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Dez 2012 magazin-city.at
Tempel der Lust Kaufhäuser und Einkaufszentren Architektur als Inszenierung
Funktionalismus mit Humor
Glaskuppel im Pariser Kaufhaus Galerie Lafayette dit photo / my Marion
Wie in Amsterdam und Holland gebaut wird
Archiv
liebe leserinnen und leser!
DIE TEMPEL des Konsums nennen sich heute nicht mehr Galeries Lafayettes oder Harrod‘s, sondern City, Center, Mall oder Resort – mit dem Zusatz Shopping. I ilse huber
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mmer mehr mutiert das klassische Einkaufszentrum zur Zufluchtsstätte, zum Erholungs-, ja zum Urlaubsort. An diesem künstlichen Platz bleibt der Alltag draußen und das scheinbar glückliche Leben beginnt. Leben heißt kaufen. Um das so angenehm wie möglich zu machen, geizen die Betreiber nicht mit idealisierten Vorstellungen. „Der Handel ist nicht mehr auf Versorgung ausgerichtet“, betont Michael Oberweger, Leiter Consulting bei RegioPlan. „Was wir suchen ist der emotionale Wert einer Ware. Wir kaufen,
weil es das Gefühl schürt, an sozialem Status oder Modernität zu gewinnen.“ Die steigenden Besucherzahlen und die steigenden Marktanteile der Einkaufszentren belegen diese Meinung. Kontinuierlich wachsen in Österreich Verkaufsfläche und Umsätze. Allein zwischen 2006 und 2010 stieg der Umsatz der wichtigsten österreichischen Einkaufszentren um neun Prozent.
Keine Resorts mehr auf der grünen Wiese Am Ende des Jahres, wenn die Zwickeltage monatlich aufeinan-
derfolgen, konzentrieren sich die Verkehrsdurchsagen auf Staumeldungen vor allem dort, wo eingekauft wird: Shopping City Süd, Auhofcenter und neuerdings auch Gerasdorf. Das sogenannte G3 liegt wohl auf dem Gemeindegebiet Gerasdorf, allerdings etliche Kilometer außerhalb des Ortes selbst, in der Industriezone Seyring. Das G3 soll dem Vernehmen nach das letzte seiner Art sein. Denn Einkaufszentren, die sich wie im Fall G3 schick „Shopping Resort“ nennen und auf der grünen Wiese errichtet wurden, sollen in
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Der aus Wien stammende und 1938 vertriebene Architekt Victor Gruen (ehemals Grünbaum) war ein Visionär. Einkaufen sollte nicht nur dem Konsum dienen, sondern ein Erlebnis werden, das Kultur, Freizeit und Sport und auch das typisch wienerische Kaffeehauserlebnis einschloss, das Gruen in den USA so sehr vermisste. Mit der Shopping Mall wurde zwar nicht so sehr der Schöpfer und Architekt Gruen, aber immerhin seine Idee weltberühmt. Und er brachte sie wieder nach Wien zurück: Ende der sechziger Jahre ließ er sich in seiner alten Heimatstadt wieder nieder und war hier Wegbereiter für den ersten Wiener Stadtentwicklungsplan und damit für Wiens erste Fußgängerzone in der Kärntner Straße. Dass von Gruens Idee, Malls als neue soziale Zentren in den Stadtrand zu implantieren, bei deren Umsetzungen in aller Welt in den meisten Fällen mit Ausnahme des Shoppings nicht viel übrig blieb, veranlasste ihn unter anderem dazu, sich als geistiger Urheber des damals größten Einkaufszentrums Europas, der Shopping City Süd, zu distanzieren. Doch Victor Gruens Ideen scheinen, wie viele gute Ideen, langsam den Weg zurück ins Bewusstsein zu finden. In den neuen Shopping Malls wie Daniel Libeskinds West Side in Bern, dem G3 bei Wien und selbst der im Umbau befindlichen SCS in Vösendorf sollen Kommunikation, Begegnung und Austausch zwischen Menschen im Vordergrund stehen. Iris Meder und Ilse Huber haben sich des Themas und der Ideen Gruens angenommen und registrieren, dass Errichter und Betreiber zu erkennen scheinen, dass es nicht der Konsum allein ist, der die Menschen glücklich und damit die Kassen voll macht. „Funktionalismus mit Humor“ nennt Barbara Jahn ihren Befund über die holländische Architekturszene. Anlass ist das bevorstehende Jahr der Jubiläen und Events, die sich rund um die Kanäle – ein Weltkulturerbe – und andere Baulichkeiten in Amsterdam abspielen werden.
vom shoppen zum sein
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Roland Kanfer
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Der neueste Shoppingtempel bei Wien, das G3 in Gerasdorf
G3, Tischler
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Das Q19 erwartet den Weihnachtsansturm
Sybille Zech
beigestellt
Zukunft nicht mehr so leicht bewilligt werden. So versuchen die meisten Bundesländer den Neubzw. Umbau von Einkaufszentren genauer unter die Lupe zu nehmen. Sibylla Zech, Raumplanerin an der Technischen Universität Wien, fasst zusammen: „Mittlerweile gibt es Neuregelungen, die Handelseinrichtungen in Zentrumszonen erleichtern, den Ausbau in peripheren Lagen allerdings einschränken. Das G3 wäre dementsprechend nach heutiger Rechtslage nicht mehr zulässig.“ Aber so steht es nun mal da und beansprucht die Fläche von 19 Fußballfeldern, das ist beinahe soviel wie Österreichs größtes und auch ältestes Shopping Center, die SCS. Die Vösendorfer Gemeinde überlässt 192.500 Quadratmeter ihrer Gemeindefläche dem Kon-
+ city PEOPLE + + + city PEOPLE + + + city PEOPLE + + + city PEOPLE + + + Im Einkaufscenter sind alle gleich
ATP
Architekt Horst Reiner, Partner bei ATP Architekten und Ingenieure und Geschäftsführer von ATP Wien.
city: Wie kann der Planer das Einkaufserlebnis und damit den Erfolg eines Shoppingcenters beeinflussen? Reiner: Qualität ist entscheidend. Wichtige Aspekte wie räumliche Qualität, Licht und Funktion werden begleitet von Authentizität und Aufenthaltscharakter. Regionale Bezüge und intellektuelle Ansprüche sind bedeutend. Wir sprechen hier von sozialer Nachhaltigkeit - in Einkaufscentern sind alle gleich. Der Prozess zu dieser ganzheitlichen Lösungsfindung ist interdisziplinär und setzt die integrale Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren mit allen Projektbeteiligten voraus. Ein gut konzipiertes Center deckt die Bedürfnisse der Kunden, der Mieter, der Betreiber und der Investoren ab. Wer diese Bedürfnisse und die damit verbundenen Prozesse nicht kennt oder berücksichtigt, macht Fehler. city: Kann qualitätvolle Architektur die Rentabilität steigern? Reiner: Wenn man den Lebenszyklus der Immobilie betrachtet, setzen sich die Kosten aus 70% Betrieb, 28% Errichtung und 2% Planung zusammen.
In der Planungsphase haben sie jedoch die wesentlichste Einflussnahme auf die Kosten für die Errichtung und den Betrieb. Die teuerste Variante ist Center, das die Kunden nicht anspricht. city: Wie können bestehende Einkaufszentren den heutigen Anforderungen entsprechend umgeplant und modernisiert werden? Reiner: Wir verwenden hier den Begriff Refurbishment im Sinne von Werterhaltung und Wertsteigerung. Grundlage ist eine umfassende Bestandsanalyse, aber auch eine Stärken- und Schwächen-Analyse mit einer daraus resultierenden Positionierung. Das Refurbishment von Bestandsimmobilien darf sich nicht auf technische, formale und energetische Verbesserungen reduzieren sondern ist die Chance der Neubelebung eines urbanen Umfelds. city: Wo liegt die Zukunft von Handelsflächen und Shoppingcenters aus Sicht des Planers? Reiner: Die Problematik der Städte generell sind Monostrukturen. Diese sind nicht ausschließlich ein Thema des Stadtrandes. Sie betreffen den Handel, aber auch Wohnen, Arbeit, Bildung, Kultur und Veranstaltungsstätten. Monostrukturen erzeugen Mobilität und setzen sie gleichzeitig voraus. Die Zukunft sind multifunktionale Strukturen. Die Nutzung von Synergien führt zu kürzeren und reduzierten Wegen und zu längeren, intensiveren „Nutzungszeiten“ als Grundlage für Urbanität.
Franz Ebner
sum und lebt davon recht gut. „Die Gemeinden profitieren von einem erfolgreichen Einkaufszentrum“, erklärt Daniel Kosak vom österreichischen Gemeindebund, „weil sie über die Kommunalsteuer und Gewerbesteuer Einnahmen lukrieren.“ Für Vösendorf war das ein Geldsegen. So zählt die niederösterreichische Gemeinde zu den reichsten in Österreich und ist für andere (finanzschwache) Ortschaften in gewisser Weise ein Vorbild.
wirbt, besticht die SCS gar mit 10.000 - samt dazugehöriger App, damit man sein Fahrzeug wieder findet. Die Autofahrer sind die Hauptzielgruppe von Shopping Malls. Doch der ruhende Verkehr ist nicht das Problem, sagt Daniel Kosak: „Die Zufahrt und die Lenkung des fließenden Verkehrs sind das Kriterium.“ Er nennt gleich zwei Beispiele, wo Staus vorprogrammiert sind. „Das Auhofcenter besitzt gerade einmal eine Abbiegespur und auch die Abfahrt von der SCS ist geradezu ein Wahnsinn.“ Dem stimmen wohl all diejenigen zu, die immer wieder im Außenringkreisel der SCS-Abfahrt kurven. Schließlich ist es der Verkehr, der Fläche frisst und Mobilitätsenergie abzieht. „Die Einkaufszentren auf der grünen Wiese verunstalten die Landschaft und höhlen das Leben in den Orten aus“, resümiert Sibylla Zech, „sie sind also alles andere als smart“.
Michael Oberweger, RegioPlan
regioplan
in Linz Pasching - aber man muss mit der gebauten Wirklichkeit umgehen lernen. Selten wird ein Einkaufscenter wieder zum Acker, wurden doch teure Strom-Wasser-Kanal-Investitionen dafür aufgewendet. Michael Oberweger von RegioPlan: „Jedoch kann durch die Schließung oder Neunutzung von unproduktiven Flächen der gesamte Standort aufgewertet werden.“ Darunter
Simpel, aber nicht smart Seit den 1970er Jahren hat sich die Einkaufswelt gehörig verändert. Konzentrierten sich die Geschäfte des Einzelhandels in der Ortsmitte, so entglitt dieses Verkaufsprinzip allmählich den Ortszentren. Das Auto macht(e) es möglich. Die Schilder „Fahr nicht fort, kauf im Ort“ verblichen im Rückspiegel, während sich durch die Windschutzscheibe hindurch Firmenlogos und Wegweiser Richtung Gewerbezone erkennen lassen. „Einkaufszentren auf der grünen Wiese bestechen vor allem dadurch, dass sie simpel sind“, sagt Raumplanerin Sibylla Zech, „Zulieferer wie auch Kunden kennen sich aus. Es gibt kaum gestalterische Anforderungen, geregelte Öffnungszeiten und vor allem Gratisparkplätze.“ Das zählt. Während das G3 mit 4000 derartiger Abstellplätze
Einkaufszentren werden zunehmend zu Orten der Begegnung
Zurück zum Zentrum Wenn auch vierzig Jahre nach Beginn des Einkaufszentrumsrausches die Trends allmählich in die andere Richtung weisen, so sind doch die Auswirkungen von vier Dezennien nicht mehr rückgängig zu machen. Wohl gibt es Beispiele, wo das Konzept nicht erwartungsgemäß aufgegangen ist Daniel Kosak nennt das LeoOutlet in Leobersdorf oder die PlusCity
Gratisparkplätze sind das Um und Auf eines Shoppingcenters
ilse huber
neue brünnen ag
versteht der Planer den Nutzungsmix von Büros, Kindergarten, Ärztezentrum.
Kommunikation statt Shopping Während am Land der Ressourcenverbrauch augenscheinlich wird, spielt er sich in der Stadt subtiler ab. In Wien entstehen neue Einkaufszentren meist im Zusammenhang mit wichtigen Verkehrsknotenpunkten - Stichwort Bahnhof. Dem Westbahnhof wurden drei Etagen Geschäftszonen untergeschoben, dem Hauptbahnhof blüht Ähnliches und in Wien Mitte halten Shops von bekannten Mode- und Drogeriemarken Einzug. Das ganze gespickt mit Gastronomieunternehmen. Das Credo der neuen Generation von EKZs lautet „Kommunikation statt Shopping“. Künftige Center werden primär Orte der Begegnung und des Austausches sein, der Handel wird in den Hintergrund treten. Ob sich das der österreichische Stadtplaner Victor Gruen hätte vorstellen können, der als der Urvater der wetterunabhängigen und übersichtlichen Shopping Mall-Idee gilt? ❙
Impressum: Herausgeber Bohmann Druck und Verlag Ges.m.b.H. & Co. KG Geschäftsführung Drin. Gabriele Ambros, Gerhard Milletich Verleger Bohmann Druck und Verlag, GesmbH & Co. KG, A-1110 Wien, Leberstraße 122 Verlagsleitung Mag. Patrick Lenhart Chefredaktion und Lektorat Roland Kanfer. AutorInnen DI Ilse Huber, DI Barbara Jahn-Rösel, Anna Klerdorf, Dr. Iris Meder. Anzeigenleitung Peter Mayer (p.mayer@bohmann.at, +43 1 740 95-553) Marketing & Sales Mag. Sandra Kreuzer (s.kreuzer@bohmann.at, +43 1 740 95-560) Redaktionsassistenz Michaela Kern (city@bohmann.at; Tel. 740 95-556) Vertriebsleitung Angelika Stola (a.stola@bohmann.at; Tel. 740 95-462) Aboverwaltung abo@bohmann.at; Tel. 740 95-466 Layout & Produktion Thomas Weber Hersteller Druckerei Berger, Wienerstraße 80, A-3580 Horn. Die Zeitschrift City ist ein unabhängiges Medium für Architektur, Stadtentwicklung, Design und Urbanität. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten.
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architecture tempel des konsums oder sargnägel für den handel ASSOZIATIONEN der ersten Warenhäuser mit Kathedralen waren beabsichtigt. Stand ursprünglich Architektur, die Inszenierung von Räumen und Multifunktionalität im Vordergrund, mutierte das Kaufhaus in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts zum Konsumbunker. Doch die Ideen eines Victor Gruen kehren zurück. I iris meder
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m Hintergrund der Halle war eine der dünnen gusseisernen Säulen, die das Glasdach trugen, gleichsam in ein Geriesel von Stoffen gehüllt, ein wallender Wasserfall, der sich von oben herab, immer breiter werdend, bis auf den Parkettboden ergoss. (…) Alle blieben angesichts dieses entfesselten Katarakts stehen, erfüllt von der dumpfen Angst, vom Überquellen eines solchen Luxus erfasst zu werden, und von einem unwiderstehlichen Verlangen, sich hineinzustürzen.“ Emile Zolas Schilderung des fiktiven Pariser Warenhauses „Au bonheur des dames“ in seinem 1884 erschienenen gleichnamigen Roman (deutsch: „Paradies der Damen“) entstand in der BoomZeit der Warenhäuser, die man mit ihrem universellen Angebot damals vom Kaufhaus, einem großen Geschäft mit Waren nur einer Kategorie, unterschied. Warenhäuser waren Gesamtkunstwerke, kostbar ausgestattete Tempel, frei zugänglich, deren luxuriöse Atmosphäre Unbemittelte abhalten sollte. Kennzeichnend waren exorbitante Warenfülle mit Fixpreisen, intensive Werbung, großzügiges Umtauschrecht und eine relativ kleine Gewinnspanne, die durch große Warenmengen ausgeglichen wurde. (Eisen-)Skelettkonstruktionen ermöglichten große Verkaufsflächen ohne tragende Zwischenwände und glasüberdachte Lichthöfe mit mehrläufi-
gen offenen Stiegen, ab 1900 zunehmend auch Rolltreppen.
Kathedralen und Markthallen Assoziationen mit Kathedralen kommen nicht von ungefähr – hat doch auch der Bautyp Basilika seinen Ursprung in altrömischen Markthallen und den gedeckten Basaren des Orients. So trugen auch die Passagen des frühen 19. Jahrhunderts oft Namen wie ‚Grand Bazar‘ oder ‚Bazar de l‘industrie‘. Die Pariser Passagen, die neben Geschäften auch Theater und Cafés beherbergten, ermöglichten auch Frauen ein Flanieren, ohne ihren Ruf zu riskieren. Eine ähnliche Funktion hatten, ganz im Sinne von Zolas Romantitel, auch Warenhäuser. Um 1860 wurden in Paris Printemps und La Samaritaine begründet, Harrod‘s in London, Macy‘s, Bloomingdale‘s und Saks Fifth Avenue in New York. Vorbild für den Warenhausbesitzer bei Zola war Aristide Boucicaut, Gründer des Au Bon Marché. Das noch heute bestehende Haus mit damals mehr als 900 Angestellten umfasste zu Zolas Zeit u. a. einen Billardsaal, eine Bibliothek und ein kostenloses Kundenbuffet. Karl Friedrich Schinkels Entwurf eines Kaufhauses Unter den Linden in Berlin blieb 1827 auf dem Papier – das erste deutsche Warenhaus gründete Leonhard Tietz 1885 in Elberfeld. In der Nachbarschaft des fast ganz verglasten Tietz in der Berliner Leipziger
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Straße schrieb Alfred Messel mit dem - wie das Tietz-Haus im Zweiten Weltkrieg zerstörten Wertheim Architekturgeschichte. Weitere erhaltene Zeugnisse des deutschen Warenhaus-Booms sind Joseph Maria Olbrichs 1909 eröffneter Tietz Düsseldorf und das 1913 nach Messels Vorbild gebaute Kaufhaus zum Strauß in Görlitz. Eine Berühmtheit ist auch das 1899 von Louis Henry Sullivan gebaute Carson Pirie Scott in Chicago.
Inszenierung von Räumen Die Warenhaus-Gründer kamen oft aus dem Textilhandel, neben Aristide Boucicaut und Hermann Tietz auch Alfred Gerngroß und August Herzmansky, dessen Wiener Kaufhaus 1897 entstand. Als erstes Wiener Kaufhaus galt das von den Staatsopern-Architekten Siccardsburg & van der Nüll 1867 entworfene Haas-Haus am Stephansplatz. 1895 eröffneten das Grand Etablissement Esders (heute Leiner) sowie in der Kärntner Straße das Modehaus Zwieback und das Warenhaus Neumann, das Otto Wagner mit einer teils vergoldeten Glas-EisenFassade, Putten aus Zsolnay-Keramik, tausend elektrischen Glühlampen und einer von Jože Plecˇnik entworfenen Glasdecke konzipierte. Auch Adolf Loos plante ein ‚Warenhaus für Alexandria‘. Das durch seine Theaterbauten mit der Inszenierung von Raum vertraute Büro Fellner & Helmer
baute u. a. Rothberger am Stephansplatz und Kastner & Oehler in Graz. Dass Fellner & Helmer das Wiener Warenhaus Gerngroß 1902 im französisch-belgischen Jugendstil neu bauten, war kein Zufall: Ferdinand Fellner jun. hatte beim Architekten Victor Horta in Brüssel gearbeitet. Zu Ikonen der funktionalistischen Architektur wurden in den 1920er Jahren Erich Mendelsohns Kaufhäuser für Unternehmen wie Cohen & Epstein, Petersdorff und Schocken. Einige haben in damals reichen Industriestädten wie Chemnitz, Mährisch Ostrau, Troppau und Breslau überlebt. In Berlin eröffnete 1929 Karstadt am Hermannplatz, mit 72.000 m² Verkaufsfläche, neun Stockwerken plus zwei 56 m hohen Turmbauten, 4.000 Mitarbeitern, 4.000 m² Dachterrasse, LKW-Aufzügen und direktem U-Bahn-Zugang eines der größten Warenhäuser der Welt. Es wurde bald Opfer der Wirtschaftskrise. 1945 sprengte die SS das teils leerstehende Gebäude. ▲
Shoppingcenter Westside, Bern, 2008 von Daniel Libeskind entworfen
Das noch heute bestehende Kaufhaus „Au bon marché“ im 19. Jahrhundert
Wikimedia/Fonds Boucicaut
+ + city TALK + + + city TALK + + + ETHOUSE Award 2012 vergeben Sieger des von der Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme ausgelobten Ethouse Awards 2012 in der Kategorie Wohnbau wurde ein thermisch saniertes Einfamilienhaus in Eichgraben, St. Pölten. Die Grundform des aus den 30er Jahren stammenden Hauses erweiterten Franz Architekten aus Wien mit einer „schwebenden“ Konstruktion aus Glas und Holz. Einen ausführlichen Bericht finden Sie auf www.magazin-city.at sowie in der city-Ausgabe März 2013.
Ethouse Award 2012 Preisträger in der Kategorie Wohnbau
kurt kuball
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Jahrzehnten der Stagnation setzt man auf Corporate Design durch ikonische Bauten, etwa mit Future Systems‘ alu-verkleidetem Selfridges Birmingham oder David Chipperfields eleganten Bauten wie dem Kaufhaus Tyrol in Innsbruck und Peek & Cloppenburg auf der Wiener Kärntner Straße. Der altehrwürdige Grazer Kastner & Oehler bekam einen schicken Dachaufbau von den spanischen Architekten Nieto Sobejano.
Multifunktionale Stadtzentren
Kaufhaus Breda & Weinstein (Leopold Bauer 1928) in Troppau (Opava)
iris meder
Feindbild Warenhaus Großteils in jüdischen Unternehmern wie Salman Schocken personifiziert, war das Prinzip Warenhaus, das den kleinen Kaufmann in seiner Existenz bedrohte, nicht nur für den Nationalsozialismus ein Feindbild. So empfindet auch Harry Haller, der Protagonist von Hermann Hesses „Steppenwolf“, die „rasende Lust, irgend etwas kaputt zu schlagen, etwa ein Warenhaus oder eine Kathedrale“. 1968 nahmen ihn Andreas Baader und Gudrun Ensslin beim Wort, als sie Brandsätze in den vergleichsweise bescheidenen Kaufhäusern Schneider und Kaufhof in Frankfurt zündeten. Die Warenhaus-Architektur hatte sich nach dem Krieg radikal geändert, die Auflösung der Fassade in nachts effektvoll beleuchtete Schaufenster war tageslichtlosen Räumen in monolithischen Quadern gewichen. Symptomatisch waren, neben Marcel Breuers Bienenwabenstruktur des holländischen „De Bijenkorf“, Egon Eiermanns Elementfassaden für Horten, die so zeichenhaft wurden, dass sie nicht nur die AluFassaden der Centrum-Warenhäuser der DDR, sondern auch die neue Fassade des Wiener Gerngroß ziert. Heute ist wieder Tageslicht gewünscht, etwa in Jean Nouvels Berliner Galeries Lafayette. Nach
Zunehmend vermischt sich der Bautyp Warenhaus auch mit dem des Einkaufszentrums, das entlang überdachter Shopping Malls einzeln vermietete Geschäfte versammelt. Als Typus seit den Trajansmärkten des antiken Rom existent und im 19. Jahrhundert in Prunkbauten wie der Mailänder Galleria Vittorio Emanuele II und dem Moskauer GUM prosperierend, litten Einkaufszentren in den letzten Jahrzehnten unter dem miesen Ruf von autofixierten Sargnägeln für den innerstädtischen Handel. Die Idee des ‚Erfinders‘ war jedoch eine andere: Als Jude 1938 aus Wien vertrieben, hatte Victor Gruen in den 1950er Jahren bei der Planung der ersten Shopping Center, Northland bei Detroit und Southdale bei Minneapolis, jene multifunktionalen Stadtzentren mit Cafés, Theatern, Geschäften, Schulen und fußgängerfreundlichen öffentlichen Räumen nach Wiener Vorbild im Sinn, die er in den gesichtslosen amerikanischen Vorstädten vermisste.
Konsumbunker im Speckgürtel Gruens Ideen flossen in den ersten Wiener Stadtentwicklungsplan ebenso ein wie in die Vösendorfer Shopping City Süd, eines der größten Einkaufszentren Europas – später sah sich Gruen angesichts der Missinterpretation seiner Konzepte allerdings gezwungen, die geistige Vaterschaft der SCS entschieden abzulehnen. Das Image von Einkaufszentren
war da schon auf einem Tiefpunkt – im besten Fall banale, im schlimmsten monströse Konsumbunker mit rein kommerzieller Ausrichtung schossen wie Giftpilze aus den autobahnnahen Speckgürteln der Städte, deren Zentren zu veröden drohten. Europas größtes Einkaufszentrum ist, mit 90.000 m² Verkaufsfläche, 13 Autobahnanschlüssen und 14.000 Parkplätzen, das 1996 in postmodernen Formen gebaute CentrO in Oberhausen im Ruhrgebiet, das sich als „Herzstück der neuen Mitte der Stadt“ sieht. In den USA gibt es heute ca. 43.000 Einkaufszentren, teils mit mehr als 300.000 m² Fläche. Gleichzeitig sehen sich zahlreiche ‚traditionelle‘ suburbane Shopping Center mit Leerstand und Verödung konfrontiert. Eine relativ neue Form von Grüne-WieseDinosauriern in pseudo-regionalen Formen sind die derzeit sehr beliebten Factory Outlet Center. Wie bei Warenhäusern ist auch bei Einkaufszentren heute wieder Tageslicht, und damit eine atmosphärische Annäherung an Passagen, gefragt, so etwa bei den österreichischen Großzentren PlusCity (Linz) und Seiersberg (Graz). Im November 2012 wurde mit dem vom Architekturbüro ATP geplanten G3 Shopping Resort Gerasdorf bei Wien, das vor allem Textil-Discounter und FastFood-Gastronomie beherbergt, das letzte vornehmlich am PKWVerkehr orientierte Zentrum eröffnet. Mit 58.000 m² Verkaufsfläche ist das mit Feng-Shui-Beratung entworfene, von 4.000 Parkplätzen gerahmte bumerangförmige „green building“ das fünftgrößte Einkaufszentrum Österreichs (siehe Seite 5). Bei seiner Eröffnung bildeten sich auf den Zubringer-Schnellstraßen kilometerlange Staus.
„Alptraum in Schweinchenrosa“ 15 Verletzte und massenhaft zu Bruch gegangenes Glas gab es gar 2007 bei der von über hundert Polizisten gesicherten Eröffnung
des „Alexa Center“ am Berliner Alexanderplatz. Ursprünglich vom Wiener Büro Ortner & Ortner (das jüngst mit der Mall im Bahnhof Wien Mitte zeigte, dass es auch anders geht) und dem amerikanischen Büro RTKL projektiert, wurde das von einem portugiesischen Investor finanzierte 290-Millionen-Projekt schließlich von dessen Hausarchitekten José Manuel Quintela da Fonseca ausgeführt. Als „Pharaonengrab“ und „Alptraum in Schweinchenrosa“ ist das Monstrum, pikanterweise am Standort der einstigen „roten Zwingburg“, der Gestapo-Zentrale, desaströs an der Notwendigkeit gescheitert, bei von Investoren wieder entdeckten innerstädtischen Lagen Architektur zurück in die Bauaufgabe Einkaufszentrum zu bringen. Für Berlin war das Alexa die Nr. 16 in der Reihe jener Groß-Einkaufszentren und „Urban Entertainment Centers“, die traditionelle Einkaufsstraßen mehr und mehr zu Ansammlungen von Leerstand und Ein-EuroShops werden lassen.
Zurück zu Victor Gruen Doch es geht noch schlimmer: etwa in Braunschweig. Dort wurde das Gelände des kriegszerstörten Stadtschlosses aus dem 18. Jahrhundert von der Stadt an den Großinvestor ECE Projektmanagement verkauft. Aus den Fensterhöhlen der neu errichteten Schlossfassade blinzeln nun, ohne Rücksicht auf die einstige Geschoßteilung, die Decks einer Parkgarage, vor allem aber das Einkaufszentrum „Schloss-Arkaden“. Architektonisch besteht dennoch Hoffnung. In Österreich plant Peter Lorenz Komplexe wie das mehrfach ausgezeichnete Döblinger Shoppingcenter Q19. Ambitioniert ist auch das von Daniel Libeskind entworfene Westside in Bern; nach eigener Aussage ist der 2008 eröffnete Komplex „einem natürlich gewachsenen Stadtteil ähnlich, der bei Tag und bei Nacht belebt ist“. Womit wir wieder bei der Idee Victor Gruens wären. ❙
architektur hotel topazz – eine ergänzung In der letzten Ausgabe haben wir unter anderem über das Hotel Topazz berichtet. Bei der Berichterstattung wurde unglücklicherweise nicht auf das Werk von Architekt Michael Manzenreiter Bezug genommen. Sein gestalterisches Oeuvre bei diesem Projekt bestand in der Konzeption der Grundrisse und des gesamten Interieurs, der Part von BWM Architekten und Partner bezog sich auf den Entwurf der Fassade.
Manzenreiter, der die Innenräume des Hotels mit besonderem Fingerspitzengefühl gestaltete und dabei die Welt der Wiener Werkstätten in moderner Interpretation thematisierte, beschreibt sein Werk selbst so: „Der Fassadenentwurf erinnerte mich an eine Vase von Koloman Moser und führte mich so zur Wiener Werkstätte. Es ist ein moderner Blick, mit dem ich in die Vergangenheit schaue. Der Textilentwurf „Rosengarten“
von Koloman Moser ist etwa Vorbild für die Wandmalerei in den Gästezimmern, Dagobert Peches goldene Spiegel standen für die Ringe, die jedes Betthaupt zieren, Pate“. Er wurde für seine Arbeit bei den European Hospitality Awards 2012 in der Kategorie „Interior Design of the Year“ zum Sieger dieses prestigeträchtigen internationalen Wettbewerbs gekürt. ❙ Hotel Topazz
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planning raumerlebnis und aufenthaltsqualität ATP ARCHITEKTEN UND INGENIEURE haben mit der Planung des G3 und der Revitalisierung der SCS maßgeschneiderte Einkaufszentren-Unikate abgeliefert. Das G3 in Gerasdorf ist das größte jemals in einer einzigen Bauphase realisierte Einkaufszentrum Österreichs.
Promotion
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hopping macht happy – nur selten hat sich ein Werbeslogan so in die Gehörgänge der Österreicher eingeprägt wie dieser. Dieses Glücksgefühl will allerdings intelligent geplant sein. Sonst entsteht Desorientierung und Frust statt Raumerlebnis und Aufenthaltsqualität. Das internationale Planungsbüro ATP Architekten und Ingenieure plant Einkaufszentren integral und nach dem Prinzip der Corporate Architecture – die Gestaltung soll dem Kundenkomfort ebenso dienen wie dem wirtschaftlichen Erfolg und der Markenbildung der Auftraggeber. Nach diesem Prinzip hat ATP Wien unter anderem das Mitte Oktober eröffnete G3 Shopping Resort Gerasdorf am Nordrand von Wien geplant. Mit 58.000 m²
vermietbarer Fläche und mehr als 140 Shops ist es das größte jemals in einer einzigen Bauphase realisierte Einkaufszentrum Österreichs. Die Architektur des EKZ beeindruckt durch ihre selbstbewusste, homogene Großform und vertraute Proportionen einer Einkaufsstraße im Inneren. Die großzügige, lichtdurchflutete Mall verbindet zweigeschoßige Flagship-Stores mit vorgelagerten, eingeschoßigen Shops. Mehrere Plätze mit hoher Verweilqualität sorgen zusätzlich für positive Stimmung entlang der Einkaufsstraße. Auch die Revitalisierung des größten Einkaufszentrums Österreichs, der Shopping City Süd, geht auf das Konto von ATP. Die 1975 errichtete und 1987 erweiterte SCS muss optisch und funktionell heutigen Anforderungen
angepasst und verbessert werden. Die Fassade wird thermisch adaptiert und die Zugänge zum Shoppingcenter neu gestaltet, ebenso die Gastronomie- und Verkaufszonen in der Mall. Entstanden ist eine übersichtliche Abfolge von attraktiven Wegen und Plätzen
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und ein neues Orientierungssystem. Die Sanierung der Glasüberdachung bringt mehr Tageslicht in die Mall. Der Umbau bei laufendem Betrieb ist so geplant, dass Bauzeiten kurz und Bauabschnitte so sicher wie möglich realisiert werden können. ❙
Daten & Fakten ATP Architekten und Ingenieure ist mit 450 Mitarbeitern und 8 europäischen Standorten eines der führenden Büros für Integrale Planung in Europa. ATP Wien hat sich auf Planung und Revitalisierung von Gebäuden für Handel, Office, Tourismus und Gesundheit spezialisiert. Unterstützt von ATP Forschungsgesellschaften für Aspekte der Nachhaltigkeit, Lebenszykluskosten und innovative Gesamtlösungen sowie modernen Planungssystemen wie Building Information Modeling (BIM) verfügt ATP Architekten und Ingenieure seit mehr als 35 Jahren über eine interdisziplinäre Planungskultur. Aktuelle Retailbauten und -projekte von ATP: G3 Shopping Resort Gerasdorf SCS Shopping City Süd, Vösendorf Kitz Galleria, Kitzbühel Sillpark, Innsbruck ATRIO Villach Nordwestzentrum, Frankfurt Mainsquare, Frankfurt ZTC Rijeka
Die Shopping City Süd wird heutigen Anforderungen angepasst und verbessert. ATP/Saguez
www.atp.ag
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46 freifinanzierte Eigentumswohnungen 30 Tiefgaragenabstellplätze Baubeginn ca. Ende 2012/ Anfang 2013 Bauende ca. Ende 2013/ Anfang 2014 wvg Bauträger Ges.m.b.H. wvg.at
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in schöner Kirschbaum in der Mitte, eine Edelkastanie, ein Walnussbaum – dies ist unter anderem der Baumbestand, den der Bauträger wvg auf dem
Klar und romantisch im Stil: Wohnhaus Gallgasse
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Grundstück erhalten möchte und der zum Flair des Areals beiträgt. Die im hinteren Teil des Parks gelegene allgemeine, große Holzterrasse mit Küche und Grill wird die Bewohner zum Verweilen und Entspannen einladen. Von den zurzeit auf dem Grundstück befindlichen vier Gebäuden möchte der Bauträger wvg nur das Skelett erhalten - die tragenden Mauern aus Ziegeln und Stahlbeton. Jede der neuen 4 Stiegen erhält eine Vollwärmeschutzfassade, französische Holzfenster, ein neues Dach und einen hellen Anstrich, sodass das fertig gestellte Bauwerk klar und der alten Weise nach romantisch im Stil ist. Die einzelnen Wohnungen – hell und geräumig – werden mit Fußbodenheizungen, Fischgrät- oder Dielenfertigparkettböden aus Eiche, geschmackvollen Verfliesungen und hochwertigen Sanitärelementen ausgestattet. Jede Wohnung wird über eine private
Jede Wohnung erhält eine Freifläche
Freifläche wie Balkon, Terrasse oder Garten verfügen. In der Umgebung liegen zahlreiche Naherholungsgebiete, wie der Lainzer Tiergarten, Schönbrunn, der Schlosspark Hetzendorf sowie das Hietzinger Bad und bieten Abwechslung für alle Altersgruppen und Familien. In der nahegelegenen Speisinger Straße finden die neuen Bewohner alles für die täg-
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lichen Einkäufe – Lebensmittelmärkte, Banken sowie eine Apotheke und eine Post. Für größere Einkaufstouren eignet sich die ca. 15 Autominuten entfernte SCS oder das Riverside Shopping Center. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis im Projekt „Wohnen mit Stil“ liegt bei Euro 4.233,-. ❙
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design schmuck und allerlei DAS TEMPORÄRE DESIGNKAUFHAUS BLICKFANG brachte Interessenten und Designer zusammen. Neben Möbeln und Mode spielte auch Schmuck eine große Rolle. I anna klerdorf blickfangdesignpreis Die blickfang Designpreise in Gold, Silber und Bronze wurden von einer Jury bestehend aus dem Designer Thomas Feichtner, Thomas Bene (Gründer der Design-Plattform SixDegrees) und Margit Kratky (Fashion Director Styria Multi Media Ladies) vergeben. Die Entscheidung fiel auf das Label „Linie 58“ mit dem flexiblen Tischbausatz „Tick“ für den 1. Platz, „Brettgeschichten“ für den 2ten Platz und den 3. Preis bekam der Wiener Schmuckdesigner „Ring King“ mit seinem Elefantenrüsselring.
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Mehr Schmuck
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internationale kunst des 20.|21. jhdts 70 galerien aus 10 nationen 700 künstler sonderschau russische kunst
it 120 Designern aus den Bereichen Mode, Möbel, Schmuck und Accessoires Jedes präsentierte sich im OktoSchmuckber die blickfang Wien stück wird 2012 im MAK Wien. „Cuein Unikat. rator of the Year“ war der krainer international renommierte, spanische Designer Jaime Hayón. Zum Messeformat meint er: „Vielen Dingen und Massenprodukten fehlt die Persönlichkeit, das kann sehr langweilig sein. Die Designer der Produkte persönlich zu treffen und ein bisschen mehr über deren Geschichte zu erfahren, bringt das Prinzip einer Messe auf ein völlig neues Niveau.“ Einen spannenden Einblick in die internationale Designszene brachte das Format blickfangselected. Uli Budde entwarf für die Möbelmarke e15 raffinierte Beistelltische mit Zusatzfunktion, das österreichische Label „White Elephant Designlab“ präsentierte die Mund geblasene Pendelleuchte BUBBA und Killian Kerner, ausgewählt von der Mailänder Galeristin Rossana Orlandi, zeigte schlichte Schmuckobjekte aus Keramik.
Apropos Uli Budde: Wer noch knapp vor Weihnachten ein Geschenk sucht: Der Designer entwirft auch Schmuck, unter anderem ein Halsband namens „Unfold“ aus 18 Karat Gold. Zu sehen bei A.E. Köchert Juweliere, Neuer Markt 15, 1010 Wien. Die Goldschmiedemeisterin Elisabeth Krainer beschäftigt sich seit 1984 mit der Weiterentwicklung ihrer handwerklichen sowie gestalterischen Fähigkeiten, damit jedes Schmuckstück ein Unikat wird, das den Charakter der Träger hervorhebt. Tuchlauben 17• Innenhof • 1010 Wien. www.krainerschmuck.at ❙
Halsband „Unfold“ aus 18 Karat Gold
Uli Budde
innsbruck · messehallen d + e donnerstag – samstag 11 - 20 · sonntag 11 – 17 online-tickets · www.art-innsbruck.at Den 1. Platz des blickfang Designpreises gewann das Label „Linie 58“ mit dem flexiblen Tischbausatz „Tick“. blickfang
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international hinter der ziegelfassade AMSTERDAM Das Jahr 2013 wird für die niederländische Metropole Amsterdam ein besonderes Jahr. Gleich mehrere Institutionen feiern runde Geburtstage. I roland kanfer
S Das 1916 fertig gestellte Scheepvaarthuis gilt als Meisterstück der Amsterdamer Architekturschule. Heute beherbergt es ein Hotel. amrâth amr
o feiert das renovierte Van Gogh-Museum seinen Vierziger. Nach einem Umbau wiedereröffnet wird außerdem das Rijksmuseum. Hundert Jahre alt wird das Frans Hals-Museum, 125 Jahre das Concertgebouw. Und die Kanäle, das Wahrzeichen Amsterdams und zum Weltkulturerbe erklärt, ziehen seit 400 Jahren ihren Ring um die Stadt. 2013 werden entlang dieser Kanäle Konzerte, Fes-
tivals und Ausstellungen stattfinden. Amsterdam ist zwar bekannt für seine malerischen schmalen Häuser entlang der Kanäle, die Stadt hat aber mehr an Architektur zu bieten. Zwischen 1910 und 1920 entstand die sogenannte Amsterdamer Architekturschule, ins Leben gerufen von Architekt Eduard Cuypers, dem Gestalter des Rijksmuseums. Ihre Wurzeln hatte die Bewegung im Expressionismus,
gemischt mit Jugendstil- und Art Deco-Elementen. Typisch für den Stil der Amsterdamer Schule sind die abgerundeten Ecken und die Verwendung von Sichtziegeln und Gusseisenelementen als Fassadenund Dekorelement sowie Sprossenfenster mit gefärbtem Glas. Einen kurzen Überblick über die holländische Architekturschule und über einen wiedererweckten Amsterdamer Stadtteil lesen Sie im Folgenden. ❙
funktionalismus mit humor NEUE WEGE Die niederländischen Architekten bauen gerade das, was die kühnsten Bauvisionen wahr werden lässt. Experimentierfreude, Knowhow oder einfach nur spitzbübische Neugier – die Holländer haben die Nase vorne. I barbara jahn
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ie jede andere Nation auch, lässt sich auch die niederländische Architektur nur schwer – wenn überhaupt – kategorisieren. Vielleicht kommt man mit der Beschreibung „Funktionalismus mit Humor“ der Sache am nächsten. Architektur und Design sind im Land der Tulpen, Holzpantoffel und Käselöcher stark miteinander verwoben. Einer, der in seinem Schaffen zu beiden Disziplinen ein sehr ausgewogenes Verhältnis hatte, war Gerrit Rietveld, der 1888 als Sohn eines Utrechter Tischlers geboren wurde und mit zwanzig Jahren sein erstes eigenes Möbelstück – einen Stuhl aus Holz und Leder – fabrizierte. Das Zeichnen von Architektur in einem Kurs erlernt, boten die zahlreichen Aufträge im Bereich der Möblierung dem seit 1911 Selbstständigen die Chance, finanziell gut abgesichert immer wieder
2015 fertig: Zwillingstürme „The Cloud“ von MVRDV MVRDV
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neue Methoden der Gestaltung auszuprobieren. In die Designgeschichte ging er mit seiner „Kartesianischen Verbindung“ ein, einer Dreileistenverbindung, die die Basis für den legendären Rot-Blauen Stuhl von 1918 bildete. Gerrit Rietveld, der ein reiches Architekturoeuvre hinterließ, zu dem unter anderem auch ein Reihenhaus in der Wiener Werkbundsiedlung und das Vincent van Gogh-Museum in Amsterdam zählen, gilt als einer der bedeutendsten Protagonisten der De Stijl Bewegung, obwohl er nicht zu deren Gründern gehörte.
OMA und Nachwuchs Mit einer solch facettenreichen Vergangenheit gehen in Holland viele international angesehene Architekturbüros an den Start. So zum Beispiel das Rotterdamer Office for Metropolitan Architecture, kurz OMA, dessen Kopf Pritzker-Preisträger Rem Koolhaas ist. 1975 gegründet, war für den architektonischen Querdenker bei der Gründung des Büros selbst noch Student - Rotterdam und schließlich Europa bald zu klein. OMA betreibt heute weitere Büros in Peking, Hong Kong und New York und ist als Zusammenschluss gleichberechtigter Partner organisiert. Einzigartig an der Arbeitsweise ist das Denken in Diagrammform und die Übersetzung zu einer gemeinsamen Form. In diesem kreativen Ambiente wuchsen auch die Architekten Winy Maas, Jacob van Rijs und Nathalie de Vries heran, die nach ihrem Diplom an der TU in Delft 1991 das Büro MVRDV gründeten. Ihre Markenzeichen sind die charakteristischen Stapelungen wiederkehrender Elemente, die auf die zunehmende Bebauungsdichte der Städte Bezug nimmt.
UN Studio Die große Brücke zu allen bisher Genannten schlägt Ben van Berkel, der mit Caroline Bos 1998 das international orientierte Architektur- und Designbüro UN Studio mit Sitz in Amsterdam gründete. Heute gibt es Niederlassungen in Hong Kong und Shanghai. Das UN Studio, wobei der Name auf „united net“ zurückzuführen ist, bildet ein unhierarchisches Netzwerk von Fachleuten – vom Theoretiker bis zum Akquisiteur und bietet kreativen Entwurfsprozessen, bei denen jede Art von moderner Technologie erlaubt ist, die Möglichkeit zu einem Ergebnis zu kommen. Ben van Berkel selbst steht auch als Designer bei international agierenden Möbelherstellern hoch im Kurs.
Die vertikale Stadt Auffallend ist, dass alle drei Büros im Fernen Osten fleißig am Werk sind. Dort haben sie die Möglichkeit, ihre Visionen in die Realität umzusetzen – die einer vertikalen Stadt. Anfang Dezember 2011 wurde Ben van Berkels Scotts Tower in Singapur eröffnet, ein 31-stöckiges Wohnhochhaus als funktionales und flexibles Raumgebilde, in dem sich Landschaftsgärten, Dachterrassen, Freizeitbereich und Dachgärten dem Himmel entgegenkatapultieren. „Ein interessanter Aspekt des Scotts Tower ist seine Art, auf den urbanen Kontext von Singapur zu reagieren. Anstatt die klassischen Mittel der horizontalen Stadtplanung anzuwenden haben wir Nachbarschaften als vertikale Stadt geschaffen, in der jede davon ihre eigene Identität haben kann“, sagt Ben van Berkel. Gleich mehr als doppelt so viele Geschoße, nämlich 77, soll das Projekt MahaNakhon im Business
MahaNakhon von OMA wird das höchste Gebäude Bangkoks
District von Bangkok bekommen, das aus der Kreativwerkstatt OMA stammt. Es handelt sich dabei um einen so genannten „luxury mixed used skyscraper“, der gleichzeitig das höchste Gebäude der Stadt sein wird. Besonders prägnant ist die gläserne PixelFassade, in dessen Mitte sich kleine Kuben spiralförmig empor zu drehen scheinen. Das Projekt soll 2014 fertig gestellt werden und wird damit knapp verfolgt von den für 2015 bezugsfertig geplanten 260 und 300 Meter hohen Zwillingstürmen „The Cloud“ von MVRDV. Beide kragen ab der 27. Etage für zehn Stockwerke aus und reichen so einander die Hände, um sich dann wieder zu verjüngen. Auch hier wird den Pixeln gefrönt, hinter denen sich eine Sky Lounge, Cafés, Restaurants, ein Konferenzzentrum, Fitness- und Wellnessstudios, Terrassen mit Pools und Grünräumen sowie Apartments von 80 bis 260 Quadratmetern, zum Teil mit doppelter Raumhöhe, Gärten und Patios verbergen. ❙
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Infos www.mvrdv.nl www.oma.eu www.unstudio.com
Ben van Berkels Scotts Tower, Singapur UN Studio
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international Amsterdam
von der problemzone zum vorzeigeprojekt ZUIDOOST Amsterdam hat viele blaue Flecken auf der Landkarte - immerhin besteht knapp ein Drittel der Stadtfläche aus Wasser. Aber auch städtebaulich holte sich die inoffizielle Hauptstadt der Niederlande so manchen blauen Fleck. I ilse huber
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er 22,8 Quadratkilometer große Stadtteil Zuidoost liegt südöstlich vom Zentrum Amsterdams, ziemlich isoliert vom Rest der Stadt. Doch eigentlich hätte er eine neue Metropole werden sollen. In den 1960er Jahren dehnte sich die Stadt merklich aus, Wohnraum musste geschaffen werden und man fand ihn in einer eingepolderten – neu geschaffenen - Landmasse namens Zuidoost. Im 17. Jahrhundert haben die Niederländer dieses Gebiet der Zuidersee abgerungen und mehr schlecht als recht Voraussetzungen für Bauland geschaffen. Der Boden stellte sich nämlich als zu weich heraus und die Hochwassergefahr war immanent. Erst drei Jahrhunderte später besann man sich auf diese „Baulandreserve“ und wollte nach dem Vorbild Le Corbusiers funktionaler Stadt ein reines Wohnquartier schaffen. 120.000 Menschen sollten dort einziehen. Es kam anders. Die Hochhaus-
türme zogen zu wenige Menschen an, ein Großteil der Wohnungen blieb leer. Als 1975 die mittelamerikanische Kolonie Niederländisch Guayana der unabhängigen Republik Surinam wich, strömten viele Surinamer nach Amsterdam. Viele bezogen die Wohntürme von Zuidoost, welche technisch schlecht ausgestattet den Zuzüglingen nur notdürftig Wohnraum boten. Das Viertel erlangte schnell den Ruf, die schlechteste Wohngegend der gesamten Niederlande zu sein: kaum Infrastruktur, miese Bauqualität. Das Bijlmermeer, auch kurz de Bijlmer gerufen, stand mit seinen Hochhäusern wie eine Geisterstadt irgendwo abseits, in das sich angeblich keine Taxifahrer spätnächtens hineinzufahren trauten.
Renovierung statt Abriss Die Stadt wusste über die Zustände Bescheid, ergriff aber erst in den 1990er Jahren Maßnahmen, nachdem sich einige den Abriss dieses Viertels wünschten. Das konnte sich die Kommune aber nicht leis-
Amsterdams revitalisierter Stadtteil Zuidoost
ten, also entschloss sie sich zur Renovierung. Einige der Wohnsilos wurden abgerissen, die Hälfte der 13.000 Wohnungen eliminiert. Die Umgestaltung von Zuidoost nahm Formen an. Zweistöckige Reihenhäuser wurden teilweise als Eigentumswohnungen preiswert verkauft (bis zu 20 Prozent unter dem durchschnittlichen Preisniveau), teilweise mittels Wohnbeihilfen günstig vermietet. Weiters wurden große Wohnungen verkleinert, Aufzüge eingebaut, Garagenplätze gratis zu Verfügung gestellt. Ein Zehntel der Amsterdamer Bevölkerung lebt in Zuidoost, wobei sich zu den Surinamern weitere Ethnien gesellten. Aus 150 verschiedenen Ländern kommen die Bewohner. Aus dem problematischen Satellitenort hat sich eine geschäftige kleine Welt entwickelt, über die der österreichische Obmann des Dachverbandes gemeinnütziger Wohnungswirtschaft, Karl Wurm, anerkennend feststellt: „Amsterdam zeigt, wie mit Wohnbau-Mitteln Ausländer und sozial Schwache integriert werden können“. ❙
stefan groenveld
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