Fütterungssignale
Dieses Buch enthält ein faszinierendes Spektrum an praktischen Tipps und wertvollen Richtlinien über das Wesentliche einer gesunden, ökonomischen Fütterung. Wussten Sie, dass eine Kuh, die nicht zusammen mit der Gruppe fressen kann, schneller frisst und weniger Futter aufnimmt? Dass eine Milchkuh ungefähr 200 Liter Speichel pro Tag produziert und ungefähr 15.000 Liter Blut durch ihr Euter pumpt? Und dass die meisten Landwirte es vorziehen, nicht früh am morgen zu füttern? Zusätzlich zeigt Ihnen Fütterungssignale, was Sie als Landwirt heute machen können, um Ihr Futtermanagement zu verbessern. Mit zuverlässigen Informationen, kurzen Erklärungen und vielen Bildern, die von landwirtschaftlichen Betrieben stammen.
Fütterungssignale ist ein Teil der Reihe Kuhsignale®. Diese Bücher präsentieren auf zugängliche Art und Weise höchst praktisches Wissen über eine tiergerechte Milchkuhhaltung.
€ 29,90 ISBN 978-3-7843-5367-8
9 783784 353678
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Jan Hulsen Dries Aerden
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Platz
Fütterungssignale beantwortet die vier praktischen Fragen, die jeden Tag von allen Landwirten und ihren Mitarbeitern auf jedem Milchkuhbetrieb gestellt werden: 1. Was soll ich füttern und wie viel? 2. Was ist der beste Weg, um sicherzustellen, dass jedes Tier die richtige Ration bekommt? 3. Wie überprüfe ich, ob jedes Tier das frisst, was es soll? 4. Wie mache ich Anpassungen und löse besondere Probleme?
Die Grundbedürfnisse der Kuh lassen sich in sieben Schlüsselbegriffen zusammenfassen, die die Eckpunkte des Kuhsignaldiamanten bilden. Diese sieben Grundbedürfnisse sind: Futter-Wasser, Licht-Luft, RuhePlatz und Gesundheit. Als Milchviehalter müssen Sie diese Bedürfnisse möglichst befriedigen, um ein hohes Wohlbefinden der Kuh und eine optimale Milchleistung zu ermöglichen. Auch Futtermanagement erfordert spezielle Aufmerksamkeit für die Eckpunkte des Kuhsignaldiamanten.
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Eine gute Fütterung ist die Basis Ihres Betriebserfolges, nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf die Leistung, Tiergesundheit und Fruchtbarkeit. Wussten Sie, dass fast 50% der Unterschiede in der Milchleistung zwischen Betrieben durch die Rationszusammensetzung bestimmt wird? Und das der Rest von anderen Dingen wie Stall, Tiergesundheit und Kuhmanagement abhängt?
Der Kuhsignaldiamant
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Gesundheit
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Licht
Dries Aerden studierte an der Universität K. H. Kempen in der belgischen Stadt Geel. Nachdem er sich internationale Erfahrungen bei einer Vielzahl von großen, spezialisierten Milchkuhbetrieben in Dänemark und den USA erworben hatte, trat er der belgischen Beratung LIBA bei. Dries interessiert sich sehr für Futter und den Einfluss, den es auf die Wirtschaftlichkeit von Milchkuhbetrieben haben kann. LIBA spezialisiert sich auf die finanzielle Seite der Milchkuhhaltung – Rechnungswesen und Entwerfen von Businessplänen – und auf Betriebsmanagement. Es bietet eine online -Anwendung an, genannt Cowdashboard™, welche es Milchkuhhaltern erleichtert, ihre Fütterungsbalance zu verfolgen. LIBA berät, wie die Fütterungsbalance und das Finanzmanagement auf einem Milchkuhbetrieb verbessert werden können.
Ein altes, holländisches Sprichwort
Jan Hulsen - Dries Aerden
Jan Hulsen wuchs auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Milchkühen und Schweinen auf. Er studierte Tiermedizin und hat außerdem ein besonderes Interesse an Kommunikation. Nach drei Jahren in der Großtierpraxis entschied er sich, sich auf die Wissenvermittlung und Beratung zu fokussieren und bildete sich in Journalismus, Marketing, Kommunikation und Betriebswirtschaft fort. Mit seiner Firma Vetvice entwickelte Jan das Kuhsignale® Konzept und schrieb die erfolgreiche Reihe Kuhsignale®. Vetvice hält Vorträge und bietet Schulungen über alle Aspekte von Kuhsignale® in mehr als 30 Ländern an. Die Hauptausrichtung von Vetvice ist das Management von Milchkuhbetrieben. Zusätzlich zur Sorge um das Tier fokussiert sich Vetvice auf das Wohlergehen der Mitarbeiter und auf die Produktivität. Vetvice berät und schult Nutztierhalter in Bezug auf Stallplanung, Arbeitsorganisation und Tiergesundheitsmanagement.
„Du fütterst mit deinen Augen“
Fütterungssignale
Über die Autoren
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Fütterungssignale Praxisleitfaden zur gesunden Fütterung von Milchkühen
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Impressum
Fütterungssignale
Für Bücher und maßgeschneiderte Ausgaben:
Autoren Jan Hulsen Dries Aerden Deutsche Redaktion: Dr. Marion Tischer, vet-consult Übersetzung Dr. Katharina Traulsen, vet-consult Fotos Jan Hulsen (sofern nicht anders angegeben) Anneke Hallebeek (31) Broer Hulsen 7, 9 (2x), 31 (2x), 50, 78) Bertjan Westerlaan (28)
Gestaltung Varwig Design
In Zusammenarbeit mit Joep Driessen, Dick de Lange, Bert van Niejenhuis, Pieter Paschyn, Nico Vreeburg, Bertjan Westerlaan, Jaap van Zwieten
Ein besonderer Dank an Owen Atkinson, Jack Rodenburg, Freek van Essen, Kees Haanstra, Paul Hulsen, René Knook, Roel Koolen, Adri Maas, Aart Malestein, Niek Mangelaars, Ria und Ronald Raats, Kees Simons, Lucas Talsma und an die vielen Landwirte, Berater, Tierärzte und anderen, die mit Milchkühen und Milchwirtschaft zu tun haben.
Fütterungssignale gehört zu der erfolgreichen Reihe Kuhsignale®, Kuhsignale® ist eine eingetragene Marke der Vetvice® Group. ©Jan Hulsen, 2014
Kein Teil dieser Ausgabe darf ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Herausgebers durch Druck, Fotokopie oder in anderer Form vervielfältigt und/ oder veröffentlicht werden. Autor und Herausgeber haben den Inhalt dieser Ausgabe mit größter Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Autor und Herausgeber übernehmen jedoch keine Haftung für jegliche Art von Schäden, die durch Handlungen oder Entscheidungen aufgrund der Informationen in diesem Buch entstehen. Der Herausgeber hat sich bemüht, die Besitzer des Bildmaterials zu ermitteln. Falls eine Quelle nicht genannt wird, können sich deren Besitzer an den Herausgeber wenden. ISBN 978-3-7843-5367-8
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Für Landwirtschaft und Stallplanung:
Vetvice® Group Moerstraatsebaan 115 4614 PC Bergen op Zoom Die Niederlande T +31 165 30 43 05 E info@vetvice.nl I www.vetvice.nl
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Illustrationen Trudy Michels, Studio Michels Herman Roozen
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Vetvice bietet Milchviehhaltern und deren Beratern und Zulieferbetrieben praktisches und zuverlässiges Wissen über die Rinderhaltung aus Wissenschaft und Praxis. Dadurch streben wir ein maximales Wohlbefinden und maximale Gesundheit bei Tier und Mensch im Rahmen einer ökonomisch erfolgreichen Produktion an, die Lebensmittel in Spitzenqualität liefert. Für Workshops und Präsentationen:
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Inhalt
Einleitung: Verhaltensansprüche und Fressverhalten 4
4: Kuhparameter messen und managen
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Verhaltensansprüche
Erkennen und Verringerung Futterselektion
Bewertung der individuellen Futteraufnahme
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Pansenfüllung
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Fütterung und Verdauung bei der Kuh
Pansenfunktion: Durchmischung und Passage
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Pansenfüllung und Funktion
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Verdauung von Futtermitteln
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Probleme ansprechen, Verbesserungen einleiten
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Futteraufnahme, Milchleistung und Pansen-pH
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Beurteilungskarte Kotkonsistenz
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Anleitungskarte Kotsieben
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Energie und Eiweiß treiben die Fermentation an Pansen-pH
1: Fressen
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Optimales Fressen
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Kotbewertung
Beurteilungskarte Kot: Verdauung
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5: Messen und managen als Betriebsleiter
In Ruhe fressen
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Zielorientierte Wirtschaftlichkeit: Einkommen
Komfortabel laufen und liegen Hitzestress
Grasen
2: Lagerung, Beladung und Fütterung Optimales Füttern
Beladen, Vermischen, Füttern
Beladen des Futtermischwagens
Wiegen= Wissen was wirklich passiert Kontrolle und Eichung
Der Futtertisch
Verwendung der Schüttelbox Silieren
Optimales Grasen
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nach Abzug der Futterkosten
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Gezielte Milchproduktion
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Bestandsaufnahme Futtermittel
Managen der Futtermittelbestandsaufnahme
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Verhaltensauffälligkeiten und Fütterung
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Ketose und Fettleber Milchfieber
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30 31
32
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Zu starke Säurebildung im Pansen
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Management des BCS
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Klauenprobleme
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Fremdkörpererkrankung
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Links- oder rechtsseitige Labmagenverlagerung Ernährungsstatus, Leistung und Fruchtbarkeit Mineralstoffe: zu wenig oder zu viel
73
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Inhaltsverzeichnis 79
39
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42 43
TMR: Totale Mischration
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Futtermittelanalyse: Begriffserklärungen
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PMR: Partielle Mischration
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66
6: Fütterungsbedingte Kuhprobleme
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Futterbewertung
Erfolgreiche Trockenstehzeit und Transitphase
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Bewertung der Futtermittelanalyse
Trockenstehzeit
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Pansenfermentationsrate Struktur
Gezielte Futterumwandlungseffizienz
3: Rationsberechnung
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Messen und analysieren, nicht raten und spekulieren 61
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Platz, Ruhe und Frieden
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Schema zur Bewertung von gesiebtem Kot
Wasseraufnahme
Viel Zeit zum Fressen
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Einleitung
Verhaltensansprüche und Fressverhalten Kühe sind soziale, grasende, wiederkauende Tiere. Das Wiederkauen unterscheidet Kühe von anderen Tieren: Dank der Fermentation (Vergärung) im Pansen kann die Kuh Futter von geringem Nährwert in Lebensmittel hoher Qualität umwandeln – Milch und Fleisch. Die Anpassung Ihrer Fütterung, Unterbringung und Pflege an die Bedürfnisse und Eigenschaften der Kuh und ihr Verdauungssystem ermöglicht es Ihnen,
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Leistung, Gesundheit und Wohlbefinden zu optimieren.
Dies führt zu Nachhaltigkeit und einem guten Verdienst.
Sozialverhalten und gemeinsames Fressen
Kühe fressen, liegen und laufen zusammen in Gruppen. Stress und Futterneid entstehen, wenn nicht alle Tiere einer Gruppe zur gleichen Zeit fressen können. Ein Tier, das nicht zur gleichen Zeit wie der Rest der Gruppe fressen kann, wird weniger und schneller fressen. Durch das Fressen sichern Rinder Beziehungen und Dominanz in einer Gruppe. Dies wird gewöhnlich durch kurze, schnelle Signale demonstriert. Dominante Kühe machen klar, dass sie der Boss sind und rangniedere Kühe zeigen, dass sie wissen, wo ihr Platz ist. Genauso läuft dies auch bei den Tränken ab. Es ist essentiell für die Tiere.
Weidende Kühe füllen ihren Pansen mit Gras und legen sich dann an einen trockenen, sicheren Platz zum Wiederkauen. Sie machen alles in Gruppen, und alle Tiere einer Gruppe fressen und liegen zur gleichen Zeit.
Die Pansenflora macht die Speisekarte
Pfl anzliches Futter enthält viel Zellulose. Tiere können diese nicht verdauen, aber Mikroorganismen wie Bakterien können das. Wiederkäuer haben zwei Mägen, in denen Mikroorganismen das gefressene Futter aufspalten. Dieser Prozess ist die Fermentation, die Mägen werden Pansen und Netzmagen genannt. Die Mikroorganismen heißen in ihrer Gesamtheit Pansenfl ora.
Genügend Kauen
Eine hochleistende laktierende Kuh kaut durchschnittlich für 14 bis 16 Stunden am Tag wieder. Bei einer Stallration frisst sie 4 bis 6 Stunden und kaut 9 bis 11 Stunden wieder. Bei 100 % Weidegang ist es ungefähr andersherum. 4
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Ausreichendes Kauen, und insbesondere das Wiederkauen, sind Anzeichen einer gesunden Ration, in der der Strukturgehalt stimmt. Gutes Kauen sorgt für einen gesunden Pansen und ermöglicht eine hohe Pansenaktivität. Enthält das Futter zu wenig Struktur, treten mehr Verhaltensauffälligkeiten bei Kälbern wie gegenseitiges Besaugen von Euter und Nabel und Harntrinken auf, es werden Haarballen im Pansen gebildet. Bei älteren Kühen kann es zu Pansenstörungen, Magengeschwüren, Darmproblemen, Pica (Fressen von Nicht-Futtermitteln) und Durchfall führen.
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Verhaltensansprüche
Kühe brauchen Ruhe und Frieden
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Rinder behalten sich gegenseitig und die Umgebung im Auge, sie reagieren sofort auf mögliche Bedrohungen, auf das Verhalten von anderen Tieren und ungewöhnliche Situationen. Eine nervöse Kuh frisst schneller. Das bedeutet aber auch, dass sie weniger frisst. Zusätzlich bleibt sie stehen, anstelle sich hinzulegen. In einer entspannten Herde fressen alle Kühe ungezwungen, was in einer nervösen Herde nicht der Fall ist. Ruhe entsteht, wenn den Kühen ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit gegeben wird. Nervosität kann recht einfach vorgebeugt werden, wenn sich jede Kuh sicher verhalten kann. Nervosität kann durch viele Dinge ausgelöst werden, wie z.B. Konfl ikte mit anderen Kühen, Angst vor Personen oder Geräten und unerwartete, furchteinfl ößende Ereignisse. Wenn es unmöglich ist, sich ausreichend lange hinzulegen, entsteht auch eine Menge Nervosität und Stress – dies passiert, wenn es nicht genug Liegeplätze gibt oder diese nicht komfortabel genug sind.
Laufen ist gesund
Kühe haben kein sehr großes Bedürfnis herumzulaufen, für ihre Vitalität ist es aber sehr förderlich. Haben sie genügend Platz zum Herumlaufen, so haben sie auch genügend Platz, um sich aus dem Weg zu gehen. In ihrem natürlichen Lebensraum laufen Kühe täglich 5 bis 15 km, abhängig von der Grasmenge und der Entfernung zum Wasser. In einem Boxenlaufstall läuft eine Kuh, die nicht in Brunst ist, 1,5 bis 2,5 km täglich.
Junge Kälber, die mit einem oder mehreren Kälbern aufgestallt sind, fressen mehr und wachsen demnach auch besser. Sie haben außerdem weniger soziale Probleme, wenn sie in eine neue Gruppe eingegliedert werden.
Einleitung: Verhaltensansprüche und Fressverhalten
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Fütterung und Verdauung bei der Kuh
Anatomie und Verdauungssystem, Überblick Enddarm • absorbiert Wasser, um Flüssigkeitsverlust zu verringern
Bauchspeicheldrüse, Gallenblase, Dünndarm • erhöhen pH-Wert • fügen Verdauungsenzyme hinzu • Dünndarm absorbiert Nährstoffe
After und Vagina • Durchschnittlich 70 Liter Harn und Kot pro Tag mit 8-9 % Trockenmasse
Wasser und Speichel
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Blinddarm, Dickdarm • Darmflora fermentiert die verbliebenen Fasern und Nährstoffe • Absorbieren flüchtige Fettsäuren und Wasser
Ungefähr 300 bis 400 Liter Wasser durchlaufen bei einer hochleistendenen HF-Kuh jeden Tag den Pansen. Das Futter enthält ungefähr 50 Liter Wasser. Eine Milchkuh nimmt 4-5 Liter Trinkwasser pro gefressenem Kilogramm Trockenmasse auf. Das summiert sich auf 80 bis 120 Liter Wasser pro Tag bei einer Umgebungstemperatur unter 22-25 °C. Das Tier produziert 200 bis 250 Liter Speichel am Tag. Dieser Speichel: • feuchtet das Futter an und trägt zur Pansenfüllung bei • beugt ein zu starkes Absinken des Pansen-pH vor • bringt Stickstoff (Harnstoff) zur Eiweißbildung in Umlauf, sowie Phosphor und Natrium Eine große Menge des Wassers aus dem Futterbrei wird im Blättermagen und Dickdarm wieder absorbiert. Kühe verlieren Wasser über ihre Milch, Harn und Kot sowie über die Atmung.
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Labmagen • Fügt Magensäure und Enzyme hinzu • Verdaut Pansenflora und andere Nährstoffe • Absorbiert Nährstoffe
Die Hälfte ihres Speichels produziert die Kuh beim Kauen, die andere Hälfte wird kontinuierlich gebildet. Wenn eine Kuh nicht schlucken kann oder die Speiseröhre blockiert ist, beginnt der Speichel sofort aus dem Maul zu tropfen.
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Fütterung und Verdauung bei der Kuh
Blättermagen • Absorbiert eine große Menge an Wasser, flüchtigen Fettsäuren und bestimmten Mineralstoffen • Pumpt den Futterbrei weiter
Schlund, Speiseröhre • Leiten das Futter in den Pansen • Würgen das Futter zum Wiederkauen hoch. Futteraufnahme pro Tag: 15-23 kg Trockenmasse = 30-90 kg Frischgewicht
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Öffnung des Blättermagens • hemmt den Abfluss der Schwimmschicht und lässt verdautes Futter durch
Der Pansen • Zieht sich zusammen, um den Inhalt zu durchmischen • Die Pansenflora spaltet das Futter für eigenen Energiebedarf und Wachstum auf, produziert flüchtige Fettsäuren • Die Pansenwand absorbiert flüchtige Fettsäuren und Mineralstoffe. Flüchtige Fettsäuren decken 50-70 % des Energiebedarfs der Kuh. Panseninhalt: 180-200 Liter
Maul, Zunge, Zähne • Zerkleinern und quetschen das Futter • Fügen Speichel hinzu Netzmagen (200-250 Liter/Tag) • Würgt das Futter zum Wiederkauen hoch • Pumpt den Panseninhalt herum und zum Blättermagen
Nase, Augen, Zunge, Maul • Wählen Futter aus und nehmen es auf Futteraufnahme: • Beim Weidegang: 1 kg Trockenmasse pro Stunde • Am Fressgitter: 1,5-2 kg Trockenmasse pro Futteraufnahme von ungefähr einer halben Stunde
Pansenflora und freie Fettsäuren als Nahrungsquelle
Somit ernährt sich eine Kuh von der Pansenflora, den Rückständen aus der Fermentation und den Nährstoffen, die den Pansen und die Pansenflora durchlaufen. Flüchtige Fettsäuren bleiben bei der Fermentation von Kohlenhydraten (Zucker, Stärke, Zellulose) übrig. Die gesamte Produktion von flüchtigen Fettsäuren einer Milchkuh deckt 50-70 % ihres Energiebedarfs. Sie bekommt den Rest aus der Stärke im Dünndarm und aus Fett und Eiweiß. Der Futterbrei wird erneut im Blind- und Dickdarm fermentiert. Die dort produzierten flüchtigen Fettsäuren liefern 10-15 % ihres Energiebedarfs.
Die Wand des Blättermagens ist blätterartig aufgefaltet und gleicht den Seiten eines Buches. Dies bietet eine sehr große Kontaktfläche für die Futtermassen.
Einleitung: Verhaltensansprüche und Fressverhalten
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Pansenfunktion: Durchmischung und Passage
Pansenfunktion Pansen
1. Speiseröhre Netzmagen
Foto: Owen Atkinson
Schwimmschicht
Blättermagen Labmagen
Pansenflüssigkeit
2. Wird Futter geschluckt, fällt es oben auf die Schwimmschicht im Netzmagen. Die Pansenbewegungen durchmischen es mit der Pansenflüssigkeit und schieben es nach hinten. Kleine, schwere Partikel sinken ab und bleiben in der Schwimmschicht hängen. So wirkt die Schwimmschicht wie ein Sicherheitsnetz, die alle kleineren Partikel länger im Pansen festhält.
Die Pansenflüssigkeit enthält mehr als eine Milliarde Mikroorganismen pro Milliliter – die Pansenflora. Diese Biomasse besteht aus Protozoen (40-50 %), Pilzen (5-10 %) und Bakterien (1-2 %). Die großen Mikroorganismen auf dem Foto sind Protozoen (Einzeller). Die Bakterien und Pilze sind in dieser Vergrößerung nicht sichtbar (40x).
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Im Allgemeinen gibt es drei Schichten im Pansen: ganz oben die Gashaube, Flüssigkeit ganz unten und eine Masse von gerade gefressenem Futter oben auf der Flüssigkeit schwimmend (Schwimmschicht). Bei Milchkuhrationen gibt es tendenziell eher zwei Schichten: oben Gas und eine Schwimmschicht aus Futter, gemischt mit der Flüssigkeit am Grund.
Ein gesunder Pansen zieht sich ungefähr zweimal pro Minute zusammen. Dies kann man in der linken Hungergrube fühlen. Bilden Sie eine Faust und drücken Sie recht fest gegen die Hungergrube und warten Sie ab. Wenn sich der Pansen zusammenzieht, wird Ihre Faust nach außen gedrückt.
3.
Der Pansen ist leer und die Kuh hat Durchfall. Diese Kuh ist krank, oder die Passage des Panseninhalts ist zu schnell.
Wenn sich der Netzmagen zusammenzieht, presst er die Schwimmschicht gegen die Speiseröhrenöffnung und die Speiseröhre saugt Futterbrei auf. Um das Wiederkauen zu fördern, muss das Futter genügend Partikel mit einer Mindestlänge von 2,5 cm haben. 8
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Pansenfunktion: Durchmischung und Passage
4. Im Maul zieht die Kuh die Flüssigkeit aus dem Futterbrei und schluckt sie wieder ab. Dann kaut sie 50-75 Mal, abhängig von dem, was sie im Maul fühlt. Der Prozess des Wiederkauens verringert die Größe des Futters und zerdrückt es, sodass die für die Mikroorganismen zur Verfügung stehende Oberfläche vergrößert wird und sie gut mit dem Futter vermischt werden.
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Die Öffnung zum Blättermagen befindet sich in der Schlundrinne und funktioniert wie ein Sieb für durchfließende oder im Pansen verbleibende Futterpartikel. Wenn die Schwimmschicht im Pansen und Netzmagen kleiner ist, fängt die Öffnung des Blättermagens weit weniger kleine Partikel ab, sodass mehr des noch nicht fermentierten Futters den Pansen verlässt. Die kleinere Schwimmschicht enthält dann weniger kleine Partikel wie z.B. Maiskörner.
5.
Die Pansenwand absorbiert sehr schnell flüchtige Fettsäuren. Die Geschwindigkeit variiert von Kuh zu Kuh und hängt außerdem von der Größe der Pansenzotten ab. Durch die Aufnahme der Fettsäuren hält der Pansen den pH-Wert hoch. Die Pansenbewegungen sorgen dafür, dass der Inhalt an den Zotten vorbeiströmt und sie mit flüchtigen Fettsäuren versorgt.
Die Pansenwand ist mit Zotten bedeckt und erinnert ein wenig an einen langflorigen Teppich. Diese Zotten vergrößern die Oberfläche des Pansens um das 45-fache.
6. Die Pansenflora fermentiert das Futter, dabei bilden sich Gasblasen. Diese hängen an den Futterpartikeln und sorgen dafür, dass diese aufsteigen. Wenn die Fermentation abgeschlossen ist, stoppt die Gasbildung und die Partikel sinken auf den Grund. Dort werden sie durch die Unterströmung über den Netzmagen zum Blättermagen transportiert. Legende Mikroorganismen
Andere Futterpartikel
Hochgewürgte Fasern
Gasbildung
Pansenzotten
Frische Fasern
Hochgewürgte Fasern/ Fasern, die schon eine Weile im Pansen waren
Einleitung: Verhaltensansprüche und Fressverhalten
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Der Pansen ist leer und die Kuh hat viel gut-verdauten Kot produziert. Diese Kuh frisst nicht genug.
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Verdauung von Futtermitteln
Pansenbewegungen und Futterpassage Netzmagen
Die Gasbildung sorgt für das Aufsteigen von Partikeln
Pansen
Speiseröhre
Partikel sinken aufgrund der Schwerkraft (Sedimentation)
Blättermagen
Labmagen
Gerade gefressenes Futter bleibt oben im Pansen und wird zum Netzmagen gepumpt. Während des Wiederkauens „beißt” die Speiseröhre einen Brocken vom Futter aus dem Netzmagen „ab”.
Durch bestimmte Pansenbewegungen durchmischt der Pansen den Inhalt und erzeugt eine Strömung von Pansenflüssigkeit entlang der Pansenzotten.
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Ungefähr zweimal alle fünf Minuten stößt der Pansen eine bestimmte Gasmenge aus.
Strömung, Geschwindigkeit, Abbaubarkeit
2.
1.
Die Schwimmschicht ist ein Brei aus faserigen, stängeligen Partikeln im Pansen. Dieser Brei wird von der Kuh wiedergekaut, er verbleibt für einige Zeit im Pansen, sodass die Pansenflora genug Zeit für die Fermentation hat. Kleinere Partikel werden von der Schwimmschicht festgehalten und so für eine längere Zeit fermentiert. Diese Futteranteile folgen Linie 1 im Diagramm. Wenn im Pansen nur eine kleine Schwimmschicht ist oder wenn der Panseninhalt teilweise zu sauer ist, fließen kleine Futterpartikel sehr schnell zum Blättermagen. Diese folgen Linie 2. Futteranteile, die nicht im Pansen verdaut werden, werden „nicht-abbaubar” (langsamverdaulich) genannt. Futteranteile, die im Pansen sehr schnell verdaut werden, gelten als „schnellverdaulich”. Langsame Produkte, wie Biertreber oder Rübenschnitzel, stabilisieren den Pansen-pH, weil sie stufenweise fermentiert werden.
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Der Pansen erzeugt verschiedene Strömungen, einschließlich einer Strömung von verdautem Futter zum Blättermagen. Dieses Material kommt vom Grund des Pansens.
Schwimmschicht
Fasern bestehen aus Partikeln größer als 0,8 cm, diese unterstützen die Bildung der Schwimmschicht. Sie sind aus Kohlenhydraten zusammengesetzt, die der Pflanze Stabilität verleihen: Zellulose, Hemizellulose und Lignin. Je länger es dauert, um sie zu fermentieren, desto mehr tragen sie zur Schwimmschicht bei. Die Menge an Lignin (ADL) in der Faser bestimmt, wie lange die Fermentation dauert. Produkte mit einem hohen Ligningehalt fühlen sich oft hart oder kratzig an. Üblicherweise kauen Kühe dies für eine lange Zeit. Futter, das kürzer als 0,8 cm ist, trägt nicht zur Schwimmschicht bei, selbst wenn es eine große Menge langsamverdaulicher Fasern enthält wie Biertreber oder gemahlenes Heu.
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Energie und Eiweiß treiben die Fermentation an
Pansen und Verdauungssystem
Energie/Eiweiß-Verhältnis
Herz Leber
Das gesamte Blut aus dem Verdauungstrakt fließt zuerst durch die Leber: 1000-1500 Liter pro Stunde. Diese wandelt alle möglichen giftigen und unbrauchbaren Substanzen in verwertbare und sichere Substanzen, wie z.B. Propionsäure in Glukose, Fettsäuren in Ketonkörper und Ammoniak in Harnstoff um.
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Die Pansenflora fermentiert das Futter, was im Gegenzug deren Vermehrung erlaubt. Um wachsen zu können, benötigt die Pansenflora Eiweiß und Energie im richtigen Verhältnis. Stickstoff ist ein wichtiger Bestandteil von Eiweiß. Wenn zu wenig Eiweiß im Pansen vorhanden ist, verringert sich die Fermentationsrate. Die Pansenflora geht dann äußerst sparsam mit Stickstoff um und der Harnstoffgehalt der Milch ist sehr niedrig. Die Pansenflora kann etwas Eiweiß aus Stickstoffquellen wie Harnstoff und Ammoniak selbst herstellen. Dies ist ein weiterer Aspekt, in dem Wiederkäuer einzigartig sind. Energiemangel kann ebenso eine Beschränkung darstellen, wenn deswegen Eiweiß als Energiequelle genutzt wird. Wenn die Pansenflora Eiweiß verbrennt, wird Stickstoff als Ammoniak (NH3) freigesetzt. Ammoniak ist giftig und wird in der Leber in Harnstoff umgewandelt. Dieser Prozess benötigt auch Energie und somit wird noch mehr Ammoniak produziert und mehr Harnstoff wird gebildet. Überschüssiges Eiweiß im Pansen ist unerwünscht, da es die Leber belastet und außerdem teuer ist. Wachsschicht Epithel
Parenchym
Schließzelle Schließzelle Spaltöffnung
Zellen angrenzend an Zellwände
Zellplasma Plasmamembran
Mittellamelle Lignin Pektin
Epithel Wachsschicht Bakterien Pilze Archaeen Protozoen
Pflanzliche Zellen bestehen aus Zellinhalt, der von einer Zellmembran und einer Zellwand umgeben ist. Zellwände werden aus Zellulose und Hemizellulose gebildet und durch Pektin zusammengeklebt. Alle diese Kohlenhydrate sind fermentierbar. Je älter eine Pflanze wird, desto mehr Lignin (holzartiges Material) bildet sie in ihrer Zellwand.
Je länger das Futter im Pansen verbleibt, desto mehr Zellplasma ist für die Pansenflora erreichbar und mehr Zellulose kann aufgespalten werden. Das Zellplasma enthält mehr als die Hälfte der Nährstoffe einer Zelle, insbesondere Eiweiß, Zucker, Mineralstoffe und Vitamine.
Dieser Kot ist dünn und enthält unverdautes Futter. Man kann Maiskörner und Anteile von Maismehl sehen. Die Futterpassage war zu schnell, sodass der Dünn- und Dickdarm nicht in der Lage waren, die große Menge an Maisstärke zu verdauen.
Dieser Kot ist zu dick und klumpig für eine Kuh: Er ähnelt Pferdeäpfeln. Das Protein- und Energieangebot im Pansen war zu niedrig. Das passiert manchmal bei trockenstehenden Kühen. Sie haben oft einen sehr vollen Pansen, können aber aufgrund von Energiemangel an Gewicht verlieren.
Einleitung: Verhaltensansprüche und Fressverhalten
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Futteraufnahme, Milchleistung und Pansen-pH
Futteraufnahme
Die Futtermenge, die eine Kuh aufnehmen kann, wird hauptsächlich vom Volumen ihres Verdauungstraktes bestimmt. Irgendwann wird der Punkt erreicht, an dem nichts mehr hineinpasst. Also kann schnellfermentierbares Futter in größeren Mengen gefressen werden, da es den Pansen schneller durchläuft. Aber Fressdauer und Schmackhaftigkeit spielen auch eine Rolle. Durchschnittlich fressen Milchkühe 3 % ihrer Körpermasse an Trockenmasse pro Tag. Dies summiert sich für die durchschnittliche HF-Kuh auf 21 kg pro Tag.
Balance zwischen Struktur und Energie im Pansen
Pansenazidose: dünner Kot
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Pansenfermentationsrate
Um mehr Milch zu geben, müssen Kühe mehr Energie und Eiweiß aufnehmen. Das wird hauptsächlich über die Fütterung von Futtermitteln, die pro kg Trockenmasse viel Energie enthalten, erreicht. Viele dieser Futtermittel sorgen für einen schnellen Anstieg von Säuren im Pansen und erhöhen somit das Risiko einer Pansenazidose. Eine große Herausforderung in der Fütterung hochleistender Milchkühe ist die Sicherstellung einer hohen Energieaufnahme ohne die Gesundheit zu beinträchtigen. Ein niedriger Pansen-pH und Stärke, die zu schnell in den Darm gelangt, sind die Hauptrisiken. Verbrauch an Nährstoffen für die Milchproduktion Die Produktion von 50 kg Milch pro Tag kostet die Kuh: • (50 x 4,6 % =) 2,3 kg Glukose in Form von Laktose • (50 x 3,2-3,6 % =) 1,6-1,8 kg Eiweiß • (50 x 3,8-4,6 % =) 1,9-2,3 kg Fett Hinzu kommt die Energie, die sie braucht, um diese Substanzen und die Milch herzustellen. Die Glukose wird entweder in der Leber aus Propionsäure gebildet oder als Glukose aus schnellverdaulicher Stärke im Dünndarm absorbiert. Wenn die Kuh zu wenig Energie aufnimmt, verwendet sie Muskeleiweiß, um Glukose herzustellen und als Quelle für das Milcheiweiß. Zu einem kleinen Teil kann sie Eiweiß aus Körperfett bilden.
Verdauungskoeffizient
Ungenügende Energieaufnahme: fester Kot
Mehr Milch = höheres Risiko einer Pansenazidose
Ration wird zu langsam verdaut: viel ADF, niedriger Verdauungskoeffizien
Ration wird zu schnell verdaut: Zucker, abbaubare Stärke
Verdauungsrate von Kohlenhydraten in der Ration
Man zielt auf eine hohe Energieaufnahme ab, damit die Kuh viel Milch gibt. Aber dies erhöht das Risiko einer Pansenazidose, die wiederum einen negativen Einfluss auf die Futteraufnahme, Futterverwertung und die Gesundheit der Kuh hat.
Frage
Kauzeit in Beziehung zur Futteraufnahme 160
Was sind die Erfolgsfaktoren, um den Pansen einer Hochleistungskuh gesund zu erhalten?
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Futteraufnahme, kg Trockenmasse pro Tag
Eine hohe Futteraufnahme bedeutet eine kürzere Kauzeit pro kg Trockenmasse. Hochleistende Kühe fressen viel und kauen daher relativ wenig. Um gesund zu bleiben, müssen sie viele kleine Futtermengen über den Tag verteilt aufnehmen -12 Mal oder mehr und viel kauen. 12
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Yang et al., JDS, 2000
Kauzeit in Minuten pro kg Trockenmasse
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Viel frisches Wasser Frisches, schmackhaftes Futter den ganzen Tag lang Viel Struktur im Futter Leicht und stressfrei zu erreichender Futtertisch Alle Kühe können zur gleichen Zeit und ohne Stress fressen Jede Kuh hat viel Zeit, den ganzen Tag über zu fressen Jede Kuh kann immer das gleiche Futter fressen Die Kühe sind gesund, gut ausgeruht, stress- und schmerzfrei
Fütterungssignale
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Pansen-pH
Absorption von Fettsäuren durch die Pansenwand: Länge und Kapazität der Pansenzotten
Passage zum Labmagen: „Druckbegrenzungsventil“
Blutpuffer
Wenn der Panseninhalt schlecht durchmischt ist, kann der pH-Wert an bestimmten Stellen absinken. Das Pansenvolumen wirkt auch als ein Puffer: Je mehr Inhalt im Pansen ist, desto weniger wird der pH-Wert nach der Futteraufnahme absinken. Lebende Hefen im Futter können den pH-Wert durch eine gemäßigte Milchsäurebildung stabilisieren.
Rund um das Kalben besitzt die Pansenwand noch nicht die maximale Aufnahmekapazität für flüchtige Fettsäuren. Es dauert 2 bis 3 Wochen, damit die Pansenzotten ihre maximale Größe erreichen, abhängig von ihrer Startgröße. Es kann länger dauern – bis zu 8 Wochen – um die maximale Aufnahmerate zu erreichen. Das Risiko für eine Pansenazidose ist deshalb in den ersten acht Laktationswochen erhöht. Die Aufnahmekapazität steigt unter dem Einfluss der Produktion von flüchtigen Fettsäuren an. Deshalb sollte man Trockenstehern genügend leichtfermentierbare Kohlenhydrate während der Transitphase (ab 3 Wochen vor dem Kalben) füttern. Wenn der pH-Wert stabil ist, gibt es weniger milchsäurebildende Bakterien im Pansen. Die Milchsäurebildung ist ein wichtiger Faktor in der Entwicklung einer Pansenazidose, da sie zehnmal saurer ist als die anderen flüchtigen Fettsäuren.
10 bis 14 Mal Futteraufnahme pro Tag, Mischration:
Orange gepunktete Linie: Der pH-Wert, über dem der Pansen sicher ist
6 Mal Futteraufnahme pro Tag, Mischration:
Trockenmasseaufnahme und Pansen-pH Durchschnittlicher pH-Wert im Pansen
Risikoperiode für Pansenazidose: Laktationsstart
pH-Wert-Entwicklung
Zufluss von Speichel mit Puffer Wiederkauaktivität
co pr py ot rig ec h te t d
Jede Futteraufnahme führt zu einem Abfall des pH-Wertes. Die Fermentation von Kohlenhydraten produziert freie Fettsäuren, die den pH-Wert im Pansen absinken lassen. Bei einem pH-Wert über 6,0 ist die Pansenfunktion optimal; Werte unter 5,8 zeigen eine suboptimale Pansenaktivität an und Werte unter 5,5 bedeuten eine subakute Pansenazidose (SARA). Eine Pansenazidose verursacht eine schlechtere Futterverwertung und schädigt die Pansenwand. Der Pansen lässt eine schnellere Passage zu und die Bakterien, die Rohfaser fermentieren, sind bei einem niedrigeren pH-Wert ineffektiver. Die Aufnahme von Säuren über die Pansenwand ist der Hauptmechanismus, um den pH-Wert im richtigen Bereich zu halten. Das hängt hauptsächlich von der Stoffwechselkapazität der Pansenwandzellen im Zusammenhang mit der Oberfläche der Pansenzotten ab. Die Fähigkeit, mit Säuren umzugehen, variiert von Kuh zu Kuh.
Zufluss von schnellfermentierbarem Zucker und Stärke: Menge pro Futteraufnahme
7,0
G. Oetzel, 1997, unveröffentlichte Daten
Pansen-pH
6,5 6,0 5,5 5,0
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16 18 20 23 Trockenmasseaufnahme in kg/Tag
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In diesem Diagramm kann man sehen, dass je mehr Kilogramm Trockenmasse von einer energiereichen Ration gefressen werden, desto niedriger ist der durchschnittliche pH-Wert im Pansen. Um extreme pH-Spitzen zu vermeiden, sollten die Tiere kleine Portionen über den Tag verteilt fressen.
Eine optimales Pansenmilieu WIR FORDERN WIR WOLLEN PH 6,0-6,5! PH 5,5 BEDEUTET PH 7,0! DEN TOD FUR UNS
8 Mal Futteraufnahme pro Tag, schlecht gemischte Ration, Kühe „selektieren”
Kühe, die ihre Ration über eine große Anzahl an kleineren Portionen fressen, haben gewöhnlich einen stabileren, höheren pH-Wert aufgrund der geringeren Säureproduktion pro Futteraufnahme. Die plötzliche Aufnahme einer großen Menge von schnellfermentierbarem Futter bedingt einen extremen Abfall des pH-Wertes gefolgt von einer Periode ohne Futteraufnahme.
Einleitung: Verhaltensansprüche und Fressverhalten
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Ein stabiles Pansenmilieu schafft die beste Grundlage für eine gesunde Pansenflora. Veränderungen in der Futteraufnahme können die Balance der Pansenflora stören. Die Pansenflora, die Zellulose fermentiert, gedeiht am besten bei einem hohen pH. Die Stärke- und Zuckerfermentierende Flora zieht einen leicht niedrigeren pH vor. Einige der Pansenorganismen sterben unter einem pH von 5,5 ab. Lebende Hefen verbrauchen Milchsäure, sodass der pH weniger absinkt. 13
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Fütterungssignale
co pr py ot rig ec h te t d
Fütterungssignale beantwortet die vier praktischen Fragen, die jeden Tag von allen Landwirten und ihren Mitarbeitern auf jedem Milchkuhbetrieb gestellt werden: 1. Was soll ich füttern und wie viel? 2. Was ist der beste Weg, um sicherzustellen, dass jedes Tier die richtige Ration bekommt? 3. Wie überprüfe ich, ob jedes Tier das frisst, was es soll? 4. Wie mache ich Anpassungen und löse besondere Probleme? Dieses Buch enthält ein faszinierendes Spektrum an praktischen Tipps und wertvollen Richtlinien über das Wesentliche einer gesunden, ökonomischen Fütterung. Wussten Sie, dass eine Kuh, die nicht zusammen mit der Gruppe fressen kann, schneller frisst und weniger Futter aufnimmt? Dass eine Milchkuh ungefähr 200 Liter Speichel pro Tag produziert und ungefähr 15.000 Liter Blut durch ihr Euter pumpt? Und dass die meisten Landwirte es vorziehen, nicht früh am morgen zu füttern? Zusätzlich zeigt Ihnen Fütterungssignale, was Sie als Landwirt heute machen können, um Ihr Futtermanagement zu verbessern. Mit zuverlässigen Informationen, kurzen Erklärungen und vielen Bildern, die von landwirtschaftlichen Betrieben stammen.
Fütterungssignale ist ein Teil der Reihe Kuhsignale®. Diese Bücher präsentieren auf zugängliche Art und Weise höchst praktisches Wissen über eine tiergerechte Milchkuhhaltung.
€ 29,90 ISBN 978-3-7843-5367-8
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Eine gute Fütterung ist die Basis Ihres Betriebserfolges, nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf die Leistung, Tiergesundheit und Fruchtbarkeit. Wussten Sie, dass fast 50% der Unterschiede in der Milchleistung zwischen Betrieben durch die Rationszusammensetzung bestimmt wird? Und das der Rest von anderen Dingen wie Stall, Tiergesundheit und Kuhmanagement abhängt?
Die Grundbedürfnisse der Kuh lassen sich in sieben Schlüsselbegriffen zusammenfassen, die die Eckpunkte des Kuhsignaldiamanten bilden. Diese sieben Grundbedürfnisse sind: Futter-Wasser, Licht-Luft, RuhePlatz und Gesundheit. Als Milchviehalter müssen Sie diese Bedürfnisse möglichst befriedigen, um ein hohes Wohlbefinden der Kuh und eine optimale Milchleistung zu ermöglichen. Auch Futtermanagement erfordert spezielle Aufmerksamkeit für die Eckpunkte des Kuhsignaldiamanten.
Jan Hulsen Dries Aerden
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Gesundheit
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Licht
Dries Aerden studierte an der Universität K. H. Kempen in der belgischen Stadt Geel. Nachdem er sich internationale Erfahrungen bei einer Vielzahl von großen, spezialisierten Milchkuhbetrieben in Dänemark und den USA erworben hatte, trat er der belgischen Beratung LIBA bei. Dries interessiert sich sehr für Futter und den Einfluss, den es auf die Wirtschaftlichkeit von Milchkuhbetrieben haben kann. LIBA spezialisiert sich auf die finanzielle Seite der Milchkuhhaltung – Rechnungswesen und Entwerfen von Businessplänen – und auf Betriebsmanagement. Es bietet eine online -Anwendung an, genannt Cowdashboard™, welche es Milchkuhhaltern erleichtert, ihre Fütterungsbalance zu verfolgen. LIBA berät, wie die Fütterungsbalance und das Finanzmanagement auf einem Milchkuhbetrieb verbessert werden können.
Ein altes, holländisches Sprichwort
Der Kuhsignaldiamant
Jan Hulsen - Dries Aerden
Jan Hulsen wuchs auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Milchkühen und Schweinen auf. Er studierte Tiermedizin und hat außerdem ein besonderes Interesse an Kommunikation. Nach drei Jahren in der Großtierpraxis entschied er sich, sich auf die Wissenvermittlung und Beratung zu fokussieren und bildete sich in Journalismus, Marketing, Kommunikation und Betriebswirtschaft fort. Mit seiner Firma Vetvice entwickelte Jan das Kuhsignale® Konzept und schrieb die erfolgreiche Reihe Kuhsignale®. Vetvice hält Vorträge und bietet Schulungen über alle Aspekte von Kuhsignale® in mehr als 30 Ländern an. Die Hauptausrichtung von Vetvice ist das Management von Milchkuhbetrieben. Zusätzlich zur Sorge um das Tier fokussiert sich Vetvice auf das Wohlergehen der Mitarbeiter und auf die Produktivität. Vetvice berät und schult Nutztierhalter in Bezug auf Stallplanung, Arbeitsorganisation und Tiergesundheitsmanagement.
„Du fütterst mit deinen Augen“
Fütterungssignale
Über die Autoren
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Fütterungssignale Praxisleitfaden zur gesunden Fütterung von Milchkühen
23-09-14 16:30