Urban Manufacturing - Herausforderungen und Chancen für Österreichische Städte

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URBAN MANUFACTURING HERAUSFORDERUNGEN UND CHANCEN VON URBAN MANUFACTURING FÜR ÖSTERREICHISCHE STÄDTE AUS DEN PERSPEKTIVEN GESELLSCHAFT, STANDORT UND INDUSTRIE

WIEN, OKTOBER 2016



URBAN MANUFACTURING

ENDBERICHT

STUDIE IM AUFTRAG DES BUNDESMINISTERIUMS FÜR VERKEHR, INNOVATION UND TECHNOLOGIE & DER WIRSCHAFTSAGENTUR WIEN

WIEN, OKTOBER 2016

AUTORINNEN

Auftragnehmer und für den Inhalt verantwortlich

Dr. Sabine Jung-Waclik Dr. Susanne Katzler-Fuchs DI Roland Krebs, MBA DI Katja Schechtner, MSc.

BRIMATECH Services GmbH Lothringerstraße 14/3 A - 1030 Wien


INHALTS VERZEICHNIS

1.

EXECUTIVE SUMMARY...........................................

6

2.

ZIELSETZUNG UND METHODIK......................

10

2.1 2.2 2.3

12 13 15

3.

UBERSCHNEIDENDE THEMEN & .................. LESEANLEITUNG 3.1 3.2

4.

5.

Perspektiven – die Produktion in der Stadt Produktionsrelevante Technologietrends

18 20 22

GESELLSCHAFT............................................................

24

4.1 4.2 4.3 4.4

26 30 32 33

Kommunikation Konzentration Komplexität Kommunikation, Konzentration, Komplexität & Kompromiss

STANDORT................................................................. 5.1 5.2 5.3 5.4

Situation Ziele & Fokus der Studie Methodik

5.5

Stadtplanerischer Hintergrund Abgrenzung des Begriffs „Stadt“ im Kontext von UM Standortanforderungen für UM Implikationen von UM für die Stadtplanung 5.4.1 Verankerung von UM in städtebaulichen Leitbildern 5.4.2 Industriewidmungen und Betriebsflächen im Bestand 5.4.3 Vermarktung und Management von UM 5.4.4 Internationaler Standortwettbewerb Internationale Good Practice 5.5.1 Internationale Stadtplanungsstrategien mit Förderstrategien 5.5.2 Smart Cities

34 36 41

42 46 46 47 47 48 49 49 51


6.

UNTERNEHMEN..........................................................

6.1

6.2 6.3

Zahlen, Daten, Fakten 6.1.1 Methode und Begriffsabgrenzung 6.1.2 Limitationen 6.1.3 Bestandsaufnahme 2014 Wahrgenommene Vor- und Nachteile von UM Charakterisierung geeigneter Stadtproduktionsunternehmen Einfluss von Technologien & Trends auf UM „Erwünschte“ Maßnahmen

6.4 6.5

7.

EMPFEHLUNGEN.......................................................

8.

7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6

Vom Start-up zum Scale-up „Kümmerer” für Unternehmen und Anrainer Technologiepolitische Schwerpunktsetzung UM als Strategie für die Stadtentwicklung In Metropolregionen denken Potential von I 4.0 nutzen

ANHANG............................................................................ 8.1 8.2 8.3 8.4

Literatur Abbildungen Tabellen Abkürzungsverzeichnis

52 54 54 55 57 62 64 66 70

72 75 76 77 78 79 80

82 83 84 85 86


1

EXECUTIVE SUMMARY

Ziel vorliegender Studie ist die Behandlung der Frage “Welche Änderungen, Herausforderungen und Chancen birgt Urban Manufacturing aus den Perspektiven Gesellschaft, Standort, Industrie/Unternehmen sowie Policy für Österreich?“. Durch die Berücksichtigung dieser unterschiedlichen Perspektiven (Gesellschaft, Stadtplanung, Unternehmen) soll die Studie eine Inspiration und Orientierung in diesem breiten Themenfeld bieten und das Thema „Industrie in der Stadt“ für Österreich greifbarer machen.

6

Um diese Themenstellung adäquat zu behandeln, wurden nationale und internationale Studien analysiert. Weiters wurden insgesamt 32 problemzentrierte Interviews mit ExpertInnen sowie Unternehmen durchgeführt. Statistisch erfasste Unternehmensdaten, die österreichweit auf regionaler Ebene gesammelt werden und öffentlich zur Verfügung stehen wurden themenspezifisch aufbereitet. Darüber hinaus erlaubt eine Sonderauswertung (Statistik Austria) einen detaillierten Einblick in unterschiedliche Branchen in den ausgewählten Städten (NUTS-3-Regionen). Für die Ableitung

von Empfehlungen für (politische) Maßnahmen wurden abschließende projektinterne Workshops durchgeführt. Regelmäßige Workshops mit den Auftraggebern dienten zur Abstimmung, Klärung sowie Schärfung der Ergebnisse. Produktionsrelevante Technologietrends wie IKT, Nanotechnologie und Biotechnologie sowie spezifische neue Produktionsverfahren wie generative Fertigung werden die Charakteristik zukünftiger Produktion diktieren. Als wesentliche Charakteristika zukünftiger Produktion werden Digitalisierung, Komplexität, Reaktionsschnelligkeit, Kreativität, Customization, „Smartness & Intelligenz“, Regionalisierung, Nachhaltigkeit und die Bündelung von Gütern und Services erachtet. Diese Trends führen zu grundlegenden Veränderungen in unserer Gesellschaft und kennzeichnen sowohl die Entwicklung von Städten als auch der Produktionswirtschaft. Urban Manufacturing wurde in vorliegender Studie aus den unterschiedlichen Perspektiven der Gesellschaft, Stadtplanung und Unternehmen betrachtet.


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Abb. 1 Leitbild Siedlungsentwicklung Wien (STEP 2025 Wien)


EXECUTIVE SUMMARY 1

GESELLSCHAFT Die Entwicklung von urbanen Gesellschaften wird durch rasant zunehmende Konzentration, Komplexität und Kommunikation gekennzeichnet. Für die urbane Bevölkerung bedeutet dies einen sprunghaften Zuzug neuer BewohnerInnen bei gleichzeitig intensiver Einbindung in den unmittelbaren globalen Gedankenaustausch durch soziale Netzwerke und digitale Plattformen. Hand in Hand mit der Migration in Städte - sowohl innerhalb von Ländern, als auch über nationale, regionale und kulturelle Grenzen hinweg - entstehen verstärkt durch neue gesellschaftliche Ideen und technologische Erfindungen vielfältigere Lebensmodelle, die sich nicht entlang einfacher Leitlinien strukturieren lassen. Somit sind sowohl Einzelne, als auch die Gesellschaft mit erhöhter Komplexität konfrontiert. Ein Ausdruck der sich erhöhenden Komplexität, die das tägliche Leben in Städten und die Arbeit der Verwaltungen kennzeichnet, ist auch das Aufbrechen der hierarchischen Strukturen und Führungsmodelle zugunsten ausdifferenzierterer, vielschichtig verbundender Verhandlungsund Entscheidungsstrukturen in Verwaltung und Privatwirtschaft.

STADTPLANUNG

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Viele positive Beispiele zur Integration von Produktionsbetrieben in der Stadt belegen das Entwicklungspotential von Thema Arbeiten und Produzieren in der Stadt. Folgende Handlungsfelder für die Stadtplanung wurden im Rahmen der Studie erarbeitet: > Die Verankerung von Urban Manufacturing in städtebaulichen Leitbildern > Die Bewahrung von bestehenden Industriegebieten und Betriebs flächen vor Umwidmungen zu schützen > Die umfassende Vermarktung und aktives Management von Urban Manufacturing > Der Internationale Standortwettbewerb ist ein Wettbewerb der

Metropolregionen. So wird beispielsweise die gesamte urbane Agglomeration um Wien als Metropolregion wahrgenommen und den administrativen Grenzen eine geringere Bedeutung beigemessen. Für Metropolregionen sind klare Standortprofile und effiziente Netzwerke von großer Bedeutung, um im Wettbewerb mit anderen Metropolregionen in Europa und weltweit bestehen zu können.

UNTERNEHMEN Um die Bedeutung der Produktion für „die Stadt“ abzuschätzen, wurden regionsbezogene statistische Daten für die größten Städte Österreichs analysiert. In den ausgewählten Städten werden 38% der Betriebserlöse der österreichischen Produktionsbetriebe erwirtschaftet und 34% der Bruttoinvestitionen (in Sachanlagen) der österreichischen Produktionsbetriebe getätigt. Die Branchen mit den höchsten Betriebserlösen in Österreichs Städten sind 1. Herstellung von chemischen Erzeugnissen, 2. Maschinenbau, 3. Metallerzeugung und –bearbeitung sowie Herstellung von Metallerzeugnissen, 4. Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln, 5. Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten und Reparatur/Installation von Maschinen. Eine branchenspezifische Unterscheidung hinsichtlich der „Eignung und Relevanz von Produktion in der Stadt“ wird jedoch nicht als nicht zielführend erachtet. Vielmehr sind es relativ komplexe Zusammenhänge und eine Vielzahl an Charakteristika, wie bspw. Unternehmensreifephase, Produktreifephase,Unternehmensgröße, Gefährdungspotential & Emissionen, Produktionstyp, Logistische Anforderungen, KundInnenund MitarbeiterInnen, und die Kostenintensität je m2.


Die als Studienergebnisse entwickelten Empfehlungen sollen dazu beitragen, basierend auf internationalen und nationalen gesellschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen die Produktion in der Stadt Wien und anderen österreichischen Städten in einer gesellschaftlich erwünschten Form zu unterstützen. Dazu wurden 6 übergeordnete Themenfelder für die Empfehlungen abgeleitet (Empfehlungen im Detail in Kapitel 7):

URBAN MANUFACTURING ALS STRATEGIE FÜR DIE STADTENTWICKLUNG

Die Einbindung von „Urban Manufacturing“ als Strategie für die Stadtentwicklung bei Neubau, Bestand und Zwischennutzung verfolgt einen gesamtheitlichen Ansatz und soll eine gesellschaftlich erwünschte Produktion in der Stadt ermöglichen, die auch in Hinblick auf zukünftige Herausforderungen Lösungsansätze und Chancen bietet. Eine optimale Ergänzung von Arbeiten und Wohnen bereits bei der Planung „mitzudenken“ und zu implementieren ist Gegenstand der Empfehlungen in diesem Themenfeld.

5.

IN METROPOLREGIONEN DENKEN

Ziel der Empfehlungen in diesem Themenfeld ist es, Produktions-Start-ups in der Stadt nicht nur zu gründen sondern auch langfristig zu halten und die Bedingungen für Wachstum zu verbessern.

Um das Potential von Regionen über die Stadtgrenzen hinweg für die Unternehmensstandorte nutzbar zu machen, sind österreichische Ballungsräume langfristig wirtschaftlich weiterzuentwickeln, und die Bedeutung bzw. Auswirkung administrativer Grenzen für Unternehmen leichter handhabbar zu machen. Dies könnte eine besondere Herausforderung für Wien als Sonderfall darstellen, da die Gemeindegrenze auch die Landesgrenze ist.

2.

6.

1.

VOM START-UP ZUM SCALE-UP

„KÜMMERER“ FÜR UNTERNEHMEN UND ANRAINER

Empfehlungen in diesem Themenfeld sollen eine gelungene Integration von Unternehmen in Stadtvierteln ermöglichen und unterstützen. Ein zentraler, operativer Kontaktpunkt der als Drehscheibe für den Interessensausgleich fungiert, ist dabei von großer Bedeutung.

3. 9

Geschäftsmöglichkeiten zu fördern und zu unterstützen sowie die Attraktivität des Standortes zu erhöhen, zielen diese Empfehlungen darauf ab, bestehende Stärkefelder zu verbreitern, den gegenseitigen Austausch von branchen- bzw. technologiespezifischer Information zu vertiefen und den Zugang zu spezialisierten Arbeitskräften und Infrastruktur zu erleichtern.

4.

1

EXECUTIVE SUMMARY

EMPFEHLUNGEN FUR POLITISCHE MASSNAHMEN

TECHNOLOGIEPOLITISCHE SCHWERPUNKTSETZUNG

Um die Generierung neuer Ideen und

DAS POTENTIAL VON INDUSTRIE 4.0 NUTZEN

Um die Chancen von I.4.0 für Österreich zu nutzen und zu realisieren, sind wesentliche Änderungen im Bereich des Ausbildungssystems erforderlich. Da Datenverfügbarkeit und Analysemöglichkeiten zunehmen, sind der Abbau von Informationsasymmetrien und die Schaffung erhöhter Transparenz für effiziente und ökologisch nachhaltige Entscheidungsprozesse sicherzustellen. Eine Schwerpunktsetzung auf grüne (saubere) Technologien kann erheblich zur Akzeptanzerhöhung beitragen.


2

ZIELSETZUNG UND METHODIK

10

Inzwischen lebt mehr als die Hälfte der 7 Milliarden Erdbewohnern in Städten. In den nächsten Jahrzehnten soll dieser Anteil auf knapp 70 % ansteigen. Schon deshalb müssen die Städte von morgen nachhaltig, lebenswert und zukunftsfähig werden. Ein Baustein auf dem Weg dorthin ist die “urbane Produktion”. Ökologisch, ökonomisch und sozial gesehen ist es sinnvoll, in der Stadt zu produzieren: Effizientere Nutzung von Grund und Boden, kürzere Wege durch Nutzungsmischung und somit weniger Zersiedlung des Stadtumlands, darüber hinaus Zugang zu höher qualifizierten MitarbeiterInnen und durch dichte städtische Infrastrukturen (z.B. multimodales Verkehrssystem, Kinderbetreuungsmöglichkeiten) ermöglichen flexiblere und nachhaltigere Arbeitssysteme. Im Folgenden werden die aktuelle Situation und damit einhergehende Problemstellungen aufgezeigt sowie Zielsetzung, Fokus und methodische Herangehensweise der Studie vorgestellt.


11

Abb. 2 Poblenou Barcelona 22@


ZIELSETZUNG UND METHODIK 2 12

2.1 SITUATION

Visionäre Ansätze definieren die urbane Produktion als so schonend und verträglich, dass sie selbst im innerstädtischen Bereich in Koexistenz mit dem Wohnen erfolgen kann. Entstehen sollen nachhaltige Produkte durch stadtverträgliche Fabriken und Produktionssysteme, flexible Produktionskapazitäten und dezentrale Produktionsnetzwerke, sowie stadtverträgliche Logistik. Durch die verkürzten Arbeitswege der Beschäftigten lassen sich Arbeit,Arbeitszeit und Arbeitsort neu flexibilisieren.

Arbeitskräfte-Pooling (Marshall, 1920). Vor allem in den USA werden die Vorteile von Urban Manufacturing schon länger diskutiert:

Im internationalen Vergleich (USA, Südamerika und Asien) zeigt sich, dass Urban Manufacturing mit Hilfe geeigneter Raumordnungs-, Förder- und Arbeitsorganisationsmaßnahmen, sowie gesteuerter, partizipativer Stadtplanungsprozesse eine Win-Win-Situation für Stadt, Hersteller und Konsumenten schaffen kann. Insbesondere durch die sinnvolle Verbindung von Advanced Manufacturing Technologies und einer damit eng verbundenen Serviceindustrie, sowie einer sinnvoll ergänzten, multimodalen Logistik können negative Externalitäten wie Lärm, erhöhtes Abgas-, Abfall- und Verkehrsaufkommen stadtverträglich gestaltet werden. Stadtregionen können so einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben, Hersteller können nachhaltiger wirtschaften und erhöhen ihre Attraktivität für Fachkräfte – während Konsumenten von auflebenden Stadtteilen und lokalen Produkten profitieren. Zudem gewinnen die Hersteller durch die räumliche Nähe zu anderen Unternehmen (z.B. durch Innovationstransfer) und bauen neue, interdisziplinäre Partnerschaften auf. Durch die Konzentration bestimmter Branchen in räumlicher Nähe ergeben sich externe Skaleneffekte wie das Entstehen einer spezialisierten Vorleistungs- und Investitionsgüterindustrie. Begünstigt wird dadurch die Zahl der Zulieferbetriebe, Wissens- und Technologietransfer, sowie

>

> >

Jeder zusätzliche Job in der Produktion generiert 2,2 weitere Jobs in der gleichen Stadt Lokale Produktionskapazitäten ermöglichen es, unternehmerische Konzepte zu designen, testen, finanzieren, produzieren und zu vermarkten mit kurzen Zeiten und kurzen Distanzen Ein gesunder Urban Manufactur-ing Sektor bietet eine gute Plattform für Start-ups und Ideen um wachsende Unternehmen zu generieren.

Der bevorstehende tiefgreifende Wandel der Sachgüterproduktion durch Industrie 4.0 mit Schlüsseltechnologien wie digitale Vernetzung, Robotik und 3D-Druck kann die Entwicklung in Richtung urbane Produktion weiter treiben. Gleichzeitig sind insbesondere Städte wie Wien, Graz und Linz mit ihrer robusten und gleichzeitig flexiblen Bausubstanz der Gründerzeit ideal geeignete Orte um urbanes Gewerbe (wieder)anzusiedeln. Doch in der Regel verhindert die Dynamik des monofunktionalen (Wohnbau-) Bodenmarkts jegliche gewerbebetriebliche Ansiedlung innerstädtischer Produktion. Die Entwicklung innerstädtischer Produktionsstandorte kann jedoch durch bodenpolitische Initiativen, Förderungen und steuerliche Anreize gezielt gesteuert werden. Dies wird durch internationale Good-Practice Projekte wie 22@Barcelona, aber auch aktuelle österreichische Beispiele gewerblicher Ansiedlungsmodelle in der Seestadt Aspern, das Quartiersmanagement des ‚Standpunkt Liesing’ im Industrieviertel Liesing, aber auch die Tabakfabrik Linz untermauert.


ZIELSETZUNG UND METHODIK

Die Erfahrungen zeigen, dass integrierte Stadtentwicklung mit urbanen Produktionsstandorten die Schaffung innovativer, und vor allem multisektoraler Spielregeln für die strategische Planung und ein effizientes „urbanes Management“ für Betriebsansiedlungen voraussetzt.

2

2.2 ZIELE UND FOKUS DER STUDIE

Mit welchen Technologien, strategischen Planungsprozessen, Dienstleistungen und bodenpolitischen Rahmenbedingungen die resultierenden Herausforderungen

Ziel vorliegender Studie ist die Behandlung der Frage “Welche Änderungen, Herausforderungen und Chancen birgt Urban Manufacturing in den Bereichen Gesellschaft, Standort, Industrie/Unternehmen sowie Policy?“ Dabei liegt besonderer Wert in der Berücksichtigung unterschiedlicher Blickwinkel aus denen das Phänomen und damit einhergehende Entwicklungen national und international einhergehen. Abbildung 3 soll dies veranschaulichen: Durch die Berücksichtigung dieser unterschiedlichen Perspektiven soll die Studie eine Inspiration und Orientierung in diesem breiten Themenfeld bieten. Sie soll einen Beitrag zum Verständnis, was international zu diesem Thema passiert, liefern und das Thema „Industrie in der Stadt“ für Österreich greifbarer machen. Damit soll die Studie zum Agenda Setting beitragen, und Empfehlungen für politische Maßnahmen liefern.

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Inhaltlicher Fokus der Studie ist die österreichische Zukunftsindustrie im Bereich Produktion. Näher betrachtet werden daher High Tech-Bereiche, Start-ups aber auch alle anderen Unternehmensgrößen, Kleinserienproduktion sowie innovative &

einer Rückkehr der Produktion in die Stadt gemeistert werden können, welche Rolle bspw. die Informationstechnik und die digitale Vernetzung dabei spielt und welche Auswirkungen diese Veränderungen auf die Nachfrage nach Produkten haben werden, ist noch weitgehend offen. Auch soziotechnische Herausforderungen im Zusammenspiel zwischen Produktion und Stadt in Österreich sind noch relativ unbekannt.

F&E intensive Bereiche. In der internationalen Diskussion von Urban Manufacturing bilden Lifestyle Produkte einen Schwerpunkt. Dieser wird in Österreich durch verschiedene Initiativen untersucht und gefördert (z.B.: Erdgeschossbelebung, Departure, StadtFabrik MAK, etc.) und wurde daher in der vorgestellten Studie nicht bearbeitet. Dieser Bereich von Urban Manufacturing eröffnet dennoch sehr wichtige Potentiale im Bereich Arbeitsplätze, lokale Nachhaltigkeit sowie der Belebung und Sicherung des Lebensraumes Stadt. Weitere Initiativen durch bmvit und Wirtschaftsagentur Wien tragen hier zu einer erfolgreichen Wirtschaftsentwicklung bei. Regionaler Fokus der Studie liegt auf Österreich, insbesondere auf Wien. Für die größten Städte Österreichs werden statistische und teilweise historische Daten abgebildet.


ZIELSETZUNG UND METHODIK 2

GESELLSCHAFT

URBAN MANUFACTURING STANDORT

UNTERNEHMEN

(STADT)

POLICY

14

Abb. 3 Perspektiven


ZIELSETZUNG UND METHODIK 2

2.3 METHODIK

Um das Thema „Urban Manufacturing“ aus den oben dargestellten Blickwinkeln zu beleuchten, wurde ein mehrstufiger Forschungsprozess verfolgt. Dies soll die folgende Grafik veranschaulichen:

1

PRIMÄRFORSCHUNG > Experteninterviews > Unternehmensfallstudien

ANALYSE UND ZUSAMMENFASSUNG Ergebnisse > Kapitel 4,5,6

15

+

SEKUNDÄRFORSCHUNG > Analyse (inter-) nationaler Studien > Analyse statistischer Daten

ABLEITUNG VON EMPFEHLUNGEN mittels: > projektinternen Workshops > Workshop mit Auftraggeber

2

DOKUMENTATION DER FINALEN EMPFEHLUNGEN > Kapitel 7 > Policy

Abb. 4 Mehrstufiger Forschungsprozess


ZIELSETZUNG UND METHODIK

Wichtigste Erhebungsmethode für die vorliegende Studie stellten persönliche, problemzentrierte Interviews mit ExpertInnen und Unternehmen dar. Als Erhebungsinstrument diente ein strukturierter Gesprächsleitfaden, der einen flexiblen Gesprächsverlauf ermöglicht. Damit konnte auf die jeweiligen fachlichen und praktischen Schwerpunkte der Interview-

partnerInnen individuell eingegangen werden, und auf neue Themen, Probleme und Fragestellungen die sich aus den Gesprächen ergaben, reagiert werden. ExpertInnen und Unternehmen wurden entsprechend folgender Cluster kategorisiert:

IMMOBILIEN

2

LOGISTIK

INTERNATIONALE GOOD PRACTICE Europa, Asien, Lateinamerika

UNIVERSITÄTER BEREICH

16

STADTENTWICKLUNG / ÖFFENTLICHE HAND

Abb. 5 ExpertInnencluster


ZIELSETZUNG UND METHODIK 2

Insgesamt wurden 32 problemzentrierte Interviews mit ExpertInnen und Unternehmen durchgeführt. Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer, zusammenfassender Inhaltsanalyse (nach Mayring). Im Text wird jeweils darauf verwiesen, ob die Inhalte aus den Interviews oder

Literaturquellen stammen. Die methodische Herangehensweise für die Analyse der statistischen Daten für Kapitel 6.1 „Zahlen, Daten, Fakten“ wird in den Kapiteln 6.1.1 und 6.1.2 dargestellt.

VERTEILTE / DEZENTRALE UNTERNEHMEN

STÄDTISCHE UNTERNEHMEN

UNTERNEHMENSCLUSTER

AB- UND AUSWANDERER

17

START-UPS / KMUS

Abb.6 Unternehmenscluster


3

UBERSCHNEIDENDE

THEMEN & LESEANLEITUNG

18

Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die in der Studie behandelten Sichtweisen und soll eine Orientierung für die überlappenden Themenstellungen im Bericht bieten. Kapitel 3.1 verdeutlicht, dass das Thema „Urban Manufacturing“ und damit einhergehende Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken sehr unterschiedlich wahrgenommen und bewertet werden können. In Kapitel 3.2 werden internationale produktionsrelevante Technologietrends dargestellt, die die Produktion von heute revolutionieren werden. In beiden Unterkapiteln wird der Bezug zu den damit in Zusammenhang stehenden Kapiteln im weiterführenden Bericht gezogen.


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Abb. 7 Steel Mills (Jo Guldi, CC BY 2.0)


ÜBERSCHNEIDENDE THEMEN UND LESEANLEITUNG 3

3.1 PERSPEKTIVEN – DIE PRODUKTION IN DER STADT

Wahrgenommene Vor- und Nachteile, Drivers und Barriers sowie Chancen und Risiken der Produktion in der Stadt können je nach Sichtweise (Gesellschaft, Stadt, Unternehmen) stark variieren. Häufig kamen im Rahmen der Interviews Fragen auf wie weshalb, ob oder von wem UM überhaupt erwünscht ist und welche übergeordneten Zielsetzungen damit

verfolgt werden. Ökonomische, ökologische und soziale Auswirkungen – und auch damit wahrgenommene Vor- und Nachteile von Produktionsstandorten – können je nach Perspektive (lokal, regional, global) variieren. Die folgende Tabelle soll diese unterschiedlichen Sichtweisen und Perspektiven aufzeigen:

PERSPEKTIVE

unterscheidet sich je nach ...

Stadtsicht/Landsicht/ Globale Sicht

definiertes Optimum/Ziel der jeweiligen “Verwaltungseinheit”

Unternehmenssicht

Standort: Zentrum, Zentrumsnähe, Stadtrand, Land, Ausland Größe: Große Unternehmen vs. KMU vs. Verteilte Unternehmen Weitere mögliche Unterscheidungsmerkmale (bspw. Branche, Geschäftsmodell, ... siehe dazu auch Tabelle 17: Charakterisierung geeigneter Stadtproduktionsunternehmen)

Bevölkerung

ArbeitnehmerInnensicht (Arbeitsplätze) vs. Anrainersicht (Emissionen) Tab.1 Perspektiven

20

Teilweise wurde das Thema „Urban Manufacturing“ als globale und großflächige Problemstellung betrachtet. In diesem Zusammenhang sind globale Rahmenbedingungen und ein „Gesamtoptimum“ (Energie und Ressourcenverbrauch) zu beachten. Oftmals berücksichtigen heutige Strukturen nicht die mit den globalen Werteketten und kostenoptimierenden Produktionsstandorten verbundenen externen Effekte. Würden Faktoren wie Umweltauswirkungen adäquat ins Kalkül gezogen werden, würde sich lokale

Produktion oftmals eher rechnen. Aus volkswirtschaftlicher Perspektive steht Österreich in Konkurrenz zu anderen Ländern. Ob die Produktion in der Stadt oder am Land stattfindet, ist aus dieser Perspektive von geringerer Bedeutung. Fokus liegt vielmehr darauf, dass Wertschöpfung und Arbeitsplätze (und weitere Faktoren wie bspw. Lebensqualität) innerhalb der Landesgrenzen gesichert / gesteigert werden können.


ÜBERSCHNEIDENDE THEMEN UND LESEANLEITUNG 3

Wird weiterführend ein liberaler Ansatz verfolgt (beispielsweise weil manche Unternehmen aufgrund des Kostendruckes nicht mehr in Österreich produzieren können oder aufgrund von Expansionstätigkeiten auswandern möchten) so ist es immerhin von Vorteil, den Hauptsitz und damit Headquarters-Funktionen wie F&E, Controlling, etc. der Unternehmen in Österreich zu halten, und deren Expansion zu unterstützen. Eine Chance wird in diesem Zusammenhang auch darin gesehen, Österreich als Innovationshub und Innovationstreiber zu etablieren und andere Länder als Produktionshub zu „nutzen“. Dabei sind die oben genannten Umweltauswirkungen zu berücksichtigen. Aus dieser Perspektive ist es daher wesentlich, geeignete Rahmenbedingungen für die Ansiedelung von Industrie zu schaffen und die Attraktivität des Produktionsstandortes Österreich unabhängig von Stadtgrenzen zu stärken und zu erhöhen. Dies erfordert auch die Abstimmung der unterschiedlichen StakeholderInnen und jeweiligen Interessen (Städte & Gemeinden, Unternehmen & Bevölkerung). Innerhalb Österreichs stehen sowohl Städte, als auch Stadt und Land als steuerliche und statistische Einheiten einander gegenüber mit komplementären aber auch konfliktären Zielsetzungen. Hinzu kommen Interessen der Unternehmen sowie der Bevölkerung (als Arbeitskräfte oder Anrainer). Die folgenden Kapitel behandeln diese unterschiedlichen Perspektiven und Sichtweisen von Urban Manufacturing: • Kapitel 4 geht auf das Thema „Gesellschaft“ ein und versucht damit eine „globale Sichtweise“ einzunehmen. Im Mittelpunkt stehen dabei kurz-, mittelund langfristige gesellschaftliche Trends und Prognosen, die im Zusammenhang mit Urban Manufacturing sowohl international als auch national von Bedeutung sind. • Kapitel 5 beleuchtet Standortfaktoren aus einer städteplanerischen Sicht und nimmt damit die „Stadtsicht“ ein. Aus dieser Perspektive wird auf die Vor- und Nachteile von Urban Manufacturing, sowie wichtige Handlungsfelder eingegangen.

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• Kapitel 6 behandelt das Thema “Produktion in der Stadt“ aus Unternehmenssicht. Damit zusammenhängende und vorhandene statistische Daten sind in den Kapiteln 6.1 Zahlen, Daten, Fakten sowie 9.4 Historische Langzeitdaten aufbereitet (bzw. wurden dem Auftraggeber in einem gesonderten Dokument übergeben). Wahrgenommene Vor- und Nachteile, Drivers und Barriers für die Produktion in der Stadt aus Sicht der Unternehmen werden dargestellt. Aus den Interviews wird eine Charakterisierung von geeigneten Stadtproduktionsunternehmen abgeleitet. Wichtige Technologietrends und deren Bedeutung für österreichischen Unternehmen und die Produktion in der Stadt werden in Kapitel 6.4 Einfluss von Technologien & Trends auf UM zusammengefasst.


Im Folgenden werden produktionsrelevante Technologietrends in Zusammenhang mit Urban Manufacturing dargestellt, die die Produktion von heute revolutionieren sollen („Next Production Revolution“). Dabei soll eine internationale und literaturbasierte Betrachtung (OECD, März 2015) (OECD, 25. Februar 2016) des Themas eine Grundlage für die lokalen Themenstellungen bieten. Megatrends wie demografische Veränderungen und Bevölkerungswachstum, Nachhaltigkeit in Zusammenhang mit

limitierten Naturressourcen/Rohstoffen und Klimawandel, fortschreitende Globalisierung und zunehmend komplexe Werteketten, sowie neue Technologien und moderne Produktionsverfahren führen zu disruptiven Veränderungen in der Produktion. Neue Technologien werden die Charakteristik zukünftiger Produkte und Produktionsverfahren diktieren. Die folgende Tabelle zeigt wesentliche Technologietrends und Abschätzungen und wie diese die industrielle Produktion revolutionieren werden:

3

ÜBERSCHNEIDENDE THEMEN UND LESEANLEITUNG

3.2 PRODUKTIONSRELEVANTE TECHNOLOGIETRENDS

22

Basistechnologien

Spezifische Technologietrends

Informations- und Kommunikationstechnologien: bereits lange und vielfältig in modernen Produktionssystemen im Einsatz, jedoch neue/ zunehmende Anwendungen (bspw. neue biologische und chemische Sensoren, MaschineMaschine Kommunikation, Big Data Analytics und künstliche Intelligenz führen zu autonomen Maschinen und Systemen

Generative Fertigung: Vielzahl an Techniken, die Produkte durch das „schichtweise Hinzufügen von Material“ (anstelle von abtragenden Fertigungsmethoden) herstellen (z.B. 3D-Druck)

Nanotechnology: Gruppe von Technologien, die die Manipulation, Untersuchung und Nutzung von kleinen (~ weniger als 100 nm) Strukturen und Systemen ermöglicht. Dies schafft Materialien, Geräte und Produkte mit neuen Eigenschaften

Moderne Materialien: neue Materialien nutzen neue Eigenschaften und Charakteristiken (Funktionalität, Gewicht, Energieeffizienz, etc.) in Produkten und Produktionsprozessen

Biotechnology: Anwendung von Wissenschaft, Technologie und Verfahrenstechniken in Biowissenschaften um die Charakteristiken existierender Spezien zu verändern (lebende und nicht-lebende Materialien) und komplett neue Materialien zu entwickeln (bspw. bio-basierte Batterien, künstliche Photosynthese und Mikroorganismen die Biokraftstoffe produzieren)

“Green Technologies”: beabsichtigen die Verbesserung der Ressourcen- und Energieeffizienz und/oder vermindern entstandene Schäden/Verschmutzungen

Tab. 2 Technologietrends


Zukunft werden erwartet:

Komplex

Zunehmend verflochten (verschiedene Länder), anspruchsvollere Konsumenten, konvergierende (interdisziplinäre) Technologien

Reaktionsschnell

Kürzere Produktlebenszyklen, höhere “Technology Adoption Rates”, internationale Fragmentierung von Produktion einhergehend mit Unsicherheiten entlang globaler Werteketten

Kreativ

Kombination verschiedener neuer Technologien, Demonstration ökologischen Bewusstseins, Vernetzung mit Partnern inkl. Konkurrenz

Customized

Neue Technologien wie generative Fertigung, neue Materialien, ICT und Nanotechnologie erlauben zunehmend personalisierte Produkte und Verringern gleichzeitig die Kosten geringer Produktionsmengen

Digital

Effizienz- und Produktivitätserhöhung, erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit von Unternehmen, Integration von Produktdesign in Herstellungsprozesse, Veränderungen in der Auslieferung von Produkten und Services.

Smart und “Intelligent”

Künstliche Intelligenz und autonome Robotik ermöglicht die automatische Korrektion der Maschinen im Produktionsprozess und Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen.

Verteilt & lokal

Komplexität von internationalen Produktionsnetzwerken führt zu hohem Beschaffungs- und Versorgungsrisiko für Unternehmen. Das Bewusstsein von Konsumenten für negative Effekte von Transportströmen steigt. Eine Neugewichtung globaler Werteketten ist zu erwarten und Produktion könnte sich in regionalen /lokalen Hubs näher zum Endkonsumenten konzentrieren.

Nachhaltig

Durch Klimawandel, Verlust von Biodiversität und Ressourcenverknappung wird die Bedeutung von Nachhaltigkeit wachsen. Regulierung, Kundennachfrage und Grüne Technologien und Strategien für eine Kreislaufwirtschaft („Circular Economy“) werden eine wichtige Rolle spielen.

Bündelung von Gütern & Services

Die Kombination von neuen Produktionsverfahren mit einer Reihe unterschiedlicher Services.

3

ÜBERSCHNEIDENDE THEMEN UND LESEANLEITUNG

Folgende Charakteristiken und damit verbundene Trends für die Produktion der

Tab. 3 Charakterisierung der zukünftigen Produktion Viele dieser internationalen Technologietrends und insbesondere deren Charakteristika finden sich in unterschiedlicher Form in den verschiedenen Betrachtungsweisen vorliegender Studie wieder:

23

> In Kapitel 4. „Gesellschaft“ wird insbesondere auf die Themen „Konzentration“, „Komplexität“ und „Kommunikation“ eingegangen, die damit nicht nur wesentliche Charakteristika der zukünftigen Produktion (Tabelle 17: Charakterisierung geeigneter Stadtproduktionsunternehmen) darstellen sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene große Änderungen mit sich bringen.

> Kapitel 6 „Unternehmen“ stellt die in diesem Zusammenhang stehenden Sichtweisen der (österreichischen) InterviewpartnerInnen dar, und versucht damit auf Relevanz, Chancen & Risiken und Potentiale des „industriellen Wandels“ für österreichische Unternehmen einzugehen. > Damit bieten sich jeweils wichtige Implikationen für politische Maßnahmen, auf die einerseits im Fließtext regelmäßig hingewiesen wird und die sich andererseits in Kapitel 7 „Empfehlungen“ im Rahmen von 6 Handlungsfeldern mit 40 Empfehlungen wieder finden.


4 GESELLSCHAFT

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Eine Analyse internationaler Trends ergibt, dass rasant zunehmende Konzentration, Komplexität und Kommunikation sowohl die Entwicklung von Städten, als auch der Produktionswirtschaft kennzeichnen. Für die urbane Bevölkerung bedeutet dies einen sprunghaften Zuzug neuer BewohnerInnen und vielfältigere lokale Lebensmodelle, bei gleichzeitig intensiver Einbindung in den unmittelbaren globalen Gedankenaustausch durch soziale Netzwerke und digitale Plattformen. Für die Produktionswirtschaft bedeutet es eine Fokussierung auf Kernprozesse, vielfach ineinandergreifende, sorgfältig abzustimmende Produktionstechnologien und -logistik, sowie die Digitalisierung und Nutzung von Maschine-zu-Maschinekommunikation im Rahmen von Industrie 4.0.


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Abb. 8 FMWRC (Tim Hipps, CC BY 2.0)


GESELLSCAHFT 4

4.1 KOMMUNIKATION

Weltweit wachsen sowohl Bevölkerung als auch Städte rasant – damit einhergehend steigt auch die Nachfrage nach Produkten (und Services). Beeinflusst durch globale Kommunikation und Marketing, müssen Produkte sowohl lokaler Kultur als auch internationalen Standards entsprechen. Globale Vernetzung und sozio-ökonomische Erwartungen Urbanisierungsraten und die Entwicklung der produzierenden Industrie sind zwar regional sehr unterschiedlich ausgeprägt, beeinflussen einander aber – getrieben von globalen Kommunikationstechnologien, von klassischem TV und Film bis zu Social Media - über Kontinentalgrenzen hinweg: sowohl hinsichtlich der Migration von Menschen und Wissen, wie auch bezüglich der Erwartungen an sozioökonomische Entwicklungen und die Gestaltung von Produkten und des Lebensraums Stadt. Die sozio-ökonomische Erwartung an die Stadt war immer an die Erwartung von größerem wirtschaftlichem Erfolg gekop-

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pelt. Die Stadt wird als vielversprechender Wirtschaftsraum verstanden. Durch die globale digitale Vernetzung mittels Kommunikations- und Informationstechnologien werden Innovationen – sowohl hinsichtlich Produktionsmethoden, als auch der Stadtplanung (und des Stadtmanagements) - seit Mitte der 1990er unmittelbar ausgetauscht und lokal adaptiert umgesetzt. Neue Produktionstechnologien und globale, gesellschaftliche Diffusion Digitale Kommunikationstechnologien setzen Städte verstärkt dem globalen Wettbewerb aus: So werden beispielsweise. neue Produktionsmethoden und -technologien, sowie Innovationsdiffusionsmechanismen, die in den Industriestaaten gerade erst entwickelt werden, beinahe unmittelbar in Asien, Afrika und Lateinamerika übernommen, wie z.B. an der Verbreitung von 3D-Drucktechnologien und Fab Labs gezeigt werden kann.

Abb. 9 Fab Lab Map Global (FabFoundation, 2016)


GESELLSCAHFT 4

Das erste Fab(rication) Lab wurde vor 10 Jahren (2006) von Prof. Neil Gershenfeld am MIT Media Lab eröffnet; heute gibt es mehr als 1000 Fab Labs weltweit. Diese Fab Labs haben sich dadurch zu Ausgangspunkten für lokale, urbane Produktion und Innovation entwickelt: “A Fab Lab today fills a room, weighs about 2 tons, and costs about $100,000. That includes 3-D scanning and printing, large-format and precision machining, computer-controlled lasers and knives, surface-mount electronics production, embedded programming, and computing tools for design and collaboration. With these, it’s possible to locally produce and customize products that are mass-produced today, such as consumer electronics and furniture.” (Neil Gershenfeld, Jan. 2016) Als bestimmend für diesen Erfolg nennt Gershenfeld, dass Fab Labs so weltweit als Kristallisations- und Kommunikationspunkte für erfinderische Köpfe dienen, die dort mittels Rapid Prototyping sehr schnell, iterativ neue Produkte bauen können und dabei sowohl auf lokal vorhandenes (tangentiales) Wissen zurückgreifen können und bei Bedarf international Unterstützung finden. Die schnelle Diffusion in Entwicklungsländer, bzw. sogar in Flüchtlingslager, liegt daran, dass Fab Labs auch formal gering gebildete Handwerker ansprechen, und diesen neue Möglichkeiten der Produktion aufzeigen. Wobei es dann innerhalb kurzer Zeit zu einer Ausdifferenzierung im Maschinenpark kommt: einige Maschinen sind ständig überlastet und es findet ein Kampf um die Ressourcen statt, andere Maschinen werden nur selten gebraucht und können gut gemeinschaftlich genutzt werden. Welche Maschinen das sind, hängt von der sich lokal herausbildenden Community ab. Dieser Trend wurde auch in den Interviews mit HighTech Start-ups und Vertretern der “Maker” Community hervorgehoben und spiegelt sich im Handlungsfeld 1 “Vom Start-Up zum Scale-up” wieder. An Hand dieser lokal ausdifferenzierten, sich abgrenzenden Maker Communities bildet sich auch ein weiterer globaler gesellschaftlicher Trend ab: globalen Tribes („Stämme“), die sich als eine globale Gemeinschaft verstehen, sich aber lokal in Subgruppen aufsplittern, die unterschiedliche Aufgaben/Themen übernehmen.

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Digitale Kommunikation und Geografische Verteilung von Produktionsstätten Im Jahr 2008 waren zum ersten Mal mehr Dinge mit SIM-Karten ausgestattet, als Menschen: diese Entwicklungen im Bereich der Maschinen-zu-Maschinenkommunikation (gemeinsam mit entsprechender Softwareentwicklung) lassen Umbrüche im internationalen Wettbewerb erwarten. Es ist derzeit allerdings unklar ob dies zu einer stärkeren geografischen Verbindung von F&E und Produktion (Co-Location) führen wird, oder ob dadurch Entwicklungs- und Produktionsstätten beliebig voneinander getrennt, geografisch verstreut betrieben werden. Eindeutig ablesen lässt sich nur der Trend nach einem geringeren Bedarf an Arbeitskräften. Dies trifft verstärkt gering ausgebildete Menschen, aber auch zunehmend Jobs für die bisher umfassendere Kompetenzen notwendig waren. PIE Studie: Auswirkung von Kommunikation auf die Produktion Im Rahmen der 2013 am Massachusetts Institute of Technology durchgeführten Studie “Production in the Innovation Economy” wurden Produktionsdaten aus den USA, China und Deutschland verglichen, sowie 264 Interviews in diesen 3 Ländern geführt (Locke & Wellhausen, 2013).


GESELLSCAHFT 4

Daraus lassen sich drei wesentliche Trends in Bezug auf die Auswirkung von Kommunikation auf die Produktion ablesen: 1. Der persönliche, unmittelbare Austausch (personal, direct communication) zwischen Universitäten und lokalen Betrieben führt zur Entwicklung von völlig neuen Produkten und Geschäftsmöglichkeiten. Es handelt sich um eine nicht-iterative, nicht-tangentiale Entwicklung, die ohne die Konfrontation beider Seiten mit unerwarteten Ideen, Problemen und Prototypen und deren Diskussion unmöglich gewesen wäre und so zu völlig neuen Produkten führt. 2. Die Wichtigkeit von lokal vorhandenem “Hands on” Produktionswissen innerhalb von kleinräumig, regional und persönlich vernetzten Betrieben und MitarbeiterInnen auf allen Ausbildungsstufen wurde deutlich. Hier steht die niederschwellige, vertrauensvolle Kommunikation zwischen MitbewerberInnen, die bewusst vom lokalen Austausch profitieren (“Give a little, take a little”), im Vordergrund und wird von der PIE Studie als ausschlaggebender Grund für die positive Entwicklung der Produktion in Deutschland im Vergleich zu den USA hervorgehoben. Dieser Austausch wird durch das enge Zusammenspiel in Verbindung mit lokalen Banken, Serviceindustrien und Ausbildungsinstituten in Deutschland noch verstärkt, während das Aufbrechen dieser regionalen Systeme und Abstimmungen, insbesondere durch neue, USA-weite Regelungen für Finanzwesen und Wettbewerb (Abschaffung des Glass – Steagall Acts) als ausschlaggebend für die Verlagerung von Produktion ins Ausland und Verringerung der Kapazität für die Weiterentwicklung von Produktionstechnologien für (End-) Fertigung für KundInnen in den USA identifiziert wird. Entsprechend bleiben auch kleinere Städte in Deutschland für die Bevölkerung attraktiv, sie verlieren nicht im gleichen Ausmaß Bevölkerung an die dominierenden Zentral(Mega)städte wie dies in den USA beobachtet wird.

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3. Neben dem dominierenden Faktor der Kostensenkung bei der Produktions-

verlagerung nach China (sowohl durch geringere Personal- und Rohstoffkosten, als auch durch geringere Umweltstandards) wurde der Abbau von Kommunikationsbarrieren als ausschlaggebender (sowohl positiver, wie negativer) Faktor identifiziert: zum Einen eigneten sich seit Beginn des Manufacturingbooms in China nur jene Produktionsprozesse zur Verlagerung nach China, die in ganz einfach kommunizierbare Verarbeitungsschritte herunter gebrochen werden konnten. Dieses Produktionsprozessverständnis begünstigt nun aber auch die Entwicklung von Industrie 4.0 als global verteilter Produktionsprozess. Zum Anderen wurde spezialisiertes Wissen durch den ständigen Wechsel der ArbeiterInnen zwischen Arbeitgebern sehr schnell weiterkommuniziert und so zum Allgemeingut. Der in den USA geschaffene Wissensvorsprung durch F&E konnte dadurch nicht gehalten werden und führt durch den allgemeinen Fortschritt im Produktionsprozess zur Auslagerung auch komplexerer Prozesse und Produktion nach China. Paradoxe Intervention am MIT Analog zu diesen wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklungen wird daher auch eine Verlagerung von F&E bzw. angelagerter Servicewirtschaft erwartet. Im Umfeld des MIT wird versucht, dieser Entwicklung „paradox“ entgegen zu steuern: Start-ups werden durch in China ansässige ExpertInnen bei der Zusammenstellung von Produktionskapazitäten unterstützt, sodass es für diese Firmen nicht nötig ist, selbst Kompetenzen in China aufzubauen, um von den niedrigen Produktionskosten und den flexiblen Produktionskapazitäten zu profitieren. Ein enger Austausch über digitale Kooperations- und Projektsoftware, die insbesondere für das verteilte Arbeiten der globalen digitalen Gemeinschaft entwickelt wurde, wie z.B. Slack (Slack,2016) garantiert einen präzisen Transfer von Anforderungen. Gleichzeitig können die Start-ups auf einen höheren Schutz ihrer Entwicklungen vertrauen, da die entsandten ExpertInnen das gleiche kulturelle Verständnis von Vertraulichkeit teilen, einer amerikanischen Institution verpflichtet sind, aber zusätzlich über ein speziell auf Produktion fokussiertes lokales Netzwerk und Know-How verfügen.


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(siehe Handlungsfeld „Vom Start-up zum Scale-Up”, insbesondere Empfehlung 1.8: „Unterstützung der Betriebe bei Expansion und Transformation“) „Umkehrschub“ – Transfer von gesellschaftlichen Lösungen von Süd nach Nord Die Kommunikation von Innovationen folgt aber nicht immer nur von den Industrienationen zum globalen Süden: neue Ansätze zur Organisation von der Stadt als verschränkter Wirtschafts- und Lebensraum, die in den dichten Metropolen der Entwicklungsländer aus Ressourcenknappheit entstehen (bzw. sich über Jahrhunderte gehalten haben), werden durch digitale Kommunikationstechnologien (Blogs, youtube movies, social media links) schnell global sichtbar und erscheinen auch in den entwickelten Städten, die sich auch mit Ressourcenknappheit (wenn auch aus anderen Gründen) auseinandersetzen, sinnvoll und direkt umsetzbar. Beispiel Urbane Mobilität und Logistik Deutlich wird dies vor allem im Bereich der urbanen Mobilität und Logistik: so wurden die Entwicklung von Bus Rapid Transport Systemen, die Nutzung von Seilbahnen als urbanes Transportmittel und vor allem die vielfältigen informellen, kleinteiligen Transportmittel und -systeme wie Fahrradrikschas und Elektro-tuk-tuks in westlichen Städten als neue Möglichkeiten verstanden, gefördert und umgesetzt, um nachhaltigere und individuellere Lastenverteilsysteme zu schaffen, die noch vor wenigen Jahren gesellschaftlich geächtet gewesen wären. Dies umfasst z.B. den Personentransport mittels Fahrradrikschas; Lieferkurierdienste, die mittels Fahrrädern oder ÖV mit Warmhalteboxen Mahlzeiten ausliefern (Wikipedia, 2016) (Foodora, 2016); temporäre Lagerplätze; das Teilen von Taxis; und das Aufgreifen von in Lateinamerika etablierten Bus Rapid Transit Systemen in z.B. Frankreich und Australien, etc. “Mobility as a service” wird anstatt der Definition über ein bestimmtes, ausschließlich genutztes Verkehrsmittel – unterstützt durch digitale Kommunikationstechnologien – so auch in den Städten der Industrienationen attraktiv und trägt unter dem Schlagwort „Digitalisierung und Dekarbonisierung“ den

Trends „Kommunikation“ und „Nachhaltigkeit“ Rechnung (siehe dazu Kapitel 3.2 Produktionsrelevante Technologietrends). Der beständige Hinweis durch die interviewten Unternehmen auf die hohe Bedeutung von guter öffentlicher Anbindung wird oft ergänzt von Hinweisen auf die selbstverständliche Nutzung von Fahrrädern, Elektrorollern bzw. “Shared-Car” Systemen als Teil der “öffentlichen” Systeme, die so den Einzugsradius verlängern helfen (z.B. Shared Bike Stationen bei jenen Haltestellen der Badner Bahn, die nahe zu einem Industriegebiet liegen). Diese “digital organisierte Informalität”, wird auch im Bereich der Güterlogistik von österreichischen Unternehmen bestätigt, die flexibel und “unter der Hand” Transportkapazitäten, Manövrierflächen und Lagerplätze teilen und flexiblere Zugänge zu Zwischennutzungsflächen begrüßen würden. (Siehe Empfehlung 1.4: „Produktionsflächen, die gemeinsam genutzt werden können sowie Empfehlung 1.5: „Geteilte Produktionsmittel). Ein besonderer Fall der Maschine-Mensch Kommunikation wurde insbesondere für die urbane Produktion als konfliktreich erachtet; mehrmals wurde darauf hingewiesen, dass es erst zu Nachbarschaftskonflikten zwischen Produktionsbetrieben und Bewohnern kam, als der Rückfahrwarnton für LKWs eingeführt wurde. Dieser Punkt der “Überregulierung” findet sich in der Empfehlung 3.5: „Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen“ wieder.


GESELLSCAHFT 4

4.2 KONZENTRATION

Der Trend zur Urbanisierung – also der Konzentration der Bevölkerung in Städten - hält weltweit an: in hochentwickelten Ländern, wie den USA, Deutschland und Österreich wird eine weiterhin zunehmende Verstädterung ausgehend von bereits hohen Urbanisierungsgraden erwartet. Steigende Urbanisierungsraten So weisen die USA im Jahr 2015 eine Urbanisierungsrate von 82% auf, Deutschland 75% und Österreich 66%.1 Bis 2050 wird ein Anstieg in Nordamerika auf knapp 90% und in Europa auf über 80% Urbanisierungsgrad erwartet (Weltbank, 2016) (UnitedNations, 2014). Das bedeutet, dass in Österreich bis zum Jahr 2050 über 1,8 Millionen Menschen neu in Städte ziehen werden (erwartete Bevölkerung in Österreich 2050: 9,4 Millionen). Global betrachtet wird sich der größte Anteil an neuen Stadtbewohnern auf nur drei Länder verteilen: China (53% Urbanisierungsrate), Indien (32%) und Nigeria (44%), die gemeinsam für 37% des Gesamtwachstums der globalen Stadtbevölkerung bis 2050 verantwortlich zeichnen. Insgesamt bedeutet das einen Zuzug von 911 Millionen Menschen in die Städte dieser drei Länder bis 2050.

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National dominante Städte Auf nationalstaatlicher Ebene werden die bereits heute dominanten Städte mit der größten Bevölkerung weiterhin die größte Attraktivität für Zuzug bieten und daher überproportional wachsen. In diesen Städten konzentrieren sich die Eliten, dadurch dominieren sie die Wirtschaft und Kultur ihrer jeweiligen Länder. Die nächstgrößeren Städte oft nur einen Bruchteil der Bevölkerungszahlen der führenden Stadt erreichen: Ein Phänomen, das universell gültig ist, wie von Luis Bettencourt und Geoffrey West in “A unified theory of urban living”2 (Bettencourt & West, 2010) beschrieben – und das auch in Österreich entsprechend abgebildet wird: Wien 1.8 Mio, Graz 280.000 Linz 200.000 Einwohner und

ein Cluster an Städten zwischen 2.500 – 10.000 Einwohnern (Städtebund, 2016).

Abb. 10 Größenverteilung von Städten innerhalb von Nationen (Bettencourt & West, 2010)

Diese national dominanten Städte beeinflussen die Erwartung an Stadt als Lebens- und Wirtschaftsraum weit über ihre nationalen Grenzen hinaus, einige von ihnen werden zu „Global Cities“ im Sinne von Saskia Sassen, an deren soziotechnischen und kulturellen Entwicklungen sich andere Städte orientieren. Gelingt es in diesen Städten Urbane Produktion mittels neuer Technologien positiv zu besetzen (Advanced Manufacturing als spannende Technologie mit geringen Emissionen im Gegensatz zu den „rauchenden Schloten“ der Vergangenheit), hat dies das Potential Mischnutzungen global wieder attraktiv zu machen. Denn im Schatten dieser dominierenden Städte wachsen auch die Mittelund Kleinstädte rasant. 1 http://data.worldbank.org/indicator/SP.URB.TOTL. IN.ZS 2 L. Bettencourt, G. West, A unified theory of urban living, Nature, Volume 467, Issue 7318, pp.912-913, 2010.


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Abb. 11 Landkarte der weltweit 4037 Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern aus 20143

Es findet also eine doppelte Konzentration statt: in den Städten konzentrieren sich größere Bevölkerungsanteile gegenüber dem ländlichen Raum, gleichzeitig konzentrieren sich auch bestimmte Gruppen in den Leitstädten. Dies betrifft beide Enden des sozialen Spektrums überproportional: sowohl die hochgebildeten, global denkenden und meist gut verdienenden Eliten, als auch die ärmsten Teile der Bevölkerung siedeln sich bevorzugt in Städten an. Dies gilt sowohl für Entwicklungsländer (CBD vs. Slums,

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Manila - Mexiko City), als auch in abgemilderter Form für die Städte Europas und der USA (Bobobezirk vs. Migrantenviertel, Wien - New York) und führt zu höherer Komplexität in der Organisation von Gesellschaft, Stadt und Wirtschaft (siehe auch Kapitel 4.3 Komplexität).

3 Datenlücken in China (Städte werden legistisch als Regionen erfasst und sind so nicht mapbar) und Taiwan


GESELLSCAHFT 4

4.3 KOMPLEXITAT

Hand in Hand mit der Migration in Städte - sowohl innerhalb von Ländern, als auch über nationale, regionale und kulturelle Grenzen hinweg - entstehen verstärkt durch neue gesellschaftliche Ideen und technologische Erfindungen vielfältigere Lebensmodelle, die sich nicht entlang einfacher Leitlinien strukturieren lassen. Somit sind sowohl Einzelne, als auch die Gesellschaft mit erhöhter Komplexität konfrontiert. Diese Veränderung der gesellschaftlichen Struktur und der damit einhergehenden Anforderungen an gesellschaftliche Willensbildung wurde in den letzten Jahren als eines der Hauptthemen in der Soziologie erkannt (Werle & Schimank, 2000) (Bar-Yam, 2002).

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Zeiträume zur Anpassung Während Städte schon immer sowohl das Neben- und Miteinander von verschiedenen Lebensmodellen ermöglicht haben, und so ihre Bewohner und Administrationen vor tägliche Herausforderungen gestellt haben, so sind die Zeiträume zur Anpassung geschrumpft: von der Einführung des Zensuswahlrechts in Österreich in 1848, das weniger als 6% der männlichen Bevölkerung als wahlberechtigt auswies, bis zur Einführung des allgemeinen Wahlrechts auch für Frauen im Jahr 1919 vergingen noch 71 Jahre, während beispielsweise von der Legalisierung von Homosexualität im Jahr 1971 bis zur Schaffung zur Möglichkeit zur Verpartnerung gleichgeschlechtlicher Partner im Jahr 2009 nur noch 38 Jahre vergingen und im Dezember 2015 wurde in Paris das Klimaabkommen beschlossen, das auf Computermodellen basiert, die erst ab Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts entwickelt wurden, und bis heute nicht unumstritten sind.

Vorhersage von Bedürfnissen Während traditionell religiöse Zugehörigkeiten und demographische Merkmale (z.B. Geschlecht, Alter, Bildungsstatus) zur Vorhersage der Bedürfnisse und Erwartungen großer Bevölkerungsgruppen genutzt wurden, werden seit den 1980er Jahren vermehrt „Lebensstilmilieus“ herangezogen (Vester, Von Oertzen, Geiling, Hermann, & Müller, 2001). Doch auch diese erweisen sich selbst bei Themen, die alle Menschen betreffen, z.B. Ernährung, als wesentlich zu grob, um die vielschichtigen Strömungen die sowohl im Gegensatz, als auch überlappend gelebt werden zu fassen: so umfasst z.B. das gleiche Milieu (Postmaterielle) jene Konsumenten, die „vegane Biowürstel aus dem Diskonter“ kaufen, ebenso wie jene, die sich auf Basis einer fleischlastigen Paleodiät ernähren. Auf einen anderen Aspekt der Stadt als Produktionsstandort, das „Urban Farming“ bezogen, bedeutet das sowohl das Miteinander, wie auch den Konflikt zwischen Vertretern naturnaher, kleinteiliger Stadtgärtnerei und von Entwicklern von des High Tech Aeroponic Farming. Stadtverwaltungsstrukturen als Netzwerk mit mehr EntscheiderInnen Ein Ausdruck der sich erhöhenden Komplexität, die das tägliche Leben in Städten und die Arbeit der Verwaltungen kennzeichnet, ist auch das Aufbrechen der hierarchischen Strukturen und Führungsmodelle zugunsten ausdifferenzierterer, vielschichtig verbundender Verhandlungsund Entscheidungsstrukturen in Verwaltung und Privatwirtschaft, wie von Manuel Castells in „The Rise of the Network Society“ dargestellt und von Benjamin Barber in “If Mayors Ruled the World” auf Stadtebene beschrieben.


GESELLSCAHFT 4

Abb. 12 Soziale Milieus für Deutschland (Sinus Mileus)

4.4 KOMMUNIKATION, KONZENTRATION, KOMPLEXITAT & KOMPROMISS

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Vor diesem Hintergrund der ineinander verwobenen Themen „Kommunikation, Konzentration und Komplexität“ lassen sich keine allgemeingültigen Trends für das Leben und die Produktion in den Städten der Zukunft ablesen. Die einfache Priorisierung von Trends, anhand derer umfassende, allgemeingültige Leitlinien für die Stadtentwicklung im Zusammenspiel mit Urban Manufacturing vorgegeben werden können, ist daher nicht möglich. Auch sogenannte globale Megatrends wie Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung oder gesellschaftliche Trends führen im Spannungsfeld zwischen Konzentration (dichtere, größere urbane Siedlungen) und Komplexität (verstärkte Ausdifferenzierung der gesellschaftlichen Wertehaltehaltungen entlang nicht einfach fassbarerer und damit adressierbarer Gruppen) nicht mehr zu kohärenten Erwartungen an die wirtschaftliche oder soziale Gestaltung von Stadt.

Es ist vielmehr zu erwarten, dass Stadtpolitik und Verwaltung noch stärker als bisher auf die Quartiersebene eingehen müssen (siehe Handlungsfeld 2: „Kümmerer für Unternehmen und Anrainer“), und einen Methodenmix entwickeln und beherrschen müssen. Gleichzeitig ist durch die Ausdifferenzierung der Lebensmodelle im unmittelbaren Nebeneinander auch innerhalb von Städten Verständnis für verschiedene Stadtgestaltungsund Organisationsmodelle zu erwarten, den Politik, Wirtschaft und Verwaltung auch als erweiterten Spielraum nutzen können (siehe Empfehlung 3.5: „Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen“).


5 STANDORT

Viele positive Beispiele zur Integration von Produktionsbetrieben in der Stadt belegen das Entwicklungspotential von Thema Arbeiten und Produzieren in der Stadt. Folgende Handlungsfelder für die Stadtplanung wurden im Rahmen der Studie erarbeitet: >

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Die Verankerung von Urban Manufacturing in städtebaulichen Leitbildern Die Bewahrung von bestehenden Industriegebieten und Betriebsflächen vor Umwidmungen zu schützen Die umfassende Vermarktung und aktives Management von Urban Manufacturing Der Internationale Standortwett bewerb ist ein Wettbewerb der Metropolregionen.

Kapitel 5 zeigt die Städteplanerische Perspektive auf und beschreibt die dahingehend identifizierten Handlungsfelder.


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Abb. 13 Luftbild Aspern 2015


STANDORT 5

5.1 STADTPLANERISCHER HINTERGRUND

Geschichtlicher Hintergrund

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Das Nebeneinander von Arbeiten und Wohnen, ressourcenschonend verbunden durch kurze Wege, zum Teil mit sehr hoher Dichte an BewohnerInnen wird im Allgemeinen als städtebaulich ideale Situation beschrieben. Doch heute werden die wenigsten Stadtentwicklungsprojekte diesem Ideal gerecht, denn seit der auf dem IV. Kongress des Congrès International d’Architecture Moderne (CIAM, Internationaler Kongresse für neues Bauen) 1933 in Athen verabschiedeten Charta von Athen wird „Stadt“ weitgehend nach ihren Funktionen getrennt entwickelt. Die Charta von Athen proklamiert die Funktionstrennung als Notwendigkeit in der Stadtentwicklung, um Arbeits-, Wohn- und Erholungsflächen in ihrer Qualität zu verbessern. Die Folge war der starke Anstieg des Verkehrs und aller damit verbundenen Probleme wie immenser Flächenverbrauch durch rasantes Stadtwachstum (zum Teil auch bei Städten mit stagnierender Bevölkerung). Die Entwicklung der Funktionstrennung ist ein noch andauernder Prozess, der durch den Wunsch nach dem freistehenden Einfamilienhaus ungebrochen erscheint. Dennoch kommen große österreichische Städte dem Ideal der nachhaltig entwickelten Stadt auf Grund der historisch bedingten städtebaulichen Entwicklung und der sehr gut ausgebauten Infrastruktur sehr nahe. Dennoch stellt in diesen Städten die Entwicklungssteuerung von gemischten Vierteln mit den Funktionen Arbeit und Wohnen heutzutage eine große

Herausforderung für die Stadtplanung dar, da Entscheidungen zu Betriebsansiedlungen hauptsächlich von wirtschaftlichen Faktoren abhängen. Die strategische, räumliche Steuerung von Betriebsansiedlungen und im Speziellen die Verbesserung von Rahmenbindungen für Urban Manufacturing ist eine Herausforderung für die Planung. Stadtentwicklung ist abhängig von einer Vielzahl von Faktoren, die in diesem Kapitel auf Basis der Interviews mit ExpertInnen und Unternehmen sowie durch internationale Bespiele dargestellt werden. Verdrängung von Produktion Funktionstrennung

durch

In der Ansiedlung von urbaner Produktion lässt sich ein Trend zur funktionalen Konzentration und Verdrängung beobachten. Während historisch gesehen Handwerk, Produktions- und Gewerbebetriebe innerhalb der Städte verteilt waren (und in den Metropolen des globalen Südens immer noch sind), so steht seit der Charta von Athen die Trennung von Funktionen, wie Arbeit, Wohnen und Verkehr in der Stadtplanung des Westens im Vordergrund. Dies spiegelt sich insbesondere in ausgewiesenen Industrieflächen in den Städten wider: hier wird eine Konzentration von als potentiell die Wohnbevölkerung störenden Einflüssen vorgenommen, die so besser kontrolliert werden kann. In Städten mit hohem Migrationsdruck und Bevölkerungswachstum werden diese Betriebsgebiete immer stärker beschnitten und nach außen an die Ränder gedrängt.


STANDORT 5

Hier widersprechen sich gesellschaftlich vorrangige, mittel- und langfristige Ziele, z.B. die Schaffung von Arbeitsplätzen und Sicherung von Steuereinahmen, kurze Arbeitswege, ökonomisch sinnvolle Verkehrsinfrastruktur, etc., mit kurzfristigeren, individuellen Zielen, wie die Milderung der Wohnungsnot, höhere Mietgewinne und Renditen durch Wohnbau als durch Produktionsflächen. Parallel dazu gibt es aber weiterhin historisch an bestimmten Orten in der Stadt gegründete Industriebetriebe (oder von wachsenden Städten eingeschlossene Betriebe). In Wien umfasst dies beispielsweise großvolumige Produktion wie bei Henkel und Manner (siehe dazu auch Trend 8: „vertikale Produktion“), aber auch kleinräumige (blockgroß) Gewerbehöfe mitten im 6. Bezirk. An diesen Orten kann man beobachten, dass ein Neben- und Miteinander von Produktion und Wohnen bei entsprechendem Erwartungsmanagement möglich ist (siehe Empfehlung 3.5: „Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen“). Die Konzentration von produktionsbegünstigenden Infrastrukturausprägungen: Raumhöhe, Anlieferung, Lagerplätze in traditionellen Produktionsimmobilien zur Ansiedlung von neuer urbaner Produktion – auch im High Tech Bereich – kann allerdings aus dieser internationalen Strömung des Urban Manufacturing (concentration on historical sites) aufgenommen werden und gestärkt werden. Beispiel Wien

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Das Wiener Beispiel des Industriegebiets „Standpunkt Liesing“ verdeutlicht, wie vom Quartiersmanagement im Rahmen des Projekts „Liesing LAB“ Impulse für die Verdichtung und Vertikalisierung des Standorts durch konkrete städtebauliche Vorschläge der Wiener Stadtplanung zur Sicherung des Betriebsstandortes führen. Parallel dazu gibt es weiterhin an bestimmten historisch gewachsenen Orten in der Stadt gegründete Industriebetriebe oder von wachsenden Städten eingeschlossene Betriebe. In Wien beispielsweise umfasst dies die großvolumige Produktion von Henkel und Manner, aber auch kleinräumige Gewerbehöfe im 6. Bezirk. Ein weiteres Beispiel ist die Entwicklung der Tabakfabrik Linz als Insel der Produk-

tion und Kreativität mitten in einem Wohngebiet. An diesen Orten kann man beobachten, dass ein Neben- und Miteinander von Produktion und Wohnen bei entsprechendem Erwartungsmanagement möglich ist (siehe Handlungsfeld 2: „Kümmerer für Unternehmen und Anrainer“ sowie auch Handlungsfeld 4: UM als Strategie für die Stadtentwicklung). Zum Schutz der Betriebsstandorte und Erhaltung der Arbeitsplätze in Wien wurde 2008 die Wiener Betriebszonenanalyse (WBA) im Auftrag der MA18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung durchgeführt, um jene Betriebe zu erfassen, zu klassifizieren und in weiterer Folge geeignete Zonen zum Schutz der Industrieflächen herauszuarbeiten. Besonderes Augenmerk in der WBA wurde auf „nicht mischfähige Betriebe“ gelegt, die nicht ohne zu erwartende Konflikte mit anderen Nutzungen (unter anderem Wohnen) gemischt werden können. Ergebnis der WBA ist, dass überhaupt nur rd. ein Viertel der Flächen, dh. 1.200 ha von 4.100 ha, eine „gemischtes Baugebiet“ bzw. „Industriegebiet“ Widmung aufweisen und daher von Verdrängung von ertragsreicheren Nutzungen wie z.B. Wohnen oder Handel bedroht sind. Die WBA empfiehlt den Schutz der Widmungen und Vermeidung von Umwidmungen durch eine objektivere Beurteilung der Umwidmungsansuchen. Die WBA geht jedoch nicht auf Urban Manufacturing im Sinne dieser Studie ein; vielmehr wurden nur Flächen erfasst und analysiert, die zum Bearbeitungszeitpunkt der Studie größer als 5 ha aufwiesen. Das heißt die kleinteilige, im urbanen Stadtgefüge einbettete und in Einklang gebrachte urbane Produktion wurde somit nicht erfasst. Die Entwicklung und das Erhalten von kleinteiligen Betriebsstandorten über die Stadt verteilt brächten zusätzliche Impulse für die nachhaltige, gemischt genutzte Stadtentwicklung.


STANDORT 5

Internationale Beispiele Der Trend zur Verdrängung von Produktion aus der Stadt, bzw. der Konzentration auf Restflächen, lässt sich an der schrittweisen „Illegalisierung“ der (Produktions-) Stadt ablesen, in dem bestehende Raumordnungsgesetze so weit verschärft werden, dass es heute unmöglich wäre diese gut funktionierenden, gemischtgenutzten Stadtviertel zu bauen: ein besonders eindrückliches Beispiel bieten Analysen in den USA von 2016, die z.B. für Somerville (Hertz, 2016), einen traditionell gemischtgenutzten Vorort von Boston, MA mit einer Bevölkerung von 80.000 Menschen nur noch 22 Gebäude ausweisen, die im Jahr 2016 bei Neubau eine Genehmigung entsprechend der

geltenden Zonierungsvorschriften erhalten würden. Alle anderen Gebäude haben die Nutzung, Dichte, Abstand, Höhenentwicklung und Nutzung etc. so weit verändert, dass sie nicht mehr so gebaut werden dürften. Die Analyse bezieht sich nur auf Raumordnungs- und Zonierungsvorschriften, nicht auf Bauvorschriften, wie Statik, Fluchtwege, Wärmedämmung etc. Gerade dieser Stadtteil ist als Wohngebiet und F&E Standort für Produktionsstart-ups hochbegehrt. Eine ähnliche Analyse von Manhattan, NYC (Quoctrung, Chaban, & White, 2016) ergab, dass 40% des Baubestandes die heute geltenden Raumordnungs- und Zonierungsvorschriften nicht erfüllen würde.

Abb. 14 Manhattan Baubestand

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Ein besonders auffälliger Grund: es sind zu viele Wirtschaftsbetriebe untergebracht. Bzw. Belichtungsstandards und Immissionsschutz der Nachbargebäude würden laut heutigen Gesetzen nicht erfüllt (gänzlich unberücksichtigt in dieser Analyse blieben Vorschriften hinsichtlich der Zurverfügungstellung von Parkplätzen/Zufahrten, da dies praktisch zu einer 100% „Illegalität“ der Bausubstanz gemäß heute geltender Vorschriften führen würde). Nichtsdestotrotz gilt Manhattan als einer

der gefragtesten Standorte sowohl für Wohnen, Arbeiten, wie auch für Produktionsbetriebe. Ein bekanntes Beispiel für die Wiederansiedlung von Urbaner Produktion ist im „Garment District“ (Stephenson) zu finden, in dem alte Fabriksgebäude nicht in Wohnraum umgewidmet wurden, sondern Unternehmen bei der Wiederansiedlung von Produktionsstätten unterstützt wurden.


STANDORT 5

Abb. 15 Garment District NYC: Produktionsfirmen in Gelb. Die Analysen und Studien zeigen deutlich die Veränderung des Anspruches an Stadt als Lebensraum in den wirtschaftlich hochentwickelten Ländern, hinsichtlich des Schutzes der Bevölkerung vor Emissionen und Immissionen (Luftqualität, Lärmschutz, Verkehrsberuhigung etc.). Darüber hinaus ist aus den Beispielen abzulesen, wie sehr die Entwicklung von Zonierungsvorschriften zum Nachteil von urbaner Produktion beeinflusst wird, obwohl die Stadtviertel in denen die Produktion aufrecht erhalten wurde, oder durch die Nutzung von Advanced Manufacturing Technologien aufgewertet werden. Durch die Entwicklung sauberer Technologien und nahezu emissionsfreier Produktion durch z.B. 3D Druck, können weiters wesentliche Störfaktoren minimiert und somit ein Beitrag zur Aufhebung der strikten Funktionstrennung geleistet werden. Die reine Industriewidmung ist für urbane Produktion im Sinne der Studie zu hinterfragen. (Siehe Handlungsfeld 4: UM als Strategie für die Stadtentwicklung und Handlungsfeld 6: Potential von I 4.0 nutzen). Standortentwicklung

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In der Diskussion in Europa und den USA zu globaler Stadtentwicklung und Umweltqualitätsstandards wird vielfach erwartet, dass sich eine ähnliche Entwick-

lung auch in Asien, Afrika und Südamerika zeigen wird – und dies einen Teil der derzeitigen Standortvorteile für Produktion außerhalb der USA und Europas sinken lassen wird. Selbst wenn man dieser Theorie uneingeschränkt folgt und sie direkt auf die sich entwickelnden Volkswirtschaften umlegt, so sind die Zeiträume zu beachten: die Charta von Athen, die auf die zunehmend unerträglichen Lebensbedingungen in den Städten Europas mit dem Vorschlag einer Funktionstrennung von Wirtschafts- und Wohnräumen reagierte, wurde 1933 verabschiedet; Umweltverträglichkeitsprüfungen sind in Österreich ein Instrument aus dem Jahr 1985; und auch noch 2016 gibt es kein unumstrittenes Verfahren zur Messung der Luftqualität, bzw. der umzusetzenden Maßnahmen bei Feinstaubbelastung. Entsprechend der Wirtschaftsentwicklungszahlen (2015 lebten noch 27% der chinesischen Bevölkerung unter 2 USD/ Tag) und der damit einhergehenden Umweltverschmutzungen, ist daher auch noch für China - selbst unter der optimistischen Annahme doppelter Implementationsgeschwindigkeit - mit einem Zeitraum zwischen 15-40 Jahren zu rechnen, bis ähnliche Umweltstandards wie in den USA und Europa eingehalten werden.


STANDORT 5

Entsprechend dieser Analysen werden sowohl in Literatur wie auch in den Interviews die derzeit in Europa und den USA geltenden Standards zu Produktion in der Stadt (Immissionsschutz, Lieferverkehrsregelungen, Betriebszeiten) hinterfragt und zumindest Lockerungen in bestimmten, ausgewiesenen Mischnutzungszonen (sowohl im gewachsenen Stadtgebiet, wie auch in Neubauquartieren) gefordert. Siehe Empfehlung 3.5.: „Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen“. Das Quartier als Marke Einer der Schwerpunkte in der internationalen Diskussion zu “Urban Manufacturing” ist die Wiederansiedlung von Handwerks- und Gewerbetrieben, verteilt in bestimmten Stadtbezirken, die historisch für bestimmte Industrien stehen und von dieser Konzentration in einem Quartier auch als Marke profitieren. Dies umfasst durchaus große, zusammenhängende Produktionsstätten, wie den Fashion District in New York ABB (Kaputkin, 2013), die von der Konzentration von ähnlichen Betrieben profitieren. Während für diese Studie diese Form des Urban Manufacturing explizit als Untersuchungsgegenstand ausgeschlossen wurde, so dominiert das Verständnis der lokalen Produktion für lokale Konsumenten, das Verständnis von Urban Manufacturing als Potential für die Ansiedlung von (niedrig-mittel qualifizierten) Arbeitsplätzen in der Produktion den Diskurs im anglo-amerikanischen Raum.

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Ein weiteres Beispiel ist das Stadtentwicklungsprojekt 22@ Districte de la innovació (innovation district) im ehemaligen Industrieviertel Poble Nou im östlichen Teil der Stadt Barcelona. Auf 198,26 ha oder 115 Blöcken wird seit 2000 das Stadterneuerungsprojekt mit dem Thema Innovation und urbaner Produktion mit Hilfe eines Standortsmarketingprozesses entwickelt. Seit 2002 wurde ein Zuwachs von 42,5 % der Betriebe auf 58.690 verzeichnet. Ein Wiener Beispiel ist das oben genannte Industriegebiet Liesing im Süden Wiens „Standpunkt Liesing“. Durch den Einsatz eines Quartiersmanagements werden rd. 250 ha Industrieflächen aktiv vermarket (http://www.standpunkt-liesing.at) und somit die Verdrängung durch Wohnen verhindert. Die Konzentration von produktionsbegünstigenden Infrastrukturausprägungen: Raumhöhe, Anlieferung, Lagerplätze in traditionellen Produktionsimmobilien zur Ansiedlung von neuer urbaner Produktion – auch im High Tech Bereich – kann allerdings aus dieser Strömung des Urban Manufacturing (concentration on historical sites) aufgenommen und gestärkt werden: z.B. Tabakfabrik Linz als Ort für Produktion anstatt Sargfabrik Wien als Ort für Wohnen (siehe Handlungsfeld 4: „UM als Strategie für die Stadtentwicklung“).


STANDORT 5

5.2 ABGRENZUNG DES BEGRIFFS „STADT“ IM KONTEXT VON UM

Die Gespräche mit ExpertInnen legen eine Unterscheidung von Lagen und die Einteilung in Kategorien nahe. Tabelle 4 soll die unterschiedlichen Lagen der Betriebsstandorte und deren Charakterisierung am Beispiel Wien aufzeigen: Je nach Lage werden Produktionsstandorte unterschiedlich bewertet.

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Unterschiedliche Lagen bedingen eine differenzierte Sicht auf Urban Manufacturing. Nicht alles muss und soll in den klassischen Industriegebieten produziert werden, viele emissionsarme Betriebe könnten auch in zentralen Lagen auf bestehenden Betriebsflächen produzieren.

Lage

Beschreibung

Charakterisierung am Beispiel Wien

Zentrale Lagen

Historische Zentren innerhalb und außerhalb des Gürtels

Wenig Flächenpotential für UM (Bestandsflächen), Produktionsgröße: kleine Lose, Ausbaupotenzial: gering, MitarbeiterInnen: gut ausgebildete, Akademiker, hochspezialisiert, Miete, Ideal für Start-Ups, Uni-Nähe, sehr geringe Emissionen, sehr gute U-Bahn Anbindung. Widmung: gemischte Baugebiete (Geschäftsviertel, Betriebsbaugebiete)

Randlagen

Randlagen außerhalb des Gürtels

Mit guter bis mittlerer ÖV Anbindung, Bestandsflächen (historische Gewerbehöfe), Industriegebiete (Liesing und Inzersdorf), Massenproduktion, Eigentum Widmung: Industriegebiete

Stadtregion

Metropole Wien und Stadtumlandgemeinden

Periphere Lage, mittlere bis schlechte ÖV Anbindung, sehr gute Autobahnanbindung, Massenproduktion, Emissionen, eher Eigentum Widmung: Industriegebiete

Ländlicher Raum

Ohne städtischen Kontext

ÖV schlecht, teilw. sehr gute Anbindung Autobahnen, Massenproduktion, eher Eigentum Widmung: Industriegebiete

Tab. 4 Begriffsabgrenzung


STANDORT 5

5.3 STANDORTANFORDERUNGEN FUR UM

Standortfaktoren bestimmen die Anziehungskraft und Anreize für Betriebsansiedelung. Aufgrund eines wesentlichen Wandels in der Art der Produktion durch z.B. Digitalisierung und Spezialisierung der Arbeitswelt, aber auch aufgrund des gesellschaftlichen Wandels und dem Trend zur Verstädterung, sind die Standortfaktoren von hoher Bedeutung. Es wird in der Literatur dabei zwischen harten und weichen Standortfaktoren unterschieden,

wobei die harten Standortfaktoren zu unmittelbaren Entscheidung des Unternehmensstandorts führen. Weiche Standortfaktoren sind eher qualitative Eigenschaften, die die Standortentscheidung wesentlich beeinflussen. Die folgende Tabelle fasst die von den InterviewpartnerInnen genannten harten Standortfaktoren und deren Implikation für UM zusammen:

Faktor

Charakterisierung

Flächenverfügbarkeit

Beschreibung • Widmung: Gemischtes Baugebiet (Betriebsgebiet), Industriegebiet • Randlagen bis Ländlicher Raum: Tendenz zum Kauf • Flexibilität durch Miete, vor allem für Start-Ups, z.B. Gewerbehof Mollardgasse: Mieter übernehmen Rohbau und müssen in Ausstattung investieren • Miete: a) in Randlagen: Rastergrößen für Gewerbeparks ab 300 m2, Miete in Wien 6,5 Euro / m2, b) Zentrale Lage in Linz: 6 Euro / m2 • Kauf: 100 – 200 Euro / m2 Grundstückspreis mit Industrie widmung vs. > 600 Euro / m2 auf die Nutzfläche Implikation • Zentrale Lagen: je zentraler, desto teurer, Tendenz zur Miete • Nutzungsmischung ist möglich bei emissionsarmen Produktionsstätten, Industriewidmung nicht mehr so wesentlich

Verfügbarkeit von MitarbeiterInnen

Beschreibung • Qualifikationen im Hinblick auf I4.0 und Digitalisierung wichtig • Je höher spezialisiertes Unternehmen, MitarbeiterInnen nicht austauschbar • Internationale MitarbeiterInnen bekommt man eher in den Städten Implikation • Bildung und Qualifikation ist die Basis für den Standort. Hoch ausgebildete Fachkräfte für F&E sind eher mit Betriebsstandorten in zentralen Lagen zufrieden. Dies impliziert aber höhere Lohn- und Standortkosten.

42


STANDORT 5

ÖV Angebot, Erreichbarkeit, kurze Wege

Beschreibung • Je näher zur U-Bahn, desto teurer die Standorte • Standort Wien: Flughafen ideal mit ÖV erreichbar Implikation • ÖV ausbauen und zu den Betrieben bringen, kurze Arbeitswege • Car-Sharing und Elektromobilität noch stärker in die Betriebe bringen

Logistik / Verkehrsanbindung

Beschreibung • Essentiell, besonders für Massenproduktion, weniger wichtig für Kleinserien • Bei Massenproduktion in zentraler Lage: ein Logistikproblem • Bedienung der KundInnen in der „Last Mile“ Implikation • Strategisches Flächenmanagement von Industrie und Betriebsbaugebieten im dicht bebauten Gebieten mit perfekter Verkehrsanbindung forcieren.

Ausbaupotential

Beschreibung • in zentralen Lagen: Ausbaupotential nur durch Vertikalisierung möglich • Randlagen, Stadtregion, Ländlicher Raum: eher horizontales Ausbaupotential durch Flächenreserve • Produkt in Reifephase: Margen erodieren, Abwanderung in die Region wegen Kosten Implikation • Vertikalisieren und Verdichten von urbanen Produktionsstandorten fördern • Stadtplanung als Berater und Flächenmanager

Breitbandinternet

Beschreibung • Ist teilweise nur im zentralen Lagen verfügbar • Essentiell für Industrie 4.0 Implikation • Standortvorteil zum Ländlichen Raum • Investitionen nötig zur langfristigen Entwicklung

Tab. 5 In den Interviews genannte harte Standortfaktoren

43


STANDORT 5

Die folgende Tabelle fasst die von den InterviewpartnerInnen genannten weichen Standortfaktoren und deren Bedeutung für UM zusammen:

Faktor

Charakterisierung

Forschungsund Entwicklungs einrichtungen, wissenschaftliche Kooperationsmöglichkeiten

Beschreibung • Laborcharakter der Produktion, keine unmittelbare Gewinnabsicht • Spin-offs siedeln sich in zentralen Lagen an, ziehen andere Betriebe an, intensiver Austausch mit anderen Akteuren möglich • Prinzipiell viele Förderungen und Entwicklungspotentiale vorhanden • Ideal für Prototypenentwicklung Implikation • Politischer Wille zu Forschung und Bildung notwendig, stark mit Zentralitäten verknüpft

Stadtentwicklung

Beschreibung • Klares Bekenntnis zu Produktion in Wien ist erkennbar. Flächenfreihaltungen und keine Umwidmungen in Wohnbauland, Potential für UM in Neubaugebiete ausbauen • Vertikalisierung und Verdichtung von Produktion in zentralen Lagen als Chance Implikation • Stadtplanung muss sich mit konkreten Projekten in die Entwicklung von Urban Manufacturing engagieren. • Stadtinterne Kooperationen zw. Wirtschaft und Planung notwendig

Umwelt und Lebensqualität (Emissionen)

Beschreibung • Schwerindustrie gut am Stadtrand aufgehoben • Abhängig von Widmungskategorie: bei gemischten Baugebieten (Geschäftsviertel, Betriebsbaugebiete) sind „zumutbare“ Emissionen zulässig • Schweißzellen in der Pilotfabrik in Aspern • Lärmbelastung im dichten Wohngebiet ist minimal: Straßenbahn ist lauter im Fall von Produktion von Prototypen und F&E Implikation • Wohngebiet in zentraler Lage angesiedelt werden • Betriebszonenanalyse auf Urban Manufacturing ausweiten

44


Beschreibung • Kümmerer vor Ort, neutraler PartnerInnen • Projektentwickler des Technologie- und Innovationsstandorts • Vernetzung, Kommunikation und Enabler: Nutzungsarten können sich gegenseitig befruchten • Quartiersmanagement ist für die eigentliche Standortentscheidung sekundär, aber in der Vermarktung und Anbahnung wichtig Implikation • Urban Management ist wichtiger Bestandteil von Stadtplanung und -entwicklung • Von good practice Beispielen in Österreich (Standpunkt Liesing, Tabakfabrik) Handlungsempfehlungen ableiten

5

STANDORT

Quartiersmanagement

Green Buildings, Nachhaltigkeit

Beschreibung • Ökogedanke für viele Firmen wichtig • Solardach und Smart Grid Lösungen • Rückgewinnung von Energie Implikation • Nachhaltiges Produzieren ist wichtig für Unternehmensentwicklung im Wettbewerb

Aufenthaltsqualität und Freiräume in der Stadt

Beschreibung • Mehrfachnutzungen für Wochenende und Abends schaffen • In zentralen Lagen: Qualität für MitarbeiterInnen schaffen, Erholung und dadurch Erhöhung der Produktivität • Angebot an temporärem Wohnen (z.B. Boardinghaus) kann Standortqualität erhöhen Implikation • Aufenthaltsqualität sollte verbessert werden; Freiraumangebot für MitarbeiterInnen schaffen. Zufriedenheit der MitarbeiterInnen erhöht die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit

Politische Rahmenbedingungen/ Bürokratie / Genehmigungen

Beschreibung • Stadtgrenzen: Wo hört die Stadt auf? z.B. Linz –Wels eine Wirtschaftsregion mit vielen Gemeinden • Förderungen / Subventionen für Betriebsabsiedlungen in die Stadtregion, Nutzen aber städtische Infrastruktur und Marke „Wien“ • Fehlende Kooperation in der Metropolregion • Unterschiedliche gesetzliche Bestimmung in den Bundesländern • Auflagen in Wien höher als in NÖ • Betriebsanlagengenehmigungen: streng und langwierig Implikation • Regionale Sichtweise notwendig, um gemeinsam in einem globalen Wettbewerb bestehen zu können. • Abbau von administrativen Barrieren notwendig. Tab. 6 In den Interviews genannte weiche Standortfaktoren

45

Sollte die Produktion in der Stadt politisch und gesellschaftlich erwünscht sein, sind diese harten und weichen Standortfaktoren, bei Städtebaulichen und Stadtpolitischen Planungen und Entscheidungen

zu berücksichtigen. Das folgende Kapitel leitet in diesem Zusammenhang konkrete Imlikationen für die Stadtplanung ab.


STANDORT 5

5.4 IMPLIKATIONEN VON UM FUR DIE STADTPLANUNG Die Hauptimpulsgeber von Stadtentwicklung in Österreichischen Städten ist der Immobilienmarkt mit den zwei Hauptsektoren Wohnbau und Bürobau. In den letzten Jahren ist ein Wohnbauschwerpunkt im Immobilienmarkt erkennbar, der Bürobau ist rückläufig. Stadtentwicklungsprojekte in Österreichischen Städten werden in der Regel für Wohnraumerzeugung entwickelt, der gemischte Charakter in Stadtentwicklungsgebiete ist derzeit nicht die Regel. Der Fokus auf Nutzungsmischung und Ansiedlung von Arbeitsstätten ist in

Stadterweiterungs- und Entwicklungsprojekten erst seit der städtebaulichen Entwicklung der Seestadt Aspern in Wien verankert. Viele positive Beispiele zur Integration von UM Betrieben wie die Pilotfabrik der TU Wien oder Hoerbiger mit über 500 MitarbeiterInnen belegen das Entwicklungspotential des Themas Arbeiten und Produzieren in der Stadt. Um Urban Manufacturing in der Vision der Stadtplanung zu festigen, werden folgende Handlungsfelder als relevant erachtet:

5.4.1 VERANKERUNG VON UM IN STADTEBAULICHEN LEITBILDERN

46

Das Erstellen städtebaulicher Leitbilder ist eine wirkungsvolle Art, um Urban Manufacturing mit konkreten Projekten und verpflichtend in der Stadtentwicklung zu fördern. Dies kann einerseits in Neubaugebieten für Stadterweiterung erfolgen, sozusagen auf der grünen Wiese. Hierbei sind die Möglichkeiten sehr vielfältig und durch die konkrete Planung mit Masterplänen gut steuerbar. Andererseits kann bei Stadterneuerungsprojekten auf den Schutz des Bestands an Produktionsflächen eingegangen werden. Die Interviews deuten darauf hin, dass aufgrund des Preisdrucks im Wohnbausektor ein klares politisches Bekenntnis der Österreichischen Kommunen zu Betriebsansiedlungen und zur Funktionsmischung notwendig ist. Aufgrund des großen Wohnungsdrucks wachsender Österreichischer Städte und der Bodenpreispolitik des geförderten Wohnbaus ist die Entwicklung reiner Wohngebiete zwar einfacher, aber durch die Monofunktionalität der Quartiere und die daraus resultierende Funktionstrennung nicht immer nachhaltig. Neue, nachhaltig geplante Quartiere bilden heißt: Wohnen, Arbeiten und Kultur zusammenzubringen. Immobilienentwickler sind spezialisierte

Unternehmen, so bauen z.B. Wohnbauträger keine Büros, auf Bürobau spezialisierte Bauträger keinen Wohnbau. Darüber hinaus finden Urban Manufacturing und Gewerbenutzungen im Allgemeinen selten Einzug in Masterpläne, da diese Nutzungen mitunter als Verwertungsrisiko wahrgenommen und somit von den Bauträgern abgelehnt werden. Eine Mischung von Nutzungen stellt für die meisten Bauträger eine große Herausforderung dar. Positives Beispiel ist die Praxis der Stadtplanung Wien, welche mit der Novelle der Bauordnung über neue Instrumente verfügt, die eine Trendumkehr in Richtung Mischnutzung ermöglichen. Beispielsweise durch Städtebauliche Verträge können Bauträger verpflichtet werden, wohnfremde Nutzungen wie Betriebsflächen für Urban Manufacturing zur Verfügung zu stellen. (siehe dazu Handlungsfeld 4: „UM als Strategie für die Stadtentwicklung“).


STANDORT 5

5.4.2 INDUSTRIEWIDMUNGEN UND BETRIEBSFLACHEN IM BESTAND

Die InterviewpartnerInnen unterstrichen die Bedeutung und Wichtigkeit bestehende Industriegebiete und Betriebsgebiete zu bewahren und vor Umwidmungen zu schützen. In vielen Gemeinden gibt es den Trend alte Industriegebäude in der Stadt in Wohnräume und Lofts umzufunktionieren. Dies impliziert die nachhaltige Vernichtung von Produktionsstätten, weil sie für die Industrie aufgrund der viel höheren Grundstückpreise für Wohnbau für immer verloren gehen. Flächen mit Industriewidmungen nehmen österreichweit ab z.B. in Wien seit 2001 um 460 ha zu Gunsten des Wohnbaus ab (Sattler, 2016). Das Mischen von Arbeiten und Wohnen findet daher nicht statt, obwohl die Standorte aufgrund der ÖV Anbindung, Erreichbarkeit, etc. dafür geeignet wären.

Die Arbeitswelt von Urban Manufacturing ist jedoch nicht immer nur mit reinen, emissionsreichen Industrienutzungen gleichzusetzen. In den Gesprächen mit den ExpertInnen und Unternehmen wurde deutlich, dass Urban Manufacturing nicht immer mit einer Flächenwidmung „Industrie“ verbunden sein muss, sondern auf Grund der ohnehin hohen Produktionsstandards und geringen Emissionen auch in urbanen und verdichteten Wohngebieten mit „gemischtes Baugebiet“ Widmungen auskommen. (siehe dazu Empfehlung 4.7: „Sozio-kulturelles Erwartungsmanagement“).

5.4.3 VERMARKTUNG UND MANAGEMENT VOM UM

47

Um künftig Urban Manufacturing nachhaltig in die Stadtentwicklung integrieren zu können, bedarf es einer prozess- und kommunikationsorientierten urbanen Strategie mit umfassendem Management und aktiver Vermarktung von Betriebsflächen. Das rechtliche Instrument der Flächenwidmung (siehe Empfehlungen 4.3 „verbindliche Quoten für die Ansiedelung von UM“ sowie 4.4: „Flächen durch städtebauliche Verträge sichern“) ist zwar von zentraler Bedeutung, ist jedoch ohne aktives Management der Flächen und Förderung der Betriebe wirkungslos. Ähnlich der Leerstands- und Zwischennutzungsagenturen kann die Verwaltung positiv auf den Betriebsansiedlungsprozess unterstützend einwirken. Österreichweit gibt es bereits positive Erfahrungen mit Agenturen wie z.B. die „Kreativen Räume“ in Wien, eine von der Stadt initiierte Vernetzungsplattform, die AnbieterInnen von leerstehenden Geschäftslokalen mit

Raumsuchenden zusammenbringt. In dieser Art könnte es auch im Kontext von Urban Manufacturing eine Agentur für Betriebsanlagen für Produktion in zentralen Lagen geben. Unterstützend kann ein transparenter, öffentlich zugänglicher Pool an innerstädtischen Produktionsflächen mit der Kartierung des Bestands und Potentialen für die neue Betriebsstandorte angelegt werden.


STANDORT 5 48

5.4.4 INTERNATIONALER STANDORTWETTBEWERB Gemeinden, Regionen und Bundesländer stehen in einem Standortwettbewerb. Ob an der Stadtgrenze oder einer Umlandgemeinde produziert wird, ist für die meisten Unternehmen jedoch weitgehend unerheblich. Kostenvorteile oder geringerer administrativer Aufwand können insbesondere in Randgebieten ausschlaggebend für die Abwanderung in die Region sein. Die gesamte urbane Agglomeration um Wien wird als eine Metropolregion wahrgenommen, deren administrative Grenzen nur insofern relevant sind, als dass sie zu bürokratischen Hürden werden können („kleinteiliges Österreich“ mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen auf kürzester Distanz). So kann beispielsweise ein Betrieb durch Übersiedelung von ein paar Kilometer über die Stadtgrenze von Wien nach Niederösterreich Kostenvorteile generieren.

Versteht man Wien als Metropolregion, so sind klare Standortprofile und effiziente Netzwerke von großer Bedeutung, um im Wettbewerb mit anderen Metropolregionen in Europa und weltweit bestehen zu können. Derzeit ist die interkommunale Zusammenarbeit aufgrund des Föderalismus noch schwierig, könnte aber durch Entwicklung von kooperativen Betriebsstandortentwicklungskonzepten in der Stadtregion verbessert werden. Der STEP 2025 (StadtWien, Stadtentwicklungsplan 2025) macht hierzu konkrete Vorschläge: Die kooperative Betriebsstandortentwicklung in der Stadtregion soll in den nächsten zehn Jahren forciert werden. (siehe dazu Handlungsfeld 5 – in Metropolregionen denken).


STANDORT 5

5.5 INTERNATIONALE GOOD PRACTICE

5.5.1 INTERNATIONALE STADTPLANUNGSSTRATEGIEN MIT FORDERSTRATEGIEN

49

“Urban Management“ ist ein relativ neues Instrument in der Stadtplanung. Strategische und wichtige urbane Projekte werden mit einem Managementansatz wie Unternehmen entwickelt. Im Gegensatz zu den traditionellen Stadtplanungsinstrumenten wie Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung, ist die strategische Ausrichtung eine proaktive, d.h. räumliche Entwicklung im Standortortwettbewerb wird durch konkrete Projekte gesteuert. Seit dem STEP 2025 in Wien wurden 13 Zielgebiete der Stadtentwicklung definiert. Konkrete Projekte mit Urban Management Strukturen sind beispielsweise Seestadt Aspern und Hauptbahnhof Wien. Das erste Projekt in Europa, welches mit Urban Management Projektstrukturen durchgeführt würde, war die Entwicklung des Hafens und Teilen des Poble Nou in Barcelona. Für die Olympischen Sommerspiele 1992 wurde in nur zehn Jahren, die komplette Uferzone Barcelona mit 72 ha neu entwickelt. Für dieses „Jahrhundertprojekt“ der Stadt Barcelona wurde eigens eine städtische Planungs- und Projektsteuerungsfirma namens „Barcelona Regional“ gegründet. Grund dafür war, dass die bestehenden Städtischen Manage-

mentstrukturen nicht ausreichten, da diese in Linie organisiert war und die oben erwähnten rechtlichen Festlegungen nicht ausreichten, um konkrete Projekte mit strategischer Betriebs- und Wohnungsansiedlungspolitik zu implementieren. Aus Barcelona 1992 lernen wir, dass urbane Projekte nicht nur aus Architektenzeichnungen bestehen, sondern klar strategische, multisektorale Ziele verfolgen. Die Errichtung einer eigenen Projektgesellschaft ermöglicht höhere Effizienz in der Projektierung und Umsetzung der Projekte. Anstelle der Linienorganisation treten Matrix- und Projektorganisation mit flachen Hierarchien auf. Wirtschaftliche Interessen können somit besser in die Entwicklung räumlicher Strategien übergreifen. Es sind Unternehmen auf Zeit, die nur für die Planung und Umsetzung der Projekte bestehen. Die Firmen werden mit eigenen Budgets ausgestattet, müssen sich selbst tragen und Gewinne erzielen. Das größte Projekt dieser Art in Österreich ist die Seestadt Aspern (240 ha), aber auch die städtebauliche Entwicklung des Hauptbahnhof Wien (110 ha) ist ähnlich organisiert.


STANDORT 5 50

In Lateinamerika ist die Organisation von urbanen Projekten durch Projektgesellschaften besonders häufig, da die Kommunen meist nicht das nötige Eigenkapital aufbringen können. Man ist auf den privaten Sektor angewiesen und entwickelt in sogenannten Public Private Partnerships (PPP) die Projekte. Die Entwicklung der Projekte ist gesteuert durch Förderungen und strategischen Investitionen durch die Öffentliche Hand, um Betriebsansiedelungen aber auch soziale und technische Infrastruktur ermöglichen zu können. Die folgenden zwei internationalen Beispiele verdeutlichen die Wichtigkeit von Urban Management in der Stadtplanung. 22@ Barcelona Poble Nou ist ein traditioneller Industriestandort im Stadtteil Poble Nou im Osten Barcelonas. Das Entwicklungsgebiet hat eine Ausdehnung von ca. 198 ha oder 115 Baublöcken. Die teils stillgelegte Industrie und der Leerstand der Flächen werden seit dem Jahr 2000 durch die Entwicklungsgesellschaft 22@Barcelona (Districte de la innovació) entwickelt. Das Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines Technologie- und Innovationsbezirks mit Erholungsräumen und Wohnraumfunktionen. Seit 2002 wurden zirka 30.000 Arbeitsplätze im Entwicklungsgebiet in 4500 neuen Betrieben in den Bereichen Biotechnologie, Medizintechnik, ITC, Forschung und Medien geschaffen. Fast die Hälfte der Unternehmen waren Start-Ups. 31 % aller Unternehmen sind Technologie- und Forschungsunternehmen in Europas größtem Stadterneuerungsgebiet. Seit 2001 wuchs die Bevölkerung im Entwicklungsgebiet von 73.464 auf 90.214 Einwohner (+16.750). Das Projekt verfolgt die bewusste Mischung der Funktionen Arbeiten und Wohnen in einer strategischen räumlichen Strategie. Jene Arten industrieller Fertigung, die gesundheitsschädliche Emissionen verursachen, sind im Entwicklungsareal ausgeschlossen. Um die eben erwähnte Durchmischung von Arbeiten und Wohnen zu erreichen, gibt es daher Auflagen. So können beispielsweise die für Barcelonas Rasterstruktur typischen Blocks nur dann mit ihrer maximalen Grundfläche von 6000 m2 bebaut werden, wenn sich ein Mindestraumanteil von 20 Prozent durch

seine funktionale und architektonische Ausprägung für wissensintensive Branchen eignet. Außerdem sind die Grundeigentümer im Falle einer Neuplanung oder eines Umbaus dazu verpflichtet, 30 Prozent der Grundfläche einem bestimmten Nutzungsschlüssel zu widmen, der zu gleichen Anteilen Wohn-, Büro- und Grünflächen vorsieht.4 “Ciudad Metropolitano de Diseño” (CMD) – Stadtentwicklung Barracas Der Bezirk Barracas liegt im Südosten der Stadt Buenos Aires in Argentinien. Das Barrio (spanisch für Nachbarschaft) hat eine Ausdehnung von 7,6 km2 und ist ein traditioneller Industriebezirk der Stadt. Bis 1946 war der Stadtteil Standort zahlreicher Fabriken und viele italienische Einwanderer starteten hier ihr neues Leben. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs jedoch wurden die Fabriken allmählich geschlossen und für den Bau von Autobahnen mussten Wohnhäuser und Parks weichen. Heute ist Barracas ein sehr armes Viertel mit vielen leer stehenden Industriegebäuden. Die Stadtverwaltung von Buenos Aires entwickelt seit 2005 das Viertel zum Design Quarter der Stadt. Unterstützt wird diese Entwicklung durch den Status des Viertels als UNESCO Creative City. Durch die Ansiedlung von Betrieben im Urban Manufacturing und Design Bereich wird ein neuer Produktionsbezirk geschaffen. Im Mittelpunkt der Entwicklungsstrategie steht das Projekt “Ciudad Metropolitano de Diseño” (CMD5), ein als urbaner Katalysator wirkender Betrieb in einem ehemaligen Fischmarkt namens “El Pescadito”. Das 14.500 m2 große Projekt ist Büro, Kreativraum und Experimentierfläche für 1.500 Personen. Das Stadtentwicklungsprojekt basiert auf Förderkrediten für Entrepreneurs, die sich im Viertel ansiedeln wollen. Die Förderungen sind nur für Firmen zugänglich, die sich in einem definierten Entwicklungsgebiet ansiedeln. Weitere Förderstrategien sind: Zugang zu (billigen) gestützten Krediten, Steuererleichterungen,Förderung gemeinsamer Marketing Strategien und Förderung der Erhaltung und Erneuerung des Gebäudebestands.

4 http://www.null-euro-urbanismus.de/?p=241 5 http://www.buenosaires.gob.ar/cmd


STANDORT 5 51

5.5.2 SMART CITIES Im Juli 2014 veröffentlichte das Magistrat der Stadt Wien die Smart City Wien Rahmenstrategie. Wien setzt sich mit der langfristigen Rahmenstrategie bis 2050 ambitionierte Ziele: die Ermöglichung einer sozial- und umweltverträglichen Entwicklung und sowie die Sicherung der nationalen und internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Vor allem die Ziele 2050 ist Wien „Innovation Leader“ durch Spitzenforschung, starke Wirtschaft und Bildung sowie das Ziel der

größtmöglichen Ressourcenschonung sind relevant in Bezug auf Urban Manufacturing. Diese Zielsetzungen gehen Hand in Hand mit den wichtigsten Empfehlungen der vorliegenden Studie. Urban Manufacturing kann hier wesentlich zur Zielerreichung einer Smart City Wien 2050 beitragen. Die Smart City Strategie stellt daher eine Grundlage und ein Tool dar, um Urban Manufacturing in der Stadt Wien noch besser zu verankern und zu fördern.


6 UNTERNEHMEN

52

Vorliegendes Kapitel behandelt das Thema “Produktion in der Stadt“ aus Unternehmenssicht. Dazu wurden relevante Ergebnisse aus den ExpertInneninterviews, Interviews mit den Unternehmen sowie Erkenntnisse aus Datenbankrecherchen zusammengefasst. Um die Bedeutung der Produktion für „die Stadt“ abzugrenzen, werden in Kapitel 6.1 regionsbezogene statistische Daten für die größten Städte Österreichs analysiert. Da eine branchenspezifische Unterscheidung hinsichtlich der „Eignung und Relevanz von Produktion in der Stadt“ kritisch ist, wird in Kapitel 6.3 eine Charakterisierung geeigneter Stadtproduktionsunternehmen basierend auf den Interviews vorgenommen. Kapitel 6.2 zeigt die wahrgenommenen Vor- und Nachteile von Urban Manufacturing aus unterschiedlichen Perspektiven. Kapitel 6.4 behandelt aus Unternehmenssicht relevante Technologietrends und daraus resultierende Chancen und Risiken.


53

Abb. 16 Thingamagoop (JD Hancock, CC BY 2.0)


UNTERNEHMEN 6

6.1 ZAHLEN, DATEN, FAKTEN Dieses Kapitel basiert auf den statistisch erfassten Unternehmensdaten, die österreichweit auf regionaler Ebene gesammelt werden (NUTS-3 Regionen) und öffentlich zur Verfügung stehen (Statistik Austria, Regionalatlas). Darüber hinaus wurde eine Sonderauswertung bei Statistik Austria beauftragt, die einen detaillierten

Eindruck der unterschiedlichen Branchen vermittelt. Vorliegendes Kapitel erlaubt einen kurzen Einblick in die vorgenommenen Analysen. Weiterführende Daten und Auswertungen wurden dem Auftraggeber zur Verfügung gestellt.

6.1.1 METHODE UND BEGRIFFSABGRENZUNG Begriffsabgrenzung Hinsichtlich österreichischer Daten und Analysen gibt es mehrere Abgrenzungen für den Begriff „Industrie“ (Baum, 2014). Der traditionelle Bereich „Produktion und Bauwesen“ stellt einen wichtigen Eckpfeiler innerhalb der österreichischen Wirtschaft dar. Dieser Bereich (auch unter dem Begriff „Produzierender Bereich“ zusammengefasst) umfasst nach ÖNACE 2008 die Wirtschaftsabschnitte Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (Abschnitt B), Herstellung von Waren (Abschnitt C), Energieversorgung (Abschnitt D), Wasserversorgung; Abwasser-

und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen (Abschnitt E) und Bau (Abschnitt F). Dies entspricht auch dem „ Sekundären Sektor“. Vorliegende Studie legt einen engeren Fokus und versteht „Industrie“ im Sinne von Sachgütererzeugung - „Herstellung von Waren“ (Klassifikation C nach ÖNACE 2008, ehemals Kategorie D nach ÖNACE 2003). Im Zuge der Aufarbeitung statistischer Daten wurde eine Bestandsaufnahme (Daten von 2014) zur Analyse herangezogen. Die folgende Tabelle veranschaulicht die Datenquellen.

Analysen

Ebenen

Daten

Datenquellen

Bestandsaufnahme: Sonderauswertung (2014)

Betriebsebene

Anzahl Betriebe

Sonderauswertung der Statistik Austria (dem Auftraggeber zur Verfügung gestellt)

Anzahl Beschäftigte Betriebserlöse

Arbeitsstättenebene

Anzahl Arbeitsstätten Beschäftigte insgesamt Bruttolöhne- und gehälter in 1.000 EUR

54

Bruttoinvestitionen in Sachanlagen in 1.000 EUR (ohne geringwertige Wirtschaftsgüter)

Enthaltene Wirtschaftszweige „Herstellung von Waren (C)“ nach ÖNACE 2008


UNTERNEHMEN 6

6.1.2 LIMITATIONEN Regionaler Fokus

9 größte Städte in AT6

NUTS-3-Region

Wesentliche Zielsetzung war es, die Bedeutung der Produktion für „die Stadt“ darzustellen. Regionsbezogene statistische Daten liegen jedoch nur auf NUTS3-Ebene vor (kleinste regionale Unterteilung; Statistikregion). Die NUTS-3Regionen stimmen nicht exakt mit den Stadtgrenzen überein. Anstelle von Daten zu den größten Städten Österreichs wird daher auf die entsprechenden NUTS-3Regionen zurückgegriffen:

Wien (1)

Wien

Graz (2)

Graz

Innsbruck (5)

Innsbruck

St. Pölten (9)

St. Pölten

Linz (3)

Wels (8)

Linz-Wels

Salzburg (4)

Salzburg und Umgebung

Klagenfurt (6) Villach (7)

KlagenfurtVillach

Tab. 7 Regionaler Fokus

ST. POLTEN LINZ - WELS

WIEN

SALZBURG u. UMGEBUNG

INNSBRUCK GRAZ KLAGENFURT - VILLACH

Abb. 17 NUTS-3-Regionen Österreich

55

6 Die Zahlen in den Klammern zeigen die Rangordnung der Städte nach Einwohneranzahl (absteigend).


UNTERNEHMEN

Anonymisierung von Daten Im Zuge der Sonderauswertung (Bestandsaufnahme 2014) hat eine teilweise Anonymisierung der Daten stattgefunden, weshalb manche Branchen nicht adäquat berücksichtigt werden

6

Wien

Linz-Wels

Kokerei und Mineralölverarbeitung

Graz

konnten. Die folgende Tabelle zeigt die Branchen, die aufgrund der Anonymisierung in den Analysen zu den Betriebserlösen auf regionaler Ebene nicht berücksichtigt werden konnten (in Salzburg gab es keine Anonymisierungen): Klagenfurt -Villach

Innsbruck

St. Pölten

Kokerei und Mineralölverarbeitung H.v. pharmazeutischen Erzeugnissen

Metallerzeugung und -bearbeitung

H.v. pharmazeutischen Erzeugnissen Metallerzeugung und -bearbeitung

Sonst. Fahrzeugbau

Metallerzeugung und -bearbeitung Sonst. Fahrzeugbau

Sonst. Fahrzeugbau

H v. Leder/-waren und Schuhen

H v. Leder/-waren und Schuhen H.v. Papier/ Pappe und Waren daraus

H.v. Papier/ Pappe und Waren daraus

Tab. 8 Auf regionaler Ebene anonymisierte Branchen (Betriebserlöse), 2014

Die folgende Tabelle zeigt die anonymisierten Branchen auf regionaler Salzburg und Umgebung

Wien Kokerei und Mineralölverarbeitung

Kokerei und Mineralölverarbeitung

Metallerzeugung und -bearbeitung

Metallerzeugung und -bearbeitung

Sonst. Fahrzeugbau H.v. Papier/ Pappe und Waren daraus

Graz Kokerei und Mineralölverarbeitung

Ebene bei Bruttoinvestitionen (keine Anonymisierung in Linz-Wels): KlagenfurtVillach Kokerei und Mineralölverarbeitung

Innsbruck

St. Pölten

Kokerei und Mineralölverarbeitung

Kokerei und Mineralölverarbeitung

Sonst. Fahrzeugbau

Sonst. Fahrzeugbau H.v. Papier/ Pappe und Waren daraus H.v. pharmazeutischen Erzeugnissen H v. Leder/-waren und Schuhen H.v. Kraftwagen und -teilen

56

Tab. 9 Auf regionaler Ebene anonymisierte Branchen (Bruttoinvestitionen), 2014


UNTERNEHMEN 6

6.1.3 BESTANDSAUFNAHME 2014 Basierend auf einer Sonderauswertung, wurde ein detaillierterer Einblick in die unterschiedlichen Branchen auf regionaler Ebene möglich. Betriebserlöse, Anzahl der Betriebe und Beschäftigten, durchschnittliche Betriebsgröße sowie Bruttoinvestitionen werden auf regionaler Ebene (Österreich gesamt sowie die ausgewählten NUTS-3-Regionen) genauer dargestellt.

Bevölkerungszahlen verhältnismäßig viele Arbeitsplätze schaffen. Darüber hinaus erzielen produzierende Betriebe verhältnismäßig hohe Betriebserlöse und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Wertschöpfung. Die folgende Abbildung zeigt den Anteil der produzierenden Betriebe (ÖNACE 2008 Kategorie „C“: „Herstellung von Waren“) an allen Betrieben (ÖNACE 2008 Kategorien „B-N, S95“8) in den acht größten Städten Österreichs und versucht damit eine Annäherung an die derzeitige Bedeutung der produzierenden Betriebe für die österreichischen Städte:

Relevanz von Produktionsbetrieben für „die Stadt“ In vielen Studien wird auf die Relevanz von Produktion in der Stadt hingewiesen. Sie soll insbesondere bei wachsenden

30

Anteil der Produktionsbetriebe an allen Betrieben (%)

25 20

Anteil der Betriebserlöse von Produktionsbetrieben an allen Betriebserlösen (%)

15 10

Anteil der Beschäftigten in Produktionsbetrieben an allen Beschäftigten (%)

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57

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5

Abb. 18 Kennzahlen für produzierende Betriebe in der Stadt, 2014

Die Abbildung zeigt, dass in Wien die Betriebe der Kategorie C „Herstellung von Waren“ im Vergleich zu den anderen Städten einen relativ geringen Anteil in Bezug auf die Höhe der Betriebserlöse sowie Anzahl der Beschäftigten aufweist. In allen Städten verdeutlicht der geringe Anteil der Produktionsbetriebe, dass es sich typischerweise um weniger aber größere Betriebe handelt.

Städten Österreichs über eine Reihung von Branchen nach Betriebserlösen und Bruttoinvestitionen in Sachanlagen in Österreich im Allgemeinen und den 8 größten Städten im Besonderen. Weitere Indikatoren sind Anzahl der Betriebe und Beschäftigten, die auch Rückschlüsse auf durchschnittliche Betriebsgrößen (und damit tendenzielle Eignung für die Stadt) erlauben.

Die Relevanz unterschiedlicher Branchen in den 8 größten Städten Österreichs Die folgenden Ausführungen versuchen eine Annäherung an die Relevanz unterschiedlicher Branchen in den 8 größten

8 Daten der Leistungs- und Strukturstatistik 2014 beziehen sich auf diese Abschnitte - siehe dazu “Kurzhinweise zu Methodik” unter http://www.statistik.at/web_de/statistiken/ wirtschaft/produktion_und_bauwesen/leistungs_ und_strukturdaten/index.html


UNTERNEHMEN 6

Top Branchen nach Betriebserlösen in Österreich gesamt Die folgende Abbildung zeigt die 5 Branchen mit den höchsten Betriebserlösen je NUTS-3-Region (in absteigender Reihenfolge): Wien

Linz-Wels

Graz

H.v. chemischen Erzeugnissen

MetallerH.v. Kraftzeugung wagen und und -bear- -teilen beitung

SalzKlagenburg und furtUmgebung Villach

Innsbruck

St. Pölten

Getränkeherstellung

H.v. Daten verarbeitungsgeräten

H.v. Glas/ -waren, Keramik u.Ä.

Metallerzeugung und -bearbeitung

H.v. elekMaschinen trischen bau Ausrüstungen

Maschinen bau

Maschinen bau

Maschinen bau

Maschinen bau

Maschinen bau

Reparatur/ Installation v. Maschinen

H.v. Nahrungsund Futtermitteln

Reparatur/ Installation v. Maschinen

H.v. Nahrungsund Futtermitteln

H.v. Nahrungsund Futtermitteln

H.v. Daten verarbeitungsgeräten

H.v. chemischen Erzeugnissen

H.v. sonst. Waren

H.v. Metallerzeugnissen

H.v. Daten verarbeitungsgeräten

H.v. Holzwaren; Korbwaren

H.v. Glas/-waren, Keramik u.Ä.

MetallerH.v. Holzzeugung waren; und -bear- Korbwaren beitung

H.v. Nahrungsund Futtermitteln

H.v. chemischen Erzeugnissen

H.v. Papier/Pappe und Waren daraus

H.v. Metallerzeugnissen

H.v. chemischen Erzeugnissen

Reparatur/ Installation v. Maschinen

H.v. Nahrungsund Futtermitteln

Tab. 10 Top 5 Branchen nach Betriebserlösen in den ausgewählten NUTS-3-Regionen, 2014 (absteigende Reihenfolge)

58

Branchen, die in den meisten Städten verhältnismäßig hohe Betriebserlöse aufweisen (mindestens in 3 Regionen unter den 5 Branchen mit den höchsten BE) sind in der Tabelle oben farblich markiert. Damit sind die Branchen mit den höchsten Betriebserlösen in Österreichs Städten (ausgewählte NUTS-3-Regionen) wie folgt:

> Maschinenbau: steht in 6 von 7 Städten an 2. Stelle

> H.v. chemischen Erzeugnissen: Branche mit den höchsten Betriebserlösen in der Stadt mit den höchsten Betriebserlösen (i.e. Wien, siehe Tabelle 10: Top 5 Branchen nach Betriebserlösen in den ausgewählten NUTS-3-Regionen (absteigende Reihenfolge))

> H.v. Nahrungs- und Futtermitteln: in 5 von 7 Städten unter den 5 Branchen mit den höchsten Betriebserlösen

> Metallerzeugung und –bearbeitung sowie H.v. Metallerzeugnissen zählen zusammen in 5 von 7 Städten zu den 5 Branchen mit den höchsten Betriebserlösen

> H.v. Datenverarbeitungsgeräten und Reparatur/Installation v. Maschinen: jeweils in 3 von 7 Städten unter den 5 Branchen mit den höchsten Betriebserlösen


UNTERNEHMEN 6

Dabei ist einschränkend zu berücksichtigen, dass Aufgrund der gesetzlichen Geheimhaltungsbestimmungen alle Aggregate, die von weniger als drei beitragenden Einheiten gebildet werden geheim gehalten werden müssen (Primäre Anonymisierung). Zusätzlich müssen Gegenlöschungen vorgenommen werden, um Differenzbildungen zu verhindern (Sekundäre Anonymisierung). Nicht enthalten sind daher auf regionaler Ebene auch Branchen, die vermutlich sehr hohe Betriebserlöse aufweisen (siehe dazu Tabelle 8: Auf regionaler Ebene

anonymisierte Branchen (Betriebserlöse)), wie bspw. Kokerei und Mineralölverarbeitung, H.v. pharmazeutischen Erzeugnissen, Metallerzeugung und –bearbeitung sowie der sonstige Fahrzeugbau. Insbesondere Kokerei und Mineralölverarbeitung weist österreichweit sehr hohe Betriebserlöse auf. Dies zeigt die folgende Tabelle, die die Anzahl der Betriebe, Betriebserlöse sowie Anzahl der Beschäftigten je Branche in ganz Österreich (Top 8 Branchen nach Betriebserlösen in absteigender Reihenfolge) darstellt:

Anzahl der Betriebe

Branche

Betriebserlöse insgesamt in 1.000 €

Beschäftigte insgesamt

Maschinenbau

1 387

20 923 044

78 919

H.v. Nahrungs- und Futtermitteln

3 543

16 414 589

72 332

Metallerzeugung und -bearbeitung

165

14 933 172

35 096

H.v. Kraftwagen und -teilen

320

14 665 545

30 682

3 901

14 202 719

74 105

H.v. chemischen Erzeugnissen

400

14 022 790

17 004

H.v. elektrischen Ausrüstungen

501

10 216 342

41 137

6

9 224 027

1 194

Summe alle 23 Branchen

25 939

177 869 676

621 067

Summe Top 8 Branchen

10 223

114 602 228

350 469

39

64

56

H.v. Metallerzeugnissen

Kokerei und Mineralölverarbeitung 9

Anteil Top 8 an allen Branchen in %

Tab. 11 Summe Betriebserlöse Top 8 Branchen in Österreich, 2014 (absteigende Reihenfolge)

Demnach weist bei genauerer Betrachtung die Branche „Maschinenbau“ österreichweit die höchsten Betriebserlöse auf, gefolgt von H.v. Nahrungs- und Futtermittel, Metallerzeugung und –bearbeitung, H.v. Kraftwagen und –teilen, H.v. Metallerzeugnissen und H.v. chemischen Erzeugnissen. Die Branche „Kokerei und Mineralölverarbeitung“ weist relativ hohe

59

Betriebserlöse auf, die sich auf sehr wenige Betriebe und Beschäftigtenzahlen aufteilen. Die „H.v. Metallerzeugnissen“ ist in Bezug auf die Anzahl der Betriebe und Beschäftigte insgesamt österreichweit unter den Top 3 Branchen, jedoch sind die Betriebserlöse insgesamt vergleichsweise gering.

9 Alle Branchen enthalten - keine Anonymisierung, weil kein regionaler Bezug.


UNTERNEHMEN

Betriebserlöse „in der Stadt“ (NUTS-3Region) In den ausgewählten Städten (NUTS-3 Regionen) werden 38% der Betriebserlöse der österreichischen Produktionsbetriebe erwirtschaftet:

6

Region

Summe Betriebserlöse alle Branchen10 in 1000 €

Wien

20 332 993

Linz-Wels

18 975 659

Graz

9 675 478

Salzburg u. Umgebung

9 176 142

KlagenfurtVillach

3 614 869

Innsbruck

3 035 648

St. Pölten

2 747 424

Summe Regionen11 BE Österreich gesamt12

67 558 213

Anteil der Betriebserlöse in ausgewählten NUTS-3-Regionen Gesamtösterreich

an

Wien 11%

Linz-Wels 11%

BE außerhalb ausgewählten Regionen 62%

Graz 5% Salzburg u. Umgebung 5% Klagenfurt-Villach 2% Innsbruck 2% St. Pölten 2%

177 869 676

Tab. 12 Summe Betriebserlöse alle Branchen in NUTS-3-Regionen, 2014 (absteigende Reihenfolge)

Die 5 Branchen mit den höchsten Betriebserlösen in den ausgewählten NUTS-3-Regionen erwirtschaften in Summe 27% der gesamten Betriebserlöse der österreichischen Produktionsbetriebe (Kategorie “C”). Bruttoinvestitionen in Sachanlagen – Top 8 „innovative Branchen“ (Österreich gesamt)13 Die Bruttoinvestitionen in Sachanlagen

60

werden in vorliegender Arbeit als Indikator für Innovationskraft und potentielle zukünftige Entwicklung herangezogen. Die Anzahl der Arbeitsstätten sowie die Summe der Bruttoinvestitionen in Sachanlagen je Branche in ganz Österreich (Top 8 in absteigender Reihenfolge nach Bruttoinvestitionen) sind in folgender Tabelle aufgelistet:

10 exklusive anonymisierte Branchen in den einzelnen Regionen 11 exkl. anonymiserte Branchen 12 beinhält alle Branchen - af überregionaler Ebene werden keine Branchen anonymisiert 13 beinhält alle Branchen


UNTERNEHMEN 6

Branche

14 Anzahl BruttoArbeits- investitionen in stätten Sachanlagen in 1.000 €

Metallerzeugung und -bearbeitung

Beschäftigte insgesamt

Bruttolöhne- u. gehälter in 1.000 €

204

806 698

34 961

1 740 086

H.v. Metallerzeugnissen

4 439

685 109

73 806

2 873 450

H.v. Nahrungs- und Futtermitteln

6 004

643 141

70 570

1 970 115

1 683

476 323

78 747

3 796 589

H.v. Kraftwagen und -teilen

373

461 678

30 633

1 434 894

H.v. chemischen Erzeugnissen

562

307 354

16 924

949 211

2 074

307 256

31 643

1 335 656

3 112

303 766

33 182

1 048 071

Summe alle Branchen

33 234

6 169 078

618 530

25 619 090

Summe Top 8 Branchen

18 451

3 991 325

370 466

15 148 072

56

65

60

59

Maschinenbau

H.v. Glas/-waren, Keramik u.Ä. H.v. Holzwaren; Korbwaren

Anteil Top 8 Branchen (%)

Tab. 13 Summe Bruttoinvestitionen in Sachanlagen Top 8 Branchen, 2014 (in absteigender Reihenfolge) Bruttoinvestitionen in Sachanlagen „in der Stadt“ (NUTS-3 Regionen) In den ausgewählten Städten (NUTS3 Regionen) werden 34% der BruttoRegion

Summe Bruttoinvestitionen in 1000 EUR (alle Branchen15)

Linz-Wels

790 407

Wien

326 468

Graz

319 311

Salzburg und Umgebung

245 181

Klagenfurt-Villach

197 615

Innsbruck

137 142

St. Pölten

88 222

Summe NUTS3-Regionen alle Branchen16

2 104 346

Summe AT alle Branchen17

6 169 078

Tab. 14 Summe Bruttoinvestitionen alle Branchen in NUTS-3-Regionen, 2014 (in absteigender Reihenfolge)

61

investitionen (in Sachanlagen) der österreichischen Produktionsbetriebe getätigt:

Anteile Bruttoinvestitionen in den Städten (Österreich alle Branchen %) Linz-Wels 13% Wien 5% Graz 5% Rest 66%

Salzburg u. Umgebung 4% KlagenfurtVillach 3% Innsbruck 2% St. Pölten 2%

14 ohne geringwertige Wirtschaftsgüter 15 exklusive anonymisierte Branchen - siehe Tab. 8: Auf regionaler Ebene anonymisierte Branchen (Betriebserlöse) 16 exklusive anonymisierte Branchen 17 keine anonymisierten Branchen


UNTERNEHMEN 6

Tabelle 14 zeigt, dass Linz-Wels mit Abstand die höchsten Investitionen tätigt. Dahinter folgt Wien, dicht gefolgt von Graz. Die 5 Branchen mit den höchsten Bruttoinvestitionen in den ausgewählten NUTS3-Regionen tätigen in Summe 25% der gesamten Bruttoinvestitionen der österreichischen Produktionsbetriebe. Implikationen Implikationen für die „Relevanz“ von Produktion in der Stadt für bestimmte Branchen, die sich aus den dargestellten statistischen Daten ableiten könnte, sind

dennoch mit Vorsicht zu behandeln, da sie doch nur einen sehr eingeschränkten Bereich betrachten. In Interviews wurde sehr häufig darauf hingewiesen, dass eine branchenspezifische Unterscheidung hinsichtlich der „Eignung und Relevanz von Produktion in der Stadt“ nicht zielführend ist. Vielmehr sind es relativ komplexe Zusammenhänge und eine Vielzahl an Charakteristika, die in Kapitel 6.3 Charakterisierung geeigneter Stadtproduktionsunternehmen dargestellt werden.

6.2 WAHRGENOMMENE VOR- UND NACHTEILE VON UM Die folgende Tabelle zeigt die wahr genommene Vorteile von Urban Manufacturing aus Sicht der InterviewpartnerInnen und bezieht sich im Wesentlichen auf die Sichtweise der Unternehmen und Bevölkerung (siehe Tabelle 1 „Per-

spektiven“). Dabei ist zu beachten, dass manche Vor- und Nachteile nicht nur mit der Produktion in der Stadt in Zusammenhang stehen, sondern auch mit der Produktion in Österreich im Allgemeinen (bspw. „IP Protection“):

Genannte Vorteile & Driver für Urban Manufacturing Unternehmenssicht

Vergleichsweise bessere Arbeitsmarktsituation: Tendenziell höher qualifizierte und internationale Arbeitskräfte verfügbar; Qualifikationen im Hinblick auf I4.0 / Digitalisierung sind eher in der Stadt zu finden Clusterwirkung und dynamisches Umfeld: Forschungs- und Bildungseinrichtungen eher in Ballungszentren. Enger Kontakt zu Startups, HTLs, FHs und UNIs leichter Industrie und hohe Lebensqualität schließen einander nicht mehr aus: „Zeit der rauchenden Schlote ist vorbei“ Gute Infrastruktur: Gute Verkehrsanbindung wichtig für Personen und Materialien Übersiedlung (weg von der Stadt) ist oft mit sehr hohen Kosten verbunden IP Protection: Schutz von Topkomponenten und Fertigungsverfahren (betrifft Österreich insgesamt, weniger die Stadt im Speziellen)

62

Stadtsicht

Lokale Verflechtung von Wohn- und Produktions-/Firmenwelten kann Verkehrsaufkommen in der Stadt reduzieren

Arbeitnehmersicht

Wohnen in der Nähe vom Arbeitsplatz, gute öffentliche Anbindung (falls gegeben) Tab. 15 Wahrgenommene Vorteile & Driver für UM


UNTERNEHMEN

Die folgende Tabelle zeigt die wahrgenommenen Nachteile von UM aus Sicht der InterviewpartnerInnen und bezieht sich im Wesentlichen auf die Sichtweise der Unternehmen und Bevölkerung (siehe Tabelle 1 „Perspektiven“). Dabei ist auch

hier zu beachten, dass sich die Punkte in Ihrer Relevanz unterscheiden können, je nachdem wo genau die Unternehmensstandorte innerhalb der Stadtgrenzen sind (Zentrum, Zentrumsnahe, Stadtrand):

6

Genannte Nachteile & Barriers für Urban Manufacturing Unternehmenssicht

Hohe Betriebskosten Verkehr (Stau) und Parkplätze: Längere An- und Abfahrtszeiten im städtischen Gebiet, insbesondere im Zentrum und zentrumsnahen Bezirken. Betriebszeiten: Industrieabhängig (durch Schichtbetrieb bis zu 30% Kapazitätserhöhung) Belieferung und Entsorgung: Zeitliche Beschränkungen von Zu- und Abfahrten: Nur 1 Bruch in der Optimierungskette ist KO Kriterium Eingeschränkte Wachstumsmöglichkeiten: Insbesondere für Betriebe mit hohem Flächenbedarf / Wachstumspotential problematisch Bürokratische Hürden und Behördliche Genehmigungen: teilweise zeitaufwendiger und undurchsichtiger Prozess. Die Durchlaufzeit ist allerdings regional sehr unterschiedlich Höheres Lohnniveau: Aufgrund von höheren Lebenshaltungskosten Höhere Auflagen bzw. Kostenaufwand für „Stadtgerechte Produktion“ In Österreich im Allgemeinen sind die regional unterschiedlichen Rahmenbedingungen problematisch ("Kleinteiliges Österreich") Vorteile Ländlicher Raum sind die größeren Flächenkapazitäten (ebenerdig, eingeschossig) sowie die tendenziell geringere Fluktuation im Vergleich zur Stadt.

Anrainersicht

Emissionen (Feinstaub, Abgase, Geruch, Lärm) und Gefahrenpotential: Stadtverträglichkeit ist abhängig von der Art der Industrie. Tab. 16 Wahrgenommene Nachteile & Barrieren für UM

63

Bei Tabelle 15 und Tabelle 16 ist zu beachten, dass es sich dabei um eine qualitative Betrachtung handelt. Die jeweilige Anzahl der Vor- und Nachteile (quantitative Betrachtung) lässt keine Rückschlüsse auf die jeweilige Gewichtung zu. So fallen manche der Vorteile qualitativ stärker ins Gewicht als manche Nachteile. Nachteile können wiederum auch KO-Kriterien darstellen (bspw. Bruch in der Lieferkette).

Die Ausführungen zeigen, dass sich die allgemeine Frage nach „Vor- und Nachteilen der Produktion in der Stadt“ nicht generell beantworten lässt und gegebenenfalls weiterführender Untersuchung und Konkretisierung bedarf.


UNTERNEHMEN 6

6.3 CHARAKTERISIERUNG GEEIGNETER STADTPRODUKTIONSUNTERNEHMEN Die folgende Tabelle zeigt eine Charakterisierung von Produktionsunternehmen, die aus Sicht der InterviewpartnerInnen für die Produktion in der Stadt geeignet sind:

Kategorie

Charakterisierung

Kommentar

Hightech

F&E-, wissens- und technologieintensive Unternehmen, die von der Nähe zu Forschungseinrichtungen, qualifiziertem Personal, dem dynamischen Stadtumfeld profitieren

F&E intensive Firmen, die den Markt eines Ballungszentrums direkt beliefern (Regionalität notwendig aufgrund der Verderblichkeit; im Schnitt 10km für Lieferung)

Diskrete Produktion

Eher Fertigungs- und Montageprozesse als Prozessfertigung mit verfahrenstechnischen Vorgängen und chemischen Reaktionen

Stadtbezogene Produktion

Beispielsweise, wenn Ort als Marketingargument kommuniziert wird

Kleinserien

Wenige Emissionen durch wenig LKW Verkehr (geringer Rohstoffbedarf, wenig Anlieferung und Abtransport von Produkten/ Rohstoffen)

Zunehmende Automatisierung

Erfordert höher qualifizierte MA die tendenziell eher in der Stadt zu finden sind

Gefährdungs potential

Geringes Gefährdungspotential oder abgesicherter Produktionsprozess bzw. nicht extrem gefährlich

Kosten-Nutzen-Frage für das Unternehmen Chemie, Pharma, Prozessindustrie: eher größere Anlagen und höheres Gefährdungspotential

Geringe Emissionen

Keine Abgase/ Umweltgifte, Staub, Lärm, Geruch

Schwerindustrie: Stahl, etc. an den Stadtrand wegen Emissionen und Schwerverkehr

Wenig Transport (wenig Abgase)

Transportintensive Betriebe (viel Verkehr) eher ungünstig in der Stadt

Produktions typ

64

Nischen, die bestimmte Konsumenten bedienen und die Kundennähe für die Bedarfserhebung von Bedeutung ist.


UNTERNEHMEN

Keine extrem sperrigen Güter

Logistik nicht so wichtiges Thema

Keine volumensgetriebene Industrie

Wenig Volumen / Gewicht / Masse

Regionalität der Kundenbeziehungen aufgrund d. Verhältnis von Kosten/ Produktvolumen

Transport über weite Distanzen rechnet sich nicht (m2-Preis für Pappe nicht hoch genug) --> relativ regionaler Markt (300 km)

Regionalität der Kundenbeziehungen aufgrund der Stabilität des [Zwischen] produktes

Bspw. wenn zeitnahe Weiterverarbeitung / Verbrauch oder weite Transportwege qualitätskritisch sind

Wenig Transport

Bspw. bei Kleinserien, Einzelfertigung, Prototypenfertigung

Wenn Regionalität ein Verkaufsargument darstellt

Gewinnt an Bedeutung

Nähe zu Endkonsument v. Bedeutung

Beispielsweise aufgrund der Relevanz unmittelbarer Feedbackschleifen oder Verderblichkeit der Waren

Hohe Qualifikationsanforderungen an die ProduktionsmitarbeiterInnen

TREND: MA-Qualifikationsanforderungen steigen mit zunehmender Automatisierung und Digitalisierung an Bedeutung

B2B versus B2C

Weniger B2B, wenn dann am Ende der Supply Chain

B2B ev. dann, wenn die KundInnen F&E Unternehmen sind.

Kosten

Personalintensive Produktion mit hoher MA Qualifikation

Personal- und Flächenkosten bei produzierenden Unternehmen zwischen 20-50 % --> starke Treiber: Lohnkosten sind am Land geringer als in der Stadt

Eher geringe Flächenkosten je Produktionseinheit (Kostentangente im Produkt)

Bestimmt durch Flächenbedarf und Kosten der Fläche – Gesamtkalkulation der Flächenkosten je Produktionseinheit; über MA-Anzahl allein nicht abzugrenzen

Unternehmensgröße

KMUs

Kleinstrukturierte Unternehmen bis ~250 MA

Unternehmensreifephase

Startups - produzierende und wissensbasierte

Beide starten campusnahe; Stadt interessant in der konzeptionsorientierten Phase („Schlüpfphase“); wenn in der Stadt die Infrastruktur zu teuer wird, dann gehen sie an den Stadtrand (bzw. oft weg von AT)

Produktreifephase

Eher zu Beginn des Produktlebenszyklus

Sobald Produkt in die Reifephase kommt und andere Anbieter kommen erodieren die Margen --> raus aus der Stadt um Kosten zu reduzieren

6

Logistik

KundInnen/ MitarbeiterInnen

65

Tab. 17 Charakterisierung geeigneter Stadtproduktionsunternehmen


UNTERNEHMEN 6

6.4 EINFLUSS VON TECHNOLOGIEN & TRENDS AUF UM Dieses Kapitel widmet sich dem Thema „neue Technologien & Trends“ in Zusammenhang mit Urban Manufacturing (zur internationalen literaturbasierten Perspektive siehe auch Kapitel 3.2 sowie 3.1), und versucht wiederum die Unternehmensperspektive (im Gegensatz zur „globalen/gesellschaftlichen Perspektive“ in Kapitel 4) in den Vordergrund zu stellen. Hier wird die Sichtweise der (österreichischen) InterviewpartnerInnen in Bezug auf produktionsrelevante Trends und Technologien dargestellt. Im Rahmen vorliegender Studie lag der Themenfokus auf „Industrie 4.0“ und Digitalisierung: Fragestellungen, die im Rahmen der Interviews diskutiert wurden, waren: >

Was sind Chancen und Risiken von I4.0 für Urban Manufacturing?

>

Was sind mögliche Auswirkungen von I4.0 und Urban Manufacturing auf Unternehmensstrukturen, Standorte, Geschäftsmodelle, Arbeitsformen?

Die Ergebnisse der (ExpertInnen) Interviews fokussiert auf die Situation in Österreich und spiegeln die Sichtweise, Annahmen und Erfahrungen der GesprächspartnerInnen wider. Eine vollständigere bzw. empirische Aufarbeitung des Themas wurde dabei nicht angestrebt.

66

Neue (Produktions-) Technologien und Ansätze (bspw. I4.0, vertikale Produktion, Energieeffizienz, Emissionsvermeidung, Logistikoptimierung…) können die Stadtansiedelung von Produktionsbetrieben unterstützen und ermöglichen den Verbleib in der Stadt, werden jedoch nicht als Hauptentscheidungskriterium erachtet. Wenn aufgrund bestimmter Anforderungen die Entscheidung auf die Produktion in der Stadt gefallen ist, sind entsprechende Technologien verfügbar die dies ermöglichen. Hinter der Standortentscheidung stehen jedoch andere Entscheidungsprozesse (bspw. historisch gewachsen, persönlicher örtlicher Bezug

der UnternehmensleiterInnen, Kosteneffizienz, Produktlebenszyklus…). Die wesentlichen Annahmen über Trends und Auswirkungen der neuen Technologien auf UM werden in folgenden Trends zusammengefasst: TREND 1: DIGITALISIERUNG / I4.0 (meist als Synonyme verwendet) >

Einfluss von I4.0 auf Personal: mit steigender Automatisierung und Digitalisierung sinkt der Bedarf an „mittelqualifizierten Billigpersonal“ und die Qualifikationsanforderungen an die MitarbeiterInnen steigen – der Bedarf an HilfsarbeiterInnen (z.B. für Reinigungsarbeiten) bleibt bestehen, während mittelqualifiziertes Personal das zur Bedienung einer bestimmten Maschine angelernt wird sowie höher ausgebildete Personen mit Mechatronik, IT, etc. vermehrt gebraucht werden. Besondere Herausforderung besteht darin, die neu erforderlichen Qualifikationen in ausreichendem Ausmaß zur Verfügung zu stellen (IT, Mechatronik - weniger traditionelle Ausbildung wie Schlosser, etc.). Dies erfordert die Entwicklung neuer Curricula bei Uni und FH. Mitarbeitergruppen könnten mittelfristig weiter auseinander driften („IT Natives vs. IT Immigrants“).

> Einfluss von I4.0 auf Flächenbedarf und Losgröße: mit großem Flächeneinsparungspotential wird nicht gerechnet (bereits durch „Lean Production“ viel optimiert). Vielmehr erhöhen sich Produktionseffizienz, bessere Planbarkeit und Nachvollziehbarkeit von Entscheidungsprozessen, und die kosteneffiziente Individualisierbarkeit der Produkte. Insbesondere Kleinserien und individualisierte Produkte (Losgröße 1) können dadurch Kosten- und Zeiteffizienter hergestellt werden.


UNTERNEHMEN 6

> Neue Businessmodelle: I4.0 ermöglicht die Kommunikation von Leistungs- und Produktionsdaten, Datenaustausch mit KundInnen und LieferantInnen. Daten gewinnen an Bedeutung und erlauben auch das Anbieten neuer (gebündelter) Produkte und Services. Gemäß diesem Trend gewinnt die Stadt im Besonderen aber auch in Österreich insgesamt als Produktionsstandort an Bedeutung (Produktivitätssteigerungen und Bedarf an mehr hochqualifizierten MitarbeiterInnen ist besonders interessant für Hochlohnländer) und kann als Chance genutzt werden. Wichtig dabei ist, die erforderlichen Qualifikationen durch entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten bereitzustellen. Ungelöstes und zunehmend ist das Problem des Auseinanderdriftens von sozialen Gruppen am Arbeitsplatz (IT Native vs. IT Immigrant). TREND 2: BIG DATA UND TRANSPARENZ Annahme: Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung steigen auch Datenverfügbarkeit und Analysemöglichkeiten an („Big Data“). Durch transparentere und Fakten-basiertere Entscheidungsprozesse können Ineffizienzen und Informationsasymmetrien verringert werden. Dies führt (im Idealfall) zu weniger Korruption und geringerer Abhängigkeit von Einzelinteressen. Transparenz kann positive und negative Auswirkungen auf das ökologische Verhalten haben, je nach >

Weitergabe der Informationstransparenz an die KundInnen (und welche Entscheidungskriterien diese heranziehen: Kosten versus Nachhaltigkeit)

> Einpreisung externer Effekte (ob Transportkosten auch die ökologischen Auswirkungen berücksichtigen (bspw. Kartoffeln quer durch Europa zum Waschen bringen) Gemäß diesem Trend ist der Abbau von Informationsasymmetrien und die Schaffung erhöhter Transparenz für effiziente und ökologisch nachhaltige Entscheidungsprozesse sicherzustellen.

67

TREND 3: BIG DATA, STANDORTENTSCHEIDUNGEN UND AGGLOMERATIONEN Annahme: Standortsuche und -entscheidung mittels Big Data Analytics (Optimierung, um ideale Strukturen zu schaffen und auszunutzen) wird von einem/r „SpezialistIn“ durchgeführt und als Dienstleistung für Unternehmen angeboten. Industriezentren werden sich herauskristallisieren und zunehmend Agglomerationen entstehen. >

Der Trend zu Agglomerationen zeigt sich sehr deutlich in Asien, wo Industrieparks/Industrieregionen und Städte rapide zusammenwachsen. Auch in Österreich vermischen sich Stadt und Industriegebiete aufgrund der Ausdehnung des städtischen Bereiches und führt zu Agglomerationen wie beispielsweise in Linz/Wels. Die Grenze zwischen Stadt und Land/ Region verschwimmt zusehends. Im echten ruralen, ländlichen Bereich wird die Produktion tendenziell zurückgehen.

Dieser Trend erfordert das Neuüberdenken von Stadtgrenzen, statistischen Regionen und Definitionen. TREND 4: PHYSICAL INTERNET UND LAGERUNG VON (ZWISCHEN-) PRODUKTEN “Physical Internet ist ein Konzept für ein optimiertes, standardisiertes weltweites Güter-Transportsystem nach der Idee des digitalen Internets. Entgegen der heutigen Vorgehensweise, bei der ein einzelner Transportdienstleister Waren über große Distanzen transportiert, setzt die Idee des “Physical Internet” auf fragmentierte, anbieterunabhängige Transporte. Gemeinsame Lagerstätten, Hubs, Übergabepunkte und standardisierte Schnittstellen dienen der einfachen Konsolidierung und Weitergabe der Güter.18 Annahme: Physical Internet beeinflusst Wertekette und Unternehmensstrukturen. Physical Internet führt zu kürzeren Lead Times und geringeren Lagerkapazitäten/-erfordernissen) bei Unternehmen.

18 https://logistikknowhow.com/physical-internet/


UNTERNEHMEN 6

Die zunehmend verteilte Lagerung von (Teil-)Produkten kommt den Lagerkapazitäten in der Stadt zugute und erleichtert die räumliche Näherung zu Kunden und Abnehmern. Die Nähe zum Kunden und Abnehmer gewinnt dadurch an Bedeutung. > Produktionsunternehmen werden die Produkte nicht mehr selbst lagern sondern von einem Provider abholen lassen. Die Lager werden abgebaut oder einem “Physical Internet”-Dienstleister zur Verfügung gestellt. Die Lagerung und Distribution von Gütern soll dadurch ökonomischer und zeiteffizienter werden (siehe Rod Franklin: Produkt wird innerhalb von 3 Tagen vor Ort verkauft). Wenn die Nähe zum Kunden an Bedeutung gewinnt bzw. leichter realisierbar ist, unterstützt dieses Szenario die Produktion in der Stadt (da dort theoretisch mehr potentielle Abnehmer sind), jedoch würde dies insbesondere die Produktion von Gütern betreffen, deren Abnehmer vorwiegend in der Stadt/im Land sind. Bei Produktionsbetrieben mit hohem Exportanteil, könnte dies jedoch auch zu Abwanderungen führen. Weitere Unterscheidungen und jeweilige Eignung für die Produktion in der Stadt sind Tabelle 17 zu entnehmen (bspw. Stabilität des (Zwischen-) Produktes erfordert die Nähe zum Abnehmer, Produktlebenszyklus, etc.). TREND 5: GENERATIVE FERTIGUNG UND LOGISTIK

68

Annahme: auch aufgrund „generativer Fertigung“ werden Supply Chains feingliedriger, kleinere Losgrößen werden produzierbar (bspw. 3D-Druck). Vielversprechend für Unternehmen ist die schnelle Fertigung von fit & form (leicht anpassbaren) Teilen sowie die Herstellung von Geometrien, die man durch herkömmliche Fertigungsverfahren nicht erzeugen kann. Auch die Generative Fertigung (wie bei I4.0) führt zu Kostenund Zeitvorteilen bei geringen Losgrößen. Für viele Bereiche ist die Technologie jedoch noch nicht ausreichend vorangeschritten (Materialintegrität). Einhergehend mit der zunehmenden Vernetzung wird davon ausgegangen, dass das Transportaufkommen enorm steigen

wird. Insbesondere trifft dies das individuelle Fahren (nicht Bahn), unterstützt durch den Trend zum autonomen Fahren („Platooning“) > Stadt: derzeit Stau und Emissionen (Abrieb der Reifen, Lärmbelastung ,… ). E-Mobilität könnte in der Zukunft die Belastung durch Abgase verringern, Stau und Abrieb der Reifen bleiben jedoch problematisch. Durch autonomes Fahren könnte die Stadtinfrastruktur besser genutzt werden. > Land: (Projekt „Rural Manufacturing“). Am Land sind die Wege im Vergleich zur Stadt länger. Wenn grüne und nachhaltige Energie genutzt wird, stört langer Transport (aus Umweltsicht) nicht. Dieses Szenario führt zu mehr Verkehr (LKW) auf den Straßen (unabhängig von Stadt oder Land), dessen Auswirkungen und Formen bewältigt werden müssen. Derzeit ist in diesem Szenario aus Umweltsicht (globale Perspektive) die Produktion in der Stadt „besser“, weil die Transportwege kürzer sind (aus Unternehmenssicht aufgrund von Staus nicht unbedingt von Vorteil). Wenn in Zukunft Emissionen eine geringere Rolle spielen (E-Mobility gekoppelt mit sauberer Energie), ist voraussichtlich der ländliche Bereich mit weiteren Transportwegen von Vorteil (mögliche Zukunft: von der Stadt aufs Land). Dem steht die Stadt mit kürzeren und leichter automatisierbaren Wegen gegenüber. TREND 6: ENERGIEVERSORGUNG: DEMAND RESPONSE MANAGEMENT Annahme: zwischenbetriebliches Lastmanagement ist im städtischen Bereich und Industrieparks einfacher umsetzbar als im ländlichen Bereich: > Innerhalb Unternehmen (unabhängig von der Lage): Energiespeicherkapazitäten innerhalb des Unternehmens für das innerbetriebliche Lastmanagement nutzen (bsp. Tiefkühllager). >

In der Stadt ist unternehmensübergreifendes Lastmanagement oder die Einbindung von Bewohnern aufgrund der Dichte potentieller Energiespeicher leichter möglich (noch in der Forschung).


UNTERNEHMEN

Da unternehmensübergreifendes Demand Response Management im städtischen Bereich und Industrieparks einfacher umsetzbar ist als im ländlichen Bereich, sowie stochastische und dezentrale Energieerzeugung und -speicherung voraussichtlich an Bedeutung gewinnt, unterstützt dieser Trend tendenziell (langfristig) die Produktion in der Stadt.

6

TREND 7: „GREEN TECHNOLOGIES“: Annahme: Aufgrund neuer Umwelttechnologien kann die Produktion zunehmend „sauber“ / emissionsarm gestaltet werden. Dies ist sowohl für die Produktion in der Stadt, als auch am Land von Vorteil. Die Akzeptanz für die Produktion in der Stadt kann jedoch damit erhöht werden und auch strengere Auflagen damit erfüllt werden. Gemäß diesem Trend ist die Umstellung auf saubere („green“) Technologien in Betrieben zu unterstützen und zu überprüfen – entsprechende Rahmenbedingungen sind zu schaffen und eine Win-Win-Situation herbeizuführen. Chance: dieses Szenario kann erheblich zur Akzeptanz von Produktionsbetrieben in der Stadt (und auch in Österreich im Allgemeinen) beitragen. Eine besondere Chance wird hier auch in der internationalen Sichtbarkeit und Positionierung von Österreich als „sauberes Innovationsland“ gesehen, das die Vorreiterrolle in Forschung, Entwicklung, Innovation und Produktion im Bereich „saubere Technologien/Green Technologies“ einnehmen/ ausbauen könnte (OECD Green Technology and Innovation Index: Platz 24; Status 2012[4]). TREND 8: „VERTIKALE PRODUKTION“

69

Bereits in diversen Bereichen und anderen Ländern üblich (siehe auch „Vertical Agriculture“ in Asien). In Österreich baut bspw. Manner derzeit auf vertikale Produktion um. > Es wird von in etwa 30% Flächeneinsparungsmöglichkeiten ausgegangen – je nach Betriebsgröße (Flächenbedarf), kann dies die Produktion in der Stadt erleichtern. Je höher der Flächenbedarf eines Produktionsbetriebes, desto schwieriger bleibt es in

der Stadt entsprechende Flächen zu finden und finanzieren (von 1000m2 auf 700m2 – ist in der Stadt trotzdem schwierig zu finden). > Kostenargument: mehrstöckig bauen ist tendenziell teurer und auch die Kosten der Produktionsumstellung sind sehr hoch (Kosten-Nutzen-Frage). > Die Umsetzbarkeit vertikaler Produktion ist abhängig von den Maschinen (Größe, Gewicht), Rohstoffen (bspw. fließend versus fest) und Produktionsprozessen. Wenn Produktionsanlagen durch I4.0 modularer und flexibler werden, könnte sich dies positiv auf den Einsatz vertikaler Produktionsmethoden auswirken und damit für eine zunehmende Anzahl an Betrieben in Frage kommen. Dies würde wiederum die Produktion in der Stadt attraktiver machen.


UNTERNEHMEN

6.5 “ERWUNSCHTE MASSNAHMEN”

6

"Wünsche" der InterviewpartnerInnen Bürokratische Hürden

Reduktion von bürokratischen Hürden Auflagenkataloge überdenken (bspw. vorgeschriebene Fensterflächen in Räumen mit geringen Aufenthaltszeiten; verm. noch relevanter durch I4.0) Serviceorientierung: Serviceeinrichtungen die Betriebe unterstützen, die in Wien bleiben wollen (wird bereits bei manchen Betrieben gemacht) Bei Standortsuche / Neuaufbau der Produktion: Dauer bis Produktionsbeginn von administrativer Seite verkürzen One-Stop-Shop: "Gewerbepark macht alle behördlichen Genehmigungen, in der Stadt muss ich eine Person extra für die Behördenwege anstellen“

Masterplanning

Aktives Vorgehen (Wuxi/China) als Vorbild: Masterplanning, aktives Standortmarketing, Anreize schaffen und Unterstützen. Insbesondere für AT relevant, bspw: Finanzielle Anreize für Investoren als Indikator willkommen zu sein (z.B. Mietfreistellungen für eine gewisse Zeit, Begünstigungen bei Regionalsteuern), Schwerpunktsetzung: Branchenfokus, welche auch die Setzung der entsprechenden Rahmenbedingungen nach sich zieht… Startups länger in der Stadt halten (siehe FRQ, IMS Nanofab, TTTEch) Alte Fabriken revitalisieren

Flexibilisierung Arbeitszeit

Flexibilisierung der Arbeitszeit: variierende betriebliche Stoßzeiten und immer kürzere Lieferzeiten werden erwartet (Kunde erwartet Lieferung innerhalb einer Woche). Vorhalten von zusätzlichen Ressourcen ist insbesondere in Hochlohnländern problematisch

Kosten

Verringerung der Faktorkosten (insb. Lohnnebenkosten) Abgaben und Steuern teilweise überdenken: Unternehmen haben Wien (und AT) als Produktionsstandort verlassen, weil attraktive Angebote von den umliegenden Ländern (ländliche Gemeinden, auch Ausland) gemacht wurden (Grundstückspreise, Abgaben) - Kostendruck nicht nur für rein preislich getriebene Betriebe problematisch. (Preise der Immobilien und Grundstücke jedoch schwer beeinflussbar)

Finanzierung

70

Finanzierungssystem, das auch risikoreichere Investitionen tätigt / unterstützt


Förderprogramme, die Betriebe in der Stadt halten (würden jetzt nicht mehr zurück gehen) – bspw. Investitionsförderungen Breitere Definition des Mittelstandes bei Förderungen der Standorterweiterung von großen österreichischen Unternehmen werden nicht gefördert, da die Instrumente in AT auf KMUs fokussieren Problem: Förderungen für Grundstücke und Immobilien müsste sehr hoch sein, um Produktion in der Stadt preislich attraktiver zu gestalten – könnte auch wettbewerbsrechtlich (EU Recht, DeMinimis Regelung) problematisch sein.

6

UNTERNEHMEN

Förderungen

Ausbildung

Die Qualifikationsanforderungen in der Produktionen steigen stetig - die Ausbildung technischer Fachkräfte bedarf dringend einer Überarbeitung es braucht mehr und besser geschulte Leute. Auch neue technologische Entwicklungen sind in den Lehrplänen zu berücksichtigen (z.B. IT, Mechatronik) Von den Aktivitäten in den USA lernen: (Bildungspolitik: Elitesystem zieht auch Eliten aus dem Ausland an und Start-Up Kultur und die damit einhergehende Kultur des Scheiterns)

Vorausschauende Verkehrsplanung

Verkehrsmanagement auch in Hinblick auf zunehmendes Verkehrsaufkommen verbessern: Schaffung einer funktionsfähigen Güterinfrastruktur – Busse, LKWs,...(z.B. Vorrangspuren für JIT Lieferungen). Begründet durch den Trend zu feingliedriger Supply Chain, dadurch verstärktes Verkehrsaufkommen durch zunehmenden Transport von Gütern und MA. Stau ist ein stark negatives Argument für die Stadt.

Risiko

Gefahrenpotentialklassen sind einzeln zu prüfen.

Allgemein

Globale Rahmenbedingungen berücksichtigen (Energie und Ressourcenverbrauch, externe Effekte, Umweltauswirkungen) Gesamtoptimum nicht aus den Augen verlieren ("in Metropolregionen denken") Wichtiger als die Unterscheidung zwischen Stadt-Land ist es, die Betriebe in Österreich zu halten: „Im Grunde muss Österreich aufpassen, dass die Betriebe nicht ins Ausland abwandern, bspw. auch in die Slowakei (nochmal 20 km weiter). Das Unternehmen ist aus reinem Patriotismus in AT geblieben“ Wenn Betriebe zu groß für die Stadt werden, F&E in der Stadt / in Österreich halten (--> Expansion und Internationalisierung aktiv unterstützen) Industrie, die bereits abgewandert ist, kommt nicht mehr zurück. Vielmehr versuchen, die vorhandene (bzw. neu entstehende) Industrie zu halten, insbesondere im Bereich High-Tech, Software, BioTech (forschungsintensive Themen bei denen ein Anschluss an die Forschung einer Weltstadt wichtig ist) Fokus auf österreichische Unternehmen

71

Tab. 18 “Erwünschte” Maßnahmen


7 EMPFEHLUNGEN

72

Die folgenden Empfehlungen sind ein Resultat aller Projektaktivitäten (Interviews und Desk Research) kombiniert mit den (internationalen) Erfahrungen des Projektteams. Sie basieren auf den Analyseergebnissen der ExpertInnenund Unternehmensinterviews sowie der Datenbank- und Literaturrecherche, die in Kapitel 4 – 6 zusammengefasst wurde.


73

Abb. 19 WU Campus (superwien Metropole)


EMPFEHLUNGEN 7

Die folgende Abbildung zeigt den Prozess der Empfehlungsentwicklung:

PROJEKTINTERNER WORKSHOP

Definition der Themenfelder und Skizzierung der Inhalte der Bereiche “Gesellschaft”, “Stadtplanung” und “Unternehmen”

WORKSHOP MIT AUFTRAGGEBERN

PROJEKTLEITUNG

Ausformulierung der Empfehlungen basierend auf den Workshop-Ergebnissen

Präsentation und Diskussion der Empfehlungen

PROJEKTINTERNER HALBTAGESWORKSHOP

zur weiteren Überarbeitung und Spezifizierung der Empfehlungen

PROJEKTLEITUNG

Finale Überarbeitung

Abb. 20 Prozess der Empfehlungsentwicklung

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Es wurden 6 Themenfelder abgeleitet und die jeweilige Zielsetzungen, bestimmende Faktoren sowie detaillierten Empfehlungen definiert. Dabei ist zu beachten, dass einige der Empfehlungen sich bei mehreren Themenfeldern wiederfinden, da sie teilweise unterschiedliche Zielsetzungen unterstützen.


EMPFEHLUNGEN 7

7.1 VOM START-UP ZUM SCALE-UP

Auf die besondere Bedeutung von Startups für ein dynamisches Innovationsumfeld wird oft verwiesen. Multiplikatoreffekt, hohes Wachstums- und Wertschöpfungspotential und damit Schaffung von Arbeitsplätzen mit oft hohen Qualifikationsanforderungen, etc. führt dazu, dass diese Unternehmen als strategisch wichtig für den Produktionsstandort Österreich – und insbesondere für die Stadt erachtet werden. Jedoch sind diese Unternehmen oft mit einigen Problemen im Zuge ihres Wachstumsprozesses konfrontiert.

„Leitbetriebe“.

Ziel ist es daher, Produktions-Start-ups in der Stadt nicht nur zu gründen sondern auch langfristig zu halten.

1.5 Geteilte Produktionsmittel sowie gemeinsame Standortausstattungen fördern (vom Gabelstapler bis zu Rasterkraftmikroskopen, industriegeeignete Werkstätte nicht nur Makerspaces).

Bestimmende Faktoren > Start-ups entstehen aus dem „Nähr boden Stadt“ > Investitionen in Produktionsflächen sind schwierig für Start-ups, mieten wird bevorzugt > Unflexbiles Flächenangebot und Ausstattung entsprechen nicht den speziel len Anforderungen von wachsenden Start-ups >

ÖV Anbindung ist besonders wichtig für Start-ups (MitarbeiterInnen und internationale Sichtbarkeit)

Empfehlungen 1.1 Nutzung bereits vorhandener Infrastruktur, mit mehr Fokus auf Produktion. Wichtig ist dabei ein einfacher, transparenter egalitärer und niederschwelliger Zugang für Interessenten.

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1.2 Einen Fokus auf bestimmte Produktionsbereiche setzen, beispielsweise in Anlehnung an vorhandene Lehrstühle, bereits existierende Start-ups, oder

1.3 Förderung von Produktionslabs in enger Anbindung an Unis und Inkubatoren, verteilt in der Stadt (z.B. Grätzel bei TU oder Co-working Space und Fablabs). 1.4 Produktionsflächen, die (teilweise) gemeinsam genutzt werden können zur Verfügung stellen (z.B. Manövrierflächen). Basierend auf dem Beispiel der Happy Labs, jedoch mit mehr Fokus auf Produktion wie beispielsweise die Pilotfabrik in Aspern.

> Best Practice Beispiel: die High Tech Factory am Campus der Universität Twente (www.hightechfactory.com). Im Umfeld von Inkubatoren und dem MESA+ Forschungsinstitut im Bereich der Nanotechnology gibt es die Möglichkeit, Büroräume, Labors und Reinräume zu nutzen. Zusätzlich kann sehr teures Produktionsequipment von einem speziell eingerichteten Fonds geleast werden. 1.6 Reduktion der Bindefristen Mietverträge (ab 6 Monaten).

für

1.7 Mietobergrenzen bei Immobilien im öffentlichen Eigentum (keine sprunghaften Erhöhungen für mehr Planungssicherheit). 1.8 Unterstützung der Betriebe bei Expansion und Transformation zu regulärem Betrieb, auch wenn Produktion ins Ausland verlagert werden soll. Ziel sollte es sein, zumindest HeadquarterFunktionen (Admin, F&E, etc.) in Österreich zu halten. Dazu AnsprechpartnerInnen bei der Stadt einrichten, die unterstützen können und (internationale) Netzwerke haben.


EMPFEHLUNGEN 7

7.2 “KUMMERER” FUR UNTERNEHMEN UND ANRAINER Urban Manufacturing umfasst sowohl historisch in der Stadt gewachsene Unternehmen, neu in der Stadt gegründete Unternehmen sowie Unternehmen am Stadtrand oder Industrieregionen, die von neuen Wohngebieten „umzingelt“ werden. In all diesen Fällen müssen Unternehmen und Anrainer miteinander auskommen und können idealerweise voneinander profitieren (sofern nicht die Abwanderung der Unternehmen angestrebt wird19). Ziel ist es daher, eine gelungene Integration von Unternehmen in Stadtvierteln zu ermöglichen und zu unterstützen. Ein zentraler, operativer AnsprechpartnerInnen der als Drehscheibe für den Interessensausgleich fungiert, ist dabei von großer Bedeutung. Bestimmende Faktoren > Ausgleich der Interessen von Unterneh men und Anrainer > Einfache, effiziente und schnelle Abwicklung von Anliegen Empfehlungen 2.1 Definition von Stadtentwicklungsgebieten (Fabriksgelände, Areale, Stadtteile) für Urban Manufacturing. 2.2 Umfeld der Stadtentwicklungsgebiete für inhaltliche Fokussierung (z.B. Biotech, etc.) mit einbeziehen (gibt es Universitäten oder Leitbetriebe). 2.3 Eine Person als „Kümmerer“ für Standortmanagement für Bewohner und Unternehmen installieren. >

Stellenanforderungen exakt ausformu lieren (soziale Kompetenz, fachliches Know-how: branchenspezifisch plus Verständnis der administrative Abläufe z.B. durch Traineeships).

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> Austausch der „Kümmerer“ untereinander unterstützen. > Best Practice Beispiele: „Kümmerer“ als Standortmanager bei der Tabakfabrik Linz oder Standpunkt Liesing. 2.4 Installation eines/r AnsprechpartnerIn für die „Kümmerer“ bei der Stadt. 2.5 Bei Fläche, die im privaten Eigentum stehen und wo eher Umwidmung auf Wohnbau von den Eigentümern gewünscht wird, ist es schwierig einen privat finanzierten „Kümmerer“ zu installieren. Hier könnte ein zentral installierter „Kümmerer“ bei der Stadt Aufgaben übernehmen. 2.6 Betreuungspackage anbieten (von der Stadt oder könnte auch aus Mieteinnahmen finanziert werden): > Definition des Fokus mit Auswahl und Zusammensetzung der Betriebe (z.B. mit Fokus auf Kreativwirtschaft inkl. vor- und nachgelagerte Unternehmen wie in der Tabakfabrik Linz, oder Fokus auf High-Tech-Produktion, oder ohne Fokus) > Best Practice Beispiel: Auswahl von Unternehmen, die geeignet sind für die Tabakfabrik Linz durch Einsatz einer Software für soziale Netzwerkanalyse. > Schaffung gemeinsamer Infrastruktur (von Werkstätte bis Mensa) > Unterstützung bei Genehmigungen und Fördermöglichkeiten > Vernetzungsmöglichkeiten – Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und nach gelagerte Servicebetriebe (Grafiker, Rechtsanwälte, etc. ) 2.7 Bewusstsein für bereits installierte Unterstützungsmaßnahmen bei Unternehmen schaffen

19 Da der Umzug ohnehin einen großen Aufwand darstellt, wird häufig nicht der Stadtrand, sondern gleich das Umland oder Ausland als kostengünstigere Alternative gewählt.


EMPFEHLUNGEN 7

7.3 TECHNOLOGIEPOLITISCHE SCHWERPUNKTSETZUNG Eine technologiepolitische Schwerpunktsetzung für Standorte (Fabriksgelände, Areale, Stadtteile) für Produktion erlaubt eine Schärfung des Profils eines Produktionsstandortes. Eine Thematische Fokussierung (auch auf mehrere Themen), kann eine rein kostenbasierte Standortentscheidung verhindern und positive (qualitative) Standortentscheidungen begünstigen. Wesentliche Zielsetzungen in diesem Zusammenhang bestehen darin, bestehende Stärkefelder zu verbreitern, den gegenseitigen Austausch von branchenbzw. technologiespezifischer Information zu vertiefen und den Zugang zu spezialisierten Arbeitskräften und Infrastruktur zu erleichtern. Dadurch wird die Generierung neuer Ideen und Geschäftsmöglichkeiten gefördert und unterstützt sowie die Attraktivität des Standortes erhöht. Bestimmende Faktoren > Zugang zu spezialisierter Infrastruktur (z.B.: Logistik, Ausbildung, Mess- und Laborgeräte, Dienstleistungen) > Gemeinsame Fachkräfteausbildung (vom Arbeiter bis zum PhD) > Ermöglichung von prä-kompetitiver Forschung > Historisch gewachsene Unternehmen sind ein guter Nährboden für inhaltliche Schwerpunktsetzungen Empfehlungen 3.1 Best Practice Beispiele wie Seestadt Aspern oder COMET Programm mit K1, K2 und K-Projekten nutzen und speziellen Fokus auf Urban Manufacturing legen, neue Zentren dazu einrichten.

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3.2 Bei Impulsprojekten auch die Stadtentwicklungsperspektive mitdenken.

3.3 Analyse von möglichen Branchen/ Technologiefeldern/Stärken z.B. in Wien: > Biotech mit BOKU, VetMet, Marinomed, Kwizda, Octapharma, Boehringer-Ingelheim, IMP, IMBA, etc. > Digital Security (AIT, TU, Melecs, TTTech, Frequentis, Kapsch, etc.) > Smart Buildings (TU Wien, Fronius, Cree, Vasko & Partner) 3.4 Spezialisierter „Kümmerer“ für eine definierte Schwerpunktsetzung installieren (siehe Empfehlung 2). > Best Practice Beispiel: LISA Vienna. 3.5 Analyse, ob Einrichtung von „Sonderwirtschaftszonen“ als Mittel zur Stadtentwicklung rechtlich durchführbar (z.B. mit reduziertem Nachtfahrverbot, Rückfahr-Piepen LKW, Emissionsbestimmungen, finanzielle Förderung von Laborflächen und Ausbildungsstätten). Beispiel: „Little Shenzhen“ oder „U-Bahn Bögen als Werkstatt Wiens“. 3.6 Innovationsflächen schaffen - bspw. Pilotfabriken wie in Aspern als Instrument der Stadtentwicklung aktiv nutzen. 3.7 Zugang zu „Versuchsfabriken“ muss für alle (auch Neue) offen, niederschwellig, einladend und transparent geregelt sein. Zugang sollte durch „neutrale“ Institutionen ohne Eigeninteresse geregelt werden. 3.8 Dezidiertes Raum lassen für Innovation und Unternehmensgründungen bei Pilotfabriken (siehe Empfehlung 1), mehr Fokus in Richtung Innovationszentren. Kooperationen mit Inkubatoren ermöglichen.


EMPFEHLUNGEN

3.9 Schwerpunktsetzung auf österreichische Unternehmen bzw. internationale Unternehmen, die schon in Österreich sind („Leitbetriebe“; Ansiedelungsgedanke)

7

7.4 UM ALS STRATEGIE FUR DIE STADTENTWICKLUNG

3.10 Intensive Abstimmung Bund/ Länder, Ausbau der Abstimmung der verschiedenen Fördergeber

Die Einbindung von „Urban Manufacturing“ als Strategie für die Stadtentwicklung bei Neubau, Bestand und Zwischennutzung verfolgt einen gesamtheitlichen Ansatz. Dabei soll eine gesellschaftlich erwünschte Produktion in der Stadt ermöglicht werden, die auch in Hinblick auf zukünftige Herausforderungen Lösungsansätze und Chancen bietet (bspw. Urbanisierung, die aufgrund der zunehmenden Bevölkerungszahlen vermehrt Arbeitsplätze in der Stadt erfordert. Damit kann auch das zunehmende Verkehrsaufkommen zumindest teilweise ausgeglichen werden). Ziel dabei ist es, eine optimale Ergänzung von Arbeiten und Wohnen bereits bei der Planung „mitzudenken“ und zu implementieren. Bestimmende Faktoren Rahmenbedingungen sind dabei so zu schaffen, dass Leben und Arbeiten in der Nachbarschaft möglich, erwünscht und wertgeschätzt wird. Urban Manufacturing ist dabei als Chance zur Belebung von Stadtvierteln nicht nur zu planen und implementieren sondern auch zu kommunizieren. Empfehlungen

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4.1 Nutzung neuer Technologien, um Produktion für die Stadt verträglicher zu machen. Beispiel: weniger Emissionen durch moderne Maschinen, Optimierung

3.11 Beachtung des Technologiereifegrades in den Stärkefeldern und dementsprechende Abstimmung, da verschiedene Handlungsbedarfe je nach Reifegrad (z.B.: Intensivierung der F&E Förderung zu Beginn, Hilfe bei Abwanderung der Produktion wenn „Massenproduktion“ möglich)

von Logistik durch optimierte Planung und Synergien zwischen Unternehmen (siehe dazu Empfehlung 6.7 „Green Technologies“) 4.2 Fokus auf Produktion, die gut in die Stadt passt (Tabelle 17: Charakterisierung geeigneter Stadtproduktionsunternehmen) 4.3 In neuen Stadtentwicklungsgebieten verbindliche Quoten für Ansiedelung von UM Betriebe festlegen und Flächen für Innovation Landscapes vorsehen (z.B.: 22@Barcelona, Kendall Square). 4.4 Durch städtebauliche Verträge Flächen vertraglich sichern und Produktion als integrierten Bestandteil für Masterpläne vorsehen, verkehrliche Auswirkungen einplanen (Losgröße 1). 4.5 Bauträger verpflichten Flächen für Produktion mit Mietmodell zur Verfügung stellen (z.B.: 6-8 m Geschosshöhe, Quartierrandflächen), Maximalmieten festlegen. 4.6 Bereits bei der Widmung und Planung „Kümmerer“ installieren (siehe Empfehlung 2), 4.7 Sozio-kulturelles Erwartungsmanagement (z.B. Aspern) aktiv gestalten. Produktion in der Stadt aktiv bewerben und attraktivieren. Darstellen der positiven Auswirkungen mit Arbeitsplätzen in der Nachbarschaft, Wertschöpfung vor Ort, etc. 4.8 Zwischennutzung als Tool für Stadterneuerung (z.B.: Arsenal, ÖBB Hallen) aktiv nutzen.


EMPFEHLUNGEN 7

7.5 IN METROPOLREGIONEN DENKEN Administrative Grenzen sind für Unternehmen meist von geringer Bedeutung. Oftmals handelt es sich dabei um unterschiedliche regulatorische und finanzielle Rahmenbedingungen, die von Unternehmen als „hartes“ Entscheidungskriterium für die Standortwahl herangezogen werden und aufgrund der Unübersichtlichkeit und teilweise schlechten Vorhersehbarkeit („kleinteiliges Österreich“) auch als Barriere / Nachteil für den Produktionsstandort gesehen werden. Darüber hinaus wachsen viele Städte und Wohngebiete über Industrieregionen hinweg, was häufig zu neuen Regularien für produzierende Betriebe führt und die Beibehaltung des Standortes erschweren kann. Erklärtes Ziel ist es hier, Österreichische Ballungsräume langfristig wirtschaftlich weiterzuentwickeln, und die Bedeutung / Auswirkung administrativer Grenzen für Unternehmen leichter handhabbar zu machen. Dadurch soll das Potential von Regionen über die Stadtgrenzen hinweg für die Unternehmensstandorte nutzbar gemacht werden. Bestimmende Faktoren > Administrative Grenzen für Unterneh men nicht relevant > Wien ist dabei als Sonderfall berück sichtigen, da Gemeindegrenze auch Landesgrenze ist Empfehlungen 5.1 One-stop-shop, Koordinator für Genehmigungen bei der Stadt. Genehmigungsverfahren für die Unternehmen vereinfachen.

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5.2 Planungssicherheit für Unternehmen schaffen, z.B.: 6 Monate Genehmigungslauf bis Baubeginn garantiert

> Best Practice Beispiel: In kleineren Gemeinden übernimmt oft der Bürgermeister diese Rolle und ist zentrale/r AnsprechpartnerIn für alle beteiligten StakeholderInnen. Dies wird als sehr gut und auch wertschätzend empfunden und vereinfacht die nötigen Behördengänge. Für größere Städte sollte man AnsprechpartnerInnen installieren. 5.3 Profilbildung und Bewerbung von Regionen (z.B. High Tech in München), Standortmarketing ausbauen. 5.4 Über administrative Einheiten hinausgehende gemeinsame Entwicklung von Industriegebieten. 5.5 Harmonisierung von Behördengängen in Städten und Umland. 5.6 Gemeinsame regionale Infrastruktur nutzen und ausbauen und bewerben, Ausbau des ÖV im Sinne eines Regionalraumes. 5.7 Verstärkte Kooperationen zwischen Ländern sowie Bund und Ländern.


EMPFEHLUNGEN 7

7.6 POTENTIAL VON I 4.0 NUTZEN

Neue Technologien im Allgemeinen und I4.0 im Besonderen wurden von den InterviewpartnerInnen vorwiegend als Chance gesehen, den Produktionsstandort „Österreich“ zu modernisieren und mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Eine Vernichtung von Arbeitsplätzen wird nicht befürchtet, sofern entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden. Da der Flächenbedarf stark vom Produktionsvolumen, -maschinen und -technologien abhängt, wird von der Digitalisierung kein geringerer Flächenbedarf erwartet, kann jedoch bei manchen Unternehmen als Enabler für vertikale Produktion dienen und damit die Produktion in der Stadt unterstützen. Vorteile durch I4.0 im Produktionsprozess werden vor allem in Bezug auf Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen gesehen (indirekt geringerer Flächenbedarf), bessere Planbarkeit und Nachvollziehbarkeit der Prozesse und für die Qualitätssicherung (Kontinuität). Darüber hinaus können Wartungsarbeiten optimiert, der Energieverbrauch und Faktorkosten reduziert und Losgrößen bei gleichbleibenden Kosten erheblich verringert werden. Weitere Vorteile können in vor- und nachgelagerten Prozessen generiert werden (Kunden- und Lieferantenbeziehungen) und neue Businessmodelle entstehen (mit Daten verknüpfen). Damit gewinnt die Stadt im Besonderen aber auch Österreich insgesamt als Produktionsstandort an Bedeutung (Produktivitätssteigerungen und Bedarf an mehr hochqualifizierten MitarbeiterInnen ist besonders interessant für Hochlohnländer). Ziel ist es daher, die Chancen und Vorteile von I.4.0 für Österreich zu nutzen und zu realisieren. Bestimmende Faktoren > Einfache und wiederkehrende manuelle Tätigkeiten werden verschwinden; Relevanz von Prozessüberwachung und Steuerung wird steigen

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> „Neue“ Qualifikationen sind erforderlich (bspw. Mechatronik wird in Wichtigkeit wachsen, Bedarf an klassischer Schlosserlehre eher abnehmen) > Mitarbeitergruppen werden mittelfristig weiter auseinander driften (IT Natives vs. IT Neulinge) > Anwesenheitsnotwendigkeiten werden neu definiert (Remote Zugänge) > Für Unternehmen kann es aus produktionstechnischen, prozessbezogenen oder finanziellen Gründen problematisch sein, die Maschinen untereinander zu vernetzen > Just-in-time gewinnt an Bedeutung Empfehlungen 6.1 Bildungspolitik: Überarbeitung der Aus- und Weiterbildung technischer Fachkräfte - mehr und besser geschulte Leute werden benötigt. 6.2 Überarbeitung der Curricula in allen Ausbildungsstufen (allgemeines technisches Wissen muss dringend verbessert werden, normaler Schulabgänger bräuchte mehr technisches Wissen) >

Ungelöstes und zunehmend ist das Problem des Auseinanderdriftens von sozialen Gruppen am Arbeitsplatz (IT Native vs. IT Immigrant).

6.3 Bedarf an mehr hochqualifizierten MA; Überarbeitung der Curricula bei Uni und FH. Auch neue technologische Entwicklungen sind in den Lehrplänen zu berücksichtigen (z.B. IT, Mechatronik, Netzwerktechnik,…) 6.4 FLexibel auf Produktionsspitzen reagieren können: variierende betriebliche Stoßzeiten und immer kürzere Lieferzeiten werden erwartet. Das Vorhalten von zusätzlichen Ressourcen ist insbesondere in Hochlohnländern problematisch.


EMPFEHLUNGEN 7 81

6.5 Datenverfügbarkeit und Analysemöglichkeiten nehmen zu. Der Abbau von Informationsasymmetrien und die Schaffung erhöhter Transparenz für effiziente und ökologisch nachhaltige Entscheidungsprozesse sind sicherzustellen, um Korruption und Datenmissbrauch zu verhindern. 6.6 Verkehrsmanagement: feingliedrige Supply Chains und kleinere Losgrößen führen zu mehr Verkehr (LKW) auf den Straßen (unabhängig von Stadt oder Land), dessen Auswirkungen und neue Formen gemanaged werden müssen. Dies erfordert das kontinuierliche Monitoring der Verkehrssituation und –engpässen. Die Einführung und Unterstützung innovativer Mobilitätssysteme kann wesentlich zu einer Verbesserung der innerstädtischen Verkehrssituation beitragen. Dabei trägt insbesondere der Fokus auf emissionsarme Lösungen dazu bei, die Lebensqualität in der Stadt trotz erhöhtem

Verkehrsaufkommen beizubehalten bzw. zu verbessern. 6.7 „Green Technologies“ als Chance: eine Schwerpunktsetzung auf grüne (saubere) Technologien (Einsatz im Produktionsprozess um emissionsfreie Produktion zu ermöglichen) kann erheblich zur Akzeptanz von Produktionsbetrieben in der Stadt (und auch in Österreich im Allgemeinen) beitragen. Eine besondere Chance wird hier auch in der internationalen Sichtbarkeit und Positionierung von Österreich als „sauberes Innovationsland“ gesehen, das die Vorreiterrolle in Forschung, Entwicklung, Innovation und Produktion im Bereich „saubere Technologien/Green Technologies“ einnehmen/ausbauen könnte. Dies erfordert auch die Einführung von Kontrollmechanismen zur Überprüfung und Sicherstellung der Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette, z.B. von Gütesiegeln.


8 ANHANG

82


ANHANG 8

8.1 LITERATUR Bar-Yam, Y. (2002). Complexity rising: From human beings to human civilization, a complexity profile. (E. U. Publishers, Hrsg.) Encyclopedia of Life Support Systems.

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83

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Abbildung 1

Leitbild Siedlungsentwicklung Wien (STEP 2025 Wien)

7

Abbildung 2

Poblenou Barcelona 22@

11

(http://territori.scot.cat/cat/notices/transformaciO_urbana_de_ poblenou_i_22_barcelona_2007_370.php)

8

ANHANG

8.2 ABBILDUNGEN

Abbildung 3

Perspektiven

14

Abbildung 4

Mehrstufiger Forschungsprozess

15

Abbildung 5

Expertencluster

16

Abbildung 6

Unternehmenscluster

17

Abbildung 7

Steel Mills (Jo Guldi, CC BY 2.0)

19

Abbildung 8

FMWRC (Tim Hipps, CC BY 2.0)

25

Abbildung 9

Fab Lab Map Global (FabFoundation 2016)

26

Abbildung 10 Größenverteilung von Städten innerhalb von

30

Nationen (Bettencourt & West, 2010) Abbildung 11

Landkarte der weltweit 4037 Städte mit mehr

31

als 100.000 Einwohnern aus 2014 Abbildung 12 Soziale Milieus für Deutschland

33

(Sinus Mileus) Abbildung 13 Luftbild Aspern (www.wien.gv.at/geodatenviewer)

35

Abbildung 14 Manhattan Baubestand

38

Abbildung 15 Garment District NYC: Produktionsfirmen

39

in Gelb. Abbildung 16 Thingamagoop (JD Hancock, CC BY 2.0)

53

Abbildung 17 NUTS-3-Regionen Österreich

55

Abbildung 18 Kennzahlen für produzierende Betriebe in

58

der Stadt, 2014 Abbildung 19 Prozess der Empfehlungsentwicklung

73

Abbildung 20 WU Campus (superwien Metropole. A New Capital

74

for Europe. superwien & CoCo architecture)

84


ANHANG 8

8.3 TABELLEN

Tabelle 1

Perspektiven

20

Tabelle 2

Technologietrends

22

Tabelle 3

Charakterisierung der zukünftigen Produktion

23

Tabelle 4

Begriffsabgrenzung

41

Tabelle 5

In den Interviews genannte harte Standortfaktoren

42/43

Tabelle 6

In den Interviews genannte weiche

44/45

Standortfaktoren Tabelle 7

Regionaler Fokus

55

Tabelle 8

Auf regionaler Ebene anonymisierte Branchen

56

(Betriebserlöse) Tabelle 9

Auf regionaler Ebene anonymisierte Branchen

56

(Bruttoinvestitionen) Tabelle 10

Top 5 Branchen nach Betriebserlösen in den

58

ausgewählten NUTS-3-Regionen (absteigende Reihenfolge) Tabelle 11

Summe Betriebserlöse Top 8 Branchen in Österreich

59

(absteigende Reihenfolge) Tabelle 12

Summe Betriebserlöse alle Branchen in

60

NUTS-3-Regionen (absteigende Reihenfolge) Tabelle 13

Summe Bruttoinvestitionen in Sachanlagen Top 8

61

Branchen (in absteigender Reihenfolge) Tabelle 14

Summe Bruttoinvestitionen alle Branchen in

61

NUTS-3- Regionen (absteigende Reihenfolge) Tabelle 15

Wahrgenommene Vorteile & Driver für UM

62

Tabelle 16

Wahrgenommene Nachteile & Barrieren für UM

63

Tabelle 17

Charakterisierung geeigneter

64/65

Stadtproduktionsunternehmen Tabelle 18

85

„Erwünschte“ Maßnahmen

70/71


ANHANG 8 86

8.4 ABKURZUNGSVERZEICHNIS

AT

Österreich

B2B

Business-to-Business

B2C

Business-to-Consumer

BE

Betriebserlöse

CBD

Central Business District

CIAM

Congrès International d’Architecture Moderne

EG Zone

Erdgeschosszone

Fab Lab

fabrication laboratory

F&E

Forschung & Entwicklung

H.v.

„Herstellung von“

ICT

Information and communications technology

I 4.0

Industrie 4.0

IP

Intellectual Property; (dt. Geistiges Eigentum)

IT

Informationstechnologie

KMU

Klein- und Mittelunternehmen

MIT

Massachusetts Institute of Technology

NUTS

Nomenclature des unités territoriales statistiques (deutsch: „Systematik der Gebietseinheiten für die Statistik“)

OECD

Organisation for Economic Co-operation and Development

ÖV

Öffentlicher Verkehr

ÖNACE

Österreichische"Nomenclature européenne des activités économiques“ (dt. EU-Klassifikation der wirtschaftlichen Tätigkeiten mit österreichischen Spezifika)

PIE

Production in the Innovation Economy

SPIN

Situation-Problem-Implication-Need

UM

Urban Manufacturing

WBA

Wiener Betriebszonenanalyse




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