Inside Arla DAS MAGAZIN FÜR ARLA LANDWIRTE
ABE: G S U A ERSTE zin für
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So rettete eine digitale Idee die Produktion SEITE 4
Martin verantwortet 84 Millionen Kilogramm Mozzarella SEITE 10
Marktanalyse: China als treibende Kraft SEITE 16
Lurpak®: 120 Jahre alt, aber stärker denn je SEITE 20
Halbjahresergebnisse:
Ungebrochene Nachfrage nach Arla Marken SEITE 6
SEPTEMBER / 2021
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HoloLens-Technologie hält Einzug
Ungebrochene Nachfrage nach Arla Marken
Wie eine neue Technologie Zeit und Geld spart
Die wichtigsten Kennzahlen und Trends der Halbjahresergebnisse
10 Ein echter Leckerbissen: Hinter den Kulissen der MozzarellaProduktion
20 Lurpak®: Das 120 Jahre alte Flaggschiff ist stärker denn je Ein Blick auf die Geschichte, den Erfolg und künftige Marktchancen einer unserer bekanntesten Marken
EDITORIAL Liebes Mitglied, herzlich willkommen zur ersten Ausgabe von Inside Arla.
24 Politisch aktiv Arla Mitglieder beteiligen sich am politischen Diskurs und nehmen Einfluss auf die Zukunft der Milchwirtschaft
Mit diesem Magazin möchten wir Ihnen als Arla Mitglied einen tieferen Einblick in unser Unternehmen geben und Ihnen die Marken, Innovationen, Produktionsstandorte und die Menschen dahinter näher vorstellen. Zudem enthält es interessante Berichte zu den Märkten, in denen wir tätig sind, sowie zu relevanten Verbrauchertrends und den wichtigsten Entwicklungen in der Branche. Inside Arla ist auf Grundlage der Rückmeldungen entstanden, die wir von vielen Mitgliedern erhalten haben – nicht zuletzt im Rahmen von Arla Coop 2.0. Viele von Ihnen haben sich gewünscht, einen genaueren Blick in das Unternehmen zu erhalten, das Ihnen gehört. Wir hoffen, dass dieses Magazin eine wertvolle Ergänzung zu unserer Kommunikation darstellt und dass Sie stolz auf unsere gemeinsamen Erfolge blicken. In dieser ersten Ausgabe fassen wir unter anderem die wichtigsten Punkte unserer Halbjahresergebnisse zusammen. Außerdem stellen wir eine der digitalen Lösungen vor, die uns geholfen hat, während der Corona-Pandemie unsere Geschäftskontinuität aufrechtzuerhalten, und werfen einen näheren Blick auf die Geschichte unserer Marke Lurpak®. Wir freuen uns über Vorschläge zu Themen und Geschichten, über die Sie in den kommenden Ausgaben dieses Magazins mehr erfahren möchten, sowie über Ideen zu Personen, die wir im Magazin vorstellen können. Vielen Dank für Ihr Interesse!
Peder Tuborgh, CEO
16 Marktanalyse: China als wichtiger Treiber im Milchmarkt Branchenexperten blicken vorsichtig optimistisch in die Zukunft
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Ein Problem vom anderen Ende der Welt aus beheben Was soll man nur tun, wenn technische Probleme auftreten, die CoronaPandemie jedoch den Zugang zum Standort einschränkt und externe Berater nicht einfliegen können? Arlas Lösung ist eine preisgekrönte Technologie, mit deren Hilfe Experten die ganze Welt bereisen können – direkt von ihrem Schreibtisch aus. Die Lösung nennt sich „Microsoft HoloLens“. In diesen Zeiten macht die Digitalisierung einen großen Teil von Arlas Transformationsprozessen aus. Inside Arla wird das Thema genau verfolgen und aus verschiedenen Blickwinkeln darüber berichten.
Während der Pandemie hat die Gesundheit der Arla Mitarbeiter höchste Priorität. Der Schutz vor Infektionen war zudem von Anfang an eine Voraussetzung dafür, dass das Geschäft weiterlaufen kann.
Bei der ersten Geschichte geht es darum, wie die Corona-Pandemie uns dazu gezwungen hat, neue Wege einzuschlagen. Und wie sich daraus sowohl kurz- als auch langfristige Einsparungen und Effizienzverbesserungen ergeben haben.
Als externe Besucher nun nicht mehr in die Molkereien durften und in vielen Ländern Reisebeschränkungen galten, wurde es plötzlich schwierig, an technische Unterstützung zu gelangen. Aber wie heißt es so schön: Not macht erfinderisch. Also schloss sich
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Arla mit Microsoft zusammen, um eine Lösung für das Problem zu entwickeln. Das Ergebnis ist eine preisgekrönte Technologie, die auf erweiterter Realität (Augmented Reality) beruht. Sie nennt sich „Microsoft HoloLens“.
„Wir mussten neue Wege finden, um die benötigte Unterstützung zu erhalten, ohne die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter zu gefährden. In einer problematischen Situation mit dem richtigen Experten in Kontakt zu treten, kann Millionen von Euro sparen. Und schnell reagieren zu können, ist absolut entscheidend für den reibungslosen Betrieb unserer Molkereien“, so David Boulanger, Global Leiter von Arlas Supply Chain. Die Lösung für dieses Problem war die neue Technologie „HoloLens“. Sie ermöglicht es Arla Mitarbeitern vor Ort, externen Beratern ein Problem zu zeigen – einfach über die Handykamera oder mit einer HoloLens. Durch die Technologie der erweiterten Realität kann der externe Berater dann den Arla Mitarbeiter mithilfe von Zeigern anleiten, Blaupausen öffnen und in Echtzeit Skizzen anfertigen. So lässt sich das Problem schnellstmöglich beheben. Die neue Technologie ist bereits an mehreren Standorten im Einsatz, beispielsweise in Esbjerg und Nørre Vium
in Dänemark, in Aylesbury und Settle in Groß britannien sowie in Bahrain. Sicher, schnell und günstig
Die Lösung bietet nicht nur mit Blick auf die Pandemie mehr Sicherheit. Das System ermöglicht auch ein schnelleres Eingreifen, denn die externen Experten müssen nicht erst um die halbe Welt fliegen. So können Probleme in viel kürzerer Zeit behoben werden. Auch wenn man die Lösung vielleicht nicht gleich morgen überall antreffen wird – sie wird zukünftig definitiv eine wichtige Rolle spielen. Arla rechnet mit Einsparungen von rund 25.000 Euro pro Standort und ist derzeit dabei, die Technologie in weiteren Molkereien umzusetzen.
„Es ist ein tolles Beispiel dafür, wie wir unsere 12.000 Mitarbeiter an den Produktionsstandorten und in der Logistik unterstützen können. Wir erleichtern ihre tägliche Arbeit und sparen gleichzeitig Kosten ein. Nicht nur für Wartungsaufgaben, auch für weitere Anwendungsfälle lässt sich die neue Fernunterstützung nutzen, wie beispielsweise für Audits und Schulungen. Wir stehen damit erst ganz am Anfang“, so Henrik Hahn, Leiter der Abteilung Strategy & Digital für Arlas Supply Chain.
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Halbjahresergebnisse
Anhaltendes Momentum, aber Inflation sorgt für Druck Die starke Nachfrage nach Arla Produkten und eine solide operative Umsetzung sorgten im ersten Halbjahr 2021 für einen wettbewerbsfähigen Milchpreis und für finanzielle Ergebnisse, die im oberen Bereich der Erwartungen liegen. Der zunehmende Inflationsdruck wird sich jedoch auf die Ergebnisse des Gesamtjahres auswirken, sagt Finanzchef Torben Dahl Nyholm, der drei Schlussfolgerungen aus den Halbjahresergebnissen zieht.
2021 startete auf einem hohen Niveau
„Was mir auffällt, ist, dass wir unser Momentum aus 2020 mit in die erste Jahreshälfte 2021 nehmen konnten. Dank der Anstrengungen und Anpassungsfähigkeit unserer Landwirte und Mitarbeiter waren wir in der Lage, die Herausforderungen, vor die uns die Corona-Pandemie und die turbulenten Märkte nach wie vor stellen, zu bewältigen. Der Umsatz stieg um 1,2 Prozent und wir konnten durch unser CalciumProgramm weitere Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen erzielen. In Kombination bedeutet dies, dass wir ein Ergebnis im oberen Bereich unserer Erwartungen liefern und einen wettbewerbsfähigen Milchpreis an unsere Mitglieder auszahlen konnten.“ Unsere starken Marken sind sehr gefragt
„Unser hoher Umsatz wurde hauptsächlich durch das Wachstum unserer strategischer Marken getragen, die um 5,6 Prozent wuchsen. Vergangenes Jahr konnten wir aufgrund der Corona-Lockdowns einen außergewöhnlichen Anstieg verzeichnen, so dass die weitere Entwicklung unseres Markenwachstums im ersten Halbjahr 2021 – wenn auch langsamer als zuvor – ein starkes Ergebnis ist. Allerdings haben wir davon profitiert, dass Verbraucher noch immer mehr zuhause kochten und damit den Einzelhandelsumsatz ankurbelten. Ein derartiges Wachstum können wir in den nächsten sechs Monaten nicht erwarten. Nichtsdestotrotz illustriert es das Vertrauen, das die Verbraucher in unsere Marken haben, und die hohe Nachfrage nach Molkereiprodukten weltweit. Generell stimmt es uns positiv, dass wir in allen Umsatzbereichen wachsen und unseren Marktanteil weltweit erhöhen konnten.“ Steigender Druck durch Inflation
„Glücklicherweise erholte sich die Wirtschaft schneller als erwartet, was zu einem Anstieg bei den Rohstoffpreisen führte und die Nachfrage der Verbraucher nach unseren Produkten erhöhte. Der Anstieg der Inflation wird jedoch sowohl für die Arla Landwirte und für das Unternehmen im restlichen Jahr zu einer großen Herausforderung werden. Die steigenden Kosten unter anderem für Futter, Kraftstoff und Verpackungen werden die Produktionskosten auf den Mitgliedsbetrieben und in unseren Molkereien sowie der Logistik in die Höhe treiben – und sie werden sich auch auf den Umfang unserer Nettoersparnisse aus dem Calcium-Programm auswirken.“ 6
Umsatz
Milch-Leistungspreis 1)
Milchmenge
5,4
38,6
7,0
(Milliarden EUR)
(Eurocent/kg)
(Milliarden kg)
1. Halbjahr 2021
5,4
1. Halbjahr 2021
38,6
1. Halbjahr 2021
7,0
1. Halbjahr 2020
5,4
1. Halbjahr 2020
37,0
1. Halbjahr 2020
7,0
1. Halbjahr 2019
5,2
1. Halbjahr 2019
36,1
1. Halbjahr 2019
7,0
Ziel 2021: 10,3-10,6 Mrd. EUR
Gewinnanteil 2)
Verschuldungsgrad
3,0%
2,8
(des Umsatzes) 1. Halbjahr 2021
3,0%
1. Halbjahr 2021
2,8
1. Halbjahr 2020
3,0%
1. Halbjahr 2020
2,6
1. Halbjahr 2019
2,3%
1. Halbjahr 2019
3,0
Ziel 2021: 2,8–3,2%
Ziel 2021: 2,8–3,4
Mengenbasiertes Umsatzwachstum durch strategische Marken
Markenanteil
Anteil von International am Geschäft 3)
5,6%
49,2%
24,5%
1. Halbjahr 2021
5,6%
1. Halbjahr 2021
49,2%
1. Halbjahr 2021
24,5%
1. Halbjahr 2020
10,4%
1. Halbjahr 2020
48,3%
1. Halbjahr 2020
24,2%
1. Halbjahr 2019
4,6%
1. Halbjahr 2019
45,7%
1. Halbjahr 2019
21,0%
Ziel 2021: 1–3%
Ziel 2021: ≥50%
Ziel 2021: >23,5%
Calcium-Einsparungen ohne erwartete Inflationseffekte
29
82
(Millionen EUR)
(Millionen EUR)
2021*
29
2021*
82
2020
130
2020
143
2019
110
2019
142
2018
114
2018
195
Akkumulierte Einsparungen zum 1. Halbjahr 2021: 383. *1. Halbjahr
Akkumulierte Einsparungen zum 1. Halbjahr 2021: 562. *1. Halbjahr
1) Bis zum 30. Juni 2021 betrug der Milchumrechnungsfaktor von Liter in Kilogramm für Milchmengen 1,02. Seit dem 1. Juli 2021 iegt dieser Umrechnungsfaktor bei 1,03. 2) Basierend auf dem Gewinn, der auf die Genossenschaftsmitglieder von Arla Foods amba entfällt. 3) Der Anteil von International am Geschäft basiert auf dem Umsatz aus Einzelhandel und Foodservice ohne Umsatz von Drittherstellern, Arla Foods Ingredients und Handelsaktivitäten.
LEISTUNGSÜBERSICHT Anhaltend starkes Markenwachstum in Zeiten von Corona Nach einem Jahr außergewöhnlichen Markenwachstums setzten Arlas Marken ihre Wachstumsreise auch in 2021 fort: Die strategischen Marken verzeichneten ein mengenbasiertes Umsatzwachstum von 5,6 Prozent, was über unserem Zielbereich von 1 bis 3 Prozent liegt. Die außergewöhnlich hohen Wachstumsraten begannen sich jedoch gegen Ende des Halbjahres zu normalisieren und erreichten in den letzten Monaten ein normales Niveau. Deshalb gehen wir in der zweiten Jahreshälfte von einem normalen Wachstum aus. Das starke Wachstum im ersten Halbjahr resultiert zum Teil aus den Auswirkungen anhaltender Lockdowns und des Konsums in Privathaushalten aufgrund der COVID-19-Beschränk ungen, aber auch aus einem starken operativen Geschäft sowie Marken, die bei den Verbrauchern gut ankommen, steigenden Marktanteilen und neuen Produkteinführungen.
Wettbewerbsfähiger vorausgezahlter Milchpreis Trotz der anhaltenden Unsicherheit aufgrund der Corona-Pandemie gelang es Arla, den durchschnittlchen vorausgezahlten Milchpreis auf 36,0 Eurocent/kg zu erhöhen, was einer Steigerung von 1,6 Eurocent/kg gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Damit bewegt sich Arla auf einem wettbewerbsfähigen Niveau und ist in der Lage, seine Landwirte in Zeiten steigender Produktionskosten zu unterstützen. Die starke Leistung innerhalb unserer gesamten Wertschöpfungskette in Kombination mit steigenden Milchpreisen auf dem Markt und Veränderungen in den Mengen und im Produktmix trug dazu bei, einen soliden Milch-Leistungspreis von 38,6 Eurocent/ kg gegenüber 37,0 Eurocent/kg im ersten Halbjahr 2020 zu erzielen. Unser Calcium-Programm trug dazu im ersten Halbjahr 2021 mit einer Einsparung von 82 Millionen EUR ohne Inflationseffekte bei, was einer Nettoeinsparung von 29 Millionen EUR entspricht. Die Milchlieferungen von Arla Mitgliedern und externen Lieferanten blieben wie im Vorjahr weitgehend unverändert bei 7 Milliarden Kilogramm.
Der mengenbasierte Umsatz mit Starbucks™-Lizenzprodukten stieg um 42,7 Prozent und Castello® übertraf mit einem Wachstum von 7,8 Prozent die Erwartungen. Die Marke Arla® verzeichnete ebenfalls eine hohe Steigerung von 6,9 Prozent, die auf eine hohe Leistung in den meisten Kategorien und Submarken zurückzuführen ist. Nach einem außergewöhnlichen Mengenwachstum im ersten Halbjahr 2020, das vor allem durch das veränderte Verbraucherverhalten während der Lockdowns getrieben wurde, erreichte Lurpak® beinahe erneut die historisch starken Absatzmengen aus dem Vorjahr. Die Marke Puck® erzielte ein solides Umsatzwachstum von 3,0 Prozent. Der Gesamtmarkenanteil stieg auf 49,2 Prozent. Im ersten Halbjahr des Vorjahres lag dieser Wert noch bei 48,3 Prozent.
SOLIDES UMSATZWACHSTUM DANK EINZELHANDEL Im ersten Halbjahr 2021 stieg der Umsatz um 1,2 Prozent auf 5.441 Millionen EUR im Vergleich zu 5.377 Millionen EUR im Vorjahreszeitraum. Das Wachstum wurde vor allem durch höhere Verkaufspreise und das Markenvolumen im Einzelhandel angetrieben. Die Entwicklung wurde im ersten Quartal teils durch einen Rückgang im Bereich Foodservice aufgrund langer Lockdown-Phasen kompensiert. Die hohe Verbrauchernachfrage erhöhte den Inflationsdruck auf die Rohstoffpreise und steigende Verkaufspreise trugen positiv zum Anstieg des Umsatzes um 77 Millionen EUR bei. Währungseffekte wirkten sich mit 61 Millionen EUR negativ auf den Umsatz aus.
Milchpreis der Genossenschaftsmitglieder 1)
Der Bereich Foodservice erholte sich in vielen Märkten langsam. Im ersten Halbjahr, in dem die Einzelhandelsumsätze weiterhin der Haupttreiber unserer Leistung waren, erreichte der Umsatz jedoch immer noch nicht das Niveau von vor der Pandemie.
Entwicklung des Markenwachstums 1. Halbjahr 2019 bis 1. Halbjahr 2021
(Eurocent/kg) 38,6 37,0
36,1 34,2
36,0
34,4
1. Halbjahr 2021
5,6%
1. Halbjahr 2020
10,4%
1. Halbjahr 2019
4,6%
WACHSTUM DER GLOBALEN MARKEN 1. Hj. 2019
1. Hj. 2020
1. Hj. 2021
Standardmäßig vorausgezahlter Milchpreis Milch-Leistungspreis
Umsatzentwicklung
6,9%
-0,8%
7,8%
1. Halbjahr 2020: 3,3%
1. Halbjahr 2020: 17,7%
1. Halbjahr 2020: -0,5%
(Millionen EUR) 1. Halbjahr 2021
5.441
1. Halbjahr 2020
5.377
1. Halbjahr 2019
5.232
3,1%
42,7%
1. Halbjahr 2020: 16,7%
1. Halbjahr 2020: 13,1%
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Europa Unser europäischer Geschäftsbereich verzeichnete insgesamt ein starkes Markenwachstum von 2,5 Prozent, vor allem angetrieben von Starbucks™ mit 41,3 Prozent, Castello® mit 4,2 Prozent und der Marke Arla® mit 2,5 Prozent. Vor allem die Arla Untermarken LactoFREE® und Fill N’ Fuel wuchsen stark um 14,4 beziehungsweise 13,5 Prozent. Die Märkte entwickelten sich positiv, angeführt von den Niederlanden/Frankreich/Belgien mit 9,5, Großbritannien mit 4,6 und Dänemark mit 2,4 Prozent. Der Markenanteil im europäischen Geschäftsbereich stieg auf 55 Prozent im Vergleich zu 53 Prozent im Vorjahr. Der Umsatz nahm mit 3.199 Millionen EUR gegenüber 3.178 Millionen EUR im ersten Halbjahr 2020 leicht zu. Lange Lockdowns verursachten im ersten Quartal des Jahres einen geringen Rückgang im FoodserviceBereich, jedoch wurde im zweiten Quartal dank wieder öffnender Restaurants ein deutliches Wachstum erzielt. Das E-CommerceGeschäft verzeichnete ein rasantes Umsatzwachstum von 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Globale Industrieverkäufe Auf Basis der Erholung der Rohstoffmärkte nach der Corona-Pandemie verzeichnete der Geschäftsbereich Globale Industrieverkäufe einen positiven Start ins Jahr. Dies war auf die starke globale Nachfrage zurückzuführen. Die Rohstoffpreise stiegen im ersten Halbjahr 2021 allgemein an und erreichten am Ende dieser Periode ein höheres Niveau als im Vorjahreszeitraum. Infolge der gestiegenen Nachfrage aus dem Einzelhandel ging der Gesamtanteil der verkauften Milchtrockenmasse aus unseren globalen Industrieverkäufen von 23,6 Prozent im Vorjahr auf 23,1 Prozent im Jahr 2021 zurück. Trotz des Mengenrückgangs stieg der Umsatz aufgrund der Preiserhöhungen allerdings leicht auf 818 Millionen EUR gegenüber 815 Millionen EUR im ersten Halbjahr 2020.
International Unser Geschäftsbereich International hat im ersten Halbjahr 2021 das mengenbasierte Markenwachstum in allen Regionen und Hauptmarken steigern können. Starbucks™ verzeichnete ein außergewöhnlich hohes Wachstum von 45,1 Prozent, gefolgt von der Marke Arla® mit 24,7 Prozent und Castello® mit 11,0 Prozent. Kraft® verzeichnete jedoch einen Rückgang um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die langen Perioden des gestiegenen Konsums in Privathaushalten wirkten sich positiv auf den Umsatz aus und die höheren Kosten für Produkte und Dienstleistungen inklusive Logistik konnten in hohem Maße durch Preiserhöhungen kompensiert werden. Damit stieg der Umsatz leicht auf 1.037 Millionen EUR gegenüber 1.024 Millionen EUR im Vorjahr an. Der Markenanteil im Geschäftsbereich International erreichte 88 Prozent gegenüber 87 Prozent im ersten Halbjahr 2020. Arla Foods Ingredients Arla Foods Ingredients (AFI) erfüllte weiterhin die steigende Kundennachfrage nach Protein- und Laktoseinhaltsstoffen und der Umsatz stieg auf 387 Millionen EUR gegenüber 360 Millionen EUR im Vorjahreszeitraum. Die Mehrwertprodukte mit Molke stiegen um 9,8 Prozent und erreichen damit einen Gesamtmehrwertanteil von 69,6 Prozent. Diese Entwicklung ist vor allem auf die erfolgreiche Verwendung zusätzlicher neuer Rohstoffe zurückzuführen, deren Verfügbarkeit kürzlich durch neue strategische Beschaffungsvereinbarungen gesichert wurde. Das Kindernahrungsgeschäft von AFI lag mit einem Umsatz von 78 Millionen EUR auf dem Niveau des Vorjahres. Neue Produkteinführungen unserer Kunden deuten auf positive Zukunftsaussichten für diesen Geschäftsbereich hin.
FINANZAUSBLICK Nach einem starken ersten Halbjahr 2021 erhöhen wir unsere Prognose für den Umsatz und das mengenbasierte Umsatzwachstum durch strategische Marken für das Gesamtjahr 2021. Unsere Erwartungen für Calcium sind aufgrund des hohen Inflationsdrucks in der zweiten Jahreshälfte 2021 unsicher.
2021 targets Umsatz
Gewinnanteil
10,6-11,0
2,8–3,2%
Milliarden EUR (angepasst von 10,3-10,6)
(unverändert)
Calcium-Einsparungen ohne Inflationseffekte
CalciumEinsparungen
Mengenbasiertes Umsatzwachstum durch strategische Marken
> 150
< 20
3-4%
Millionen EUR (angepasst von >45)
(angepasst von 1-3%)
Anteil von International am Gesamtgeschäft
Verschuldungsgrad
Markenanteil
> 23,5%
≤ 2,8
≥ 50%
Millionen EUR
(unverändert)
(angepasst von 2,8-3,4)
(angepasst von >50%)
Geschichten rund um die Milch
Der Käse flüsterer Von einer Kleinstadt im dänischen Jütland aus wird Mozzarella in 100 Länder auf der ganzen Welt exportiert. Martin Fredsøe Hassl ist für die Produktion verantwortlich. Zweimal pro Woche probiert er dort 30 verschiedene Pizzastücke – und das nicht nur, weil es ihm Spaß macht.
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Geschichten rund um die Milch
Martin Fredsøe Hassl beißt in die dampfende Pizza. Sie kommt direkt aus dem Ofen – knusprig und mit goldbraun gebackenem Mozzarella. Er kaut einen Moment, starrt dabei ins Nichts und macht dann einen Haken im Kästchen auf dem Blatt Papier, das vor ihm liegt. Schließlich sagt er: „Genehmigt!“ Martin ist kein gewöhnlicher Pizzaesser, der gerade genüsslich sein Mittagessen verzehrt. Er ist hauptverantwortlich für die Qualitätskontrolle der 84 Millionen Kilogramm Mozzarella, die jährlich in der dänischen Molkerei Rødkærsbro produziert werden. Tag für Tag werden hier 2,3 Millionen Liter Milch in die Milchtanks der Molkerei gepumpt. Das ist die Milch von insgesamt 84.000 Kühen und entspricht fast 20 Prozent der gesamten dänischen Milchproduktion. Sobald die Milch gewogen wurde, startet die Käseproduktion. Sie läuft rund um die Uhr – das gesamte Jahr über. Nachdem Martin gekostet, gekaut und ein Häkchen bei „Genehmigt“ gesetzt hat, spuckt er den Bissen in eine Schale. An diesem Morgen erwarten ihn noch 29 weitere Pizzastücke. Genau wie ein professioneller Weinverkoster muss er darauf achten, den Bissen rechtzeitig wieder auszuspucken. Nur so kann er seinen Job richtig machen. Ein echter Traumjob
Martin Fredsøe Hassl arbeitet seit acht Jahren in der Molkerei Rødkærsbro. Er ist ausgebildeter Molkerei-Ingenieur. In der Schule waren seine Lieblingsfächer Physik und Chemie, doch die Theorie hat ihn nicht wirklich gepackt. Er war eher ein Mann der Praxis. Als ihm ein Freund von der Möglichkeit erzählte, Molkerei-
Ingenieur zu werden, zögerte er keinen Augenblick. Martin hat auch schon in anderen Bereichen gearbeitet. Doch am Ende blieb er der Milchproduktion treu und landete schließlich in Rødkærsbro. Dort war er zunächst drei Jahre lang als Betriebsingenieur tätig, kümmerte sich um die Qualitätssicherung und führte Entwicklungsprojekte durch. Seit fünf Jahren ist er nun Produktionsmanager und trägt als solcher die Verantwortung für die Mozzarella-Produktion.
“
jenigen möglichst ähnlich ist, die am Ende den Endverbrauchern in Japan, Deutschland oder Italien serviert wird – mit einem knusprigen Boden und Mozzarella aus Rødkærsbro. Der Kunde, um den es heute geht, ist eine große Pizzakette, die Wert auf eine hellbraune Oberfläche mit einem mittleren Schmelzgrad legt. Und genau diese Kriterien erfüllt der Mozzarella nach sechs Minuten im Ofen. Martin ist zufrieden.
… Wir suchen ständig nach Möglichkeiten, um die Produktion noch zu verfeinern.
Zweimal pro Woche wirkt Martin bei der Mozzarella-Qualitätsprüfung mit. Auch heute ist einer dieser Tage. Eigentlich handelt es sich aber nicht um eine klassische Qualitätsprüfung. Denn die Qualität ist eigentlich immer in Ordnung. Bei dieser Arbeit geht es eher darum, sicherzustellen, dass der Käse den verschiedenen Anforderungen der Kunden der Molkerei entspricht. Für den Test wird eine Pizza mit Tomatensauce gebacken. Häufig werden diese Komponenten direkt vom Kunden bereitgestellt. Der Test selbst befasst sich dann mit der Bräunung, dem Geschmack und der Konsistenz des Mozzarellas. Der Ofen in der Küche der Molkerei ist ein authentischer Pizzaofen. So wird sichergestellt, dass die Pizza der12
”
Eine weltweite Erfolgs geschichte
Die Erfolgsgeschichte des Mozzarellas aus Rødkærsbro kommt nicht von ungefähr. Weltweit steigt die Nachfrage nach Mozzarella. Teilweise ist dies in der zunehmenden Beliebtheit von Produkten wie Pizza begründet: Bis 2023 wird für den globalen Pizzamarkt ein Wachstum von 4,6 Prozent prognostiziert, wobei die Nachfrage in Entwicklungsländern und in Asien steigt. Doch auch der europäische Markt wächst. Laut Arlas Experten wird sich der Markt für Mozzarella in Europa im Jahr 2022 bereits auf 720.000 Tonnen belaufen. Aus diesem Grund hat Arla damit begonnen, seine Produktion in der Molkerei Branderup zu erweitern – der zweiten Arla Molkerei, in der Mozzarella produziert wird.
MITARBEITER
Name: Martin Fredsøe Hassl Position: Produktionsmanager Betriebszugehörigkeit: 8 Jahre Alter: 36 Jahre FAKTEN:
• Arla exportiert Mozzarella in 100 Länder auf der ganzen Welt. • Insgesamt belaufen sich die Exporte auf ca. 500 Millionen Euro. • Pro Tag werden 2,3 Millionen Liter Milch angeliefert. • Die Milch wird in 70 Milchwagen transportiert. • Die verarbeitete Milch stammt von 84.000 Kühen. • Für 1 Kilogramm Käse werden 9,8 Liter Milch benötigt. • In der Molkerei Rødkærsbro werden pro Tag 230.000 Kilogramm Käse produziert. • Weniger als 5 Prozent des Mozzarellas werden in Dänemark verzehrt. Der Rest wird exportiert. • Die Mozzarella-Produktion erfolgt an zwei dänischen Standorten. Bislang wurde in der Molkerei in Branderup weniger produziert als in Rødkærsbro. Derzeit wird die Molkerei allerdings erweitert, sodass die Kapazität bis 2022 auf 91 Millionen Kilogramm ansteigen wird.
Geschichten Employee rund um die Milch
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Geschichten rund um die Milch
Wie wird der Käse hergestellt?
Der eigentlichen Käseproduktion liegt ein schnelles, doch recht kompliziertes Verfahren zugrunde. Von seinem Büro aus blickt Martin auf eine Produktionsanlage mit der Größe eines Fußballfelds. Die 12 Käsetanks werden jeweils mit 16 Tonnen Frischmilch befüllt. Und aus jeder Tankfüllung werden 2,5 Tonnen Käse produziert. Pro Stunde werden so in Rødkærsbro 10.000 Kilogramm Mozzarella hergestellt. In der Produktionshalle bekommt man ein Gefühl dafür, wie effizient dieser Prozess wirklich ist. Es herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit und überall hört man das durchdringende Brummen der vielen Maschinen. Nachdem der Käse ein paar Stunden in den großen Tanks verbracht hat, folgt der nächste Schritt. Die Molke wird abgelassen und der Käse wird in Salzwasser erhitzt und geknetet. Heraus kommen dann 2,3 Kilogramm schwere Käseblöcke. Nun legt ein Roboter vier Blöcke in die Verpackungsmaschine und verpackt sie in 20 Pfund schwere, vakuumierte Verpackungen. Martin nimmt sich einen dieser Blöcke, bricht ihn in der Mitte durch, steckt sich ein Stück davon in den Mund und kaut zufrieden darauf herum.
„Die Konsistenz ist so ähnlich wie die von Hähnchenfleisch“, sagt er lächelnd. Nur dreieinhalb Stunden nachdem die Frischmilch von Kühen aus der Region die Molkerei erreicht hat und in den Käsetank gepumpt wurde, ist daraus Mozzarella geworden.
Nachdem der Käse in Kühltürmen bei -10 °C abgekühlt wurde, wird er auf Paletten gepackt. Nun muss er noch einige Wochen reifen, dann kann er nach China, Japan oder ins benachbarte Schweden exportiert werden – entweder gerieben oder in Blöcken. Mozzarella wird sowohl gekühlt als auch tiefgefroren verkauft. Im tiefgefrorenen Zustand hält sich der Käse gut zwei Jahre.
Auch die Rezepte werden stetig angepasst – zum Beispiel wenn ein Kunde nach einem Mozzarella verlangt, der etwas elastischer ist oder der eine festere Konsistenz aufweist.
Ein glücklicher Mitarbeiter
„Mozzarella selbst hat kein ausgeprägtes Aroma. Die Herausforderung besteht eher darin, den Käse fester zu machen, damit er sich besser reiben lässt. Oder verschiedene Bräunungsgrade zu erreichen“, führt er weiter aus.
Martin hat das Pizzatesten noch längst nicht satt. Er ist mit seinem Job vollauf zufrieden. Wenn Kunden mit Anforderungen an ihn herantreten, für die neue Rezepte entwickelt
Mittlerweile ist Martin bei Pizzastück Nummer 30 angelangt, das letzte für heute. Er beißt ab, kaut einen Moment und sieht zufrieden aus.
“
mir gefällt das einfach. Es macht Spaß. Wir arbeiten fortlaufend daran, den Arbeitsablauf zu optimieren und uns durch Innovationen neu zu erfinden.
”
werden müssen, die dem Mozzarella andere Eigenschaften verleihen, werden seine Fähigkeiten immer wieder auf die Probe gestellt.
Auch bei diesem Stück ist die Bräunung wie gewünscht. Somit war auch der letzte Bissen des Tages ein Erfolg.
„Wir befinden uns niemals im Stillstand. Vor nicht allzu langer Zeit haben wir beispielsweise in der Küche eine Kamera installiert – mit einer gleichbleibenden Beleuchtung. So können wir den Bräunungsgrad des Mozzarellas auf den verschiedenen Pizzen besser vergleichen. Wir suchen also ständig nach Möglichkeiten, um die Produktion noch zu verfeinern“, erzählt Martin Fredsøe Hassl.
„Teil dieser riesigen Produktion zu sein, bringt eine große Verantwortung mit sich. Aber mir gefällt das einfach. Es macht Spaß. Wir arbeiten fortlaufend daran, den Arbeitsablauf zu optimieren und uns durch Innovationen neu zu erfinden. In den vergangenen Jahren hat das auch ziemlich gut geklappt. Aber vor uns liegen bereits neue Herausforderungen“, sinniert Martin Fredsøe Hassl.
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Ein vorsichtig optimistischer Blick in die Zukunft Bei der Analyse von wichtigen Trends auf dem Milchmarkt ist China stets ein guter Indikator. Nach einem turbulenten Jahr, das von der CoronaPandemie geprägt war, können Milcherzeuger nun mit einer gewissen Erleichterung in die Zukunft blicken. Diesem Sturm konnten wir trotzen, doch am Horizont zeichnen sich bereits die nächsten Herausforderungen ab. Es führt kein Weg daran vorbei: Immer wenn sich die Milchmarktanalysten einen Überblick über die weltweiten Markttrends verschaffen wollen, führt sie das Gespräch unweigerlich zurück zu China. Das ist auch nach einem unruhigen Jahr auf den Märkten der Fall, in dem zunächst der Bereich Foodservice dramatische Nachfragerückgänge erlebte. Dann jedoch begann China seine Lagerbestände aufzustocken.
Einer der Gründe, warum China so wichtig für den Markt ist, besteht darin, dass die Gesundheitsbehörde seit Mitte der 1980er Jahre kommuniziert, das Milch gut für die Gesundheit ist. Im Jahr 2008 sorgte der Melamin-Skandal allerdings für einen Vertrauensverlust unter den chinesischen Verbrauchern, was wiederum einen Anstieg der Nachfrage nach importiertem Milchpulver zur Folge hatte. 2021 hat China von praktisch allen Milchprodukten größere Mengen importiert. Im Mai sind die Importe um 79 Prozent angestiegen, sodass China nun weltweit mit Abstand der Größte Importeur von Milchprodukten ist.
Vor diesem Hintergrund wagt Kevin Bellamy, Milchmarktanalyst bei Rabobank, einen vorsichtig optimistischen Blick in die Zukunft: „Während der Corona-Pandemie haben chinesische Importe den Markt gestützt. Aufgrund der Befürchtung, dass die Lieferketten unterbrochen werden könnten, begannen die Chinesen ihre Lagerbestände aufzustocken. So wollten sie sicherstellen, dass sie ihre Verbraucher weiterhin mit Produkten versorgen können. Nun stellt sich aber die Frage: Werden sie jetzt angesichts der schwindenden Sorgen weniger kaufen?“
Mit Blick auf die Zukunft steht die weltweit steigende Inflation im Mittelpunkt. „Enorme öffentliche Investitionen, insbesondere in den USA, erhöhen den Inflationsdruck. Dieser könnte die Nachfrage ersticken. Doch vor dem Hintergrund der Schwierigkeiten des vergangenen Jahres waren die Preise robust und werden es voraussichtlich auch bleiben“, sagt Kevin Bellamy von der Rabobank.
In Bezug darauf herrscht eine gewisse Unsicherheit vor. Wie gut werden die aufgebauten Bestände verwaltet? Als China im Jahr 2013 Milchpulver aufkaufte, stellte sich heraus, dass die Preise für den chinesischen Durchschnittsverbraucher zu hoch waren. Thomas Carstensen, Leiter der Abteilung Milk & Trading bei Arla, erinnert sich: „Anfang 2014 stoppten sie ihre Importe praktisch von einem auf den anderen Tag. Nun stellt sich die Frage, ob China seine Lagerbestände angemessen verwaltet.“
Eine große Herausforderung ist auch weiterhin die Logistik, die seit dem Beginn der Corona-Pandemie deutlich komplexer geworden ist. Ein wichtiger Faktor, der zu einem Anstieg der Kosten geführt hat, sind die Einreisebeschränkungen an den Häfen. „Noch immer stecken viele Container an den falschen Orten fest. Durch die Corona-Pandemie sind viele Logistikkanäle zum Stillstand gekommen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis sie wieder Fahrt aufnehmen“, so Kevin Bellamy.
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Im Mai sind die “Importe um 79 Prozent angestiegen, sodass China nun weltweit mit Abstand der Größte Importeur von Milchprodukten ist. 17
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nur sporadisch? Werden Restaurants ausreichend Personal finden? Werden die Menschen nach der Pandemie andere Lebensstile pflegen?“, erklärt Kevin Bellamy.
Die neue Normalität
Seit geraumer Zeit gehören stark schwankende Preise zur neuen Normalität für Milcherzeuger. Thomas Carstensen ordnet die Folgen der Corona-Krise ein: „Die Volatilität, vor der jeder einzelne Milcherzeuger heute steht, findet ihren Anfang bereits in der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU im Jahr 2002, infolge derer die Milchquoten in den Jahren 2014/2015 ausgelaufen sind. Früher war der europäische Milchmarkt sehr stabil – mit Interventionsmechanismen, die den meisten Schwankungen die Schärfe genommen haben. Mittlerweile sind die Milchpreise den Schwankungen auf dem Weltmarkt jedoch voll und ganz ausgesetzt“, erklärt Carstensen.
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Was immer die Zukunft auch bringen mag: Eine Lehre, die wir aus dem vergangenen Jahr ziehen konnten, ist, dass es immer einen Silberstreif am Horizont gibt und dass sich der Molkereisektor stets als äußerst anpassungsfähig erwiesen hat. Als die Restaurants zu Beginn der Pandemie schließen mussten, ging die Nachfrage im Foodservice zurück. Aber damit war es noch nicht getan: „Der Foodservice ist wichtig für Arla. Doch der Verkauf von Milch, Käse und Butter ist von noch größerer Bedeutung. So konnten wir dem Sturm trotzen
Seit Jahren ist der Konsum von Frischmilch in Europa pro Jahr um 500 bis 600 Millionen Liter zurückgegangen. Im vergangenen Jahr konnten wir jedoch einen Anstieg feststellen.
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– insbesondere weil die Umsätze, die im Foodservice fehlten, durch eine höhere Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel aufgefangen wurden“, erklärt Thomas Carstensen.
Aus diesem Grund sind Veränderungen der Nachfrage in China, des Produktionsniveaus in Neuseeland oder US-amerikanische Unterstützungsprogramme nun von großer Bedeutung. So gehören Preisschwankungen um einen Eurocent pro Kilogramm mittlerweile beinahe zum Tagesgeschäft.
Dass Familien viele Monate zu Hause verbringen mussten, hatte auch etwas Gutes an sich: Sie hatten mehr Zeit, um gemeinsam zu frühstücken und zu backen. Dadurch ist die Nachfrage nach Milchprodukten gestiegen.
„Solche Fluktuationen waren vor 15 Jahren noch undenkbar“, so Thomas Carstensen.
„Seit Jahren ist der Konsum von Frischmilch in Europa pro Jahr um 500 bis 600 Millionen Liter zurückgegangen. Im vergangenen Jahr konnten wir jedoch einen Anstieg feststellen. All die Schulkinder, die sich normalerweise einen Smoothie oder einen Softdrink gekauft hätten, bekamen von ihren Eltern zum Mittagessen nun ein Glas Milch. Das war nicht nur in Europa der Fall, sondern auch in China“, erklärt Thomas Carstensen. Und damit schließt sich der Kreis hinsichtlich der Bedeutung Chinas für den Milchmarkt.
Die Welt nach der Corona-Pandemie
Früher oder später werden wir die Corona-Pandemie hinter uns lassen. Doch noch ist nicht bekannt, inwieweit der veränderte Lebensstil, den die Lockdowns mit sich gebracht haben, anhalten wird: „Wir neigen häufig dazu, hauptsächlich auf die Makroebene zu blicken. Doch auch viele Ereignisse auf Mikroebene sind von entscheidender Bedeutung. Die zukünftige Nachfrage wird von Fragen wie diesen bestimmt: Werden die Beschäftigten an allen Tagen wieder im Büro arbeiten oder 18
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Unsere Kultmarken
Arlas stärkste globale Marke besser aufgestellt als je zuvor
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Unsere Kultmarken
Die Marke Lurpak® gibt es bereits seit 120 Jahren – und seither entwickelt sie sich stets weiter. Aufgrund der Corona-Pandemie hat sich die Nachfrage nochmals verstärkt und befindet sich aktuell auf einem historisch hohen Niveau. Lurpak® wird in 95 Ländern weltweit vertrieben. Im Jahr 2020 betrug der Absatz fast eine halbe Milliarde Packungen. Welche Gemeinsamkeit teilen Malaysias weiße Strände, Saudi-Arabiens Wüste, englische Frühstückstische und dänische Restaurants? Nun, zumindest eine Sache: Lurpak®-Butter. Die bekannteste Marke von Arla ist in nicht weniger als 95 Ländern auf der ganzen Welt zu finden. Darüber hinaus steht sie wie keine andere für die Geschichte der dänischen Milchwirtschaft. An keinem anderen Ort der Welt ist es der Milchwirtschaft gelungen, dass Landwirte und ihre Organisationen über einen so langen Zeitraum hinweg an einem Strang ziehen, um die beste Butter der Welt zu schaffen.
„Lurpak® ist ein großartiges Beispiel für all die Errungenschaften der Genossenschaftsbewegung und der Gemeinschaft, die dahinter steht. Ausgangspunkt war eine Gemeinschaft, in der Stolz, Kompetenz und Leidenschaft für Qualität Hand in Hand gingen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Es ist dieser kompromisslose Ansatz, der den gesamten Weg vom Landwirt bis zum Verbraucher umfasst, der den Erfolg von Lurpak® seit 120 Jahren aufrecht erhält“, sagt Christian Fischer, globaler Leiter der Marke Lurpak®. Die Geschichte hinter Lurpak®
Butter an sich gibt es schon seit weit über 5000 Jahren. Die Wikinger begannen einst, sie „smør“ zu nennen. Das ist das dänische Wort für Butter und bedeutet wörtlich „Schmiere“. Butter gehörte tatsächlich auf vielen ihrer Fahrten zum Reiseproviant. Doch nicht alle Buttersorten waren von gleicher Qualität. Noch vor 150
Jahren galt dänische Butter weltweit keineswegs als qualitativ hochwertig. Im Gegenteil: Die Engländer nannten die dänische Butter „Mastbutter“, weil sie hauptsächlich zum Schmieren des Holzes von Schiffsmasten verwendet wurde. Der entscheidende Durchbruch kam im Jahr 1882, als einige Landwirte im dänischen Jütland beschlossen, sich zusammenzuschließen und eine Molkereigenossenschaft zu gründen. Diese beruhte auf einer neu erfundenen Maschine, mit der sich der Rahm automatisch von der Milch trennen ließ. Weitere Landwirte schlossen sich ihnen an. Bald schon stiegen die Butterexporte von 12.000 Tonnen im Jahr 1882 auf 78.000 Tonnen im Jahr 1900. 1901 wurde Lurpak® eine eingetragene Marke
Der Erfolg inspirierte Erzeuger in anderen Ländern, ihre Butter als „dänisch“ zu vertreiben. Dies wiederum führte dazu, dass sich zahlreiche Erzeuger zusammentaten und einen Verband gründeten, der mit strengen Qualitätskontrollen aufwartete. Die Initiative zog schnell fast alle dänischen Molkereien an. Schon im Jahr 1900 exportierten mehr als eintausend private und genossenschaftliche Molkereien ihre Produkte unter einer gemeinsamen Marke: dänische Butter. 1901 wurde die Marke Lurmærket zum ersten Mal eingetragen. Das Jahr markierte zudem den Beginn der Butterfässer mit dem bekannten Logo, die verschifft wurden. Und so kommt es, dass die Marke in diesem Jahr 120 Jahre alt wird. 21
1906 wurde in Dänemark ein Gesetz eingeführt, das vorsah, dass nur als Lurpak® gekennzeichnete Butter für den Export zugelassen wurde. Zugleich wurde zur Qualitätssicherung ein neues System mit wöchentlichen Butterverkostungen etabliert. Dies wurde zu einer Tradition, die bis heute fortbesteht. Mit wöchentlichen Verkostungen wird sichergestellt, dass die Butter alle technischen Anforderungen erfüllt. Entsprechen das Aussehen, der Geschmack und die Struktur des Produkts dem vorgesehenen Standard? Geschulte Butterverkoster beurteilen, ob Lurpak® alle Anforderungen erfüllt. Der Geschmack von Lurpak® sollte immer sauber, frisch und cremig sein – und einen hohen Wiedererkennungswert aufweisen. Steigende Exporte
Lurpak®-Butter wird heute in 95 Ländern auf der ganzen Welt vertrieben. Ursprünglich wurde die Butter in Holzfässern verschifft, sodass sie mehrere Monate lang frisch blieb. Mitunter wurden jedoch auch Blechdosen verwendet, und zwar immer dann, wenn das Ziel wirklich weit entfernt war. In den 1950er Jahren ersetzte ein hygienischeres Verpackungssystem die 50-Kilogramm-Fässer. Das wiederum ebnete den Weg für die klassischen 250-Gramm-Verpackungen, die schnell zu einem großen kommerziellen Erfolg wurden. Das Aussehen und der Inhalt der Packungen sind seitdem in etwa gleich geblieben. Lurpak® ist seit 2012 im Besitz von Arla. Seitdem wurde die strenge
Unsere Kultmarken
wöchentliche Qualitätskontrolle beibehalten, was den Erfolg der Marke weiter festigte. Der Absatz von Butter ist seit 2007 um 62 Prozent gestiegen. Gerade auf dem dänischen Markt hat Lurpak® einen Marktanteil von 54 Prozent. Corona-Pandemie hat Lurpak® gestärkt
Anders als viele Branchen und Produkte, die in den vergangenen anderthalb Jahren von der Corona-Pandemie hart getroffen wurden, ist Lurpak® sogar gestärkt daraus hervorgegangen. Während Verbraucher auf der ganzen Welt zu Hause bleiben mussten,
Lurpak® bereit für die Zukunft
Als größte globale Marke von Arla spielt Lurpak® auch eine Schlüsselrolle in Bezug auf die Nachhaltigkeitsziel und -strategien von Arla. Lurpak® wird derzeit einer Reihe von Neuerungen unterzogen. Damit werden die Leistungskennzahlen (KPIs) von Lurpak® ökologisch vorteilhafter ausgerichtet. Vor kurzem wurde eine Lurpak®-Butterverpackung aus recycelter Pappe eingeführt. Eine derart große Veränderung gab es bei Lurpak® seit den 1950er Jahren nicht mehr. Und sie wird nicht die einzige bleiben. Auch in der Zukunft wird sich viel darum drehen, über den Tellerrand hinauszublicken:
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Lurpak® ist unser Flaggschiff in vielen Märkten und ein Produkt, das uns ein starkes Profil sichert.
stiegen die Verkäufe von Lurpak®. Die Menschen verbrachten viel Zeit in ihrer heimischen Küche und Familien nahmen die meisten Mahlzeiten gemeinsam ein – Kochen, Backen und Brote schmieren in einem beispiellosen Ausmaß. Weltweit stieg der Umsatz von Lurpak® um 15 Prozent. In Großbritannien, dem größten Markt von Lurpak®, stieg die Nachfrage sogar um 15 Prozent und brach damit einen neuen Rekord. In einer einzigen Woche fuhren insgesamt 86 Lastwagen randvoll mit Lurpak®-Packungen nach Großbritannien.
„Die neuen Konsummuster während der Corona-Pandemie haben dazu geführt, dass Verbraucher auf der ganzen Welt sich dem Kochen und Backen auf ganz neue Weise widmen. Dabei wenden sie sich Qualitätsmarken wie Lurpak® zu. Und es ist nicht abzusehen, dass dieser Trend schnell abnimmt“, erklärt Christian Fischer.
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„Mit einer so starken Marke geht eine besondere Verantwortung einher. Wir sind in Millionen von Kühlschränken in Haushalten auf der ganzen Welt zu finden. Da suchen wir logischerweise nach Möglichkeiten, wie wir nachhaltige Verhaltensweisen in den Haushalten fördern können“, so Christian Fischer. Angesichts der neuerlichen Verkaufsrekorde und dem Titel, als berühmteste Buttermarke der Welt zu gelten, ist es manchmal gar nicht so einfach, sich neue Ziele zu stecken. Aber das hindert Lurpak® nicht daran, genau danach zu streben. Derzeit ist die Entwicklung einer neuen Lurpak®-Sorte mit reduziertem Fettgehalt in vollem Gange. Sie wird ausschließlich Butter, Wasser und Salz enthalten. Denn Verbraucherumfragen haben gezeigt, dass Kunden ungern fettreduzierte Produkte kaufen, die stattdessen zahlreiche Zusatzstoffe enthalten. 22
„Lurpak® ist unser Flaggschiff in vielen Märkten und ein Produkt, das uns ein starkes Profil sichert. Die Marke Lurpak® ist ein wichtiger Bestandteil von Arla Foods überall auf der Welt. Sie dient als erstklassige Visitenkarte und ist ein großartiges Beispiel dafür, wie wichtig es ist, in den Aufbau starker Marken zu investieren. Und genau das steht im Mittelpunkt des Geschäftsmodells von Arla“, erklärt Christian Fischer und führt aus, inwiefern eine starke Marke wie Lurpak® aus mehreren Perspektiven der Wertschöpfungskette von Arla gewinnbringend ist: „Die Verbraucher vertrauen und lieben eine starke, erkennbare Marke. Zugleich treiben die Innovation und das Wachstum rund um eine Marke wie Lurpak® die gesamte Kategorie für unsere Kunden voran und helfen, Platz in den Milchregalen zu sichern. Schließlich ist die Schaffung starker Marken aus Sicht der Arla Mitglieder äußerst wichtig. Denn starke Marken steigern den Wert und machen uns widerstandsfähiger gegen nachteilige Makrofaktoren. Sie sind daher ein wichtiges Gut, das für einen höheren und stabileren Milchpreis sorgt.“ Insgesamt blickt er sehr zuversichtlich auf die kommenden Jahre.
„Wir werden weiterhin die stärkste Buttermarke der Welt sein. Wir werden neue Märkte in weiteren Ländern erschließen. Dabei werden wir unsere grünen Bemühungen weiter verfolgen, gesunde Essgewohnheiten unterstützen und unsere Bedeutung für die Verbraucher beibehalten“, prognostiziert er. „Wir fühlen uns sehr geehrt, einen Platz in den Kühlschränken von Millionen von Menschen zu haben. Dieser Ehre begegnen wir mit großer Wertschätzung, indem wir uns stets der Landwirte entsinnen, die sich 1901 mit dem erklärten gemeinsamen Ziel zusammengeschlossen haben, die Menschen mit hochwertiger Butter zu versorgen“, sagt Christian Fischer.
1901 wurde Lurpak® eine eingetragene Marke Vertrieb in
95 Ländern
Seit 2007 ist der Umsatz um
62% gestiegen
Die 3 größten Märkte in Europa: Großbritannien 68.050 Tonnen* Dänemark 13.600 Tonnen* Griechenland 2.800 Tonnen* 3 größte Märkte außerhalb Europas:
Vereinigte Arabische Emirate 4.061 Tonnen*
Australien 4.048 Tonnen* Saudi-Arabien 3.955 Tonnen* * Alle Mengen beziehen sich auf die im Jahr 2020 verkaufte Gesamtmenge.
Gesamtabsatz beläuft sich auf
460 Millionen Lurpak®-Packungen
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Wenn das, was wir uns einfallen lassen haben, sinnvoll ist, dann werden sich die Politiker daran erinnern und unseren Ansichten Beachtung schenken. David Christensen BoR-Mitglied und Vorsitzender von Arla Foods Regional Advisory
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Gemeinsam die Zukunft der Milchwirtschaft gestalten Da derzeit wichtige politische Entscheidungen für die Zukunft der Molkereibranche getroffen werden, ist es nun wichtiger denn je, dass sich sowohl die Landwirte als auch das Unternehmen bei den Gesetzgebern Gehör verschaffen. Als Genossenschaft fällt Arlas Stimme dabei besonders ins Gewicht. Vorreiterrolle in der Milchwirtschaft einnehmen und gemeinsam – das Unternehmen und die Eigentümer – an Lösungen zur Verbesserung unserer Klimabilanz arbeiten, die von den Verbrauchern unterstützt werden und die unseren Einfluss bei politischen Akteuren stärken,“ sagt Peter Giørtz-Carlsen.
Von Klimaschutz und Tierwohl bis zu Wasserqualität und Ernährungsrichtlinien – in der Politik werden derzeit sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene neue Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft der kommenden Jahre festgelegt. Der Wettlauf um die Einflussnahme auf die politischen Entscheidungsträger im Bereich der nachhaltigen Lebensmittelproduktion nimmt immer mehr an Fahrt auf. Die Entscheidungen sind hart umkämpft und es gibt zahlreiche konkurrierende Ansichten. Als Genossenschaft befindet sich Arla in dieser Debatte jedoch in einer einzigartigen und wichtigen Position. Politik und Regierungen haben großes Interesse daran, was Arla zu sagen hat.
„Das schafft Vertrauen in unsere Fortschritte bei der Erreichung unseres Klimaziels für 2030, fördert unsere Position gegenüber Verbrauchern, Kunden und anderen Stakeholdergruppen und macht Arla letztendlich zu einem führenden Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit.” Fundierte Entscheidungen sicherstellen
Neben der Arbeit auf EU-Ebene spielen viele gewählte Landwirte eine Schlüsselrolle bei der politischen Einflussnahme auf ihren jeweiligen Märkten.
Um die bestmöglichen Bedingungen für unser Geschäft zu schaffen – sowohl für die Landwirte als auch für das Unternehmen – seien langfristige und gemeinschaftliche Anstrengungen erforderlich, so Peter Giørtz-Carlsen, Executive Vice President von Arlas europäischem Geschäftsbereich und Mitglied der Geschäftsführung:
Zu ihnen zählt auch David Christensen, Landwirt aus der Nähe von Oxford, BoR-Mitglied und Vorsitzender der Policy Advisory Group von Arla in Großbritannien. Diese Gruppe trifft sich regelmäßig und befasst sich vor allem mit den anstehenden Rechtsakten. Viele Jahre lang war der Brexit das vorherrschende Thema. Doch inzwischen ist die Agenda vielfältiger geworden und reicht von Handelspolitik bis hin zu Rechtsvorschriften zur Wasserqualität.
„Die Arbeit unserer Mitglieder in diesem Bereich ist von entscheidender Bedeutung für den Gesamterfolg der politischen Lobbyarbeit. Die Möglichkeit, sowohl die Stimmen unserer Milcherzeuger als auch von Arla als Unternehmen in die Debatte einzubringen, ist eine starke Kombination“, erklärt er. Diese gemeinschaftliche Anstrengung war selten so wichtig wie jetzt.
David Christensen hat die Erfahrung gemacht, dass die Politiker durch die Lobbyarbeit, die er und andere Arla Mitglieder leisten, fundiertere Entscheidungen treffen können.
„Die Farm-to-Fork-Strategie der EU ist ein gutes Beispiel für eine bedeutende Richtlinie, die die Zukunft unserer Branche bestimmen wird – und Arla muss diese mitgestalten. Wir waren in Brüssel und auf unseren Märkten aktiv, um sicherzustellen, dass unsere Stimme bei der Entwicklung dieser Strategie gehört wird. Es ist wichtig, dass wir im Bereich Nachhaltigkeit weiterhin eine
„Selbst in bester Absicht sind Politiker nicht immer in der Lage, vollumfänglich zu verstehen, wie wir arbeiten und wie sich ihre Politik auf uns auswirken wird. Ziel ist es also, die Gesetzgebung effektiver zu gestalten, und zwar so, dass sie uns nicht zu sehr beeinträchtigt“, erklärt er. 25
Kürzlich stellte sie dem schwedischen Landwirtschaftsminister ihren Betrieb vor – aufgrund der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie virtuell über Teams – und führte außerdem Gespräche mit verschiedenen anderen Politikern. Aus erster Hand Einblicke in die Arbeitsabläufe und -bedingungen in einem Betrieb zu erhalten, ist ein effektives Mittel.
Starkes Netzwerk
Auf praktischer Ebene wird das politische Engagement von Arlas Public Affairs Team gesteuert, häufig in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen.
„Wir verfügen über ein extrem starkes Netzwerk, das uns ständig auf dem Laufenden hält und uns hilft, zu beurteilen, wo wir uns am besten einbringen können“, erläutert David Christensen, der oft an Betriebsbesichtigungen mit Politikern und Funktionären teilnimmt.
„Die Politiker können sich ein eigenes Bild von unserer Arbeit machen, beispielsweise im Bereich Tierwohl. Das klappt sehr gut“, meint Inger-Lise Sjöström. Die Verstärkung der schwedischen Bemühungen zeigt auch auf EU-Ebene Wirkung.
„Das ist eine gute Möglichkeit, um die neuesten Erkenntnisse direkt an Funktionäre und Politiker weiterzugeben und um Beziehungen zu knüpfen. Wenn das, was wir uns einfallen lassen haben, sinnvoll ist, dann werden sich die Politiker daran erinnern und unseren Ansichten Beachtung schenken“, ist sich David Christensen sicher.
„Wir können unsere Mitglieder in der EU-Agrarkommission positionieren, sodass sie sich an Debatten über Milch, Fleisch und vielen weiteren Themen beteiligen können. Das macht einen echten Unterschied aus, wenn später darüber abgestimmt wird, wie realistisches und gutes Tierwohl aussieht. Wir lassen nicht zu, dass andere Organisationen in dieser Debatte die Führung übernehmen. Die Arla Landwirte und Arla als Unternehmen handeln jetzt gemeinsam“, so Inger-Lise Sjöström.
Steen Nørgaard Madsen, BoD-Mitglied von Arla und Vorsitzender des dänischen Molkereiverbandes, stimmt dem zu:
„Politiker sind nicht klüger als andere Menschen. Sie brauchen uns, damit wir ihnen die volle Tragweite ihrer Entscheidungen erklären können. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir uns weiter in die politischen Prozesse einbringen“, sagt er.
In Deutschland nahm BoR-Mitglied Marlen Biß im Frühjahr an mehreren Podiumsdiskussionen mit Politikern teil und war auch Gastgeberin eines Betriebsbesuchs für Schleswig-Holsteins Land wirtschaftsminister.
In Bezug auf die EU-Politik arbeitet Arla eng mit dem dänischen Molkereiverband zusammen, der ein Büro in Brüssel unterhält. Der Fokus des Teams liegt auf der Gesetzgebung in Bezug auf den Markt für Milchprodukte sowie auf landwirtschaftlichen Themen wie dem Tierwohl. Zudem hält es sich stets über die politischen Diskussionen in Brüssel auf dem Laufenden.
„Es ist wichtig der Politik zu zeigen, wie wir Landwirte arbeiten und was wir zum Beispiel in Sachen nachhaltige Milchproduktion bereits unternehmen. Um in politische Prozesse und Entscheidungen eingebunden zu werden, müssen wir uns aktiv einbringen und dessen sind wir uns als Molkereigenossenschaft bewusst,“ so Marlen.
„Auf diese Weise stehen wir in engem Kontakt mit den Mitgliedern des Europäischen Parlaments und bleiben über die Vorgänge in der Kommission, im Rat und im Parlament in Bezug auf alle für uns relevanten Angelegenheiten informiert. Dadurch sind wir in der Lage, entsprechende Anträge etwas zu erweitern“, erläutert Steen Nørgaard Madsen.
Ein entscheidender Zeitpunkt
Alle vier Mitglieder sind sich einig, dass das politische Engagement der Arla Landwirte zum jetzigen Zeitpunkt besonders wichtig ist. Denn die gesamte Branche steht aufgrund der Klimadebatte, des Rückgangs der Milchmenge und des verstärkten Fokus auf das Thema Tierwohl vor großen Veränderungen. Steen Nørgaard Madsen erklärt:
Größerer Fokus auf Erfolgsgeschichten in Schweden
In Schweden wurde erst vor kurzem eine Abteilung für den Bereich Public Affairs eingerichtet – mit einer festen Mitarbeiterin, die sich um die politische Interessenvertretung der Arla Landwirte kümmert.
„Der starke Fokus auf Klimaschutz, Nachhaltigkeit und eine ‚Licence to produce‘ ist von entscheidender Bedeutung. Daher müssen wir jetzt versuchen, die politischen Prozesse zu beeinflussen.“ David Christensen stimmt dem zu:
„Das ist wirklich eine sehr gute Maßnahme. Jetzt können wir uns noch mehr darauf konzentrieren, die Politik über unser Unternehmen zu informieren“, so Inger-Lise Sjöström, Arla Landwirtin und BoD-Mitglied.
„Die Bedeutsamkeit kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das politische Engagement unserer Mitglieder könnte entscheidend dafür sein, wie die Branche in einigen Jahren aussehen wird.“
„Das Bewusstsein für die Größe und Bedeutung von Arla als Unternehmen ist gewachsen. Das hat dazu beigetragen, den Weg für andere politische Debatten zu ebnen“, erklärt Inger-Lise Sjöström. 26
David Christensen BoR-Mitglied und Vorsitzender von Arla Foods Regional Advisory
„Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir sowohl die Politiker als auch die Bevölkerung im Allgemeinen erreichen und in den kommenden Jahren für Arla und die Landwirte eintreten. Politiker sind keine Übermenschen. Sie sind sich der vollen Tragweite ihrer Entscheidungen nicht immer bewusst und brauchen unsere Anregungen. Wir müssen also weiter das Gespräch über Gesetzgebung, Klimaschutz und Tierwohl suchen. Solche Bemühungen führen wirklich zum Erfolg.“
Steen Nørgaard Madsen BoD-Mitglied und Vorsitzender des dänischen Molkereiverbandes
„Wir erleben derzeit den größten Umbruch in der Landwirtschaft seit den 1880er Jahren, als die Genossenschaftsbewegung ihren Anfang nahm. Jetzt heißt es handeln. Auf die nächsten Jahre kommt es an. Wir müssen uns auf dem Laufenden halten, uns politisch engagieren und effizient über unsere Maßnahmen informieren – anderenfalls laufen wir Gefahr, den Anschluss zu verlieren und den Prozess nicht mehr beeinflussen zu können.“
Inger-Lise Sjöström BoD-Mitglied
„Als Genossenschaftsmitglieder müssen wir sicherstellen, dass die positiven Dinge, die wir und unser Unternehmen bewirken, weiter im Vordergrund stehen. Wenn über Tierwohl oder Klimaschutz debattiert wird, rücken oft eher die negativen Seiten in den Fokus. Wir müssen dafür sorgen, dass ein besseres Gleichgewicht vorherrscht – sowohl in den politischen Debatten als auch in den Medien.“
Inside Arla ist das Magazin für Arla Landwirte. Es wird in sechs Sprachen veröffentlicht, auf FSC-zertifiziertem, recyceltem Papier gedruckt und ist auch online abrufbar. Herausgeber: Arla Foods amba, Sønderhøj 14, 8260 Viby, DK. Druck: Stibo Complete. Falls Sie keine gedruckte Ausgabe erhalten möchten, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail an: insidearla@arlafoods.com.
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