließlich hat er
„The Rake’s Progress“ für La Fenice geschrieben), da sie ja weder in Venedig gewohnt haben, noch dort gestorben sind. Ebenfalls eine Ausnahme wurde für Joseph Brodsky (1940-96) gemacht, der zunächst in Manhattan, wo er gestorben war, beigesetzt und schließlich nach Venedig überführt wurde und nun sein Grab nahe seinem ja ebenfalls aus Rußland emigrierten Landsmann Strawinskij hat. Donna Leon schreibt, Brunettis Vater sei nahe dem Grab Strawinskijs beigesetzt. Das ist natürlich ein grober Mißgriff, denn ein echter Venezianer würde sich niemals auf dem griechischorthodoxen Teil des Friedhofs beisetzen lassen. Venedig will Beerdigungen auf den städtischen Friedhöfen (S.Michele sowie auf Murano und auf dem Lido) beschleunigen und Hinterbliebene sollen Überstunden der Totengräber zahlen, berichtet edie Zeitung La Stampa am 10.12.2007. Dies habe der Rat der Stadt beschlossen. Eine Viertelstunde extra koste 25 % der Bestattungsgebühr. Kassiert werde bei den Beerdigungsinstituten, die die Kosten an die Kunden weitergeben würden. Ein Grund für die Maßnahme sei, daß die Totengräber häufig viel zu lange auf das Eintreffen der Särge und der Trauergesellschaften warten müßten. Dies habe zu einer Explosion der Überstunden geführt. Mein Kommentar: Es bleibt als Alternative ja noch vielleicht der für die dortige Gemeinde viel zu große Friedhof auf Mazzorbo, denn Burano/Mazzorbo ist selbständig.
Das Ende
Jahrhunderttausende durchmißt mein Geist ... Verwandelt ist der Erde Angesicht, der Menschheit letzte Horde tief vergreist.
Kaum bricht durch Wolken mehr das liebe Licht. “Wie alt sind wohl die Menschen?” fragt ein Kind den Vater. Und ich höre, wie der spricht: “So alt, mein Liebling, als die Sterne sind!” “Was sind das, Sterne, Vater?” “Späh einmal, “wenn nachts im Nebel wühlt der wilde Wind. “Vielleicht erspähst du einen stillen Strahl: “Der kommt von Welten, die unendlich fern; “uralte Sagen rühmen ihre Zahl.” “Doch Vater, sprich, wie alt ist solch ein Stern; “denn gleiches Alter gabst den Menschen du?” “Das, kleiner Frager, wüßt ich selber gern! “Sieh, Kind, zähl’ tausend Jahren tausend zu “und abertausend, zähl’ solang du magst, “dein Hirnchen käme nimmermehr zur Ruh! Ein tiefes Graun verwehrt mir weitre Schau. Christian Morgenstern
I 15